Wer definiert was gesund und krank ist

Definition von Gesundheit durch Aaron Antonovsky – Prinzip der Salutogenese

Salutogenese (Kompositum aus lat. salus = gesund und lat. genere = hervorbringen) ist ein positiv geprägtes Bild von Gesundheit. Im Unterschied zur Pathogenese (was macht krank?) stellt die Salutogenese die Frage, was gesund werden lässt.

Der salutogenetische Fokus auf Faktoren, die Gesundheit begünstigen, bringt viele Vorteile.

Beispiel Suchtverhalten. Rauchen wirkt sich verheerend auf die Gesundheit aus. Das ist bekannt. Viele Menschen versuchen, das Rauchen aufzuhören. Und sie scheitern. Aus pathogenetischer Sicht lässt das Rauchen schwere Erkrankungen entstehen. Wer das Rauchen aufgibt, reduziert somit ein Risiko. Und was steigert er, was gewinnt der Mensch, der nicht mehr raucht? Womit fängt er an?

Die Salutogenese blickt hier nicht nur auf die Abwesenheit von Krankheit oder das Wegfallen von Risiko. Salutogenese fragt weiter: Was lässt bei einem Menschen, der das Rauchen aufgibt, neue, stabile Gesundheit entstehen? Hier kommen neben den körperlichen auch psychische und soziale Faktoren ins Spiel. Wenn der Ex-Raucher sich als Gewinner sieht, steht nicht mehr der Verzicht, das Aufhören im Mittelpunkt.

Gesundheit ist aus Sicht der Salutogenese kein statischer Zustand (Homöostase – entweder, oder), sondern ein vom Menschen beeinflussbares, dynamisches Spiel aus Wechselwirkungen (Heterostase – sowohl, als auch). Aaron Antonovsky vergleicht eine gesunde Lebensführung mit dem Verhalten eines Schwimmers, der in den Fluss des Lebens eintaucht und das Schwimmen lernt. Zu diesem Fluss des Lebens zählen natürlich auch alle Unwägbarkeiten des Lebens, die Blessuren, Infekte und Schrammen, sorgenvolle Gedanken, die ein bewegter, belebter Alltag mit sich bringt.


Krankheit ist, wenn Gesundheit weg ist. Gesundheit ist, wenn Krankheit weg ist. Oder? Jedenfalls ist Krankheit leichter zu beschreiben als Gesundheit, meint unser Redner. Dass aber auch unser Verständnis von Krank-Sein sich verändert, beschreibt der Bioethiker Dirk Lanzerath.

Krankheit und Krank-Sein sind eine existenzielle Erfahrung. Sie führt uns unsere Vergänglichkeit vor Augen. Egal, wie fit wir sind – irgendwann werden wir es nicht mehr sein. Und oft wird uns erst, wenn wir krank sind, bewusst, was Gesundheit ist, sagt Bioethiker Dirk Lanzerath.

"Gesundheit wird uns erst bewusst durch Negation. Durch Krankheit wird sie entborgen".

Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert Gesundheit folgendermaßen: "Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen." Eine sehr umfangreiche Definition.

"Was gesund und krank im Allgemeinen bedeutet, darüber zerbricht sich der Mediziner am wenigsten den Kopf".

Es gibt Grenzfälle und Zustände, deren Zuordnung Veränderungen unterworfen sind. Ist lang anhaltende Trauer um einen geliebten Menschen normal – oder krankhaft? Ist ADHS eine Krankheit, ein soziales Phänomen oder ein biologisch-chemisches Problem? Lanzerath beschreibt, wie sich Definitionen entwickelt und verschoben haben. Er kritisiert die zunehmende "Medikalisierung der Lebenswelt" und warnt vor einer Medizin, die zur "Anthropotechnik" wird.

"Der Körper ist weder einfach Person, noch ist er einfach Sache. Er ist es, der mich krank macht. Und gleichzeitig bin ich es, der krank ist".

Der Redner, Dirk Lanzerath, ist Geschäftsführer des Deutschen Referenzzentrums für Ethik in den Biowissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Gehalten hat er seinen Vortrag "Zur Funktion des Krankheitsbegriffs in der medizinischen Ethik" anlässlich des Symposiums "Verständnis(se) von Gesundheit". Geladen hatte die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe "Zukunft der Medizin: Gesundheit für alle" am 28. Januar 2020 an die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Die Aufnahme stammt vom Wissenschaftsportal L.I.S.A. der Gerda-Henkel-Stiftung.

Gesundheit ist nicht nur die Abwesenheit von Krankheit oder Behinderung, sondern vielmehr ein Zustand des vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens.

"Gesundheit" und "Krankheit" bilden die einander gegenüberliegenden Endpunkte eines Kontinuums. Die Position einer Person auf diesem Kontinuum hängt von mehreren Aspekten ab: dem Ausmaß empfundener Schmerzen, der Notwendigkeit präventiver bzw. therapeutischer Maßnahmen, dem Ausmaß der Beeinträchtigung von Lebensaktivitäten und der Prognose (durch einen Experten, z. B. Arzt).

Definition und Abgrenzung von Gesundheit

Es gibt verschiedene Ansätze, die sich darum bemühen, "Gesundheit" und "Krankheit" zu definieren und voneinander abzugrenzen.

Streng naturwissenschaftlich-somatische Sichtweisen stützen sich auf eindeutig objektivierbare Fakten und Größen. Sie orientieren sich an physiologischen und biochemischen Prozessen bzw. anatomischen Strukturveränderungen. Abweichungen von der Norm sind Hinweise auf Krankheit (z. B. Laboruntersuchungen zeigen normabweichende Blutzuckerwerte). Unter Krankheit versteht man die Störung einer oder mehrerer physiologischer Funktionen.

Psychologisch orientierte Gesundheitsdefinition

Psychologisch orientierte Gesundheitsdefinitionen beziehen das subjektive Befinden ausdrücklich mit ein. Aspekte des Erlebens und Verhaltens bzw. psychische Funktionsbeeinträchtigungen rücken bei diesen Ansätzen in den Vordergrund: Gesundheit liegt vor, "wenn das subjektive Empfinden besteht, dass körperliche, geistige und seelische Störungen bzw. Veränderungen fehlen" (Pschyrembel, 2007). Gefühle des Wohlbefindens, Freude am Dasein, Selbstverwirklichung und relativ gute Anpassung sind danach Merkmale von Gesundheit.

Soziologisch orientierte Gesundheitsdefinition

Soziologisch orientierte Definitionsansätze beziehen die von der Gesellschaft an das Individuum und seine Rolle gestellten Leistungserwartungen ein. Ist jemand nicht in der Lage, die Aufgaben, die von seiner gesellschaftlichen Rolle erwartet werden, zu erfüllen, wird er als krank bezeichnet. "Gesundheit kann definiert werden als der Zustand optimaler Leistungsfähigkeit eines Individuums für die wirksame Erfüllung der Rollen und Aufgaben, für die es sozialisiert worden ist." (Parsons, 1967)

Gesundheit und Krankheit lassen sich schließlich auch aus juristischer und sozialversicherungsrechtlicher Sicht betrachten. Als wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen gesund und krank gilt die Arbeits- bzw. Erwerbsfähigkeit. Krankheit bedeutet das Vorhandensein von Störungen, die Krankenpflege und Therapie erfordern und Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit zur Folge haben.

Eine sehr weitgehende Definition wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vertreten. Die WHO legt eine ganzheitliche Sichtweise vom Menschen mit allen seinen körperlichen, geistigen, seelischen und sozialen Funktionen, Lebensäußerungen und -aktivitäten zu Grunde. Gesundheit ist nicht bloß Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen, "sondern der Zustand völligen körperlichen, geistigen, seelischen und sozialen Wohlbefindens". Gesundheit ist Bestandteil des alltäglichen Lebens und der Lebensqualität und eine Bedingung für die soziale, ökonomische und persönliche Entwicklung.

Auf der Basis einer solchen ganzheitlichen Auffassung von Gesundheit steckt die WHO in der Charta von Ottawa den Rahmen für eine umfassende Gesundheitsförderung ab. Gesundheitsförderung umfasst z. B. die Entwicklung einer entsprechenden Politik, die Schaffung gesundheitsdienlicher Lebenswelten (z. B. "gesunde Städte", "gesunde Betriebe", "gesunde Schulen") und die Stärkung persönlicher Kompetenzen. Menschen sollen Veränderungen in ihrem Lebensalltag treffen können, die der Gesundheit förderlich sind.

Auch die seit einigen Jahren in den Gesundheitswissenschaften an Bedeutung gewinnende Salutogenese (s. Bengel u. a. 2001) zielt auf eine Stärkung der Kräfte im Menschen, die seine Gesundheit erhalten bzw. wiederherstellen.

Weitere Informationen:

Wer oder was bestimmt ob wir gesund oder krank sind?

Aber ob wir uns gesund oder krank fühlen, entscheidet nicht nur unser Körper. Es kommt auf das Zusammenwirken von Körper, Seele und sozialem Umfeld an. In der Medizin spricht man vom biopsychosozialen Modell. Zur biologischen Ebene gehört der Körper mit all seinen Organen und Zellen.

Wie definiert die WHO Gesundheit und Krankheit?

Gesundheit gilt laut WHO als ein Gleichgewicht kompletten psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens. Krankheit beschreibt eine Störung des körperlichen oder psychischen Zustands eines Menschen.

Wie formuliert die WHO Gesundheit?

Das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 1946 formulierte Verständnis ist heute weit verbreitet und allgemein anerkannt: „Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen“ .

Wie wird die Krankheit aus medizinischer Sicht definiert?

1 Definition Eine Krankheit bzw. Erkrankung ist eine Störung der normalen physischen oder psychischen Funktionen, die einen Grad erreicht, der die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden eines Lebewesens subjektiv oder objektiv wahrnehmbar negativ beeinflusst.