Wer hat kekse klaut ist krümminell

Die Familie aus Reinach BL vermisst ihren Hund: Besey Babatongüz (38) mit Sohn Azad (13) und Sohn Adar (11).

Anastasia Mamonova (Text) und Stefan Bohrer (Fotos)

Am Donnerstagabend war die Welt im Hause Babatongüz in Reinach BL noch in Ordnung. Der geliebte Familienhund Ice legte sich wie jeden Abend in sein Körbchen im Garten zum Schlafen hin. Jetzt ist das Bettchen leer. Der sechsjährige Husky wurde in der Nacht auf Freitag gestohlen!

Der Schock bei der Besitzerin, Besey Babatongüz (38) und ihren Söhnen Azad (13) und Adar (11) sitzt tief. «Wir sagen immer, er ist ein Engel und nun ist der Engel nicht mehr bei uns», sagt die Mutter zu Blick.

Der Husky lebt seit 5,5 Jahren bei der Familie. «Er schläft immer draussen. Seine Hundehütte hat einen Windschutz und er fühlt sich in seiner Höhle sehr wohl», sagt die Frau. «Wir wollten einen Familienhund – und Ice haben wir von Anfang an ins Herz geschlossen.»

Auto von Nachbarn wurde in der selben Nacht aufgebrochen

Die Kantonspolizei Basel-Landschaft geht davon aus, dass der Vierbeiner nicht einfach aus dem Garten «ausbrechen» konnte. Eine oder mehrere Personen müssen sich gezielt, via unverschlossenem Tor in den Garten begeben und den Husky samt Leine und Halsband mitgenommen haben. Darum haben sie die Ermittlungen aufgenommen – sogar mit Fahndungsaufruf. Die Behörde hat ein Bild von dem Hund veröffentlicht und bittet um Hinweise aus der Bevölkerung.

In der Nacht, als Ice wegkam, habe die Familie nichts Verdächtiges gehört. Allerdings sei zur selben Zeit auch das Auto ihres Nachbarn aufgebrochen worden, wie sie im Nachhinein erfahren habe. «Die Diebe haben dort aber nichts gefunden. Vielleicht hat Ice sie gehört und lief dann zum Zaun hin, wo ihn die Diebe mitgenommen haben.»

Leider habe der Husky nie gebellt. «So hatten die Diebe wohl ein einfaches Spiel.» Am Freitagmorgen habe sie das offene Gartentor gesehen. Davor sei ausserdem das Diebesgut aus dem Auto des Nachbarn gelegen. Die Unbekannten hatten daran wohl doch kein Interesse.

Hat jemand Ice für die Zucht geklaut?

Es sei nicht das erste Mal, dass in der Gegend Kriminelle am Werk waren. «Vor zwei Monaten wurde bei uns eingebrochen. Vielleicht sind das ja die selben Diebe gewesen», sagt Babatongüz. «Die haben damals gemerkt, dass Ice nicht angibt, wenn jemand Fremdes hier ist.»

Doch warum klaut jemand einen Hund? «Er ist nicht kastriert, es könnte sein, dass ih jemand für die Zucht gestohlen hat.» Ice sei ausserdem ein «sehr wertvoller» Hund. «Da liegt ein guter vierstelliger Betrag drin. Weil das Tier nicht kastriert und reinrassig ist.»

Am Freitag hat die Familie Suchplakate in der Gegend aufgehängt. Sie hoffen, dass ihr Liebling gefunden wird. «Ice hat ein Merkmal auf dem Rücken – ein Herz – man erkennt ihn sehr gut», sagt die Besitzerin. Auf dem Halsband stehe ausserdem der Name und die Telefonnumer der Frau.

Stand: 11.07.2013 10:51 Uhr  | Archiv

Wer hat kekse klaut ist krümminell

Die Brezelmänner mit dem goldenen Leibniz-Keks sind das Wahrzeichen am Bahlsen-Stammhaus in Hannover.

Es ist ein Fall, der die ganze Welt bewegt. Am Stammsitz des Keks-Herstellers Bahlsen in Hannover wird Anfang 2013 ein vergoldeter, rund 20 Kilogramm schwerer Messing-Keks gestohlen. 100 Jahre hing das Wahrzeichen zwischen zwei sogenannten Brezelmännern befestigt an dem Gebäude in der Podbielskistraße. Während die Polizei ermittelt, meldet sich das "Krümelmonster" in einem Erpresserbrief zu Wort, stellt Forderungen an Bahlsen und gibt den Keks gut zwei Wochen später zurück. Eine Chronologie der Ereignisse.

21. Januar 2013: Eine Mitarbeiterin des Keks-Herstellers entdeckt, dass das Firmen-Wahrzeichen nicht mehr an seinem Platz hängt. Das Unternehmen alarmiert die Polizei. Wann genau der goldene Keks aus fünf Metern Höhe abmontiert wurde, ist nicht klar. Möglicherweise blieb der Diebstahl tagelang unentdeckt. Bahlsen setzt eine Belohnung in Höhe von 1.000 Euro zur Ergreifung des Diebs aus.

28. Januar: Die Polizei hat erste Ermittlungsansätze: Zeugen wollen beobachtetet haben, dass sich am Nachmittag des 11. Januar zwei Männer in dunkler Arbeitskleidung an dem goldenen Keks zu schaffen machten. Einer der beiden Männer soll auf einer Leiter gestanden haben.

Wer hat kekse klaut ist krümminell

Das Erpresserschreiben ist mit "Krümelmonster" unterzeichnet.

29. Januar: Bei der Firma Bahlsen und der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" geht ein Erpresserbrief ein. Der Brief enthält ein Foto, auf dem eine Person in einem blauen Krümelmonster-Kostüm in einen großen goldenen Leibniz-Keks beißt. Das Bekennerschreiben selbst ist aus aufgeklebten Buchstaben zusammengesetzt, unterschrieben mit "Krümelmonster". Der Erpresser fordert von Bahlsen, alle Stationen im Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover mit Leibniz-Keksen zu versorgen und die ausgesetzte Belohnung von 1.000 Euro an das Tierheim Krähenwinkel in Langenhagen zu spenden. Andernfalls lande der Keks bei Oskar in der Tonne.

29. Januar: Über den Kurznachrichtendienst Twitter meldet sich das echte Krümelmonster zu Wort: "Me no steal the golden cookie. But me willing to help find real cookie thief!" ("Ich habe den goldenen Keks nicht gestohlen. Aber ich werde helfen, den wahren Keks-Dieb zu finden!") twittert es über den Account der amerikanischen Sesamstraße.

30. Januar: Unternehms-Chef Werner M. Bahlsen will auf die Forderung des Erpressers nicht eingehen. "Wir lassen uns nicht erpressen", sagt er auf einer Pressekonferenz in Hannover. Er appelliert an die Keks-Entführer, das Wahrzeichen der Firma zurückzugeben. Bahlsen geht einen Schritt auf die Keks-Entführer zu und kündigt an, 52.000 Packungen Leibniz Kekse an 52 soziale Einrichtungen zu spenden. Mittlerweile sorgt "Krümelmonsters" Keks-Diebstahl auch in anderen Ländern - vor allem in den USA - für Schlagzeilen.

Wer hat kekse klaut ist krümminell

Der Keks-Klau wird zu einem großen Thema in den sozialen Netzwerken wie Facebook.

31. Januar: Im Internet bewegt die Erpressung die Nutzer sozialer Netzwerke. Bei Facebook entsteht eine eigene Seite zum Fall mit mehr als 1.600 Fans. Ein paar Anhänger fordern jetzt: "Gib den Keks zurück." Die Mehrheit der Facebook- und Twitter-Nutzer schwimmt aber auf der humoristischen Welle mit, die der Keksklau ausgelöst hat. Einige sind der Meinung, dass es sich um eine PR-Aktion von Bahlsen handelt. Das dementiert der Keks-Hersteller allerdings mehrfach.

4. Februar: Nachdem das "Krümelmonster" tagelang nichts von sich hören ließ, taucht ein neuer Brief bei der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" auf. In dem abermals aus Papierschnipseln zusammengesetzten Schreiben kündigt der Erpresser an, den Keks zurückzugeben.

5. Februar: Ein vergoldeter Keks taucht vor der Leibniz Universität Hannover auf. Er hängt der Sachsenross-Statue um den Hals. Der Keks ist echt. Es handelt sich um das tagelang vermisste Original, wie die Polizei nach einer Überprüfung mitteilt.

6. Februar: Der Keks ist zurück. Doch wer der Erpresser war, ist nach wie vor unklar. Die Polizei sucht weiter nach dem "Krümelmonster". "Es sollte nicht vergessen werden, dass es hier um eine bedeutende Straftat geht, um Diebstahl und versuchte Erpressung", sagt Frank Federau, Sprecher des Landeskriminalamtes.

7. Februar: Neue Post vom "Krümelmonster": Bei der "HAZ" geht erneut ein Schreiben ein - darin fordert der Verfasser die Firma Bahlsen auf, die Spende nicht zu vergessen. Außerdem hat er ein "Beweisfoto" beigelegt, dass eine Person im blauen Kostüm unter dem Wahrzeichen am Bahlsen-Stammsitz an der Podbielskistraße zeigt.

7. März: Die Untersuchungen am Bahlsen-Keks sind abgeschlossen. Die Ermittler geben den goldenen Keks zurück an Firmenchef Werner M. Bahlsen.

8. März: Bahlsen startet wie versprochen seine Spendenaktion. Eine Woche lang können sich gemeinnützige Einrichtungen bewerben. Dann sollen 52 ausgelost werden, die jeweils 1.000 Kekspackungen erhalten.

13. März: Den Verkaufszahlen von Bahlsen hat die aufsehenerregende Geschichte alles andere als geschadet. Die Berichterstattung über die skurrile Entführung und Rückgabe des Wahrzeichens soll einen Gegenwert von etwa 1,7 Millionen Euro haben.

14. März: Die Staatsanwaltschaft Hannover lässt zwei Tatvorwürfe gegen die mutmaßlichen Entführer fallen. Es werde nicht mehr wegen Erpressung und Diebstahls ermittelt, weil der Keks ohne vorherige Gegenleistung zurückgegeben wurde.

14. März: Die Empfänger für die 52.000 Packungen Kekse stehen fest. Aus 1.400 Bewerbern wurden 52 gemeinnützigen Institutionen ausgelost. Die Gewinner sind über das ganze Bundesgebiet verteilt, darunter diverse Fördervereine für Schulen und Kindertagesstätten sowie Vereine für Jugendarbeit und Krankenhäuser.

15. März: Der Fernsehsender RTL behauptet, die wahren Diebe des Leibniz-Kekses interviewt zu haben. Gezeigt werden drei in weiße Maleranzüge gehüllte Personen, die ihre Gesichter mit Sturmhaube und Sonnenbrille verdeckt haben.

27. März: Bisher sind 27 Organisationen mit Keksen versorgt. Unter anderem hat die Diakonie Himmelsthür bei Hildesheim 1.000 Pakete mit Schokoladen-Butterkeksen erhalten. Bis nach Ostern will Bahlsen alle Keks-Spenden verteilt haben.

Wer hat kekse klaut ist krümminell

Nach dem Diebstahl kommt der Keks zunächst ins Museum.

19 April: Der berühmte Gold-Keks kommt ins Museum. Er wird vom 26. April an vier Wochen lang im Rahmen einer Ausstellung mit Werken von Bernhard Hoetger im Landesmuseum Hannover gezeigt. Firmengründer Hermann Bahlsen war Mäzen des Künstlers.

07. Mai: Die Staatsanwaltschaft Hannover stellt das Verfahren wegen des Keks-Diebstahls ein, weil ein Täter nicht ermittelt werden konnte.

11. Juli: Der Keks wird wieder am Firmensitz montiert - vorsorglich mit Videoüberwachung.

Geschichte

Wer hat kekse klaut ist krümminell

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Hannover | 21.01.2013 | 17:00 Uhr

Wer hat kekse klaut ist krümminell