Wenn die Seele leidet Wege aus der Depression

Freudlosigkeit, Antriebsmangel, Traurigkeit, Schlafstörungen, Erschöpfung, Schmerzen - all das können Symptome einer Depression sein. Viele Menschen sind von dieser schweren Erkrankung betroffen, trotzdem wird nur wenig darüber gesprochen. Hier findet ihr Infos und Anlaufstellen.

Wenn die Seele leidet Wege aus der Depression

Depressionen können den Alltag unerträglich machen, Beziehungen ruinieren und sozial isolieren. Sie sind mittlerweile die Hauptursache für Arbeitsunfähigkeit oder Frührente. Eine Depression ist eine ernstzunehmende Krankheit und die wichtigste Krankheitsursache überhaupt, wenn man den Verlust von gesunden Lebensjahren durch gesundheitliche Einschränkungen beschreibt (nach dem internationalen Indikator YLD - "years lost due to disability").

Depressionen: Nicht immer leicht zu diagnostizieren

Wenn die Seele leidet Wege aus der Depression

Eine Depression zu diagnostizieren, ist nicht immer einfach, denn die Krankheit ist "ein Chamäleon unter den Erkrankungen", so das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Denn mitunter sind zum Beispiel die körperlichen Symptome so dominant, dass der Rückschluss auf eine Depression erschwert wird.

Symptome: Welche Krankheitszeichen begleiten eine Depression?

  • gedrückte Stimmung
  • Interesse- und Freudlosigkeit
  • Antriebslosigkeit, bleierne Müdigkeit
  • Ängste, innere Unruhe
  • geringes Selbstwertgefühl, vermehrte Selbstkritik
  • Konzentrationsprobleme, Grübelneigung, Entschlussunfähigkeit
  • Schuldgefühle
  • Zukunftsangst
  • Schlafstörungen oder erhöhtes Schlafbedürfnis
  • Gefühl "alles wird zu viel"
  • "Gefühl der Gefühllosigkeit", innere Leere
  • Appetitlosigkeit
  • tiefe Verzweiflung, Todesgedanken
  • körperliche Symptome, für die es keine Erklärung gibt (Infos der Deutschen Depressionsliga)


In dem Film "Wie fühlen sich Depressionen an?" sprechen drei Betroffene über ihre Depressionen.

Zitat: Wann spricht man von einer Depression?

"Eine Depression ist eine häufige und schwere Erkrankung. Man spricht - rein formal - von einer Depression, wenn mehrere Krankheitszeichen für mindestens 14 Tage vorliegen."

Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Stiftung Depressionshilfe

Betroffene: Kurt Krömer und Torsten Sträter

Die Komiker Kurt Krömer und Torsten Sträter sprechen über ihre Erkrankung. Beide leiden an Depressionen. Torsten Sträter ist auch Schirmherr der Deutschen Depressionsliga.

Zitat: Torsten Sträter und die Depressionen

"Ich würde mich freuen, wenn mehr Menschen aufstehen und sagen 'ich auch', denn es macht dich ja nicht zum schlechteren Menschen." Torsten Sträter in der Sendung "Hirschhausens Sprechstunde"

Zitat: Depressionen - Stigmatisierung und Vorurteile

Wenn die Seele leidet Wege aus der Depression

"Auch wenn immer häufiger über psychische Gesundheit gesprochen wird, leidet das Thema Depressionen immer noch unter viel Stigmatisierung oder falschen Vorurteilen. Depressionen werden häufig gar nicht als Krankheit ernst genommen." Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim in ihrem Video "Antidepressiva - ja oder nein?"

Selbsttest: Sind Sie von einer Depression betroffen?

Jeder ist mal "mies drauf" oder schlechter Stimmung. Gründe dafür gibt es genug: Ärger im Beruf, Streit mit dem Partner oder der Partnerin, Stress oder nur das schlechte Wetter. Auch wenn das nur normale und vorübergehende Stimmungstiefs sind, spricht man häufig davon, "deprimiert" zu sein. Mit einer Depression im medizinischen Sinn hat das aber nichts zu tun. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe bietet zur ersten Einordnung einen Selbsttest an.

Zahlen: Wie viele Menschen sind von Depressionen betroffen?

Absolute Zahlenangaben zu den Betroffenen schwanken - je nach Quelle: Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO leben weltweit etwa 350 Millionen Menschen, die an Depressionen leiden (vor der Corona-Pandemie). Aber nur jeder vierte Betroffene würde adäquat behandelt. Die Gefahr, im Laufe des Lebens eine behandlungsbedürftige Depression zu entwickeln, liegt bei 16 bis 20 Prozent, meint die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN). Dabei sind Frauen häufiger betroffen als Männer, ältere Menschen häufiger als junge.

Auswirkungen: Depressionen - typisch weiblich? Typisch männlich?

Männer sind hart im Nehmen, tapfer und willensstark, Frauen sanft und empfindsam - so die Stereotypen, die in der Gesellschaft zum Teil noch vorherrschen. Das könnte ein Grund dafür sein, dass Männer sich bei psychischen Problemen seltener Hilfe holen oder nicht darüber sprechen können. Laut einer Studie erleben Männer Depressionen anders: Sie können gereizt sein, zu Aggressionen neigen, zu Alkohol oder Drogen greifen. Auch ist die Zahl der Suizide, Hauptrisikofaktor dafür sind Depressionen, bei ihnen höher als bei Frauen.

Aktuelle Studie: Depressionen bei Beschäftigten

Bei jedem fünften Beschäftigten in Deutschland wurde schon einmal eine Depression diagnostiziert. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Untersuchung der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, bei der 5.283 Personen im September 2021 befragt wurden.

Grafik: Wer fühlt sich von Depressionen betroffen?

Wenn die Seele leidet Wege aus der Depression

Hilfsangebote: Die Arbeitgebenden sind gefragt

Für Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Stiftung Depressionshilfe, sind beim Thema "Depressionen und Job" die Arbeitgebenden gefragt: Ein offener Umgang mit der Erkrankung, Anlaufstellen im Betrieb, Schulungen für Personalverantwortliche und Informationen für alle Mitarbeitenden könnten dazu beitragen, dass Betroffene rasch professionelle Hilfe bekämen.

Fehleinschätzung: Die Rolle der Arbeit

Die Rolle der Arbeit bei der Entstehung einer depressiven Erkrankung wird bei den Befragten überschätzt. Häufig werde Überforderung "als Ursache und nicht als Folge der Depression angesehen", so Hegerl.

Grafik: Ursachen von Depressionen

Wenn die Seele leidet Wege aus der Depression

Ursachen: Wie kann es zu einer Depression kommen?

Experten haben verschiedene Theorien, wie eine Depression entstehen kann. Man vermutet, dass mehrere Faktoren zusammen eine Depression auslösen können. Zu den Faktoren zählen laut der Stiftung Gesundheitswesen:

  • erbliche (genetische) Veranlagungen
  • ein Mangel oder ein Ungleichgewicht bestimmter Botenstoffe wie Serotonin im Gehirn
  • hormonelle Einflüsse 
  • psychische Faktoren, z. B. anhaltender Stress, Einsamkeit oder Überforderung
  • belastende (traumatische) Erlebnisse, z. B. häusliche Gewalt oder Missbrauch
  • Persönlichkeitsfaktoren, z. B. mangelndes Selbstvertrauen 


Welche Rolle der Serotonin-Haushalt dabei spielt, wird seit einigen Jahren kontrovers diskutiert. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2022 kam zum Schluss, dass die Konzentration des Botenstoffs Serotonin im Gehirn mit der Entstehung von Depressionen wenig zu tun hat. Was das für den Einsatz von Antidepressiva bedeutet, könnt ihr hier nachlesen oder hier anschauen.

Corona-Pandemie: Zahl der Depressionen stark gestiegen

Die Fälle von Depressionen und Panikattacken sind im ersten Jahr der Corona-Pandemie weltweit um mehr als ein Viertel angestiegen. Eine in der medizinischen Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlichte Studie vom August 2021 schätzt, dass im Jahr 2020 weltweit 52 Millionen Menschen mehr an einer schweren depressiven Störung litten als es ohne Pandemie der Fall gewesen wäre. Wäre die Pandemie nicht aufgetreten, hätten die Forscher weltweit mit 193 Millionen Fällen von Depression gerechnet. Tatsächlich wurden im vergangenes Jahr 246 Millionen Fälle beobachtet. 

Corona-Pandemie: Psyche von Kindern ist besonders betroffen

Als besondere Verlierer der Pandemie gelten vor allem Kinder und Jugendliche. Ihre Lebensqualität und psychische Gesundheit hat sich in Deutschland im Verlauf der Corona-Pandemie verschlechtert. Dabei sind die Auswirkungen von Schulschließungen in der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen in Deutschland einer neuen Studie zufolge gravierender als bisher angenommen. So würden unter den 16- bis 19-Jährigen fast 500.000 Jugendliche mehr depressive Symptome zeigen als vor der Pandemie, meint Martin Bujard vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB). Das sei eine "erhebliche Größenordnung", auch wenn es sich um Selbsteinschätzungen handele und nicht alle Betroffenen auch "krank geworden" seien.

Wie zeigt der Körper dass die Seele leidet?

Chronische Anspannung, Überforderung, dauernde Angst, Gefühle von Hilflosigkeit und Einsamkeit führen zu unterschiedlichen körperlichen Reaktionen: Sie belasten zum Beispiel den Stoffwechsel, das Immunsystem und die Organe, sie stören den Schlaf und führen zu einer Verkrampfung der Muskulatur.

Was tun wenn die Seele nicht mehr kann?

Tipps zur Selbsthilfe, wenn die Seele nicht mehr kann.
Entspannungsübungen wie Yoga, Autogenes Training, Meditation..
Sport und Bewegung (täglich bei Tageslicht).
Wahrnehmen sozialer Kontakte, um sich auszutauschen..
Beachten einer vollwertigen Ernährung..
Beachten einer ausgegelichenen Work-Life-Balance..

Wie äußert sich eine kranke Seele?

Mögliche Zusatzsymptome: Schlafstörungen, Grübelzwang, Hoffnungslosigkeit, Appetitlosigkeit, Konzentrationsstörungen, niedriges Selbstwertgefühl/Selbstvertrauen, Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle und Suizidgedanken.

Was macht ein depressiver den ganzen Tag?

Der depressive Mensch würde am liebsten den ganzen Tag im Bett verbringen. Er muss sich überwinden, um überhaupt aufzustehen. Aktivitäten, die ihm früher Spaß gemacht haben, kosten ihn immer mehr Mühe und Kraft. Im Haushalt bleiben Sachen einfach liegen, Rechnungen werden nicht/oder nicht rechtzeitig beglichen.