Wie nennt man Menschen die ihre Gefühle nicht zeigen?

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Wie nennt man Menschen die ihre Gefühle nicht zeigen?
Menschen, die an Alexithymie leiden haben ein Defizit in der Wahrnehmung und Verarbeitung von Emotionen. | Bild: vika33 / Adobe Stock

Wäre es nicht gut, wenn einem der Rüffel vom Chef nicht tagelang zu schaffen machen würde? Oder wenn einen die unverschämte Kundin kalt ließe? Menschen mit Alexithymie (Gefühlsblindheit) haben diesen Vorteil – andererseits aber auch jede Menge Nachteile.  

Wo bleiben die Gefühle?

Angst, Wut, Reue – solche Gefühle plagen uns oft stark und lange. Gab es etwa morgens einen Streit mit dem Partner, quält einen das den ganzen Tag über. Immer wieder muss man gegen die Tränen ankämpfen. Abends kommt man dann mit bangem Herzklopfen nach Hause. Ein dicker Kloß sitzt im Hals. Einem Menschen mit Gefühlsblindheit ist dagegen so etwas eher fremd. Konflikte belasten ihn emotional weniger stark. Er bleibt in solchen Situationen eher gelassen.

Störung von Affektwahrnehmung und -äußerung

Das gilt jedoch nicht nur für die negativen Gefühle, sondern auch für die positiven. Bei gefühlsblinden Menschen bleibt zum Beispiel das große Glücksgefühl aus, wenn es nach dem Streit zur ersehnten Versöhnung kommt. Den Betroffenen fällt es auch schwer, eigene Gefühle zu beschreiben und sie anderen mitzuteilen. Das beinhaltet der Fachbegriff Alexithymie: A = Fehlen, lexis = Wort, thymos = Gefühl. Man spricht auch von emotionalem Analphabetentum. Alexithyme Menschen wirken oft gleichmütig, wenn nicht gar emotionslos oder gefühlskalt. Manche empfinden statt eines Affekts eher eine körperliche Reaktion, zum Beispiel in Form von Anspannung oder Magen-Darm-Beschwerden.

Mangelnde emotionale Kompetenz

Auch mit den Gefühlen anderer Menschen tun sich gefühlsblinde Menschen schwer. Sie können sich schlecht in andere hineinversetzen und angemessen auf deren Gefühlslage reagieren. Auf einen kurzen Nenner gebracht: Es mangelt ihnen an emotionaler Kompetenz. Für Familie, Freunde oder Kollegen kann das frustrierend sein.

Verbreitetes Persönlichkeitsmerkmal – vor allem bei Männern

Es handelt sich bei der Alexithymie nicht um eine Krankheit im eigentlichen Sinne, sondern um ein Persönlichkeitsmerkmal. Auf etwa zehn Prozent der Bevölkerung trifft es zu. Darunter sind mehr Männer, außerdem mehr Menschen mit geringer Bildung. Typisch für die Betroffenen ist des Weiteren, dass sie meist wenig Fantasie und Vorstellungskraft haben. Sie sind stark realitätsbezogen und handlungsorientiert.

Häufige Ursache: Defizite in der Kindheit

Als Ursache für Gefühlsblindheit kommen genetische Veranlagung oder Entwicklungsdefizite in der Kindheit infrage, zum Beispiel wenn eine feste Bezugsperson gefehlt hat. Außerdem können frühe traumatische Erlebnisse zur Gefühlsblindheit führen. Betroffene sind auch anfälliger für verschiedene psychische und psychosomatische Störungen. Quellen: Universität Würzburg; Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf; Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik 

Alexithymie in Kürze

  • Alexithymie = Gefühlsblindheit beschreibt ein Defizit in der Wahrnehmung und Verarbeitung von Emotionen („emotionales Analphabetentum“).
  • Ebenfalls mangelndes Einfühlungsvermögen.
  • Keine Krankheit, sondern ein Persönlichkeitsmerkmal.
  • Betrifft circa zehn Prozent der Bevölkerung, insbesondere Männer.   
  • Ursache: genetische Veranlagung, frühkindliche Entwicklungsdefizite oder traumatische Erlebnisse. 

Letztlich geht es bei der Angst, seine Gefühle zu zeigen, darum, dass wir Angst haben, für unsere Gefühle von anderen abgelehnt zu werden. Wir haben Angst, anderen eine Angriffsfläche zu bieten und uns zu blamieren. Um diese Angst überwinden zu können, müssen wir bei uns selbst und unserer Einstellung zu uns ansetzen.Wir haben nämlich nur Angst, für ein Gefühl abgelehnt zu werden, wenn wir uns selbst für dieses Gefühl ablehnen!

Wenn wir z.B. Angst vor etwas haben, uns selbst dafür verurteilen, dass wir Angst haben, wenn wir uns selbst wegen unserer Angst für ein Weichei oder einen Schwächling halten, dann, und nur dann, haben wir Angst, dass andere auch so negativ über uns denken könnten.

In dem Moment, indem wir uns zugestehen, Angst haben zu dürfen, ohne deshalb ein Weichei zu sein, in dem Moment verlieren wir die Angst, andere könnten uns unsere Angst als Schwäche auslegen und sich darüber lustig machen. Und damit verlieren wir auch unsere Angst, dieses Gefühl zu zeigen. Und wir verlieren die Angst, andere könnten unser wahres - vermeintlich schlechtes Ich entdecken.

Wir müssen uns nicht mehr verbiegen und verstellen. Wir können uns leben und erleben und das macht uns frei. Wenn wir selbst mit unserer Angst annehmen, uns also zugestehen, Angst haben zu dürfen, ohne deshalb ein Schwächling oder ein Weichei zu sein, dann verhindert das natürlich nicht, dass andere sich darüber lustig machen. Wenn dies jedoch geschehen sollte, dann können wir drüber stehen - es macht uns nichts aus.

Kein Mensch ist immer total cool. Jeder hat seine Schwachpunkte, seine Ängste. Denken Sie daran, wenn andere sich über eine Schwäche von Ihnen lustig machen.

Schauen Sie sich die Beiträge zu den Themen Angst vor Ablehnung, Angst vor Kritik und Angst zu versagen an. In diesen finden Sie weitere Anregungen für den Umgang mit der Angst, Ihre Gefühle zu zeigen.

Ich wünsche Ihnen den Mut, Ihre Gefühle mehr zu zeigen. Was Sie dadurch gewinnen können, ist mehr, als das, was Sie verlieren können. Alles Gute.

Wie nennt man jemanden der seine Gefühle nicht zeigt?

Gefühlsblindheit oder Alexithymie ist ein Konzept der psychosomatischen Krankheitslehre. Benutzt werden auch die Bezeichnungen Gefühlskälte, seltener Gefühlslegasthenie oder in der internationalen Literatur Alexithymia.

Wie nennt man Menschen die Gefühlskalt sind?

Alexithymie (auch Gefühlsblindheit oder Gefühlskälte) bedeutet, dass betroffene Frauen und Männer Emotionen nicht lesen, differenzieren oder verarbeiten können. Dadurch fühlt sich für Betroffene alles gleich an. Auf andere Menschen wirkt dies gefühlskalt oder unbeteiligt.

Was passiert wenn man seine Gefühle unterdrückt?

Auf lange Sicht machen unterdrückte Gefühle krank. Das Immunsystem wird schwächer und wir werden anfälliger für Infekte. Darüber hinaus können unterdrückte Gefühle körperliche Stressreaktionen aller Art auslösen: erhöhter Bluthochdruck, Diabetes, Herzerkrankungen, Nierenschäden, Magenprobleme.

Wie erkennt man Alexithymie?

Alexithymie ist keine Krankheit Sie haben Probleme damit, die eigenen Gefühle und auch die anderer wahrzunehmen und zu verbalisieren. In gewissen Situationen, etwa in herausfordernden Jobs, kann es auch von Vorteil sein, einfach rationale Entscheidungen treffen zu können, ohne sich von Gefühlen beeinflussen zu lassen.