Welcher vater nannte seine ältesten kinder dot und dash

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BS 

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KLEINE  SCHRIFTEN 


VON 


ALFRED    VON    GUTSCHMID. 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


FRANZ    RÜHL, 


VIERTER  BAND. 

SCHRIFTEN  ZUR  GRIECHISCHEN  GESCHICHfE  UND  LITERATUR. 


LEIPZIG, 

DKUCK   UND    VERLAG  VON   B.   G.    TEUBNEK. 

1893. 


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^CHif,  ^che  Änagraphe"  bereits  vor  Jahren  einen 

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lihmten  Abhandhing  durch  die  Einwendungen 
j   Hermes  X  S.  281  ff.)    irgendwie   erschüttert 
,   und   glaube  üruud   zu  der  Meinung  zu  haben, 
umid   auch  au   seinen  anderen  Aufstellungen  fest- 
hat.    Neben    diesen  Untersuchungen    werden,    wie 
.nehmen  darf,  namentlich  die  Mittheilungen  aus  Gut- 
ds  Vorlesungen    freudig   begrUsst  werden.     Ueber    das 
ahreu  bei  der  Herausgabe   ist  an  seinem  Orte  dns  Nö- 
)  gesagt  worden;  ich  «ehe  mich  der  Hoffnung  hin,  dass 
ie  Billigung  '  eurtheÜer  finden  werde.  Wenn 


ÜBERSKTZÜNQSRECHT  VOBBEHAI-TEN, 


I 


Vorwort. 


Wie  bereits  in  der  Vorrede  zum  dritten  Bande  als 
wahrscheinlich  bezeichnet  wurde,  hat  es  sich  als  unmöglich 
herausgestellt,  die  Schriften  Gutschmids  zur  Geschichte  der 
classischen  Völker  und  des  Mittelalters  in  einem  einzigen 
Bande  zu  vereinigen.  Der  bisher  ungedruckte  Stofif  erwies 
sich  als  zu  umfangreich;  es  wird  noch  ein  fünfter  Band, 
etwa  von  der  Stärke  des  vorliegenden,  erforderlich  sein. 
Man  wird  die  Stoffvertheilung  für  diesen  vierten  Band, 
wenn  man  will,  tadeln  können;  es  ist  indessen  zu  berück- 
sichtigen, dass  eine  Anzahl  wichtiger  und  umfangreicher 
Stücke  dem  Herausgeber  früher  unbekannt  oder  unzugäng- 
lich geblieben  waren;  wie  die  Dinge  liegen,  entspricht  die 
Anordnung,  die  der  Zufall  bewirkt  hat,  vielleicht  auch  den 
besonderen  Wünschen  mancher  Käufer,  deren  Interesse  wenig 
über  den  Kreis  der  classischen  Völker  hinausgeht.  Der 
letzte  Band  wird  an  Neuem  namentlich  noch  die  Unter- 
suchungen über  die  Quellen  des  Pompejus  Trogus  zu  bringen 
haben. 

Von  den  „Chronologischen  Untersuchungen  über  die  ältere 
griechische  Geschichte",  welche  diesen  vierten  Band  eröffnen, 
hat  die  „Makedonische  Anagraphe"  bereits  vor  Jahren  einen 
Vorschmack  gegeben.  Ich  glaube  nicht,  dass  die  Ergeb- 
nisse dieser  berühmten  Abhandlung  durch  die  Einwendungen 
von  Pack  (im  Hermes  X  S.  281  fF.)  irgendwie  erschüttert 
worden  sind,  und  glaube  Grund  zu  der  Meinung  zu  haben, 
dass  Gutschmid  auch  an  seinen  anderen  Aufstellungen  fest- 
gehalten hat.  Neben  diesen  Untersuchungen  werden,  wie 
man  annehmen  darf,  namentlich  die  Mittheilungen  aus  Gut- 
schmids Vorlesungen  freudig  begrüsst  werden.  Ueber  das 
Verfahren  bei  der  Herausgabe  ist  an  seinem  Orte  das  Nö- 
thige  gesagt  worden;  ich  gebe  mich  der  Hoffnung  hin,  dass 
es  die  Billigung  competenter  Beurtheiler  finden  werde.  Wenn 


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«      M..    ^     • 


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IV  VORWORT. 

es  gestattet  und  geboten  erschien,  kleine,  auf  der  Hand  lie- 
gende Versehen  und  Flüchtigkeiten  ohne-  Weiteres  zu  ver- 
besserU;  so  hielt  ich  es  unter  allen  Umständen  für  unerlaubt, 
irgend  etwas  zu  ändern,  wenn  auch  nur  der  geringste  Zweifel 
bestehen  konnte,  dass  Gutschmid  wirklich  das  sagen  wollte,  was 
er  geschrieben  hat.  Die  Beurtheiler  und  Benutzer  werden  be- 
rücksichtigen müssen,  dass  die  letzte  Hand  des  Verfassers  fehlt. 
Wie  ich  diesen  zu  kennen  glaube,  würde  er  freilich  selbst  bei 
einer  Ausarbeitung  für  den  Druck  zwar  Manches  erweitert, 
aber  wenig  eigentlich  geändert  haben.  Das  gilt,  wie  es 
scheint,  auch  von  den  Vorlesungen  über  Josephos,  für  deren 
Ueberlassung  zu  den  Zwecken  dieser  Sammlung  die  Leser 
mit  mir  Herrn  Professor  Niese  dankbar  sein  werden.  In 
Bezug  auf  diese  habe  ich  noch  einige  nachträgliche  Bemer- 
kungen zu  machen.  Der  zweite  Theil  des  Hefts  nämlich  — 
es  ist  schwer  zu  sagen,  von  wo  an  —  ist,  wie  sich  aus  der 
angeführten  Literatur  ergiebt,  später  geschrieben,  als  der 
erste,  in  Königsberg  oder  Jena,  Ende  1875  oder  Anfang 
1876;  für  ihn  fehlte  aber  leider  das  Correctiv  des  Hefts  des 
Herrn  Dr.  Ritter,  denn  dieses  schliesst  mit  dem  sechzehnten 
Capitel.  Die  Collation  ferner,  welche  Gutschmid  benutzte 
und  in  deren  Besitz  zu  gelangen  mir  unmöglich  war,  war, 
wie  sich  später  herausstellte,  nicht  die  Originalcollation 
Rohdes,  sondern  eine  Abschrift  derselben.  Rohde,  der  mich 
über  diesen  Sachverhalt  aufklärte,  hat  mir  dann  seine  Col- 
lation selbst  mit  grosser  Liebenswürdigkeit  zur  Verfügung 
gestellt,  und  sjf  hat  mir  wesentliche  Dienste  geleistet.  Leider 
konnte  ich  sie  erst  vom  27.  Bogen  ab  benutzen.  Eine  Ver- 
gleichung  der  beiden  Collationen  ergab,  trotz  einzelner  Dif- 
ferenzen, die  grosse  Zuverlässigkeit  der  Angaben  von  Niese. 
Vielleicht  ist  es  gestattet,  darauf  aufmerksam  zu  machen, 
dass  die  Art,  wie  Gutschmid  hier  zum  Josephos  spricht,  an 
manchen  Stellen  erst  das  volle  Vcr^tändniss  für  die  wirk- 
liche Bedeutung  der  Textesbesser un^^en  erschliesst,  welche  er 
in  dem  ersten  Bande  von  Schönes  Eusebios  vorgetragen  hat. 
Die  Bemerkungen  über  die  Inschriften  Nebukadnezars  würde 
Gutschmid  natürlich  heute  nicht  in  der  Form  gemacht  haben, 


VORWORT.  V 

in  der  sie  jetzt  gedruckt  vorliegen.  Sie  zu  unterdrücken  aber 
ging  doch  um  des  Zusammenhanges  willen,  in  dem  sie 
stehen,  nicht  wohl  an,  und  wie  gerechtfertigt  sie  zu  ihrer 
Zeit  waren,  lehrt  ein  Vergleich  der  damals  vorliegenden 
Uebersetzungen  mit  denen  von  Flemming  und  Winckler. 

Der  Aufsatz  über  die  Heidelberger  Handschrift  der  Pa- 
radoxographen  ist  mit  gütiger  Zustimmung  des  ersten  Heraus- 
gebers wieder  abgedruckt  worden;  Zangemeister  hatte  auch 
die  Liebenswürdigkeit,  eine  Correctur  zu  lesen.  Die  hand- 
schriftliche Sammlung  der  Parallelstellen  zu  den  Paradoxo- 
graphen,  scheinbar  druckfertig,  habe  ich  nach  mancherlei 
Ueberlegungen  doch  geglaubt,  unterdrücken  zu  sollen.  Es 
ging  nicht  wohl  an,  sie  in  der  Gestalt  zu  veröffentlichen, 
wie  sie  vorlag.  Den  Grundstock  bildeten  natürlich  die  Samm- 
lungen früherer  Herausgeber;  Gutschmid  hatte  dieses  Mate- 
rial nachgeprüft  und  nicht  unbeträchtlich  aus  Eigenem  er- 
weitert; seine  Sammlungen  hätten  aber,  um  den  Druck  zu 
verdienen,  noch  einer  erheblichen  Vervollständigung  bedurft, 
und  was  dann  schliesslich  herausgekommen  wäre,  wäre  viel- 
leicht recht  nützlich,  jedenfalls  aber  keine  Arbeit  von  Gut- 
schmid gewesen.  Aehnliches  gilt  von  einigen  anderen  Auf- 
sätzen, die  mir  vorgelegen  haben. 

Die  Herausgabe  dieses  Bandes  hat,  wie  nicht  anders  zu 
erwarten  war,  erheblich  mehr  Mühe  gemacht,  als  die  der 
früheren;  eine  grosse  Menge  von  Schreibfehlern,  namentlich 
in  den  Ziffern,  sind  durch  Vergleichung  der  Originalquellen 
verbessert  worden.  Dass  keiner  übersehen  worden  sei,  möchte 
ich  nicht  behaupten;  alle  Gitate  nachzuschlagen,  würde  das 
Maass  von  Geduld  übersteigen,  das  mir  zu  Gebote  steht. 

Ich  wiederhole  die  Bitte  um  Mittheilungen  über  allfall- 
siges  ungedrucktes  Material  und  anonyme  Aufsätze,  die  mir 
entgangen  sein  könnten.  Ausdrücklich  glaube  ich  bemerken  zu 
sollen,  dass  mir  von  Gutschmids  Studien  über  das  Methodius- 
Buch  absolut  Nichts  zu  Gesicht  gekommen  ist  und  alle  meine 
Bemühungen  darum  bis  jetzt  vergeblich  gewesen  sind. 

Königsberg,  7.  Januar  1893. 

Franz  Rflhl. 


Inhaltsverzeichniss. 

Seito 

I.    Chronologische  Untersuchungen  über  die  ältere  griechische 

Geschichte 1 

(Üngedruckt.) 

II.    üeber  Deimlings  „Leleger" 80 

(Jahrbücher  für  classische  Philologie  1864.) 
III.   Die  Geschichtsüberlieferung  über  das  Perikleische  Zeitalter      9tS 
(Allgemeine  Zeitung  1880.) 

lY.    üeber  die  Beinamen  der  hellenistischen  Könige 107 

(üngedruckt.) 

V.    üeber  MüUenhoffs  deutsche  Alterthumskunde 122 

(Literarisches  Centralblatt  1871.) 

VI.    Skylax  von  Karyanda 139 

(Bheinisches  Miiseom  1853.) 

VII.    Index  fontium  Herodoti 146 

(Ungedruckt.) 

I.  "Chffig  zs  xal  yvcofirj  %al  latogirj 145 

II.    Ava^'^fiata  xal  za(pal  xal  aXXa  ^vrjfioovva 148 

III,  1.    X^rjOficiv  avXXoyai 157 

III,  2.    Xf^riGfiol  TLaxoc  fiavtiq'Ca 158 

IV,  1.  'H  dia  y(^cc(p7is  nagäSoaig 163 

IV,  2.   *if  dia  atofiatog  naqddocig 167 

Appendix.     Oekonomie  des  Herodotischen  Werks    ....     183 

VIII.   Zu  Pseudo-Xenophon  de  republica  Atheniensium 188 

(Rheinisches  Museum  1876.) 

IX.   Das  Zeitalter  des  Babrios 194 

(Jahrbücher  für  classische  Philologie  1863.) 

X.    De  tempore,  quo  scripserit  Dionysius  Periegetes 196 

(Philologus  1856.) 
XI.    Recensionen  und  Anzeigen  zur  griechischen  Geschichte  und 

Literatur 197 

1.  Bursian,  Quaestionum  Euboicarum  capita  selecta  .    .     197 
(Neue  Jahrbücher  für  Philologie  und  Pädagogik  1857.) 

2.  Schöne,   Untersuchungen  über  das  Leben  der  Sappho    203 
(Literarisches  Centralblatt  1866.) 


INHALTSVERZEICHNISS.  VII 

Seite 

3.  Holzapfel,  Untersuchungen  über  die  Darstellung  der 
griecliisclien  Gescliichte  von  489—413  v.  Chr 205 

(Literarisches  Centralblatt  1880.) 

4.  Schäfer,    Abriss   der  Quellenkunde    der   griechischen 
Geschichte 210 

(Jahrbücher  für  classische  Philologie  1867.) 
6.   Wölfflin,   Antiochos  Ton  Syrakns  und  Coelius  Anti- 

pater 212 

(Literarisches  Centralblatt  1872.) 

6.  Müller,  De  Xenophontis  historiae  Graecae  parte  priore  216 

(Literarisches  Centralblatt  1856.) 

7.  Hug,  Aeneas  von  Stymphalos 218 

(Literarisches  Centralblatt  1880.) 

XJL   Die  Sibyllinischen  Bücher 222 

(üngedruckt.) 

Prooemium 222 

Lib.  I 223 

Lib.  II !........  226 

Lib.  III 226 

Lib.  IV 236 

Lib.  V 239 

Lib.  VI 247 

Lib.  VII 247 

Lib.  VIII 249 

Lib.  XI 253 

Lib.  XII 269 

Lib.  XIII 265 

Lib.  XIV 270 

Reihenfolge  der  Bücher 278 

XIII.  Aus  Vorlesungen  über  die  Geschichte  der  griechischen  Hi- 
storiographie    279 

(üngedruckt.) 

1.  Einleitung 279 

2.  Pherekydes 298 

3.  XanthOB 307 

4.  Die  Schriftstellerei  des  Hellanikos 316 

5.  Kritias 326 

6.  Charakteristik  des  Xenophon 328 

XIV.  Vorlesungen  über  Josephos'  Bücher  gegen  Apion     ....  336 

(üngedruckt.) 

1.  Einleitung 336 

2.  Commentar 384 

Cap.  I 385 

Cap.  II 387 


Vm  INHALTSVERZEICHNISS. 

Seite 

Cap.  III 392 

Cap.  IV 396 

Cap.  V 396 

Cap.  VI 397 

Cap.  VII 898 

Cap.  VIII 401 

Cap.  IX 408 

Cap.  X 410 

Cap.  XI 411 

Cap.  XII 413 

Cap.  XIII 417 

Cap.  XIV 419 

Cap.  XV 442 

Cap.  XVI 468 

Cap.  XVII 462 

Cap.  XVIIt 470 

Cap.  XIX 490 

Cap.  XX 523 

Cap.  XXI 542 

Cap.  XXII 556 

XV.    Die  Heidelberger  Handschrift  der  Paradozographen    .    .    .  590 
(Neue  Heidelberger  Jahrbücher  1891.) 

Begißter 604 

Verzeichniss  der  kritisch  und  exegetisch  behandelten  und  emen- 

dirten  Stellen 626 


1. 

Chronologisehe  Untersaclmiigeii  ttber  die  ältere 

grieehisehe  Gfesehichte.*) 

I. 

In  dem  Athenischen  Eönigsverzeichnisse  der  Excerpta 
Latino-barbara;  das  Brandis  mit  Recht  für  das  alterth^m- 
lichste  der  uns  erhaltenen  erklärt^  hat  derselbe  richtig  die 

*)  [Von  dieser  Abhandlung  ist  ein  Bruchstück  unter  dem  Titel 
^die  makedonische  Anagraphe'  gedruckt  in  der  ^Symbola  philologorum 
Bonnensium  in  honorem  Friderici  Bitschelii  collecta.  Lipsiae  in  aedi- 
buB  B.  G.  Teubneri  1864'  S.  101-134.  Gutschmid  hat  dort  auf  der 
Kückseite  des  Separattitels  S.  102  Folgendes  drucken  lassen:  „Die  Un- 
möglichkeit, in  der  ich  mich  wegen  des  Eintritts  in  einen  neuen  Wir- 
kungskreis befinde,  rechtzeitig  eine  selbständige  Arbeit  zu  liefern, 
andrerseits  der  Wunsch,  bei  dieser  Gelegenheit  nicht  fem  bleiben  zu 
müssen,  haben  mich  bestimmt,  den  obigen  Abschnitt  aus  einer  unvoll- 
endeten Schrift  über  die  griechischen  'Avaygatpcii  auszuheben,  und  ich 
behalte  mir  Tor,  denselben  beim  Erscheinen  des  ganzen  Werkes  wieder 
abdrucken  zu  lassen.'*  Dieses  Werk  ist  indessen  nie  vollendet  worden; 
die  hier  zum  ersten  Male  zum  Abdruck  gebrachte  Abhandlung  ist 
Alles,  was  der  Verfasser  davon  ausgeführt  hat.  Sie  liegt  in  sauberster 
Reinschrift,  vollkommen  druckfertig,  vor.  Es  scheint,  als  wäre  sie  ur- 
sprüngli<?h  auch  nicht  auf  eine  weitere  Ausdehnung  angelegt  gewesen  und  - 
dem  Verfasser  erst  später  der  Gedanke  gekommen,  sie  als  Theil  einer 
umfassenderen  Forschung  zu  verwerthen.  Es  war  nur  natürlich,  dass 
die  Aushebung  eines  einzelnen  Abschnitts  ein  paar  stilistische  Verände- 
rungen im  Eingange  erforderlich  machte;  davon  wird  an  der  gehörigen 
Stelle  Nachricht  gegeben  werden.  Der  ''makedonischen  Anagraphe'  hat 
Gutschmid  in  der  'Symbola'  S.  103  folgende  Einleitung  vorangeschickt: 
„Zwei  werthvolle  Ergebnisse  sind  durch  J.  Brandis'  Untersuchungen  über 
die  älteste  griechische  Zeitrechnung^)  sicher  gestellt  worden,  dass  die 
von  den  späteren  Chronographen  erhaltenen  Königslisten  griechischer 

1)  Jo.  Brandis,  De  temporum  Graecorum  antiquissimomm  ratio- 
nibus,  Bonn  1857.  4. 

V.  Gutschmid,  Kleine  Schriften.   IV.  1 


2  CHBONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

ausgefallene  neunjährige  Regierung  des  Eranaos  ergänzt, 
und  ebenso  richtig  die  füufzehn  Jahre  des  Äeschylos  und  zehn 
des  Alkmeon  als  eine  Interpolation  für  23  -f~  ^  betrachtet,  wie 
die  constante  Ueberlieferung  hat  (der  Fehler  ist  durch  einen 
Kanon  entstanden,  in  welchem  der  Name  des  Alkmeon  acht 
Jahre  zu  hoch  hinaufgeschoben  war);  im  Uebrigen  aber  hat 
er  die  Zahlen  unverändert  gelassen,  ohne  sich  im  Geringsten 
um  den  Widerspruch  der  überlieferten  Summen  zu  bekümmern, 
und  hat^  nachdem  er  dem  Menestheus  und  Thersippos  andere 
Regierungsjahre  gegeben,  die  so  gewonnene  Liste  dem  von 
Africanus  gegebenen  Anfangsjahre  angepasst.  Dieses  Ver- 
fahren kann  nicht  gutgeheissen  werden.  Die  Liste  der 
Excerpta  ist  aus  derselben  Quelle  übersetzt,  die  Malala  vor 
sich  hatte,  und  dieser  nennt  ausdrücklich  den  Africanus  als 
Gewährsmann;  darin  mit  Routh  eine  Lüge  des  Malala  zu 
sehen,  ist  wunderlich:  als  ob  nicht  Africanus  zwei  verschiedene 
Listen  hätte  mittheilen  können,  so  gut  Eusebios  das  mehr 

Staaten  ihrem  Kerne  nach  auf  alte  ofBcielle  Aufzeichnaogen  zurückgehen, 
und  dasB  ihnen  für  den  yorgeschichtlichen  Zeitraum  die  Rechnung  nach 
Menschenaltern  za  Grunde  liegt.  Eine  von  diesem  als  richtig  erkannten 
Gesichtspunkte  ausgehende  methodische  Prüfung  der  überlieferten 
Zahlen  und  Namen,  deren  unerlässliche  Vorbedingung  freilich  eine, 
mehrentheils  trockene  und  dornige  kritische  Sichtung  der  Listen  der 
Chronographen  sein  muas,  kann  nicht  ermangeln,  Frucht  zu  tragen, 
nicht  für  Zeitrechnung  allein. 

„Um  dies  an  einem  Beispiele  nachzuweisen,  wähle  ich  das  make- 
donische EOnigsYerzeichniss  ans,  welches,  später  als  alle  anderen,  in 
einer  Zeit  beginnt,  in  welcher  die  übrigen  griechischen  Staaten  bereits 
aus  dem  geschichtlichen  Halbdunkel  in  das  Zeitalter  gleichzeitiger 
Aufzeichnungen^)  eingetreten  sind." 

Die  Seitenzahlen  des  ersten  Druckes  der  „makedonischen  Ana- 
graphe*^  sind  am  Bande  vermerkt  worden;  die  Numerirung  der  An- 
merkungen beizubehalten  war  unmöglich.  Die  ausführliche  Bespre- 
chung, welche  Gutschmid  der  Abhandlung  von  Brandis  gewidmet  hat, 

ist  im  1.  Bande  dieser  Sammlung  S.  638  ff.  wieder  abgedruckt  worden. 
F.  R.] 

1)  „Hinsichtlich  des  Alters  dieser  *AvayQaq>ai  sei  mir  ein  Hinweis 
auf  das  gestattet,  was  ich  an  die  Brandis'sche  Schrift  anknüpfend  in 
den  Jahrbüchern  für  classische  Philologie  1861  S.20ff.  [Bandl  S.  538  ff. 
dieser  Sammlung]  in  Kürze  auseinandergesetzt  habe/* 


ÖEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.  3 

als  einmal  gethan  hat!  Nun  stellt  Malala  (mit  seinen  Aus- 
schreibern  Joannes  von  Antiocliien  und  Kedrenos)  in  erwünsch- 
tester Weise  die  zwei  eben  genannten  Verbesserungen,  die 
Gesammtsumme  von  492  Jahren  von  Eekrops  bis  Kodros 
und  von  907  Jahren  bis  Eryxias,  endlich  das  Ausgangsjahr 
1590  y.  Gh.  sicher;  wenn  nämlich  der  Antiochier  Joannes  de;i 
Kekrops  in  das  206.  Jahr  von  Ogyges  setzt,  die  Excerpta  in 
das  208.  Jahr  vom  Exodus  der  Israeliten,  Malala  zwischen 
Ogjges  und  Eekrops  270,  Eedrenos  rund  200  Jahre  angiebt, 
80  lässt  sich  mit  Leichtigkeit  zeigen,  dass  205  volle,  206  an- 
gefangene Jahre  zu  Grunde  liegen,  welche  von  1795,  dem 
Africanischen  Datum  für  Moses  sowohl  als  Ogyges,  abgezogen 
das  obige  Jahr  ergeben:  bei  Malala  ist  6o'  Schreibfehler  für 
ös'f  der  Barbarus  las  Itst^  o'  xal  OTctoi  für  ixrp  und  über- 
setzte entsprechend.  In  der  ersten  Periode,  die  492  Jahre 
umfassen  soll,  ergeben  die  einzelnen  Posten  summirt  501 
und  nach  Ergänzung  des  Eranaos  510  Jahre,  also  18  zu  viel. 
Die  Jahre  der  Eonige  Eekrops,  Theseus,  Aegeus  und  der 
letzten  von  Demophon  an  sind  wenigstens  in  den  Zehnem 
alle  anderweitig  bestätigt  Die  Jahre  der  Eönige  von  Am- 
phiktyon  bis  Pandion  II.  sind  im  Vergleich  zu  den  übrigen 
Yerzeichi^issen  verschoben,  so  dass  die  25  Jahre,  die  in 
diesen  Pandion  IT.  hat,  in  Wegfall  kommen,  dafür  aber  eine 
Stelle  für  Amphiktyon  frei  wird,  der  hier  40  Jahre  erhalten 
hat.  Die  fünf  folgenden  Ziffern  sind  wiederum  sicher  ge- 
stellt; der  Fehler  kann  also  nur  in  der  Zahl  des  Amphiktyon 
oder  in  der  des  Menestheus  stecken,  dessen  19  Jahre  auch 
nicht  von  andrer  Seite  bestätigt  werden,  oder  in  beiden  zu- 
gleich. Der  mittelste  Fall  ist  factisch  unmöglich,  der  erste*) 
würde  die  paläographisch  unmögliche  Aenderung  von  XL  in 
XXII  bedingen,  es  bleibt  also  nur  die  dritte  Möglichkeit: 
wir  haben  dem  Menestheus  nach  Anleitung  der  am  Nächsten 
verwandten  Liste  des  XQovoyQaq)stov  6vvxo(iov  29  statt  19 
Jahre  zuzutheilen;  für  Amphiktyon  bleiben  dann  XU  für 
XL  Jahre,  was  eine  ganz  leichte  Aenderung  ist:  so  erhalten 


*)  [Im  Manuacript  steht  „dritte**.    F.  R.] 

l 


4  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

wir  für  diesen  die  von  Apollodoros  bezeugte  Zahl,  also  eine 
erfreuliche  Gewähr  für  den  ächten  Ursprung  der  Liste.  In 
dem  Verzeichnisse  der  Medontiden  ist  Thersippos  an  der 
richtigen  Stelle  ausgefallen-,  dafür  steht  hinter  Ägamestor 
^Thersippus  ann.  XXIII.  Aeschjlus  ann  . . .'  Da  Malala  dem 
Aeschylos  21  Jahre  giebt  statt  der  richtigen  23,  so  lässt  sich 
der  Text  durch  eine  Umstellung  wiederherstellen:  06Q6L7t7tog 
ixTl  %a  '  Aiöxvkog  hrj  xy\  So  sind  auch  hier  die  Einzel- 
posten in  Einklang  mit  der  Gesammtsumme  von  814 — 492 
Jahren  bis  zur  ersten  Olympiade.  Für  die  letzte  Periode 
bis  Kreon  hat  Brandis  den  Text  der  Excerpta  wieder  her- 
gestellt: Malala  hat  dem  Eryxias  zwölf  statt  zehn  Jahre  ge- 
geben^ weil  die  zwei  dem  Aeschylos  entfremdeten  Jahre 
wieder  eingebracht  werden  mussten.  Nach  dieser  Berechnung 
fällt  das  letzte  Jahr  des  Menestheus  in  das  Jahr  1216  v.  Gh., 
das  erste  des  Demophon  in  1215,  somit  keines  von  beiden 
in  eine  bekannte  Troische  Epoche;  zu  passender  Stunde  kommt 
hier  das  Fragment  des  Lysimachos  (fr.  20  bei  Müller  III  p.  340) 
zu  Hilfe,  Troia  sei  genommen  worden  ^rjiioipcivtog  ^A%^rivYi6i 
ßaöLXsvovTog  itovg  rsxccQtov  ©aQyrjXicivog  töta^evov  dcods" 
xtttri.  Demophons  viertes  Jahr  ist  nach  den  Excerpta  das 
Jahr  1212;  in  dieses  Jahr  aber  setzte,  wie  wir  durch  den 
verbesserten  Text  der  Scholien  zum  Apollonios  von  Rhodos 
erfahren  haben,  Dikäarchos  die  Einnahme  von  Troia.  Wir 
haben  also  in  der  Liste  der  Excerpte  dieselbe,  die  dem  Lysi- 
machos vorlag,  einem  alexandrinischen  Historiker,  dessen 
Noötoi  ein  vielgebrauchtes  Buch  gewesen  zu  sein  scheinen. 
Wichtiger  noch  ist  das  Resultat,  das  sich,  ohne  dass  irgend 
eine  künstliche  Präparirung  nöthig  gewesen  wäre,  von 
selbst  aus  einer  einfachen  Betrachtung  der  Liste  ergiebt. 
Die  beiden  ersten  zehnjährigen  Archonten  waren  Brüder  des 
letzten  Königs  Alkmeon;  erst  mit  Eleidikos,  dem  Sohne  des 
Aesimides,  ward,  wie  Clinton  zum  Jahre  732  aus  Paus.I,  3,3 
nachgewiesen  hat,  die  Erblichkeit  abgeschafiFt:  die  letzten 
zehnjährigen  Archonten  sind  erst  aus  der  Gesammtheit  der 
Eodriden,  dann  aus  der  Gesammtheit  des  Adels,  durch  Wahl 
ernannt   worden.     Ist   also    wirklich,   wie   ich   mit  Brandis 


UEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.  5 

annehme,  die  Generationsberechnung  die  Basis  der  ächten 
Listen,  so  muss  sie  mit  Eleidikos  einen  Abschluss  gemacht 
haben,  da  die  Beschränkung  der  Herrscher  mif  Zeit  im 
Jahre  752  mitten  in  eine  Generation  fallt,  sich  also  zum 
Endpunkt  nicht  eignet.  ^  Was  antwortet  darauf  das  vorliegende 
Verzeichniss  ?  Es  zählt  von  Eekrops  bis  Menestheus  11  Kö- 
nige oder  10  yevscci  in  375  Jahren,  von  Demophon  bis  Thy- 
moites  4  Könige  oder  3  ysveav  in  59  Jahren,  zusammen  fQr 
das  Erechthidenhaus  15  Könige  oder  13  yevaai  in  434  Jahren; 
sodann  von  Melanthos  bis  Kodros  2  Könige  oder  ebensoviel 
yBveaC  in  58  Jahren,  von  Medon  bis  Kleidikos  16  Könige 
oder  14  ysveaC  in  375  Jahren,  zusammen  für  die  Melanthiden 
18  Könige  oder  16  yavsaC  in  433  Jahren:  Summa  Summarum 
für  die  Königszeit  33  Könige  oder  29  yBvaaC  in  867  Jahren. 
Auf  die  harmonische  Gliederung  der  ganzen  Liste,  die  in  zwei 
gleiche  Hauptabschnitte  und  jeder  derselben  wieder  in  zwei 
sich  entsprechende  Unterabtheilungen  zerfällt,  ist  es  nicht 
nöthig  erst  besonders  aufmerksam  zu  machen;  aber  auch 
die  Vertheilung  der  yevsal  ist  planmässig:  für  die  Erech- 
thiden  ist  die  Herodoteische  yavBa  von  337,  Jahren  zu 
Grunde  gelegt,  die  58  Jahre  des  Melanthos  und  Kodros  sind 
aus  dem  Ansätze  der  yBvaa  zu  30  Jahren  abstrahirt,  die 
Jahre  der  Kodriden  entsprechen  genau  15  yavsatg  zu  25  Jah- 
ren, indem  die  zehn  Jahre  des  Kleidikos  nicht  als  volle  yavBci 
angesehen  wurden.  Wir  sehen  also  hier  eine  Abnahme  der 
Generationenlänge  durchgeführt,  in  üebereinstimmung  mit 
der  herrschenden  Ansicht  von  der  Abnahme  der  Lebensdauer. 
So  ein  Ebenmass  wie  die  Liste  der  Excerpta  bietet  keine 
andre  von  den  Chronographen  erhaltene  dar,  aber  doch  ähn- 
liche beabsichtigte  Symmetrien  genug.  So  gross  die  Ab- 
weichungen im  Einzelnen  sind,  die  58  Jahre  des  Melanthos 
und  Kodros  und  die  20  des  Medon  sind  überall  beibehalten 
worden,  waren  also  höchstwahrscheinlich  in  der  Tradition 
begründet;  dagegen  sind  in  den  meisten  übrigen  Listen  die 
59  Jahre  zwischen  Demophon  und  Melanthos  in  54  verkürzt 
worden,  was  offenbar  mit  der  Heraufrückung  der  Einnahme 
von  Troia  in  das  vorletzte  Jahr  des  Menestheus  zusammen- 


6  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

hängt:  kam  diese  um  fOnf  Jahre  hoher  und  wurden  daf&r 
dem  ganzen  Zeitraum  fünf  Jahre  abgezogen,  so  blieb  der 
Zwischenraum  bis  zum  Regierungsantritte  des  Melanthos  der- 
selbe. Erwägt  man  nun,  dass  die  78  Jahre  der  drei  ersten 
Könige  des  neuen  Stammes  von  Allen  respectirt  worden  sind 
und  dass  an  Medons  Regierung  sich  die  ionische  Wanderung 
knüpft,  so  wird  kaum  ein  Zweifel  übrig  bleiben,  dass  es 
über  den  Zwischenraum  zwischen  Troias  Fall  und  dem  Zuge 
der  lonier  nach  Asien  eine  alte  Tradition  gab,  an  der  man 
nicht  zu  rütteln  wagte;  und  zwar  gab  diese,  wie  man  aus 
der  Marmorchronik  sieht,  132  Jahre  an,  d.  i.  4  yevsal  zu 
33  Jahren.  Es  ist  charakteristisch,  dass  kein  einziges  Ver- 
zeichniss  den  Eratosthenischen  Zwischenraum  von  140  Jahren 
giebt,  sondern  dass  die  Listen,  welche  auf  die  Aera  des 
Jahres  1183  gestellt  sind,  sich  begnügen,  die  ionische  Wan- 
derung unter  Akastos  zu  setzen;  dies  ist  freilich  albern  genug, 
aber. ein  kostbarer  Beweis,  dass  die  Alexandriner  diese  Listen 
ganz  unbehelligt  gelassen  haben,  dass  sie  vielmehr  von  den 
christlichen  Chronographen  so  erhalten  worden  sind,  wie  sie 
von  den  Atthidenschreibern  überliefert  waren:  diese  werden 
auch  die  erdichtete  Chronologie  der  Erechthiden*  auf  dem 
Gewissen  haben.  ^)  —  Am  Nächsten  kommt  der  Liste  der 
Excerpta  die  der  Marmorchronik.  Dass  diese  von  Eekrops 
bis  Menestheus  mit  Eusebios  stimmt,  hat  Böckh  nachge- 
wiesen; für  die  Zeit  von  Demophon  bis  Thymoites,  meint 
er,  lägen  die  59  Jahre  der  Excerpta  zu  Grunde,  und  verwirft 
die  Ansicht  von  Palmerius,  dass  die  Worte  ßaöckBvovtog 
^A&fivcjv  Mev66d'B(og  tQSLöxaiSsxcctov  hovg  epoch.  28*)  nichts 
als  fehlerhafte  Wiederholung  aus  epoch.  23  seien,  als  zu 
kühn,  hält  daher,  das  nothwendige  Midovrog  wiederher- 
stellend, doch  das  13.  Jahr  für  gesichert.  Allein  die  Jahr- 
summe, die  sich  dann  für  Medons  Nachfolger  ergiebt,  lässt 
sich  nur  durch  eine  Auswahl  aus  verschiedenen  Quellen  ge- 
winnen, und  auch  da  triffb  noch  nicht  Alles  zu;   denn  die 

*)  [Im  ManuBcript  steht  23.    F.  R.] 

1)  Man  möchte  besonders  an  Demon  denken,  gegen  den  Philocho- 
ros  seine  Atthis  schrieb. 


ÜEBER  DIE  AELTEBE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.  7 

40  Jahre  Agamestors  beruhen  nur  auf  einem  Versehen  Sea- 
ligers  im  griechischen  Eusebios.  Folgt  man  dem  Palmerius, 
so  hat  man  den  grossen  Yortheil,  sich  auch  hier  wiederum 
nur  an  eine  einzige  Quelle  halten  zu  dürfen,  nämlich  an 
SynkelloS;  der  für  die  ältere  Zeit  mit  geringen  Variationen 
die  Liste  des  Eusebios  wiedergab,  also  gerade  wie'  die 
Marmorchronik.  Nach  den  Ansätzen  der  Letzteren  sind  von 
einem  Ereignisse  unter  Pherekles  bis  auf  den  Anfang  des 
Aeschylos,  der  einstimmig  zwei  Jahre  vor  Olymp.  1  gesetzt 
wird,  117  Jahre,  also  müssen  die  Begierungen  des  Pherekles, 
Ariphron,  Thespieus  und  Agamestor  mindestens  so  viel  Jahre 
umfasst  haben:  sämmtliche  Listen  geben  weniger,  die  ver- 
langte Summe  erhält  man  nur,  wenn  man  mit  Synkellos  und 
Eusebios  dem  Pherekles  19  Jahre  und  seinen  drei  Nachfolgern 
die  von  Synkellos  an  zweiter  Stelle  mit  xatä  dh  ^Aq>Qi7iav6v 
oder  xaxa  d\  aXXovg  eingeführten  31,  40  und  27  Jahre  zu- 
theilt.  Also  ist  das  Jahr  631  ss  895  v.  Ch.  im  Marmor  das 
erste  des  Pherekles.  Vom  Ende  des  Medon  bis  dahin  sind 
nach  der  Parischen  Chronik  höchstens  181  Jahre:  wiederum 
geben  alle  Listen  ein  paar  Jahre  mehr,  ausgenommen  die 
des  Synkellos,  welche  den  Königen  von  Akastos  bis  Diogne- 
tos  180  Jahre  giebt«  Also  ist  nach  der  Chronik  das  erste 
Jahr  des  Akastos  =  1076  v,  Ch.  und  die  ionische  Wande- 
rung 1077  fällt  in  das  19.  Jahr  des  Medon,  also  in  sein  vor- 
letztes, wie  Troias  Fall  in  das  vorletzte  des  Menestheus:  es 
darf  wohl  sicher  angenommen  werden,  dass  die  gleichmässige 
Stellung  beider  Ereignisse  zu  den  Jahren  der  attischen 
Könige  hergebrachte  Annahme  war  und  dass  die,  welche 
Troias  Fall  in  das  letzte  Jahr  des  Menestheus  setzten,  auch 
die  ionische  Wanderung  dem  letzten  des  Medon  zugewiesen 
haben  werden.  Rechnen  wir  weiter,  so  fällt  der  Anfang  des 
Melanthos  in  das  Jahr  1153,  und  für  die  Zeit  bis  dahin 
vom  ersten  Jahre  des  Demophon  bleiben,  wie  bei  Eusebios, 
54  Jahre.  Die  Zeitrechnung  von  Aeschylos  bis  Kreon  hat 
Böckh  überzeugend  festgestellt;  nur  wird  es  erlaubt  sein, 
das  eine  aus  der  Zeit  des  zehnjährigen  Archontats  auszu* 
merzende  Jahr  nach  Anleitung  des  Pausanias  dem  Kleidikos 


8  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

statt  dem  Hippomenes  abzuziehen.  Werfen  wir  nun  einen 
Blick  auf  das  Ganze,  so  finden  wir,  dass  den  Erecbthiden 
429  und  den  Melanthiden  bis  Eleidikos  ebenfalls  429  Jahre 
gegeben  sind,  also  dieselbe  Symmetrie,  wie  in  den  Excerpten, 
nur  dass  im  Ganzen  neun  Jahre  abgezogen  worden  sind,  fünf 
von  dem  Zeitraum  von  Demophon  bis  Thymoites,  eins  beim 
Eleidikos,  drei  von  der  Dauer  der  Melanthiden  bis  Alkmeon, 
die  durch  diese  Aenderung  auf  gerade  400  Jahre  gebracht 
worden  ist.  Bei  den  Erecbthiden  ist  das  Yerhältniss  der 
ysvBai  zu  den  Jahren  genau  wie  1  :  33.  Bei  den  übrigen 
Listen  drängen  sich  zweierlei  Bemerkungen  auf:  1)  die  runden 
Zahlen  oder  die  eine  Generationsrechnung  enthaltenden  sind 
nie  ganz  rein  gegeben,  sondern  meistens  ist  ein  Einer  abge- 
zogen oder  zugelegt,  z.B.  401  statt  400,  374  statt  375,  449  statt 
450,  und  es  ist  kein  Grund,  in  diesen  Fällen  eine  Verfälschung 
anzunehmen;  2)  die  in  den  beiden  ältesten  Chronologien  der 
Excerpta  und  der  Marmorchronik  für  bestimmte  Zeiträume 
angegebenen  Summen  von  375  und  400  Jahren  kehren 
wieder,  aber  auf  Zeiträume  von  grosserem  Umfange  über- 
tragen: somit  hat  hier  eine  absichtliche  Verkürzung  statt- 
gefunden. Die  Rechnung  des  Eusebios  liegt  nicht  rein  vor, 
weil  er  den  Zeitraum  zwischen  Troias  Zerstörung  nach 
Eratosthenes  und  der  ersten  Olympiade  um  zwei  Jahre  ver- 
kürzt hat:  er  giebt  im  Kanon  von  Eekrops  bis  mit  Mene- 
stheus,  in  dessen  letztes  Jahr  er,  im  Einklang  mit  einigen 
Atthidenschreibern,  Troias  Fall  setzt,  375,  von  Demophon 
bis  Thymoites  54  Jahre,  also  genau  wie  die  Marmorchronik, 
den  Melanthiden  bis  Alkmeon  giebt  er  374  Jahre;  im  ersten 
Theile  des  Chroniken  giebt  er  für  dieselbe  Periode  nur 
370  Jahre  (die  in  allen  einzelnen  Posten  sicher  stehen),  be- 
hält aber  für  die  Hauptintervalle  die  Bestimmungen  bei,  die 
nur  auf  seinen  Eanon  passen,  wahrscheinlich  also  von  ihm 
interpolirt  sind.  Die  ächte  attische  Zeitrechnung  der  An- 
hänger der  Eratosthenischen  Aera  hat  uns  ein  locus  concla- 
matus  des  Clemens  von  Alexandrien  erhalten,  bei  dem  es 
Strom.  I,  21  p.  402  Pott,  heisat:  Eiol  da  of  aito  KdxQOTtog 
lilv   inl  ^Aki^avÖQOv   xov   Maxedova   0wdyov6Lv   itrj   %ikia 


t 

I 


ÜEBER  DIE  AELTERE  GEIECHISCHE  GESCHICHTE.  9 

OKtaxoöia  süxotfi  oxtci^  dno  dl  ^rnno^pmvtOQ  %ikia  Sucxoöta 
TCBvtrixovxa.  Im  Folgenden  werden  zahlreiche  Rechnungen 
angefahrt;  *  die  alle  das  Archontat  des  Euänetos  (335/334) 
zum  Endpunkt  haben,  unter  dem  Alexander  nach  Asien  über- 
setzte; dasselbe  Endjahr  wird  auch  hier  gemeint  und  nach 
griechischer  Weise  mitzuzählen  sein.  Die  Ansätze  2162  für 
Eekrops  und  1584  für  Demophon  sind  so  unerhört,  dass 
Niemand  sie  ernsthaft  in  Schutz  nehmen  wird.  Der  Vor- 
schlag, Ogyges  für  Eekrops  und  Eekrops  für  Demophon  zu 
setzen,  verurtheilt  sich  durch  seine  Willkür  von  selbst:  es 
fragt  sich  nur,  ob  die  ganzen  Zahlen  umzustellen  oder  ob 
Zehner  und  Einer  jede  an  ihrer  Stelle  zu  lassen  sind;  xCXia 
vor  oxtaxoöia  ist  auf  jeden  Fall  zu  streichen;  war  die  Um- 
stellung einmal  vor  sich  gegangen,  so  war  dieser  Zusatz 
nothwendige  Folge  derselben.  Im  ersteren  Falle  beträgt  das 
Intervall  zwischen  Eekrops  und  Demophon,  dessen  Name  den 
Fall  Troias  bezeichnen  soll,  422,  im  zweiten  378  Jahre. 
Ersteres  ist  unerhört,  letzteres  das  wohlbekannte  der  Excerpta 
barbara:  also  ist  entsprechend  zu  verbessern,  so  dass  Eekrops 
in  1562/1561,  Demophon  in  1184/1183  zu  stehen  kommt. 
Dieses  Jahr  muss  das  vierte  des  Demophon  sein,  da  für  die 
Zeit  vom  ersten  des  Eekrops  bis  zum  ersten  des  Demophon 
375  Jahre  feststehen.  Für  die  Zeit  vom  ersten  Jahre  Demo- 
phons bis  zum  ersten  des  Melanthos  muss  das  Intervall 
dasselbe  wie  das  der  Excerpta  barbara  gewesen  sein,  59  Jahre ; 
so  fällt  der  Anfang  der  Melanthiden  in  1128  und  für  diese 
bis  zum  Anfang  des  zehnjährigen  Archontats  bleiben  375  Jahre, 
also  genau  so  viel,  wie  der  Zeitraum  von  Eekrops  bis  Demo- 
phon betrug.  Dieselben  375  Jahre  hatten  wir  schon  in  den 
Excerpta  gefunden,  aber  als  Summe  für  den  Zeitraum  von 
Medon  bis  Eleidikos.  Die  Rechnung  des  Eusebios  ist  wesent* 
lieh  dieselbe  wie  die  der  Quelle  des  Clemens;  nur  setzt  er 
Troias  Fall  in  das  letzte  Jahr  des  Menestheus  und  verkürzt 
den  Zeitraum  bis  auf  Melanthos  in  der  herkömmlichen  Weise. 
Also  hätte  er  Eekrops  in  das  Jahr  1558  setzen  sollen, 
welches  Synkellos  (für  seine  eigne  Liste  freilich  sehr  mit 
Unrecht)  als  Anfangsjahr  giebt,  er  hat  aber  die  Eratosthenische 


10        CHRONOLOGISCHE  UNTBRSÜC BUNGEN 

Rechnang  verstümmelt;  dass  500  Jahre  von  Demophon  bis 
Kreon  der  von  den  Alexandrinern  angenommene  Ausatz  waren^ 
ist  einleuchtend y  und  derselbe  mochte  für  die  geringe  Ab- 
weichung ihrer  spartanischen  Fasten  von  den  älteren  des 
Sosibios  massgebend  gewesen  sein.  Was  die  zweite  Liste 
des  Africanus  betrififfc^  der  er  selbst  den  Vorzug  gegeben  zu 
haben  scheint,  so  wissen  wir  nur,  dass  er  den  Eekrops  in 
das  Jahr  1606  setzte,  Troias  Fall  nicht  ganz  400  Jahre 
später,  und  dass  er  den  letzten  Melanthiden  theils  dieselben, 
theils  fast  dieselben  Jahre  zuschrieb  wie  die  Excerpta  barbara. 
EUernach  lässt  sich  ermessen,  dass  das  XQovoyQaq)6tov  fSvino- 
fiov,  welches  den  Erechthiden  449,  den  Melanthiden  401  Jahre 
zuschreibt^),  im  Wesentlichen  die  Chronologie  des  Africanus 
wiedergegeben  hat.  Es  zerlegt  die  449  Jahre,  welche  Eastor 
angegeben  hatte,  in  375  -f-  74,  allein,  die  20  Jahre,  die 
Oxyntes  gegen  die  anderen  Listen  mehr  hat,  sind  dem  Ee- 
krops abgezogen  worden,  gegen  alle  übrigen  Angaben:  hebt 
man  diese  Uebertragung  auf,  so  erhält  man  die  auf  Africa- 
nus passende  Eintheilung  der  449  Jahre  in  395  bis  Demo- 
phon und  54  bis  Melanthos.  Eastor  giebt  an  einer  anderen 
Stelle  450  statt  449  Jahre,  was  offenbar  das  Ursprüngliche 
ist:  die  15  Erechthiden  erhalten  dadurch  jeder  30  Jahre,  also 
haben  wir  hier  die  so  häufige  Gleichsetzung  der  Regierung 
und  der  yevsa,  Vindiciren  wir  die  Summe  von  450  Jahren 
dem  Africanus,  so  bleiben  für  die  Melanthiden  403  Jahre, 
also  genau  so  viel  wie  die  Excerpta  geben.  Die  Differenz  von 
einem  Jahre  gegen  die  Liste  des  XQOvoyQatpslov  wird,  da  die 
54  Jahre  von  Demophon  bis  Melanthos  in  den  älteren  Listen 
feststanden,  in  der  so  schon  stark  veränderten  Jahrsumme  von 
Eekrops  bis  Demophon  zu  suchen  und  die  *fast  400  Jahre' 
für  Africanus  werden  auf  396  Jahre  zu  präcisiren  sein. 
Er  wird  wie  die  Marmorchronik  Troias  Fall  in  das  vorletzte 
Jahr  des  Menestheus  gesetzt  haben,   also  in  das  Jahr  1212, 

1)  Es  ist  eine  Jahrsumme  (die  21  Jahre  des  Eodros)  nnd  ein 
Name  (des  Med  od)  ausgefallen;  die  Ergänzung  Koga^  [Itij  xa'  *  Midcov] 
itrj  %  kann  nicht  zweifelhaft  sein.  [Vgl.  Gntschmid  zu  Schönes  Euse- 
bios  I  App.  p.  87.    P.  R.] 


UEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.  H 

dieselbe  Epoche^  die  der  Rechnung  der  Excerpta  za  Grunde 
liegt:  Demophon  fiel  nach  Africanus  in  das  Jahr  1210,  Me- 
lanthos  in  1156^  Gharops  in  753;  Kreon  in  683.  Eastor  hat^  wie 
immer,  dreist  und  ungeschickt  geneuert.  Er  gab  den  Königen 
von  Medon  bis  Alkmeon  209  (schreibe  309)  Jahre;  die  be- 
treffende Liste  ist  wahrscheinlich  Eins  mit  der  des  Synkellos, 
in  der  die  Summe  299  Jahre  ist:  aber  Alkmeon  hat  gegen 
alle  Tradition  14  Jahre  erhalten,  gewiss  statt  ursprüng- 
licher 24.  Kodros  und  sein  Vater  Melanthos  hatten  auch 
bei  Kastor  58  Jahre,  also  die  Melanthiden  bis  Alkmeon  367, 
bis  Kleidikos  397  oder  396  Jahre.  Kastor  setzt  Troias  Fall 
in  1194/1193  und  hat  daher  in  dem  Erechthidenverzeichniss, 
welches  das  XQovoyQaq)stov  övvtofiov  aufbewahrt  hat,  dem 
Oxyntes  31  statt  11  Jahre  gegeben,  und  für  die  vortroische  Zeit 
die  ältere  Bestimmung  von  375  oder  376  Jahren  zu  gewinnen 
gewusst.  Es  leuchtet  ein,  dass  nur  er  an  dieser  Verfälschung 
der  Intervalle  Schuld  ist,  und  dass  in  seiner  Quelle  die 
396  Jahre  von  Kekrops  bis  Menestheus  den  396  Jahren  von 
Melanthos  bis  Kleidikos  entsprechen  sollten.  Eine  ähnliche 
Bewandtniss  hat  es  auch  mit  der  Liste  des  Synkellos.  Wenn 
er  von  1558  ausgehend  mit  Kreon  ins  Jahr  702  kommt, 
so  liegt  es  auf  der  Hand,  dass  ein  Missverständniss  des  By- 
zantiners vorliegt,  der  das  alexandrinische  Datum  fQr  Kekrops 
mit  einer  Liste  verband,  die  auf  ein  ganz  anderes  Anfangs- 
jahr gestellt  war.  Er  giebt  den  Erechthiden  mit  Eusebios 
429  Jahre  und  setzt  wie  dieser  Troias  Fall  in  das  letzte 
Jahr  des  Menestheus,  stellt  aber  die  Regierungsjahre  des 
Menestheus  und  Demophon  um,  wodurch  der  Zeitraum  von 
Kekrops  bis  Menestheus  auf  386,  der  von  Demophon  bis 
Thymoites  auf  43  Jahre  gebracht  wird :  wahrscheinlich  sind 
die  101  Jahre  Zwischenraum  von  Demophon  bis  Melanthos 
beabsichtigt.  Mit  den  299  Jahren  der  Konige  von  Medon 
bis  Alkmeon  zusammen  geben  sie  400  Jahre:  also  eine  neue 
Verwendung  des  LitervallS;  welches  wir  in  der  Marmorchronik 
für  die  Zeit  von  Melanthos  bis  Alkmeon  gefunden  hatten. 
Von  Melanthos  bis  Kleidikos  sind  nach  Synkellos  386  Jahre, 
also  genau  so  viel,  wie  von  Kekrops  bis  Demophon.    Es  ist 


12  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

dieselbe  Symmetrie,  der  wir  schon  so  oft  begegnet  sind:  der 
Urheber  der  Synkellischen  Liste  scheint  ein  Anhänger  des 
juste  milien  gewesen  zu  sein  and  zwischen  den  vorgefundenen 
Zahlen  375  und  396  die  Mitte  gezogen  zu  haben.  Bei  aller 
Willkür,  die  in  den  zuletzt  besprochenen  Listen  zu  Tage 
liegt,  ist  es  doch  lehrreich  zu  sehen,  erstens  wie  spät  sich 
noch  das  Bewusstsein  einer  symmetrischen  Gliederung  der 
attischen  Eonigsliste  erhalten  hat,  zweitens  dass,  während 
die  Melanthidenliste  immer  mehr  modificirt  wird,  doch  die 
Summe  der  Jahre  der  Erechthiden  unabänderlich  ein  Multi- 
plicat  der  zu  Grunde  liegenden  13  oder  15  ysvsai  ausdrückt, 
die  bald  zu  33^8,  bald  zu  33,  bald  zu  30  Jahren  veran- 
schlagt sind,  nämlich  434,  429,  450  Jahre.  Dass  dieses  Yer- 
hältniss  auch  von  den  spätesten  Chronographen  festgehalten 
wird,  ist,  denke  ich,  ein  starkes  Argument  zu  Gunsten  der 
Ansicht  von  Brandis  von  der  Entstehung  dieser  Liste. 

IL 

In  dem  Verzeichnisse  der  Korinthischen  Könige  bei 
Diodor  fehlen  30  Jahre,  die  man  sonst  durch  die  Notiz  des 
Didymos  zu  ergänzen  pflegte,  dass  Aletes  erst  30  Jahre 
nach  der  Heraklidenwanderung  Korinth  in  Besitz  genommen 
habe.  Bursian  hat  dagegen  in  Jahns  Jahrbüchern  LXXY  S.31 
mit  Recht  eingewandt,  dass  dies  mit  den  Worten  Diodors 
unverträglich  sei,  und  mit  Hilfe  des  Pausanias,  der  fünf  He- 
rakliden  und  fünf  Bakchiaden  bis  Telestes  zählt,  den  Ausfall 
einer  30jährigen  Regierung  unter  den  Bakchiaden  nachge- 
wiesen; so  ergab  sich  ihm  zugleich  für  die  räthselhafte 
Angabe  Strabons,  die  Bakchiaden  hätten  beinahe  200  Jahre 
regiert,  die  sichere  Verbesserung  ^300',  indem  dann  von  König 
Bakchis  bis  Kypselos  299  Jahre  herauskommen.  Brandis 
billigt  wunderlicherweise  S.  23  diese  Emendation,  verwirft 
aber  die  Annahme,  auf  welche  sie  doch  einzig  basirt,  als 
unnöthig,  da  aus  Diodor  nicht  bestimmt  hervorgehe,  dass 
er  den  Aletes  zum  unmittelbaren  Zeitgenossen  der  Herakliden- 
wanderung gemacht  habe.  Ich  frage  aber,  wie  soll  man  aus 
den  Worten  einen  anderen  Sinn  herausbringen  können?  ^Ol 


ÜEBER  DIE  AELTEHE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.  ]  3 

xoivvv  ^HQaxXstdm  —  lauten  dieselben  —  xatä  vrjv  diaiQBOLV 
i^aiQstov  7coii]0dii€voi^  triv  KoQtv^Cav  xal  rrjv  xavxrig  itkri- 
6l6%(dqov  duTtsiitIfavTO  xgbg  xov  ^Akrixviv^  TtccQadidovxsg  avxS 
xiiv  7CQ0€i^fi£vriv  xdgavf  Diodor  kann  mit  diesen  Worten 
doch  unmöglich  gemeint  haben,  dass  die  Herakliden  30  Jahre 
auf  den  Aletes  gewartet  hätten!  Ganz  ebenso  unzweideutig 
sind  die  Worte  des  Paus.  11,4,4:  *!^AiJnyff  de  avtog  ts  xal 
ol  aTCoyovov  ßaöiXsvovöiv  ig  (ilv  Bcix^LV  rui;  IJQov^vidog 
iid  ysvaag  itivxe^  a^o  xovtov  dl  oi  Bax%iSai  xakovfiSvoL 
nivxs  aXXag  yevsäg  ig  Tskiöxr^v  xov  '^pttfrodijftoi;/  Dass 
Bakchis  doppelt  gezählt  worden  sein  sollte,  einmal  als  fünfter 
Heraklide  und  dann  noch  einmal  als  erster  Bakchiade,  wäre 
eine  ungereimte  Annahme:  vielmehr  ist  beidemal  der  letzte 
König  genannt,  dort  Bakchis,  hier  Telestes,  und  wir  haben 
zehn  Generationen.  Brandis'  Einwand,  wir  wüssten  nicht,  ob 
nicht  die  drei  Regierungen  des  Agelas,  Eudemos,  Aristo- 
medes  vier  Generationen  ausgefüllt  hätten,  ist  nichtig:  nach 
Aletes,  sagt  Diodor,  habe  immer  der  älteste  seiner  Nach- 
kommen geherrscht;  da  nun  von  einer  Verdrängung  des  Te- 
lestes  durch  seinen  Vormund  Agemon  berichtet  wird,  so  liegt 
auf  der  Hand,  dass  dies  nicht  von  einem  Seniorat,  sondern 
so  zu  verstehen  ist,  dass  immer  der  älteste  Sohn  auf  den 
Vater  folgte.  Wir  haben  also  ein  Zeugniss,  dass  die  Könige 
von  Aletes  bis  Aristomedes,  von  welchem  an  die  Unter- 
brechung der  Linearsuccession  ausdrücklich  gemeldet  wird, 
jeder  einer  Generation  entsprechen.  Bursian  hat  somit  voll- 
kommen Recht.  ^)  Ja,  es  lässt  sich  wahrscheinlich  sogar 
noch  nachweisen,  wo  die  Lücke  liegt  und  wie  sie  auszufüllen 

1)  Seine  Verbesserung  der  Straboniscben  Stelle  lässt  sieb  noch 
eleganter  fassen,  wodurch  sie  zugleich  höhere  Sicherheit  erhült:  erinnert 
man  sich  der  Nachricht,  dass  die  Bakchiadenoligarchie  aus  200  Fa- 
milienhäuptem  bestand,  so  wird  man  fOr  die  Worte  dta^oaia  ixri  is%b- 
Sov  ZI  mit  Bestimmtheit  herstellen  dürfen  *  ot  Ba%%ia8oii  tvQUvvriaav' 
Tcs,  Jtlovaioi  med  noXXol  xal  yivog  Xccfingoly  [Sia%6atoi]  ixrj  axsdov 
t'  natsaxov  xr^v  aQ%t\v^,  dianQCtoi  war  eines  der  in  Strabons  Texte  so 
zahlreichen  Glosseme,  zn  noXXol,  und  mnsste,  war  es  einmal  unter  die 
Worte  des  Schriftstellers  gerathen,  diese  so  verwirren,  wie  wir  sie 
jetzt  lesen. 


14  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

i»t.  Der  Vater  des  Telestes  heisst  in  sämmtlichen  Listen 
der  Chronographen  ^Agiötoin^drig  ^  auch  bei  Hieronymus,  wo 
Scaligers  Conjectur  Aristodemus  keine  handschriftliche  Ge- 
währ hat;  Pausanias  aber  sagt  Tekiötijg  b  'j^Qi^todTJfuw. 
Ist  dafür  o^y^Qiötoiii^dovs  herzustellen?  Gewiss  nicht,  wir 
haben  vielmehr  hier  den  Namen  des  vermissten  Königs  und 
könnten  den  Text  wo  nicht  Diodors,  so  doch  seiner  Quelle 
in  dieser  Weise-  wiederherstellen  ^'jQiötofii^di^g  s'  xal  X'  [xal 
^j^Qtötodaiiog^)  A'].  ovtog  dh  tsksvti^öag  aTtiXcitsv  vVov  Tb- 
ksatriv.^  Was  nun  die  Stelle  des  Didymos  anbetrifft,  so  hat 
Brandis  mit  Früheren  übersehen,  dass  der  Scholiast  zum 
Pindar,  dem  wir  das  Gitat  verdanken,  ausdrücklich  die  An- 
nahme, dass  Aletes  mit  den  übrigen  Herakliden  zugleich 
gekommen  sei,  als  die  herrschende  giebt,  die  des  Didymos 
als  eine  Ausnahme  (zu  Ol.  XIII,  17):  *!^AiJriys  yag  riyricato 
rijg  aitoixCag  xmv  'HgaTcXsi^däv^  or£  oC  ^HgaTcXsldat  xaxriB<fav 
Big  nBkoxovvijöov  ^  xal  avrog  Big  Sv  xmv  ^HQaxXBiSmv  ^v 
yccQ  ^IiCTtoxov  xov  OvXavxog  xov  ^Avxl6%ov  xov  'Hgaxkiovg, 
Ovxog  ixQdxijöB  KoqCv^ov*  dioJtBQ  Jtatdag  bIxbv  ^AXr^xov  xovg 
KoQivd'LOvg.  diövyLog  8i  {prjöt  xov  ^Akrj^viv  (irj  olxiörijfv 
xf^g  KoQLvd'ov  yByovivai^  aXXä  ßaöikia  Ixbl  xgiccxoöxä  (iBxä 
xi}v  xmv  JmQiiiov  Sipt^iv/  Dads  die  erstere  Tradition  die 
ächte  ist,  lehrt  schon  ein  Blick  auf  den  Stammbaum  der 
Herakliden,  in  dem  Aletes,  nicht  sein  Vater  Hippotes,  Zeit* 
genösse  des  Temenos,  Eresphontes  und  Aristodemos  ist: 

„      ,,         rHyllos      — Kleodäos—Aristomachos— Temenos. 
I  Antiochos  —  Phylas    —  Hippotes         —  Aletes. 

Glinton  F.  H.  I  p.  130  hat  darauf  aufmerksam  gemacht, 
dass  die  ausführliche  Erzählung  des  Eonon,  nach  welcher 
Hippotes  wegen  eines  Mordes  von  den  Herakliden  verbannt 
ward  und  auf  seinen  Irrfahrten  den  Sohn  erzeugte,  den  er 
deshalb  Aletes  nannte,  in  vollem  Einklänge  mit  der  Angabe 


1)  So  nach  der  Analogie  von  EvÖatiog^  welches  dem  Diodor  ans 
EuaebioB  für  das  Synkellische  Evdrjiiog  zurückzuerstatten  ist.  Auch 
Endomos  im  armenischen  Kanon  lässt  sich  in  der  armenischen  Schrift 
mit  Leichtigkeit  auf  Eudamos  zurückführen,  nicht  aber  auf  EudSmos. 


ÜEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCÜE  GESCHICHTE.         15 

des  Didymos  ist.  Diese  selbe  Erzählung  offenbart  aber  auch 
den  Grund  der  HerabrOckung  des  Aletes,  die  man  durch 
Ausmerzung  des  mit'  seinem  Vorgänger  fast  gleichnamigen 
Königs  Aristodamos  bewerkstelligte:  die  Sage  knüpfte  das 
Vordringen  der  Dorier  über  Megara  und  die  Selbstopferung 
des  Eodros  an  die  Besitznahme  Eorinths  und  den  Namen 
des  Aletes.  Nun  aber  setzte^  wie  gezeigt  worden  ist,  die 
attische  Tradition  ausnahmlos  den  Tod  des  Kodros  113  Jahre 
nach  Troias  Einnahme,  also  nach  Abzug  der  in  der  dorischen 
Tradition  ebenso  fest  stehenden  80  Jahre  von  Troias  Fall 
bis  zur  Heraklidenwanderung  33  Jahre  nach  der  Besitznahme 
Eorinths  durch  Aletes.  Dieser  Widerspruch  ward  gehoben, 
wenn  man  den  Anfang  des  Aletes  um  30  Jahre  herabrückte. 
Gleichzeitig  scheint  die  Tradition  einige  Modificationen  er- 
litten zu  haben:  die  ursprüngliche  wird  einfacher  dahin  ge- 
lautet haben,  dass  Aletes  selbst  verbannt  ward  und  wegen 
seines  Umherirrens  den  Namen  erhielt.^)  Auch  ist  eine 
Generation  zwischen  Herakles  und  Aletes  eingeschaltet  wor- 
den; man  sieht  dies  aus  Vellejus  1, 3f  3,  der  den  ^Aletes, 
sextus  ab  Hercule,  Hippotis  filius'  nennt.  Unter  den  von 
den  Chronographen  aufbewahrten  Listen  giebt  nur  die  von 
Synkellos  p.  339.  349  f.  gegebene  im  Wesentlichen  die  Rech- 
nung des  Didymos  wieder;  die  einzelnen  Zahlen  ergeben 
zusammen  ganz  richtig  325  Jahre,  der  Byzantiner  hat  aber 
hier  und  bei  den  lakedämonischen  Eonigen  in  der  Berech- 
nung zwei  Jahre  unterschlagen,  weil  er  den  Anfang  des 
Aletes  und  des  Eurysthenes  durch  ein  Versehen  zwei  Jahre 
zu  spät  gesetzt  hatte.  Der  Anfang  der  jährlichen  Prytanen 
ist  ganz  richtig  in  das.  Jahr  4746  gesetzt  =  747  v.  Ch.  nach 
der  alexandrinischen  Weltära;  Aletes  aber  hätte  in  das  Jahr 
1072  y.  Ch.  gesetzt  werden  sollen.  Die  Verkürzung  um 
weitere  zwei  Jahre  ist  Ausäuss  einer  beabsichtigten  Gleich- 
macherei: das  Eurysthenidenverzeichniss  umfasst  nämlich  bei 


i)  ApoHodor  l&sst  zwar  II,  8,  3,  3  auch  den  Hippotes  verbannt 
werden,  weiss  aber  nur  Ton  einer  zehnjährigen  Verbannong  nnd  nichts 
davon,  dass  Aletes  erst  damals  geboren  worden  sei. 


16  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

sämmtlichen  Chronographen  325  Jahre.  Jene  Liste  findet 
sich  nur  bei  Synkellos  und  ist  offenbar  aus  der  Diodorischen 
entstanden;  sehr  häufig  ist  dagegen  eine  andre,  in  der  die 
Summe  323  Jahre  umfasst,  und  welche  bei  Eusebios  Ghfon. 
I,  34  [I  p.  221  Schöne]*),  in  der  Series  regum  desselben,  im 
Kanon  des  Hieronymus,  im  armenischen  Kanon  und  mit 
einigen  Abweichungen  im  XQOvoyQa^pslov  övvxoyiov  und  in 
den  Excerpta  Latino-barbara  zu  finden  ist  (in  Malalas  Liste 
waren  bei  einem  Könige,  etwa  dem  Ägemon,  die  Zehner 
ausgelassen,  die  Summe  daher  zu  313  Jahren  ermässigt 
worden,  offenbar  um  die  Korinthischen  Könige  in  demselben 
Jahre  wie  die  lakonischen  endigen  zu  lassen;  denn  das 
Ephorat  ward  nach  Eusebios  757  eingeftlhrt,  die  jährlichen 
Prytanen  in  Korinth  aber  erst  747).  Aletes  wird  von  Allen, 
die  diese  Liste  geben,  in  das  Jahr  1099  gesetzt  und  der 
Anfang  der  Prytanen  gegen  alle  Ueber lieferung  in  Ol.  1,  1 : 
offenbar  fanden  sie  das  Anfangsjahr  in  einer  Quelle  vor,  die 
der  ächten  Tradition  gemäss  den  Aletes  zum  Zeitgenossen 
der  dorischen  Wanderung  machte,  und  passten  diesem  die 
verkürzte  Liste  des  Didymos  und  Konon  an.  Gewiss  würde 
sich  Niemand  ein  Gewissen  daraus  machen,  die  Verantwort- 
lichkeit für  ein  so  unkritisches  Verfahren  allein  den  christ- 
lichen Chronographen  aufzubürden:  zu  unserem  Erstaunen 
aber  finden  wir  bei  Vellejus  an  einer  Clinton  und  Brandis 
entgangenen  Stelle  dasselbe  Anfangsjahr  1099  vor  und 
dennoch  den  Aletes  um  eine  Generation  jünger  gemacht, 
also  genau  dieselbe  Vermengung  zweier  sich  gegenseitig  aus- 
schliessender  Zeitrechnungen.  Vellejus,  der  den  Fall  von 
Korinth  und  Karthago  in  das  Jahr  147  v.  Ch.  setzt  ^),  rechnet 


*)  [Man  kann  mit  dem  oben  Auseinandergesetzten  vergleichen, 
was  Gntschmid  in  Schönes  Eusebios  I  p.  222  bemerkt  hat.    F.  R.] 

1)  Nämlich  177  Jahre  vor  dem  Consulat  des  Vinicius,  wobei  der 
Terminus  ad  quem  mitgerechnet  ist.  Der  Geschichtsschreiber  setzt  den 
Anfang  des  punischen  Kriegs  266  v.  Ch.  und  bleibt  sich  mit  seinen 
Ansätzen  überall  gleich;  er  hat  aus  einer  griechischen  Quelle  geschöpft, 
die  das  Olympiadenjahr  147/146  v.  Ch.  angab:  was  es  mit  dem  Datum 
266  für  eine  Bewandtniss  hat,  hat  Mommsen,  Böm.  Chronol.  S.  123  aus 


UEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.        17 

nämlich  I,  13,  1  tod  der  Gründung  Korinths  durch  Aletes 
bis  auf  seine  Zerstörung  durch  Mummius  952  Jahre.  Die 
Differenz  von  vier  Jahren  im  Vergleich  zu  dem  Eratosthe- 
nischen  Datum  der  Heraklidenwanderung,  welche  durch  Er- 
setzung der  38  -f-  38  Jahre  des  Aletes  und  Ixion  durch  35  4~  37 
(nach  Analogie  der  37  4*  35  Jahre  der  beiden  folgenden 
Könige)  herausgebracht  worden  ist^  kann  auf  Rechnung  des 
Exils  des  Aletes  kommen,  welches  die  Eratosthenische  Rech- 
nung unberücksichtigt  gelassen  hatte.  Doch  lässt  sich  diese 
Berechnung,  wie  wir  gleich  sehen  werden,  auch  von  einer 
anderen,  günstigeren  Seite  auffassen.  Von  dem  so  gewonnenen 
Standpunkte  aus  können  wir  in  der  von  Brandis  nachge- 
wiesenen Symmetrie  zwischen  der  Regierungsdauer  der  Hera- 
kliden  und  der  Bakchiaden  nur  etwas  künstlich  Hineinge- 
brachtes erkennen,  um  so  mehr  da  der  hiernach  anzunehmende 
durchschnittliche  Ansatz  der  Generation  zu  36^3  Jahren  uner- 
hört ist.  Nach  Wiederherstellung  der  ausgemerzten  30  Jahre 
des  Aristodamos  treten  ganz  von  selbst  die  299  Jahre  der 
Bakchiaden  in  den  Vordergrund:  ein  neues  Beispiel,  dass 
man  von  der  genauen  Zahl  der  Generationen  eine  Einheit 
abzog,  um  der  Summe  einen  etwas  geschichtlicheren  Anstrich 
zu  geben.  Die  90  oder  91  Jahre  der  Prjtanen  entsprachen 
gerade  drei  Geschlechtern,  die  Regierungen  der  acht  oder 
neun  Bakchiadischen  Könige^)  machen  sechs  Generationen 
aus;  zusammen  neun:  also  der  bekannte  Eerodotische  Ansatz 
des  Menschenalters  zu  einem  drittel  Jahrhundert.  Die  beiden 
letzten  Herakliden  Agelas  I.  und  Prymnis  regieren  zusammen 
72  Jahre:  die  Herrschaft  der  Eypseliden  aber  dauert  73  Jahre, 


Dionysios  von  Halikarnassos  nachgewiesen.  Die  Heransgeber  haben 
zwar  im  ganzen  Vellejns  gegen  die  Zahlen  wie  Kroaten  gewüthet,  hier 
aber  doch  noch  toller  wie  gewöhnlich.  Von  allen  ZahlenAnderongen, 
die  Eritz  in  den  Text  gesetzt  hat,  ist  nnr  die  für  die  Daner  der  pa- 
nischen Kriege  CXX  fdr  CXV  gerechtfertigt. 

1)  Wahrscheinlich  ist  Antomenes,  da  Pansanias  Telestes  als 
letzten  König  nennt  und  seiner  einjährigen  Regierang  wegen,  richtiger 
als  erster  Prytane  anzusehen;  demnach  dauerte  die  Bakchiadenoligarchie 
91  Jahre. 

▼.  OvTBOBMiD,  Kleine  Sohriften.   IV.  2 


18  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

das  eine  Jahr  mehr  ist  durch  ein  Jahr  zu  wenig  bei  den 
Bakchiaden  compensirt.  Wir  haben  also  hier  abermals  eine 
Probe,  dass  in  den  alten  avayQa(pat  ältere  Zeiträume  will- 
kürlich nach  jüngeren  bemessen  wurden,  wie  dies  Brandis  in 
der  attischen  Eönigsliste  nachgewiesen  hat,  und  eine  neue 
Probe  der  symmetrischen  Gliederung  dieser  alten  Verzeich- 
nisse. Der  Zwischenraum,  der  bis  zum  alexandrinischen 
Datum  der  Eerakliden Wanderung  noch  übrig  ist  und  76  Jahre 
beträgt,  ist  von  Diodor  und  seiner  Quelle  (ApoUodor)  unter 
Aletes  und  Ixion  gleich  vertheilt  und  der  ursprüngliche  An- 
satz dadurch  verdrängt  worden.  In  der  Liste  des  Eusebios, 
die  schon  Veliejus  vorfand,  regieren  beide  Eonige  andere 
72  Jahre,  die  ebenfalls  in  35  +  37  Jahre  zerlegt  sind,  nur 
in  umgedrehter  Folge:  Aletes  35  -j-  Ixion  37,  Agelas  I.  37  -|- 
Prjmnis  35  Jahre.  Dies  trägt  so  ganz  den  Stempel,  der  der 
übrigen  Liste  aufgedrückt  ist,  dass  es  wohl  erlaubt  ist,  hierin 
einen  Rest  der  von  Ephoros  erhaltenen  ächten  Korinthischen 
ävayQaq>aC  zu  erkennen.  Es  lässt  sich  nunmehr  auch  ein 
bestimmter  Schluss  auf  die  Abfassungszeit  der  Korinthischen 
Königsliste  machen:  die  Bakchiadenliste  bildet  den  Kern 
derselben,  die  Zeit  der  Eerakliden  ist  durch  eine  Verdoppe- 
lung der  Kypselidenzeit  gefunden.  Die  officielle  Feststellung 
der  Korinthischen  Königsliste  ist  also  jünger  als  der  Sturz 
der  Kypseliden  im  Jahre  584'),  aber  wohl  nicht  viel  jünger. 


1)  Mit  Unrecht  wirft  Clinton  dem  Diodor  vor,  den  Kypselos  zwei 
Jahre  zu  hoch  gesetzt  zu  haben.  Das  Zengniss  des  Sosikrates  über 
Periandros  ist  ohne  Ausnahme  missverstanden  worden,  es  ist  so  za 
interpungiren  ^^rporcpov  Kgoiaov  xslsvxiiaoii  avzov  itsai,  xsaaagayiovza 
Mal  ivi,  ngo  r^g  xeaaaQaiioaTfjs  ivarris  'Olvfiniddos* ,  Die  letzten  unbe- 
stimmt lautenden  Worte  erklären  sich  daraus,  dass  in  den  Chrono- 
graphien, wie  man  aus  Eusebios  folgern  darf,  zwar  der  Sturz  der 
Kypseliden  Ol.  49,  1,  nicht  aber  der  kurz  vorher  erfolgte  Tod  des 
Periandros,  angemerkt  war.  Es  ist  also  nicht  nöthig,  das  sonst  nicht 
bezeugte  Jahr  646  für  den  Sturz  des  Eroisos  anzunehmen,  sondern  das 
einstimmig  überlieferte  646.  Periandros  starb  also  687.  Er  regierte 
nach  Diogenes  40  Jahre,  wonach  die  44  des  Aristoteles,  die  mit  der 
von  ihm  selbst  überlieferten  Summe  von  73  y,  Jahren  streiten,  zu  ver- 
bessern sind,  aber  nicht  durch  Streichung  von  xal  ziaaaffa,  sondern 


UEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.         19 

An  den  Sturz  der  Tyrannis  knüpffc  sich  die  Einsetzung  der 
Isthmischen  Spiele,  mit  der  natürlich  eine  Verzeichnung  der 
Isthmioniken  zusammenhing;  es  liegt  sehr  nahe,  dass  damit 
eine  officielle  Regulirung  der  älteren  Zeitrechnung  Terbunden 
ward.  Dazu  lag  ein  besonderes  Interesse  der  Korinther  vor, 
da  sie  die  Fiction  zur  Geltung  zu  bringen  suchten^  die  Isth- 
mischen Spiele  seien  schon  zu  Herakles'  Zeit  regelmässig 
gefeiert  und  erst  in  Folge  der  Usurpation  des  Eypselos  unter- 
brochen worden.  Es  lässt  sich  dafür  noch  ein  innerer  Grund 
aus  der  Beschaffenheit  der  Liste  selbst  beibringen.  Die  Ein- 
setzung der  Isthmien  fällt  Tier  Jahre  nach  der  Absetzung 
des  Kypselos  IL,  an  das  Ende  von  Ol.  49,4  (580  v.  Oh.).^) 
Das  Intervall  zwischen  der  Einnahme  von  Troia  und  der 
Heraklidenwanderung  wird  nach  einer  alten,  wohl  nicht  bloss 
spartanischen,  schon  von  Thukydides  und  indirect  von  He- 
rodot  angenommenen  Tradition  auf  achtzig  Jahre  bestimmt; 
es  wird  erlaubt  sein,  diese  Setzung  auch  den  Korinthem  zu 
vindiciren.    Dann  erhalten  wir  von  Troias  Fall  bis  zur  Ein- 


dnrch  Verwandlung  eines  %al  J'  in  xal  (J,  Er  bestieg  also  627  den 
Thron,  in  der  38.  Olympiade,  wie  Diogenes  angiebt  Kypselos  regierte 
nach  Herodot,  Aristoteles  und  Nikolaos  von  Damaskos  30  Jahre,  ward 
folglich  667  Tyrann,  also  genau,  wie  Diodor  angiebt,  im  447.  Jahre 
nach  der  Heraklidenwanderung.  Dasselbe  Jahr  giebt  auch  Eusebios 
nach  dem  Mafschen  Texte  und  lässt  den  Eypselos  nur  28  Jahre  re- 
gieren, wodurch  Periandros  um  zwei  Jahre  zu  hoch  in  das  Jahr  629  v.  Ch. 
zu  stehen  kommt,  in  welches  ihn  beide  Ausgaben  des  armenischen 
Textes  setzen.  [Vgl.  die  Varianten  bei  Schöne  I  p.  29. 130.  II  p.  87.  89. 
F.  R.]  Ganz  conseqnent  ist  dann  die  Bemerkung  '*H  töSv  Koqiv&Icov 
xcczslvd^  HovccQxüc  natu  xovxovg  zovg  xQOvovg^  in  das  Jahr  586  statt 
684  gesetzt  worden;  hierin  mit  Scaliger  das  Datum  für  den  Tod  des 
Periandros  zu  sehen,  liegt  kein  Grund  vor. 

1)  Eusebios  giebt  sowohl  nach  dem  armenischen  Texte,  als  nach 
den  besten  Handschriften  des  Hieronymus  (Peta.  Fux.  [und  allen  Hand- 
schriften bei  Schöne  mit  Ausnahme  des  Freherianus  und  Middlehillen- 
sis,  die  1436  haben  F.  B.])  das  Jahr  1436  Abr.,  was  keineswegs  mit 
dem  Zeugnisse  des  Solin.  7, 14,  die  ^  WiedereinfQhrung'  der  Isthmischen 
Spiele  sei  in  der  49.  Olympiade  erfolgt,  im  Widerspruch  ist.  Die 
Isthmien  wurden  an  der  Grenze  jedes  zweiten  und  dritten,  sowie  jedes 
vierten  und  ersten  Olympiadenjahrs  gefeiert  (vgl.  E.  F.  Hermann,  Lehrb. 
d.  griech.  Antiquitäten  II  §  49,  14). 

2* 


20  .        CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

Setzung  der  Isthmien  80  +  72  +  72  +  299  +  73  +  4,  zu- 
sammen gerade  600  Jahre,  vertheilt  unter  18  ysvsai  zu 
durchschnittlich  SSy,  Jahren:  1.  Äntiochos,  des  Herakles 
Sohn,  2.  Phylas,  3.  Hippotes,  4.  Aletes,  5.  Ixion,  6.  Agelas  I., 
7.  Prymnis,  8.  Bakchis,  9.  Ägelas  IL,  10.  Eudamos,  11.  Äri- 
stomedeS;  12.  Aristodamos  und  Agemon,  13.  Alexandros  und 
Telestes,  14 — 16.  drei  Generationen  der  Bakchiaden,  17.  Kyp 
selos,  18.  Periandros.  Dass  die  überschüssigen  drei  Jahre 
des  Eypselos  II.  und  die  vier  bis  zur  ersten  Isthmias  nicht 
als  eigne  ysvsd  berechnet  waren,  ward  dadurch  compensirt, 
dass  die  Generation  des  Antiochos  schon  vor  der  Einnahme 
Troias  ihren  Anfang  genommen  hatte.  Von  diesen  600  Jahren 
nimmt  die  Bakchiadenzeit  gerade  die  Hälfte  ein.  Ist  dies 
richtig,  so  ist  es  ein  neuer  Beweis  dafür,  dass  die  Korinthische 
avayQa^iq  um  580  oder  doch  bald  darauf  redigirt  worden 
ist.  Das  Yerhältniss  des  Apollodor  zu  dieser  älteren  Chrono« 
logie  wird  man  nun  richtiger  so  ausdrücken  dürfen,  dass  er 
die  600  Jahre  vorfand,  sie  aber  seiner  Zeitrechnung  wegen 
mit  einer  geringen  Modification  für  den  Zeitraum  von  Troias 
Einnahme  bis  zum  Ende  der  Eypseliden  verwendet. 

III. 

Es  bleibt  UDS  noch  über  das  wichtigste  aller  dieser  Ver- 
zeichnisse, das  der  Spartanischen  Könige,  zu  handeln  übrig, 
welches  den  Alexandrinern  so  glaubhaft  erschien,  dass  sie  es 
zur  Grundlage  der  älteren  griechischen  Chronologie  machten. 
Es  ist  uns  aus  Apollodoros  durch  Diodor  überliefert,  aus 
dem  es  Eusebios  Chron.  1, 35  [I  p.  223  Schöne]  aufbewahrt  hat. 
Das  Eurystheuidenverzeichniss  wird  von  den  Chronographen 
öfters  wiederholt,  das  Proklidenverzeichniss  nur  von  Eusebios 
unmittelbar  hinter  dem  Texte  des  Diodor.  Kleinere  Schreib- 
fehler lassen  sich  hiernach  mit  Sicherheit  verbessern,  nicht 
aber  eine  Lücke  von  30  Jahren  im  Eurystheniden-  und  von 
75  im  Proklidenverzeichnisse.  Dass  Eusebios  sie  schon  vor- 
fand, geht  daraus  hervor,  dass  er  selbst  die  Summe  von 
325  Jahren  für  die  Eurystheniden,  von  290  für  die  Prokliden 
zieht  statt  der  355  und  365,  die  nach  den  Zeitbestimmungen 


ÜEBEB  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.         21 

Diodors  herauskommeD  mfissteD.  Erstere  Zahl  wiederholen 
sämmtliche  Chronographen  bis  auf  die  ^ExXoyri  t^togiäv 
(bei  Cramer,  Anecd.  Par.  II  p.  228),  die  327  Jahre  hat,  was 
aber  auf  keine  neue  Tradition  hinführt,  sondern  nur  beweist, 
dass  der  Fehler  37  statt  35  in  den  Jahren  des  Hegestratos 
in  der  Eönigsliste  hinter  dem  Auszüge  aus  Diodor  schon 
im  griechischen  fiusebios  stand.  Sie  haben  also  alle  aus 
einer  Quelle  geschöpft,  in  der  die  30  Jahre  bereits  fehlten; 
erinnert  man  sich  an  das  Deficit  von  genau  ebensoviel  Jahren 
in  der  Korinthischen  Königsliste,  so  wird  man  nicht  umhin 
können,  eine  absichtliche  Verkürzung  anzunehmen:  die  beiden 
Listen  sollten  mit  ihrem  Anfang  und  Ende  bis  auf  1 — 2  Jahre 
zusammenfallen.  Clinton  hat  die  sehr  bestechende  Yermuthung 
aufgestellt,  dass  in  der  ächten  Liste  Agis  31  statt  1  Jahr 
gehabt  habe,  welche  letztere  Zahl  wundersam  gegen  die 
enorm  hohen  Begierungsjahre  seiner  Umgebungen  absticht. 
Brandis  verwirft  S.  28  diese  Auskunft  wegen  der  Apollodo- 
rischen Zeitbestimmung  des  Homer  bei  Clem.  Alex.  Strom. 
1,21  p.  388:  ^^AxoXX6d(0(fog  dh  fLStä  itri  ixatbv  tijg  'Ifovix^g 
aTCoitUag^  ^AyjifSikaov  tov  ^OQvMaiov^)  Aaxsdai^ovtmv  ßcc^L- 
Isvovtog']  denn  nach  Clintons  Aenderung  falle  Agesilaos' 
Begierung  erst  114  Jahre  nach  der  ionischen  Wanderung. 
Es  seien,  wird  weiter  gefolgert,  die  30  Jahre  erst  nach  dem 
Agesilaos  ausgefallen;  keine  der  folgenden  Begierungen  lasse 
sich  um  so  viel  erhöhen,  wohl  aber  sei  in  den  Excerpta 
barbara  ein  König  mit  30  Jahren  eingeschaltet,  der  die  Lücke 
gerade  ausfülle  und  daher  dem  Apollodorischen  Verzeichniss 
wiederzugeben  sei.  Statt  der  44jährigen  Begierung  des  Age- 
silaos haben  nämlich  die  Excerpte  ^Agesilaus  ann.  XXX.  Ge- 
menelaus  (nach  Scaligers  Erklärung  xal  Mevikaog)  ann.  XLI V/ 
Also  ein  Menelaos  IL,  also  ein  Achäer,  also  ein  lonier;  welch 
lachende  Aussicht  für  die  Zunft  der  Hypothesenjäger!  Leider 
muss  ich  Brandis  in  der  Positive,  wie  in  der  Negative  wider- 

1)  Ddr  Name  lautet  im  XQOvoyQ.  avvt.  /JoQevg^  im  Latino-barbarua 

Doryssus  [nach  Schöne  Dorjstheas  F.  R.],  sonst  überall  JÖQva^og,  was 

das  Richtige  ist.    doQvoeaiov  ist  Jogvaaiov^  ein  Apollodorisches,  von 

•  •  • 

den  Ausschreibem  nicht  verstandenes  Jof^vaa^ov, 


22  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

Bprechen.  Was  erstens  den  neuen  König  anbelangt,  so  ist 
es  ein  böses  Prognostiken  für  ihn,  dass  ein  College  von  ihm 
^Automedus  ann.  XXV '  von  Brandis  ganz  richtig  als  eine 
aus  dem  Korinthischen  Automenes  erschaffene  Creatur  der 
Excerpta  erkannt  worden  ist.  Dieser  Automenes  kann  noch 
nicht  einmal  im  griechischen  Original  derselben  gestanden 
haben,  da  Malala,  der  aus  Letzterem  schöpft,  als  letzten 
König  ganz  richtig  den  Alkamenes  nennt.  Auch  lautet  die 
Ueberschrift,  wie  in  den  übrigen  Listen  ^Regnaverunt  Lace- 
daemonii  per  annos  CCCXXV  et  defecerunt  in  prima  Olym- 
piade, quae  facta  est  sub  Achaz  regem  ludae';  die  Unter- 
schrift ^simul  reges  Lacedaemoniorum  permanserunt  in  regno 
annos  CCCL'  ist  üebersetzung  der  Worte  des  Eusebios  ^''Ews 
tovds  fj  Aaxedai^ovimv  [i/OfUDi/]  ßa6ikeia  diriQKBiSsv  hstfi  rv'\ 
die  im  armenischen  Kanon  Nr.  1240  und  daraus  bei  Hiero- 
nymus  zum  Jahre  1259  und  bei  Synk.  p.  350,  5  stehen:  die 
25  Jahre  des  erdichteten  Automenes  füllen,  wie  Jeder  sieht, 
die  Differenz  zwischen  dieser  Angabe  und  der  von  325  Jahren 
in  der  eigentlichen  Quelle  des  Barbarus  gerade  aus.  Die 
übrige  Liste  stimmt  nicht  bloss  in  den  Zahlen,  sondern  auch 
in  den  Namensformen  so  genau  mit  der  Eusebischen  Series 
regum  und  dem  daraus  geflossenen  Kanon  des  Hieronymus 
überein,  dass  für  diese  Stücke  noth wendig  eine  gemeinsame 
Quelle  anzunehmen  ist.  Entscheidend  ist  namentlich  die 
Form  ^HyLg  für  ^Ayig  in  der  Series,  die  auch  nach  Anleitung 
des  *Aegis'  der  besten  Handschriften  (Peta.  Lo.)  bei  Hierony- 
mus herzustellen  ist  und  aus  der  der  Barbarus  sein  ^Egeus' 
gemacht  hat;  die  gemeinsame  Quelle  hatte  die  Form  offenbar 
aus  Herodot  VII,  204  entnommen.  Die  Abweichung,  dass 
Egis  und  Echestratos  2  +  34  statt  1  +  35  Jahre  haben, 
führt  auf  einen  Kanon  als  Quelle,  indem  nur  in  einem  solchen 
ein  Jahr  durch  Verschiebung  hier  zugelegt,  dort  genommen 
werden  konnte.  Da  die  Series  den  Menelaos  nicht  hat  und 
doch  dreissig  Jahre  in  einem  Kanon  nicht  wohl  verloren 
gehen  konnten,  so  ist  das  ein  bedenklicher  Umstand.  Nun 
nennt  aber  Malala,  der  wie  immer  aus  demselben  griechischen 
Originale  schöpft,  p.  111  Ox.  ausdrücklich  den  Africanus  als 


UEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.         23 

Quelle;  ja  es  sieht  so  aus,  als  zähle  er  den  Menelaos  mit, 
wenn  er  sagt:  *'£v  avtotg  dl  rotg  xQÖvoLg  ißaöiXevöe  täv 
AaxedaLiiovimv  XQcotog  ^EQVöd'Bvg  (dieselbe  Form  wie  die  der 
Excerpta)  ittj  (iß'*  xal  &lloi  ßatftletg  fter'  avtov  tj'  ofiov 
ißa6ikBv6av  Stri  (?/*ff'*  xal  6  "j^XxfLaivog  hij  Ag'*  xal  xatiiS%BV 
fi  ßaCiXsia  AaxadaiyLOvlGiv  xa  Ttavta  ittj  xxb\  Sg  ^AipQLxavbg 
6  ffoipcitarog  6vv aygatlf axo,^  Allein  Malala  nennt  mit  conse- 
quenter  Ungenauigkeit  die  Zahl  sämmtlicher  Nachfolger  des 
Gründers  bis  zum  letzten  und  dann  diesen  noch  einmal  be- 
sonders mit  Angabe  der  Regierungsjahre,  so  gleich  darauf 
bei  den  Eorinthem  1  -f-  H  +  1;  obgleich  seine  Quelle  wie 
die  übrigen  Chronographen  nur  zwölf  Könige  bis  Automenes 
hatte.  Unbewusst  hat  er  in  6  "Akx^iavvog  das  Richtige  be- 
wahrt, worin  sichtlich  ^',  'Akxfiävog  hij  Ag'  steckt;  Hiero- 
nymus  Terleugnet  auch  hier  die  gemeinsame  Quelle  nicht, 
indem  er  nach  Fux.  Pi.  und  Spuren  in  Peta.  und  sämmtlichen 
geringeren  Handschriften  diesen  König  Talcamenes  nannte*), 
d.  i.  d^\  ^AXxa^LBvrig,  Entscheidend  aber  ist,  dass  die  Summe 
von  246  Jahren  mit  den  einzelnen  Posten  genau  überein- 
stimmt, sobald  man  die  30  Jahre  des  Cemenelaus  auslässt. 
Wäre  Brandis  im  Vergleichen  weniger  schnell  gewesen  und 
hätte  er^  ehe  er  an  die  höhere  Kritik  ging,  die  niedere  ge- 
handhabt, so  würde  er  wohl  selbst  an  der  Aechtheit  seines 
Königs  durch  die  Unvereinbarkeit  der  dreissig  Jahre  mit  der 
Gesammtsumme  von  325  Jahren  zu  zweifeln  angefangen 
haben.  Da  die  Jahre  der  übrigen  Könige  gesichert  sind^  so 
würden^  wären  die  27  des  Alkamenes  richtig,  doch  nur  10 
fiir  ihn  übrig  bleiben;  da  aber  Alkamenes  nicht  bloss  bei 
den  übrigen  Chronographen,  sondern,  was  mehr  sagen  will^ 
auch  bei  Malala  37  Jahre  hat,  so  sind  diese  herzustellen, 
die  Eiiizelposten  entsprechen  genau  der  Summe  und  der 
arme  König  ist  vollständig  expropriirt.  Der  verdächtige 
Anklang  von  Cemenelaus  an  den  Namen  des  Königs  Alka- 


*)  [Schöne  giebt  als  Varianten  chaicamenis  Bernensis,  menes  Aman- 
dinus,  tarcamenes  Petavianus,  cameJea  Freherianus,  thäkamenes  Middle- 
hillensis  und  Fuxensis.    F.  B.] 


24  CHRONOLOGISCHE  ÜNTEESÜCHÜNGEN 

meues  giebt  ihm  den  Gnadenstoss.  Ausser  der  richtigen 
Form;  welche  Diodor,  Eusebios  Ohron.  Arm.  I,  35  p.  320 
(Mech.  [I  p.  225  Schöne]),  Synkellos,  die  'Exkoy^  texoQimv 
und  in  der  Oorruptel  Thalcamenes  Hieronymus  bewahrt 
haben,  findet  sich  die  Verstümmelung  ^jdlfidvrjg  im  XQOvoy(f. 
0vvt.<f  "jiXxfLBVos  in  der  Eusebischen  Series  regum,  "AkxyLai- 
vog  bei  Malala;  im  Texte  des  Barbarus  heisst  er  Alcamanus. 
Hieraus  geht  hervor,  dass  die  Ohronographen  zwischen  ^jdXxa- 
^ivovg  und  ^AkxyL&voq  schwankten,  üebersetzen  wir  nun 
den  verdächtigen  Passus  ins  Griechische  zurQck,  so  muss  er 
gelautet  haben ^):  ^AyriüiXaov  k''  Ttai^dvri'  Xäov  nd'y  das  ist 
^Ayrj6Llaav  [AXTcafLdvrj  alXoi]  ^\  Wir  haben  also  eine  Band- 
glosse zu  ^Jlxiiävog  k^'j  die  an  falscher  Stelle  in  den  Text 
gedrungen  ist.  Wie  dies  geschehen  konnte,  lehrt  folgende 
Wiederherstellung  des  Originals. 

E^QVö^dmg  ittj  iiß\      Aaßcixov  ixri  A{'.  ^AQxaXdov  hrj  |'. 

"Hysag ß\      ^oqvööov  .  .  Kd'\  TijXixkov  .  .    /*'' 

^Ex€6t(f(itov  .  .  Xd\      ^Aytiöikdov *AXx^ccvog  .  .  Ag'. 

['Alxafiivri  älloi,' 

Diese  Bereicherung  der  Apollodorischen  Liste  wäre  somit 
als  unstatthaft  nachgewiesen.  Nöthigt  nun  wirklich  die 
Stelle  des  Olemens  zur  Verwerfung  der  ansprechenden  Oon- 
jectur  Clintons?  Brandis  selbst  hat  erkannt,  dass  die  An- 
gabe der  Regierung  des  Agesilaos  ein  Zusatz  des  Olemens 
zu  der  von  ihm  ausgeschriebenen  Stelle  des  Tatian  ist;  der 
von  Olinton  vorgeschlagene  Ausweg,  dass  beide  Angaben 
von  Apollodor  herrührten  —  aber  nicht  in  der  Weise,  dass 
er  den  Agesilaos  hundert  Jahre  nach  der  ionischen  Wande- 
rung habe  regieren  lassen,  sondern  dass  er  Homers  Blüthe 
hundert  Jahre  nach  der  Wanderung  angesetzt  und  noch  bis 
unter  Agesilaos  habe  fortdauern  lassen  — ,  ist  daher  ganz 
zulässig.     So  etwas  ist  oft  aus  Principienreiterei  geleugnet 


1)  Daraas,  dass  alle  Namen  gleichm&ssig  auf  -ns  endigen,  ist  zu 
Bchliessen,  dass  sie  im  Original  im  Genitiv  standen. 


UEBER  DIB  AELTEBB  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.         25 

worden,  lasst  sich  aber  in  diesem  Falle  durch  eine  Reihe 

Ton    Angaben    römischer    Schriftsteller,    die    meistens    aus 

ApoUodor  schöpfen,  wahrscheinlich  'machen.    Yellejus  I,  5,  3 

lässt  Homer  innerhalb  tausend  Jahren  vor  dem  Consulat  des 

Vinicius  geboren  werden,  vor  etwa  950  Jahren  blühen,  also 

um  971—921;  Cic*  de  rep.  II,  10,  18  setzt  ihn  gegen  dreissig 

Jahre  mindestens  vor  Lykurg,  der  108  Jahre  vor  der  ersten 

Olympiade  blühte,  also  um  914;   Schol.  Juv.  YII,  38  machen 

ihn  160  Jahre  älter  als  die  Erbauung  der  Stadt,  wonach  er 

in  911  fallen  würde;  die  wichtigste  Stelle  von  allen  ist  die 

yermuthlich  aus  Cornelius  Nepos  geschöpfte  bei  Solin.  40, 16, 

nach  der  Homer  gestorben  sei  im  272.  Jahre  der  Troischen 

Aera, 'zur    Zeit   des   Agrippa    Silvius,   im    150.  Jahre    Tor 

Erbauung  der  Stadt  ^),   138  Jahre  vor  dem  zu  Anfang  der 

ersten  Olympiade  erfolgten  Tode  Hesiods,  also  etwa  912  v.  Gh. 

Böckh  hat  daher  gewiss  Recht,  wenn  er  zum  C.  I.  6.  II  p.  334, 

gestützt  auf  jene  römischen  Zeugnisse,  nur  'den  Anfang  der 

Blüthe  Homers  im  Sinne  Apollodors  in  943  setzt  und  sie 

viel   länger   ausdehnt     Entscheidend   hierfür   sind   die   von 

Brandis  ausgelassenen,  bei  Clemens  sich  unmittelbar  an  die 

Nennung  des  Agesilaos  anschliessenden  Worte  möte  ix^ßa- 

Xetv  avtä  (dem  Homer)  AvxovQyov  tbv  vofio^ittjv  iti  vdov 

ovta.    Ueber  die  alexandrinische  Chronologie  des  Lykurgos 

sind  wir  aufs  Genaueste  durch  eine  Stelle  unterrichtet,  die 

uns  in  doppelter  Redaction  erhalten  ist: 

Said.  8.  V.  AvKOVQyog.  Schol.  Plat.  rep.  X  p.  699D. 

A.  2heaifttätrjg^  vofio^^njs*  og  yi'  Av%ovQyog,  JSnaQtidtrjg  rj  Aansdat- 

yove  t(3v  TQoXnmv  fjksxä  itrj  v,   ^v  (lovtog,  yiyovs  tmv  TgaXnav  (litd 

dl  ^eiognifog  nuxQog  XagiXdov  xov  ^xri  v%'' .     rjv  dh    maxä  Ziy^onvCdiiv 

ßaciXevaixvxog   SndQXTig^    Evvoiiov  Tl^xdvidog  il\v  vtög^  Evvoftov  91 

ddslq>6g,    xal  in^fdxtias  xmv  Snaq-  ddeXtpog    %al   ^eiog   xov    Evvofiov 

ziaxmv  ix7]  nß* '    ox$  %al  xovg  yö-  vtov  XccgtXdov^   xov  ßaatXsvüavxog 

(tovg  i^sxOf  imxifonBvciiv  xov  ddeX-  xrjgJSndifxrig'  i^gijifiB  ^al  Avmovffyog 

q>tdovv,    Kai  avxog  d'  ißaaCXsvaev  avxog  ixri  tf]',  oxb  %ul  xovg  voftovg 

?xrj  n}\     fisd"'   ov    NiytavSgog    ixrj  ^ygcnfftv,  imxgonBvmv  xov  ddeXq>i- 

Xfi*.  dovv. 


1)  „UDgeflhr  160  Jahre  v.  Erb.  d.  Si"  lautet  das  vorsichtigere 
Citat  bei  G^IL  N.  A.  XVII,21,3, 


26  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

Es  ist  klar,  dass  der  Scholiast  seine  Quelle  falsch  verstan- 
den und  avtos  auf  Lykurg  statt  auf  den  dd6lg)Ldovg  bezogen 
hat;  denn  dass  dieser  gemeint  ist,  zeigt  die  sich  unmittelbar 
anschliessende  Notiz  über  Nikandros  unwiderleglich.  Nur 
das  verderbte  Datum  scheint  Schuld  daran  gewesen  zu  sein, 
dass  noch  Niemand  die  Angaben  als  Apollodorisch  erkannt 
hat,  die  zweiundvierzig  Jahre  der  Epitropie  und  Gesetzgebung 
Lykurgs  mit  den  achtzehn  der  Selb^tregierung  des  Charillos 
entsprechen  genau  den  sechzig  Jahren,  die  der  Letztere  bei 
Diodor  regiert,  die  Jahre  des  Nikandros  sind  ebenfalls  iden* 
tisch  angegeben.  So  wird  denn  auch  das  Datum  vd''  nach 
Troias  Fall  irgend  eine  Apollodorische  Setzung  enthalten,' 
ich  denke,  es  ist  eine  Verwechselung  für  „59  Jahre  nach 
Homer'';  E.  F.  Hermanns  Aenderung  vd''  ist  schon  deshalb 
unzulässig,  weil  der  Zwischenraum  bis  zur  ersten  Olympiade, 
auch  wenn  diese  mitgezählt  wird,  immer  nur  höchstens  408 
Jahre  betragen  *kann.  Die  einzige  Angabe,  die  wir  über 
Lykurgs  Alter  haben,  bei  Lukianos  Makrob.  28  p.  228  R.,  lässt 
ihn  85  Jahre  alt  werden;  wir  können  diese  unbedenklich 
annehmen,  da  man  ihn  doch  kaum  älter  würde  machen 
können,  wollte  man  uns  auch  den  Apollodorischen  Ursprung 
der  Angabe  bestreiten.  Es  wäre  dies  übrigens  wenig  ge- 
rechtfertigt: die  Zeittafel  des  Eratosthenes  rechnet  vom  Be- 
ginn der  Troischen  Aera  bis  zu  Lykurgs  Epitropie,  den 
terminus  ad  quem  wie  immer  mitgerechnet,  80  +  60  +  159 
Jahre,  setzt  sie  also  in  das  Jahr  885/884;  das  folgende  Jahr 
884/883  ist  nach  Apollodor  das  erste  des  Lebens  und  der 
Regierung  des  Charillos,  das  Jahr  843/842  das  letzte  der 
42  Jahre  der  Epitropie  und  Gesetzgebung  Lykurgs,  das  Jahr 
842/841  endlich  das  erste  der  Alleinherrschaft  des  Charillos: 
somit  wird  durch  das  Todesjahr  des  Eunomos,  in  welchem 
Lykurgos  acht  Monate  lang  bis  zur  Geburt  des  Charillos 
König  gewesen  sein  sollte,  Lykurgs  Leben  in  zwei  gleiche 
Hälften  von  42  Jahren  zerlegt,  ein  sicheres  Zeichen,  dass 
Lukianos'  Angabe  mit  denen  des  Suidas  aus  einer  Quelle 
geflossen  ist.  Seine  Geburt  gehört  also  in  das  Jahr  927/926, 
welches  nach  Apollodoros  das  vierte  des  Agesilaos  ist,  Homers 


ÜEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.         27 

Tod  scheint  derselbe  in  914/913  oder  in  eines  der  folgenden 
Jahre  gesetzt  za  haben;  also  war  Lyknrgos  bis  zu  seinem 
vierzehnten  Jahre  Zeitgenosse  des  Dichters  und  dieser  lebte 
wenigstens  siebzehn  Jahre  mit  dem  £önig  Agesilaos.  Somit 
wäre  der  Beweis  aus  Clemens  gerade  in  das  Gegentheil  um- 
geschlagen^ in  eine  Rechtfertigung  der  Clintonschen  Ver- 
besserung: im  Jahre  944/943  kann  Lykurg  nach  Apollodors 
Rechnung  noch  gar  nicht  gelebt  haben.  Uebrigens  wird 
Lykurgs  Gesetzgebung  von  den  Meisten  später  gesetzt  als 
seine  EpitropiC;  wahrscheinlich  auch  von  ApoUodoros.  Hält 
man  dies  fest,  so  lässt  sich  eiuQ  sichere  Deutung  fiir  die 
wunderbare  Angabe  des  Eusebios  im  Kanon  Nr.  1221  finden, 
dass  ApoUodoros  (worunter  doch  nur  der  bekannte  Alexan- 
driner gemeint  sein  kann)  Lykurgs  Gesetzgebung  in  das 
achtzehnte  Jahr  des  Alkamenes  gesetzt  habe«  Eusebios  ver- 
sah sich  um  ein  Jahrhundert;  um  genau  so  viel  früher  trat 
König  Archelaos  die  Regierung  an,  und  in  dessen  achtzehntes 
Jahr  wird  ApoUodor  die  Lykurgische  Gesetzgebung  gesetzt 
haben,  also  in  das  Jahr  869/868,  das  sechzehnte  des  Cha- 
rillos,  der  damals  mündig  geworden  sein  muss.  ApoUodor 
hielt  also  an  der  sehr  häufig  vorkommenden,  vermuthlich 
auf  Ephoros  zurückgehenden  Bestimmung  fest,  dass  die 
Hegemonie  der  Lakedämonier  von  der  Lykurgischen  Gesetz- 
gebung an  bis  auf  den  ersten  Einfall  der  Thebäer  in  Lako- 
nien  und  die  Wiederherstellung  Messeniens  500  Jahre  gedauert 
habe  (vgl.  Diod.  XV,  65.  Plut.  Apophth.  Epamin.  23  p.  194  B. 
Instit  Lacon.  42  p.  239  P.  Nikolaos  Dam.  fr.  57  bei  Müller 
III  p.  391):  von  869/868  bis  zum  Jahre  370/369,  dieses  mit 
eingerechnet,  sind  gerade  500  Jahre.  Im  Proklidenverzeich- 
nisse  Apollodors  ist  eine  Lücke  von  75  Jahren  (denn  natür- 
lich sind  bei  der  ersten  Regierungszahl  die  durch  die  Sum- 
mirung  gesicherten  51  Jahre  des  Eusebios,  nicht  die  aus 
falscher  Wiederholung  der  Zahl  des  Prytanis  entstandenen 
49  im  Texte  Diodors  zu  Grunde  zu  legen)  und  zwei  Namen, 
Soos  und  Eurypon.  Clinton  F.  H.  I  p.  333  erblickt  in  der  An- 
gabe bei  Cic.  de  div.  II,  43, 91,  dass  Prokies  ein  Jahr  vor  seinem 
Bruder  Eurysthenes  gestorben  sei,  einen  bedenklichen  Wider- 


28  CHRONOLOGISCHE  ÜNTEESÜCHÜNGEN 

Spruch  gegen  ApoUodors  Liste,  in  der  Prokies  neun  Jahre 
später  als  Eurysthenes  aufhöre;  dies  wäre  sehr  seltsam,  da 
Cicero  sonst  immer  dem  Apollodor  gefolgt  ist.  Es  liegt 
aber  auf  der  Hand,  dass  die  51  Jahre  dem  ausgefallenen 
Earypon  gehören,  die  Lücke  demnach  mit  Sicherheit  so  aus- 
zufüllen ist: 

Hgätog  ißatfilevös  JlQtyxkrjg  [^V  Stog  XQog  toig  fi'. 

xal  fter'  avtov  2J6og  ixri  8'  xal  X\ 

Sita  EvQVTcAv]  ^v  ixog  ngog  totg  v\ 

ocal  (i€t  avtov  IlQvxavig  inj  ivog  diovta  v\ 
So  ist  der  Ausfall  der  beiden  Zeilen  vollkommen  erklärt.*) 
Die  Angabe,  dass  die.  Könige  der  Lakedämonier  350  Jahre 
regiert  hätten,  ist  allerdings  Apollodorisch,  wie  Brandts  S.  30 
annimmt;  nur  darf  man  nicht  mit  ihm  dem  Alkamenes  fünf 
Jahre  streichen  und  die  beliebte  Beschuldigung  erheben, 
Eusebios  habe  seiner  eigenen  Zeitrechnung  zu  Liebe  gefälscht. 
Das  Richtige  hat  schon  Hieronymus  gesehen,  der  in  seiner 
Bearbeitung  des  Eusebischen  Kanons  die  Notiz  aus  dem 
Jahre  1240  in  das  Jahr  1259  gesetzt  und  in  die  unmittel- 
barste Verbindung  mit  der  Einsetzung  des  Ephorats  gebracht 
hat.  üeber  den  Zeitpunkt  derselben  haben  wir,  wie  ich 
glaube,  eine  Angabe  der  Pamphila  bei  Diogenes  Laertios  I, 
3, 1,  wo  man  früher  las  ydyovs  ds  ig)OQog  (nämlich  Cheilon) 
xatä  triv  Tcsvtrpcoötitv  exxriv  *OXv\ucvada'  üa^fpcXri  di  q>ri6c 
xaxä  tijv  axtriv*.  Scaliger  änderte  xatcc  xriv  TCSfintriv,  in 
der  Cobetschen  Ausgabe  steht  xarcc  trjv  7tsvtrixo0ttiv  Ttdfiycrijv 
^Okv^Hhada^  aber  wohl  nicht  auf  handschriftliche  Gewähr  hin. 
Darin  ist  man  einig  gewesen,  dass  zu  der  Zahl  der  Pam- 
phila ein  TCsvTTixoötijv  aus  dem  Vorhergehenden  zu  suppliren 
sei;  ich  denke,  mit  Unrecht.  Weiter  unten  tischt  nämlich 
Diogenes  den  Irrthum  auf,  Cheilon  habe  zuerst  die  Institution 
des  Ephorats  den  Königen  zur  Seite  gesetzt:  aber  Cheilon 
war  nicht  der  erste  Ephor  überhaupt,  sondern  nur  der  erste 
eponyme  Ephor.  Das  Missverständniss  wird  von  der  Pam- 
phila begangen  worden  sein  und  diese  den  ersten  Ephoren 


*)  [Vgl.  Gutochmid  za  Schönes  Eusebios  I  p.  223.    F.  R.] 


ÜEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.         29 

richtig,  den  Cheilon  freilich  mit  Unrecht,  in  Olymp.  6 
(756—753  V.  Ch.)  gesetzt  haben.  Dies  stimmt  genau  mit 
der  Angabe  bei  Plutarch  Lyk.  7,  heöi  nov  {Mkiüta  Tpta- 
xovta  xal  ixazov  \Leta  AvxovQyov  seien  nnter  Eonig  Theo- 
pompos  die  ersten  Ephoren,  Elatos  und  seine  Collegen;  ein- 
gesetzt worden,  sobald  man  den  Lykurgos  mit  ApoUodoros 
in  das  Jahr  885/884  setzt  Da  nun  die  350  Jahre  des  Apollo* 
doros  mit  dem  Jahre  755/754  ablaufen,  so  kann  man  gewiss 
sein,  dass  in  das  folgende  Jahr  nach  seiner  Chronologie  das 
Ephorat  des  Elatos  gehört,  und  dass  die  Angaben  der  Pam- 
phila  und  Plutarchs  auf  ihn  zurückgehen.  Eusebios  hat  die 
Einsetzung  der  Ephoren  nach  dem  armenischen  Texte  und 
den  besten  Handschriften  des  Hieronymus  (Peta.  Fux.*))  unter 
dem  Jahre  1259=757  v.  Gh.,  eine  Zeitbestimmung,  die  hinter 
der  ächten  Apollodorischen  zurücktreten  muss.  Wir  sind  also 
im  Stande,  folgende  Tafel  der  Apollodorischen  Spartanischen 
Eönigsliste  wiederherzustellen : 

Erstes  Jahr  der  Troüschen  Aera 1183  ▼.  Ch. 

Heraklidenwandemng  im  80.  Jahre  derselben  1104  v.  Ch. 

Eaiystbenes  reg.  42  J.  seit  1104.         Prokies reg.  41  J.  seit  1104. 

Agis „     31  J.     „     1062.  Soos „    84  J.     „     1068. 

Hegestratos     „     36  J.    „    1081. ^     fEurypon...     „    61  J.    „    1029. 

Labotas ....    „     37  J.     „      996.  M  „    .     . 

Doiysthos..    „     29  J.    „      969.1     iPryUnis...     „    49  J.    „      978. 

Agesilaos  . .    „     44  J.    „      930.         Eimomos ...     „    46  J.    „  929. 

Letztes  Jahr  des  Eunomos, 

Epitropie  des  Lykurgos . .  886 . 

Archelaos . .     „     60  J.    ,,      886.         Charillos . . .  reg.  60  J.  seit  884. 

Teleklos  ...    „     40  J.    „      826.         Nikandros  .     „    38  J.    ,,  824. 

Alkamenes.     „     87  J.    „      786.         Theopompos    „    47  J.     ,,  786. 

Das  10.  Jahr  des  Alkamenes  und  Theopompos  ist  das  ngoriyov- 

{tevov  itoq  xmv  vqarmv  'Olviinionv 777. 

Das  11.  Jahr  beider  Könige,  Ol.  1,  1 776. 

Das  32.  Jahr  derselben,  das  131.  nach  Lyknrgos 766. 

Elatos  erster  Ephor 764. 

Alles   ist   in   schönster  Ordnung   und  kein  Grund  vor- 
handen, mit  Brandis  gegen  zwei  Zeugnisse  die  Regierung  des 

*)   [Nach  Schöne  steht  die  Notiz  im  Fux.  zam  Jahre  1260,  im 
Middlehillensis  zwischen  1269  nnd  1260.     F.  B.] 


30  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

Nikandros  um  ein  Jahr  zu  erhohen:  nur  hat  man  das  80.  Jahr 
nach  Troias  Fall  nicht  als  voll  zu  rechnen,  wie  man  allge- 
mein gegen  das  Zeugniss  der  Eratosthenischen  Zeittafel  ge- 
than  hat.  Diodor  sagt  ausdrücklich  ^Eurystheus  regnum 
exorsus  est  anno  post  res  Troianas  octogesimo',  und  nur 
darin  haben  er  oder  sein  Epitomator  geirrt,  dass  sie  das 
TCQOfiyoviisvov  itog  tciv  TCQoixav  ^OXv^tcCcdv  und  die  unter 
diesem  angemerkte  Einsetzung  des  Festes  von  dem  mit  der 
ersten  Feier  anhebenden  Jahre  Olymp.  1,  1  nicht  gehörig 
unterschieden.  Bei  Eusebios  ist  stets  die  Gründung  eines 
Reichs  unter  dem  Jahre  angemerkt,  welches  dem  ersten 
Jahre  des  ersten  Königs  vorhergeht,  und  man  wird  aus 
dieser  Gewohnheit  einen  Rückschluss  auf  die  alexandrinischen 
Vorgänger  machen  dürfen.  Die  symmetrische  Anordnung  der 
Tafel  springt  Jedem  in  die  Augen;  die  Regierungswechsel  in 
beiden  Häusern  sind  durchgängig  nur  1 — 2  Jahre  von  ein- 
ander entfernt,  und  zwar  verändert  sich  diese  Differenz  ab- 
steigend: Prokies  stirbt  ein  Jahr  vor  Eurysthenes,  Prytanis 
ein  Jahr  nach  Dorysthos,  Eunomos  und  Charillos  zwei  Jahre 
nach  Agesilaos  und  Archelaos,  bis  dann  durch  den  in  dem- 
selben Jahre  erfolgten  Tod  der  Könige  Teleklos  und  Nikan- 
dros die  parallelen  Chronologien  sich  wieder  begegnen.  Nun 
ist  aber  in  der  jüngeren  Linie  ein  Geschlecht  weniger;  dies 
ist  dadurch  auszugleichen,  dass  das  Jahrhundert  von  1029 
bis  929  bei  den  Prokliden  unter  zwei  Könige  gleich  vertheilt 
ist  (51  +  49),  bei  den  Eurystheniden  unter  drei,  aber  wiederum 
so,  dass  das  mittelste  Jahr  des  mittelsten  Königs,  des  La- 
botas,  dem  ersten  Jahre  des  zweiten  Königs  vom  anderen 
Hause,  des  Prytanis,  entspricht.  Das  Jahrhundert  ist  noch 
einmal  rein  beibehalten,  nur  in  60  4~  40  getheilt  statt  in 
51  +  49,  bei  den  Königen  Archelaos  und  Teleklos.  Die 
Regierungen  der  beiden  ersten  Könige  im  jüngeren  Hause, 
Prokies  und  Soos,  betragen  zusammen  75  Jahre,  also  %  Jahr- 
hundert, vertheilt  in  41  +  34  Jahre.  Von  der  Thronbesteigung 
der  Könige  Alkamenes  und  Theopompos  bis  zur  Einsetzung 
der  Ephoren  sind  32  Jahre,  der  Zwischenraum  zwischen  den 
beiden   treu    beibehaltenen  Jahrhunderten   (929 — 786),    der 


UEBEB  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.         31 

ungefähr  der  Regierung  der  Konige  Agesilaos  und  Eunomos 
entspricht;  beträgt  43  Jahre,  zusammen  also  der  Rest  wieder 
75  Jahre  oder  y^  Jahrhundert:  also  wiederum  fast  dieselbe 
Yertheilung  in  derselben  Folge.  Es  stellt  sich  demnach  als 
der  ganzen  Tafel  zu  Grande  liegend  folgendes  sehr  einfache, 
nur  bald  in  dem  einen,  bald  in  dem  anderen  Hause  um  ein 
oder  zwei  Einheiten  variirte  Schema  heraus:  (42  +  33  =  75), 
(35  +  35  +  30  =  50  +  50  =  100),  42,  (60  +  40  =  100), 
33,  zusammen  350  Jahre.  Rechnen  wir  hierzu  die  79  Jahre 
von  der  Zerstörung  Troias  bis  zur  Heraklidenwanderung,  so 
erhalten  wir  429  Jahre,  unter  13  Generationen,  von  Hyllos 
an  gerechnet,  Tertheilt,  also  jede  zu  33  Jahren  angesetzt. 
Hyllos  starb  nach  der  einen  Tradition  allerdings  schon  zwan- 
zig Jahre  vor  der  Einnahme  Troias;  es  gab  aber  auch  eine 
zweite,  welche  sein  Unternehmen  gegen  den  Peloponnes  und 
seinen  Tod  nur  durch  fünfzig  Jahre  von  der  Herakliden- 
wanderung trennte,  ihn  also  Troias  Fall  um  dreissig  Jahre 
überleben  liess.  Clinton  F.  H.  I  p.  107  erklärt  freilich  diese 
Tradition  für  irrthümlich,  aber  das  muss  Jeder  thuD,  welcher 
dergleichen  Bestimmungen  historisch  nimmt;  wir  sind  um  so 
mehr  berechtigt,  sie  bei  ApoUodor  und  Diodor  vorauszusetzen, 
da  sie  von  Diodor  selbst  IV,  58  adoptirt  ist,  an  einer  Stelle, 
wo  Dionysios  von  Mytilene  seine  Quelle  ist,  ein  alexandri- 
nischer  Grammatiker,  der  bald  nach  Apollodor  schrieb.  Diese 
50  Jahre  sind  das  Complement  der  350  Jahre;  in  diesen 
400  Jahren  vom  ersten  Angriff  der  Dorier  auf  den  Pelo- 
ponnes bis  auf  die  Verdrängung  des  Heraklidischen  Eonig- 
thums  durch  das  Ephorat  verlaufen  zwölf  Geschlechter  in 
der  Linie  der  Eurystheniden,  welche  als  die  ältere  und  ge- 
ehrtere  auch  hierin  das  Prototyp  abgiebt:  1.  Eleodäos,  2.  Ari- 
stomachos,  3.  Aristodemos,  4.  Eurysthenes,  5.  Agis,  6.  Hege- 
stratos, 7.  Labotas,  8.  Dorysthos,  9.  Agesilaos,  10.  Archelaos, 
11.  Teleklos,  12.  Alkamenes.  Also  wiederum  liegt  der  ver- 
breitetste  Ansatz  der  Generation  zu  33 7,  Jahren  zu  Grunde. 
Von  den  Spartanischen  Fasten  des  Sosibios  ist  nur  ein 
Bruchstück  der  Proklidenliste  erhalten;  doch  sieht  man 
hieraus,  dass  er  den  Königen  von  Prokies  bis  Eunomos  nur 


32  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

zwei  Jahre  mehr  gab  als  Apollodor,  dem  Nikandros  ein 
Jahr^  dem  Charillos  vier  Jahre  mehr.  Die  Abweichungen 
waren  also  secnndärer  Natur;  welche  Liste  die  ursprüng- 
lichere war,  ist  schwer  zu  entscheiden:  doch  giebt  die  grosse 
Einfachheit  der  Gomposition  der  Apollodorischen  Liste  für 
diese  ein  günstiges  Yorurtheil  ab.  Die  Frage  nach  der  Ent- 
stehungszeit der  Spartanischen  avayga^pai  beantwortet  sich 
aus  ihnen  selbst.  Die  merkwürdige  Symmetrie,  nach  welcher 
Alkamenes  und  Theopompos  in  demselben  Jahre  ihre  Re- 
gierung antreten,  kann  erst  zu  einer  Zeit  zu  Stande  ge- 
kommen sein,  wo  ihre  Regierungen  bereits  in  einer  gewissen 
Feme  lagen.  Vor  Allem  aber  weist  der  wichtige  Abschnitt, 
den  das  Ephorat  bildet,  auf  eine  spätere  Zeit  hin,  da  die 
ersten  Ephoren  durchaus  nicht  als  Erben  der  königlichen 
Gewalt  angesehen  werden  können:  dies  wurden  sie  erst  durch 
die  Yerfassungsveränderungen  des  Asteropos  und  Cheilon. 
Dies  fQhrt  auf  die  Anfange  des  sechsten  Jahrhunderts. 
Andrerseits  sehe  ich  aber  auch  nicht  den  geringsten  Grund, 
den  Respect,  den  Leute  wie  Eratosthenes  und  ApoIIodor  auf 
diese  avayQafpiq  legten,  fQr  unmotivirt  und  leichtgläubig  zu 
erklären:  ich  sehe  vielmehr  hierin  die  Nöthigung,  sie  wenig- 
stens für  älter  zu  halten  als  die  Anfange  der  Logographie. 
Ich  möchte  sie  am  liebsten  mit  der  Veränderung  der  Stellung 
des  Ephorats  selbst  in  Verbindung  bringen:  man  datirte  wie 
oft  das  ganz  Neue  aus  älterer  Zeit,  und  dies  mag  nebenbei 
Zweck  dieser  dvayQaq>iq  sein,  in  der  die  Einsetzung  des  all- 
mächtigen Ephorats  den  Schlussstein  bildet.*) 

*)  [Hier  beginnt  der  in  der  'Symbola  philologorum  Bonnensium' 
abgedruckte  Abschnitt  über  die  makedonische  Anagraphe.  Statt  der 
ersten  Sätze  des  folgenden  Absatzes  bis  zu  den  Worten:  „Anders  der 
der  Wissenschaft  zn  frflh  entrissene  0.  Abel'*  heisst  es  aber  im  Druck 
auf  S.  103 f.:  „Die  Listen  der  makedonischen  EOnige  bei  den  Chrono- 
graphen scheiden  sich  in  zwei  Classen:  eine  gute,  vertreten  durch 
die  bei  Synkellos  (p.  498 ff.  ed.  Bonn.,  am  Rande  ebendaselbst  und  eine 
dritte  in  seinem  Texte  zu  Grunde  gelegte)  aufbewahrten  Listen,  die 
des  Diodor  bei  Eusebios  Chron.  I  p.  822  ff.  (ed.  Aucher  [I  p.  227  Schöne]) 
und  in  den  erhaltenen  Büchern,  endlich  die  Ton  Eusebios  a.  a.  0.  I 
p.  324  f.  [I  p.  229  Schöne]  angehängte  in  ihrer  oberen  Hälfte  bis  mit  Per- 


UEBEB  DIE  AELTERE  OBIECHISGHE  GESCHICHTE.         33 

IV. 

Wir  haben  also  gesehen^  dass  gerade  die  wichtigsten 
Listen  das  entschiedenste  Zengniss  für  die  Richtigkeit  der 
Ansicht  yon  Brandis  ablegen,  dass  die  Generationsberechnung 
die  Grundlage  aller  ist.  Zum  Theil  giebt  auch  das  Yerzeich- 
niss  der  makedonischen  Eonige  hierfdr  eine  Bestätigung 
ab;  nur  hätte  Brandis  nicht  S.  18  die  Behauptung  E.  Müllers, 
dass  die  sichere  makedonische  Zeitrechnung  erst  nach  den 
Zeiten  des  Perdikkas  IL  und  Archelaos  beginne,  wiederholen 
und  sich  dafür  auf  die  abweichenden  Angaben  hinsichtlich 
der  Kegierungsdauer  der  genannten  beiden  Eönige  berufen 
sollen.  Anders  der  der  Wissenschaft  zu  früh  entrissenei04 
0.  Abel^),  welcher  längst —  für  mich  überzeugend  —  nach- 
gewiesen hatte,  dass  die  yerschiedenen  Bestimmungen  über 
Perdikkas  IL  sich  aus  seiner  Geschichte  erklären:  die  Re- 
gierung seines  ältesten  Bruders  Alketas  IL  ist  in  den  Listen 


dikkas  IL,  und  eine  schleckte,  zu  der  die  Listen  der  Ezcerpta  bar- 
barbi  (bei  Scaliger,  Thes.  tempp.  p.  63  ed.  1606  [Euseb.  Chron.  ed.  SchOne 
I  App.  p.  220  f.]),  der  Eusebiosschen  Series  regum  (II  p.  31  f.  [I  App. 
p.  13  Schöne]),  die  in  seinen  armeniscben  Kanon  aufgenommene,  die 
des  Hieronymas,  des  XQOvoyQatpsCov  avvxoiiov  (bei  Mai,  Scriptt.  yett. 
nova  coU.  I,  2  p.  29  f.  [Euseb.  Chron.  ed.  Schöne  I  App.  p.  90.]),  des 
Malalas  (I  p.  204.  242  f.  248  ff.  ed.  Oxon.)  nnd  in  ihrer  zweiten  Hälfte 
▼on  Archelaos  an  die  yon  Eusebios  der  Diodorischen  angehängte  ge- 
hören. Die  letzteren  Listen  stammen  alle  aus  einer  Quelle,  and  ihre 
Differenzen  sind  blosse  Schreibfehler. 

„üeber  die  Zuyerlässigkeit  dieser  Verzeichnisse  pflegt  nicht  be-l04 
sonders  günstig  geurtheilt  zu  werden.  Für  ihre  Behauptung,  dass  die 
sichere  Zeitrechnung  der  makedonischen  Eönige  erst  nach  den  Zeiten 
des  Perdikkas  II.  und  Archelaos  beginne,  berufen  sich  K.  Müller^  und 
Brandis^)  auf  die  abweichenden  Angaben  hinsichtlich  der  B^gierungs- 
dauer  der  genannten  beiden  Könige." 

„3)  Fragmm.  histt  Graecc.  III,  691. 

„4)  In  der  genannten  Schrift  [ygl.  oben  S.  1]  p.  18.*' 
Sonst  finden  sich  keine  nennenswerthen  Abweichungen  zwischen  dem 
Druck  und  der  Handschrift.    F.  B.] 

1)  Makedonien  yor  König  Philipp  S.  166  ff.    Die  Abweichungen 
der  Geschichtschreiber  sind  zusammengestellt  yon  Athenäos  V  p.  217. 

T.  GuTSOHMXD,  Kleine  SclirifteiL    IV.  3 


34  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

ganz  unterdrückt^  die  Zeit^  während  welcher  Perdikkas  neben 
seinem  anderen  Bruder  Philippos  in  einem  Theile  Makedo- 
doniens  herrschte,  ebenfalls  nicht  berücksichtigt  worden,  wo- 
durch die  40 — 41  Jahre  des  Anaximenes,  des  Nikomedes  von 
Akanthos  und  der  Marmorchronik  (epoch.  58.  61),  die  35  des 
Theopompos,  die  23  des  Marsyas,  des  Philochoros  und  der 
besseren  Listen  bei  den  Chronographen  sich  genügend  er- 
klären. Die  28  Jahre,  die  Hieronymos  (nach  E.  Müllers  ein- 
leuchtender Bemerkung^)  der  rhodische  Literaturhisto- 
riker) dem  Perdikkas  gab,  finden  sich  in  den  schlechteren 
Listen  der  Chronographen  wieder^),  in  welchen  die  Regie- 
rungsdauer der  berühmtesten  Nachfolger  Alexanders  L  (Per- 
dikkas IL,  Archelaos,  Amyntas  IIL,  Philipp  IL)  erhöht  worden 
ist,  um  den  Ausfall  der  Regierungen  des  Alketas  und  Philipp 
zu  decken;  KH  wird  absichtliche  Veränderung  eines  über- 
lieferten KB  sein,  welche  letztere  Zahl  in  der  Diodorischen 
Liste  zu  finden  ist,  desgleichen  KA  beim  Archelaos  Aende- 
rung  Ton  lA.  Für  die  zweite  Regierung  des  Amyntas  III. 
ist  irrthümlich  die  Summe  der  ganzen  Herrschaftszeit,  18  Jahre 
statt  12  Jahre,  angegeben.  Philipp  IL  endlich  hat  statt  der 
23—24  Jahre,  die  er  nach  der  richtigeren  Ueberlieferung 
hat,  26  erhalteu,  welche  letztere  bei  einer  im  hellsten  Lichte 
der  Geschichte  stehenden  Persönlichkeit^  wie  es  der  Vater 
Alexanders  des  Grossen  ist,  schwerlich  erfunden  sind,  über- 
dies auch  durch  die  25  Jahre  des  Trogus  (Just.  IX,  8,  1) 


1)  Fragmin,  bistt.  Graecc.  II,  452. 

2)  Die  Rücksicht  aaf  die  Literaturgeschichte  in  diesen  Listen 
offenbart  sich  auch  darin,  dass  daselbst  das  Todesjahr  des  Archelaos 
das  Jahr  409  v.  Ch.  ist,  im'  Widerspruch  mit  der  gleichzeitigen  Ge- 
schichte, aber  in  vollkommenster  Harmonie  mit  dem  Dialoge  'Alnißiu- 
ÖTjg  dsvtSQog^  der  von  seinem  Verfasser  mehrere  Jahre  vor  404  gesetzt 
wird  und  wo  c.  5  p.  141 D  der  Ermordung  des  Archelaos  gedacht  ist. 
Desgleichen  wird  der  Begierungsantritt  desselben  mit  einem  noch 
ärgeren  Anachronismus  in  das  Jahr  483  gesetzt,  wiederum  im  Einklang 
mit  Plat.  Gorg.  c.  26  p.  471 A.  c.  58  p.  50SC,  an  welchen  Stellen  Ar- 
chelaos als  KOnig,  Perikles  als  jüngst  verstorben  erwähnt  wird:  es  be- 
trifft dies  gerade  den  Punkt,  der  schon  den  alten  Grammatikern  Kopf- 
zerbrechen machte  (vgl.  Ath.  Y  p.  217). 


ÜEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.         35 

gestützt  werden.  Sie  sind  vielmehr  von  dem  Zeitpunkte  an 
gerechnet,  wo  derselbe  bei  Lebzeiten  seines  Bruders  ein  make-i05 
donisches  Theilförstenthum  erhielt.^)  Die  22  Jahre ^  die 
Satyros^)  diesem  Eonige  giebt^  führen  von  selbst  auf  die 
Verdrängung  des  Amyntas  lY.,  die  nicht  lange  nach  dem 
Antritte  der  vormundschaftlichen  Regierung  erfolgt  ist.  Wir 
haben  hier  gerade  dieselben  Differenzen  wie  beim  Perdikkas  II. 
zu  einer  Zeit,  in  der  hoffentlich  Niemand  kyklische  oder  sonst- 
wie gemachte  Chronologie  voraussetzen  wird.  Mit  einem 
Worte^  die  makedonische  Eonigsliste  liefert  nur  einen  neuen 
Beleg  für  den  alten  Satz,  dass- Begentenlisten^  die  nicht  nach 
einem  bestimmten  chronologischen  Gesichtspunkte  angelegt 
sind,  mögen  die  einzelnen  Posten  jeder  für  sich  betrachtet 
noch  so  richtig  sein^  doch  im  Ganzen  keine  sichere  Zeit- 
rechnung ergeben:  die  Eaiserlisten  bei  den  Byzantinern  sind 
eine  passende  Analogie  hierfür. 

Weiter  beweist  die  makedonische  Liste  aber  auch  nichts. 
Vielmehr  stimmen  von  Alexander  I.  an  die  besseren  Listen^ 
obwohl  sie,  wie  sich  zeigen  wird;  aus  verschiedenen  Quellen 
geflossen  sind,  so  völlig  unter  sich  und,  die  berührten  Inter- 
polationen abgerechnet,  mit  den  schlechteren  Listen  überein, 
dass  jeder  unbefangene  zugeben  wird,  dass  wir  hier  eine 
vollkommen  sichere  historische  üeberlieferung  vor  uns  haben. 
Dass  man  die  grosse  Uebereinstimmung  der  besseren  Listen 
verkannt  hat,  rührt  im  Wesentlichen  davon  her,  dass  man 
die  Angaben  Diodors  auf  eine  ganz  verkehrte  Weise  mit 
denen  der  Chronographen  verglichen  und  überdies  diesen 
gegenüber  ungebührlich  überschätzt  hai  Man  hat  nämlich 
den  Amyntas,  den  die  Chronographen  zwischen  Aeropos  und 
Pausanias  aufführen  und  welchen  Diodor  übergeht,  für  den 
bekannten  Vater  Philipps  gehalten,  obgleich  dadurch  die 
Uebereinstimmung  im  Folgenden  ganz  aufgehoben  wird  und 
Diodor  nur  von  einer  einmaligen  Vertreibung  des  Amyntas 


1)  üeber  dieses   vgl.   Speusippos'  Brief  bei   Earystios  fr.  1  ap. 
Maller.  IV,  357,  und  Abel  S.  228. 

2)  fr.  6  ap.  Müller.  III,  161. 

3* 


36  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

weiss.  Die  Listen;  welche  mehr  als  die  blossen  Namen  geben, 
unterscheiden  beide  Amyntas  sehr  bestimmt:  die  Excerpta 
barbari  und  das  XQOvoyga^petov  övvroitov  nennen  den  Vater 
Philipps  ausdrücklich  ^Aiivvtag  aXlog^  und  der  Eusebiossche 
Kanon  führt  sowohl  im  armenischen ,  wie  im  lateinischen 
Texte  die  zweite,  nach  der  alten  Annahme  dritte,  Regierung 
von  Philipps  Vater  mit  *rursum  Amyntas'  ein,  die  vorher- 
gehende mit  einem  einfachen  *  Amyntas'.  Es  scheint  mir 
klar,  dass  jener  erste  Amyntas  vielmehr  mit  dem  nach  einer 
von  meinem  Freunde  Emil  Müller  herrührenden  Emendatiou 
{'Jiuvvta  für  'jiiivvra)  bei  Aristot  Pol.  V,  10  p.  1311b,  14 
herzustellenden  Amyntas,  Bastardsohn  des  Archelaos,  iden- 
tisch ist;  jene  Emendation  drängt  sich  mit  Noth wendigkeit 
durch  den  ganzen  Zusammenhang  auf^),  und  Abels  Bedenken 
(S.  196),  Geschwisterheirathen  seien  in  dieser  Zeit  noch  nicht ' 
I06aufgekommen,  entbehrt  der  Begründung,  da  Ehen  zwfschen 
Halbgeschwistem  nicht  bloss  in  Makedonien,  sondern  auch 
in  Athen  zulässig  waren.  Diodor  übergeht  dessen  ephemere 
Regierung  ganz  und  schlägt  sie  zu  der  des  vorhergehenden 
Königs,  wie  er  dies  auch  bei  Orestes  gethan  hat.  Dem 
Amyntas  III.  giebt  er  nach  den  geringeren  Listen  24,  d.  i. 
6  -^  18  Jahre,  verringert  aber  den  Fehler  dadurch,  dass  er 
die  zweijährige  Regierung  des  Argäos  II.  nicht  besonders  in 
Rechnung  bringt:  wer  dies  nicht  anerkennt,  ist  genöthigt, 
den  Verlust  des  Reichs  durch  die  lUyrier  im  Jahre  383  als 
eine  vierte  Vertreibung  des  Amyntas  III.  anzusehen,  während 
sie  nach  der  berichtigten  Auffassung  mit  der  Usurpation  des 
Argäos  zusammenfällt. 

Bei  Weitem  besser  als  Diodor  ist  der  Gewährsmann, 
dessen  Liste  Synkellos  in  dem  Texte  der  Chronographie  zu 
Grunde  gelegt  hat  und  die  mit  dem  in  Namen  und  Zahlen 
sehr  verstümmelten  Geschichtsauszuge,  einen  Schreibfehler 
abgerechnet  (vier  Jahre  des  Orestes  statt  drei),  zusammenföllt. 

1)  Tav  ^yatiqmv  .  .  .  idmne  (6  'AQxilaog)  .  .  .  rrjp  vBmxiffav  ta 
vUi  'A{kvv%(f^  olofiBvog  ovzois  av  insÜKiv  fjuMza  duttpiQ^cftai  %al  zov  in 
tijg  KUonaTQccs.  ['Aiivvta  schrieb  bereits  Bekker  in  der  2.  Auflage 
seiner  Separatausgabe.    F.  B.] 


ÜEBER  DIE  AELTEEE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.         37 

Sie  hat  auch  die  ältesten  Zeugnisse  für  sich.  Wenn  nämlich 
Trogus  (Just.  XXXin,  2,  6)  von  Karanos  bis  auf  den  Sturz 
des  Perseus  168  v.  Ch.  nicht  weniger  als  924  Jahre  zählt, 
so  weicht  dies  total  ab  von  der  ganzen  übrigen  Tradition^ 
ist  aber  mit  Leichtigkeit  auf  ein  von  dem  Romer  begangenes 
Versehen  zurückznföhren ,  der  ivaxoöLa  für  i^axoöia  las: 
624  Jahre  führen,  den  terminus  ad  quem  wie  immer  mit  ein- 
gerechnet, auf  das  Anfangsjahr  791  v.  Gh.,  und  dieses  diflTerirt 
nur  um  zwei  Jahre  von  dem  alezandrinischen  Weltjahre  4701 
oder  dem  18.  vor  Olymp.  1  (den  terminus  ad  quem  mitge- 
rechnet), welches  Synkellos  zum  ersten  des  Karanos  macht. 
Solinus  ferner,  dessen  Abriss  der  makedonischen  Geschichte 
Polyh.  9, 12  —  23  vielleicht  aus  Trogus  geflossen  ist,  setzt 
den  Antritt  des  Perdikkas  I.  in  Olymp.  22,  wiederum  in 
Uebereinstimmung  mit  Synkellos  —  und  nur  mit  diesem  — , 
der  das  Jahr  690  v.  Ch«  angiebt.  Diese  Liste  also  muss  als 
die  beste  und  bestbeglaubigte  zu  Grunde  gelegt  werden; 
Synkellos  hat  gegen  das  Ende  durch  Nichtberücksichtigung 
überschüssiger  Monate,  die  als  Jahre  mit  hätten  verrechnet 
werden  sollen,  drei  Jahre  eingebüsst  und  weiss  sich  nicht , 
besser  zu  helfen,  als  dass  er  die  Regierung  Alezanders  des 
Grossen  zwar  zu  zw51f  Jahren  angiebt,  aber  stillschweigend 
zu  fiinfzehn  berechnet.  Die  Yergleichung  Diodors  und  der 
schlechten  Listen  giebt  die  sichere  Verbesserung  an  die 
Hand,  die  überschüssigen  Monate  bei  Amyntas  IL,  der  ersten 
Regierung  des  Amyntas  ni.  und  bei  Alexander  dem  Grossen 
sind  jedesmal  als  ein  Jahr  mit  in  Rechnung  zu  bringen. 
Synkellos  macht  ganz  richtig  das  Jahr  der  Welt  5081  »=  413 
V.  Ch.  zum  ersten  des  Archelaos;  der  einzige  Fehler  seiner 
Liste  besteht  in  der  ihr  mit  allen  übrigen  gemeinsamen  Ver- 
kürzung der  Regierungsdauer  des  Perdikkas  IL 

Nach  der  Liste,  welche  Eusebios  im  ersten  Theile  der 
Chronik  giebt,  fiLUt  der  Anfang  der  Regierung  Alexanders  I. 
in  das  Jahr  498,  der  des  Perdikkas  in  454,  und  dass  diese 
Daten  historisch  genau  sind,  geht  ausser  anderen  Anzeichen 
auch  daraus  hervor,  dass  der  Zwischenraum  von  454  bis  413l07 
sich  genau  auf  soviel  Jahre  beläuft,  als  nach  der  Marmor- 


38  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

Chronik  und  Nikomedes  von  Akanthos  die  Regierung  des 
Perdikkas  betrug.  Hierin  ist  der  Schlüssel  gegeben,  warum 
Eusebios  von  Archelaos  an  seine  gute  Quelle  verlässt:  das 
Datum  454  für*)  Perdikkas  war  ihm  überliefert,  er  sah  aber, 
dass  jene  Liste  zu  kurz  sei,  um  den  Zeitraum  bis  Alexander 
auszufüllen,  und  statt  die  Regierung  des  Perdikkas  zu  ver- 
längern, ergänzte  er  die  Liste  für  die  folgende  Zeit  aus 
seiner  zweiten,  schlechten  Quelle. 

Es  ist  nunmehr  möglich,  die  Chronologie  der  makedo- 
nischen Könige  von  Alezander  L  an  mit  absoluter  Gewissheit 
zu  fixiren. 

Diodoros.        Syiikell08p.373ff.    Feste  Punkte.^)     Bericktigte  Liste. 

Alezander  I.  reg.   Alezander  I.  reg.   regierte  im  J.  610  Alezander  I.  reg. 

44  J.  483-439.       44  J.  480—486.     noch  nicht,  wohl  44  J.  498—454. 

aber  snr  Zeit  des 

Zogs  d.Mardonio8 

(was  ans  Jus!  Vn^ 

4,  Izn  folgern  ist), 

also  492,  nnd  noch 

im  J.  464. 

Perdikkas  IL  reg.   Perdikkas  ü.  reg.   erwähnt  482-414.  Perdikkas  II.  reg. 

22 J.  489—417.      28 J.  486—413.  4lJ.  454—418. 

Archelaos  L  reg.   erwähnt  410-404.  Archelaos  I.  reg. 

14  J.  413—399.  14  J.  413—399. 

Orestes  reg.  3  J.  Orestes  reg.  3  J. 

899—396.  399—396. 

'Archelaos II. reg.   Agropos  reg.  im  Apropos,    König 

4J.  896—392.      J.394(Polyaen.II,  unter  dem  Namen 

1,  17).  Archelaos  IL«), 
reg.  4  J.  396-392. 

Amyntas  11.  reg.  Amjntas  II.  reg. 

IJ.  892—891.  li =2 J. 392-390. 


Archelaos  reg. 
17  J.  417—400. 


Agropos,  Vor- 
mund des  Orestes, 
6J.  400—894. 


*)  [So  die  Handschrift;  im  Druck  steht  „YOn"'.    F.  R.] 

1)  Die  Belegstellen  findet  man,  wo  nichts  Besonderes  bemerkt 
ist,  bei  Clinton  (F.  H.  II  p.  235  ed.  Krüger)  und  bei  Abel. 

2)  ASropos  nennen  ihn  nur  Diodor  und  die  fortlaufende  Erzählung 
bei  SynkelloB,  alle  übrigen  Listen  Archelaos,  was  demnach  kein  blosses 
MisBverstftndniss  sein  kann:  der  Usurpator  wird  bei  seiner  Thronbe- 
steigung des  guten  Omens  halber  den  Namen  seines  berühmten  Vor- 
gängers angenommen  haben,  wie  Aridaos  den  Namen  Philippos« 


Amynta8reg.24J. 

(eingerecbnet  des 

ArgäosII.  2 jähr. 

Reg.)  393—369. 


ÜEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCflE  GESCHICHTE.         39 

Diodoros.  Synkellos.         Feste  Punkte.     Berichtigte  Liste. 

Pansaniaa  reg.       Paasanias  reg.  Pausaniasreg.iy, 

1  J.  394—893.         1  J.  391—390.  J.  =-  IJ.  890-389. 

Amjntas  HI.  reg.   Amyntas  III.  yer-  Amyntas  III.  reg. 
5J.  390—386,      lorimJ.388darch      6J.  389—383. 

Argäos  II.  reg.     die   Ülyrier    fast  Argäos  II.  reg. 

2J.  385—383.      das  ganze  Reich  2J.  383—381. 

Amyotas  III.  wie-   u.  ward 382  Ton  d.  Amyntas  III.  reg. 

der  reg.  12  J.       Lakedämoniem  12  J.    381 — 369. 
383—371.         gegen        Olynth 

unterstützt.      Er 
lebte  noch  iJ.371. 

Alexander  II.  reg.   Alexander  II.  reg.   erwähnt  im  J.369.  Alexander  IL  reg. 

1  J.  369—368.        1 J.  371—370.  1 J.  369—368. 
Ptolemäos  I.,  Re-   Ptolemäos  I.  reg.  Ptolemäos  I.,  Re- 
gent 3  J.  368-365.      3J.  370—367.  gent 3  J.  368-365. 
PerdikkaBlII.reg.   Perdikka8in.reg.  Perdikka8lILreg.l08 
5  J.  865— 360.        6  J.  367-361.  5iJ.H-6J. 

365-359. 
Philipp  U.  reg.         Philipp  II.  reg.     Der  Mai  347  f&llt     Philipp  H.  reg. 
24  J.    360—836.   23  J.    361  —  338.    in  sein  13.  Jahr;      23JJ.»23J. 

er  ward  336  er-  359—336. 

mordet. 

Können  wir  für  diese  Periode  keine  Spur  von  künst- 
licher Clironologie  in  der  'makedonischen  Eönigsliste  ent- 
decken, so  verhält  sich  dies  allerdings  in  dem  Zeiträume 
von  Perdikkas  I.  bis  Amyntas  L  wesentlich  anders ,  noch 
mehr  in  dem  ganz  mythischen  von  Earanos  bis  mit  Tyrimmas. 
Es  lässt  sich  der  strengste  Beweis  daf&r  f&hren;  dass  die 
den  ältesten  Eonigen  beigeschriebenen  Zahlen  ungeschicht- 
lich sind. 

Alexander  L  war  im  Jahre  512;  als  er  die  übermüthigen 
Abgesandten  des  Megabazos  erschlug,  ein  thatkräftiger  Jüng- 
liog;  im  Jahre  479  ein  noch  rüstiger  Mann  und  lebte  noch 
bis  454;  eine  Tochter  von  ihm,  Stratonike,  heirathete  429 
den  thrakischen  Thronerben  Seuthes,  war  also  kaum  früher 
als  471  geboren:  dies  Alles  weist  darauf  hin,  dass  Alexander  I. 
gegen  das  Jahr  533  geboren  war.  Sein  Vater  Amyntas  I. 
war  im  Jahre  512  bereits  ein  betagter  Mann  und  starb  498, 
mag  also  gegen  572  geboren  sein,  schwerlich  später.    Nach 


40  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

den  höchsten  Angaben  ^  wie  sie  nur  die  schlechten  Listen 
bieten,  regierte  Amyntas  I.  50  Jahre,  also  seit  548,  seine  Vor- 
gänger Alketas  29  und  Aeropos  26  Jahre^),  der  Letztere  begann 
also  603  zu  regieren.  Nun  hat  sich  bei  Just.  YII,  2,5  die 
Tradition  erhalten,  Philipp  L  sei  jung  gestorben  und  habe 
den  Aeropos  im  zartesten  Alter  zurückgelassen;  die  lUyrier 
seien  darauf  über  das  schutzlose  Reich  hergefallen  und  hätten 
die  Makedonier  in  einer  Schlacht  geschlagen,  in  einer  zweiten 
sei  das  Königskind  in  der  Wiege  mit  gegen  den  Feind  ge- 
führt worden  und  unter  diesen  Auspicien  hätten  die  Make- 
donier einen  grossen  Sieg  erfochten.  Mag  Letzteres  sagen- 
hafte Ausschmückung  sein,  der  Kern  der  Tradition  ist  gewiss 
glaubhaft  Demnach  wäre  Aeropos  nicht  früher  als  608  ge- 
boren, also  nur  36  Jahre  vor  seinem  Enkel  Amyntas  IL:  es 
müssten  demnach  zwei  Könige  hinter  einander  ihren  Nach- 
folger im  achtzehnten  Jahre  erzeugt  haben,  was,  wenn  nicht 
unmöglich;  doch  im  höchsten  Grade  unwahrscheinlich  ist, 
namentlich  wenn  man  die  ungewöhnlich  hohe  durchschnitt- 
liche Dauer  der  Generationen  in  allen  Linien  des  makedo- 
nischen Königshauses  in  Betracht  zieht.  Im  Hauptstamme 
der  Argeaden  sind  von  der  Geburt  des  Amyntas  t.  bis  zu 
der  des  Herakles^  Alexanders  des  Grossen  ältesten  Sohns, 
von  etwa  572  bis  332,  in  240  Jahren  sieben  Generationen, 
wonach  auf  jede  über  34  Jahre  kommen.  Ein  Nebenzweig 
I09der  Hauptlinie  sind  die  Ptolemäer,  wie  der  Stammbaum  bei 
Satyros  fr.  21  darthut;  K.  Müller  (Fragmm.  histt  Graecc.  III, 
165)  hat  die  richtige  Bemerkung  gemacht,  dass  durch  Ueber- 
springung  von  einem  Amyntas  auf  einen  anderen  Amyntas 
wenigstens  zwei  Generationen  ausgefallen  sind:  da  in  der 
zweiten  Generation  nach  Amyntas  I.  wirklich  ein  Amyntas, 
nämlich  der  jüngste  Sohn  des  Alexander  I.  und  Grossyater 
des  Amyntas  III.,  nachweisbar  ist,  so  lässt  sich  die  Lücke 
mit  ziemlicher  Wahrscheinlichkeit  so  ausfüllen:  rov  dl  Wfivi/- 

1)  Wenn  in  den  Ezcerpta  barbari  Philipp  I.  26  nnd  Apropos  38  Jahre 
hat,  BO  erweist  sich  dies  durch  dio  Paralleltexte  als  eine  blosse,  wohl 
unabsichtliche  Umstellung,  wie  weiter  unten  die  ly,  Jahre  des  Arche- 
laos IL  und  3  des  Amyntas  II.  für  3  +  1%. 


UEBEB  DIE  AELTEBE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.        41 

tav^  \xov  ds  ^AXßiavSQOv^  xov  da  ^AyLvvxav^  tov  8h  BdXa- 
XQOv.^)  Diese  Linie  nun  zahlt  von  Amyntas'  I.  Geburt  um 
572  bis  auf  die  des  letzten  Königs  Ptolemäos  Eäsarion 
47  V.  Ob.  in  525  Jahren  fünfzehn  Generationen;  also  jede 
durchschnittlich  zu  35  Jahren.  Endlich  in  der  Familie  der 
AntigonideU;  deren  Zusammenhang  mit  dem  Hauptstamme 
durch  die  Fürsten  von  Elimeia  Abel  überzeugend  dargethan 
hat^);  sind  von  der  Geburt  des  Amyntas  I.  bis  auf  die  des 
letzten  Königs  FerseuS;  von  etwa  572  bis  213^  in  359  Jahren 


1)  Noch  eine  zweite  Lücke  in  dem  wichtigen  Fragmente  des  Saty- 
ro8  läset  eine  sichere  Ergänzmig  za,  ich  meine  die  in  den  Worten 
'Agtadvlg  ano  tris  d'vyazQhg  M^vm,  ywainog  dh  ^lOvvcoVf  natdog  nazQo- 
q>tX7ig  z^g  iiixdsiarig  Jtovvacj}  iv  (toifqf^  n(fvfkviöi.  Hier  weist  die  Cha- 
rakteristik naig  natgotpClri  von  allen  Geliebten  des  Dionysos  bestimmt 
auf  die  Erigone  hin;  also  ist  nach  Jiovvcov  zu  ergänzen:  ['Hgiyovlg 
an'  'HQiyovrjg  tijg  'Jxoe^^i;]  natÖog  %.  r.  X.  Die  schmutzige  Wendung  der 
Sage  —  denn  dass  fiopqpjf  ngviivCg  nur  ein  aphrodisisches  Schema  sein 
kann,  ergiebt  der  Zusammenhang  —  wird  den  ausgelassenen  Festge- 
bränchen  bei  der  aUga  ihren  Ursprung  verdanken. 

2)  Abel,  Makedonien  S.  156.  Eine  wesentliche  Stütze  für  diesen 
Nachweis  ist  ihm  entgangen,  nämlich  die  noch  von  Niemandem  er- 
klärte, von  Manchen  unbedachter  Weise  angezweifelte  Stelle  des  Livius 
(XLV,  9),  an  der  Perseus  der  20.  von  Earanos  genannt  wird.  Gerade 
so  viel  Generationen  ergeben  sich  nämlich  nach  der  von  Abel  ent- 
worfenen Stammtafel  der  Fürsten  von  Elimeia:  1.  Earanos,  2.  Eoinos, 
3.  Tyrimmas,  4.  Perdikkas  I.,  6.  Argäos  I.,  6.  Philipp  I.,  7.  ASropos, 
8.  Alketas,  9.  Amyntas  L,  10.  Aridäos  von  Elimeia,  11.  Derdas  I.  von 
Elimeia,  12.  Sirras  von  Elimeia,  13.  Machatas  von  Elimeia,  14.  Philipp, 

15.  Antigonos  von  Asien,  16.  Demetriosl.,  17.  Antigenes  I.,  18.  De- 
metijoB  IL ,  19.  Philipp  V. ,  20.  Perseus.  Die  30  Könige  von  Earanos 
bis  Perseus  beim  Trogus  (Just.  XXXIII,  2,  6),  die  Clinton  ziemlich  will- 
kürlich herausbringt,  erklären  sich  sehr  einfach,  wenn  Trogus  mit 
Diodor  die  kurzen  Regierungen  des  Orestes  und  Amyntas  II.  ganz  über- 
ging und  die  des  Antigonos  L,  wie  dieser  selbst  es  that,  vom  Tode 
seines  Vaters  Demetrios  I.  datirte.  So  war  ihm  Amyntas  III.  der  15., 
Demetrios  I.   der   25.  König.     Die   Zwischenkönige   nennt   er  selbst: 

16.  Alexander  IL,  17.  Perdikkas  III.,  18.  Philipp  IL,  19.  Alexander  IIL, 
20.  Philipp  IIL,  21.  Olympias,  22.  Kasandros,  23.  Philipp  IV.,  24.  Ale- 
xander V.,  dem  Demetrios  I.  das  Reich  entriss.  Wenn  bei  Vellejus  1, 6, 5 
Alexander  der  17.  von  Earanos  heisst,  so  sind  vermuthlich  die  Zwischen- 
könige zwischen  Archelaos  und  Amyntas  111.  übergangen  worden. 


42  CHEONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

elf  Generationen,  im  Dorcbschnitt  also  belauft  sich  jede  auf 
nicht  ganz  33  Jahre.  Die  unter  der  Voraussetzung  der 
Authenticität  der  ältesten  Regierungszahlen  sich  ergebende 
Generationsdauer  von  nur  achtzehn  Jahren  bei  Vater  und 
Sohn  bildet  hierzu  den  wunderbarsten  Contrast 

Ein  zweiter  Verdachtsgrund  ist  das  Auseinandergehen 
der  Listen,  nicht  bloss  der  guten  und  der  schlechten,  sondern 
auch  der  guten  unter  sich,  die  doch  für  die  Zeit  von  Ale- 
xander I.  an  YoUkommen  harmoniren.  Sie  trennen  sich  hier 
nein  zwei  Classen:  die  eine  ist  durch  Diodor  und  das  von 
Eusebios  an  den  Auszug  aus  ihm  angehängte  Verzeichniss 
vertreten,  die  andere  durch  die  drei  Listen  beim  Synkellos. 
Die  Verzeichnisse  beider  Classen  gehen  dann  auch  unter 
sich  wieder  auseinander.  Zwar  beschränken  sich  die  Ab- 
weichungen bis  auf  zwei  Ausnahmen  auf  die  Einer;  man  sieht 
aber  doch,  dass  die  Historiker  —  denn  ihnen,  nicht  den 
Chronographen  ist  die  Verschiedenheit  der  Bearbeitungen  der 
makedonischen  Konigstafel  wenigstens  in  ihren  Hauptumrissen 
beizumessen  —  die  Ueberlieferung  in  dieser  Periode  für  so 
unsicher  hielten,  dass  sie  kein  Bedenken  trugen,  sie  jeder 
nach  besonderen  Gesichtspunkten  umzumodeln. 

Wie  die  Ansätze  für  die  ältesten  Könige  entstanden  sind, 
zeigt  am  deutlichsten  die  Liste  des  Eusebios,  die  von  Kara- 
nos  bis  mit  Amyntas  L  neun  Könige  in  300  Jahren  zählt, 
zerlegt  in  drei  mythische  Könige  mit  101  und  sechs  geschicht- 
liche mit  199  Jahren:  also,  wie  so  oft,  der  Herodotische 
Ansatz  der  yBved  zu  3373  J^'hren,  wie  so  oft,  Vermeidung 
der  ganz  genauen  Generationssumme  durch  Wegnahme,  be- 
ziehentlich Zulegung,  eines  Einers.  Nach  dieser  Berechnung 
fiel  Karanos  in  798,  Perdikkas  L  in  697.  Diodor,  der  die 
Regierung  des  Perdikkas  mit  den  Uebrigen  verkürzt,  ohne 
wie  Eusebios  den  Fehler  durch  Literpolationen  in  den  spä- 
teren Regierungen  auszumerzen,  lässt  die  101  Jahre  von 
Karanos  bis  Tyrimmas  unverändert  und  bestimmt  die  Zeit 
der  sechs  folgenden  Könige  auf  193  Jahre,  wodurch  ihm 
(in  Folge  des  Mehr  von  vier  Jahren  beim  Amyntas  HI.)  Per- 
dikkas L   in  676,  Karanos  in  777  zu   stehen  kommt,   also 


ÜEBEB  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.         43 

dieser  ein  Jahr  vor;  der  Erstere  ein  Jahrhundert  nach  der 
ersten  Olympiade:  offenbar  ein  beabsichtigter  Synchronismus, 
der  in  der  uns  schon  bekannten  Weise  durch  das  -f-  1  etwas 
verdeckt  ist.  Diese  beiden  Listen  sind  f&r  diese  Periode  die 
ursprünglichsten;  was  aus  dem  Umstände  hervorgeht ,  dass 
nur  sie  das  Jahrhundert  für  die  drei  ysvsai  Earanos,  Koinos, 
Tyrimmas  in  der  Form  101  treu  bewahren  ^  alle  übrigen  es 
verfalschen.  Doch  geben  auch  sie  nicht  ganz  treu  die  Form 
der  ältesten  ^jivaygaqyi^  wieder;  durch  Vergleichung  derselben 
unter  einander  und  mit  den  Synkellischen  ergiebt  sich  für 
diese  mit  ziemlicher  Sicherheit  folgende  Form: 


Karanos  .     . 

30  J. 

Eoinos     .    . 

28  J. 

101  J. 

Tyrimmas    . 

43  J., 

Perdikkas  L 

48  J, 

"(42  J.  Diod.) 

Ar^s  L 

31  J. 

(38  J.  Eas.) 

Philipp  L    . 

33  J. 

Aeropos  .    . 

20  J. 

Alketas  I.   . 

18  J. 

Amyntas  I.  . 

42  J. 

(49  J.  Diod.) 

192  J. 


Demnach  fallt  Perdikkas  L  in  das  von  Solinus  bezeugte 
Jahr  690,  Earanos  in  791.  Die  Anlage  der  Liste  liegt  klar 
zu  Tage:  die  42  Jahre  des  Amyntas  I.  fand  man  sicheriii 
überliefert  vor,  auf  seine  fünf  Vorgänger  rechnete  man 
anderthalb  Jahrhundert,  die  Generation  also  zu  dreissig 
Jahren.  Man  vertheilte  diese  wiederum  in  der  allereinfach- 
sten  Weise,  indem  man  dem  Perdikkas  L,  der  nach  der 
Tradition  ein  hohes  Alter  erreichte  (Just.  VII,  2,  2),  das 
halbe  Jahrhundert  zugestand,  das  von  seinen  vier  Nach- 
folgern ausgefüllte  Jahrhundert  aber  in  2  X  30  und  2  X  20 
Jahre  zerlegte;  dieses  ursprüngliche  Schema  ist  durch  Weg- 
nahme und  Zuthat  von  höchstens  drei  Einern  gering  modi- 
ficirt,  und  auch  diese  Modificirung  hält  an  der  Abnahme  der 
Regierungsdauer  fest 

Von   der  zweiten  Classe   der  guten  Listen  kommt  die 


44  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

TOD  Synkellos  nach  Weltjahren  berechnete  iind  die  damit 
identische  lückenhafte  in  der  fortlaufenden  Geschichtserzäh- 
lung der  ursprünglichen  Liste  noch  am  nächsten:  die  Jahre 
der  Könige  sind  aber  nach  Proportion  um  zwanzig  Jahre 
im  Ganzen  erhöht;  d.  i.  dem  Tyrimmas  sind  zwei,  den  spä- 
teren Königen  achtzehn  Jahre  zugelegt  worden,  nämlich  dem 
Argäos  I.  drei,  dem  Philipp  I.  wieder  zwei,  dem  Aeropos 
wieder  drei,  dem  Alketas  aber  zehn;  die  Jahre  des  Amyn- 
tas  L  sind  nicht  angetastet  worden  als  geschichtlich,  die 
des  Perdikkas  I.  nicht,  weil  sie  auch  in  der  Sage  begründet 
sein  mochten.  Die  Erhöhung  der  Jahre  des  Alketas  mag 
durch  den  Widerspruch  der  kurzen  Zahl  mit  der  Sage  vom 
Kinde  Aeropos  veranlasst  sein;  die  Verlängerung  der  ganzen 
Periode  um  zwanzig  Jahre  hängt  aber  vermuthlich  mit  der 
irrthümUchen  Herabrückung  Alexanders  I.  in  480  statt  498 
und  der  Verkürzung  der  Jahre  des  Perdikkas  IL  zusammen: 
durch  jene  Erhöhung  der  früheren  Regierungen  wird  der 
Ausfall  wieder  gedeckt  und  der  Regierungsantritt  des  Per- 
dikkas L  kommt  genau  in  dasselbe  Jahr  690  zu  stehen,  in 
welches  ihn  die  ältere  Liste  setzte,  Karanos  wenigstens  in 
fast  dasselbe,  nämlich  in  793  statt  791. 

Eine  eigenthümliche  Bewandtniss  hat  es  mit  dem  Ver- 
zeichnisse, welches  p.  498, 9  in  beiden  Handschriften  des 
Synkellos  steht  und  von  diesem  offenbar  selbst  als  Ersatz 
für  das  lückenhafte  im  Texte  stehende  beigeschrieben  war; 
die  zahlreichen  Fehler  desselben  lassen  sich  durch  die  hinter 
jeder  Regierung  stehende  Summe  der  Jahre  von  Karanos  an 
controliren  und  ohne  Mühe  yerbessern.  Aus  derselben  Quelle 
hat  Synkellos  auch  die  Zeitbestimmungen  p.  501, 19  einge- 
schaltet, die  arg  verderbt,  aber  mit  dem  im  Texte  stehenden 
Verzeichnisse  ganz  [unvereinbar  sind;  aus  dem  Marginalver- 
zeichnisse  ergiebt  sich  für  diese  eine  leichte  Verbesserung: 
Mbxql  Toiwv  {tov  v€v  vulg.)  rrlg  aQxVS  ^^^^^civögov  yCve- 
tat  xq6vo(s  a%o  ^Iv  JcinTtTfjg  (7tg(6ti]g  vulg.)  oXv^Tttadog  xal 
avrrjg  ciQXOfidvi^g,  xa^'  ijv  ^PauftvXog  'Rofuji;  xtCisi^  irrj  vx\ 
dico  öh  Tgoiag  akd^scag  Strj  (oka  (cd'  vulg.).  ^AXd^avÖQog 
ovv  X.  X,  A.    Mitten  in  einem  Abriss  der  makedonischen  6e- 


ÜEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.         45 

schichte  kann  die  fünfte  Olympiade  als  Ausgangspunkt  der 
Rechnung  nur  das  Datum  für  Earanos  enthalten;  da  der 
Abriss  Alexanders  Regierungsantritt  vier  Jahre  zu  früh  an- 
setzt^ nämlich  Ol.  114;  1,  so  erhält  man  für  Karanos  das 
Jahr  760,  dasselbe,  welches  sich  auch  aus  dem  Marginal-ll2 
Verzeichnisse  herausstellt.  Perdikkas  I.  kommt  in  das  Jahr 
657  zu  stehen.  Es  sind  nämlich  von  ihm  bis  mit  Amyntas  I. 
180  Jahre  gerechnet,  dreissig  auf  die  Generation,  und  die 
Verkürzung  ist  dadurch  bewerkstelligt,  dass  Philipp  I.  mit 
Bezug  auf  jene  Tradition,  welche  ihn  immatura  morte  raptus 
werden  Hess,  statt  35  nur  fünf  Jahre  erhalten  hat;  denn  dass 
kd  blosse  Interpolation  ist,  ergiebt  sich  aus  der  Jahrsumme 
190  von  Karanos,  die  mit  den  vorhergehenden  und  folgenden 
Summen  völlig  im  Einklänge  ist,  unzweifelhaft.  Die  Sage 
kann  aber  nicht  der  alleinige  Grund  der  Aenderung  gewesen 
sein,  da  dasselbe  viel  wirksamer  durch  eine  Erhöhung  der 
Zahl  des  Aeropos  um  die  seinem  Vater  abgerechneten  Jahre 
erreicht  worden  wäre;  überdies  sind  auch  in  den  Regierungen 
der  späteren  Eonige  noch  drei  Jahre  weggenommen  worden, 
so  dass  Alexander  in  das  Jahr  477  v.  Ch.  heruntergerückt 
ist  Es  muss  vielmehr  irgend  ein  Punkt  weiter  oben  sein, 
den  der  Urheber  dieser  Liste  für  fest  hielt  und  dem  zu  Liebe 
er  sich  jene  Aenderungen  erlaubt  hat.  Es  ist  das  Jahr  657 
für  Perdikkas  L  In  dieses  Jahr  fällt  der  Sturz  der  Bakchiaden 
durch  Eypselos;  von  den  Bakchiaden  aber  leiteten  sich  nach 
Strabon  VII,  7,  8  p.  326  die  Könige  der  Lynkesten  ab,  und 
es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  ihre  Stammsage  wie  die 
ihrer  Tarquinischen  Vettern  an  die  Vertreibung  des  Ge- 
schlechts durch  Kypselos  anknüpft.  Dass  nun  ein  Historiker 
der  älteren  Zeit  die  rivalisirenden  Königshäuser  der  Teme- 
niden  und  Bakchiaden  an  ein  und  dasselbe  Anfangsjahr  ge- 
knüpft, in  diesem  Falle  die  unsicheren  Anfänge  des  jüngeren 
Geschlechts  nach  dem  scheinbar  sicheren  Ausgangspunkt  des 
älteren,  überflügelten  bestimmt  hätte,  wäre  schon  an  sich 
eine  annehmbare  Vermuthung.  .  Fast  zur  Gewissheit  aber 
wird  sie  duvch  die  makedonische  Stammsage  bei  Herodot 
VIII,  137.    Die  drei  Brüder,  von  denen  der  jüngste  König 


46  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

wird,  yertreten  nach  Abels  Untersuchungen  die  drei  Stämme 
der  Dorier,  von  denen  der  jüngste  der  Hylleer  der  königliche 
ist;  den  Perdikkas  betrachtet  er  mit  Recht  als  den  ersten 
geschichtlichen  Eonig  von  Untermakedonien,  mit  den  Namen 
der  beiden  älteren  Brüder  Gauanes  und  Aeropos  weiss  er 
nichts  anzufangen  (S.  108).  Die  Deutung  der  Dreizahl  ist 
richtig,  aber  nur  nach  einer  Seite  hin  ausreichend:  die  drei 
Brüder  Temenos,  Eresphontes  und  Aristodemos  haben  auch 
die  Beziehung  auf  die  Dreitheilung  des  dorischen  Stammes, 
aber  doch  nur  nebenbei;  ihre  wesentliche  Bedeutung  ist  die 
von  Vertretern  der  drei  ältesten  dorischen  Staaten  im  Pelo- 
ponnes  Argos,  Messenien  und  Sparta.  Genau  ebenso  verhält 
es  sich  mit  den  drei  makedonischen  Brüdern:  Aeropos  ist 
gewiss  identisch  mit  dem  Aeropos,  den  ein  von  Abel  S.  106 
nachgewiesenes  Fragment  der  Delphika  des  Melisseus  zum 
ersten  Eonig  von  Lynkos  und  zum  Sohn  des  Emathion 
macht,  ravävrig^  der  älteste  Bruder,  mit  Aidvrig,  dem  Sohne 
des  Tyrrhenerkonigs  Elymas,  der  nach  Steph.  Byz.  p.  17,  7. 
267,  6  nach  Makedonien  übersiedelte  und  hier  Gründer  von 
Elimeia  ward.  Die  Sage  macht  also  die  —  nach  der  Ana- 
logie des  jüngsten  Bruders  zu  urtheilen  historischen  — 
iisGründer  der  drei  bis  auf  die  Zeit  des  Amyntas  III.  in  Make- 
donien neben  einander  bestehenden  Reiche  zu  Brüdern;  aus 
der  Ordnung,  in  welcher  die  Sage  die  Brüder  aufführt,  lässt 
sich  der  sichere  Schluss  ziehen,  dass  unter  den  drei  Reichen 
das  am  frühesten  untergegangene  Elimeia,  wo  schon  Amyn- 
tas I.  eine  Nebenlinie  der  Argeaden  einschob,  das  älteste, 
Lynkos  das  nächstfolgende,  Untermakedonien  das  jüngste  war. 
Lynkos  ward  unter  Philipp  IL  annectirt,  die  letzten  Sprossen 
seines  Eönigsgeschlechts  wurden  von  Alezander  dem  Grossen 
ausgerottet.  Nach  dieser  Zeit  konnte  nicht  leicht  ein  Histo- 
riker auf  den  Einfall  kommen,  das  Anfangsjahr  der  gewaltigen 
Argeaden  nach  dem  der  von  der  Geschichte  weggewehten 
Bakchiadenkonige  zu  bestimmen:  die  abweichende  Zeitrech- 
nung, wie  sie  die  Margiualliste  des  Synkellos  bietet,  ist  also 
in  ihren  Grundzügen  sehr  alt,  und  da  sie  zwei  ältere  Formen 
der  makedonischen  Eönigstafel   voraussetzt,    so   weist  dies 


ÜEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.         47 

deutlich  genug  darauf  hin;  dass   diese  nicht  ganz  so  jung 
ist,  wie  man  meistens  angenommen  hat 

Die  schlechten  Listen  stammen  alle  aus  einer  Quelle, 
welche  von  Earanos  bis  Perseus  647  Jahre  zählte;  diese 
Zahl  geben  die  Excerpta  barbari  und  die  Eusebiossche  Series 
regum  ausdrücklich  an  und  die  übrigen  Exemplare  bestätigen 
sie,  nur  weichen  sie  darin  von  einander  ab,  dass  sie  diese 
Summe  bald  in  489  Jahre  von  Earanos  bis  mit  Alexander 
und  158  von  Aridäos  bis  Perseus  zerlegen,  wie  der  Eusebios- 
sche Kanon  in  beiden  üebersetzungen,  bald  in  48972-}- 15772, 
wie  die  Series  regum,  bald  in  491  +  156,  wie  die  Excerpta 
barbari.  Das  XQovoyQUfpstov  6vvxo\iov  berechnet  den  ersten 
Zeitraum  zu  490  Jahren  *)  vom  byzantinischen  Weltjahr  4694 
=  814  V.  Ch.  bis  mit  5184  d.  W.  =  325  v.  Gh.,  und  den 
zweiten  trotzdem  zu  158  Jahren,  rechnet  also  ein  Jahr  zu 
viel.  Die  Vergleichung  aller  übrigen  Listen  giebt  den  Ex- 
cerpta barbari,  welche  dem  Argäos  IL  ein  Jahr  zulegen 
und  dem  Antigonos  L  dafür  eines  abziehen,  Unrecht;  es  ist 
klar,  dass  die  Series  regum  die  Zahlen  am  treuesten  bewahrt 
hat,  ebenso  aber,  dass  (da  in  der  guten  Zeit  über  die  Zeit 
Alexanders  nicht  leicht  geirrt  werden  konnte,  so  wenig  wie 
über  die  des  Perseus)  der  Urheber  der  Liste  die  Berechnung 
der  Bruchtheile  nicht  in  der  Weise,  wie  Eusebios  es  macht, 
angestellt  wissen  wollte,  sondern  so,  dass  er,  wie  das  Xqo- 
voyQafpstov^  den  ersten  Zeitraum  zu  490,  den  zweiten  zu 
157  Jahren  veranschlagte.  Diese  letztere  Zahl  giebt  Malalas 
(I  p.  250  ed.  Oxon.),  der,  wie  immer,  aus  einer  Quelle  mit 
den  Excerpta  barbari  geschöpft  haben  wird.  Trotzdem  dass 
er  scheinbar  in  der  Periode  vor  Alexander  gänzlich  abweicht, 
lässt.  sich  dieselbe  Annahme  auch  für  diese  rechtfertigen. 
Schon  die  28  Jahre,  die  er  dem  K(focva6g  giebt  (denselben 
Fehler  für  Kdgavog  haben  auch  die  Excerpta  barbari),  weisen 
darauf  hin;  dann  lässt  er  23^)  Könige  bis   auf  Philipp  re- 

1)  Es  steht  zwar  ^493  Jahre'  geschrieben,  was  sich  indess  durch 
die  Berechnung  und  die  Yergleichang  der  anderen  Exemplare  dieser 
Liste  widerlegt 

2)  Eedrenos  (I  p.  245  ed.  Bonn.)  hat  fälschlich  26. 


48  CHRONOLOGISCHE  ÜNTEESUCHÜNGEN 

lUgieren^  wobei  aber,  wie  oft  bei  ihm;  sowohl  dieser  als  auch 
der  Gründer  des  Reichs  mitgezählt  sind.  Philipp  selbst  hat 
20,  nach  Eedrenos^)  und  loannes  von  Antiochien^)  21  Jahre: 
beides  Schreibfehler,  süxoöl  av  für  stxoöt  €%]  dann  heisst  es 
bei  Malalas  p.  243:  xaxi6%Bv  ovv  ^  ßa6t,kela  f^toi  toxuQxicc 
MaxsSovfov  ixri  %ß'  mg  tijg  ßa^tXsiag  xov  avzov  OMnaov, 
xad-Ag  6  6og)coratog  Evöißtog  o  üa^upikov  xQOvoygafpBt^  und 
endlich  kommt  Alexander  mit  der  aus  dem  falschen  Ealli- 
sthenes  genommenen  Begierungsdauer  von  17  Jahren.  Ke- 
drenos  sagt  dafür  (I  p.  339):  rrig  Sl  täv  MaxaSovojv  ßaöi- 
XaCag  xaza6%ov6rig  ano  Kgavaov  ecug  ^Als^dvögov  ixri  (ptri'] 
er  giebt  dem  Alexander  die  historische  Zahl  von  127^  Jahren^ 
lässt  aber  ein  vierjähriges  Interregnum  vorhergehen,  was 
auch  loannes  von  Antiochien  thut:  sichtlich  eine  lächerliche 
Yermuthung,  um  die  richtige  Angabe  mit  der  des  falschen 
Kallisthenes  zu  versöhnen.  Sie  lasen  also  in  ihrer  Quelle 
502  statt  602  Jahre;  diese  Quelle,  ohne  Zweifel  die  syrische 
Bearbeitung  des  Eusebios,  identificirte  nach  der  Weise  der 
meisten  Orientalen  das  Epochejahr  der  Aera  der  Griechen 
mit  dem  ersten  Jahre  Alexanders  des  Grossen:  rechnet  man 
von  312/311  jene  502  Jahre  zurück,  so  kommt  man  mit 
Karanos  in  das  Jahr  81^13,  dasselbe,  auf  welches  die 
48972  oder  490  Jahre  der  zuverlässigsten  Exemplare  der 
schlechten  Liste  führen.  Dass  Eusebios  im  Kanon  das  Jahr 
812  zum  ersten  des  Karanos  macht,  kann  hiergegen  nicht 
in  Betracht  kommen,  da  er  verkehrter  Weise  das  Jahr 
166  V.  Ch.  als  das  letzte  des  Perseus  ansieht. 

So  dreist  auch  diese  Liste  die  geschichtlichen  Zahlen 
der  späteren  Konige  interpolirt  hat,  so  ist  doch  schon  darauf 
hingewiesen  worden,  dass  sie  aus  guter  Zeit  bezeugt  ist.  Zu 
dem  Zeugnisse  des  Hieronymos  von  Rhodos  (aus  der  Mitte 
des  dritten  Jahrhunderts)  kommt  noch  das  der  Marmor- 
chronik aus  derselben  Zeit,  welche  den  Perdikkas  IL  in  dem- 
selben Jahre  461  die  Regierung  antreten  lässt  wie  die  schlechte 


1)  I  p.  264. 

2)  fr.  40  ap.  Müller.  IV,  555. 


ÜEBER  DIE  ABLTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.         49 

Liste.  ^)  Beweisen  diese  Stelleu  nur,  dass  man  schon  in  derli5 
frühesten  alexandrinischen  Zeit  die  Chronologie  der  Nach- 
folger des  Perdikkas  II.  verfälschte,  um  daa  durch  den  Aus- 
fall der  Regierungen  des  Alketas  11.  und  seines  Bruders 
Philipp  entstandene  Deficit  zu  decken,  und  sind  sie  auf  die 
von  Eusebios  im  ersten  Theile  der  Chronik  gegebene  Liste 
ebenso  gut  anwendbar  wie  auf  die  schlechte  Liste,  so  ist 
doch  auch  für  diese  in  ihrer  Totalitat  ein  älterer  Gewährs- 
mann da,  nämlich  Yellejus.  Dieser  hat  I,  6,  5  die  65  Jahre 
vor  Boms  Erbauung  erfolgte  Gründung  von  Karthago  er- 
wähnt. Die  Stelle  ist  abgeschrieben  aus  Cicero  de  re  publ.  II, 
23,  42,  wo  zu  den  übrig  gebliebenen  Worten  ^sexaginta  annis 
antiquior,  quod  erat  XXXTX  ante  primam  Oljmpiadem  con- 
dita'  von  den  Herausgebern  mit  Becht  ein  ^quinque  et'  er- 
gänzt worden  ist;  denn  Cicero  setzt  in  dieser  Schrift  mit 
Polybios  Boms  Erbauung  in  Ol.  7,  2.    Daraus  ergiebt   sich 


1)  Wenn  aber  Athenäos  V  p.  217  den  Tod  des  Perdikkas  H.  mit 
einem  ähnlichen  Anachronismus  wie  die  schlechte  Liste  in  das  Archon- 
tat  des  Epameinon  zu  setzen  scheint,  so  ist,  wie  schon  Casaubonus 
bemerkt  hat,  daran  lediglich  eine  den  Text  verunstaltende  Lücke 
Schuld.  Er  hat  dem  Piaton  vorgeworfen,  dass  Perikles  zur  Zeit,  als 
Archelaos  regierte,  schon  nQO  ycoXXov  ndw  %^6vov  todt  war;  wäre 
der  Text  heil,  so  würde  er  gerade  das  Gegentheil  davon  beweisen, 
nämlich  dass  Perdikkas  in  demselben  Jahre  mit  Perikles  gestorben 
wäre.  Athenäos  sagt,  Piaton  liesse  sich  auch  mit  Zugrundelegung  der 
kürzesten  Angabe  über  die  Jahre  des  Perdikkas  widerlegen:  folglich 
fand  er  zwar  das  Antrittsjahr,  nicht  aber  das  Todesjahr  des  Perdikkas 
überliefert.  Wäre  Letzteres  der  Fall  gewesen,  so  wäre  die  ganze  vor- 
hergehende Untersuchung  völlig  zwecklos.  Casaubonus'  Aenderung 
setzt  sich  ohne  Noth  mit  der  beglaubigten  Geschichte  in  Zwiespalt; 
unter  der  Annahme,  dass  ein  Homöoteleuton  den  Ausfall  veranlasste, 
lässt  sich  der  ganze  Satz  etwa  so  herstellen:  ile^txZ^ff  d*  dnod^iiaTisi 
.  .  .  &Qxovtog  'Eatcifie^vovog,  [itp'  ov  ontm  f^gicev  dno  Avaindxov,  in* 
ov  xi^v  pKOiXsütv  IIsQ^l^Hceg  duedix^rcu.  äaxB  neiaavdgop  evQCaxBa&ai^ 
Tov  B%%aidi%azov  ag^uvta  dn  'EMaikBCvovog ,"1  itp'  ov  telBvxoi  Jle^- 
dC%%ag  aal  rriv  ßaailslav  'Aqx^Xaog  dictSix^xai.  Stehen  auch  die  Ar- 
chontennamen  nicht  fest,  so  ist  doch  so  viel  sicher,  dass  Athenäos 
weder  464  noch  448  als  erstes  Jahr  des  Perdikkas  angegeben  fand; 
denn  dann  behielte  Piaton  Becht.  Ohne  Zweifel  schöpfte  Athenäos 
die  Angabe  des  Archontats  aus  Philochoros. 

y.  OcTBOHMiD ,  Kleine  Schriften.   IV.  4 


50  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

das  Datum  815  y.  Ch.;  welches  freilich  ein  Jahr  zu  hoch 
gegriffen  zu  sein  scheint.  Dann  sagt  Vellejus  ^  circa  quod 
tempus  Caranus . . .  regnum  Macedoniae  occupavit',  und  knüpft 
daran  die  Erwähnung  des  Hesiod^  der  120  Jahre  nach  Homer 
gelebt  habe:  den  Homer 'aber  hatte  er  kurz  vorher  950  Jahre 
vor  Yinicius,  also  921  y.  Ch.,  angesetzt,  folglich  den  Hesiod 
801  y.  Ch.  Das  sich  hieraus  für  Karanos  ergebende  Datum 
ist  nur  mit  dem  der  schlechten  Listen,  814  oder  813,  verein- 
bar.  Diese  zählen  von  Earanos  bis  Amyntas  L  310  Jahre, 
mithin  nur  drei  Jahre  mehr  als  die  von  Synkellos  im  Texte 
zu  Grunde  gelegte  Liste;  statt  aber  nach  Analogie  derselben 
jene  Summe  in  100  (statt  103)  -{-  210  Jahre  zu  vertheilen, 
verkürzen  sie  vielmehr  den  Zeitraum  von  Earanos  bis  Ty- 
rimmas  zu  79  und  erhohen  den  von  Perdikkas  L  bis  Amyn- 
tas I.  auf  232  Jahre.  Und  zwar  ist  Letzteres  in  der  Weise 
geschehen,  dass  die  schon  an  sich  im  Yerhältniss  zur  ältesten 
Liste  erhöhten  Zahlen  der  zweiten  Stufe  der  guten  Liste 
alle  nach  Yerhältniss  weiter  erhöht  worden  sind.  Bei  dieser 
neuen  Ueberarbeitung  sind  auch  die  auf  der  zweiten  Stufe 
unverändert  beibehaltenen  Jahre  des  Perdikkas  L  und  Amyn- 
tas L  nicht  verschont  geblieben:  dem  Perdikkas  I.  sind  drei, 
dem  Argäos  I.  vier,  dem  Philipp  L  und  Aeropos  zweimal  drei, 
dem  Alketas  ein,  dem  Amyntas  L  acht  Jahre  zugelegt  worden. 
Diese  22  Jahre  sind  den  drei  ersten  Königen  wieder  abge- 
zogen worden,  wodurch  die  Rechnung  im  Ganzen  und  Grossen 
wieder  ins  Gleiche  kam.  Der  Urheber  der  schlechten  Liste 
hätte  also  den  Earanos  in  das  Jahr  808  v.  Ch.  setzen 
sollen;  er  rückt  ihn  aber  vielmehr  in  das  Jahr  814/813, 
weil  er  bei  seinen  Literpolationen  in  den  späteren  Regie- 
rungen sich  nicht  begnügt  hat,  die  18  bei  Perdikkas  U. 
abhanden  gekommenen  Jahre  wieder  einzubringen,  sondern 
24  Jahre  mehr  rechnet  und  den  Antritt  Alexanders  I.  in 
das  Jahr  504/503  bringt  Er  muss  sowohl  für  die  eigen- 
thümliche  Bestimmung  von  Earanos'  Anfang,  wie  für  die 
unverhältnissmässige  Hinaufrückung  der  Epoche  des  Per- 
dikkas I.  um  relativ  22,  absolut  46  Jahre  bestimmte  Gründe 
gehabt  haben.     Den  Letzteren  setzt  er  in  das  Jahr  736/735, 


UEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.         51 

Alexander  den  Grossen  in   337/336,  also   in  das  400.  Jahr 
nachher;  die  399  Jahre  aber  werden  durch  sechzehn  Regie-ii6 
rangen  ausgefüllt,  wenn  man  die  drei  dem  Temenidenhanse 
fremden    Könige    Aeropos,    Tansanias    und   Ptolemäos   aus- 
scheidet: es   liegt   also   der  von  Herodikos^)   angenommene 
Ansatz  der  yevsd  oder  (was  damit  oft  wechselt)  der  Regie- 
rung zu  einem  Vierteljahrhundert  zu  Grande.   Der  Zusammen- 
steller der  schlechten  Liste  hiät,  wie  man  sieht,  hierin  von 
seinen  Vorgängern    abweichend,   in   seine    durchschnittliche 
Berechnung  auch  die  geschichtliche  Zeit  mit  eingeschlossen 
und  die  niedrigere  Regierungsdauer  in  der  letzteren  durch 
eine   um   so   höhere   in   der   vorgeschichtlichen   Zeit  ausge- 
glichen.    Woher   das  Datum   814/813   für  Earanos  kommt, 
deutet  Vellejus  selbst  halb  und   halb   an.    Es   ist   dasselbe 
Jahr,  in  welchem  nach  Timäos  Rom  und  Karthago  erbaut 
wurden.    Es  war  in  der  That  kein  übler  Gedanke,  die  drei 
rivalisirenden  Grossmächte  des  Occidents  in  einem  und  dem- 
selben  Jahre    entstehen    zu    lassen,    eine    zeitgemässe    und 
grossartigere  Wiederaufnahme  der  Idee,  die  drei  im  kleinen 
Makedonien  neben  einander  bestehenden  Dynastien  von.  einem 
gleichen    Epochejahre    herzuleiten.      Ein    solcher    Gedanke 
konnte   aber   nicht   leicht   vor  dem    zweiten  punischen  und 
ersten  makedonischen  Kriege  gefasst  werden,  ebenso  wenig 
aber  wieder  nach  der  Mitte  des  zweiten  Jahrhunderts,  weil 
von  da  an  die  Griechen  mit  der  nationalen  Aera  der  Römer 
ab  urbe  condita  zu  bekannt  waren,  als  dass  sich  ein  Fest- 
halten an  der  irrigen  Zeitbestimmung  des  Timäos  bei  einem 
ihrer  Gelehrten  füglich  voraussetzen  Hesse.    Dadurch  ist  die 
Entstehungszeit  der  Liste  in  die  engen  Grenzen  der  70  Jahre 
von  215—146  v.  Ch.  verwiesen;  als  Entstehungsort  derselben 
ist    wegen   der   häufigen   Bezugoahme    auf  Piaton  und   die 
Platouiker  ohne  Zweifel  Alexandrien  anzusehen,  wo  die  Literar- 
geschichte vorwiegend  ins  Auge  gefasst  zu  werden  pflegte. 
Die  vorliegende  eingehende  Betrachtung  der  verschiedenen 
Listen  dürfte  den  Beweis  geliefert  haben,  dass  auch  für  die 


1)  Censorinus  17,  2. 


52  CHEONOLOÖISCHE  ÜNTEBSÜCHUNGEN 

Zeit  vor  Alexander  I.  eine  einzige  Liste  zu  Grande  liegt, 
aus  der  alle  übrigen  abgeleitet  sind^  und  dass  diese  Liste 
mit  der  von  Diodor  und  von  Eusebios  im  ersten  Theile  der 
Chronik  erhaltenen  wesentlich  identisch  war.  Nur  innere 
Gründe  sind  es,  wegen  deren  wir  den  frühesten  Ansätzen 
derselben  keinen  Glauben  schenken  können;  die  Abweichungen, 
die  sich  mit  einer  einzigen  Ausnahme  nur  auf  die  Einer  er- 
strecken, haben  an  sich  keine  Beweiskraft.  Jene  Urliste, 
welche  unbekümmert  um  griechische,  um  lynkestische,  um 
karthagische  Synchronismen  auf  die  fünf  ersten  Könige 
150  Jahre  rechnete,  hat  auch  in  Bezug  auf  die  Epoche  des 
Perdikkas  I.  glücklich  conjiciri  Denn  weder  das  zu  hohe 
Jahr  736  noch  die  zu  niedrigen  Jahre  657  und  676  lassen 
sich  ohne  Zwang  mit  der  erfahrungsmässigen  durchschnitt- 
lichen Dauer  der  Generation  im  Argeadenhause  von  33 — 35 
Jahren  vereinigen.  Nur  die  Ausfüllung  der  Zwischenzeit 
von  Perdikkas  I.  bis  zum  Jahre  540,  in  welchem  Amyntas  L 
ii7den  Thron  bestieg,  verstösst  gegen  eine  Tradition,  die  auf 
jeden  Fall  mehr  Beachtung  verdient  als  die  überlieferten 
Zahlen^  gegen  die,  nach  welcher  Philipp  I.  nur  kurz,  regierte 
und  sein  Sohn  Aeropos  als  ganz  kleines  Kind  nachfolgte. 
Hält  man  an  dieser  und  an  der  andern  fest,  dass  Perdikkas  L 
ein  hohes  Alter  erreichte,  so  lassen  sich  die  Regierungen 
der  ersten  Könige  annähernd,  wie  folgt,  bestimmen. 

Durohsohnittliche  Ueberlieferte  Ungefilhre  wirkliche 

Oebortqahre.  Begiemngazeit.  Begierangaseit. 

1.  Perdikkas  L.  .741  v.  Gh.. 48  J.  690-643.  .48  J.  707-660. 

2.  Argäos  1 707 31  J.  642— 612.  .15  J.  659-645. 

3.  Philipp  1 673. 33  J.  611-579. .   5  J.  644—640. 

4.  Aeropos  L  . .  .640 20  J.  578-559.  .66  J.  639-574. 

5.  Alketas 606 18  J.  558—541.  .33  J.  573—541. 

6.  Amyntas  L. .  .572 42  J.  540—499.  .42  J.  540-499. 

Hierbei  habe  ich  die  mittlere  Dauer  der  Generation  in  den 
drei  Linien  der  Argeaden  von  337ii  Jähren  zu  Grunde  ge- 
legt-, aus  dem  Yerhältniss,  in  welchem  hier  die  Generations- 
dauer  zur  B^gierungsdauer  steht,  ergiebt  sich  für  diese  die 
hohe    durchschnittliche    Länge    einer    Herodotischen    ysvsci, 


UEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.        53 

was  indessen  wegen  der  Analogie  der  anter  ganz  ähnlichen 
Verhältnissen  regierenden  Spartanischen  Königshäuser  unbe- 
denklich ist.  Im  Ganzen  tritt  dann  wieder  ein  ganz  nor- 
males Verhältniss  ein,  von  der  Geburt  des  Perdikkas  I.  bis 
zu  der  des  Perseus  sind  sechzehn  Generationen  in  528  Jahren, 
wonach  auf  jede  gerade  33  Jahre  kommen;  femer  sind  vom 
Begierungsantritt  des  Perdikkas  I.  bis  zum  Untergänge  des 
Perseus  540  Jahre,  vertheilt  unter  27  Könige,  wodurch  sich 
die  durchschnittliche  Regierungsdauer  auf  gerade  20  Jahre 
herausstellt.  Eine  solche  hypothetische  Berechnung,  wie  sie 
hier  angestellt  worden  ist,  hat  ihr  Gutes;  sie  lehrt  z.  6., 
dass  die  überlieferten  achtzehn  Jahre  des  Alketas  sich  nicht 
halten  lassen,  ohne  dass  die  Regierungsdauer  des  Aeropos 
auf  das  Unwahrscheinlichste  erhöht  wiürde.  In  der  Misch- 
liste,  welche  Eusebios  im  ersten  Theile  der  Chronik  gegeben 
hat,  umfasst  die  Generationsberechnung  den  Amyntas  I.  mit, 
in  der  Marginalliste  des  Synkellos  ist  dasselbe  der  Fall;  in 
der  ältesten  Liste  aber  schloss  sie  mit  Amyntas,  seine  Re- 
gierungsjahre sind  historisch,  wie  die  Uebereinstimmung  mit 
der  Andeutung  Herodots  lehrt,  der  ihn  512  einen  betagten 
Mann  nennt.  Diese  beiden  Punkte  beantworten  uns  die 
Frage  nach  der  Abfassungszeit  der  makedonischen  'jivay^a^i^ 
▼on  selbst:  sie  entstand,  als  man  die  Zeit  des  Amyntas  L 
noch  genau  kannte,  während  die  Zeiten  seiner  Vorgänger 
bereits  in  Vergessenheit  gerathen  waren.  Dies  fdhrt  auf 
die  Regierung  Alexanders  L,  der  86  Jahre  nach  Alketas 
starb.  Und  dieser  König,  der  zuerst  die  Bande  zwischen 
Makedonien  und  dem  eigentlichen  Griechenland  enger  knüpfte, 
der  den  ehrenden  Beinamen  q>tlBXlriv  erhielt,  eignet  sich 
mehr  als  irgend  einer  seiner  Nachfolger  zum  Urheber  eines 
solchen  Unternehmens.  Als  er  bei  den  Olympischen  Spielen 
am  Wettlaufe  sich  betheiligen  wollte,  ward  er  nicht  eher 
zugelassen,  als  bis  er  vor  den  Hellanodiken  seine  argivische 
Abkunft  nachgewiesen  hatte  (Her.  V,  22).  Alexander  I.  hattet  18 
also  eine  ganz  besondere  Veranlassung,  sein  Ahnenregister 
in  Ordnung  zu  bringen  und  eine  ^yivayQUfpi^  für  seine  Dy- 
nastie aufzustellen,  wie  solche  längst  in  allen  griechischen 


54  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

Staaten  bestanden.  Den  Nachweis  Abels  ^),  dass  das  orestische 
Argos  die  Heimath  der  Makedonier  ist,  dem  man  erst  später 
der  grösseren  Berühmtheit  halber  das  peloponnesische  sub- 
stituirt  habe,  halte  ich  für  durchaus  gelungen;  nur  hätte 
Abel  nicht  so  weit  gehen  sollen,  zu  behaupten,  Herodots 
Erzählung  lasse  es  unentschieden,  welches  Argos  gemeint 
^ei:  er  macht  die  makedonischen  Könige  zu  Abkömmlingen 
des  Temenos,  kann  also  nur  das  peloponnesische  Argos  im 
Sinne  gehabt  haben,  unter  Alexander  I.  war  demnach  diese 
veränderte  Localisirung  der  Stammsage  und  der  erlauchte 
Stammbaum,  der  an  Temenos  anknüpft,  bereits  vorhanden; 
die  Yermuthung  liegt  sehr  nahe,  dass  die  tendenziellen 
Neuerungen  ihm  und  keinem  Anderen  zuzuschreiben  sind. 

Von  der  Earanossage,  die  ich  in  noch  höherem  Grade 
wie  Abel  als  blosse  Verdoppelung  der  Perdikkassage  auf- 
fassen zu  müssen  glaube,  weiss  weder  Herodot  etwas  noch 
Thukydides,  und  da  des  Ersteren  Berichte  einen  nicht  nur 
durchaus  nationalen,  sondern  auch,  wie  man  aus  der  Wieder- 
holung der  Temenidischen  Herkunft  ersieht,  officiellen  Typus 
tragen,  so  wird  man  daraus  schliessen  dürfen,  dass  sie  vom 
makedonischen  Eönigshause  zu  seiner  Zeit  noch  nicht  aner- 
kannt war.  Zu  den  Zeiten  Philipps  H.  erscheint  sie  aber 
bereits  als  herrschend,  das  beweisen  Fragmente  des  Theo- 
pomp*) und  des  Marsyas  von  Pella.^)  Die  ersten  Spuren 
derselben  finden  sich  bei  Euripides  im  ^AQ%ikaoq  (vgl.  Abel 
S.  94):  Archelaos,  der  Sohn  des  Temenos,  kam,  von  seinen 
Brüdern  vertrieben,  nach  Makedonien  (?)  *)  zum  Könige  Kis- 
sens, der  von  seinen  Nachbarn  angegriffen  ihm  Tochter  und 
Reich   zusagte,    wenn   er   ihn    vor    seinen   Feinden    rettete. 


1)  Makedonien,  S.  95. 

2)  fr.  30  ap.  Müller.  I,  283. 

3)  fr.  3  ap.  Müller.,  Scriptt.  rerr.  Alex.  M.  p.  42. 

4)  Da  Archelaos  vom  Lande  des  Kissens,  wie  es  weiter  unten 
heisst,  nach  Makedonien  flieht,  so  kann  das  erste  'in  Macedoniam'  bei 
Hyginos  fab.  219  nicht  richtig  sein;  ich  vermnthe  'in  Mygdoniam', 
denn  der  Name  Kissens  gehört  der  phrygischen  Bevölkerung  des  Lan- 
des an,  deren  Hauptsitz  Mygdonien  war. 


ÜEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.        55 

Archelaos  besiegte  diese^  aber  der  Könige  den  sein  Ver- 
sprechen gereute,  grub  eine  Grube^  die  er  mit  feurigen 
Kohlen  füllte  und  leicht  mit  Reisern  bedeckte,  dass  Arche- 
laos seines  Weges  gehend  hineinfiele.  Archelaos,  dem  ein 
Sklave  den  Anschlag  verrathen,  stürzt  den  arglistigen  Kissens 
in  die  eigene  Grube  und  flieht  nun,  wie  ihm  ApoUon  befiehlt, 
unter  Führung  einer  Ziege  nach  Makedonien,  wo  er  die  Stadt 
Aiysiai  erbaut  Die  Karanossage  selbst  ist  uns  in  zwei  Re- 
dactionen  erhalten.  Die  kürzere  bei  Eaphorion^)  und  Pom- 
pejus  Trogus  (bei  Justin^)  und  wohl  auch  Solin ^))  lautet  so:ll9 
Karanos,  im  Begriff  eine  Colonie  aus  dem  Peloponnes  zu 
führen,  befragte  das  Delphische  Orakel,  welches  ihn  nach 
Emathien  wies  und  ihm  da  sich  niederzulassen  gebot,  wo 
Ziegen  sich  lagern  würden.  Karanos  zog  nach  Makedonien 
und  drang,  einer  Ziegenheerde  folgend,  die  vor  dem  Regen 
flüchtete,  unbemerkt  bei  dichtem  Nebel  in  die  Stadt  Edessa 
ein,  wo  er  den  Sitz  seines  neuen  Reiches  aufschlug  und 
welche  er  den  Ziegen  zu  Ehren  Ae^  oder  Aegeiä  nannte. 
Die  früheren  Bewohner,  den  Midas  und  andre  Fürsten,  ver- 
trieb er,  oder  (wie  es  bei  Euphorion  heisst)  Mie  Phryger 
und  Lyder  und  die,  welche  mit  dem  Midas  in  Europa  ein- 
gewandert waren'.  Die  längere  Fassung,  welcher  der  Stempel 
einer  Haupt-  und  Staatsaction  aufgedrückt  ist,  wird  am 
treuesten  in  den  beiden  Königslisten  des  Synkellos  (p.  373. 
498)  wiedergegeben:  Karanos,  der  Bruder  des  Argeierkönigs 
Pheidon,  wollte  sich  eine  eigene  Herrschaft  gründen  und  zog 
mit  einem  Heere,  das  theils  aus  Argeiern  bestand,  die  sein 
Bruder  ihm  gestellt,  theils  aus  Geworbenen  aus  dem  übrigen 
Peloponnes,  nach  Makedonien  oder,  wie  es  in  der  Geschichts- 
erzählung bei  Synkellos  p.  498  genauer  heisst,  in  die  Gegend 
oberhalb  Makedoniens,  wo  der  König  der  Oresten  ihn  um 
Hilfe  gegen  die  ihn  bedrängenden  Eordäer  bat  und  ihm  als 
Preis  derselben  die  Hälfte  des  Landes  versprach.  In  der 
Geschichtserzählung  p.  499   werden   die   Eordäer   nicht   ge- 

1)  fr.  24  bei  Meineke,  Analecta  Alexandrina  p.  69. 

2)  vn,  1,  7. 

3)  Polyh.  9,  14. 


56  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

nauut,  es  ist  bloss  im  Allgemeinen  von  den  ^benachbarten 
Barbaren'  die  Bede.  Pausanias  hat  aus  derselben  Quelle 
IX;  40,  8.  9  eine  Erzählung,  in  welcher  ein  Sieg  des  Earanos 
über  den  ^benachbarten'  König  Eisseus  erwähnt  wird:  Ea- 
ranos habe  nach  Argeiersitte  ein  Tropäon  errichtet,  ein 
Lowe  aber  sei  vom  Olympos  herabgekommen  und  habe  es 
niedergeworfen,  zum  Zeichen,  dass  Earanos  gegen  die  ^um- 
wohnenden Barbaren'  sich  nicht  auf  den  Fuss  unversöhn- 
licher Feindschaft  stellen,  sie  vielmehr  durch  wohlwollendes 
Entgegenkommen  sich  zu  unterwerfen  suchen  solle.  Earanos 
erhielt  nach  dem  Siege  vom  Orestenkönige  dem  Abkommen 
gemäss  die  Hälfte  des  Landes  (in  der  Liste  p.  373  steht,  wie 
es  scheint  unrichtig,  die  Hälfte  des  eroberten  Landes),  den 
Eem  des  späteren  Makedoniens,  und  erbaute  hier  dem 
Orakelspruche  gemäss,  welcher  ihn  da  sich  niederzulassen 
geheissen  hatte,  wo  er  eine  Ziegenheerde  gelagert  finden 
würde,  die  Stadt  Aegä,  wo  er  den  Sitz  seines  Reiches  auf- 
schlug. Diodor^),  der  sonst  mit  den  beiden  Synkellischen 
Listen  wörtlich  übereinstimmt,  lässt  den  Orakelspruch  dem 
Perdikkas  L  ertheilt  werden  und  schreibt  ihm  die  Erweiterung 
des  Reichs  und  die  Gründung  von  Aegä  zu.  Abel  S.  104 
hat  diese  Wendung  richtig  als  einen  ungeschickten  Versuch 
charakterisirt,  die  Perdikkassage  neben  der  Earanossage 
durch  Vertheilung  der  verschiedenen  Sagenmomente  zu  retten ; 
beiläufig  bemerkt,  hat  Diodor  das  Unglück  gehabt,  gerade 
den  Sagenzug  dem  Earanos  abzusprechen,  der  sich  als  der 
einzige  ihm  wirklich  eigenthümliche  herausstellen  wird.  Um 
I20die  Vergleichung  zu  erleichtern,  setze  ich  die  Perdikkassage 
nach  Herodot  (VIII,  137  f.)  daneben.  Drei  Brüder  von  Te- 
menos'  Stamm,  Gauanes,  Aeropos  und  Perdikkas,  flohen  aus 
Argos  zu  den  Illyriem;  aus  Illyrien  zogen  sie  nach  Ober- 
makedonien und  dienten  da  um  Lohn  dem  Eönige  von  Lebäa. 
Da  dieser  gegen  den  jüngsten  der  drei,  Perdikkas,  der  das 
kleine  Vieh  hütete,  eines  Wunders  wegen  Argwohn  schöpfte, 
so  schickte  er  die  Brüder  fort,  den  beduugenen  Lohn  ihnen 

1)  Exe.  Vat.  4  p.  3  ed.  Mai  [VII,  17  ed.  Dind.  VII,  16  ed.  Vogel]. 


k 


ÜEBEB  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.        57 

vorenthaltend,  and  wies  auf  ihre  Beschwerden  höhnend  nach 
dem  Sonnenschein^  der  durch  den  Rauchfang  fiel:  ihn  sollten 
sie  als  Lohn  nehmen.  Als  der  Eonig  darauf  aufmerksam 
gemacht  worden  war,  in  wie  bedeutsamer  Weise  der  jüngste 
Bruder  das  Omen  angenommen  hatte,  schickte  er  ihnen 
Reiter  nach,  sie  zu  tödten:  ein  Fluss  jedoch,  den  sie  bereits 
hinter  sich  hatten,  schwoll  wunderbar  an  und  sicherte  sie 
vor  weiterer  Verfolgung.  Nun  zogen  sie  in  einen  anderen 
Theil  Makedoniens  bei  den  Rosengärten  des  Midas  am  Berge 
Bermion;  und  dies  war  der  Ausgangspunkt,  Ton  welchem 
aus  sie  das  übrige  Makedonien  eroberten. 

Betrachten  wir  zunächst  die  Karanossage  in  ihrer  aus- 
fühAicheren  Gestalt,  so  liegt  e^  sehr  nahe,  in  dem  Siege 
über  die  Eordäer  und  über  den  Eisseus  nur  einen  und  den- 
selben Vorfall  zu  sehen,  den  Eisseus  also  zum  Eönige  der 
Eordäer  zu  machen.  D#r  Ort  und  die  Nationalität  Beider 
bestätigen  diese  Annahme«  Der  Lowe  kommt  vom  Olympos 
herab,  wodurch  der  Sitz  des  Eisseus  in  das  Thal  des  Haliak- 
mon  verlegt  wird,  der  zwischen  den  Bergen  Olympos  und 
Bermion  hindurchfliesst;  am  westlichen  Abhänge  des  Bermion 
aber  sassen  die  Eordäer,  ein  phrjgisch-päonischer  Stamm 
(vgl.  Abel  S.  63).  Ueber  Eisseus  stellt  Abel  8.  103  zwei 
Vermuthungen  auf,  eine  ganz  verfehlte  (die  Combination 
mit  Eeissos,  dem  Sohne  des  Temenos)  und  eine  zweite,  bei 
weitem  annehmbalBre,  wonach  er  mit  dem  Thraker  Eisses 
bei  Homer  zusammenzubringen  sei,  welchen  Strabon  VII 
fr.  21.  24  als  den  Etisten  der  Stadt  Eissos  in  der  von  Myg- 
donern  bewohnten  Landschaft  Erusis  betrachtet.  Da  Phryger 
und  Thraker  meistens  in  schwer  zu  trennendem  Zusammen- 
hange erscheinen,  so  passt  dies  ganz  gut;  noch  genauer 
entspricht  Eisseus  der  Phryger,  Hekabes  Vater  (Apoll.  III, 
12,  5,  3).  Der  Name,  der  wahrscheinlich  griechisch  und  von 
xL666g^  Epheu,  abgeleitet  ist,  kommt  auch  als  Beiname  des 
Dionysos  vor  (Paus.  I,  31,  6)  und  ist  die  Personification  des 
den  Phrygem  eigenthümlichen  Dionysosdienstes.  Da  also 
Eisseus  und  sein  Volk  Barbaren  sind,  fallt  jeder  Grund  weg, 
mit  Abel  S.  103  in  der  Tradition  des  Pausanias  einen  Hin- 


58  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

weis  auf  den  Sieg  der  Dorier  über  die  Makedonier  and  auf 
die  nach  demselben  eingetretene  Aassobnung  zwischen  Herr- 
schern und  Beherrschten  zu  erkennen:  es  ist  weiter  nichts 
als  ein  ätiologischer  Mythos,  zur  Erklärung  des  Umstandes 
erfunden,  dass  die  Makedonier ,  hierin  von  anderen  griechi- 
schen Stämmen  abweichend ,  keine  Tropäen  zu  errichten 
pflegten.  Die  beiden  Momente  der  Earanossage,  die  Unter- 
stützung des  Orestenkonigs  um  den  Preis  der  Hälfte  des 
Landes  imd  die  Besiegung  des  Eisseus,  sind  von  Euripides 
i2iin  eins  verschmolzen  worden,  ohne  Zweifel  wegen  der  vom 
Drama  erforderten  Einheit  der  Handlung;  von  dem  Bruche 
des  Versprechens  weiss  die  Earanossage  nichts,  bemerkt 
vielmehr  ausdrücklich,  der  Orestenkonig  habe  sein  Worif  ge- 
halten. Dass  aber  Euripides  das  Motiv  nicht  erfunden  hat, 
vielmehr  die  Yorenthaltung  des  ausbednngenen  Lohns  durch 
einen  Barbarenkönig  und  die  vereitelten  Anschläge  desselben 
gegen  das  Leben  des  Ahnherrn  der  Makedonier  in  der  Sage 
eine  grosse  Bolle  spielen,  zeigt  Herodots  Erzählung  vom 
Aufenthalte  des  Perdikkas  und  seiner  Brüder  beim  Eonige 
von  Lebäa.  Dieser  Fürst  ist  gewiss  keine  andere  Person 
als  Eisseus,  als  der  Eonig  der  Eordäer.  Euripides  hat  also 
die  beiden  Züge  der  Sage  in  der  Weise  verarbeitet,  dass  er 
den  dem  Vater  der  Makedonier  versprochenen  und  dann 
vorenthaltenen  Lohn  eben  als  die  Hälfte  des  Reichs  erklärte 
und  den  so  gegenstandlos  gewordenen^restenkönig  ganz 
beseitigte.  Eine  weitere  Abweichung  des  Euripides  ist  die, 
dass  er  dem  Helden  seines  Dramas  zwar  ebenfalls  die  Grün- 
dung von  Aegä  zuschreibt,  ihn  aber  nicht  Earanos,  sondern 
Archelaos  nennt  und  unmittelbar  an  Temenos  als  Vater  an- 
knüpft. Er  identificirt  ihn  mit  dem  jüngsten  Sohne  des 
Temenos,  der  an  dem  Vatermorde  und  Schwestermorde  der 
Brüder  keinen  Theil  hatte  und  den  die  dorische  Nationalsage, 
die  in  zahlreichen  insgesammt  auf  Ephoros  zurückgehenden 
Traditionen  erhalten  ist,  ^Ayatog  oder  ^A^yaZog  nannte.  Bei 
Apollodor  n,  8,  4,  3  haben  die  drei  hosen  Brüder  ganz  ab- 
weichende Namen,  nach  E.  0.  Müllers  ansprechender  Ver- 
muthung    (Aeginet.  p.  40)   aus   Euripides'   Temeniden;    der 


ÜEBEB  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.         59 

älteste  heisst  'AyiXaoQ^  und  diesen  Namen  hat  Müller  mit 
unserem  ^AQ%iXaog  zusammengestellt,  aber  mit  Unrecht:  er 
wird  ausdrücklich  als  Theilnehmer  an  dem  Yatermorde  be- 
zeichnet und  entspricht  vielmehr  dem  Eeissos.  Gewiss  blieb 
Euripides  sich  gleich  und  gab  auch  dem  jüngsten  Bruder 
einen  anderen  Namen,  nämlich  Archelaos :  sein  Sichfernhalten 
von  den  Uebelthaten  der  Brüder  war  als  Grund  angegeben, 
warum  sie  ihn  vertrieben.  Sein  und  seiner  Brüder  Namen 
sind  von  Euripides  willkürlich  erfunden.  Archelaos  sollte 
offenbar  ein  Compliment  für  seinen  königlichen  Gönner  sein; 
doch  kommt  er  in  der  Bedeutung  dem  Namen  AaxaQTig,  der 
in  dem  einen  Stammbaum  des  Earanos  bei  Synkellos  p.  499, 14 
als  Sohn  des  Temenos  erscheint,  ziemlich  nahe:  es  scheint 
also,  dass  Euripides  diesen  vorfietnd  und  durch  einen  ähn- 
lichen, an  die  Gegenwart  bedeutsam  anklingenden  ersetzte. 
Bevor  ich  an  die  Deutung  dieser  Gründungssagen  gehe, 
sind  einige  Vorbemerkungen  nöthig.  Ich  halte  die  wesent- 
lichsten Resultate  von  Abels  Untersuchungen  für  gesichert; 
es  sind  die  folgenden:  1)  die  Makedonier  sind  ein  äolisch- 
^pelasgischer  Stamm,  der  von  Doriem  unterworfen  ward  und 
mit  ihnen  verschmolz;  2)  ihre  Ursitze  sind  Obermakedonien, 
speciell  das  orestische  Argos;  3)  die  Elimioten  sind  später 
eingewanderte  epeirotische  Pelasger;  4)  die  Wanderungen 
der  drei  Temenidischen  Brüder  in  der  Perdikkassage  enthalten 
eine  treue  Darstellung  der  Wanderungen  des  makedonischen 
Volkes.  Nur  in  Bezug  auf  die  Herkunft  der  Oresten  bin 
ich  abweichender  Ansicht.  Abel  hat  sich  durch  die  aller-122 
dings  richtige  Bemerkung,  dass  sowohl  ^Ogsetig  als  Maxita 
oder  MaTudovia  Hochland  bedeuten,  und  durch  die  Notiz 
bei  Strabon  VII  fr.  38,  dass  Pelagonien  früher  'Ogeötia  ge- 
heissen  habe,  zu  dem  Schlüsse  bewogen  gesehen,  dass  ^Ogsözig 
eigentlich  nur  Landesname  sei,  dass  es  ursprünglich  das 
ganze  Obenuakedonien  bezeichnet  habe  und  dass  die  Oresten 
ein  Rest  der  äolisch-pelasgischen  Urbevölkerung  von  Maketa 
seien.  Er  nimmt  also  das  Zeugniss  von  Strabon  IX,  5,  11 
p.  434,  dass  Oresten,  Pelagonen  und  Elimioten  epeirotische 
Völker  seien,  zwar  für  die  Elimioten  an,  verwirft  es  aber 


60  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

fär  die  anderen  beiden^  und  sieht,  was  noch  bedenklicher  ist^ 
in  der  Stelle  des  Ptolemäos,  der  III,  13,4—5.  21—22  im 
nordwestlichen  Epeiros  Elymioten  mit  den  Städten  Elyma 
und  Bullis  und  daneben  eine  Landschaft  Orestis  mit  der 
Stadt  Amantia  kennt,  zwar  eine  willkommene  Bestätigung 
für  die  epeirotische  Herkunft  der  Elimioten,  erklärt  aber 
die  Nachbarschaft  einer  Orestis  f&r  reinen  Zufall.  Die 
Schwäche  einer  derartigen  Argumentation  springt  in  die 
Augen.  Abel  erklärt  S.  32  ganz  richtig  die  epeirotische 
^ÖQsCtCg  für  die  in  den  Keraunischen  Bergen  liegende  Land- 
schaft; hier  ist  es  wirklich  Landesname:  dass  aber  die  Be- 
wohner derselben  mit  ihren  elimiotischen  Nachbaren  zu- 
gleich nach  Obermakedonien  zogen  und  sich  hier  wie  in  der 
Heimath  Oresten  nannten,  nicht  aber  ein  anderes  ^ÖQBötCg 
vorfanden,  ist  wohl  klar.  Die  intimen  Beziehungen,  in  denen 
die  makedonischen  Oresten  beim  Beginn  des  peloponnesischen 
Kriegs  zu  dem  epeirotischen  Volke  der  Pärauäer  standen 
(Thuk»  U,  80),  sind  ein  Fingerzeig  für  ihre  epeirotische 
Stammverwandtschaft;  und  noch  in  der  spätesten  Zeit 
des  makedonischen  Reichs  scheint  der  Umstand,  dass  sie^ 
unter  allen  makedonischen  Stämmen  im  zweiten  makedoni- 
schen Kriege  die  einzigen  waren,  die  sich  für  die  Römer 
erklärten^),  auf  eine  von  der  der  eigentlichen  Makedonier 
verschiedene  Herkunft  hinzudeuten.  Bei  den  Pelagonen  spre- 
chen allerdings  die  stärksten  Gründe  für  altmakedonische 
Abstammung  (Abel  S.  32  ff.);  die  beiden  Angaben  Strabons 
lassen  sich  hiermit  in  befriedigender  Weise  durch  die  An- 
nahme vereinigen,  dass  die  Oresten  als  das  am  weitesten 
nach  Norden  vorgedrungene  epeirotische  Volk  die  Pelagonen 
sich  unterwarfen  und  in  Folge  davon  eine  Vermischung 
beider  Stämme  eintrat. 

In  Folge  dieser  veränderten  Auffassung  der  Stammver- 
hältnisse Obermakedoniens  vermag  ich  in  der  von  Karanos 
dem  Orestenkönig  geleisteten  Waffenhilfe,   deren   Preis   die 


1)  Vgl.  Mommsen,  Römische  Qeschichte  I,  684.  692  [1,706.  714  der 
6.  Auflage]. 


ÜEßER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.        61 

Hälfte  des  Landes  ist^  durchaus  nicht  mit  Abel  eine  Erinne- 
rung an  die  uralte  Vereinigung  der  Dorier  mit  den  äolisch- 
pelasgischen  MakedonierU;  sondern  nur  den  Ausdruck  einer 
viel  späteren  Verbindung  der  Makedonier  mit  epeirotischen 
Oresten  zu  erkennen.  Diese  Verbindung  findet  auch  in  der 
Perdikkassage  ihren  Ausdruck,  welche  den  ersten  E5nig  des 
epeirotischen  Reichs  Elimeia  zum  Bruder  der  ersten  Eönigei23 
der  makedonischen  Reiche  Lynkos  und  Untermakedonien 
macht  Das  Verhältniss  der  Könige  von  Orestis  und  von 
Elimeia  zu  einander  fasse  ich  so  auf;  dass  ursprünglich  eine 
Dynastie  über  beide  eng  verbundene  Stämme  herrschte,  die 
durch  Amyntas  I.  aus  Elimeia  verdrängt  und  daselbst  durch 
eine  Nebenlinie  der  Argeaden  ersetzt  ward-,  die  alten  Landes- 
könige^  die  von  Gauanes  abstammten,  behaupteten  sich  aber 
in  Orestis:  daher  finden  wir  im  Jahre  429  einen  Oresten- 
könig  Antiochos  neben  dem  Eonige  von  Elimeia  (Thuk.  II,  80), 
und  es  scheint,  dass  erst  einer  der  nächsten  Vorfahren  des 
Reichsverwesers  Perdikkas  mediatisirt  ward,  dessen  könig- 
liche Abkunft  noch  in  frischem  Andenken  war  (vgl.  Gurtius 
X,  7,  8).  Abel  hat  sich  überhaupt  bei  der  Deutung  der  Ea-  • 
ranossage  durch  scharfsinnige,  aber  doch  irre  leitende  Com- 
binationen  bestimmen  lassen.  Er  vergleicht  den  Earanos 
mit  dem  Lapithen  Eoronos,  gegen  den  der  Dorierkonig  Aegi- 
mios  den  Herakles  zu  Hilfe  rief,  welcher  denn  auch  den 
Eoronos  erschlug  und  als  Preis  den  dritten  Theil  des  Landes 
erhielt;  des  Eoronos  Vater  Eäneus  werde  als  Zwitterwesen 
dargestellt,  was  wiederum  bei  Eoinos,  des  Earanos  Sohne, 
im  Namen  durchspiele.  In  Folge  des  makedonischen  National- 
gefühls —  meint  Abel  S.  103  —  habe  sich  Earanos  aus  dem 
Eonig  der  besiegten  Altmakedonier  in  den  Helden  der  ältesten 
Siege  umgewandelt:  er  sei  zum  Herakliden  geworden,  ja 
zum  Herakles  selbst,  indem  er  wie  dieser  für  seine  Hilfs- 
leistung einen  Theil  des  Landes  bekommt  Sind  die  Quid- 
proquos,  zu  denen  diese  Deutung  nöthigt,  schon  an  sich 
misslich  genug,  so  wird  ihr  durch  den  Nachweis  der  nicht- 
makedonischen Herkunft  der  Oresten  vollends  der  Boden 
unter  den  Füssen  weggezogen.    Das  Einzige,  was  man  Abel 


62  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

zugeben  kann,  ist,  dass  die  politische  VerbinduDg,  welche 
das  spätere  makedonische  Staatswesen  begründen  half,  im 
Munde  der  Volkssage  nach  dem  Vorbilde  der  uralten  zwischen 
Herakliden  und  Doriern  gemodelt  ward.  In  dem  Namen  des 
Kaivsvg,  der  erst  Frau,  dann  Mann  war,  liegt  nur,  dass  er 
einen  neuen  Menschen  anzog;  er  hat  also  mit  Koivog,  dessen 
Namen  Marsyas  von  Pella^)  gewiss  richtig  als  ^gemeinsam' 
gedeutet  hat,  nicht  das  Geringste  zu  schaffen.  Kagävog^)  ist 
allerdings  dorisch  für  KdQtjvog,  kann  somit,  wie  Abel  S.  101 
annimmt,  Häuptling  bedeuten.  In  diesem  Falle  wäre  der 
Name  ein  blosser  Lückenbüsser.  Geht  man  die  einzelneu 
Züge  der  Sage  von  Earanos  oder  Archelaos  durch,  so  er- 
giebt  sich  als  Kern  derselben  das  Ziegenorakel  und  die  Er- 
bauung oder  Benennung  von  Aegeia;  alle  übrigen  Züge  sind 
ihr  mit  der  Perdikkassage  gemeinschaftlich  oder  lassen  sich 
doch  als  einfache  Er^nzungen  der  kurzen  Fassung  der 
letzteren  bei  Herodot  betrachten.  Mit  gutem  Fug  wird  man 
also  die  kürzere  Fassung  der  Sage  bei  Eaphorion  und  Tro- 
gus,  welche  nichts  als  jene  zwei  Punkte  enthält,  als  die  ur- 
I24sprüngliche  ansehen  dürfen,  die  erweiterte  bei  Euripides  und 
den  Chronographen  als  eine  Verschmelzung  der  Earanos- 
und  der  Perdikkassage.  Verbindet  man  mit  jener  Beobachtung 
die  Angabe,  dass  im  Kretischen  die  Ziege  xagavci  hiess,  so 
wird  man  sich  unmöglich  länger  gegen  einen  Zusammenhang 
von  KaQavog  mit  diesem  Worte  verschliessen  dürfen.  Es 
ist  aller  Grund  zu  der  Annahme  vorhanden,  dass  die  Ziege 
auch  in  anderen  dorischen  Dialekten  diesen  oder  einen  ähn- 
lichen Namen  führte;  Abel  möchte  freilich  S.  101  das  unbe- 
queme Wort  gern  den  Phönikiern  zuweisen:  aber  wozu,  da 
eine  gut  griechische  Etymologie,  von  TuxQtivov  (weil  die  Ziege 
mit  dem  Kopfe  stösst),  so  nahe  liegt?^)     Karanos  ist  also 

1)  fr.  3  (p.  42  ed.  Müller). 

2)  Diese  Quantität  steht  darch  Euphorion  fr.  24  gegen  Ansonius 
Epist.  19  fest. 

3)  Umgedreht  ist,  wenn  Xen.  Hell.  I,  4,  3  (Jen  jüngeren  Eyros 
TuÜQavov  z&v  slg  KaataXov  dd'Qoiiofiivav  betitelt  mit  der  Bemerkung 
TÖ  dl  wxifavov  iati  nvQiov,  eine  Ableitung  aus  dem  GriechiBchen  gans 


ÜEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.         63 

Mer  Ziegner',  eine  Personification  des  Lebens  der  ältesten 
Makedonier  als  armer  Hirten ,  welches  auch  bei  Herodot 
darin  ausgedrückt  ist,  dass  Perdikkas  das  kleine  Vieh  hütet. 
Nur  kann  ich  nicht  mit  Abel  S.  109  die  Sage  von  den 
Ziegen  des  Earanos  als  erst  aus  diesem  Zuge  der  Perdikkas- 
sage  entstanden  ansehen:  nennt  doch  Herodot-  nicht  einmal 
ausdrücklich  Ziegen ,  sondern  allgemein  ra  Xsntcc  täv  Ttgo- 
ßatan/.  Es  lag  weiter  sehr  nahe,  den  ^ Ziegner'  zum  tigcog 
xtüstijg  der  Hauptstadt  Ae^  zu  machen,  die  man,  wahr- 
scheinlich richtig^),  von  den  Ziegenweiden  herleitete.  Ich 
betrachte  also  die  beiden  Züge,  welche  Abel  zwar  nicht  un- 
beachtet gelassen,  aber  doch  für  nebensächlich  gehalten  hat, 
für  das  einzige  Wesenhafte  der  Earanossage;  alle  übrigen 
Züge  derselben  sind  der  Perdikkassage  abgeborgt  und  dieser 
zurückzuerstatten. 

Analysiren  wir  nun  die  Gründungssagen  nach  dem  Vor- 
gange  Abels.  Perdikkas  —  heisst  es  bei  Herodot  —  flieht 
aus  Argos;  dies  ist  dasselbe  mit  dem,  was  Euripides  an- 
giebt:  der  Sohn  des  Temenos  wird  von  seinen  Brü- 
dern vertrieben.  Beide  bezeichnen  dadurch  das  Verlassen 
der  ältesten  Heimath  als  unfreiwillig,  und  es  ist  offenbar 
eine  blosse  historisirende  Fälschung,  wenn  die  erweiterte 
Karanossage  ihren  Helden  bei  der  Ausrüstung  seiner  Expe- 

uopassend;  die  auf  der  Hand  liegende  von  y^^,  Hörn,  also  nach  der 
den  Semiten  geläofigen  Metapher  Macht,  Machthaber,  wird  auch  yon 
einem  griechischen  Lexikon  bestätigt:  t^  dl  SvQmv  dtaXintm  ävÖQetog^ 
noltiittatfis^  SwattotccTog  (cf.  intpp.  1.  1.). 

1)  Der  Name  Alyai  wechselt  nämlich  mit  Aly$ial\  diese  Form 
haben  Hyginns  fab.  219  (aus  Euripides),  Pompejus  Trogus  bei  Just.  YII, 
1,  10  und  Solinus  Polyh.  9,  14,  fetner  Plinius  N.  H.  IV,  10,  17  §  33 
(wo  schon  Fleckeisen  im  Philol.  IV,  334  vor  Sillig  das  Richtige  her- 
gestellt hat).  Abel  erkl&rt  freilich  S.  113  die  Etymologie  für  abge- 
schmackt; gegen  seinen  Vorschlag  aber,  die  makedoirfiBche  Stadt  wie 
andere  des  Namens  (indess  lauter  ionische)  von  alycc,  die  Wellen, 
herzuleiten,  erhebt  sich  das  Bedenken,  ob  dies  von  anderem  als  Meer- 
wasser gesagt  werden  könne.  Der  Name  der  älteren  phrygischen 
Stadt  "ESscea  scheint  allerdings  von  dem  Wasserreichthum  der  Gegend 
hergenommen  zu  sein:  ßidv  ist  bekannt  als  das  phrygische  Wort  für 
'Wasser'. 


64  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

dition  von  seinem  mächtigen  Bruder  Pheidon  unterstützt 
werden  lässt.  Durch  Verwandlung  des  Earanos  in  Ärche- 
laoSy  den  unschuldigen  jüngsten  der  Temenossöhne^  erhält 
allerdings  seine  Vertreibung  durch  die  Brüder  eine  besondere 
i25Beziehung  zur  argivischen  Sage;  das  Motiv  ist  aber  doch 
wohl  ursprünglich:  die  äolisch-pelasgischen  Makedonier  werden 
von  ihren  Brüdern,  den  epeirotischen  Pelasgern,  aus  Argos, 
dem  späteren  orestischen  Argos,  vertrieben;  dass  ihre  Aus- 
wanderung durch  den  Einbruch  der  Epeiroten  veranlasst 
ward  und  dass  dieser  Letztere  die  letzte  Welle  der  thessa- 
tischen  Wanderung  war,  hat  Abel  S.  108,  ohne  den  bestäti- 
genden Zug  der  Sage  bemerkt  zu  haben,  so  gut  wie  er- 
wiesen. Von  Argos  zog  Perdikkas  mit  seinen  Brü- 
dern nach  Illyrien.  Den  Aufenthalt  der  Makedonier  in 
Illyrien  hat  die  Karanossage  ganz  fallen  lasse^i,  möglicher- 
weise in  hellenisirender  Tendenz;  sie  führt  sie  aus  Argos 
direct  nach  Obermakedonien.  Von  da  zogen  sie  nach 
Obermakedonien  und  hüteten  als  Knechte  das  Vieh 
beim  König  von  Lebäa.  Bei  Euripides  kommt  Arche- 
laos als  Ziegenhirt  zum  König  Kissens  und  leistet 
ihm  gegen  Versprechen  hohen  Lohnes  seinen  Bei- 
stand. In  der  erweiterten  Karanossage  ist  das  Dienstver- 
hältniss  beim  Kissens,  vielleicht  durch  eine  Wirkung  des 
Nationalstolzes,  ganz  verwischt,  dagegen  das  Hirtenleben  in 
den  Vordergrund  gestellt.  Als  die  Makedonier  aus  Illyrien 
nach  Obermakedonien  zurückkehrten,  fanden  sie  den  Süden 
und  Westen  von  Epeiroten,  den  Nordosten  von  Phrygern 
besetzt;  Ersteres  geht  daraus  hervor,  dass  Pelagonien  einst 
orestisches  Land  gewesen  war.  Doch  scheinen  die  Phryger 
damals  die  Oberhand  im  ganzen  Norden  des  Thalkessels 
gehabt  zu  haben,  wahrscheinlich  durch  die  Thraker  nach 
Westen  gedrängt,  vielleicht  auch  durch  thrakische  Stämme 
verstärkt:  man  könnte  nämlich  hierher  das  Zeugniss  des 
Melisseus  ziehen,  dass  Lynkos  einst  pierisch  gewesen  sei. 
Kissens  ist  König  der  Eordäer:  entweder  ist  also  seine 
Hauptstadt  Lebäa  in  Eordäa  zu  suchen  oder,  wenn  Abel 
Recht  hat,  sie  nach  Lynkos  zu  versetzen,  muss  Lynkos  damals 


UEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.        65 

den  Eordäem  gehört  haben.  Eine,  wenn  auch  vorüber- 
gehende, Unterthänigkeit  unter  dem  Könige  von  Lebäa  ist 
auf  das  Unzweideutigste  von  der  Sage  ausgesprochen  (vgl. 
Abel  S,  209):  die  Makedonier  werden  von  den  Phrygern  nur 
gegen  Entrichtung  eines  Tributs  Weideplätze  eingeräumt 
erhalten  haben.  Der  König  der  Oresten  —  föhrt  nun  die 
Earanossage  fort  —  ward  von  dem  der  Eordäer  be- 
drängt und  versprach  dem  Earanos,  wenn  er  ihm 
helfen  wolle,  dieHälfte  des  Landes;  Earanos  ging 
darauf  ein  und  überwand  den  Kissens.  Eugammons 
Telegonie^)  berichtete  von  einem  unglücklichen  Kampfe  der 
Thesproter  unter  Odjsseus,  der  als  Stammvater  ihrer  Könige 
galt,  mit  den  Brygern  (vgl,  Abel  S.  30);  es  ist  möglich,  dass 
diese  Sage  mit  dem  hier  Erzählten  irgendwie  zusammenhängt. 
Daraus  geht  klar  hervor,  dass  die  Makedonier  sich  während 
eines  Krieges  der  Phryger,  ihrer  Oberherren,  mit  dem  epeiro- 
tischen  Stamme  der  Oresten  empörten,  sich  mit  den  Letzteren 
eng  verbanden  und  mit  ihnen  die  Phryger  überwältigten.i26 
Die  Hälfte  des  Landes,  die  der  Preis  ihres  Beistandes  ist, 
ist  der  Norden  des  Thalkessels  von  Obermakedonien,  der 
wenigstens  zum  Theil  früher  den  Oresten  gehört  hatte. 
Somit  enthält  dieses  Stück  der  Sage  eigentlich  die  Gründung 
des  Lynkestenreichs.  Dass  die  Perdikkassage  dies  Alles 
ganz  übergeht,  ist  in  ihrer  ganzen  Anlage  begründet:  da 
sie  die  Gründer  der  drei  Reiche  Elimeia,  Lynkos  und  Unter- 
makedonien zu  Brüdern  macht,  so  durfte  sie  die  Verbindung 
der  Makedonier  mit  den  Epeiroten,  die  sie  als  eine  von  An- 
fang an  bestehende  darstellt,  nicht  noch  einmal  besonders 
erwähnen;  die  Karanossage,  die  es  mit  einem  Einzigen  zu 
thun  hat,  konnte  es.  Doch  erkennt  auch  Herodots  Erzählung 
dadurch,  dass  sie  den  Gauanes  zum  ältesten  der  drei  Brüder 
macht,  das  von  ihm  vertretene  orestisch-elimio tische  Reich 
als  das  älteste,  zur  Zeit  der  Wiedereinwanderung  der  Make- 
donier bereits  bestehende  an.     Aus  Lebäa  führt  die  Per- 


*)  Bei  ProkloB  in  der  Chrestomathie  (hinter  dem  G^isfordschen 
Hephästion  I  p.  464  [p.  637  der  Leipziger  Ausgabe]). 

▼.  GvTSOHiUD ,  Kleine  Sohrif ten.    IV.  5 


66  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

dikkassage  die  drei  Temeniden  unmittelbar  nach  der 
Errettung  vor  den  Anschlägen  des  'Eisseus  in  die 
Gegend  der  Midasgarten,  die  Wiege  des  untermake- 
donischen Reichs.  Ganz  so  Euripides,  nach  welchem 
Archelaos  den  Kisseus  umbringt  und  darauf  an  die 
Stelle  flieht;  wo  er  Aegeiä  gründet;  und  nicht  anders 
die  EaranoBsage,  die  in  ihrer  einfacheren  Fassung  nur  den 
Midas  kennt,  dessen  Rosengarten  an  das  Local  von  Aegeiä 
und  somit  an  die  Sage  des  iJQmg  %t{(ftrig  dieser  Stadt  ge- 
knüpft; sind.  Es  ist  ganz  die  Natur  der  Sage,  grosse  Zeit- 
räume in  eine  Spanne  Zeit  zusammenzuziehen:  in  Wirklich- 
keit werden  die  Kämpfe  mit  den  Phrygern  längere  Zeit  ge- 
dauert haben,  wird  längere  Zeit  zwischen  der  Gründung  des 
Reiches  Lynkos  und  der  des  Reiches  Untermakedonien  ver- 
strichen sein:  dieses  muss  von  Lynkos  aus  gegründet  worden 
sein,  wie  ein  Blick  auf  die  geographischen  Verhältnisse 
darthut.  Dies  spricht  die  Sage  auch  darin  aus,  dass  sie  den 
Perdikkas  des  Aeropos  jüngeren  Bruder  nennt 

Von  Earanos  sind  zwei  Stammbäume  erhalten^):  der 
gewöhnliche,  wie  ihn  die  erweiterte  Earanossage  giebt,  macht 
ihn  zum  Bruder  des  Pheidon  und  leitet  beide  von  Eeissos, 
dem  ältesten,  vatermörderischen  Sohne  des  Temenos,  ab. 
Der  andere  weiss  nichts  von  Pheidon  und  macht  Lachares, 
einen  sonst  unbekannten  Sohn  des  Temenos,  zum  Ahnherrn 
des  Eönigshauses.  Für  ihn  legt  Euphorien,  also  einer,  der 
die  Earanossage  in  ihrer  einfachen  Ursprünglichkeit  wieder- 
giebt,  ein  directes  Zeugniss  ab,  indem  er  den  Vater  des 
Earanos  nouüvdijg  nennt:  in  jenem  Stammbaume  heisst  er 
Iloüxg.  Ein  indirectes  stellt  Euripides  aus,  der  den  jüngsten, 
am  Vatermorde  unschuldigen  Sohn  des  Temenos  als  Stamm- 
vater nennt.  Da  er  den  Eeissos  Agelaos,  den  Phalkes  Eury- 
i27pylos,  den  Eerynes  Eallias  nennt,  so  kann  auch  aus  dem 
Namen  Archelaos,  den  er  dem  jüngsten  Sohne  giebt,  nicht 
geschlossen  werden,  dass  er  einen  von  dem  mit  Lachares 
anhebenden  verschiedenen  Stammbaum  des  Argeadenhauses 


1)  Beide  überliefert  Diodor  bei  Synkellos  p.  499. 


ÜEBER  DIE  AELTERE  GRlECfflSCHE  GESCHICHTE.        67 

Yor  sich  gehabt  habe.  Vielmehr  spricht  Alles  dafür,  dass 
dieser  der  ursprüngliche,  der  mit  Eeissos  anhebende  dagegen 
eigentlich  der  des  Pheidon  ist,  der  erst  dann  dem  Earanos 
aufgenöthigt  ward,  als  seine  Bruderschaft  mit  Pheidon 
sich  festgesetzt  hatte.  Wir  dürfen  überzeugt  sein,  dass  es 
kein  anderer  Stammbaum  als  dieser  war,  durch  den  Alexan- 
der I.  vor  den  Hellanodiken  seine  echt  argiyische  Abkunft 
darthat.  Er  ist  von  den  bisherigen  Bearbeitern  der  make- 
donischen Geschichte,  auch  von  dem  trefflichen  Abel,  gänz- 
lich bei  Seite  gelassen  worden;  noch  Niemand  hat  bemerkt, 
dass  es  eine  Urkunde  von  der  höchsten  Wichtigkeit  ist,  deren 
Namenreihe  ein  vollständiges  und  treues  Bild  der  ältesten 
Geschichte  des  makedonischen  Volkes  giebt  und  die  kurze 
Erzählung  der  Perdikkassage  glänzend  bestätigt  und  zugleich 
erläutert.  An  der  Spitze  des  Stammbaumes  steht  Ti^fievog^ 
der  erste  Heraklidische  König  von  Argos;  gerade  er  ist  ge- 
wählt, weil  er  neben  der  Heraklidischen  Abkunft  der  make- 
donischen Könige  auch  das  aus  einem  orestischen  in  ein 
peloponnesisches  metamorphosirte  Argos,  den  ürsitz  des 
makedonischen  Volkes,  vertritt.  Dessen  Sohn  ist  Aaxdgijgj 
^Volksfreitde';  er  drückt  aus,  dass  die  dorischen  Könige 
dem  äolisch-pelasgischen  Volke  trotz  der  verschiedenen  Ab- 
stammung gefielen,  er  ist  somit  die  personificirte  Loyalität 
des  makedonischen  Volkes.  Es  folgt  ^aißaXog  (so  cod.  B; 
jddßalXog  A),  ein  offenbar  ungriechischer  Name,  der  uns 
aber  sofort  an  den  illyrischen  Fluss  Devol  erinnert,  durch 
dessen  Pässe  nach  einer  richtigen  Bemerkung '  Abels  S.  108 
die  Makedonier  nach  lUyrien  gezogen  sein  müssen.  In  der 
Nähe  der  Devolpässe  hat  Leake,  Travels  in  northem  Greece 
I,  339  aus  den  Notitiae  episcopatuum  Graecorum  und  der 
Anna  Komnena  eine  Stadt  Deabolis  nachgewiesen  und  hält 
sie  für  älteren  Ursprungs;  dieser  Ansicht  scheint  auch  Kiepert 
zu  sein,  der  in  seinem  Atlas  von  Hellas,  Tafel  XV,  die  Stadt 
in  der  Form  Debolia  aufgenommen  hat*),  vermuthlich  nach 


*)  [Tafel  VII  der  zweiten  Auflage;  mit  einem  FrageEeichen^  und 
ohne  genauere  Bezeichnung  der  Lage.    F.  B.] 

6* 


68  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

einer  mir  entgangenen  antiken  Belegstelle.  ^aCßakog  ist 
offenbar  derselbe  Name  und  bezeichnet  die  ehemaligen  Sitze 
der  Makedonier  am  Flusse  Devol  und  bei  der  Stadt  dieses 
Namens;  wenn  aus  dem  Alterthum  für  den  Fluss  der  Name 
'EogSaVxog  überliefert  ist,  so  charakterisirt  sich  derselbe 
schon  durch  die  Form  eines  xtfinxov  als  nicht  ursprünglich. 
Die  nächsten  Namen,  Ev^vß^adaq^  ^der  weithin  Gewaltige', 
und  sein  Sohn  KkBodaiog^  *der  den  Ruhm  leuchten  lässt', 
sind  Personificationen  der  Eroberungen  der  Makedonier  in 
lUyrien  und  ihres  dadurch  erlangten  Ruhms.  Dann  kommt 
wieder  ein  ganz  fremdartiger  Name,  Kgo^örigj  der  den 
Lydem  eigenthümlich  ist  und  an  die  Angabe  des  Euphorion 
erinnert,  dass  vor  den  Makedoniern  Phryger  und  Lyder  und 
die  Unterthanen  des  Midas  Edessa  bewohnten.  Aus  ülyrien 
wanderten  die  Makedonier,  wohl  durch  die  immer  merklicher 
gegen  Osten  nachdrängenden  lUyrier  vertrieben,  nach  Ober- 
i28makedonien  und  unterwarfen  sich  hier  dem  phrygischen 
Eonige  von  Lebäa,  um  Weiden  für  ihre  Heerden  zu  erhalten. 
Der  Repräsentant  dieser  Unterwerfung  unter  phrygisch- 
päonische  Herren  ist  Eroises,  der  in  der  Sage  als  Ahnherr 
des  Kiööavg  gegolten  haben  muss  und  schwerlich  von  Kqov- 
6v$j  Mygdons  Sohne,  verschieden  ist,  von  dem  Steph.  Byz. 
p.  387,  7  den  Landesnamen  Krusis^)  oder  Erossäa  herleitet. 
Dann  kommen  wieder  zwei  Namen,  Ho  lag ^  *der  Graser', 
oder  üoiäv^rigj  ^ grasblühend',  und  sein  Sohn  Kagavog, 
Mer  Ziegner',  welche  das  Weideleben  und  den  kärglichen 
Heerdenbesitz  der  Makedonier  als  Unterthanen  der  Eordäer 
bezeichnen.  Was  die  beiden  letzten  Namen  vor  Perdikkas 
betrifft),  so  ist  Abels  Deutung  von  KoLVog  als  Kaivevg 
bereits  zurückgewiesen  worden*);  den  folgenden Eonigsnamen 
Tvglfinag  erklärt  derselbe  S.  109  für  durchaus  fremdartig 
und  weist  ihn  der  illyrischen  Periode  der  Makedonier  zu. 
Dies  ist  irrig.  TvgCiiiiag  ist  uns  aus  Sophokles  im  ElvQvalog 
(bei   Parthenios  narr.  3)    als   epeirotischer    Nam^   bekannt; 


*)  [Oben  S.  61  f.] 

1)  Vgl.  die  oben  angeführte  Stelle  Strabons. 


ÜEBER  DIB  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.         69 

ein  Thessaler,  der  in  der  achtzigsten  Olympiade  im  Stadion 
siegte^  führt  den  nur  mundartlich  davon  verschiedenen  Namen 
ToQvnfiag  (so  Euseb.  Chron.  im  Urtexte  bei  Gramer,  Anecd. 
Paris.  li,  145*);  ToQvXXag,  d.  i.  ToQVfiag,  Diod.  XI,  7T;  To- 
^(ißag  Dionys.  Hai.  X,  1).  Sophokles  erzählt,  nach  der  Er- 
mordung der  Freier  sei  Odysseus  um  eines  Orakelspruchs 
willen  nach  Epeiros  gekommen,  wo  Tyrimmas  ihn  in  seinem 
Hause  aufgenommen  und  freundlich  bewirthet  habe;  Odysseus 
habe  ihm  dies  aber  damit  vergolten,  dass  er  seine  Tochter 
Euippe  verführte  und  mit  ihr  den  Euryalos  erzeugte.  Hieraus 
geht  hervor,  dass  Tyrimmas  ein  Name  der  epeirotischen 
Sage  war  und  in  der  makedonischen  Stammtafel  nur  das 
epeirotische,  durch  Oresten  und  Elimioten  vertretene  Ele- 
ment Obermakedoniens  darstellen  kann.  Der  Name  Tvifi(i(iag 
ist  wohl  mit  xoqvvsiv^  xvQßiq  in  Verbindung  zu  bringen  und 
bezeichnet  'den  Umrührer',  *den  Verwirrung  Verursachenden' 
(nämlich  im  Schlachtgetümmel);  seine  Tochter  Emxxij  spielt 
auf  den  Pferdereichthum  der  Epeiroten  an,  den  auch  die 
Perdikkassage  dadurch  ausdrückt,  dass  Gauanes,  der  erste 
König  von  Elimeia,  die  Pferde  hütet.  Wenn  der  mittelste 
Bruder  Aeropos,  der  erste  Eonig  von  Lynkos,  die  Rinder 
weidet  und  dem  jüngsten  nur  das  kleine  Vieh  überlassen 
wird,  so  wird  damit  ohne  Zweifel  angedeutet,  dass  die  Lyn- 
kesten  die  besten  Weideplätze  für  sich  behalten  und  ihren 
makedonischen  Brüdern  nur  Berge  übrig  gelassen  hatten, 
auf  denön  höchstens  Ziegen  weiden  konnten:  wir  erkennen 
in  diesem  Zuge  der  Sage  die  erste  Spur  der  Eifersucht 
zwischen  Lynkesten  und  Makedoniern,  die  sich  als  rother 
Faden  durch  die  gesammte  ältere  makedonische  Geschichte 
zieht;  die  gegenseitige  Abneigung  scheint  ihren  ersten  Grund 
in  einer  stärkeren  Vermischung  der  Lynkesten  mit  illyrischen 
Elementen  gehabt  zu  haben.  Der  zwischen  Earanos  und 
Tyrimmas  stehende  Koivog^  *  gemeinschaftlich',  kann  nun- 
mehr, wo  wir  den  Sinn  der  beiden  anderen  Namen  ver-129 
stehen,  gar  nicht  anders  gedeutet  werden  denn  als  eine  Be- 

'^)  [Eusebios  ed.  Schöne  I  p.  204.] 


70  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

Zeichnung  der  Gemeinschaft  des  makedonischen  Hirtenvolkes 
und  des  orestisch-elimiotischen  Volkes^  welche  in  der  Ea* 
ranossage  bestimmt  ausgesprochen  ist. 

Hier  ist  der  Ort,  auf  die  eigenthümliche  Erzählung  des 
Marsyas  von  Pella  fr.  3  (p.  42  ed.  Muller)  einzugehen^  mit 
der  Abel  8.  102  nichts  anzufangen  gewusst  hat.  ^AIs  dem 
Karanos  ein  Sohn  geboren  ward,  wollte  er  ihn  nach  seinem 
Vater  Eararon  {KaQUQOva  Etym.  Gud.;  KiQaQova  Etym,  M.) 
nennen;  die  Mutter  widersetzte  sich  aber  und  verlangte  ihrer- 
seits, das  Kind  solle  nach  ihrem  Vater  benannt  werden. 
Knopis,  ro  ^aVog  KoXxosj  der  nach  Makedonien  zum  Earanos 
gekommen  war,  ward  befragt  und  entschied  dahin ,  es  solle 
nach  keinem  von  beiden  Eltern  benannt  werden:  darum  er- 
hielt es  den  Namen  Kovvog/  Wer  da  weiss,  welche  Bedeu- 
tung sich  bei  allen  indogermanischen  Völkern  auf  einer 
primitiven  Culturstufe  an  die  Namengebung  knüpft,  und 
sich  erinnert,  wie  unendlich  oft  die  griechische  Sage  Be* 
Ziehungen  von  Völkern  zu  einander  durch  das  Verbaltniss 
von  Mann  und  Frau,  Eltern  und  Kindern  ausdrückt,  der 
wird  in  der  Erzählung  des  Marsyas  mehr  als  ein  blosses 
etymologisclies  Märchen  erkennen.  Wer  ist  die  Mutter  des 
Koinos?  Euripides  lässt  den  Eisseus  dem  Archelaos  Tochter 
und  Reich  versprechen,  wenn  er  ihn  vor  seinen  Feinden 
errette;  sein  Eisseus  ist  aber  eine  durch  künstlerische 
Zwecke  gebotene  Zusammenziehung  des  Eönigs  der  Eordäer 
und  des  Orestenkönigs  in  ^ine  Person;  der  Letztere  ist  es, 
der  dem  Earanos  die  Hälfte  des  Landes  anbietet:  ist  also 
die  Tochter  in  der  Sage  begründet,  woran  kein  Grund  zu 
zweifeln  ist,  so  war  auch  sie  eine  Orestin.  Somit  bestätigt 
sich  uns  von  anderer  Seite  die  Entdeckung,  dass  Koivog 
die  Vereinigung  der  äolisch-pelasgischen  Makedonier  und 
der  epeirotischen  Oresten  ausdrückt.  Aus  diesem  Gesichts- 
punkte findet  sich  von  selbst  eine  leichte  Verbesserung  für 
das  verderbte  Kaga^ova^  nämlich  KccQQOva^  die  dorische 
Form  für  xgscööova^):  das  Eind  hätte  eigentlich  ^der  Stärkere' 


X)  Ist  das  räthselhafte  Adncavog  des  Etym.  Hayn.  für  KccQaQovtx 


ÜEBEB  DIE  AELTEBE  GMECHISCHE  GESCHICHTE.         71 

heissen  sollen,  weil  der  Yater  (d.  i.  die  Makedonier)  Sohn 
des  *  Starkeren'  (d.  i.  die  Starkeren)  war;  da  die  Mutter 
(d.  i.  die  Oresten)  sich  aber  nicht  fSgen  wollte,  so  vereinigte 
man  sich  dahin,  es  ^Gemeinschaft'  zu  nennen.  Das  Kind  ist 
nach  stehender  Sagensymbolik  das  von  den  Makedooiern 
unter  Mitwirkung  der  Oresten  begründete  neuere  Staatswesen. 
Die  Eoinossage  ist  nun  bereits  die  dritte  Form,  in  welcher 
wir  die  Verbindung  der  Makedonier  mit  den  Epeiroten  aus- 
gedrückt finden:  die  erste  war  die  Zusammenstellung  des 
epeirotischen  Gauanes  und  der  makedonischen  Beichsgründer 
Aeropos  und  Perdikkas  als  leiblicher  Brüder,  die  zweite  der 
Beistand,  welchen  Karanos  dem  Orestenkönig  leistet  und 
dessen  Preis  die  Hälfte  des  Landes  ist  Der  ungemeinei30 
Werth,  den  nach  diesen  Anzeichen  zu  urtheilen  die  Sage 
auf  jene  Verbindung  legte,  wäre  unerklärlich,  wenn  es  weiter 
nichts  als  eine  yorübergehende  Eampfgenossenschaft  gewesen 
wäre.  Mochte  auch  der  makedonische  Nationalstolz  das  Ver- 
haltniss  nach  der  von  Herakles  den  Doriem  geleisteten  Hilfe 
modeln,  immerhin  wäre  es  eine  seltene  Selbstüberwindung 
gewesen,  wenn  sie  den  Beistand  eines  auswärtigen  Stammes, 
der  doch  ihre  eigenen  Thaten  nothwendig  etwas  geringer 
erscheinen  lassen  musste,  in  ihren  Traditionen  mit  so  ganz 
besonderer  Vorliebe  betont  hätten.  Nun  wissen  wir  aus 
Thukydides  11,  99^  dass  zur  Zeit  des  peloponnesischen  Kriegs 
die  Eynkesten  und  Elimioten  zwar  ihre  eigenen  Könige  hatten, 
aber  zu  den  eigentlichen  Makedonien!  im  Verhältniss  der 
Bundesgenossenschaft  und  Abhängigkeit  standen  {l^vfifiaxa 
tovtOLg  fcal  vitijxocc).  Ich  glaube  aus  den  besprochenen 
Sagen  folgern  zu  dürfen,  dass  von  Anfang  an  eine  formliche, 
auf  ewige  Zeiten  geschlossene  Symmachie  zwischen  den  Eli- 
mioten (Oresten)  und  den  Makedonien!  (anfangs  den  Lyn- 
kesten  allein,  später  den  Lynkesten  und  den  eigentlichen 
Makedoniern)  bestanden  hat,  natürlich  ursprünglich  mit 
gleichem  Rechte  der  Paciscenten.    Diese  Symmachie  erklärt 

vielleicht  Beet  einer  Glosse,  nnd  lautete  der  ganze  Sats  dort  etwa  so: 
aMo  tov  Idiov  natifbg  ovofia^Miv  [KJaQQOva*  avtag  dl  rov  nQSÜtöova 
ovofkdiovöi]  Adnavsg'  ivQ'Ccxaxo  ^  fii?^^^  )t.  t,  X.? 


72  CBRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

die  ausserordentlich  raschen  und  glänzenden  Erfolge  der 
Untermakedonier  in  ihren  Ejriegen  gegen  päonische  und 
thrakische  Stämme:  Erfolge,  die  es  ihnen  ermöglichten^  das 
Bundesgenossenverhältniss  der  beiden  obermakedonischen 
Reiche  mit  der  Zeit  in  ein  Unterthänigkeitsverhältniss  um- 
zuwandeln. Die  Eoinossage  schildert  also  in  durchsichtiger 
symbolischer  Einkleidung  einen  erfolglosen  Yersuch*  der  Ma- 
kedonier  (d.  i.  wohl  der  Lynkesten^  von  denen  sich  die 
emathischen  Makedonier  noch  nicht  abgezweigt  hatten)^  ihre 
Herrschaft  über  die  epeirotischen  Stämme  (Oresten  und 
Eliinioten)  auszudehnen,  und  die  durch  einen  Schiedspruch 
herbeigeführte  Schlichtung  des  Streites  durch  Gründung  einer 
dauernden  Symmachie  zwischen  beiden  Volkern.  Den  Spruch 
thut  Knopis  der  Eolcher.  Auch  der  lebhaftesten  Phantasie 
dürfte  es  schwer  fallen,  eine  geschichtliche  oder  sagenhafte 
Beziehung  zu  erdenken,,  durch  die  sich  ein  Eolcher  in  quasi- 
historischer Zeit  in  Makedonien  erklären  oder  auch  nur  ver- 
theidigen  Hesse  ^);  der  Volksname  ist  gewiss  verderbt.  Kvä- 
XLg  ist  ein  gut  griechischer  Name;  einen  Makedonier  Kvtoxiag 
kennt  Polybios  V,  63.*)  Ich  vermuthe,  dass  Kolxog  in  Uskkog 
zu  verwandeln  ist;  für  einen  v7Cog)iitrjg  des  Dodonäischen 
Zeus  eignet  sich  die  Prophetenrolle,  die  Enopis  spielt,  sehr 
gut,  und  der  Name  Kvm%ig^  der  von  xvci'^  ^wildes  Thier' 
abzuleiten  ist,  erinnert  passend  an  die  Homerische  Beschrei- 
bung der  Seiler  als  avinxcntodeg^  xa^iaiavvai.  Demnach  wäre 
die  Union  der  äolischen  und  epeirotischen  Pelasger  Makedo- 
doniens  unter  der  Aegide  des  Dodonäischen  Orakels  zu  Stande 
laigekommen,  das  in  älterer  Zeit  der  religiöse  Mittelpunkt 
aller  pelasgischeu  Stämme  war. 

Werfen  wir  nun  nochmals  einen  Blick  auf  den  Stamm- 
baum der  Argeaden,  so  springt  die  organische  Gliederung 
desselben  Jedem  in  die  Augen: 


*)  [HultBch  schreibt  mit  Bücksicht  auf  Pol.  V,  65, 7  KvanCccg  'Alla- 
Quorrig  statt  der  Vulgata  'AlcagCvrig.    F.  B.] 

1)  Hier  mit  Hilfe  das  Eolchisfahrers  lasen  und  des  ionischen 
Namens  Alyai  eine  Brücke  zn  schlagen,  überlasse  ich  denen,  welche 
an  die  Curtiussche  lonierhypothese  glauben. 


UEBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE. 


73 


Temenos^  der  Heros  you  Argos^  der  Heraklide. 

'LachareS;  die  Verbindung  der  Heraklidischen  Könige 
mit  dem  makedonischen  Volke. 


'DäbaloSy  das  Wohnen  bei  den  lUyriem. 

das  Eriegerleben^   das   die   Makedonier 

„^     .^         [im  Illyrierlande  führten, 
eo^aos 


Enrybiadas 


Eroises,  das  Wohnen  bei  den  Phrygem. 


Poias  (Poianthes) )  das  Hirtenleben^  das  die  Makedo- 
Earanos 


[nier  im  Phry gerlande  führten. 


'EoinoS;  die  Verbindung  der  Makedonier  m.  d.  Epeiroten. 


Tyrimmas,  der  Heros  der  Oresten,  der  Epeirote. 

Diese  Congruenz  der  einzelnen  Theile,  welche  allen 
ächten  ^AvayQatpaC  eigen  ist^  spricht  laut  für  das  höhere 
Alter  des  Stammbaums.  Die  Hellanodiken  sind  freilich  mit 
demselben  wissentlich  oder  unwissentlich  irregeführt  worden; 
mag  aber  Alezander  I.  der  Urheber  desselben  sein  öder  mag 
er  sich  schon  früher  gebildet  haben^  das  Werk  macht  seinem 
Meister  Ehre. 

Auf  das  Sicherste  stellt  sich  aus  unserer  genealogischen 
Untersuchung  das  Ergebniss  heraus,  dass  Earanos  zwar  ein 
ächter,  schon  zu  Alexanders  I.  Zeiten  in  dem  Stammbaum 
der  Argeaden  vorkommender  Name  ist,  dass  er  aber  mit 
seinen  beiden  Nachkommen  keine  Sonderstellung  erhalten 
konnte,  ohne  die  innere  Symmetrie  dieses  genealogischen 
Eunstwerks  aufzuheben.  In  der  Zeit  zwischen  Alexander  L 
und  Archelaos  kam  der  durch  den  Namen  veranlasste  Glaube 
auf,  Earanos  sei  der  r^Qtßg  xtCötrig  der  alten  Hauptstadt  Aegä 
gewesen.  So  fand  Euripides  die  Sage  vor,  dessen  Archelaos- 
fabel eine  Bearbeitung  der  Earanossage  mit  Einmischung 
mehrerer  Züge  der  Perdikkassage  ist.  Von  der  Annahme 
einer  Gründung  von  Aegä  durch  Earanos  bis  zu  seiner  Er- 
höhung zum  ersten  makedonischen  Eönige  war  nur  ein  kleiner 


74  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

Schritt;  und  dieser  Schritt  scheint  bereits  unter  Archelaos 
und  wohl  durch  Archelaos  selbst  gethan  worden  zu  sein.  Die 
Geschichtschreiber  Theopomp  und  Marsyas  von  Pella^  Zeit- 
genossen Alexanders  des  Grossen ,  kennen  den  Earanos  als 
ersten  Eonig  von  Makedonien,  und,  was  noch  mehr  sagen  will, 
i32um  dieselbe  Zeit  sind  Earanos  und  Eoinos  ziemlich  häufige 
Namen,  während  die  übrigen  Namen  der  Stammtafel  in  der 
historischen  Zeit  bei  den  Makedonien!  nicht  wieder  vorkommen.« 
Earanos,  ein  Reitergeneral  Alexanders  des  Grossen,  fiel  im 
Jahre  329  (Arrianiy,5,9);  Eoinos,  einer  der  bedeutendsten 
Feldherren  Alexanders,  war  im  Jahre  327,  in  welchem  er  starb, 
schon  ein  älterer  Mann  (Arrian  V,  27,  3.  VI,  2,1),  also  kaum 
viel  später  als  380  geboren.  Die  Namen  müssen  um  diese 
Zeit  eine  ganz  hervorragende  Stellung  in  der  Tradition  einge- 
nommen haben;  dass  es  die  officielle  war,  scheint  der  Um- 
stand anzudeuten,  dass  Philipp  IL  seinen  jüngsten,  wenige 
Tage  vor  seinem  Tode  geborenen  Sohn  Earanos  nannte 
(Justin  XI,  2,  3).  In  der  Zwischenzeit  zwischen  Archelaos 
und  Philipp,  die  durch  ununterbrochene  Thronwechsel  und 
innere  Eriege  ausgefüllt  wird,  ist  die  neue  Ausgabe  der 
makedonischen  ^AvayQatpri  schwerlich  entstanden;  dagegen  ist 
Archelaos,  der  Begünstiger  der  Literatur,  eine  Persönlichkeit^ 
der  man  am  passendsten  ein  derartiges  Unternehmen  zuzu- 
schreiben geneigt  sein  dürfte. 

Die  ältesten  Ansätze  für  Earanos,  Eoinos  und  Tyrimmas 
zeigen  grosse  Einfachheit:  man  gab  ihnen  101  Jahre,  bei 
deren  Vertheilung  in  30  +  28  +  43  die  20  +  18  +  42  Jahre 
der  drei  letzten  Eonige  der  unsicheren  Zeit,  Aeropos,  Alke- 
tas  und  Amyntas  L,  das  Vorbild  abgegeben  zu  haben 
scheinen.  Die  zweite  Glasse  der  besseren  Listen  weicht  nur 
darin  ab,  dass  sie  durch  Erhöhung  der  Jahre  des  Tyrimmas 
die  Summe  auf  103  Jahre  bringt.  Gänzlich  differirt  aber 
hier  die  schlechte  Liste,  in  der  von  dem  Jahrhundert  zwei- 
undzwanzig Jahre  abgezogen  sind.  Doch  auch  hier  schimmert 
die  Nachbildung  der  Jahre  des  Alketas  und  Amyntas  I.  noch 
durch:  des  Earanos  28  Jahre  entsprechen  den  29,  welche 
Alketas  in  dieser  Liste   hat,   die   12  +  38  »-  50  Jahre  des 


UEBEB  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.        75 

Koinos  und  Tyrimmas  den   50^   auf  welche   die  Jahre   des 
Amyntas  I.  gebracht  worden  sind. 

Eine  wunderliche  Erscheinung  ist  das  Eindringen  des 
Ärgeierkonigs  Pheidon  in  die  Karanossage.  Was  es  mit 
diesem  auf  sich  hat,  hat  Abel  8.  100  mit  glänzendem  Scharf- 
sinn nachgewiesen,  nämlich  dass  es  der  verkleidete  Thesproter- 
könig  Pheidon  der  Odyssee  (£  316.  r  287)  ist,  der  bei  der 
mannigfachen  und  unvermeidlichen  Berührung,  in  welcher 
die  Volker  von  Epeiros  und  Obermakedonien  zu  einander  - 
standen,  in  die  altmakedonische  Geschichte  verflochten  ward. 
Da  dem  Pheidon  im  ^AQ%ikaoq  des  Euripides  die  bösen 
Temenossöhne  entsprechen,  so  kann  die  Stellung,  welche  er 
in  der  ältesten  makedonischen  Stammsage  einnahm,  nur  die 
des  Veranlassers  der  Auswanderung  des  Perdikkas 
oder  Earanos  aus  der  argiv'ischen  Heimath  gewesen 
sein;  wahrscheinlich  war  er  als  feindlicher  Bruder  darge- 
stellt, der  die  oder  den  jüngeren  Bruder  austreibt:  erst 
durch  falschen  Pragmatismus  ward  aus  dem  feindlichen 
Bruder  ein  mächtigerer  Bruder,  der  durch  Aussendung  einer 
Golonie  die  Ausbreitung  griechischer  Gultur  fordert.  Da  die 
Form  der  Earanossage,  in  welcher  Pheidon  so  auftritt,  die 
ganze  Perdikkassage  aufgesaugt  hat,  Lachares  aber  kaum 
eine  eigene  Sage  gehabt  hat,  so  wird  man  den  Pheidoni33 
dem  Perdikkas  zurückzuerstatten  haben.  Er  wäre  demnach 
in  der  Sage  der  älteste  Sohn  des  T3rrimmas  und  ältere 
Bruder  des  Gäuanes  und  verträte  seinem  historischen  Gehalte 
nach  die  epeirotischen  Pelasger,  welche  die  Makedonier  aus 
Maketa  verjagten.  So  bestätigt  sich  uns  auf  einem  anderen 
Wege  Abels  Vermuthung:  Pheidon  ist  nach  der  Sage 
der  König,  der  die  thesprotischen  Thessaler  aus 
Ephyra  führt.  Einen  starken  Beweis  für  seine  Zusammen- 
gehörigkeit mit  Tyrimmas  liefert  die  Erzählung  Homers: 
Odysseus  sei  auf  der  Heimkehr  nach  Ithaka  zum  Pheidon 
gekommen,  der  ihn  gastlich  bewirthet  habe,  vom  Pheidon 
aber  sei  er  nach  Dodona  gegangen,  um  das  Orakel  über  die 
Art  seiner  Bückkehr  zu  befragen.  Von  dieser  Sage  ist  die 
Sophokleische   vom  Tyrimmas,   der   den  Odysseus  auf  dem 


76  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

Wege  Dach  dem  Orakel  beherbergt^  sichtlich  eine  blosse 
Variante,  wie  die  Liebesgeschichte  mit  der  Euippe  auch  nur 
eine  abweichende  Version  der  Erzählung  der  Telegonie^)  von 
Odysseus  und  der  Thesproterkönigin  Eallidike  ist.  Es  ist 
also  in  die  makedonische  Stammsage  eine  Reihe  epeirotischer 
Namen  eingedrungen:  Tyrimmas  als  Vater  repräsentirt  den 
epeirotischen  Stamm  überhaupt^  Pheidon  als  älterer  Sohn 
den  thesprotischen  Zweig  desselben,  welcher  an  der  Spitze 
der  Wanderung  nach  Thessalien  steht,  Gauanes  als  jüngerer 
Sohn  den  orestisch-elimiotischen  Zweig.  War  einmal  das 
peloponnesische  Argos  statt  des  orestischen  für  die  Heimath 
der  Makedonier  erklärt  worden^  so  ergab  sich  die  Metamor- 
phose des  thesprotischen  Pheidon  in  den  Argeierkönig  dieses 
Namens,  der  zu  den  berühmtesten  Persönlichkeiten  der 
älteren  griechischen  Geschichte  gehorte,  ganz  von  selbst  mit 
Noth wendigkeit;  sie  vollzog  sich  wohl  schon  unter  Alezan- 
der I.  oder  doch  bald  nachher:  an  der  chronologischen  Diffe- 
renz, dass  Perdikkas  690  zu  regieren  anfing,  Pheidons  Blüthe 
aber  etwa  70  Jahre  früher  fällt,  nahm  man  in  der  älteren 
Zeit  schwerlich  Anstoss.  Dies  geschah  erst^  als  die  make- 
donische Geschichte  in  die  Hände  gelehrter  Bearbeiter  fiel. 
Wahrscheinlich  war  es  Theopomp,  der  zuerst  sah,  wie  schad- 
haft die  Commissuren  zwischen  der  makedonischen  Stamm- 
sage und  der  argivischen  Geschichte  waren;  sie  zu  lösen, 
dazu  besass  er  nicht  Kritik  genug:  er  trennte  nur  das 
brüderliche  Band  zwischen  Pheidon  und  Perdikkas,  der 
Schritt  für  Schritt  bereits  durch  seinen  Doppelgänger'  Ea- 
ranos  expropriirt  worden  war,  und  beglückte  den  Earanos 
mit  Pheidon  als  Bruder.  So  passte  Alles  wunderbar  gut: 
Pheidon  bestieg  nach  den  Chronographen  795  den  Thron, 
in  sein  fünftes  Jahr  also  fiel  der  Einzug  des  Karanos  in 
Makedonien,  den  die  von  Archelaos  vorgenommene  Redaction 
der  heimischen  Annalen  in  das  Jahr  791  setzt.  Noch  aber 
war  die  Verbesserung  der  makedonischen  Geschichte  nur 
zur  Hälfte  vollbracht:  der  Argeadenstammbaum,  dem  auch 


1)  Bei  Proklofi  (I  p.  464  Gaisford  [p.  637  der  Leipziger  Aasgabe)* 


ÜBBER  DIE  AELTERE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.        77 

PheidoD  einverleibt  war^  war  von  dem  ächten,  durch  die 
argivischen  Ännalen  beglaubigten  der  Argeierkonige  Yoni34 
Temenos  bis  Pheidon  total  verschieden;  dämm  weg  mit  ihm, 
und  den  authentischen  an  die  Stelle  gesetzt  1  So  ist  es  ge- 
kommen, dass  durch  Theopomps  Ansehen  das  quasihistorische 
Gewand,  welches  durch  ihn  die  makedonische  Urgeschichte 
angezogen  hatte,  zur  allgemeinen  Geltung  gelangte,  unter 
Anderem  von  den  Ptolemäem  anerkannt  ward,  wie  wir  aus 
dem  früher  besprochenen  Fragmente  des  Satyros  lernen. 
Weit  entfernt,  dass  dieser  Sachverhalt  die  Yermuthung 
H.  Weissenboms^),  Pheidons  vermeintliche  Hinaufrückung 
um  achtzig  Jahre  bei  den  Chronographen  hänge  mit  der 
Bruderschaft  des  Karanos  zusammen,  bestätigte,  lehrt  er  viel- 
mehr, dass  zu  Theopomps  Zeit  Pheidons  Zeitalter,  die  erste 
Hälfte  des  achten  Jahrhunderts,  fQr  so  unumstösslich  galt,' 
dass  dies  der  Anlass  wurde,  die  makedonische  Stammsage 
danach  zu  verändern.*)*) 


*)  [Hier  endigt  der  in  die  ^jmbola  philologorom  Bonnensium' 
aufgenommene  Abschnitt.    F.  R.] 

1)  Hellen  S.  6  ff.  49  ff.  [Vgl.  Bd.  I  S.  648  dieser  Sammlung. 
P.  R.] 

2)  Höchstens  das  könnte  man  zugeben,  dass  die  Alexandriner, 
um  eine  grössere  üebereinstimmung  der  Epochen  des  Karanos  und 
Pheidon  zu  erzielen,  des  Letzteren  Regierung  nach  oben  verlängert 
hätten.  Die  Angabe  der  Marmorchronik  (epoch.  80),  Pheidon  habe 
896  y.  Gh.  (ein  offenbares  Versehen  für  796)  geblüht,  lässt  genau  den- 
selben Zwischenraum  bis  zur  älteren  Epoche  des  Earanps  791,  wie  die 
des  Eusebios  (Gan.  Lat.  no.  1219),  welcher  den  Pheidon  in  797  setzt, 
zu  dem  später  für  Karanos  angenommenen  Anfangsjahr  798.  Man 
könnte  also  sagen,  der  erste  Urheber  der  Verbindung  des  Karanos  mit 
Pheidon  habe  diesen  in  das  fünfte  Jahr  vorher  gesetzt,  und  Pheidons 
Epoche  sei  nach  den  verschiedenen  An&ngsjahren  des  Karanos 
schwankend  berechnet  worden.  Es  liegt  aber  auf  der  Hand,  dass  sich 
gegen  eine  Umdrehung  dieses  Satzes  ebenso  wenig  etwas  einwenden 
Hesse :  wenn  Pheidon  von  Späteren  zwei  Jahre  älter  gemacht  wurde, 
so  rückte  auch  Karanos  um  so  viel  herauf,  und  so  würde  sich  die 
Erhöhung  der  Jahre  des  Tfrimmas  von  43  auf  46  in  der  zweiten  Glasse 
der  ersten  Liste  erklären,  zu  der  man  sonst  keinen  Grund  sieht.  Kurz, 
der  Zusammenhang  dieser  Ansätze  bleibt  unsicher. 


78  CHRONOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

V. 

In  einem  viel  engeren  Zusammenhange  mit  der  Sparta- 
nischen Königsliste,  als  bisher  geahnt  worden  ist,  stehen  die 
Zeitbestimmungen  über  diemessenischenKriege.  Die  An- 
gaben des  Pausanias  haben  das  unverdiente  GlQck  gehabt, 
der  Ausgangspunkt  der  verschiedensten  Untersuchungen  über 
diesen  dunklen  Punkt  der  Chronologie  gewesen  zu  sein,  ob- 
gleich Pausanias  im  offenkundigsten  Widerspruche  erst  mit 
sich  selbst,  dann  auch  mit  seiner  Quelle  ist  Nach  Paus.  lY, 
5,  10  begann  der  erste  messenische  Krieg  Olymp.  9,  2  im 
fünften  Jahre  des  Archon  Aesimides  und  endigte  nach  IV, 
13,6.  7  im  zwanzigsten  Jahre,  nämlich  Olymp.  14, 1  im  vierten 
Jahre  des  Archon  Hippomenes.  Im  neununddreissigsten  Jahre 
nachher  brach  der  zweite  messenische  Krieg  aus,  Olymp.  23, 4 
unter  dem  Archontat  des  Tlesias  (IV,  15,  1);  soweit  bleibt 
sich  Pausanias  gleich,  den  zweiten  Krieg  aber  lässt  er  ins 
vierzehnte  Jahr  dauern  (lY,  17,  2.  10)  und  setzt  trotzdem 
das  Ende  desselben  in  Olymp.  28, 1  unter  das  Achontat  des 
Autosthenes  (lY,  23,  4),  also  mindestens  drei  Jahre  zu  spat. 
Da  nun  die  von  Pausanias  für  die  früheren  Archon ten  ge- 
gebenen Daten  im  Vergleich  mit  anderen  Quellen  um  vier 
oder  fünf  Jahre  zu  hoch  sind,  so  hat  Bockh  zum  C.  I.  Gr.  II  p.  307 
gewiss  mit  Recht  ein  blosses  Versehen  des  Pausanias  an- 
genommen. Woher  der  Fehler  kam,  lässt  sich  auch  noch 
nachweisen.  Pausanias  rechnet  drei  statt  vier  Olympische 
Siege  Ghionis'  des  Lakonen  im  Stadion  und  betrachtet  als 
ersten  den  Olymp.  28  errungenen,  die  er  nach  ihm  bezeichnet 
(IV,  23,  4),  während  Africanus  in  dieser  Olympiade  nicht 
Chionis,  sondern  Gharmis  den  Lakonen  als  Sieger  aufführt. 
Wer  den  Gharmis  beibehielt,  dem  rückte  er  in  die  sieben- 
undzwanzigste Olympiade  hinauf,  und  alle  früheren  Sieger 
kamen  um  eine  Olympiade  zu  hoch,  wenn  nicht  der  Fehler 
durch  Ausmerzung  eines  Namens  gehoben  ward:  in  der  That 
sind  die  früheren  Olympioniken  bei  Pausanias  in  ihre  rich- 
tigen Olympiaden  gesetzt;  dass  aber  gerade  hier  in  der  ihm 
vorliegenden  Liste  Verwirrung  war,  lehrt  der  Umstand,  dass 


ÜEBER  DIE  AELTEBE  GRIECHISCHE  GESCHICHTE.        79 


Paus.  II,  24,  7  gegen  seine  Gewohnheit  die  Olympiade  des 
Eurybotos  (die  siebenundzwanzigste)  nicht  zählt.  Nun  yer- 
glich  Pausanias  das  Archontat  des  Autosthenes  richtig  mit 
dem  ersten  Jahre  der  achtnndzwanzigsten  Olympiade,  aber 
unrichtig  mit  dem  ersten  Jahre  der  Olympiade  des  Ohionis; 
die  daneben  vorgefundene  richtige,  dass  Autosthenes'  Vor- 
gänger Peisistratos  im  vierten  Jahre  der  Olympiade  des 
Eurybotos  Archon  war,  verleitete  ihn,  der  wusste,  dass 
zwischen  Eurybotos  und  Chionis  zum  ersten  Mal  der  Olym- 
pionike Gharmis  gesiegt  habe,  zu  der  falschen  Folgerung, 
Peisistratos  sei  nicht  im  ersten,  sondern  im  fünften  Jahre 
vor  Autosthenes  Archon  gewesen.  So  kam  ihm  dieser  in  das 
Jahr  Olymp.  26,  4  statt  27,  4,  und  dann  alle  früheren 
Archonten  um  eine  Olympiade  zu  hoch  zu  stehen.  In  Pau- 
sanias' Quelle  war  nach  Archonten,  nicht  nach  Olympiaden- 
jahren gerechnet:  seine  Ansätze  sind  also  so  wiederherzu- 
stellen : 

Anfang  der  zehnjährigen  Archonten ..  Ol.    6,4  (753y.G1i.) 


Erstes  Jahr  des  Aesimides Ol.    9, 2  (743 

Anfang  des   ersten  messenischen  Kriegs 

im  fünften  Jahre  des  Aesimides ...  Ol.  10, 2  (739 

Erstes  Jahr  des  Hippomenes. . ., Ol.  14,2  (723 

Ende  des  ersten  messenischen  Kriegs  im 

vierten  Jahre  des  Hippomenes Ol.  15, 1  (720 

Anfang  der  einjährigen  Archonten ...  Ol.  24, 2  (683 
Anfang  des  zweiten  messenischen  Kriegs 

im  Jahre  des  Tlesias Ol.  24,4  (681 

Schlacht  bei  Hysiä  im  Jahre  des  Peisi- 
stratos   '. Ol.  27,4  (669 

Ende   des   zweiten   messenischen  Kriegs 

im  Jahre  des  Autosthenes Ol.  28, 1  (668 


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üeber  Deimlings  „Leleger".*) 

665Deimling^  Dr.  Karl  Wilhelm,  Lehrer  am  Lyceum  in  Mann- 
heim^ Die  Leleger.  Eine  ethnographische  Abhandlung. 
Leipzig,  Druck  und  Verlag  von  B.  G.  Teubner.  1862. 
XI  u.  243  S.     gr.  8. 

Eine  Untersuchung  über  die  verwickelten  Völkerverhält- 
nisse Eleinasiens  und  Griechenlands  in  der  ältesten  Zeit 
kann  nur  dann  zu  einem  annehmbaren  Resultate  führen, 
wenn  sie  von  den  sprachlichen  Ueberresten  und  in  Ermange- 
lung dieser  von  den  sonstigen  Spuren  ausgeht,  die  sich  von 
dem  zu  erforschenden  Volke  in  die  historische  Zeit  hinein 
erhalten  haben;  ist  es  in  dieser  schon  verschollen,  so  bieten 
wenigstens  Götterdienste,  die  sich  mit  Sicherheit  auf  dasselbe 
zurückführen  lassen,  eine  gewisse  Grundlage  für  die  For- 
schung. Wo  uns  keines  dieser  drei  Hilfsmittel  oder  nur  in 
unzureichender  Weise  erhalten  ist,  sollte  man  eine  derartige 
Untersuchung  gar  nicht  erst  anfangen:  denn  was  ist  von 
den  ethnographischen  Ansichten  Späterer  zu  halten,  wenn  z.  B. 
schon  ein  so  alter  Gewährsmann  wie  Hesiodos  bei  den  Lele- 
gern  die  Ableitung  von  Idyeiv  vertritt,  welche  ihnen  den 
Stempel  eines  Sammelvolkes  aufprägt? 

Dass  die  Leleger  nicht  diesen  farblosen  Charakter  ge- 
tragen haben,  vielmehr  ein  Volk  von  ausgeprägter  Nationalität 
gewesen  sind,  hat  der  Verfasser  der  vorliegenden  Abhandlung 
vollkommen  ins  Reine  gebracht,  indem  er  zum  Ausgangspunkt 

*)  [Jahrbücher  für  classische  Philologie.  Zehnter  Jahrgang  (1864). 
S.  666—672.    Die  Abhandlung  ist  datirt  .«Leipzig  1868''.    F.  R.] 


UEBER  DEIMLINGS  „LELEGER".  81 

seiner  Forschung  die  Stellung  gemacht  hat^  welche  die 
Trümmer  der  Leleger  in  später  geschichtlicher  Zeit  in  Ka- 
rlen einnahmen,  und  den  erhaltenen  Spuren  ihrer  Götterculte, 
namentlich  des  den  Lelegern  eigenthümlichen  Artemisdienstes^) 
sorgfältig  nachgegangen  ist.  Solider  Fleiss  in  der  Zusammen- 
stellung und  Besonnenheit  des  ürtheüs  kennzeichnen  überall 
die  Untersuchungen  des  Verfassers,  der  auch  auf  dem  Ge- 
biete der  Mythologie  die  hier  doppelt  nothige  Schärfe  nur 
selten  vermissen  lässi^)  Er  findet  als  Ergebniss,  dass  die666 
Leleger  ein  indogermanisches^  mit  den  Griechen  eng  ver- 
wandtes Volk  gewesen  sind,  verschieden  von  den  Pelasgem^ 
in  welchen  Letzteren  er  eine  Vorstufe  der  Hellenen  sieht. 

Li  Eleinasien  ist  jenes  halbgriechische  Volk  von  den 
semitischen  Earem  unterworfen  worden.  Nach  der  Ansicht 
des  Verfassers  ist  jedoch  das  Verhältniss  zwischen  Lelegern 
und  Earem  nicht  so  einfach,  dass  sich  beide  nach  der  blossen 
Abstammung  auseinanderhalten  liessen;  ihm  ist  vielmehr 
Earien  der  Name  des  Landes,  von  dem  der  Name  Earer  auf 
die  zwei  es  nach  einander  bewohnenden  Völker  übergegangen 
sei:  er  unterscheidet  daher  lelegische  Earer,  zu  denen  er 
die  Liselkarer  zählt,  und  semitische  Earer.  Durch  die  aus- 
drückliche Ueberlieferung,  dass  das  Wort  kar  in  der  Sprache 
der  Earer  wie  im  Hebräischen  ^Schaf  bedeutet  habe,  erhält 
diese  künstliche  Hypothese  einen  argen  Stoss. 

Eine  abweichende  Ansicht  über  die  Leleger  hat  H.  Eie- 
pert  aufgestellt  (über  den  Volksnamen  Leleger,  in  den  Ber- 
liner Monatsberichten  1861  S.  114 — 132).  Er  sieht  in  ihnen 
die  illyrischen  Urbewohner  Eleinasiens  und  Griechenlands, 
die  später  in  die  äussersten  Ecken  und  Eüstenstriche  gedrängt 
worden  seien;  ihren  semitischen  Namen  hätten  sie  von  den 
zugewanderten  Pelasgern  und  Earern  erhalten,  die  Semiten 
gewesen  seien:  mit  diesen  seien  sie  ebenso  wenig  verwandt 

1)  Mit  diesem  hängt  auch  die  sowohl  in  Karlen  als  in  Elis;  beides 
alten  Lelegersitzen,  localisirte  Endymionsage  zusammen. 

2)  Dies  ist  beispielsweise  S.  169  f.  der  Fall,  wo  der  Verfasser  den 
Zevff  *Ayafii\i,vmv  anführt  und  dennoch  den  Agamemnon  als  historische 
Person  festhalten  will. 

V.  OvTsoHMiD,  Kleine  Schriften.   IV.  6 


82  UEBER  DEIMLINGS  „LELEGER". 

gewesen  als  mit  dem  dritten  von  Norden  her  eingewanderten 
Volke  der  Hellenen.  Deimling  hat  in  der  Anzeige  der  Eie- 
pertschen  AbhandluDg  in  diesen  Jahrbüchern  1862  S.  744— 754 
gegen  diese  Auffassung  mehrere  triftige  Bedenken  erhoben. 
Zu  diesen  möchte  ich  noch  eines  hinzufügen:  wenn  die  Pe- 
lasger  Semiten  waren,  so  müssen  sie  von  der  See  her  ein- 
gewandert sein,  und  erfolgte  diese  Einwanderung  zu  einer 
Zeit,  als  die  Leleger  schon  da  waren,  so  sollte  man  erwarten, 
dass  sie  die  Küsten  besetzt  und  die  Leleger  in  das  Innere 
zurückgedrängt  haben  würden,  während  sich  in  der  geogra- 
phischen Lage  beider  gerade  das  umgekehrte  Yerhältniss 
'  abspiegelt.  Darin  aber  hat  Kiepert  Recht,  dass  er  Karer  und 
Leleger  nicht  bloss  für  die  spätere  Zeit,  sondern  durchgängig 
als  zwei  verschiedene  Stämme  streng  auseinanderhält  und 
auch  in  den  in  Griechenland  und  auf  den  Inseln  vorkommen- 
den Karern  Semiten  erkennt. 

Wenn  Deimling  die  wenigen  Stellen,  an  denen  die  Ho- 
merischen Gedichte  der  Karer  gedenken,  für  späteren  Ur- 
sprungs erklärt,  so  lässt  sich  dagegen  nichts  sagen;  wenn 
derselbe  aber  behauptet,  die  Homerischen  Karer  konnten 
schon  darum  nur  Indogermanen  gewesen  sein,  weil  dieser  in 
Kleinasien  überhaupt  noch  keine  Semiten  kenne  (S.  22  f.), 
so  ist  dies  eine  bei  unserer  mangelhaften  Kenntniss  der 
ältesten  Ethnographie  des  Landes  doppelt  verwerfliche  petitio 
principii.  Er  hätte  sich  billig  an  das  erinnern  sollen,  was 
er  S.  43  selbst  anerkannt  hat,  dass  die  geographische  Kunde 
Homers  weder  in  das  Innere  Kleinasiens  noch  östlich  über 
den  Halys  hinausreicht.  Es  kann  nichts  Hemmenderes,  nichts 
G67Gefährlicheres  geben  als  dergleichen  a  priori  aufgestellte 
Sätze  gerade  bei  Erforschung  eines  so  dunklen  Gebietes, 
wie  die  älteste  Ethnographie  Kleinasiens  und  Griechenlands. 
Gewiss  ist  es  gerathener,  bei  der  Scheidung  indogermanischer 
und  semitischer  Stämme  fürs  Erste  den  örtlichen  Unterschied 
schärfer  zu  betonen  als  den  zeitlichen,  und  von  der  Bemer- 
kung Lassens  (Zeitschr.  d.  deutschen  morgenl.  Ges.  XS.  364 ff.), 
dass  die  Gebirge  Temnos,  Tauros  und  Antitauros  die  Scheide- 
wand zwischen  Indogermanen  und  Semiten  bilden,  als  einer 


üEßER  DEIMLINGS  „LELEGER«.  83 

in  den  natürlichen  Bedingungen  begründeten^  daher  im  All- 
gemeinen zuverlässigen  Regel  auszugehen. 

In  einzelnen  Fällen  lässt  sich  allerdings  das  Vordringen 
der  Semiten  auf  Kosten  einer  älteren  indogermanischen  Be- 
Tolkerung  noch  geschichtlich  nachweisen,  z.  B.  in  der  Ver- 
drängung der  Leleger  durch  die  Karer,  der  Mäoner  durch 
die  Lyder;  der  Verfasser  geht  aber  viel  weiter  und  will  in 
dem  sonst  alles  Lob  verdienenden  Theile  seiner  Untersuchung, 
der  sich  zu  einer  älteren  Geschichte  der  Stämme  Eleinasiens 
erweitert  (S.  43— 114),  die  Scheidung  älterer  indogermanischer 
und  jüngerer  semitischer  Bevölkerungsschichten  überall  durch- 
führen, auch  wo  uns  alle  Ueberlieferung  im  Stich  lässt.  Um 
dies  möglich  zu  machen,  leitet  er  die  Volksnamen  von  Landes- 
namen ab,  welche  von  den  älteren  auf  spätere  Bewohner 
anderes  Stammes  übergegangen  seien.  So  erkennt  er  unter 
den  kleinasiatischen  Bundesgenossen  der  Troer  halbgriechische 
Völkerschaften  in  den  Pelasgern,  Thrakern,  Dardanern,  Lele- 
geru  und  Earern,  Kaukonen,  Lykiern  und  Kilikern,  und  ge- 
langt auf  dem  angegebenen  Wege  nicht  bloss  zu  lelegischen 
und  semitischen  Karern,  sondern  auch  zu  doppelten  Lykiern, 
Kilikern,  Thrakern.  Seit  Niebuhr  zuerst  seine  epochemachende 
Hypothese  von  dem  Unterschiede  zwischen  pelasgischen  und 
etruskischen  Tyrrhenern  aufgestellt;  und  in  seine  Fussstapfen 
tretend  Karl  Otfried  Müller  die  der  idealistischen  Anschauungs- 
weise des  Griechenthums  so  zusagende  Scheidung  hellenischer 
und  barbarischer  Thraker  durchgeführt  hatte,  ist  die  Lehre 
von  der  Gleichnamigkeit  verschiedenartiger  Völker,  die  nach 
einander  dasselbe  Land  bewohnt  haben,  als  bequemes  Aus- 
kunftsmittel von  allen  Seiten  unbedenklich  angewendet 
worden.  Handelte  es  sich  nur  um  die  ungenaue  Ausdrucks- 
weise späterer,  z.  B.  der  römischen  Dichter,  so  durfte  sich 
Niebuhr  allerdings  als  auf  eine  passende  Analogie  auf  den 
Vers.Dantes  berufen,  in  welchem  Virgil  seine  Eltern  schlichte 
Lombarden  nennt;  aber  was  beweist  dergleichen  für  die 
Möglichkeit  einer  durch  die  ganze  Literatur  eines  Volkes 
hindurch  und  bis  in  sehr  alte  Zeit  hinaufgehenden  Ver- 
wechselung,   wie    sie    doch    in   diesen    Fällen    angenommen 

6* 


84  ÜEBER  DEIMLINGS  „LELEGER". 

werden  müsste?  Sagen  wir  es  offen:  man  wird  nicht  leicht 
eine  Hypothese  finden^  die  so  unglücklich  ist  und  dabei  auf 
die  ganze  spätere  Forschung  so  verderblich  eingewirkt  hat 
als  die^  welche  die  beiden  berühmten  Männer  aufgebracht 
haben.  Die  Annahme  von  Homonymien  ist  eine  Ausflucht 
der  Verzweiflung:  durch  sie  wird  nicht  etwa  der  Willkür 
Thür  und  Thor  geöffnet,  sondern  die  ganze  weitere  Unter- 
suchung ist  vielmehr  nur  eine  grosse  Willkür.  Eine  solche 
Bankrotterklärung  sollte  in  ethnographischen  Untersuchungen 
genau  ebenso  verpönt  sein  wie  etwa  in  der  Textkritik  die 
GGsEinschiebung  eines  ov  oder  non.  Von  diesem  Mittel  einen 
ungemessenen  Gebrauch  gemacht  zu  haben  ist  der  Haupt- 
fehler des  Deimlingschen  Buchs:  wir  müssen  es  aber  dem 
Verfasser  Dank  wissen ,  dass  er  den  Muth  gehabt  hat,-  den 
Irrthum  seiner  Vorgänger  bis  in  die  letzten  Consequenzen 
zu  verfolgen  und  so  recht  eindringlich  zu  zeigen,  wie  sehr 
eine  Umkehr  auf  dem  bisher  mit  Vorliebe  eingeschlagenen 
Wege  Noth  thut. 

Am  überflüssigsten  ist  des  Verfassers  Annahme  doppelter 
Lykier,  von  denen  die  älteren  Halbgriechen,  die  der  histo- 
rischen Zeit  Semiten  gewesen  seien.  Ueber  der  Sprache  der 
lykischen  Inschriften  ist  noch  viel  Dunkel  verbreitet,  das 
Eine  aber  ist  vollkommen  sicher,  dass  sie  keine  semitische 
ist.  Die  neuesten  Erforscher  derselben.  Lassen^)  und  Blau^), 
begegnen  sich,  so  sehr  sie  auch  in  ihren  sonstigen  Ergeb- 
nissen auseinandergehen,  doch  darin,  dass  sie  in  dem  Lyki- 
schen ein  indogermanisches  Idiom  erkennen,  das  dem  arischen 
Sprachzweige  näher  stehe  als  dem  griechischen. 

Was  die  Eiliker  betrifft,  so  ist  der  Semitismus  der 
späteren  ausser  Zweifel;  in  dem  Wenigen  aber,  was  wir  von 
den  älteren  wissen,  liegt  nichts,  was  für  eine  halbgriechische 
Nationalität  derselben  beweisend  wäre. 


1)  Ueber  die  lykischen  Inschriften  und  die  alten  Sprachen  Elein- 
asiens,  in  der  Zeitschr.  der  deutschen  morgenl.  Ges.  X  S.  329—388. 

2)  Das  Albanesische  als  Hilfsmittel  zur  Erklärung  der  lykischen 
luschriften,  ebd.  XVI[  S.  649—672. 


ÜEBER  DEIMLINGS  „LELEGEß".  85 

Am  meisten  Glück  gemacht  hat  die  Trennung  älterer^ 
den  Griechen  nahe  verwandter  Thraker^  die  mit  dem  Orts- 
namen Trachis  in  Verbindung  gebracht  wurden^  von  den 
barbarischen^  sich  den  Skythen  nähernden  Thrakern  der  ge- 
schichtlichen Zeit.  Den  Anlass  zu  dieser  Unterscheidung 
bot  die  Rolle,  welche  die  Thraker  in  der  griechischen  Sagen- 
geschichte spielen,  die  veredelnde  geistige  Anregung,  welche 
ihnen  namentlich  durch  ihren  Musendienst  ein  so  begabtes 
Volk  trie  die  Griechen  verdankt.  Bedenklich  sollte  Jeden 
machen  einerseits,  dass  in  den  Erinnerungen ,  die  sich  bei 
den  Griechen  von  jenen  ältesten  Thrakern  erhalten  habeu, 
Zfige  von  Rohheit  vorkommen,  die  ganz  der  Barbarei  der 
späteren  Thraker  entsprechen,  z.  B.  die  Greuel  in  der  Tereus- 
sage,  die  Zerreissung  des  Orpheus  durch  die  Mänaden,  ander- 
seits, dass  es  auch  bei  den  Thrakern  der  historischen  Zeit 
nicht  an  Spuren  fehlt,  die  auf  ein  höheres  Geistesleben 
wenigstens  einzelner  Stämme  schliessen  lassen,  wie  nament- 
lich der  Unsterblichkeitsglaube  der  Geten.  Noch  in  histo- 
rischer Zeit  finden  wir  Pflege  der  Musik  in  ganz  hervor- 
stechender Weise  bei  den  Geten:  Fetac  xi^dgag  ixovtes  xal 
xid-agi^optsg  zag  iniKrjQvxsiag  JtoiovvraL  sagt  Theopompos 
(Fr.  244  bei  Müller  I  p.  319).  Die  verbreitete  Ansicht,  als 
müsse  ein  Volk,  weil  es  auf  ein  anderes  einen  bedeutenden 
geistigen  Einfluss  geübt,  darum  mit  ihm  nahe  verwandt  ge- 
wesen sein,  hält  in  keiner  Weise  Stich:  hat  doch  auf  die 
Römer  kein  italischer  Stamm  so  stark  eingewirkt  als  die 
Etrusker,  die  ihnen  unter  allen  am  fernsten  standen.  Ich 
meinestheils  betrachte  die  historischen  Thraker  als  blosse 
Trümmer  eines  ehemals  viel  weiter  verbreiteten  mächtigen 
und  auf  einer  hohen  Stufe  der  Cultur  stehenden  Volkes,  das 
infolge  politischer  Unglücksfälle  zersprengt  worden  und  ver- 
wildert ist.^)    Ich  finde  diese  in  der  Wanderung  der  Phryger, 

1)  Ich  freue  mich  hier  mit  einem  Forscher  wie  Lorenz  Diefen- 
bach  in  üebereinstimmoDg  zu  sein,  der  sich  in  seinen  Origines  Earo-669 
paeae  S.  67  über  diese  Frage  so  äussert :  'Wegen  der  früheren,  darch 
die   sagenhafte  Ferne  der  Zeit  noch   höher  verklärten  Bildung  der 
Thraken  und  ihrer  Verwilderung  in  späterer  Zeit  zwei  grundverschie* 


86  UEBER  DEIMLINGS  „LELEGER". 

669die  sich  wie  ein  Eeil  zwischen  die  Thraker  schoben  und 
die  südlichen  Ausläufer  dieses  Volkes  von  den  nördlichen 
abschnitten,  und  in  dem  Andrängen  der  Skythen  von  Nord- 
osten her.^)  ^Unmöglich',  ruft  der  Verfasser  S.  66 f.  aus,, 
^kann  gerade  die  herrlichste  Blüthe  des  Hellenenthums,  seine 
Ton-  und  Dichtkunst,  aus  einem  Volke  hervorgegangen  sein, 
dessen  rauhe  und  barbarische  Sitten  und  düsterer  Charakter 
gleich  weit  entfernt  sind  von  der  heiteren  Welt-  und  Lebens- 
anschauung des  Hellenen,  seiner  Humanität  und  Bildung, 
seiner  Empfänglichkeit  für  alles  Edle,  Schone  und  Grosse.' 
Warum  nicht?  Wer  sieht  es  den  durch  staatliches  Elend 
langer  Jahrhunderte  yerkommenen,  querkopfigen,  schnaps- 
seligen, rauflustigen  Irländern  unserer  Tage  an,  dass  ihre 
Vorfahren  einst  die  Apostel  des  Nordens,  dass  sie  in  einem 
Zeitalter  barbarischer  Nacht  die  alleinigen  Träger  einer 
edleren  Gesittung  waren,  dass  sie,  als  Schreiben  im  Abend- 
lande eine  selten  geübte  Kunst  war,  mit  historischen  Auf- 
zeichnungen, die  auch  auf  die  Nachbarländer  Bücksicht 
nahmen,  den  Anfang  machten,  dass  sie  beinahe  allein  noch 
die  Eenntniss  der  classischen  Literatur  bewahrten  und  dem 
Frankenreiche  mittheilten,  dass  die  friedlichen  Sendboten  von 
Jona  und  Kilda  einerseits  in  Island  siedelten,  anderseits  den 
Deutschen  das  Licht  des  Evangeliums  brachten?  Nun  wohl, 
die  Thraker  sind  die  Irländer  des  Alterthums. 


dene  Völker  dieses  Namens,  ein  pelasgisch-griechisches  und  ein  bar- 
barisches, anzunehmen  halten  wir  nicht  für  rathsam.' 

1)  Die  von  den  Skythen  vertriebenen  Treren  waren  ein  thraki- 
Bches  Volk.  Die  Bestimmung  der  Zeit  ihres  Einfalls  in  Eleinasien  hat 
za  einem  längeren  Excurs  Anlass  gegeben,  in  welchem  der  Verfasser 
sich  namentlich  über  die  lydische  Zeitrechnung  verbreitet.  Auf  diesem 
Felde  erweist  er  sich  als  nicht  gehörig  orientirt:  er  lässt  sehr  wichtige 
chronologische .  Bestimmungsgründe  ganz  unberücksichtigt  und  findet 
Schwierigkeiten,  wo  keine  sind.  Weil  Solon  anders  nicht  mit  Erösos 
habe  zusammentrefifen  können,  schiebt  er  die  Regierung  des  Krösos 
und  damit  aller  seiner  Vorgänger  um  16  Jahre  hinauf,  und  weil  Man- 
dane  als  Tochter  der  Aryenis  unmöglich  schon  im  Jahr  690  den  Sohn 
Eyros  geboren  haben  könne,  setzt  er  die  Sonnenfinsterniss  des  Thaies 
auf  den  18.  Mai  622  und  beruft  sich  hierfür  auf  ~  Seyffarth! 


ÜEBER  DEIMLINGS  „LELEGER".  87 

Von  dem  langen  allgemeinen  Abschnitte  seines  Werkes, 
der  die  Ethnographie  Kleinasiens  zum  Vorwurf  hat,  kehrt 
der  Verfasser  zu  den  Lelegern  zurück,  geht  ihre  Sitze  in 
Eleinasien  und  Griechenland  in  geographischer  Ordnung  ge- 
nau durch  und  gelangt  zu  dem  Ergebniss,  dass  ihre  Heimath 
Eleinasien  war,  und  dass  sie  es  waren,  die  vermöge  ihrer 
Lage  in  d^r  ältesten  Zeit  die  Einwirkung  des  Orients  auf 
Griechenland  vermittelten:  er  nimmt,  mit  ungleich  besserem 
Rechte,  die  Bolle  der  Curtiusschen  lonier  für  die  Leleger  in 
Anspruch. 

Der  Verfasser  erklärt  sich  entschieden  gegen  die  lonier- 
hypothese  (S.  199  fiF.)  und  hebt  nach  Gebühr  den  Kernpunkt 
der  Frage  hervor,  dass  der  von  den  loniern  in  Kleinasien 
besetzte  Küstensaum  ebenso  schmal  und  schmäler  ist  als670 
die  Landstriche,  welche  sie  in  .Hellas  inne  hatten.  Ernst 
Gurtius  hat  neuerlich  in  diesen  Jahrbüchern  1861  S.  449  ff. 
seine  Hypothese  gegen  die  von  verschiedenen  Seiten,  auch 
von  mir,  gegen  sie  erhobenen  Einwände  zu  vertheidigen 
gesucht,  ohne,  wie  mir  scheint,  von  den  erheblicheren  auch 
nur  einen  entkräftet  zu  haben.  Es  ist  eine  Inconsequenz, 
dass  er  für  Griechenland  auf  die  Traditionen  von  Zuwande- 
rang der  lonier  so  ungemeines  Gewicht  legt,  die  in  ganz 
anderer  Weise  constante  von  der  ionischen  Wanderung  nach 
Kleinasien  dagegen  zwar  nicht  leugnet,  aber  durch  Ver- 
flüchtigung so  gut  wie  beseitigt.  Es  bleibt  dabei,  dass  das 
ganze  Alterthum  die  ionische  Zwolfstadt  als  attische  Colonie 
betrachtet  bat.^)  Mit  den  Nachrichten  von  einer  vorionischen 
Bevölkerung  der  ionischen  Städte  hätte  Curtius  behutsamer 
umgehen  sollen:  er  hält  mir  die  Worte  des  Pausanias  vor, 
dass  das  alte  Erythrä  eine  Bevölkerung  von  Lykiem,  Karern 
und  Pamphyliern  gehabt  habe  und  dass  auch  die  Pamphylier 
(Wiel  mehr  also  die  Lykier  und  Karer')  zum  hellenischen 
Stamme  gehörten,  übersieht  also  hartnäckig,  dass  die  Sprache 

1)  Dass  die  Tradition  direct  von  Athen  nur  Milet  und  Ephesos 
and  von  diesen  beiden  Städten  aus  die  übrigen  gegründet  werden  lässt, 
habe  ich  vor  sechs  Jahren  [Beitr.  z.  Gesch.  des  alten  Orients  S.  128] 
80  gut  gewuBst  wie  heute;  dies  ändert  aber  an  der  Sache  gar  nichts. 


88  UEBEB  DEIMLINGS  „LELEGEB". 

der  lykischen  Inschriften  von  dem  Griechischen  mindestens 
so  weit  entfernt  ist  wie  das  Deutsche  yom  Slavischen  —  und 
billig  wird  man,  wenn  er  hervorhebt,  dass  Chios  ohne  attischen 
Einfiuss  ionisch  gewesen  sei,  fragen  dürfen:  warum  ist  denn 
dann  Earien  in  geschichtlicher  Zeit  nicht  auch  ionisch,  son- 
dern eben  karisch?  Die  halbgriechische  Nationalitat  der 
Earer  ist  der  letzte  Nothanker  seiner  Hypothese,  die  nach 
mancherlei  Wandlungen  jetzt  so  zu  lauten  scheint:  *die  lonier 
sind  Abkömmlinge  der  Earier,  deren  Eupatriden  später  nach 
dem  Ton  nun  an  lonien  genannten  Theile  Kariens  zurück- 
gewandert sind.'  Ich  sage  ^scheint':  denn  eine  scharfe,  greif- 
bare Formulirung  vermisst  man  auch  jetzt  noch.  Um  so  mehr 
sollte  man  erwarten,  dass  Gurtius  sich  um  die  Widerlegung 
der  sehr  positiven  Argumente,  die  für  den  mit  Recht  jetzt 
immer  allgemeiner  angenommenen  Semitismus  der  Earer 
sprechen,  bemüht  haben  würde:  statt  dessen  beschränkt  er 
sich  darauf,  gegen  diesen  ^entschieden  Protest  einzulegen' 
und  für  seine  eigene  Ansicht  einige  allgemeine  Gründe  geltend 
zu  machen,  die  weit  entfernt  sind,  entscheidend  zu  sein.  Wenn 
die  Earer  (n^elXriveg  genannt  werden  und  uns  von  einem 
Eenner  ihrer  Sprache  die  Versicherung  erhalten  ist,  dass 
viele  griechische  Worte  in  dieselbe  eingedrungen  seien,  so 
beweist  dies  nicht  im  Entferntesten,  dass  sie  ein  den  Griechen 
verwandtes  Volk  gewesen  sind,  so  wenig  wie  die  Aufnahme 
von  kunst  und  vielen  anderen  deutschen  Worten  in  das  Pol- 
nische etwas  für  das  Deutschthum  der  Polen  beweist.  Den 
besten  Commentar  liefern  die  Eigennamen  der  Earer,  unter 
denen  zahlreiche  rein  griechische  den  einheimischen,  unge- 
wöhnlich fremdartig  und  ungriechisch  klingenden  zur  Seite 
treten:  so  hat  z.  B.  Ibanolis  von  Mylasa  zur  Zeit  des  ionischen 
Aufstandes  zwei  Söhne  Herakleides  und01iatos(Her.V,37.121). 
Den  letzteren  Namen  stehe  ich  nicht  an  mit  dem  philistäischen 
Goliath  zusammenzustellen,  und  sehe  darin  ein  neues  Moment 
671ZU  Gunsten  der  aus  inneren  Gründen  nicht  unwahrscheinlichen, 
aber   besserer   äusserer   Bezeugung  noch  sehr  bedürftigen^) 

1)  Bisher  ist  dafür  eigentlich  nur  das  Vorkommen  der  Karl  statt 


UEBEE  DEIMLIN6S  „LELE6EB".  89 

Herleitung  der  Earer  ans  Palästina.  Viel  eher  als  die  Earer 
würden  sich  die  Leleger  zu  loniem  vor  der  ionischen  Wan- 
derung stempeln  lassen:  unglQcklieherweise  aber  ist  Deimling 
in  seiner  ganzen  gründlichen  Untersuchung  über  die  Spuren 
lelegischer  Ansiedlungen  nirgends  den  loniem  begegnet,  und 
Curtius  selbst  hat  zwar  früher  (lonier  S.  15)  von  einer  lele- 
gischen  Yolkergruppe^  der  die  lonier  angehorten  ^  geredet, 
dies  aber  jetzt  (Jahrb.  1861  S.  457)  in  der  Weise  näher  de- 
finirty  dass  der  Lelegemame  ein  Sammelname  sei,  der  ebenso 
wenig  wie  der  Frankenname  im  Orient  ein  sprachlich  ver- 
bundenes Ganze,  ein  begrenztes  Ethnos  bezeichne.  Die  Gal- 
vanisining  der  ^on  Anfang  an  nicht  lebensfähigen  lonier- 
hypothese  wird  also  immer  schwieriger.  Statt  zuzugeben, 
dass  er  als  Hauptgrund  für  die  Nothwendigkeit  derselben 
die  frühere  Blüthe  loniens  vor  der  des  eigentlichen  Griechen- 
lands anzuführen  Unrecht,  ich  mithin  Recht  gehabt  hatte, 
ihm  die  Yerkennung  eines  nationalokonomischen  Gesetzes 
vorzuwerfen  und  ihn  auf  Roschers  Golonialpolitik  zu  ver- 
weisen, spricht  Curtius  seine  Indignation  darüber  aus,  dass 
ich  es  gethan  habe  —  und  statt  die  Richtigkeit  der  Schluss- 
folge einzusehen,  dass,  wenn  die  für  die  Nothwendigkeit 
einer  Hypothese  angeführten  Gründe  nicht  stichhaltig,  dann 
die  Hypothese  eben  nicht  nothwendig  ist,  findet  er,  dass  ich 
mich  durch  die  Fragstellung  ^nothig  oder  nicht  nöthig'  auf 
einen  ganz  unberechtigten  Standpunkt  stelle.  Endlich  legt 
es  mir  Curtius  als  Ueberhebung  oder  ich  weiss  nicht  was 
aus,  dass  ich  von  unklaren  Köpfen  geredet,  in  welchen  seine 
Ansichten  noch  viel  Unheil  anrichten  würden:  er  hätte  sich 
vielmehr  sagen  sollen,  dass  meine  Prophezeiung  buchstäblich 
eingetroffen  ist;  allen  den  Unfug,  der  schon  mit  seiner  Hypo- 
these getrieben  worden  ist,  wird  er  doch  selbst  schwerlich 
gutheissen  wollen.  Wenn  ich  auf  die  von  einem  freund- 
lichen Recensenten  an  die  Gegner  der  Curtiusschen  Hypo- 
these  gestellte   und   von  Letzterem   wiederholte  Zumuthung 

der  Krethi  neben  den  Pelethi  I.  [»III.]  Eon.  1,  38.44  nach  masorethi- 
scher  Lesart  geltend  gemacht  worden. 


90  UEBER  DEIMLINGS  „LELEGER". 

eingehen  wollte,  durch  Entgegenstellung  einer  anderen  ebenso 
guten  Hypothese  den  Gegenbeweis  zu  f&hren,  würde  ich  ge- 
rade in  den  Fehler  verfallen;  den  ich  an  Curtius  tadle:  es 
ist  keine  Schande,  da  wo  man  nichts  Sicheres  wissen  kann, 
auch  nichts  wissen  zu  wollen. 

Wer  den  Versuch  machen  will,  das  Dunkel,  welches 
auf  den  ältesten  griechischen  Yölkerverhältnissen  ruht,  zu 
lichten,  der  muss  vor  Allem  das  Material  in  möglichster 
Vollständigkeit  zusammengestellt  und  kritisch  gesichtet  dem 
Leser  vorführen,  damit  dieser  selbst  nachzuprüfen  im  Stande 
ist;  er  muss  sich  der  Grenze  von  Thatsache  und  Hypothese 
stets  bewusst  sein  und  beide  streng  scheidin;  er  muss  die 
Hypothesen,  deren  man  nun  einmal  auf  diesem  Gebiete 
nicht  entrathen  kann,  klar,  präcis,  fassbar  formuliren: 
denn  ein  mit  logischer  Schärfe  durchgeführter  Irrthum 
trägt  bessere  Frucht  als  verschwimmende  Vorstellungen  vom 
Richtigen.  In  allen  diesen  Funkten  kann  die  Deimlingsche 
672Monographie  als  Muster  aufgestellt  werden;  die  wichtig- 
sten der  Fragen,  welche  hinsichtlich  der  Leleger  in  Betracht 
kommen,  haben  durch  sie  eine  befriedigende  Beantwortung 
erhalten. 

In  vielen  Partien  der  altgriechischen  Ethnographie  wird 
man  sich  vorläufig  begnügen  müssen,  eine  Geschichte  der 
über  den  zu  untersuchenden  Punkt  bei  den  Griechen  zu 
verschiedenen  Zeiten  herrschenden  Ansichten  zu  entwerfen; 
z.  B.  scheint  mir  eine  Geschichte  des  Pelasgerbegriffs  uner- 
lässliche  Vorbedingung  jeder  weiteren  Forschung  über  dieses 
unselige  Volk  zu  sein.  Ihre  definitive  Erledigung,  soweit 
eine  solche  überhaupt  möglich  ist,  werden  die  meisten  ein- 
schlägigen Fragen  erst  finden,  wenn  das  urkundliche  Mate- 
rial, das  zur  Ermittelung  der  Nationalität  der  angrenzenden 
Völker  vorliegt,  seine  gehörige  Verwendung  gefunden  haben 
wird.  Erst  wenn  die .  Stellung,  welche  das  Albanesische 
innerhalb  des  indogermanischen  Sprachstammes  und  zum 
Griechischen  einnimmt,  völlig  festgestellt,  wenn  die  nicht- 
phönikische  Inschrift  auf  Kypros,  in  die  Böth  eine  Procla- 
mation   des    Amasis   an    die    Kyprier    hineingelesen    hatte, 


UEBEß  DEIMLINGS  „LELEGER".  91 

wenn  die  phrygischen,  vor  Allem  aber  wenn  die  lykischen 
Inschriften  gelesen  sein  werden,  dann  erst  werden  die  For- 
schungen über  altgriechische  Ethnographie  wieder  aufge- 
nommen und  zu  einem  gedeihlichen  Ende  geführt  werden 
können.  Bis  dahin  gedulde  man  sich  und  frage  nicht  nach 
der  Mutter  der  Hekabe. 


III. 

Die  Geschichtsfiberliefernng  Aber  das  Perikleische 

Zeitalter.*) 

1499A  Von  dem  gross  angelegten  Werk  Adolf  Schmidts  über 
Perikles  und  sein  Zeitalter  enthält  der  uns  vorliegende 
zweite  Band^)  die  quellen  massige  Begründung  der  im  ersten 
gegebenen  geschichtlichen  Darstellung;  ein  dritter  soll  chro- 
nologisch-kalendarische Untersuchungen,  ein  vierter  eine  er- 
gänzende Serie  von  Forschungen  zur  Sach-^  Personen-  und 
Quellenkunde  liefern.  Wie  der  erste  Band^  dessen  Inhalt 
längst  Andere  gewürdigt  haben,  wirkt  auch  dieser  in  hohem 
Grade  anregend,  indem  sein  Verfasser  durchweg  eigene  Wege 
aufsucht,  sie  methodisch  verfolgt  und  dabei  eine  Fülle  neuer 
Gesichtspunkte  entwickelt.  Die  Angelpunkte  seiner  Unter- 
suchungen bilden  von  den  Primärquellen  Stesimbrotos  von 
Thasos,  von  den  abgeleiteten  Plutarchs  Biographien:  den 
Nachweis  zu  führen,  dass  Stesimbrotos  acht,  dass  sein  Werk 
eine  wirkliche  Zeitgeschichte,  dass  es  die  Hauptfundgrube 
alles  Wissens  vom  Perikleischen  Zeitalter  gewesen  ist,  und 
dass  es  auszugsweise  in  Plutarchs  Themistokles  und  Perikles 
und  Theilen  des  Kimon  vorliegt,  ist  die  Aufgabe,  die  sich 
der  Herr  Verfasser  gestellt  hat. 


*)  [Allgemeine  Zeitung  1880.  Nr.  103  S.  1499—1600.  Nr.  104 
S.  1614—1615]. 

1)  Das  Ferikleische  Zeitalter.  Darstellong  und  Forschungen  von 
Adolf  Schmidt,  ord.  Professor  der  Geschichte  an  der  Universität 
Jena.  Zweiter  Band.  Forschungen  über  die  Hauptgrundlagen  der 
Ueberlieferung.  Jena,  Verlag  von  Gustav  Fischer,  vormals  Friedrich 
Mauke.    1879.    (XI  u.  380  S.   8.) 


UEBER  DAS  PERIKLEISCHE  ZEITALTER.  93 

Hinsichtlich  des  ersten  Punktes  ist  der  Beweis  als  von 
Adolf  Schmidt  völlig  erbracht  anzusehen:  die  Bedenken,  die 
Yon  namhaften  Gelehrten  (Bursian^  Arnold  Schäfer,  Bühl) 
wegen  vermeintlicher  chronologischer  Widersprüche  und 
handgreiflicher  Unwahrheiten,  wie  man  sie  einem  Zeitge- 
nossen nicht  zutrauen  mochte,  gegen  die  Aechtheit  der  Beste 
des  Stesimbrotos  von  Thasos  erhoben  worden  waren,  dürften 
nach  der  sorgfaltigen  und  gründlichen  Erörterung  des  Herrn 
Verfassers  verstummen.  Er  bemerkt  ganz  richtig:  dass, 
wenn  man  dem  Stesimbrotos  Klatschsucht  mit  Becht  vor- 
werfen könne,  dies  ein  Fehler  sei,  den  er  mit  zahlreichen 
Memoirenschreibem  aller  Zeiten  theile,  und  der  nicht  ohne 
Weiteres  seine  Unglaubwürdigkeit  beweise.  Auch  ist  es  ihm 
bei  mehreren  einzelnen  Bruchstücken  gelungen,  den  Inhalt, 
wenn  auch  durch  anderweitige  Zeugnisse  nicht  bestätigt  oder 
mit  solchen  selbst  streitend,  doch  als  möglich  und  an  sich 
unverdächtig  zu  rechtfertigen. 

Aber  den  Gesammteindruck  äusserster  Gehässigkeit 
gegen  die  grossen  Staatsmänner  Athens,  welche  die  Beste 
des  Stesimbrotos  athmen,  zu  verwischen^  ist  dem  Herrn  Ver- 
fasser meinem  Gefühle  nach  nicht  gelungen.  Der  alte  Pe- 
rikles  (so  erzählt  er  uns  Fragm.  13)  hält  seinen  Sohn  Xan- 
thippos  knapp,  der  aber  lässt  viel  aufgehen  und  hat  eine 
verschwenderische  Frau,  der  Junge  borgt  Geld  auf  den  Namen 
des  Alten,  dieser  erkennt  die  Schuld  nicht  an,  Xanthippos 
rächt  sich  und  enthüllt  das  Treiben  des  Vaters  in  seinem 
Hanse  und  seine  Disputationen  mit  den  Sophisten,  wie  er, 
als  Pentathlos  den  Epitimos  beim  Speerwerfen  unfreiwillig 
getödtet  hatte,  einen  geschlagenen  Tag  lang  mit  Protagoras 
darüber  getiftelt  habe,  ob  der  Speer  oder  der  Werfende  oder 
die  Veranstalter  des  Eampfspiels  richtigerweise  als  die  Schul- 
digen anzusehen  seien;  des  Weiteren  bringt  der  Sohn  auch 
die  Beschuldigung,  dass  der  Vater  mit  der  eigenen  Schwieger- 
tochter ein  ehebrecherisches  Verhältniss  unterhalte,  unter  die 
Leute  und  ist  dem  Vater  bis  an  seinen  Tod  gram  geblieben. 
Hier  genügt  es  nicht,  mit  dem  Verfasser  (S.  41)  zu  sagen: 
Stesimbrotos  habe  einfach  ein  Gerücht  referirt,  das  er  selbst 


94  DIE  GESCHICHTSÜEBERLIEFERUNG 

als  yerleumderisch  angesehen  habe.  Dadurch^  dass  x  er  es 
perfiderweise  dem  eigenen  Sohne  den  Perikles  in  den  Mund 
legt,  schlägt  er  zwei  Fliegen  mit  einer  Klappe:  in  dem 
Leser  wird  die  Reflexion  hervorgerufen:  ^dann  muss  die 
Sache  doch  wahr  sein!'  und  zugleich  wird  die  Zerrüttung 
des  Familienlebens  in  Perikles'  Hause  in  der  denkbar  dra- 
stischsten Weise  zur  Anschauung  gebracht;  der  Ausdruck 
Siaßokri^  der  Plutarchs  eigene  Meinung  wiedergiebt,  kann 
den  Stesimbrotos  unmöglich  entlasten^  den  eine  zweite  Stelle 
Plutarchs  und  eine  des  ganz  unabhängigen  Athenäos  hier 
ausdrücklich  als  den  Verleumder  bezeichnen.  Kann  es  Zu- 
fall sein,  dass  unter  den  zwölf  erhaltenen  Bruchstücken,  die 
von  Themistokles,  Kimon  und  Perikles  handeln,  nicht  weniger 
als  sieben  über  diese  Gehässiges  berichten  oder  Thatsäch- 
liches  in  übelwollender  Weise  beleuchten,  zwei  Kimons  La- 
konierfreundlichkeit  in  einer  unwahrscheinlichen  und  offenbar 
tendentiellen  Weise  darstellen,  und  selbst  die  drei,  welche 
neutrale  Färbung  tragen,  den  Gedanken  sehr  nahe  legen, 
dass  sie  von  Stesimbrotos  in  einem  weniger  harmlosen  Zu- 
sammenhang als  von  Plutarch  vorgebracht  worden  sind? 
Nicht  einmal  das  herrliche  Bruchstück  aus  der  Leichenrede 
des  Perikles  auf  die  im  samischen  Kriege  Gefallenen  macht 
davon  eine  Ausnahme:  der  Vergleich  mit  den  Göttern,  deren 
Unsterblichkeit  wir  aus  der  Fortdauer  der  von  den  Menschen 
ihnen  dargebrachten  Verehrung  und  der  durch  sie  den  Men- 
schen erwiesenen  Wohlthaten  folgern,  kann  eben  so  gut,  um 
daraus  die  Insinuation  irreligiöser  Auffassung  abzuleiten,  als 
um  der  Schönheit  des  Gedankens  willen  mit^etheilt  worden 
sein.  Und  wenn  Themistokles  zum  Zuhörer  des  Anaxagoras 
gemacht  wird,  so  besagte  das,  mag  es  nun  wahr  oder  &lsch 
gewesen  sein,  dasselbe,  als  wenn  etwa  heutzutage  die  ultra- 
montane Presse  einen  Gegner  für  einen  Freimaurer  erklärt. 
Es  bleibt  die  Angabe,  dass  die  von  Perikles  während  der 
1 499  B  Belagerung  von  Samos  mit  der  Flotte  über  das  Aegäische 
Meer  hinaus  unternommene  Excursion  Gypern  zum  Ziel  ge- 
habt habe;  ohne  dem  Erklärungsversuche  des  Verfassers, 
der  hier  nur  eine  andere  Ausdrucksweise  für  das  uns  sonst 


ÜEBEB  DAS  PERIKLEISCHE  ZEITALTER.  95 

darüber  Bekannte  sehen  will,  seine  Berechtigung  zu  bestreiten, 
wird  man,  glaube  ich,  zugeben  müssen,  dass  es  mindestens 
ebenso  nahe  liegt,  darin  den  Vorwurf  einer  mit  den  Pflichten 
des  Athenischen  Oberbefehlshabers  unter  den  obwaltenden 
Verhältnissen  unvereinbaren  Polypragmosyne  zu  erkennen. 
Plntarch,  dem  wir  elf  von  diesen  Bruchstücken  yerdanken, 
citirt  den  Stesimbrotos  nicht  weniger  als  fünfmal  nur  unter 
ausdrücklicher  Verwahrung;  daraus  allein,  dass  Plutarch  mit 
anderen  Geschichtschreibern  die  Gewohnheit  theilt,  seine 
Quellen  vorzugsweise  da  anzuführen,  wo  er  einen  Wider- 
spruch zu  constatiren  hat,  lässt  sich  dies  nicht  erklären,  wie 
eine  Vergleichung  mit  der  Art  seiner  anderen  Gitate  in  den- 
selben Biographien  lehrt.  In  der  Antithese,  deren  er  sich 
einmal  (Pericl.  13)  bedient,  wie  könne  man  sich  über  die 
Angriffe  der  Komiker  auf  Perikles  wundem,  wenn  selbst 
Stesimbrotos  von  Thasos  einen  so  schnöden  Vorwurf  wie 
den  der  Blutschande  gegen  ihn  vorzubringen  gewagt  habe, 
ist  Alles  eher  als  besonderer  Bespect  vor  Stesimbrotos  zu 
erkennen,  namentlich  wenn  man  seine  weiteren  Betrachtungen 
über  die  zeitgenössische  Geschichtsüberlieferung  liest,  die 
bald  aus  Neid  und  Feindseligkeit,  bald  aus  Gunst  und 
Schmeichelei  die  Wahrheit  schädige  und  verdrehe.  Der 
Schluss,  dass  ihn  Plutarch  für  unglaubwürdig  hielt,  ist, 
scheint  mir,  ganz  unabweisbar  und  muss,  da  ihm  der  Stesim- 
brotos ganz  vorlag,  den  wir  nur  aus  den  Fragmenten  beur- 
theilen  können,  noth wendig  sehr  zu  dessen  Ungunsten  ins 
Gewicht  fallen.  Ein  so  einsichtiger  Historiker  wie  der  Ver- 
fasser hat  sich  hiergegen  natürlich  nicht  ganz  verschliessen 
können;  auch  er  erkennt  in  Stesimbrotos  einen  aristokratisch 
und  particularistisch  gesinnten  Schriftsteller,  der  schon  als 
Thasier  ein  geborener  Gegner  des  Athenischen  Demos  ge- 
wesen sei,  nur  will  er  nicht  zugeben,  dass  darum  sein  Werk 
mit  Sauppe  auf  ein  Niveau  mit  dem  bösartigen  Lügenbuche 
des  Idomeneus  von  Lampsakos  über  die  Athenischen  Dema- 
gogen herabgedrückt  werden  dürfe;  er  ist  geneigt,  in  dieser 
Ansicht  nur  den  Nachhall  eines  von  E.  Fr.  Hermann  aus- 
gegangenen Vorurtheils  zu  sehen.    Man  muss  dem  Verfasser 


96  DIE  GESCHICHTSÜEBEELIEFERUNG 

darin  Recht  geben,  dass  ein  wirkliches  Geschichtswerk ,  von 
einem  Zeitgenossen,  wenn  auch  einem  parteiischen,  herrührend, 
eine  zwar  mit  Vorsicht  zu  benutzende  Quelle,  aber  immerhin 
eine  Quelle  ersten  Ranges  sein  würde. 

War  es  dies  in  der  That?  Die  vorhin  besprochene 
Stelle,  an  welcher  Plutarch  unter  dem  Gattungsbegriff  Ge- 
schichtsüberlieferung {tötoQla)  das  Werk  des  Stesimbrotos 
subsumirt,  entscheidet  ihrer  allgemeinen  Fassung  wegen  nicht 
das  Geringste.  Die  einzige  Stelle,  welche  einen  Titel  nennt, 
eine  des  Athenäos  (XIII  p.  589  D),  lässt  es  überschrieben 
sein:  ^Ueber  Themistokles,  Thukydides  und  Perikles.'  Der 
Titel  ist  schon  an  sich,  namentlich  aber  durch  die  Weg- 
lassung des  Eimon,  auffallig,  der  als  Gegner  des  Themistokles 
und  Vorläufer  des  Thukydides  in  eine  solche  Umgebung 
nothwendig  zu  gehören  scheint,  und  von  dem  nicht  weniger 
als  fünf  Bruchstücke  handeln;  der  Herr  Verfasser  erklärt  ihn 
so:  dass  Stesimbrotos  Biographien  jener  drei  Männer  ge- 
schrieben, den  Eimon  aber  übergangen  habe,  weil  er  die 
Enechtung  seiner  Heimathsinsel  durch  diesen  nicht  habe  er- 
zählen  wollen.  Aber  wenn  es  sich  um  drei  verschiedene 
Biographien  gehandelt  hätte,  würde  Athenäos  nach  stehender 
Sitte,  da  er  etwas  über  Perikles  zu  berichten  hat,  citirt 
haben:  ^Stesimbrotos  in  der  Schrift  über  Perikles';  auch 
lässt  der  Singular  keinen  Zweifel,  dass  es  ein  einzelnes  Buch 
war:  ein  solches  aber  hätte,  wenn  Eimons  Leben  fehlte,  der 
schriftstellerischen  Einheit  entbehrt  Vielmehr  wird  dem 
Buch  ursprünglich  wohl,  wie  vielen  anderen  Prosawerken 
der  ältesten  Zeit,  gar  kein  Titel  übergeschrieben  gewesen 
und  ein  solcher  ihm  erst  von  Späteren  nach  dem  Haupt- 
inhalte gegeben  worden  sein«  Für  die  Uebergehung  des 
Eimon  giebt  dep  Schlüssel  die  Art,  wie  seiner  in  den  Bruch- 
stücken gedacht  wird:«  Eimons  Sippschaft  kommt  zwar  auch 
nicht  gut  weg,  er  selbst  aber  ist  die  einzige  Persönlichkeit^ 
der  nicht  nur  nichts  Böses  nachgesagt,  sondern  sogar  wegen 
seiner  lakonierfreundlichen  Haltung  grosses  Lob  gespendet 
wird.  Die  Periode,  in  welcher  Athen  unter  Eimons  Führung 
für  Sparta  durch  Dick  und  Dünn  ging,  sollte  als  die  einzige 


UEBER  DAS  PERIKLEISCHE  ZEITALTER.  97 

hingestellt  werdeu,  während  der  von  Athen  Gutes  gekommen 
seiy  und  dies  wurde  durch  eine  möglichst  ungünstige  Schil- 
derung seiner  Vorgänger  und  Nachfolger  in  der  Leitung  des 
Athenischen  Staats  veranschaulicht^  so  dass  diese  dem  Eimon 
nur  zur  Folie  dienten:  dies  war,  meines  Erachtens,  der  In- 
halt der  Schrift  des  Stesimbrotos.  Die  Art,  wie  das  Lob 
des  Kimon  begründet  wird,  ist  sehr  curioser  Natur:  ^er  habe 
weder  Musik  noch  eine  andere  der  unter  den  Hellenen  ein- 
gebürgerten freien  Künste  gelernt  und  sei  von  attischer 
Raffinirtbeit  und  Zungenfertigkeit  vollkommen  abgewendet 
gewesen,  seiner  Art  und  Weise  habe  in  reichem  Mass  Adel 
und  Wahrhaftigkeit  innegewohnt,  und  es  sei  die  Haltung 
der  Seele  des  Mannes  vielmehr  peloponnesisch  gewesen^  — 
also  etwa  so,  wie  Aristophanes  seine  biederen,  ungeschlachten 
Achamer  schildert.  Dass  dies  gelogen  ist^  wissen  wir  durch 
einen  unverdächtigen  Zeitgenossen,  Ion  von  Chios,  dessen 
Beste  durchweg  den  Eindruck  wahrheitsliebender  Harmlosig- 
keit machen*,  aber  wie  konnte,  von  der  Wahrheitsfrage  ganz 
abgesehen,  eine  solche  Schilderung  in  attischen  Kreisen,  und 
wären  es  selbst  oligarchische,  wie  die  des  Antiphon  oder 
Kritias,  gewesen,  zur  Empfehlung  gereichen?  Weiter  erzählt 
Stesimbrotos:  Kimon  habe  bei  jedem  Anlass  Lakedämon  den 
Athenern  gegenüber  erhoben  und,  besonders  wenn  er  diese 
schlecht  machte  oder  hetzte,  die  Gewohnheit  gehabt  zu  sagen: 
freilich,  von  solchem  Schlage  sind  die  Lakedämonier  nicht!' 
Kann  man  ernstlich  glauben,  dass  die  Athener  einem  Staats- 
mann, der  eine  unheilvolle  und  unpopuläre  Politik  vertrat, 
ein  Jahrzehnt  lang  das  Staatsruder  überlassen  haben  würden, 
wenn  er  seine  Renegaten-Liebhabereien  in  so  täppisch  auf- 
dringlicher Weise  vor  seinen  Mitbürgern  zur  Schau  gestellt 
hätte?  Für  mich  sind  beide  Stellen  redende  Beweise,  dass 
Stesimbrotos  weder  in  Athen  noch  für  ein  Athenisches  Publi- 
cum geschrieben  hat:  der  Sophist  bestimmte  sein  sicher 
nach  430,  wahrscheinlich  erst  nach  Perikles'  Tode  (429),  und 
zwar  bald  nachher,  geschriebenes  Buch  für  einen  peloponne- 
sischen  Leserkreis,  bei  dem  eine  solche  Tendenzschrift  gegen 
den  Athenischen  Demos  und  seine  grossen  Männer  die  beste 

V.  GüTSCimiD,  Kleine  Schriften.    IV.  7 


98  DIE  GESCHICHTSUEBEBLIEFEBÜNG 

Empfehlung   war.    Ein   derartiges  Werk   kann   aber    seiner 
iMX^ANafcor  nach   keine   eigentliche  Geschichtserzahlung  gegeben 
haben,  sondern  muss  aphoristisch  gehalten  gewesen  sein,  wie 
die  *  Epidemien'  des  Ion,    von   denen  dies  allgemein,  auch 
vom  Verfasser,  anerkannt  wird. 
16UA         Aus  dieser  abweichenden  Anschauung  über  den  Charakter 
des  Stesimbroteischen  Werkes  ergiebt  sich  von  selbst  unsere 
Stellung  zu  demjenigen  Theile  der  Untersuchungen  des  Herrn 
Verfassers,    in    welchem    dieser,    über    die    citatenmässigen 
Bruchstücke  des  Stesimbrotos  hinausgehend,  die  Spuren  seiner 
Benutzung  in  den  uns  erhaltenen  Schriftstellern  verfolgt  — 
ein  Theil,   der   übrigens  viel  des  Treff lic]ien  und  viel  von 
dauerndem  Werth  enthält.   Der  Verfasser,  dem  es  unvergessen 
bleibt,  dass  er  vor  nunmehr  vierzig  Jahren  durch  seine  Ab- 
handlung ^lieber  die  Quellen  des  Zonaras'  die  Quellenfor- 
schung  auf    dem    Gebiete    der    alten   Geschichte    zuerst    in 
wissenschaftliche   Bahnen   gelenkt    hat,    widmet    in    diesem 
Theile  dem  vielleicht  schvderigsten  Problem,  das  uns  hier 
entgegentritt,   der  Frage   nach   den  Quellen   von  Plutarchs 
Biographien,  eine  eingehende  Untersuchung,  an  die  er  durch 
sorgfaltigstes  Eindringen  in  die  Gesammtheit  seiner  Schrift- 
stellerei  gerüstet  herantritt    Er  bereitet  sich  den  Weg  durch 
Untersuchungen  über  die  Reihenfolge,    in  welcher  Plutarch 
seine  Biographien   geschrieben   hat,   für   deren  Ermittelung 
ihm,  von  den  äusseren  Zeugnissen  abgesehen,  die  grossere 
oder  geringere  Reife  in  der  Bewältigung   des  Stoffs  mass- 
gebend ist,  und  sucht  dann  allgemeine  Regeln  für  die  Art 
zu  gewinnen,  wie  Plutarch  seine  Quellen  ausgewählt' und  be- 
nutzt  habe:   er   kommt  zu  dem  Ergebniss,  dass  er,  wo  es 
gehe,  eine  Hauptquelle  zu  Grunde  lege,  und  dass  er  dazu 
am   liebsten  primäre,  ausführliche,  dem  Helden  günstig  ge- 
stimmte, biographische  Quellen  genommen  habe;   allgemein 
bekannte  Geschichtswerke  zu  reprodudren  habe  er  vermieden. 
Er  prüft  dann  die  Citirmethode  des  Schriftstellers  und  er- 
klärt sich  mit  vollem  Recht  gegen  die  verbreitete  Annahme, 
dass  derselbe  durch  Nichtnennen  seiner  Hauptquelle,  so  zu 
sagen,  Verstecken  spiele,  und  dass  er  seine  Gitate  massen- 


ÜEBER  DAS  PERIKLEISCHE  ZEITALTER.  99 

weise  abgeschrieben  habe:  ist  man  doch  in  dieser  Unter- 
schätzung des  Plutarch  so  weit  gegangen ;  sogar  die  aus 
seinem  Lieblingsschriftsteller  Platon,  den  er  gründlich  kannte, 
für  anderweitig  entlehnt  zu  erklären!  Sorgföltig  unterscheidet 
der  Verfasser  zwischen  Abschnitten ,  in  denen  die  benutzte 
Quelle  dem  Plutarch  unmittelbar  vorlag^  und  Stellen,  die  als 
blosse  Reminiscenzen  anzusehen  sind;  vor  allem  beherzigens- 
werth  sind  die  Nachweise ,  die  er  hierbei  über  die  Selbst- 
benutzung des  Plutarch  und  über  von  ihm  selbst  gefertigte 
und  später  wieder  benutzte  Auszüge  aus  Quellenschriftstellern 
giebi  Zum  Einzelnen  übergehend  analysirt  dann  der  Ver- 
fasser die  Zusammensetzung  der  Lebensbeschreibungen  des 
ThemistokleS;  Eimon,  Perikles  und  Aristeides,  wobei  er  mit 
richtigem  Tact  darauf  verzichtet;  die  für  die  Quellenforschung 
festgestellten  allgemeinen  Principien  zu  ängstlich  bis  in  das 
Einzelnste  durchführen  zu  wollen,  und  sich  vor  dem  Ueber- 
schätzen  einer  rein  äusserlichen  Methode  hütet^  das,  auf  die 
äusserste  Spitze  getrieben,  dazu  führen  würde,  für  die  alte 
Geschichte  thatsächlich  alle  Unterscheidung  zwischen  alten 
und  jungen,  guten  und  schlechten  Quellen  aufzuheben,  und  in 
unvorsichtigen  Händen  auch  wirklich  schon  dazu  geführt  hat. 
Immerhin  geht  selbst  er  hier  mitunter  weiter,  als  ich  es 
wagen  würde:  wenn  er  beispielsweise  im  Gegensatz  zu  dem 
von  ihm  angenommenen  und  als  strenge  Gewissenhaftigkeit 
ausgelegten  Stillschweigen  des  Stesimbrotos  über  den  Mörder 
des  Ephialtes,  den  Aristoteles,  der  als  solchen  den  Aristodi- 
kos  von  Tanagra  ausdrücklich  nannte,  S.  218  beschuldigt^ 
eine  unverbürgte  Sage  ohne  Weiteres  als  geschichtliche 
Thatsache  angeführt  zu  haben,  so  mochte  ich  vielmehr  so 
argumentiren:  weil  Aristoteles  die  Sache  überliefert  hat,  kann 
sie  nicht  unverbürgt,  sondern  muss  offenkundig  gewesen  sein. 
Und  wenn  der  Verfasser  S.  318  den  bei  Nepos  und  Justin 
vorliegenden  Bericht  von  den  dilatorischen  Verhandlungen 
des  Themistokles  mit  den  Spartanischen  Behörden  über  den 
Athenischen  Mauerbau  auf  Stesimbrotos  zurückführt  und  ihn 
dem  von  Thukydides  gegebenen  vorzieht,  so  vermag  ich  in 
ihm  lediglich  eine  Vergröberung  des  Thukydideischen  zu  er- 1514  B 

7* 


100  DIE  GESCHICHTSÜEBERLIEFERÜNG 

keunen,  der  innere  Glaubwürdigkeit  in  demselben  Mass  ab- 
geht wie  äussere  Beglaubigung.  Indem  wir  so  urtheilen, 
glauben  wir  das  Zeugniss  des  Thukydides  nicht  zu  über- 
schätzen, und  heben  ausdrücklich  hervor,  dass  uns  die  Be- 
merkungen  des  Verfassers  gegen  den  übertriebenen  Cultus, 
der  vielfach  mit  Thukydides  getrieben  wird,  als  sei  dieser 
nicht  ein  Mensch  wie  andere  Menschen,  ein  Historiker  wie 
andere  Historiker  gewesen,  und  vor  Allem  die  gegen  den 
Missbrauch  des  ^Argumentum  a  silentio'  bei  ihm  ganz  aus 
der  Seele  gesprochen  sind.  Aehnliche  nach  verschiedenen 
Seiten  hin  fruchtbare  Winke  sind  durch  das  ganze  Werk  zer- 
streut. Die  sachliche  Erklärung  des  Plutarch  hat  der  Ver- 
fasser, der  geschichtliche  Kenntnisse  mit  philologischen  in 
erspriesslichster  Weise  vereinigt,  erheblich  gefordert  und, 
worauf  bei  Quellenuntersuchungen  besonders  viel  ankommt, 
es  verstanden,  durch  sorgfältiges  Eingehen  auf  den  Gedanken- 
gang des  Schriftstellers  die  innerlich  zusammenhängenden 
und  darum  aus  einer  Quelle  geflossenen  Partien  richtig  ab- 
zugrenzen, und  so  theils  neue  Resultate  zu  gewinnen,  theils 
von  den  Vorgängern  gewonnene  sicherzustellen;  es  genüge, 
auf  den  hübschen  S.  184  gelieferten  Beweis  hinzudeuten,  dass 
ein  bei  Plutaroh  (Eim.  16 — 17)  erhaltenes  Bruchstück  des 
Ion  von  Ghios  elf  Zeilen  weiter  hinabreicht,  als  man  bisher 
angenommen  hatte.  Sehr  beherzigenswerth  ist  der  Ausspruch 
des  Verfassers:  dass  die  Hauptaufgabe  aller  Quellenforschung 
die  Ermittelung  der  Primärquellen  sei;  denn  (sagt  er  ganz 
richtig)  ihr  alleiniger  Zweck  besteht  darin,  die  Ursprünge 
und  damit  das  Mass  der  Glaubwürdigkeit  vorliegender  Nach- 
richten zu  ermitteln,  Sie  muss,  möchten  wir  auf  die  Gefahr 
hin,  paradox  zu  scheinen,  hinzufügen,  auch  darum  im  Vorder- 
grunde stehen,  weil  sie  relativ  leichter  und  darum  sicherer 
ist,  als  die  Nachweisung  der  Zwischenglieder,  welche  von 
den  Primärquellen  zu  der  uns  erhaltenen  Geschichtsüber- 
lieferung hinübergeführt  haben.  Für  Plutarchs  Themistokles, 
Perikles  und  einen  Theil  des  Eimon  trifft  es  sich  nach  der 
Ansicht  des  Verfassers  so,  dass  eine  Primärquelle  auch  die 
Hauptquelle  ist:  diese  erkennt  er  in  dem  Werke  des  Stesim- 


ÜEBER  DAS  PERIKLEISCHE  ZEITALTER.  101 

brotos^  auf  welches  allein  alle  die  Indicien  passten^  welche 
sich  aus  den  vorhergegangenen  allgemeinen  Erwägungen  für 
die  Quelle  Plutarchs  ergaben. 

Wenn  ich  den  Prämissen  des  Herrn  Verfassers  die  ver- 
diente Anerkennung  gezollt  habe  und  trotzdem  die  von  ihm 
aus  diesen  gezogenen  Gonsequenzen  nur  theilweise  zu  unter- 
schreiben vermag,  so  beruht  dies  einerseits  darauf,  dass  die 
Anwendung  aller  derartigen  Theorien  in  der  Praxis  sich  uie 
mit  der  Sicherheit  einer  logischen  oder  mathematischen 
Schlussfolge  vollzieht,  vielmehr  immer  einen  beträchtlichen 
Spielraum  lassen  wird,  einen  ganz  besonders  beträchtlichen 
bei  Plutarch,  dessen  äusserst  ausgebreitete  Literatur-Kennt- 
niss  und  freie  Behandlungsweise  erst  vom  Verfasser  recht 
gewürdigt  worden  sind,  und  von  dem  als  einem  Schriftsteller 
mit  mehr  literarischen  als  historischen  Interessen  eine  un- 
wandelbar strenge  Durchführung  historiographischer  Regeln 
schwerlich  vorauszusetzen  ist.  Andererseits  kann  ich  den 
Ergebnissen  der  Quellenforschung  auf  dem  Gebiete  der  alten 
Geschichte  mit  sehr  vereinzelten  Ausnahmen^)  entfernt  nicht 
den  Grad  von  Sicherheit  zugestehen,  wie  etwa  für  das  Mittel- 
alter, theils  weil  die  alten  Geschichtschreiber  im  Allgemeinen 
in  einer  von  der  der  mittelalterlichen  völlig  verschiedenen 
Weise  gearbeitet  haben,  theils  und  hauptsächlich  weil  uns 
gar  zu  viele  Geschichtsquellen  verloren  gegangen  sind:  wo 
jede  Gontrole«  fehlt ,  ist  auch  die  best  vorbereitete  und  um- 
sichtigst geführte  Quellenuntersuchung  vor  völligem  Fehl- 
gehen nicht  bewahrt.  In  Folge  davon  vermag  ich  auch  die 
Quellenforschung  für  das  Alterthum  nicht  als  ein  so  wich- 
tiges Instrument  des  Historikers  anzuerkennen,  wie  sie  dies 
für  andere  Theile  der  Geschichte  ist.  Vielmehr  glaube  ich, 
obgleich  ich  mir  wohl  bewusst  bin,  mich  hierbei  nicht  bloss 
mit  dem  Verfasser,  sondern  auch  mit  anderen  namhaften 
Historikern  in  Widerspruch  zu  setzen,  an  dem  Kanon  fest- 
halten zu  müssen:    dass  jedes   auf  dem  äusserlichen,    mehr 

1)  Auf  griechischem  Gebiet,  abgesehen  von  späteren  Schrift- 
stellern, bei  Diodor  und  Strabon,  aus  Gründen,  die  hier  auseinander- 
zusetzen zu  weitläufig  sein  würde. 


102  DIE  GESCHlCHTSüEBERLlEFEftüNG 

mechanischen  Wege  der  Quellenforschong  ermittelte^  wenn 
auch  noch  so  plausibel  scheinende,  Ergebniss  im  CoUisions- 
fall  inneren,  sachlichen  Erwägungen,  welche  die  historische 
und  literarhistorische  Kritik  an  die  Hand  giebt,  untergeord- 
net, und  zwar  bedingungslos  untergeordnet  werden  muss. 

Es  sei  uns  gestattet,  das  hier  Gesagte  an  einigen  aus 
dem  Plutarchischen  Leben  des  Themistokles  genommenen 
Beispielen  zu  erläutern. 

Das  im  1.  Cap.  angeführte  herrenlose  Distichon:  *Abro- 
tonon  bin  ich,  ein  thrakisches  Weib  yon  Abstammung,  aber 
rühme  mich,  den  Hellenen  den  grossen  Themistokles  geboren 
zu  haben',  erklärt  -der  Herr  Verfasser  (S.  123)  für  in  der 
Hauptquelle,  Stesimbrotos,  gegeben  und  offenbar  gleichzeitig: 
der  Ton  spricht  nicht  dafür,  und,  wie  der  Verfasser  selbst 
anerkannt  hat,  ist  es  später  in  die  Anthologien  yerpflanzt 
worden,  so  dass  es  gewiss  näher  liegt,  auch  bei  Plutarch 
Entlehnung  aus  einer  derartigen  Quelle  vorauszusetzen. 

Die  erste  Hälfte  des  6,  Cap.  erzählt,  wie  es  dem  The- 
mistokles gelang,  den  Epikydes  zu  bestimmen,  auf  die  Wahl 
zum  Strategen  zu  verzichten;  darauf  folgt  bis  zum  Schluss 
in  sehr  loser  Anknüpfung  die  Verzeichnung  von  drei  lobens- 
werthen  Thaten  des  Themistokles,  und  im  7.  Gap.  wird  mit 
den  Anfangsworten:  *  Sobald  er  sein  Amt  angetreten  hatte', 
der  Faden  wieder  aufgenommen:  jene  drei  Notizen  kenn- 
zeichnen sich  also  schon  äusserlich  als  nicht  zur  Hauptquelle 
gehörig,  sondern  als  anderswoher  genommene  Lesefrüchte 
Plutarchs.  Der  Herr  Verfasser  will  dennoch  (S.  133)  alle  drei 
auf  Stesimbrotos  zurückführen  und  begründet  dies  für  die 
dritte,  welche  die  Beilegung  sämmÜicher  inneren  Fehden 
unter  den  Hellenen  auf  Betreiben  des  Themistokles  und  des 
Arkaders  Cheileos  meldet,  damit,  dass  dasselbe  fast  mit  den- 
selben Worten  von  Herodot  berichtet  wird,  ohne  dass  dabei 
des  Themistokles  und  Cheileos  Erwähnung  geschieht:  der 
wörtliche  Anklang  lasse  sich  also  nur  so  erklären,  dass 
Plutarch  und  Herodot  eine  gemeinsame  Quelle,  eben  den 
Stesimbrotos,  wiedergegeben  hätten.  Mir  scheint  der  Faden, 
an  den  so  schwer  wiegende  Folgeruugen  angeknüpft  werden, 


ÜEBER  DAS  PERIKLEISCHE  ZEITALTER.  103 

ein  sehr  dünner  zu  sein:  schon  das  ist  zweifelhaft,  ob  der 
428  schreibende  Herodot  Ton  dem  Buche  des  Stesimbrotos 
der  Zeit  nach  überhaupt  hat  Kunde  erlangen  konneu,  noch 
zweifelhafter,  ob  der  eigentlich  politischem  Denken  abge- 
wandte Mann  sich  um  die  politische  Publicistik  gekümmert  15 15  A 
hat,  und,  wenn  dies  der  Fall  war,  ob  er,  der  herzliche  Freund 
des  Athenischen  Demos,  die  diesen  verunglimpfende  Tendenz- 
schrift eines  Sophisten  zu  berücksichtigen  sich  herabgelassen 
haben  würde.  Wenn  es  nicht  Art  des  Plutarch  ist,  Nach- 
richten aus  yerschiedenen  Quellen  zu  einem  Ganzen  zu  ver- 
schmelzen, so  wissen  wir  doch,  dass  Ephoros  den  Herodot 
fCLr  seine  Geschichtsdarstellung  als  Einschlag  benutzt  und 
ihn  aus  anderweitigen  Informationen  ergänzt  hat.  In  ihm 
Plutarchs  Quelle  zu  vermuthen,  ist  somit  besonders  auge- 
zeigt)  und  ihm  sind  vielleicht  auch  die  beiden  vorhergehenden, 
von  den  durch  Themistokles  veranlassten  Psephismen  gegen 
den  persischen  Dolmetscher  imd  gegen  den  Arthmios  von 
Zeleia  handelnden,  Stücke  zuzuweisen,  bei  denen  man  aller- 
dings des  Inhalts  wegen  zunächst  an  einen  Atthidenschreiber 
denkt  Mit  Bestimmtheit  weist  auf  einen  solchen  hin  der 
Bericht  über  das  Psephisma  der  Trozenier  zu  Gunsten  der 
Athenischen  Auswanderer  im  10.  Gap.;  durch  ihre  Urkunden- 
kenntniss,  sagt  der  Verfasser  (S.  137),  legitimirt  sich  die 
Hauptquelle  als  eine  zeitgenössische  (Stesimbrotos):  mir 
scheint  die  Nennung  des  sonst  völlig  unbekannten  Antrag- 
stellers Nikagoras  vielmehr  ein  zu  dessen  Gunsten  erlassenes 
Athenisches  Ehrendecret  als  erste  Quelle  zu  verrathen. 

Ein  gleicher  wörtlicher  Anklang  wie  der  eben  bespro- 
chene an  Herodot  findet  sich  im  19.  Gap.  an  Thukydides: 
da  dieser  aber  nicht  Quelle  sein  kann,  weil  Plutarch  den 
Namen  des  Poliarchos  nennt,  den  Thukydides  verschweigt, 
so  folgert  der  Herr  Verfasser  (8. 143),  dass  Stesimbrotos  die 
gemeinsame  Quelle  Beider  gewesen  sei.  Die  Möglichkeit 
einer  Benutzung  muss  hier  zugegeben  werden,  und  der  feinen 
vom  Verfasser  (Bd.  I  S.  220)  und  v.  Wilamowitz-MöUendorflF 
(im  Hermes  XH  S.  364)  ausgesprocheuen  Vermuthung,  dass 
Thukydides  in  den  bekannten  Worten  über  das  Autodidakten- 


104  DIE  GESCHICHTSÜEBERLTEFERÜNG 

thum  des  Themistokles  Q.,  138)  stillschweigend  gegen  Be- 
hauptungen des  Stesimbrotos  polemisirt  habe,  pflichten  wir 
rückhaltlos  bei:  aber  über  solche  gelegentliche  ablehnende, 
den  paar  gegen  Herodot  gerichteten  vergleichbare  Hinweise 
hinaus  ist  bei  der  Beschaffenheit  der  beiderseitigen  Werke 
die  Berücksichtigung  schwerlich  gegangen.  Die  Annahme, 
dass  Plutarchs  Quelle  ein  späterer  Geschichtschreiber  ist,  der 
den  Thukydides  vor  Augen  hatte,  aber  aus  anderer  Tradition 
den  Namen  des  Poliarchos  einsetzte,  scheint  uns  als  die 
einfachere  auch  hier  den  Vorzug  zu  verdienen« 

Am  wenigsten  will  mir  der  Versuch  S.  150  ff.  einleuchten, 
die  Abschnitte  Plutarchs  über  die  letzten  Schicksale  des  The- 
mistokles in  Asien  (Gap,  26.28— 31)  auf  Stesimbrotos  zurück- 
zuführen. Gleich  von  vornherein  ist  es  ominös  für  diesen  Be- 
richt, dass  er  und  der  Thukydideische  einander  ausschliessen: 
jener  lässt  den  Helden  in  Eyme  landen,  dieser  in  Ephesos. 
Noch  schlimmer  steht  es  um  seine  innere  Glaubwürdigkeit:  auf 
kürzestem  Baume  drängen  sich  da  zusammen  ein  Orakel  von 
Dodona,  ein  in  Ekstase  von  einem  toll  gewordenen  Päda- 
gogen zum  Besten  gegebener  Tetrameter,  zwei  Träume  des 
Themistokles,  alle  entweder  so  unklar  und  gesucht,  dass 
man  sich  erfolglos  den  Eopf  zerbricht,  wie  das  Detail  der 
Prophezeiung  und  das  Detail  der  Erfüllung  sich  zu  einander 
verhalten,  oder,  wo  dies  nicht  der  Fall  ist,  im  äussersten 
Grade  kindisch  und  platt;  ferner  eine  ausdrücklich  als  solche 
bezeichnete  Epiphauie  der  Gottermutter,  Intermezzos,  die  nach 
einem  prätentiösen  Anlaufe  zu  nichts  führen  und  sich  so 
albern  wie  möglich  ausnehmen,  wie  die  bedrohliche  Rede 
des  Roxanes:  solches  Zeug  kann  nicht  nur  keine  gleichzeitige, 
sondern  kann  überhaupt  keine  Ueberlieferung  sein.  Weiter^ 
Themistokles  wird  auf  Befehl  des  Königs  in  die  Lehren  der 
Magier  eingeweiht,  in  die  Beden  wird  der  Dämon  (d.  i.  die 
Ferver)  des  Königs  und  Arimanios  verwebt:  Namen  und  Be- 
griffe der  Zoroastrischen  Religion,  hinsichtlich  welcher  bei 
den  Griechen  vor  Theopomp  nicht  die  leiseste  Spur  einer 
Kunde  nachweisbar  ist  Entschieden  deutet  es  auf  die  spätere 
Achämenidenzeit    hin,    dass    Themistokles    der    Mutter    des 


ÜEBER  DAS  PERIKLEISCHE  ZEITALTER.  105 

Königs  vorgestellt  wird;  wenn  also  in  demselben  Capitel 
von  den  späteren  Perserkonigen  die  Bede  ist^  die  bei  der 
Einladung  von  Griechen  an  den  Hof  an  den  Empfang  des 
Themistokles  erinnert  hätten,  so  ist  es  so  sicher,  wie  nur 
etwas,  dass  diese  Notiz  aus  der  Quelle  stammt  und  nicht 
mit  dem  Herrn  Verfasser  als  eine  Einschaltung  aus  Plutarchs 
Leetüre  anzusehen  ist.  Trotz  dicken  Auftragens  persischen 
Oolorits  kann  aber  ihr  Urheber  keine  lebendige  Kunde  mehr 
von  persischen  Sitten  gehabt  haben,  sonst  hätte  er  nicht 
den  groben  Verstoss  begangen,  den  vom  Satrapen  von  Lydien 
bedrohten  Themistokles  in  dessen  Harem  fliehen  und  durch 
Fürsprache  seiner  Weiber  wieder  zu  Gnaden  angenommen 
werden  zu  lassen.  Sehr  gravirend  ist  das  Verhältniss,  in  dem 
die  Erzählung  dieses  Autors  von  der  Art,  wie  Themistokles 
in  einem  verdeckten  Frauenwagen  von  der  Küste  an  den 
Hof  des  Grosskönigs  gebracht  wurde,  zu  der  entsprechenden 
des  Diodor,  d.  h.  des  Ephoros,.  steht;  es  ist,  wie  auch  der 
Verfasser  gesehen  hat,  vollkommen  -  dieselbe,  nur  dass  der 
Veranstalter  dort  Nikogenes,  hier  Lysithides  genannt  wird; 
solche  Namens  Veränderungen  bei  sonstiger  Gleichheit  legen 
aber  immer  den  Verdacht  nahe,  dass  sie  gemacht  sind,  um 
ein  wirkliches  Plagiat  zu  verdecken,  und  es  ist  kein  Zufall, 
dass  sie  bei  den  Annalisten  der  Sullanischen  Zeit,  den 
schwindelhaftesten,  die  das  Alterthum  aufzuweisen  hat,  sich 
häufiger  finden  als  irgendwo  sonst. ^)  Als  anderweitige  Grund- 
lagen, welche  diese  im  Uebrigen  so  eigenartigen  Erzählungen 
Plutarchs  gehabt  haben  konnten,  stellen  sich  günstigsten  Falls 
junge  und  unsichere  Localtraditionen  von  Aegä  und  Magnesia 
heraus,  die  ein  aus  dieser  Gegend  stammender  Schriftsteller 
gesammelt,  aufgeputzt  und  mit  schwindelhaften  Details  ver- 
setzt hat.  Nachdem  so  viel  festgestellt  worden,  wird  auch 
die  Verdrängung  von  Ephesos  durch  Kyme  als  eine  absicht- 

1)  Ich  erinnere  an  den  Arzt  des  Pyrrhos,  der  bald  Nikias,  bald 
Timochares  von  Ambrakia  heisst)  an  den  Führer  der  Dreihundert  bei 
Eamarina,  der  in  der  Ultesten  Quelle  keinen  Namen  hatte,  dann  bald 
Laberias,  bald  Cädicius,  bald  Calxjurnius  Flamma  getauft  worden  ist. 
[Vgl.  Band  I  8.  11  dieser  Sammlung.    F.  B.] 


106    D.  GESCHICHTSÜEBERL.  ÜEB.  D.  PERIKL.  ZEITALTER. 

liehe  erscheinen  müssen:  auf  den  Eymäer  Herakleides^  der  in 
den  letzten  Jahren  vor  der  Schlacht  bei  Eoropedion  (281) 
in  den  Diensten  des  Lysimachos  stand^  den  Verfasser  einer 
von  Plutarch  benutzten  und  ftlr  die  Zeit  der  Flucht  des 
Themistokles  neben  anderen  Historikern  an  letzter  Stelle 
citirten  persischen  Geschichte^  passt  Alles  vollkommen^  was 
von  uns  in  Bezug  auf  den  Gewährsmann  Plutarchs  ermittelt 
werden  konnte. 
1515  B  Die  Nachrichten  über  die  Kinder  des  Themistokles  im 
32,  Capitel  hat  der  Herr  Verfasser  richtig  als  mit  dem  Vor- 
hergehenden aus  einer  Quelle  entlehnt  erkannt,  die  wir 
freilich  nicht  Stesimbrotos,  sondern  Herakleides  nennen.  Ob 
auch  die  sich  anschliessende  Mittheilung  über  das  Grab  des 
Themistokles  auf  dem  Markte  von  Magnesia,  ist  mir  fraglich : 
da  Plutarch  in  den  Schlussworten  eine  Mittheilung  über 
Ehrenrechte  der  Nachkommen  des  Themistokles  in  Magnesia 
macht,  die  ein  zu  diesen  gehöriger  Studienfreund  genossen 
habe,  so  liegt  es  näher,  die  im  Präsens  stehende  Angabe  auf 
dieselbe  Information  zurückzufahren,  statt  dem  Schriftsteller 
mechanisches  Abschreiben  aus  einer  älteren  Quelle  aufzu- 
bürden. 

Die  mit  dem  Inhalt  des  hervorragenden,  im  Vorstehen- 
den von  uns  zur  Anzeige  gebrachten,  Geschichts Werkes  auf 
das  Engste  verflochtene  Frage  nach  dem  Werthe  der  Quellen- 
forschung auf  dem  Gebiete  der  alten  Geschichte,  ihrer  Me- 
thode und  dem  Grade  von  Sicherheit,  der  den  so  gewonnenen 
Resultaten  zukommt,  ist  principiell  von  solcher  Wichtigkeit, 
dass  es  uns  gerechtfertigt  schien,  sie  aus  Anlass  dieser  Be- 
sprechung einem  weiteren  Leserkreis  als  dem  der  eigentlichen 
Fachgenossen  näher  zu  rücken  und  für  unsere  eigene  von 
der  des  Herrn  Verfassers  etwas  abweichende  Anschauung  die 
nothige  Begründung  zu  geben. 


IV. 
üeber  die  Beinamen  der  hellenistisehen  KSnlge.'*') 

Diesen  Beinamen  messe  ich  nicht  bloss,  wie  schon  ver- 
muthet  worden  ist,  tbeilweise,  sondern  sammt  und  sonders 
eine  conventionelle  Bedeutung  politischer  Natur  bei.  Diese 
Untersuchung  muss  vorsichtig  geführt  werden,  weil  Ent- 
lehnungen in  mechanischer  Weise  erfolgt  sein  können  und 
weil  in  der  That  jene  Beinamen  hier  und  da  forterben.  Es 
stellt  sich  heraus,  dass  die  hauptsächlichsten  Herde  dieser 
Namenschöpfung  das  Ptolemäerreich,  das  Seleukidenreich  und 
das  baktrische  Griechenreich  gewesen  sind,  die  f&r  die  klei- 
neren griechischen  und  für  die  rein  orientalischen  Reiche 
den  Ton  angegeben  haben.  Man  darf  annehmen,  dass  die 
Entlehnung  wenigstens  bis  nach  der  Mitte  des  zweiten  Jahr- 
hunderts n.  Gh.,  wo  die  Häufung  der  Beinamen  anfängt,  mit 
dem  Bewusstsein  ihrer  Bedeutung  erfolgt  ist.  Ursprünglich 
sind  es  Beinamen  des  Gottes,  als  dessen  Incamation  der  König 
sich  auffasst,  z.  B.  Zsifg  Nixarmg,  *A%6XX(ov  Zmti^Q,  und  sie 
werden  nicht  zugleich  mit  dem  Eönigstitel  gebraucht.  Auf 
Münzen  werden  die  Namen  der  Götter  aber  nur  spät  und  in 


*)  [Ungedmckt.  Die  Abhandlung  ist  wahrBcheinlich  in  einem 
der  Jahre  1870—1876  geschrieben  worden.  Infolge  der  seitdem  ge- 
machten Fortschritte  der  Namismatik  sind  eine  Anzahl  von  Einzeln- 
heiten zu  berichtigen  oder  zu  modificiren;  die  eigentlichen  Thesen  des 
Verfassers  werden  dadurch  indessen,  so  yiel  ich  sehe,  nur  in  einem 
einzigen  Punkte  berührt.  loh  habe  die  zu  modificirenden  Stellen  be- 
zeichnet, soweit  ich  mit  Bestimmtheit  annehmen  konnte,  dass  Gut- 
schmid  im  Laufe  der  Jahre  seine  Ansicht  geändert  hatte.  Zuweilen 
wäre  es  sehr  leicht  angänglich  gewesen,  den  Text  danach  zu  ver- 
ändern; ich  habe  mich  aber  nicht  fOr  dazu  berechtigt  gehalten.  F.  R.] 


108  UEBEB  DIE  BEINAMEN 

beschränkter  Anwendung  genannt,  nämlich  die  der  Demeter, 
was  griechische  Interpretation  der  Isis  ist,  als  Nda  ^löig 
oder  @6a  NscatiQa  (Eleopatra  III.),  &sä  EvsxriQicc  (Eleopatra 
von  Syrien,  eine  ägyptische  Prinzessin)  und  Ssa  Evd'evia 
(auf  der  Inschrift  C.  I.  6.  n.  4671  von  Dara  in  Mygdonien 
herzustellen),  der  &scc  OvqccvlUj  d.  i.  der  babylonischen 
Himmelskonigin  (Musa  von  Parthien,  mit  symbolischer  Be- 
ziehung auf  den  Eigennamen),  und  des  Dionysos,  theils  als 
Ndog  jJiovvöog  *Emq>ccviig  (Antiochos  VI.  und  XL);  da  der 
erste  Träger  dieses  Beinamens  als  Eind  aus  Arabien  geholt 
ward^  um  den  Thron  zu  besteigen,  so  hat  dieser  eine  ganz 
specielle  Beziehung:  Nysa,  den  Geburtsort  des  Gottes,  ver- 
legte man  nach  Arabien.  Die  Eoniginnen,  welche  ihren  Bei- 
namen von  der  Demeter  entlehnen,  sind  Mütter,  die  Eönige 
mit  dem  Beinamen  Dionysos  kamen  alle  als  Einder  auf  den 
Thron:  die  Natur  der  betreffenden  Götter  erklärt  zur  Genüge 
die  Wahl.  In  dieselbe  Eategorie  gehört  der  Name  Ndog  Tl- 
ygävtigy  den  sich  Tigranes  V.  von  Armenien  beilegt :  er  will 
sich  dadurch  als  eine  Incamation  des  Tigranes  Theos,  seines 
grossen  Ahnherrn,  darstellen.  Viel  häufiger  ist  das  blosse 
©sog  und  0€6g  'ßrtqpai/ijg,  *der  sichtbare  Hilfe  bringende 
Gott';  hiervon  ist  das  ge wohnliche  ^Emfpavi^g  eine  blosse  Ab- 
kürzung, obgleich  später  das  Bewusstsein  der  Zusammen- 
gehörigkeit verloren  gegangen  ist  und  sowohl  &s6g  als  ^EstL- 
g)avi^g  als  gesonderte  Beinamen  behandelt  werden.  Den 
ausschliesslichen  Beinamen  Ssog  erhielt  zuerst  Antiochos  II. 
von  den  Milesiern  beigelegt,  die  er  von  dem  Tyrannen  Ti- 
marchos  befreite,  dann  führten  ihn  spätere  Seleukiden.  Von  • 
diesen  kam  er  auf  Antimachos  I.  von  Ariana,  Eumenes  IL 
von  Asia  und  Tigranes  IL,  welchen  hierin  seine  Zeitgenossen 
Phraates  III.  von  Parthien  und  Manu  ü.  von  Edessa  copirt 
haben;  in  letzterer  Stadt  erneuerte  ihn  Väl,  wohl  in  be- 
wusstem  Gegensatz  zu  seinem  Antagonisten  Manu  YIII. 
Philoromäos  zu  den  glorreichen  Traditionen  der  Edesseni- 
schen  Unabhängigkeit  zurückgreifend.  Aus  der  Bedeutung 
von  'Ejtitpavrjgj  Dens  praesens,  erklärt  es  sich,  warum  die 
ersten  Träger  dieses  Beinamens  lauter  Eönige  sind,  die  durch 


DER  HELLENISTISCHEN  KOENIGE.  109 

ihre  Throubesteigong  einem  herrschenden  Nothstande  ein 
Ende  machten  oder  doch  ein  Ende  za  machen  vorgeben 
konnten,  warum  gerade  er  mit  Vorliebe  von  solchen  ange- 
nommen wird,  die  nicht  auf  ordnungsmässige  Weise  zur 
Herrschaft  gelangt  sind.  Die  Mündigkeitserklärung  des  Pto- 
lemäos  Y.,  der  zuerst  so  genannt  ward,  machte  der  Misswirth- 
schaft  des  Agathokles  und  seiner  verlotterten  Sippschaft  ein 
Ende;  Antiochos  IV.  von  Syrien  war  ein  Usurpator,  und  die 
sechs  Seleukiden,  welche  nach  ihm  sich  Epiphanes  genannt 
haben,  sind  alle  durch  gewaltsame  Beseitigung  ihrer  Vor- 
gänger auf  den  Thron  gekommen.  Antiochos  IV.  von  Eom- 
magene  hat  den  Beinamen  Theos  Epiphanes  erneuert,  weil 
er  sich  von  den  Seleukiden  herleitete,  und  ihn  auf  einen 
seiner  Söhne  vererbt  Aber  Nikomedes  11.  war  ein  Usurpator 
in  des  Wortes  verwegenster  Bedeutung;  durch  ihn  ist  der 
Name  Epiphanes  im  bithynischen  Königshause  erblich  ge- 
worden. Ariarathes  Epiphanes,  den  die  Numismatiker  für 
den  VI.  erklären,  ist  wegen  der  Höhe  der  auf  seinen  Münzen 
angegebenen  Begierungsjahre  vielmehr  mit  dem  VIII.  zu  iden- 
tificiren:  dies  war  der  pontische  Prätendent,  in  dessen  Namen 
Mithradates  über  Eappadokien  herrschte.*)  Ueber  Straton 
Epiphanes  von  Ariana  wissen  wir  Nichts;  Mithridates  I. 
von  Parthien  aber  konnte  sich  Epiphanes  nennen,  weil  er 
durch  Annectirung  der  östlichen  Provinzen  des  Seleukiden- 
reichs  der  blühenden  Anarchie,  die  dort  über  ein  Jahrzehnt 
geherrscht  hatte,  ein  Ende  machte.  Von  Orodes  I.  an  ist 
der  Beiname  im  Arsakidenhause  erblich. 

Den  Beinamen  U&ti^Q  erhielt  Ptolemäos  I.  von  den 
Rhodiem,  die  er  aus  der  Hand  des  Demetrios  Poliorketes 
errettet  hatte,  Antiochos  I.  ward  so  genannt,  als  er  Klein- 
asien  von  den  Galliern  gesäubert;  der  Beiname  bezeichnet 
also  die  betreffenden  Könige  als  Erretter  von  Feinden.  Dio- 
dotos  II.  von  Baktrien**)  und  Tiräos  von  Charakene,  die  in 


*)  [Vgl.  Band  in  S.  468  dieser  Sammlung.    .F.  R.] 
**)  [Später  scheint  Gntscbmid  Diodotos  I.  für  Diodotos  Soter  ge- 
balten zn  haben;  vgl.  „Geschichte  Irans"  S.  38.    F.  R.] 


110  ÜEBER  DIE  BEINAMEN 

ihren  Ländern  den  Beinamen  zuerst  fuhren,  sind  die  Sicher* 
steller  ihrer  Unabhängigkeit;  dasselbe  gilt  von  dem  indo- 
parthischen  Könige  Gondophares,  wie  sich  aus  den  Münzen 
ergiebt.  Im  griechisch-indischen  Reiche  ist  der  Name  erblich 
geworden,  und  daraus  erkläre  ich  den  räthselhaften  Namen 
^grosser  Retter',  den  ein  späterer  König  der  Könige  rein 
indischer  Herkunft,  welcher  nach  Annahme  Lassens  die  indo- 
skythische  Herrschaft  unterbrochen  hat,  auf  seinen  Münzen 
unter  Yerschweigung  des  Eigennamens  sich  beigelegt  hat: 
Uani^Q,  in  arianischer  Uebersetzung  Tradäta,  ist  geradezu 
Eigennamen  geworden,  den  der  Inder  in  Erinnerung  an  die 
vor  den  Indoskythen  herrschende  Dynastie  unter  Ablegung 
seines  vor  der  Thronbesteigung  geführten  Namens  als  Thron- 
namen angenommen  hat.*) 

Den  Beinamen  Evsgydzijg  führte  zuerst  Ptolemäos  III., 
weil  er  die  ehemals  von  den  Persern  nach  Babylon  ent- 
führten Götterbilder  nach  Aegypten  zurückbrachte.  Von  den 
Ptolemäern  ist  er  auf  Alezander  I.  von  Syrien,  ihren  Schütz- 
ling, und  auf  Nikomedes  IL  übergegangen,  von  Letzterem 
auf  Mithradates  VL  und  den  paphlagonischen  Pylämenes. 
Nach  Alezander  I.  fQhrte  denselben  Beinamen  der  Seleukide 
Antiochos  VJI.,  von  dem  ihn  seine  östlichen  Zeitgenossen 
Telephos  von  Ariana,  Tiräos  von  Charakene  und  Phraates  IL 
von  Parthien  entlehnt  haben.  In  Charakene  ist  der  Beiname 
erblich,  unter  den  Arsakiden  erst  seit  Orodes  L 

Durch  den  Beinamen  EvxaQi6tog,  den  Ptolemäos  V. 
nach  seiner  Mündigkeitserklärung  annahm,  sollte  die  nach 
der  schlimmen  Vergangenheit  nicht  unbegründete  Popularität 
seiner  Regierung  ausgedrückt  werden;  da  sie  aber  in  der 
Folge  zu  einer  fortgesetzten  Satire  auf  jene  Verheissung 
wurde,  so  haben  spätere  Herrscher  von  der  Wiederholung 
jenes  Beinamens  abgesehen. 

Die  mit  Sieg  zusammengesetzten  Beinamen  sind  der 
kriegerischen  Dynastie  der  Seleukiden  und  ihren  östlichen 
Nachahmern   ausschliesslich  eigen.    Ni^Katcog,   eigentlich 

*)  [Etwas  anders  „Geschichte  Irans*'  S.  186 f.    F.  R.] 


DER  HELLENISTISCHEN  KOENIGE.  Hl 

• 

Zsvg  NixäroQj  nannte  sich  zuerst  Seleukos  I.  nach  der  Ein- 
nahme Ton  Babylon,  dann  Demetrios  IL,  der  sich  durch  seine 
Eriegszüge  im  Osten  berühmt  machte  und  den  Anstoss  gab, 
dass  seine  jüngeren  Zeitgenossen  Amyntas  von  Baktrien  und 
Phraates  IL  von  Parthien  ihn  hierin  nachahmten.  KaXk^- 
vixogj  ein  Beiname  des  Herakles,  ist  zuerst  von  Seleukos  IL 
angenommen  worden,  wahrscheinlich  dem  Heraklesdienste 
seines  Vaters  zu  Liebe;  er  ist  auf  die  Seleukiden  beschränkt 
geblieben,  unter  denen  noch  der  letzte,  Antiochos  XIIL,  ihn 
geführt  hat.  Antiochos  lY.  von  Eommagene  hat  ihn  bei 
einem  seiner  Sohne  als  Eigennamen  erneuert.  Ni^xriq>6Qog, 
wiederum  ein  Name  des  Zeus,  wird  zuerst  von  Antiochos  lY. 
von  Syrien  geführt,  einem  eifrigen 'Yerehrer  des  Capitolini- 
schen  Jupiter,  und  auf  seinen  angeblichen  Sohn  Alexandros  I. 
vererbt  Yon  ihnen  ist  er  auf  die  gleichzeitigen  Könige  des 
Ostens,  Eamnaskires  von  Elymais*)  und  Antimachos  IL  von 
Ariana,  xmd  auf  einige  Nachfolger  des  Letzteren  übergegangen. 
Der  Beiname  ^Avlxritog  ist  den  Eonigen  von  Ariana  aus- 
schliesslich eigen  und  scheint  mit  dem  in  diesen  Gegenden 
herrschenden  Cult  des  Sonnengottes  Mithra  oder  Sol  Invictus 
zusammenzuhängen;'  der  erste  Eönig,  der  ihn  annahm,  hat 
es  vielleicht  als  Demonstration  gegen  einen  ihm  feindlichon 
Eonig  gethan,  der  den  Beinamen  NixdtmQ  führte.  Ein  Bei- 
spiel, dass  der  Zusammenhang  dieser  Titel  mit  den  Gotter- 
namen  in  Yergessenheit  zu  gerathen  anfing,  liegt  in  dem 
Beinamen  AvxoxQatmQ  vor,  den  sich  der  Parvenü  Tryphon 
beilegte,  als  er  das  Seleukidenhaus  verdrängt  hatte:  es  ist 
Uebersetzung  des  römischen  Titels  Imperator  und  soll  einen 
Gegensatz  zwischen  dem  persönlich  im  Felde  siegenden  neuen 
Herrscher  und  seinen  schwachen  Yorgängem  andeuten.  Yon 
Syrien  aus  hat  den  Beinamen  Artabanos  IL  von  Parthien 
empfangen.**)  Noch  mehr  weicht  von  der  Art  der  übrigen  ein 


*)  [Üeber  diesen  gewöhnlich  (auch  von  Head,  Historia  nnmoramp.697) 
nach  Charakene  gewiesenen  Eönig  vgl.  „Geschichte  Irans**  S.  58  f.   F.  R.] 
**)  [},Geschichte  Irans**  S.  82  schreibt  Gntschmid  diesen  Titel  viel- 
mehr in  Uebereinstimmung  mit  Gardner,  The  Parthian  coinage  p.  38 
dem  Sinatmkes  zn.    F.  R.] 


112  ÜEBER  DIE  BEINAMEN 

Titel  ab,  den  Phraates  II.  auf  einigen  Münzen  führt,  E'vvr^ 
yoQog  xarcc  ötgatsiavy  ^der  Beirath  im  Felde':  dies  ist  ver- 
muthlich  Uebersetzung  eines  parthischen  Titels,  den  Phraates  [I. 
führte,  als  er  einen  Theil  der  Herrschergewalt  von  seinem 
greisen  Vater  übertragen  erhalten  hatte.*) 

Eine  ganz  eingeschränkte  Bedeutung  hat  der  Titel 
KxCetriq^  den  Mithridates  III.  von  Parthien**)  und  Archelaos 
von  Eappadokien  führen;  die  betreffenden  Münzen  gehören 
wohl  nach  Arsakeia  und  ^rchelais,  den  Gründungen  dieser 
Herrscher. 

Die  Beinamen,  welche  in  ihrer  Composition  Liebe  zu  einem 
Familiengliede  ausdrücken,  wie  Q^iXoinqxm(f^  ^iXondrajQ, 
0tX6xa7C3togy  9iXad€Xg>os9  ^ikoörogyog,  sind  von  den 
Numismatiken!  ziemlich  allgemein  auf  Mitregentschaften  be- 
zogen worden.  In  Bezug  auf  das  erste  Beispiel  eines  solchen 
Namens,  Arsinoe  Philadelphos,  wird  auch  ausdrücklich  über- 
liefert, dass  sie  ihn  als  Königin  und  Gemahlin  ihres  Bruders 
Ptolemäos  II.  erhalten  hat  (er  selbst  aber  heisst  officiell 
nicht  Philadelphos,  nur  beide  zusammen  Ssol  'AdsXq>oi).^) 
Und  in  der  That  lässt  sich  bei  den  meisten  ^bruderliebenden' 
Königen,  die  in  ihren  betreffenden  Reichen  die  ersten  Träger 
dieses  Beinamens  waren,  Mitregentschaft  mit  einem  Bruder 
bestimmt  nachweisen  oder  doch  wahrscheinlich  machen;  von 
sämmtlichen  Königen,  die  den  Namen  ä^^Aofir^ro^)  einweihen, 
steht  es  fest,  dass  sie  anfangs  unter  Vormundschaft  ihrer 
Mutter  regiert  haben,  und  in  Hinsicht  auf  den  Namen  0iXo- 
ndroQ  lehrt  uns  nicht  selten  ein  neuer  Fund  eine  Mitregent- 
scliaft  kennen,  von  der  die  schriftlichen  Quellen  schweigen; 
so  z.  B.  erfahren  wir  aus  der  Uischen  Inschrift  C.  I.  G.  n.  3956, 


*)  [Die  Legende  lautet  bloss  rOPOYKATAlTPATEIA  (Gardner 
a.  a.  0.  p.  83);  „Geschichte  Irans"  S.  75  bemerkt  Gutschmid,  dass  ihm 
darin  der  Name  der  Prägstätte  und  incorrect  ausgedrücktes  ^im  Felde' 
zu  stecken  scheine.    F.  R.] 

**)  [Diese  Münzen  schreibt  Gardner,  The  Parthian  coinage  p.  39. 41 
Orodes  I.  zu.    F.  R.] 

1)  So  heisst  auch  lotape  von  Eommagene  Philadelphos,  nicht 
aber  ihr  Bruder  und  Gemahl  Antiochos  IV. 


DER  HELLENISTISCHEN  KOENIGE.  113 

dass  Seleukos  IV.  schon  bei  Lebzeiten  seines  Vaters  den 
Eönigstitel  gefdhrt  hat;  und  trotz  des  Zetergeschreis  gefQhl- 
voUer  Namismatiker  wird  Conningham  Kecht  behalten,  der  den 
Sohn  des  Eukratides,  der  als  Mitregent  und  Morder  seines 
Vaters  durch  Trogus  bekannt  ist,  in  dem  ApoUodotos  wieder- 
erkannt hat;  der  allein  unter  allen  griechischen  Eonigen 
Ananas  den  Beinamen  Philopator  führi*)  Allein  es  liegen 
doch  einige  Fälle  vor,  die  der  angenommenen  Regel  be- 
stimmt widersprechen.  Es  ist  sicher ,  dass  weder  Ptole- 
mäos  IV.  gemeinschaftlich  mit  seinem  Vater  regiert  hat; 
noch  die  vier  Lagiden,  die  nach  ihm  diesen  Beinamen  ge- 
führt haben;  und  unter  den  Seleukiden  sind  wenigstens  vier, 
die  sich  Philopator  nennen ;  gar  nicht  unmittelbar  a\if  ihre 
Vater  gefolgt;  endlich  Antiochos  VL  Philopappos  von  Eom- 
magene  ist  nie  zur  Regierung  gekommen.  Die  Regel  wird 
yielmehr  so  zu  fassen  sein:  OLkonarmg  ist  der  vom  Vater 
bei  Lebzeiten  zur  Thronfolge  designirte  Sohn  (nach  der  Ana- 
logie wird  eine  entsprechende  Bedeutung  f&r  QikadBXfpog 
anzunehmen  sein);  eine  Mitregentschaffc  kann  damit  verbunden 
seiU;  ist  aber  nicht  nothwendige  Vorbedingung  der  Annahme 
des  Titels.  Dieser  Regel  fdgen  sich  alle  Beispiele:  Ptole- 
mäos  rV.  betont  durch  das  QLko%axmQ^  dass  er  der  recht- 
mässige Nachfolger  ist;  gegenüber  den  Ansprüchen  seines 
Bruders  MagaS;  Ptolemäos  Neos  Philopator  protestirt  durch 
diesen  Namen  gegen  die  Usurpationsgelüste  seines  bösen 
Oheims ;  Ptolemäos  XI.  gegen  die  von  Rom  aus  erhobene 
Beschuldigung  der  Illegitimität;  seine  Tochter  Eleopatra  in. 
rechtfertigt;  indem  sie  sich  Philopator  nennt;  ihre  gegen  alle 
Regel  zum  Schaden  ihrer  Brüder  erfolgte  Succession  mit  dem 
letzten  Willen  des  Vaters ;  und   ihren   Sohn  Ptolemäos  XIV. 


*)  [In  der  ,,Ge8chichte  Irans"  S.  48  ist  zwar  Gatschmid'  im  Text 
in  seiner  früheren  Ansicht  (Üeber  die  Fragmente  des  Pompejns  Trogos, 
Jahrbb.  f.  class.  Philol.  II.  Snpplementband  S.  228  f.)  znrQckgekehrt, 
dass  Heliokles  der  Mörder  des  Eukratides  gewesen  sei,  lässt  es  aber 
in  der  Note  dahingestellt,  ob  nicht  Cnnningham  doch  Becht  fiabe. 
Man  Tgl.  ausserdem  zu  dem  Obigen,  was  in  der  „Geschichte  Irans'* 
S.  86  N.  1  über  Mithridates  III.   nnd  Orodes  1.  bemerkt  ist.    F.  B.] 

V.  OüTBCBXiD,  Kleine  Schriften.    IT.  8 


1 14  UEBER  DIE  BEINAMEN 

nennt  sie  Pbilopator,  um  damit  auszudrücken ,  dass  er  kraft 
der  Bestimmung  seines  Vaters  Cäsar  zur  Herrschaft  gelangt 
sei,  damit  stillschweigend  gegen  die  Rechtmässigkeit  des 
Cäsar  Octavianus  protestirend.  Da  in  dem  Beinamen  QiXo- 
7cax0Q  die  Betonung  der  legitimen  Succession  liegt,  so  be- 
greift es  sich;  dass  er  gerade  von  solchen  Eonigen  am 
liebsten  angenommen  worden  ist,  denen  der  Thron  von 
Gegenkonigen  bestritten  ward.  Noch  mehr  springt  dies  bei 
den  Seleukiden  in  die  Augen.  Da  verficht  Antiochos  IX. 
durch  den  Namen  QiXonata^g  sein  von  seinem  Vater  Anti- 
ochos VIL  hergeleitetes  Erbrecht  gegen  die  Ansprüche  der 
Linie  des  Demetrios  IL,  durch  ^hn  stellt  sich  sein  Sohn 
Antiochos  X.  den  Söhnen  des  Grypos  gegenüber,  durch  ihn 
widerlegt,  nachdem  das  Streitobject  längst  auf  ein  Minimum 
zusammengeschmolzen  war,  sein  Sohn  Antiochos  XIII.  die 
Ansprüche  eines  anderen  Bettelkonigs,  des  Philippos  11.  Und 
von  der  anderen  Linie  gründen  zwei  Philopator  ihr  Erbrecht 
auf  angebliche  letzte  Verfügung  ihres  Vaters  Grypos,  Deme- 
trios in.  und  Antiochos  XII.,  und  bestreiten  wechselseitig 
ihre  Erbberechtigung.  Die  rein  politische  Bedeutung  dieser 
Beinamen  geht  schon  daraus  hervor,  dass  nie  der  Sohn  von 
Privatleuten  sich  nach  Erlangung  der  Eonigswürde  Oiko^d- 
T(0(f  oder  Oikoiii^riOQ  nennt.  Diese  Titel  drücken  stets  die 
Anerkennung  einer  erhaltenen  Wohlthat  (Theilnahme  an  der 
Regierung  oder  Berechtigung  dazu)  aus,  werden  daher  stets 
von  dem  angenommen,  der  dem  Wohlthäter  an  Range  nach- 
steht: deshalb  führt  der  Vater,  der  gemeinschaftlich  mit 
einem  Sohne  regiert,  keinen  darauf  bezüglichen  Beinamen, 
deshalb  heisst  der  Bruder,  der  die  Schwester  zur  Eönigin  er- 
hoben hat,  officiell  nie  ^ikddskfpog^  wohl  aber  die  Schwester, 
deshalb  nennt  sich  von  zwei  gemeinschaftlich  regierenden 
Brüdern,  wie  es  scheint,  nur  der  0Uddakg)osy  der  von  dem 
anderen  zur  Theilnahme  an  der  Regierung  herangezogen 
worden  ist,  nicht  der,  welcher  sich  einen  Bruder  als  Mit- 
regpnten  zugesellt  hat.  Die  Ausnahme,  dass  die  Zwillings- 
brüder Antiochos  XI.  und  Philippos  I.  sich  beide  Philadelphos 
nennen,  ist  nur  scheinbar:  sie    thaten  es,  weil  sie  ihr  von 


DER  HELLENISTISCHEN  KOENIGE.  115 

der  Linie  des  Eyzikenos  bestrittenes  Erbrecht  auf  ihren 
verstorbenen  Bruder  Seleukos  VI.  zurückf&hrten  —  und  ob 
Arsakes  Philadelphos^  wie  v.  Bartholomäi  meint^  Phraates  I. 
sei,  ist  sehr  unsicher.*)  Der  Name  OiXoöxoQyos^  den  sich 
zwei  kappadokische  Königinnen  Namens  Athenais  beilegen^ 
bestätigt  unsere  Annahme:  beidemal  war  der  Sohn  (Ariobar- 
zanes  II.  und  III.)  erwachsen  und  gewährte  nur  aus  Pietät 
der  Mutter  einen  Antheil  an  der  Regierung.  Völlig  sicher 
ist  es^  dass  Attalos  11.^  Ariarathes  IX.  und  der  kommagenische 
Mithridates  IL  ihren  Brüdern  im  Bange  nachstanden  und 
dass  nur  sie  sich  OiXaSs^q>og  genannt  haben.  Diese  Regel 
gilt  nicht  von  Aegypten^  wo  nicht  nur  diese,  sondern  alle 
Beinamen  durch  Heirath  oder  gemeinsame  Regierung  in 
eigenthümlicher  Weise  übertragen  werden.  Verschieden  von 
Philopator  (das  im  Hause  des  Tarkondimotos  zweimal  als 
Eigenname  verwendet  vorkommt)  ist  der  Beiname  EvnaxfOQ. 
Alle  hellenistischen  Eonige,  die  ihn  führen,  sind  als  Kinder 
auf  den  Thron  gekommen:  durch  die  Erinnerung  an  die 
Tugenden  des  Vaters  soll  das  Volk  für  das  schutzlose  Kind**) 
günstig  gestimmt  werden.  Die  Berühmtheit  des  Mithrada- 
tes  VU.  von  Pontos  hat  dem  Beinamen  Eupator  auch  bei 
den  Arsakiden  Eingang  verschafft;  einer  seiner  späteren 
Nachfolger  im  Bosporos  führte  ihn  als  Eigennamen.  0soxd- 
xmQ  drückt  aus,  dass  der  Vater  des  Trägers  ein  0s6g  oder 
'En^q>avrig  war:  ein  weiterer  Beweis  für  die  Zusammengehörig- 
keit beider  Beinamen. 

Noch  ausgesprochener  politischer  Natur  sind  die  Bei- 
namen OiXikkriv  und  OikoQdinaLOQ,  Q^ikiXkriv  nennt  sich  der 
ungriechische  Konig,  der  zuerst  Griechen  zu  Unterthanen 
erhält,  also  von  den  Arsakiden  zuerst  Mithridates  L***),  dann 
verschiedene  seiner  Nachfolger,  die  den  Beinamen  von  Oro- 
des  I.  an  stehend  führen.     Von  den  Hasmonäern  heisst  so 


*)  [Vgl  „Geschichte  Irans"  S.  48.    F.  R.] 
*♦)  [In  der  Handschrift  steht  „Volk".    F.  R.] 
***)  [Nach  der  Münze  bei   Gardner ,  The  Parthian  coinage  p.  27 
Kr.  10  vom  Jahr  126    der  Seleukiden   nimmt   Gntschmid,   Geschichte 
Irans  8. 43  Phriapatios  als  ersten  Philellen  unter  den  Parthern  an.  F.  R.] 

8* 


116  ÜEBER  DIE  BEINAMEN 

# 

Ariotobulos  L,  yon  den  nabatäischen  Konigen  Aretas  IIL,  der 
in  den  Besitz  von  Damaskos  gelangte.  Etwas  später  kommt 
der  Name  OiloQci^atog  auf,  d.  i.  sacius  et  amicus  P.  R^ 
in  der- Kaiserzeit  ersetzt  durch  oder  verbunden  mit  <J^iX6- 
xaieaQy  oder  vertreten  durch  ein  Compositum,  das  den  Namen 
des  regierenden  Kaisers  enthält:  so  nennt  sich  Agrippa  I. 
OiloKaufaQj  sein  Bruder  Herodes  von  Gbalkis  OiXoxXavdios- 
Der  erste  Clientelkönig^  der  sich  QiXoQci(iaiog  nannte,  war 
Ariobarzanes  I.  von  Kappadokien;  er  suchte  ihn  durch  Be- 
dientensinn zu  verdienen  und  vererbte  ihn  auf  seinen  Enkel 
Ariobarzanes  in.  Dem  Bürger  Kastor  von  Phanagoria  ward 
derselbe  von  Pompejus  förmlich  verliehen;  so  bürgerte  er 
sich  an  der  Nordküste  des  Pontos  ein  und  ist  hier  von  allen 
bosporanischen  Königen  seit  Sauromates  I.  geführt  worden, 
wohl  nicht  aus  leerer  Schmeichelei,  sondern  um  mit  der 
romischen  Freundschaft)  den  benachbarten  Barbaren  zu  im- 
poniren.  In  dem  seit  Trajanus  von  Rom  ganz  abhängigen 
Reiche  von  Edessa  hat  Manu  YIII.  den  Beinamen  wieder 
aufgefrischt,  den  die  Römer  unter  Lucius  Yerus  gegen  die 
Parther  geschützt  hatten.  In  einem  schwerlich  zubilligen 
Contraste  mit  OiXoQciiiaLog  steht  der  Beiname  ^iXoxdtQig^ 
zuerst  von  Archelaos  von  Kappadokien  gefuhrt,  einem  treff- 
lichen Fürsten,  der  der  wüsten  Wirthschaffc,  die  unter  den 
Ariobarzanen  in  Kappadokien  geherrscht  hatte,  ein  Ende 
machte  und  während  einer  fünfzigjährigen  Regierung  AJIes 
für  sein  Land  thai^  was  ein  Fürst  in  seiner  Lage  nur  immer 
thun  konnte.  Als  Greis  kam  er  bei  Tiberius  in  den  Ver- 
dacht geheimen  Einverständnisses  mit  den  Parthern,  ward 
nach  Rom  vorgefordert  und  starb  hier,  ehe  über  ihn  ent- 
schieden war.  Sein  unabhängiger  Sinn  geht  aus  seinem 
ganzen  Leben  zur  Genüge  hervor:  die  Annahme  des  Bei- 
namens 9vXQ7ca%Qtg  ist  in  seinem  Munde  ein  Protest  gegen 
die  Servilität  seiner  Philoromäos  genannten  Vorgänger.  Ar- 
chelaos besuchte  zwei  Mal  unter  Herodes  Palästina,  um  auf 
den  Rabenvater  besänftigend  einzuwirken;  dadurch  wird  sein 
Beiname  den  Nabatäem  bekannt  geworden  sein.  ^  Volks- 
freund' nennt  sich  auf  seinen  Münzen  Aretas  IV.  von  Petra^ 


DER  HELLENISTISCHEN  KOENIGE.  117 

wohl  nicht  ohne  politischen  Seitenblick  auf  die  Devotions- 
bezeugungen  seiner  Herodianischen  Zeitgenossen.  Und  um 
dieselbe  Zeit  nahm  ein  entschiedener  Römerfeind^  Mithra- 
dates  II.  von  Bosporos,  jenen  Beinamen  an,  wie  uns  eine 
neuerdings  entdeckte  jüdisch-griechische  Inschrift  lehrt. 

Einer  der  wenigen  ein  rein  menschliches  Gefühl  ohne 
politische  Nebenabsichten  bekundenden  Beinamen  ist  Evöb- 
ßiigj  der  Ausdruck  der  kindlichen  Pietät:  in  diesem  Sinne 
scheinen  ihn  Ariarathes  lY.  und  sein  Sohn  Ariarathes  Y., 
und  Polemon  I.  (dessen  Yater  Privatmann  war)  geführt  zu 
haben,  auch  Antiochos  X.,  der  sich  damit  wohl  als  Rächer 
der  Manen  seines  von  den  Söhnen  des  Grypos  ermordeten 
Yaters  bezeichnen  will.  In  der  zweiten  kappadokischen  Dy- 
nastie nehmen  ihn  die  Brüder  Ariobarzanes  III.  und  Aria- 
rathes X.  in  demselben  Sinne  wieder  auf:  auch  ihr  Yater 
war  ermordet  worden.  Durch  Polemon  I.  ist  der  Titel  auf 
die  späteren  bosporanischen  Eonige  übergegangen.  Yereinzelt 
steht  der  Name  Gsooeßi^gf  nach  der  Analogie  von  Evösßi^g 
gebildet  und  in  Yerbindung  mit  ^Ixawg  geführt  von  einem 
Unterkonige  der  Pythodoris  Namens  Sames.  Er  scheint 
einer  der  geistlichen  Fürsten  gewesen  zu  sein,  an  denen  in 
Eleinarmenien  kein  Mangel  war.  Den  Beinamen  dCxaiog 
hat  er  von  den  Arsakiden  entlehnt,  die  ihn  seit  Orodes  I. 
ohne  Ausnahme  führen.  Zuerst  angenommen  hat  ihn  hier 
Artabanos  IL*),  in  Nachahmung  der  arianischen  Könige, 
denen  die  Ehre  dieser  Namensschöpfung  gebührt:  der  erste 
König,  der  sich  ;,der' Gerechte'^  genannt  hat,  war  Agathokles 
bald  nach  der  Mitte  des  dritten  Jahrhunderts  n.  Ch.^  Dann 
haben  sich  viele  seiner  griechischen,  indoskythischen  und 
indoparthischen  Nachfolger  denselben  Beinamen  beigelegt* 
Bemerkenswerth,  dass  keiner  unter  allen  Königen  der  make- 
donischen Diadochenreiche   noch   der  vom  Hellenismus   be- 


*)  [Vgl  „Geschichte  Irans"  S.  78  f.    F.  R.] 

**)  [Euer  mnss  ein  Schreibfehler  vorliegen.  „Geschichte  Irans" 
S.  79  erklärt  Gutsohmid  den  Namen  Jinaiog  bei  den  Parthem  als  ent- 
lehnt von  dem  baktrischen  Heliokles  (Mitte  des  zweiten  Jahrhunderta). 
F.  R.] 


i 


118  ÜEBEE  DIE  BEINAMEN 

rührten  Barbarenstaaten,  die  sich  in  der  Mode  nach  jenen 
richten y  jemals  sich  JCxaiog  genannt  hat;  die  Colonisten  in 
Ariana  waren  aber  Nationalgriechen^  keine  Makedonier.  Es 
soll  also  wohl  in  jenem  Beinamen  ein  Gegensatz  gegen  die 
Art  der  Letzteren  ausgesprochen  werden.  Auf  dieselben 
Gegenden  beschränkt  ist  der  Beiname  0s6x(fonoQ  (das 
seltene  Wort^  sonst  nur  bei  Eallimachos  nachgewiesen,  be- 
deutet y^gottgeartet''),  den  die  arianische  Königin  Agathokleia 
und  in  der  arianischen  Uebersetzung  DSvahada^)  der  indo- 
parthische  König  Gondophares  führt.  Letzterer  bekannte  sich 
zum  Buddhismus,  den  nach  indischen  Quellen  schon  Menan- 
dros,  der  Vorgänger  des  Straton,  des  Gemahls  jener  Agatho- 
kleia, angenommen  hatte.  ^)  Jener  religiöse  Beiname  scheint 
also  Uebersetzung  einer  technischen  Bezeichnung  zu  sein,  die 
den  Kreisen  buddhistischer  Anschauungen  entlehnt  ist. 

Die  Beinamen  der  älteren  hellenistischen  Periode  scheinen 
meistens  bei  der  Thronbesteigung  oder  bald  nachher  ange- 
nommen worden  zu  sein;  nur  vereinzelt  und  spät  kommen 
solche  vor,  die  auf  Erfolge  des  Herrschers  Bezug  nehmen. 
Mithradates  YII.  nannte  sich  vorschnell  Evtv%rig»  Endlich 
sind  noch  einige  wenige  Beispiele  officieller  Führung  des 
Namens  Miyccg  nachweisbar,  in  denen  dieses  Wort  nicht, 
wie  dies  meistens  der  Fall  ist,  mit  ßaOcXsvg  zu  verbinden 
ist,  sondern  als  selbständiger  Beiname  auftritt,  und  man 
muss  gestehen,  dass  die  Fürsten,  die  sich  desselben  be- 
dienten, wenigstens  nach  orientalischen  Begriffen  das  vollste 
Recht  dazu  hatten:  es  sind  dies  Antiochos  HI.  von  Syrien, 
Tigranes  II.  und  eben  jener  Mithradates  YII.,  der  sich  den 
Glücklichen  genannt  hatte.  Ist  es  Zufall,  dass  von  seinen 
Besiegem  Sylla  sich  Felix,  Pompejus  aber  Magnus  genannt 
haben?  Haben  sie  damit  nicht  vielmehr  andeuten  wollen, 
dass  jene  Beinamen  mit  besserem  Rechte  den  Führern  der 
römischen  Heere  zukämen?  —  Alle  diese  hellenistischen  Bei- 
namen hatten  für  den  Abendländer  etwas  durch  ihren  Bom- 

*)  [Vgl.  Sallet,  Die  Nachfolger  Alexanders  des  Grossen  in  Bak- 
trien  und  Indien  S.  166.    F.  R.] 

•*)  [Vgl.  „Qeschichtellrans"  S.  106.    F.  R.] 


DER  HELLENISTISCHEN  KOENIGE.  119 

bast  Abstossendes:  nie  hat  ein  earopäischer  Fürst  of&ciell 
einen  ähnlichen  geführt.  Noch  mehr  war  dies  bei  den  eigent- 
lichen Titeln  der  Fall^  die  über  das  blosse  ßattiXsvg  hinaus- 
gingen; sie  sind  fast  ausschliesslich  auf  nichthellenische 
Fürsten  beschrankt  geblieben.  Für  die  Orientalen  haben  sie 
nichts  Fremdartiges  und  sind  in  der  That  nicht  immer  so 
anspruchsvoll  und  wesenlos,  als  es  scheinen  konnte.  Der 
Titel  BatfikBvg  Miyag  drückt  in  der  hellenistischen  Zeit 
weiter  nichts  aus,  als  dass  sein  Trager  mehr  als  ein  Reich 
in  seiner  Hand  vereinigte.  Von  den  Arsakiden  nennt  sich 
zuerst  so  Tiridates,  von  dem  Trogus  sagt:  ^Hyrcanorum  quo- 
que  regnum  occupavit,  atque  ita  duarum  civitatium  imperio 
praeditus'  etc.  (XLI,  4,  8).*)  Den  Arsakiden  machen  es  von 
griechischen  Königen  Timarchos,  der  Babylonien  und  Medien 
den  Seleukiden  entriss,  und  Eukratides  von  Baktrien  nach, 
der  auch  das  indische  Beich  des  Demetrios  dem  seinigen 
einverleibte,  dann  sein  Nachfolger  Hippostratos.  In  der 
Eaiserzeit  nennen  sich  so  Agrippa  I.,  seine  Tochter  Berenike 
und  Antiochos  lY.  von  Eommagene,  deren  Königreiche  durch 
Gumulation  mehrerer  bis  dahin  selbständiger  kleiner  Fürsten- 
thümer  gebildet  worden  waren.  Abgar  YIII.  von  Edessa 
nannte  sich  vielleicht  Grosskönig  zum  Unterschied  von  seinem 
Sohne  Ma  nü  LS^.,  den  er  zum  Mitregenten  angenommen  hatte. 
Der  Titel  besagt  kaum  mehr  wie  unser  „Grossherzog^^  Mehr 
zu  sagen  hat  Bccövlsvg  Ba6ikiiov.  So  heisst  stets  ein 
Oberkönig,  der  über  Unterkönige  herrscht.  Die  gewöhnliche 
Vorstellung,  dass  damit  nicht  viel  gesagt  sei,  weil  es  jedem 
Könige  freigestanden  habe,  beliebig  viele  Statthalter  zu  Kö- 
nigen zu  erhöhen,  um  das  B.echt  auf  jenen  prunkvollen 
Titel  zu  erlangen,  ist  schwerlich  berechtigt.  Von  den  Arsa- 
kiden nennt  sich  zuerst  Mithridates  I.  König  der  Könige, 
aber   keiner   seiner  nächsten   Nachfolger;   erst  Orodes  I.**) 


•)  [Vgl-  „öeechichte  Irans"  S.  84.  57.    F.  R.] 

**)  [„Geschichte  Irans'*  8.  67  nennt  Gntschmid  Phraates  m.  als 

ersten  König,   der  nach  Mithridates   sich   wieder  König   der  Könige 

nannte;  Gkurdner  a.  a.  0.  S.  86  yerzeichnet  indessen  keine  Münze  mit 

einer  derartigen  Inschrift ,  wohl  aber  p.  87  von  Mithridates  III. ,  dem 


120  UEBEB  DIE  BEINAMEN 

nimmt  ihn  wieder  an  und  vererbt  ihn  auf  seine  Nachfolger. 
Das  sind  gerade  die  Eonige,  nicht  mehr  und  nicht  weniger^ 
die  in  dem  auf  Befehl  des  Chosru  Nuschirwan  zusammen- 
gestellten Eönigsbuche  vorkommen ;  in  den  auf  dieses  zurück- 
gehenden Nachrichten  der  Neuperser  wird  das  Arsakidenreich 
als  ein  Bundesstaat  von  fünf  Reichen  dargestellt,  von  denen 
die  Könige  des  parthischen  die  oberste  Leitung  haben.  Aga- 
thangelos  erzählt  von  vier  Reichen  (dem  parthischen,  arme- 
nischen, indoparthischen  und  skythischen);  das  fünfte  von 
Aträ  unter  arabischen  Fürsten*)  scheint  erst  im  zweiten 
Jahrhundert  n.  Ch.  hinzugetreten  zu  sein.  Der  Titel  „König 
der  Könige^^  hat  also  hier  eine  bestimmte  staatsrechtliche 
Bedeutung:  Mithridates  I.  brachte  den  Bund  zusammen,  der 
durch  die  letzten  Anstrengungen  des  Griechenthums  unter 
Antiochos  YJI.  i&d  den  unmittelbar  darauf  erfolgten  Ein- 
bruch der  Indoskythen  gesprengt  und  erst  von  Orodes  L 
zum  Zwecke  grösserer  Widerstandsfähigkeit  gegen  das  An- 
dringen Roms  wieder  zusammengebracht  ward,  um  von  nun 
an  bis  auf  die  Sasanidenzeit  zu  bestehen:  diese  erst  haben 
in  Persien  den  Einheitsstaat  hergestellt  Armenische  Nach- 
richten lassen  den  ersten  Rang  im  Reiche  vom  Vater  des 
Tigran  den  Parthem  entrissen  und  erst  von  Tigran  ihnen 
zurückerstattet  werden  wegen  der  drohenden  Römergefahr; 
wenn  man  unter  Berichtigung  einer  verkehrten  Synchronistik 
hierfiir  den  Tigran  und  seinen  Sohn  Artawazd  setzt,  so 
stimmt  die  Angabe  mit  den  Nachrichten  classischer  Schrift- 
steller und  den  Münzen  der  armenischen  Könige:  von  diesen 
nennen  sich  nur  jene  beiden  „Könige  der  Könige'^  Aus 
Plutarch  wissen  wir,  dass  Tigranes  über  vier  Unterkönige 
gebot,  von  denen  uns  die  von  Medien,  Adiabene  und 
Gordyene   bekannt   sind;   der   vierte   war  vielleicht  der  von 


Vorgänger  des  Orodes  I.  Indessen  bemerkt  Gardner,  es  sei  ftnsserst 
schwierig,  in  exacter  Form  die  Erw&gungen,  welche  ihn  bei  dem 
Arrangement  der  Münzen  von  Arsakes  VIII. — XI.  und  derjenigen,  die 
er  dem  ersten  Theil  der  Regierung  des  Orodes  I.  zuweist,  wiederzu- 
geben.   F.  R.] 

•)  [Vgl.  „Geschichte  Irans"  S.  163.    F.  R.] 


DER  HELLENISTISCHEN  KOENIGE.  121 

Edassa.*)  Als'  Antonius  nach  dem  Sturze  des  Artawazd 
einen  seiner  Söhne  von  der  Eleopatra  zum  Könige  von  Ar- 
menien designirte^  verlieh  er  ihrer  Mutter  den  Titel  ^Regina 
Regum'.  Erneuert  hat  ihn  in  Armenien  nur  noch  Tigranes  V,, 
der  damit  an  die  Traditionen  seines  gleichnamigen  Ahnherrn 
anzuknüpfen  suchte.  Dem  Beispiele,  das  Mithridates  I.  von 
Parthien  gsgeben,  sind  auch  zwei  griechische  Könige  des 
Ostens  gefolgt,  ApoUodotos  und  Straton,  von  deren  Unter- 
konigen wir  wenigstens  die  von  Surashtra  kennen  und  zahl- 
reiche indoskythische  und  indoparthische  Nachfolger.  Von 
den  armenischen  Königen  scheint  Pharnakes  den  Titel  in 
den  Bosporos  eingeführt  zu  haben;  der  Sinn,  der  damit  ver- 
bunden wird,  geht  deutlich  genug  aus  dem  Zusätze  rov  nav- 
xog  BotfnoQov  hervor,  dessen  sich  alle  Könige  von  Sauro- 
mates  11.  an  bedient  haben.  Auf  Ariana  beschränkt  ist  der 
Titel  Ba6ikBV(ov  mit  dem  entsprechenden  BaövXsvmv  Ba- 
eikiayv.  Gleichbedeutend  mit  BaCiksvQ  kann  er  nicht  sein-, 
denn  es  ist  undenkbar,  dass  es  Zufall  sein  sollte,  dass  von 
den  vier  Inhabern  des  Titels,  die  wir  kennen,  drei  auf  den 
Münzen  neben  andern  den  Königstitel  führenden  Fürsten  vor- 
kommen. Antimachos  L  neben  Diodotos  II.'*'*);  Agathokles 
neben  Diodotos  II.  und  Euthydemos'*''^*),  Abdagases  neben 
seinem  Vaterbruder  Gondophares.  f)  Lassen  glaubt,  es  seien 
Statthalter,  die  nach  Unabhängigkeit  strebten,  aber  noch 
nicht  wagten,  die  Maske  abzuwerfen  und  sich  den  Königs- 
titel beizulegen.  Eine  derartige  vorweg  erfolgte  Ankündigung 
beabsichtigten  Aufruhrs  wäre  doch  sehr  seltsam:  es  scheint 
vielmehr  Ausdruck  einer  Stellung  zu  sein,  die  etwa  unserem 
„Regent^^  entspricht,  ff)    Bei  einer  so  egoistisch  in  Einzel- 

*)  [Vgl.  „öeBchichte  Irans"  S.  84  f.    P.  R.] 
**)  [Vgl.  oben  S.  109  Note  **).    F.  R.] 
***)  [Vgl.  „Geschichte  Irans**  S.  47.    F.  R.] 
t)  [Vgl.  Sallet,  Die  Nachfolger  Alexanders  des  Grossen  in  Bak- 
trien  and  Indien  S.  167  ff.  und  Band  II  S.  836  ff.  dieser  Sammlung.  F.  R.] 
tt)    [Die   hier  vorgetragene  Ansicht  hat  Gntschmid   später  nicht 
mehr  aufrecht  erhalten.    Nachdem  Gardner,  The  Parthian  coinage  p.  37 
Münzen  des  Mithridates  III.  von  Parthien  nachgewiesen,  auf  denen  er 
als  factXivmv  ßaatXimv  bezeichnet  wird  und  Gardner  und  Sallet  andere 


122   ÜEBER  DIE  BEINAMEN  DER  HELLENISTISCHEN  KOENIGE. 

Untersuchungen  betriebenen  Wissenschaft  wie  die  Numismatik 
ist  das  Erstreben  gewisser  allgemeiner  Richtpunkte  dringend 
nothwendig;  sollte  von  dem  hier  dazu  gemachten  Versuche 
auch  nur  Einiges  als  haltbar  stehen  bleiben,  so  würde  das 
auch  für  die  Einzelforschung,  z.  B.  auf  so  dunkelen  Gebieten, 
wie  die  parthische  und  arianische  Münzkunde  sind,  ein  Ge- 
winn sein. 


Analogien  angeführt  hatten,  hat  Gntschmid  in  der  „Geschichte  Irans*' 
S.  38.47  die  Ansicht  von  Sallet  (S.  15  ff.)  angenommen,  dass  es  sich  bei 
den  arianischen  Münzen  um  Denkmünzen  fiir  Alexander,  Diodotos  und 
Euthydemos  handle.  Die  analogen  Münzen  auf  Antiochos  bezieht  er 
im  Gegensatze  zu  Sallet  auf  Antiochos  III.,  nicht  auf  Antiochos  II.  F.  R.] 


V. 
lieber  MftUenhoffs  Dentsehe  Alterthnmsknnde.*) 

Müllenlioff,  Karl,  Deutsche  Alterthumskunde.  Erster  Band.52i 
Mit   einer  Karte   von   Heinrich   Kiepert.     Berlin   1870. 
Weidmannsche  Buchhdlg.   (XII,  501  S.   8.) 

Bedarf  es  —  so  wird  im  Eingange  des  Vorworts  gefragt 
—  der  Rechtfertigung,  dass  der  erste  Band  einer  deutschen 
Alterthumskunde  nur  bis  zu  den  Nachrichten  des  Pytheas 
gelangt?  Wir  mochten  diese  Frage  nicht,  wie  es  der  Verfasser 
thut,  verneinen:  auf  jeden  Fall  werden  alle  Leser  in  dem 
Buche  etwas  völlig  Verschiedenes  erwartet  haben  von  dem, 
was  darin  steht  Ein  Doppeltitel  wäre  das  Mindeste  gewesen^ 
wozu  sich  der  Verfasser  aus  Bücksicht  auf  das  Publicum  hätte 
verstehen  sollen;  hätte  derselbe  gelautet:  ,,Geschichte  der 
phönicischen  und  griechischen  Kunde  vom  Westen  Europas 
in  Abhandlungen  von  K.  MüUenhoff'',  so  würde  dieser  dem 
wahren  Inhalte  ungefähr  entsprochen  haben.  Freilich  nur 
ungefähr;  denn  der  Verfasser  bespricht  nicht  nur  das,  was  sich 
wirklich  auf  jene  Kunde  vom  Westen  bezieht,  sondern  mit 
gleicher  Ausführlichkeit  auch  das,  was  erst  von  neueren 
Forschem  mit  mehr  oder  weniger  Recht  zu  ihr  in  Beziehung 
\gesetzt  worden  ist,  und  er  nimmt  alle  ihm  den  Weg  bahnen- 
den Vor-  und  Nebenuntersuchungen  vollständig  in  sein  Werk 
auf.  Aiuf  einen  einheitlichen  Charakter  macht  dieses  so 
wenig  Anspruch,  dass  sogar  die  einzelnen  Untersuchungen 
durch  Angabe  des  Datums  der  Abfassung  von  einander  ge- 
schieden sind.    Wir  haben  kein  Recht,  das  Princip  zu  tadeln. 


*)  [LiterarischeB  Centralblatt  1871  S.  521—529.    F.  R.] 


124  ÜEBER  MÜELLENHOFPS 

das  den  Verfasser  in  dieser  Anlage  seines  Werkes  geleitet 
hat,  müssen  aber  hervorheben,  dass  er  in  der  Anwendung 
viel  zu  weit  gegangen  ist:  wird  man  ihm  z.  B.  f&r  die  toII- 
ständige  Wiedergabe  der  wichtigen  Arbeit  über  die  Quellen 
der  pseudoaristotelischen  ^Mirabiles  auscultationes'  nur  dank- 
bar sein,  so  hätte  dagegen  S.  224  ff.  der  unbedeutende  Excurs 
über  Aristoteles  bei  Basilius  von  Cäsarea  (wieder  abgedruckt 
aus  dem  2.  Bande  des  Hermes)  ohne  Schaden  wegfallen 
können.  Sehen  wir  von  diesen  Ausstellungen  formaler  Natur 
ab,  so  haben  wir  alle  Ursache,  dem  Verfasser  für  seine  sorg- 
fältige Behandlung  aller  Nachrichten  des  Alterthums,  welche 
uns  Aufschluss  über  die  ältesten  Zustände  des  Abendlandes 
geben,  und  seine  kritische  und  umsichtige  Erforschung  eines 
schwierigen  Gebiets,  das  verurtheilt  schien,  die  Domäne  eines 
unklaren  Dilettantismus  .zu  bleiben,  unsere  Anerkennung  zu 
zollen. 

Die  Localisirung  verschiedener  Abenteuer  des  Odjsseus 
im  fernen  Westen  veranlasst  den  Verfasser  zu  einem  Ein- 
gehen auf  Entstehung  und  Ausbildung  der  Odjsseussage, 
522uud  weil  diese  Frage  von  der  entsprechenden  über  den  Stoff 
der  Ilias  wesentlich  abhängig  sei,  beschäftigt  er  sich  ein- 
gehend auch  mit  dieser  Letzteren.  Ueberall,  wo  es  eine 
Heldensage  und  epische  Dichtung  giebt,  sagt  der  Verfasser 
hafte  diese  an  der  grössten  und  entscheidendsten  Epoche 
im  Leben  eines  Volkes,  bei  den  Griechen  sei  dies  die  Zeit 
der  Wanderungen:  eine  Episode  derselben,  die  äolische,  bilde 
den  geschichtlichen  Hintergrund  der  Ilias,  und  sehr  passend 
wird  S.  12  auf  die  Bedeutung  des  erst  äolischen,  dann  ionischen 
Smyma  für  die  Verbreitung  der  äolischen  Sage  unter  den 
loniem  hingewiesen.  Die  Erystallisirung  derselben  um  Troias 
Zerstörung  als  Kern  erklärt  der  Verfasser  aus  dem  tiefen 
Eindruck,  den  der  Anblick  der  zerstörten  Stadt  auf  die  ersten 
äolischen  Ansiedler  gemacht  habe.  Troia  —  meint  er  —  müsse 
wirklich  einmal  zerstört  worden  sein,  ohne  dass  darum  die 
Zerstörung  durch  die  Griechen  unter  Agamemnon  wahr  zu 
sein  brauche;  vielmehr  habe  die  Variante  der  Sage,  in  der 
Herakles  an  die  Stelle  des  Agamemnon  trete,  gleichen,  ja 


DEUTSCHE  ALTERTHÜMSKüNDE.  125 

ihrer  grosseren  Einfachheit  wegen  sogar  grösseren  Anspruch 
auf  Glaubwürdigkeit.  Bis  hierher  kann  man  den  an  feinen 
und  tiefen  Bemerkungen  reichen  Erörterungen  des  Verfassers 
seinen  Beifall  nicht  versagen,  und  wird  es  auch  nur  in  der 
Ordnung  finden,  wenn  er  darauf  dringt,  dass  die  fremden 
Einflüsse  auf  die  Griechen  in  der  Urzeit  gehörig  anerkannt 
werden;  aber  aufgeschreckt  wird  man  doch  durch  die  Be- 
hauptung, es  könne  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  in  jener  Sage 
nicht  der  argivische,  sondern  der  phönicische  Herakles  ge- 
meint sei,  Troia  also  von  Semiten  zerstört  worden  sein  müsse. 
Der  Verfasser  sieht  es  nämlich  als  eine  ausgemachte  Sache 
an,  dass  die  Troische  Küste  rings  von  Adramyttion  und 
Astyra  bis  Lampsakos  und  Priapos  von  einem  Kranze  alt- 
phönicischer  oder  semitischer  Gründungen  umgeben  war 
(S.  19),  dass  die  Aeoler  auf  Lesbos  und  in  den  Städten  an 
der  Küste  von  Troas  Phönicier  oder  Semiten  als  ältere  An- 
siedler trafen  (S.  67) ;  als  Beweis  müssen  die  Untersuchungen 
von  Movers  herhalten,  für  die  dem  Verfasser  als  Sicherheits- 
ventil der  Hinweis  auf  die  Abhandlung  von  Olshausen  „über 
phönicische  Ortsnamen  ausserhalb  des  semitischen  Sprach- 
gebiets'* (N.  Rhein.  Mus.VÜI  S.  32 IE)  genügt.  Üebersehen 
wird  dabei,  dass  Olshausens  Revision  lediglich  die  philolo- 
gische Möglichkeit,  nicht  aber  die  historische  Richtigkeit 
einzelner  Moversscher  Hypothesen  gewährleisten  kann.  Von 
den  zahllosen  Punkten,  die  auch  am  Aegäischen  Meere  von 
den  phönicischen  Reunionskammem  in  Anspruch  genommen 
worden  sind,  haben  nur  die  wenigsten  einen  Anhalt  an  der 
Ueberlieferung:  Thasos  und  die  gegenüberliegende  thrakische 
Küste  sind  wegen  der  Goldbergwerke  von  Phöniciern  besetzt523 
gewesen,  weiter  östlich  und  namentlich  an  der  Troischen 
Küste  ist  keine  sichere  Spur  ihrer  ehemaligen  Anwesenheit 
nachweisbar,  Pronektos  an  der  Propontis  steht  so  gänzlich 
isolirt,  dass  es  näher  liegt,  darin  eine  phönicische  Flotten- 
station aus  der  Perserzeit  als  eine  uralte  Colonie  zu  sehen, 
der  samothrakische  Cultus  verräth  ungriechischen,  orienta- 
lischen Ursprung,  aber  die  Namen  der  Mysteriengötter  sind 
so  unsemitisch  wie  möglich,  und  wenn  irgend  etwas  sicher 


i 


126  •      ÜEBER  MUELLENHOFFS 

ist,  so  ist  es  das,  dass  die  in  Troas  als  Greliebte  des  Anchises 
und  Mutter  des  Aeneas  verehrte  Aphrodite  nichta  mit  der 
Astarte  zu  thun  hat,  sondern  die  einheimische  Gottermntter 
ist;  wie  die  Yergleichung  der  phrygischen  Sage  von  Gordios 
und  Midas  zur  Genüge  darthut.*)     Diese  übertriebene  Aus- 
dehnung,  die  Müllenhoff  hier   und  anderwärts  den  Einwir- 
kungen der  Phonicier   giebt,   ist  in  Verbindung  mit  einem 
fast   blinden   Glauben*  an   die   Combinationen   des  hochver- 
dienten, aber  ganz  kritiklosen  Movere  der  Hauptfehler  seines 
Buches:  wenn  irgendwo,  so  ist  bei  dem  Theile  der  ,,Phoni- 
zier",   der  die   Colonialgeschichte  enthält,  im  Vergleich   zu 
Bocharts  „Chanaan'',  vor  dem  Aberglauben  zu  warnen,  dass 
das  Neuere  darum  auch  das  Bessere  sei.     Dazu  kommt  bei 
Müllenhoff  eine  Neigung^  die  Localisirong  in  den  Sagen  als 
arsprünglich  anzunehmen;  darin  liegt  eine  der  Uebertreibung 
gegenüber,  mit  der  in  der  griechischen  Mythologie  meistens 
das  entgegengesetzte  Princip  durchzuführen  gesucht  worden 
ist,  nicht  ganz  unberechtigte  Reaction,   aber  den  Verfasser 
führen   hier   gewisse   Lieblingsideen    zu   den   bedenklichsten 
Gonsequenzen.     So   beispielsweise  S.  218  in  Bezug   auf   die 
Ligyer  der  Eyknossage,  und  noch  auffälliger  in  den  Erörte- 
rungen S.  61  ff.,   wo   die  Geryoneussage   geradezu   für  eine 
tartessische  Localsage  erklärt,  die  Homerische  Beschreibung 
des  Eingangs  in  die  Unterwelt  bei  den  Eimmeriem  wenig- 
stens  indirect   auf  eine   Anschauung   der   Gegend   zwischen 
Anas  und  Bätis  zurückgeführt,  ja  sogar  Atlas  als  phonicische 
Benennung  des  Gebirges  in  Anspruch  genommen  wird.    Der 
Verfasser   lässt   es    S.  135   und   sonst   an  Spott   gegen  die 
„vergleichenden^*  Mythologen  nicht  fehlen,  die  fireilich  seine 
Schrullen  im  Voraus  durch   den   unbarmherzigen  Nachweis 
zerstört  haben,  dass  die  Entführung  und  Wiedergewinnung 
der  Binder,  die  den  Inhalt  der  Geryoneussage  bildet,  einen 
der   gewohnlichsten  Vorwürfe   indogermanischer  Mythologie 
behandelt   und  in  ihrer  physikalischen  Bedeutung  von  den 
vedischen   Dichtern   noch    verstanden   worden   ist.     Ist  dem 


*;  [Vgl.  Band  III  S.  461  dieser  Sammlung.    F.  B.] 


DEUTSCHE  ALTERTHÜMSKÜNDE.  127 

Verfasser  bei  diesen  seinen  von  Moversscher  Gelehrsamkeit 
triefenden  Erörterungen  wirklich  nie  die  bekannte  Thatsache 
eingefallen,  dass  die  Sonne  im  Westen  untergeht?  nie  der 
Gedanke  gekommen ,  dass  Aegypter,  Phönicier,  Griechen  un- 
abhängig von  einander  zu  der  Vorstellung  gelangen  mussten, 
dass  der  Eingang  in  die  Unterwelt  im  äussersten  Westen  sei? 
Wir  zweifeln  stark,  dass  irgend  Jemand  Geschmack  daran 
finden  wird,  solide  Resultate  der  vergleichenden  Mythologie 
gegen  die  phönicischen  Paradoxien  des  Verfassers  einzu- 
tauschen. Auch  abgesehen  von  den  „Adramyttien  oder  Ein- 
gängen in  die  Unterwelt''  und  ähnlichen  schonen  Entdeckungen 
ist  der  Verfasser  in  bedenklicher  Weise  in  Moverssche  Vor- 
stellungen verstrickt,  wie  über  das  Verhältniss  der  Tartessier 
und  Libyphonicier  (S.  163),  über  die  fabelhafte  Geschwindig- 
keit der  phönicischen  Schiffe  (S.  93),  und  Aehnliches,  wodurch 
auch  die  weiteren  Untersuchungen  manchmal  störend  beein- 
flusst  werden. 

Unter  diesen  steht  voran  S.  73  —  210  eine  im  Ganzen 
und  Grossen  vorzügliche  über  die  ^Ora  maritima'  des  Avienus, 
die  zuletzt  Wernsdorf  herausgegeben,  für  die  sachliche  Er- 
klärung dieser  einzigen  Urkunde  aber  freilich  wenig  genug 
geleistet  hat.  Nur  darüber  tadelt  ihn  der  Verfasser  S.  76 
mit  Unrecht,  dass  er  annahm,  Avienus  habe  der  Beschreibung 
des  Pontus  Euxinus  eine  Periegese  des  ganzen  mittelländischen 
Meeres  vorauf  geschickt.  Die  MüUenhoffsche  Annahme,  die 
Beschreibung  der  Küsten  vom  äussersten  Westen  bis  Massalia 
in  dem  allein  erhaltenen  ersten  Buche  stelle  die  Einleitung 
zur  Periegese  des  Pontus  vor,  nimmt  eine  solche  Formlosig- 
keit des  Werkes  an,  dass  man  sie  dem  Avienus  nur  dann524 
zutrauen  könnte,  wenn  ein  so  monströser  Inhalt  wirklich 
überliefert  wäre:  vielmehr  müssen  nothwendig  die  folgenden 
Bücher  die  italienischen  und  griechischen  Küsten  beschrieben 
haben,  worauf  dann  der  Pontus  den  Schluss  machte;  die 
^reliqua',  wegen  deren  er  auf  sein  anderes  Gedicht  verweist, 
beziehen  sich  auf  die  asiatische  und  afrikanische  Küstenbe- 
schreibung. Der  Verfasser  ist  der  Ansicht,  dass  der  von 
Avienus  übersetzte  Periplus  von  einem  albernen  und  falschen- 


128  UEBER  MüELLENHOPFS 

den  Gelehrten,  der  im  zweiten  Jahrhundert  v.  Ch.  zu  Massalia 
gelebt,  mit  Zuthaten  versehen  worden  sei  Referent  hat 
Gründe^  diese  Bestimmung  für  richtig  zu  halten;  aber  die  Stelle 
y.  142  ff.  beweist  es  nicht;  da  es  sich  an  dieser  um  ältere  Sitze 
der  Ligurer  in  den  Sevennen,  nicht  um  solche  in  den  Alpen 
und  Apenninen  handelt,  von  denen  sie  erst  zu  des  Interpolators 
Zeiten  an  die  Seeküste  herabgestiegen  seien,  wie  aus  der  Paral- 
lelstelle V.  621  ff,  [628  ed.  Holder]  deutlich  hervorgeht.  Darin, 
dass  der  Interpolator  seine  nicht  eben  grosse  Gelehrsamkeit 
zu  allerlei  einfaltigen  Combinationen  benutzt  habe,  hat  der 
Verfasser  vollkommen  Recht,  dass  er  ein  eigentlicher  Fälscher 
war,  hat  er  nicht  bewiesen.  Das  wiederholte  Citat  aus  dem 
Periplus  des  Himilko  muss  dabei  ganz  bei  Seite  gelassen 
werden,  das  offenbar  in  dieselbe  Kategorie  gehört  wie  die 
aus  Euktemon  von  Athen  und  Anderen,  die  erst  Avienus 
selbst  eingeschaltet  hat;  übrigens  ist  nicht  der  geringste 
Grund  da,  es  zu  verdächtigen,  da  es  recht  gut  ans  Timäos 
in  geographische  Handbücher  hat  übergehen  können.  Auch 
die  häufige  Berufung  Aviens  auf  plurimi,  vetusti  und  der- 
gleichen beweist  nicht,  dass  in  seiner  Vorlage  Citate  vor- 
kamen, weder  verdächtige  noch  unverdächtige:  es  ist  vielmehr 
eine  bekannte  Redefigur  unselbständiger  Schriftsteller,  die 
nichts  Anderes  bedeutet  wie  „meine  Hauptquelle^.  Um  nun 
den  alten  ächten  Periplus  von  den  späteren  Zuthaten  zu 
scheiden,  hat  der  Verfasser  S.  88  die  Regeln  aufgestellt,  dass, 
was  die  vorliegende  Bearbeitung,  Avienus  oder  Interpolator, 
als  vergangen  darstellen,  als  bestehend  und  der  Zeit  des 
ursprünglichen  Verfassers  entsprechend  zu  denken  ist,  und 
damit  zuerst  den  allein  richtigen  Gesichtspunkt  für  die  B^ 
nutzung  der  Schrift  gefunden.  Leider  ist  dieses  Princip  im 
Einzelnen  nicht  überall  streng  genug  durchgeführt  worden: 
nicht  die  meisten,  sondern  alle  Stellen,  wo  die  Verödung  der 
Küsten  beklagt  wird,  sind  der  Ueberarbeitung  zuzuweisen, 
auch  würde  eine  consequentere  Anwendung  seines  Princips 
den  Verfasser  vermuthlich  das  Kriterium  haben  entdecken 
lassen,  dass  der  Interpolator  bei  seinen  geographischen  Zu- 
sätzen von  Ost  nach  West,  also  den  entgegengesetzten  Weg 


DEUTSCHE  ALTERTHüMSKÜNDE.  129 

wie  das  Original,  geht  (vergl.  besonders  V.  582  [584  H.]).  Wich- 
tig wird  dies  für  die  Stelle  V.  474fif.,  deren  Behandlung  durch 
den  Verfasser  (S.  161)  wenig  be&iedigt:  nicht  Hemeroskopeiou 
ist  interpolirt,  welches  vielmehr  durch  den  Gegensatz  zu 
dem  ^solum  vacuum  incolarum'  der  Ueberarbeitung  gesichert 
ist,  sondern  die  Uprima  eorum  civitas  Ilerda';  zu  ihrer  Ein- 
schaltung mag  der  Sicanus  den  Anlass  gegeben  haben,  den  der 
Interpolator  mit  den  Späteren  fiir  den  Segre  statt  ^^  den  Xucar 
hielt.  Wiederum  verleugnet  der  Verfasser  sein  Princip  S.  199, 
indem  er  die  Griechenstadt  an  den  Rhonemündungen,  The- 
line  vocata  sub  priore  saeculo  (V.  680  [690  H.]),  dem 
Ueberarbeiter  zuweist  und  sich  dadurch  zu  der  unbegründeten 
Hypothese  genöthigt  sieht,  dass  die  Ordnung  im  Periplus 
gestört  sei:  vielmehr  ist  Arelatus  Interpolation,  und  Theline 
(welches  Referent  nach  bekannten  Analogien,  wie  Borysthe- 
nes  =  Olbia,  für  identisch  mit  Rhodanusia  hält)  lag  eben 
nicht  an  der  Stelle  von  Arles,  sondern,  wie  der  Zusammen- 
hang beweist,  bei  Aiguesmortes.  Ebenso  verunglückt  wie 
das  Bestreben,  die  Massaliotischen  Colonien  aus  dem  alten 
Periplus  auszumerzen,  ist  der  Versuch  S.  131,  die  Karthager, 
die  V.  311  als  Besitzer  von  Gades  auftreten,  zu  beseitigen: 
auch  hier  wieder  hat  der  Verfasser  vergessen,  dass  olim 
und  primo  nach  den  von  ihm  selbst  aufgestellten  Grundsätzen 
der  Ueberarbeitung  angehören,  die  sich  auf  den  Standpunkt 
der  neuen  Geographie  stellt  im  Gegensatz  zu  der  alten,  die 
der  echte  Periplus  gab:  vielmehr  folgt  aus  der  Stelle,  dass 
zur  Zeit  des  Letzteren  Gades  in  den  Händen  der  Earthager526 
war,  von  denen  wir  aus  Athenäos  jcsqI  iiri%avriiiLdtmv  p.  9,  4 
(ed.  Wescher)  und  Vitruv  X,  19  wissen,  dass  sie  vor  Alters 
einmal  Gades  erstürmt  haben.  Das  Endresultat,  der  alte 
Periplus  rühre  von  einem  Phönicier  her,  ist  wesentlich  nur 
durch  diese  Inconsequenzen  und  eine  ähnlich  willkürliche 
Behandlung  anderer  Stellen,  z.  B.  von  caespes  Ligurum  V.  132 
(woraus  S.  96  die  wunderlichsten  Folgerungen  abgeleitet 
werden),  gewonnen  worden.  Die  so  gut  wie  gänzliche  Ab- 
wesenheit semitisch  klingender  oder  auch  nur  fQr  ein  semi- 
tisches Ohr  möglicher  Ortsnamen  ist  der  ganzen  Hypothese 

T.  Odtbohmis,  Kleine  Schriften.    IV.  9 


130  ÜEBEE  MÜELLENHOFFS 

um  so  ungünstiger^  je  weniger  an  sich  auf  einem  vor  den 
Griechen  von  Phöniciern  besuchten  Gebiete  das  Vorkommen 
einzelner  semitischer  Namen  auch  in  einer  griechischen 
Schrift  auffallen  konnte.  Ganz  richtig  bemerkt  der  Verfasser 
allerdings  S.  201,  dass  die  genaue  Beschreibung  von  Massalia 
nicht  die  Verfasserschaft  eines  Bürgers  dieser  Stadt,  sondern 
vielmehr  das  Gegentheil  beweist,  wenn  er  aber  nun  auf  einen 
in  Massalia  wohnenden  phonicischen  Metoken  räth,  so  ist 
das  mehr  als  schwach;  vielmehr  wird,  wer  an  die  Frage 
ohne  die  phonicischen  Sympathien  des  Verfassers  herantritt, 
an  einen  ausserhalb  Massalias  wohnenden  Griechen  denken. 
Daneben  kommt,  dass  der  Abschnitt  von  Oestl^mnis  bis 
zum  zephyrischen  Vorgebirge  im  Verhältniss  zu  der  übrigen 
Fahrt  so  summarisch  und  desultorisch  geschildert  wird,  dass 
es  hier  näher  liegt,  Seitens  des  Periegeten  mündliche  Infor- 
mation bei  kundigen  Seefahrern  als  Autopsie  vorauszusetzen. 
Fein  und  scharfsinnig  hat  Müllenhoff  S.  202  aus  der  Form 
Massieni  auf  ionische  Abfassung  geschlossen  (wir  fügen  V.  108 
hinzu,  wo  das  'IdQvij  der  Quelle  in  Uqi^  verlesen  worden  ist), 
und  er  spricht  die  wohlbegründete  Ansicht  aus,  dass  die 
griechische  Uebersetzung  des  vermeintlichen  phonicischen 
Originals  dem  fünften  Jahrhundert  v.  Ch.  angehört  habe. 
Nun  ist  aber  die  üebereinstimmung  des  ionischen  Schrift- 
stellers in  der  geographischen  Nomenclatur  mit  Hekataos 
eine  so  ausserordentliche,  dass  man,  da  eine  Benutzung  des 
Einen  durch  den  Andern  sich  nicht  wohl  annehmen  lässt, 
genothigt  ist,  sie  für  Zeitgenossen  im  strengsten  Sinne  des 
Wortes  zu  halten.  So  kommt  zu  dem  Novum  eines  alten 
phonicischen  Periplus  das  noch  grössere  Paradoxon  einer 
griechischen  uebersetzung  aus  den  ersten  Anföngen  der  grie- 
chischen Prosa.  Es  liegt  denn  doch  näher,  anzunehmen, 
dass  es  das  Original  ist,  welches  von  einem  Osi^riechen 
dieser  Zeit  herrührt;  die  Gründe,  die  Müllenhoff  hiergegen  ein- 
wendet, sind  lediglich  Scheingründe.  Jene  üebereinstimmung 
mit  Hekataos  nachgewiesen  und  sorgfaltig  alle  B.este  der 
älteren  griechischen  Literatur  zur  Vergleichung  mit  dem  alten 
Periplus  herangezogen  zu  haben,  ist  übrigens  ein  Hauptver- 


DEUTSCHE  ALTERTflüMSKüNDE.  131 

dienst  des  Verfassers.  Auch  für  die  geographische  Erklärung 
desselben  im  Einzelnen  sind  seine  Untersuchungen  nicht  nur 
bahnbrechend^  sondern  diirfen  in  den  wichtigsten  Punkten  auch 
als  abschliessend  bezeichnet  werden.  Stark  missverstanden  ist 
nur  die  Stelle  V.  174flF.  [176flF.  H.],  wo  ^namque  medium  acces- 
seris  Zephyro  vehente,  reliqua  deposcunt  notum'  unter  An- 
nahme einer  Zerrüttung  der  Ueberlieferung  auf  den  Biscay- 
ischen  Busen  bezogen  und  völlig  vergessen  wird;  dass  der  Pe- 
rieget  vom  Norden,  nicht  vom  Süden  her  kommt;  vielmehr  ist 
Alles  in  schönster  Ordnung;  sobald  man  in  dem  *sinus'  die 
Tajomündung  sieht.  Als  besonders  scharfsinnig  verdienen 
die  Untersuchungen  von  MüUenhoff  und  Kiepert  (vgl.  8.  122ff. 
216;  und  die  Karte)  über  die  Insel  Cartare  und  die  Bätis- 
mündungen  hervorgehoben  zu  werden.  Weniger  genügt;  was 
über  die  Inseln  von  Gades  selbst  gesagt  ist;  indem  Y.  313f. 
die  falsche  Interpunction  durch  eine  noch  falschere  ersetzt 
und  dann  gefolgert  wird;  dass  Erytheia  eine  von  der  (mit 
Recht  für  Gades  erklärten)  arx  Gerontis  verschiedene,  also 
nicht  die  sonst  Erytheia,  sondern  die  von  Timäos  Aphrodisias 
genannte  Insel  sei:  interpungirt  man  richtig  'Erythia.  Ab 
arce  qua  diei  occasus  est',  so  stimmt  Avienus  mit  sich  selbst 
und  den  anderen  Quellen  trefflich  überein:  der  Verfasser  ist  in 
seiner  verkehrten  Auffassung  durch  eine  falsche  Gorrectur 
des  ^inveneris'  V.  318  zu  *in  Veneris  sacrum'  bestärkt  worden  5526 
während  leichter  und  sachgemässer  *cum  veneris'  zu  lesen  ist. 
Nachdem  der  Verfasser  die  Zustände  des  Abendlandes 
zur  Zeit  des  Periplus,  der  noch  keine  Spur  von  Kelten  auf- 
weist, geprüft;  führt  er  die  Geschichte  des  Wissens  der 
Griechen  von  Westeuropa  bis  auf  Pytheas  und  entwickelt 
namentlich  schon  und  umsichtig  die  Anfange  und  die  all- 
mähliche Ausdehnung  ihrer  Kunde  von  den  Kelten  (S.  220 ff.); 
überzeugend  wird  nachgewiesen;  dass  keine  ächte  Quelle  vor 
400  V.  Ch.  von  Kelten  an  den  Ufern  des  Mittelmeeres  weiss, 
doch  möge  dahingestellt  bleiben,  ob  der  Verfasser  die  Linie, 
unterhalb  welcher  noch  keine  Kelten  nachweisbar  seien,  nicht 
zu  weit  nordlich  gezogen  hat;  wenigstens  wird  sich  schwerlich 

Jemand  vom  Verfasser  (S.  193)  ausreden   lassen,   dass   der 

9* 


132  UEBER  MÜELLENHOFFS 

griechische,  schon  im  alten  Periplus  vorkommende  Name  der 
Sevennen  tb  xl^iisvov  ogog  eins  ist  mit  dem  bei  den  Römern 
gebräuchlichen,  unzweifelhaft  keltischen  Gebenna;  auch  das 
ist  nicht  ersichtlich,  warum  S.  179  die  Segobrigii  bei  Justin 
XLIU,  3,  8  ohne  irgend  welche  handschriftliche  Gewähr  Se- 
goreü  genannt  und  för  einen  Namen  von  hybrider  Bildung 
erklärt  werden.  Um  nun  die  Bedeutung  des  Pytheas,  dem 
das  ganze  zweite  Buch  gewidmet  ist,  für  die  Geographie 
festzustellen,  giebt  der  Verfasser  eine  förmliche  Geschichte 
der  wissenschaftlichen  Geographie  bei  den  Griechen  und  geht 
genau  auf  die  Gradmessungen  der  alexandrinischen  Geo- 
graphen ein;  man  erhält  hier  einen  sehr  lehrreichen  Ueber- 
blick,  namentlich  wird  Eratosthenes  nach  Verdienst  gewür- 
digt, und  gegen  Letronne  nachgewiesen,  dass  die  richtige 
Messung  des  Erdumfanges  wirklich  Eigenthum  desselben  ist. 
Pytheas  ist  von  Timäos  benutzt  worden;  um  nun  wieder 
dessen  Nachrichten  in  unserer  Ueberlieferung  herauszufinden, 
lässt  sich  der  Verfasser  S.  426 — 469  auf  eine  Untersuchung 
der  Quellen  der  dem  Aristoteles  zugeschriebenen  Schrift 
n:€(fl  &av(iaöicov  axovöfiatcov  ein,  in  welcher  schon  Rose 
eine  aus  Aristoteles,  Theophrast,  Timäos  und  Theopomp  com- 
pilirte  Arbeit  erkannt  hatte.  Gegen  die  neueste  Untersuchung 
von  Schrader,  der  eine  fast  atomistische  Zusammensetzung 
angenommen,  wendet  der  Verfasser  mit  Recht  ein,  dass  für 
jede  zusammenhängende  und  zusammengehörende  Excerpten- 
reihe  dieselbe  Herkunft  und  Quelle  anzunehmen  ist,  und 
kehrt  zu  den  Resultaten  Roses  zurück,  jedoch  unter  der 
Modification,  dass  er  die  von  diesem  auf  Timäos  zurückge- 
führten Abschnitte  unter  Timäos  und  Lykos  von  Rhegion 
vertheilen  will.  Gewiss  sind  die  Gründe,  die  er  hierfür 
geltend  macht,  sehr  beachtenswerth;  trotzdem  ist  Referent 
noch  nicht  überzeugt  Die  wortliche  Uebereinstimmung  der 
Mirab.  ausc.  130  mit  Justin  IV,  1,  der,  wie  der  Verfasser 
selbst  zugiebty  aus  Timäos  schöpft,  in  der  belebten  Schilde- 
rung der  Wechselströmungen''')  in  der  Meerenge  Ton  Messina 


•)  [Im  OrigiDaldrack  steht  „Wechselstörungen".    F.  R.] 


DEUTSCHE  ALTERTHÜMSKÜNDE.  133 

daraus  abzuleiten ,  dass  eine  gemeinsame  Quelle^  Polykritos, 
hier  durch  das  Medium  des  Timäos,  dort  durch  das  des 
Lykos  benutzt  worden  sei,  ist  dodh  sehr  gesucht;  auch  ver- 
kennt der  Verfasser  S.  427  vollständig  den  inneren  Zusammen- 
hang der  Ezcerptenreihe  Mirab.  ausc.  78—114.  130 — 136: 
in  c  78  die  Geschichte  des  Eleonymos,  dann  bei  Gelegenheit 
von  dessen  Zuge  nach  dem  innersten  Winkel  des  adriatischen 
Meeres  c.  79  ff.  die  Beschreibung  der  italienischen  Küste  des- 
selben ^  dann  aus  Anlass  von  Spuren  der  Dädalos-  und  der 
Phaethonsage  an  der  Padusmündung  Verfolgung  der  noch 
erhaltenen  Spuren  der  Anwesenheit  griechischer  Götter  und 
Heroen  im  Abendlande  überhaupt,  wobei  gelegentlich  von 
analogen  Beweisstücken  aus  der  übrigen  griechischen  Welt 
die  Rede  war,  zunächst  c.  82  ff.  Spuren  der  Göttersage,  dann 
unter  den  Heroen  c.  85  ff.  Spuren  des  Herakles,  wobei  der 
von  den  Heraklessäulen  bis  zum  japygischen  Vorgebirge 
führende  Heraklesweg  c.  85 — 97  eine  Beschreibung  dieses 
Theils  des  Abendlandes  ermöglicht,  nebst  einem  die  Zerstö- 
rung der  Orchomenischen  xaxäßod'Qa  durch  Herakles  erhär- 
tenden Excurse  (c.  99),  hierauf  c  100  Spuren  des  lolaos  und 
Aris1&>s,  c.  101  £  des  Odysseus,  c.  104  ff.  der  Argonauten, 
c.  106 ff.  der  anderen  von  Troia  heimkehrenden  Helden;  an627 
diese  von  Italien  ausgehenden  Episoden  schliesst  sich  c.  111 
—114.  130  eine  Beschreibung  von  Sicilien  an,  zum  Schluss 
wird  wegen  Karthago  von  c.  131  an  auf  die  Geschichte  der 
Phönicier  eingegangen,  zunächst  auf  die  OoLvwi^ia  ygaiifiata, 
endlich  auf  ihre  Colonien  und  Entdeckungsreisen.  Diese 
Disposition,  die  nicht  vom  Compilator  herrühren  kann,  ist 
ein  starker  Beweis  dafdr,  dass  hier  eine  einzige  Quelle  vor- 
lag; nimmt  man  an,  dass  Timäos  sich,  was  der  Verfasser 
sogar  S.  438  selbst  zugeben  muss,  in  den  betreffenden  Par- 
tien an  Lykos  angeschlossen  hat,  und  dass  der  Compilator, 
wie  dies  Leute  seines  Schlags  oft  genug  thun,  die  Wunder- 
geschichte des  Letzteren  auch  da  wiedergab,  wo  Timäos  sie 
nur  angeführt  hatte,  um  sie  zu  kritisiren  und  zu  verwerfen, 
so  lassen  sich,  scheint  uns,  die  vom  Verfasser  gefundenen 
Schwierigkeiten  in  weit  einfacherer  Weise  heben.    Nachdem 


134  UEBER  MÜELLENHOFFS 

derselbe  sich  durch  diese  anerkenneuswerthe  Untersuchung 
den  Weg  gebahnt,  hat  er  sehr  gut  durch  Yergleichung  Diodors 
mit  Pseudo-Aristoteles  und  dem  Scholiasten  des  Lykophron  das 
auf  Timäos  Zurückgehende  aus  dem  Ueberlieferten  herausge- 
schält. Bedenken  bleiben  dem  Referenten  über  DiodorY,21— 23, 
die  nach  dem  Verfasser  aus  Timäos  entlehnt  sind,  jedoch 
mit  Einschaltungen  Diodors  aus  Kunde  seiner  Zeit  über 
Cäsars  Feldzug  nach  Britannien.  Das  ist  nicht  die  Art,  wie 
Diodor  sonst  zu  arbeiten  pflegt;  auch  enthalten  die  Ab- 
schnitte V,  24 — 40.  41 — 43  Nachträge  aus  Poseidonios  und 
einem  Ausschreiber  des  Euhemeros,  die  eigentlich  nach  der 
ganzen  Anlage  des  Werkes  zwischen  II,  47  und  48  ihren 
richtigen  Platz  gefunden  hätten  und  deren  Einschaltung  in 
der  Mitte  des  fünften  Buches,  der  vi^6t(otiKri  ßlßXog  (über 
deren  Umfang  der  Verfasser  S.  473  in  einem  merkwürdigen 
Irrthum  befangen  ist),  sich  am  Natürlichsten  daraus  erklärt, 
dass  Diodor  gerade  hier  auf  neue,  von  ihm  früher  übersehene 
Quellen  aufmerksam  wurde  und  das  Entsprechende  da  nach- 
holte, wo  er  sie  zu  benutzen  anfing.  Es  hat  somit  mindestens 
äussere  Wahrscheinlichkeit  für  sich,  dass  jene  Capitel  viel- 
mehr aus  Poseidonios  stammen,  der  auch  hier  den  Timäos 
überarbeitet,  wie  dieser  es  mit  Pytheas  gemacht. 

Nach  der  Masse  wüsten  Unsinns,  welche  die  Literatur 
über  die  Ausdehnung  von  Pytheas'  Reisen,  über  Thule  und 
das  Bernsteinland  aufzuweisen  hat,  ist  es  eine  wahre  Freude^ 
diese  Fragen  endlich  einmal  von  einem  besonnenen  Manne 
in  wahrhaft  kritischer  Weise  untersucht  zu  sehen.  Die  wohl- 
begründeten Resultate,  zu  denen  der  Verfasser  gelangt,  sind, 
dass  Thule  Schottland  ist,  und  dass  Pytheas  allerdings  weit 
über  die  Rheinmündungen  hinaus,  keineswegs  aber  bis  zu 
den  Gutonen  in  die  Ostsee  gekommen  ist.  Dieser  bisher 
herrschenden  Ansicht  wird  durch  den  überzeugenden  Nach- 
weis des  Verfassers,  dass  Povroveg  nur  ein  alter,  von  Plinius 
XXXVII  §  35  vorgefundener  Schreibfehler  für  Tsvtovsg  ist, 
jeder  Boden  entzogen.  Die  Bernsteininsel  Abalus,  auch  Ba- 
silia  und  Baicia  genannt,  lag  vielmehr  in  der  Nordsee;  die 
Verschiedenheit  des  Namens,  mit  der  der  Verfasser  S.  478 


DEUTSCHE  ALTERTHÜMSKÜNDE.  I35 

• 

nichts  Rechtes  anzufangen  weiss^  dürfte  sich  am  Einfachsten 
so  erklären,  dass  Pytheas  nebeneinander  "Aßako^  und  adjecti- 
visch  ii  'JßaXijffia  vil^og  gebrauchte,  welches  Letztere  zu 
BAAICIA  verstümmelt  und  dann  theils  in  BACIAIA,  theils  in 
BAAKIA  verlesen  wurde.  Weder  haben  —  so  fasst  der  Ver- 
fasser seine  Ergebnisse  zusammen  —  Phonicier  oder  Griechen 
den  Bernstein  aus  der  Ostsee  geholt,  noch  hat  vor  dem  ersten 
Jahrhundert  n.  Ch.  ein  directer  Verkehr  von  Pontus  oder 
Adria  dorthin  deshalb  stattgefunden;  wohl  aber  habe  ein 
Verkehr  von  dort  nach  dem  Süden,  ohne  den  Bernstein,  nicht 
ganz  gefehlt,  wie  ein  solcher  wegen  des  Bernsteins  zwischen 
Rhonemündung  und  Rheinmündung  stattgefunden  habe.  Wenn 
der  Verfasser  seiner  Freude,  einen  preussischen  Zopf  endlich 
abgeschnitten  zu  haben,  im  Vorwort  S.  IV  Ausdruck  leiht, 
so  wird  man  dieselbe  würdigen,  obgleich  der  Gerechtigkeit 
zu  Liebe  vielleicht  nachzutragen  wäre,  dass,  was  die  Ost- 
preussen,  von  dem  braven  Clüver  an,  hier  gefehlt  haben, 
auch  nicht  entfernt  au  die  Ausgeburten  der  Fieberphantasie 
heranreicht,  die  zu  Tage  gekommen  sind,  wenn  einmal  hol-628 
steinischer  Localpatriotismus  diese  und  verwandte  Fragen 
anfasste.  Die  hervorragende  Stellung,  die  Pytheas  unter  den 
grossten  Entdeckern  aller  Zeiten  einnimmt^  tritt  auch  durch 
Müllenhoffs  Untersuchungen  in  das  hellste  Licht,  und  gewiss 
wird  Jeder,  der  sich  einmal  um  die  an  seinen  Namen  sich 
knüpfenden  Fragen  bekümmert  hat,  den  Unmuth  des  Ver- 
fassers über  Strabon  theilen,  der  den  Homer  für  den  grossten 
Geographen  und  den  Pytheas  für  einen  Schwindler  hielt; 
dieser  Unmuth  durfte  ihn  aber  nicht  zu  in  ihrer  Unbilligkeit 
so  geradezu  ungeheuerlichen  Schimpfreden  verleiten,  wie 
S.  315:  „ein  Mann  von  so  stumpfen,  ja  groben  Sinnen,  so 
kurzem  Verstände,  geringer  Verschmitztheit  und  massigem 
Wissen,  wie  der  gute  Strabo  . . .  und  was  er  in  Wahrheit  ist, 
ein  arger  Tölpel";  richtiger  werden  S.  359 flF.  die  Fehler  des 
eigensinnigen  alten  Mannes  aus  seinem  starren  Dogmatismus 
hergeleitet.  Und  fast  möchte  man  glauben,  dass  in  der  Art, 
wie  Pytheas  seine  Entdeckungen  vortrug,  etwas  gelegen 
habe,   was   den   Argwohn   von  Männern   wie  Polybios   und 


136  ÜEBER  MUELLENHOFFS 

Strabon  herausforderte.  Die  Schwierigkeit,  wie  Pytheaa  sagen 
könne,  er  habe  die  einer  Meerlunge  gleichende  Mischung  von 
Erde,  Meer  und  Luft  selbst  gesehen,  wird  auch  vom  Ver- 
fasser S.  419  nicht  sowohl  gelöst,  als  weggedeutet  und,  bei 
Lichte  besehen,  nur  durch  Verdächtigung  des  Polybios  bei 
Seite  geschoben;  und  S.  483  sieht  auch  er  sich  zu  dem  Ge- 
siSndniss  genöthigt,  dass  die  Leute  auf  Abalus  den  Bernstein 
statt  des  Holzes  brannten  oder  zum  Feuer  gebrauchten,  könne 
Pytheas  nicht  als  ehrlicher  Augenzeuge  berichtet  haben: 
„wenn  uns  seine  Nachricht  unentstellt  und  unverfälscht  durch 
die  Epitomatoren  .  überliefert  ist,  so  war  er  entweder  nicht 
an  Ort  und  Stelle  und  berichtete  nur  nach  Hörensagen,  oder 
Dichtung  und  Wahrheit,  Gehörtes  und  Selbstgesehenes  ver- 
schob sich  wunderbar  in  seinem  Eopfe/^  Ist  es  psychologisch 
so  undenkbar,  dass  Pytheas,  der  mehr  als  einer  seiner  Zeit- 
genossen gesehen,  noch  Wunderbareres  erkundet  hatte  und 
,oft  genug  mit  dem  Zweifel  unberufener  zu  kämpfen  gehabt 
haben  mochte,  die  Schwäche  beging,  in  seiner  Schrift  sich 
der  Autopsie  auch  von  Dingen  zu  berühmen,  die  er  für 
wahr  hielt,  ohne  sie  selbst  untersucht  zu  haben?  Dass  er 
somit,  wie  der  schottische  miles  gloriosus  Bruce  den  unge- 
rechten Unglauben  gegen  seine  Entdeckungen  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  selbst  verschuldet  hatte?  Ein  gewisser  Eigen- 
sinn, wie  wir  ihn  in  der  willkürlichen  Zurechtmachung  der 
Ora  maritima  für  die  Phönicierhypothese  zu  constatiren 
hatten,  ist  auch  den  sonstigen  geographischen  Untersuchungen 
des  Verfassers  nicht  fremd.  Da  Zinn  nur  in  Comwall  und 
sonst  nirgends  gefunden  wird,  so  hatte  er  S.  92  die  Ansicht 
Schönings,  der  in  den  Eassiteriden  Britannien  selbst  sah, 
für  die  allein  richtige  erklärt  und  die  landläufige  Deutung 
auf  die  Scilly- Inseln  verspottet,  die  aus  keinem  anderen 
Grunde  für  ausgemacht  gelte,  als  weil  Einer  dem  Anderen 
gedanken-  und  kritiklos  nachspreche.  Dabei  hatte  er  aner- 
kannt^ dass  auch  später,  als  durch  Pytheas  ein  neuer  Name 
bekannt  geworden  war,  die  Eassiteriden  von  den  BQuavvv- 
xal  vf^6oi  unterschieden  und  als  eine  besondere  Inselgruppe 
im  Norden  von  Spanien  angesetzt  wurden,  nicht  etwa  bloss 


DEÜTSCBE  ALTERTflUMSKQNDE.  137 

von  Ptolemäos  und  PliniuS;  sondern  auch  von  Poseidonios^ 
der  in  Spanien  Erkundigungen  über  die  Inseln  von  Seefahrern 
eingezogen  hatte.  Auf  derselben  Seite  fand  sich  das  klein- 
laute Gestandniss,  dass  auch  im  alten  PeriplusY.  112  die  mit 
den  Eassiteriden  identischen  zinnreichen  östrjmnidischen*) 
Inseln  von  der  insula  Albionum  unterschieden  zu  werden 
nicht  bloss  „scheinen",  sondern  wirklich  werden.  Nicht  ge- 
nug, Plinius  lY  §  104  sagt:  *Timaeus  historicus  a  Britannia 
introrsum  sex  dierum  navigatione  abesse  dicit  insulam  Ictim, 
in  qua  candidum  plumbum  proveniat;  ad  eam  Britannos  viti- 
libus  navigiis  corio  circumsutis  navigare',  während  allerdings 
Diodor  Y,  23,  also  wohl  Poseidonios,  dies  dahin  berichtigt, 
dass  das  Zinn  nur  nach  Iktis  gebracht  und  dort  verladen 
werde.  Iktis  erklärt  MüUenhofif  selbst  für  eine  der  kleinen 
Inseln  am  Cap  Landsend ,  zu  deutsch  für  eine  der  Scilly- 
Inseln,  versichert  aber  S.  471  von  Neuem:  ^^Timäos  kann,529 
wenn  er  nur  einigermassen  wohl  unterrichtet  war,  nicht  ge- 
sagt haben,  dass  das  Zinn  auf  einer  Insel  neben  Britannien 
und  ausserhalb  der  grösseren  vorkomme.^'  Dies  ist  denn 
doch  ein  starkes  Stück  von  dovlsvsvv  rg  xmoQ'iösv,  Die 
Sache  liegt  eben  so,  dass  sämmtliche  Berichterstatter  ganz 
verschiedener  Zeiten  und,  wie  der  Wechsel  der  Namen  zur 
Genüge  darthut,  unabhängig  von  einander,  sich  darin  be- 
gegnen, dass  sie  die  Zinninseln  von  Britannien  unterscheiden. 
Ist  es  denn  etwas  so  Unerhörtes,  dass  der  Punkt,  von  welchem 
aus  eine  Waare  in  den  Handel  kommt,  für  den  Ursprungsort 
derselben  gehalten  wird,  und  dass  ein  solcher  Irrthum  sich 
traditionell  forterbt?  im  Gegentheil,  dächten  wir,  wäre  in 
der  Geschichte  der  Geographie  nichts  häufiger  als  dies. 
Dass  defr  Yerfasser  auf  die  Tollheiten  Bessells  über  Pytheas 
keine  Rücksicht  genommen  und  nur  S.  419  einmal,  ohne  ihn 
zu  nennen,  einen  Einfall  desselben  als  Curiosum  angeführt 
hat,  ist  nur  zu  billigen;  sonst  kann  man  seinem  Werke  eine 
Exclusivität  gegen  die  Ansichten  Anderer  nicht  zum  Yor- 
wurfe  machen,  und   es  verdient  rühmend  hervorgehoben  zu 

*)  [Im  Originaldrack  steht  „öatrymaischen".    F.  R.] 


138   ÜEBER  MÜELLENHOFFS  DEUTSCHE  ALTERTHÜMSKUNDE. 

werden,  dass  in  den  Nachträgen  S.  500  Müllenhoff  selbst 
seine  Untersucliangen  über  Hipparch  (S.  326—349)  als  durch 
Bergers  ,,  Geographische  Fragmente  des  Hipparch''  antiquirt 
bezeichnet. 

Um  noch  ein  Wort  über  den  Stil  zu  sagen,  so  schreibt 
der  Verfasser  ungeschminkt,  und  das  ist  ihm  um  so-  höher 
anzurechnen,  als  man  bei  Werken  von  Germanisten  stets 
darauf  gefasst  ist,  sie  nur  mit  Hilfe  eines  Glossars  verstehen 
zu  können;  aber  sein  Stil  ist,  wenn  nicht  schwerfällig  (was 
zu  viel  gesagt  wäre),  doch  schwer:  immer  muss  der  Leser 
scharf  aufpassen,  um  den  Faden  der  Darstellung  festzuhalten, 
und  namentlich  in  den  verschlungenen  Gängen  der  Unter- 
suchung über  die  Entstehung  der  Homerischen  Sagen  im 
ersten  Buche  meint  man  nicht  selten,  der  Verfasser  wolle 
auf  das  entgegengesetzte  Ziel  hinaus,  als  das,  dem  er  in 
Wirklichkeit  zusteuert.  Sollen  wir  zum  Schluss  die  Bilanz 
zwischen  den  Mängeln  und  den  Vorzügen  des  Werkes  ziehen, 
so  wird  unser  Endurtheil  dahin  lauten,  dass  es  eine  wissen- 
schaftliche Leistung  von  hervorragender  und  bleibender  Be- 
deutung ist. 


VI. 
Skylax  von  Earyanda.'*') 

Suidas  hat  folgenden  Artikel:  Suvka^  KaQvavdevg  (3ro-l41 
Aig  iöxl  rijg  Kagiag  nXriölov  *Aki7iaQva66ov  rä  KagvavSa)^ 
liad^rifiatLxig  xal  ^ovöixog.  nsgCnkow  räv  ixtog  räv  ^Hga- 
xX^ovg  örriXfSv.  tcc  xarä  rov  ^HgaxXeidfj  xov  Mvkaöäv  ßa- 
diXia,  yr^g  negCodov.  avxiygatpiiv  TtQog  trjv  TloXvßiov  tötogCav. 
In  diesen  Worten  sind  höchstwahrscheinlich  mehrere  Skjlax 
verwechselt.  Denn  die  Gegenschrift  gegen  Polybios  weist 
auf  einen  Zeitgenossen  dieses  Historikers  hin^  die  rf^g  nsQio- 
Sog  ist  aber  schwerlich  von  der  uns  unter  des  Skylax  Namen 
erhaltenen  Periegese  verschieden^  welche  mit  Niebuhr  in  die 
Mitte  des  vierten  Jahrhunderts  v.  Ch.  zu  setzen  ist.  Eine 
Sichtung  der  Angaben  des  Suidas  ist  daher  unerlässlich. 
Der  Einzige,  der  sie  bis  jetzt  versucht  hat,  ist  Müller,  Frag- 
menta  bist  Graec.  III  p.  183.  Er  schreibt  nsQCnXow  räv 
ivtog  (für  ixxog)  räv  ^HgaxXiovg  öxriXäv  und  verbindet  diese 
Schrift  mit  der  Fiig  nsgiodog  als  mit  ihr  identisch;  er  setzt 
sie  in  das  zweite  Jahrhundert  und  hält  den  Zeitgenossen 
des  Polybios  für  ihren  Verfasser.  Da  er  nun  von  der  An- 
sicht ausgeht,  dass  zwei  verschiedene  Kataloge  der  Schriften 
des  Skylax  von  Suidas  zusammengeworfen  worden  seien, 
so  identificirt  er  auch  die  ^jivriyQafprj  ngog  rf^v  JJoXvßCov 
Cörogiav  mit  dem  Werke  Ta  xarcc  rov  'HQCcxXeidfi  rov  Mv- 
Xaöäv  ßaöiXia,  und  meint,  Skylax  habe  nur  eine  Episode 
des  Werkes  des   Polybios   berichtigen  wollen,   die   sich  auf  142 


*)  [Rheinisches  Maseum  för  Philologie.   N.  F.   Neunter  Jahrgang 
(1863).     S/ 141—146.] 


140  SKYLAX  VON  KARYANDA. 

einen  obscuren  kariscben  Fürsten  Herakleides  bezogen  habe; 
es  möge  derselbe  einer  der  Tyrannen  gewesen  sein,  die  in 
der  ersten  Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts  v.  Ch.  nach  dem 
Kriege  der  Bomer  mit  dem  Antiochos  in  den  einzelnen 
kleinasiatischen  Städten  in  grosser  Anzahl  auftauchten.  Alles 
dies  sind  jedoch  sehr  kühne  Hypothesen  ^  die  sich  durch 
Nichts  beweisen  lassen.  In  Bezug  auf  den  Herakleides  ge- 
langt man  zu  einem  ganz  anderen^  wie  mir  jedoch  scheint, 
völlig  sicheren  Resultate,  wenn  man  die  Stellen  bei  Hero- 
dot  V,  121.  122  mit  37  vefgleicht.  Dort  erzählt  der  Vater 
der  Geschichte  Folgendes:  Als  Aristagoras  die  Fahne  des 
Aufruhrs  gegen  die  Perser  erhob,  schickte  er  einen  seiner 
Anhänger,  Namens  latragoras,  nach  Myus,  wo  damals  das 
persische  Heer  lagerte,  bei  welchem  sich  die  bedeutendsten 
kleinasiatischen  Tyrannen  befanden,  um  sich  derselben  mit 
List  zu  bemächtigen.  Dies  gelang.  Unter  ihnen  wird  auch 
Oliatos,  des  Ibanolis  Sohn,  von  Mylasa  genannt.  Diese  Ty- 
rannen waren  aus  Eigennutz  treue  Anhänger  der  Perser, 
und  es  kam  daher  dem  Aristagoras  darauf  an,  sie  zu  be- 
seitigen. Er  übergab  also  die  gefangenen  Tyrannen  ihren 
Mitbürgern.  Nur  an  Einem,  der  besonders  verhasst  war, 
wurde  ein  Exempel  statuirt;  den  Eoes  von  Mitylene  nämlich 
steinigten  die  Lesbier.  Die  übrigen  Tyrannen,  also  auch 
den  Oliatos,  liess  man  frei  geheu,  wohin  sie  wollten.  Die- 
Städte  aber  loniens  sowohl  als  Eariens  schlössen  sich  ihrem 
Be&eier  Aristagoras  an.  Nachdem  die  Earer  am  Mäandros 
vom  persischen  Satrapen  Daurises  zwei  Niederlagen  erlitten 
hatten,  ermannten  sie  sich  wieder  und  wetzten  bald  darauf 
ihre  Scharte  aus,  indem  sie  unter  Anführung  des  Herakleides, 
eines  Sohnes  des  Ibanolis^),  aus  Mylasa  die  Perser  bei  Peda- 


1)  Man  beachte  den  Wechsel  griechischer  und  semitischer  Namen : 
ein  interessanter  Beweis  von  der  frühen  Gräcisirung  Eariens.  Im  Yer- 
zeichniss  der  karischen  Heerführer  im  Heere  des  Xerxes  werden  uns 
genannt:  Damasithymos  des  Kandaules  Sohn,  Histiäos  des  Thymnes 
Sohn,  Artemisia  des  Lygdamis  Tochter  (Her.  Yll,  99).  Auch  beschreibt 
Herodotyil,9d  die  Bewaffnung  der  Earer  als  fast  ganz  griechisch. 
[Vgl.  oben  S.  88.    F.  R.] 


SKYLAX  VON  KARYANDA.  141 

sou  überfielen  uDd  gänzlich  schlugen;  in  diesem  Gefechte 
fiel  Daurises  mit  vielen  vornehmen  Persem.  Diese  kurze  Er- 
zählung des  Herodotos  ist  höchst  wichtig,  nur  müssen  wirl43 
mehrere  Mittelglieder,  die  darin  fehlen,  ergänzen.  Ibanolis, 
der  Vater  des  Oliatos  und  des  Herakleides,  war  vermuthlich 
Eonig  von  Mylasa  und  ihm  folgte  sein  Sohn  Oliatos  in  der 
Regierung-,  wenn  er  tvQuvvog  heisst^  so  ist  darum  an  keine 
Gewaltherrschaft  zu  denken ;  nennt  doch  Herodotos  den  Kroi- 
sos  einen  tvQavvog.  Nach  der  Yerjagung  des  Oliatos  führten 
die  Earer  gewiss  nicht  eine  republikanische  Verfassung  ein, 
sondern  ersetzten  nur  die  persisch  gesinnten  Häuptlinge 
durch  solche,  die  es  mit  dem  Aristagoras  hielten;  ihre  neuen 
Fürsten  waren  sicher  den  alten  Fürstenhäusern  entsprossen. 
In  der  That  finden  wir  einen  Fürsten  Pyxodaros  von  Eyinda 
im  Heere  des  Aristagoras  (Her.  V,  118).  Also  wird  auch 
Herakleides  Eonig  von  Mylasa  gewesen  sein;  es  scheint,  dass 
Aristagoras  ihn  ganz  in  sein  Interesse  zog.  Ich  bin  über- 
zeugt, dass  er  nicht  verschieden  ist  von  dem  Eonige  Hera- 
kleides von  Mylasa,  dessen  Geschichte  Skylax  schrieb,  und 
zwar  nicht  der  Zeitgenosse  des  Polybios,  sondern  der  alte 
Skylax  von  Earyanda,  den  wir  aus  Herodot  IV,  44  als  kühnen 
Länderentdecker  zur  Zeit  des  Eonigs  Dareios  I.  von  Persien 
kennen;  denn  so  interessant  immerhin  jener  Herakleides  als 
ein  karischer  Nationalheld  sein  mochte,  so  würde  ihn  doch 
schwerlich  ein  Zeitgenosse  des  Polybios  zum  Stoff  einer 
Monographie  genommen  haben.  Dagegen  passt  die  Schrift 
trefflich  für  jenen  alten  Skylax,  den  Zeitgenossen  und  Lands- 
mann des  Herakleides.  AufföUig  ist,  dass  Herodotos  nicht 
eine  Silbe  von  dem  sagt,  was  auf  die  Schlacht  von  Pedaaon 
folgte.  Sollten  sich  die  Perser  diese  Schmach  von  einem  so 
unbedeutenden  Volke,  wie  die  Earer  waren,  haben  gefallen 
lassen?  Gewiss  nicht,  am  wenigsten  nach  der  Unterdrückung 
des  viel  gefährlicheren  ionischen  Aufstandes.  Es  fielen  da 
wohl  noch  hitzige  Eämpfe  vor,  die  vielleicht  nicht  zu  Un- 
gunsten des  Herakleides  ausfielen;  wir  finden  wenigstens, 
während  alle  kleineren  karischen  Dynastengeschlechter  in 
dieser  Zeit  untergingen,  erst  hundert  Jahre  später   Mylasa 


142  SKYLAX  VON  KARYANDA. 

in  der  Gewalt  der  Konige  von  Halikarnassos.  Ich  glaube, 
Herodotos  fasste  sich  kurz,  weil  söin  Landsmann  Skylax 
über  alle  diese  Ereignisse  schon  berichtet  hatte.  Nur  so 
erklärt  es  sich;  wie  Herodotos  Dinge  übergehen  konnte, 
über  die  er,  wenn  irgend  £iner,  gut  unterrichtet  sein  musste 
i44UDd  die  doch  auch  ein  mehr  als  bloss  lokales  Interesse 
hatten.  So  wissen  wir  ja,  dass  er  z.  6.  Dinge,  die  vor  ihm 
schon  Hekataos  von  Milet  erzählt  hatte^  nur  leicht  berührte; 
er  wird  sich  also  hier  auf  den  Skylax  von  Earyanda  bezogen 
haben.  Die  Zurückführung  einer  historischen  Schrift  auf 
jenen  alten  Skylax  ist  nicht  unwichtig  für  die  ganze  grie- 
chische Historiographie.  Die  Thätigkeit  der  Logographen 
—  und  zu  diesen  müssen  wir  den  Skylax  rechnen  —  war 
bekanntlich  nach  zwei  Seiten  gerichtet:  ihre  Schriften  sind 
theils  periegetisch,  theils  genealogisch -historischer  Natur. 
Bisher  war  von  Skylax  nur  eine  Schrift  der  ersten  Art  be- 
kannt. Er  hatte  nämlich  im  Auftrage  des  Dareios  den  Indus 
Ton  der  Stadt  Easpapyros  bis  zu  seiner  Mündung  befahren, 
war  Ton  da  in  das  Meer  gesegelt  und  nach  272  Jähren  an 
den  Ort  gelangt,  von  welchem  Necho  die  Phöniker  zur  üm- 
schifFung  Africas  ausgesandt  hatte,  d.  h.  an  den  innersten 
Winkel  des  rothen  Meeres  (Her.  IV,  44).  Skylax  legte  die 
Resultate  dieser  Fahrt  in  einem  Periplus  nieder,  der  die 
Küsten  des  Indus  und  Arabiens  beschrieben  haben  wird. 
Die  Art,  wie  AthenäosH  p.  70C  diesen  Periplus  citirt,  scheint 
einen  Zweifel  an  der  Aechtheit  des  später  unter  des  Skylax 
Namen  cursirenden  Werkes  anzudeuten.  Das  ächte  Werk 
ging  also  vielleicht  schon  in  sehr  früher  Zeit  verloren,  ein 
Schicksal,  welches  auch  die  Geschichte  des  Herakleides  be- 
troffen zu  haben  scheint,  von  der  wir  nur  durch  Suidas  etwas 
wissen.  Sie  zeigt  aber,  dass  Skylax  sich  auch  nach  der 
historischen  Seite  hin  versuchte,  und  zwar  in  einer  Weise, 
die  ihn  vor  anderen  Logographen  auszeichnet.  Denn  er  ist, 
wenn  nicht  Alles  trügt,  der  erste  unter  diesen,  der  einen 
gleichzeitigen  historischen  Stoff  behandelte,  ja  vielleicht  sogar 
der  erste,  der  den  mythischen  Boden  verliess  und  den  der 
wirklichen  Geschichte  betrat.     Von   den   fünf  Logographen 


SKYLAX  VON  KARYANDA.  143 

nämlich;  welche  von  den  Alten  fiir  die  ältesten  erklärt  wer- 
den,  sind  zwei,  Akusilaos  und  der  Milesier  Eadmos,  ziemlich 
apokryphisch*),  Hekatäos  und  Pherekydes  bebandelten  in 
ihren  Fsvsaloyiai  nur  mythische  Stoffe;  es  bleibt  also  nur 
Dionysios  von  Milet  übrig ,  der  IIsQötica,  also  einen  rein 
geschichtlichen  Stoff ,  behandelte.  Allein  dieser  kann  nicht 
so  alt  sein,  wie  ihn  Suidas  macht;  denn  er  schrieb  ra  iista 
^agetov  in  fünf  Büchern,  schrieb  also  wenigstens  nach  deml46 
Zuge  des  Xerxes.**)  Dagegen  ist  Skylax  um  ein  Bedeutendes 
älter:  seine  indische  Entdeckungsreise  wird  in  das  Jahr  509 
T.  Ch.  gesetzt,  der  Aufstand  der  Earer  erfolgte  aber  um  das 
Jahr  499  t.  Gh.,  die  Einnahme  von  Milet,  welche  dem  ionischen 
Aufstande  ein  Ende  machte,  im  Jahr  494  y.  Ch.  Wir  können 
also  die  schriftstellerische  Thätigkeit  des  Skylax,  eines  Zeit- 
genossen des  Hekatäos,  etwa  um  490  y.  Ch.  ansetzen.  Da 
wir  auf  diese  Weise  diesen  alten  Skylax  von  Earyanda  in 
sein  Recht  als  Verfasser  der  Geschichte  des  Herakleides 
wieder  eingesetzt  haben,  so  wird  auch  das  Urtheil  über  den 
Katalog  der  von  einem  Skylax  herrührenden  Schriften  bei 
Suidas  zu  modificiren  sein.  Wir  wissen  nun,  dass  die  Schriften 
nicht  zweier,  sondern  dreier  Männer  dort  zusammengeworfen 
sind.    Nun  bemerke  man  die  Reihenfolge: 

1)  IIsQiiclovg  zmv  ixtbg  täv  ^UgaxlsCaiv  ötriläv, 

2)  Tä  xarcc  tov  'Hgaxkeldfiv  (490  v.  Ch.). 

3)  r^s  TUQiodog  (360  v.  Ch.). 

4)  ^AvziYQa^i  TtQog  xijv  Ilokvßiov  [ötogCav  (140  v,  Ch.). 
Man  sieht,  die  Chronologie  ist  darin  genau  beobachtet,  wenn 
die  Werke  auch  Verschiedenen  angehören.  Dies  berechtigt 
uns,  auch  über  das  Werk  Nr.  1  ein  anderes  ürtheil  zu  fällen, 
als  von  Müller  geschehen  ist.  Ich  sehe  darin  das  periegetische 
Werk  des  Zeitgenossen  des  Hekatäos;  ixtbg  in  ivrog  zu 
ändern  ist  dann  überflüssig.    Immerhin  ist  es  möglich,  dass 


♦)  [Vgl.  Gntscbmid  in  Flachs  Hesychios  p.  7  Nr.  XX.   F.  R.] 
**)  [Zu  Flachs  Hesychios  p.  67  Nr.  CCXXI  schreibt  Gutschmid  t« 
%ttttt  JaQstov,  wie  bereits  früher  Fabricius,  Bibl.  Graec.  IV  p.  410  ed. 
Harles.    Die  fönf  Bücher  tmif  xatä  Jai^stöv  aber  hielt  er  für  identisch 
mit  den  IltQatna.    F.  B.] 


144  SKYLAX  VON  KARYANDA. 

das  Werk  untergeschoben  war^  wie  Aihenäos  anzudeuten 
scheint:  vielleicht  fügte  ein  Späterer  an  die  vom  alten  Skylax 
selbst  herrührende  Beschreibung  der  indischen  und  arabischen 
Küsten  der  Vollständigkeit  halber  eine  Periegese  Libyens. 
Sind  diese  Yermuthungen  auch  nicht  gesichert,  so  ist  uos 
doch  nicht  erlaubt,  jene  Schrift  mit  der  noch  erhaltenen 
iTJs  iCBQiodog  zu  identificiren.*)  Was  nun  endlich  den  Ver- 
fasser der  ^AvxiyQa^ri  icqoq  tiiv  JJolvßCov  tötOQiav  betrifft, 
so  beziehen  sich  auf  ihn  ohne  Zweifel  die  Worte  des  Suidas: 
liadififjucrLKos  xal  [lovötxos-  Ob  er  aber  auch  aus  Karyanda 
war,  ist  zweifelhaft,  da  Suidas  ihn,  wie  wir  sahen,  mit  zwei 
anderen  Skylax,  die  wirklich  aus  Earyanda  waren,  verwech- 
i46selte.  Ueberdies  unterliegt  es  wohl  kaum  einem  Zweifel,  dass 
dieser  Mann  mit  einem  Skylax  von  Halikarnassos,  den  Cicero 
de  div.  11,42  als  Staatsmann,  Astrologen  und  Freund  des 
Panätios  erwähnt,  identisch  ist.  Wenigstens  passt  die  Zeit 
ganz,  und  Mathematik  und  Astrologie  waren  verwandte 
Studien.  Möglicherweise  bedeutet  asirologus  und  fucdi^iiatL- 
xog  ganz  dasselbe;  denn  Letzteres  kommt  oft  in  der  Bedeu- 
tung Xaldatog,  ysvsd^liaXoyog  vor.  Will  man  die  Autorität 
des  Suidas  retten,  so  kann  man  sagen,  Skylax  sei  in  Earyanda 
geboren  gewesen,  habe  sich  aber  nach  der  nahe  gelegenen 
grösseren  Stadt  Halikarnassos  benannt;  indess  ist  es  wahr- 
scheinlicher, einen  Lrrthum  des  Suidas  anzunehmen,  um  so 
mehr,  da  der  Name  Skylax  (der  wohl  dem  altdeutschen  Weif 
entspricht),  in  Earien  öfters  vorkam;  einen  Myndier  dieses 
Namens  nennt  z.  B.  Herodot  (V,  33). 

'*')  [Flach  sagt  in  seiner  Ausgabe  des  Hesychios  p.  199  zn  Nr. 
DCCXL:  'Periplum  Scylacis  nomen  ferentem  quarto  saeculo  a.  Ch. 
concinnatnm  esse  constat;  ex  cnius  initio  (a^go^t  Ss  dno  'H^anls^atv 
ctTiXmv  väv  iv  ty  EvQmnjj  f/te^^t  'H^anUsüßv  ütrilmv  %Av  iv  x^  Aißvjj) 
Suidas  titulum  effecisee  collegit  OtUschmid.^  Nachher  aber  bemerkt  er: 
^yrjg  nsgiodov  yere  ad  logographum  spectat'  und  in  den  Addenda  p.LXXI 
schreibt  er:  *£}ivXa^lS  HeraclidemMylasensemHerodotiV,  121  putavit  esse 
Gutschmid^  impugnatus  a  Müilero  1.  c.  [Geogr.  Gr.  min.  I  p.  XXX VIII]; 
ille  vero  dynastas  Mylasenses  saeciüi  II.  a.  Chr.,  modo  umquam  extite- 
rint,  reges  appellari  potuisse  negat  et  priorem  opinionem  etiamnum 
tuetur,  de  capite  aliquo  nberiorig  operis  logographi  agi  putans  '  F.  B.] 


VII. 
Index  fontiam  Herodoti.*) 

I.  "Oiffcg  TS  xal  yvd^ri  xal  iCxoQtri.^) 

"O^jff^g,  Kai  iv  Zaxvvd'p  ix  Xl^vrig  xal  vdatog  nCööav 
dva(peQO^€Vfiv  avrbg  iyä  ägeov  IV,  195.  iöxi  ösiöfiov  igyov^ 
mg  if^ol  iq)aiv£to  elvai^  fi  didötaöig  xAv  ovgiiQv  (Thessali- 
corum)  VII,  129.  ddov  xal  avxog  xd  fiaxakla  xavxa  (Tha- 
sioram)  VI,  47.  aicixo^riv  xal  ig  0a6ovy  iv  xfj  svqov  [qov 
'HQaxUog  II,  44.  xaQaytXijöia  xavxri  (Atticae)  Tcal  of  TavQoi 
vi^ovxai  xijg  Uxvd'M'^g  ^  (og  si  xijg  'Axxixrjg  aXXo  id^og  xal 
firj  ^A%^vaZov  v6(ioiaxo  xov  yowbv  xov  Sovviaxov^  iidXXov 
ig  xov  Tcovxov  xi^v  äxQtjv  dvi%ovxa^  xov  aico  Soqlxov  iiB%(ft 
^AvatpXvöxov  dri^ov  . . ,  og  Sl  xijg  ^Axxixijg  xaixa  ft^  naga- 
aixX(DX€,  iyd)  di  aXXog  drjXoiöcj'  mg  al  xijg  'Irjxvyirig  aXXo 
id'vog^  xal  /i^  ^Ii^xvyag^  aQ^d^svoc  ix  BqsvxböCov  Xifisvog 
dxoxa^oCaxo  ^i%Qi  TdQavtog  xal  vsiiovaxo  xriv  axQViv  IV,  99. 
oöov  fihv  TifLStg  dxQsxi&g  i^tl  (laxQoxaxov  (ultra  Scytliiam) 
oloi  t'  iysvofis^a  dxori  i^txiö^at^  ndv  aiQTJasxac  (IV,  17 — 31) 
IV,  16.  T^dij  oöxtg  dyxod'sv  %LQva  adgriv  TCiTcrovöav  slSs^ 
olds  xo  Xiyfo  IV,  31.  mg  iym  övußaXXofievog  iv  nQoxovvT^am 
xs  otal  Msxastovxtm  avQiöxov  IV,  15.  ii€7CL6xd(i€vog  (magni- 
tudinem  milii  et  sesami),   (ivi^firiv  ov  xotilaofjiaL'   ev  eidmg 


*)  [Hie  index  tjpis  nondom  expressufl,  utilis  certe  ad  varia  stadia, 
conscriptns  est  anno  1870.  Diligentissime  ezaratus  est  manu  auctoris. 
F.  R.] 

1)  Hoc  capite  ei  loci  non  repetantur,  qoi  in  posterioribns  capiti- 
bas  singula  cognitionis  genera  et  singulas  nrbes  et  terrafl  tractantibus 
exscribnntur. 

T.  GuTsoHinx),  Kleine  Schriften.   IV.  10 


146  INDEX  PONTIUM  HERODOTI. 

oxL  total  fiii  &my(i6V0v6L  ig  triv  Baßvltoviriv  %(OQriv  xal  tä 
eiQrjiisva  xaQTtäv  i%6^LSva  ig  anifStiriv  nokXriv  dntxtai  I,  193. 
iyG)  ^iv  (icv  (statuam  in  templo  Beli  Babylone)  ovx  slSov 
ly  183.  ijtXsvöa  xal  ig  Tvqov  xf^g  Ooivixrig^  7CWd'av6(ievog 
avto^c  alvai  [qov  'HQUxXiog  ayiov  xal  tdov  TcXovdfog  xax- 
€<SX€va6^svov  II,  44.  sldov  iv  rg  TvQp  Tcal  akXo  [qov  'Hqu- 
xXiogy  iscavvfkiriv  i%ovtog  @aöcov  elvai  II,  44.  og  rovrovg 
(Pataecos  in  Phoenicum  triremibus)  ft^  oxw^tst,  iya>  di  oC 
ornLavicD  m,  37.  t6  lldog  oitotov  xt  ixBi  fj  xa^'qkog^  ixi- 
öxaiiivotöL  xoiöL  ^EXkriöi  ov  övyyQugxo'  xb  äi  nr^  inv6xiaxav 
avx^g  xovxo  q>Qa6(o  III,  103.  airtäv  AlyvJtxCoyv^  oi  ^iv  xsqI 
xriv  67teLQ0^ivriv  Atyvicxov  olxiovöi  . . .  koytdxaxoC  eloi  (la- 
X(f£  xäv  iya  ig  öta%6iQav  ajttxo^riv  II,  77.  f^^^pt  (ihv  xov- 
xov  (II,  5 — 98)  oilfLg  xi  infj  xal  yvci(iri  xal  IöxoqCti  xavxa 
kiyovüd  iöXL'  xb  dh  anb  xovds  (II,  99 — 146)  AiyrmxCovg 
iQX0(iac  koyovg  igiov,  xaxd  xa  i^xovov  TtQOöicxai  S%  avxolöC 
XL  xal  xfjg  iurjg  o^tog  II,  99.  o6a  oi  x£  akkoi  avd'Q(07Coi  xal 
AlyvTCxioi  kiyovöi  .  .  .  xaxd  xavxriv  xr^v  xcigriv  yevi6%rai^ 
xaxn  f^dri  q)Qd6<o  (II,  147 — 182).  nQoöiöxat  Si  xi  airtolöi 
xal  xf^g  i^ijg  b^vog  II,  147.  xavxrjg  xijg  x^QVS  ^^S  elQ'q^ivrig 
(Aegypti)  i]  TCokkri  .  .  .  idoxsi  xal  avxm  [loc  elvai  ijcixxrjxog 
Alyv7ixCoi6i  II,  10.  d'mviia  ^iya  tdov^  7tvd'6[i£vog  nagd  xmv 
iyXCüQiayi/  (Pelusii)  III,  12.  x6  ftot  xfSv  q>av£Qwv  (in  fano  La- 
tonae  Butone)  d'ävfia  (liyiöxov  xaQexoiiuBvov  tpQaecj  . . .  otürco 
niv  VW  6  vqbg  xäv  q>av£Qciv  fiOL  xäv  tcsqI  rotJto  xb  [qov 
iöxi  d'av^aaxoxaxov  xäv  Sh  dsvxiQWv  vrjöog  ^  Xififiig  xa- 
keviiivri  11, 155 — 156.  avxbg  ^iv  Sya)y£  ovxs  nkiovtsav  ovxe 
XLvri^elaav  tSov  xid'tjna  di  dxovmv  ei  vijaog  dkr^ia^g  itsxl 
nkaxiq  II,  156.  Atfii/17  xb  i6xl  ixo^ivrj  (prope  fanum  Minervae 
Sai)  .  .  .  (liya^og^  mg  i^ol  idoxec,  otfi^  7t€Q  rj  iv  /Ji^kcu^  rj 
XQOXosiöfig  xaksofiivi]  II,  170.  xavxa  xal  fi(i6tg  mgiofiBv^  oxl 
vnb  XQ^^'^  ^«S  %^^Q^9  dTtoßsßkr^xaCi  (colossi  pellicum  My- 
cermi),ar  iv  xoöl  avxicDV  tpaCvovxai  iovöau  ht  xal  ig  i(ii 
II,  131.  Cdov  xal  dkka  bfiota  rovxoiöi,  iv  JlaitQiqfii,  III,  12. 
xal  ig  TOVTO  rö  x^Q^^'^  (Arabiae  prope  Buto)  rikd'ov^  nw- 
^avofiavog  tcsqI  xäv  nxBQfoxäv  6q>C<DV  II,  75.  i6xi . . .  oQVig 
[Qog^  x^  ovvoiia  (potvi^'  iym  [liv  ^iv  ovx  eldov^  st  (iri  oöov 


INDEX  PONTIUM  HERODOTI.  147 

ygccfpy  II;  73  bis.  taika  (pyramidam  mensuras)  . . .  xal  ri^Btg 
i(i6tQT^öa^£v  II;  127.  tcc  yLStimga  räv  oixriiiatcDV  (labyrinthi) 
ttvroL  te  oQiofjLSv  dta^Lovtsgy  xal  avtol  d'€ri6d[isvov  Idyoiisv 
ta  S\  avtäv  vxoyaia  loyoiöi  inw%^av6^B%a  11,  148.  tri 
avto  i(ovtov  iöxL  iiaxQOtatov  (moos  Arabicus);  mg  iyA  inw- 
-^«vofMyi/  ovo  ^Tjvciv  ccvro  alvat  xfig  hSov  &nb  riovg  XQog 
iönsQrjv  II;  8.  ötddtot  iiaX^öra  idoxsov  (lot  elvat,,  rij  özetvo- 
xaxov  iext  (vallis  Aegyptiaca),  dtriKOöicov  ov  icksCovg  ix  xov 
^AQaßCov  ovQsog  ig  xb  Atßvxov  xaksv^svov  II,  8.  xoöovds 
fi^v  aXXo  int  fiaxQoxaxov  ixvd'oiiriv  (II,  29—34);  (lixQ^  f*^^ 
^Ekeq>avxCvrig  nokvog  avxoTCxrig  iXd-civy  xb  d*  axb  xovxov,  axoij 
i^örj  töxoQimv  II;  29.  ^xoöavxa  duigia  ij  xäv  voyMÖ(ov  Avßvmv 
yr^  s%£i^  oöov  i^^stg  CöxoQiovxsg  iicl  ^axQotaxov  olöC  xs  iys- 
vo^ta  i^ixiöd^ac  IV,  192. 

*Eg  i^i  et  similia;  coniuncta  cum  Praeterito. 
^AQyeimv  xal  Alyiinjxsav  at  yvvatxsg  ix  xs  x66ov  Ttax*  iQiv 
xäv  *jid7ivai<ov  nagovag  ixt  xal  ig  i^^  iipoQSOv  ^li^ovag  rj 
Ttgb  xov  Y,  88.  6  /lagslog  .  .  .  inl  noxa^ä  ^Oagtp  .  .  .  oxtid 
x£C%Ba  ixsixLös  ^yaka^  xmv  ixi,  ig  ifih  xa  igsCma  öäa  7\v 
IVy  124.  K6k%oi  , . .  Tud  ot  nQ06B%ieg  (lixQi  xov  Kavxdaiog 
ovQsog  . .  .  dciga,  xa  ixa^avxo^  ixt  Tcal  ig  i(ii  dtä  jCBvxexrj- 
Qtdog  ayivBOv  III;  97.  ot  S%  (Barcaei)  rj  xm^Lti  xavxy  ovvoiia 
id'Evxo  BaQXTiVj  7]nBQ  ixt  xal  ig  i(iB  rjv  olxEviiivri  iv  xfj  yrj 
xy  BaxxQijj  IV;  204.  ivxav^a  (Ardericcae  in  Cissia)  xovg 
*E(fBXQtiag  xaxoixtöB  ßaötkBvg  ^dagstog'  o£  xal  (lixQi  i(iBo 
bI%ov  xriv  %(QQriv  xavxriv,  tpvkdööovxBg  xf^v  agxatriv  ykäööav 

VI,  119.  ^tbg  Br^kov  [qov  xakxonvkovy  Ttal  ig  i(ih  xovxo 
ixt  iov  I,  181.  'A(iad'ovötot  inotBov  xavxa  (inferias  Ooesilo 
mittendas)  Tcal  xb  (lixQ''  i^^v  V,  114.  iyivsxo  iv  xp  voftä 
xovxip  (Mendesio)  iic^  ifisv  xovxo  xb  xigag  II,  46.  ^|  &v  il^a- 
vi6xvi6av  x^QO>v  (lones  et  Cares),  iv  xovxotöt  öri  ot  xb  bkxol 
xmv  vBcov  xal  xa  igsCnta  xmv  olxtmdxmv  xb  yiixQ^  iy^^v  7j6av 
II,  154.    Tcoktg  Kdittxogy  xtjv  xax    ifjth  ^Axgayavxtvot  ivi^ovxo 

VII,  170.  Kakkijj  xm  'Hksim  i^alQBxa  iv  yri  ri}  Kgoxmvtrixtöt 
nokka  dod-ivxa,  xa  xal  ig  i^h  ixt  ivi^ovxo  ot  Kakkiam  dno- 
yovot  V,  45. 


10  = 


148  INDEX  FONTIÜM  HERODOTI. 

IL   ^jivad'i^fiata  xal  ta(pal  xal  akXa  ^vfi^oövva. 

Athenae.  Tu^  nddccg  avtäv  (Boeotorum  et  Chalciden- 
sium),  iv  t^iSi  idsdiato,  avexQ^fucöav  (Athenienses)  ig  xriv 
axQOJtoktVj  ccZtcsq  hp  xal  ig  ifil  ^iSav  itSQUOViSaLy  XQSiMiiievat 
ix  xav%iiov  7CSQi7CB<pXBV6^iva}v  jcvqI  vno  xov  Mi^dov,  avtiav 
dl  xov  (isyaQov  xov  ngog  667teQi]v  xsxQafiiiavov  Y,  77.  Kai 
xäv  IvTQiDv  xr^v  dexdxriv  ävsd'rixavj  TtoirjödiuvoL  xi^Qi%%ov 
%akxBov'  x6  8\  aQiöxBQT^g  %BQog  eöxrixB  %qAxov  iöiovxi  ig 
xa  nQoxvlaca  xd  iv  xy  dxQo^oki,^  iTtvyiygaxxai  di  oC  xdds 
Yy  77.  ayovxsg  (Athenienses)  . . .  xal  xd  ojtka  xäv  ysgyuQicav 
(Hellesponti),  wg  dva^iqöovxsg  ig  xd  IgdlK^  121.  —  xid'axxav 
Kl^v  ngo  xov  ai^rfog,  nigrjv  xijg  did  KocXr^g  oiakeofi^ivi^g 
odov'  xaxavxCov  d*  avxov  ot  innoi  xsxdtpaxac  avxai^  at  xQstg 
'0Xv(i7CidSag  dvskonsvat  VI^  103. 

Eleusis.  ^AgysCovg  xovg  (isxd  üokvvsCxEog  inl  Si^ßag 
iXdöavxag  . . .  %dii>ai  xi^g  ri(i£xiQrig  (Atheniensium)  iv  ^Elsvötvi 
IX,  27.  yevo(iivrig  ^A^vaCotöi  fiäxfig  JtQog  rovg  döxvysixovag 
iv  *Eksv6tv^  . . .  diti^avB  (Tellus)  xakXi^öxa'  xaC  ^iiv  ^A^rivatov 
dfifioöiri  id'atffav  avxov  x^  tcbq  inatsa  I,  30. 

Alopecae.  'AyxinoXiov  bIöI  xaq>al  xijg  ^Axxixijg  ^AXa- 
TtBX^öi,^  dy%ov  xov  ^HgaxXrjtov  xov  iv  Kwo^aQyBt  V,  63. 

Sunium.  0[  "EXXtjvBg  . .  .  xotöi  &BOi0i  i^BtXov  dxgod-i- 
via  (praedae  Salaminiae),  aXXa  t£,  xal  xQii^QBag  xQBtg  4>ot- 
vC66ag  . .  .  xriv  äi^  iscl  Eovviov  {dva^Blvai)  VIII,  121. 

Salamis.  OC^EXXrjvag  . . .  xotiSi  ^boZöl  ii^atXov  dxQO^i- 
via  (praedae  Salaminiae),  aXXa  xb^  xal  XQvr^QBag  XQBlg  Ooi- 
vioaag  . . .  xiiv  di,  xä  Atavxi,  avxov  ig  SaXa^itva  (dva^Bi- 
i/at)  VIII,  121. 

Geraestus.  Tovxov  xov  'EqiioXvxov  xaziXaßE  .  .  ,  iv 
KvQvp  xr^g  KagviSxirig  x^9VS  dnoQ'attovxa  iv  [idxy^  xato^ai 
inl  rBQaiCx^  IX,  105. 

Del  US.  'ff  "9^X1?  avxicDv  (Arges  et  Opis)  iiSxl  oxtöd^B 
rov  'AgxB^iöioVj  ngog  rjä  xBXQafi^ivr^  y  dyxoxdxco  xov  Ki^ttov 
[öxirjXOQiov  IV,  35.  x6  arj^id  (Hyperoches  et  Laodices)  iöxi 
B6(o  ig  xo  ^AgxB^iöiov  iöiovxi,  dgLöxBQfjg  %££(»og  IV,  34. 


INDEX  FONTIUM  HERODOTI.  149 

Taenarus.  ^AqCovo^  iöxi  avd^(ia  %dk%Bov  ov  {liya 
inl  TaivttQw,  inl  dsktptvos  ineAv  äv^gamog  I,  24. 

Thornax.  "Ayak^ia^  xb  vvv  tijg  Aaxan/Lxijg  iv  Sogvaxi 
idQvrai  ^ATtokkmvog  1,  69. 

Aegina.  Tol6i  ^Agyeloiöi  xal  %ol6i  Alyivqtriöi .  . .  tods 
TtovijöaL  vofiov  alvai  icagi  ötpi  ixaxBQO^öv  ,  , .  ig  x6  tgov  xmv 
d^emv  xovticav  (Damiae  et  Auxesiae)  nsQovag  ^ikiöxa  avaxi- 
^ivai  x&g  yvvatxag  V,  88.  —  xäv  vriäv  xanglovg  ixovödfov 
xag  JCQfDQag  rjxQCDxrjQiaöav  (Aeginetae) ,  Tcal  dvs&söav  ig  x6 
[qov  xfjg  ^A^ffvaifig  iv  Alyivji  III,  59, 

Isthmus.  OC  ''Ekkriveg  . .  .  xotöi  d-sotöL  il^Btkov  axQo- 
9'ivux  (praedae  Salaminiae),  akka  xs^  xal  XQti^Qsag  xgstg  9oi' 
vlööaq'  xr^v  (kiv^  ig  'l69'^v  avadstvac^  fjneQ  ht  xal  ig  ifih 
tjv  VIII,  121.  dsTcdxriv  i^skovxsg  (victores  ad  Plataeas)  .  .  . 
rdf  iv  *l6^(iä  O-fo,  an  ^g  mxa7iri%vg  %akxaog  noffHds(ov 
i^syivexo  IX,  81. 

Sicyon.  ^HQpav  r(v  xal  itfxi,  iv  avxij  xfj  ayogij  xäv 
UiTcvmvicDV  ^AÖQi^öxov  xov  Takaov  V,  67.  ijeayayoiievog  o 
KksL(S^ivijg  xov  Mskavinnov^  xi^svog  ol  djcddsl^s  iv  avxä  xä 
nQvxavrit<p^  xai  (iiv  tdgvös  ivxav&a  iv  xä  l6%vQ0xdxip  V,  67. 

Tegea.  At  nidai  avxavy  iv  xyöi  ideäiaxo  (Lacedaemonii), 
hl  xal  ig  ipih  ^öav  <fäai  iv  Tsyirj^  itsgl  xov  vtjov  xijg  ^Akivig 
^Ad"ijvai7ig  xgeiidiisvai  I,  66.  xfjv  tpdxvriv  xavxrjv  x^v  Mag- 
doviov  dvid^söav  ig  xov  irrjov  xrjg  'Akirig  ^A^rivaCrig  TayBr^xai 
IX,  70. 

Olympia.  Tp  iv  'Okvfmif]  d'sm  il^ekovxsg  (decimam 
yictores  ad  Plataeas),  «ä'  ^g  dsxdnrixw  %dkx£Ov  Ala  avi^rj- 
xav  IX,  81.  MlxvQ'og  b  Xolgov  . .  .  avi^xs  iv  ^Okv(ix(Ti  xovg 
icokkovg  dvdgidvxag  VII,  170. 

Plataeae.  Ol  "Ekktiveg  . . .  (post  pugnam  Plataeensem) 
i^amov  xovg  ia>vxäv^  X^^glg  exaöxoi,  AaxBdaifiovtoi  (liv 
tgt^ag  inoii^eavxo  ^'qxag  , .  .  iv  iilv  dr^  ivl  xäv  xdq>civ  ^aav 
ol  IgdvBg'  iv  dh  xä  ixigo)  ol  akkoi  UnagxirjxaL*  iv  di  xä 
xglxp  ol  svkfoxsg  . .  .  Tsys^xat,  dh  xmglg  xdvxag  akiag'  xal 
^Ad^vatoi  xovg  icDVXäv  oftot),  xal  Msyagieg  xt  xal  ^kidetoi 
rovg  vno  xf^g  ticnov  d^aipd'agivxag,  xovxüov  fkhv  dr^  ndvxatv 
nki^gssg  iyivovxo  ol  xdq>oi,    Täv  d\  akX&v  o6oi  xal  (palvov- 


150  INDEX  FONTIUM  HERODOTI. 

tat  iv  IlkcctaifjöL  iovteg  xaq>oi^  xovtovg  di,  mg  iy&'XwO^ä- 
voiiai,  inai6%wo{t,ivovg  ry  axsötot  tijg  f^ixVSj  i^Of^ovg  %€&- 
liata  x^öai  xsivd  . . .  ixsl  xal  Alyi^vrjtimv  iiStl  avtod't  xa- 
Xs6(i6vog  tcifpogj  tbv  iyat  ixovo}  xal  dexa  Eteöt  v6r€Qov  (ista 
xccvta  , . .  x^^^''  KXsaSfiv  rov  Avtoddxovy  avÖQa  nkataiia^ 
TCQO^i^vov  iovta  avtiSv  IX,  85. 

Thebae. .  ^JJoi/  xal  avrog  Kad^iijva  yga^ifiata  iv  x^ 
Cgä  xov  ^Anokktovog  xov  ^lö^rivlov  iv  Gi^ßj^öL  x^iSi  Boianäv 
ijil  xQÜco6i  xi6i  iyxsxoXa^iieva  ...  6  [liv  dii  elg  xäv  XQino- 
dov  inCyga^iia  ixBi'  ^A^itpixQVQDv  x.  r.  A. . . .  hagog  da  xglTCOvg 
iv  i^tt^dxQp  xovfp  Xiyai '  Zxalog  x.x,k.  ...  XQixog  dh  xglitovg  * 
Aeyßt  xal  ovxog  iv  il^a(isxQG)'  AaoiayMg  x.  x,  X.  Y,  59—61.  iv 
@ijßjj6L  x^fSi  BoLfoxdiv  xQiTiovg  xP^cTfo^,  xov  avi^xe  (Croe- 
sus)  reo  ^AjtoXXovi  xä  'lö^rivirn  . . .  xavxa  fiikv  xal  hv  ig  ifih 
fjv  nsQUovxa  I^  92.  xä  ^A^iaQsa  . . .  avid^xa  (Croesus)  öaxog 
xa  XQ^^^^^  nav^  6/iotog  xal  alxfifiv  öxagariv  naöav  XQ^^^^V^ 
. . .  ra  axt,  xal  a^tpoxaga  ig  i^ih  ^v  xacpiava  iv  ^/3gd&,  xal 
&rißalav  iv  xä  i/ijp  xov  'lff[njviov  ^AjioXXmvog  I,  52.  92. 

Abae.  Täv  (clupeorum  Thessalicorum)  xag  imicaag  ig 
"Aßag  dvid-aöav  (Phocenses)  . . .  xal  axagot  xoöovxol  (statuae 
votivae)  iv  "Aßr^öi  avaxaaxai  VHI,  27. 

Delphi.  Ol  "ElXfjvag  . . .  ra  axfo&vvta  (praedae  Sala- 
miniae)  a7cixa^i>av  ig  AaX<povg'  ix  xäv  iyavaxo  avdQidg^ 
ij^ov  iv  xy  x^Q^  äxQonrjQMV  vtjog  . . .  aexiqxaa  öa  ovxog  xynag 
6  Maxadmv  'AXi^avÖQog  b  ^^vtffog  VIII,  121.  daytdxrjv  i^a- 
Xovxag  (yictores  ad  Plataeas)  xp  iv  AaXfpolCi  d^a^y  iai  ^g  6 
xgCnovg  6  XQ'^^^^S  dvaxad^y  6  i%l  xov  xgtxagijvov  otpaog  xov 
XaXxaov  iniöxamg  ayx^ifxa  xov  ßmfi^ov  IX,  81.  ivayQdq>ri6av 
Tip/tOL  iv  AaXq>ot6t  ig  xov  xgCnoda  iv  xolOi  xov  ßdgßagov 
xaxaXovöL  VIII,  82.  axo  x^g  daxdxrig  xäv  yavofiavcDv  avxod'av 
(ex  Siphniorum  metallis)  x(»i]^tiDt/  dTjöavQog  iv  AaXtpolöi 
dvaxiaxai  III,  57.  6  %alg^  SC  ov  xijg  x^^'Q^S  ^^^^  ^^  vä(OQ, 
AaxaäaL^ovLCov  iiSxi  I,  51.  (^Agyatol  6q>a(ov  (Cleobis  et  Bi- 
tonis)  alxovag  7Cotriöd(iavot^  dva^aöav  ig  AaXtpovg  I,  31.) 
Atyivrlxat  . . .  dvid'aöav  dftxigag  XQ^^ovg,  oV  inl  t6xov  j^aA 
xiov  iffxäöL  xgatg  inl  xijg  ycovirjgy  dyxoxdxo  xov  KgoiOacu 
xQi]X'^Qog  VIII,  122.    xag  dh  (clupeorum  Thessalicorum  dimi- 


INDEX  FONTIÜM  HERODOTI.  151 

dium)  is  z!sk<povg   (ex   voto   miserunt  Phocenses)  . . .  ^  dh 
iexaxri  iyiveto  täv  XQri(iattov  ix  tavtr^g  z'^g  fux^ijg,  ol  fis- 
yakoi  avögiavtag  ol  xsqI  tov  xgCnoda  öwsöteärsg^  i^jCQOö^e 
zw  njov   tov  iv    zfeXtpotö^  VIII,  27.     rvyrig  tvQavvsvöag 
äxdx€(i^s   ava^ri^za   ig   /JaXfpovg   ovx   okiya  .  .  .  xaC^   zov 
liciXiöza  ^vij^ijv  a^^ov  ixsw  iffzl^  XQtitiJQig  ot  aQid'[ibv  SS 
Xfvösoi  ävaxiataL    iötaöL  8h  ovrot  iv  rcjS  KoQiv^Ctov  ^rj- 
öavQä  .  .  .  alTjd'ii:  ih   loyqi   %QB(o^iv(p^   ov  Koqi/v^Cov   zov 
ärinLO^lov  iözlv  o  d'rjöavQogy  dXka  Kv^ikov  zov  ^Hszlmvog  1, 14, 
^Akvdzxrig  . . .  dvid'ijxe  , . .  ig  /^akfpovg  x^rjftr^Qci  zs  aQyvQeov 
(ifyav  xal  imoxQfirriQid^ov  iSidi^QSOv  xo^kifcov  I,  25.     xaza- 
Xea^svog    'jUffv6ov   anXetov    rifiLnXivd'ia    ig    avzov    il^i^kavvs 
(Croesus)  . . .  ixoUszo  di  xal  Xiovzog  elxova  xQ'^<fov  aniqA'ov 
.  . .  xal  vvv  xBtzai  iv  zä  KoQivd'iiov  ^ötxvQ^  •  •  •  ^ExizaXieug 
Sa  6  KQolöog  zaOza  iicifia^Tta  ig  dakq)Ovg"   xal  zaSa  aXXa 
S^  totö^'   XQtizrjgag ,  OVO   ^aya^at  ^aydlovg  ...  xal  6   ^Iv 
XQv<fsog  xatzai  iv  zp  KXa^o(iavia)v  d-ijiSavQ^  ...  6  öh  aQyv- 
QBog  inl  zov  JtQovfitov  zijg  yoyvtrig  . . .  Kai  nid'ovg  xa  agyv- 
Qaovg   zi^öagag  andjca^ifa^   ot  iv   zä  KoQiv^liov   ^öavgä 
a6za6i.    Kai  naQi^^avxriQia  ovo  dvi^xa  . . .  zmv  zä  XQ^^^P 
ixiydygaTCzaL  Aaxadai^ovimv  tpa^avmv   alvai   dvddifiiia^  ovx 
oQd'äg   Xiyovxag'   lözi,  yccQ   xal   zovto  KqoCöov  . . .  "AkXa  za 
dvadi^fiaza   ovx   ixCörnut    icokXa   dnana^^a   a[ia   zovzoiöi  6 
KQotöog,  xal  ;|^£t;fcata  dQyvQaa  xvxkozagia'  xal  Sri  xal  yvvai- 
xog  aüd&kov  xv^^^ov  ZQiTcqxv  . .  .  nQog   dh   xal  zijg   iiBVZov 
ywaixog  zd   dxo    z^g  daL(frjg  dvid'tixa  6  Kgolöog^   xal   zag 
^civag  I,  50—51. 92.  Vin,35.    6  Kgot^og,  xi^Ttmv  xmv  Av8äv 
ig  Aakq>ovg^   ivaxikkaxo^   xt^ivxag  zag  nidag  inl  zOv  vriov 
zov  ovd6v,  aiQCDzäv  l,  90.    dvid^rpts  (Delphis)  xal  MCdvig  zov 
ßa6ikr\lov  d'Qovov^   ig  zov  nQOxati^fov  idlxa^a'  xatzai,  8\  6 
d-Qovog  ovzog  ivd'a  nag  ol  zov  rvyato  TcgriziJQag  I,  14.    Evik- 
^av  .  . ,  zo  iv  Aaktpotöt  dv(iLrizi]Qiov  . . .  dvid-rioca^  z6  iv  zä 
KoQLvd'lcDv  d'fiiSavQä  xaaxai  IV,  162.   ^PoSänig  . .'.  JtOLtiöafiavTi 
oßakovg  ßovnoQOvg  Tcokkovg  ötdtiQaovg  . . .  dxinafine  ig  Aak- 
q>ovg'   ol  xal  vvv  ht  öwvaviazai,    oxtöd'a  ^av  zov  ßoD[iov 
zov  Xtoi  dvi^aöav^  dvrCov  S'k  avzov  zov  vrjov  II,  135.  — 
KQoiöm  ifSzi  xal  akka  dvad"ijiiaza  , . .  iv  dh   nQOvrjtrig  z^g 


152  INDEX  FONTroM  HERODOTI. 

iv  jdsXq>ot6t  aöJilg  %Qv6iri  ftayaXfi,  xavta  jk^i/  xal  itt  ig 
i(ih  fiv  iCBQiBovxa  I,  92.  ot  Ttsöovtsg  &n6  rov  IlaQvriööov 
XCd'oi  ixt  xal  ig  fifiiag  rjöav  tfoo^,  iv  rm  XBfidvaV  xijg  Ugo- 
vTitrig  ^A%^vaCrig  xetfisvot^  ig  x6  iviöTcri^av  dta  xmv  ßaQßd- 
gmv  (pegoiisvoL  YIII,  39. 

Thermopylae.  0aq>d'et6i  ötpi  avxov  (universis,  qui 
Therm opylis  ceciderunt)  . .  .  iniyeyQajcxaL  y^dniiaxa  Xdyovxa 
xdds  . . .  xot6i  di  UjtaQXLT^xfjöt  IdCri  .  . .  ixi/ygAftfuaöi  itsv  vvv 
xal  öxijkytfij  i^fo  rj  xo  xov  lucvxiog  ijciygafifiay  ^Anq>ixxv6v€g 
slöi  6q>£ag  ot  inLXOöfii^öavxBg  VII,  228.  iv  xfj  iöoömj  oxov 
vvv  6  kl&tvog  kimv  eöxi^xs  i%\  AsavCSri  VII,  225. 

Acanthus.  ^Ev  *Axav^^  iovxog  Sig^em^  awqvBvxs  vno 
vovöov  axod'avetv  xov  ixsöxeäxa  ti]g  dimQVXog  ^Agfta%airiv 
. . .  ä6xB  SiQ^Ba  .  .  .  i^BVBtxai  xb  avxov  xdkXiöxa  xal  ^drl^ai, 
VII,  117. 

Elaeus.  'Ev  'EkaifOvvxt  xijg  XBQöoviioov  iöxl  IJ gare  Bat- 
Xbo)  xdq>og  xb  xal  xipLBvog  tcbqI  avxov  ^  ivd'a  ijv  ;|rpi}fiara 
jcoXXdj  xal  fpidkai  xgvöBat  xal  aQyvQBai^  xal  xaXxog,  xal 
iöd'i^gy  xal  aXla  dva^tj^axa  IX,  116. 

Bosporus.  'O  iicl  xä  fSxonaxt  xov  IIovxov  XQfjxiiQj  xov 
Tlavöavlfig  6  KkBOfißQoxov  dvid'TixB'  og  dh  jk^  Bidi  xo  xov- 
xov,  X.  X,  A.  IV,  81.  —  6  ^agatog  .  ,  .  öxr^Xag  iöxri^B  dvo  in* 
avxp  (Bosporo)  X£d'ov  Xbvxov,  ivxafimv  ygdiL(iaxa,  ig  fihv 
xiiv  ^AöövQia,  ig  d%  xtjv  'EXXrivixd  .  .  .  x^öt  fiiv  vw  öxfjXriai 
xavxrjöt  Bv^dvxiOL  xoiiiöavxeg  ig  xr^v  noXtv  .  .  .  i%Qri6avxo 
JtQog  xov  ßfofibv  xijg  'Og^möiTig  'Agxd^cdog,  XOiQlg  ivog  Xid'ov. 
ovxog  Sh  xaxBXB{q>^ri  nagd  xov  j^lovvöov  xov  vfjov  iv  Bv- 
iavxCa,  yQanfidxayv  ^AöövqUov  nXiog  IV,  87. 

Thracia.  ^O  /laQBtog  .  .  .  öxi^Xrjv  iöxriöB  xal  ivxavd^a 
(ad  Tearum  fluvium)  ygdiiiiata  iyyifdtffagj  Xiyovxa  rad£lV,91. 
dnodil^ag  (Darius  ad  Artiscum  fluvium)  xmglov  xy  ffxQaxuij, 
ixiXBVB  ndvxa  avdga  Xi^ov  Bva  nagB^tovxa  xi^ivai  ig  xo 
dxoSBÖByiUvov  xwxo  xwQiov.  mg  dl  xavxa  ij  öxQaxtrj  ina- 
xiXBöB,  ivxaü^a  xoXmvovg  ft^aydXovg  xäv  Xid'av  xaxaXiJcciv, 
dniXawB  xipf  OXQaxvqv  IV,  92.  iv  xri  xovxmv  (Thracum) 
Xf^QV  tpaCvovxai  6xa^Bt6av  aC  öxijXat  (SesostriB),  xo  Sh  Jtgo- 
Ofoxigm  xovxfov,  ovxixi  II,  103. 


INDEX  FONTIUM  HERODOTI.  153 

Scythia.  Tovg  iihv  (reges),  änod'avovtag  navtag  vn 
i&vtäv,  Kalifat  tov  drj^ov  täv  Ki(i(i£Qi(DV  nuga  TCotafiov 
TvQfjV  xai  ötpBmv  hi  8r^l6g  i<ixi  6  ta<pog  IV,  11.  rotf^v^f 
ajisq>mv6v  f(ot  ig  otffiv  . . .  xeXeveiv  ft^iv  (Ariantam  regem) 
Mvrag  Uxvd'ag  agöiv  exaötov  (liav  äno  tov  oVötov  xoiilöeci, 
. . .  äc  tovriciv  dl]  iiiv  t6  xcdxi^Vov  xoi^fSat  rotnro,  xal  ava- 
%'alva^  ig  tov  ^Eia^jcatov  roikov  IV,  81.  tafpal  täv  ßaöi- 
Ximv  (Scytharum)  iv  Figgoiöi  situ  IV,  71. 

lonia.  Eiöl  Jtegl  ^ImvCriv  dvo  tvnoi  iv  jcir^öL  iyxe- 
xoXaiifLivou  tovtov  tov  avSgog  (Sesostris),  r^  tfi  ix  tijg  'Etps- 
öirig  ig  Ocixacav  iQ%ovtatj  xal  r^  ix  Uagdecov  ig  UiiVQvriv. 
ixatigod'i,  dl  aviiQ  iyyiykwttai,  . .  .  ix  dl  tov  cSftot;  ig  tov 
BXBQOv  ä(iov  difCC  täv  ötfjd'Sfav  ygdiift^ata  [ga  Alyvjttia  dii^xei 
iyxexoXa^fiiva  Xiyovta  tdSs  ,  . .  ta  dl  xal  ft^ete^stsgoL  täv 
d'Bfiöa^dvofv  Mifivovog  slxova  slxd^ov0i  (ilv  alvai^  noXv  tf^g 
akri^trig  ccTCokslstfitiivoi  II,  106. 

Ephesus.  KgoL6m  iött  xal  aXka  ava^i^(iata  ...  iv 
^Ekpiöfp  aZ  te  ßosg  aC  xgvösai  xal  täv  xiovmv  aC  jtoXXai . .  . 
taika  ^Iv  xal  Stl  ig  i^l  171/  Jtsguovta  I,  92. 

Samus.    0[  2Jd(it0L  (qui  cum  Colaeo  Tartessum  perve- 

nerant)  . . .  &roiijtfofvto  xaXxrjVov^  xgritrjgog  ^AgyoXvxov  tgonov 

. . .  xal  avi^xav  ig  tb  Itigatov,  imoötr^öavteg  avx^  tgstg 

XaXxiovg  xoXoööovg  ijftajti^x^^S ,  tötet  yovvaöi  igi^gsiönivovg 

IV,  152.    avi^&rjxB  ...  6  "J^aatg  .  , .  ig  SdfMv  t^  ^Hgxi  alxovag 

imvtov  dtq>ai6lag  %vXCvag^  al  iv  tA  vr^^  tä  nsydX^  tdgvato 

itv  xal  to  ^Bxgig  i^sv,  oniöd^s  täv  d^gia)v  11,  182.   d'ägrixa 

(ab  Amasi  Lacedaemoniis  dono   missum)  iXrjtöavto  tä  xgo- 

tigp  itBt  rj  tov  xgritijga  oC  Sdft^iot . . .  täv  dl  atvBxa  d'fovfMi' 

fSai  al^iovj  ag%Bd6vri  ixdötri  tov  d'oigrixog  ytoiiar  iovöa  yäg 

XBTCti^j  i%Bi  dgTCsdovag   iv   iiovtij   tgtipcoöiag   xal   iifytovta^ 

ndöag  q>avBgdg  III,  47.    inai  tB  vötigr^öav  ot  ayovtag  täv 

AaxBdai{kOvimv  tov  xgritr^gay  inwd'dvovto  dl  IJagdig  ts  xal 

Kgotöov  ijXa^vav^  dnidovto  tov  xgrjtijga  iv  £d^m^  Idiätag 

dl  avdgag   itgiaitivovg   avad'Btvai  (iiv  ig  to  ^Hgaiov  I,  70. 

Matdvdgiog  Maiavdgiov  . . .  tov  xoöfiov  tov  ix  tov  dvdgaävog 

rov  IIoXvxgdtBog  . . .  dvs^xB  ndvta  ig  to  '^Hgaiov  III,  123. 

MavdgoxXdijg  ...  ^äa   ygafdiisvog   dvi^xB   ig  to  '^Hgatov^ 


154  INDEX  FONTIÜM  HERODOTI. 

iniyQailfag  tdds  IV,  88.  —  6q>l  (ductoribus  undecim  triremium, 
qui  fidem  in  pugna  ad  Laden  servayerant)  t6  ocotvov  xmv 
UafiioDV  Idaxs  . . ,  iv  özrjlTj  avaygaipijvai  naxQod'ev  . . .  xal 
iöri  avxri  17  üxiqXr^  iv  rg  ^yogri  VI,  14. 

Miletus.  *Ev  ty  ifJd'tjtL  hv%B  xavza  xax£Qya6d(isvog 
avi%^7cs  (Necos)  rp  '^jrdAAovt,  %i^il>ag  ig  BgayxiSag  xäg 
MiXriöCiov  II,  159.  {xa  iv  BQay%CSri6v  x^öc  Mtki^öiav  ava- 
d'T^fiaxa  Kgoiöp  mg  iym  jevv^dvoft^at  x.  x.  A.  I,  92.  Y,  36.) 

Lind  US.  *Avi^rixB  ...  6  ''J^aöig  . . .  tj  iv  Aivdp  ^A^- 
vaiy  ovo  xs  ayiXyiaxa  XC^iva^  xal  d-oiQrjxa  XCvaov  II,  182. 
xoiovxog  exsQog  (lorica)  iöxi,  xal  xbv  iv  ACvdtp  dvid'tixs  xfj 
^A^rivaCri  ^Aft^aöig  III,  47. 

Lydia.  ^Eöxi  avxo^L  (ad  Gygaeam  lacum)  ^AXvdxxsa) 
rotji  KqoCöov  naxQog  ö^fia  . . .  ovqol  8^  nivxa  iovxsg,  ixi  xal 
ig  ifih  ^öav  inl  xov  öi^fiaxog  dva.  xal  6q>c  ygdfi^axa  ive- 
xzx6Xa%xo  I,  93.  iv^a  (Cydraris)  6xr\Xr\  xaxaitsnriyvtaj  <Jra- 
d'etöa  dh  V7c6  Kgotöov^  xaxa^irivveL  8ta  ygafifLaxaDV  xovg 
ovQovg  VII,  30. 

Persis.  Tvnov  ^OLtiödfisvog  Xid'tvov  iöxijos  (Darius 
Hystaspis)'  ^äov  de  ot  ivijv,  dvriQ  [jcjcsvg'  indygcnffe  dl 
ygdfi^xa  Xdyovxa  xdds  UI,  88.  xijv  (Artystonen)  yidXiöxa 
öxig^ag  xmv  yvvaixäv  /lagalog^  sixm  xQvöiriv  öqyvQi^Xaxov 
i%otri6axo  VII,  69. 

Babylon.  *H  avxr^  aSkrj  ßaöiXsta  (Nitocris)  .  .  .  imig 
xäv  (idXLöxa  Xea)q)6Q(DV  nvXimv  xov  aöxsog  xdtpov  ianrxy 
xaxsöxsvdöaxo  . . .  ivaic6Xatl;€  dh  ig  xbv  xdq>ov  yga^^axa  Xs- 
yovxa  xdöa  .  .  .  *Avoi^ag  öa  xov  xdipov,  evQa  (Darius)  .  .  . 
ygdiifiaxa  Xiyovxa  xdöa  I,  187. 

Palaestina.  ^Oxioiai . . .  avxAv  dXxi^oi6i  ivax^yxava  (Se- 
sostris)  .  • .  xovxoiai  ^Iv  öxrjXag  ivaöxrj  ig  xäg  xcigag^  did 
yQa(i(Mixmv  Xayovöag  x6  xa  imxrtov  ovvofia  xal  xrjg  ndxQr^g 
. . .  oxamv  8\  a^iax'^'^^  ^  avaaximg  nagiXaßa  xäg  noXig^  xov- 
X016L  dh  iviyQaq)a  iv  xijöi,  öxijXjjöi  xaxä  xavxä  xal  xolöi 
dvdgritotCi  xmv  i&vimv  yavo(iivoi0i,  x,x.X,  II,  102.  xäg  di 
6xiqXag  xäg  töxa  xaxä  xäg  x^Q^S  o  Alyvnxov  ßaötXavg  Zi- 
OmöxQigy  at  fthv  icXavvag  ovxixi  (palvovxai  Ttaguovöar  iv  dl 


INDEX  PONTIÜM  HERODOTL  155 

ry  nakoMtivQ  SvqCti  avtog  oqsov  iovöag  xal  ta  yQci^^ra 
tic  eigriiidva  ivsovta  II,  106. 

SaTs.  Top  dh  (Mycerinum)  . . .  xoiriöMd'at  ßovv  ^vki- 
VKiv  xoiXfiv'  xal  hcaixa  %axa%Qv6(i6avxa  ^iv  tavtriVj  Söco  iv 
avxy  ^iifai  xavxriv  Sri  *^^  a^od'uvovöav  d^yatega.  aikri 
mv  ii  ßovg  yy  ovx  ix^q>^y  aAA'  ht  xal  ig  ifih  ^v  (pavsQti' 
iv  Sdt  luv  xoXi  iov6a^  xsi(idvfi  dh  iv  tot6i  ßaöikTJtoiöi  iv 
olxriiuiti  fjfJxri^dvp  II,  129 — 130.  ayxov  tijg  ßoog  tavtrig  iv 
akkq}  olx'^^fiau  slxovsg  täv  %aXkaxi<ov  täv  Mvxsgivov  iaräöi 
II,  130.  —  slöl  xal  at  taq)al  xov  ovx  oölov  noteviiat  ixl 
xotovxp  XQtjy^axL  i^ayoQsviiv  xovvofia  iv  Udt^  iv  xä  [gm 
xiig  ^A^ip/airig  oittöd^E  xov  vriovy  navxog  xoi)^  xijg  ^A^rjvairig 
i%6iuvai  xoC%ov'  xal  iv  x^  XB^tivBl  oßekol  iöxaöL  iisydkoi 
kl^ivoi  n,  170.  id'o^av  JSaixat  ndvxag  xoifg  ix  vofiov  xov- 
xov  y€vo(iBVOvg  ßa6ikiag  loa  iv  xä  Cgp  II,  169.  oC  di  fiLv 
(Aegyptii  Aprien) . . .  id-atl^av  iv  xfjöt  7iaxQ(pri6L  xaq>y0r  at 
di  eiöt  iv  xä  tgä  xrjg  ^A^vaCr^gy  ayxoxdxa  xov  luydgov^ 
iöiovxi  aQiöxagrjg  xsLQog  II,  169.  x6  xov  ^Andöiog  *  örjiia 
ixaöxigcD  (liv  iöxt  xov  fisyaQOv  ij  x6  xov  ^AitgiBm  xal  xäv 
tovxov  TtQOitatoQmv  iaxv  lUvxoi,  xal  xovxo  iv  x^  avky  xov 
tgov  II,  169.  6  "Afiaöig  .  . .  ixdqyrj  iv  xfjöL  xag>^6L  rjtft  iv 
xä  tg^y  xag  avxog  olxodofLtjöaxo  III,  10.  xoixo  filv  iv  Zdt 
xfj  ^A^rivaCri  itgonvkaia  d^mvudöid  oC  H^sitoirjöe  (Amasis)  . . . 
xoOxo  di^  xokoööovg  ^f^ydkovg  xal  ävdg6öq>cyyag  xsgi(i'^X€ag 
avitrpcB  II,  175.  fort  ki^ivog  exegog  rotfotrrog  (colossus  ab 
Amasi  positus)  xal  iv  Sdl^  xeC^LBVog  xaxa  xov  avxov  xgoTCov 
x^  iv  Mi^ifpi  II,  176. 

Heliopolis.  *Avad^fiata  . . .  akka  xs  avä  xa  [ga  ndvxa 
xä  koytiMc  dvi^xs  (Pheros)  Tcal  , . .  ig  xov  ^Hkiov  xb  tgov 
al^io%'h[ta  avi^xB  igya  oßakovg  ovo  kid'ivovg  II,  111. 

Memphis«  {Tov^HtpaCüxov  xo  tgov  tdgvöaöd'ai  (Meneni) 
iv  avxij  (Memphi)  II,  99.)  (anodd^aa^ai  (Moerin)  nvrjuoövva 
xov  ^Hq>ai6xov  xa  ngbg  ßog^v  avB(iov  xsxga^t^^iva  ngoTCvkaia 
II,  101.)  fivri^oöwa  ikC%Bxo  (Sesostris)  ngo  xov  ^Hfpat6xBlov 
dvdgidvxag  kt^ivovg  II,  110.  xov  (Protei)  vvv  xifiBvog  iöxi 
iv  Mift^tpi  xdgxa  xakov  xb  xal  sv  i6XBva6(iivov,  xov  ^H^pai- 
öxrjltov  ütgog  voxov  avBfAov  xbiiibvov  U,  112.  fivrm^oöwa  ikhcBXO 


156  INDEX  FONTIÜM  HERODOTI. 

(Rhampsinitus)  tu  jcgojtvkaia  tic  ngog  iöTCsgriv  xstQaiifidva 
xov  ^Hipaiörsiov*  avtiovg  dh  xAv  TcgonvlaCmv  i6xri6B  avS^i- 
dvxag  ovo  II,  121.  (xä  ngbg  r^Xiov  avC^xovxa  Jtoifjöat  (Asy- 
chin)  xp  'Hq>aL6xp  %Qonvkaia  II,  136.)  xal  vvv  ovxog  6 
ßaöikevg  (Sethos)  söxrixe  iv  xä  tgä  xov  ^Hq>aC6xov  J.id'tvog^ 
e%(üv  inl  x^g  xeiQog  jlivv,  kiycjv  dta  yQanfidxGiv  xdds  II,  141. 
6  Waii(i{xixog  i7toiri6e  xä  ^Hq>ai6XG)  jtQoxvXata  iv  Mi^tpi  xa 
TCQog  voxov  avsfiov  xBXQa(i(iiva'  avXi^v  xa  xä  "Am  oixodo- 
liriös^  ivavxCov  xäv  XQonvkaicjv  II,  153.  avi%^xB  xal  iv  xottsi 
akXoiiSi  [Qotöi  6  "A^La^ig  jcäöL  xotöi  iXkoyC^oi6L  iQya  . . ,  iv 
öl  xal  iv  Mi^tpv  xov  vTtxiov  xaifiEvov  xoXoööov^  xov  ^Hq>ai- 
öxeiov  i^ngocd's  II,  176.  —  xfi  "loi  xo  iv  Mii^pi  Iqov  "AiMt- 
aCg  iöxL  6  il^oixodofii^öttg  II,  176. 

Pyramides  et  Labyrinthus.  (nvQa(iidag  iv  avt^ 
(ia  Moeridis  lacu  Moerin)  olxoöo(iri6aL  II,  101.)  iv  fiiatj  xfj 
Xiiivfj  lidkLöxd  xf}  iaxäöv  dvo  TCvga^idsg  . . .  Tcal  in  d(Mpox£- 
QfjOb  i7C66xi  xoXoiSiSog  kC^LVog^  xuxri^uvog  iv  d'QOvm  II,  149. 
066i^iiavxai  diu  yQa^^^dxmv  Aiywtxioiv  iv  xf^  TCVQa^Si  (Che- 
opis)  . . .  log  i^  Bv  iiBiivijöd'aL  xic  6  BQ^rivBvg  hol^  ixikayo- 
[ABvog  xä  yQd(i^axa,  Ifpri  II,  125.  {ix  xovxmv  xAv  kC&cov  (a 
Cheopis  filia  comparatorum)  . . .  xr^v  TCvgaiitda  olxodo^rjd'rjvai^ 
xiiv  iv  [liöp  xäv  xgtäv  B0xi]xvtaVj  S^tcqoö^b  xfig  ^ydkrjg 
TtvQafiiSog  II,  126.)  (nvQafiiöa  Jtoi^öai.  (Chephrenem)  II,  127.) 
itVQanida  xal  ovxog  (Mycerinus)  aTtBkijtBXo  II,  134.  (xoikov 
xov  ßaövkia  (Asychin)  . . .  (ivrmoövvov  JCVQa(i£da  kutiöd'at^ 
...  ^1/  xrj  ygdfi^axa  iv  kid'p  iyTcsxoXaiifidva  xdds  kiyovxd 
iöxL  II,  136.)  —  ^Enoi'qöavxo  (duodecim  reges)  kaßvQtvd'ov 
.  . .  xov  iyä  i^Sri  Cdov  koyov  fi^^cD  II,  148.  xä  (laxiaga  xäv 
oixri^xov  avxoC  xb  bgiofiBv  äu^iovxBgj  xal  avxol  d^BijödfiBvoi 
kayo(i£v.  xä  dh  avxäv  imoyaia  koyoufi  ijiwd^av6(iB&a'  oC 
yäg  ixBöxsäxBg  xäv  Alyvnxiiov  dsixvvvav  avxä  ovSayiäg 
fi^Bkov^  (pd(iBvot  d'^^TUcg  avxo&L  Blvai,  xäv  xb  dQ%riv  xov  ka- 
ßvQivd-ov  xovxov  olxodofiri6a(iivmv  ßaöikBCDv,  xal  xäv  igäv 
TCQOXoÖBikcav  II,  148.  xijg  ymvirig  xBkBvxävxog  xov  kaßvgCv- 
d'ov  l%BXdi  nvQafilg  xBööagaxovxoQyvcog,  iv  xr^  t^äa  fiBydka 
iyyiykvTCxac  II,  148. 

Thebae.   *E(tayay6vxsg  (sacerdoies  lovis  Thebani  Hero- 


INDEX  FONTIUM  HERODOTI.  157 

dotnm)  ig  ro  ydyaQOv  iöm,  iov  ^Uya^  i^riQid'iisov  dsixvvvrsg 
xoko66(yug  ivXCvovg  toOovrovg  oöovg  tcsq  eljcov  (trecentos 
quadraginta  unum).  UQXiQEvg  yag  sxaötog  avtod'L  Xötarai 
ixl  tfjg  icDVtov  tot^g  sixova  imvtov  II,  143. 

Cyrenae.  ^Avi^rixB  . . .  o  "A^ULöig  ..,  ig  Kv^i^vf^v  ayakfia 
inC%Qv6iyif  ^ji^valrig,  xal  elxCva  iavtov  yQ€cq>ij  siTcaö^ivriv 
II,  182.  fi  AadCxTi  .  . .  7Coi7i6aiUvri  ayakfia  (Veneri  votum) 
andnBfitl;6  ig  Rygrivr^v,  z6  hi  xal  ig  i^il  r^v  öoov,  l^m  te- 
z^afifidvov  xov  Kv^^vaCtov  aöxsog  II,  181. 

Carthago.  ^Aq>aviiS^ivxi  ^A^ikxa  .  .  .  KaQxtidoviot  .  .  . 
[iLvrjiiata  inoiijöav  iv  ndöijöL  Ty6v  jcoktöi  täv  dnotxidGiVj  iv 
«vrg  XB  itdyi6x<yi/  KaQxridovi,  VII,  167. 

Egesta.  ^Enl  xov  xatpov  avxov  (Philippi  Grotoniatae) 
flQiolov  [d^vöd(iBvot^  ^wsiyöi  avxov  Udöxovxat  (Egestani) 
V,  47. 

Metapontum.  Kai  vvv  BöxrixB  dvögiag  iiiG>wfi{i]v  i%<ov 
^Agiöxioj  naQ  avxp  xp  aydX^axt  xov  ^AnoXkoavog  . . .  ro  Sb 
ayakiMc  iv  xy  dyo^  lÖQvxai.  IV,  15. 

III,  1.    XQfiöft^äv  0vkkoyaL 

Musaeus  et  Onomacritus.  ^E^rikdöd^i]  vno  ^Inndgxov 
xov  ÜBiöLöxQdxov  b  ^OvofidxQi^xog  ii  'A^tivicav,  in  ccvxoq>ciQai 
akovg  into  Adöov  xov  ^EQfiioviog  ifixoUtov  ig  xd  MovHaCov 
X(ffl6^6v  VII,  6.  IlBtöiiJxgaxidsiov  oC  dvaßBßtixoxBg  ig  2Jov6a 
. . .  BXOvxBg  Ovo^xgixov^  avSga  ^A^YjfifaZov ,  ^j^pijtfftoAoj/oi/  xb 
xal  diad'ixTiv  xQV^i''^  ^^^  Movöaiov  VII,  6.  oxcag  d%ir- 
xoüxxo  ig  otifiv  xt^v  ßaötkiog  . . .  xaxdksyB  xäv  XQV^f^  VII,  6. 
6  x(fV^i''^S  •  •  •  ^dg  b  jcbqI  xijg  vav^ax^fig  xavxi^g  (Salaminiae) 
Bi(fTifiBvog  .  .  .  Movöaip  VIII,  96.  naQajikrjöia  xovxolöl  (a 
Bacide  de  pugna  Plataeensi  cantis)  akka  Mov6al(p  IX,  43. 

Pisistratidarum  oracula.  ^A^tpikvxog  b  'AxaQvdv, 
XQilffiiokoyog  dvi^g,  og  oC  (Pisistrato)  jtQoöimv  X99  ^^  ^1^" 
(lixQCi  x6va}y  xdÖB  kiyav  I,  62.  xriv  vrjöov  ^tjkov  xad'^Qag 
(Pisistratus)  ix  xäv  koylmv  I,  64  iv  xij  ngoxdQTj  vvxxl  xäv 
üavadifivaiov  üotibb  6  '^IxjcaQxog^  dvdga  ol  ixiöxdvxa  .  .  . 
aivlööBö^ai  xdis  xd  inBa  V,  56.  ^Inntrig  xovxolöl  dfiBitl^axo 
(Corinthiis),    old    xb    xovg    x^^^M^'^^    dxQBxiöxaxa    dvdgäv 


! 
i 


158  INDEX  FONTIÜM  HEBODOTI. 

i^smördiisvog  V,  93.  oC  xQV^i''^^  •  •  •  '^^^  ^qotsqov  (liv  tjöav 
(Lacedaemonii)  adassgy  rote  H^  KXBO(Lev€og  xofuöavrog  ig 
UTtdQTTjVy  iid^ad'ov'  ixti^öato  di  6  KkeoyJvrig  hc  r^g  ^A^ri- 
vaicDV  docQOTCoktog  tovg  XQfliffKyvg^  tovg  ixxrivTO  (liv  icqoxeqov 
OL  IIstötötQatidaLy  i^eXccvvo^svoi  Sh  ikvnov  iv  tm  iQä  Y,  90. 
iv  XQfl^f^p  ^sqI  avzr^g  (de  Delo)  mos  riv  yeyQaufiivov  VI,  98. 

Lysistratus.  To  slgrifidvov  icolkol6i  Itsöv  %q6xbqov 
rovtcDV  (ante  pugnam  Salaminiam)  iv  xQrjöiiä  Av6i6tQaxip 
^Ad^vaCtp^  avÖQl  XQti<Slt^k6yp ,  ro  ilskrjd'ss  TCavtag  tovg 
"Ekkrivag  VUI,  96. 

Bacis.  Bdxiät  äds  ix^L  %bqI  tovt(ov  (de  gregibus  £u- 
boensium  a  barbaris  mactandis)  6  X9^^f^^S  VUI,  20.  6  ^917- 
tfftog  . . .  nag  b  nsqX  tf^g  vavft^axtrig  zavtrig  (Salaminiae)'  algri- 
l^evog  BdxiätYIlI,96.  ig  toiaika  xal  ovtm  ivaQyitng  Xiyovxi 
BaTudv,  ttvtikoyifjg  XQV^l^^  ^^9^  ^^^  avtog  kiyhiv  toXfiim 
ovt€  icaQ  &XX(DV  ivöino^ir  VIII,  77.  ta  Bdxidi  ig  ravti^v 
xriv  ii^dxi]v  (Plataeensem)  Ttenoirnniva  IX,  43. 

Laius.  'Evxavd'd  ot  (in  Peloponneso  Dorieo)  ^AvxixdQtjg^ 
dvriQ  ^EkEcivLog,  6weßovXBV6B  ix  xciv  Aatov  ^j^pijtffiät/  V,  43. 

III,  2.    XQri6\kol  xaxd  in^avxr^Xa. 

Oracula  incertae  originis.  {Ta  koyia  kiyei  (de  Siri 
ab  Atheniensibus  condenda)  VIII,  62.)  ^A^rivatoi  xov  Boqt^ 
ix  d'SOJtQOTttov  inaxakiöavxo^  ik&ovtog  6tpi  akkov  (scr.  ad'qkov) 
XQTjtfxrjQiov  VII,  189.  (KQtjxag,  d'sov  ötpa  inoxQvvavtog^  ndv- 
xag  nkfiv  IIokLxvixdov  xe  xal  UgaiöLCDv^  aTCtxofiavovg  öxokp 
fieydkp  ig  SixavLrjvYII,  170.)  AaxadaiiiovvoL  . . .  dva^vfidd'iv' 
xag  xcav  koyCaov  VIII,  141.  (xavxtjv  xr^v  vrjöov  (Phlan)  Aaxa- 
daifioviovöc  {pa6L  koytov  alvai  xxi6ai  IV,  178.)  IdQvöavxo 
(Aegidae)  ix  d'aoxQOJciov  ^Eqlvvov  xäv  Aatov  xa  xal  Oidi- 
nodaco  [qov  IV,  149.  (ilv  (statuam  Apollinis  Deli)  d^'  itacDv 
atxoöL  &rißatot  avtol  ix  ^aon^onlov  ixofiiöavto  inl  Arikiov 

VI,  118.  (xad'agnbv  xijg  X^QVS  noiav^ivtov  'Axaväv  ix  d-ao- 
jcQoniov  ^A^d^avxa  xov  Aiokov^   xal   fiakkovxcov  {uv  ^vaiv 

VII,  197.)  {ix  d^aoTtgoiciov  'Axaiol  ngoxtd^atöt  xotöi^  ixaCvov 
(Athamantis)  anoyovotöt  dad'kovg  xoiovöäa  VII,  197.)  xagl 
Ttokkov   xotavvxat   Axokkcovi^xai    xa    TCQoßaxa    xavxa    (Soli 


INDEX  FONTIUM  HERODOTI.  159 

Sacra);  ix  ^sonQoitCov  ttvog  IK,  93.  tovrcj  tm  ^A(^a%aCxi 
^ov6i  *j4xdvd'tot  ix  d'eojtQOTciov  mg  iJQfoV  VII,  117.  o[  dno 
Dtqvftovog  IlaCoveg^  xQT^öavtog  tov  d'sov  6XQaxsvs6^ai  inl 
ÜBQW^iovg^  X.  r.  A.  V,  1.  ^HQaxXsldai, . . .  i6%ov  tiiv  cL(f%ilv  (Ly- 
dorum)  ix  ^ao%(foniov  I,  7.  i%Qimvxo  yäg  tcsqI  ävrijg  (de 
Onesili  capite)  oC  'j4(ia&ov6LOi^  iyLavtsv^ri  6q>v  V,  114.  ot 
KvQrivatoi  Xoyiov  xi  aTtoöuvfievoi  öu^ijxav  avxovg  (Persas) 
dti  xov  aöXBog  IV,  203. 

Amphiarai  oraculnm.  'Escikevöd  ötpsag  (Thebanos)  6 
'AfupwQsag  dta  xQtjöxrjQicov  nocsvfisvog  VIII,  134.  xaxä  xi^v 
'A^iaQsm  xov  (lavxtjtov  anoxQiöiv^  ovx  i%(o  slxai^  o  xi  xotöi 
Avdotöv  ix(^<fs  I|  49.  xäv  ^avxriUov  ayLtpoxigov  (Amphiarai 
et  dei  Delphici)  ig  xdnno  aC  yräfiat  öwidgafiov,  TCQoXd'yoV' 
6ac  KQoüfm  I,  53. 

Apollinis  Delphici  oraculum.  "E^.Xrivag  navxag 
&Q^'q6B  %(fif6a6a  ^  Uv^lri  %kieiv  dwotxrjöovxag  KvQifivaCoif6i 
Aißvviv  IV,  159.  jcdfii^avxeg  äxQo^ivca  (praedae  Salaminiae) 
of  ''EXlrivsg  ig  ^eXq>ovg^  ixetQcixsov  xov  d'sov  xoivrj  VIII,  122. 
^A^irivuloiöi  oQft^emfidvotOv  i^  Alytvrjxag  öXQaxsvsö^aCy 
^kd^€  Havxrjvov  ix  jdslgxSv  V,  89.  6q)l  (Atheniensibu»)  %Qä 
fi  Ilv^iri,  rj  ovvoftM  ijv  'AQvöxovixri^  xäde  (de  excidio  Athe- 
narum)  VH,  140.  139. 144.  VIII,  41.  53.  xavxa  Uyovm  ij 
Tcgö^iavxig  xQa  devxsga  xdde  (de  pugna  Salaminia)  VII,  141 
—144. 139.  VIU,  51.  60.  ^  Hv^Cfi  izQV^^  ^9^  (Siphniis) 
rad£  111,57.58.  üaQcoL ,,.  d'eoXQOTtovg  Ttsfinovöi  ig  dsk- 
q>ovg  , . .  sl  xaxaxQfiöovxat  xtjv  vxo^dxoQov  xäv  d^säv  • . .  ^ 
dh  Uvd'Cri  ovx  ia  V,  135.  {xQBCo^ivp  xp  Fgipa  xä  ßaat- 
Xil  xäv  0riQai(Dv  jcsqI  aXltov  XQ9  V  nvO^iri  (de  colonia  in 
Libyam  deducenda)  IV,  150.)  {xQBo^ivotai  xotöi  ®riQaCoi6v 
%Qoi(psQB  ^  Ilv^lri  xriv  ig  Aißvriv  aicoixCriv  IV,  151.)  Kqt}- 
xsg  nifi'^favxsg  xoivy  d'BOTtQOStovg  ig  udBkq>ovg,  xov  d'sov 
ixB^ifmxav  . ..  ri  dh  TlvdCri  vtcbxqIvuxo  VII,  169.  (xovg  Aa- 
xBÖai^ovCovg  .  . .  nifiitBiv  ig  /jJBkfpovg^  iiCBVQfi^o^vovg  o 
xh  XQ'^^^^'^^*'  '^^  7tQriy(iaxt  (utrum  Eurystheni  an  Procli  re- 
gnam  darent)*  xi]v  ds  Ilvd'crjv  xbXbvblv  fjq>aag  VI,  52.)  Av- 
xov(fyov^  xäv  SjtaQxirixiayu  Soxl^iov  dvÖQog^  iXd'ovxog  ig 
jdBkfpovg  inl  xo  XQV^'^VQ^^^  . . .  ^  Ilvd-iri  Xiyai  xdda  I,  65. 


160  INDEX  PONTIUM  HERODOTI. 

^XQflözriQid^ovto  (Spartani)  iv  jdsXtpotöt  iTcl  ndörj  ty  ^Agxa- 
d(ov  xmQTj'  ^  dl  Uv^iri  Otpi  %Qa  xada  I,  66.  ^  S\  Ilvd'^fi 
6(pv  (Spartanis  de  bello  Tegeatico  consulentibus)  IxQV^^  ^  6'^- 
aigaycciöL  ös  tavta  (de  situ  arcae  Orestis)  xotöL  d^soTCgono^ffi 
XiysL  fi  IIv^Cti  tdds  I,  67.  {ßnaiQmzmvta  avrcv  (Glaucum 
Spartanum)  to  XQV^^VQ^^''^  . . .  r  Ilv^ii]  fistigxsrai  rotöds 
xolöi  iTtsöt  VI,  86.)  (6  FkavKo^  .  . .  rov  d'sov  nagcuxiszo  . . . 
il  8%  nvd^ifi  i<p7i  VI,  86.)  ij  nv^Cr^  oC  (Dorieo)  xp«  V,  43. 
(ovTOi  ol  avÖQeg  (Alcmaeonidae)  iv  /^ekfpoUH  xati^ft^svot  dvi- 
Tcei^ov  rriv  üv^Criv  xQW^^h  oxmg  ik^oisv  ZxaQXi/qtimv  av- 
äQsg^  .  . .  nQOtpiQBiv  0^v  (expulsionem  Pisistratidarum)  V,  63. 
66.  91.)  Kkeo^ivaV  (lavxevofiivp  iv  jdBkq>ot6i  ixQr^^i^  "jQyog 
alQTiöaiv  VI,  76.  6  K6ß<ov  üsgCakkav  xijv  jcqöiucvxiv  ava- 
Ttstd^aLj  xa  Kkao^ivrig  ißovkexo  kiysdd'ai^  kiyaLV  ovro  dii  fi 
Uvd'iti,  iuaiQfxnüivxaov  xmv  ^aon^onmv  (Spartanorum),  ixQiva 
liif  ^AQiöxmvog  alvai  /JriyiaQrixov  %at8a  VI,  66.  ^XQV^^  ^^^ 
xijg  Tlv^irig  xoXöl  UnaQxtrixy6c  ]rp£0}f(£Vot^^  nagl  xov  Tcoki- 
fiov  xovxov  avxixa  ocax^  dgx^S  iyacQO^ivov  .  • .  xaika  da  6q>i 
iv  iTcaöL  a^a^axQoiöi^  axovxa  XQ^y  kiyovxa  äSa  (de  Leonidae 
nece)  VII,  220.  239.  IX,  64.  iv  xovxp  xä  XQ^'^P  ^^  ^P  MaQ- 
doviog  xa  xr^v  öxQaxtfjv  diixQiva^  xal  SsQivS  ^v  Ttagl  Saööa- 
kir^v,  X(fTfl<fxi^Qiov  ikrikvd'aa  ix  /iakq>Av  AaTiaöai^ovioiöt.  (de 
poeoa  Leonidae  necis  a  Xerxe  expetenda)  VIII,  114.  XQ^^' 
fiav 0101  ^AgyaiOLöL  iv  jdakipotöi  .  .  .  ixQri6%^.  inixoivov 
XQi]0xiiQiov'  x6  ^hv  ig  avxovg  xovg  ^AgyaCovg  q>iQOv,  xi^v  dh 
TcaQavd'i^xriv  axQyiOB  ig  Mtkti^Covg  VI,  19.  18.  0q>l  (Argivis) 
ig  xovxo  x6  Jtg^yiia  alxa  xb  XQ'^^'^'^Q^^'^^  ^^  ixixoLva  ^XQV^^ 
fj  Ilv^lri  X0VX016C  xa  xal  Mikriövoiöi^  kiyov  mds  VI,  77. 
(xriv  Uv^Criv  iTtavQfoxciöi  avxotöt  (Argivis  de  bello  Persico) 
dvakatv  xdSa  VII,  148.  149.)  ^  üv^'Cri  6q>aag  (Epidaurios) 
^x^AfVfi  V,  82  bis.  (x6  fiav  ngoxagov  yavoiiavov  x^^^^'^Q^'^ 
ig  KoQtvd'ov  (de  imminente  tyrannide)  V,  92.)  (ßötovxa  avxbv 
(Aetionem  Corinthium)  id'iwg  f^  Uv^'Cri  ngoöayoQavsi  xoi0ide 
xot6i  ijcaac  V,  92.)  (iiavxavo(iivp  Kvifdka  iyavaxo  diMpcdil^tov 
Xgfl0xi]gLOv  iv  udakq>otaL  V,  92.)  r^  üv^'lri  of  (Clistheni  Si- 
cyonio)  X9^  ^}  ^''  Tiöafiav^  (Eleo)  fiavxavofiivm  iv 
Aak(pot6t  xagl  yovov,  dvatka  ri  Ilv^Cri  IX,  33  bis.    &rißatoi 


INDEX  PONTIÜM  HERODOTI.  161 

ig  d-Bov  insiiitoVy  ßovXoft^svoi  tiöaöd'ai,  ^A^valovg'  rj  dh  Uv- 
^iri  ...  Itpri  V,  79.  rovtov  iy(D%E  tov  xQtiöiiiyv  xov  Mag- 
doviog  sItis  ig  Iligöag  i%€iv  (de  barbarorum  post  direptum 
templam  Delphicum  interitu),  ig  ^IXXvQcovg  ts  oud  täv  ^Eyxi- 
X€(ov  otQaxov  olda  ycenoifinivov^  aXX*  ovx  ig  üigCag  IX,  43. 42. 
nolXaxig  xrjQVfSöovtcDV  JBX(pmv  ix  d'SOJCQOJciov  og  ßovXoLxo 
TCOLvij^  xf^g  Alöfonov  i^vxfjg  avaXifS^ai  II,  134.  /jlsktpol  iv 
xavxp  xä  XQOvp  (ante  pugnam  ad  Artemisium)  ixQti^trjQvd' 
tfivro  x&  d's^  . . .  ocaC  öq>c  ix^(f^  . . .  Asktpol  Öh  . . .  ^EXkri- 
vmv  xot6L  ßovko(idvoi6i  elvai  iXsv^igoiöi,  i^i^yystXav  xa  XQ'^' 
öd'dvxa  avxot6t  VII,  178.  oC  AeXtpol  .  .  .  i^avxBvovxo  neQl 
xmv  IbqAv  xQW^'^^'^  ...  6  d\  ^eog  (Sg)sag  ovx  ia  xivisiv 
VIU,  36.  icff6q>avxd  6fpi  (ApolloDiatis)  . , .  iv  jdektpotöt 
iyivsxo,  ixsC  xs  ineigmxfov  xovg  7eQoq>TJxccg  x6  atriov  xov  nage- 
ovxog  xaoeov  IX,  93.  fj  Ilv^Cri  6(piag  (Pelasgos  Lemnios) 
&^Acv«  ¥1,139.140.  1}  nv^Cri  öipc  (Doloneis)  «i/trA«  VI,  34. 
iöxdXri  (Miltiades)  ig  JsXq)ovg^  inBigtieo^iavog  xo  XQV^'^^VQ^^'^ 
. . .  XBXBVovarig  dl  xaX  ti]g  üv^CrigNl, 35 — 36.  iv  x^  Kvgvp 
etxoöt  ixEöi  TcgoxBgov  xovxmv  ix  d'BongoTtiov  avBöxi^öavxo 
(Phocaeenses)  itoXiv,  xy  ovvofia  ^v  ^AXaXCri  1, 165.  xov  Kvg- 
vov  6q>i  (Phocaeensibus)  tj  Tlv^iri  ixQV^^  xxCöai  i^gmv  iovxa, 
ciXX*  ov  xriv  vr^6ov  1, 167.  (^  Ilv^'Cri  öq>i  (Cnidiis)  .  . .  X99^ 
iv  xgifidxgp  xovp  xaSa  I,  174.)  avatXB  xb  ;|jpi^tfri}pAOv 
(Delphicum),  xal  ißaöiXBVösv  ovxa  Fvytig'  xoöovds  ^ivxoi 
Binav  fi  Ilv^lri  1, 13.  roW^  (Alyattis  oratoribus)  ^  Uvd'iri . . . 
ovx  igyq  xpi7<f££v,  itglv  ij  x.  r.  X,  1, 19.  17  Tlv^Cri  ot  (Croeso  de 
filio  iniito  consulenti)  bIicb  xdÖB  1,85.  iv  JaXtpolöy  &g  iöijX' 
9'ov  xdxioxa  ig  xo  iidyagov  ot  AvSol  (a  Croeso  ad  tentanda 
oracula  missi)  xQV^^f^^"^^^  ^^  ^^?  . . .  ^  Ilv^irj  iv  i^aiidxgm 
xovip  Xdysi  xdda  I,  47.  xmv  (ucvtritmv  a(iq>oxdg€9v  (dei  Del- 
phici  et  Ampbiarai)  fg  xmvxo  at  yväiuti  ötwddgafiov^  ngo- 
Xdyovöai  KgoCöoi  (de  eventu  belli  Cyro  inferendi)  I,  53.  71. 
73.  75.  86.  90.  91.  69.  ^  Hv^Cri  ot  (Croeso)  xp?  ^a*«  (caven- 
dum  a  mulo  Medis  imperante)  1,55.91.  xotCi  Avdotöv  (Croesi 
nomine  quaerentibus)  xriv  IJvd'iriv  ...  bI%bIv  xdöa  1,91.  {inBi- 
gmxdovxi  ot  (Batto)  x9^  V  nvd'ttj  xdds  (de  colonia  in  Li- 
byam  deducenda)  IV,  155  ter.)  {rj  Ilv^Cri  6q>L  (Theraeis)  ixQV^^ 

y.  OirTBCHMiZ),  Kleine  Schriften.    lY.  1 1 


162  INDEX  FONTIÜM  HERODOTI. 

(de  colonia  Libyca  admonens)  lY,  156.)  ij  Ilv^Cq  6^i  (iis 
qui  cum  Batto  Plateam  cpndiderant)  ^qoq  xavza  xQa  xads 
IV,  157.)  ot  KvQfivatoi  jtQog  xriv  7cataXaßov6av  ^Vfi^ogiiv 
(post  mortem  Arcesilai  U.)  &t€fiieov  ig  jdsXqxwg  .  .  .  r^  dh 
Uvd'ii]  hciXsvs  rV,  161.  ^  Ilv^irj  ot  (Arcesilao  HI.)  xq&  tdds 
VI,  163. 164.    (r^i/  Tlvd^ir^v  öq>iag  (MetaponÜDos)  xsXsvsiv 

IV,  15.)    fi  nv&ifj  6(piag  (Agyllaeos)  ixdkevfSs  1, 167. 

lovis  Dodonaei  oraculum.  Tads  ^aömvaimv  q>a6l 
at  ngoiuivtug  {jdadovaiov  dh  aC  tgrflai^  täv  rg  ngsößwätfi 
ovvoft^a  f^v  IlQo^dvsta,  xri  S\  ^xa  xavxr^v  Tinccgixi^j  xy  dl 
vsmxdxTj  NLxavÖQTij  iXsyov  xaika)  11,  55.  mg  iym  iv  ^dcch- 
ddvn  olSa  axoviSag  (xal  xcc  fihv  ugAxa  at  ^eodmvidsg  tQrflai 
kiyovöC)  II,  52 — 53.  itQOfpavxa  6^>i  (ApoIIoniatis)  iv  xs  ^a>- 
ddvn  .  • .  iyivsxoj  ixst  xs  ixsiQoixsov  xovg  nQotpiixag  x6  atxiov 
xov  xaQSovxog  xaxov  IX,  93. 

T6  ix*  *j4xdQovxi  vBxvoftavxr^tov,  {Ui^ilfavxt  ot 
(Periandro)  ig  Beöjtganovg  i%  *A%igovxa  xoxafiov  ayyikovg 
ijtl  x6  vexvoitavxi^l'ov  xagaxaxa^i^xrig  nigi  ^sivix^gj  ovxe 
6i](Mcviai,v  itpri  17  MHi66a  ijci(pavBl0a^  ovxb  xaxsQiei^v  V,  92.) 
(to    ösvxsQOv   xdft^tlfavxLj   itpQaöe  x6   stdiolov  xijg  Mekiöörig 

V,  92.) 

Apollinis  in  Branchidis  oraculum.  Ot  Kvfuctoi 
iyvcnöav^  6vfißov2,fig  nigi  (quid  de  Pactya  statuendum  sit) 
ig  &S0V  dvpötti  xov  iv  ßQayxidyöi  1, 157 — 159. 

Telmessenses.  TsX^ritföiov  Svxaüavxtav^  mg  nsgisve- 
X^^t^rog  xov  Xiovxog  xo  xeixog,  iöovxav  SagSieg  ävdXmxoi  I,  84. 
iTCBime  (Croesus)  d-soTtgoxovg  ig  xäv  i^riyriximv  Tekiifiö^dmv 
.  .  •  Tel^riöödeg  fidvxov  xdSs  iyv(06av^  öxqccxov  dXko^QOov 
jCQoadoxiiiov  elvai  Kgotöp  inl  xrjv  x^QV^f  dmxoyLsvov  S\ 
xovxov  xaxa6XQdil>e€^av  xovg  inixmglovg  I,  78. 

Magi.  ^TjUQ^iiLBvog  xAv  fidymv'  xotöi  ovblqoxoXolöi  x6 
ivxmviov^  i(poßi^dij  (Astyages),  srap'  avxäv  avxa  hca€xa  y^a- 
d'oiv  1, 107.  il^  ot  (Astyagi)  xijg  otj^iog  ot  xäv  fidymv  ovBt" 
Qonoloif  iö'qfucivovy  oxl  (UXkoi  0  xr^g  dvyaxgog  avxov  yovog 
ßaöLXsvöBiv  dvxl  ixBlvov  1, 108.  Kvqov  TcdQt  ßovlBiiav  ixdXav 
(Astyages)  xovg  avxoifg  xmv  [idyav  oi  xo  ivvTCviov  ot  tovrg 
BXQivav  1, 120.128.    (OQfififidvp  SdQ^  öxgaxriXaxdBi^v  . . .  XQixrf 


INDEX  PONTIÜM  HERODOTI.  163 

o^tg  iv  rä  vnvq)  iyivaro^  tr^v  oC  [layoi  ixQuvav  dxovöavxag 
tpigaiv  xa  in\  xäöav  yriv^  ÖovXbvöblv  zb  ot  Tcdvrag  ard-gm- 
novg  VII,  19.  etgszo  (Xerxes)  tovs  fidyovg  to  ^skoi  icqo- 
ipalvBiv  to  q>a6(i,a  (defecüo  solis).  ot  dh  ifpQa^ov  wg  '^EXkrjöi 
TCQOÖBi^xvvot  6  d^Bog  iTtlsttl^iv  rwv  icokCfov  VII,  37. 

Aiyvnximv  tBQato6xonixdc,  Favoiidvov  xiQwtog^  fpv- 
kdööovöi  (Aegyptii)  'y(faq>6ft,Bvot  xfonoßatvov  II,  82. 

Aegyptiorum  oracula.  ^Exixgrixo  6(pt  (duodecim  re- 
gibns)  II,  147.  151.  NaxAg  fiaxa^if  OQVOömv  inav6axo  ^av- 
xritov  ifiTCoÖLOv  yavoiidvov  xotovds  II,  158.  (^vd^ofiavog  ix 
futvxTitov  6  Z/i^iaöig  xa  JtSQl  iannov  (laXkoi  iaco^avovxa  yC- 
vBöd^ai  III,  16.) 

Latonae  oraculum  Butone.  CAmxia&ai  oC  (Pheroni) 
{MLvxTflov  ix  Bovxovg  TCoXiog  II,  111.)  {ik^atv  ot  (Mycerino) 
fiavti^tov  ix  Bovxovg  xoXtog  . , .  ix  di  xov  xQr^öxriQiov  avxm 
ÖBiixBQa  i2,d'Btv  kiyovxa  II,  133.)  ni^tlfuvxi  ot  (Psammiticho) 
ig  Bovxovv  %6kiv  ig  x6  %gri6xiq(fiov  xf^g  Arjfcovg  . . .  v^X^a 
XQriiSikog  11, 152.  tj9  dl  (Cambysi)  ixaxQr^öxo  ix  Bovxovg  no- 
Uog  m,  64. 

loyis  oraculum  in  Aethiopia.  Stpl  (Aethiopibus) 
liavxrfiov  jdtog  xatiöxtixa'  öxQoxavovxai  d*  iicaav  6q>aag  6 
^•sog  oitog  xalsvg  dia  d'BöTtiöyiaxdßv  II,  29.  iv  rg  Ald^ioxiy 
iov  XI  ccixä  (Sabaconi)  xä  ^avxi^Va,  xotöi  ^^^coi^rat  Ai^lonag^ 
avalXa  II,  139. 

Ammonis  oraculum.  {MaqtvQiai,  ynot ...  xal  xo^Afiiia- 
vog  XQV^'^VQ''^^  yavoftavov*  xb  iym  xf^g  iyiamvxov  yvcifirig 
vfSXBQOv  TtaqX  Atyvmov  i%v^6^riv  11,  18.) 

IV,  1.   'ff  difä  yQaq>iig  TCaQcidoCig. 

Bacchica  mysteria.    Ta. . .  xaXeofiava  Baxxixä  II,  81. 

Orphica  mysteria.  Tä  ^OQq>ixa  xaXao^ava  U,  81.  Ma- 
Xdfmovg  . . .  axQBximg  (ihv  ov  navxa  övXXaßmv  xov  k6yov 
(de  Baccho  iihyphallico)  iqyijva'  aAA'  ot  ixiyav6(iavot  xovxp 
6oq>i6xal  iia^ovag  i^ifptfvav  11,  89. 

Linus.  Tov  ofEkkrivag  ACvov  ovo^iiovxag  aaCSovöi  11,79. 

Ölen   Lycius.    Ovxog  b  ^Slkrfv  xal   xovg   akkovg  xovg 

nakaiovg  vfii/ovg  inohi^a  ix  Avxi^g  ik^civ^  xovg  aaidoiiivovg 

n* 


164  INDEX  PONTIÜM  HERODOTI. 

iv  jüfi^Xa  lY;  35.  aysiQaiv  6q>t  (Delios  Argae  et  Opi)  rag 
yvvatxagy  ovoiia^ovöag  xa  ovvofiata  iv  tä  vitvcnj  tov  öq>i 
'Slk'^v  avriQ  AvxioQ  htoiri0B  IV,  35. 

Poetae  ante  Homerum.  "OyiriQog  i}  tig  xäv  tcqozsqqv 
ysvo(Liva}v  noifjfcimv  (de  Oceano)  11,  23.  ot  xqotbqov  notrjftal 
Xsyof^voi  xovtmv  xäv  &vSq£v  (Hesiodi  et  Homeri)  yeviöd'aty 
vöxsQOVy  ifioi  ys  doxdnv,  iyivovxo  xovxcav  II,  53. 

Homer  US.  *H6Co8ov  Tcal  "OfiriQOv  tiXinCriv  xexgaxo^LOiöt 
IxeöL  doxim  lUv  XQSößvxdgovg  yaviö^aij  ocal  ov  nXio6i'  ovtot 
dd  eltfL  ot  7C0iiq6avxBg  ^Boyovlr^v  "EXXriai,  II,  53  bis.  "Öfwypov 
. . .  doTido)  xovvo^  (Oceani)  ig  xijv  noCtiötv  iveixaöd'at  11,  23. 
xäv  (Atheniensinm)  xccl  ^OfitjQog  6  ino7ioi,og  avdga  uQtöxov 
iiptl^s  (ß,  553)  ig  "Ikiov  äütixiöd'at  VlI,  161.  ^O^ijQog  . . .  xaxa 
inoCriös  iv  ^IXiadt,  {xal  ovSafirj  aXXi]  avanoduSa  imvxov)  %Xa- 
vf^v  xriv  ^jiXs^avSQOv  . . .  int^fLvrjxaif  d^  avxov  iv  jdcofii^daog 
aQiöxsii]  (Z,  289),  Xiyei  dh  htsa  otütco  II,  116.  117  bis.  ^Öftif- 
Qov  Sxog  iv  ^Oivöösii]  (ß,  85),  ixov  mos  IV,  29.  ixiniiivrixat 
dh  xal  iv  ^Odvaöeii],  iv  xomCds  xotöi  ina^v  (dj  227)  . . .  Tcal 
xdÖB  exaga  jcgog  TrjXifiaxov  MaviXamg  Xiyai  (d,  351)  11,116. 
KXaiöd'dvrig  .  .  .  ^cnlfpSovg  lnav6a  iv  UixvävL  äya)vi^a€^ai 
xäv  ^Ofir^Qaüov  indcov  sivaxa^  oxi  ^Agyaloi  xa  xal  ''Agyog  xä 
TCoXXa  Ttavxa  viuvdaxav  V,  67.  i6xi  (de  Hyperboreis  dicta)  xal 
*0(ii^Qp  iv  'ExiyQvoi6i,  al  dii  xp  iovxt  ya  ^ÜfirjQog  xavxa  xä 
inaa  inoiijöa  IV,  32.  oxi^  ovx  ^Ofi'qQOv  xä  KvitQia  i%aa  iöxi^ 
aXX*  aXXov  xtvog'  iv  yäg  xolöt  KvtcqIolöi  ffpi^a^  II,  117bi8. 

HesioduB.  Tada  . . .  AlyvnxCousl  i6xi,  i^avQTnUva'  (laig 
xa  xal  rifudgri  ixdöxri  ^aäv  oxsv  iöxl  .  . .  xal  xovxoi6i  xäv 
^EXkr^vcnv  ot  iv  noi'qöai  yavofiavot  ixQii<favxo  11,  82.  ^HeCoäov 
xal  X^ftriQOv  r^Xixlriv  xaxgaxofftoiöi  ixa0i  öoxda  ^v  ngaoßv- 
xdgovg  yavdö^ai^  xaC  ov  nXao6i,  ovxoi  dd  aUsi  ot  xoirjöavxeg 
d'aoyovirjv  "EXXriöi  II,  53  bis.  'Hötodp  iöxl  nagl  ^TxaQßogdfov 
alQfiitdva  IV,  32. 

Epici.  Ot  inojtotoi  (de  bello  Troiano)  II,  120.  Aaxe- 
dai(i6viOt^  oft^oXoydovxag  ovdavl  jtotrjxij,  Xdyovdv  (de  Aristo- 
demo)  {xavxa  y^kv  AaxedaifiovLoo  Xdyovöi  ^ovvoi  ^EXXijvmv) 
VI,  52.  ovxa  . . .  iyaya  ivddxo^i  'Hgidavov  xiva  xaXdaö^ai 
JCQog  ßagßaQov  noxafwv  .  .  .  avxo  xatriyoQdat  x6  owofur  mg 


INDEX  FONTIUM  HERODOTI.  165 

iatt  ^EXkrivtxov  xal  ov  rt  ßdgßaQOVy  vxo  xoitixbg}  de  rtvog 
noiri%'iv  III,  115. 

Aristeas  Caystrobii  f.  Proconnesius.  Ovxa 
tedi/säta  ovTB  f^ävta  q>alva6^ai  ^Agiöxiriv,  (lera  öi^  ißdofip 
hsl  (pavivxa  avxov  ig  ngoxovi/riaov,  not^öai  xa  i%aa  xavxa 
xa  vvv  iy%  'EXXijviov  ^4gtlJiM07C6a  xakhxav  IV,  14.  itpri  ^AqV" 
öxifig  6  KavöxQoßiov,  ivinf  TlQoxovvriöiog^  noidmv  inea^  am- 
xiöd'tti  ig  ^löCfidovag,  ipoLß6la(iycxog  yevonsvog  IV,  13 — 14. 
ov^^  *AQL6xitjg  .  .  .  nQO0(oxiQm  'lööridovmv  ^  iv  avxol6i  xolöi 
EX£6i  TCOidfOVj  iqyijös  anixiö^ay*  aXka  xa  xaxvnsQ^B  Heys 
axoy,  (picg  'lööridovag  alvai  xovg  xaika  kiyovxag  IV,  16. 
TjtsgßoQdov  niQi  avd'QciTtmv  ovxs  xi,  2jxv%'uv  Xiyovötj  ovxs 
xLvlg  aXkoi  xäv  xavzy  olxtiiisvmv^  ei  iiij  aga  'lööridoveg.  mg 
tf '  iyä  doxim^  ovo*  ovtoä  kiyovav  ovöiv  IV,  32. 

Archilochus  Parius.  ^AQ%iko%og  6  Jldgiog^  xccxa  xov 
avxov  (Gygi)  %q6vov  yevoiievog,  iv  idfißa)  XQi^i^exQm  I,  12. 

Sappho.  2Ja7tq)(o  ^  iioveoxovogll^lSö,  iv  iiikeV  2^a7iq)m 
Ttokka  xccxexeQxofiriöe  fiiv  (Charaxum  fratrem)  II,  135. 

Alcaeus.  ^Akxalog  6  Ttovr^xi^g  V,  95.  xavxa  *Akxatog  iv 
^eket  ^OLTJöag,  ixLXtd'et  ig  Mvxcki^vifjVj  i^ayyekkofiBvog  x6 
iofvxov  Tcdd'og  Mekavijcnp  avdgl  exaga  V,  95. 

Solon  Atheniensis.  ^Aicixveovxai,  ig  Uagdig  ax^^ov- 
6ag  xkovxp  akkot  xe  oC  ^vxeg  ix  xijg  'Ekkddog  6og>i6xai^ 
oi  xoOxov  xov  ;|^(K)vor  ixvy%avov  iovxeg  . . .  xal  dri  xai  JSo- 
Aoi/,  dvriQ  'A&rivatog  1,29—33.  86.  xov  (Philocyprum)  £6kav 
^A^vatog,  dittxo^evog  ig  Kvjcqov,  iv  ejceöt  atveiJi  xvQdw&v 
[idkufxa  V,  113, 

Simonides  Leoprepis  f.  Ceus.  Euakxidea  axQaxri' 
yeovxa  ^EgexQidmv,  6xeq>avriip6govg  xe  ayävag  ävaQaiQfixoxa 
xal  vno  EiiLiovlSem  xov  Ktjtov  stokkä  alved'dvxa  V,  102. 
%aq>^at6l  ötpt  avxov  (Graecis  ad  Thermopylas  occisis)  iiciyd- 
yganxac  . . .  rä  di  fidvxt  xoSe  VII,  228.  x6  dl  xov  iidvxiog 
Meyt6xiem  (epigramma),  2JL(ia)vidrig  6  AacoTtgineog  iöxt  Tcatä 
^bivCtiv  0  imygdtlfag  VII,  228. 

Pindarus.   'Og^äg  fiOL  öoxdei  ülvSagog  TtotrjöaL  III,  38. 

Phrynichus.  IloiiqiSag  Ogvvi%og  dgäyia  Mikrjxov  akm- 
6I.V  VI,  21. 


166  INDEX  FONTIUM  HERODOTI. 

Aescbylus  Euphorionis  £  Al6%vXog  6  Evq>oQla}' 
vog  • .  •  fiovvog  dri  TCoi/qtioiyv  rSv  7CQoy6vo(iiiv(ov  U,  156. 

Fabulae.  ^O  dh  (Cyrus)  . . .  IXe^d  ötpv  (lonibus  et  Aeolen- 
sibus)  Xoyov  I,  141. 

Aesopus.    At6(OJtog  6  koyojcoiog  II;  134. 

rijg  nBQlodov.  FeXm  bgiow  y^g  xsQiodovg  yga^/avtag 
noXXovg  ^  Jiy  xal  ovddva  voov  E%ovxag  i^riyriödfisvov  TV,  36. 

Tabula  orbis  terrarum.  (TjS  d^  (Cleomeni)  ig  Ao- 
fovg  ^t€  (Aristagoras)  ...  ix^'^  xaXiceov  nivaxay  iv  r^  yfjg 
&7tdö7jg  nsgiodog  ivetir^ritOy  Tcal  ^aXa66a  te  %ä6a^  xal  no- 
rafiol  navtBgYj49hiB.) 

Hecataeus  Hegesandri  f.  ^  ^Exatalog  6  Xoyojtoiog 
V,  36.  ^Exaxalog  h  ^HytiöavdgoVy  avfiQ  XoyoTCoiog  V,  125. 
^ExataCfp  rä  Xoyoxoi^  iv  ©iJ/Jgtft  yevsriXoyrjöavti  tt  itovtov^ 
xal  avadi^öavri  xiiv  itaxQiriv  ig  exxaidixatov  9e6v  ,.,  oC  Cgieg 
tov  /Itog  . . .  ävteysvEfiXoyriiJav  II,  143.  ^Exatatog  6  ^Hyti^dv- 
dQov  iq)fi66  iv  totöt  Xoyotöt  VI,  137  bis. 

Scriptores.  7)  w,  iövtsg  Alyvmioi^  xal  ?  xt  utcoSb- 
%ditEVO^^  iXaßov  (Persei  maiores)  ticg  ^dagidov  ßa6iXr(tag^ 
aXXoiöt  yaQ  xcqI  avx&v  stgrixai^  idöofiev  avxd,  xa  dh  aXXoc 
ov  xaxsXdßovxOj  xovxav  fivi^fifiv  itoLiiöoimt  VI,  55. 

Philosophi.  ^EXXi^vov  xivig,  iniöfifioi  ßovXop^svot  ye- 
viö^av  öOfpir^Vy  iXc^av  tcsqI  xov  vdatog  rot^ov  (Nili)  xQitpa- 
öCag  odovg  xmv  xag  yihv  dvo  xäv  bdäv  ov8*  a^tcD  iivfjöd^ij' 
vaL,  el  fi^  oöov  6fi(i^vat  ßovXoiievog  iiovvov  II;  20.  24.  xäv 
fl  ixiQti  iiiv  II,  20.  1}  d*  ix  igt}  11,  21.  6  hsqI  xov  ^Slxeavov 
Xi^ag  n,  23.  rj  d^  xQlxri  xmv  oöfäv  11,  22.  xovxp  xm  Xoyp 
(Aegyptio  de  metempsycliosi)  elöl  6t  ^EXX'qvmv  ixgrjöavxo^ 
ol  (ihß  XQoxsQovy  oC  dh  vöxeQov,  mg  18 dp  imvxäv  ovxr  xäv 
iyä  sldmg  xa  ovvo^axa^  ov  yQdqxo  II,  123. 

Pythagoras.  ^EXXi^vatv  ovx  6  äö^Bviöxaxog  6og>i,öxrjg 
nv^ayoQfig  IV,  95.    Uvd'ayoQsta  U,  81. 

Herodotus  Halicarnassensis.  ^Hg  dsdriXonai  ^lol  iv 
xä  TtQcixp  xäv  Xoymv  (I,  92)  V,  36.  di  alxiriv  xijv  iyä  iv 
xotöi  inUsm  koyoiöt  (I,  107  sqq.)  6rifiavi<o  I,  75.  oZ  xivcg 
TtQoxsQov  ixaXiovxOj  iv  xotöi  Ttgäxoiöi  xäv  X6ymv  (I,  171) 
stQijxai  Yn,  93.    xäv  itQOTtetiiivmv  öri^r^taiVf  xa  iyä  iv  aXXm 


INDEX  PONTIÜM  HERODOTl,  167 

Xoym  (Ulf  28)  igdm  11^  38.  ano  XQoq>a6Log  ti^v  iym  ^s^ovmg 
.,.  iv  rotöL  jdißvxotöL  Xoyoi^L  (TV,  159)  axrjyijöoiiai'  11, 161. 
tov  jcatQig  (Miltiadis)  . . .  rov  d'ccvatovy  tov  iyä  iv  akkm 
X6yp  (VI,  103)  67i(iavdci}  mg  iyivsto  VI,  39.  iv  xolöi  oTtiö^s 
loyoiöi  (Vm,  137)  dTtoii^c}  ßg  b16i  "EXkvivBg  V,  22.  6  "A^- 
vddfjg  ovtog  ijcixtsivs  ^ExLaXtsa  8i  aXXrjy  alxlriv^  tifl/  iyA 
iv  totöt  ojciö^s  loyotöt  Cruiaveco  Yll,  213.  mg  dl  alXov 
(Medi  Niniim),  iv  iriQoiöv  X6yoi0i^  driXciöm  1, 106.  ßaövXisg 
(Babylonis),  täv  iv  totöt  *A0övQCoi6t  Xoy oiöt  yi^vr^iLriv  tcoi- 
r^öofUii  I,  184. 

IV,  2.   ^H  ino  ötoficctog  nagadocig. 

Paroemiae.  IlaXai.  tä  TutXa  av^gditoiöt  i^BVQtftat^  ix 
tmv  fiav^dvsLv  Set'  iv  totöt  h/  toSs  iöti,  öxonietv  ttvä  tä 
imvtov  I,  8.  tb  xaXaiov  iitog  ...  tc  i^ri  aiia  aQxS  ^^^  tiXog 
xataq>aivsö^aL  VU,  51«  vsvofLiötai  ävä  tijv  'EXXdda  tä  6%b- 
tXia  S(fya  ndvta  Ar^i^vta  TtaXisö^ai  VI,  138.  d%o  tovtov  fihv 
tovto  (sc.  ov  fpQovtlg  ^iTtTtoxXsidrf)  ovoiidietat  VI,  129.  ro 
inog^  TO  6q>t  (Lampsacenis)  dTCsCXriösv  6  Kgotöog^  xitvog 
tQÖTtov  ixtgCtlfBiv  VI,  37«  toiko  i6ti  ri  dnb  Ihtv^imv  ^"^ötg 
IV,  127.  t6Ss  to  ^fjlMC  (sc.  Ott  ix  tov  ivtavtov  ro  iag  airt^ 
i^agalifrjftat)  Vll,  162. 

Aoyot^),  SavQo^timv  Tiigt  mÖB  XiyBtat  IV,  110.  XiyB- 
rat  vnlx  täv  yQWCmv  affxd^Btv  (aurum)  ^Agtiiaöitovgy  avögag 
HOVoq>^dX(iovg*  XBi^Ofiat  dh  ovSh  tovto  111,116.  6  TtBgl  *Aßd' 
giog  Xoyog  IV,  36.  bIöI  ot  ttvBg  Xdyovöi  (de  Massagetis)  1, 201. 
tivig  (de  proventu  cinnamomi)  HI,  111.  l0tt  dl  xal  o3b  Xo- 
yog XByofiBvog  (de  lasone  et  deo  Tritone)  IV,  179.  6  Xoyog 
(de  raptu  Thetidis)  VII,  191.  of  di  ttvBg  Xiyovat  jtBgl  t^g 
ßoog  tavtrig  xa\  tmv  xoXo66mv  (in  oppido  Sai)  tovÖB  rdi^ 
Xoyov  II,  131.  oöa  o7  ta  aXXot  av^gtonot  xal  Alyvmtot  Xi- 
yovöt,  ofLoXoyiovtBg  totöt  aXXotöt,  xatä  tavtr^v  ti^v  %mgiriv 
yBVB0d-aty  tavt  rfiri  q>gd6G}  11, 147.  XiyBtat  oSb  6  Xoyog  (de 
Cleobi  et  Bitone)  I,  31.    bIöI  oi  Xiyovöt  (de  pugna  exulum 


1)  Hoc  capite  aelecti  tantTim  loci  enumerantar,  qui  disertis  ver- 
bis  ad  narrationem  cnm  Herodoto  communicatam  spectant. 


168  INDEX  FONTIÜM  HERODOTI. 

Samiorum  cum  Polycrate)  UI,  45.  kiytxai  Sh  xal  (oleam  olim 
in  Attica  fuisse  sola)  Y^  82.  Tiitrjöid'Bog  6  ^£lq>6g,  xov  iQya 
XStgSv  TS  xal  Xrifiatog  i%oi.iL  av  fidy^ta  xazaXi^ai  Y,  72. 
(0^  XiyexaL  (de  insania  Cleomenis)  Y,  42.  cog  ^  fpatig  i%Bi 
(de  Damarati  apud  Dareum  auctoritate)  YII^  3.  xovtoiei 
Tcäöi  (populis  in  exercita  Xerxis)  . . .  in^öav  exdöxoiöt  im- 
xdQiOt  fjysfiovsg*  xäv  iycit  ov  yäg  avayTiaCri  H^dgyoiua  ig 
CöxoQitig  loyov^  ov  xaQafiifivri^aL  (xd5v  [liv  vw  akkmv  ov 
icaQaiUfivfifML  xa^iaQxdcm/,  äg  oinc  avayxa^ofisvog)  YII^  96. 99. 
jismvidrig  xs  . , .  nimei  . . .  xal  exsQOi  (ux^  at^oü  ovoiiaötol 
Djiaqxiriximv^  xäv  iya  Ag  ävÖQäv  ä^iov  ysvoiidvav  inv^o- 
firiv  xä  ovoiiaxa'  invd'oiiriv  dh  xal  a%avxmv  xäv  xQti^xoöiov 
YII^  224.  Xiysxai  Xoyog  (de  Borea  ante  pugüam  ad  Arte- 
niisium  in  auxilium  voeato  ab  Atheniensibus)  YU^  189.  Xiya- 
rat  fi^v  xal  aXXa  tjfSvddöL  atxaXa  %sqI  xov  avdgbg  xovxov 
(de  Scyllia  Scionaeo).  xa  Sl  lUxs^ixsQa^  aXrj^ia  YIII^  8. 
d'oviid^G}  bI  xä  XsyofLevd  iöxi  aXijd'ia'  XiyBxai  yd(f  (de  Scyl- 
liae  fuga)  YIII,  8.  ixa  [ihv  cvxvAv  ovvo^axa  XQiriQaQx^'^ 
(lonum  in  pugna  Salaminia)  xaxaXi^ai^  xäv  vijag  *EXXfividag 
iXovxmv*  x^iftfofiat  ii  avtoUSi  ovdiv^  nXriv  x,  x,  X.  YÜI,  85. 
Xiyaxai.  8\  xal  (de  coena  Mardonii  a  Pausania  derisa)  EK,  82. 
el  Sri  aXri^g  ya  iöxl  o  Xoyog  (de  Pausaniae  proditione)  Y,  32. 
ivciyQttJlfa  xäv  xig  ^aX(pciv,  AaxadaifiovCoiCi  ßovXofnvog  x^- 
giöa^d-ar  rot;  ixtöxdnavog  x6  ovvona^  ovx  int^vrieofLaL  I,  51. 
xovxov  xov  IJaxd^TCaüD  avvovxog  dnidgri  ig  Udiiov  . .  .  I^mt^ 
XQii^xa  iiaydXa^  xd  2]d(iwg  av^Q  xaxiöxa'  xov  imözdiiavog 
xo  owofia,  axmv  iniXi^^o(iaL  lY,  43. 

Duplex  traditio.  'H  x^QV  ^^V  (j^^  Lissum  flayium) 
itdXai  fihf  ixaXiaxo  raXXatxt'iy  vvv  dh  BQiavxtxij'  iöxi  (idv- 
xov  xä  dixaioxdxip  xäv  Xoyav  xal  avxrj  Kixovanf  YII^  108. 
of  iihf  —  of  8i  (de  Tauris)  lY,  103.  fort  xal  aXXog  Xoyog 
lX<ov  äds  {ovxog  da  aXXog  |tn/o^  ^EXXtivmv  xa  xal  ßagfidgcav 
Xayofiavog  Xoyog  aÜQTixai,)  (de  origine  Scytharum)  lY,  11 — 12. 
diaq>6Qovg  Xoyovg  itaQl  xov  dgid^fiov  (Scythamm)  i^xovov 
lY;  81.  of  Si  (Tanam  terminam  esse  Asiae  et  Europae)  lY,  45. 
6  ^Jgd^rig  Xiyaxai  xal  fbi^ov  xal  iXdöCmv  alvai  xov  "löxgov 
.  . .  fpaöt  I,  202.    oC  fiiv  xivag  (de  Pythia  et  Lycurgo)  I,  65. 


INDEX  FONTIÜM  HBRODOTI.  169 

ol  iilv  .  . .  Xsyov^i  —  ot  8i  (de  Biantis  vel  Pittaci  consilio 
Croeso  dato)  1,27.  fpa6l —  r^öri  8i  tivsq  Xeyovöi^  (de  domun- 
cula  monolitha  Amasis)  U,  175.  oC  (ihv  kdyovöi  -*  o[  Sl  —  of 
9i  (de  Ladica)  IT,  181.  Idystav  di  xal  ods  6  loyog  (de  ansa 
inyadendae  per  Cambysen  Aegypti)  III,  3.  oitog  (ikv  6  ni- 
^avt6r£Qog  täv  Xoycov  (de  deserto  a  Cambyse  superato)  cr^nj- 
ra«'  ÖBt  dh  Tcal  xov  ifi66ov  ni^avov^  insC  ys  dij  Xsystai.^  ^rj- 
^^ai  III,  9.  of  iih/  Xiyovöi  —  of  dd  (de  caede  Smerdis)  III,  30. 
ol  (ih/  XiyovöL  —  ol  8\  Xiyovöt  (de  Samiomm  in  Aegyptum 
missoram  faga)  III,  45.  wg  di  6  (lataiotSQog  Xoyog  cS^fii^rae, 
Xdystat  (de  Sparianorum  a  Samo  discessu)  III,  56.  mg  fiiv 
ot  xleuvsg  kdyovöv  —  oC  S^  ika66ovEg  Xiyov6i  (de  causa 
interitos  Polycratis)  HI,  120 — 121.  ol  8\  , . ,  Xiyovöv  (Leoni- 
dam  et  Cleombrotum  fuisse  gemiiios)V,  41.  xal  xaika  XdyB- 
tai  (de  Argiyorum  cum  Xerxe  commercio)  YII,  152.  fidri  S\ 
^xovaa  mg  xal  öuyiag  aiia  tovroiöi  (cum  vinculis)  aninsyi^rltB 
(Xerxes)  ötl^ovrag  xov  *EXXij6itovxov  VII,  35.  rjdi]  dh  rjxovda 
xal  vcxaxov  dtaßfjvai,  ßaöiXda  navxorv  VII,  55.  i6xi  8%  bxb- 
Qog  XiyofLSvog  Xoyog  (de  proditore  ad  Thermopylas)  VII,  214. 
Xeysxat  8i  (de  Leonida)  VII,  220.  Xiyexai,  (ol  (liv  vw  ovxm 
6m^Hpfai  Xiyovöt  j4Qt6x6äri[iov  ig  Sndffxip/)  —  ol  8a  VII,  229 
— 231.  Xiysxai,  8i  xal  aXXov  .  .  .  xäv  XQLtjxoalmv  xovxav 
nsQiysviö^ai  VII,  232.  viag  oF  iXa%l6xag  Xiyov6i  8Laq>^aQij- 
vat  (ad  Artemisium)  VII,  190.  Xdysxat  81  xal  xa8a  (de  initio 
pugnae  Salaminiae)  VIII,  84.  icxi  8%  xal  aXXog  o8b  Xoyog 
XBy6[iBvog  (de  Xerxis  reditu)  VIII,  118 — 119.  ^dij  81  xal  x68b 
tjxovaa^  mg  6  ^riUpovog  inißaxBvmv  xov  Evijvlov  ovv6iiaxog, 
iiaXaiißavB  inimv  xi^v  *EXXd8a  igya  IX,  95.  6  2Jmfpdvtig  . . . 
8i^ovg  Xoyovg  Xayoiiivovg  i%Bi^  xov  ftiv  —  od'  axBQog  xmv 
Xoymv,  xm  xqoxsqov  XB%^ivxi  afuptößaxdmv^  Xdyaxai,  IX,  74. 
%oXXovg  xivag  ^di]  xal  7Cavxo8anovg  ijxovöa  d'diffai  MaQ86- 
viov  —  i%Bi  8d  XLva  q>dxiv  ^lovvöofpdvfjg^  dvtiQ  'Eq>d6Log, 
%di>at  MaQ86viov  IX,  84.  ol  81  Xdyovöi  (de  loco  supplicii 
Artayctis)  IX,  121. 

Graeci.  Ol  "EXXfivag  . . .  Xoym  fihv  Xdyov6L  . . .  ^gym  8\ 
ovx  a%o8Bixvi)6v  (esse  Oceanum)  IV,  8.  "EXXtjVBg  (de  tribus 
orbis  terrarum  partibus)  II,  16.  x6  im*  'EXXi^vmv  vBvoitiöiUvov 


170  INDEX  PONTTOM  HERODOTI. 

(Nilum  Asiam  inter  et  Africam  esse  terminum)  11^  17.;  "EXkri- 
vag  (de  Scytharum  concubitu)  J,  216.  "EUtjveg  (Persas  olim 
vocatos  esse  Cephenas)  VII,  61.  "EXlrivss  (lonas  olim  voca- 
tos  esse  Aegialenses)  YII,  94.  "Elltiveg  (Aeolenses  olim  fuisse 
Pelasgos)  VII,  95.  "EkXrjvsg  (de  lone  filia  Inachi)  1, 1.  "Ellfi- 
vsg  (de  raptu  lus)  1, 2.  "EXkr^veg  (de  origine  regum  post  Per- 
seum  et  ante  Perseum)  VI,  53.  ^Ellrivag  (de  Aegyptia  stirpe 
regum  ante  Perseum)  VI,  54.  ''EXltjvsg  (de  Perseo  in  Aegypto) 
II,  91.  kiytyvöL  %oXXä  xal  aXka  avsTCtöxdmmg  ot  "Ek^^j^vBg'^ 
svi^d'rjg  dl  avx&v  ocal  oSs  6  fiv&og  iöti,  t.bv  xsqI  toi/  ^Hga- 
xliog  liyovöi.  II,  45.  of  "EUrivsg  (de  Ery thia)  IV,  8.  '^EUrj- 
vsg  (de  Planctis)  IV,  85.  oC  "Ellrivsg  (de  educatione  Bacchi) 
II,  146.  "Ekkipfsg  (de  Panis  natalibus)  11,  145.  ßlgofLivov 
li£v  . .  .  sl  (idtaiov  koyov  kiyovöt  ot  ''Ekk'qvsg  tu  jcsqI  ^Ikiov 
ysviö^M  n,  118.  "EXktjvBg  (de  nuptiis  Boreae  et  Orithyiae) 
VII,  189.  oC  '^EXkfivBg  ovtco  imfn6y6ii€V0L  Toinrot<Tt  (lonibus 
et  Caribus  in  Aegypto  coUocatis)  tä  icsgl  Atyvntov  yevo- 
(uva  ino  WamutC%ov  ßa6iXiog  ag^aiuvo^  navxa  xal  xa  v6xB' 
Qov  i7Ci6xd(i€&a  axQsxdag  11, 154.  "EXXrivsg  kiyovüi  akXa  xa 
Haxaia  nokka^  xal  mg  x.  r.  L  (de  experimento  atitiquitatis  Phry- 
gum  a  Psammiticho  facto)  II,  3.  "Ekktivsg  (de  causa  caedis 
sororis  a  Gambyse  perpetratae)  m,  32.  "Ekktjvag  (Masistium 
Yocant  Macistium)  IX,  20.  oC  "Ekkr^vag  (Candaulem  vocant 
Myrsilum)  I,  7.  oC  ndvxag  'Ekkr^vag  (de  Miltiadis  contra  Pa- 
rum  expeditione)  VI,  133 — 134.  fLaQXvgat  c^l  (Gorinthüs  in 
pugna  Salaminia  excellentibus)  xal  f^  akkij  (exceptis  Athe- 
niensibus)  ^Ekkdg  VIII,  94.  ot  xokkol  ^EkXrflfmv  (de  causa 
insaniae  Gleomenis)  VI,  75.  ot  itokkol  ^Ekkr[vmv  (de  nomini- 
bus  Libyae  et  Asiae)  IV,  45.  Sg  6  ycokkbg  koyog  ^Ekkr^viov 
. .  .ot  öl  xal  kiyov^L  (de  Halye  Thaletis  soUertia  a  Groeso 
superato)  1, 75.  fort  akkog  Xoyog  Xayofiavog  avä  riiv  'EXXdÖa 
(de  Argiyorum  cum  Xerxe  commercio)  VII,  150.  xcvig  ^EXXi^- 
vayv  (de  legatis  ab  Argivis  ad  Artaxerxem  missis)  VII,  151. 
fiata%itaQoi  ^EXXr^vmv  (de  tertia  pyramide  a  Rhodopide  ex- 
structa)  n,  134.  iXix^ri6av  (ab  Otane)  Xoyoi  aiciöxov  fihv 
ivtoLöL  ^EXX'qvmVj  iXi%^6av  d'  mv  III,  80.  fiiyiöxov  ^ävfia 
igim  xol6i  {lii  aitoöaxoyi^ivoiCL  ^EXXfjV(ov  TlaQöiayv  totöi  inxd 


INDEX  FONTIÜM  HERODOTI.  171 

nigöag  VI,  43.  rov  Nsikov  tag  xrjyag  . . .  ^EXXt^vcdv  täv  ifiol 
ditixonivcDV  ig  A07/0V?,  ovSslg  vxi6%Bto  siddvat  II,  28. 

Athenienses.  Aoyog  Ttagä  ^A^vaCvyif  (de  Minervae  et 
Neptüni  propter  Atticam  contentione)  Vm,  55.  cog  avxol 
^A^vaZoi  Xiyovöi  . . .  Xdyovöt  —  of  dh  (Decelenses  Dioscuris 
in  Atticam  irrumpentibus  Helenae  refugium  indicasse)  IX,  73. 
^A^valoi  (de  dissidio  cum  Pelasgis)  VI,  137.  ^Ad^vcctoc  (de 
bello  cum  Aeginetis)  V,  85 — 86.  'AdT^vatoi  (de  interitu  unius, 
qui  e  dade  Aeginetica  evaserat)  V,  87  bis.  ^Afrivatot  (de 
Alcmaeonidis  et  Pythia)  V,  63.  tag  *Ad"rjvatoL  iioijvoL  Xiyovöc 
(de  Cleomenis  impietate)  VI,  75.  altiri  i6xs  iv  *A&rivaioi6t 
(Alcmaeonidas  cum  Persis  a  pugna  Marathonia  reducibus 
conspirasse)  VI,  115.  d'civfLa  Sd  fiot^  xal  ovx  ivSixoiiaL  rov 
Xoyov  VI,  121.  ^A^r^vtttoi  (de  Borea  ante  pugnam  ad  Arte- 
misium  in  auxilium  vocato)  VII,  189,  of  ^Ad'i^vatoc  (de  omine, 
cum  Athenas  cives  relinquerent)  VIII,  41.  ^Ad^vatot  (de 
Aminia  in  pugna  Salaminia)  VIII,  84.  ^A^vatoi  (de  Corin- 
thiorum  fuga  ad  Salaminem)  Vm,  94. 

Phidippides.  *£lg  avtog  ts  ilsys  ^sidiicitCdifig  xal  ^A^y^- 
valot6v  anriyyskke  VI,  105. 

Epizelus.  Aiysiv  avtov  (Epizelum  Atheniensem)  Tcegl 
rov  7ca%'sog  ijxovöa  toiovds  tvva  Aoyov  VI,  117. 

Exules  Athenienses  in  exercitu  Xerxis.  ^A^yi- 
vaiojv  ot  d^siv  vno  ßa6tkiog  XEksvo^isvot  . . .  ovrot  (idv  vw 
xavta  lq>Qa6av  VIII,  55.  Itpij  Aixatog  6  QBOXvÖBog^  avfjQ 
^A^ijvatogj  tpvydg  ts  xal  naga  Mijdotöt  Xoytfiog  yevoiiBvog 
tovtov  tbv  XQOVOV  . . .  ^riiiagi^tov  ts  xal  aXkayv  {laQtvQmv 
xcctantofisvog  VIII,  65. 

Gephyraei.    Ot  rsqyvqatoi  . . .  (og  avtol  Xdyovöi  V,  57. 

Delii.  9aal  ot  avtol  (sc.  ot  AiqXov  olxijtogsg)  . . ,  Xd- 
yovöi  IV,  35.  jcoXXm  ti  nXstata  ytsgl  aitSv  (de  H^perboreis) 
/l'qXioi  Xdyov0L  IV,  33.  of  AiqXioi  (de  terrae  motu  tempore 
expeditionis  Datidis)  VI,  98. 

Parii.  üdgioi . . .  Xdy ov6t  —  of  ^i  . . .  Xdyov6i  (de  Mil- 
tiade)  VI,  134. 

Theraei.    Md%Qi  {ikv  tovtov  rov  Xoyov  (IV,  145—149) 


172  INDEX  PONTIÜM  HBRODOTI. 

AaKsdaifiovioi,  Srigaioiö^  xaric  tavtä  liyovöi'  xo  8\  ano 
tovtov  (IV,  150  —  153)  [lovvot  SriQaloi»  mos  yBviö^av  Kiyov6i 
IV,  150.  xavta  8%  Origatoi  ksyovör  ta  d*  iniXoma  tov  X6- 
yov  (IV,  157)  avfupiQovxM  i^dti  Si^gatoi  KvQtivaioiöi'  KvQti- 
valoi.  yaQ  xa  jcsqI  Bdxxov  ovda(iäg  ofioXoyiovöL  Srigaioiet 
IV,  154.    mg  Brigatoi  xe  Tcal  Kvgrjvatoi  Xiyov6L  IV,  155. 

Cretenses.     Kgr^xeg  I,  171. 

Praesii.  Aeyaxai ...  ©g  Xiyov6i,  TIpaÄJt ot VII,  170 — 171. 

Peloponnesii.  Tiva  ^di]  ijxovöa  Xoyov  aXXov  (de  Ana- 
charside)  vno  nsXoxovvr^öicav  Xsyoiisvov  .  •  •  aXX'  ovxog  o  Xö- 
yog  aXXcag  ndnaiöxac  im*  avxäv  'EXXr^vmv  IV,  77. 

Lacedaemonii.  AaxsSa^fiovtot ,  ofioXoyiovxsg  ovdevl 
xoLTixy^  XiyovöL  (xavxa  jiaxBdaifiovioi  Xeyovöt  fiovvot^EXXri- 
vmv)  (de  Aristodemo)  VI,  52.  |X£%(»t  vw  xovxov  xov  Xoyov 
(IV,  145 — 149)  AaKedai^oviot  &riQaloi6i  xaxcc  xavxcc  Xiyovöi 
(de  Thera  eondita)  IV,  150,  Aaxsdmiiov^ot  (de  Lycurgo)  1, 65. 
Aaxsöaii^oviov  (de  cratere  a  Samiis  rapto)  I,  70.  Aaxedai- 
[loviot  (de  causa  expeditionis  contra  Samum)  III,  47.  Aaxa- 
Satfiovtot  (de  Aristagora  Spartae  versaute)  V,  49.  AaxsSai- 
^ovtoi^  (de  Nicola  et  Aneristo  ab  Atheniensibus  occisis) 
VII,  137.  Xiyofbsv  iifutg  ot  SxaQxifftai  (de  Glauco)  VI,  86. 
Snagxirftai  (de  Cleomenis  insaniae  causa)  VI,  84.  mg  avxol 
Xiyov6L  (de  origine  vocis  ija6xv^i6ov)  VI,  84.  (6  Xoy og 
noXXog  iv  IJxdQxy  (de  Aristonis  impotentia)  VI,  58.)  (Aev- 
xv%l8rig  ikkv  iipri  iv  xot6i,  vscxeöc  —  oC  Sl  xal  xbv  (laxaLoxs- 
Qov  Xoyov  XiyovxBg^  q)aai  (de  Demarati  natalibus)  VI,  68. 

Archias  Samii  f.  Pitanates.  Tgixp  an*  ^AgiUm 
xovxov  (in  oppugnatione  Sami  occisi)  ysyovoxi  aXXp  ^Aqx^V 
rp  SafLiov  xov  *AQ%Csm  avxbg  iv  Ilixävy  ^wsyBvoiiviv'  dij- 
liov  yccQ  xovxov  fjv  III,  55. 

Argivi.  ^AgyBtOL  (de  interitu  unius  Atheniensis  cladi 
Aegineticae  superstitis)  V,  87  bis.  'AgyBtoi  (de  causa  insaniae 
Cleomenis)  VI,  75.  'Agyatoc  (de  commercio  suo  cum  Xerxe) 
VII,  148—149. 152. 

Aeginetae.  Aiytvrjxat  (de  bello  cum  Atheniensibus 
gesto)  V,  86.    Alyivi^xai  (de  interitu  unius  Atheniensis  cladi 


INDEX  FONTIüM  HERODOTI.  173 

Aegineticae  superstitis)  V^  87.  Alyiv'qtai,  (de  initio  pugnae 
Salaminiac)  VIII,  84. 

Corinthii.  KoQivd'iot  (de  Arione)  I,  23 — 24.  KoqCv- 
d'toi  (de  Tirtute  sua  in  pugna  Salaminia)  YIII,  94. 

Arcades.  Adystai  vn  ^AQxad&v  (de  Styge)  VI,  74.  mg 
Xoyog  iv  'Agxadiij  Idystav  (de  Dioscuris  ab  Euphorione  ho- 
spitio  exceptis)  VI,  127. 

Elei.   'fft«ro6  IV,  30. 

Plataeenses.    OC  ini%ciQioi  (de  Oeroe  f.  Asopi)  IX,  51. 

Arimnestus.  KakkiXQax'qg  .  . .  Heye  %Qog  ^AQiyLvriötov^ 
avÖQa  nXaxaUa  IX,  72. 

Thebani.  Srißaloi,  (ApoUiuem  Ptoam  Myi  Garice  re- 
spondisse)  VIII,  135. 

Thersander  Orchomenins.  Ta  ö\  fldtj  ta  iitiXoma 
fpcovov  SsQödvdgoVy  dvdgog  nlv  ^Oqxoiisvlov,  koyiiiov  Sl  ig 
%d  %Q&ta  iv  ^OQXO^iev^  IX,  16  bis. 

Delphi.  AsXq>oi  (de  thesauro  Gygis)  I,  14.  /IsktpAv 
olda  iym  ovtio  äxovöag  yeviö^ai  (de  Alyatte  oraculum  Del- 
phicum  consuleDte)  1, 19.  AsktpoC  (de  Croesi  cratere)  I,  51. 
ABlq>oC  (de  effigie  pistricis  Croesi)  I,  51.  Aakq>oi  (de  templo 
Delphico  a  Persis  vindicato)  VIII,  39. 

Achaei  Phthiotae.  ^Eg  "AXov  rijg  ^AxaiXrig  aTtLXOfiiva} 
SiQ^i  ot  Ttcctfiysiioveg  t^g  böov  .t.  ikeyov  ot  ijuxcigiov 
Xoyov  VII,  197. 

Thessali.    0s66akol  (de  ortu  Thessaliae)  VII,  129. 

Dodonaei.  Swoi^oloyeov  0q)t  (mulieribus  sacerdotibus 
Dodonae)  xal  ot  aXXoi  AmStovatot  oC  tcsqI  ro  [qov  (de  origine 
templi  Dodonaei)  II,  55. 

Macedones.  Mcocsdovsg  (de  Brigibus)  VII,  73.  Maxe- 
dovsg  (de  hortis  Midae)  VIII,  138. 

Argeadae  reges.  OC  äno  naqdCxxBm  ysyovoxBg^  xa- 
rdnsQ  avtol  XdyovöL  (de  origine  stirpis  Graeca)  V,  22. 

Potidaeatae.  OC  iitixcigtoi.  (de  aestu  maris  Persis  in- 
festo)  Vin,  129.  oC  nozLdatrjtaL  (de  cansa  interitus  Persa- 
rum)  Vm,  129. 

Abderitae.    ^AßdrjQttm  (de  Xerxae  fuga)  VIII,  120. 

Samothraces.    Dg  tig  ta  KaßsCqmv  OQyia  ^siivijtaty 


174  INDEX  FONTIÜM  HERODOTI. 

ta  Uaiiod'Qi^Vxss  ixitskiovCi  TCaQaXaßovteg  naga  üeXaöyäVf 
ovtog  mvriQ  oIöb  ro  Xdyto  . , .  oC  dh  üslaöyol  Cqov  xiva  koyov 
7ce(fl  avtov  (de  Baccho  ithyphallico)  IXs^av,  tä  iv  totat  iv 
Uafiod-Qritxy  nven^giotöt  diS'qktotaL  U,  51. 

Ghersonesii.  Xegöovriöttai,  (de  Artayctae  supplicio) 
IX,  120. 

Thraces.  SQTJVxeg  (de  apibus  Irans  Istrum)  Y,  10.  of 
7C€q£oixoi^  (Teari  fluvii)  IV,  90. 

Tauri.  AsyovöL  avtol  TavQoi  (de  Iphigenia)  IV,  103. 
q>a6i  (Taurorum  superstitio)  IV,  103. 

Scythae.  Lxv^ai  (de  origine  gentis)  IV,  5 — 7.  kiyov6i 
(de  antiquitate  gentis)  IV,  7.  I^xv^ai  (de  auro  regio)  IV,  7. 
Ol  Uxvd'aL  (de  Enarensibus)  I,  105.  ot  Ijxv^ai  • . .  ^pacC  (de 
causa  servos  excaecandi)  IV,  2.  vvv^  ijv  ttg  stgritat  n€(fl 
Ava%aQ6iogj  ov  q>a6i  fLiv  2Jxvd-ai  yivdöxsiv  IV,  76.  Uxiid'at 
tov  ßax%Bvevv  niQi  "Ekkriöi  ovsiäC^ovöi  . . .  q)a6C  IV,  79.  xgi- 
vov6v  (Scythae  de  lonibus)  . . .  q>a6C  IV,  142.  xoaovdE  a^ti- 
q>aiv6v  fiOL  ig  oil/iv  .  .  .  ilsyov  ot  iitiidgioi  (de  cratere  in 
Exampaeo)  IV,  81.  Lxv^ai  (de  Neuris)  IV,  105.  Xiyovai 
(Uxvd'aL  . .  .  ot  Zxvd'ac  xb  xal  ot  Tcsqioixoi)  (de  regione  sep- 
temtrionali)  IV,  7.  31.  Uxv^dmv  rivhg  amxviovxai  ig  avxovg 
(Argippaeos),  xAv  ov  jufkBicov  iöxi  nv^ie^ai  IV,  24.  rö  ano 
xovxcDV  xb  xaxvxsQ^s^  'lööijdovBg  siöl  ot  Xiyovxsg  toifg  fio- 
voq>^dliiovg  ävd'Qcinovg  . . .  elvat'  naga  dh  xovxiov  SxvQ'ai 
TtaQttkaßovxeg  Xiyovöi'  naga  d\  Uxv&dcov  fifbBig  ot  akkov 
vBvofitTca^av  IV,  27.  32.  xb  xaxvnsgd's  stgbg  ßoQrjv  avBfiov 
ov  yivciöxBxaij  ovxb  x(3v  g)aXaxQ(Sv^  ovxb  xäv  *l66riS6vmv^  bC 
firi  oöa  avxäv  xovxav  ksyovxmv  IV,  25.  ^TstagfiogicDv  nagt 
avd'gcijtmv  ovxs  xi  Uxv&at  Xiyovöi,  ovxs  xivhg  aXXoi  xäv 
xavxy  olxrnuv(ov  IV,  32. 

Timnes.  ^Slg  iym  ijxovöa  Tt(iv6<o,  xov  ^AgutnaC^Bog  im- 
xgonov  IV,  76. 

Enarenses.  Ot^Evdgasg,  ot  avdgoywoi  (de  yaticinandi 
arte  a  Venere  sibi  concessa)  IV,  67. 

Argippaei.  (Ot  q>aXaxgol  ovxot  Xiyovöi  IV,  25.)  (ro 
xaxvTisgd's   xgbg   ßog^v   avB(iOv    ov    yivoiöxBxat^    ovxb   xäv 


INDEX  FONXroM  HERODOTI.  175 

q>aX€C»Q£v  ovzs  täv  ^löCrjöovav  ^  ei  ^tj  o6a  avtäv  rovtcav 
Xsyovttov  IV,  25.) 

Graeci  PonticL  *Äs  iycj  Tiw^dvo^i  t&v  tbv  ^EXXi]6- 
novtov  olxBovxayv  ^EkXijv(ov  xal  Ilovtov  (de  Zalmoxide)  IV,95. 
^EkXr^vmv  oC  tov  Ilovtov  olxdovrsg  (de  origine  Scytharum) 
IV,  8 — 10.  *Ekkriv(ov  ot  iv  ry  Uxvd'txy  xazoixri[isvoi  (de 
Neuris)  IV,  105.  f(£X(^t  rSv  q>aXaxQäv  rovt(ov  (asqne  ad 
Argippaeos)  xoXXi^  TCBQifpavBLa  tilg  X^QVS  idtC^  xal  tSv  i^ 
ngoöd'ev  id-vemv  xal  yag  . . .  tiv^g  amxvdovtat  ig  avtoifg  . . . 
^EXXrjvav  täv  ix  BoQvöd^dvsog  ta  iimoglov  xal  täv  aXXmv 
Uovtixäv  iiacoQCfov  IV,  24. 

Olbiopolitae.  BoQv6^BVBtta^  (de  oppidi  sai  origine 
Milesia)  IV,  78. 

Hellespontii.  Ovtog  6  MBydßv^og^  eüxag  zoSb  to  Inog 
(de  Calchedoniis),  iXBC%eto  a^avatov  fbvriiiriv  ngog  ^EXXfiönov- 
tCarv  IV,  144.  äg  iyä  nwd'dvo^at  täv  tbv  ^EXXr^6%ovtov 
olxBOvtfov  ^EXXr^vfov  (de  Zalmoxide)  IV,  95. 

Gyziceni.  Tor  naqX  avtov  (de  Aristea)  iixovov  Xoyov 
iv  ...  Kvlixm  IV,  14. 

Proconnesii.  Tov  xbqI  avtov  (de  Aristea)  f^xovov  Xo- 
yov iv  ÜQOxovvi^ap  IV,  14. 

Lesbii.    Mößiot  (de  Arione)  I,  23 — 24. 

lones.  rVcDfiat  aC  'Icivav  . . .  o7  tpaöt  tb  ^iXta  ^ovvov 
elvai  AtyvJitov  11, 15 — 16.  aXXr^Xovg  xata^tuSvtai,  (lones  de 
pugna  ad  Laden)  VI,  14. 

Samii.  IJdi^ioi  (de  cratere  Lacedaemoniorum)  I,  70. 
HdiLLoi  (de  causa  expeditionis  Lacedaemoniorum  contra  Sa- 
mum) in,  47. 

Milesii.    MiXr^aioi,  (de  Thrasybulo  tyranno)  I,  20. 

Cnidii.  KvCdioi  (quomodo  Harpago  se  subiecerint)  1, 174. 

Gaunii.    Ol  Kavvioi  (de  origine  Gretica  gentis)  1, 172. 

Gares.    Ot  Kd^Bg  (de  origine  sua)  I,  171. 

Lydi.  Avdol  (de  Gygaea  lacu)  1,93.  tovtov  fLBtaXafi' 
ßdvovtai  Tot;  owofiorog  ( Asiae)  AvSoi^  (pdi^Bvoi,  IV,  45.  tpaöl 
avxol  Avdol  .  .  .  Xiyovöv  (de  lusibus  inventis  et  Tyrrhenia 
condita)  1, 94.    Avdoi  (de  Groeso  super  rogo  servato)  I,  87. 

Phryges.    ^Qvyag  (de  Marsya)  VII,  26. 


176  INDEX  FONTIUM  HERODOTI. 

Thraces  Asiatici.  Sgi^VxBg  . . .  äg  avtol  Xiyovcv  • . . 
q>a6C  (de  origine  sua)  YII,  75. 

LeucosyrL  Svqioi^  oC  xsqI  @€QfLoidovta  xal  nagd-d' 
V40V  xotafiov  n,  104. 

Macrone 8.    MaxQcavsg  U,  104. 

Colchi.  ElQOfMfiv  cifitpotdQOvg'  Ttal  iiaXXov  ot  KokjiOL 
ilufjLviaxo  täv  AiyvTCrüov^  ^  oi  Alyvicxiov  täv  KoXxmv  II;  104. 

Medi.     Mridoi.  VII,  62. 

Persarum  scribae  regii.  /^Lsl^sXavvav  inl  ag^iarog 
xagä  i^og  ev  aTiaCtov^  i%w^avBxo  (Xerxes).  xal  catiyQa<pov 
oC  yga^natiarac  YII,  100.  Kai  TcagsnXss  (Xerxes)  xagä  tag 
TCQfDQag  täv  vsävy  inBigtoxäv  xs  ixdöxag  Ofioicog  xal  xov 
xe^ovj  xal  axoyqatpoyi^Bvog  VII,  100.  oxmg  xiva  Cdot  Sdgl^fig 
xäv  iavxov  igyov  xt  äxoSBixvvitBvov  iv  xy  vav^axiy  .  .  . 
avBJtwd'ävsxo  xov  novqCavxa'  xal  oi  ygaiLinaxiöxal  dvdygatpov 
naxQO^BV  xov  xgi'^gagxov  xal  xr(v  noXiv  VIII,  90. 

nBg6BGav  ol  Xoytoi.  Mayog  dvfig  . . .  inasidBi  d'Boyo- 
viriv,  oTriv  d^  ixBlvoi  (Persae)  Xiyov6i  slvai  xrpf  inaocS'qv 
I,  132.  tdÖB  dfg  xgvTCxonBva  XiyBxai  (a  Persis),  xal  ov  catpri- 
vdiag,  XBgl  xov  dxod'avovxog  I,  140.  Iligöav  vo^ii^ovöi,  .  .  . 
XiyovxBg  (de  igni  non  polluendo)  III,  16.  q>a0C  (de  lepra) 
1, 138.  XByov6L . . .  fpaöl  . . .  q>a6l  (parricidium  non  posse  fieri) 
I,  137.  (paal  (aes  alienum  pro  turpissimo  habendum  esse) 
I,  138.  xot6i  icouvüL  (simulacra  deorum)  (uogiriv  ixopigovöt 
I,  131.  nig6ai  (de  Graecorum  conviyiis  iudicium)  I,  133.* 
nigöai  (de  formicis  Indicis)  III,  105  bis.  (og  6  ÜBgcimv  Ao- 
yog  XiyBxai  (de  Perseo)  VI,  54.  ixaXdovxo  (Persae)  ^Xa^  .  . . 
imo  6q)Bov  avxäv  xal  xAv  TCBgioixav  (Artaeorum  nomen) 
VII,  61.  ßaöiXBvg  Ssg^rig  xaÖB  vfitv  XiyBV  inutg  vo^C^ofiBv^ 
X.  X,  X.  (de  origine  Persarum  a  Perse  filio  Persei)  VII,  150. 
nigöai  (de  Cyro  et  Cambyse  et  Dareo  censura)  III,  89. 
nigöai  (de  ansa  expeditionis  contra  Aegyptum  sasceptae) 
in,  1.  nigcai  (de  Xerxis  somniis  ante  expeditionem  contra 
Graeciam  snsceptam)  VII,  12.  ovxog  (Boges)  diMalmg  alviBxai 
ixv  xal  ig  xoöb  imo  ÜBgöiav  VII,  107.  lUgaai  (Asiam  quasi 
propriam  sibi  vindicant)  I,  4.  IX,  116.  ÜBgöimv  ot  Xoyiot 
(nigöai)   (Phoenices  lone   rapta   causam   fuisse  dissidiorum 


INDEX  PONTIÜM  HERODOTI.  177 

inter  Graeciam  et  Asiam)  I^  1.  5.  (pa6£  (de  raptu  Europae 
et  Medeae)  I,  2.  liyovöi  (de  Helenae  raptu)  I^  3.  irdgöaL 
(Graecos  bello  Troiano  priores  arma  intulisse  Asiae)  I^  4. 

Duplex  Persarum  traditio.  ^£lg  IlsQöeciv  fbsts^ixBQOi. 
XiyovöLy  oC  iiii  ßovkoiiBvo^  ösfivovv  tä  tcsqI  Kvqov^  aXka  xov 
iovta  XiyBtv  Xoyov,  xata  xavta  ygailfco'  imetdiievos  xbqI 
KvQov  xal  XQKpaöLag  al?.ag  koycDv  oSovg  (prjvai,  I,  95.  o^ 
xoxisg  . .  .  xaxißaXkov  q>dxtv  mg  ixxsifiBVov  Kvqov  xvav  i^s- 
^geifS.  iv^svxsv  ^  fpdxtg  avtrj  xsxiOQipcs  I,  122.  xä  xaxä 
xipf  Kvqov  xeXbvxyiv  xov  ßiov^  ytokkäv  koymv  ksyofbdviov, 
od€  HOL  6  nid^avcixccxog  Blgrixai  ly  214.  ol  [ilv  dif  ipaöi  xov 
OlßaQsa  xaika  (III,  85  —  86)  firixavijcaöd'ai'  ol  8\  xoidde 
(lU,  87).  xal  y&Q  in  dfnpoxsga  kiystai  vitb  üegödov  lU,  87. 

Sataspis  Teaspis  f.  Achaemenidae  relatio.  'Am- 
xofLsvog  Ttaga  ßaöUea  S^Q^Ba,  iXsye  (Sataspes)  . . .  xov  Sh  fbij 
nBQinXA6ai  Aißvifiv  navxskmgj  atxiov  xods  iXsys  lY,  43. 

Babylonii.  'Slg  Xiysxai  v%o  xc5v  xavxy  (Babylone)  oUri- 
^ivcDv  (de  Babylone  a  Cyro  capta)  I,  191. 

Chaldaei.  OC  XaXdatoi^  iövxsg  Cghg  rovroi;  xov  d^eov 
(lovis  Beli)  (de  muliere  sacerdote  Beli)  I,  181 — 182.  ol  Xak- 
öatoL  (de  effigie  lovis  Babylone)  I^  183.  XaXdatoc  (de  statua 
a  Xerze  ablata)  I,  183. 

Phoenices.  9olvLxsg  (de  origine  gentis  a  mari  Ery- 
thraeo)  YII,  89.  9oivcx€g  (de  origine  circumeisionis)  II,  104. 
9oCvvxBg  (de  lone)  I,  5. 

Pboenicum  a  Necone  rege  Aegypti  missorum  re- 
latio. "EXtyov  (Phoenices),  i}kol  (ihv  ov  maxd,  aXXfp  81  8ri 
xBip  IV,  42. 

Linus.  Alvog^  Zg  tibq  iv  xs  9otvixy  doidifiog  iöxi . . . 
xal  aXXji  n,  79. 

Sacerdotes  Herculis  Tyrii.  *Eg  Xoyovg  iX&fov  xotöt 
Iqsvöi,  xov  &£0v  (Herculis  Tyrii)  (de  antiquitate  Tyri  urbis) 
n,  44. 

Cyprii.  Kvjcqioi.  (de  Aethiopibus  in  Cypro)  VII,  90. 
Kvnqioi  (de  cultu  Yeneris  Coelestis  Ascalone  Cyprum  pro- 
pagato)  I,  105. 

T.  OvTBOHMiD,  Kleine  Schrilten.   IV.  12 


178  INDEX  PONTIÜM  HERODOTI. 

Linas.  Aivog^  og  tcsq  . . ,  aoiät(i6g  iaxi  xal  iv  KvitgoD^ 
xal  aXXri  H,  79. 

Palaestini.  Lvqol  ot  iv  t^  naXatötivf^  (de  origine 
circamcisionis)  11,  104. 

Arabes.  ^Agaßioi..  9)a<T^  (de  comptuBacchi)  111^8.  ^Aga- 
ßioi  (de  serpentibus  alatis)  III^  108.  ^Agißioi^  (de  ibide  et 
serpentibus  alatis)  11;  75. 

Aegyptii.  Tov  NbCXov  tag  mjyag  .  .  .  AlywtxCmv  .  .  . 
xmv  i(iol  dmxoiiivcDV  ig  Xoyovg^  ovSslg  v%i6%sto  sidivai,  sl 
[irj  X,  T.  A.  11;  28.  roi;  xotaiiov  g)v0i>og  niqi^  ovrs  tt  tmv  [qscdv 
otÜTf  akkov  ovSavog  xagakafiatv  idvväö&riv  {tovxmv  mv  nigi 
ovÖBVog  ov8\v  olog  z  iyBv6yi/t\v  ycagaXaßstv  naga  täv  Alyv- 
mimvj  töxogiiüv  avtovg  r^v  ttva  Svvai^tv  i%Bi  o  NstXog  ta 
Sfiscakiv  xsqyvxivat  täv  alXcDv  JCotafMov)  II;  19.  doxdovöi 
fioi  • . .  xsl6B6^aL  . . .  Alyvntcoiy  to  xots  avtol  '^EXXrjvag  itpa- 
öav  xsiöBöd'UL  II;  13.  imXiyovtsg  (Aegyptii  de  moribus  gen- 
tis)  11^  35.  AlyvTCtiOL  . . .  not^EÜvtsg  tavta  (a  dextra  ad  sini- 
stram  scribentes)  .  .  .  q>a6C  II;  36.  i(pa6av  Alyvntiov  (de 
Manerote)  II;  79.  Xiyovöi  (de  festo  Cereris)  . . .  totöi  vn 
AiyvTttiav  Xsyonivotöi,  xgd6^G)  otBip  ta  tot,aika  ni^ava  iati, 
II;  122.  oC  AiyvTttioL  Sq>a0av  (de  festo  Martis)  II;  63.  ol 
AlyvmioL  (de  muliere  sacerdote  lovis  Thebani)  I,  182.  AI- 
yvTCtLOL  (de  Apide)  HI;  28.  AlyvTCtvoL  (de  cultu  ibidis)  11,75. 
ngätoi  xal  tovds  tbv  Xoyov  Alyvnxiol  eiöv  ot  duovtsg  d^g 
av^gmnov  i)v%ii  d^dvatog  iötc  II,  123.  AlyiMtvoi  (de  infe- 
ris)  II;  123.  XiycD  tä  Xiyov6i^  avtol  Alyvntioi  (deos  esse 
aeternos)  II;  50.  Alyvntioi  (de  tribus  deorum  stirpibus  in 
Aegypto  regnantibus)  II;  145.  ^HgaxXiog  xigv  tovSs  tbv  Ao- 
yov  rjxovöa  .  .  .  roi;  itigov  dh  nigi,  *HgaxXiog  . . .  ovSafiij 
Alyvntov  iÖwdö^riv  dxov6ai  11;  43.  d}g  avtol  XiyovfSi  (de 
Herculis  tempore)  II;  43.  Alyvntioi  (de  Dioscuris  et  Neptuno) 
11;  43.  Xöyov  tovÖB  (de  Chemmi  insula)  iniXiyovtBg  ot 
Alyvmiol  <pa6v  II;  156.  XiyBtai  v%  AlyvjttUov  (de  Chemmi 
insula  mobili)  11;  156.  ro  dito  tovds  (II;  99 — 146),  Aiyv- 
jctiovg  Igxofiai^  Xoyovg  igitov^  xata  ta  fjixovov  II;  99.  slgoiiriv 
afiipotigovg'  xal  (laXXov  ol  K6X%oi  i^Bfiviaro  täv  Aiyvmimv, 
7]  OL  AlyvTCtLoi  täv  KöXxcmf  i^o^tX^ti/  ä'  Sq>a0av  Aiyvxtioi 


INDEX  FONTIUM  HERODOTI.  179 

II,  104.  Tovtovg  (Cheopem  et  Ghephrenem)  vtco  niasog  ov 
xdgta  ^ikov6L  Alyvmioi  ovoiidistv  II,  128.  IXsyov  (de 
Cheopis  nequitia)  II,  124.  iXsyov  .  .  .  itpaöav  (de  Cheopis 
filia)  II,  126.  JlrtmxLOi  gXsyov  (de  Chephrene)  II,  127—128. 
Hsyov  (de  Mycerino)  II,  129.  133.  ig  fikv  toöovds  tov  l6yov 
(11,  99—141)  Alyvnrtoi  ts  .  .  ,  iXeyov  II,  142. 144.  ravta 
niv  wv  (II,  99 — 146)  avtol  AlyvJtxi^oi  Xiyov6i,  oöa  81  oZ 
XB  aXXo^  äv&QcaxoL  xal  Alyvnxioi  Xiyovöi,  ofLoXoysovxsg  totö^ 
SXXoufL,  xaxic  xavxriv  xr^v  xcigr^v  ysvdö^ai^  xa\yt  ijöti  (II, 
147 — 182)  (pQoiöfo  II,  147.  Alyvicxioi  (de  Cambysis  natali- 
bus)  in,  2.  AiyvnxiOL  (de  Psammeiiiti  constantia)  III,  14. 
Aiyv%xiOL  (de  Amasis  cadavere)  III,  16.  Alyvittioi  (de  Cam- 
bysis insania)  III,  30.  Alyvjcxioi  (de  causa  caedis  sororis  a 
Cambyse  perpetratae)  III,  32. 

Duplex  Aegyptiorum  traditio.  ABXi%^io  iniXv  in 
ifLq>6ts(faj  xaxdjCBQ  Xiyexai  (de  struetura  pyramidis  magnae) 
II,  125. 

Man  er  08.  Kai  asLCiia  av  ioxi  (Aegyptiis),  Aivog  .  .  . 
iaxl  8\  Aiyv7Cxi0xl  6  Aivog  xaXavfiBVog  MavdQcog  II,  79. 

Catalogi  regum  Aegyptiorum.  Taiha  (tempora 
deorum)  AlyvxxiOt  axQBxiiog  qxxöl  inlöxao^ai^  aUl  xb  Xoyi- 
tfi^kBvoL^  xal  aiBl  anoyQaq>6(iBvoL  xä  ixBa  II,  145.  {jlbxcl  xov- 
tov  (Menem)  xaxiXByov  ot  IgiBg  ix  ßvßXov  aXXmv  ßaöiXiav 
XQifixoöicDV  XB  xal  XQirixovxa  ovvoiiaxa  II,  100.) 

Alyvjcximv  ot  tgiBg.  Ta  y^kv  &Bta  xmv  dxrjyrnidxov 
ola  rjxovov  (a  sacerdotibus  Aegyptiorum),  ovx  Bifil  jcgod^vfiog 
i%riyiB0^ai  II,  3.  iöxt  Xoyog  nBQl  avxov  (de  immolatione 
suis)  vn  AlyvTCximv  XByo^uvog  II,  47.  iöXL  Xoyog  xbqI  avxov 
(de  Baecho  ithyphallico)  C^og  Xayoiuvog  II,  48.  löxi  iQog 
vcbqI  avxov  (de  festo  Av%voxatrjg)  Xoyog  XByoiiBvog  II,  62. 
iexi  xbqI  avtäv  (de  laneis  vestibus  profanis)  tgög  Xoyog  Xb- 
yo^LBvog  11,81.  — "Oea  dl  av^Qcm'qi'a  nifi^y^Laxa,  wöb  iXByov 
(sacerdotes  Aegyptiorum)  onoXoyiovxsg  6(pC6i  (de  inTentis  ab 
Aegyptiis)  II,  4.  IXByov  (Delta  olim  paludem  fuisse)  11,4— 5. 
10.  12.  15.  of  [QBBg  IXByov  (de  Mene)  II,  99.  iXByov  (de 
Nitocride)  II,  100.  IXByov  (de  Moeris  decessoribus)  II,  101. 
iXByov  xal  xoSb  ftot  iiiya  XBXurJQiov  tcbqI  xrjg  xcigtig  xavxtig 

12* 


180  INDEX  FONTIUM  HEEODOTI. 

(de  inferiore  Aegypto)  of  Cgieg  . . .  otal  MoCql  ovKta  ^v  hsa 
sivaxoöuic  TBtsXevrrixott^  ots  täv  tgimv  tavta  iyd^   ^xovov 

II,  13.  nsyov  of  Cghg  (de  Sesostri)  n,  102—103. 107. 110. 
SXeyov  (de  Pherone)  II,  111.  ilsyov  (de  Proteo)  11,112.  iks- 
yov  fLov  ot  [gieg  [ötoQSovu  xa  tcbqX  ^EkivTiv^  yeveö^aL  caSe 
n,  113 — 115.  slQoyiivov  ^lsv  rovg  t^iag,  sl  ^ataiov  loyov 
kdyov0i  ot  ^EkkrivBg  ta  xsqI  ''IUov  ysvdöd-at,  r}  ov'  itpaCav 
TCQog  tavta  täde^  CötOQiyai.  q)dfi6V0L  BlSdvat  TCag'  avtov  Ms- 
viksfo  . . .  Toirrcov  8^  ta  fbhv  CötOQiyöi,  iq>a6av  iüciötaöd^at^ 
ta  ddy  Tcag^  iavtotöi,  yBvoiisva,  ätQBxiog  intötafievoi.  kiysiv' 
tavta  fihv  AlyvictCav  ot  tghg  iksyov  II,  118 — 119.  ikeyov 
(de  Rhampsinito)  11,  121 — 122.  iksyov  ot  tghg  (de  regibus 
ab  Asychi  ad  Sabaconem)  II,  136 — 137.  iksyov  (de  regibus 
a  Sabacone  ad  Sethonem)  II,  139 — 141.  ig  fihv  toöovds  tov 
köyov  (II,  99—141)  ...ot  tgisg  iksyov  II,  142. 144. 

Pelusiotae.  Säyfia  fiiya  tdov^  Tivd-o^uvog  naga  täv 
iyX(ogtG)v  (de   ossibus  interfectorum  in  pngna  ad  Pelusiam) 

III,  12. 

Mendesii.  Ot  MsvSi^ö^ot  (Panem  ex  octo  diis  esse) 
II,  46. 

Sacerdotes  Minervae  Sai.  *£lg  iksyov  ot  iv  2Jdt  noh 
tgisg  (de  statnis  pellicum  Mycerini)  II,  130.  tov  Nslkov  tag 
ntfyag  . . .  täv  i^ol  cacixoiiivcov  ig  koyovg^  ovSslg  v7ci6%sto 
sldivaij  sl  fi^  iv  Alyimtfp  iv  2äv  noki  b  yga(ifiazL6trig  täv 
tgäv  xgtjiiatav  t^g  ^Adijvairig  II,  28. 

Papremitae.    Ot  ijii%(6gioL  (Papremis)  II,  64. 

Bubastitae.    Ot  imxägiov  (Bubastis)  11,  60. 

Heliopolitae.    'Hkiovitokltai  (de  Phoenice)  II,  73. 

Sacerdotes  Solls  Heliopoli.  Kai  ig  ^Hkiovnokiv 
avtäv  tovtGiv  (sacerdotum)  sivsxsv  itgaxoiitjVj  id'dkmv  sidi- 
vai  sl  6viißii6ovtai  totöt  koyoiöv  totöc  iv  Mi^q>i  11,  3. 

Sacerdotes  Yulcani  Memphi.  ^SlSs  ysviö^ai  (expe- 
rimentum  antiquitatis  Phrygum  a  Psammiticho  factum)  täv 
tgifov  tov  ^Htpalatov  iv  Miyi^tpi  tjxovov  II,  2 — 3.  ijxovffa  xal 
akka  iv  Mifi^L^  ikd'äv  ig  köyovg  totat  tgsvCL  tov  ^Hfpalr 
0XOV  II,  3. 

Grocodilopolitae.   '^Eksyov  ot  imxägioc  (circa  Moeris 


INDEX  FONTIÜM  HERODOTI.  181 

lacnm)  11^  150.  sigofiriv  tovg  ay%i6xa  olociovtag  tijs  Xifivrig 
.  .  .  oC  dh  iipQMav  ikOL  Uy  160. 

Labyrinth!  antistites.  Ta  «vtäv  (cameraram  laby- 
rinthi)  vnoyaia  Xöyoi^L  ijtw^avoiis&a'  ot  yicQ  ixsatsmtsg 
x&v  AlyvTCtCmv  SsMvvvat  avxa  ovSai^dig  tj^skov  II;  148. 

Ghemmitae.  OC  Xsfiiittai,  Xsyovöi  11^  91.  siQOfiivov 
fisv  .  . .  Sq)a6av  U^  91. 

Thebani.  ^Slg  kiyovöi  avxol  Brißatoi  (de  pluviae  The- 
bis  raritate)  lü,  10.  Sv/ßatovy  xal  oöol  di^ä  rovtovg  otmv 
aici%ovxaiy  .  . .  kdyovöt  (de  cansa  huias  abstinentiae)  II  ^  42. 

Sacerdotes  loTis  Thebis.  Kai  ig  &i^ßag  r£  ...  avrcSv 
tovtmv  (sacerdotum)  bIvbxsv  izQccnoiiTiVy  i^iXmv  sldivav  sl 
6viißi^6ovxa^  rotöi,  Xoyoiöt  totöt  iv  Mi(ig>L  ü,  3.  XQOtsQov 
^Exataip  xm  XoyoTtoiä  iv  SijßyöL  .  .  .  ixolrjöav  ot  tgisg  xov 
^iogj  olov  XI  xal  iiiol  .  .  .  iöayayotneg  ig  x6  iiiyaQOv  iöm 
.  .  .  i^YjQid'fLeov  deixvvvxsg  xoXo06ovg  ivXivovg  xo0ovxovg 
oöovg  nag  slnov  (CGCXLI)  . . .  aQL&fiJovxsg  dv  xal  öbixvvv- 
xsg  ot  t(fisg  ifiolj  anaSsCxvvöav  11  y  143.  xQtiöxfiQiav  ytigt^ 
xov  X£  iv  "EXXfi^ij  xal  xov  iv  Atßvjj^  xovds  Alyvntioi  Xoyov 
Xiyov6t'  Sq>a6av  ot  tgieg  xov  Srißatiog  Atog  .  .  .  slQOfiivov 
Si  fLeVy  oxod'Bv  ovxm  axQeximg  ixiöxai^avoL  Xsyovöi^  itpaöav 
jtQog  xavxa  U,  54. 

Ichthyophagorum  speculatoruin  a  Cambyse  niis- 
sorum  relatio.  Kaiißvöjj  mg  iSol^s  niimsiv  xovg  xaxaöxo- 
xovg^  avxixa  (isxBJcifUCsxo  i^  ^EXBq>avtCvrig  noXtog  xäv  'Ix^vo- 
q>ayci}v  avi^mv  xovg  ixiöxanivovg  xt^v  Al^ionCSa  yXäööav 
Uly  18.    iXsyov  ot  xaxaöxonov  III,  23. 

Aethiopes.    9dvai  xovg  ini%mQCovg  (Aethiopiae)  IIT^  18. 

Ammonii.  (T6  iv&svxBVy  ort  |[ti)  avrol  ^Aii(icivioi>  xal 
ot  xovxcDV  axovöavxsg,  aXXoi  ovdivag  ovSlv  i%ov6i  bItcbXv 
%bqI  avxäv  (de  copiis  Gambysis)  . . .  Xiyaxai  dh  xal  xaSa  vtC 
avxäv  *A(ifiGPvüop  III;  26.) 

Gyrenenses.  TaSa  filv  f^xovda  av8(fäv  KvQtivaimvj 
q>afi^vmv  iX&atv  xs  iTcl  xb  "Aii^mvog  xpij^ri^^^tor,  xal  aTCi- 
Tcio^ai  ig  Xoyovg  'ExaaQxa)  xm  *A(iiia)vta)v  ßaöUit'  xal  xmg 
ix  Xoycov  aXXmv  axtxiöd'at  ig  Xaöxriv  negl  xov  NalXov,  mg 
ovöalg  avxov  olda  xäg  Jtriydg'  xal  xov  *ExiaQ%ov  tpavai,  iX^atv 


J82  INDEX  FONTIUM  HEBODOTI. 

Kots  7ca(f*  avtbv  Näöaiiävag  avögag  . .  •  amxoiidvovg  di  tovg 
Na6a(iävag,  xal  elQcnecaiidvovg  at  ti  ixov0i  nXiov  Xiyeiv 
nsgl  xmv  if^fimv  tf^g  Ai^ßvrig^  ipivai  11^  32.  6  di]  xov  *jifiLiiGi' 
viov  'EtsaQxov  koyog  ig  toiko  (lot  dsditiXeofS^oi^  xXriv  on 
anovoötijöai  ts  iq>a67C£  tovg  NaüainSvag^  oSg  ot  KvQtivatot 
ikayov,  x.  t.  L  II^  33.  'Etiagx^S  öweßdklsto  11^  33.  tä  ixi- 
XoiTCa  xov  Xoyov  (IV,  157),  6viJLg>iQovtai  ijdfj  SriQatoi.  KvQfj' 
vaiot0L'  KvQTjvatoi  yccQ  ta  tcbqI  Bdxxov  (IV,  154 — 156)  ovda- 
(läg  ofMloydovöL  Srigaloiöi'  XiyovtSif  yccQ  ovxa  lY,  154.  mg 
StjQatoi  XB  Hol  KvQtivatoi  kiyovöv  (de  Batti  nomine)  lY;  155. 

Libyes.  Tov  NnCkov  xäg  Jttjydg  .  .  .  Acßvcav  .  .  .  xßv 
i[iol  ämxofiivfov  ig  koyovg,  ovdslg  tmiöx^xo  sldivui  11^  28. 
kiym  xaika  xä  Xeyovöi  Alßvsg  (de  Psyllorum  interitu)IY,  173. 
ACßvBg  (de  moribus  nomadum  Libyae)  lY,  187.  AißvBg  (de 
hominibus  sine  capite  in  Libyae  ea  parte,  quae  difiQuidfjg 
vocatur)  lY,  19L 

Atlantes.    Ol  ini^x^Q^oi  lY,  184. 

Ausenses.  $atf^  (Ausenses)  lY,  180.  ot  naq^ivoi  avxAv 
(Ausensium)  . . .  HL&xovxai  ngog  Alli^kag  . . .  kiyovöac  lY^  180. 

Maxyes.     ^aöi  (Maxyes)  lY,  191. 

Carthaginienses.  KaQxtiffovioi.  (sese  Africam  circum- 
vectos  esse  praedicant)  lY,  43.  KagxriSovcot  (de  Cyrauni 
insula)  lY,  195.  KuqxV^oviol  (de  tacito  commercio  in  Africa 
ulteriore)  lY,  196.  iöxi  int  avxmv  KaQxV^ovicin/  ods  6  Xoyog 
(de  Hamilcaris  morte)  ksyoiiBvog  (mg  QoivixBgXdyoviSi)  Yll,161. 

SiKskiäxai,  Tf^g  UtxBXiijg  ot  o^xifrop£$  (de  Teline 
Gelonis  progenitore)  YII;  153.  ot  iv  UiTcaXtjj  olxfj(iivoi  (de 
Gelonis  pugna  cum  Hamilcare)  YII,  165.  ngog  dh  xal  xdÖB 
leyovöL  (de  tempore  eiusdem  pugnae)  YII,  166. 

Syracusani.  Hw^avoiiai  (mg  DuQfixovöi^ot)  (de  Hamil- 
caris interitu)  Yü,  166--167, 

Crotoniatae.  KgoxmvLfjxai,  (de  Sybari  ab  ipsis  unius 
Galliae  auzilio  deleta)  Y,  44.  45. 

Sybaritae.  JJvßaQtxai  (Sybarin  a  Crotoniatis  et  Dorieo 
deletam  esse)  Y,  44.  45. 

Metapontini.    Msxanovxtvot  (de  Aristea)  lY,  15. 


Appendix. 
Oekonomie  des  Herodotisohen  Werks. 

Aoyog  a\ 
Anfänge  des  Streites  zwischen  Asien  und  Europa  I,  1 — 6. 

Aeltere  Geschichte  der  Lyder  I,  7—22. 
Periandros  and  Arion  I,  23—24. 

Aeltere  Geschichte  der  Lyder  I,  26—26  (nivxg  x«!  zQiijnovta). 
Lydische  Geschichte  seit  K.  Kroisos  I,  26  (og  dri^EXXfjvoav)  —66  {6h 

xov  *Invt%ov), 
Ursprünge  der  Pelasger  und  Hellenen  I,  66  {xavxa  yaQ  rjv)  —68. 
Athenische  Geschichte  seit  der  Tyrannis  des  Peisistratos  I,  69—64. 
Laked&monische  Geschichte   seit  dem   Kriege   mit  Tegca  1,  65  (bis: 
Teyeiixttg  (lovvovg  nQoaiitxaioiß). 

Lykorgos  I,  66  (tö  dl  ixi)  —66  {stadfisifot  aißovxa^  ii^eydXmg). 
Lakedämonische  Geschichte  I,  66  (ofa  dl  iv)  —68. 
Lydische  Geschichte  I,  69—73  {yafißQoiß  Kqolatp  mos), 

Anfänge  der  Beziehnngen  zwischen  Lydem  und  Medern  I,  73  (27xv- 
&ianf  xmiß  voiuidmv)  — 74. 
Lydische  Geschichte  I,  76—82  (xal  ig  AaxBdaifMißtt), 
Lakedämonische  Geschichte  I,  82  (yon:  xoCct  dl  xal). 
Lydische  Geschichte  I,  83—92. 

Beschreibimg  von  Lydien  I,  93. 

Sitten  der  Lyder  I,  94. 

Aoyog  ß\ 

Aeltere  Geschichte  der  Meder  and  des  Kyros  I,  95—130. 

Sitten  der  Perser  I,  131—140. 
Persische  (reschichte  seit  E.  Kyros  I,  141. 

Ueber  lonien  I,  142—148. 

Ueber  Aeolis  I,  149—161. 
Persische  Geschichte  I,  162—162. 

Aas  der  Geschichte  der  Phokaeer  I,  163. 
Persische  Geschichte  I,  164—166. 

Geschichte  der  aasgewanderten  Phokaeer  I,  166 — 167. 
Persische  Geschichte  I,  168—171  ("lavag  xal  AloXiag), 

Ueber  die  Karer  1,  171  (von:  slal  dl  xovxmv). 


184  OEEONOMIE 

üeber  die  Eaunier  I,  172. 

lieber  die  Lykier  I,  173. 
Persische  Geschichte  I,  174 — 178  {inon/iaaxo  'AccvqCoici,  ifcexCd^Bto). 

Beschreibnng  der  Stadt  Babylon  I,  178  {tris  dh  'AaavQ^rig)  — 188. 

Werke  Babylomscher  Königinnen  I,  184—187. 
Persische  Geschichte  I,  188—191. 

Beschreibung  des  Landes  Babylonien  I,  192—193. 

Sitten  der  Babylonier  I,  194—200. 
Persische  Geschichte  I,  201  (bis:  in'  ieovtm  notrjifaa&ai), 

Beschreibung  des  Massagetenlandes  I,  201   (xo   dl    id-vog)  —204 
{i(S%8  Tt^aQvfUri^v  otQaxevaaad'ai). 
Persische  Geschichte  I,  204  {noUd  rc  yd^)  —214. 

Sitten  der  Massageten  I,  216—216. 

Aoyog  y\ 
Persische-  Geschichte  II,  1. 

Ursprünge  der  Aegyptier  II,  2 — 4. 
Beschreibnng  von  Aegypten  II,  6 — 34. 
Sitten  der  Aegyptier  II,  35—98. 
Geschichte  von  Aegypten  11,  99—182. 

-<ioyog  i\ 
Persische  Geschichte  III,  1—38. 
Lakedämonische  Geschichte  III,  39  (bis:  JToXvx^aTsa  zov  AlanBog). 

Tyrannis  des  Polykrates  III,  39  (dg  ia%8  Sdfioif)  —43. 
Lakedämonische  Geschichte  m,  44 — 49  (ZanCo^at  ot  Ko^ivd-ioi). 

Periandros  und  die  Kerkyr&er  III,  49  (dninsiins  dl  ig)  — 63. 
Lakedämonische  Geschichte  III,  54 — 56. 

Geschichte  der  ausgewanderten  Samier  und  Besetzung  von  Eydo- 
nia  III,  57—59. 

Beschreibung  von  Samos  III,  60. 
Persische  Geschichte  III,  61—97. 

Beschreibung  von  Indien  III,  98—106. 

Beschreibung  Yon  Arabien  III,  107—113. 

Beschreibung  yon  Aethiopien  III,  114. 

Beschreibung  der  Enden  Europas  III,  115—116. 
Persische  Geschichte  III,  117—119. 

Untergang  des  Polykrates  III,  120—125. 
Persische  Geschichte  III,  126—141. 

Tyrannis  des  Maiandrios  III,  142—143. 
Persische  Geschichte  in,  144—160. 

Aoyog  s\ 
Persische  Geschichte  IV,  1  (bis:  dvtiovfiivavg  vniJQ^av  ddinfyjg). 

Aus  der  Geschichte  der  Skythen  seit  ihrer  Herrschaft  über  Asien 
rV,  1  {x^g  yuQ  &vm)  — 4. 


DES  HERODOTISCHEN  WERKS.  185 

ürgprünge  der  Skythen  IV,  6—15. 

Beschreibimg  Skythiens  IV,  16 — 36  (%ai  vfC8Qv6tioi  SlloC), 

Beschreibung  der  drei  Welttheile  IV,  86  (ytlm  dh  o^eW)— 45. 

Beschreibung  Skythiens  IV,  46—58. 

Sitten  der  Skythen  IV,  59-82. 
Persische  Geschichte  IV,  88  (bis  85:  IlSvtov  i6vta  d^iod-etitav), 

Beschreibnng  des  Pontes  IV,  85  (von:  nslayimiß  yaQ  undvtmv)  —86. 
Persische  Geschichte  IV,  87—98. 

üeber  die  Geten  IV,  94—96. 
Persische  Geschichte  IV,  97—98. 

Lage  Skythiens  IV,  99—101. 
Persische  Geschichte  IV,  102. 

Ueber  die  Tanrer  IV,  103. 

üeber  die  Agathyrser  IV,  104. 

Ueber  die  Neurer  IV,  105. 

Ueber  die  Androphagen  IV,  106. 

Ueber  die  Melanchl&ier  IV,  107. 

Ueber  die  Geloner  and  Budiner  IV,  108—109. 

Ueber  die  Sanromaten  IV,  110—117. 
Persische  Geschichte  IV,  118—144. 

jioyog  sr'. 
Persische  Geschichte  IV,  145  (bis:  nQodirjyriadfievog  nQOXBQOv  zädB). 

Geschichte  der  Eyrenäer  IV,  145  {tav  in  zrjg)  —165. 
Persische  Geschichte  IV,  166—167. 

Sitten  der  Libyer  IV,  168—197. 

Beschreibung  von  Libyen  IV,  198—199. 
Persische  (beschichte  IV,  200—205. 

yioyog  5'. 
Persische  Geschichte  V,  1  (bis:  slvai  JaQB^ov  nateaxQiipavxo). 

Ans  der  Geschichte  der  Perinthier  V,  1  (von :  nsQiBtp^ovxag  ngoxs- 

Persische  Geschichte  V,  2. 

Sitten  der  Thraker  V,  8-10. 
Persische  Geschichte  V,  11—28  {^ImvCm  r^if  n^6a%riyM), 

Ans  der  Geschichte  der  Milesier  V,  28  {%a%vnBQ^B  9\  xovxmv)  — 29. 
Persische  Geschichte  V,  30—38. 
Lakedämonische  Geschichte  V,  89—42  (bis:  a%ri9mif  xriv  ßaatlrilriv). 

Geschichte  des  Dorieus  V,  42  (von:  mats  äv  ovtoa)  — 47. 
Lakedämonische  Geschichte  V,  48. 

Persische  Geschichte  V,  49—55  {xvQdvvmv  mSg  iXevd-iQag), 
Athenische  Geschichte  V,  55  {inel  "Iitna^iov  xov)  — 56. 

Ueber  die  Gephyi^r  und  Eadmeer  V,  57 — 61. 
Athenische  Geschichte  V,  62—66. 

Tyrannis  des  Kleisthenes  V,  67 — 68. 


186  OEKONOMIE 

AthenlBclie  Geschichte  V,  69—70. 

KvieivBiov  &yo9  der  Alkmäoniden  V,  71. 
Athenische  Geschichte  V,  78—81. 

Anflüige  des  Kriegs  zwischen  Athen  nnd  Aegina  V,  82—88. 
Athenische  Geschichte  V,  89 — 92  {av^^alX^a^ui  ^ire^  wv). 

Tyrannis  des  Ejpselos  und  Periandros  V,  92  {KoQwftCoiCi  yaQ  riv 
bis  ^s^vov  triv  ntCQaxavad'fjnriv). 
Athenische  Geschichte  V,  92  (toiovto  fUv  iaxi)  —94  {ii  'A^iirig  yv- 
vaixog). 

Kämpfe  der  Athener  um  Sigeion  und  Schiedsprach  des  Periandros 

V,  94  {og  ov%  d(ucxriti)  — 96. 
Athenische  Geschichte  V,  96. 
Persische  Geschichte  V,  97. 

A6yo$  1^'. 

Persische  Geschichte  V,  98— VI,  22. 

Geschichte  der  ausgewanderten  Samier  und  Besetzung  von  Zankle 

VI,  23-24. 

Persische  Geschichte  VI,  26—88. 

Geschichte  der  Philai'den  im  Ghersones  VI,  34 — 40. 
Persische  Geschichte  VI,  41—49  {tovg  dnmoiazo  alzriaovteg). 
Lakedämonische  Geschichte  VI,  49  {ot  ts  dti)  — 61. 

Ueber  das  Lakedämonische  KOnigthum  VI,  62—60. 
Lakedämonische  Geschichte  VI,  61 — 86  {ßovloiuti  vfUv  Bincci). 

Geschichte  des  Spartiaten  Glaukos  VI,  86  (Xiyo(it9  ^fisig  ot  bis  tj 
anatteavtmv  anoMovai), 
Lakedämouische  Geschichte  VI,  86:  AevTVx^Srig  fi^ev  elxag  —86  su  Ende. 
Athenische  Geschichte  VI,  87—93. 

Aoyog  ^\ 

Persisch -Athenische  Geschichte  VI,  94—103  {diiitnog  i\v  MiXttdSrig). 

Geschichte  des  Miltiades  VI,  103  (rov  top  wxtiQo)  — 104. 
Perdisch-Athenische  Geschichte  VI,  106—108  (övxvovg  ijÖri  avaqaiqiazo). 
Wie  Platää  an  die  Athener  kam  VI,  108  (l^oaay  dl  ade)  —108 
zu  Ende. 
Persisch-Athenische  Geschichte  VI,  109—120. 

Ueber  die   Alkmäoniden   VI,  121    (bis:    tpaCvwzai    ^uiozvQavpoi 
iovzeg), 
Ueber  Eallias  VI,  121  {KaWfig  zb  ydo)  —122. 
Ueber  die  Alkmäoniden  und   ihre  Verschwägerung  mit  Kleisthe- 
nes  VI,  123—131. 
Athenische  Geschichte  VI,  132  —  186. 

Streit  der  Athener  mit  den  Lemnischen  Pelasgem  VI,  137—140. 


DES  HERODOTISCBEN  WERKS.  187 

Aoyog  i , 
Persische  Geschicbte  VII,  1—187. 
HelleDische  Geschichte  VII,  188—163  (t<Sv  Aaxsifaiiiovlmv  SvayQog). 

'Anf&Dge  des  Gelon  VII,  163  (rov  dh  rihovog)  —166. 
Hellenische  Geschichte  VII,  157—164. 

Gelons  Krieg  mit  den  Karthagern  VII,  165—167. 
Hellenische  Geschichte  VII,  168-169. 

Wanderung  der  Kreter  nach  Messapien  VII,  170—171. 
Hellenische  Geschichte  VII,  172—177. 

Aoyog  ia\ 

Persisch-hellenische  Geschichte  VU,  178—288. 

Der  Brief  des  Demaratos  VII,  289. 
Persisch-hellenische  Geschichte  VIII,  1—27  (xal  to  naQza). 

Kämpfe  der  Phoker  und  Thessaler  VIII,  27  {iapalovreg  yccQ  nav- 
ötQau^)  —28. 
Persisch-hellenische  Geschichte  VIII,  29—129. 

jioyog  t/J'. 

Persisch-hellenische  Geschichte  VIII,  130—136. 

Ursprünge  der  makedonischen  Könige  VIII,  187—139. 
Persisch-hellenische  Geschichte  VIII,  140— IX,  92. 

Geschichte  des  ApoUoniattn  Euenios  IX,  93—94. 
Persich-hellenische  Geschichte  IX,  95—107  (dniyiviovtai  ig  JSuQSig). 
Persische  Geschichte  IX,  107  (h  dl  ti6t)—ilS, 
Persisch-hellenische  Geschichte  IX,  114—122. 


vm. 

632      Zu  Psendo-Xenophon  de  re  publica  Atheniensium.*) 

Die  zahlreichen  Fragen  der  höheren  Kritik^  zu  denen 
die  Schrift  über  den  Staat  der  Athener  Anlass  giebt;  zu 
beantworten^  möge  Berofiieren  überlassen  bleiben;  ich  be- 
schränke mich,  zu  der  niederen  Kritik,  die  für  diese  Schrift 
noch  weit  von  einem  Abschlüsse  entfernt  ist,  einige  Beiträge 
zu  geben. 

1,2.  2, 11.  Das  doppelte  6  rrjv  dvvafitv  xegLXLd'slg  xfi 
tcoIbi,  —  ot  xriv  dvva(iLV  xsQitid'dvteg  rg  xokei  ist  unerträg- 
lich« Glosseme,  die  das  syntaktische  Yerständniss  erleichtern 
sollen,  kommen  in  unserer  Schrift  nachweislich  mehrfach 
vor:  man  streiche  also  das  erste  xal  6  rijv  dvvafuv  Tcegiri- 
d'Blg  tri  nokev.  Der  Verfasser  wollte  fortfahren  6  » . .  itSQixi- 
d-eig,  schob  aber  die  lange  Aufzählung  dazwischen  und  fasste 
nun  Alles  mit  ovxoi  altsiv^  x.  r.  A.  zusammen.  So  hat  Din- 
dorf  die  Stelle  1,  3  durch  Tilgung  von  (isxstvm  richtig 
wiederhergestellt.  In  einem  anderen  Satze  2,  11  hat  er  zwar 
bemerkt,  dass  ein  solches  Glossem  vorliegt,  herrührend  von 
einem  Grammatiker  oder  Schi^iber,  der  den  Gedanken  aus 
den  Umgebungen  yervoUständigte,  es  jedoch  an  einer  falschen 
Stelle  gesucht:  in  den  Worten  sl  yccQ  xig  noUg  nXovxet  ^v- 
loig  vavjtfiytjöifioig^  not  Scad'tiöe'Tat^  iav  ft^  naCöri  xovg  uq- 
Xovxag  xfjg  d'aXdxxi^g;  xi  d'  at  xig  didviQW  ^  %aAy^  ij  Xivm 
nkovxat  TCoXig^  not  dia^iqöaxai^  iav  i^ri  Tcai^ij  xbv  agxovxa 
XY^g  ^aldxxrig  streicht  Dindorf  das  erste  iav  fir^  nsiöy  xovg 


*)  [BbeiDiBcfaes  Masentn  fOr  Philologie.   Nene  Folge.  XXXI.  Band 
(1876).     S.  682—636.] 


zu  PSEÜDO-XENOPHON  DE  EE  PUBLICA  ATHENIENSIUM.   189 

agxovtag  rijs  ^aXdtti^g;  es  sind  aber  vielmehr  die  Worte 
an  zweiter  Stelle  nXovtst  jcoltsy  not  diad'ijöetaL^  iav  (lij 
nsiöy  xov  aQxovxa  xi^g  d'aXattrjg  zu  tilgen. 

ibid.  1^5.  3,2.  iv  ts  tä  xAif^o)  xal  ttj  x^^QOxovia  hat 
die  beste  Handschrift  A*);  das  unentbehrliche  zweite  iv  ist 
schon  in  den  geringeren  Handschriften  ergänzt  worden.  Der 
Schreibfehler  weist  darauf  hin^  dass  tc&v  rij  xbuqoxovIcc  ge- 
schrieben stand.  Ein  iv  fehlt  auch  noch  an  zwei  anderen 
Stellen  unserer  Schrift,  aber  beide  Mal  nach  einem  Vokal 
oder  Diphthonge,  wo  Elision  oder  Erasis  möglich  war:  1,  5633 
wird  also  nachzubessern  sein  iöxt  d'  iv  xdöjj  y^j  3,  2  TCoXkä 
dh  xdv  xoTg  6vii(idxoig  (wo  freilich  diese  Aenderung  allein 
nicht  genfigt). 

1,  6.  sl  (liv  yäg  ot  ^pijt^rol  iXsyov  xal  ißovXsvov,  xotg 
Ofto^tg  6q>i6tv  avxotg  f^v  aya&d^  xotg  de  drjfioxixotg  ovx 
aya^d,  vvv  dl  kiyov  6  ßovXofn^svog  dvaöxdg  avd'Qonog  ito- 
vfiQog  i^evgiöxsc  xb  dycc^ov  avx^  xe  xal  to2^  bfioioig  avxß. 
So  ist  (nach  Berichtigung  einiger  untergeordneter  Fehler) 
die  Lesart  der  Handschriften.  Cobet  nimmt  mit  Recht  an 
6tpi6tv  avxotg  neben  f^v  Anstoss,  so  wie  an  dem  Fehlen  von 
av^  obgleich  dieses  sich  allenfalls  rechtfertigen  liesse,  und 
verlangt  daffir  etwas  wie  i^svQiöxov  av.  Desgleichen  nimmt 
er  Anstoss  an  leycnv  6  ßovXofjLSvog  dvaöxdg^  da  Xiycov  neben 
dvaöxdg  überflüssig  ist.  Eines  lässt  sich,  denke  ich,  für 
das  Andere  verwerthen,  wenn  man  annimmt,  dass  ein  von 
seinem  Platze  verschlagenes  ikayov  zu  der  Zerrüttung  der 
Stelle  den  Anlass  gegeben  hatte,  und  diese  in  folgender 
Weise  herstellt:  xotg  b^ioiocg  6tpc6iv  avxotg  llsyov  av  dya^d^ 
xotg  8%  dri(iOTixotg  ovx  dyad'd'  vvv  d'  6  ßovX6[i€vog  ava- 
öxdg^  X,  X.  L 

1, 13.  ort  ov  dvvaxa  xavxd  i6xiv  imxfidsvsirV  die  Hand- 
schriften, wo  allgemein  dwaxbg  gebessert  worden  ist;  ich 
meine  aber,  es  liegt  paläographisch  näher,  dvvaxa^  zu 
schreiben  und  in  iöXLV  eine  Dissographie  des  folgenden  im  — 
zu  erkennen.    Dann  aber  scheint  mir  die  schon  von  Weiske 


•)  [Codex  VaticaDQB  1960.    F.  B.] 


■ 
1. 


190  ZU  PSEÜDOXBNOPHON 

vorgeschlagene  andere  Lesung  ramic  eine  entschiedene  Ver- 
besserung des  Sinnes  zu  enthalten,  indem  sie  das  Motiv 
de^  Nacheiferns  hineinbringt  Also  ort  ot  dvvatat  tavta 
imtridivsiv. 

If  20.  iiieXkrtjöav  di  ot  yihf  nkoXov  xvßsQvävtsgj  ot  dh 
olxaSa,  ot  d'  ivtBv^ev  inl  tQii]Q66t  xaxB6xri6av'  ot  d\  noXXol 
iXavvBiv  svdifg  mg  olol  xe  eiüßävxBs  slg  vavg  hat  die  beste 
•Handschrift  Ä,  wo  svdvg  ag  in  svd'dfog  verbessert  worden 
ist.  Hier  ist  kein  logischer  Zusammenhang,  der  auch  durch 
die  vorgeschlagenen  Aenderungen  wenigstens  nicht  in  der 
nöthigen  StrafiTheit  hergestellt  wird«  Man  setze  nach  bkxdSa 
ein  Kolon  und  schreibe  dann:  ol'  d'  ivxevd'sv  ixl  xqi'^qböi 
xuxi6X7i6av^  ot  aoXXol  iXavvavv  sv^scog  oloC  xb  Blößavxsg 
Big  vavg, 

2y  4.  ixBtxa  dh  xotg  uqxovöl  xrjg  ^alaxxfjg  olov  r'  iüxl 
noulv  OMBQ  xotg  x^g  yrigj  ivloxB  xifkVBiv  xi^v  yrjv  xäv  Xi^Btx- 
xovmv.  Man  hat  übersehen ,  dass  eine  Steigerung  vorliegt 
und  erst  §  5  die  Dinge  aufzählt;  welche  der  Landherrscher 
überhaupt  gar  nicht  ausführen  kann.  Li  der  That  kann  auch 
zu  Lande  der  Schwächere  mitunter  das  Land  des  Stärkeren 
verheeren;  dagegen  ist  ivCoxB  müssig,  da  d«r  Seebeherrscher 
das  immer  kann.  Man  setze  das  Komma  hiuter  ivloxs,  und 
Alles  ist  in  Ordnung. 

2,  5.  2f  17.  xov  dl  nXiovxa^  ov  ^Iv  av  y  xQBhxmVj  S^- 
Böxcv  änoßrjvai  xccvxrjg  xr^g  yr^g^  &XXa  TCaQuxXBViSat,  ^  Btog  av 
inl  q>cXiav  %mQav  a^pbcrfcai^  x.  r.  A.  Der  Sinn  ist  klar:  mit 
der  Flotte  kann  man,  wo  man  der  Stärkere  ist,  landen,  wo 
das  nicht  der  Fall,  vorbeisegeln.  In  den  verdorbenen  Worten 
zwischen  äitoß^vai  und  naQanXBvüat  muss  nothwendig  ein 
di  stecken,  das  als  Gegensatz  zu  dem  vorhergehenden  iiiv 
634nicht  zu  entbehren  isi  Das  onoöov  ßovXBi,  kurz  vorher  legt 
die  Annahme  nahe,  dass  auch  hier  der  grösseren  Lebendig- 
keit und  Anschaulichkeit  wegen  an  den  Adressaten  direct 
exemplificirt  war.  Daran  anknüpfend  schreibe  ich:  llBöxi^ano- 
ßijvaLj  xä  OB  xiig  ör^g  yijg  aXXa  nagaTtXBvöat.  —  Diese  für  unsere 
Schrift  so  charakteristische  Anwendung  der  zweiten  Person 
ist  mehrfach  verkannt  worden.    So  scheint  mir  der  gleiche 


DE  RE  PUBLICA  ATHENIENSIÜM.  191 

Fall  einer  directen  Interpellation  des  Adressaten  2^  17  vor- 
zuliegen,  wo  es  heisst:  rfv  8i  ft^  i(i(iivai6L  ratg  öwd^xaig 
^  V9>'  Orot;  adixst  ovofiata  axo  täv  oXfyav,  6i  öwid'svto. 
Hier  begegnen  sich  die  ungemein  zahlreichen  Aenderungs- 
yersuche  mit  einziger  Ausnahme  eines  von  6.  Hermann  ge- 
machten darin,  die  zweite  Person  Singularis  Passivi  zu  be- 
seitigen,  obgleich  diese  doch  gerade  dem  Stile  der  Schrift 
sehr  angemessen  ist;  vielleicht  meinte  man,  weil  der  Ange- 
redete Oligarch  ist,  könne  er  nicht  zu  den  von  einer  Oli- 
garchie möglicherweise  Verletzten  gehören:  allein  es  braucht 
ja  nicht  noihwendig  eine  Demokratie  zu  sein,  gegen  die 
eine  Oligarchie  vertragsbrüchig  wird,  sondern  es  kann  ebenso 
gut  die  Oligarchie  einer  anderen  Stadt  sein,  und  überhaupt 
glaube  ich  nicht,  dass  man  die  zweite  Person  in  derartigen 
Exemplificirungen  so  drücken  darf.  Weiter  wird  axb  täv 
okCyanf  die  in  unserer  Schrift  so  häufige  Bedeutung  „in  Folge'', 
„von  wegen  der  Wenigen''  haben.  Der  Sinn  kann  nur  der 
sein:  der  Demos  kann  sich  bei  Vertragsbrüchen  hinter  einen 
Theil  des  Volks  stecken,  der  eigenmächtig  gehandelt  habe; 
die  Oligarchien  können  das  nicht,  weil  schon  die  geringe 
Zahl  der  Betheiligten  den  Urheber  des  Vertragsbruchs  ver- 
rathen  würde.  Offenbär  ist  vip^  oxov  adixet  Subject;  es  fehlt 
das  Verbum,  das  in  ovo^ata  stecken  muss.  Der  Begriff  des 
Nennens  ist  hier  ganz  nahe  liegend,  also  wird  die  Aende- 
rung  sich  nicht  zu  weit  vom  üeberlieferten  entfernen  dürfen. 
Da  durch  adixet  eine  Anrede  der  zweiten  Person  indicirt  ist, 
so  mache  ich  aus  oi/ofiara  unter  Beibehaltung  des  Accents 
mvoiittötai  und  stelle  den  ganzen  Satz  so  her:  ijy  di  (lii 
ililidvtoöL  tatg  öwd^xaig^  v(p^  otov  adixst  mv6{UL6xai  ano 
tmv  oXiyiov  6oi,  di  öwi^svxo. 

2,  9.  ort  ov%  oIqv  ti  iötiv  &ctt6xip  täv  icevijtcDv  dvsiv 
xal  £^fi)]r£r<J^ai  xal  xxäö^ai  Ugä  Tcal  jcoXiv  olxstv  xaXriv  xal 
lisyakuiv  lesen  die  Handschriften;  der  Schluss  enthält  auch 
nach  Aufnahme  von  Eirchhoffs  trefflicher  Emendation  lata- 
öd'ai  eine  Albernheit:  unmöglich  kann  die  Responsion  eine 
so  genaue  gewesen  sein,  dass  der  Verfasser  ihr  zu  Liebe  es 
als  eine  Unmöglichkeit  bezeichnet  haben  sollte,   dass  jeder 


192  ZU  PSEUDO-XENOPHON 

Arme  eine  Grossstadt  bewohnte.  Man  schalte  hinter  dem 
ersten  xal  ein  det  ein:  Festschmäuse,  Tempel,  Grossstadt 
werden  als  nothwendige  Postulate  des  Demos  hingestellt. 

2,  19.  xal  xovvavxCov  ys  tovtov  Ivioi.  ovtag  mg  alfi^^mg 
tav  dij^ov,  ziiv  qyvfSiv  ov  di]fiOTtxo^  slöi.  Der  Zusammen- 
hang lehrt  aufs  Untrüglichste,  dass  hier  dieselben  gemeint 
sind;  von  denen  es  2,  20  heisst:  o<^Ttg  di  fiii  äv  rot)  dij(iov 
stkBto  iv  dfifioxQutovii^vjj  TtoXei  olxBtv  (läXlov  ^  iv  oXiyecQ- 
XOfH'dvij.  Die  ivioi  müssen  also  in  den  lückenhaften  Worten 
als  Freunde  oder  Gönner  des  Demos  bezeichnet  worden  sein; 

636das  ag  äXrj^^äg  weist  aber  darauf  hin,  dass  hier  ein  viel 
energischeres  Wort  als  (pCkoL  gestanden  hat.  Ich  habe  des- 
halb in  den  Jahrbüchern  für  classische  Philologie  XGY  S.  749 
den  Ausfall  von  iyyvot  hinter  ivtoL  vermuthet  und  dies  auf 
Perikles  bezogen.*)  Eine  Anspielung  auf  diesen  hatte  schon 
J.  Bemays  in  einer  von  mir  als  Student  gehörten  Bonner 
Vorlesung  in  der  Stelle  geahnt. 

3,  2.  xriv  8\  ßovkiiv  ßovXsvsö^ai  xoXka  (ihv  7te(fl  xov 
jeokdfiov  . . .  xoXXä  dh  jisqI  xäv  xaxä  [r^i/]  Jtokiv  asl  yiyvo- 
(iiv(0Vj  Ttollä  dl  9cal  xotg  övfifidxocg.  Schneider  hat  mit 
Recht  itegl  xäv  iv  xotg  öv^ifiaxotg  herstellen  wollen.  Man 
erreicht  dasselbe  auf  leichterem  Wege,  wenn  man  schreibt 
noXka  8\  x&v  xotg  övfifiaxLXOtg. 

3,  3.  ort  xaöi,  diaTtga^ai,  r^  xoXcg  xäv  deofisviov  ovx 
Ixttvr^.  Kirchhoff  hat  vorgeschlagen,  nokXäv  ovxcov  xäv  dso- 
(idvfov  zu  schreiben;  leichter  ist,  denke  ich,  xäv  in  Ttlsiöxcav 
zu  verwandeln:  nach  nOAIU  konnte  ein  nAEI2^  leicht 
verloren  gehen. 

3,  4.  b{  xig  xiiv  vavv  ftr  ini6xBva%Bt,  ^  xaxoixodoiut  xt 
xo  dri(i6iStov  haben  die  Handschriften.  Leunclavius  strich  xo. 
Ich  möchte  vorziehen:  ei  xaxoixoSofist  xig  xo  drifioöLOv. 

3,  6.  Daran,  dass  Blicdxm  yag  xtg  unzulässig  ist,  kann 
kein  Zweifel  sein.  Gobets  Aenderung  avxB(fst  yaQ  xtg  trifft 
den  Sinn  des  Herzustellenden,  ist  aber  zu  gewaltsam.  Man 
schreibe  dnavxärj  yaQ  xtg. 


*)  [Siehe  unten  S.  211.    F.  B.] 


DE  RE  PUBLICA  ATHENIENSIÜM.  193 

3;  7.  aXkä  q>i^66t  xig  ;^p^i/at  dixä^stv  fidv,  ikatrovg  dl 
SMa^siv.  Dies  ist  sinnloS;  da  dann  erst  auf  Umwegen  daraus 
gefolgert  wird,  dass  auf  diese  Art  Wenige  in  jedem  Gerichte 
sein  würden.^)  Es  muss  etwas  stehen,  was  mit  dem  Folgen- 
den, der  geringen  Zahl  der  Gerichte,  auf  Eins  hinauskommt. 
Der  Zusammenhang  fuhrt,  denke  ich,  auf  „gleichzeitiges 
Rechtsprechen  in  verschiedenen  Sectionen'^  Also  ändere  ich 
ildttovg  in  hcxXr^xovg^  das  technische  Wort  für  Ausschüsse, 
namentlich  der  Volksversammlung. 

ibid.  äöXB  xal  diaüxevdüaöd'aL  Qaäiov  iiStai  ngbg  okC- 
yovg  SixMtag  xal  öwdixänav  Ttokv  ^ttov  Scxatog  di^xd^siv 
ist  die  handschriftliche  Lesart,  bei  der  mit  der  evidenten 
Verbesserung  öuvdsxaöai,  noch  nicht  Alles  in  Ordnung  ge- 
bracht ist:  es  muss  gesagt  gewesen  sein,  dass  das  viel 
weniger  gerecht  Richten  die  Folge  davon  sein  würde,  wenn 
weniger  Richter  in  jedem  Gerichtshofe  sässen.  Ich  schreibe 
also:  (d<Tt',  insl  SiafSxBva6a6%ai  ^adtot^  iöxai  ngog  oXlyovg 
dixaöxäg  xal  öwÖBxdöaL,  TtoXv  rixxov  dixalmg  dixaiavv. 


1)  Im  Folgenden  halte  ich  die  Aenderung  fti^  für  ^\v  für  unum- 
gänglich nothwendig. 


V.  OuTgCHMlo ,  Kleine  Schriften.    IV.  13 


IX. 
<S8  Das  Zeitalter  des  Babrios.*) 

Dass  ich  die  Ansicht^  welche  Konig  Alexandros^  den 
Vater  des  jungen  Fürsten^  dem  ßabrios  sein  Fabelbuch  ge- 
widmet hat;  für  den  Seleukiden  Alezandros  I.  Theopator 
Euergetes  erklärt^  für  die  richtige  halte,  habe  ich  schon  in 
der  Zeitschrift  der  deutschen  morgenländischen  Gesellschafb 
XV  S.  28**)  gelegentlich  ausgesprocheu.  Entscheidend  sind 
ffir  mich  die  AusföUe  des  Babrios  gegen  die  Araber,  beson- 
ders passend,  da  sich  diese  an  einen  Fürsten  richten,  dessen 
Vater  von  den  Arabern  verrätherischer  Weise  ermordet 
worden  war.  Ich  freue  mich,  dass  dieser  Umstand  auf  Otto 
Keller  denselben  Eindruck  gemacht  hat  wie  auf  mich,  und 
dass  die  sich  hieraus  ergebende  Zeit  des  Babrios  von  ihm 
durch  schlagende  anderweitige  Gründe  festgestellt  worden 
ist.  Ein  nicht  unwichtiges  Moment  erlaube  ich  mir  noch 
nachträglich  hervorzuheben.  Der  fürstliche  Ki^abe  heisst 
Brauch  OS,  ein  seltener  Name,  der  auf  eine  Beziehung  zum 
SSiDidymäischen  ApoUon  hinweist.  Nun  wissen  wir  aber,  dass 
Seleukos  Nikator  für  einen  Sohn  des  Apollon  galt  (Trogus 
XV,  4, 3)  und  eine  Schwester  Namens  Didymäa  hatte  (lo.  Ma- 
lala  VIU  p.  252  aus  Antiochenischen  Stadtchroniken);  sein 
enges  Verhältniss  zum  Branchidenorakel  und  seine  dem  Heilig- 
thum  des  Didymäischen  Apollon  mehrfach  erwiesene  Ounst  er- 
giebt  sich  aus  der  Milesischen  Inschrift  C.  I.  6.  n.  2852  und 
den  von  Bockh  (C.  I.  G.  II  p.  552)  gesammelten  Beweisstellen 

*)  [Jahrbücher  für    classiBche  Philologie    Bd.   LXXXYII  (186S) 
S.  328—824.] 

**)  [Band  II  S.  606  dieser  Sammlung.    Vgl.  Bd.  I  S.  17f.    F.  E.] 


DAS  ZEITALTER  DES  BABRIOS.  195 

hinlänglich.  An  der  Seleukidischen  Herkunft  des  Schützlings 
des  Babrios  ist  also  nicht  länger  zu  zweifeln.  Ebensowenig 
sehe  ich  aber  einen  Grund;  mit  Keller  an  einen  Bastardsohn 
zu  denken.  Die  Seleukiden  änderten  mit  der  Thronbesteigung 
den  Namen:  wir  wissen  t.  B.^  dass  S^leukos  IIL  als  Prinz 
Alexandros  hiess.  Branchos  kann  also  der  Kindheitsname 
des  Antiochos  YL  Epiphanes  Dionysos  sein^  und  es  liesse 
sich  erklären,  dass  der  Dichter  zu  einer  Zeit,  als  der  Usur- 
pator Tryphon  bereits  alle  Macht  an  sich  gerissen  hatte, 
den  Königsnamen  seines  Schützlings  absichtlich  nicht  nannte 
und  allen  Anspielungen  auf  dessen  Königthum  aus  dem 
Wege  ging.  Bekanntlich  gelangte  das  unglückliche  Kind 
nie  in  den  wirklichen  Besitz  der  Herrschaffc,  sondern  fiel 
im  Alter  von  zehn  Jahren  dem  Usurpator  zum  Opfer  (vgl. 
C.  Müller  zu  den  Fragm.  bist.  Gr.  II  p.  XX).  Allenfalls  konnte 
man  auch  an  Alexandros  II.  denken,  der  wenigstens  nach 
einigen  Quellen  sein  Erbrecht  auf  die  Vaterschaft  Königs 
Alexandros  I.  gründete;  dann  müsste  man  aber  annehmen, 
dass  die  Verhältnisse,  unter  denen  er  aufkam,  von  Trogus 
XXXIX,  1,  4  ganz  falsch  dargestellt  worden  seien.  Ich  halte 
deshalb  die  erste  Annahme  für  empfehlenswerther. 


13* 


X. 
702       De  tempore,  quo  seripserit  Dionysius  Periegetes.*) 

Bemhardyus  cum  Dionysium,  Periegeseos  auctorem,  ex- 
eunte  tertio  uel  ineunte  quarto  p.  C.  saeclo  floruisse  certis- 
sima  ratiocinatione  effecerit,  accuratiorem  temporis  notam  ex 
ingenti  victoria  de  Parthis  (i.  e.  Persis)  reportata,  quam  ce- 
lebrat,  lucramur;  eteuim  neque  antea  neque  postea  longissi- 
mis  temporum  intervallis  uUa  Romanorum  victoria  Persica 
aeque  gloriosa  fuit  atqne  ea,  quam  Galerius  Caesar  amio  297. 
de  Narseo  Sassanida  reportavit.  Haue  si  respicit  Dionysius, 
pluralis  i^iol  avaxtsgy  quo  vs.  355  usus  est^  cum  per  metrum 
licuisset  singulari  numero  uti^  egregie  explicatur:  sunt  enim 
Diocietianus  et  Maximianus  Augg.  atque  Galerius  et  Con- 
stantius  Gaess.  Itaque  crediderim  Dionysium  Carmen  suum 
edidisse  circa  annum  303.,  quo  Diocietianus  vicennalia  cele- 
bravit  ac  simul  cum  Maximiano  triumphum  de  Persis  egii 

*)  [Philologns.  X.  Jahrgang  (1866)  p.  702.  Yana  esse  quae  hoc 
loco  dispntavit  iam  maltos  ante  annos  anctorem  non  fhgit,  qnam- 
quam  acrosticha,  Lenei  egreginm  inyentnm,  ignorabat.  Maellerum 
enim  Becntne  in  oratione  Jenae  habita  (collectioniB  nostrae  yoI.  I  p.  18) 
periegetam  ezeunte  saecnlo  primo  floruisae  dixit    F.  R.] 


k 


XI 

Reeensionen  und  Anzeigen  znr  griechisclien  OescUclite 

nnd  Literatur. 

1.*) 

Conradus  Bursian,  Quaestionum  Enboicarum  capita  se-Sdi 

lecta.  Dissertatio  quam die  XXY  mensis  Innii  anni 

MDCCCLVI  publice  defendet  C.  B.  Lipsiensis,  Phil.  Dr. 
AA.  LL.  M.  Lipsiae^  typis  et  impensis  Breitkopfii  et  Haer- 
telii.  50  S.  8. 

Nach  einem  kurzen  Vorwort  (S.  1 — 3)  über  die  geo- 
graphische Lage  und  die  klimatischen  Bedingungen  EuboeaS; 
sowie  einem  Ueberblick  dessen,  was  von  Früheren  für  die 
Eenntniss  der  Insel  geleistet  worden  ist^  behandelt  der  Ver- 
fasser im  ersten  Gapitel  (S.  3 — 31)  die  ethnographischen 
Verhältnisse  der  Insel  in  der  ältesten  Zeit.  In  aller  Kürze 
geht  er  die  verschiedenen  Namen  durch ,  welche  die  Insel882 
angeblich  zu  verschiedenen  Zeiten  geführt  haben  soll,  Namen, 
welche  zum  grossten  Theil  von  einzelnen  Landschaften  der 
Insel  auf  das  ganze  Euboea  übertragen  worden  sind,  und 
bespricht  dann  der  Reihe  nach  die  Völker,  welche  Euboea 
vor  Alters  bewohnt  haben  sollen,  wobei  er  eingehende 
Untersuchungen  über  die  stammverwandtschaftlichen  Verhält- 
nisse derselben  anstellt. 

Die  Ajisicht  des  Verfassers  über  die  Urgeschichte  und 
die  Wanderungen  der  griechischen  Stämme,  welche  er  S.  7 
vorträgt,  ist  diese.    Zu  dem  griechischen  Stamm  im  weitesten 


*)  [Nene  Jahrbfleber  far  Philologie  und  P&dagogik.  LXXV.  Band 
(1857).     S.  281—286. 


198  RECENSIONEN  UND  ANZEIGEN. 

Sinne  ^)  gehören  ihm  ausser  den  Hellenen  (sammt  den  Pe- 
lasgern)  auch  die  Thraker,  Phryger,  Dardaner,  Myser,  Mäoner 
(wohl  zu  trennen  von  den  semitischen  Lydem),  Karer  und 
Lykier  {Lydias  ist  ein  garstiger  Druckfehler):  die  Oesammt- 
heit  dieser  Stämme  hiess  bei  den  Völkern  des  Orients  lonier. 
Zuerst  wanderten  die  Pelasger  in  Griechenland  ein,  dann 
der  thrakisch-phrygische  Stamm,  dann  die  Achäer  und  Do- 
rier;  die  lonier  blieben  in  Kleinasien ,  von  wo  aus  sie  zu 
verschiedenen  Zeiten  auf  dem  Seewege  die  Inseln  und  Küsten 
des  europäischen  Griechenlands  besetzten.  Der  Verfasser  ist, 
wie  man  sieht,  ein  entschiedener  Anhänger  der  Ansicht, 
dass  die  ursprünglichen  Sitze  der  lonier  in  Kleinasien  zu 
suchen  sind:  eine  Annahme,  zu  der  schon  Niebuhr  hinneigte 
(Vorträge  über  alte  Geschichte  I  S.  273.  301),  die  aber  erst 
kürzlich  von  E.  Gurtius  formulirt  und  in  geistreich-beredter 
Weise  ausgeführt  worden  ist.  Eine  Prüfung  dieser  Ansicht 
liegt  uns  hier  fern;  ich  beschränke  mich  darauf,  gegen  die 
angebliche  Verwandtschaft  der  Karer  mit  den  Griechen,  wie 
sie  mein  Freund  Bursian  annimmt,  Protest  einzulegen.  Da 
zu  viele  Zeugnisse  für  den  semitischen  Charakter  der  Karer 
sprechen,  so  werde  ich  mich  an  ihren  Indogermanismus  zu 
glauben  erst  dann  entschliessen  können,  wenn  man  mir  den 
Indogermanismus  der  Juden  plausibel  gemacht  haben  wird. 
Näher  hierauf  einzugehen  kann  ich  mir  um  so  eher  ersparen, 
als,  wenn  ja  noch  Zweifel  vorhanden  gewesen  sein  sollten, 
diese  nunmehr  durch  den  bewährten  Meister  arischer  Sprach- 
wissenschaft und  gründlichsten  Kenner  arischer  Geschichte, 
Chr.  Lassen,  in  der  Abhandlung  „über  die  lykischen  Inschriften 
und  die  alten  Sprachen  Kleinasiens''  in  der  Zeitschrift  der 
deutschen  morgenländischen  Gesellschaft  X  S.  329—388  be- 
seitigt sind.  Es  ist  dort  der  Nachweis  geliefert,  dass  im 
Alterthum  die  Scheidewand  zwischen  den  indogermanischen 
und   semitischen  Völkern   Kleinasiens   durch   die   lange  Ge- 

1)  Die  Wahl  dieses  Namens  hat  etwas  Bedenkliches,  weil  er  zu 
schlimmen  Missverständnissen  Anlass  geben  kann :  doch  ist  es  auf  der 
anderen  Seite  schwer,  einen  anderen,  passenderen  Namen  ausfindig  zu 
machen. 


BÜBSIAN,  QüAESTIONES  EÜBOICAE.  199 

birgskette  aufgestellt  wurde,  welche  in  ihren  yerschiedenen 
Theilen  die  Namen  Temnos,  Tauros  und  Antitauros  führte,  und 
dass  von  dieser  allgemeinen  Bestimmung  nur  die  semitischen 
Soljmer  im  Norden  und  die  indogermanischen  Lykier  und 
Pamphyler  im  Süden  des  Gebirges  eine  Ausnahme  gemacht 
haben.  S.  380ff.  jener  Abhandlung  wird  der  Beweis  für  den283 
Semitismus  dd^  Earer  geführt.*)  Auch  der  Indogermanismus 
der  Myser  ist  bedenklicher  als  man  in  der  Regel  annimmt. 
Nach  Xanthos  Fr.  8  (bei  Müller  I  p.  37)  ist  der  Name  der  Myser 
lydischy  also  semitisch,  und  bedeutet  „Buche^^;  entscheidender 
noch  ist  das  Zeugniss  des  Herodotos  1, 171,  dass  die  Stamm- 
väter der  Myser,  Lyder  und  Earer  Brüder  waren,  dass  diese 
drei  Volker  ein  gemeinsames  Heiligthum  des  karischen  Zeus 
in  Mylasa  hatten,  andersredende  Stämme  aber  yon  diesem 
Cultns  ausgeschlossen  waren:  also  redeten  die  Myser  dieselbe 
Sprache  wie  die  Lyder  und  Earer,  d.  i.  eine  semitische.  Da 
indess  Strabon  XII,  8,  3  p.  572  sagt,  ihre  Sprache  sei  luio- 
XvdLog  nmq  wtl  /it|oqppi^to^,  so  wird  man  eine  starke  Bei- 
mischung thrakisch-phrygischer  Einwanderer  zugeben  können. 
Auf  die  seit  Strabon  beliebte  Combination  mit  den  Mosern 
ist  Nichts  zu  geben,  da  dieses  Volk  erst  ganz  spät  in  der 
Geschichte  auftritt,  wenn  es  überhaupt  je  als  selbständiges 
Volk  auftritt;  mir  ist  nämlich  nur  eine  einzige  Stelle  be- 
kannt, wo  dies  der  Fall  ist,  bei  Florus  II,  26  p.  99,  23  (ed. 
Halm),  so  dass  ich  fast  glaube,  die  Moesi  sind  erst  aus  dem 
Landesnamen  Moesia  abstrahirt  worden.  Doch  dies  beiläufig. 
Der  Verfasser  hat  seitdem  seine  Ansicht  dahin  modificirt, 
dass  die  Earer  aus  der  Vermischung  der  indogermanischen 
Leleger  mit  Semiten,  nämlich  Phönikern  entstanden  seien 
(siehe  in  diesen  Jahrbüchern  oben  [Band  LXXV]  S.  27);  ich 
gestehe  offen,  dass  auch  dieses  Mischvolk  mir  nicht  recht  ge- 
fallen will.  Der  Geschichtschreiber  Philippos  von  Theangela, 
selbst  ein  Earer,  bezeugt  in  Fr.  1  seiner  KaQv%a  (bei  Müller  IV 
p.  475),  dass  die  Leleger  Leibeigene  der  Earer  waren,  wie 
die  Heiloten  bei  den  Lakedämoniern  und  die  Penesten   bei 


•)  (Vgl  oben  S.  81. 82  f.    P.  R.] 


200  EECENSIONEN  UND  ANZEIGEN. 

den  Thessalern:  man  hat  also  in  ihnen  die  von  den  semi- 
tischen Karern  unterjochten  Ureinwohner  zn  erkennen,  und 
die  engen  Beziehungen  der  Leleger  zur  Urbevölkerung  Grie- 
chenlands machen  es  wahrscheinlich,  dass  sie   ein  indoger- 
manisches, den  Hellenen  nahe  stehendes  Volk  gewesen  sind. 
Diese  Anschauung  ist,  denke  ich,  mit  den  Hypothesen  des 
Verfassers  nicht  geradezu  unverträglich;  nur  würden  überall 
bei  ihm  die  Earer  durch  die  Leleger  ersetzt  werden  müssen. 
Nach   diesen   nothwendigen  Vorbemerkungen   geht    der 
Verfasser  auf  die  einzelnen  Stämme  Euboeas  über.    An  erster 
Stelle  bespricht  er  die  Abanten.    Er  weist  nach,  dass  diese 
nur  den  mittelsten  Theil  Euboeas,  niemals  die  ganze  Insel 
bewohnt  haben,  und  erklärt  die  unhistorische  Auffassung  im 
Schiffskatalog  aus  einer  Hegemonie  der  Abanten   über  die 
Insel.     Die   Ansicht   des   Aristoteles,    der   die   Abanten    zu 
Thrakern  aus  Abae  in  Phokis  macht,  verwirft  der  Verfasser 
mit  gutem  Grunde,  weist  vielmehr  auf  die  unbestreitbaren 
Beziehungen  der  Abanten  zu  Argos  hin  und  leitet  sie  schliess- 
lich —  hier   scheinen   mir   aber   seine   Gründe   nicht   recht 
zwingend  —  aus  Karien  her,  wo  Herodianos  eine  Stadt  Aba 
erwähni  2)  In  den  Eureten  sieht  der  Verfasser  einen  Stamm, 
der  unter  den  Phrygem  dieselbe  Bolle   behauptete,  welche 
E.  0.  Müller  die  Tyrrhener   unter  den  Pelasgem  einnehmen 
lässt,  d.  h.  der  sich  durch  Kenntniss  der  heiligen  Gebräuche 
284und  EuDstfertigkeit  vor  den  übrigen  Stämmen  auszeichnete. 
Sie  bewohnten  ehedem  die  Eüste  der  Insel,  wo  sie  Böotien 
und  Lokris  zugekehrt  ist,  und  wurden  von  den  Abanten  nach 
Aetolien  vertrieben.    3)  Den  Aeolem  (achäischen  Stammes) 
gehörten  die  Städte  /Jtov  und  Kviirj.    Nachdem  bereit«  Ross 
nachgewiesen  hatte,  dass  diese  fast  verschollene  und  noch 
von  Meineke  für   eine  Fiction   des   Stephanos   von   Byzanz 
gehaltene  Stadt  vrirklich   einmal   ezistirt  hat  und  dass  ihr 
Name  im    heutigen   Kovfiri    fortdauert,    hat  der   Verfasser 
dieses  Resultat  noch  mehr  sicher  gestellt     Er  erkennt  im 
euböischen  Eyme  die  Mutterstadt  der  gleichnamigen  Städte 
in  Aeolis  und  in  Italien:  dieser  letzteren  Colonie  gegenüber 
sei  nach  dem  frühen  Untergange  des  euböischen  Eyme  Chalkis 


BUR8IAN,  QÜAESTIONES  EüBOICAE.  201 

in  die  Rechte  der  Mutterstadt  eingetreten  und  habe  diese 
Ansprüche  mit  dem  asiatischen  Eyme  getheilt.  Diese  An- 
sicht haben  zwar  schon  früher  zwei  italienische  Gelehrte^ 
Martorelli  und  Pellegrino^  ausgesprochen  (vgl.  E.  F.  Hermann^ 
Griech.  Staatsalt.  §  82  Anm.  1);  sie  ist  aber  hier  zuerst  ge- 
hörig begründet  worden.  4)  Auf  die  ehemalige  Anwesenheit 
des  thrakischen  Stammes  der  Phlegyer  in  Euboea  weisen 
unzweideutige  Spuren  in  den  Sagen  hin;  der  Verfasser  iden- 
tificirt  sie  mit  den,  wie  er  vermuthet,  durch  die  Perrhäber 
aus  dem  thessalischen  Hestiaeotis  vertriebenen  Hestiäem 
im  Norden  der  Insel.  Hestiaea  erklart  er  för  ursprünglich 
verschieden  von  Oreos  und  nimmt  an,  dass  erst,  nachdem 
Oreos  unter  Perikles  von  attischen  Eleruchen  besetzt  worden 
war,  die  Einwohner  des  verödeten  Hestiaea  dahin  übersiedelten. 
5)  Dieses  Volk  wurde  in  seinen  Sitzen  beschränkt  durch  die 
Elloper,  einen  ionischen  Stamm,  der  den  Strich  vom  tele- 
thrischen  Gebirge  bis  zur  Stadt  Orobiae  besetzte.  6)  Endlich 
im  Süden  der  Insel  wohnten  die  Dryoper,  denen  die  Städte 
Exvqa  und  KaQvözog  gehörten.  Diesem  merkwürdigen  Volke, 
über  welches  wir  bisher  so  gut  wie  im  Dunkeln  tappten,  ist 
in  der  vorliegenden  Monographie  eine  sehr  eingehende 
Untersuchung  gewidmet  (S.  19—31).  Der  Verfasser  bringt 
die  Dryoper  mit  Lykien  in  Verbindung.  Seine  Gründe  sind 
1)  die  Aehnlichkeit  der  Culte,  hauptsächlich  des  Apollon- 
dienstes:  aber  selbst  für  die  beiden  Triaden  dryopischer  Gott- 
heiten (Zeus  —  Leto  —  ApoUon,  und  S^lymenos  oder  Hermes 
—  Demeter  —  Eora)  werden  Analogien  in  den  Darstellungen 
des  Harpyienmonuments  von  Xanthos  nachgewiesen;  2)  die 
vom  Verfasser  früher  in  einem  besonderen  Aufsatze  bespro- 
chene eigenthümliche  dryopische  Bauweise,  die  nur  mit  der 
lykischen  Aehnlichkeit  hat;  3)  die  Gleichheit  zahlreicher 
Ortsnamen.  Diese  Vermuthung  erhält  durch  den  Nachweis 
der  Wanderungen  des  dryopischen  Volkes  ihren  AbschltAs. 
Der  Verfasser  sucht  die  ürheimath  der  Dryoper  in  Lykaonien, 
auf  dem  Tauros  und  in  Eilikien,  und  lässt  sie  von  da  aus 
in  folgenden  Richtungen  auswandern:  1)  nach  Lykien,  von 
da  aus  nach  Argolis,  wo  ihnen  wegen  ihrer  Rundbauten  der 


202  RECENSIONEN  UND  ANZEIGEN. 

Name  Eyklopen  beigelegt  wird;  2)  nach  Eypros;  3)  nach 
Kreta,  von  da  aus  nach  Delphoi,  von  da  aus  nach  Asine  in 
Ärgoh's;  4)  nach  der  Propontis,  wo,  was  wohl  zu  beachten 
ist,  die  Dryoper  in  Eyzikos  und  Eies  als  Nachbarn  der  Ly- 
kier  Yon  Zeleia  erscheinen;  von  da  aus  nach  Malis,  wo  ein 
285Hauptsitz  der  Dryoper  war;  endlich  von  hier  aus  nach 
Euboea',  nach  Eythnos,  nach  Argolis  und  in  die  Gegend  von 
Ambrakia.  Diese  Hypothese  ist  wohl  begründet,  nur  wird 
man  von  den  Ursitzen  in  Eilikien  absehen  müssen.  In  diesem 
Lande  lassen  sich  keine  sicheren  Spuren  von  Indogermanis- 
mus  nachweisen;  Lassen  a.  a.  0.  S.  385  erklärt  es  für  aus- 
gemacht, dass  dort  phönikische  Sprache  und  Bildung  das 
üebergewicht  hatten,  and  spricht  die  Ansicht  aus,  dass  die 
Grundlage  der  Bevölkerung  syrisch  war.  Der  Name  KiXixia 
kommt  in  der  Form  Chelekh  auf  den  aramäischen  Münzlegen- 
den des  ^Abdzoharäö  und  des  Phamabazö  Yor  (vgl.  0.  Blau, 
de  nummis  Achaemenidarum  Aramaeo-Persicis  S.  5  f.). 

Das  zweite  Capitel  (S.  31 — 50)  behandelt  die  Topogra- 
phie eines  Theiles  der  Insel,  nämlich  des  südlichen  von  Ea- 
rystos  bis  Styra.  Der  Verfasser  ist  hier  vor  Anderen  com- 
petent,  da  er  im  Spätfrühjahr  1855  Euboea  selbst  besucht 
und  gerade  in  diesem  von  Reisenden  sonst  wenig  besuchten 
Theile  Euboeas  sich  längere  Zeit  aufgehalten  hat  Er  be- 
schreibt die  geographische  Lage  der  heutigen  Orte,  die  tiuf 
der  Stelle  antiker  Ortschaften  liegen,  beschreibt  mit  äusser- 
ster  Sorgfalt  alle  irgendwie  noch  kenntlichen  Trümmer  alter 
Bauten,  alle  vorgefundenen  Reliefs  u.  s.  w.  und  theilt  eine 
Anzahl  noch  nicht  bekannter  Inschriften  mii  Ei  sind  deren 
vier  aus  Earystos,  unt6r  <lenen  die  dritte  das  Lexikon  um 
nicht  weniger  als  drei  neue  Wörter  bereichert  (drifiotBXstv^ 
ikaimvBtv,  äQyvQorafiuvsiv)]  die  vierte  ist  lateinisch,  das 
auf  ihr  angeblich  vorkommende  BIYIRICIO  hat  sich  durch 
eine  anderweitige  Abschrift  einfach  als  NVTRICIO  erwiesen. 
Eine  Inschrift  ist  aus  UXataviötog  (vielleicht  dem  alten 
KvQvog\  eine  aus  der  Nähe  von  IlalaioHaötQl  (beim  alten 
FagaLöxog)^  drei  aus  Stovga  und  den  nahe  dabei  gelegenen 
Ruinen  der  alten  Stadt  Stvga.     Auf  Grund   vorgefundener 


SCHOENE,  UNTERSUCHUNGEN  UEBEB  D.  LEBEN  D.  SAPPHO.  203 

antiker  Trümmer  bat  der  Verfasser  die  Lage  mehrerer  Teich- 
tiger  Punkte  bestimmen  können:  so  der  Stadt  Earystos  (S.35), 
des  Tempels  des  IloösLdcov  rsQalötiog^  den  er  in  einer  jetzt 
sogenannten  Heidenmaner  (tö  ^Elkrivixov)  eine  Viertelstunde 
östlich  von  nalaioxaötgC  wiedererkannt  hat  (S.  38),  endlich 
der  Stadt  UrvQa  (S.  49).  Die  im  Alterthum  berüchtigten 
Kotla  trjg  Evßoiag  sind  seiner  Ansicht  nach  nicht,  wie  dies 
von  Früheren  geschehen  ist,  mit  der  Gegend,  welche  jetzt 
Eayo  Doro  heisst,  zu  identificiren,  sondern  bedeuten  die 
nördlich  dayon  gelegene  Stelle  Euboeas,  wo  die  Küsten  zu 
beiden  Seiten  am  tiefsten  einschneiden  und  die  Insel  am 
schmälsten  machen;  darunter  sei  sowohl  die  westliche  als 
die  östliche  Küste  in  der  Nähe  des  Vorgebirges  Kaqyr^Qevg 
(beim  heutigen  Skizali)  begriffen.  Den  Namen  Ka^priQBvg 
leitet  der  Verfasser  von  xaqfstv,  einer  Nebenform  von  xaTitsiv, 
ab,  so  dass  der  alte  Name  des  Vorgebirges  dasselbe  besagt 
hätte  wie  sein  mittelalterlicher  Name  SvXoipayog.  Diese 
Etymologie  scheint  nach  meinem  Dafürhalten  einen  hohen 
Grad  von  Wahrscheinlichkeit  f&r  sich  zu  habßn. 

2.*) 

Schone, Ä., Untersuchungen  über  das  Leben  der  Sappho.5i3 
Leipzig  1865.    Teubner.    (29  S.   8.) 

Der  Verfasser  hat  unter  Zugrundelegung  der  ausführ- 
lichsten Nachricht  über  Sapphos  Leben  bei  Suidas  die  äusseren 
Lebensumstände  der  Dichterin  und  ihre  Chronologie  von 
Neuem  untersucht,  wobei  auch  die,  namentlich  in  Folge 
einer  Verwirrung  Herodots  sehr  dunkle,  lesbische  Geschichte 
ihrer  Zeit  einer  sorgfältigen  Prüfung  unterzogen  worden  ist. 
Es  sind  so  für  die  griechische  Literaturgeschichte  werthvoUe 
Resultate  erzielt  worden;  was  aber  dem  Schriftchen  eine 
weit  über  die  engeren  Grenzen,  die  es  sich  gesteckt  hat, 
hinausgehende  Bedeutung  verleiht,  ist  nicht  sowohl  das,  was 
gefunden  worden  ist,  als   wie  es  gefunden  worden  ist,  ist 


0  [Literarisches  Centraiblatt  1866.    S.  513—614.    F.  B.] 


204  EECENSIONEN  UND  ANZEIGEN. 

die  exacte  Quellenkritik,  die  hier  an  der  biographischen 
Ueberlieferung  des  Suidas  nnd  der  Chronographen  geübt 
worden  ist.  —  Nach  jener  Seite  hin  hatte  Yolkmann  (de 
Sttidae  biographicis,  Bonn  1861)  mit  der  Ausscheidung  des 
Weizens  aus  der  Spreu  den  Anfang  gemacht;  Schöne  hat 
diese  lohnende  Aufgabe  der  Lösung  um  ein  Beträchtliches 
näher  gebracht.  Als  bei  Suidas  zu  Grunde  liegend  ermittelt 
der  Verfasser  eine,  alexandrinischer  Tradition  angehörende 
pinakographische  Quelle,  ,, welche  die  biographischen  That- 
sachen  in  der  bestimmten  Reihenfolge  ordnete,  dass  nach 
dem  Namen  zuerst  folgen  die  Namen  des  Vaters  oder  der 
Eltern,  dann  Geburtsland  und  Geburtsstadt,  hierauf  die  Be- 
zeichnung des  literarischen  Gebietes,  auf  welchem  die  be- 
treffende Persönlichkeit  thätig  gewesen,  woran  sich  dann  die 
chronologischen  Bestimmungen  und  etwaige  Nebenbemer- 
kungen reihten,  bis  endlich  der  Schluss  durch  das  Verzeich- 
niss  der  Werke  gemacht  wurde'';  an  diesen  Kern  seien  dann 
anderweitige,  meistens  uuRchwer  zu  erkennende  Zusätze  an- 
geschlossen worden.  Die  zahlreichen  Differenzen  in  den  An- 
gaben des  Vatersnamens,  denen  wir  in  der  griechischen  Lite- 
raturgeschichte auf  jedem  Tritt  begegnen,  sind  vom  Verfasser 
zuerst  im  Zusammenhange  betrachtet  worden;  er  unterscheidet 
1)  dialektische  oder  orthographische  Abweichungen,  2)  Er- 
zeugnisse der  etymologischen  Legende  und  des  literarhisto- 
rischen Mythus  der  Alten,  3)  verschiedene  grammatisch-histo- 
rische Tradition,  z.  B.  Rückschlüsse  aus  dem  Namen  des 
Enkels  auf  den  des  Grossvaters,  Verwechselung  gleichnamiger 
Persönlichkeiten,  Vertauschung  des  Namens  des  Archon, 
unter  dem  der  Autor  angemerkt  war,  mit  dem  des  Vaters. 
Auf  diesen  Wegen  sind  die  nicht  weniger  als  acht  Varianten 
in  Bezug  auf  den  Vater  der  Sappho  vom  Verfasser  in  be- 
5i4friedigender  Weise  erklärt  worden;  nur  hätte  für  Simon  nicht 
die  Möglichkeit  offen  gelassen  werden  sollen,  dass  damit  Si- 
monides gemeint  sei  und  eine  Erfindung  der  zweiten  Kate- 
gorie Yorliege:  an  den  arg  gemissbrauchten  Satz,  dass  der 
einfache  Name  und  das  Patronymikon  vertauscbbar  sind, 
kann   Referent   auch   heute   noch   nicht  glauben.    Dagegen 


HOLZAPFEL,  UNTERSUCHUNGEN  Z.  GEIECH.  GESCHICHTE.  205 

scheint  die  andere  Losung  des  Verfassers  mit  Hilfe  des 
Arcbon  Simon  kaum  zweifelhaft.  —  Nicht  minder  fruchtbar 
ist  die  Gonstatimng  der  durch  gemeinsame  mittelbare  oder 
unmittelbare  Quellen  vermittelten  Verwandtschaft  zwischen 
dem  Marmor  Parium  und  dem  Eusebios:  Schone  macht 
darauf  aufmerksam  ^  dass  von  den  78  Epochen  des  Marmor 
Parium  im  Eusebios  39  wiederkehren^  also  gerade  die  Hälfte. 
Die  Differenz  beider  Quellen  hinsichtlich  der  Datirung  der 
Sappho  ist  vom  Verfasser  überzeugend  auf  verschiedene  Be- 
rechnung des  in  der  gemeinsamen  Quelle  überlieferten  An- 
fangsjahres  des  Alyattes  zurückgeführt  worden.  Auch  sonst 
ist  das  Schriftchen  reich  an  treffenden  Bemerkungen;  Refe- 
rent will  nur  noch  besonders  auf  die  Anmerkung  S.  744  auf« 
merksam  machen,  wo  das  (nicht  bloss,  wie  der  Verfasser  zu 
meinen  scheint,  von  Plehn  hingestellte,  sondern  geradezu 
canonisch  gewordene)  Dogma,  dass  yiyova  nie  ^natus  est' 
bedeute,  widerlegt  und  nachgewiesen  ist,  dass  der  chronolo- 
logische  Sprachgebrauch  je  nach  den  Quellen  ein  verschie- 
dener ist.*)  Wir  schliessen  mit  dem  Wunsche,  dass  der  Ver- 
fasser diese  gediegene  Leistung  nicht  seine  einzige  auf  diesem 
Gebiete  sein  lassen  möge. 

3.**) 

Holzapfel,   Dr.  Ludw.,   Untersuchungen   über   die   Dar-485 
Stellung  der  griechischen  Geschichte  von  489  bis 
413  V.  Gh.  bei  Ephoros,  Theopomp  u.  a.  Autoren.   Leipzig 
1879.    Hirzel.    (IV,  192  S.  gr.  8.)    M,  4.- 

Die  vorliegende  Schrift  hat  sich  zur  Aufgabe  gestellt, 
unter  vorsichtiger  Benutzung  der  bisherigen  Einzelunter- 
suchungen, in  denen  die  Spuren  der  vornehmsten  die  grie- 
chische Geschichte  des  fünften  Jahrhunderts  behandelnden 
Schriftsteller  in  der  späteren  Literatur  nachgewiesen  werden, 
über  diese  selbst  eine  zusammenhängende  Darstellung  zu 
geben.   Der  Verfasser  hat  es  vorg^^ogen,  statt  einen  einzelnen 

*)  [Ich  g-lanbe,  constatiren  zu  sollen,  das«  Gntschmid  diese  An- 
sicht später  nicht  mehr  festgehalten  hat.    F.  B.] 

**)  [Literarisches  Centralblatt  1880.    S.  486—487.] 


206  RECENSIONEN  UND  ANZEIGEN. 

Geschichtschreiber  von  Anfang  bis  zu  Ende  zu  verfolgen, 
unter  Beschränkung  auf  einen  kürzeren  Zeitraum  die  Unter- 
suchung auf  alle  f&r  diesen  in  Betracht  kommenden  Quellen 
auszudehnen,  und  rechtfertigt  dies  damit,  dass  ein  solches 
Verfahren  grössere  Sicherheit  gegen  eine  einseitige  Betrach- 
tungsweise biete.  Da  beide  Methoden  ihre  Vorzüge  und  ihre 
Nachtheile  haben  und  nur  eine  auf  einmal  angewendet  wer- 
den kann,  so  ist  dagegen  nichts  einzuwenden.  Bei  dem  von 
dem  Verfasser  eingeschlagenen  Wege  ist  freilich  kaum  zu 
vermeiden,  dass  die  Eigenart  eines  Autors,  die  sich  aus  der 
Gesammtbetrachtung  seiner  ganzen  Darstellung  mit  Sicher- 
heit ergiebt,  mitunter  verkannt  und,  was  von  dem  Benutzer 
gilt,  auf  die  benutzte  Quelle  übertragen  wird.  Schwerlich 
würde  z.  B.  die  Vernachlässigung  der  inneren  Geschichte 
Athens,  die  sich  für  den  betreffenden  Zeitraum  bei  Diodor 
wahrnehmen  lasst,  auf  Ephoros  zurückgef&hrt  worden  sein, 
wenn  der  Verfasser  gewusst  hätte,  was  nur  ein  Ueberblick 
486über  das  ganze  Werk  zu  lehren  vermag,  dass  Diodor  die 
innere  Geschichte  überall  so  gut  wie  ganz  bei  Seite  lasst, 
und  noch  weniger  würde  er  S.  46  den  groben,  aus  einer  Ver- 
wechselung mit  dem  Syrakusischen  Petalismos  erklärten 
Fehler,  dass  die  vom  Athenischen  Ostrakismos  verhängte 
Verbannungsfrist  eine  fünfjährige  gewesen,  dem  Ephoros  auf- 
gebürdet haben,  wenn  er  sich  durch  eine  umfassendere  Lee- 
türe hätte  überzeugen  können,  dass  der  Sikeliot  Diodor 
Beminiscenzen  gerade  aus  der  ihm  geläufigen  Geschichte 
seiner  Heimath  gar  nicht  so  selten  einflicht 

Im  Ganzen  ist  die  sehr  ausgebreitete  neuere  Literatur 
über  die  Quellen  der  alten  Historiker  von  dem  Verfasser 
mit  Fleiss,  und,  was  hier  besonders  Noth  thut,  besonnener 
Kritik  benutzt  worden,  er  giebt  eine  Revision  der  gesammten 
Untersuchung,  in  der  mehrfach  einzelne  Theile  des  Gebäudes 
eingerissen  und  durch  einen  Neubau  ersetzt  worden  sind. 
Wo  dies  der  Fall  ist,  wir4  man  meistens  geneigt  sein,  sich 
auf  die  Seite  des  Verfassers  gegen  seine  Vorgänger  zu  stellen, 
da  seine  Abweichungen  fast  immer  wohl  begründet  sind. 
Mit  Recht   spricht  er  S.  161  ff.  den  Plutarchischen   Bericht 


HOLZAPFEL,  UNTEESUCHUNöEN  Z.  GRIEGH.  GESCHICHTE.  207 

von  den  letzten  Schicksalen  des  Themistokles  dem  Stesim- 
brotos  ab*),  und  mit  nicht  minderem  Rechte  leugnet  er, 
dass  derselbe  überhaupt  von  einem  Zeitgenossen  herrühren 
könne;  wenn  er  aber  auf  Phanias  räth,  so  steht  dem  ent- 
gegen, dass  dessen  sonstige  Beste  einen  nicht  ungünstigen 
Eindruck  machen,  während  jener  Bericht  den  Stempel  der 
Unzuverlässigkeit,  stellenweise  geradezu  schwindelhafter  Er- 
findung an  der  Stirn  tragt:  die  Yermuthung  Albrachts,  dass 
der  als  leichtfertig  bekannte  Neanthes,  der  sich  auf  Phanias 
berufen  hatte,  Plutarchs  Quelle  sei,  kann  Beferent  nicht  so 
unwahrscheinlich  finden  wie  der  Verfasser,  wenn  schon  auch 
sie  vielleicht  nicht  das  Bichtige  trifft.**)  Wiederum  im 
Bechte  ist  der  Verfasser,  wenn  er  S.  167  f.  den  Plutarchischen 
Bericht  über  das  Erdbeben  in  Sparta  im  vierten  Jahre  des 
Königs  Archidamos  dem  Ephoros  abspricht;  aus  Philochoros 
ist  er  aber  sicher  nicht,  sondern,  worauf  Datirung  und  In- 
halt gleich  deutlich  hinweisen,  aus  einer  Spartanischen  Spe- 
cialgeschichte, vermuthlich  des  von  Plutarch  viel  benutzten 
Aristokrates.  Besondere  Anerkennung  verdient  die  verstän- 
dige Beaction  gegen  die  herrschende  Manier  unserer  Quellen- 
forscher, die  in  den  Anschauungen  des  Verfassers  zu  Tage 
tritt:  gegen  die  „Gewohnheit  der  alten  Historiker,  immer 
nur  eine  Quelle  auf  einmal  zu  benutzen'',  ihre  „Sitte,  die 
Vorgänger  wörtlich  auszuschreiben'',  und  wie  die  anspruchs- 
voll thorichten  Dogmen  alle  lauten,  durch  deren  Annahme 
der  grösste  Theil  dieses  ganzen  Literaturzweiges  von  vom 
herein  zur  Unfruchtbarkeit  verurtheilt  worden  ist,  macht  er 
entschieden  Front  und  bemerkt  S.  56  ganz  richtig,  dass  dies 
die  alten  Historiker  unter  das  geistige  Niveau  eines  heutigen 
Secundaners  stellen  heisst,  dem  wir  doch  wohl  die  Fähigkeit 
zutrauen  dürfen,  aus  verschiedenen  Quellen  einen  leidlichen 
Aufsatz  über  ein  geschichtliches  Thema  zusammenzuschreiben. 
Besonders  schädlich  hat  dieses  Vorurtheil  auf  die  Quellen- 
untersuchungen über  den  sehr  belesenen  Plutarch  eingewirkt. 


*)  [Vgl.  oben  8.  104  f.    F.  R.] 
**)  [Vgl.  oben  S.  106  f.    F.  ß.J 


208  EECENSIONEN  UND  ANZEIGEN. 

und  der  Verfasser  hat  deshalb  S.  94  ff.  auf  die  Bekämpfung 
der  Ansicht  Rühls,  dass  im  Leben  Eimons  Theopomp  die 
eine  Hauptquelle  sei,  grosse  und,  soweit  Referent  sehen 
kann,  erfolgreiche  Sorgfalt  verwendet.  Der  Verfasser  bedient 
sich  hier  einmal  (S.  108)  des  richtigen  Arguments,  dass  ein 
so  ausfOhrlicher  Bericht  Theopomps  über  Eimons  Feldzug 
gegen  die  Perser  an  sich  durchaus  unwahrscheinlich  sei. 
Diese  Rücksichtnahme  auf  die  Oekonomie  und  das  voraus- 
zusetzende Ebenmass  der  als  Quellen  in  Betracht  kommen- 
den alten  Geschichtswerke  ist  ein  sehr  erspriesslicher,  aber 
in  den  bisherigen  Untersuchungen  zu  ihrem  Schaden  sehr 
zurückgetretener  Gesichtspunkt;  auch  der  Verfasser  hätte  in 
dieser  Richtung  mitunter  noch  weiter  gehen  können:  Referent 
kann  nicht  glauben,  dass  in  der  Digression  Theopomps  über 
die  Demagogen  Platz  für  die  Schlachten  von  Artemision  und 
Salamis  gewesen  ist,  und  noch  viel  weniger,  dass  das  bös- 
artige Elatschbuch  des  Stesimbrotos  so  angelegt  war,  dass 
487Plutarch  ihm  eine  Beschreibung  der  Schlacht  bei  Salamis 
hätte  entnehmen  können,  wie  S.  82  und  157  angenommen 
worden  ist. 

Der  grosse  Unterschied^  der  in  der  Art,  ihre  Quellen  zu 
benutzen,  zwischen  Plutarch  und  Diodor  besteht,  ist  dem 
Verfasser  natürlich  nicht  entgangen;  wir  hätten  aber  ge- 
wünscht, die  nothwendige  Gonsequenz  dieser  Erkenntniss, 
dass  wir  nämlich,  wo  es  sich  um  die  Quellen  Diodors  han- 
delt, durchaus  sicheren  Boden  unter  den  Füssen  haben,  bei 
Plutarch  dagegen  selten  über  wahrscheinliche  Vermuthungen 
hinauskommen,  schärfer  ausgesprochen  zu  sehen.  Es  ist  nicht 
Zufall,  dass  derjenige  Theil  des  vorliegenden  Buches,  der 
den  Ephoros  betrifft,  am  resultatreichsten  ist  und  den  be- 
friedigendsten Eindruck  macht;  seine  Parteilichkeit  für  Athen 
und  anderes  ihn  Betreffende  ist  von  dem  Verfasser  in  ein 
helles  Licht  gesetzt,  während  die  Abschnitte,  welche  sich 
mit  Theopomp  und  anderen  Quellen  Plutarchs  beschäftigen, 
ohne  dass  die  Methode  des  Verfassers  daran  Schuld  wäre, 
nicht  als  abschliessend  gelten  können.  Immerhin  ist  auch 
hier  vieles  Einzelne  richtig  erkannt,  namentlich  dürfte  der 


HOLZAPFEL,  UNTERSUCHUNGEN  Z.  GRIECH.  GESCHICHTE.  209 

Verfasser  den  Nagel  auf  den  Kopf  getroffen  haben,  wenn  er 
in  Stesimbrotos  einen  leidenschaftlichen  Particularisten  sieht, 
der  nicht  bloss  den  Athenischen  Demos,  sondern  Athen  über- 
haupt mit  seinem  Hasse  verfolgte;  die  über  diesen  von 
Ad.  Schmidt  im  zweiten  Bande  seines  „Perikleischen  Zeit- 
alters'' niedergelegten  Untersuchungen  hat  der  Verfasser,  wie 
eine  Note  zu  S.  144  lehrt,  nur  nachträglich  berücksichtigen 
können.*) 

Obgleich  die  von  dem  Verfasser  angestellte  Untersuchung 
zunächst  literarhistorischer  Natur  ist,  so  hat  er  doch  nirgends 
den  Zusammenhang  mit  der  geschichtlichen  Forschung  ausser 
Augen  gelassen  und,  wie  nur  zu  oft  geschehen  ist,  über  dem 
Mittel  den  Zweck  vergessen.  Ein  Anhang  behandelt  ver- 
schiedene geschichtliche  Fragen:  der  erste  Excurs  weist  nach, 
dass  Diodor  eine  Reihe  durch  mehrere  Jahre  sich  hindurch- 
ziehender Begebenheiten  weder  immer  beim  ersten,  noch 
immer  beim  letzten  Jahre  erzählt  hat,  sondern  ganz  princip- 
los  verfahren  ist,  der  zweite  (der  uns  besondere  Anerkennung 
zu  verdienen  scheint),  dass  das  Megarische  Psephisma  und 
das  des  Charinos  identisch  sind,  der  dritte,  dass  das  Archon- 
tat  des  Themisbokles,  in  welchem  dieser  die  folgenreichen 
Massregeln  zur  Hebung  der  attischen  Seemacht  traf,  in  das 
Jahr  482  gehört.  Aufgefallen  ist  uns,  dass  der  Verfasser 
S.  30  mit  den  „meisten  Gelehrten"  den  Frieden  des  Eallias 
für  eine  Athenische  Erfindung  erklärt,  wo  doch  schon  der 
eine  umstand,  dass  Grote  zu  diesen  Meisten**)  nicht  ge- 
hört, ihn  hätte  bestimmen  sollen,  hier  zu  wägen  statt  zu 
zählen.  Noch  mehr,  dass  er  S.  189  den  Themistokles  durch 
das  Loos  Archon  werden  lässt:  was  beweist  ein  altes  Zeug- 
niss,  das  dies  aussagt,  der  inneren  Unmöglichkeit  und  der 
Thatsache  gegenüber,  dass  unter  den  siebzehn  Archonten, 
die  uns  aus  der  Zeit  von  507 — 479  bekannt  sind,  drei  oder 
vier  (Hipparch,  Themistokles  zweimal,  Aristeides)  .bekannte 
Staatsmänner  sind,  zwei  (Phänippos,  Kalliades)  Namen  führen. 


*)  [Vgl.  oben  S.  96  f.    F.  R.] 
♦*)  [Im  Originaltext  steht  „Meistern".     F.  R.] 

▼.  GüTBCBMXD,  Kleine  Schriften.    lY.  14 


210  RECENSIONEN  UND  ANZEIGEN. 

die  in  einer  der  vornehmsten  Familien,  der  des  Kallias,  erb- 
lich sind,  einer  (Akestorides)  das  Amt  zum  zweiten  Male 
bekleidet!  Die  Ausflüchte,  mit  denen  man  sich  der  Schwierig- 
keit zu  entziehen  gesucht  hat,  es  sei  gemogelt  worden,  oder 
es  habe  sich  nur  ein  Einziger  an  der  Loosung  betheiligen 
dürfen,  sind  so  kindisch,  dass  es  Schade  um  jedes  Wort  ist, 
das  man  über  sie  verliert. 

Unbeschadet  vereinzelter  Ausstellungen,  die  Referent  zu 
machen  hatte,  kann  derselbe  sein  Urtheil  über  das  Buch 
doch  dahin  zusammenfassen,  dass  es  eine  solide  und  achtungs- 
werthe  Leistung  ist,  die  sich  von  einer  Masse  verwandter 
Arbeiten  vortheilhaft  abhebt. 

4.*) 

749Amold  Schaefer,  Abriss  der  Quellenkunde  der  grie- 
chischen Geschichte  bis  auf  Polybios.  Leipzig, 
Druck  und  Verlag  von  B.  G.  Teubner.   1867.   108  S.   gr.  8. 

Einen  je  erfreulicheren  Aufschwung  neuerlich  die  Unter- 
suchungen über  die  Quellen  der  griechischen  wie  der  alten 
Geschichtschreibung  überhaupt  genommen  haben,  um  so  fühl- 
barer war  der  Mangel  einer  kritischen  Zusammenstellung  der 
Zeugnisse,  die  über  Personen  und  Werke  der  griechischen 
Historiker  auf  uns  gekommen  sind.  In  Müllers  Fragment- 
sammlung muss  man  sich  die  Belegstellen  aus  den  Einlei- 
tungen erst  zusammensuchen,  und  so  verdienstlich  das  Werk 
sonst  ist,  gerade  in  diesen  Partien  lässt  es  in  Bezug  auf 
Vollständigkeit  des  Abdrucks  und  auf  die  Correctheit  der 
Texte  zu  wünschen  übrig,  ganz  abgesehen  davon,  dass  es 
nur  die  verlorenen  Historiker  berücksichtigt.  Diesem  Mangel 
wird  jetzt  durch  den  vorstehenden,  zunächst  zum  Gebrauch 
von  Vorlesungen  bestimmten  Abriss  abgeholfen:  der  Verfasser 
giebt  in  demselben  für  die  Zeit  bis  zu  Polybios  die  Quellen- 
kunde im  engsten   Sinne  des  Wortes,  d.  h.  die  Kunde  der 


*)  [Jahrbücher  für  classische  Philologie.    XIII.  Jahrgang.    (1S67) 
S.  749—760.] 


SCHAEFER,  ABRISS  DER  QUELLENKUNDE.  211 

gleichzeitigen  Geschiclitsüberlieferung^  diese  aber  in  ihrer 
Tollsten  Ausdehnung,  so  dass  ausser  den  Historikern  auch 
die  Inschriften^  die  Reden  und  Hilfszeugnisse  aus  der  gleich- 
zeitigen Literatur  (namentlich  dem  Drama)  berücksichtigt 
sind.  Den  eigentlichen  Stamm  der  Darstellung  bilden  die 
antiken  Belegstellen,  und  zwar  vollständig  ausgeschrieben, 
auch  dann,  wenn  sie  von  ziemlichem  Umfange  sind;  voraus- 
geschickt ist  jedesmal  die  neuere  Literatur,  die  sonstigen 
Nachweisungen  sind  knapp  gehalten,  wie  es  der  Zweck  des 
Abrisses  erheischt.  Die  Einrichtung  scheint  uns  durchaus 
zweckmässig. 

Zu  einem  Abriss  von  der  Art  des  Schaeferschen  Nach- 
träge zu  liefern  ist  immer  leicht,  immer  aber  auch  misslich, 
da  man  nicht  wissen  kann,  ob  nicht  der  Verfasser  bei  der 
Nichtaufnahme  dieses  oder  jenes  Hilfsmittels  nur  Selbstbe- 
schränkung geübt  hat.  Doch  wage  ich  einige  Desiderata, 
die  mir  bei  der  Durchsicht  des  Schriftchens  aufgestossen 
sind,  wenigstens  zur  Prüfung  vorzulegen.  Zu  den  Horographen 
S.  9  hätte  wohl  die  Arbeit  von  Stichle  („Die  griechischen 
Horographen"  im  Philologus  VIII  S.  395ff.);  so  wüst  sie  ist, 
als  die  einzige  ihrer  Art  Erwähnung  verdient,  und  mit  mehr 
Recht  noch  zu  dem  Abschnitt  über  Pseudo-Xenophons  Staat  ^ 
der  Athener  S.  44  die  Unverdientermassen  wenig  beachtete 
Schrift  von  A.  Platen  ^de  auctore  libri  Xenophontei,  qui  est 
de  re  publica  Atheniensium'  Breslau  1843,  der  noch  vor 
Bockh  die  Kritiashypothese  aufgestellt  und  so  gut  verthei- 
digt  hatte,  als  sie  sich  überhaupt  vertheidigen  lässt.  Die 
vom  Verfasser  nach  Röscher  angenommene  Bestimmung,  dass 
die  Schrift  nicht  vor  426  geschrieben  sei,  kann  ich  übrigens 
nicht  für  richtig  halten:  sie  ist  430  verfasst,  und  die  von 
Bernays,  wie  ich  mich  entsinne,  in  seinen  Vorlesungen  hin- 
geworfene Vermuthung,  die  verdorbene  Stelle  2,  19  beziehe 
sich  auf  Perikles,  wird  zur  Gewissheit,  wenn  ich  das  Rich- 
tige treffe,  indem  ich  emendire:  Iviot^  iyyvoi  ovtsg  (hg 
akrj&äg  xov   dri^ov^   xifv  gwötv    ov    dri^otLXoi  bIöl*)     Das 


*)  [Vgl.  oben  S,  192.    F.  R.] 

14 


212  EECENSIONEN  UND  ANZEIGEN. 

760Urtheil  auf  derselben  Seite  ^^die  Piaton  beigelegten  Briefe 
sind  unächt  und  ohne  historischen  Werth''  ist  in  seiner  ersten 
Hälfte  gewiss  richtig;  ob  aber  auch  in  seiner  zweiten?  Die 
Ansicht,  dass  sie  unsere  beste  Quelle  über  die  sicilischen 
Angelegenheiten  jener  Zeit  sind,  hat  wenigstens  sehr  nam- 
hafte Vertreter,  und  die  Eigenthümlichkeiten  dieser  Briefe 
scheinen  mir  am  besten  durch  die  apologetische  Tendenz 
eines  wohl  unterrichteten  Schülers  erklärt  zu  werden,  der 
einen  der  dunklen  Punkte  im  bürgerlichen  Leben  seines 
Meisters  möglichst  günstig  zu  beleuchten  suchte.  Noch  un- 
bedenklicher würde  ich  an  des  Verfassers  Stelle  den  „ge- 
fälschten Xanthos  des  Dionysios  Skytobrachion"  S.  11  mit 
einem  starken  Fragezeichen  versehen  haben:  wenige  Hypo- 
thesen sind  durch  neue  Entdeckungen  so  gründlich  über  den 
Haufen  geworfen  worden,  wie  die  Welckersche  durch  die 
Escurialischen  Auszüge  des  Nikolaos  von  Damaskos.  Doch 
genug  mit  solchen  kleinen  Ausstellungen;  der  Schaefersche 
Abriss  wird  für  jede  Quellenforschung  auf  dem  Gebiete  der 
griechischen  Geschichte  fortan  ein  unentbehrliches  Hilfs- 
mittel sein. 

5.*) 

iisaWölfflin,  Ed.,  Prof.,  Antiochos  von  Syrakus  und  Goelius 
Antipater.  Winterthur  1872.  Teubner  in  Leipzig  in 
Comm.    (VIII,  99  S.  8.)    16  Sgr. 

Um  verlorene  Quellen  der  alten  Geschichtschreiber  zu 
ermittein,  schlägt  der  Verfasser  einen  neuen  Weg  ein,  den 
einer  Verbindung  der  lexikalischen  Forschung  mit  der  histo- 
rischen, und  behauptet  mit  Recht,  dass  man  hier  durch  sorg- 
fältige Beobachtung  des  Sprachgebrauches  zu  einem  hohen 
Grade  von  Sicherheit  gelangen  könne.  Er  giebt  zwei  wohl- 
gelungene Proben  dieser  seiner  Quellenforschung,  eine  aus 
dem  Gebiete  der  griechischen,  eine  aus  dem  der  römischen 
Geschichtschreibung. 


♦)  [Literariscbes  Centralblatt  1872.     S.  1133—1136.] 


WOELFFLIN,  ANTIOCHOS  VON  8YRAKÜS.  213 

Im  ersten  AbschDitte  untersucht  er  die  Stücke  des  Thu- 
kjdides,  die  von  der  Geschichte  Siciliens  handeln,  und  be- 
stätigt das,  was  Niebuhr  und  6 oller  bereits  geahnt  hatten, 
dass  der  Geschichtschreiber  in  diesen  Partien  aus  dem 
Werke  des  Antiochos  von  Sjrakus  geschöpft  habe:  er  stellt 
fest,  dass  hier  fremde,  mit  Thukydides'  eigenem  constantem 
Sprachgebrauch  in  schneidendem  Widerspruch  stehende  Aus- 
drücke und  Wendungen  auf  Benutzung  einer  anderen  Quelle 
schliessen  lassen,  so  namentlich  iyyvg  für  {uikiiSxa  bei  Zahlen- 
angaben, das  Pronomen  otfreg  auf  einen  bestimmten  Gegen- 
stand hinweisend  für  oq:  und  zwar  weise  Letzteres  geradezu 
auf  eine  ionische  Quelle  hin,  wie  es  sich  denn  auch  noch 
in  den  erhaltenen  Eingangsworten  des  Antiochos  als  von 
diesem  gebraucht  aufzeigen  lasse.  Einen  Syrakusischen  Ge- 
währsmann verräth  dem  Verfasser  wenigstens  für  die  Haupt- 
stelle VI,  2-— 5  mit  Recht  vor  Allem  der  entscheidende  Um- 
stand, dass  die  ganze  Chronologie  von  dem  Jahre  der  Grün- 
dung von  Syrakus  abhängt  und  dass  dieses  doch  nirgends 
bestimmt  wird,  wodurch  eigentlich  die  ganze  Rechnung  in 
der  Luft  schwebt.  Zu  gleichem  Resultate  kommt  der  Ver- 
fasser auch  für  andere  Stellen  des  Thukydides,  an  denen 
von  sicilischen  Dingen  die  Rede  ist;  insbesondere  lasse  sich 
dieses  für  III,  88  durch  Vergleichung  mit  dem  bei  Pausanias 
X,  11,  3  erhaltenen  Bruchstücke  des  Antiochos  beweisen,  und 
auch  bei  der  Darstellung  der  sicilischen  Fehden  im  III.  und 
IV.  Buche  sei  derselbe  von  Thukydides  herangezogen  worden. 

In  dem  umfangreicheren  zweiten  Abschnitte  sucht  der 
Verfasser  mit  denselben  Mitteln  die  Frage  zu  lösen:  wem 
Livius  die  nicht  mit  Polybios  stimmenden  Theile  des  XXI. 
Buches  entlehnt  habe;  er  sieht  es  nämlich,  und  wir  stimmen 
ihm  darin  vollkommen  bei,  trotzdem  dass  gewichtige  Auto- 
ritäten die  entgegengesetzte  Ansicht  vertreten,  als  ausgemacht 
an,  dass  Livius  schon  hier  den  Polybios  selbst,  nicht  eine  1134 
ihm  mit  Polybios  gemeinsame  Quelle  benutzt  habe.  Einen 
sicheren  Ausgangspunkt  bietet  dem  Verfasser  für  seine  Unter- 
suchung die  völlig  übereinstimmende  Erzählung  eines  Trau- 
mes des  Hannibal  bei  Livius  und  bei  Cicero,  der  sich  dafür 


214  RECENSIONEN  UND  ANZEIGEN. 

auf  die  Autorität  des  Seilenos  beruft.  Die  Tendenz  des 
Traumes  ist  eine  dem  Hannibal  günstige^  und  auch  sonst 
tragen  die  nicfatpolybischen  Stücke  des  Livius  eine  karthager- 
freundliche  Färbung,  namentlich  die  Charakteristik  des  Han- 
nibal, von  der  mit  Recht  bemerkt  wird,  dass  das  Wesentliche 
derselben  für  ihn  vortheilhaft  sei,  während  der  beigemischte 
Tadel  auf  eine  farblose  Aufzählung  der  Nationalfehler  der 
Punier  überhaupt  hinauslaufe.  Seilenos  aber,  meint  der  Ver- 
fasser, sei  nicht  direct  die  Quelle  des  Livius;  denn  stets  sei 
Sorge  getragen,  die  karthagerfreundliche  Grundstimmung  der 
Quelle  durch  romisch  gefärbte  Zuthaten,  zum  Theil  Erfin- 
dungen der  Nationaleitelkeit,  die  sich  bei  Fabius  und  den 
auf  ihn  zurückgehenden  Quellen,  namentlich  Appian,  wieder- 
finden, abzudämpfen:  er  nimmt  deshalb  an,  dass  der  .ganze 
nichtpolybische  Erzählungsstoff,  sowohl  das,  was  auf  Seile- 
nos, wie  das,  was  auf  Fabius  zurückgeht,  von  Livius  aus 
Cölius  Antipater  entnommen  sei;  ein  charakteristisches  Zei- 
chen des  Gölianischen  Stils  sei  die  rhetorische  Färbung,  die 
sich  offc  genug  zu  starken  Uebertreibungen  versteige.  Der 
Verfasser  gewinnt  dieses  Ergebniss  durch  eine  eingehende 
historische  Analyse  der  Livianischen  Berichte,  durch  welche 
nicht  bloss  auf  die  römische  Geschichtschreibung,  sondern 
mehr  noch  auf  die  Geschichte  des  zweiten  punischen  Krieges 
selbst  mehr  als  einmal  ein  neues  Licht  fällt:  wir  begnügen 
uns,  auf  die  Erörterungen  über  Hannibals  Alpenübergang 
(wo  S.  54  die  Unhaltbarkeit  der  Combination  des  Gremonis 
iugum  mit  dem  Gramont,  einem  mehrfach  wiederkehrenden, 
wahrscheinlich  auf  grand-mont  zurückgehenden  Namen  ge- 
zeigt wird)  und  über  das  Gefecht  am  Ticinus  hinzuweisen. 
Auch  die  Resultate  des  zweiten  Abschnittes  halten  wir  in 
allem  Wesentlichen  für  richtig;  nur  scheint  uns  die  S.  28.  50 
vermuthete  Bekanntschaft  Ammians  mit  der  Epitome  Coeliana 
des  Brutus  weder  erwiesen  noch  wahrscheinlich,  und  das 
Gleiche  gilt  in  noch  höherem  Grade  von  der  Behauptung 
S.  36.  40,  Eutropius  und  Orosius  hätten  nicht  aus  Livius, 
sondern  aus  Fabius  und  Cölius  geschöpft.  Das  Ergebniss 
der  historischen  Analyse  stützt  der  Verfasser  wiederum  durch 


WOELFFLIN,  ANTIOCHOS  VON  SYRAKUS.  215 

aufmerksame  Beobachtung  der  Abweichungen  des  Stils  der 
nichtpolybianischen  Stücke  von  dem  sonstigen  des  Livius: 
er  bemerkt  z.  B.,  dass  hier  das  unlivianische  immanis  eine 
lateinische  Vorlage  verräth,  die  diesen  Sprachgebrauch  hatte 
(S.  50.  78);  die  Wendung  foedus  icity  während  Lirius  sonst 
nur  das  Particip  gebraucht^  konnte  geradezu  als  Cölianisch  1135 
nachgewiesen  werden  aus  einem  Fragmente  bei  Priscian  X 
p.  ölOH.  (S.  34);  und  Aehnliches. 

Der  Verfasser  warnt  selbst  vor  Uebertreibung  und  Miss> 
brauch  dieser  philologischen  Methode  der  Quellenforschung 
und  betont;  wie  grosse  Vorsicht  dabei  geboten  sei,  weist 
darauf  hin,  wie  so  manche  Abweichung  iu  dem  von  Livius 
verwendeten  Wortschatz  nicht  aus  einem  Quellenwechsel; 
sondern  aus  dem  Bedürfnisse  der  Abwechslung;  die  jedes 
rhetorische  Kunstwerk  verlange;  zu  erklären  sei,  wie  Livius 
allerdings  in  Folge  der  Benutzung  einer  Quelle  Ausdrücke 
derselben  reproducirC;  die  ihm  ursprünglich  fremd  waren, 
sich  aber  dann  an  diese  allmählich  gewohnC;  so  dass  er  sie 
auch  da  anzuwenden  fortfahrt;  wo  er  nicht  mehr  derselben 
Quelle  folgt;  und  dergleichen  mehr.  Einige  Winke  hierüber 
giebt  der  kritische  Anhang;  in  welchem  der  Verfasser  1)  die 
genetische  Entwicklung  des  Livianischen  Stils  und  2)  die 
Inferiorität  der  jüngeren  Handschriften  (nämlich  des  Medi- 
ceus  und  Colbertinus  im  Vergleich  zum  Puteaneus)  behandelt. 
Vielleicht  im  ersten  Abschnitte  ist  er  doch  mitunter  zu  weit 
gegangen:  Referent  kann  wenigstens  nicht  glauben;  dass 
Formen  wie  xaXaitarog  für  naXaioxaxog^  Svekbv  für  evsxa, 
ein  hyperattisches  ßo^^ag  für  sonstiges  ßogiag^  6vXliyBiv 
für  ^vXliyBiv  irgendwie  für  den  Nachweis  fremdartigen  Stils 
zu  gebrauchen  sind:  gewiss  darf  unsere  Ueberlieferung  des 
Thukydides  als  eine  recht  gute  gelten;  aber  in  solchen 
Kleinigkeiten  der  dialektischen  Nüancirung  mochten  wir 
auch  den  ältesten  und  besten  Handschriften  nicht  eben 
grosses  Gewicht  einräumen.  Im  Uebrigen  wüssten  wir  nicht; 
wo  dem  Verfasser  der  Vorwurf  zu  machen  wärC;  dass  ihn 
in  Anwendung  seiner  philologischen  Methode  Takt  und  Be- 
sonnenheit im  Stiche  gelassen  hätten.    Auf  Solche;  die  diesen 


216  RECENSIONEN  UND  ANZEIGEN. 

Fordchungen  ferner  stehen^  wird^  meinen  wir,  der  erste  Ab- 
schnitt verhältnissmässig  einen  noch  überzeugenderen  Ein- 
druck machen  als  der  zweite,  einestheils  weil  hier  die  Sachen 
einfacher  liegen  und  die  heikle  Scheidung  zwischen  unmittel- 
baren und  abgeleiteten  Quellen  nicht  in  Betracht  kommt, 
anderntheils  weil,  wie  der  Verfasser  selbst  S.  8  hervorgehoben 
hat,  zur  Zeit  des  Thukydides  für  einen,  der  sich  über  sici- 
lische  Specialgeschichte  belehren  wollte,  die  Auswahl  nicht 
gross  war,  also  auch  für  uns  der  Möglichkeiten  nur  wenige 
sind;  hauptsächlich  aber  —  und  das  scheint  uns  gerade  von 
entscheidender  Wichtigkeit  für  alle  Quellenuntersuchungen, 
obgleich  unseres  Wissens  noch  keiner  der  zahlreichen  Schrift- 
steller de  fontibus  sich  dessen  völlig  bewusst  geworden  ist 
—  „weil  keine  Quellen  so  sichere  und  leicht  nachweisbare 
Spuren  zu  hinterlassen  pflegen,  als  gerade  Specialgeschichten.''*) 

6.**) 

487Hüller,  Aemil.  H.  0.,  phil.  Dr.,  de  Xenophontis  historiae 
Graecae  parte  priore  (quae  cont.  1, 1.  et  1.  IL  capp.  1—3, 
8.  10).  Dissertatio  chronologica,  quam  pro  obtinenda  venia 
legendi  die  XXVIII.  mens.  Jun.  a.  MDCCCLVI  publice  de- 
fendet  etc.  Leipzig  1856.  Dürrsche  Buchhdlg.  (VI,  65  8. 
gr.  8.)  geh.  15  Sgr. 

In  der  vorliegenden,  Th.  Bergk  gewidmeten  Schrift  wird 
die  Ansicht  Niebuh rs,  dass  die  ersten  beiden  Bücher  der 
Hellenika  ursprünglich  für  sich  als  Fortsetzung  des  Thuky- 
dides herausgegeben  worden  seien,  genauer  begründet  und 
dahin  präcisirt^  dass  der  erste  Theil  der  üellenika  bis  II,  3, 10 
(wo  auch  die  chronologische  Recapitulation  einen  passenden 
Abschluss  gebe)  allerdings  als  ein  besonderes  Werk  erschienen 
und  erst  später  von  Xenophon  fortgesetzt  worden  sei.  Der 
Verfasser  geht  einen  Schritt  weiter  und  nimmt  an,  dass 
dieser  Theil  des  Werkes  nur  eine  Bearbeitung  der  nachge- 
lassenen Aufzeichnungen  des  Thukydides  sei,  denen  Xenophon 

*)  [Vgl.  Band  I  S.  16. 17  dieser  SammluDg.    F.  R.] 
**)  [Literarisches  Centralblatt  1866.    S.  487—488.     Die    Anzeige 
war  anonym.] 


MÜELLER,  DE  XENOPHONTIS  HISTORIE  ORAECA.        217 

nur  einiges  Wenige,  über  das  er  durch  seine  Freunde  in 
Sparta  besser  unterrichtet  war,  hinzugefügt  habe.  Er  führt 
aus,  dass  Xenophon  seine  Quelle  mit  löblicher  Bescheiden- 
heit wiedergegeben  habe;  dieser  Theil  zeichne  sich  durch 
grossere  Genauigkeit  in  den  Zeitangaben  aus,  mit  dem  Ur-  - 
theile  über  die  Thatsachen  werde  dem  Leser  nirgends  vor- 
gegriffen, die  Reden  seien  kürzer  und  würdiger  gehatten 
(weil  sie  in  ihren  Grundzügen  dem  -  Bearbeiter  schon  vor- 
lagen), endlich  fehle  all  der  Pfaffenschwindel,  auf  den  Xeno-488 
phon,  wo  er  auf  eigenen  Füssen  steht,  so  viel  giebt;  zu  be- 
dauern sei  nur,  dass  der  Auszug  aus  den  reichhaltigen 
Commentarien  des  Thukydides  so  dürftig  ausgefallen  sei. 
In  diesem  letzten  Punkte  kann  Referent  nicht  beistimmen, 
hält  es  vielmehr  für  wahrscheinlicher,  dass  jene  Aufzeich- 
nungen eben  nur  magere  Skizzen  waren,  bestimmt,  dem  Ge- 
dächtnisse einen  Anhalt  zu  geben.  In  der  Hauptsache  aber 
wird  Jeder,  dem,  wie  dem  Referenten,  Xenophon  ein  widerlicher 
Patron  ist,  dem  Verfasser  für  seine  lichtvolle  Auseinander- 
setzung Dank  wissen,  indem  jetzt  Nichts  mehr  im  Wege 
steht,  das  Niebuhrsche  Yerdammungsurtheil  über  Xenophon 
als  Historiker  in  seinem  ganzen  Umfange  zu  unterschreiben, 
ja  noch  zu  verschärfen.  —  Die  chronologische  Confusion,  die 
man  dem  ersten  Theile  der  Hellenika  zur  Last  legt,  ist  im 
Wesentlichen  Schuld  der  Interpolatoren ;  hier  bezeichnet  der 
Verfasser  alle  die  Stellen,  wo  die  Magistrate  genannt  werden, 
die  im  neuen  Eriegsjahre  ihr  Amt  antraten,  und  die  drei, 
wo  angegeben  wird,  wie  viel  Jahre  seit  Beginn  des  Krieges 
verflossen  seien,  als  unächt,  hält  dagegen  die  Authenticität 
der  II,  3,  10  gegebenen  Zeitbestimmungen  (namentlich  des 
Ephorenverzeichnisses),  der  Angaben  der  Finsternisse  und 
der  Erwähnungen  aus  der  gleichzeitigen  persischen  und  sici- 
lischen  Geschichte  (wenigstens  der  meisten)  aufrecht,  und 
erklärt  sich  mit  Entschiedenheit  gegen  die,  welche  auch  die 
einfachen  Erwähnungen  der  Jahresanfänge  antasten.  Nach- 
dem der  Verfasser  so  eine  kritisch  sichere  Grundlage  ge- 
wonnen, untersucht  er  die  Zeitrechnung  des  ersten  Theiles 
der  Hellenika.    Diese  dreht  sich  darum,  ob  das  eine  Kriegs- 


218  •  RECENSIONEN  UND  ANZEIGEN. 

jähr,  dessen  Anfang  Xenophon  nicht  angiebt,  mit  Dodwell 
ganz  im  Anfange  der  Hellenika  oder  nach  der  jetzt  herr- 
schenden Ansicht  Haackes  in  der  Mitte  zu  suchen  sei.  Der 
Verfasser  weist  nach,  dass  weder  da,  wo  Haacke  wollte, 
noch  zwischen  I,  4,  4  und  I,  6, 1,  noch  zwischen  I,  6,  1  und 
II,  1,  7.  10  ein  Jahr  eingeschaltet  werden  könne,  zeigt,  dass 
die  Arginusenschlacht  richtig  io  das  Jahr  des  Eallias  (Sep- 
tember 406)  gesetzt  werde  (wobei  er  nur  die  nähere  Be- 
stimmung des  Athenäos,  sie  sei  24  Jahre  nach  des  Perikles 
Tode  erfolgt,  nicht  ftlr  einen  Irrthum  hätte  erklären,  sondern 
sich  erinnern  sollen,  dass  bei  dergleichen  Angaben  das  Jahr, 
von  welchem,  und  das,  bis  zu  welchem  gerechnet  wird,  sehr 
oft  beide  als  voll  mit  in  Anschlag  gebracht  werden),  und 
entscheidet  sich  schliesslich  für  die  Dodwellsche  Ansicht, 
mit  der  sich  auch  die  sicilischen  Synchronismen  sehr  wohl 
vereinigen  liessen.  Der  Verfasser  weist  nach,  dass  die  Lücke 
I,  1,  27—31  steckt,  wo  die  Ueberlieferung  überhaupt  sehr 
mangelhaft  sei;  es  seien  die  Ereignisse  des  Herbstes  411 
und  theilweise  des  Sommers  410  sammt  der  Angabe  über 
den  Beginn  des  22.  Eriegsjahres  ausgefallen,  wahrscheinlich 
weil  ein  Abschreiber  das  den  Hermokrates  Betreffende  zu- 
sammeugezogen  hatte.  Die  Geschichte  dieser  Zeit  sucht  er 
aus  Diodoros  (d.  i.  Ephoros),  einer  Stelle  des  Frontinus  und 
Andeutungen  bei  Xenophon  selbst  wiederherzustellen.  Die 
ganze  Beweisführung  erscheint  dem  Referenten  als  durchaus 
wohl  gelungen.  Den  Schluss  bildet  eine  fleissig  ausgearbeitete 
Zeittafel  der  letzten  sieben  Jahre  des  peloponnesischen  Krieges. 

7.*) 
588Hag,  Am.,  Aeneas  von  Stymphalos,  ein  arkadischer 
Schriftsteller  aus  classischer  Zeit.  Gratulationsschrift  der 
Universität  Zürich  an  die  Universität  Tübingen  zu  deren 
vierhundertjähriger  Stiftungsfeier  vom  8. — 11.  August  1877. 
Zürich  1877.    (46  S.  4.)    M.  1,20. 

Der  Verfasser,  der  sich  bereits  durch  eine  Textausgabe 
und  als  Züricher  Universitätsprogramm  erschienene  Prolego- 

*)  [Literarisches  Centralblatt  1880.     S.  588-590.] 


HÜG,  AENEAS  VON  STYMPHALOS.  219 

mena  critica  ad  Aeneae  editionem  (Zürich  1874,  4.)  um  den 
Aeneas  verdient  gemacht  hat,  giebt  uns  hier  in  wohlgeord- 
neter Darstellung  die  Resultate,  zu  denen  er  über  die  Persön- 
lichkeit des  Autors,  sein  Werk  und  seine  gesammte  Schrift-689 
stellerei  gelangt  ist.  Er  weist  nach,  dass  der  übliche  Titel 
TaxtvKov  VTtoiLvriiia  sammt  dem  falschen  Namen  Aelianos 
lediglich  daraus  entstanden  ist,  dass  im  Codex  Mediceus  LV,  4, 
aus  dem  sämmtliche  übrige  Handschriften  geflossen  sind, 
das  jenen  Titel  führende  Buch  des  Aelianos  unmittelbar 
vorausgeht  und  seine  Unterschrift  mit  der  Ueberschrift  des 
folgenden  Buches,  dessen  Verfasser  erst  in  der  Unterschrift 
genannt  wird,  zu  einem  Ganzen  zusammengeflossen  ist,  so 
dass  also  für  dieses  als  wahrer  Titel  IIbqI  xov  nmq  xqti 
noXioQX(yv(iLivovg  &vri%Biv  übrig  bleibt.  Die  von  Eochly  für 
das  Schriftchen  angenommene  Abfassungszeit  zwischen  360 
und  356  v.  Ch.  wird  von  dem  Verfasser  durch  eine  S.öflf.  zu- 
sammengestellte Uebersicht  aller  datirbaren  historischen  Bei- 
spiele bei  Aeneas  und  den  aus  ihr  sich  ergebenden  Nachweis 
begründet,  dass  keines  derselben  unter  das  Jahr  360  hinunter- 
geht und  gerade  das  letzte  Decennium  von  370  —  360  am 
reichlichsten  bedacht  ist;  auf  diesem  Wege  gewinnt  er  die 
nähere  Bestimmung,  dass  der  Tractat  359  oder  spätestens 
358  verfasst  ist.  Referent  glaubt,  dass  sich  eine  noch  ge- 
nauere Zeitbestimmung  aus  einer  31,31  gegebenen  Anspie- 
lung ableiten  lässt,  wo  Aeneas  eine  von  ihm  erfundene 
GhifiEreschrift  an  den  Sätzen  ^Lovv0tog  xaXög  und  ^HQaxXei- 
Srig  fiTcdtm  exemplificirt.  Er  pflegt  seine  Beispiele  dem  wirk- 
lichen Leben  zu  entnehmen,  wie  er  denn  kurz  vorher  31, 18 
in  einem  ähnlichen  Falle  seinen  eigenen  Namen,  AlvBlav^ 
gewählt  hatte.  Es  ist  also  schwerlich  ein  zufälliges  Zu- 
sammentreffen, dass  Dionysios  der  Gegner,  Herakleides  der 
Verbündete  Dions  in  seinem  zur  Befreiung  Siciliens  unter- 
nommenen Kriege  hiess;  vielmehr  wird,  als  Aeneas  schrieb, 
diese  Expedition  Dions  das  neueste  Tagesereigniss  gewesen 
sein,  das  die  Gemüther  der  Griechen  beschäftigte.  Aeneas 
schrieb  also  357  oder  356. 

Der   Verfasser    geht    dann    zu    einer   Betrachtung   der 


220  RECENSIONEN  UND  ANZEIGEN. 

Quellen  des  Aeneas  über^  als  welche  Herodot  und  Thukydi- 
des  sicher  nachweisbar  sind;  und  schliesst  mit  Recht  aus 
den  engen  Berührungen ,  die  sich  zwischen  Aeneas  und  das 
eine  Mal  Ephoros  bei  Strabon  VI  p.  280,  das  andere  Mal 
Justin  II;  8  sogar  im  Wortlaute  aufzeigen  lassen,  auf  das 
Zugrundeliegen  einer  gemeinsamen  Quelle;  er  denkt  an  Hella- 
nikos,  was  ganz  plausibel  ist.  Sehr  ansprechend  ist  der 
Abschnitt,  in  welchem  der  Zusammenhang  der  militärisch- 
technischen Lehren  des  Aeneas  mit  den  ersten  Anfangen 
kriegswissenschaftlicher  Theorie  durch  die  Hoplomachen, 
herumziehende  Exercirmeister,  die  der  praktischen  Unter- 
weisung einige  taktische  Regeln  anzuschliessen  anfingen,  den 
Bestrebungen  der  Sophisten,  die  sich  auch  dieses  Wissens- 
zweiges bemächtigten,  und  den  Lehren  der  an  sie  anknüpfen- 
den Sokratiker  nachgewiesen  wird,  und  der  Versuch,  ein 
Bild  von  dem  Gesammtwerke  des  Aeneas  über  Strategie  zu 
reconstruiren.  Doch  scheint  uns  der  Verfasser  die  Bedeutung 
dieses  Schriftstellers  stark  zu  überschätzen;  mag  man  immer- 
hin das  sehr  elementare  und  geradezu  triviale  Gepräge,  das 
seine  gesammten  Speculationen  tragen,  damit  entschuldigen, 
dass  er  auf  diesem  Felde  der  Erste  gewesen  ist  (und  das 
war  wohl  der  Hauptgrund  seiner  Beachtung  bei  den  Späteren), 
eine  „raffinirte  Technik^'  wird  man  seiner  Geheimschrift 
nicht  nachrühmen  und,  wenn  seine  auf  sie  bezüglichen  Vor- 
schläge vom  Verfasser  (8.  23)  „neu  und  zum  Theil  höchst 
sinnreich^'  genannt  werden,  zwar  das  erste,  aber  schwerlich 
das  zweite  Prädicat  gelten  lassen  können.  Wer,  wie  Aeneas 
31,  31,  alles  Ernstes  den  kindlichen  Vorschlag  machen  kann, 
man  solle  in  geheimen  Depeschen  nach  vorheriger  Aus- 
machung statt  der  Vocale  Punkte  setzen,  so  dass  in  der 
Schrift  so  viel  Punkte  gemacht  würden,  als  der  wievielte 
jeder  Vocal  ist,  z.  B.  statt  A  ein,  statt  SL  sieben  Punkte, 
von  dem  lässt  sich  nur  sagen:  ov8il^  toLavza  fioQaLvsv  §t- 
(fovg  nilag.  In  dergleichen  verräth  sich  einer  jener  alten 
Hoplomachen,  die  sich  oft  durch  unpraktische,  im  Kriege 
unausführbare  Künsteleien  dem  Gespotte  aussetzten  (vgl.  die 
ö90S.  16  citirte  Stelle  des  Piaton).    Einen  Tractat  vom  Schlage 


HÜG,  AENEAS  VON  STYMPHALOS.  221 

des  unseren,  ehrlich  gestanden  das  nach  der  Eyropädie  thö- 
richteste  Product  der  ganzen  im  engeren  Sinne  classischen 
griechischen  Literatur,  auch  nur  einem  Bürgergenerale  wie 
dem  Aeneas  von  Stymphalos  zuzutrauen,  auf  den  der  Ver- 
fasser (S.  28  ff.)  nach  Casaubonus  zurückkommt,  fallt  dem 
Referenten  nicht  ganz  leicht.  Es  lässt  sich  aber  nicht  leugnen, 
dass  es  Hug  gelungen  ist,  nicht  bloss  die  Ansicht,  dass 
Aeneas  im  Peloponnes  gelebt  hat,  zu  einem  hohen  Grade 
von  Wahrscheinlichkeit  zu  erheben,  ja  selbst  aus  dem  nicht 
häufigen  (in  Athen  sogar  sehr  seltenen),  dagegen  in  Arka- 
dien besonders  verbreiteten  Namen  Aeneas  eine  gewisse  Prä- 
sumption  für  den  Stymphalier  herzuleiten,  sondern  auch  den 
Nachweis  zu  führen,  dass  in  der  gesammten  für  den  Schrei- 
benden vorauszusetzenden  politischen  Situation,  seinen  demo- 
kratischen Sympathien,  seinen  intoleranten  Ansichten  über 
das,  was  qyvydäsg  gegenüber  erlaubt  sei,  nichts  vorliegt,  was 
sich  nicht  mit  der  Voraussetzung  vereinigen  liesse,  dass 
unser  Aeneas  jener  Strateg  des  arkadischen  Bundes  gewesen 
ist,  der  im  Jahre  367  v.  Ch.  den  Tyrannen  Euphron  aus 
Sikyon  vertrieb  und  sich  dann,  wie  der  Verfasser  meint, 
dauernd  daselbst  niederliess. 


XIL 
Die  Sibyllinischen  Bacher.'*') 

Prooemium. 

Ermahnung,  sich  zum  alleinigen  wahren  Gotte  zu  wenden^ 
dem  Herrn  des  Himmels  und  der  Erde;  wie  könnte  der  Gott 
sein,  der  aus  Manneslenden  und  Mutterleib  entsprossen  sei? 
wie  konnten  Götter  stehlen  und  allerhand  Unpassendes  thun? 
Verspottung  des  Thierdienstes. 


*)  [VoD  den  eingehenden  Studien,  welche  Gntschmid  den  Sibylli- 
nischen Büchern  zugewandt  hatte,  ist  der  Oeffentlichkeit  wenig  mehr 
bekannt  geworden,  als  die  beiden  Anzeigen,  welche  im  zweiten  Bande 
dieser  Sammlung  S.  322  ff.  wieder  abgedruckt  worden  sind.  Als  ich 
den  Stoff  für  jenen  Band  zusammenstellte,  war  auch  mir  aus  dem 
Nachlasse  nichts  darauf  Bezügliches  bekannt.  Ich  erfuhr  erst  später, 
dass  die  betreffenden  Papiere  Herrn  Professor  Mendelssohn  in  Dorpat 
übergeben  worden  waren.  Dieser  hat  sie  dann  zurückgeliefert,  und  sie 
liegen  mir  augenblicklich  vor.  Abgesehen  von  einer  unbedeutenden 
CoUation  bestehen  sie  aus  zwei  Heften.  Das  eine  ist  überschrieben 
„Libri  Sibyllini  ex  recensione  A.  v.  Gutschmid^'  und  enthält  die  Ab- 
weichungen, welche  die  von  Gutschmid  lange  geplante  Ausgabe  von 
dem  Texte  Alexandres  aufweisen  sollte.  Das  andere  Heft  hat  den 
Titel  „Zu  den  Sibyllinischen  Büchern**  und  scheint  bestimmt  gewesen 
zu  sein,  als  Grundlage  für  die  Ausarbeitung  von  Prolegomena  zu 
dienen.  £s  ist  äusserst  sorgfältig  geschrieben  und  enthält  die  hier 
abgedruckte  Inhaltsangabe  der  Sibyllinischen  Bücher,  sowie  eine  ebenso 
ausführliche  Darstellung  des  Inhalts  der  modernen  Arbeiten  über  die- 
selben. Das  lose  Heft  endigt  am  Schlüsse  eines  Abschnittes  und  zu- 
gleich am  Schlüsse  einer  Seite,  so  dass  es  mir  unmöglich  ist,  zu  sagen, 
ob  Gutschmid  auch  dazu  gelangt  war,  seine  eigene  Ansicht  über  Ab- 
fassungszeit und  Verfasser  der  einzelnen  Bücher  darzulegen.  Beide 
Hefte  scheinen  zwischen  1858  und  1861  geschrieben  zu  sein.  Da  das 
erste  Heft  von  Herrn  Prof.  Mendelssohn  für  eine  Ausgabe  der  Si- 


DIE  SIBYLLmiSCHEN  BÜECHER.  223 

Lib.  I. 

Vom  ersten  MeDSchengeschlecht  will  die  Sibylle  Alles 
bis  zum  Ende  der  Dinge  prophezeien.  Gott  erschuf  die 
Welt  und  den  Menschen^  dann  die  Eva;  Sündenfall,  Vertrei- 
bung aus  dem  Paradiese.  Das  erste  Menschengeschlecht  war 
glücklich;  aber  auch  schon  übermüthig  und  brudermorderisch 
und  ging  in  den  Hades  (d.  i.  Adam)  ein.  Dann  kam  das 
zweite  Geschlecht  der  Fpi^yopot,  der  Erfinder  aller  Künste, 
die  in  den  Tartaros  (yisva)  geworfen  wurden.  Das  dritte 
Geschlecht  waren  übermüthige  Becken,  die  in  gegenseitigen 
Kämpfen  vernichtet  wurden.  Auch  das  vierte  waren  Blut- 
vergiesser^  die  göttliches  und  menschliches  Recht  mit  Füssen 
traten  und  durch  Kampf  ausgerottet  wurden.  Nun  kam  ein 
noch  viel  schlechteres,  die  Giganten,  unter  denen  Näs  der 
einzige  Gerechte  war.    Diesem  erschien  Gott  und  auf  dessen 

byllinen  verwerthet  werden  soll,  so  konnte  davon  abgesehen  werden, 
es  in  dieser  Sammlang  abzadrncken.  Ich  war  zweifelhaft,  ob  eine 
Veröffentlichnng  eines  Stückes  aus  dem  anderen  Hefte  wünschenswerth 
sei;  ein  genaaer  Kenner  dieser  Literatur  sprach  sich  indessen  dahin 
aus,  dass  die  ausführliche  prosaische  Inhaltsangabe  ihrer  eigenthüm- 
lichen  Beschaffenheit  nach  sehr  wohl  geeignet  sei,  in  das  Yerständniss 
jener  schwierigen  Schriftstucke  einzufilhren  und  den  Zugang  zu  ihnen 
zu  erleichtern,  und  ich  selbst  konnte  dieser  Meinung,  wenn  ich  die 
anderen  ähnlichen  Hilfsmittel  verglich,  nur  beitreten.  Man  wird  finden, 
dass  die  Inhaltsangabe  sich  vielfach  einer  üebersetzung  nähert,  und 
dass  der  Verfasser  die  Stellen,  welche  einen  für  die  Auslegung  wesent* 
liehen  eigenthümlichen  Ausdruck  enthalten  oder  ihm  besondere 
Schwierigkeiten  machten,  insbesondere  wenn  sie  ihm  verdorben  zu  sein 
schienen,  im  Originaltext  giebt,  vielfach  mit  eigenen  Verbesserungs- 
vorschlägen. Da  indessen  die  Becension  des  Textes  später  zu  fallen 
scheint,  als  die  Ausarbeitung  dieser  Inhaltsangabe,  so  habe  ich  mehr- 
fach Veranlassung  genommen,  in  den  Anmerkungen  über  die  Ab- 
weichungen zu  berichten,  welche  die  Becension  von  den  hier  gemachten 
Emendationsvorschlägen  aufweist.  Die  späteren  Arbeiten  über  die 
Sibyllinen  und  die  in  der  Ausgabe  von  Bzach  veröffentlichten  Colla- 
tionen  zu  vergleichen,  habe  ich  für  ebenso  überflüssig  gehalten,  wie 
die  Feststellung,  ob  die  eine  oder  andere  hier  vorgebrachte  Conjectur 
bereits  von  Anderen  vorweggenommen  sein  sollte.  Eine  derartige  müh- 
same Arbeit  wäre  für  keine  Gattung  der  Leser,  welche  dieses  Stück 
finden  wird,  von  irgendwie  erheblichem  Nutzen  gewesen.    F.  B.] 


224  DIE  SIBYLLINISCHEN  BUECHER. 

Geheiss  predigte  er  Gerechtigkeit  und  verkündete  den  Unter- 
gang des  fünften  Geschlechts,  wenn  es  unbussfertig  sein 
sollte:  aus  der  Sintfluth  werde  Phrygien  zuerst  auftauchen 
und  die  Ernährerin  eines  neuen  Geschlechtes  werden.  Sie 
aber  verlachten  ihn  und  Näe  ging  in  die  Arche.  Die  Sint- 
fluth. Aussendung  der  Taube  und  des  Raben.  Die  Arche 
fasst  Grund  in  Phrygien  auf  dem  ^Aga^dx,  wo  der  MaQ6vag 
entspringt.  Da  stieg  N&e  mit  den  Seinen  aus^  und  sie  be- 
völkerten die  Erde,  und  ihr  Geschlecht  wird  bestehen  bis 
zum  Tage  des  Gerichts.  Als  selbachter  verliess  er  die  Arche, 
in  der  sie  einundvierzig  Tage  zugebracht  hatten.  Nun  kam 
das  sechste  Geschlecht,  das  goldene,  ein  gerechtes  und  glück- 
liches: in  dem  werden  drei  gerechte  Könige  herrschen  und 
die  Erde  unter  sich  theilen  und  die  Dauer  ihrer  Herrschaft 
wird  lang  sein  und  sie  werden  die  Himmlischen  heissen. 
Das  nächste  Geschlecht  sind  die  Titanen,  die  den  Himmel 
stürmen  wollen;  der  Okeanos  wird  sich  gegen  sie  erheben, 
von  Gott  aber  in  seine  Schranken  zurückgewiesen  werden. 
Wenn  dies  geschehen,  wird  Christus,  Gottes  Sohn,  Mensch 
werden,  um  das  Gesetz  zu  erfüllen,  nicht  aber  aufzuheben. 
Die  Weisen  aus  dem  Morgenlande  werden  ihn  anbeten.  Die 
Stimme  eines  Predigers  in  der  Wüste  (die  bestimmt  ist,  von 
einem  Tyrannen  in  Folge  eines  Tanzes  ausgerottet  zu  werden) 
wird  vorbereiten  auf  den  aus  Aegypten  kommenden  Edel- 
stein-, den  werden  die  Hebräer  verwerfen,  die  Heiden  aber 
anhören  und  sich  bekehren,  und  er  wird  Allen  das  Evange- 
lium predigen.  Wunderbare  Heilungen  wird  er  thun,  Todte 
erwecken,  auf  dem  Meere  gehen,  mit  fünf  Broden  und  Fisch 
5000  speisen.  Die  Juden  werden  ihn  greifen  und  kreuzigen, 
drei  Stunden  wird  Finstemiss  sein,  der  Tempel  Vorhang  zer- 
reissen.  Nach  drei  Tagen  wird  er  auferstehen,  und  wenn  er 
gen  Himmel  fahren  wird,  wird  die  Christengemeinde  bleiben, 
geführt  von  den  6r6loi,  und  keine  Propheten  mehr  auftreten. 
Die  Juden  werden  ihren  Lohn  erhalten  und  der  Romerkonig 
reiche  Beute  hinwegführen.  Dann  wird,  wenn  ein  Reich 
fällt,  ein  neues  an  die  Stelle  kommen  und  die  Menschen 
plagen;    wenn   sie   aber    anfangen    werden,    übermüthig    zu 


DIE  SIBTLLINISCHEN  BüECHER.  226 

werden,  wird  ihr  Fall  bevorstehen.  Wenn  der  Solomonische 
Tempel  unter  der  Hand  barbarisch  redender  Bewaffneter  ge- 
fallen sein  wird,  die  Hebräer  aber  von  ihrem  Lande  ver- 
trieben und  zerstreut  sein  werden,  da  wird  alle  Männer  eine 
böse  övdifig  treflPen  und  die  Städte  werden,  übermüthig  be- 
handelt, sich  gegenseitig  beweinen,  dass  sie  die  fluchwürdige 
That  begangen  und  Gottes  Zorn  auf  sich  geladen  haben. 

Lib.  n. 

Wenn  Erdbeben,  Blitze,  Gewitter,  Mehlthau,  Raserei 
der  wilden  Thiere,  Männermord,  Sterben  der  Menschen  und 
Thiere,  Mangel  an  Bebauern  der  Erde  und  darum  an  Feld- 
früchten sein  wird,  wenn  Freie  in  die  Sklaverei  verkauft  und 
Tempel  geplündert  werden  werden,  da  wird  das  zehnte  Ge- 
schlecht der  Menschen  eintreten,  der  Höchste  die  Verehrung 
der  Götzenbilder  brechen  und  das  Volk  des  siebenhügeligen 
Roms  erschüttern  und  viel  Schätze  durch  Feuer  untergehen 
lassen.  Blut  wird  es  vom  Himmel  regnen;  die  Menschen 
werden  sich  unter  einander  tödten,  und  im  Kriegsgetümmel 
wird  Pest  und  Hunger  kommen  und  Blitze  werden  die  un- 
gerecht richtenden  Menschen  fällen;  Menschenmangel  wird 
eintreten.  Gott  aber  wird  sich  erbarmen  und  wieder  Frieden 
und  Zucht  herrschen  lassen:  die  Erde  wird,  nicht  mehr  ge- 
theilt  und  nicht  mehr  kaxQBvoviSa^  mehr  Früchte  als  sonst 
tragen;  alle  Häfen  werden  den  Menschen  frei  stehen,  die 
Schamlosigkeit  hinweggenommen  werden.  Ein  Stern,  einem 
lichten  Kränze  ähnlich,  wird  nicht  wenige  Tage  am  Himmel 
leuchten.  Dieser  Kranz  soll  einen  Wettlauf  der  Menschen 
nach  Erlangung  der  Seligkeit  hervorrufen.  Christus  wird 
den  Siegespreis  ertheilen  ^al  doxinovg  öxiil^Bi^  avrocQ  ^i^ia 
luxQxvfSi  dciößi  ^Ad'dvarovj  a%QL  xal  d'avdvov  xov  aymva  noL- 
ov6l.  Er  wird  die  Ehelosen,  aber  auch  die  Verheiratheten 
und  alle  guten  Menschen  aller  Völker  belohnen.  Einge- 
schaltete Sittensprüche,  der  biblischen  Moral  entnommen. 
Die,  welche  den  Kampfpreis  erhalteu,  sollen  in  den  Himmel 
eingehen.  Wenn  Kinder  mit  grauen  Haaren  geboren  werden, 
Plagen  der  Menschen,  Hunger,  Pest,  Kriege,  Veränderungen 

y.  OuTBOHMio,  Kleine  Schriften.   IV.  15 


226  DIK  SIBYLLINTSCHEN  BÜECHBB. 

der  Zeiten  und  yiele  Thranen  sein  werden,  dann  werden  die 
Kinder  ihre  Eltern  beweinen.  Die  Menschenernte,  ihr  Men- 
schen des  letzten  Geschlechts,  wird  eintreten,  wenn  die  Frauen 
keine  Kinder  mehr  gebären.  Die  grosse  Lese  wird  sein, 
wenn  falsche  Propheten  das  Volk  verführen;  es  wird  kommen 
BeXücq  und  Zeichen  thun.  Die  Froramen  und  die  Hebräer 
unter  ihnen  werden  verfolgt  werden,  ganz  besonders,  wenn 
das  zwölfstämmige  Volk  sein  stammverwandtes  Volk  auf- 
suchen wird,  das  von  den  Assyriern  weggeführte;  sie  werden 
die  Heiden  vertilgen  und  die  gerechten  Hebräer  unterjochen. 
Dann  wird  der  Herr  einen  Schlaf  über  die  Menschen 
bringen;  Heil  den  Seinen,  die  doch  wachen,  wenn  der  Herr 
kommt.  Die  Erscheinung  des  Thesbiten  wird  das  Signal 
zum  Weltuntergang  geben;  die  Engel  'Eqo(ili^X,  OvQi'qk,  27a- 
vLi^l  und  'At^afqk  werden  die  Todten  auferwecken  und  aus 
dem  Hades  vor  Gericht  führen.  Christus  wird  erscheinen, 
alle  Propheten  werden  sich  einfinden,  die  Hebräer  werden 
für  ihre  Bosheit  dem  Untergange  überantwortet  werden. 
Darauf  werden  alle  Menschen  durch  einen  Feuerstrom  ge- 
führt werden,  die  Guten  werden  unversehrt  daraus  hervor- 
gehen, die  Bösen  aber  den  Hollenstrafen  überantwortet 
werden  und  der  ewigen  Yerdammniss;  denn  der  Herr  hatte 
Allen  durch  die  Gnade  der  heiligen  Jungfrau  sieben  Aeonen 
Zeit  gelassen,  sich  zu  besinnen  und  Busse  zu  thun.  Die 
gerecht  Erfundenen  werden  dagegen  im  Elysion  ewiger 
Freuden  theilhaftig  werden. 

Lib.  m. 

Strafpredigt  an  die  Menschen,  dass  sie  den  alleinigen 
Gott  verehren  sollen,  der  nicht  von  Menschenhänden  gemacht 
ist,  nicht  aber  Schlangen  und  Katzen;  die  Sündhaftigkeit 
der  Heiden  wird  ihnen  stark  vorgeworfen.  Wenn  Rom  auch 
über  Aegypten  herrschen  wird,  dann  wird  der  Messias  sein 
Reich  aufrichten.  Dazumal  wird  unerbittlich  sein  der  Zorn 
latinischer  Männer:  drei  werden  in  trauriger  Theilung  Rom 
verderben.  Alle  Menschen  werden  unter  ihrem  eignen  Dache 
umkommen,  wenn  der  Feuerregen  vom  Himmel  fliesst;  dann 


DIE  SIBYLLINISCHEN  BüECHEB.  227 

ist  der  Tag  des  Gerichts  da.  Wie  werden  die  götzendieBe- 
rischen  Städte  diesem  Tage  enigegengehen?  Hernach  wird 
Bsliag  von  den  Esßaöxrivol  kommen  und  Zeichen  thiin  und 
viele  Sterbliche  täuschen^  Hebräer  sowohl  als  Heiden.  Der 
Herr  aber  wird  kommen  und  Beliar  sammt  seinem  Anhange 
dem  Feuer  überantworten.  Dazumal  wird  die  Welt  unter 
der  Herrschaft  einer  Frau  stehen:  wenn  eine  Wittwe  über 
den  Erdball  gebieten  wird  und  wenn  sie  Gold  und  Silber 
und  der  Menschen  Erz  und  Eisen  in  die  Meerfluth  werfen 
wird,  dann  werden  die  ürelemente  der  Welt  verwittwet 
werden,  der  Herr  wird  den  Himmel  wie  ein  Buch  zusammen- 
rollen, das  Himmelsgewölbe  wird  auf  Erde  und  Meer  fallen 
und  der  Feuerregen  das  Weltall  verbrennen.  Dann  ist  der 
Tag  des  Gerichtes  erschienen  und  die  ganze  Schöpfung  wird 
erneut  werden.  Gott  bedrohete  die,  welche  in  Assyrien  den 
Thurm  bauten,  und  verwirrte  ihre  Sprachen  und  warf  den 
Thurm  ein,  wovon  Baßvkciv  den  Namen  hat.  Nach  Sprach- 
zertheilung  und  Thurmbau  trat  das  zehnte  Menschengeschlecht 
ein  seit  der  Sintfluth.  Es  regierten  Kgovog,  Tixav  und  '/a- 
nBtog^  Kinder  des  Ougavog  und  der  Fata,  über  die  dreige- 
theilte  Erde:  als  der  greise  Vater  starb,  stritten  sie  sich  um 
die  Herrschaft,  aber  Rhea,  Gäa,  Aphrodite,  Demeter,  Hestia, 
Dione  brachten  eine  Versöhnung  zu  Stande,  dass  Kqovoq 
König  sein,  seine  Kinder  aber  tödten  sollte.  Die  beiden 
ersten  Söhne  der  Rhea  zerrissen  die  Titanen,  zum  dritten 
Mal  gebar  sie  die  Hera  zuerst,  worauf  die  Wächter  sich  ent- 
fernten, und  dann  den  Zeus,  den  sie  heimlich  unter  der  Hut 
von  drei  Kretern  nach  Phrygien  entsandte  und  dort  aufziehen 
liess,  dann  auch  den  Poseidon  und  in  Dodona  am  Eurotas  und 
Styx  den  Pluton.  Als  Titan  dies  erfuhr,  warf  er  mit  seinen 
sechzig  Sondern  den  Kronos  und  die  Rhea  in  Fesseln  und  hielt 
sie  im  Dunkel  unter  der  Erde  gefangen.  Deshalb  überzogen 
die  Kinder  des  Kronos  die  Titanen  mit  Krieg,  und  das  war 
der  erste  Krieg.  Alle  Geschlechter  des  Kronos  und  der 
Titanen  starben.  Darnach  aber  im  Laufe  der  Zeit  ward 
erweckt  das  Königreich  von  Aegypten,  dann  das  der  Perser, 
Meder,  Aethiopen,  des  assyrischen  Babylon,  dann  der  Make- 

15* 


228  DIE  SIBYLLINISCHEN  BüECHEB. 

donier,  wiederum  Aegyptens,  dann  Borns.  Nun  will  die 
Sibylle  die  Zukunft  der  Reiche  verkündigen.  Zuerst  wird 
das  Solomouische  Haus  die  Bewandler  Phönikiens  und  Asiens 
und  der  anderen  Inseln  beherrschen^  das  Geschlecht  der 
Pamphyler,  Perser,  Phryger,  Karer  und  Myser,  und  das  Ge- 
schlecht der  goldreichen  Lyder.  Dann  werden  die  hoch- 
müthigen  und  unkeuschen  Hellenen,  ein  anderes,  yielerlei- 
artiges  Volk  Makedoniens,  herrschen  und  eine  Kriegs  wölke 
über  die  Menschen  bringen:  aber  es  wird  dasselbe  der  himm> 
lische  Gott  von  Grund  aus  vertilgen.  Dann  wird  die  Herr- 
schaft eines  anderen  Reiches  sein,  weiss  und  vielhäuptig, 
vom  hesperischen  Meere;  das  wird  viel  Land  beherrschen. 
Viele  erschüttern,  den  Königen  Furcht  einjagen,  Gold  und 
Silber  aus  vielen  Städten  erbeuten;  aber  Gold,  Silber  und 
Zierrath  wird  in  der  Welt  wieder  sein:  und  sie  werden  die 
Menschen  plagen:  dann  aber  werden  jcrdiiaza  jene  Männer 
betreffen,  wenn  sie  ungerechten  Uebermuth  zu  üben  beginnen. 
Unter  ihnen  wird  sein  äösßsiag  avayxrij  der  Mann  wird 
beim  Manne  liegen,  ihre  Kinder  werden  sie  in  Bordellen 
feilstehen  lassen;  dazumal  wird  grosse  Plage  unter  den 
Menschen  sein  und  Alles  verwirren,  zerstören  und  mit  Un- 
heil erfüllen  in  Folge  ihrer  Habsucht  und  ihres  auf  schlechtem 
Gewinn  beruhenden  Reichthums,  in  vielen  Ländern,  ganz  be- 
sonders aber  Makedonien.  Hass  wird  erwachen,  und  mit 
aller  möglichen  Hinterlist  werden  sie  verfahren,  bis  auf  die 
siebente  Regierung,  in  der  ein  hellenischer  König  über 
Aegypten  regieren  wird.  Dann  wird  das  Volk  des  grossen 
Gottes  wieder  stark  sein.  Aber  warum  heisst  mich  Gott, 
den  Anfang,  den  Verlauf  und  das  Ende  des  Unglücks  zu 
verkünden?  Zuerst  wird  Gott  die  Titanen  mit  Unheil  strafen: 
die  Söhne  des  Kronos  werden  nämlich  Strafe  erleiden  (ßCxag 
tiöovei),  dass  sie  den  Kronos  und  die  liebe  Mutter  gefesselt. 
Zuzweit  werden  den  Hellenen  Tyrannenherrschaften  sein  und 
übermüthige  und  unkeusche  Könige,  Ehebrecher  und  ganz 
schlecht.  Den  Sterblichen  wird  kein  Aufhören  des  Kriegs 
zu  Theil  werden.  Die  Phryger  werden  untergehen  und  Troia 
an    jenem   Tage   vom   Verderben    betroffen    werden.      Dann 


DIE  SIBYLLINISCHEN  BÜECHER.  229 

wird  über  Perser  und  Assyrier  Unglück  kommen,  über  ganz 
Aegypten,  Libyen  und  die  Aethiopen,  über  Earer  und  Pam- 
phylier  das  Unglück,  hin  und  her  geworfen  zu  werden,  über 
alle  Sterblichen.     Wenn    ein  Unglück   vorbei   ist,    wird  ein 
zweites  kommen.    Unglück  wird  kommen  über  die  frommen 
Männer,  die  um  den  grossen  Solomonischen  Tempel  wohnen 
und  die  Nachkommen  gerechter  Leute  sind.    Ihr  Geschlecht 
werde    ich    trotzdem    verkünden.    ''Eötl   ycoXcg   xata  x&ovog 
OvQ  XakSoio^  aus  der  die  gerechten  Männer  stammen,  die 
sich  aller  götzendienerischen  und  überhaupt  aller  schlechten 
Werke  enthalten.    Es  wird  Aegypten  von  diesem  Volke  ver- 
lassen werden,  gefQhrt  von  einer  Rauch-  und  Feuersäule  wird 
das  zwölfstämmige  Volk  seine  Wanderung  vollbringen  unter 
der  Leitung  des  Mouöijgy  den  die  Königstochter  am  Sumpfe 
gefunden  und  erzogen  hatte.    Auf  dem  Berge  Sina  erhielt  er 
von   Gott   auf  zwei   Tafeln   geschrieben   das  Gesetz.     Aber 
auch  dieses  Volk,  dem  Gott  den  Acker  hundertfältige  Frucht 
tragen  Hess,  wird  dem  Xotiiog  nicht  entgehen.    Es  wird  den 
Tempel    verlassen    und    in    die    assyrische    Gefangenschaft 
wandern  müssen  und  alle  seine  Habe  verlieren;   Land  und 
Meer  wird  von  diesem  Volke  voll  sein  und  Jedermann  wird 
seine  Sitten  hassen,  und  das  eigene  Land  wird  von  ihm  leer 
sein  und  sammt  dem  Tempel  wird  die  Stadt  zu  Grunde  gehen, 
darum,  dass  jenes  Volk  seinen  Gott  verlassen  und  sich  zu 
fremden  Göttern  gewendet  hatte.    Siebzig  Jahre  wird   sein 
Land  wüst  liegen;    aber,   du  Volk,   gehorche  den  Gesetzen 
deines  Gottes,  so  wird  er  Alles  zum  Besten  wenden.     Gott 
wird  einen  König  vom  Himmel  senden,  der  wird  jeden  Mann 
in  Blut  und  Feuer  erprüfen;  und  ein  königlicher  Stamm  wird 
unversehrt  geblieben  sein  und  wird  im  Laufe  der  Zeit  herr- 
schen und  einen  neuen  Tempel  zu  bauen  anfangen;  alle  Kö- 
nige der  Perser  werden  Gold,  Erz  und  Eisen  beisteuern,  in 
Folge  eines  gottgesendeten   Traumes,  und  der  Tempel  wird 
wiederum  stehen  wie  zuvor.    Wiederum  nöthigt  mich  Gott, 
den  Königen  von  Neuem  Kommendes  zu  verkünden,  zunächst 
was  Babylon  wegen  der  Tempelzerstörung  für  Unheil  treffen 
wird.     Wehe   dir,   Babylon   und  du   Geschlecht   assyrischer 


230  DIE  SIBYLLINISCHEN  BÜECHEE. 

Männer^  der  Sturm  wird  dich  erreichen^  das  Eriegsgeschrei 
der  Männer  dich  verderben,  und  der  Schlag  des  grossen 
Gottes.  Aus  der  Luft  von  oben  wird  der  Zorn  des  Ewigen 
über  dich  und  deine  Kinder  kommen  und  dich  yernichten; 
und  du  wirst  sein  wie  ehedem,  wo  du  nichts  warst.  Und 
mit  Blut  wirst  du  angefüllt  werden  zur  Strafe  für  das  ver- 
gossene Blut  der  Gerechten.  Aegypten,  ein  ganz  unerwar- 
teter Schlag  wird  dich  in  deinem  Hause  treffen:  ein  Schwert 
wird  mitten  durch  dich  hindurch  gehen,  Zerstreuung,  Hunger 
und  Tod  dich  treffen,  im  siebenten  Geschlechte  der  Eonige; 
und  da  wirst  du  aufhören.  Wehe  dir,  Land  Fciy  und  Ma- 
yciy^  das  du  zwischen  den  äthiopischen  Flüssen  in  der 
Mitte  liegst,  welches  Blutvergiessen  erwartet  dich!  du  wirst 
die  Wohnung  des  Gerichts  genannt  werden.  Wehe  dir,  Li- 
byen, wehe  dir,  Land  und  Meer,  wehe  euch,  Töchter  des 
Abends,  welches  Unheil  erwartet  euch,  Krieg,  Hunger,  Pest, 
Verödung,  dafür,  dass  ihr  das  Haus  des  Herrn  zerstört  habt 
Im  Abend  wird  ein  Eumet  leuchten,  Erieg,  Hungersnoth 
und  Tod  den  Menschen  und  den  Untergang  herrschender 
Männer  anzeigend.  Es  werden  Zeichen  und  Wunder  ge- 
schehen. Kai  yccQ  Maiärig  X^iivrjj  TdvaVg  ßadvdCvrig  jisCifSL; 
auf  dem  Boden,  wo  die  Wasser  standen,  wird  man  säen  und 
ernten.  Viele  Schlünde  werden  sich  aufthuu;  Städte  werden 
untergehen:  iv  'Aööidi  (var.  lect.  ^Affd'ritdC)  (ihv  *Ia66ig  (v.  1. 
^  *A66Cg\  Kißgri  (v.  1.  KißQrf),  Uaydovcrj,  KoXo(poiv,''Eq>e6og, 
Nixaia^  ^AvxioxBia^  TdvayQa,  Sivdnri^  SfivQvi]  (v.  1.  UfiT^Qvrj)^ 
M&Qog  (jA.MaQoövvri  und  MsQOövvrjy  EvQoinijg  d^  ZxvayQa, 
KXttog^  Ba6vXCg^  MsgoxeiUy  ^Avtvyovri^  Mayvriöia^  Mvxiqvri^ 
ndvd'ßia,  n^a  JcavoXßiörri  (v.  1.  itavokßtri)^  'Isga^okig^  ^Aöxv- 
naXsolo,  Dann  wisse,  verderbliches  Volk  Aegyptens,  dass 
du  dem  Verderben  nahe  bist,  und  den  Alexandrinern  wird 
das  verwichene  Jahr  noch  besser  dünken.  So  viel  Schätze 
Rom  vom  zinstragenden  Asien  genommen  hat,  dreimal  so  viel 
wird  ^AööCg  von  Rom  nehmen  und  den  Uebermuth  ihm  ver- 
gelten; so  viel  aus  Asien  bei  den  Italem  Sklaven  gewesen 
sind,  zwanzigmal  so  viele  von  ihnen  werden  in  Asien  Enechts- 
dienste  thun:  upd  auch  so  wird  die  Schuld  noch  nicht  ge- 


DIE  SIBTLLINISGHEN  BUECHER.  231 

sühnt  sein«  0  da  zarte^  goldreiche  Jungfrau,  Tochter  des 
latinischen  Roms,  oft  wirst  du  in  ?ielumfreiter  Vermählung 
heimlich  in  unziemlicher  Weise  gefreit  werden,  oft  wird  deine 
Herrin  dir  die  Haare  zerraufen,  dich  bald  in  die  Hohe,  bald 
auf  die  Erde  werfen,  das  Alles  um  der  bösen  Werke  der 
Menschen  willen.  ''Eörai  xccl  Udiiog  aiipiogy  iöstxm  z/^Aog 
adriXoq  Kai  ^Pbiiiri  ^{iri.  Kein  koyog  iTcdwog  wird  sein  von 
Smyrna,  wenn  es  untergeht^  sondern  durch  schlechte  Be- 
rathung  und  die  Schlechtigkeit  der  Gebieter.  Frieden  wird 
in  Asien  herrschen,  Europa  glücklich  sein,  das  goldene  Zeit- 
alter wiederkehren.  Aber  Makedonien  wird  schweres  Leid 
über  Asien  bringen,  und  für  Europa  wird  grosses  Wehe 
emporkeimen  aus  dem  Stamm  unechter  Eroniden  und  dem 
Stamm  Ton  Sklaven.  Sie  wird  das  feste  "Babylon  bezwingen 
und  über  die  ganze  Erde  herrschend  durch  böses  Verhäng- 
niss  untergehen,  nicht  das  Gesetz  für  die  viely erschlagenen 
Enkel  behaltend.  Unerwartet  wird  Asien  betreten  ein  Mann, 
mit  Purpur  die  Schultern  bekleidet,  wild,  aXXodixrig^  tpXoyosig. 
Denn  der  Blitz  erweckte  ihn  vorher  als  Menschen:  ganz 
Asien  wird  ein  schlimmes  Joch  tragen,  und  der  Boden  mit 
vielem  Blute  getrankt  werden.  '^AAce  xal  £g  TCavatötov  (v.  1. 
nav&!>t6xov)  anavT"  ^Atdiig  {anav%*  a  i^djjg?)  ^6qombv6sii 
deren  Geschlecht  er  selbst  vernichten  will,  durch  deren  Ge- 
schlecht wird  sein  Namen  untergehen:  eine  Wurzel  gebend, 
welche  auch  umhauen  wird  der  ßifOtoXoiyog  nämlich  aus  den 
zehn  Hörnern:  daneben  aber  wird  er  einen  andern  Sprossen 
pflanzen.  Umhauen  wird  er  den  Kämpfer,  den  Erzeuger  des 
purpurnen  Geschlechtes,  K*  avtog  aq>^  vtäv^  mv  ig  bii6<pQ0va 
atöMV  a^^gj  ^^sttar  und  dann  wird  das  daneben  wachsende 
Hörn  herrschen.  In  Phrygien  wird  sich  ein  Zeichen  begeben, 
indem  das  verabscheuungswürdige  Geschlecht  der  Bhea  in 
einer  Nacht  avtoTcgsiivov  navdtötov  wird  iv  itoXsi  avzdvÖQp 
6Bi6i%%ovog  ivvoötyaiov^  welche  man  /ioQvXaiov  nennt,  im 
alten  schwarzerdigen  Phrygien.  Jene  Zeit  wird  man  die  erd- 
erschüttemde  nennen.  Diese  Zeichen  werden  den  Anfang 
von  Unheil  bezeichnen,  welcher  allvölkerigen  Krieges  kundige 
Noth  haben  wird,  Aivaddug  dl  diiovg  avr6%d'ovttg,  iyysvlg 


232  I>iE  SIBYLLINISCHEN  BüECHEB. 

al^a^  ^AkXa  xal  avd'ig  akfOQ  inl  avd'Qcixotötv  igaötalq,  Ilion, 
ich  beweine  dich;  denn  die  Erinys  wird  in  Sparta  einen 
wunderschonen  Sprossling  aufwachsen  lassen^  dir  zu  grossem 
Leid:  unsterblichen  Buhm  aber  wirst  du  erlangen.  Es  wird 
ein  falschschreibender^  ein  falsches  Vaterland  sich  beilegender 
alter  Mann  erstehen ,  der  wird  Lügen  glanzvoll  schreiben 
und  sich  einen  Chier  nennen  und  in  der  Beschreibung  der 
Thaten  vor  Ilion  an  mir  ein  Plagiat  begehen^  wird  den 
Hektor  und  Achilleus  verherrlichen  und  Götter  ihnen  bei- 
stehen lassen^  die  doch  nur  ^SQoneg  xsvoxgavoi  waren,  und 
das  Geschlecht  des  Lokrers  wird  Lykien  viel  Unglück  bringen. 
Chalkedon,  dich  wird  der  natg  Altmliog  verwüsten.  Eyzikos, 
das  Meer  wird  dir  schweren  Beichthum  abreissen.  Kai  öv 
ro'r'  *APjd  Bv^avuov  *A66idc  ^xeg^y  und  wirst  Wehklagen 
und  unsägliches  Blut  davontragen.  Und  xgcitog^  du  hoher 
Berg  von  Lykien,  aus  deinem  Gipfel,  indem  der  Berg 
Schlünde  aufthut,  wird  Wasser  rauschen,  bis  die  TcaxiQtov 
(lavti^ta  öi^fiata  aufhören.  Eyzikos,  der  Bhyndakos  wird 
seine  Wellen  dich  umtoben  lassen.  I(.hodos,  lange  wirst  du 
ununterjocht  bleiben  und  reich  sein  und  das  Meer  beherrschen: 
aber  endlich  wirst  du  Liebhabern  zur  Beute  werden  und 
deinen  Nacken  unter  das  Joch  beugen.  Die  lydische  Er- 
schütterung wird  die  Sachen  Persiens  verwüsten,  EigdTCr^g 
'jdöirig  te  keag  ^iyiörd  nsQ  aXyfj.  Der  verderbliche  König  der 
Sidonier  und  Anderer  Schlachtgeschrei  wird  den  Samiern  meer- 
durchfurchendes Verderben  bringen;  Gattinnen  und  Töchter 
werden  ihre  eigene  schimpfliche  Unbilde  beweinen,  die  einen 
über  die  todten,  die  andern  über  die  untergehenden  Söhne. 
Durch  ein  Erdbeben  wird  Cypern  ein  Zeichen  erhalten:  viele 
Phalangen  und  Massen  von  Menschen  wird  die  Unterwelt 
verschlingen.  Trallis,  du  Nachbarin  von  Ephesos,  durch  ein 
Erdbeben  werden  deine  Mauern  einstürzen,  kochendes  Wasser 
wird  die  Erde  regnen  lassen;  die  Menschen  selbst  aber  wird 
die  beschwerte  Erde  verschlingen  und  der  Schwefelgeruch. 
Samos  wird  seiner  Zeit  königliche  Gebäude  errichten.  Ita- 
lien, über  dich  wird  nicht  auswärtiger  Krieg  kommen,  son- 
dern  Bürgerkrieg    dich   verwüsten:    sie    selbst,    neben    den 


DIE  SIBYLLINISCHEN  BÜECHER.  233 

heissen  Aschenhaufen  ausgestreckt^  das,  was  sie  im  Herzen 
vorausgesehen,  wird  sie  tödten.  Nicht  die  Mutter  der  Güter, 
sondern  Ernährerin  wilder  Thiere  wirst  du  sein.  Ein  anderer 
Av^ijTi^g  avi^Q  wird  von  Italien  kommen.  Dann,  AaodCxeia^ 
wirst  du  in  Trümmer  sinken,  du  herrliche  Stadt  der  Earer 
am  Lykos;  schweigen  wirst  du,  deinen  ruhmreichen  Vater 
betrauernd.  &Q^XBg  ^AxQoßvtoi  aXXmv  öx'qtSovxat  dv*  Alfkov; 
bei  den  Campanem  ist  aQaßog  wegen  des  Städte  verwüsten- 
den Hungers:  Eyrnos,  den  viele  Jahre  zählenden  Vater  be- 
weinend, und  Sardo  werden  durch  Stürme  in  das  Meer  ver- 
senkt werden:  wie  viele  Jungfrauen,  Jünglinge,  im  Meer 
schwimmende  Kinder,  wie  viele  Schätze  wird  die  Unterwelt 
aufnehmen!  Das  glückliche  Land  der  Myser  wird  plötzlich 
ein  königliches  Geschlecht  erzeugen.  Earchedon  wird  nicht 
lange  Zeit  bestehen.  Den  Galatern  wird  vieles  Leid  kommen. 
Auch  Tenedos  wird  das  letzte  und  grösste  Unglück  treffen. 
Du,  Sikyon,  und  du,  Eorinth,  wirst  zu  allem  dem  in  ehernem 
Gedröhn  schallen,  und  der  Schall  wird  in  gleicher  Weise 
zurückhallen.  Wiederum  nöthigt  Gott  die  Sibylle  zu  neuer 
Wahrsagung.  Wehe  dir,  Geschlecht  der  Phöniker,  und  wehe 
allen  Küstenstädten,  dafür  dass  ihr  in  allen  Sünden  gewan- 
delt seid  und  den  Herrn,  den  wahren  Gott,  gelästert  habt, 
werdet  ihr  von  der  Erde  hinweggebrannt  werden.  Dich, 
Kreta,  wird  des  Herrn  Zorn  treffen  und  du  wirst  brennen 
in  alle  Ewigkeit.  Thrakien,  wie  wirst  du  unter  das  Sklaven- 
joch kommen,  ^Hvixa  dfiiiiivxtoi  FaXcitai  totg  Aa^davCdaiöiv 
"AXka  d'  CAXaS*  R,  'Ekkad^  v.)  iycsöövfidvog  noQ&svvteg  6ol 
xaxöv  Sötai'  Faiy  d'  dkXotQiy  ddösig  [xtxxov]  r^di  ri  k'qilfsi,. 
Wehe  dir,  Fciy  und  Mayciy^  Maöäv  lyd'  ^Ayyäv  (v.  1.  aycov) 
oöa  ffoi  xaxic  {lotga  neXa^et;  viel  auch  den  Lykiem,  Mysern 
und  Phrygern.  Viele  Völker  der  Pamphylier  und  Lyder 
werden  fallen,  der  Maurer,  der  Aethiopen,  der  Kappadoken 
und  Araber.  Alle  Völker  wird  der  Schlag  des  Herrn  treffen. 
Wenn  ein  TCokvßaQßaQov  idvog  die  Hellenen  überzieht,  wer- 
den viele  Männer  getödtet,  viele  Heerden  geplündert,  viele 
Städte  verbrannt,  Kinder  und  Frauen  in  die  Sklaverei  ge- 
schleppt werden;    Einer   wird    hundert   Flüchtlinge   tödten, 


234  DIE  SIBYLLINISGHEN  BÜEGHER. 

fünf  einen  ganzen  Xoxog  werfen,  die  barbarisch  redenden 
Feinde  sich  freuen,  Hellas  trauern.  Hellas  wird  das  Sklaven- 
joch  tragen,  und  Alles  wird  Krieg  und  Pest  sein;  und  der 
Herr  wird  den  Himmel  ehern  machen  und  nicht  regnen 
lassen,  so  dass  Misswachs  entsteht;  und  Feuer  wird  er  auf 
die  Erde  werfen,  und  nur  der  dritte  Theil  der  Menschen 
wird  übrig  sein.  Hellas,  was  vertraust  du  auf  menschliche 
Herrscher,  die  doch  einmal  sterben  müssen,  was  ehrst  du 
die  Todten  und  opferst  den  Götzenbildern?  warum  hast  du 
dich  weggewendet  vom  alleinigen  Grott?  Es  sind  1500  Jahre 
her,  seitdem  übermüthige  Eonige  über  die  Hellenen  geboten, 
die  zuerst  den  Todten  göttliche  Verehrung  zollten  und  die 
Menschen  zum  Götzendienst  verleiteten.  Aber  wenn  erst 
Gottes  Zorn  über  euch  kommen  wird,  werdet  ihr  die  Hände 
zum  wahren  Gott  emporstrecken.  Hellas  wird  Krieg,  Pest 
und  Sklaverei  erst  dann  entgehen,  wenn  es  dem  wahren  Gotte 
opfern  wird;  das  wird  aber  erst  eintreten,  wenn  es  vorher 
bestimmt  ist;  so  lange  wird  das  Geschlecht  der  gottlosen 
Männer  dauern.  Dann  wird  wieder  ein  heiliges  Geschlecht 
frommer  Männer  sein,  die  den  Tempel  des  Allerhöchsten 
mit  Opfern  verherrlichen.  Glücklich  werden  sie  sein,  weil 
sie  gerechte  Verehrer  des  wahren  Gottes  sind;  sie  leben' 
fromm  und  züchtig,  treiben  nicht  Päderastie  wie  die  Phö- 
niker,  Aegypter,  Latiner,  Hellas,  die  Völker  der  Perser,  Ga- 
later  und  ganz  Asiens.  Wegen  ihrer  Sünden  und  ihrer 
Götzendienerei  wird  der  Herr  Ungltck  über  die  Menschen 
bringen.  Sie  werden  aber  die  Götzenbilder  aus  Beschämung 
in  Felsklüfte  werfen,  wenn  ein  jungei:  König  von  Aegypten 
an  siebenter  Stelle  über  sein  Land  herrscht,  von  der  helle- 
nischen Herrschaft  an  gerechnet,  in  der  makedonische  acrsK- 
rot  avögsg  gebieten  werden.  Kommen  wird  aus  Asien  ein 
grosser  König,  ein  flammender  Adler,  der  wird  das  ganze 
Land  mit  Fussvolk  und  Reitern  bedecken.  Alles  zertrümmern 
und  mit  Unglück  anfüllen,  und  das  Reich  Aegypten  um- 
stürzen: alle  Schätze  wird  er  rauben  und  über  das  Meer 
führen.  Da  werden  Alle  vor  dem  wahren  Gott  die  Kniee 
beugen,  die  Götzenbilder  werden  verbrennen,  und  Gott  wird 


DIE  SIBYLLINISCHEN  BÜECHEB.  235 

Wein  und  Brod;  Milch  und  Honig  in  reichlicher  Fülle  dem 
glücklichen  Lande  gewähren.  Aufforderung  zur  Anbetung 
des  alleinigen  Gottes.  Hütet  euch  vor  seinem  Zorn,  wenn 
allen  Sterblichen  das  Ende  der  Pest  kommt^  wenn  ein  Eonig 
den  andern  gefangen  nimmt  und  sein  Land  wegnimmt;  wenn 
Völker  die  Völker  und  die  Mächtigen  die  Stämme  yerwüsten, 
wenn  alle  Führer  ins  Ausland  flieheD,  die  Erde  von  Menschen 
verwaist  wird,  wenn  eine  barbarische  Herrschaft  Hellas  ver- 
wüstet und  allen  Reichthum  hinwegführt,  und  wenn  sie  um 
der  Schätze  willen  im  fremden  Lande  sich  selbst  in  die 
Haare  gerathen,  und  unbegraben  liegen  bleiben  werden:  die 
Erde  wird  aber  wüst  liegen  und  die  Unthaten  der  Menschen 
verkünden ;  lange  Zeitläufe  umrollender  Jahre,  Ilikrag  xal 
dvQSOvgj  yatöovg,  na^noix^Xa  oJtXa'  Ovdh  (ilv  ix  dQViiov  ^vka 
xotffstttt  eig  TCVQog  avyiqv.  Dann  wird  von  Osten  der  wahre 
König  kommen  und  nach  Gottes  Rathschluss  die  ganze  Erde 
befrieden;  dann  werden  die  Könige  der  Heiden  sich  zusammen- 
rotten und  gegen  dieses  Land  ziehen,  um  den  Teii^pel  zu 
zerstören  und  die  Heiligen  zu  vernichten.  Bings  um  die 
Stadt  werden  diese  Könige  ein  jeder  seinen  Thron  aufschlagen 
an  der  Spitze  des  ungehorsamen  Volkes.  Da  wird  Gott  selbst 
Gericht  halten  und  Alle  von  der  Hand  des  Höchsten  um- 
kommen. Alle  Elemente  wird  er  in  Bewegung  setzen,  die 
Mauern  seiner  Widersacher  werden  einstürzen,  darum  dass 
sie  die  Lanzen  gegen  sein  Heiligthum  erhoben  haben:  er 
wird  Alle  mit  Krieg  und  Schwert,  Feuer  und  Begenfluthen 
richten,  Schwefel,  Stein  und  Hagel  wird  vom  Himmel  fallen 
und  die  vierfüssigen  Thiere  tödten,  Wehklagen  wird  sein 
und  gewaltiges  Blutvergiessen«  Die  Kinder  Gottes  werden 
friedlich  und  glücklich  unter  dem  Schirm  des  alleinigen 
Gottes  leben.  In  jenen  Tagen  wird  die  Erde  erbeben  und 
die  Heiden  werden  in  sich  gehen  und  den  alleinigen  Gott 
verehren  und  seinen  Tempel  beschicken;  und  in  sieben  Jahren 
werden  sie  alle  Mordwaffen  über  die  Erde  verstreuen. 
Darum,  Hellas,  wende  dich  dem  wahren  Gotte  zu,  der  das 
Himmelreich  auf  Erden  verwirklichen  wird.  Das  Merkmal 
dafür,  wann  dies  geschehen  wird,   ist,   dass  Schwerter  am 


4 

i 


236  DIB  SIBYLLINISCHEN  BUECHER. 

nächtlichen  Himmel  gegen  Abend  und  Morgen  sichtbar  sein 
werden^  dass  es  Staub  regnen  und  die  Sonne  mitten  am 
Himmel  verfinstert  werden  wird,  so  dass  der  Mond  scheinen 
wird,  ferner  dass  die  Felsen  Blutstropfen  schwitzen  werden, 
dass  man  in  den  Wolken  kämpfende  Heere  sehen  wird. 
Das  bezeichnet  das  Ende  des  Kriegs  auf  Erden:  aber  zuvor 
müssen  Alle  dem  wahren  Gotte  dienen.  Dies  habe  ich,  von 
göttlicher  Raserei  getrieben,  die  langen  Babylonischen  Mauern 
Assyriens  verlassend,  wider  Hellas  prophezeit.  Die  Menschen 
in  Hellas  lassen  mich  aus  ^Eqv^^  stammen  und  nennen 
mich  eine  Tochter  der  KiQxri  und  des  rvcDörog,  mich  eine 
Lügnerin  scheltend;  ich  habe  aber  nur  Wahres  gesagt  und 
bin  die  vv^ipri  des  in  der  Sintfluth  geretteten  weisen  Mannes 
und  von  seinem  Blute:  meine  Offenbarungen  hat  dieser  von 
Gott  selbst  erhalten. 

Lib.  IV. 

Die  Sibylle  verkündigt  im  Namen  des  wahren  Gottes, 
was  vom  ersten  bis  zum  elften  {ivdexdttig;  schreib  ig  dsKcc- 
rriv)  Menschengeschlecht  geschehen  soll.  Glücklich  sind,  die 
vor  dem  Essen  und  Trinken  Gott  loben,  die  Tempel,  Altare, 
Götzenbilder  und  Thieropfer  verabscheuen  und  einen  ge- 
rechten Wandel  führen;  die  Gottlosen  werden  dieselben  ver- 
höhnen und  verleumden.  Aber  wenn  Gott  Gericht  halten 
wird,  wird  er  die  Letzteren  in  die  Finsterniss  werfen,  die 
Ersteren  aber  ein  seliges  Leben  führen  lassen.  Das  wird  im 
zehnten  Geschlechte  erfolgen;  im  ersten  aber  wird  Folgendes 
sich  begeben.  Zuerst  werden  die  Assyrier  über  alle  Menschen 
herrschen  sechs  yeveai  lang  von  der  Sintfluth  an.  Sie  stürzen 
werden  die  Meder  und  nur  zwei  yBVEai  herrschen;  zu  ihrer 
Zeit  wird  mitten  am  Tage  Nacht  sein,  Stern  und  Mond  ver- 
schwinden, ein  Erdbeben  viel  Städte  und  Menschenwerk  ver- 
schlingen, und  Inseln  werden  damals  aus  der  Tiefe  des 
Meeres  auftauchen.  Wenn  der  Euphrat  durch  Blut  anschwellen 
wird,  da  wird  ein  Kampf  sein  zwischen  Medern  und  Persern, 
die  Meder  werden  erliegen  und  über  den  Tigris  fliehen.  Die 
Perser  werden  die  grösste  Macht  haben,  aber  nur  eine  yBVsA 


DIE  SIBYLLINISCHEN  BüECHER.  237 

lang.  Krieg,  Mord,  Zwiespalt,  Verbannung,  Einsturz  von 
Thürmen,  Zerstörung  von  Städten  wird  sein,  wenn  Hellas 
den  breiten  Hellespont  beschifft,  Asien  Verderben  bringend. 
Hungersnoth  und  Mangel  wird  Aegypten  heimsuchen  zwanzig 
Jahre  lang,  während  der  Nil  seine  schwarzen  Fluthen  anders- 
wo unter  der  Erde  verbirgt  Ein  grosser  König  wird  von 
Asien  aus  Europa  mit  Krieg  überziehen,  das  Meer  gangbar 
und  das  Festland  schiffbar  machend;  den'  wird  als  Flücht- 
ling aus  dem  Kriege  heimkehrend  Asien  empfangen.  Das 
unglückliche  Sicilien  wird  ein  Feuerstrom  vom  Aetna  wüst 
legen,  Kroton  wird  in  die  tiefe  Fluth  fallen.  Hellas  wird 
einen  inneren  Krieg  führen,  viele  Städte  zerstören,  viele 
Männer  morden;  der  Ausgang  wird  unentschieden  sein.  Wenn 
aber  die  Zeit  zum  zehnten  Menschengeschlecht  übergeht,  da 
wird  Sklaverei  und  Schrecken  über  die  Perser  kommen. 
Wenn  die  Makedonen  sich  mit  dem  Scepter  brüsten  werden, 
wird  Theben  eingenommen  werden,  Karer  werden  Tyros  be- 
wohnen, die  Tyrier  aber  untergehen«  Samos  wird  der  Sand 
(afifio^)  bedecken,  Delos.wird  verschwunden  (aSrikog)  sein. 
Babylon,  gross  zu  schauen,  aber  klein  im  Widerstände,  wird 
zu  Schanden  werden.  Baktra  werden  die  Makedonen  bewohnen, 
die  von  Baktra  und  Susa  werden  nach  Hellas  fliehen.  Der 
Pyramos  wird  Land  anschwemmend  zur  heiligen  Insel  kommen; 
Sybaris  und  Kyzikos  werden  fallen,  wenn  durch  Erderschütte- 
rungen die  Städte  zerstört  werden.  Dazumal  wird  auch  den 
Rhodiern  die  letzte  und  schwerste  Heimsuchung  kommen. 
Auch  den  Makedoniern  wird  die  Herrschaft  nicht  ewig  dauern, 
sondern  vom  Westen  wird  ein  grosser  italischer  König  er- 
blühen, in  Folge  dessen  die  Welt  unter  das  Joch  der  Italiden 
kommen  wird.  Karthago,  auch  du  wirst  zerstört  werden. 
Laodikeia,  ein  Erdbeben  wird  dich  zerstören  und  wieder 
aufrichten.  Korinth,  du  wirst  deine  Einnahme  mit  ansehen 
müssen.  0  schönes  Myra  in  Lykien,  durch  ein  Erdbeben 
wirst  du  einstürzen  und  wünschen,  als  (ihoixog  in  ein  anderes 
Land  zu  fliehen;  zu  der  Zeit,  wo  unter  Donner  und  Erdbeben 
das  Salzwasser  den  unheiligen  Versammlungen  von  Patara 
sich  nähert.    Armenien,  auch  dich  erwartet  das  Sklavenjoch; 


238  DIE  SIBYLLINISCHEN  BÜECHER. 

von  Italien  her  wird  Kriegssturm  über  die  Solymer  kommen. 
Gottes  grossen  Tempel  wird  er  zerstören.  Wenn  sie  die 
Frömmigkeit  mit  Füssen  treten  und  Mord  um  den  Tempel 
verüben  werden ,  wird  von  Italien  ein  grosser  Eonig  wie 
ein  entlaufener  Sklave  unscheinbar  und  unerkannt  über  den 
Euphrat  fliehen^  nachdem  er  seine  Mutter  ermordet  und  viele 
andere  Schandthaten  verübt  hat.  Viele  werden  um  Romas 
heiligen  Boden  bluten^  nachdem  Jener  die  Grenzen  der  Hei- 
math  verlassen  hat  Roms  Vortämpfer  wird  nach  Syrien 
kommen ;  der  wird  den  Tempel  verbrennen,  Viele  mit  dem 
Schwerte  todten  und  das  jüdische  Land  zu  Grunde  richten. 
Dazumal  wird  Salamis  und  Paphos  ein  Erdbeben  zerstören, 
wenn  das  schwarze  Wasser  über  das  umflossene  Cypern  sich 
ergiesat  Aber  wenn  aus  einem  Risse  italischer  Erde  eine 
Feuersäule  gen  Himmel  strebt^  viele  Städte  verbrennt  und 
Menschen  tödtet,  wenn  massenhafte  Asche  den  Aether  er- 
füllt, Tropfen  wie  Zinnober  vom  Himmel  fallen,  dann  erkenne 
den  Zorn  des  Allmächtigen  darüber,  dass  sie  ein  frommes 
unschuldiges  Volk  vernichtet  haben.  Gegen  Abend  wird  sich 
ein  Krieg  wälzen  und  Roms  Flüchtling^  ein  Schwert  in  der 
Hand,  über  den  Euphrat  setzen  an  der  Spitze  vieler  My- 
riaden. Armes  Antiochien,  wegen  deiner  Thorheit  wirst  du 
unter  den  italischen  Speeren  fallen*,  IJxvqos  (Kvqqos^)  wird 
der  Pest  und  dem  Kriegsgetümmel  erliegen.  Cypern,  dich 
wird  in  winterlichen  Stürmen  herumgeworfen  das  Meer  ver- 
schlingen. Nach  Asien  wird  grosser  Reichthum  kommen, 
so  viel  Rom  aus  demselben  einst  weggeschleppt  hat,  und 
noch  einmal  so  viel^  so  dass  Asien  des  Guten  zu  viel  hat. 
Hunger  wird  die  Städte  der  Karer  am  Mäandros  verwüsten, 
wenn  der  Mäandros  sein  schwarzes  Wasser  verbergen  wird. 
Wenn  Treu  und  Glauben  aus  der  Welt  verschwunden  ist, 
wenn  Frevel  allmächtig  ist  und  die  Frommen  bedrückt  wer- 
den, dann  ist  Gottes  Langmuth  zu  Ende  und  er  wird  das 
böse  Menschengeschlecht  durch  den  Weltbrand  vernichten. 
Geht  in  euch,  ihr  Sterblichen,  wascht  euch  in  den  Flüssen 
rein,  bittet  Gott  um  Gnade,  die  er  den  Reuigen  gewähren 
wird.    Wo  nicht,  so  wird  das  das  Zeichen  des  Unterganges 


DIE  SIBYLLINISCHEN  BüECHER.  239 

sein:  bei  Sonnenaufgang  Schwerter  und  Trompeten,  ein  furcht- 
bares Brüllen  in  der  ganzen  Welt.  Da  wird  Gott  die  Erde 
Yerbrennen,  und  wenn  alle  Menschen,  Flüsse  und  Meer,  ver- 
brannt sind,  wird  das  All  Asche  sein  und  Staub.  Nach  dem 
Erlöschen  des  Feuers  wird  Gott  aus  der  Asche  einen  neuen 
Menschen  bilden.  Dann  wird  das  Weltgericht  sein,  und  Gott 
wird  die  Sünder  wieder  unter  die  Erde  bannen,  die  Gerechten 
aber  wieder  leben  lassen.    Heil  dem,  der  diesen  Tag  erlebt! 

Lib.  V. 

liAA'  aye  ftot  öxovosvra  ju(f6vov  xXnväv  xa  AatCvfov. 
Zuerst  nach  den  künftigen  Königen  Aegyptens,  rovg  %avtaQ 
l6ri  xaxä  yala  ip€QS6xs^  und  nach  dem  Bürger  Ton  Pella, 
unter  dessen  Hand  der  ganze  Orient  und  Occident  bezwungen 
ward,  den  Babylon  entlarvte  und  dem  Philippos  gab,  da  er 
dem  Zeus  oder  Ammon  lügenhaft  zum  Sohn  ertheilt  worden 
war^  werden  welche  sein  vom  Stamm  des  Assarakos,  ag  s^et 
T(fo£riv,  oöxig  (schreib  ovg  a^i  Tgoirj'  voöxog)  nvQog  i6%i' 
6ev  OQiiijv,  Nach  vielen  Herrschern  und  nach  den  doppelten 
Kindern  des  schafefressenden  wilden  Thieres,  wird  zuerst  ein 
Herrscher  sein,  dessen  Anfangsbuchstabe  JiC  ist;  der  wird 
vieler  Kriege  Herr  werden  und  auch  I  zum  Anfangsbuch- 
staben haben.  Und  wer  nach  ihm  mit  ji  anfangend  herrscht, 
den  wird  Thrakien,  Sicilien  und  Memphis  fürchten,  Memphis, 
das  wegen  der  Schlechtigkeit  der  Führer  und  eines  Weibes, 
das  ununterjocht  auf  die  Woge  fallt,  gestürzt  werden  wird, 
der  wird  den  Völkern  Gesetze  geben  und  Alles  unterwerfen. 
Und  nach  langer  Zeit  wird  er  einem  Andern  die  Herrschaft 
lassen,  der  mit  T  anfangt  und  nach  dem  Flusse  den  Namen 
hat;  der  wird  bis  zu  den  Persern  und  bis  Babylon  herrschen 
und  wird  die  Meder  schlagen.  Dann  wird  regieren  F,  dann 
K,  der  bis  zu  dem  Ende  des  Oceans  kommen  wird,  den 
Ausoniem  die  Fluth  unterjochend.  Dann  wird  N  herrschen, 
eine  böse  Schlange,  schweren  Krieg  schnaubend,  der  einst 
seinem  Geschlechte  wird  die  Hände  ausstrecken  lassen  und 
es  tödten,  der  Alles  in  Verwirrung  bringen  wird  als  Preis- 
kämpfer, Volkstödter   und   Frevler:    xal   tiiii^et   x6    dcVxiiov 


240  DIE  SIBYLLINISCHEN  BÜECHER. 

väc3Q  aQd'QO)  (aQd^Qov?)*)  XE  Jcatd^sL;  der  Verderbliche  wird 
aber  unsichtbar  werden,  dann  umlenken,  sich  Gott  ver- 
gleichend —  aber  er  wird  entlarvt  und  bestraft  werden. 
Dann  werden  drei  Herrscher  von  einander  ausgerottet  werden. 
Dann  wird  ein  grosser  Vernichter  frommer  Männer  kommen, 
mit  O  anfangend.  Dem  wird  sein  Sohn  T  die  Herrschaft 
wegnehmen.  Nach  ihm  wird  verhängnissvoll  sein  jd  r^gj-ö-o- 
öfiOQog  (schreib  d'söiioq>d'6Qog).  Dann  kommt  der  ehrwür- 
dige N.  Dann  kommt  ein  bergkletternder  Kelte  T,  in  den 
östlichen  Krieg  eilend,  wird  aber  unbilligem  Geschicke  nicht 
entgehen;  ihn  wird  fremde  Erde  als  Todten  bedecken, 
welche  den  Namen  nach  der  Blume  hat,  die  den  Siegespreis 
von  Nsiisii^  bildet.  Dann  wird  ein  silberhäuptiger  Mann 
herrschen,  nach  einem  Meere  den  Namen  führend,  der  wird 
ein  allerbester  und  scharfsinniger  Mann  sein:  und  unter  dir, 
allerbester,  allerausgezeichnetster,  blauhaariger,  und  unter 
deinen  Sprossen  werden  alle  diese  Tage  sein:  drei  werden 
herrschen,  der  dritte  von  ihnen  aber  wird  spät  herrschen. 
Ich  arme  yi/cötfrij  der  Isis  muss  Unheil  verkünden.  Um 
den  Grund  deines  vielbeweinten  Tempels  werden  Mänaden 
rasen,  und  in  schlimmen  Händen  wird  er  sein,  wenn  der 
Nil  sechzehn  Ellen  hoch  das  Land  überschwemmen  wird; 
dann  wird  die  Freude  der  Erde  und  der  Ruhm  des  Antlitzes 
schweigen.  Wehe  dir,  du  stolzes  Miiitpvg^  du  wirst  gering 
und  öde  werden,  darum  dass  du  gegen  die  gottgesalbten 
Kinder  Gottes  gewüthet  hast.  Das  ist  die  Last  des  Herren 
über  Aegypten  in  der  letzten  Zeit,  wenn  die  Menschen  ganz 
schlecht  sind.  Ihr  habt  dies  verwirket  durch  die  Anbetung 
von  Thieren  und  allen  möglichen  Götzen.  0(iovtg  und  Sovig 
wird  geplagt,  zerschlagen  der  Hof  des  Herakles,  Zeus  und 
Hermes;  wehe  dir,  'j^XeJ^dväQsia^  nicht  wird  Krieg  aufhören 
noch  die  Strafe  für  deine  früheren  übermüthigen  Thaten. 
Vernichten  wird  dein  ganzes  Lan^  ein  übler  Ränke  voller 
Mann,  mit  Blut  und  Leichen  an  den  Altären,  ein  barbarisch 


*)  [In  seiner  Recension  stellt  Gntscbmid  den  Vers  V,  32  so  her: 
Kai  Tft?JJft  d"*  odl  'Tc&fioVf  td'  mg  U&oco  tE  noctd^fi.    F.  R.] 


DIE  SIBYLLINISCHEN  BUECBOBR.  241 

gesinnter,  starker,  schreckenvoller,  unsinnig  wüthender,  mit 
einem  Heere  wie  Sandkorner  dein  Verderben  heranwälzend. 
Dann  steht  dir  viel  Leid  bevor.  Asien  wird  weinen  wegen 
der  Gaben,  an  denen  es  sich  einst  freute.  Avxoq  d*  og  Usq- 
öäv  Xa%sv^  AtyvTixov  moksfiC^BL^  die  Menschen  todten  und 
plündern,  so  dass  nur  ein  Drittel  am  Leben  bleibt.  Vom 
Abend  her  wird  er  auf  dem  leichten  Meere  geflogen  kommen, 
alles  Land  einnehmend  und  verödend.  Wenn  er  auf  der 
Hohe  seiner  Macht  ist,  wird  er  sich  gegen  die  Stadt  der 
Seligen  wenden;  da  aber  wird  ein  mächtiger  König  vom 
Himmel  gesandt  werden,  der  wird  alle  die  grossen  Könige 
und  tapferen  Männer  erlegen:  und  dies  vnrd  das  Ende  der 
Menschheit  sein.  Wehe,  warum  muss  ich  Aegyptens  traurige 
Yielherrschaft  verkünden?  Wende  dich  nach  Osten  zu  den 
unverständigen  Geschlechtern  der  Perser  und  verkünde  ihnen 
Gegenwart  und  Zukunft  Der  Euphrat  wird  durch  eine  lieber- 
schwemmung  die  Perser,  Iberer,  Babylon  und  die  Massageten 
vernichten«  Ganz  Asia  wird  bis  auf  die  Inseln  von  Feuer 
tropfen.  Pergamos  wird  von  Grund  aus  zerstört,  Pitane  öde, 
Lesbos  versenkt,  Smyma  in  den  Abgrund  gerissen  werden. 
Das.  Land  der  Bithyner,  Syrien,  Phönikien  wird  eingeäschert 
werden.  Lykien,  dich  wird  das  Meer  überfiuthen,  &g  \xs\ 
xkavöuL  (schreib  mg  xXv66ai)  66t6iim  ts  xaxp  xal  vd(ia6t 
TtLXQotg  T^v  AvxCrig^AiivQOV  xal  f^v  iivgiycvow  jror^  %iQ6ov, 
Auch  Phrygien  erwartet  der  Zorn,  weil  Bhea  in  ihrer  Be- 
trQbniss  sich  dieses  Land  zum  Sitze  auserkoren.  Der  Pontos 
wird  das  Volk  der  Taurer  vernichten,  Kai  Aa^tCd'ag  dansöov 
xara  yf^v  ivagi^sc.  Thessalien  wird  der  Ilrjveiog  vernichten 
. . .  ajco  yalfig  ^HQidavbg  (schreib  ^Hitidavog)  (pdöxov  ^rjQciv 
(iOQq)dg  7Cot€  ysvväv.  Hellas  werden  die  Dichter  beweinen, 
wenn  von  Italiens  Isthmos  den  Nacken  der  grossen  Roma 
abschneiden  wird  ein  grosser  König,  ein  gottgleicher  Sterb- 
licher, erzeugt,  wie  es  heisst,  von  Zeus  und  Hera,  der  Tcaii- 
fiovöm  q)d'6yym  (isXiridiag  viivovg  @BaxQoxonäv  Viele  sammt 
seiner  unglücklichen  Mutter  umbringen  wird.  Der  schreck- 
liche und  frevelnde  Herrscher  wird  aus  Babylon  fliehen,  den 
alle  guten  Menschen  hassen:  "Slksöa  yccQ  ycoXXovg  xal  yaötdpt 

▼.  GuTBCHXiD,  Kleine  Schriften.    IV.  16 


242  DIE  SIBYLLINISCHEN  BÜECHER. 

XStQag  i^xsv,  Elg  akoxovg  fJiiccQts  xal  ix  yuagAv  ithvxro. 
Er  wird  zu  den  Medem  und  zu  den  Königen  der  Perser 
kommen^  die  er  zuerst  geliebt  und  geehrt  hat,  mit  ihnen 
Unheil  gegen  das  yerhasste  Volk  bratend:  er,  der  den  gott- 
gezimmerten Tempel  zerstört  und  die  frommen  Besucher 
verbrannt  hat.  Als  er  erschien,  wurde  die  ganze  Schöpfung 
erschüttert,  und  Könige  gingen  zu  Grunde,  und  die,  bei 
denen  die  Herrschaft  blieb,  zerstörten  die  Stadt  und  das 
gerechte  Volk.  Und  wenn  im  vierten  Jahre  ein  grosser 
Stern  leuchten  wird,  der  allein  die  ganze  Erde  aufheben 
wird  (aad'sXet)  um  der  Ehre  willen,  die  sie  dem  Poseidon 
einsetzten,  da  wird  auch  ein  Stern  vom  Himmel  zum  Meere 
kommen  und  das  Meer  verbrennen  und  Babylon  selbst  und 
das  italische  Land,  um  des  willen  viele  gerechte  Hebräer 
und  der  Tempel  untergegangen  sind.  Du,  unreine  Stadt  lati- 
nischen Bodens,  wirst  Äeonen  lang  wüst  liegen  zur  Strafe 
für  deine  Sünden.  Nun  beklage  ich  wieder  dein  Schicksal, 
Aegypten.  Mdfupij  jtövmv  iQXrjyl  6v  xs  nkric^sttfa  tdvovrog 
(schreib  nQ06d'Bl6a  tdvovtag)*)^  'Ev  öol  TCvga^tSsg  q>iovriv 
g>^dy^ovtai  avaidij'  Ilvd^civ  {neid^civ?)^  fj  to  nakal  dixoktg 
xXrj^6t6a^^)  dixaicog,  schweige  für  alle  Ewigkeiten;  srov- 
kvetfig  iyivov  6v  (lovri  xo^fioio  XQatov6a,  Möchte  ich  nie 
geboren  sein,  wenn  BaQxri  das  weisse  über  das  schwarze 
Gewand  legt!  0  Srißri^  ein  wilder  Mann  wird  dein  Volk 
vertilgen,  du  wirst  alle  deine  Ungerechtigkeiten  büssen 
müssen.  Svi^vrjv  d'  okiöaiB  fidyag  q>Ag  Al^ioicriov.  Tbu- 
XCCQtv  (schreib  T€VX''Q^''d  otxrJ6ov0i  ßCa  ^eXavoxQosg  ^Ivdol 
nevtaytoksr  xkavösi  di  eorjg  (schreib  xav66i  d'  'OuOeig)  ^ß- 
yakoO^svog  ai/ijp;  wehe  dir,  Libyen  und  Kyrene.  "Eöasxai  iv 
BQvtB66v  (schreib  iv  BqCxb66C)  xal  iv  rdXXoig  xokvx(fv6ocg 
^SbcBavog  xBXadäv  7cXi]QOV(iBvog  at^arv  noXkp;  denn  auch  sie 
haben  den  Kindern  Gottes  Böses  gethan,  als  der  Sidonier- 
könig,  der  Phönikier,  viel  galikanisches  Volk  aus  Syrien 
heranführte;  xai  6b  q>ovBV0BL,  Avxri  ^Paßivvri  w,  xal  ig  fpo- 

♦)  [In  der  Recension  zu  V,  180  nlrix^stoa  tivovtag.    P.  R.] 
**)  [In  der  Recension  eh  V,  182  wählt  Gatschmid  die  andere  Les- 
art xTMT'O'f  r<Jor.    F.  R.] 


DIE  SIBYLLINISCHEN  BüECHEB.  243 

vov  fjysfiovevösi.  Wehe  ihr  Inder  und  Aethioper!  'Hvixa 
yccQ  xovxovq  XQO%og  a^ovoq  alyoxsgitrjg  ^  TavQog  r'  iv  Sidv- 
(lotg  fiiöov  ovgavhv  a^g)LeXC^i]^  üag^ivog  i^avaßä6a  xal 
rjkcog  afi(pl  fistcoTCa  Ilri^ccfisvog  ^civi^v,  ütSQLnäfiTCokov  (schreib 
nsQvxa^TtvXov)  rjyefiovsvöjj ,  wird  ein  grosser  Brand  des 
Äethers  sein  und  die  Sterne  mit  einander  streiten,  dass  das 
Land  der  Inder  und  Aethiopen  in  Feuer  und  Wehklagen 
untergeht.  Beweine,  Korinth,  dein  Unglück.  Denn  wenn  die 
Moiren  den  mit  List  Fliehenden  l^d'^ioto  %aQ  6(upriv  "A^ov- 
6iv  lutdcoQoVj  bis  Alle  den  erblicken,  der  einst  deinen  Felsen 
mit  Eisen  zu  durchschneiden  yersacht  hat,  dann  wird  er 
dein  Gefilde  vernichten,  wie  es  bestimmt  ist.  Denn  ihm  hat 
Gott  verliehen  zu  thun,  was  kein  früherer  König  konnte. 
Denn  zuerst  von  drei  Köpfen  mit  der  Sichel  die  Wurzel 
abreissend,  wird  er  dieselbe  Anderen  zu  verzehren  geben, 
dass  sie  essen  das  Fleisch  der  Eltern  des  unheiligen  Königs. 
Denn  allen  Menschen  steht  Furcht  und  Schrecken  bevor 
wegen  der  grossen  Stadt  und  des  gerechten  Volkes.  0  du 
unbeständige  und  übelberathene  Stadt!  Tig  6s  ßgotmv  ino- 
^66 ;  tig  ivSo^ev  ov  %aX87CttCvei\  ^Ev  6oC  tig  ßaöiXsvg  cbilvov 
ßCov  äXsös  Qtg>€ig;  Udvra  xaxäg  öii^rixag^  olov  te  xaxov  xa- 
tixXvöag^  Kai  diä  öov  x66^oto  xaXal  TVtvxsg  ^kkdx^i]6av. 
Vergeblich  pochst  du  den  Gerechten  gegenüber.  Haben  deren 
Propheten  ihr  Licht  umsonst  leuchten  lassen?  Weil  du  nicht 
gehört  hast,  wirst  du  sein  ^Aqxti  xal  xafidtoco  xal  dvd'Qoi- 
notg  i^dya  t^Q^j  BXaTtro^dvrig  xriöeag  xal  öaj^ofidvrjg  ndli 
^oiQfjg.  Wenn  Persis  von  Krieg,  Pest  und  Gestöhne  Ruhe 
haben  wird,  dann  werden  die  frommen  Juden  eine  grosse 
Stadt  bauen  bis  ^toTtrj^  und  kein  Krieg  wird  mehr  sein,  son- 
dern sie  werden  über  die  Welt  der  Bösen  Tropäen  errichten. 
Vom  Himmel  herab  wird  ein  grosser  Mann  kommen,  Ov 
Ttakdfiag  rjnkmösv  inl  ^vXov  noXvxaQTCov  ^Eßgalav  o  aQvörog 
(schreib  oaQLffrvg)*)^  og  rjdXLov  notB  6rrj6s,  Die  Juden  wer- 
den, vom  Drucke  der  Hellenen  frei,  Gott  loben,  ihre  Wider- 
sacher aber  sich  verbergen,  bis  dass  Feuerregen  vom  Himmel 


*)  [Vgl.  Bd.  II  S.  824  dieser  Sammlung.    F.  R.] 

16* 


244  DIE  SIBYLLINISCHEN  BÜECHER. 

fallt.  Alles  wird  ungesäet  und  iingeackert  wachsen,  alle 
Menschen  den  unsterblichen  Gott  verehren,  nicht  aber  Hunde 
und  Geier,  deren  Dienst  Äegypten  gelehrt  hat,  und  den 
Hebräern  wird  Milch  und  Honig  fliessen.  Wehe  Asien,  wehe 
den  Tonern,  Earern  und  Lydem,  wehe  Sardeis,  Trallis  und 
Laodikeia,  ihr  werdet  durch  Erdbeben  in  Schutt  yerwandelt 
werden.  Wenn  die  Stürme  die  Schiffe  versenken,  wird  auch 
der  Tempel  der  Artemis  durch  Erdsturz  und  Erdbeben  ins 
Meer  gestürzt  werden.  Da  wird  Gott  mit  Blitzen  alle  Gott- 
losen erschlagen.  "H^si.  yccQ  xal  E^vQva  iov  xkaiovöa  Av- 
xovQyov  Eig  *Bkpi6oio  nvXag^  xal  avti]  ^XXov  dkettai.  Kvfiti 
d*  71  (MOQcij  övv  vd^iaöL  tolg  ^soxvsvfftovg^  ^E/v  xakafugöi  d'emv 
(d'omv?)*)  avögcSv  uSCxmv  xal  ä^dö^imv  *Piq>6t6*  ovxhi  ro'tf- 
6ov  ig  ald'dga  xägfuc  ngoSm^sL.  Das  ist  die  Last  für  das, 
was  das  harte  Volk  der  Eymäer  Uebles  gethan  hat  Und 
wenn  sie  die  Einäscherung  des  bösen  Landes  beklagen  wer« 
den,  wird  Adcßog  hi  ^Hgidavov  aldvvov  il^axokBtxav.  Wehe 
dir,  KoQxvga^  höre  auf  mit  dem  xcS^og.  Und  du,  reiches 
^Is^a  !jc6hg,  ''E^sig^  ov  nsnodTjxag  ixsiv^  %äQOV  tcoXvSoxqvv, 
in  die  Erde  verschüttet  werdend  am  Flusse  Thermodon. 
Felsengewachsenes  TqhcoXig  am  Mäandros,  du  wirst  durch 
nächtliches  Gewässer  weggespült  werden.  Milet  wird  ein 
Blitz  vernichten,  darum  dass  es  sich  an  Phobos  gehangen 
hat  Herr,  sei  Judäa  gnädig.  Ich  sehe  die  zweimeerige 
Mauer  der  Thraker  in  die  Fluth  geworfen.  Hellespont^  dich 
wird  einst  ein  Kind  der  Assyrier  Überjochen.  Gegen  dich 
ist  der  Kampf  der  Thraker,  und  er  wird  deine  Stärke  ver- 
nichten. Makedonien  wird  ein  ägyptischer  König  nehmen. 
Eine  barbarische  Gegend  wird  die  Starbt  der  Führer  zu 
Boden  werfen.  AvSol  xal  raXdtat^  nafLqyvXioi  iv  ÜLöidBööL 
Ilavdrj^sl  xQarsovöL  xaxriv  Iqvv  bnXufd'dvtsg.  Italien  wird 
veröden.  Der  Tag  wird  kommen,  wo  Gottes  Stimme  er- 
dröhnen, Sonne  und  Mond  erbleichen,  Finstemiss  die  Erde 
bedecken,  Gott  selbst  an  den  Götzendienern  Gericht  üben 
wird.  In  der  letzten  Zeit  wird  um  das  Ende  des  Mondes 
ein  hinterlistig  geführter  Weltkrieg  entbrennen.  Von  den 
*)  [In  der  BeceDsion  zu  V,  309  'Ev  nctldfiaig  u^iaup,    F.  B.] 


DIB  SIBYLLINISCHEN  BÜECHER.  245 

Enden  der  Erde  wird  kommen  der  Muttermorder,  fliehend 
und  Böses  brütend.  Der  wird  die  ganze  Erde  erobern  und 
klüger  als  alle  Anderen  sein;  er  wird  die  Stadt^  um  derent- 
willen er  selbst  ausgerottet  ward;  ausrotten  ^  wird  Viele  und 
Mächtige  vernichten;  Alles  in  Brand  stecken^  die  Gefallenen 
aufrichten«  Vom  Abend  wird  grosser  Krieg  über  die  Men- 
schen kommen;  in  den  Gefilden  Makedoniens  wird  es  zur 
Schlacht  kommen;  unendliches  Blut  fliesseU;  und  er  wird 
alle  Eonige  vernichten.  Das  wird  der  letzte  Krieg  seiu;  von 
da  an  ewiger  Friede  herrschen.  Ihr  Muttermörder;  die  ihr 
einst  das  Beilager  von  Knaben  unheilig  euch  verschafft  und 
Jungfrauen  in  Bordelle  gestellt  habt;  hört  auf  zu  trotzen  1 
In  dir  vermischte  sich  die  unheilige  Mutter  mit  dem  SohnC; 
die  Tochter  schlief  als  Braut  bei  dem  Vater.  In  dir  besu- 
delten Konige  ihren  unseligen  Mund;  in  dir  legten  sich 
schlechte  Männer  zu  Thieren.  Darum;  du  böse  Stadt;  höre 
auf;  dich  zu  freuen.  Nicht  werden  mehr  Jungfrauen  das 
heilige  Feuer  dir  anzünden;  denn  zum  zweiten  Mal  habe  ich 
von  unheiliger  Hand  den  Tempel  Gottes  in  Flammen  ge- 
steckt gesehen.  Ein  unscheinbarer  und  unreiner  König  hat 
ihn  verbrannt;  mit  Heeresmacht  kommend;  aber  er  kam  um; 
sobald  er  das  heilige  Land  betrat:  und  damit  geschah  ein 
grosses  Zeichen,  so  dass  Andere  die  grosse  Stadt  zu  zer- 
stören schienen.  Und  vom  Himmel  kam  ein  seliger  Mann 
mit  einem  von  Gott  erhaltenen  Scepter,  der  den  Guten  die 
geraubten  Güter  zurückgab;  die  Städte  der  Bösen  verbrannte 
und  die  Stadt  und  den  Tempel  in  aller  göttlichen  Herrlich- 
keit aufbaute.  Dann  werden  alle  Menschen  Gerechtigkeit 
übeu;  und  das  wird  sich  in  den  letzten  Zeiten  zutragen. 
Wehe  dir;  goldthronigeS;  goldbeschuhtes  BabyloU;  langjährige 
Herrscherin,  die  du  allein  die  Welt  beherrschtest,  du  ehe- 
malige Grossstadt  und  Allstadt;  nicht  mehr  wirst  du  in 
goldenen  Bergen  und  den  Wassern  des  Euphrat  liegen:  zur 
Zeit  des  Erdbebens  wirst  du  gestürzt  werden.  Die  mächtigen 
Parther  machten  dich  Alles  beherrschen;  ixs  (schreib  ixei) 
ötofuc  (ptiiov  avdyxfj  (avdyvri  Alexandre*))  Xakdaiav  ysvsii, 
•)  [Vielmehr  Opsopoeiu.    F.  R.] 


246  DIE  SIBYLLINISCHEN  BUECHER. 

sinne  nicht  mehr^  wie  du  über  die  Perser  und  Meder  herr- 
schest Eüvsxa  yocQ  r^g  67Jg  aQx^gj  rjg  icxsg^  oiir^Qa  Eig 
Ptoiifjv  jci^tlfaöa  Tcal  ^A66l8i  ^tsvovtag.  Darum  wirst  du^ 
Königin^  für  die  Unbilden  Bede  stehen  müssen ^  um  derent- 
willen du  Trauriges  erduldet  hast.  In  der  letzten  Zeit  wird 
das  Meer  trocken  sein,  keine  Schiffe  werden  mehr  nach  Ita- 
lien fahren,  Kreta  wird  eine  Ebene  sein,  Gypern  mit  Paphos 
und  Salamis  wird  von  grossem  Wehe  betroffen  werden,  das 
Land  Unfruchtbarkeit  und  Verwüstung  durch  Heuschrecken 
erleiden.  Tyros  werdet  ihr  Menschen  beweinen,  den  Fall 
Phönikiens  werden  die  Sirenen  bejammern.  Im  fünften  Ge- 
schlecht nach  dem  Aufhören  des  Verderbens  von  Aegypten, 
zu  einer  Zeit,  wo  unfreundliche  Könige  sich  verbinden  und 
Geschlechter  von  Pamphylern  nach  Aegypten  ziehen  werden, 
wird  in  Makedonien,  Asien  und  dem  Lande  der  Lykier  ein 
Weltkrieg  sein,  den  Roms  König  und  die  Mächtigen  des 
Abendlandes  beilegen  werden.  Zur  Zeit  winterlichen  Frostes, 
der  den  grossen  Fluss  und  die  grössten  Seen  bedeckt,  wird 
ein  Barbarenvolk  nach  Asien  ziehen  und  das  Geschlecht  der 
Thraker  yemichten;  da  wird  eine  furchtbare  Hungersnoth 
sein,  die  wilden  Thiere  werden  die  Menschen  anfallen,  und 
äusserster  Mangel  an  Menschen  wird  eintreten.  Die  Menschen 
werden  wünschen,  die  Sonne  beschiene  ihre  Sünden  nicht, 
und  Finstemiss  wird  sein,  den  Gerechten  aber  wird  Gott 
leuchten  lassen  ein  grosses  Licht.  Isis  und  Serapis  werden 
verlassen  werden.  Ein  linnengekleideter  Priester  wird  zur 
Anbetung  des  wahren  Gottes  auffordern  und  in  Aegypten 
wird  ein  Tempel  des  wahren  Gottes  erstehen.  Aber  wenn 
die  Aethiopen,  das  frohe  Volk  der  Triballer  verlassend, 
Aegypten  beackern  werden,  werden  sie  Böses  beginnen  und 
den  Tempel  Aegypten s  zerstören;  Gott  aber  wird  seinen 
Zorn  auf  sie  regnen  lassen  und  sie  ausrotten.  Ich  sah,  wie 
Sonne  und  Mond  die  Sterne  bedrohten  und  wie  die  Stern- 
bilder wider  einander  zu  kämpfen  anhoben.  Da  ergrimmte 
der  Himmel  und  warf  die  kämpfenden  Sterne  in  den  Okea- 
nos,  und  sie  zündeten  den  Erdball  an,  sternlos  aber  war 
der  Aether. 


(  DIE  SIBYLLINISCHEN  BÜECHEtt.  247 

I 

Lib.  VI. 

f 

Ich  besinge  den  Sohn  GotteS;  dem  Gott  noch  ungeboren 
das  'Scepter  verlieh^  der  sich  im  Jordan  taufen  Hess,  den 
Menschen  den  rechten  Pfad  wies,  auf  dem  Meere  wandelte. 
Kranke  heilte,  Todte  erweckte,  mit  einem  Brode  Tausende 
speiste  und  der  Glanz  der  Erde  war.  Dich  aber,  Sodomiti- 
sches  Land,  erwartet  Unheil,  dass  du  deinen  Gott  nicht  er- 
kannt, ihm  eine  Dornenkrone  aufgesetzt,  Galle  ihm  zum  Trank 
gegeben  hast.  0  heiliges  Holz,  auf  dem  Gott  ausgespannt 
wurde,  du  wirst  in  den  Himmel  aufgenommen  werden,  wenn 
das  nun  feurige  Antlitz  Gottes  strahlen  wird. 

Lib.  YIL 

0  Rhodos,  du  erste  der  Städte,  wirst  auch  zuerst  unter- 
gehen. Delos,  du  wirst  auf  den  Wassern  keine  Ruhe  finden. 
Eypros,  dich  wird  die  Welle  des  hochzeitlichen  Meeres  weg- 
spülen. Sicilieu,  dich  wird  das  dir  zum  Verderben  brennende 
Feuer  verderben  • . .  Sich  nicht  um  die  grosse  Fluth  kümmern 
. . .  Noe  allein  entrann  dem  Verderben  . . .  Alles  wird  Wasser 
sein;  die  Winde  werden  gehemmt  werden,  ein  neuer  Aeon 
entstehen.  0  Phrygien,  du  wirst  zuerst  aus  den  Wassern 
auftauchen,  zuerst  wirst  du  Götzendienst  treiben,  wofür  du 
nach  Umlauf  vieler  Jahre  büssen  sollst.  Die  Aethiopen 
werden  mit  dem  Schwert  erschlagen  werden.  Das  frucht- 
bare Aegypten  wird  Bürgerkrieg  heimsuchen,  und  von  da 
an  werden  Männer  unverhofft  den  für  Männer  nicht  ziemenden 
Gott  Apis  austreiben.  Laodikeia,  die  du  Gott  verleugnest, 
dich  wird  der  Lykos  wegspülen.  Der  als  Mensch  geborene 
Gott  wird  die  Himmelsaxe  in  Brand  setzen,  deren  Funken 
die  Menschen  vernichten  werden.  Sie  werden  Gott  vergeblich 
um  Gnade  anrufen;  durch  den  Stamm  Davids  wird  Alles 
ausgerichtet  werden,  dem  Gott  das  Scepter  gab,  zu  dessen 
Füssen  die  Engel  schlafen.  Sinnverwirrende  Angst  wird  über 
die  Menschen  kommen.  *Akk^  oxav  ix  ^itVS  ßkcc6t6g  viog 
oiLfiata  kv6i[i  (schreib  ofifia  ravvööri)  Ti^v  xtiötv  r^v  jtors 
Möa  tQog)iiv  diidmxe  X€qI  ör^v^  Kai  xa  yLev  a(iq>l  xQ^'^ovg 


248  DIE  SIBYLLINISCHEN  BüECHER. 

iötav  xksov.  Wenn  aber  andre  Perser  herrschen  werden,  ein 
streitbares  Volk,  werden  arge  Brautkammem  sein  unter  den 
übles  Gesetz  habenden  Stämmen.  Die  Mutter  wird  ihren 
Sohn  zugleich  als  Gatten  haben-,  der  Sohn  wird  die  Mutter 
schänden-,  die  Tochter  wird  nach  diesem  barbarischen  Ge* 
setze  bei  dem  Vater  schlafen.  Später  wird  ihnen  der  romische 
Eriegsgott  entgegenleuchten,  viel  Blut  wird  fliessen,  der 
Fürst  Italiens  wird  vor  der  Wucht  der  Lanze  fliehen.  Aei- 
iffovöi  d^  inl  y^g  XQv6d  xs%ttQayiidvov  avd'og  ^Ex^QO^ioXotna 
tpiQ0v6*  alsl  6rjfL€tov  avdyxr^g.  Die  unglückliche  ^IXtag  wird 
das  Grab,  nicht  die  Hochzeit  gewinnen  {iTmistaif  schreib 
ixxi6BraL)*\  und  die  Bräute  werden  schluchzen,  darum  dass 
sie  nicht  Gott  erkannt,  sondern  Tambourins  und  Gastagnetten 
geschlagen  haben.  Wahrsage  nur,  Eolophon-,  dir  steht  eine 
Feuersbrunst  bevor.  BBOCaXlri  dv6w^(p6j  du  wirst  auf  den 
Fluthen  umhertreiben,  ein  Spielball  des  Krieges.  Eorinth, 
um  dich  wirst  du  schlimmen  Erieg  haben,  und  ihr  werdet 
euch  gegenseitig  umbringen.  Tvge,  6v  d'  r^Uxa  ki^irg  (schreib 
dii  Xlav  Xeiijjff)**)  ^ovij^  sv6Bßi<ov  yap  ^AvSqoiv  x<OQi^0€tg 
(schreib  x^Q^^^^'S)'  6Xiyfiq>aviri  6s  (schreib  okiyritpaviri  6v)***) 
dLoiösv.  Wehe  dir,  Köle-Syrien,  Ootvixmv  xmaxov  (^  naxQlg'i)'\) 
dvdQcoVj  Olg  ineQSvyoii^ivri  xettai,  BffQvtiag  aXfiri,  wehe  dir, 
dass  du  deinen  Gott,  der  im  Jordan  getauft  ward  und  vom 
Vater  Macht  über  Himmel  und  Erde  erhielt,  verleugnet  hast. 
Nicht  sollst  du  dem  Herren  blutige  Opfer  darbringen,  son- 
dern eine  Taube  zur  Erinnerung  an  die  Taubengestalt  des 
heiligen  Geistes  frei  gen  Himmel  fliegen  lassen  und,  wenn 
ein  Bettler  kommt,  ihn  dreimal  mit  Wasser  besprengen  und 
speisen.  Sardo,  das  du  jetzt  drückend  bist,  du  wirst  in  Asche 
verwandelt  und  keine  Insel  mehr  sein,  Ztav  dixadog  xQOvog 
SX%i[l.  Mvydovlri  XQrixBta^  SviSixßaxB  nvpöh  ^aXa66rig^  du 
prahlst  mit  der  Ewigkeit,  und  gerade  du  wirst  durch  den 
heissen  Odem  der  Ewigkeiten  untergehen.    Eeltisches  Land, 

*)  [In  der  Recension  za  VII,  52  i%trjtai,    F.  R.] 
♦•)  [In  der  Recension  zu  VII,  62  av  d'  j\h»ia  Islifni.    F.  R.] 
***)  [In  der  Recension  zu  VII,  63  xrjif<D^eta'  oliyrid^aviin  av.   F.  R.] 
t)  [In  der  Recension  zu  VII,  64  at  ndyoi.    F.  R.] 


DIE  SIBYLLmiSCJBLEN  BUEGHEB.  249 

an  deinem  Gebirge^  dem  schwer  zu  ersteigenden  'jiXjCLg,  wird 
Sand  dich  begraben;  du  wirst  keinen  Zins  zahlen  weder  an 
Aehren  noch  an  Pflanzen;  menschenleer  wirst  du  sein,  eine 
eisstarrende  Oede,  und  wirst,  du  unreines  Land,  eine  uner- 
wartete Strafe  leiden.  Bom,  nach  der  makedonischen  Lanze 
wirst  du  bis  zum  Olymp  leuchten;  wenn  du  dich  aber  ganz 
fest  wähnst;  wird  Gott  dich  ganz  unansehnlich  machen. 
Das  sage  ich  dir;  wenn  du  untergehst,  wirst  du  hell  und 
schrill  aufschreien;  dann,  Rom,  werde  ich  dich  zum  zweiten 
Mal  anreden.  Jetzt  beweine  ich  dich,  o  Syrien.  0  übeU 
berathenes  Theben,  die  Eriegstrompete  wird  dir  und  deinem 
Lande  den  Untergang  bringen.  Wehe  dir,  Meer,  du  wirst 
vom  Feuer  verbrannt  werden  und  mit  deiner  Fluth  die  Men- 
schen vertilgen.  Die  ganze  Welt  wird  ein  Brand,  und  die 
Menschen  um  ihrer  Sünden  willen  stg  almv<ov  iviavtovg 
brennen;  die  in  Schafskleidern  sich  fUr  Hebräer  ausgeben, 
werden  entlarvt  werden.  'Ev  dl  xQitp  xXi^qgj  nsQLtekXoiidvov 
iviavtmv  oydodtrig  itgcitr^g  (Vordertreflfens)*)  wird  eine  neue 
Schöpfung  ins  Leben  treten.  Eine  lange  Nacht  wird  sein, 
es  wird  nach  Schwefel  und  Mord  riechen.  Dann  wird  Gott 
das  neue  Menschengeschlecht  erstehen  lassen,  das  herrlich 
und  in  Freuden  leben  wird;  und  Gott  selbst  wird  unter 
ihnen  sein  und  sie  lehren.  Die  Sibylle  klagt  sich  selbst 
aller  Art  Ehebruch  an  und  prophezeit,  dass  sie  mit  brennen 
werde.  Nicht  werde  sie  fortleben,  sondern  die  böse  Zeit  sie 
vernichten;  sie  werde  am  Meere  gesteinigt  werden  (xai  fi£ 
XU^oig  6ki6ov6Lv*  iiCBC  (lov  [yaQ]  natgl  kad'ovöa  [schreib 
insi  fiov  TtatQl  lad'ovöa]  Tla  q>Ckov  lAStidiOTca).  Werffc  Alle 
zu,  damit  ich  meine  Sünden  sühne  und  das  ewige  Leben  er- 
werbe! 

Lib.  vin. 

Seitdem  der  Thurm  gefallen  und  die  Sprachen  vertheilt 
waren,  war  zuerst  das  Reich  Aegyptens,  dann  der  Perser, 
Meder,  Aethiopen,  des  assyrischen  Babylon,  dann  Makedo- 
doniens  grosser  Dünkel,  dann  das  berühmte  ungerechte  Reich 

*)  [In  der  Becension  zu  VlI,  140  n^^rig.    F.  B.] 


250  DIE  SIBYLLINISCHEN  BUECHEE. 

der  Italer.  Dieses  letzte  von  allen  wird  allen  Menschen 
viel  Unheil  zeigen  und  die  mühevolle  Arbeit  aller  Länder 
verzehren.  ^§6t  d'  axft^rag  ßaöiXstg  idväv  ixl  dv6(iag  xal 
^€6fiovg  d^i^asL  kaotg  xal  7Cav%^  vnotal^ei.  Spät  wird  durch 
des  Herrn  Zorn  Feuer  Alles  vernichten.  Das  Erbübel  ist  die 
unersättliche  Habsucht.  Fata  <&'  oQovg  (schreib  q>6Q0vg)  list 
xal  (pQovQOvg  näöa  d-dlaööa  . . .  IIoQd^fjaoxHfi  nivTixag  .  . .  und 
wäre  der  Himmel  nicht  so  weit,  so  würde  auch  das  Sonnen- 
licht nicht  allen  Sterblichen  mehr  gleich  sein^  sondern  von 
den  Reichen  für  schnödes  Gold  allein  an  sich  gerissen  werden, 
und  für  die  Bettler  müsste  Gott  eine  andere  Welt  einrichten. 
Du  stolze  Roma,  ein  himmlisches  Feuer  wird  dich  und 
deinen  ganzen  ßeichthum  vernichten  und  du  wirst  zur  Oede 
werden.  Wo  wird  dann  dein  Palladium  sein?  welcher  Gott 
dich  retten?  was  wird  dein  Senat  dann  beschliessen?  wo 
bleibt  dann  das  Geschlecht  der  Rhea,  des  Eronos,  des  Zeus, 
vexgäv  eüdoXa  xaii6vra)v,  deren  Grab  ja  Kreta  noch  auf* 
weist?  Wenn  du  fünfzehn  Könige  gehabt  haben  wirst,  welche 
die  Welt  vom  Aufgang  bis  zum  Niedergang  unterjochten, 
wird  sein  ein  grauhaariger  Herrscher,  nach  dem  Meere  den 
Namen  führend.  Der  wird  den  Erdkreis  besichtigen,  Ge- 
schenke beschaffend,  viel  Gold  habend,  viel  Silber  von  seinen 
Feinden  zusammenlesend,  und  wird,  nachdem  er  die  Welt 
entblosst,  heimkehren,  wird  theilnehmen  an  allen  Mysterien 
der  magischen  Adyta,  wird  einen  Knaben  zum  Gott  erklären, 
alle  öeßdö^ata  aufheben  und  die  Mysterien  der  Verführung 
(jclavTig)  von  ihrem  Ursprung  Allen  erofihen.  Bejammerns- 
werthe  Zeit,  wenn  der  Bejammernswerthe  selbst  enden  wird! 
Da  wird  das  Volk  den  Untergang  der  Stadt  voraussehen  und 
an  den  Ufern  des  Thymbris  bejammern.  Nach  diesem  werden 
drei  herrschen,  den  allerletzten  Tag  habend,  welche  den 
Namen  des  himmlischen  Gottes  tragen.  Der  eine,  ein  Greis, 
wird  lange  herrschen;  dieser  beklagenswerthe  Fürst  wird 
alle  Schätze  der  Welt  verwahrt  halten  in  seinen  Häusern, 
um  sie,  wenn  der  flüchtige  Muttermörder  von  den  Enden 
der  Erde  wiederkehren  wird,  unter  Alle  zu  vertheilen  und 
Asien   grossen  Reichthum   zu   geben.     Dann    wird   der  Tag 


DIE  SIBYLLINISCJäEN  BÜECHEK.  251 

der  Trauer  f&r  dich  gekommen  sein^  o  Rom;  der  Ruhm 
deiner  Adler  tragenden  Legionen  wird  hinsinken*,  welches 
der  Länder,  die  da  ungerecht  unterjocht  hast,  wird  dir  dann 
beistehen?  Denn  eine  Verwirrung  aller  Menschen  wird  sein, 
wenn  Gott  selbst  herabsteigt  zu  richten  die  Lebendigen  und 
die  Todten.  Wenn  der  Sturz  der  Städte  und  Klaffen  der 
Erde  eintreten  wird,  wird  sein  ßQvyfibg  xal  öxoQmö^og  xal 
aXmffLg.  Wenn  der  feurige  Drache  auf  den  Wogen  des 
Meeres  kommen  wird,  Schaaren  im  Bauche  habend,  und  deine 
Kinder  plagen  wird,  wenn  sein  wird  Hunger  und  Bürgerkrieg, 
dann  ist  das  Weltende  nahe  und  das  jüngste  Gericht.  Zuerst 
wird  des  Herren  Zorn  die  Römer  und  das  italische  Land 
treffen.  In  der  zukünftigen  Welt  wird  Gleichheit  Aller  sein. 
Sehet  an  den  Fall  Roms;  nicht  Hellenen,  nicht  Syrer,  nicht 
Barbaren  noch  ein  anderes  Volk  wird  unter  dein  Joch  den 
Nacken  beugen;  du  wirst  geplündert  werden  und  allen  Reich- 
thum,  den  du  jemals  erpresst  hast,  wieder  herausgeben 
müssen.  Dann  wird  das  sechste  Geschlecht  der  latinischen 
Konige  sein  spätestes  Leben  enden,  xal  öxfj^czQa  %qoXsC^bi' 
Tr^g  avtrjg  yevs^s  ^SQog  (schreib  ngoleitlfsc  r^g  avr^g  ysveijg^ 
etSQog)  ßMvksvg  ßMi^Xsvösij  der  die  ganze  Erde  beherrschen 
wird;  und  er  wird  massvoll  herrschen,  nach  dem  Willen  des 
höchsten  Gottes,  seine  Kinder  und  das  Geschlecht  seiner 
Eander,  der  unerschütterten,  im  Laufe  der  Zeit,  wenn  fünf- 
zehn Könige  von  Aegypten  gewesen  sein  werden.  ^'Evd'sv 
otav  q>oivLXog  iTcikdij  nBvraxQovoLO ,  wird  kommen  der  Ver- 
wüster der  Völker,  aller  möglichen  Stämme,  des  Hebräer- 
Yolkes.  Krieg  wird  dem  Kriege  begegnen,  er  wird  Roms 
Trotz  brechen;  dieses  wird  stürzen,  wenn  er  mit  Heeresmacht 
von  Asien  kommt.  Nachdem  er  dies  Alles  gethan,  wird  er 
in  die  Stadt  wiederkehren.  Wenn  dieses  Unglück  dich  be- 
trifft, wird  dein  Alter  von  948  Jahren  deinen  Namen  wahr 
machen,  PSIMH,  Feiere  nur  den  aus  heimlichem  Hinter- 
halte von  Asien  aus  auf  den  Tro'ischen  Wagen  Springenden, 
der  den  Zorn  eines  Gluthwindes  hati  Wenn  er  das  Meer 
überschreitend  den  Isthmos  durchstechen  wird,  da  wird  rotfaes 
Blut  die  grosse  Bestie  umfliessen,  und  der  Hund  wird  den 


252  DIE  SIBYLLINISCHEN  BüECHEE. 

die  Hirten  fressenden  Löwen  verfolgen:  er  wird  des  Scepters 
beraubt  in  die  Unterwelt  wandern.  Den  Rhodiern  steht  das 
letzte  und  grösste  üebel  bevor.  Theben  erwartet  schlimme 
Eroberung;  Aegypten  wird  in  Folge  der  Schlechtigkeit  der 
Führer  zu  Grunde  gehen^  so  dass  drei  und  vier  Mal  glück- 
lich zu  preisen  sind  die  Sterblichen  ^  die  da  dem  Verderben 
zu  entrinnen  vermögen  werden.  "Eötav  xal  ^Pd^rj  ^(irj  Tcal 
^^kog  aSriXoq  Kai  IJd^og  a^Log,  Später  wird  auch  über  die 
Perser  Unheil  kommen  ihres  Uebermuthes  wegen.  Darauf 
wird  der  reine  Gesalbte  in  alle  Ewigkeiten  regieren^  nach- 
dem er  die  Todten  erweckt  hat.  Rom  und  alle  Menschen 
werden,  da  sie  unbussfertig  sind,  dem  Verderben  preisgegeben 
werden.  Wenn  Allen  der  böse  Tag  des  Hungers ,  der  Pest, 
des  Krieges  gekommen  ist,  dann  wird  der  duldende  Gesalbte 
zu  Gericht  sitzen..  Verdorrtes  wird  blühen,  Regen,  Feuer 
und  Sturm  wird  gegen  die  Erde  losgelassen  werden  und 
allerlei  Giftkraut.  Aber  die  Frevler  werden  nicht  in  sich 
gehen.  Die  Sterne  werden  ins  Meer  fallen  und  ein  Komet, 
vielen  Krieg  verkündend.  Möchte  ich  am  Leben  sein,  wenn 
der  heilige  Knabe  die  Sünder  gefesselt  in  den  Abgrund 
wirft.  Wenn  aber  erst  das  zehnte  Geschlecht  im  Hades  ist^ 
wird  eine  Frau  grosse  Gewalt  baben,  und  Gott  wird  unter 
ihrer  Herrschaft  die  Plagen  häufen;  jedes  Jahr  wird  Aeonen 
lang  sein.  Die  Sonne  wird  finster  bei  Tag  und  Nacht 
scheinen,  die  Sterne  werden  den  Pol  verlassen,  ein  Typhon 
die  Erde  verwüsten.  Die  Todten  werden  auferstehen,  die 
Gebrechlichen  ohne  Gebrechen;  Gleichheit  Aller  wird  sein, 
Milch  und  Honig  fliessen  . . .  Gericht  Gottes  . . .  Veränderung 
des  Zeitlaufs  und  der  Jahreszeiten  .  .  .  Weltuntergang  .  .  . 
Akrostichische  Verherrlichung  der  Parusie  (^Iri^ovg  XQSiatbg 
0£oif  vtog  JkotfJQ'  atavgog).  Als  Sterblicher  wird  er  zum 
Weltgerichte  kommen,  er,  der  Ersterschafifene,  der  Wunder 
Thuende,  der  gelitten  hat,  bei  dessen  Tode  Zeichen  ge- 
schahen, der  in  der  Unterwelt  den  Todten  gepredigt  hat^ 
der  vom  Tode  auferstanden  ist.  Verwittwet  werden  sein  die 
Urbestandtheile  der  Welt,  Alles  wird  ein  Feuer  sein,  alle 
Sterne  vom  Himmel  fallen,  unter  den  Menschen  wird  Heulen 


DIE  SIBYLLINISCHßN  BÜECHER.  253 

nnd  Zähneklappern  sein;  denn  Gott  hat  sich  von  ihnen  ab- 
gewendet, nachdem  er  durch  Vermittlung  der  heiligen  Jung- 
frau sieben  Aeonen  Bedenkzeit  bewilligt  hatte.  Ich  bin  der 
alleinige  Gott^  spricht  der  Herr;  ich  will  nichts  wissen  von 
den  Opfern ;  die  die  Heiden  ihren  Götzen  darbringen:  die 
mir  genehmen  Opfer  sind  Werke-  der  Barmherzigkeit.  Am 
jüngsten  Tage  will  ich  richten  zwischen  Gerechten  und  Un- 
gerechten. Gott  schuf  am  Anfange  die  Welt  und  yeranderte 
sie  in  den  letzten  Tagen^  indem  er  die  Jungfrau  Maria  Tom 
Aoyog  in  Bethleem  das  Christuskind  empfangen  liess.  Wir 
Christen  sind  nicht  wie  die  Heiden ,  die  ihren  Götzen  mit 
Opfern  dienen,  sondern  loben  Gott  mit  frommen  Lobgesängen. 

Fragmente. 

Es  herrscht  ein  ewiger  König  ...  Es  ist  ein  Gott,  der 
Schöpfer  der  Menschen  und  aller  Dinge  . . .  wenn  er  kommt, 
wird  das  Feuer  in  der  Mitte  der  Nacht  Finsterniss  sein. 

Lib.  XI. 

Seitdem  die  Sintfluth  das  alte  Menschengeschlecht  ver- 
nichtet hatte,  schuf  Gott  ein  neues  Menschengeschlecht,  das 
baute  den  Thurm;  drauf  wurden  ihre  Sprachen  verwirrt  und 
Gottes  Zorn  stürzte  den  Thurm  ein.  ^^  rote  xal  dexdti] 
yevsri  lUQoacav  av^gmicmv  ^E^  ov  %avx  (schreib  iiavt)  iyi- 
vovto.  Da  ward  die  Erde  vertheili  Zuerst  wird  Aegypten 
die  Herrschaft  haben;  da  werden  viele  wohlberathene  Männer 
herrschen,  dann  ein  schlimmer,  starker  Kämpe,  Ovvo^a  de 
6%r^6Bi  tov  äxQOözLxioio  xi  ygaiuiia,  und  wird  das  Schwert 
ausstrecken  gegen  fromme  Männer.  Unter  dessen  Regierung 
wird  Aegypten  durch  Hunger  Umkommende  speisen;  das 
Morgenland  und  das  Geschlecht  assyrischer  Männer  wird 
ernähren  der  gefangene  Rechtertheiler,  dessen  Name  I  ist 
Wenn  aber  die  zehn  Plagen  Aegypten  betreffen  werden, 
dann  wird  das  Bothe  Meer  dir,  o  Memphis,  viel  Volk  ver- 
nichten. Wenn  das  zwölfstämmige  Volk  das  Gefilde,  das 
fruchtbare,  verderbliche,  verlassen  und  von  Gott  Gesetze  er- 
halten wird,  wird  es  führen  ein  grosser  Hebräerkönig,  einen 


254  DIE  SIBYLLINISCHEN  BÜECHER. 

ägyptischen  Namen  tragend,  WevdojcatQig  Ot^ßatog  avi^g^ 
und  wird  Memphis  lieben^  eine  kluge  Schlange,  und  viele 
Kriege  durchfechten.  ^coSsxdrfjv  (schreib  dodsxarijg)  dsTcd- 
dog  dh  TCegctsXXofidvTjg  (v.  1.  jteQttslkofiivov,  schreib  JtegutXo' 
Itdvfjg)  ßaiSiksCag  ^Enx  iTtl  (schreib  hc)  xal  dsxdtrjg  ig  em 
(schreib  ixiiov)  ixatovradog^  wird  das  Reich  von  Perseis 
sein^  während  alle  anderen  aufhören.  Da  wird  Finstemiss 
über  die  Juden  kommen,  Hungersnoth  und  Pest.  Aber  wenn 
der  Perser  herrschen  und  der  Sohn  des  Enkels  das  Scepter 
lassen  wird,  jcsQLteXXo^ivmv  [S*]  ivi^avtäv^  Eig  [lovvag  nivts 
rexQciöag,  dsxateveev  di  ravxag  (schreib  ^Ig  (tovdSag  %ivx£^ 
tergadag  dexatQstg  IS^  i%  avtatg\  ^EvvsdSag  tsXsd'slg  (schreib 
tskdcsig  mit  Alexandre)  ixatov,  und  du  wirst  Alles  zurück- 
zahlen, Kai  rot*  löy  Tligöyöi  (schreib  IlBQörß)  XdtQLg  Mi^- 
doiai  dod^staa,  durch  Schläge  in  heftigen  Schlachten  vernichtet 
Sofort  steht  nun  den  Persern  und  Assyriern,  ganz  Aegypten, 
Libyen  und  den  Aethiopen,  allen  Pamphylern  und  den  sämmt- 
liehen  übrigen  Sterblichen  Unheil  bevor.  Kai  rorf  vCmvotg 
dciösi  ßaöiXslov  dpx'qv^  welche  wiederum  die  Völker  ver- 
wüsten und  mitleidslos  die  Erde  ausplündern  werden;  dann 
werden  die  Perser  am  Tigris,  dann  Aegypten  weinen.  Dann, 
0  medisches  Land,  wird  dir  ein  Indien  entstammter,  sehr 
mächtiger  Mann  viel  Uebles  thun,  bis  du  alle  deine  über- 
müthigen  Thaten  gebüsst  haben  wirst.  Wehe  dir,  medisches 
Volk,  du  wirst  darauf  äthiopischen  Männern  tmlg  Ms- 
Qosidia  xÖQOv  dienen.  "Euer*  i%l  xotg  (schreib  rqilg)  jCQOff- 
%'Bl6*  ixatov  kvxdßavtog  d%  (schreib  ^ä')  a(>xrot/*)  «Aiy- 
gciösig,  du  Unglücklicher,  und  wirst  das  Joch  unter  den 
Nacken  beugen!  Dann  wird  ein  dunkelfarbiger,  grauhaariger, 
grossherziger  indischer  Herrscher  sein,  der  viel  Leid  über 
den  Orient  durch  heftige  Schlachten  bringen  wird;  dich  aber 
wird  er  schädigen  und  vor  allen  Anderen  zu  Grunde  richten. 
'jiXX'  otav  sixo0tdv  hog  xal  (xal  hog  Alexandre)  ddxatov 
ßaöiksveri  "^^'^^  i^^  ^^^  dsxdxvg^  xovb  d\  (schreib  d'  6c)  ßa- 
öikr^tov  aQXVS  ^dv  i^vog  oiatQi^ösi  xal  iXsvd'SQLfiv  ävaSsß^ei^ 

*)  [In  der  Becension  zu  XI,  66  achreibt  Gatschmid  ana^zL  F.  B.] 


DIE  SIBTLLINISCHEN  BÜECHER.  265 

Aei^jag  (Astjlfav?)  dovXtov  al^i  hcl  rgstg  (lovadag  iviavräv.*) 
Dann  aber  werden  sich  alle  Völker  wieder,  wie  vorher, 
unter  das  Joch  beugen,  einem  Eonige  dienend  und  freiwillig 
sich  unterwerfend.  Grosser  Friede  wird  auf  Erden  sein;  da 
wird  ein  grosser  König  über  die  Assyrier  herrschen  und 
Alle  dazu  bringen,  Gottes  Gesetz  zu  beobachten,  ihm  werden 
durch  den  Willen  Gk)ttes  alle  mächtigen  Könige  dienen,  durch 
üeberredung  wird  er  sich  Alles  unterwerfen.  Er  wird  den 
Tempel  des  Höchsten  bauen  und  alle  Bewohner  in  Eins  ein- 
schliessen;  27  wird  sein  Name  sein.  '^AA'  oxorav  Ssxdtrjv 
(ß^TcdöLV  Alexandre)  neQit£lXo(idvij6L  XQatfjöri  Totg  (schreib 
'^Qh)  S'^o  xal  xdvts,  nQO0BX%'mv  inl  rsQiia  xq6volo**)j  dann 
werden  soviel  Könige  sein  als  Völker,  ein  grosser  König 
aber  wird  Führer  derselben  sein;  viele  grossherzige  Könige 
werden  ihm  gehorchen  und  ihm,  seinen  Kindern  und  Enkeln 
der  königlichen  Herrschaft  wegen  Zins  zahlen  {Aciöovöt  ^oi- 
Qag  ßaOLXrjtdog  sZvbxsv  ccQ%r^g\  Elg  (schreib  ^Hg)  dsxaSag  de- 
Tcddcov  OTCtoij  ^ovädag  ijcl  (schreib  r'  iTcl)  tavzaLg^^E^  iximv 
&Q^Bi^  xal  ig  vcxaxov  dvtsckovöi,.  Wenn  das  gewaltige  wilde 
Thier  mit  Heeresmacht  kommen  wird,  welcher  Zorn  wird 
dann  über  dich,  ßaöiXstg  ayavoC  (schreib  ßa6iklg  ayaxrq\ 
ausgeschüttet  werden!  wehe,  Persis,  wie  viel  Menschen blut 
wird,  wenn  jener  gewaltige  Mann  dich  überzieht,  über  dich 
kommen!  Dann  werde  ich  dir  dies  wieder  ins  Ohr  schreien. 
Wenn  Italien  Zwillinge  von  einer  Wölfin  gesäugt  zeigen 
wird,  die  herangewachsen  auf  sieben  Hügeln  Viele  stürzen 
werden,  einen  mit  P  anfangenden  inhaltsschweren  Namen 
tragend  —  sie  aber  werden  auf  deS  sieben  Hügeln  eine  Stadt 
bauen  und  ringsum  starken  Krieg  anfangen  —  dann  wird 
ein  grosser  Aufstand  der  Männer  um  dich  erfolgen,  Aegypten: 
aber  ich  werde  dir  das  wieder  ins  Ohr  schreien.  Dazu  wird 
ein  schwerer  Schlag  dich  in  deinem  Hause  treffen  und  wie- 
derum wird  ein  Aufstand  der   eigenen   Männer   dir    nahen. 

*)  [In  der  Becension  zu  XI,  75  schreibt  Gutechmid:  Asttpav  8ov- 
XirOv  afifi'  inl  tQBüg  iMvddctg  y*  ivucvtav.    F.  B.] 

**)  [In  der  Recension  stellt  Gutschmid  den  Vers  XI,  14  folgender- 
massen  her:  Tq^  te  dvo  »al  nivt'  hcl  ti^pM  xqovom  fCQ06Bl&<ov.    F.  B.] 


256  DIE  SIBYLLINISCHEN  BÜEGHEB. 

Phrygien,  ich  beklage  dich:  es  naht  dir  Krieg  und  Eroberung 
von  Hellas.  Ilion^  zu  dir  wird  kommen  die  Erinys  von 
Sparta^  und  es  werden  £rieg  beginnen  die  hellenischen 
Recken^  und,  um  den  Bruder  zu  rächen,  wird  ihr  Führer 
böse  Thaten  verüben.  Nach  Umlauf  von  zehn  Jahren  werden 
sie  Troia  einnehmen  durch  das  hölzerne  Pferd.  Ruhm  wird 
erlangen  ein  von  Gott  stammender  König  A^  aber  auf  der 
Heimkehr  {kci  voötoio  6toixi^6Bi)  wird  er  Unglück  erleiden 
und  von  der  Hand  seines  hinterlistigen  Weibes  fietllen.  Vom 
Stamm  des  Assarakos  wird  herrschen  der  Sohn  tapferer 
Helden,  er  wird  seinen  Vater  auf  den  Schultern  tragend  die 
brennende  Stadt  yerlassen,  an  der  Hand  seinen  Sohn;  so 
wird  er  über  Land  und  Meer  ziehen.  Er  hat  einen  drei- 
silbigen Namen,  der  mit  A  anfangend  die  Bedeutung  seines 
Trägers  hervorhebt  Er  wird  eine  Stadt  der  Latiner  bauen 
und  im  fünfzehnten  Jahre  im  Meere  ertrinken.  Aber  auch 
nach  seinem  Tode  werden  die  Yölker  ihn  nicht  vergessen; 
sondern  sein  Stamm  wird  dereinst  bis  an  die  Flüsse  Euphrat 
und  Tigris  mitten  im  Lande  der  Assyrier  herrschen,  wo  der 
Parther  sich  ausdehnte.  Es  wird  ein  alter  weiser  S&nger 
auftreten,  der  wird  mit  meinen  Versen  und  in  meinem  Metrum 
dichten  und  meine  Bücher  ausschreiben  und  dann  verstecken. 
Wenn  das,  was  ich  gesagt,  vollendet  sein  wird,  werden  die 
Hellenen  gegen  einander  selbst  kämpfen,  die  Assyrer,  Araber  und 
köcherführenden  Meder,  die  Perser,  Sikeler  und  Lyder  werden 
aufstehen,  die  Thraker,  Bithyner  und  die  Anwohner  des  Nil: 
Allen  zusammen  wird  Gott  Kriegsgetümmel  verhängen.  Aber 
gewaltig  wird  plötzlich  kommen  *AvriQ'A(S0VQvog  vod'og  Ald'ioify 
den  Zorn  eines  wilden  Thieres  habend,  und  wird  jeden  Isthmos 
durchstechen,  vorsichtig  umschauend,  gegen  Alle  ziehend  das 
Meer  durchfahren.  Da  wird  dir,  ungläubiges  Hellas,  viel  Un- 
heil widerfahren.  Wie  wirst  du  wehlkagen  müssen,  o  Hellas  I 
Wenn  87  Jahre  aufgegangen  sind,  wirst  du  das  traurige 
Kehricht  eines  schrecklichen,  allvölkerigen  Krieges  sein. 
Dann  wird  wieder  das  Leid  der  Makedonier  Hellas  betreffen, 
ganz  Thrakien  vernichten,  xal  fiiSXov  a(^og  Ni^ooig  ^^XBigoig 
te  q>iXoJttoXd(ioig  te  xoQaxQOig  "EöCet^  ivl  XQoiidxoiöi;    sein 


DIE  SIBYLLINISCHBN  BUECHER.  257 

Name  fangt  mit  4>  an.  Er  wird,  was  die  Regierung  betrifft;, 
ein  schnelles  Ende  nehmen,  aber  trotzdem  ein  grosses  Reich 
hinterlassen.  Dieser  wird  durch  einen  hinterlistigen  Speer- 
trager  fallen,  Zi^öag  iv  a66vQi4X  fjyoviisvog  old  tcbq  oväsig. 
Nach  ihm  wird  sein  Sohn  A  regieren;  den  wird  man  unwahr 
f&r  den  Sohn  des  Zeus  oder  Ammon  ausgeben,  Alle  werden 
in  ihm  einen  Bastard  des  Eroniden  feiern.  Dieser  wird  vieler 
Männer  Städte  zerstören  und  wird  für  Europa  als  böse 
Wunde  aufschiessen.  Er  wird  die  Pest  über  Babylon  bringen, 
den  Osten  und  die  ganze  Welt  wird  er  allein  besegeln. 
Babylon,  du  Herrin  von  Asien,  wirst  dienen,  der  Eriegsgott 
wird  deine  Sjnder  vertilgen.  Du  wirst  deinen  König  ^, 
iyXS6ifi(0(fov  /iBwhv  xo%iöß6kov  ts,  mit  tapferen  Ejriegem 
aussenden.  Da  wird  Hunger  und  Krieg  die  Mitte  zwischen 
Kilikem  und  Assyriern  betreffen;  hier  werden  die  Könige 
mit  einander  kämpfen.  Du  aber  wirst  fliehen  und  den 
früher.en  König  verlassen;  Asien  wird  das  neue  Joch  tragen. 
Wenn  der  Pelläische  Ares  in  Aegypten  eine  reiche  Stadt 
gebaut  und  nach  sich  benannt  haben  wird,  steht  ihm  Yer- 
hängniss  und  Tod  durch  die  Hinterlist  seiner  Gefährten 
bevor.  Denn  die  Inder  verlassend  und  nach  Babylon  kommend, 
wird  ihn  barbarischer  Mord  beim  Gastmahle  treffen.  Dann 
werden  in  jedem  Volke  andere  volkfressende,  übermüthige, 
untreue  Könige  herrschen  in  wenigen  Jahren.  Dann  ein 
grossherziger  Herrscher,  der  ganz  Europa  einheimsen  wird, 
welches  nackt  war,  seitdem  jedes  Land  allvölkeriges  Blut 
getrunken;  AstifBv  atag  ßi6tov  yLOQtptjfv  lölav  avaXciöag, 
Dann  werden  acht  andere  Könige  sein  aus  dessen  Geschlecht, 
die  alle  denselben  Namen  führen  werden.  Dazumal  wird 
Aegypten  die  herrschende  Braut  und  Alezandreia,  die  grosse 
Stadt  des  makedonischen  Herrschers,  die  Metropole  sein:  da 
mag  Memphis  die  Gebieter  tadeln!  Tiefer  Friede  wird  auf 
der  Erde  herrschen  und  Fruchtbarkeit;  da  wird  Hunger  und 
Pest  die  Juden  heimsuchen  und  die  Erde  (Aegyptens)  viel 
Unglückliche  aufiiehmen.  Des  sumpfigen  Aegyptens  acht 
Könige  werden  233  Nummern  ausfüllen;  ihr  Geschlecht  wird 
aber  auch  da  nicht  aus  sein,   sondern   eine   den  Menschen 

T.  OuTiOHMio,  Kleine  Sohxifien.   IV.  17 


258  DIE  SIBYLLINISCHEN  BÜECHER. 

verderbliche  Frau  aus  ihrem  Stamme  aufsprossen,  die  Ver- 
rätherin  ihres  Reiches.  Aber  sie  selbst  werden  übele  Thaten 
thun,  und  Einer  den  Anderen  tödten.  Ein  Purpurgeborener 
wird  seinen  tapfern  Vater  tödten.  £'  avros  ^9>'  vt'^og'  icqIv 
Sil  (schreib  d*  rj)  qwrin/  akXo  <ptrtsv6et  (schreib  fpvTsv6ij\ 
^Exksitlfst;  später  wird  eine  selbstgewachsene  Wurzel  auf- 
sprossen: tov  Sri  xaffaqruoiisvov  yivog  i6tiv.  Denn  es  wird 
über  das  Nilland  eine  Königin  herrschen,  K  genannt;  tausend- 
faches wird  sie  erbitten  und  viele  Schätze  zusammenbringen: 
doXog  d^  iöiSsrat  avr^'  'E£  idicav  avÖQoiv  iööovtai  Tcoksfiot 
X.  T.  A.  Da  wirst  du,  Land  des  Segens,  wieder  viel  Ejriege 
und  Schlachten  erleben.  Aber  wenn  Viele  über  Rom  herrschen 
werden,  nicht  65tterentsprossene,  sondern  Tyrannen ^  Chi- 
liarchen, Myriarchen,  Agoranomen  und  grosste  KaiöaQsg, 
alle  Tage  ambirend,  von  denen  wird  zuletzt  herrschen  J, 
der  letzte  Katöag,  og  i7Ci%d'6via  yvta  xteivayv  (schreib  inl 
Xd'ova  yvla  teiv(ov)*\  in  schlimmem  Kriege'  durch  die  Hand 
eines  Feindes  fallen  und  ihn  werden  Roms  Kinder  in  ihren 
Händen  tragend  begraben  und  um  seiner  freundlichen  Ge- 
sinnung wegen  sein  Andenken  durch  ein  Grabmal  ehren. 
'^AA'  OTtorav  kvxdßavtog  {kvTtdßmtag  Alexandre)  hcdX^ 
xiQyM  xQovoio  /llg  8\  di^fjxoöimv  (te  xQirixo6i(>vg  Alexandre) 
xal  ölg  Sixa  nkijQiiöaöa  (nkrjQci^avrog),  seitdem  dein  Stifter, 
der  Bestie  Kind,  herrschte,  wird  kein  Dictator  mehr  ein  ab- 
gemessener Herrscher  sein,  sondern  Herrscher  und  Konig 
wird  werden  ein  gottgleicher  Sterblicher.  Gegen  den  Konig, 
der  damals  nach  Aegypten  ziehen  wird,  wird  der  leibhaftige 
Kriegsgott  kommen.  Kai  row  <foi  xsi^gl  (schreib  %i}(>ij)  fe«- 
tav  fLStoJtiö^sv  aXcjiSig,  Denn  um  die  Mauern  des  Landes 
wird  schlimmer  Krieg  wüthen;  sie  wird  im  Kampfe  über 
die  frisch  Verwundeten  feig  fliehen  und  endlich  den  Furcht- 
baren selbst  heirathen.  Wehe  dir,  dv6vviupe  ^oq%  du  wirst 
das  Reich  dem  Römerkönige  geben  und  Alles  abbüssen^ 
'\)66a  ndgog  nok^fionstv  \iv]avdQ£ijj6tv  inga^ag,  ^Slg  sig  h/ 
ngoTclayv  oXijv  yr^v  avdgl   XQaxavm   bis  hinein   nach  Libyen 

*}  [In  der  Recension  zu  XI,  267  schreibt  Gntechmid  yvi*  kmtlvwv, 
F.  tt.] 


DIE  SIBYLLINISCHEN  BÜECHER.  259 

und  den  dunkelfarbigen  Männern.  Nicht  mehr  wirst  du 
Wittwe  sein  9  sondern  einem  feurigen  Löwen  beiwohnen. 
Dann  wirst  du,  feige,  vor  allen  Menschen  unscheinbar  sein 
und  wirst  mit  deiner  Frechheit  aufhören.  Kai  Xdßstai 
öeiiviiv  6  [äcw]*)  7CSQiSifO(iog  t%attu  (schreib  "rixita)  rvfißog 
Zw6a  l6m  V  öTcXfjv  (schreib  Zw6av'  Cö&g  v67iki/i%  6)  itpaQ- 
(loörog  xoQtHpatog  /laidttkiog  (schreib  xo(fv<paiotg  /ltu8aXi(ag)' 
novXvg  8i  ös  xXavöstai  kaog  ^chreib  xlavöstac  atXwa  la6g)j 
und  der  Eonig  wird  schwere  Klage  um  dich  erheben.  Dann 
wird  Aegypten  dienen,  welches  viele  Jahre  lang  über  Indien 
Tropäen  errichtet  hatte,  und  die  Ernährerin  der  Städte  wird 
das  Geschlecht  des  schafefiressenden  Thieres  ernähren.  Ich 
werde  nach  Python  und  Panopeus  gehen,  wo  Alle  wissen, 
dass  ich  Wahres  verkünde*,  nun  aber,  Herr,  verleihe  mir  statt 
der  Raserei  milden  Gesang! 

Lib.  Xn. 

Zuerst  nach  dem  Untergänge  der  Eonige  von  Aegypten, 
xovg  xdvtag  t0ri  xcctd  yata  ipdQSiSxSj  und  nach  dem  Bürger 
von  Pella,  der  den  ganzen  Orient  und  Occident  bezwang, 
den  Babylon  entlarvte  und  todt  dem  Philippos  vindicirte, 
nicht  aber  dem  Zeus  oder  Ammon,  und  nach  dem  vom 
Stamme  des  Assarakos,  der  aus  Troia  ging,  der  den  Andrang 
des  Feuers  zertheilte,  und  nach  vielen  tapferen  Eonigen,  und 
nach  den  Säuglingen  des  schafefressenden  Thieres,  Kai  (schreib 
Kav)  ficira  tag  itagiov  (schreib  tovg  S*  ireov)  ixatovtddag 
?5  Siaßijvai  (schreib  diaßaivy)  Kai  dvo  rag**)  öexaSag, 
^Pdfirjg  SixrdtOQog  ovörig  (schreib  SixtdroQ  ixovöijg),  wird 
vom  westlichen  Meere  ein  grosser  Herrscher  erstehen  und 
Rom  beherrschen,  dessen  Name  mit  A  anfängt:  und  dich, 
fruchtbares  Land,  wird  er  von  Blute  gerinnen  machen:  du 
wirst  den  Schimpf  büssen,  den  du  von  freien  Stücken  hast 
ausgehen   lassen.     Denn   Jener    wird   sich   in  Eiiegen   aus- 

*)  [In  der  Becension  zu  XI,  294  echreibt  Gutschmid  xal  Idßetat 
CS  ptopriv  h.    F.  B.] 

**)    [In   der  Becension  zn  XII,  18  schreibt  Ontschmid  dvo  n^og 
dsnddag.    F.  B.] 

17* 


260  DIE  SIBYLLINISCHEN  BüECHER. 

zeichnen,  ihn  wird  Thrakien,  Sicilien,  Memphis  f&rchten, 
Memphis,  das  durch  die  Thorheit  seiner  Herrscher  fiel  und 
eines  Weibes,  das  ununterjocht  unter  der  Lanze  fiel.  Er 
wird  den  Völkern  Gesetze  geben  und  Alles  unterjochen,  und 
lange  wird  er  das  Scepter  führen;. denn  kein  anderer  König 
der  Römer  wird  auch  nur  ein  Weniges,  auch  nur  eine 
Stunde,  länger  regieren  als  er.  Denn  ihm  gewährte  Gott 
Alles  und  that  zu  seiner  Zeit  «grosse  Zeichen.  Wenn  ein  der 
Sonne  an  Glanz  gleicher  Stern  bei  Tage  scheinen  wird,  da 
wird  der  X6yog  Mensch  werden.  Mit  ihm  wird  die  Macht 
Roms  und  der  edlen  Latiner  zunehmen.  Jener  König  selbst 
aber  wird  eines  natürlichen  Todes  sterben  und  einem  Andern 
das  Reich  überlassen.  Nach  ihm  wird  ein  tapferer  Lanzen- 
schwinger herrschen,  ein  Purpurgewand  um  die  Schultern 
tragend,  mit  T  anfangend,  der  wird  Meder  und  Parther  ver- 
nichten: er  wird  die  hochthorige  Stadt  mit  Macht  zerstören. 
Viel  Leid  wird  kommen  über  Aegypten,  die  Assyrier,  Kol- 
cher,  Heniocher  und  die  an  den  Ufern  des  Neilos  am  san- 
digen Gestade  wohnenden  Germanen;  er  wird  dann  auch 
eine  hohe  Stadt  nahe  am  Eridanos,  eine  Böses  sinnende, 
verwüsten,  und  da  wird  er  durch  das  Schwert  fallen.  Dann 
wird  ein  Hinterlist  sinnender  F  regieren,  der  wird  Gold  mit 
unersättlicher  Habsucht  zusammenplündern  auf  der  ganzen 
Erde;  Friede  wird  sein;  Ilokkic  8}  SriXciöst  ijcl  luzvtoövvtiöi 
(leyCötcov  (schreib  ^iyifStov)  nsv^ofisvog  (schreib  UsiS'oiie- 
vog)  ßioxov  iioi]g  xigi^v]  aber  es  werden  Blutstropfen  vom 
Himmel  fallen,  und  Tropfen  des  ermordet  werdenden  Königs. 
Er  wird  die  Römer  plagen,  auf  die  Orakel  vertrauend,  und 
die  Häupter  des  Senats  vernichten.  Pest  (schreib  ki^iLg 
mit  Alexandre)  wird  plagen  die  Campaner,  Thraker,  Make- 
donen  und  Italioten;  Aegypten  allein  wird  die  Völker  er- 
nähren. IlaQ^svixriv  81  xuQfjv  (xogt^v  Alexandre)  (ivörrjQifov 
i%a7Caxr^0ag*)  Avxog  ava^  oXiösi  8oUmg;  die  werden  die 
Bürger  grollend  begraben  und  aus  Rache  den  Herrscher 
hinterlistig  ermorden.    Ihm  folgt  K,  ein  7N)XvxolQavog.     Da 


*)  [In  der  Recension  zu  XII,  68  dnaviqaag,    F.  R.] 


DIE  SIBYLLINISCHBN  BÜECHER.  261 

wird  den  Sauromateii;  Thrakern  und  Triballern  Krieg  kommen, 
und   Alle   wird   der   römische    Kriegagott   vertilgen.     Unter 
seiner  Begierang  wird  ein  grauses  Zeichen  dem  Lande  der 
Italiker   und  Pannonier   gegeben   werden:   mitten   am  Tage 
wird  Nacht  sein  und  vom  Himmel  wird  es  Steine   regnen. 
Darauf  wird  der  italische  Herrscher  eines  natürlichen  Todes 
sterben.    Der  furchtbare  und  schlimme  N  wird  nun  an  die 
Reihe  kommen,  der  viele  Reiche  aus  allen  Städten  umbringen 
wird,  eine  arge  Schlange,    gwösms  o  ßQaxvg  koyog,   oitots 
%BlQaq  ^Hy£(i6vag  tavvöet  xa^  okst  xal  noXXä  tsXdööH^  um 
den  Eampfpreis  ringend,  fahrend,  mordend,  Unzähliges  wagend; 
er  wird   das   zweimeerige  Gebirge   durchschneiden   und  mit 
Blut  besudeln.     Er  wird    aber   auch    in  doppelter  Hinsicht 
den  Italern  verderblich   sein   und   sich  Gott   gleich   setzen  : 
iiJy^et    dijfiov    ixovxa.     Unter   ihm    wird   Friede    sein    und 
Zittern  der  Menschen.   'Iko  Av6ovCoi6i  ä'  at^ag  sll^sv  vdfOQ 
axonovy  anh  ^Sbcaavoto  Qoaarv,     Ringsum  schauend  wird  er 
für  die  Völker  Eampfspiele  einsetzen  und  selbst  als  Sänger 
und   Kitharspieler   auftreten.    Später    wird   er   fliehen,    sein 
Reich    verlassend,    und    durch    ein    schlimmes    Ende    seine 
Thaten  büssen.   Nach  ihm  werden  drei  herrschen,  von  denen 
zwei   mit  O,   einer   mit  F  anfängt:   ycal  in*  aXXvdig   aXXog 
okattcu  im   Kriege   durch   die  Hand    der  Soldateska.     Dann 
wird  ein  Vemichter  frommer  Menschen   herrschen,   ein  ge- 
waltiger,  tapferer  Mann,  O  genannt.    Ootvixriv   6Xd0st   xal 
AvdCav  iiaXcatdisv.    Auch  über  das  Solymeische  Land  wird 
das  Schwert  kommen  bis  an  den  See  von  Tiberias.     Phö- 
nikien,  wehe,  wie  wirst  du  da  mit  fassen  getreten  werden? 
Du  wirst  unter  die  Assyrier  gerathen,  Weiber  und  Eander 
werden    zu    Sklaven    gemacht,    dein    Reichthum    vernichtet 
werden.    Denn  der  Zorn  des  Herren  wird  über  sie  kommen, 
dass  sie  sich  von  ihm  gewendet  und  Götzendienst  getrieben 
haben.    Viele  Kriege  und  Schlachten  werden  sein,  Hunger 
und  Pest  und  Zerstörung  von  Städten.    Am  Ende  des  Lebens 
wird  der  ehrwürdige  tapfere  König  fallen  ötQaTtijg  vn*  avayxrig. 
Dann  werden  zwei  herrschen,  das  Andenken  ihres  grossen 
Vaters  ehrend,  im  Kampfe  sich  sehr  auszeichnend.    Der  eine 


262  DIE  SIBYLLINISCHEN  BÜECHER. 

wird  ein  treflflicher  Herrscher  sein,  T  geDannt,  und  wird 
hinterlistig  gefallt  werden,  oceXatvy  (schreib  xal  firf)  ötQatLyöL 
tavviSd'eiQ^  sondern  durch  das  Schwert  in  Rom  selbst  ge- 
troffen. *  Nach  ihm  wird  ein  tapferer,  von  Allen  geliebter, 
Lanzenschwinger  ^  das  grosse  Reich  beherrschen.  Es  wird 
eine  Rast  vom  Kriege  sein;  gern  werden  ihm  Alle  dienen 
vom  Aufgang  bis  zum  Niedergang:  denn  grossen  Ruhm 
wird  ihm  der  Herr  Saßaoid'  verleihen.  Ganz  Pannonien  und 
Eeltis  wird  damals  Hungersnoth  und  Bürgerkrieg  vernichten. 
"Eöösxai  ^A66vQloig^  äönsQ  (schreib  mvnsQ)  naQsxXv^er'  'Oq6v- 
trig  KrlöfiaöLj  xal  x66(ios  %  st  nov  xi  iiet^ov^)  bgätai,.  Die 
wird  der  grosse  König  lieben  "El^oxa  täv  aXkcov  xoXXoi  tt- 
v€s  (schreib  TtoXvrjtcDv)]  er  selbst  aber  wird  zuletzt  eine 
Wunde  mitten  in  der  Brust  erhalten,  die  hinterlistig  ein 
6eß.hrte  ihm  schlug  Etöm  hl  ^ad'^c)  (isydXm  ßaöiXritdog 
otxpj  und  fallen.  Nach  ihm  wird  ein  ehrwürdiger  Herrscher 
iV  kommen;  der  wird  viele  Städter  und  Bürger  todten,  aber 
nur  kurze  Zeit  herrschen:  denn  wegen  des  früheren  Königs 
B'qOBxai  slv  'Atdao  dofioig  tgatd'els  iistoTCLöd'ev.  Darauf  wird 
ein  anderer  lanzenschwingender  König  T  herrschen  und  das 
mannigfaltige  Land  der  Thraker  zerstören  und  die  an  den 
barbarischen  Marken  des  'Pijvog  wohnenden  Germanen  und 
die  pfeilwerfenden  Iberer.  Darauf  wird  die  Juden  wieder 
ein  anderes  grosses  Unglück  betreffen,  Phönikien  aber  wird 
um  ihretwillen  regenartiges  Blutvergiessen  trinken.  Die 
Mauern  der  Assyrier  aber  werden  sinken  durch  viele  Krieger, 
und  wiederum  wird  diese  vernichten  der  d^iiog>^6Qog  dvi^Q. 
Darauf  wird  Gott  drohende  Zeichen  schicken  über  die  ganze 
Erde,  Erdbeben,  grosse  Seuchen,  SchneeföUe  ausser  der  Zeit 
und  heftige  Blitze.  Der  grosse  König  wird  da  im  Kriege, 
zu  dem  Kampfe  eilend,  sterben,  er,  ein  bergkletternder  Kelte; 
den  Todten  wird  eine  ausländische  Gegend  haben,  die  nach 
einer  Blume  benannt  ist.  Nach  ihm  wird  ein  anderer  silber- 
häuptiger,  nach  dem  Meere  benannter,  mit  A  anfangender, 
viersilbiger  Mars   herrschen.     &vtovg  {Sqxovg?)  xal  vaovg 


*)  [In  der  Becension  zu  XII,  186  fieitSv  xi,    F.  R.] 


DIE  SIBYLLINISCHEN  BÜECHEB.  263 

xolsöi  ndeccvg  avad^6st^  die  Welt  selbst  besichtigend,  Ge- 
schenke Vielen  bringend  an  Gold  und  Elektron;  er  wird  die 
Mysterien  haben  aller  magischen  Adyta,  xal  (ir^  noXi  ipigB- 
xQov  äv^Qcijcoiötv  Si^öst  xoigaviovra  xegawog.  Unter  seiner 
Regierung  wird  ein  langer  Friede  sein;  er  wird  ein  Sänger 
und  Bechtsgelehrter  und  gerechter  Richter  sein,  und  eines 
natürlichen  Todes  sterben.  Nach  ihm  werden  drei  herrschen, 
der  dritte  aber,  A  genannt,  wird  spät  herrschen;  aber  es 
wird  wiederum  A  herrschen,  ein  anderer  Herrscher,  nach 
diesem  O:  dann  werden  edele  Namen  sein.  Diese  werden 
vernichten  die  tättowirten  Britanner,  die  grossen  Mauren, 
die  Daker  und  Araber.  Aber  wenn  der  jüngste  von  ihnen 
todt  sein  wird,  da  wird  Parthien  wieder  der  schlimme  Eriegs- 
gott,  der  es  vorher  verwundet  hat,  heimsuchen  und  bis  zum 
Ende  verwüsten.  Da  wird  der  Herrscher  selbst  durch  eine 
hinterlistige  Bestie  fallen,  seine  Fäuste  übend:  dies  aber 
wird  der  Yorwand  des  Todes  sein.  Nach  ihm  wird  ein 
anderer  weiser  Mann  herrschen,  Tovvo^'  ixmv  xgcitov  xQa- 
tSQOv  ßaöiX^og,  mit  A  anfangend;  der  wird  gut  und  gross 
sein.  Er  wird  Vieles  in  den  latinischen  Behausungen  voll- 
bringen zum  Andenken  seines  Vaters  und  wird  Roms  Mauern 
mit  Märkten  und  Tempeln  schmücken,  Hand  in  Hand  gehend 
mit  einem  starken  Sterblichen.  Damals  {xotb,  schreib  rotB) 
wird  den  Romern  Kriegsleid  wieder  aufkeimen;  er  aber  wird 
das  ganze  Land  der  Germanen  verheeren,  wenn  ein  grosses 
Zeichen  vom  Himmel  geschehen  und  geplagte  Krieger  wegen 
der  Frömmigkeit  des  Königs  erretten  wird:  Gott  wird  näm- 
lich dem  Könige  auf  seine  Bitten  Regen  gewähren.  Nach- 
dem dies  geschehen,  wird  das  Reich  dieses  frommen  Königs 
zu  Ende  gehen.  Am  Ziele  seines  Lebens  wird  er  seinen 
jungen,  blondhaarigen  Sprossen  zum  Erben  des  Reiches  ein- 
setzen, *X)s  dsxddmv  sl^si  dvo  rovi/ofux,  Ttatgog  ioto  'Ex  ysva- 
Trjg  ßa6iXsvg  ysyamg  SLaddl^etai  agr^g  (jkqxW  Alexandre) 
Ovtog  avriQ^  B^si  (schreib  e^aie)*)  neQKSöovBQm  xb  koyi6^p 
ndvia.   Er  wird  den  Herakles  nachahmend  sich  in  den  Waffen 


*)  [Id  der  Becension  zu  XII,  209  fiieit.    F.  B.] 


r 


264  DIE  SIBYLLINISCHEN  BQECHEB. 

üben,  seinen  grössten  Rolun   in  Jagen   und  Reiten   setzen; 
gefährdet  wird  er  leben  in  Einsamkeit    Unter  seiner  Regie- 
rang wird  sich  ein  Zeichen  zutragen,  ein  finsterer  Nebel  in 
Rom,  und  Krieg  wird  sein  und  arges  Leid.   ^OxMotav  avtog 
ava^    iif(oto(Aatnjg    6    lUfLtivmg   '^H^si    intuöxvvow    to    viov 
(schreib  vdcov)*)  ydvog  iv  XsxiB66i,v^  AlöXQog  aßiyuXsvtotöiv 
hC  ovx  bötotg  viisvaiotg,  da  wird  der  in  Vereinsamung  ver- 
borgene   verderbliche    Mann,    Zorn    verheissend,    im    Bade 
niedergemacht  werden,  er,  der  Männermörder,  durch  Hinter- 
list verstrickt    Da  ist  Rom  Verderben  nahe,  Viele  werden 
in  den  Palladischen  Gemächern  durch  die  Hände  des  Eriegs- 
gottes   umkommen;   da  wird  Rom  veröden.    Denn   seitdem 
der  erste  König,  du  den  Nacken  hochtragendes  Rom,  welcher 
ein  edles  Gesetz  den  auf  Erden  wandelnden  Menschen  setzte, 
und   der   Logos   des   unsterblichen   grossen    Gottes   auf  die 
Welt  kam,  bis  zum  Ende  der  neunzehnten  Regierung,  ^Ig 
ixaxov  Slg  aCxoöi  xal  8lg  (streiche  dlg)  ovo  TtXriQciösu  Ilgog 
xolg  ^S  fiqiyli/   evsQOv    (schreib    itimv)   %ff6vov.    Der    zwan- 
zigste König  n,  hoch  bejahrt,  wird  dich  zur  Wittwe  machen, 
wenn   er   deinen   Estrich   mit   dem  Schwerte   getroffen    mit 
Blut  besudeln  wird;   und  zwar  nach  kurzer  Zeit,   wo  viel- 
facher Krieg,  Städtezerstörnng  und  Mord  um  der  Herrschaft 
willen  sein  wird:  viele  Rosse  und  Männer  werden  auf  den 
Boden  hinsinken,  im  Kriege  geföllt    Dann  wird  I  herrschen, 
der  viel  Leid  schaffen  und  Viele  verheeren  wird;  er  wird  ein 
schnelles  Ende  nehmen,  "AQtfl  ocQatSQp  ßXt/d'sls  at^fovi  öiSi^pG}. 
Ein  Krieger  N  wird  herrschen,   um  der  Herrschaft  willen 
vom  Osten  aus  sich  erhebend;  bis  Thrakien  wird  der  Kriegs- 
gott kommen,   dann   fliehen   und   ins  Gefilde   der  Bithyner 
kommen,  dann  auf  den  Boden  der  Kiliker;  und  bald  wird 
ihn  der  eherne,  gemüth vertilgende  Mars  in  den  assyrischen 
Feldern  vernichten.     Dann  wird  mit  Hinterlist  ein    einsich- 
tiger,  verschlagener  Mann  herrschen,   vom   Abend  sich  er- 
hebend, mit  Namen  £,  Uti^stov  TtoXv  (jmXXov^*)  vxhg  ßaöt- 

*)  [Id  der  Becensioii  sa  XII,  219  t6  iov.    F.  R.] 
**)  [In  der  BecensioD  za  XII,  269  hat  Gatsohmid  hergestellt  nolv- 
{loz^ov  and  den  Punkt  nach  «^x^s  getilgt.    F.  B.] 


DIE  SIBYLLINIBGHEN  BüECHEB.  266 

Xfitdog  iinnS'  ^^  ^^^  Krieg  gegen  die  Assyrier  fCUiren 
und  Alles  unterwerfen;  grosse  Gewalt  wird  über  die  Römer 
regieren,  und  er  wird  hinterlistig  sowohl  als  ein  wilder 
Krieger  sein,  und  wird  ^Ue  Vornehmen  todten  um  der 
Reichtbümer  willen,  wie  ein  böses  Gestirn  die  ganze  Erde 
ausraubend:  Orjöst  (schreib  0sv06i)  hi  dvroXiriv'  xal  nag 
Sokog  l0östM  avzotg.*)  Dann  wenn  der  kleine  Katöag  mit 
ihm  herrschen  wird^  mit  A  anfangend ,  den  Namen  des 
grossen  makedonischen  Herrschers  führend:  xsqI  (schreib 
xoQa)  d'  ixvtov  fJLäkov  äx^^ag  wird  er  entrinnen  der  argen 
List  des  heranrückenden  Königs  im  Schoosse  des  Heeres; 
der  aber,  der  mit  barbarischen  Gebräuchen  herrscht,  der 
Tempeldiener,  wird  plötzlich  gefallt  werden  'jiQfjt  xQatsgä 
tiMj^slg  atd'fovb  öidijQp,  Ihn  wird  das  Volk  auch  als  Todten 
zerstückeln.  Da  werden  die  Könige  der  Perser  aufstehen. 
K. ..  ^P(Ofi4xtog  "Affjg  ^Plofiatov  avaxxa.  Fhrygien  wird  durch 
ein  Erdbeben  erschüttert  werden;  wehe,  Laodikeia,  wehe, 
Hierapolis,  euch  nahm  zuerst  auf  die  klaffende  Erde.  'Ad- 
IfLfig  . . .  7iBkciQi,u  Av6  . . .  ndv^'  o(Sa  . . .  Oiinoist  . . .  ixoXXv- 
l^dvmv  äv^ifdxmv  "Äff sog  iv  naXaiifjöi'  xaxii  8i  öoi  i00stai 
alöa  ^Avd(fäv'  avtocQ  auf  dem  Wege  durch  den  Orient  nach 
Italien  wird  er,  entblösst,  Tom  Schwerte  durchbohrt  werden, 
seiner  Mutter  wegen  Hass  erregend.  ^£lQa&  yag  xdvta  .  .  . 
taQtfi  d'  akko  xa^i^ai  Al^o^vov  . . .  ro  d'  ovx  cifia  ndtrceg 
a6u6iv.  Die  nur  werden  sich  freuen,  die  den  wahren  Gott 
anbeten;  du  aber,  Gott,  gewähre  mir  Bast,  da  mich  die 
Enthüllungen  zu  sehr  angreifen. 

Lib.  xm. 

Viele  Kriege  und  Schlachten,  Hungersnoth  und  Pest, 
Erdbeben  und  heftige  Blitze,  viele  Züge  der  Assyrier  über 
die  ganze  Welt  und  Beutemachung  und  Plünderung  der 
Tempel.  Da  wird  sein  ein  Aufstand  der  auf  Gewinn  aus- 
gehenden Perser,  der  Inder,  Armenier  und  Araber;  und  der 
des  Kriegs    unersättliche    Bömerkönig  wird    sie   mit   Krieg 


*)  [In  der  Becension  zu  XII,  268  a^ov.    F.  R.] 


266  DIE  SIBYLLINISCHEN  BüECHER. 

überziehen  und  auch  über  die  Assyrier  neuen  Krieg  bringen, 
ihn  bis  zum  Euphrat  ausdehnend,  ytifixlfag  oXCyr^v  (schreib 
6  kCviv)  xoksiiiitog  "Agriq"*)  idBXBmq  (schreib  9vk6%€G}g)  £ve7ca* 
xal  yccQ  TtQodod'elg  vq>*  iral^ov  Kanniöst  iv  xa^eij  vom 
Schwerte  getroffen.  Es  wird  darauf  ein  purpurliebender  Herr- 
scher, aus  Syrien  herkommend,  erscheinen,  der  Schrecken 
des  Ares,  sammt  seinem  Sohne  als  Kat^ag^  und  wird  die 
ganze  Erde  durch  Ueberredung  gewinnen;  O  ist  der  Beiden 
gemeinsame  Name.  Wenn  diese  Kriegsherren  und  Recht- 
ertheiler  sein  werden,  wird  eine  kurze  Rast  vom  Kriege 
sein,  doch  nicht  lange.  Aber  wenn  der  Wolf  den  Schäfer- 
hunden Treue  geschworen  haben  und  den  Vertrag  brechend 
die  Schafe  zerreissen  wird,  dann  wird  ein  gesetzloser  Kampf 
sein  in  den  Kriegen  der  übermüthigen  Könige:  die  Syrer 
werden  in  ausgezeichneter  Weise  vernichtet  werden,  und 
Inder,  Armenier,  Araber,  Perser,  Babyionen  werden  sich 
gegenseitig  in  harten  Kämpfen  vertilgen.  Wenn  aber  der 
römische  Kriegsgott  den  germanischen  Ejriegsgott,  di;fi09>^o- 
Qov  dxsavotOy  vernichten  wird,  dann  wird  auch  den  über- 
müthigen Persem  ein  vieljähriger  Krieg  sein,  aber  der  Sieg 
ihnen  nicht  zu  Theil  werden.  Denn  so  wenig  ein  Fisch 
schwimmen  kann  auf  dem  Berge,  fliegen  eine  Schildkröte, 
schwimmen  ein  Adler,  so  weit  sind  an  jenem  Tage  die  Perser 
vom  Siege  entfernt,  so  lange  das  Nilland,  die  Ernährerin 
der  Italer,  dem  siebenhügeligen  Rom  Verderben  abwehrenden 
Zins  darbringt,  Tavta  Si  xs  nixaxai  (schreib  Tavxy  iSh  xe- 
kdxaig),**)  So  viel  aber  der  Name  PSIMH  in  Zahlen werth 
ausdrückt,  so  viel  Jahre  und  freiwillig  wird  Getreide  geben 
die  göttliche  Stadt  des  grossen  makedonischen  Herrschers. 
Ein  anderes  Leid  vrird  die  Alezandreer  betreffen,  indem  sie 
wegen  des  Streits  unbilliger  Menschen  zu  Grunde  gerichtet 
werden  werden.  Die  ehemals  männlichen  werden  jetzt  feig 
und  kraftlos   den  Frieden   lieben  wegen   der  Schlechtigkeit 

*)  [In  der  RecenBion  zu  XIII,  18  schreibt  Gntschmid  BoXCriv  «oXc- 
yLTi'iov  aX%7iv»    F.  B.] 

**)  [In  der  RecenBion  za  XIII,  46  hat  G^atschmid  hergestellt  Tavxa 
ii  te  ninQWtai.    F.  R.] 


DIE  SIBYLLINISCHEN  BüECHEB.  267 

der  Herrscher.  Gottes  Zorn  wird  Qber  die  Assyrier  kommeD, 
und  der  Giessbach  des  Flusses  wird  sie  vernichten,  og  ik%mv 
KaCöüQoq  ig  xroXied'Qa  ZxQaxfovelovg  (so  für  Eaxavalovg)  ädv- 
xrfiSL.  Der  Fyramos  wird  des  Mopsos  Stadt  überschwemmen, 
und  die  Aegäer  werden  fallen  wegen  des  Streits  übermäch- 
tiger Männer.  Antiochien,  dich  wird  der  assyrische  Krieg 
umtoben;  denn  auf  deinem  Boden  wird  der  Führer  der 
Männer  wohnen,  der  alle  pfeil werfenden  Perser  bekriegen 
wird,  der  Römerkönig  selbst.  Nun  schmückt  euch,  Städte 
der  Araber,  mit  Prachtbauten  und  allerlei  Schmuck,  und  du 
vor  Allen,  iMc^iiatixi^  nsQ  iotöa,  Boötga  OiXm^onoXiv  %v 
(ä^Ii/?*))  iX^g  Big  ^liya  xiv^og.  Ov  yccg  oviqösi  6s  6q>ai' 
Qci^ta  Kay%aX6(ovxa  ZoDdtaxov  xvxXov,  iCQvogy  tavQog^  didv- 
fioi  TS  'iW  bxoöoi  0VV  totötv  iv  ovgavp  IvdaXXovzai  ^Aöxi^ 
Qeg  mQovo^oi'  xXijfiov  TCoXXotdt,  nixotd'ag,  ^ChtJtox*  avi^Q  ap' 
ixBtvo  xo  6ov  fi€x6ni6^€  xaXa66y,  Vielen  Krieg  verkündige 
ich  den  kriegslustigen  Alexandreem:  viel  Volk  wird  um- 
kommen ^j^öxäv  oXXviiivmv  vtC  hninaXmv  xs  xoXi^cdv  Mkq^ 
vafiivcov  öxvyBQTig  Idovg  xaQLv'  a^^l  öh  xovxoig  ^At^ag  (po- 
ßBQWXog  "AQTig  6xr^6Bi  noXdiioio,  Da  wird  der  Grossherzige 
mit  meinem  Sohne,  dem  starken,  hinterlistig  gefällt  werden 
dicc  XQBtffivxBQov  ßMiXsiav,  Nach  ihm  wird  über  Rom  herr- 
schen ein  anderer  kriegskundiger  Mann,  aus  Dakien  ent- 
stammt, T  genannt;  er  wird  sein  aus  der  gens  z/  und  wird 
Viele  tödten,  und  alle  Brüder  und  Freunde  auch  todter 
Könige  wird  er  umbringen.  AvxUa  d*  av  ninxmv  xb  (schreib 
Alyvnxm  yi)  XBriXaeCai  xs  q>6voi  xs  ^E66ovx*  i^ajtivijg  Sva 
XQoxsQOv  ßaöiX'^a,  *!Hi;  S*  ojcoCav  doXi^ofirixig  (^Evd'*  bn&tav 
doX6(itixig  Alexandre)  avriQ  ixl  xXivijg  iXd^^  Ayöxi^g  ix  Ev- 
gCrig  %Qoq>avBlg  ^Pmiiatog  aSrjXogj  xal  xsXdöst  doXicog  ix  (ig 
Alexandre)  Ka%%aSoxmv  yivog  avÖQcoVj  Kai  noXiOQXi^öag  Tci- 
6sxai  (schreib  xiösxai)**)  TCoXifiov  axoQfjxog.  Ar^  xoxs  <fov, 
Tvava  xal  Md^axa,   i66sd'^  aX(06ig'    AaxQSVösig^   xovxp  di 


*)  [In  der  BecenBion  zu  XIII,  68  ist  hergestellt  ^iXinn6noU '  vvv 
fX»1ig.    F.  B.] 

**)  [In  der  Becenaion  zu  XIII,  92  miau.    F.  K] 


268  DIE  SIBYLLINISCHEN  ßüECHEB. 

xoXvtvyov  av%iva  ^66t  (schreib  ^estg)*).  Kai  HuQiij  TcXav- 
6auv  axokXv^ivmv  dvd-QciTtcDv ,  Ovöi  Zakrivairi^  xoxe  ^vsxai 
taffhv  a6tv,  ^Hvl%  av  ix  Uvgir^g  g>^diisvog  nsQiqyu^ava  öiX- 
yr^v  (x€(fl  ipv%av  adsXyri  Bursian)**),  ^Pmimiovg  TtQotpvymd/ 
diä  d*  (schreib  tr')  Evq>Quxao  godav^  Ovxdtt  'Pofiaiotg  iva- 
Xiyxioq^  aXX^  ayBQm%og  (ayegoixoig  Alexandre)  ^JoßöXovg  Usq- 
fSaig.  Tote  (schreib  Ti%^*  o)  xoiQavog^  ^IzaXCri^  %^mv,  Ka%- 
%i6etai  xatal^BL  (schreib  ra|€^),  tvip^slg  atO'iovi,  ötdi^Qf»,  Ov 
(schreib  Ov)  xoöfiov  idöag*  iid  d'  avt^  naldag  oXovvtai, 
Wenn  aber  ein  FaXXog  ßa^iXsvg  über  Born  herrschen  wird^ 
dann  werden  unstäte  Völker  über  die  Romer  kommen^  der 
wilde  Eriegsgott  mit  dem  unächten  Sohne  wider  die  Mauern 
Roms.  Hunger,  Pest,  Blitze,  Krieg,  Stadtezerstorung  wird 
plötzlich  sein;  die  Syrer  werden  in  ausgezeichneter  Weise 
zu  Grunde  gerichtet  werden  und  der  Zorn  des  Höchsten 
über  sie  kommen.  Es  wird  sein  ein  Aufstand  der  begehr- 
lichen Perser;  und  Syrer,  mit  den  Persern  vermischt,  werden 
die  Römer  verderben:  L^AA'  ov  vixijöovöl  vofiavg  (schreib 
vixr^6ov0iv  oficog)  d'SoxgdvtoQv  ßovXy.  Wie  Viele  werden  da 
vom  Osten  mit  ihren  Habseligkeiten  in  die  Fremde  flüchten! 
wie  Vieler  Blut  wird  die  Erde  trinken!  Syrien,  dich  wird 
Seitens  pfeilschiessender  Männer  ein  Schlag  tre£fen,  wie  du 
ihn  nie  erwartet  hast.  Auch  wird  der  Flüchtling  aus  Rom, 
eine  gewaltige  Lanze  schwingend,  über  den  Euphrat  setzen 
mit  vielen  Myriaden,  der  dich  verbrennen  und  übel  zurichten 
wird.  Antiochia,  dich  wird  man  nicht  Stadt  mehr  nennen, 
wenn  du  durch  deine  Thorheit  in  Feindeshand  gefallen  sein 
wirst;  Alles  plündernd  und  dich  entblössend  wird  er  dich 
hauslos  und  unbewohnt  zurücklassen.  Kai  6v  d-gia^ißag  iöji, 
^IsffanoXi,'  xal  öVy  Biffoia^  XaXxidi  6vyxXav0stat  (schreib 
0vyxXav6y  ts)  vsotQcitotg  inl  tdxvovg,  Al  al  6x6001  vaCov0i 
Kä0iov  (schreib  6x6000t  vaiov0iv  Ka0iov)  OQOg  aixv,  und 
ihr   Anwohner   des    Amanos   und   ihr,   die   der  Lykos,   der 


*)  [Vgl.  Alexandre  zu  XIII,  94.    F.  R.] 

**)  [In  der  Becension  zu  XIII,  97  achreibt  Gatschmid  9se^l  fpviocv 
aviX»^.    F.  B.] 


DIE  SIBTLLINISCHEN  BUECHER.  269 

Marsyas  und  Pyramos  bespült!  Denn  bis  zu  den  Enden  von 
Asia  werden  sie  Beute  machen^  "j^ötta  yviivdöavtsg^  oXa 
(schreib  Skcag)  stdcoX^  a^ekwvxav  und  werden  die  Tempel 
niederreissen.  Gallien  und  Pannonien,  die  Myser  und  Bithy> 
ner  wird  grosses  Leid  betreffen,  wenn  der  Krieger  kommt. 
Wehe  9  ihr  Lykier,  der  blutdürstige  Wolf  kommt ,  wenn  die 
Sanner  Krieg  bringen  und  die  Karper  zum  Kriege  gegen 
die  Ausonier  anrücken.  Da  wird  der  unächte  Sohn  in  Folge 
seiner  Frechheit  den  K5nig  tödten;  sofort  aber  wird  er  selbst 
umkommen,  seiner.  Gottlosigkeit  halber.  Darauf  wird  wiederum 
ein  Anderer  herrschen  ^Agxijp  ovvoiAatog  (schreib  ovvofiateööL) 
g>iQcav.  Schnell  aber  wird  er  selbst  umkommen  "AifriV  xga- 
TSQp  ßkfid'slg  at&mvi  ölSijq^.  Und  wiederum  wird  die  Welt 
schmucklos  sein  von  Pest  und  Krieg;  und  die  Perser  werden 
Yon  Neuem  die  Ausonier  mit  Krieg  überziehen.  Da  werden 
die  Römer  fliehen;  dann  aber  wird  ein  allerletzter,  von  der 
Sonne  gesandter  Beter  kommen,  aus  Syrien  auftauchend, 
und  wird  Alles  mit  List  durchsetzen.  Kai  xots  S*  risXCov 
nokig  iMstar  d^l  d'  &q'  avty  na6ai  (JlifffSuv  Alexandre) 
9oivi%mv  g>oß6Qag  tk'qöovtai  aycsikdg.  Dann  werden  über 
die  Römer  zwei  tapfere  Herrscher  gebieten:  dg  ^hv  ig>disL 
^Eßdo^MixovT*  ttQi^iiov  (schreib  dQi^ii£v\  o  dh  XQixdxov  agir- 
^(loto.  Und  da  wird  der  den  Nacken  hochtragende  Stier, 
welcher  mit  den  Klauen  die  Erde  aufwühlt  und  mit  beiden 
Hörnern  Staub  aufwirbeln  macht,  der  dunkelfarbigen  Schlange 
viel  Leid  zufügen,  welche  Spuren  mit  den  Schuppen  zieht: 
darauf  aber  wird  er  selbst  zu  Grunde  gehen.  Nach  ihm 
wird  wieder  ein  anderer  Hirsch  mit  schönem  Geweih  kommen, 
hungernd  im  Gebirge  und  strebend,  die  giftschiessenden 
Thiere  zu  fressen.  Dann  wird  kommen  der  von  der  Sonne 
gesandte  starke  und  furchtbare  Löwe,  viele  Flammen  schnau- 
bend, und  darauf  wiederum  wird  er  mit  vielem,  frechem 
Mttthe  vertilgen  den  schnellen  Hirsch  mit  schönem  Geweih, 
und  die  grosse  giftschiessende  schreckliche  Bestie,  welche 
viel  schrilles  Pfeifen  ertönen  lässt,  To^oßdxriv  (schreib  do^o- 
ßdxfjv  mit  Alexandre)  xs  xfdyov  und  Ruhm  wird  ihm  nach- 
folgen.   Er  selbst  aber  wird  vollständig,  unversehrt  und  un- 


270  DIE  SIBYLLINISCHEN  BÜECHER. 

ersättlich  über  die  Romer  gebieten;  kraftlos  aber  werden  die 
Perser  sein.  Doch,  Gott,  hemme  unsere  Worte  (HfisrdQiov 
ixicDv,  schreib  ^SlyLOtiQiov  inimv)  nnd  verleihe  uns  heiteren 
Gesang  {86q  d'  [(ligav  [v.  I.  iffiigav]  näövv  aotdi/i/,  schreib 
Sog  d'  ^fiegov  afiJtaXiv  avöi^v)! 

Lib.  XIV. 

Wenn  der  Vernichter  der  Stiere,  der  schönmähnige,  ge- 
waltige, kommen  und  Alle  vernichten  wird,  wird  er  zer- 
malmen die  Hirten,  die  widerstandlosen,  wenn  nicht  schnell- 
fässige  junge  Hunde  durch  die  Schluchten  auf  Verfolgung 
begierig  zum  Streite  ihn  treffen  werden;  den  die  Hirten 
verderbenden  Löwen  hat  ein  Hund  verfolgt  Da  wird  ein 
auf  Stärke  vertrauender  Herrscher  sein,  A  genannt^  viersilbig; 
bald  aber  wird  ihn  der  Eiiegsgott  tödten  wegen  des  Streites 
unersättlicher  Menschen.  Darauf  werden  zwei  M  herrscheu, 
unter  denen  in  der  ganzen  Welt  Friede  und  Gerechtigkeit 
walten  wird;  aber  helmbuschschwingende  Männer  Xqvöov 
devo^isvoi  xal  äQyvgov^  ovvexa  roikot;^  ^vöösßdmg  xxbIvov^ 
dvv  ivl  nakafijjöi  Xaßovteg.  Dann  wird  ein  gewaltiger  junger 
Nahkämpfer,  O  genannt,  dviiopd^ogog  at^arvj  herrschen, 
der  ruchlos  das  Volk  Roms  dem  Heere  um  des  Zorns  der 
Herrscher  willen  zu  morden  überlassen  und  ycaödv  re  7c6kiv 
xkivriv  (schreib  xksivijv)  xa  AatCvmv  zerstören  wird:  Rom 
wird  in  Asche  gelegt  werden,  da  Gott  durch  Blitze  und 
Wetterschläge  die  Vernichtung  vollenden  wird.  Da  aber 
werden  den  frechen  furchtbaren  Herrscher  Jünglinge  (viy- 
7iCa%oi)  Roms  des  starken  'Aöfiijs*)  ts  Aatlvoi  {Aaxivrig'i) 
todten;  den  Leichnam  aber  wird  man  zur  Strafe  für  die 
Verheerung  des  Volkes  den  Raubthieren  zum  Frasse  preis- 
geben. Dann  wird  der  berühmte  M  herrschen,  der  Vernichter 
der  Parther  und  Germanen;  da  wird  Rom  wieder  sein  wie 
zuvor.  Aber  ein  grosser  Wolf,  ein  vom  Abend  kommender 
Herrscher,  wird  sich  deinem  Boden  nahen;  dann  wird  er 
durch  das  Schwert  fallen.    Dann  wird  ein  anderer  Krieger, 

*)  [In  der  Becension  zu  XIT,  40  schreibt  GnUchmid  ^cs^^s.   F.  B.] 


DIE  SIBYLLINISCHEN  BUECHER.  271 

von  Assyrien  aus  aufgeworfen;  A  genannt^  die  Römer  be- 
herrschen^  im  Kriege  Alles  unterwerfen  yjoX  ^x^axivfiiv  bfiov 
(schreib  ötgattyöi,  vofiovg)  &(fXVS  i^f'SaC^st  Kai  d'söiiovg  ^'qösi. 
Bald  aber  wird  er^  im  treulosen  Heere  fallend,  vom  Kriegs- 
gotte  erlegt  werden.  Dann  werden  drei  herrschen^  vstdQßtov 
^toQ  ix^vtsg,  der  eine  A,  der  zweite  A  genannt,  hsQog  8h 
ava^  xs  XQLtfiiocCoiCi  fud'iisi^  die  werden  alle  goldenen  und 
silbernen  Zierrathen  der  Tempel  einschmelzen  und  an  die 
Soldaten  vertheilen  und,  Schlechtes  sinnend,  gleichmässig 
die  Parther,  Meder,  Massageten  und  Perser  yernichten.  Wenn 
aber  der  König  natürlichen  Todes  verstorben  sein  wird, 
seinen  Söhnen  das  Scepter  hinterlassend,  werden  diese,  seiner 
Ermahnungen  uneingedenk,  in  Krieg  um  die  Herrschaft  unter- 
einander gerathen.  Kai  xoxs  iiovvog  ava^  axo  xQixdxmv 
tcoXh  akkmv  {pvltogT)*)  aq^si  xal  xa%v  (lOtQav  iico'^BxaL 
Sovffl  ßoXij^sig  (schreib  aoQi  ßkrj^sig).  Darauf  werden  viele 
kräftige  Sterbliche  in  gegenseitigem  Kampfe  um  die  Herr- 
schaft untergehen.  Darauf  wird  ein  grossherziger  Greis,  A 
genannt,  über  die  Römer  herrschen  und  Alles  gut  einrichten. 
Damals  wird  Phönikien  Krieg  bevorstehen,  wenn  die  Perser 
nahen;  Sidon,  Tripolis,  Berytos  wird  von  Blut  schwimmen, 
Laodikeia,  du  wirst  wegen  der  Ruchlosigkeit  der  Menschen 
einen  grossen  Kampf  erfolglos  unternehmen.  Wehe  euch 
Tyriem,  ob  der  bösen  Ernte,  wenn  die  Sonne  am  Tage 
wegbleibt  und  blutige  Tropfen  vom  Himmel  fallen.  Da  wird 
der  König  sterben,  verrathen  von  seinen  Gefilhrten.  Darauf 
werden  viele  freche  Führer  in  gegenseitigem  Streite  sich 
tödten.  Dann  wird  sein  ein  ehrwürdiger,  scharfsinniger  Herr- 
scher, einen  mit  E  anfangenden  edlen  Namen  tragend,  den 
er  durch  edle  Thaten  bekannt  machen  wird;  er  wird  auf 
grosse  Heere  vertrauen,  und  die  Menschen  werden  ihn  seiner 
Herrschaft  wegen  lieben.  Ein  grosses  Zeichen  dieses  Herr- 
schers wird  sein  der  Untergang  einer  neuen,  schönen,  grossen 
Stadt  aus  dem  Lande  der  Kiliker  zwischen  Tauros  und  Ama- 
nos,   ßaQv0d'£viog   xoxafioto.     Viele  Erdbeben   werden    sein 


*)  [In  der  Becension  schreibt  QatBchmid  zu  XIV,  74  ava^  Tt$  ano^ 
t(fitdtoßv  noXvdd'Xms.  F.  B.] 


272  DIE  SIBTLLINISGHEN  BUECHEB. 

IlQoytavtidL  9cal  9qvyle66iv  (schreib  <bQvyiai6iv)]  and  der 
berühmte  König  wird  eines  natürlichen  Todes  sterben  nach 
langwieriger  Krankheit.  Nach  ihm  werden  zwei  Könige 
herrschen, 'Og  fth'  tQifpco0i(ov  ccQi^iibv  jtQOfpdQmv^  6  dh  xqiö' 
ifäv,  Darob  wird  er  Viele  wegen  der  -starken  Herrschaft 
über  die  siebenhügelige  Roma  tödten;  dem  Senat  wird  es 
schlimm  gehen  und  nicht  wird  er  dem  Zorn  des  grollenden 
Königs  entrinnen.  Das  Zeichen  davon  wird  sein  den  auf 
Erden  wandelnden  Menschen  reichlicher  Regen  und  Schnee, 
und  die  Saatfrüchte  verderbender  Hagel.  Sie  werden  im 
Kriege  überwunden  fallen  xoXdiiov  xaQirV  'Italtfitoov  (schreib 
^IxaXuffcAp).*)  Dann  wird  ein  kluger  Konig  herrschen  und 
das  Heer,  um  es  zum  Kriege  auszuführen,  durch  Geschenke 
gewinnen.  Darauf  wird  der  Nil  zwei  Jahre  lang  Aegypten 
überfluthen  und  grosse  Hungersnoth  wird  entstehen.  Dazu 
Krieg,  Räuber,  Mord  und  Todtschlag,  Stadtezerstorung.  Er 
wird  Ton  den  Soldaten  durch  Yerrath  mit  dem  Schwerte 
-getödtet  werden.  Tov  (Utä  z(fifi7co6üov  aQi^fiäv  og  r'  Ikka- 
Xsv  aQ%Hv^  der  wird  über  die  Romer  herrschen  und  die  Ar- 
menier, Parther,  Assyrier  und  Perser  mit  Krieg  überziehen. 
Da  wird  Rom  in  herrlicher  Weise  wieder  aufgebaut  werden 
und  viel  Volk  aus  Abend  und  Morgen  wird  drin  wohnen: 
und  der  Konig  wird  der  Stadt  andere  Gesetze  geben.  Darauf 
wird  ihn  treffen  auf  der  unermesslich  grossen  Insel  oi^Aoftc- 
voq  ^dvatog  xal  (lotQa  xQOtat'q.  Darauf  wird  ein  Herrscher 
A  kommen,  einem  wilden  Thiere  gleichend,  ^Ev  xatvg  ßlo- 
övQonog  (schreib  Ev%a{xfj  ßXo6vQ^  ^'  o^)  aip*  *EXXfiva)v  ydvag 
iötai,,  Kai  x6xB  dri  O^ir/g  TCOvXvxQotpov  aöxv  Molotfcäv 
(schreib  MoXo666v)  Kai  AäQv66a  xlvxij  xal  (schreib  XMca- 
rat)**)  hc*  6g>(fv6i  TlrivBvoto,  Da  wird  eine  Erhebung  des 
rosseweidenden  Sky thiens  sein  und  am  Mäotischen  See  und 
am  Ausfluss  des  Phasis.  Da  werden  Viele  durch  Ejiegers- 
hand   fällen.    Da  wird  der  König   den    skythischen   Stamm 

*)  [Vgl.  Alexandre  su  XIV,  115;  in  der  Recension  schreibt  Gut- 
Bchmid  «oXcoff  statt  noXi^v,    F.  B.] 

**)  [In  der  Recension  zu  XIV,  189  schreibt  Ontschmid  M^Xocc^ 
mit  Tilgung  des  Kommas  und  dann  -ikvaritai,    F.  B.] 


DIE  SffiYLLINISCEEN  BüECflER.  273 

zerstören  und  eines  natürlichen  Todes  sterben.  Dann  wird 
der  gewaltige  z/  herrschen,  den  alle  Araxes  trinkenden  Ar- 
menier und  die  Perser  fürchten  werden.  Msöö'^yvg  K6k%(ov 
TB  Tcokvöd'sv^ov  r€  Ilskaöymv  (schreib  xal  'Aßdöyav)  wird 
Krieg  und  Mannermord  sein.  Phrygien  und  die  Städte  der 
Propontis  werden  sich  gegenseitig  niedermetzeln  dicc  dv60€- 
ßiag  aXsysivdg.  Da  wird  Gott  ein  Zeichen  am  Himmel  aus- 
strecken ^  eine  Fledermaus,  Krieg  verheissend.  Da  wird  der 
König  den  Händen  des  Heeres  erliegen,  *AXXa  ^avetd''  irxo 
%bi>qI  rassig  at^mvi  öidi^Qp.  Dann  wird  N  regieren,  aus 
Asien  auftauchend,  dsivog  q)6ßog  avuyLaxqriqg  (schreib  (poßs- 
Qog  XB  fwcx^Tifg)*);  der  wird  Krieg  führen  gegen  Roms 
Mauern,  und  mit  den  Kolchem,  Heniochem  und  Agathyrsen, 
mit  dem  Euxeinischen  Pontos  und  dem  innem  Thrakien. 
Dieser  König  wird  durch  die  Hand  des  Heeres  fallen,  und 
den  Todten  noch  werden  sie  zerstückeln.  Nach  des  Königs 
Tode  wird  Rom  öde  sein,  viel  Volk  aber  wird  umkommen. 
Kai  xoxB  Ä'  atür'  agi^Bc  aaro**)  AlyvnvoLo  ^Byiöxrig  (schreib 
[üdyag  xtg)  /iBivog  nal  (poßBQog'  üaQ^ovg  d'  ikiöBi  fisya^- 
^ovg^  MriSovg  FBQiiavovg  r«,  ßoo6noQl8ag  x'  (schreib  Boog 
noQOV  i}Ä')  *AyadvQ6ovgj  BQixxavovg  ÜBQiiavCovg  (schreib 
Bgixxovag  ^AQ^LBviovg)  xb^  q)aQBXQoq>6QOvg  xTßriQag^  Maö6a- 
yixag  OxoXiwg^  Tligöag  d'  wtBQTivoQBovxag.  Dann  wird  ganz 
Hellas  besuchen  der  herrliche  Mann,  der  Feind  Skythiens 
und  des  Kaukasos.  Ein  Zeichen  seiner  Herrschaft  werden 
sein  stemengleiche  Kränze  am  Himmel  im  Norden  und  Süden. 
Da  wird  er  die  Herrschaft  lassen  seinem  Sohne  Ijxov%$iov 
aQXo^BVov^  yccQ  in  (schreib  ixiiQ  bIx')  IdCri  ivl  (iolqtj  BrJ6B- 
xttL  bIv  'jitdao  SofLoig.  Aber  wenn  sein  Sohn  A  herrschen 
wird  in  Rom,  seines  Vaters  wegen  von  den  Latinern  geliebt, 
wird  in  der  ganzen  Welt  Friede  sein.  Wenn  er  nach  Abend 
und  nach  Morgen  gehen  wollen  wird,  werden  ihn  die  Römer 
aus  Liebe  für  ihn  in  Rom  festhalten.  Aber  in  seiner  Jugend 
wird   ihn  Tod    und  Verrath   hinwegraffen   (ßaacXstg   xal   ig 


♦)  [In  der  Recension  zu  XIV,  164  90^0^  dvrtiiaxrjti.    F.  R.] 
**)  [In  der  Recension  zu  XIV,  172  a^^sav  an.    F.  R] 

Y.  OuTBOHMiDf  Kleine  Schriften.    IV.  18 


274  DIE  SIBYLLINISCHEN  BüECHER. 

TtaTQog^  schreib  ßa6iki6xov  iov  xatQog  —  nQodod'slg  Idüj  ivl 
(io£(^j  schreib  jcgodoöig  x  Iditj  ivl  (loiQg).    Darnach  werden 
andere  übermächtige  Krieger  sich  in  bösem  Streite  gegen- 
seitig fallen;  nicht  einen  königlichen^  sondern  einen  Tyrannen- 
palast innehabend.    Sie  werden  der  ganzen  Welt,  besonders 
aber  den  Römern^   viel  Böses   anthun^   bis  auf  den  dritten 
Dionysos,  "AxQig  uit    {jhc   cod.  H.)  Alyvntov    TteKOQvd'fidvog 
Zierat  ''Agr^g^  'Ov  ^vovvöov  avaxra   (isvmvviiiav   xaXdovöiv. 
Wenn   aber  der   mordsüchtige  Löwe   und  die  mordsüchtige 
Löwin  das  königliche  Purpurgewand  zerreissen  werden,  ürsv- 
(lOVL  ovfiiidifilfOvöLv  (schreib  nvavfiova  öv^itdgilfovöi  r)  i%Bt' 
yoiidvrig  ßaöLXsirjg'  Kai  totb  S^  ayvog  ava^  og  x  iXXaße  tgav- 
fitxtog  (schreib  d-gav^tog)  &Q%riv^  wird  er  an  den  feindlichen 
Führern  im  Siege  Vergeltung  üben  und  sie  den  Hunden  und 
Vögeln  zum  Frasse  preisgeben.    Wehe,  du  in  Feuer  aufge- 
gangenes Rom,  was  wirst  du  Alles  erdulden  müssen,  wenn 
dieses  sich   zuträgt!    Aber  jener  grosse  König  wird  dich  in 
prächtiger  Weise  wieder  aufbauen,  und  du  wirst  wieder  wie 
vorher  eine  Leuchte  der  Welt  sein.    Wehe  euch,  ihr  KdxQo- 
neg  und  ^dfagstoi  (schreib  nigtoi)  und  AaxiDveg*)^  und  ihr 
Anwohner  des  Ilrivstog  und  Moloeöog^  um  Tgücxrj,  ^mScivt^j 
^I&ciiii],   Av%iva  ts  Iltsgixov  (schreib  Tlugixov)   xs   fidyav 
(schreib  ^Ukav)   icegl   ^Cov  ^OXvfiTCOVy  beim  "Oööa^   Adgusca 
und  Kakvö6v\    Wenn   aber  Gott   einen   nachtgleichen  Tag 
als  Zeichen   über   die  Welt   schicken  wird,   dann   wirst   du 
enden,   König,   durch    den   auf  dich   gespannten  Bogen   des 
Bruders.    Dann  wird  ein  dvfLOip^ogog  aöXBtog  atd'cov  herr- 
schen,  ix   yevsrijg  ßaöiX^og   og  Aiyvnrov   yivog   i^Bi^   viel 
jünger,  aber  tapferer  als  sein  Bruder,  mit  77  anfangend.    Da 
wird  Gottes  Zorn  den  Menschen  schicken  Hunger  und  Pest^ 
Krieg  und  Männermord,  Finsterniss,  Unbeständigkeit  der  Zeit- 
läufe, Erdbeben,  Blitze,  Steinregen  und  heisse  Tropfen.    Die 
Berge  Phrygiens  und  Skythiens  wurden  erschüttert,  es  erbebte 
das  aötv  und  ganz  Hellas.    Viele  Städte  werden  durch  Blitze 

*)  [In  der  Recension  2n  XtV,  816  bat  Gutschmid  geschrieben  Jo- 
(flieg  dh  Adtiiovss.     F.  B.] 


DIE  SIBYLLINISCHEN  BÜECHER.  275 

und  Stösse  ^untergehen.  Und  da  wird  der  König  von  seinen 
eigenen  Soldaten  erschlagen  werden.  Darauf  werden  viel 
latinische  Purpurträger  erstehen^  die  die  Herrschaft  durchs 
Loos  zu  'gewinnen  sich  bemühen  werden.  Kai  rdr^  tQctg 
ßaöLXfjsg  hc  ayXaä  XBC%sa  *Pl6(irig  "Eööovtai  (schreib  "Eööw- 
Tai),  zwei  A  genannt,  Elg  d%  q>s(fiDV  vtxog  to  fiszciw^ov. 
Öla  %SQ  ovdslg  2ki(f^ov6i  ^P^fifjv  avtol  xal  x66^ov  aicavta. 
Sie  werden  aber  keine  Rast  bescheert  bekommen;  denn  Gott 
grollt  den  Menschen  ihrer  Sünden  wegen.  Er  wird  Zorn 
gegen  die  Eonige  erregen,  und  Gepanzerte  werden  dieselben 
ergreifen  und  mit  ihren  Sceptem  vertilgen;  ihr  armen  Fürsten 
Roms,  ihr  seid,  durch  falsche  Eide  getäuscht,  untergegangen! 
Da  werden  viele  do(fvxoi(favoi  in  ungeregelter  Weise  sich 
erheben  und  mit  dem  Blute  der  erstgeborenen  Männer  (dem 
Range  nach)  wegnehmen  die  ysvd^kai  (schreib  ^dfie^ka). 
^Akka  ^Bog  nakiv  at;|£i  avaidia  dvfwv  i%ovxag.  *Eg  xglöiv 
iXd'dfUvai  0660L  ocatat6X(ifj(favtOy  Avtol  inupQdffCovtai  iv 
iXkriXoiCL  ßakovTBg  Avxrjfv  siöoi  xql6iv  (schreib  Big  hcix4^i6tv) 
iipidfABvot  xaxoTfizog.  Viele  Sterne  und  ein  strahlender  Komet 
werden  da  vielen  kommenden  Krieg  verkünden.  Wenn  er 
aber  viele  Orakelsprüche  auf  den  Inseln  zusammengebracht 
haben  wird,  die  den  Fremden  Krieg  und  Zerstörung  der 
Heiligthümer  verkünden,  so  wird  er  Befehl  geben,  auf  das 
Schnellste  Rom  für  ein  Jahr  mit  Getreidevorrath  zu  ver- 
sorgen. In  jenen  Tagen  wird  die  Stadt  Drangsal  erleiden; 
nach  nicht  kurzer  Zeit  wird  die  Stadt  aber  wiederum  glück- 
lich sein,  und  Ruhe  wird  sein,  OTSctav  tb  xgatovv  anokrjfcai. 
Kai  tote  Aatlvmv  yBVBr^  miuctog  ßaöLkBvwv  (ßaCtki^cDv  Ale- 
xandre) "Eöxaiy  xal  ßaötkBta  (iBt'  aitifv  iiavagyu6Bij  üatÖBg 
xal  TCaidmv  yBVBi^,  aöakBVtog  {maQ%Bi  (schreib  iv*  agxy)' 
"Eöxat  yä(f  yvGi6t^6v  (schreib  yv&6ig  oC)^  hiBl  &Bog  avtog 
dvaööBL  Aus  dem  Nillande  werden  die  Syrer  täglich,  der 
Eine  von  da,  der  Andere  von  dorther,  alles  Tragbare  weg- 
rauben, oC  (v.  1.  öol)  iidyag  lötai  KBÖvog  ava^  ßatfikBvg,  xacdcav 
xal  tpfOTBöi  TcifuxiDv  (schreib  noUov  xaxa  (pcigsöL  Tcovran/)*) 

*)  [In  der  Recension   achreibt  Gutscbmid  zu  XIV,  289  anevdatv 
xcrxa  (pm^eat  niftitBiv,    F.  B.] 

18* 


276  DIE  SIBTLLINISCHEN  BüECHER. 

Kai  deivov  (pQoveav  n:sQl  dsivorccroLg  (schreib  icsQiSeLvoxd' 
toig)  inl  icä6tv*\  ^Iralvrig  naörig  fieyaXoipQOvog  oIölv  (schreib 
luyaloipQov'  og  otösc)  aQcayov  KagtsQov.  Wenn  er  über  das 
Meer  fahrend  den  Assyriern  sich  genähert  und  die  Phöniken 
in  ihrer  Heimath  zerstört  haben  wird,  dem  Kriege  ein  Ende 
machend,  Täv  ävo  xoigaviäv  iicl  yi]g  (schreib  iititSrig)  slg 
xovQttvog  iötat.  Nun  will  ich  den  Alexandreern  das  mühe- 
volle Ende  verkünden,  OC  d'  [sQfj  (Ol  -Ö*'  CaQriv  Alexandre) 
Atyvittov  a7Ci]fiova  Z7]v  (schreib  axrjiiovd  t'  ijd*)  aödksvrov 
BccQßaQov  {BaQßagoL  Alexandre)  oIht^Covölv^  otav  ip%6vog 
ixjto%'sv  (schreib  tpovog  §7Ctod'av)  ild^j.  Xbl^  d'dgog  noiel' 
toTB  ^iöfpaxa  ndvra  zeXettai,  ^Akk^  (schreib  A^l*)  cn&tav 
XQsZg  (schreib  tglg)  itatSeg  'OkvfiTCia  vixijöwöiv^  Kccv  ^sv  drj 
(pgd^cijöi,  d'eoxXtrca  %'B6q>axa  ka^rj  At^iaxi  (schreib  ^iöipax^ 
aks^Lv  AI^ux,  xb)  xBtQdnodog  yakad'T]vov  ngäxa  (schreib  ZQ^^) 
xadTJQfi^  Tglg  xoCvw  "T^iGxog  ayat  Sblqtjv  (schreib  dyalgBi 
igiv)**)  xoxs  dBLvqVj  wenn  er  einen  traurigen  langen  Speer 
über  Alle  ausstrecken  wird.  Viel  barbarisches  Blut  wird  in 
den  Staub  fliesseu,  wenn  die  Stadt  von  den  ungastlichen 
Gästen  geplündert  werden  wird.  Wohl  den  Todten,  wohl 
den  Einderlosen!  Tbv  (schreib  xov)***)  yccQ  dij  dovkBtov 
v%o  ivyov  av^Bva  %^tSBi^  der  ehedem  ikavd'BQirjöiv  incivv- 
liog  geherrscht  hatte,  Bovkag  (schreib  Bovkdg  t')  S^nQo0^Bv 
filv  doidt^ov  ovxog  ikiööcn/  (schreib  ^dy*  dovdi^ov  ov  xov 
ikdööcav).  Tovrjv  dovkoövvriv  ^i^6bl  TCokvBÖQOv  dvdxxmv 
(schreib  dvdxxcoQ),  Und  alsbald  wird  dann  das  Heer  der  Si- 
keler  kommen,  dem  ein  trauriges  Loos  beschieden,  jdat^ 
(piQiov^  OTCoxav  ndkvv  (itdki  Alexandre)  ßd(fßaQog  inakd^j 
(schreib  ßd^ßagov  l^og  ixak^rjj).  Kagnov  inav  (pv6(06v, 
dtax^i^^ovöiv  aQOVQag.  Dann  wird  Gott  Gutes  mit  Bösem 
vergelten:  Satvog  l^atvov  aal  jCQOvo^avöag  XQv6bv  dnax^ 
(schreib  dnsxd'i^g).    Avxolq   inav   dtj    ndvxag    ijtotlfovd'^   alfia 

'*)  [In  der  Becension  zu  XIV,  290  schreibt  Gntschmid  nsQidsivots 
zoig  inißäaiv,   F.  R.] 

**)  [In  der  Recension  zu  XIV,  308  schreibt  Gutschmid  ayoi  ftoC- 
Q71V.    Vgl   Bd.  II  S.  827  dieser  Sammlung.    F.  R.] 

*'*)  [In  der  Recension  zu  XIV,  308  hat  Gutschmid  TeSv.     F.  R.] 


DIE  SIBYLLINISCHBN  BÜECHER.  277 

ls(>vros  &v(ioß6QOV,  q)OvCa  x  iici  6i6fiatL  ij^ec  (schreib  Ite) 
kiaLva  Avtov  xaxxsq>aXrjg  ^  öxijxtQov  d'  oacogi^si  (schreib 
axi(fiif€v)  ait  avtov.  Aber  wie  wenn  die  Völker  (Xaoi) 
Aegyptens  bei  einem  Schmause  toben^  'Höavtcug  inel  (schreib 
m)  zaffßog  iniööBxai  (schreib  indöövtai)  avd'QmcoiöLv  Mai- 
vofidvi^g  iQLdog,  und  auch  viele  Andere  werden  umkommen, 
sich  gegenseitig  in  der  Schlacht  tödtend.  Dann  wird  ein  mit 
blauen  Schuppen  Bepanzerter  kommen ,  "H^ovöc  ovo  akloc 
^(DQO&soi  (schreib  afiuol  ofUDQotpov)  akXriXoiöiVy  und  als 
dritter  zu  ihnen  ein  grosser  Widder  aus  Kyrene,  "Ov  %qIv 
iXsi^a  (schreib  ikByi^a)  gyuyovxa  ficcxrig  naga  xevfiaöt  NacXov 
^AXk^  ovS'  wg  (schreib  ^AXlä  oAcsjg)  änQrjxtov  odov,  rskiovöiv 
ajcavzeg.  Darauf  wird  viele  Jahre  lang  Ruhe  sein.  Daun 
aber  Gi^öer  (schreib  Brjöer'*))  iv  Alyvmci  noXa^og  ndkt 
SavxBQog  avxolg.  Es  wird  aber  ein  Prahlen  sein,  kein  Sieg. 
^Sl  liiXioi^  X€CQ(ov  (schreib  xsiQcaii')  £0tat  Tcoketag  incöi^^ov. 
Kai  7Cok6(ioig  öxvXsviut  yevi^östai  ovx  inl  ötiqov,  Kai  tote 
dl  (schreib  d'  ix)  X^QVS  ^oXki^g  ofi,otsQ^ov€g  (schreib  ofno- 
tdQiiovog)  avdgsg  Osv^ovrav  Satkoi  und  werden  ihre  furcht- 
samen Eltern  mit  wegschleppen.  Kai  nakiv  iyxvQöovöt  nalda 
(schreib  natQa\  ^idya  vlxog  axovtsg^  ^lovSaCovg  (schreib  Bov- 
yatovg  r'  **))  okiöovöi  (isvsntokd^ovg  avd'QcoTCovg,  "AxQig  akog 
noXiY^g  xBQattovxsg  noXi^LOiöi  (schreib  noki^oio)  Tloii^iveg 
ä(i(p6x€Q0L  (schreib  ä(iq)6xeQ0v)  jcagl  xaxQiSog  riä\  xoxrimv 
&r^öSL  (schreib  SvöaC)  8\  tpd'LfidvoLGL  XQonatoipoQGitf  yivog 
avdgciv  AÜ,  ai\  otcoöov  (schreib  o  0oC)  tpäxag  icagl  xvfiaxa 
vfixv^ovxat.  Viele  werden  am  Ufer  liegen;  die  blonden 
Häupter  werden  unter  den  Händen  der  beflügelten  Aegyptier 
fallen:  da  wird  gerächt  werden  (^axakavöaxai)  das  Blut  der 
Araber.  Wenn  aber  die  Wölfe  mit  den  Hundeu  auf  der 
umflossenen  Insel  einen  Vertrag  geschlossen  haben  werden, 
wird  wieder  sein  ein  Erstehen  der  Thürme,  und  Menschen 
werden  die  vielgeprüfte  Stadt  bewohnen.  Nicht  wird  mehr 
sein  trügliches  Gold  und  Silber,  nicht  Besitz,  nicht  Sklaverei^ 

*)  [In  der  RecenBion  zu  XIV,  333  hat  Gatechmid  ^asx'  geschrie- 
ben.  V.U.] 

**)  [Vgl.  Band  11  S.  328  dieser  Sammlung.     F.  R.] 


278  DIE  SIBYLLINISCHEN  BÜECHEE. 

sondern  eine  Freundschaft  und  eine  Art  in  dem  wohlge- 
sinnten Volke;  Koiva  S\  it&vz  iötai  xal  g>äg  töov  iv  (schreib 
Sv)  ßcotoiO'y  die  Bosheit  wird  von  der  Erde  weg  in  das 
Meer  verbannt  werden.  Dann  ist  nahe  die  Menschenernte. 
So  ist  es  vorher  bestimmt.  Ov  ki^si  tote  tig  ^sfivri^vos 
akkog  (schreib  aUov)  oSinjs^  ^Slg  driQa  (schreib  Iläg  ^ä) 
%&t  ayacavfiu  (schreib  a^%Bv6^C)  iisQonatv  ysvog  oXlvfitdvmv 
1CBQ.  Da  wird  das  heilige  Volk  über  die  ganze  Erde  herr- 
schen Elg  aiävag  anavxag  a^C  lq>d'ifiot4fi  (schreib  Sfuc  9>d'6- 
^svoiöc)  toxevöLv. 

Reihenfolge  der  Bücher. 

Ente  GlMM  der  Oodd.                                             Zweite  ClMse. 

Buch         I I. 

Buch      II II. 

Buch     III III,  1—96. 

Buch     IV in,  97—828. 

Buch      V V. 

Buch     VI IX  (Phokyüdes). 

Buch    VII Vm,  (430— 601). 

Buch  VIII VII. 

Buch     IX,  V.  1—28 VI. 

Buch     IX,  V.  29—241 VIII,  217—429. 

Buch       X IV. 

Buch  XI 

ß^<^^    ^" fehlen. 

Buch  XIII 

Buch  XIV 

Buch     XV VIII,  1—216. 


XII. 

'   Ans  YorleBangen  ttber  die  Geschichte  der  griechischen 

Historiographie.*) 

1.  Einleitung. 

Princip  der  Auswahl  und  Beurtheilung  kann  nicht  der 
Stil  sein,  ausser  wenn  man  dem  Stil  eine  Bedeutung  beilegt, 
die  das  Wort  nicht  hat,  Ebenmass  der  Behandlung  von  Inhalt 


*)  [Die  Vorlesungen  Gatschmids  über  die  Geschichte  der  grie- 
chischen Historiographie  reichten  bis  zu  Xenophon  einschliesslich. 
Anfönglich  hatte  der  Plan  bestanden,  sie  yollständig  herauszugeben 
und  sie  womöglich  aus  den  Vorlesungen  über  einzelne  Theile  der 
alten  Geschichte,  in  welchen  stets  sehr  eingehend  über  die  Quellen 
gehandelt  wurde,  zu  ergänzen.  Das  erwies  sich  indessen  bei  genauerer 
Betrachtung  als  unzweckmässig.  Ein  Handbuch  zu  ersetzen,  waren  die 
Vorlesungen  ihrer  Anlage  nach  doch  nicht  im  Stande  und  die  heutige 
Art  des  literarischen  Betriebs  liess  nicht  erwarten,  dass  das  gelehrte 
Publicum  sie  in  ähnlicher  Weise  auffassen  und  aufnehmen  würde,  wie 
in  vergangenen  Tagen  etwa  die  Vorlesungen  Niebuhrs.  Auf  der  andern 
Seite  war  es  kaum  zu  verantworten,  Alles,  was  hier  an  Forschungen 
und  eigenthümlichen  Auffassungen  vorlag,  lediglich  ein  Eigenthum  des 
doch  immerhin  kleinen  Kreises  bleiben  zu  lassen,  der  das  Glück  ge- 
habt hatte,  Gutschmid  selbst  zu  hören.  Es  kam  hinzu,  dass  Gutechmid 
sehr  schnell  sprach  und  die  Zuhörer  seinen  ausgeprägten  Dresdener 
Dialekt  vielfach  nur  mit  Mühe  verstanden,  so  dass  ihnen  nachweislich 
viele  Missverständnisse  mit  untergelaufen  sind.  Ich  habe  mich  daher 
entschlossen,  in  diese  Sammlung  einige  ausgewählte  Stücke  aus  jenen 
Vorlesungen  aufzunehmen ;  ausser  der  Einleitung  wesentlich  solche,  in 
welchen  entweder  anderswo  aufgestellte  Behauptungen  Gutschmids 
näher  ausgeführt  und  begründet  oder  eigenthümliche  Forschungsresul- 
tate  vorgetragen  sind.  Lebhaft  habe  ich  bedauert.  Nichts  aus  den 
Abschnitten  über  Herodot  und  namentlich  über  Thukydides  mittheilen 
zu  können,   allein   es   schien  mir  unmöglich,   hier  eine  Fassung  zu 


280  AUS  VORLESUNGEN  UEBER  DIE  GESCHICHTE 

und  Form.  Vielmehr  kommen  verschiedene  Gesichtspunkte 
in  Betracht:  das  StofiTliche,  die  Quellenforschung,  die  wissen- 
schaftliche Behandlung,   die  Art,   wie  der  Stoff  verwerthet 

finden,  welche  darauf  hätte  Anspruch  erheben  können,  die  letzte  Mei- 
nung GuUchmids  auszudrücken,  und  wo  die  Forschung  so  im  Fluss  ist, 
wie  auf  diesen  Gebieten,  hätte  es  sich  nicht  geziemt,  ein  älteres  Sta- 
diiun  seiner  Erkenntniss  vor  der  Welt  auszubreiten.  Wie  seine  anderen 
Hefte,  so  hat  Gutschmid  auch  das  über  die  griechische  Historiographie 
einmal  (in  Eiel,  für  das  Sommersemester  1865)  auf  das  Sorgfältigste 
ausgearbeitet,  dann  aber  nur  ganz  wenige  Noten  hinzugefügt,  meist 
über  neue  Bücher,  mit  oft  recht  scharfen  Ürtheilen.  Er  verliess  sich 
darauf  —  und  er  konnte  sich  darauf  verlassen,  zumal  da  er  sich  genau 
zu  präpariren  pflegte  — ,  dass  er  während  des  Vortrags  selbst  Form 
und  Inhalt  der  nöthigen  Modification  finden  werde.  Es  ergab  sich 
daher  für  den  Herausgeber  die  Noth wendigkeit,  neben  dem  Heft  des 
•Verfassers  auch  Nachschriften  von  ZuhOrem  zuzuziehen.  Es  haben 
mir  drei  solcher  Nachschriften  vorgelegen,  eine  von  Dr.  A.  Roquette 
und  eine  von  Dr.  E.  Hesselmeyer  aus  dem  Sommer  1881  und  eine  von 
Dr.  W.  Nestle  aus  dem  Sommer  1884.  Alle  ergaben  einzelne  Berichti- 
gungen und  manche  sehr  wesentliche  Ergänzungen  zu  Gutachmids  eigenen 
Aufzeichnungen.  Dagegen  ergab  sich  zugleich,  dass  Gutschmid  in  Be- 
*  rücksichtigung  der  ihm  für  die  Vorlesung  zur  Verfügung  stehenden  Zeit 
beide  Male  nicht  unbeträchtliche  Abschnitte  seines  Heftes  fortgelassen 
hatte,  keineswegs  indessen  beide  Male  genau  dieselben.  Ich  bin  daher 
so  verfahren,  dass  ich  Gutschmids  Heft  zu  Grunde  legte,  ohne  davon 
ausser  einigen  für  Anfänger  berechneten  Quisquilien  etwas  wegzulassen, 
Berichtigungen,  die  sich  aus  den  Nachschriften  und  der  Natur  der  Sache 
als  von  Gutschmid  wirklich  gewollt  ergaben,  anbrachte  und  dasjenige 
nachtrug,  was  die  Nachschriften  an  bemerkenswerthem  Stoffe  mehr  boten. 
Einzelnes  davon  habe  ich  indessen  unterdrücken  müssen,  weil  es  mir 
unmöglich  war,  scharf  und  genau  festzustellen,  was  Gutschmid  hatte 
sagen  wollen;  man  wird  aas  erklärlich  finden,  wenn  man  die  oben 
erwähnte  Art  seines  Vortrags  bedenkt.  Während  nun  aber  die  Ab- 
schnitte über  die  einzelnen  Historiker  fast  vollständig  stilisirt  sind, 
hat  sich  Gutschmid  in  der  Einleitung  sehr  häufig  auf  Andeutungen 
beschränkt,  Prädicat,  Copula,  Satzverbindungen  nicht  niedergeschrieben. 
In  diesen  Fällen  habe  ich  das  Fehlende  ergänzt,  fast  durchweg  nach 
Anleitung  der  Nachschriften,  ohne  gerade  Rücksicht  auf  stilistische 
Glätte  zu  nehmen,  welche  Gutschmid  selbst  in  seinem  Vortrag  nie 
erstrebt  hat.  Sonst  etwas  zu  ändern  musste  mir  selbstversi&ndlich 
ganz  fern  liegen;  ich  glaube  versichern  zu  können,  dass  ich  keinen 
Satz  habe  drucken  lassen,  den  Gutschmid  nicht  seinem  Inhalt  nach 
geschrieben  oder  gesprochen  hat.    F.  R.] 


DER  GRIECHISCOEN  HISTORIOGRAPHIE.  281 

worden  ist^  die  Gesammtanscbauung,  wie  weit  der  Elistoriker 
zu  einer  pragmatischen  Auffassung  durchgedrungen  i^t,  end- 
lich die  künstlerische  Behandlung,  der  Stil.  Am  höchsten 
müsste  der  Historiker  stehen,  der  diese  Gesichtspunkte  am 
besten  vereint;  aber  in  Praxi  wird  immer  ein  Moment  Ciber- 
wiegeU;  und  da  ist  das  Stoffliche  für  den  Werth  eines  Ge- 
schichtschreibers bei  Weitem  entscheidender  als  alles  Andere. 
Oberster  Grundsatz  des  Historikers  muss  sein:  ^Ne  quid 
falsi  dicere  audeat,  ne  quid  veri  dicere  non  audeat';  darum 
steht  die  römische  Geschichtschreibung  der  Republik  so 
tief  unter  der  griechischen.  Das  Kriterium  für  uns  ist:  der 
Werth;  den  Einer  als  Quelle  für  Spätere  und  uns  hat.  Be- 
trachtet man  dies  als  das  Wichtigste,  so  kommt  auch  das 
üebrige  zu  seinem  Recht:  wer  den  Geschichtsstoff  nicht 
durchdrungeji  hat,  blosse  Materialien  liefert,  ist  eben  eine 
schlechte  Quelle;  wer  schlecht  schreibt,  wird  wenig  gelesen, 
tritt  daher  auch  als  Quelle  zurück.  Beispiel:  Thukydides* 
ist  ein  trefflicher  Quellenhistoriker,  im  Stil  keineswegs  voll- 
endet und  doch  der  grösste;  Eleitarchos  war  stilistisch  be- 
deutend, als  Quelle  Null.  Die  Grenze  der  griechischen  Histo- 
riographie nach  unten  bildet  die  Regierung  des  Heraclius, 
mit  der  Clinton  und  Müller  aus  einem  richtigen  Gefühle 
schliessen.  Vgl.  meinen  Aufsatz:  „Die  Grenze  zwischen  Alter- 
thum  und  Mittelalter'',  Grenzboteu  1863,  S.  343  ff.  Der  letzte 
Ausläufer  der  historischen  Schule,  die  auf  dem  Boden  des 
Alterthums  steht,  der  Prokopios  und  Agathias  angehören, 
ist  Theophylaktos  Simokatta  mit  seinem  sinnlosen  Schwulst. 
Dann  beginnen  die  volksthümlichen  Städtechroniken  (Malala), 
aus  denen  die  byzantinische  Historiographie  erwächst.  Seu- 
chen, Kometen,  gute  und  schlechte  Jahre,  gelehrige  Blinde, 
Rennbahnvorfalle  u.  dgl.  bilden  ihren  Inhalt.  Es  sind  ana- 
loge Anfange  wie  bei  der  mittelalterlichen  Geschichtschrei- 
bung  im  Abendlande.  Die  Anfange  der  altgriechischen  Histo- 
riographie sind  davon  ganz  verschieden. 

Die  altorientalische  Geschichtschreibung,  die  der 
Aegypter,  Phönikier,  Ghaldäer,  Hebraer  trägt  einen  priester- 
lichen Charakter.     Priester  zeichnen  die  Dinge  auf  in  einem 


282  AUS  VOELESÜNGEN  ÜBBEE  DIE  GESCHICHTE 

annalistischen  Rahmen,  in  dem  alte  Erinnerung^  Sage  und 
Geschiphte  unvermittelt  neben  einander  eingereiht  wird;  es 
herrscht  Neigung  zum  Schematisiren  und  man  nimmt  Bezug 
auf  die  Zukunft,  indem  vergangene  und  kommende  Zeit  in 
den  Raum  einer  grossen  astronomischen  Periode  zusammen- 
gefasst  wird.  Die  Quellen  werden  wörtlich  aufgenommen 
(z.  B.  Elohist  und  Jehovist);  bei  der  Beurtheilung  der  Dinge 
waltet  ein  priesterlicher  Standpunkt  vor.  Diese  Art  der 
Geschichtschreibung  wird  aufgelöst  durch  den  Hellenismus. 
Eine  schöne  Spätfrucht  ist  das  I.  Makkabäerbuch,  of&cielle, 
aber  wahrhafte  zeitgenössische  Jahrbücher;  das  II.  Makkabäer- 
buch  ist  lügenhaft,  eine  tendenzielle  Ueberarbeitung.  Kano- 
nische Bedeutung  für  das  spätere  Judenthum  erlangt  der 
Seder  ^Oläm  Rabba,  verknöchert  mit  engherziger  Deutung 
der  Thorah,  böswilligem  Absperren  gegen  griechisches  Wissen, 
Gleichgiltigkeit  gegen  das  Thatsächliche;  Eyros  wird  z.  B. 
vierzig  Jahre  vor  Alexander  gesetzt,  angeblich  um  Daniels 
willen. 

Es  läge  nahe,  die  griechische  und  die  römische  Histo- 
riographie zu  parallelisiren,  aber  die  Entwicklung  ist  bei 
beiden  Völkern,  abgesehen  von  dem  Ausgangspunkte,  eine 
durchaus  verschiedene.  Für  die  Römer  waren  die  ConsuUisten 
das  einzige  Hilfsmittel  für  die  Einreihung  der  Ueberlieferung. 
Hier  liegt  eine  gewisse  Aehnlichkeit  mit  der  griechischen 
Historiographie  vor,  denn  auch  für  diese  bilden  die  Beamten- 
listen ein  Gedächtnisshilfsmittel.  Aber  für  die  Griechen 
bildet  das  nur  einen  untergeordneten  Gesichtspunkt  für  die 
Historiographie,  während  bei  den  Römern  die  ganze  Histo- 
riographie an  die  Consuln  anknüpft.  Die  Römer  konnten 
sich  ferner  von  der  alten  Art  der  Stadtchronik  nicht  eman- 
cipiren  und  berichten  gläubig  alle  Portenta,  während  die 
Griechen  dazu  viel  zu  geschmackvoll  sind.  Der  eigentlichen 
Geschichtschreibung  der  Römer  geht  die  amtliche  Stadt- 
chronik des  Pontifex  Maximus  voran,  angeblich  seit  sehr 
früher  Zeit  (im  gallischen  Brande  sollen  die  älteren  Theile 
untergegangen  sein);  dagegen  spricht,  dass  erst  seit  den 
Samniterkriegen   eine  feste  Ueberlieferung  besteht.     Fortge- 


DER  GElECfllSCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  283 

setzt  wurden  diese  Jahrbücher  bis  auf  die  Zeit  der  Gracchen. 
Daran  schloss  sich  die  Annalistik  an^  selbst  in  der  Form; 
so  dass  die  ausseritalischen  Vorfalle  gelegentlich  der  Berichte 
der  Feldherren  an  den  Senat  erzählt  wurden.  Der  urkund- 
liche Charakter  der  römischen  Geschichtschreibung  gereicht 
ihr  indessen  nicht  zu  so  grossem  Gewinn,  als  es  scheint, 
da  der  Senat  alle  Berichte,  die  er  erhielt,  so  zustutzte,  dass 
sie  zur  Veröffentlichung  brauchbar  waren.  Die  Griechen 
dagegen  hatten  es  nicht  mit  einer  einzelnen  Stadt  zu  thun, 
sondern  mit  unzähligen  Städten,  da  es  ihnen  immer  an 
einem  allgemeinen  Mittelpunkte  fehlte,  sie  verfolgten  daher 
stets  allgemeine  Gesichtspunkte  und  brachten  ein  ungeheures 
Material  aus  allen  Gegenden  des  Landes  zusammen,  so  dasH 
sie  schliesslich  eine  allgemeine  griechische  Geschichte  schufen. 
Der  Hauptunterschied  zwischen  den  beiden  Historiographien 
besteht  aber  darin,  dass  die  griechische  Historiographie  voll- 
kommen aus  sich  selbst  erwachsen  ist,  während  die  römische 
die  ganze  griechische  Entwicklung  schon  vor  sich  hat  und 
ganz  besonders  den  rhetorischen  Charakter  bewunderte,  wel- 
chen die  Schule  des  Isokrates  hineingebracht  hat:  so  stellt 
die  römische  Historiographie  die  Form  über  den  Inhalt  und 
ist  daher  von  vornherein  unwahr.  Dann  war  bei  den  Biömern 
auch  das  Uebertragen  der  gegenwärtigen  Verhältnisse  auf 
die  Vergangenheit,  besonders  in  der  Sullanischen  Zeit,  sehr 
üblich,  was  bei  den  Griechen  nur  in  sehr  geringem  Masse 
der  Fall  war.  Die  Bücksicht  auf  die  jeweils  herrschenden 
Parteihäupter  fehlt  bei  den  Griechen  ebenfalls  ganz,  während 
sie  bei  den  Bömem  alle  Autoren  beherrscht.  Endlich  sind 
die  Bömer  Heuchler,  während  die  Griechen  nie  verstanden 
haben,  zu  heucheln.  Wie  wenig  die  Entwicklung  bei  den 
Römern  eine  organische  ist,  sieht  man  schon  daraus,  dass 
Livius,  welcher  der  älteren  römischen  Geschichte  gegenüber 
auf  einem  naiven  Standpunkt  steht,  später  schreibt,  als  der 
raffinirte  Tendenzhistoriker  Sallust.  Effect  ist  für  alle  römi- 
schen Historiker  wichtiger,  als  die  Wahrheit  des  Dargestellten. 
Eine  Besserung  trat  erst  in  der  Eaiserzeit  ein,  weil  sich  erst 
damals  die  Römer  kosmopolitisch  umgewandelt  haben,  freilich 


284  AUS  VORLESUNGEN  UEBER  DIE  GESCHICHTE 

auf  Kosten  ihrer  nationalen  Tüchtigkeit.  Der  einzige  wirklich 
wahrheitsliebende  Schriftsteller  ist  Tacitus,  der  zwar  von  der 
Bhetorik  auch  noch  nicht  ganz  frei  ist,  aber  die  Form  durch- 
aus dem  Stoff  untergeordnet  hat.  Mit  ihm  war  aber  auch 
die  Höhe  erreicht^  und  er  fand  nur  noch  einen  späten  Nach- 
folger in  Ammianns.  Zuletzt  sind  römische  und  griechische 
Geschichtschreibung  nicht  mehr  zu  scheiden:  Cassius  Dio  ist 
Römer;  Fronto  hätte  ebenso  gut  griechisch  schreiben  können, 
wie  lateinisch. 

Mit  den  letzten  Nachzüglern  der  römischen  Geschicht- 
schreibung, Gregor  von  Tours  und  Isidor  von  Sevilla,  gehen 
gleichzeitig  die  Anfönge  der  mittelalterlichen  lateinischen 
Historiographie  in  den  Elosterannalen,  die  eine  frappante 
Aehnlichkeit  mit  den  Anßbngen  der  altrömischen  Historio- 
graphie zeigen.  Sie  tragen  einen  localen,  priesterlichen, 
kleinlichen  Charakter:  Priamus  regnat  in  Francia,  annona 
cara,  Cometes,  pugnatum  est  in  Testris.  Allmählich  werden 
sie  reichhaltiger  und  ziehen  allgemein  geschichtlich  wichtige 
Begebenheiten  hinein.  Jeder  Schriftsteller  nimmt  den  Text 
seines  Vorgängers  wörtlich  auf.  Daneben  laufen  Biographien 
angesehener  Geistlicher  her.  Ihren  Höhepunkt  erreicht  diese 
Geschichtschreibung  in  Otto  von  Freising.  Sie  stirbt  ab 
durch  das  Aufkommen  von  Chroniken  in  der  Volkssprache: 
Johannes  Roth  und  Jacob  von  Königshoven  unterscheiden 
sich  von  ihren  lateinischen  Vorgängern  nur  durch  die  Sprache. 
In  Frankreich  knüpft  die  Geschichtsliteratur  an  die  Memoiren 
an;  vgl.  Froissart.  In  Italien  geht  die  neue  Aera  aus  den 
Stadtchroniken  hervor;  hier  machen  Epoche  die  grossen 
Florentinischen  Geschichtschreiber,  Guicciardini,  Macchiavelli. 
Das  Alterthum  übt  einen  gewaltigen  Einfiuss  auf  diese 
grosse  Blüthe,  ähnlich  wie  die  griechische  Historik  auf  die 
Römer.  Man  war  aber  besser  vorbereitet,  die  Eindrücke 
aufzunehmen  und  geistig  zu  reproduciren,  als  in  Rom. 

Wenn  sich  also  die  eigentlich  mittelalterliche  Geschichts- 
literatur nicht  zur  Vergleichung  mit  der  griechischen  eignet, 
so  weist  dagegen  die  altnordische  eine  grosse  Aehnlich- 
keit mit  ihr  auf,  vermöge  ihrer  Abgeschlossenheit  und  der 


DER  GRIECHISCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  285 

langen  Fortdauer  des  Heidentums^  unter  dem  sich  eine  ein  be- 
stimmtes Gepräge  tragende  Logographie  bildet,  die  sich  auch 
nach  Einführung  des  Christenthums  erhält.  Erst  um  das 
Jahr  1000  wurde  das  Heidenthum  durch  Volksbeschluss  in 
Island  abgescha£Ft.  Es  ist  daher  hier  immer  das  politische 
das  Hauptmoment  und  das  kirchliche  tritt  zurück,  während 
es  im  Frankenreiche  umgekehrt  ist.  Charakteristisch  für  die 
Saga  (d.  h.  Tradition,  nicht  Mythos)  ist  die  mündliche  Fort- 
pflanzung und  Niederschrift  in  derselben  Form,  wie  sie  dem 
Niederschreibenden  gesagt  worden  war.  So  fliessen  Sage 
und  Geschichte  in  einander  und  das  genealogische  Element 
spielt  eine  grosse  Rolle:  die  Geschlechtsregister  der  handeln- 
den Personen  werden  bis  auf  Odhin  verfolgt  und  die  Heroen- 
sagen mitgetheilt.  Typisch  dafür  ist  die  Heimskringlasaga 
des  Snorri  Sturleson,  namentlich  die  Ynglingasaga,  der  Theil, 
der  die  Ahnen  Harald  Harfagrs  enthält.  Es  ist  eine  Prosa- 
erzählung und  Pragmatisirung  der  alten  Sagen;  es  werden 
Ausgleichungsversuche  gemacht,  der  Faden  ist  durchaus  ge- 
nealogisch. Danebenher  geht  ein  gewisser  Euhemerismus, 
der  z.  B.  die  Äsen  von  Asien  herleitet,  ganz  verwandt  den 
Erscheinungen  der  griechischen  Logographie.  Andere  Sagas, 
z.  B.  die  viel  ältere  des  Are  über  die  ersten  Ansiedlungen 
Islands,  tragen  einen  mehr  memoirenartigen  Charakter  und 
sind  frei  von  mythischen  Elementen.  Die  Annalen  der 
folgenden  norwegischen  Konige  sind  schlicht  erzählend,  aber 
getragen  von  politischer  Auffassung,  sie  nehmen  Partei  für 
Eonige  wie  Swerrir  gegen  herrschsüchtige  Geistliche  und 
andere  Gegner,  sind  unbefangener  wie  die  lateinischen  Annalen 
des  inneren  Deutschlands;  besonders  bedeutend  ist  die  Swerrir- 
saga.  Allmählich  verkümmern  sie;  in  der  Keformationszeit 
treten  lateinische  Geschichtswerke  an  ihre  Stelle. 

Im  christlichen  Orient  sind  die  Nachfolger  der  alt- 
griechischen  Historiographie  die  byzantinische,  syrische  und 
armenische.  Man  wählt  die  Volkssprachen  aus  Opposition 
der  Monophysiten  gegen  die  orthodoxen  Griechen.  Die  By- 
zantiner sind  vom  siebenten  bis  neunten  Jahrhundert  träge 
zu  allen  Aufzeichnungen;    nur  Theophanes   und  Nikephoros 


286  AUS  VORLESUNGEN  OEBEB  DIE  GESCHICHTE 

sind  zu  nennen.  Dann  folgt  eine  Annalenfabrication^  wie 
im  Abendlande,  unter  wortlicher  Aufnahme  des  Textes  der 
Vorgänger.  Unter  den  Eomnenen  lehnt  man  sich  wieder  an 
die  alten  Muster  an;  es  ist  eine  gespreizte  Renaissance, 
deren  letzter  Vertreter  Laonikos  Chalkokondylas  ist.  Die 
Syrer  lehnen  sich  eng  an  die  Griechen  an;  ihre  Annalen 
tragen  einen  kirchlichen  Charakter  und  pflanzen  den  Roh- 
stoff mit  denselben  Worten  fort;  Barhebraus  z.  B.  (um  1299) 
giebt  dieselben  Citate,  Worte  u.  s.  w.  wie  Michael  der  Syrer 
in  den  Ereuzzügen,  dieser  schreibt  den  Dionysios  Ton  Telmahar 
(im  9.  Jahrhundert)  aus,  dieser  den  Eusebios.  Die  Eirchen- 
geschichte  überwiegt^  da  die  einheimischen  Patriarchen  der 
einzige  nationale  Mittelpunkt  waren.  Selbständiger  ist  die  ar- 
menische Eüstoriographie.  Die  Anfange  bilden  biographische 
Arbeiten  über  zwei  hervorragende  Geistliche,  Isaak  und  Mes- 
rob,  die  massenhaft  aus  dem  Griechischen  übersetzen  Hessen. 
Dann  schrieb  zwischen  460  und  480  Moses  von  Ehoren  die 
Geschichte  seines  Landes  von  den  ältesten  Zeiten,  im  Wesent- 
lichen nur  Traditionen  der  einzelnen  Adelsgeschlechter  und 
Wiedergabe  der  im  persischen  Heidenthum  wurzelnden  Sagen, 
aber  aus  dem  Zusammenhang  gerissen  und  erlogenen  grie- 
chischen und  christlichen  Autoritäten  in  den  Mund  gelegt.*) 
Dieses  betrügerische  Buch  hat  die  ganze  folgende  Historik 
beherrscht,  ja  erdrückt:  z.  B.  die  verkehrte  Synchronistik 
des  über  römische  Dinge  schlecht  unterrichteten  Moses  hat 
bei  seinen  Nachfolgern  eine  formliche  Zuschneidung  der  Ge- 
schichte nach  diesem  System  herbeigeführt  Die  Armenier 
haben  Neigung  zum  Schematisiren  und  sind  pedantisch  ge- 
nau in  Zeitangaben,  die  nur  zu  oft  durch  Rechnung  gefunden 
worden  sind. 

Die  arabische  Historik  knüpfk  an  den  Eoran  und  den 
Propheten  an,  deren  Aussprüche  Quellen  der  Theologie  und 


*)  [Diesen  ganzen  Abschnitt  hat  (jutschmid  sowohl  in  den  Vor- 
lesungen von  1881  als  in  denen  von  1884  fortgelassen;  ich  gebe  daher 
den  Text  seines  Hefts,  den  er  selbst  natürlich  nach  den  im  XI.  und 
XII.  Abschnitt  des  dritten  Bandes  dieser  Sammlung  mitgetheilten 
Untersuchungen  modificirt  haben  würde.    F.  R.] 


DER  GRIECHISCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  287 

des  Rechts  sind.  Sie  werden  lange  mündlich  überliefert^ 
woran  man  sich  so  gewöhnt,  dass  mündliche  Ueberliefe- 
mng  Erforderniss  der  Gültigkeit  einer  Tradition  wird.  Ga- 
rantie derselben  sind  die  genauen  Zeugenreihen,  lange  di^a- 
Öo%aC  bis  hinauf  zu  Zeitgenossen  des  Propheten  und  der 
ersten  drei  Khalifen.  Ganz  ebenso  bildete  sich  eine  Ge- 
schichtsüberlieferung über  das  Leben  des  Propheten^  die 
Genealogie  der  arabischen  Stämme,  die  Schlachtta^e  der 
Araber.  Es  steckt  ein  urkundliches  Element  in  diesen 
Zeugenreihen,  die  pedantisch  genau  sind  und  für  unbedeutende 
Nebensachen  angeführt  werden,  oft  fast  wörtlich  dasselbe 
'sagend.  Später  Hess  man  sie  weg;  sie  gehörten  aber  zum  alter- 
thümlichen  Colorit:  im  Pseudowäkidi  kehren  sie  wieder  (zu 
den  Zeiten  der  Kreuzzüge).  Zu  einer  Kritik  der  Zeugenreihen 
für  die  Geschichte  haben  es  die  Araber  nicht  gebracht;  nur 
wird  ab  und  zu  ein  Zeuge  als  verdächtig  notirt.  Fundgrube 
aller  Späteren  ist  Tabari  (Ende  des  9.  Jahrhunderts),  daneben 
Masüdi,  der  in  der  Weise  Strabons  die  Geographie  und  Ethno- 
graphie mit  der  Geschichte  verband,  aus  der  Mitte  des  zehnten 
Jahrhunderts.  Die  Araber  sind  bessere  Geographen  als  Histo- 
riker. Den  Höhepunkt  der  politischen  Geschichtschreibung 
bildet  Ihn  Khaldün  aus  dem  vierzehnten  Jahrhundert  in  seinen 
geschichtlichen  Prolegomenen,  im  ßeiche  Fes.  Im  Osten  erlag 
die  Historik,  richtiger  Annalistik,  unleidlichem  Schwulste;  die 
Quellen  wurden  auch  hier  wörtlich  ausgeschrieben. 

Die  Entwicklung  der  Historik  der  Neuperser  wurde 
von  der  moslemisch -arabischen  ähnlich  gelenkt,  wie  die 
römische  durch  die  griechische.  Den  Anfang  bildet  das 
Khodäi  Nämeh,  Königsbuch,  das  in  Prosa  die  religiösen 
Sagen  des  Zendavesta  und  die  Heldensagen,  die  namentlich 
in  Ostiran  blühten,  wiedergab  und  dann  nach  kurzem  Ueber- 
blick  des  Wenigen,  was  man  von  Semiramis,  Dareios,  Ale- 
xander und  den  Arsakiden  wusste,  auf  die  Annalen  der  Sasa- 
niden  überging.  Im  Auftrage  Khosrus  Nushirvän  wurden 
die  Materialien  gesammelt  und  im  Archiv  deponirt;  durch 
einen  Dolmetsch  konnte  diese  schon  Agathias  benutzen.  Die 
wirkliche  Ausarbeitung  fand  unter  Jezdegird  III.  durch  vier 


288  AUS  VORLESUNGEN  ÜEBER  DIE  GESCHICHTE 

dihkäns  (Grundbesitzer)  statt;  aus  dem  Pehlewi  ward  es  von 
Ibn  Muqaffa  ins  Arabische  übersetzt.  Es  giebt  eine  zahl- 
reiche Literatur  arabisch  schreibender  oder  ihre  Muttersprache 
benutzender  Neuperser,  die  alle  aus  dem  Khodäi  Nämeh 
schöpfen;  direct  oder  indirect.  Endlich  wird  es  durch  Fer- 
düsi  in  Verse  gebracht  und  nun  wird  es  unter  Vernachlässi- 
gung des  früheren  Materials  Quelle  der  persischen  Annalisten^ 
die  auch  einer  vom  andern  abschreiben.  Hauptautorität  der 
Späteren  ist  HamduUah  Mustaufis  Tärich  Guzideh,  1330  ge- 
schrieben. Die  Tärich -Pabrication  geht  fort:  noch  unter 
Feth-Ali  ist  ein  Zinet-ul-Tawärich  geschrieben,  die  Haupt- 
quelle Malcolms.  Charakteristisch  ist  hier  das  Deberwiegen 
des  Sagenstoifs  über  den  geschichtlichen  und  das  YÖllige 
Ungetrenntsein  beider  im  Bewusstsein  der  doch  muhammeda- 
nischen  Leser;  wie  anderswo  finde'n  sich  auch  hier  Ansätze 
zur  Euhemerisirung  der  nationalen  Sagen. 

Die  griechische  Logographie  ist  hervorgegangen 
aus  verschiedenen  Anfängen:  1)  aus  dem  Epos^  2)  aus  den 
'JvayQaq)ai.  Dem  Epos  entspricht  die  Geschichte,  der  Lyrik 
die  Philosophie;  jene  sind  objectiv,  diese  subjectiv;  die  Ver- 
einigung beider  sind  in  der  Poesie  das  Drama,  in  der  Prosa 
die  Rhetorik.  Ansätze  zu  geschichtlicher  Zusammenfassung 
finden  sich  schon  bei  Homer,  z.  B.  IL  B  102 — 108  in  der 
Erzählung  vom  Skeptron,  das  von  Pelops  auf  Agamemnon 
kam.  Als  unmittelbare  Vorgänger  der  Logographen  betrach- 
tete man  sonst  mit  Greuzer  die  Kykliker;  den  Inhalt  des 
Kyklos  giebt  der  Auszug  aus  Proklos'  Chrestomathie  hinter 
dein  Hephaestion  ed.  Gaisford.  Aber  die  Kykliker  haben  die 
Sagen  nicht  in  eine  zeitliche  Ordnung  gebracht,  sondern  die 
Alexandriner  haben  die  verschiedensten  Epen  so  zusammen- 
gestellt, dass  sie  eine  fortlaufende  Erzählung  der  Sagenge- 
schichte gaben,  mit  Hinwegschneidung  des  doppelt  Erzählten. 
Eine  ganz  besondere  Verwandtschaft  mit  den  Logographen 
haben  die  Epen,  welche  Geschichten  einzelner  Stämme  ver- 
herrlichen, z.  B.  Phoronis  und  Danais  (über  Argos),  Theseis 
und  Minyas  (wenig  bekannt  und  wohl  spät  und  untergeord- 
neten Ranges).     Die  attische  Sage  .ist  so  durchsichtig  über- 


DER  GRIECHISCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  289 

liefert;  dass  wir  noch  Alles  ganz  deutlich  wiederherstellen 
können.  Ganz  besonders  wichtig  sind  die  Nosten,  die  diexti- 
0sig  berühmter  Städte  durch  von  Troia  heimkehrende  Helden 
besangen,  also  hart  an  die  Anfänge  d^r  Geschichte  streiften. 
Im  siebten  Jahrhundert  mag  diese  Literatur  besonders  geblüht 
haben ;  wo  aber  Milet  auf  dem  Gipfel  des  Rahmes  stand. 
Am  spätesten  ist  die  Telegonie  des  Eugammon  vonKyrene, 
der  566  y.  Chr.  seine  axfiri  gehabt  haben  soll.  Dieser  Eu- 
gammon hatte  offenbar  in  den  damaligen  Kämpfen  von  Ky- 
rene  eine  Rolle  gespielt^  wo  damals  das  Konigthum  mit  der 
Demokratie  vertauscht  wurde.  In  der  Telegonie  tödtet  Tele- 
gonos  den  Odjsseus,  heirathet  dann  die  Penelope,  versöhnt 
sich  mit  Telemachos,  der  die  Nausikaa  heirathet:  von  ihm 
stammen  Latinerfürsten,  von  Telemachos  das  Haus  des  Ando- 
kides  ab.  Offenbar  ist  das  eine  Connivenz  zu  adligen  Stamm- 
sagen ^  auch  werden  molossische  und  thesprotische  Sagen 
hineingezogen.  Also  war  nach  und  nach  die  Heldensage 
aller  griechischen  Stämme  in  den  Kreis  des  Epos  hinein- 
gezogen worden.  Noch  deutlicher  tritt  der  genealogisirende 
historische  Zug  in  den  Hesiodischen  Epen  zu  Tage.  In 
der  Theogonie  Y.  99  — 101   wird  als  Aufgabe    des   Sängers 

bezeichnet: 

avtocQ  aoidog 

Movödtov  d'EQcinmv  xkala  XQordQcav  dvd'QcijCiov 

'T^vriöy  fidxaQag  xe  d'sovg,  o*£^Olv^xov  i%ov6iv. 

Es  wird  ihm  also  bereits  eine  Art  geschichtlicher  Aufgabe 
zugewiesen. 

Der  AiyCiiiog  behandelte  die  Stammsagen  der  Dorer  und 
die  Aufnahme  der  Herakliden  beim  AegimioS;  bewegte  sich 
also  in  der  Vorhalle  der  wirklichen  Geschichte.  Die  tcqoxb- 
QOL  av&Qdicoi  sind  die  Heroen^  die  von  den  Göttern  mit 
sterblichen  Müttern  gezeugten  Helden^  von  denen  die  jetzigen 
Menschen  abstammen.  Daher  steht  die  Heroensage  in  enger 
Verbindung  mit  der  Geschichte  der  adligen  Geschlechter  und 
ist  sie  von  grosser  Wichtigkeit  Verherrlichung  der  Stamm- 
mütter ist  das  Thema  der  Naupaktien  (so  von  dem  aus 
Naupaktos  gebürtigen  Verfasser  benannt)   und   der   grossen 

T.  OuTSOHKiD,  Kleine  Schriften.    IV.  19 


290  AUS  VORLESUNGEN  ÜEBER  DIE  GESCHICHTE 

^Holai  oder  des  KaxdkoyoQ  ywatxäv,  wo  jede  neue  Stamm- 
mutter mit  einem  mit  "Iff  oli]  beginnenden  Vers  eingefährt 
ward;  natürlich  litten  solche  Compositionen  beliebige  Nach- 
träge von  HofdichterA,  Die  Gedichte  der  ältesten  als  histo- 
rische Personen  gesicherten  reflectirenden  Epiker  des  achten 
Jahrhunderts^  Asios  von  Samos  und  Eumelos  von  Eo- 
rinth^  sind  ganz  genealogisch  gehalten.  Der  Letztere  war  des 
Ämphilytos  Sohn,  ein  Bakchiade^  Zeitgenosse  des  Archias, 
des  Gründers  von  Syrakus.  Ein  episches  Gedicht  KoQivd'iccxd 
behandelte  die  Origines  von  Korinth  von  Helios  an,  gab  die 
Genealogie  und  die  Mythen  der  Sonnenkinder  und  erzählte, 
wie  nach  Eorinthos^,  des  Sohnes  des  Marathon,  des  Sohnes 
des  Epopeus,  des  Sohnes  des  Aloeus,  des  Sohnes  des  Helios, 
Tode  Medea  mit  lason  zur  Herrschaft  berufen  ward,  von 
ihm  verlassen  die  Stadt  verliess  und  das  Scepter  dem  Sisy- 
phos  übergab.  Pausanias  11,  2,  1  las  dieses  Epos  in  einer 
Prosaüberarbeitung,  und  Clemens  Alex.  Strom.  VI  p.  752  sagt 
tä  ^Höiodov  ^sti^kXa^av  slg  %Btjov  Xoyov  xal  wg  tdia  i^ri- 
vsyxav  Ev^riXog  ts  xal  ^AxovfSCkaog  oC  tötoQLoyQd(poc,  Die 
Alten  sind  mit  dem  Vorwurfe  des  Plagiats  schnell  bei  der 
Hand;  es  gab  Werke  xsqI  rijg  räv  aQxaicav  xkoxrjg.  Von 
besonderem  Werthe  war  das  für  die  Kirchenväter,  welche 
beweisen  wollten,  dass  die  Griechen  alle  ihre  Weisheit  dem 
Moses  entwendet  hätten.  Etwas  Sicheres  kann  man  über 
antike  Plagiate  selten  feststellen.  Hesiodos  war  allerdings 
eine  gute  Fundgrube  für  die  damaligen  Schriftsteller  und  es 
wäre  wunderbar  gewesen,  wenn  sie  ihn  nicht  benutzt  hätten. 
Doch  kann  man  aus  unserer  Stelle  nur  mehrfache  Ueberein- 
Stimmung  mit  Hesiod,  vielleicht  Benutzung  der  Theogonie 
folgern.  Wäre  die  Prosabearbeitung  acht,  so  wäre  Eumelos 
der  älteste  Historiker,  woran  nicht  zu  denken  ist;  schon 
Pausanias  theilt  eine  Ansicht  mit,  dass  nur  ein  nqoöoSiov^ 
dem  Messenierk'önige  Phintas  bei  der  Weihung  eines  Altars 
an  ApoUon  gedichtet,  ein  achtes  Werk  des  Eumelos  sei. 
Wahrscheinlich  waren  die  übrigen  Epen  verloren  oder  unter- 
geschoben, während  sich  von  den  Eorinthiaka  eine  Prosa- 
bearbeitung erhalten  hatte.    Ebenso  gab  es  unter  Hellanikos' 


DER  GRIECHISCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  291 

Namen  zwei  Eameonikenverzeichnisse :  Ath.  XIV  p.  635  F 
mg  ^EXkavLXog  C^tOQst  iv  ra  xolg  ipLpLstQovg  Kagveov^xocg  xal 
xal  rotg  xatakoyddrjv.  Von  Hellanikos  kann  nur  die  Prosa- 
bearbeitang  herrühren^  die  schwerlich  von  Späteren  in  Verse 
gebracht  worden  ist:  vielmehr  wird  Hellanikos  eine  ältere 
Liste^  in  gebundener  Rede  verfasst,  benutzt  und  diese  sich 
vielleicht  mit  seinen  Schriften  zugleich  erhalten  haben.  Es 
ist  merkwürdig,  wie  gut  die  griechische  Geschichte  von  750 
bis  550  überliefert  ist.  Der  Grund  ist  der,  dass  das  Epos 
und  auch  die  Lyrik  ein  bedeutendes  Contingent  dazu  geliefert 
haben:  was  die  griechische  Poesie  behandelt,  ist  entweder 
Geschichte  oder  Sage,  nie  Erfindung.  Besonders  hervorgehoben 
zu  werden  verdient  nach  einer  anderen  Seite  hin  Aristeas,  des 
Eaystrobios  Sohn,  von  Prokonnesos,  dessen  ^jdQi^fidöTtEia 
hcri  der  Vorläufer  der  Periegesen  der  Logographen  waren;  in 
phantastischer  Hülle  erzählte  er  seine  Reisen  zu  den  Hyper- 
boreern und  gab  die  wunderbaren  Sagen  über  die  Völker 
des  Nordostens  wieder;  an  ihn  knüpfen  sich  merkwürdige 
Sagen  über  seine  Wunder  und  seine  Seelen  Wanderung.  Trotz- 
dem enthielt  das  Werk  einen  historischen  Kern  über  den 
Handelsverkehr  der  Nordvolker  (Her.  IV,  13 — 15  Hauptquelle; 
vgl.  Bernhardy,  Griechische  Literaturgeschichte  II,  1  p.  336 f. 
der  3.  Bearb.).  Angeblich  war  Aristeas  der  Lehrer  Homers, 
sicher  aber  lebte  er  zu  einer  Zeit,  als  die  Milesier  schon  die 
Eimmerier  kennen  gelernt,  die  schon  vor  dem  ersten  Einbruch 
in  Eleinasien  (695)  sich  in  Eappadokien  festgesetzt  zu  haben 
scheitien.  Andererseits  können  die  Milesier  mit  den  Nord- 
völkern noch  nicht  sehr  lange  bekannt  gewesen  sein,  Aristeas 
ist  eher  als  ein  Pionier,  denn  als  ein  Schilderer  der  neuen, 
Golonisation  (die  in  das  siebte  Jahrhundert  fällt)  zu  betrachten. . 
Nach  Herodot  lebte  er  nach  240  Jahren  (so  Cod.  Flor.,  andere 
Codices  nach  340  Jahren)  in  Metapont  wieder  auf,  was  wohl  mit 
irgend  einem  Schwindel  der  Adepten  des  Pythagoras  zusammen- 
hängt; die  240  Jahre  sind  sieben  Menschenalter  und  noch  sieben 
Jahre  dazu.  Mindestens  ist  also  die  Todeszeit  des  Aristeas 
auf  684  V.  Ch.  anzusetzen.   Prokonnesos  wurde  709  gegründet. 

Den  zweiten  Anknüpfungspunkt  für  die  Geschichtschrei- 

19* 


292         AUS  VORLESUNGEN  UEBER  DIE  GESCHICHTE 

bung  bilden  die  ^AvaygatpaL  Vgl,  0. Müller,  DorierIS.129flF. 
A.  V.  Gatschmid  in  den  Jahrbb.  f.  class.  Philol.  1861,  S.  23—27 
[oben  Bd.I  S.542ff.].  Dahin  gehören:  der  Diskos  des  Iphitos, 
auf  dem  im  Kreise  herum  die  Ankündigung  der  olympischen 
ixB%Bi,QCa  geschrieben,  Iphitos  und  Lykurgos  als  Gründer  ge- 
nannt waren  (Paus.  V,  20,1.  Plut.  Lyc.  1).  Aristoteles  hielt 
ihn  für  acht;  wenn  auch  nicht  gleichzeitig  (da  Lykurg  42  Jahre 
älter  war  als  Ol.  1  und  die  Verbindung  der  Spartaner  mit 
Elis  erst  vom  Sturze  des  Pheidon  (zwischen  748  und  745)  da- 
tirt),  war  er  doch  sehr  alt,  weil  nach  Phlegon  Kleosthenes, 
König  von  Pisa,  mit  eingeschlossen  war,  während  die  Eleer 
572  Pisa  zerstörten.  Gleichzeitige  Verzeichnung  der  olym- 
pischen Sieger  besteht  von  Koroibos  an  (seit  776;  Paus.V, 
21,5.  VI,  2,1);  die  Verzeichnung  der  Karneoniken  in  Sparta 
beginnt  676.  Noch  wichtiger  ist  die  Liste  der  Priesterinnen 
der  Hera  von  Argos  (Reste  bei  Preller,  De  Hellanico  Lesbio 
historico  p.  40 ff.);  diese  ging  in  die  ältesten  Zeiten  hinauf, 
lo  stand  an  der  Spitze,  später  kam  Hypermnestra.  Die 
Jahre  waren  angegeben,  und  Hellanikos  legte  die  Liste  der 
Chronologie  der  mythischen  Zeiten  zu  Grunde:  er  setzte  z.  B. 
die  Sikelerwanderung  ins  dritte  Geschlecht  vor  den  Troika, 
in  das  26.  Jahr  der  Alkyone,  der  Tochter  des  Sthenelos. 
Auf  der  Heraklesdarstellung  des  Museo  Albani  bei  Zoega, 
Bassirilievi  T.  LXX  ist  als  Zeitgenossin  der  Thaten  des  He- 
rakles genannt  "Hqag  ^u^Qyslag  ligeia  ^Adiidta  Evgvöd'diog 
xal  ^Adfiarag  rag  *A(MpLddfiavtog  iri]  vtj.  Troias  Einnahme 
ward  unter  Kallisto  gesetzt.  Noch  Thukydides  giebt  wich- 
tige Epochen  des  peloponnesischen  Krieges  nach  den  Jahren 
der  Ghrysis  und  Phaeinis  an.  Auch  für  andre  zum  Erbtheil 
des  Temenos  gehörende  Städte  war  diese  Liste  massgebend: 
die  avayQatpiq  in  Sikyon  nannte  die  Priesterinnen  der  Hera 
in  Argos  und  die  Dichter  und  Musiker,  die  in  den  Spielen 
gesiegt.  Amphion  war  als  erster  Kitharöde  verzeichnet 
(vgl.  Plut.  de  musica  3  p.  1132  A.  8  p.  1134  B).  Erhalten  ist 
ein  Verzeichniss  der  ältesten  Könige  und  der  Priester  des 
ApoUon  Kameios,  alle  aus  mythischer  Zeit.  Da  Letztere  statt 
der  ältesten  dorischen  Herrscher  genannt  sind  und  der  erste 


DER  GRIECHISCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  293 

König  Alyiaksvg^  der  erste  Priester  ^AQ%iXaog  heisst,  so  habe 
ich  geschlossen^  dass  die  Liste  in  der  Zeit  von  601—510 
verfasst  ist,  wo  die  vierte  Phyle  der  Alytakstg  unter  dem 
Namen  der  Ärchelaer  zur  ersten  erhoben,  die  dorischen 
herabgedrückt  waren.*)  Die  Athenischen  Archonten  sind 
wenigstens  seit  der  Einführung  des  jährlichen  Archontats 
583  jährlich  verzeichnet,  später  wurde  die  Archontenliste 
Gegenstand  gelehrter  Untersuchung  (z.  B.  durch  Demetrios 
von  Phaleron  und  Timäos).  Besonderen  Ansehens  erfreuten 
sich  im  Alteithum  die  lakonischen  ^AvayQUfpaC^  welche 
die  Namen  der  Ephoren  und  Könige  enthielten,  auch  ihre 
Kinder  verzeichneten  (die  Töchter  des  Agesilaos  standen 
darin  nach  Plut.  Ages.  19)^  und  das  pythische  Orakel  über 
die  Lykurgische  Gesetzgebung  (Plut.  adv.Colotem  17p.lll6F). 
Von  Eratosthenes  und  Apollodor  wurden  sie  zur  Grundlage 
ihrer  Berechnung  der  ältesten  Zeiten  genommen.  Die  gleich- 
zeitige Verzeichnung  wird  mit  der  Einsetzung  des  Ephorats 
begonnen,  sich  aber  erst  allmählich  erweitert  haben.  Ferner 
haben  wir  Kunde  von  Korinthischen  ^AvayqatpaC^  deren 
Listen  bei  Diodor  erhalten  sind,  wohl  seit  der  Einsetzung 
jährlicher  Prytanen  aus  dem  Bakchiadengeschlechte  747. 
Erhalten  ist  das  Yerzeichniss  der  Poseidonpriester  von 
Halikarnass  im  G.  L  G.  n.  2655;  die  Einleitung  lautet:  iSol^s 
r^  ßovlij  xal  rp  öykig)  . . .  iistaygdifai  ix  tijg  uQxaiag  öti^- 
Aijff  t^g  jcaQSötoiörig  totg  dydl(ia6i,  xotg  tov  IJoösidävog  rov 
^löd-fiiov  rovg  ysysvrjiidvovg  «äo  tilg  xxC^Biog  xatä  yivog  Cegetg 
rov  Iloösidävog  rov  xaridQvd'Bvrog  v%o  tmv  xr^v  aicoLxiav 
ix  TQoCüqvog  dyayovzcav  Tloöeiöävi  xal  ^AjcöXXcdvl.  Die  Liste 
beginnt  mit  Telamon,  Poseidons  Sohn,  erstem  Priester  einer 
fingirten  vortroischen  Niederlassung,  und  giebt  Namen  und 
Jahre  der  Priester,  zuerst  mythische,  dann  historische,  27 
Priester  in  504  Jahren.  Nach  der  spätesten  Tro'ischen  Aera 
würde  diese  Liste  bis  höchstens  656  herabreichen,  wahr- 
scheinlich aber  bis  675. 


*)  [Vgl.  Band  I  S.  548.  Dort  steht  „604—618"  und  so  hat  Gut- 
schmid  auch  ursprünglich  in  seinem  Heft  geschrieben,  später  aber  bat 
er  die  Zahlen  geändert.    F.  B.] 


294  AUS  VORLESUNGEN  UEBEE  DIE  GESCHICHTE 

Der  Gebrauch  der  Schrift  zu  anderem  Zweck  als  zu 
Zauberformehl  beginnt  um  die  Mitte  des  achten  Jahrhunderts*, 
sie  wird  vorzugsweise  zu  staatlichen  Zwecken  verwendet 
worden  sein.  Für  uns  sind  die  ältesten  Inschriften  die  von 
Thera  und  Melos.  Auf  den  Inseln  konnte  sich  dergleichen 
leichter  erhalten;  ein  argumentum  e  silentio  ist  hier  Unsinn. 
Die  Verwendung  der  Schrift  zu  solchen  kurzen  Aufzeichnungen 
ist  wohl  ein  Jahrhundert  älter,  als  die  ältesten  erhaltenen 
Inschriften.  Die  ganze  griechische  Lyrik^  die  um  700  beginnt, 
muss  bald  aufgezeichnet  worden  sein,  sonst  ii^äre  sie  nicht 
erhalten  geblieben.  Allmählich  erwuchs  das  Bestreben,  die 
Listen  der  Beamten  nach  oben  zu  vervollständigen;  man 
stellte  Ueberschlagsberechnungen  nach  Geschlechtern  für  die 
ältere  Zeit  an,  dann  folgte  eine  spielende  Präcisirung  der 
Zahlen  für  die  einzelnen  Geschlechter,  endlich  völlige  Er- 
dichtung, namentlich  in  den  Jahren  der  Priester,  wo  die 
Geschlechterrechnung  im  Stich  liess.  Solche  conventionelle 
Listen  officieller  Herkunft  sind  sehr  alt,  älter  als  die  Logo- 
graphen; Beweis:  die  geradezu  muthwillig  erdichteten  Weih- 
schriften des  Amphitrjon,  Skaios,  Laodamas  im  Ismenion 
zu  Theben,  die  schon  Herodot  sah,  des  Thalamos  der  Alk- 
mene,  des  Herakles,  des  Theseus,  Odjsseus,  Aristomenes. 
Vgl.  darüber  Böckh  zum  C.  I.  G.  I  p.  63. 

lonien  ist  die  Wiege  der  eigentlichen  Geschicht- 
schreibung. Der  von  Creuzer  eingeführte  Ausdruck  Ao^o- 
yQdg>OL  für  die  ältesten  griechischen  Historiker  ist  als  falsch 
nachgewiesen  von  G.  Curtius,  ^lieber  zwei  Eunstausdrücke 
der  griechischen  Literaturgeschichte'  in  den  Berichten  der 
k.  Sachs.  Ges.  d.  Wissensch.  1866.  S.  142ff.  Es  ist  eigentlich 
„Prosaist'^  überhaupt,  dann  bei  den  Attikem  besonders  der, 
welcher  Reden  schreibt,  namentlich  für  Andere  ums  Geld, 
dann  ist  bei  den  übrigen  Griechen  XoyoyQdq>os  und  koyoitoiog 
(erst  im  Ionischen,  dann  in  der  xoivq)  der  Historiker  (vgl. 
Harpokration  loyoxoLog  b  v(p^  iniäv  CötOQtxbg  Isyo^evog)^ 
jedoch  nie  mit  Beschränkung  auf  die  ältesten,  die  man  am 
besten  als  yevsaXoyoL  und  (DQoyQocq)ot.  zusammenfasst.  Ich 
glaube,  das  Missverständniss  ist  daraus  entstanden,  dass  Ao- 


DER  GRlECfflSCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  295 

yoxoLog  wie  Xoyot  in  diesem  Sinn  bei  den  Späteren  zur 
archaistischen  Färbung  gehört,  besonders  häufig  daher  in 
dem  Hadrianischen  Benaissancezeitalter  vorkommt  Immerhin 
empfiehlt  es  sich,  den  von  Creuzer  geprägten  Ausdruck  für  die 
ältesten  ionisch  schreibenden  Geschichtschreiber  beizubehalten. 

Die  lonier  sind  derjenige  griechische  Stamm  ^  welcher 
den  weitesten  Gesichtskreis  hat:  politisch  durch  das  ent- 
wickelte politische  Leben  im  Innern,  geographisch  durch  die 
umfassende  Colonisation  und  den  Handel;  dazu  kommt  die 
frühe  Berührung  mit  den  Ostvölkem,  namentlich  den  Lydem, 
und  das  nationalokonomische  Gesetz  über  die  frühe  Entwick- 
lung der  Colonien.  Das  allgemeine  Bekanntwerden  der  Schreib- 
kunst ermöglichte  die  Bildung  der  Prosa-,  die  poetische  Form 
hat  hauptsächlich  den  Zweck,  den  Stoff  dem  Gedächtniss  fester 
einzupnigen,  und  ist  deshalb  früher  als  die  Prosa.  Da  Epos 
und  Geschichte  eng  verwandt  sind;  so  ist  das  Aufkommen 
der  Geschichte  nach  dem  Absterben  des  Yolksepos  etwa  auf- 
zufassen wie  das  Aufkommen  von  Chroniken  in  Volksspra- 
chen anstatt  der  lateinischen  im  Mittelalter.  Als  erster  Pro- 
saiker wird  Pherekydes  von  Syros  genannt  (Plin.VII,  56, 
57  §  205),  der  zuerst  in  Prosa  über  die  Götter  und  die  Natur 
der  Dinge  schrieb;  es  war  ein  Werk  naturphilosophischen 
Inhalts.  Als  ersten  Logographen  nennt  Plinius  ebenda  den 
Eadmos  von  Milet;  Pherekydes  schrieb  unter  Kyros.  Von 
anderen  Richtungen  der  Prosa  ist  Theagenes  von  Rhe- 
gion,  der  unter  Kambyses  über  Homer  schrieb,  das  älteste 
bekannte  Beispiel. 

Die  Richtung  der  Logographen  ist  eine  doppelte:  genea- 
logisch und  periegetiscb.  Strabon  I  p.  18  sagt:  ^slta  ixaCvTiv 
(rijv  ytocritixriv  7iaxa6xsvr^v)  iit^ov(i6voL,  Xvöavreg  ro  (litQov^ 
zakka  6\  qyoXd^avteg  xa  7toti]tixä,  öwdygaif^av  ot  nagl  Kaö- 
/id/  xal  OBQBHvdri  xal  ^Exatatov^  und  Clemens  Strom.  VI  p.  752 
behauptet,  der  prosaische  Eumelos  und  Akusilaos  hätten  den 
Hesiod  in  Prosa  umschrieben.  Aber  es  waren  doch  nicht 
blosse  Prosaumscbreibungen,  wie  Creuzer  meinte.  Vielmehr 
konnten  die  Logographen  aus  drei  Quellen  schöpfen:  Ana- 
graphen, Localtradition,   epische  Sage.    Ihr  Hauptbestreben 


296  AUS  VORLESUNGEN  UEBER  DIE  GESCHICHTE 

war  HerbeischafiFang  des  geschichtlichen  Materials.  Dies 
geht  schon  aus  dem  Namen  tötogii]  hervor,  der  eigentlich 
Erkundigung  bedeutet;  vgl.  über  die  Namen  für  Geschichte 
und  Geschichtschreiber  die  Zusammenstellung  bei  Creuzer 
S.  136fiF.  Allein  die  Information  war  schwierig:  Reisen  war 
erstes  Erforderniss  für  einen  Logographen.  EineYergleichung 
der  *AvayQatpaC  der  verschiedenen  Orte  war  auch  dann  nur 
sehr  bedingt  möglich.  Daher  werden  sich  die  älteren  Logo- 
graphen meistens  an  die  Fasten  der  eignen  Stadt  gehalten 
haben.  Bei  Weitem  die  meisten  Fragmente  behandeln  die 
Sagenzeit:  1)  weil  die  ersten  Bücher  immer  mehr  gelesen 
werden  als  die  späteren ,  und  weil  in  jenen  die  mythische 
Zeit  behandelt  war,  2)  weil  die  Sagen  als  Gemeingut  aller 
Griechen  ein  allgemeineres  Interesse  hatten  ^  als  die  localen 
Annalen^  in  welche  die  Werke  der  Logographen  dann  ein- 
mündeten^ 3)  weil  sie  aus  demselben  Grunde  wohl  schon 
von  den  Logographen  ausführlicher  und  mit  mehr  Liebe 
behandelt  worden  waren^  als  die  Specialgeschichte.  Für  das 
Bewusstsein  der  Logographen  und  ihrer  Zeitgenossen  bestand 
kein  Unterschied  zwischen  Heroensage  und  Geschichte.  Die 
Genealogien  aller  bestehenden  Geschlechter  knüpften  an  die 
Heroensage  an;  daher  bestand  ein  ganz  besonderes  Interesse 
der  Adelsgeschlechter  an  jenen  Sagen.  Die  ersten  Logo- 
graphen gehorten  vorwiegend  vornehmen  und  social  hoch 
gestellten  Geschlechtern  an^  wie  schon  daraus  hervorgeht^ 
dass  ein  Logograph  ^  wie  bemerkt ^  weite  Beisen  gemacht 
haben  musste^  die  ohne  bedeutendes  Vermögen  nicht  ausge- 
führt werden  konnten;  wir  wissen  das  namentlich  von  dem 
bedeutendsten  aller^  Hekatäos  von  Milet^  der  sich  im  sech- 
zehnten Grade  von  einem  Gotte  ableitete.  An  ihre  Abstam- 
mung durch  Heroen  von  Göttern  glaubten  sie  so  fest  wie 
die  angelsächsischen  und  skandinavischen  Könige  an  die 
ihrige  von  Wodan,  und  dass  das  Volk  daran  . glaubte ,  war 
eine  Hauptstütze  der  Adelsherrschaft.  Die  Logographen  be- 
handelten die  Sagen  sammelnd,  aber  mit  dem  Bestreben,  ein 
einheitliches  Ganze  zu  geben;  daraus  ergab  sich  ein  Pragma- 
tismus, ein  Ausgleichen   der  Widersprüche   unter   einander. 


DER  GRIECHISCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  297 

Hilfsmittel  war  ihnen  die  Genealogie.  Das  war  das  einzige 
Feld^  wo  sie  ausser  der  Tradition  in  den  Epen  eine  schrift- 
liche Grandlage  hatten  und  wo  sie  eine  gewisse  Kritik  üben 
konnten.  Spuren  von  solchen  Sagenausgleichungen  finden 
sich  schon  in  gewissen  Zügen  des  Epos^  z.  B.  dem  drei 
Menschenalter  umfassenden  Leben  des  Sarpedon  (weil  er 
Sohn  der  Europa  und  doch  Zeitgenosse  des  Troerkriegs  sein 
sollte);  und  des  Nestor  u.  dergl.  In  viel  umfassenderer  Weise 
haben  die  Logographen  die  Sagen  genealogisch  ausgeglichen, 
die  wir  so  haben ,  wie  sie  aus  ihren  Händen  dem  Epho- 
ros  zugekommen  sind.  Man  sielet  dies  namentlich  aus  den 
Voraussetzungen  Herodots:  meistens  legten  sie  .die  argi- 
vischen  Geschlechtsregister  zu  Grunde  und  passten  die  Ge- 
schlechtsregister anderer  Häuser  diesen  an.  Auf  gemachte 
Generationsrechnung  weist  z.  B.  die  Angabe  hin,  dass  in 
Athen,  Sparta,  Messene,  Argos,  Elis  im  zweiten  Geschlecht 
nach  der  Heraklidenwanderung  ein  neuer  Geschlechtsname 
der  Dynastie  oder  eine  angebliche  Beschränkung  des  König- 
thums  eingetreten  sein  soll.  Am  meisten  näherte  sich  der 
Stil  dem  epischen,  wie  die  Fragmente  des  Hekatäos  u.  s.  w. 
lehren:  lauter  kurze  Sätzchen,  mit  „und^^  angereiht;  sehr 
dürftig  und  kunstlos.  Die  Oekonomie  des  Erzählungsstoffs 
war  genealogisch;  die  yevsai  der  einzelnen  Geschlechter  bil- 
deten den  Faden  für  die  Anordnung  (für  die  Sage  unleugbar 
sehr  angemessen)  und  die  einzige  Chronologie.  So  gab  z.  B. 
Pherekydes  von  Leros  den  Stammbaum  der  Philai'den  bis 
auf  Miltiades  und  erzählte  bei  dieser  Gelegenheit  den  Ueber- 
gang  des  Dareios  über  den  Ister.  Die  Behandlung  der  Sage 
als  Geschichte  führte  bei  der  zunehmenden  Aufklärung  mit 
innerer  Nothwendigkeit  zu  einer  pragmatischen  und  endlich 
geradezu  rationalistischen  Erklärungsweise:  Hekatäos  ist  in 
manchen  Sagendeutungen  Vorläufer  des  Euhemeros.  Als 
Materialiensammlungen  waren  die  Werke  der  Logographen 
Quelle  aller  Späteren:  hierdurch  und  durch  die  Trockenheit 
und  Schlichtheit  ihres  Stils  haben  sie  viele  Aehnlichkeit  mit 
den  ältesten  römischen  Annalisten,  doch  waren  sie  weit 
mannigfaltiger,  da  nicht  immer  einer  dieselben  Geschichten, 


298  AUS  VORLESUNGEN  ÜEBER  DIE  GESCHICHTE 

die  sein  Vorgänger  erzählte,  wieder  breit  trat,  sondern  wirk- 
lich neuen  Geschichtsstoff  aus  der  localen  Tradition  verschie- 
dener Städte  beibrachte.  Und  die  Logographen  hatten  einen 
weiteren  Horizont;  Hekatäos  war  politisch  viel  bedeutender 
als  z.  B.  Herodot.  Namentlich  durch  ihre  Erdbeschreibungen 
haben  sie  die  Zeitgenossen  mächtig  angeregt;  es  war  dies 
die  subjectivere,  dem  wirklichen  Leben  mehr  zugekehrte 
Seite  ihrer  Schriftstellerei. '  Darin  sind  sie  zugleich  Vorgänger 
der  politischen  Memoirenliteratur^  deren  ältestes  Buch,  die 
^E:jttdri(iiaL  des  Ion  von  Ghios,  in  Form  eines  Compterendu 
über  seine  Reisefrüchte  verfasst  war.  Den  Einfluss  der  Lo- 
gographen,  namentlich  des  Hekatäos  (der  mit  Fabius  Pictor 
zu  vergleichen  ist),  spiegelt  die  Dichtkunst  des  Aeschylos 
ab:  die  geschichtliche  Richtung  in  den  Persern,  die  periege- 
tische  in  der  Weisung,  die  Prometheus  im  ÜQoiiri^evg  dsö^ioi- 
rrig  der  lo  über  seine  Reisen  giebt.  Die  Späteren  hatten  kein 
Verständniss  mehr  dafür,  wie  der  Vers  des  Theopomp  lehrt: 
^isig  dii  Mrjdov  yalavy  ri%i  xagdcifiov 
%Xb16xov  7C010V6I,  xal  ngdööcDV  aßvQtäxriv. 

2.  Pherekydes. 

Suidas  s.  v.  OBQ6xvdi]g  Bdßvog,  Uvgcog  .  . .  sotv  dh 
dnavxa  a  övvsyQatIfs  xavxa.  ^ETCtaiivxog  [i^tov  &soxQa6ia  ^ 
&€oyovia].  Iotl  dl  d'eoloyicc  iv  ßißXuoig  Sixa,  i%ov6a  d'eäv 
yiveöLv  otal  ÖLadoxovg, 

^BQSxvdijg  ^Ad'fivatog^  [ngeößvxBQog  'xov  Uvgiov^  ov 
koyog  xä  '0(fq)Biog  öwayayBtv].  iyga'^BV  Avx6%%'0vag'  bcxl  8\ 
%bqI  xiig  aQ%aioXoylag  r^g  ^JlxxLxrjg'  iv  ßißkCoig  dixa.  [IIa- 
QavvdöBig  dt^  inäv.  IIoQfpvQiog  6\  xov  ngoxsQOv  ovdeva 
nQBCßvxBQOv  ddxBtav^  aAA'  ixstvov  [lovov  fjyBtxav  ägxfiyov 
ovyyQafprig, 

OBQBXvdrig  AdQLog,  [öxoQtxögy  yByovag  jcqo  oXCyov  xfig 
ob'  ^OXv(ixtddog'  IIsqI  AdQOVy]  IIbqI  ^ItpiyBvsiag^  IIbqI  xäv 
^iovv6ov  ioQxäv  xal  akka. 

Der  Philosoph  aus  Syros,  der  nach  Diogenes  Laertios  544, 
nach  Eusebios  540  blühte  und  Verfasser  des  philosophischen 
ersten  Prosawerkes  ^Exxdfivxog   ist,  wurde  von  Einigen   in 


DER  GRIECfflSCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  299 

zwei  zerlegt:  Diogen.  Laert.  I,  119:  "Avöqcdv  d'  6  'Eg)iöL6g 
q)rj6i  Svo  Ysyovivai  OsQ6Xvda$  Uvgiovg,  tov  ^\v  döXQoloyov^ 
Tov  de  d'soXoyov,  vtov  Bdßvog^  p  xal  TIv^ayoQav  6%okd6ai, 
^Egatoöd^ivriQ  d'  €va  y,6vov^  xal  sxbqov  *A%rivalov^  ysveaXoyov. 
Strabon  X  p.  487 :  ZvQog  S*  icxi^  i^  ^g  OcQsxvdrig  o  Bdßvog 
iiv  vecirsQog  tf'  iötlv  b  ^Ad'tivatog  ixsivov,  Vossius  hat  das 
Zeugniss  des  Eratosthenes  zum  Beweise  gemissbraucht,  dass 
es  nur  zwei  Pherekydes  gegeben:  er  sagt  aber  nur  ^  nicht 
zwei  syrische  Pherekydes'.  Da  beide  sehr  alte  övyygafpstg 
waren  und  jeder  in  seiner  Art  ^soXoyog^  so  werden  sie  oft 
verwechselt.  Der  Genealog  heisst  in  den  Fragmenten  nur 
'A^rivatog  (fr.  46.  85.  118. 119).  Nur  Tzetzes  sagt  fr.  99:  xaxa 
9BQexv8ri  tov  Uvgov  Iözoqlxov^  obwohl  offenbar  dasselbe 
Werk  gemeint  ist,  und  Clemens  fr.  113  citirt  den  ^eQsxvdrig 
b  ZvQiog  für  den  Skythenzug  des  Dareios,  den  der  wirkliche 
Syrier  nicht  erlebte.  Mit  Sturz  und  Müller  beidemal  AiQiog 
zu  conjiciren^  ist  unkritisch,  weil  die  Gonfusion  Spaterer 
beidemal  auf  der  Hand  liegt.  Also  bezieht  sich  auch  auf 
den  Athener  Lukian  Makrob.  22  ^vyygatpimv  8s,.,  9eQtxv- 
drig  b  UvQog  b^otog  oydorjxovta  xal  nivtSy  was  die  Zu- 
sammenstellung mit  Hellanikos,  mitten  unter  lauter  Histo- 
rikeru,  wahrscheinlich  macht.  Mit  dem  Athener  wird  schon 
von  Yossius  der  Lerier  identificirt,  weil  die  Angabe,  er  habe 
kurz  vor  480  gelebt,  sich  offenbar  auf  die  Zeit  des  Atheners 
bezieht.  Eusebios  sagt  unter  no.  1562  OsQSxvdrig  6  devtSQog 
[6toQioy(fdq)og  iyvaQi^etOj  d.  i.  454.  Da  er  die  Genealogie 
des  Hippokrates  gab  (Soranus  in  Westermanns  BLoyQdq)Oi 
p.  449,  4)^),  der  nach  Eusebios  435  blühte,  was  sich  aus 
Soranus  als  Anfang  seiner  Wirksamkeit  ergiebt  und  er  nach 
fr.  67  eine  in  der  Lyde  des  Antimachos  (der  nicht  viel  vor 
Beginn  des  peloponnesischen  Kriegs  berühmt  geworden  sein 
kann)  zuerst  in  Umlauf  gebrachte  Tradition  wiedergab,  so 
ergiebt  sich  das  Alter  des  Pherekydes:  geboren  ungefähr  508, 
war  er  480  erst  28  Jahre  alt,  454  im  Alter  von  54,  gestorben 
ungefähr  423,  also  zu  Ende  der  siebziger  Jahre  noch  mit 
Schreiben  beschäftigt. 
1)  Fehlt  bei  Müller. 


300  AUS  VORLESUNGEN  UEBER  DIE  GESCHICHTE 

Von  dem  genealogischen  Werk  citiren  die  Fragmente 
zehn  Bücher;  iv  rcS  iß'  &.  26  ist  schon  von  Matthiae  in  iv  rä 
ß'  geändert,  da  die  Geschichte  des  Perseas  im  zweiten  Buche 
stand:  der  Laurentianus  der  Scholien  zu  Apollonios  hat  iv 
tßy  d.  i.  iv  tfj  ß\  Titel  ist  ^lörogiai,  auch  ^löTogia  (jenes 
fr.  20.  27.  33^;  letzteres  fr.  8.  76  [bei  Müller  IV  p.  639].  102*). 
Weil  es  ausschliesslich  Göttergeschichte  behandelte,  wird  es 
von  Apollonios  de  pron.  p.  82  Bkk.  QeoXoyia  genannt.  Fr.  14 
wird  vom  Scholiasten  zu  Apollonios,  der  immer  den  Athener 
meint,  OsQSxvdrig  iv  tij  Qsoyovia  für  den  Untergang  des 
Typhoeus  citirt;  endlich  wird  citirt  fr.  119  iv  totg  Avz6%^o6i 
für  eine  thörichte  und  gesuchte  Etymologie  des  Namens 
^AnoXXciv  BoriÖQoiiLog  (so  in  Attika  genannt);  das  Etymolo- 
gicum  magnum,  das  es  bewahrt  hat,  benutzt  anderswo  aller- 
dings den  Genealogen,  jedoch,  wie  man  aus  fr.  33^  sieht, 
durch  Yermittelung  des  Gros;  der  Inhalt  passt  wenig  fQr 
den  alten  Logographen.  Sylburg  wollte  OsQBxgdtrig  iv  Aino- 
lioXoig  herstellen;  Suidas  stützt  den  seltsamen  Titel.  Das 
Wiederkehren  der  gleichen  Buchzahl  beweist,  dass  Suidas 
die  Avx6%^ovBg  für  das  bekannte  mythologische  Werk  ge- 
halten hat,  welches  er  in  dem  Artikel  über  den  Syrier  mit 
dem  Namen  Ssoyovla  bezeichnet  hat.  Dagegen  von  den 
drei  Werken,  die  er  dem  Lerier  beilegt,  findet  sich  keine 
Spur:  ein  Werk  über  Leros  passt  zwar  sehr  gut  für  den 
Logographen,  die  anderen  beiden  Titel  sind  dagegen  anti- 
quarisch und  können  nicht  einem  Historiker  gehören,  der 
um  450  blühte.  Einen  Antiquar,  der  sich  mit  Dionysos 
beschäftigt  hatte,  verräth  fr.  1*,  wo  6  <bBQBKvdrig  xal  [ist 
ixBtvov  *AvxCo%og  unter  HinzufQgung  der  thörichtsten  Ety- 
mologien dafür  angeführt  werden,  dass  Dionysos  Osiris 
und  Bruder  der  Isis  sei,  deren  Mysterien  eingeführt  worden 
seien  von  ^Slyvyov  xal  &r:ßrjg,  tijg  rovxov  ywaixog,  xäv 
'Amxäv  avtox^ovcav,  ik^ovxmv  inl  xrjv  Atyxmxov.  Müller 
IV  p.  637  meint,  nur  Antiochos  (ein  Alexandriner,  der  Ta 
xaxa  TCokiv  Mv^iTcdy  einen  Fremdenführer  durch  Athen,  in 
wenigstens  neun  Büchern  schrieb)  habe  das  Alles  berichtet; 
das  ist  gegen  den  Wortlaut  (beim  Schol.  Aristid.),  der  Inhalt 


DER  GRIECfflSCHEN  fflSTORlOGRAPHJE.  301 

weist  auf  den  Verfasser  der  Avrox^ovsg  hin.  Dieselben  Ge- 
währsmänner^ der  Scholiast  zu  Aristeides  und  das  Etymolo- 
gicum  magnuni;  citiren  Pherekydes  und  Antiochos  zusammen 
für  die  verschiedenen  Palladien ,  deren  erstes  tb  xat  ^AXaX- 
xofiEvov  tov  avrox^ova  ist,  mit  albernen  Etymologien  von 
UaXXddtov  von  ytdXlsöd'ai  (fr.  101);  also  offenbar  wieder  aus 
den  Avrox^oveg.  Aus  derselben  Schrift  wird  die  alberne 
Ableitung  des  Namens  der  Thrien  in  den  Glossen  bei  Gramer 
fr.  2^  stammen.  Es  war  also  ein  Buch  über  attische  Gultus* 
alterthümer,  das  durch  kühne  Etymologien  den  Nachweis  zu 
führen  suchte ,  dass  bei  den  attischen  Autochthonen  der  Ur- 
quell aller  Theologie  zu  finden  sei.  Der  Verfasser  ist  ein 
später  Pherekydes  aus  alexandrinischer  Zeit^  aber  offenbar 
aus  Athen.  Die  beiden  Grammatiker^  die  seine  Avxox^ovsg 
benutzt  haben,  kannten  sie  nur  durch  das  Buch  des  Antiochos. 
Ihm  gehört  auch  das  Buch  über  Dionysos  an  und  das  über 
IphigeniC;  die  nach  attischer  Lehre  eine  Tochter  des  Theseus 
und  der  Helena  war.  Sonst  ist  überall  der  berühmte  Logo- 
graph gemeint;  der  wahrscheinlich  aus  Leros  gebürtig  war 
und  nach  Athen  übersiedelte.  Die  confusen  Artikel  des 
Suidas  lassen  sich  nun  in  folgender  Weise  aufklären. 

Suidas  benutzte  zwei  Quellen,  deren  eine  den  Syrier, 
mit  dessen  Heptamychos  fälschlich  die  Osoyovia  des  Atheners 
identificirt  ward,  dessen  älteren  Doppelgänger  mit  apokryphen 
Gnomen,  dann  den  Lerier,  von  dessen  Werken  jedoch  nur 
die  Schrift  über  Leros,  aufführte.  Diese  ergänzte  er  aus 
einer  zweiten  Quelle,  in  der  das  mythologische  Werk  des 
Logographen  zwar  richtig  dem  Syrier  abgesprochen,  sein 
Athenischer  Verfasser  aber  fälschlich  mit  einem  späten 
Namensvetter  verwechselt  war,  von  dem  die  erste  Quelle 
gar  Nichts  wusste.  Dass  das  ganze  Werk  des  Atheners 
a  potiori  ®£oyovia  genannt  werden  konnte,  begreift .  sich, 
jedoch  wird  @soyovia  als  Titel  des  ersten  Abschnitts  zu 
fassen  sein,  und  dann  entsprechend  &60XQa6ia  als  Benennung 
der  übrigen  Hauptmasse,  da  die  neuplatonische  Vereinigung 
mit  Gott  als  Inhalt  des  ^Ejctd^vxog  keineswegs  passen  dürfte. 
0€oxQa6ia  ist  die  Vermischung  der  Götter  mit  menschlichen 


302  AÖS  VORLESUNGEN  ÜEBER  DIE  GESCEQCHTE 

Weibern.    Wahrscheinlich  rührten  diese  Abschnitte  von  Phe- 
rekydes  selbst  her,  die  Bucheintheilung  von  Späteren. 

Oekonomie  des  Ganzen  (etwas  anders  als  Sturz,  der 
zu  oft  Verknüpfung  durch  Digressionen  annimmt): 

I.  ßsoyovia.  Gaia  gebiert  dem  Tartaros  den  Typhoeus 
(fr.  14);  dem  Uranos  den  lapetos,  Grossvater  des  Deukalion: 
Hysia  war  wohl  an  die  Deukalionische  Fluth  geknüpft  (fr.  1); 
und  den  Kronos,  Vater  des  Zeus,  der  mit  Hera  den  Apollon 
zeugt:  dessen  Liebe  zu  Eoronis  (fr.  8).  Beginn  der  Gsonga- 
öia,  Zeus  und  Aegina  —  Aiakos  —  Peleus  (fr.  16).  Für 
dessen  Bruder  wird  falschlich  Telamon  ausgegeben,  Ahnherr 
der  Philai'den;  deren  Genealogie  bis  Miltiades  (fr.  20).  Von 
Zeus  und  lo  stammt  Libye  —  Belos  —  Danaos  —  Amymone, 
die  dem  Poseidon  den  Nauplios  gebar;  dessen  Stammbaum 
bis  Diktys  und  Polydektes  (fr.  13), 

II.  Danaos  —  Polydora  —  Dryops  (fr.  23).  Belos  —  Aegyp- 
tos,  Ahn  der  Danae,  die  dem  Zeus  den  Perseus  gebar  (fr.  26). 
Dessen  Geschichte  (fr.  26).  Als  dann  die  der  Persiden  bis 
auf  Alkmene  geführt  worden  war,  schaltete  Pherekydes  die 
Kinder  des  Zeus  von  Leda  ein,  der  Tochter  des  Thespios,  der 
in  weiblicher  Linie  ebenfalls  von  Perseus  stammte  (fr.  29). 
Zeus  zeugt  mit  Alkmene  den  Herakles  (fr.  27).  Dessen 
Kinder  von  der  Megara  (fr.  30).  In  den  ad-la  des  Herakles 
kamen  die  Amazonen  (fr.  25)  und  der  Geier  des  Prometheus 
vor  (fr.  21);  mit  der  Ankündigung  von  dessen  Erlösung 
schloss  das  Buch. 

III.  Herakles  holt  die  Aepfel  der  Hesperiden  (fr.  33^; 
auch  fr.  33  ist  mit  Matthiae  iv  y'  für  iv  Ssxdto),  d.  i.  l'  her- 
zustellen); bei  seinen  letzten  Schicksalen  kamen  die  Dryoper 
vor  (fr.  38).  Von  Zeus  und  Pluton  kommt  Tantalos,  von 
Pelops  kommen  die  Pelopiden,  die  nach  den  Persiden  herr- 
schen: Pelops'  Sohn  Kleonymos  in  Kleonä  und  seine  Nach- 
kommen bis  Echepolos  (fr.  36*). 

IV.  Zeus  entführt  die  Europa,  Nachholung  des  Ge- 
schlechts des  Agenor,  des  anderen  Sohnes  der  Libye,  des 
Vaters  des  Kadmos  und  Europas  (fr.  40). 

Y.   Kadmos  und  die  Sparten  (fr.  44).    Zeus  zeugt  mit 


DER  GRIECHISCHEN  HISTORIOGRAPHIE."  303 

Protogeneia  den  Aethlios,  Heros  der  Epeier  (fr.  51*).  Von 
Zeus  und  Eurymedusa  kommt  Myrrnidon^  von  dem  Phere- 
kydes  den  Telamon  ableitet;  der  von  Alkimache  den  Aias 
hat  (fr.  51^). 

VI.  Zeus  und  Pyrrha  zeugen  den  Hellen  —  Aiolos  — 
Athamas  —  Phrixos  und  sein  Geschlecht  (fr.  53).  Aiolos  — 
Kretheus  —  Aison  —  lason^  Veranstalter  der  Argonauten- 
fahrt. Aus  deren  Erzählung  sind  Philammon  (fr.  63)^  Phi- 
neus  (fr.  68),  die  Harpyien  (fr.  69);  die  Bestellung  des  Ackers 
des  Aietes  mit  den  feuerschnaubenden  Stieren  (fr.  71),  womit 
das  Buch  schloss. 

Vn.  lason  todtet  den  Drachen  (fr.  72);  Mord  des 
Apsyrtos  (fr.  73);  Eretheus  —  Amythoon  —  Blas,  dem  sein 
Bruder  Melampus  die  Pero  erwirbt  (fr.  75),  Aiolos  —  Deioneus 
—  Kephalos,  Gemahl  der  Prokris  (fr.  77). 

Vin.  Aiolos  ist  durch  Sisyphos  Ahnherr  der  Eoronis, 
die  dem  ApoUon  den  Asklepios  gebiert  (fr.  76).  Von  Zeus 
und  Eallisto  stammt  durch  Arkas  Ankaios,  der  auf  der  Ea- 
lydonischen  Eberjagd  umkommt  (fr.  81). 

IX.  Zeus  zeugt  mit  Taygete  den  Lakedämon,  von  dem 
Ikaros  stammt,  durch  Elatos  Grossvater  des  Tänaros  (fr.  88). 

X.  Mit  Antippe  zeugt  Zeus  den  Amphion  (fr.  102^;  auch 
in  der  Geschichte  von  der  Trauer  Niobes,  die  mit  Amphion 
vermählt  war,  fr.  102^»^,  ist  mit  Müller  iv  t'  i\ii  iv  rj'  z\x 
lesen). 

Von  dem  Buche  über  seine  Heimath  Leros,  vermuth- 
lich  dem  frühesten  Werke  des  Pherekydes,  ist  Nichts  er- 
halten. 

Pherekydes  zeigt  eine  geschickte  Verknüpfung  des  genea- 
logischen Princips  mit  dem  localen  Charakter  der  Sagen: 
die  argolischen,  die  äolischen  u.  s.  w.  sind  so  alle  beisammen. 
Den  Faden  bilden  die  Verbindungen  des  Zeus  mit  den  ver- 
schiedenen Heroinen:  darin  liegt  wohl  ein  religiöser  Gedanke, 
dass  Zeus  Vater  aller  Menschen  ist.  Der  Zusammenhang 
mit  den  Mayalat  ^Holai  und  den  NavTiaxtca  ist  sehr  durch- 
sichtig. Auch  der  Inhalt  bestätigt  das  Urtheil  des  Strabon 
I  p.  18:  kvöavteg  xb  (litQOv^  xakXa  8%  tpvlal^avteg  rä  tcoi- 


304  AUS  VORLESUNGEN  UEBER  DIE  GESCHICHTE 

ijxLxä  övviyQaiffav  ot  JtsQl  KdSiiov  xal  OeQsxvdri  xal  ^Eouxxatov. 
Das  zeigt  auch  der  Gebrauch  epischer  Worte:  Ampbitryon 
ist  a67ca6x6$  der  Alkmene  fr.  27^  onaovBq  des  Busiris  nennt 
fr.  33,  lason  erscheint  cifSdvdaXog  vor  Pelias  fr.  60.  Regel- 
mässig war  gesagt,  wer  wen  erzeugt  hatte,  wo  jeder  wohnte, 
dann  wurden  möglichst  knapp  sagenhafte  Notizen  angefügt; 
vgl.  z.  B.  fr.  48.  Auch  da,  wo  der  Stoff  reicher  war,  verfuhr 
Pherekydes  wenig  anders;  vgl.fr.  33^  Die  Wiederkehr  derselben 
Worte  bei  Helios  und  Okeanos  verräth  hier  noch  die  epische 
Quelle.  Pherekydes  erzählte  mit  gläubiger  Treue  die  Fahrt 
im  goldenen  Becher,  die  Wiederabladung  des  Himmels  von 
Herakles'  auf  Atlas'  Schultern  unter  dem  Vorwande,  sich 
erst  ein  Kopfkissen  holen  zu  wollen,  die  Aufkochung  des 
lason  durch  Medea,  dass  Melampus  die  Holzwürmer  sich 
unterhalten  hört,  durch  ein  Opfer  alle  Vögel  citirt  und  den 
fehlenden  Geier  kommen  lässt,  um  das  Heilmittel  für  Iphiklos 
anzugeben.  @Qfiv£L  di  dai  jcoxs  xov  "IxvXov  sagte  er  fr.  102 
von  der  Aedon  und  £r.  33^,  dass  Antaios  60  Ellen  lang  ge- 
wesen; denn:  ov  %al  xd  oöxä  jtQog  ^OXv^nCav  7ivi%%^.  In 
seinen  Fragmenten  weht  ein  urwüchsigerer  Ton,  als  in  denen 
Manches  unter  den  Eyklikern;  der  Grund  ist  die  Mitbenutzung 
localer  Tradition.  Dies  wird  schon  durch  die  so  häufige 
HinzufQgung  des  Wohnorts  der  Heroen  angedeutet;  ein  be- 
stimmter Hinweis  auf  Localsage  findet  sich  fr.  39  über  die 
Herakliden:  Sxow  dh  na(fd  xdg  ^HXixxQag  xvkag^  o&msg 
xal  ^HQaxXijg  iv  xjj  dyoQa  und  svqov  dvxl  xiig  ^AXx^r^vrig 
Xid'ov  xal  . . .  iöxriöav  iv  x^  dX6Bi^  od^iTCBQ  iöxiv  x6  iiQäov 
xo  xijg  'jiXxin^vrig  iv  Srjßaig,  Ebenso  fr.  69  über  die  Har- 
pyien:  elg  x6  öxeog  avxdg  (pvyetv  xijg  ÜLpiJrijg  ro  vxb  xä 
Xotpo)  xä  ^jigyvvovvxL,  Vermuthlich  hatte  er  Theben  und 
Kreta  selbst  gesehen.  Das  ätiologische  Element  tritt  bei 
ihm  sehr  zu  Tage:  es  finden  sich  bei  ihm  häufige  Ablei- 
tungen von  Ortsnamen  aus.  der  Heroensage,  mitunter  ächte 
Führersagen,  z.  6.  die  Ableitung  des  Namens  Teos  vom  Aus- 
spruche der  Tochter  des  Gründers  xeog  <Sv  i^rixsig^  Iva  noXiv 
xxiöTjgj  evQov  (fr.  112).  Es  kam  dem  Pherekydes  auf  mög- 
lichst vollständige  Wiedergabe  des  ganzen  vorhandenen  Sagen- 


DER  GRIECHISCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  305 

Stoffs  an;  bei  widersprechenden  Sagen  war  das  Princip  seiner 
Auswahl  das  Stimmen  oder  Nichtstimmen  mit  den  noch 
cnrsirenden  Localsagen.  Er  gab  aber  auch  mitunter  zwei 
yerschiedene  Traditionen  an,  z.  B.  über  den  Vater  der  Hekabe 
(Schol.  Yenet.  Eur.  Hec.  1).  Dionysios  von  Halikamass  A.  R. 
1, 13  rühmt  ihn  als  yevsaXoyov  ovdsvog  Ssvtbqov;  er  war 
Hauptquelle  für  Apollodor  und  die  Scholiensammlungen. 

Wir  haben  119  Fragmente  (mit  vielen  Doubletten),  mei- 
stens lang  und  reichhaltig;  erhebliche  Abweichungen  von 
der  gewohnlichen  Tradition  werden  uns  kaum  entgangen 
sein.  Pherekydes  bietet  die  beste  Ueberlieferung  über  grie- 
chische Mythologie  und  Heroologie.  Voss  und  Lobeck  waren 
zu  starr^  wenn  sie  sich  ausschliesslich  an  die  Form  der 
Sagen  bei  Homer  hielten;  das  war  gut  gegenüber  der  Un- 
kritik  CreuzerS;  der  jede  Nonnosstelle  fQr  gleichwerthig  an- 
sah. Die  Sagen^  die  so  viel  durchgesungen  worden  sind^ 
sind  viel  abgeschliffener  überliefert  worden;  die  Argonauten- 
sage ist  viel  reiner  und  ächter,  als  die  Ilias.  Die  attische 
Sage  ist  nie  durch  das  Epos  durchgegangen,  sie  ist  daher 
viel  unverfälschter.  Doch  finden  sich  immerhin  bei  Phere- 
kydes vereinzelte  Spuren  von  Aufnahme  jüngerer  Sagen, 
namentlich  die  Verwandlungen  und  Eatasterismen.  Die 
Sage  vom  Wandeln  der  Seele  des  Aithalides,  der  bald  in  der 
Unter-,  bald  in  der  Oberwelt  gewesen  sei  (fr.  66),  scheint 
ein  Pythagoreischer  Mythos  gewesen  zu  sein,  den  aber  Phere- 
kydes nicht  absichtlich,  sondern  naiv  wiedergegeben  hat. 
Dass  in  der  Sage  von  der  Ermordung  des  Neoptolemos  die 
Delpher  an  der  Orakelstätte  das  Opferfieisch  plündern 
(fr.  98),  ist  eine  Sage,  deren  Spitze  gegen  die  damalige  Ver- 
dorbenheit der  Delpher  gerichtet  ist;  auch  hier  ist  Phere- 
kydes einfacher  Berichterstatter.  Fr.  67  nahm  er  eine  Tra- 
dition aus  der  Lyde  des  Antimachos  auf.  Dessen  Einfiuss 
zeigt  sich  vielleicht  auch  in  den  Proben  der  Erklärung  Home- 
rischer Verse  (fr.  100. 118)  und  Emendationsversuchen  (fr.  87); 
wenig  glücklich:  er  fasste  z.  B.  Ilias  B,  592  ivxutov  als  einen 
Eigennamen  und  alnv  als  das  Adjectiv.  Sehr  untergeordnet 
war  bei  ihm  das  historische  Interesse,  vgl.  fr.  20:   ^9iXatas 

V.  OuTSOHniD ,  Kleine  Schriften.  IV.  20 


306  AUS  VORLESUNGEN  ÜEBER  DIE  GE8CHICBTE 

d'  6  Atavxog  olxst  iv  ^Adi^vaig^  ix  rovrov  Se  yiyvstai  /lalxXog^ 
rov  Ä'  'ExiSvxogj  rov  d*  'Axsötc3Q^  rov  d'  L^yijvop,  xov  d' 
"OXiog^  xov  8%  AvxriSy  xov  di  ^lofpävj  xov  di  Aatog,  xov  d' 
*j4yaiiiotCDQ  ^  xov  dh  Tiöavdgog^  ig)*  ov  aQXOVxog  [schreib 
uQxovxsg]  iv  ^A&i^vaig^  xov  di  McXxidSrig^  xov  d'  ^IicitoxkaC- 
diyg,  [Lücke]  ifp'  ov  ccQxovxog  üavad'rivaia  ixid'r^j  xov  di 
MiXxiaitig^  og  pxri6s  Xe^Qovriöov/  Vereinzelt  ist  fr.  113  die  Er- 
zählung Yon  den  symbolischen  Geschenken  des  Skythenkönigs 
an  DareioS;  die  beweist^  dass  Pherekydes  die  Geschichte  ge- 
legentlich bis  auf  die  Perserkriege  führte.  Aber  im  Allge- 
meinen war  der  Inhalt  rein  mythisch.  Dagegen  war  er 
bemüht;  das  Local  der  Sagen  geographisch  genau  zu  be- 
stimmen. Das  Homerische  Dulichion  erklärte  er  für  IlaXstg 
auf  Eephallenia  (Strab.  X  p.  456);  den  Sarpedonischen  Felsen^ 
nach  dem  nach  Simonides  Oreithyia  entführt  ward;  verlegte 
er  an  den  Aimos  (fr.  104);  den  Phineus  Hess  er  über  alle 
Thraker  in  Asien,  d.  i.  Bithyner  und  Paphlagoner,  herrschen 
(fr.  68);  die  Harpyien  wurden  von  den  Boreassohnen  durch 
das  ägeische  und  sikelische  Meer  verfolgt ,  bis  sie  in  die 
genau  beschriebene  Grotte  auf  Kreta  flohen  (fr.  69);  die 
Kyrenische  Localsage  von  der  Entführung  der  Eyrene  durch 
ApoUon  nach  Libyen  ward  wiedergegeben  (fr.  9),  Antaios 
war  ein  Bewohner  von  Irasa  am  Tritonsee  (fr.  33^);  Herakles 
kam  zu  Busiris  nach  Memphis  am  Nil,  dann  nach  Theben, 
von  da  über  die  Berge  nach  dem  äusseren  Libyen,  in  dessen 
Wüsteneien  er  viele  üngethüme  tödtete  (fr.  33),  Erytheia 
erklärte  er  für  Tartessos,  eine  Insel  in  Iberien  (fr.  33.  33^), 
den  Eridanos  für  den  Padus  (fr.  33°),  Typhoeus  liegt  unter 
der  italischen  Insel  Pitbekussa,  an  der  Eymäischen  Küste 
(fr.  14).  Hiernach  scheint  Pherekydes  Olympia,  Theben  in 
Böotien,  Kreta,  Kyrene  und  das  umliegende  Libyen,  Cumae 
und  Theile  von  Italien,  Kepballenia  selbst  besucht  zu  haben. 
Die  später  übliche  Localisirung  der  mythischen  Geo- 
graphie mag  zum  guten  Theil  auf  Pherekydes  zurückgehen. 
Auch  die  sonstige  Behandlung  sollte  das  Erzählte  den  Zeit- 
genossen näher  rücken:  nach  fr.  34  ward  Herakles  für  drei 
Talente  an  Omphale  verkauft;  fr.  63  heisst  Philammon  ein 


DER  GRIECHISCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  307 

aviiQ  öo^ifSt'qg^  og  xal  n^mog  idoxsL  x^Q^'^S  ^vöti^öaö^ai, 
scagd'ivmv.  Das  war  aber  eine  ganz  unbewusste  Moderoisi- 
rung.  Im  Bericht  über  den  Tod  des  Akrisios  beim  Diskos- 
werfen  wies  er  darauf  hin^  dass  es  damals  noch  kein  Pen- 
tathlon gegeben  habe  (fr.  26).  Er  referirte  die  Sagen  ganz 
treu^  ohne  sie  den  religiösen  Vorstellungen  der  Zeitgenossen 
anzupassen;  vgl.  die  üeberlistung  des  Hades  durch  Sisyphos 
(fr/  78).  lason  wird  von  Pelias  die  Herbeischaffung  des 
goldenen  Yliesses  aufgegeben:  taika  Sl  tä  ^Ii^öovi  "Hgri  ig 
voQv  ßukXHy  mg  iXd'ot  ^  Mi^deia  tä  IlaXla  xaxov;  ganz  die 
Motivirung  des  Epos.  Die  Moral  in  der  Geschichte  des 
Tityos  &.  5  gehört  nicht  dem  Pherekydes,  sondern  Pindar 
an.  Ein  theologischer  Gesichtspunkt  verräth  sich  nur  in 
der  Zurückführung  aller  Heroengeschlechter  auf  Zeus  und  in 
der  Verzeichnung  der  Götterbeinamen  (fr.  114*.  115)  und  ihrem 
Zurückführen  auf  die  Sage:  Theseus  that  zuerst  für  glück- 
liche Heimkehr  Gelübde  'jixokkmvt  OvUp  xal  'A(fri^Ldi  Ov- 
kia  (fr.  106).  Im  Vergleich  mit  der  freien  Auffassung  des 
Hekataos  steht  er  tief  unter  dem  Vorgänger,  mit  dem  er 
sonst  viele  Aehnlichkeit  hat.  Bei  den  speciellen  Beziehungen, 
in  denen  Hekataos  zu  den  Leriern  stand,  ist  eine  persönliche 
Bekanntschaft  und  ein  nicht  bloss  literarischer  Einfluss  des 
Hekataos  auf  Pherekydes  sehr  wahrscheinlich.  In  Bezug  auf 
den  Stil  ist  er  mit  Gharon  nicht  zu  vergleichen:  er  steht 
hier  noch  ganz  auf  der  Stufe  des  Hekataos,  auch  in  dem 
einseitigen  Interesse  für  die  Sage.  Aber  er  nimmt  eine 
wichtige  Stellung  ein  wegen  der  weit  umfassenderen  Weise, 
in  der  er  seine  Aufgabe  löste  und  weil  er  die  Logographie 
zuerst  auf  das  eigentliche  Hellas  übertrug.  Gerade  jene 
Gläubigkeit  macht  uns  seine  Fragmente  zu  einer  unschätz- 
baren Fundgrube  ächter  griechischer  Sage. 

3.   Xanthos. 

Suidas  s.  v.  Savd'og  KavSavkov  Av8og  i|  SaQÖBmv* 
töxoQixog^  yeyovcag  ixl  tijg  akciösag  SaQSsrnv.  Avdiaxa  ßi- 
ßXCa  d\  Der  Vatersname  Kaudaules  ist  nach  Welcker  er- 
dichtet, weil  lydischer  und  griechischer  Name  neben  einander 

20* 


308  AUS  VORLESUNGEN  UEBEB  DIE  GESCHICHTE 

auffalle:  gerade  ohne  Bolche  Mischung  wäre  eine  solche  Er- 
scheinung wie  Xanthos  nicht  erklärlich.  Strabon  XIII  p.  628 
sagt:  Sdv^og  dl  6  xaXaLog  6vyyQaq)Bvg  Avdbg  fikv  ksyetai, 
sl  dl  ix  2JdQd€(0Vy  ovx  töfisv.  Welcker  überträgt  dies  auf 
den  PseudoxanthoBy  sowie  die  viel  zu  frühe  Zeit,  welche 
Suidas  angiebt  Dionys.  Jud.  de  Thuc.  5  rechnet  ihn  zu  den 
LogographeUy  die  kurz  vor  dem  peloponnesidchen  Krieg  und 
bis  in  die  Zeit  des  Thukjdides  hinein  blühten ,  und  die 
Scholien  zu  Euripides'  Andromache  10  reden  so  yon  ihm, 
als  hätte  er  die  'jivÖQoiidxri,  die  nach  den  Scholien  um  431 
gedichtet  ist,  benutzen  können.  Er  erwähnt  fr.  29  den  Ueber- 
gang  des  Xerxes  und  berührt  fr.  3  eine  Dürre  unter  Arta- 
xerxes.  Creuzer  wollte  yeyovcig  mit  ^natus'  übersetzen  und 
Uagdsav  in  ^Ad^iväv  yerwandeln.  Aber  da  die  Geschichts- 
erzählung mit  der  Einnahme  von  Sardes  schloss,  scheint 
man  ihn  mit  Xanthes  dem  Samier,  dem  Herrn  des  Aeso- 
pos  und  der  Rhodopis  (Her.  H,  135),  verwechselt  zu  haben; 
Suidas  s.  v.  AHöaxog  sagt:  olxitriv  8\  ysvdöd'aL  Sdvd-ov 
tov  AvSov.  Der  Titel  des  Werks  lautet  AvSiaxa^  nur  bei 
Plin.  N.  H.  XXY,  5  Historiae;  wahrscheinlich  hat  der  Autor 
seinem  Werke  gar  keinen  Titel  gegeben.  Fr.  6  wird  nicht 
ein  anderer  Titel  oder  eine  Unterabtheilung  citirt,  sondern 
es  ist  für  og  tcuI  äid  roii  $'  ygifpsi,  iv  toxocg  AoTUO^kag 
tovtovg  xaXäv  herzustellen  ixtoTCCDg.  Die  Buchzahl  4  wird 
durch  die  Fragmente  bestätigt.  Ausserdem  citirt  Glem.  Alex. 
Strom,  in  p.  515  Pott.  Maytxd.  Solinus  c.  42  zählt  unter 
den  Berühmtheiten  Asiens  auf:  historiae  conditores  Xan- 
thus,  Hecataeus,  Herodotus. 

Xanthos  wurde  früh  excerpirt:  Diogen.  Laert.  VI,  101 
führt  (aus  Demetrios  Magnes)  unter  den  sechs  Menippos 
auf:  JCQiStog  b  ygatlfag  ra  ^sqI  AvSäv  xal  Sdvd'ov  htLveiio- 
(isvog,  vor  Menippos  dem  Kyniker,  der  im  dritten  Jahrhundert 
lebte;  ein  anderer  lydischer  Historiker,  Xenophilos,  der 
schon  von  Eallimachos  citirt  wird  (Müller  IV  p.  530),  und 
Nikolaos  von  Damaskos  schrieben  ihn  aus.  Aber  Athenäos 
XII  p.  515  D  sagt:  Sdvd'og  6  Avdbg  ^  6  tag  alg  avtbv  ava- 
g>B(fo^dvag  CöroQiag  övyysyQatpdg y  Aiovv0iog  6  ZxvxoßfaxicoVj 


DER  GEIECHISCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  309 

mg  ^AQxiyLdv  q>ri6lv  o  KaöavÖQSvg  iv  tä  71€qI  avaymyijg 
ßißUav  ayvoäv  ort ''Eq}OQog  c  övyyQUtpavg  ^vrjfiovsvst  avzov 
(hg  TcaXatotEQOv  ovtog  Tcal  ^HQoSotp  tag  iipoQiiäg  dedojxotog 
(d.  h.  dass  er  von  Herodot  als  Quelle  benutzt  worden  sei). 
Creuzer  verwirft  die  Annahme  eines  Betruges  aus  dem  von 
Athenäos  angegebenen  Grunde  and  wegen  Dionjs.A.R.  1^28: 
Savd'og  dl  6  AvÖog  Cörogiag  TcaXacäg,  el  xaC  ug  SlXog^  i^ 
jtBiQog  ävy  tf^g  S%  naxQCov  xal  ßeßaiODtiig  av  ovd^og  imo- 
SsicxBQog  voiicfS^sig.  Welcker  dagegen  in  Seebodes  Archiv 
1830  8.  70flF.  (»=  Kleine  Schriften  I  S.  431  ff.)  hält  den  Betrug 
aufrecht:  Zweifel  der  Alten  seien  wichtiger  als  ihr  Schweigen^ 
um  so  mehr  hier,  wo  ein  eigens  über  Bibliothekswissenschaft 
schreibender  Mann  wie  Artemon  (wohl  unter  Sulla)  es  sage; 
Dionysios  Skytobrachion  sei  auch  sonst  verdächtig  (ein  un- 
logischer Grund);  das  Lob  des  Dionysios  von  Halikarnass 
sei  kein  EntlastungszeugnisS;  da  er  auch  sonst  Unächtes 
fflt  acht  gehalten  habe;  der  ächte  Charakter  der  Fragmente 
bei  Strabon  rühre  davon  her,  dass  er  den  ächten,  später 
verlorenen  Xanthos  durch  Yermittelung  des  Eratosthenes 
benutzt  habe.  Man  habe  ein  achtes  und  ein  unächtes  Buch 
zu  unterscheiden,  in  welches  letztere  Stücke  des  ächten  über- 
gegangen seien:  fr.  1.  2.  3.  4.  5.  8.  10. 11. 12. 13  könnten  acht 
sein,  der  Rest  sei  unächt  Diese  Annahme  ist  schon  a  priori 
so  unwahrscheinlich  wie  möglich,  weil  nicht  bloss  Erato- 
sthenes, sondern  auch  dessen  Schüler  Mnaseas  (fr.  11)  und 
Skytobrachions  jüngerer  Zeitgenosse  Apollodoros  bei  Strabon 
XIY  p.  680  den  ächten  Xanthos  benutzten,  der  also  nie  ver- 
loren war:  Skytobrachions  Betrug  wäre  zwecklos  gewesen 
und  sofort  herausgekommen.  Welckers  Gründe  sind  auch  an 
sich  sehr  schwach:  fr.  29  soll  unächt  sein,  weil  von  der  dta- 
dox'^  der  Magier  bis  auf  Alexander  geredet  werde  (als  wenn 
der  Betrüger,  ein  gelehrter  Grammatiker,  nicht  einen  so 
groben  Anachronismus  vermieden  haben  würde!).  Es  liegt 
ein  Uebersetzungsfehler  vor,  die  Angabe  ist  aus  ^EgiiodmQog 
6  nkaxmvixog  iv  xp  naQl  iiad-rnidxcDV,  der  den  Xanthos 
citirt  haben  wird.*)  Ferner  verrathe  die  Schrift  des  ^Scivd-og 
*)  [Vgl.  Band  IH  S.  4  dieser  Sammlung.    F.  B.] 


310  AUS  VORLESUNGEN  UEBER  DIE  GESCHICHTE 

iv  totq  TCBifl  'EiinBSoTcUovg'  (fr.  30)  einen  Wunderjager;  die 
gehört  aber  gewiss  nicht  dem  alten  Lyder.  Fr.  27  werde 
Archilochos  in  die  achtzehnte  Olympiade  gesetzt,  obgleich 
erst  Timäos  so  gezählt  habe.  Die  Worte  lauten:  Siv^o^ 
d\  0  Avdog  nsgl  xiiv  oxtmxaidexuxriv  ^OkvfinLaäaj  mg  äs 
^Lovvöiog  7C6qI  xriv  xsvrsicaideTtdtriVj  &a6ov  ixtiö^ac^  d.  h. 
Dionysios  der  Halikarnassier;  Verfasser  von  Xgcviaccy  setzte 
selbst  den  Archilochos ,  GrQnder  von  Thasos  und  Zeit- 
genossen des  Gyges,  mit  Herodot  in  717,  rechnete  aber  aus 
Xanthos  eine  spätere  Olympiade  aus.*)  Der  Haupttrumpf  ist 
eine  von  Welcker  auf  Xanthos  zurückgeführte  Angabe  bei 
Plinius  VIT,  38,  dass  Eandaules  ein  Gemälde  des  Bularchos 
über  den  Untergang  der  Magneten  mit  Gold  aufgewogen 
habe:  aber  1)  schliesst  der  Index  auctorum  Lib.  YII  die  Be- 
nutzung des  Xanthos  aus;  2)  kam  der  Name  des  Kandaules 
bei  Xanthos  gar  nicht  vor.  Nikolaos  spricht  fr.  62  vom 
Dichter  Magnes,  der  aXovQyij  afiTtsxoiievog  xal  xoftiji/  rgdipov 
XQv6^  öXQotpifp  x€HOQviiß<oiisvfiv  durch  die  Städte  zieht  und 
von  den  Magneten  beschimpft  wird^  Zxl  iv  xotg  ineötv  ^66v 
0  Mayvrig  Avdmv  aQL6xsiav  iv  [icnoiiaxia  TCQog  ^Afia^ovag^ 
avräv  äh  ovdlv  i^iv^öd^.  Das  soll  einer  dichterischen  Quelle 
entlehnt  sein:  als  wenn  das  nicht  gerade  etwas  für  den  ächten 
Xanthos  recht  Charakteristisches  wäre.  Fr.  5*  soll  nach 
Müller,  der  Welckers  Ansicht  billigt,  Abhängigkeit  von  Euri- 
pides  verrathen;  eine  richtige  Herstellung  der  Stelle  ergiebt 
das  Gegen theil:  [Sciv]^ov  dh  xov  AvSvctKa  [6wxä^av]xd  g?a- 
ötv  ovxi  (cod.  ort)  EvQinidji  övvri^Bg  nQ06ixEiv  icsqI  r^g 
TQmticfig  (cod.  xolg  T^mlTcotg)  \p,v^okoyCag'\^  xolg  S\  iQri^i- 
(MDxigo^g  [iivd'oyQd]<poig.  Weisheit  eines  Alexandriners  sieht 
Welcker  in  TdvxaXog  xal  "AönaXog^  nalÖBg  'Tfuvaiov  (fr.  23): 
es  ist  der  phrygische  Localheros  Tvfievaiov  herzustellen. 
Das  Gravirendste  ist  die  Schilderung  von  Erosos  auf  dem 
Scheiterhaufen  bei  Nikolaos  fr.  67  und  68,  der  dramatisch 
aufgeputzte  edle  Wettstreit  zwischen  Vater  und  Sohn,  die 
rhetorische  Ausmalung  der  Nachrichten  Herodots,  mit  dem 
Xanthos  sonst  nie  stimmt,  die  Einführung  der  Ephesischen 
*)  [Vgl.  Band  III  S.  474  dieser  Sammlung.    F.  B.] 


DER  GEIECHISCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  311 

Sibylle,  deren  Verse  sogar  dtirt  werden;  allein  die  Auszüge 
aus  Xanthos  schliessen  o£fenbar  mit  Erösos,  und  jene  beiden 
Stücke  hat  Nikolaos  aus  einer  späteren  Quelle,  wahrschein- 
lich Andron  von  Ephesos  im  Tginovg^  einer  Schrift  über 
die  sieben  Weisen,  aus  dem  Philippischen  Zeitalter.  Seit 
dem  Bekanntwerden  der  Escurialischen  Stücke  des  Nikolaos, 
deren  Excerpte  eine  eigenthümliche  nationale  und  sehr  alter- 
thümliche  Färbung  tragen,  ist  Welckers  Annahme  eines  Be- 
trugs stark  erschüttert  worden.  Müller  nimmt  daher  nur 
eine  Ueberarbeitung  des  Dionysios  an,  um  das  Zeugniss  des 
Artemon  zu  retten.  Allein  die  Stelle  des  Athenäos  enthält 
auch  sonst  Bedenkliches.  Xanthos  und  Herodot  weichen  so 
sehr  von  einander  ab,  wie  zwei  über  denselben  Gegenstand 
schreibende  Schriftsteller  aus  einer  Zeit  nur  abweichen 
können;  deshalb  verwarfen  schon  Valckenaer  zu  Herodot  IV,  45 
und  dann  Dahlmann,  Herodot  S.  121  die  Nachricht  des  Epho- 
ros;  seit  der  Auffindung  der  Escurialischen  Excerpte  springt 
dies  noch  mehr  in  die  Augen,  ygl.  namentlich  die  ganz  ab- 
weichende Erzählung  von  Gyges.  Herodot  hat  Xanthos  weder 
benutzt  noch  gekannt.  Müller  meint  also,  Ephoros  habe  eine 
unglaubwürdige  Fabelei  nacherzählt,  die  den  einen  berühmten 
Historiker  zum  Schüler  des  anderen  gemacht  habe:  aber 
Ephoros  war  gelehrt  genug,  um  beide  zu  kennen.  Endlich 
ist  der  Inhalt  des  Citats  bei  Athenäos  unvereinbar  mit 
Suidas  s.  v.  Siv^og^  wonach  nicht  Adramytes,  sondern  Gjges 
der  erste  war,  der  Frauen  als  Eunuchen  gebrauchte.  Ich 
vermuthe,  dass  Athenäos  eine  literarhistorische  Notiz  sammt 
den  Belegstellen  flüchtig  ausgeschrieben  hat,  in  der  stand,  dass 
nach  Xanthos  im  zweiten  Buche  der  Lydiaka  Gyges  zuerst 
weibliche  Eunuchen  gebrauchte,  nach  Dionysios  von  Milet 
aber  (der  davon  beim  Aufstand  des  Paktyes  reden  konnte) 
Adramytes:  gegen,  diese  Autorität  wende  allerdings  Artemon 
den  Betrug  des  Skytobrachion  ein,  allein  schon  Ephoros 
kenne  den  Dionys  als  Quelle  des  Herodot.  Letzterer  scheint 
ihn  in  der  That  benutzt  zu  haben;  der  Widerspruch  hebt 
sich  dadurch,  dass  Ephoros  von  den  früh  verlorenen  ächten 
IlßQöMd,  Artemon  von  den  falschen  ^j^QyovavtMci  sprach. 


312  AUS  VORLESUNGEN  ÜEBEE  DIE  GESCHICHTE 

OekoDomie  der  AvStaxd,  Buch  I  enthielt  die  Ur- 
sprünge Ljdiens  (fr.  14)  und  die  ältesten  mythischen  Könige 
bis  auf  die  Herakliden  (&.  16);  Buch  II  die  Geschichte  der 
Heraklidischen  Konige  und  das  Aufkommen  des  Gyges  bis  zu 
seinen  Angriffskriegen  gegen  die  griechischen  Städte  (fr.  17. 
19);  Buch  III  wahrscheinlich  die  Geschichte  der  Mermnaden 
bis  zum  Anfang  des  Krosos;  Buch  lY  die  Geschichte  des 
KrSsos  (fr.  24  UiSi^vri  in  Lykien,  eine  yon  Ejtosos  zerstörte 
Stadt).  Die  Geschichte  Lydiens  schloss  mit  der  Einnahme 
von  Sardes;  die  aus  demselben  Buche  citirten  syrischen  Städte 
Asteria  und  Askalon  (fr.  22.  23)  beweisen,  dass  hier  u.  a. 
noch  Yon  den  Colonien  der  Lyder  die  Bede  war,  und  darauf 
bezieht  sich  Dionys.  A.  B.  I,  28:  Tv(}^riviag  xa  ft,vrj(iriv  c&g 
AvScov  axoixi^öe<ogj  xanuvoxBQmv  akXcov  (Ufivfifiivosy  ovds- 
fUav  n&colvixai  (nicht  Mgnobiliora  alia',  wie  die  lateinische 
üebersetzung  meint,  sondern  xaicaivoxiQmv  alhov  seil,  iacoi- 
XT^öacav). 

Anordnung  der  Fragmente. 
B.  I    fr.  7 

Hephaest.  de  xnetris  p.  14  und 

Etym.  magn.  b.  y«  JdaXrjQa 

fr.  1 Nikol.  fr.  22 

fr.  14 

loann.  Lydus  de  mens.  III,  14 

fr.  18 

Schol.  Eur.  Phoen.  159 

fr.  3 

fr.  4  und  Strab.  XIII  p.  628 

fr.  9 

fr.  16 

Etym.  magn.  s.  v.  BdXXig  u.  Plin. 

N.  H.  XXVI,  6,  13 
fr.  26 

fr.  16 Nikol.  fr.  23 

Nikol.  fr.  27 

fr.  12 Nikol.  fr.  28 

B.  U    fr.  18 

fr.  10 Nikol.  bei  Snid.  s.  v.  navdriyi^i 

Nikol.  in  p.  380 

fr.  17 Nikol.  UI  p.  883 

fr.  19  und  Suid.  b.  y.  Sävd'og 


DER  GRIECfflSCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  313 

B.  m     fr.  27 

Hesych.  s.  v.  BovlBip^ri 

Nikol.  fr.  62 

NikoL  bei  Snid.  b.  y.  'AXvdttrig 

NikoL  fr.  63 

Nikol.  fr.  14  »Xenopbilos  beim 

Anon.  de  mul.  c.  9 
fr.  20 

B.  IV      fr.  21 

fr.  26 

fr.  24 

fr.  8 

fr.  6 

fr.  5 Nikol.  fr.  29 

fr.  6» 

fr.  11 Nikol.  fr.  "24  »  Xenopbilos  bei 

Antigon,  Mir.  c.  166 

Nikol.  fr.  25 
Hesych.  b.  v.  UzTccydd"r} 

fr.  28 Nikol.  fr.  26 

fr.  23» 

fr.  22 

Mayind  fr.  28 

fr.  29. 

Der  Stil  war  nach  fr.  1  zu  urtheilen  schlicht:  ^ano 
Avdov  fihv  yCvovtai  Avdoiy  axb  Topiqßov  dh  ToQtißot.  Tov- 
ror  ri  yXäCöa  oXCyov  %a(faq)iQBi^  xal  vvv  hi,  övXovölv  akkr^- 
XovQ  ^fllMixa  QVK  oXlya^  Sötcsq  "laveg  xal  /^mQulg,^  Der 
Rhetor  Nikolaos  hat  ihn  stilistisch  etwas  überarbeitet,  doch 
schimmert  oft  genng  der  Wortlaut  der  Quelle  noch  durch, 
z.  B.  Nikolaos  III  p.  381  xal  og  ixsicd'rj'^  ibid.  ogäöi^  X^(^^ 
vexQOV  xsiiisvov^  XBipakiiv  ovx  i%ov%a\  ibid.  &noxQivBtai,  &ve6' 
öog  als  Anfang  eines  Satzes;  ibid.  xal  og  idmxsv  avtp;  p.  382 
ocal  äno  tovrov  (von  seinem  Gewinn)  ayoQccv  nkri^Cov  avtov 
xal  ^EQiiatov  stöato,  @vb6öov  Xsyoiievov;  ibid.  ^a0xvXog 
Fvyeaii;  formelhafte  Wiederkehr  von  xal  oC  av^Qonov  iicl 
fucvtaiag  ixQaitovxo  hier  und  fr.  24;  ibid.  inl  MYiXa(o\  p.  383 
xal  xriv  ßaeiXaCav  oC  aniSoDxe  jccöräg;  ibid.  Fvyeco  natg\ 
ibid.  dovvai  oC  fi€tajC£iiil;a(idvci)  ^döxvXov  ix  rot)  JIovxov 
^iöd'at  itatStty  mg  fir^  ^(M^/iiog  avtotg  6  olxog  yivoixo]  ibid. 
xal    og    izl    ^döxvXov    xifL'^ag    Big   Avdiav    avxov    ixdXst'j 


314  AUS  VORLESUNGEN  ÜEBER  DIE  GESCHICETTE 

p.  384  ißoay  on  ZaSvatxriv  tbv  ßa6iXia  xteivsvv  ^liXkoi  Fv- 
yrjg  6  ^aöxvXov\  ibid.  Mvöäv  ßa<SiX^(ogj  o6tig  noXiv  ^JqSv- 
vcov  Ixtiöev  iv  Qi^ßr^g  nadCm'^  ibid.  xal  mg  (iiyijvai  oC  iq^sksv; 
p.  385  avekalv  ZaSvixxriv  iiakkov  iteg  ^  avtbg  ano^avstv 
vtC  avxov\  ibid.  tftat  fivv  |tigp£t  in  avtov;  ibid.  nsvöofuvoif 
el  rvyriv  dti^6aLvro  iaxrtäv  ßadiXia.  &eog  d'  ixiXBv^s^  to- 
(SovSe  nQOBcndvj  oxi  xolg  ^HQaxXsidavg  Big  jciimxfjv  yBvsäv 
^xoL  xl0ig  TtaQcc  xäv  MBQiivadSv;  ibid.  övXXaßstv  d'  ovv 
avxov  iTCi^dvfiäv  rvytig^  ofiog  ovx  ißovXBXO  icaga  xriv  ^ijxgav; 
ibid.  xav  jcag  avxa  xarcc  Sat^iova  0vvxvy%avBi,  JTvyi^ff;  p.  386 
xal  o^  . . .  i^ri\  ibid.  xal  og  iipri]  ibid.  xai  Tcag  äBiJCVovvxa 
iJQBxo.  Ton  und  Inhalt  der  Erzählungen  sind  sehr  urwüchsig; 
vgl.  fr.  12,  wo  Eambletas  seine  Frau  auffrisst  und  frQh,  die 
Hand  noch  aus  dem  Munde  heraushängend,  gefunden  wird 
(diesen  Zug  hat  Nikolaos  beseitigt).  An  der  Aechtheit  der 
höchst  werthvollen  Angaben,  namentlich  über  den  Zusammen- 
hang zwischen  Lydien  und  Palästina,  über  die  lange  Fami- 
lienfehde zwischen  Herakliden  und  Mermnaden,  ist  nicht  zu 
zweifeln;  wenn  der  fortwirkende  Fluch  des  Ardys  über  die 
Mörder  des  Daskylos,  die  Ankündigung  des  Delphischen 
Orakels  über  die  Sühne  für  den  Mord  des  Eandaules  an 
griechische  Sagen  bei  den  Tragikern  erinnern,  so  liegt  dies 
an  dem  Ideenaustausche  zwischen  Lydern  und  Griechen:  die 
Sühnbräuche  haben  diese  vielleicht  von  jenen  überkommen. 
Die  fast  wörtliche  Uebereinstimmung  mit  dem  sonst  ganz 
abweichenden  Herodot  in  der  Motivirung  der  That  des  Gy- 
ges  (1, 11)  und  den  Worten  des  Orakels  (I,  13)  ist  auf  Be- 
nutzung verwandter  Delphischer  Berichte  zu  setzen.  Die 
Quellen  sind  sonst  verschieden:  Xanthos  benutzt  ätiologische 
Localsagen  (über  das  ^EQfiatov  ®vb60ov  und  *j4Qdvviov),  Fa- 
milieutraditionen  (z.  B.  über  Lixos  den  Tylonier  bei  Nik.  III 
p.  384.  385,  über  Pamphaes  den  Ephesier  Nik.  fr.  65);  Be- 
nutzung streng  historischer  annalistischer  Aufzeichnungen 
verräth  die  häufige  Verzeichnung  von  Dürre  und  Hungers- 
noth  (unter  Moxos,  Spermos,  Meles,  Artaxerxes);  benutzt 
hat  Xanthos  endlich  ein  lydisches  Eönigsverzeichniss  o£G- 
ciellen  Ursprungs;  vgl.  Nik.  III  p.  381:  Snigfiog  fihv  ovta>g 


DER  GEIECHISCüEN  HISTOEIOGEAPHIE.  315 

heX^vtriöev  ßaövksvöag  hri  dvo'  iv  S%  rotg  ßaötXeioig  ovx 
avayQaq>6tai,  das  ist  nicht  iv  Scq>d'dQatg  ßaöLkcxatg^  wie 
Müller  erklärt,  sondern  in  der  Eönigsburg  Yon  Sardeis  war 
an  der  Wand  eine  ävayQaq)]^,  Endlich  kam  er  bei  Gelegen- 
heit des  Gyges  auf  Archilochos  zu  sprechen.  Er  zeigt  also 
eine  sehr  sorgfältige  Quellenforschung;  diese  unterstützte  er 
durch  sorgföltige  sprachliche  Beobachtungen  (fr.  1.  8);  auch 
hatte  er  weite  Reisen  in  Asien  gemacht;  vgl.  fr.  3:  avrbv  dl 
slÖEvat  Ttoklax^  icqo^g}^  a%o  Ttjg  ^alaöörjg  Xi^ov  te  xoyxv- 
XioiSri  xal  ta  xtsvciÖLa  (was  zur  Gattung  der  Eammmuscheln 
gehört)  xal  xTiQu^LCSaiv  rvTCcifiata  (Abdrücke  von  Gienmuscheln) 
xal  hiiv(o^dXa66av  (Tümpel  von  Meerwasser)  iv  ^AQiLBvlotg 
xal  iv  Matxirivolg  xal  iv  OQvyia  ty  xaxm.  Wegen  dieser 
Beobachtungen  —  ganz  ähnlich  wie  sie  Herodot  in  Aegypten 
anstellte  —  glaubte  er,  so  gut  wie  bei  einer  Dürre  unter 
Artaxerxes  Flüsse,  Seeen  und  Brunnen  ausgetrocknet  seien, 
werde  auch  das  ganze  ebene  Land  einst  Meer  gewesen  sein. 
Wegen  dieser  physikalischen  Speculationen  ist  wahrscheinlich 
sein  Doppelgänger  Xanthes,  Herr  des  Aesop,  in  der  Lebens- 
beschreibung des  Maximos  Planudes  zu  einem  Philosophen 
gemacht  worden.  Dasselbe  philosophische  Literesse  verräth 
auch  seine  Schrift  über  die  Magier,  die  übrigens  wohl  kein 
besonderes  Buch,  sondern  ein  Abschnitt  des  vierten  Buchs 
seiner  lydischen  Geschichte  war;  über  sie  konnte  ein  Lyder 
besonders  wohl  berichten,  da  es  Niederlassungen  persischer 
Magier  im  späteren  Hierokäsareia  und  in  Hypaipa  gab 
(Paus.  V,  27,  5),  doch  erkundigte  er  sich  gewiss  auch  über 
sie  auf  seinen  Reisen.  Seine  Nachrichten  sind  auch  hier 
sehr  zuverlässig:  fr.  29  zeigt  Bekanntschaft  mit  den  3000- 
jährigen  Weltperioden  des  Zendavesta,  und  das  wörtlich  er- 
haltene fr.  28  (^fiiyvwtaL  dl  oC  Mayoi  (irjtQaöt  xal  dvya- 
tQaeC)  ist  begründet.  Diese  höchst  bedeutende  Erscheinung 
des  Xanthos  ist  ein  merkwürdiger  Beweis,  wie  frühzeitig 
die  griechische  Geschichtschreibung  schon  die  benachbarten 
Stämme  zu  befruchten  anfing. 


316  AUS  VORLESUNGEN  UEBEE  DIE  GESCHICHTE 

4.   Die  Schriftstellerei  des  Hellanikos.*) 

Es  sind  einige  dreissig  Titel  von  Werken'  des  Hellani- 
kos  auf  uns  gekommen,  welche  Müller  und  Preller  mit  Recht 
auf  wenigere  zurückgefQhrt  haben.  Preller  unterscheidet 
1)  genealogische  Werke:  Deukalionia,  Phoronis,  Atlan- 
tiaS;  Troika;  2)  chorographische:  Atthis,  Aeolika,  Lesbiaka^ 
Persika;  3)  chronologische:  Priesterinnen  der  Hera,  Ear- 
neoniken.  Müller  F.  H.  G.  IV  p.  629 flF.  dagegen:  1)  genea- 
logische: PhoroniS;  Deukalionia,  Atlantias  oder  Troika, 
Ätthis;  2)  Lesbiaka  oder  Aeolika;  3)  Persika;  4)  chrono- 
logische: Priesterinnen  der  Hera,  Karneoniken.  Müller  hat 
in  Bezug  auf  die  AloXitca  Recht:  unter  diesem  Titel  wird 
das  Werk  von  Tzetzes,  als  Aeößiaxd  von  Stephanos  citirt, 
und  das  fr.  114  der  AloXcxä  handelt  von  der  Colonisirung 
von  Lesbos;  auch  hatten  solche  Xoyoc  inixcigiOL  eine  breitere 
Grundlage.  Aber  er  hat  Unrecht  in  Bezug  auf  die  Tgaitxa, 
Allerdings  ist  Dardanos  Sohn  einer  Tochter  des  Atlas,  dessen 
Geschlecht  den  Inhalt  der  ^AtXavrLcig  bildete,  und  fr.  129  der 
Troika  handelt  von  ihr,  der  Elektra,  wie  fr.  56  der  Atlantias; 
aber  Harpokration,  die  Scholien  zur  Ilias  und  die  Scholien 
zum  Dionysios  Thrax  citiren  beide  als  verschiedene  Werke, 
was  kein  zufalliges  Zusammentreffen  sein  kann:  die  Troika 
enthielten  Ausführung  und  Fortsetzung  eines  Theils  der 
Atlantias.  Wir  unterscheiden:  localgeschichtliche  Schriften, 
genealogische  über  griechische  Geschichte,  desgleichen  über 
Geschichte  der  Barbaren,  chronologische. 

I.  Localgeschichtliche  Schriften.  ÄBiSßiaxa  oder 
AloXcxd  in  zwei  Büchern,  deren  erstes  die  ganze  Geschichte 
der   xtiöig  AloUdog   enthielt,    während   das    zweite   speciell 


*)  [Den  AbBchnitt  über  das  Leben  des  HellanikoB  habe  ich  unter- 
drückt, da  88  mir  als  nomöglich  erschien,  ans  dem  vorliegenden  Ma- 
teriale  die  letzte  Ansicht  Gutschmids  derartig  zu  formoliren,  dass  er 
selbst  den  Sinn  seiner  Worte  getroffen  geglaubt  hätte.  Doch  glaube 
ich  nicht  verschweigen  zu  sollen,  dass  es  ihm  zweifelhaft  zn  sein  schien, 
ob  Dielfi  mit  Recht  angenommen  habe,  dass  die  alten  Chronographen 
die  axfi'i}  eines  Schriftstellers  mit  dem  vierzigsten  Lebensjahre  gleich- 
setzten.2F.  E.] 


DER  GRIECmSCHEN  HISTORIOGEAPfflE.  317 

mit  Lesbos  zu  thun  hatte.  Tgoflxa  in  zwei  Büchern,  choro- 
graphisch  und  mythologisch,  für  den  Lesbier  wichtig,  da 
Troas  den  Aeolern  gehörte:  im  ersten  Buche  kam  Elektra, 
die  Mutter,  und  Bateia,  die  Gemahlin  des  Dardanos,  vor, 
im  zweiten  der  Kampf  des  Achilleus  und  Skamandros;  auch 
die  Nosten,  z.  B.  des  Aeneias,  waren  genau  behandelt.  Unter- 
abtheilungen wären  wohl  Tä  jcsqI  Avdiav^  eine  Beschrei- 
bung der  Gegenden  um  Lydien,  worin  der  Troische  Stamm 
der  Azeioten  vorkam  (fr.  124)  und  IIbqI  Xiov  xtiösmsy 
worin  auch  von  Lemnos  die  Rede  war  (fr.  112).  Also  um- 
fassten  die  koya  im%<6Qioi,  Lesbos  und  die  angrenzenden 
festländischen  Gebiete  und  Inseln. 

n.  Ein  grosses  genealogisches  Werk  über  grie- 
chische Geschichte.  1.  ^svxakKovCa^  alle  Nachkommen 
des  Deukalion  umfassend,  in  zwei  Büchern.  Im  ersten  war 
von  Deukalion  die  Rede,  der  in  Thessalien  herrschte,  von 
Magnesia  und  vielen  anderen  thessalischen  Landschaften, 
daher  das  Ganze  von  Harpokration  als  &BrraXi7ca  über  die 
Yiertheilung  des  thessalischen  Landes  citirt  wird  (fr.  28): 
Chorographie  und  Genealogie  war  hier  überall  verbunden. 
Deukalion  —  Amphiktyon  —  Physkos  —  Lokros,  daher  kamen 
im  ersten  Buche  auch  die  Sagen  von  Lokris  vor.    Deukalion 

—  Hellen  —  Aiolos  —  Peisidike,  von  Myrmidon  Mutter  des 
Ery  sichthon,  von  dem  ebenfalls  im  ersten  Buche  die  Rede 
war.  Aiolos  —  Sisyphos  —  Ornytion  —  Phokos,  daher  die 
Sagen  von  Phokis  auch  im  ersten  Buche.    Aiolos  —  Pleuron 

—  Agenor  —  Porthaon  —  Agrios  —  Onchestos  —  Megareus; 
daher  die  ältesten  Sagen  von  Megara,  weshalb  der  Megarische 
Historiker  Dieuchidas  nach  Clemens  Alex.  Strom.  IV  p.  629A 
den  Anfang  seiner  Geschichte  aus  der  Deukalionia  entlehnen 
konnte.  Aiolos  —  Salmoneus  —  Pelias  —  Ampyx,  Vater  des 
Phemios,  der  in  der  Sage  von  Arne  (des  Stammlandes  der 
Booter)  vorkommt,  und  des  Mopsos,  der  nach  Eleinasien 
hinüberleitet:  daher  Erwähnung  von  Aspendos  in  Pamphylien; 
beides  noch  im  ersten  Buche.  Im  zweiten  Buche  kam  Mi> 
daeion  in  Phrygien  vor,  vielleicht  abgeleitet  von  Mideia  am 
Kopais-See,  und  die  Salmonier  in  Böotien. 


318  AUS  VORLESUNGEN  UEBER  DIE  GESCHICHTE 

2.  *A0cjxis,  Stamm  des  Asopos,  Vaters  der  Aegina, 
der  Mutter  des  Aiakos^  ein  Anhang  zur  Deukalionia;  das 
fr.  14  handelt  vom  Ursprung  der  Philaiden. 

3.  OoQoviSf  Stamm  des  Phoroneus,  des  ersten  Men- 
schen nach  argolischer  Sage,  in  zwei  Büchern.  Phoroneus 
—  Niobe  —  Argos  —  Phorbos  —  Triopas,  Vater  des  Pelasgos, 
von  dem  die  Pelasger  stammen,  und  des  lasds,  der  in  Argos 
wohnt.  Von  den  Pelasger-Genealogien  handelt  fr.  1  der  Pho- 
ronis^),  von  beiden  Brüdern  fr.  37  der  ^jiQyoXLxa  aus  den 
Scholien  zur  Ilias;  es  ist  nur  ein  anderer  Name  desselben 
Buches.  lasos  —  lo  —  Epaphos  —  Libye,  Mutter  des  Agenor 
und  Belos.  Agenors  Sohn  ist  Eadmos,  von  dem  nach  fr.  2 
im  ersten  Buche  der  Phoronis  die  Bede  war;  eine  Parallele 
ebenfalls  über  Eadmos  citiren  die  Scholien  zur  Ilias  (fr.  8) 
aus  den  Bot<ottaxotSj  die  also  eine  Unterabtheilung  der 
OoQcsvig  oder  'ji(fyokixd  waren.  Wahrscheinlich  waren  die 
Thebanischen  Sagen  bis  auf  Herakles  herabgeführt,  der 
Theben  und  Argos  gemeinsam  war.  Dann  kam  das  Ge- 
schlecht des  Belos,  des  Vaters  des  Aegyptos,  von  dem  Per- 
seus  und  Herakles  stammen:  fr.  3  aus  dem  zweiten  Buche 
handelt  vom  Todtschlag  des  Archias  durch  Herakles,  fr.  4 
aus  dem  zehnten  Buche  der  Phoronis  von  den  Söhnen  des 
Herakles  und  der  Thestiaden:  es  ist  nicht  mit  Preller  iv 
öevTSQO)  für  iv  öeTcdtm  zu  schreiben,  sondern  eiue  Verwech- 
selung der  Bedeutung  von  I  im  alten  und  neuen  Zahlensystem 
anzunehmen:  also  war  die  Jugendgeschichte  des  Herakles 
noch  im  ersten,  die  spätere  im  zweiten  Buche  abgehandelt. 
Belos  ist  auch  Vater  des  Pygmalion,  über  den  fr.  147  von 
Stephanos  aus  den  KvitQcaxotg  citirt  wird,  die  Müller  und 
Preller  den  'Edvcav  ovoiiaöcat  des  Pseudohellanikos  zuweisen, 
die  aber  sonst  nur  von  libyschen,  skythischen  und  thraldschen 
Gegenden  handeln.  In  fr.  5  der  Phoronis  kommt  auch  He- 
siodos  und  seine  Abstammung  von  Orpheus  vor,   was  dann 


1)  Auch  fr.  69  aus  der  Schrift  nsQl  *AQ%a8Caq^  über  den  Heroen 
Eepbeus,  gehört  wohl  hierher,  da  Pelasgoe  aU  Vater  Lykaons  und 
erster  König  von  Arkadien  galt. 


DER  GRIECHISCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  319 

noch  einmal  an  seinem  eigentlichen  Orte  in  der  ^AtXavtLag 
erzählt  war;  man  sieht  daraus,  dass  Hellanikos  bei  seiner 
Art,  den  Stoff  nach  Localen  zu  spalten,  dieselben  Sachen 
doppelt  erwähnte.^) 

4.  'jätkavti^dg,  auch  ^AtkavtCq  oder  ^AzXavtvm^  wovon 
nur  das  erste  Buch  citirt  wird  (fr.  56),  das  zugleich  die 
Oekonomie  des  Werkes  giebt.  Geschlecht  des  Atlas  durch 
seine  sieben  Töchter,  die  Pleiaden:  Taygete  ist  Mutter  des 
Lakedämon,  von  dem  Helena  und  die  Dioskuren  stammen, 
Maia  des  Hermes,  Elektra  des  Dardanps,  dessen  Geschichte 
hier  wohl  nur  kurz  berührt  ward,  Alkyone  der  Arethusa, 
Mutter  des  Linos,  von  dem  Orpheus,  von  diesem  Homer  und 
Hesiod  stammen,  und  des  Hyrieus,  von  dem  Zetbos  und 
Amphion  stammen:  daher  Geschichte  der  Niobe;  Sterope, 
Mutter  des  Oinomaos,  Eelaino  des  Lykos,  Merope  des  Sisyphos, 
von  dem  Bellerophon  und   die   lykischen  Heroen   stammen. 

5.  ^Ax^Cq^  durch  die  Bildung  des  Titels  als  derselben 
Kategorie  angehorig  gekennzeichnet;  es  ging  allein  unter 
allen  in  historische  Zeiten  herab  und  umfasste  nach  Thuky- 
dides  1, 97,  der  es  ^  ^Axxixr^  l^vyyQag>ij  nennt^  auch  die  Pen- 
tekontaetie.  Der  aufßLUige  Umstand,  dass  nach  fr.  80  Hella- 
nikos die  Freilassung  der  Sklaven,  die  bei  den  Arginusen 
(unter  Kallias  406)  gekämpft,  erzählte  dLs^Lon;  xa  iTcl  ^Avxl- 
ydvovg  xov  xqo  KakkCov  (407),  ist  vielleicht  daraus  zu  er- 
klären, dass  das  Buch  mit  407  schloss  und  nicht  über  die 
Arginusenschlacht  hinausging.  Möglicherweise  ist  die  Atthis 
von  Skamon,  dem  Sohne  des  Hellanikos,  fortgesetzt  worden 
und   gehört  diese   Stelle   der  Fortsetzung  an.^    Das   erste 


1)  Vgl.  DiODye.  Hai.  de  Thuc.  9,  8:  {©ovKvSldr}g)  ov  toig  tonoig,  iv 
otg  ttt  nQtiisig  insteXiad^ticav ,  tt%oXovd'mv  iiui^töt  tag  dtriyriaEirg,  ag 
*H(^daT6g  ts  %al  *ElXdvi%og. 

2)  Diels  im  N.  Rhein.  Mob.  XXXI  (1876)  S.  61  ff.  vermathet  9e6- 
nofinog  iv  ^EUrivinoig;  dass  aber  TheopompoB  sein  Werk  nach  Ar- 
chontenjahren  abgetheilt  haben  sollte,  ist  sehr  an  wahrscheinlich.  — 
In  der  Vita  Eoripidis  p.  133  lin.  18  (ed.  West)  ist  zu  lesen  yEvvrjd'rivtti 
il  T^  avty  rnusQa  «ad*  *ElXavi%ov ;  unter  Hellanikos  ist  hier  der  Gram- 
matiker, der  ein  Zeitgenosse  Ariatarchs  war,  zu  verstehen. 


320  AUS  VORLESUNGEN  UEBER  DIE  GESCHICHTE 

Bach  erwähnte  Erichthooios,  die  Erlegang  des  Phorbas  darch 
Erechthens  und  den  Ursprung  der  Heloten,  der  also  bei  der 
Herakliden Wanderung  vorkam,  die  für  Attika  durch  die  An- 
kunft des  Melanthos  bezeichnet  ist.  Da  die  Atthis  das  den 
Grammatikern  geläufigste  Werk  des  Hellanikos  war,  wird 
vom  Etymol.  magn.  fr.  69  (aus  der  ^jätd-ig)  ^EXXdviKog  iv  a 
über  die  Einsetzung  des  Areopags  citirt.  Das  zweite  Buch 
enthielt  die  Ursprünge  der  attischen  Phylen,  Demen  und 
Geschlechter  (wie  die  Fragmente  über  Hippothoon,  Munichos, 
Stephanephoros  und  die  Hierophanten  lehren).  Das  dritte 
Buch,  aus  dem  Nichts  erhalten  ist,  erzählte  wohl  die  Ge- 
schichte von  Kleisthenes  an  und  die  Perserkriege;  aus  dem 
vierten  wird  Pegä,  der  Hafen  von  Megara,  der  in  der  Expe- 
dition des  Perikles  vom  Jahre  454  eine  Rolle  spielte,  genannt 
Auf  die  Atthis  bezieht  sich  die  Behauptung  des  Clemens 
Alex.  Strom.  VI  p.  629:  ta  MsXeöayÖQOv  SxXsiffSv  ^EXXavixog; 
das  Buch  des  Melesagoras  war  aber  wahrscheinlich  unter- 
geschoben. 

HL  nsQöixa.  Sie  behandelten  in  analoger  Weise  die 
Geschichte  der  Barbaren.  Im  ersten  Buche  war  von  Eepheus 
und  den  Eephenen  (d.  i.  Ghaldäem),  von  Perses,  dem  Sohne 
des  Perseus,  die  Rede,  also  der  ältesten  Sagengeschichte; 
auch  die  assyrischen  Traditionen  waren  darin  berührt,  wie 
Eephalion  bei  Synkellos  p.  315  ausdrücklich  bezeugt  und 
fr.  158  über  die  beiden  Sardanapale  bestätigt.  Aus  dem 
zweiten  werden  thrakische  Städte  erwähnt;  darunter  Tyre- 
diza,  das  beim  Zug  des  Xerxes  vorkommt.  Also  behandelte 
dieses  Buch  die  geschichtliche  Zeit  und  die  Perserkriege. 
Das  Werk  war  vor  Herodot  geschrieben  (Dionys.  Hai.  Ep. 
ad  Pomp.  c.  3),  also  vor  425. 

IV.  Chronologische  Werke.  1.  jiC  iv  "AQyei  'If- 
QBlai,  tilg  "Hgag,  '^ovon  drei  Bücher  citirt  werden,  wozu 
auch  fr.  3  gehört,  wo  mit  Preller  iv  tatg  löxoQiatg  in  iv 
tatg  ^iBQsCaig  zu  verbessern  ist  Zu  Grunde  gelegt  war  die 
Liste  der  Herapriesterinnen  mit  ihren  Regierungsjahren,  und 
in  diese  waren  alle  Ereignisse  der  griechischen  Geschichte 
eingespannt:  die  Geschlechterrechnung  ging  daneben  immer 


DER  GRIECHISCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  321 

fort  (vgl.  fr.  63).*)  DioDysios  A.  R.  I,  72  sagt:  ^O  zag  CsQsiag 
tics  iv  "AgysL  xal  tä  xa^'  ixdötrjv  ngaxd'dvva  övvayaydv^ 
während  er  sonst  den  Hellanikos  ausdrücklich  nennt:  er  be- 
ruft sich  also  hier  wohl  auf  den  von  Hellanikos  vollständig 
aufgenommenen  Katalog  als  die  ältere  Urkunde.  Die  Frag- 
mente des  ersten  Buches  behandeln  alle  die  älteste  Sagen- 
geschichte;  fr.  47  erzählte  die  Gründung  Nisaeas  in  Megaris 
durch  Nisos,  Sohn  des  Pandion.  Im  zweiten  Buche  war  nach 
demselben  fr.  47  der  Tod  des  Nisos  und  die  Einnahme  Ni- 
saeas durch  Minos  erzählt;  also  war  hier  die  Grenzscheide. 
Demselben  zweiten  Buche  gehorte  die  Erzählung  der  Sikeler- 
wanderung  im  26.  Jahre  der  Alkyone,  in  der  dritten  Gene- 
ration vor  den  Troika  an,  die  Gründung  von  Chäroneia  aus 
der  böotischen,  die  Aeoler-Phrikanen  bei  Gelegenheit  der 
äolischen  Wanderung,  endlich  die  Gründung  von  Naxos  in 
Sicilien  durch  Theokies.  Im  dritten.  Buche  werden  fr.  52 
die  Ambrakioten,  Ghaoner  und  Epeiroten  zusammen  erwähnt, 
aus  der  Geschichte  des  Jahres  429  v.  Ch. 

2.  Kagvsovtxacy  wozu  auch  das  Citat  fr.  85  iv  rotg 
KagvaVxotg  (von  Dahlmann**)  richtig  emendirt)  gehört,  be- 
handelte die  Literaturgeschichte:  die  beiden  Fragmente  han- 
deln über  Terpandros  und  Arion.  *)***)  ..... 

Das  Zeugniss  des  Agathemeros  I,  1:  ^EXXdvtxog  yäg 
Aiößtog,  dvTiQ  TCoXvtöriOQ,  ccTtkäörmg  Jtagddcoxs  xr^v  töxogCav 
hat  man  ■  allgemein  zur  Charakteristik  seiner  Logographie 
verwendet-,   allein  der  Zusammenhang  lehrt,  dass   a%Xa6t(Qg 


*)  [Vgl.  Band  I  S.  648  f.  dieser  Sammlung.    F.  R.] 
**)  [SchwerUch  zuerst;  vgl.  Müller  F.  H.  G.  I  p.  XXIV».    F.  R.] 
*♦♦)  [Den  hier  im  Hefte  folgenden  Abschnitt  über  die  NofiLfta  ßag- 
ßaQi%oi,  welche  dem  Hellanikos  zugeschrieben  wurden,  habe  ich  unter- 
drückt, da  er  sich  mit  den  Ausführungen  Band  I  S.  67  ff.  dieser  Samm- 
lung deckt.    F.  R.] 

1)  Suidas  8.  v.  sagt:  avvsyQdipato  dl  nXsiaxa  neimg  xe  %al  noi- 
rixi%mg.  Das  geht  auf  die  KagvBovHai.  Athenäos  citirt  fr.  122  *£Ua- 
viTLoq  iv  xs  xotg  ififiixQOig  KagvsovUaig  lidv  xotg  ttaxaXoyddrjv.  Erstere 
waren  wahrscheinlich  ein  Katalog  aus  älterer  Zeit,  den  Hellanikos  auf- 
nahm und  commentirte:  so  Müller.  [Vgl.  Flachs  Ausgabe  des  üesy- 
chios  p.  63  n.  CCXLIV.    F.  R.] 

V.  OUTSCHNID,  Kleine  Schriften.   lY.  21 


322  AUS  VORLESUNGEN  UEBER  DIE  GESCHICHTE 

nicht  ^schlicht',  sondern  ^ohne  eine  Karte'  (wie  Hekataos) 
bedeutet.  Es  bezieht  sich  auf  die  KtiösiSy  die  Agathemeros 
mit  Strabon  (fr.  172)  für  acht  hielt.  Das  Haaptbestreben 
des  Hellanikos  ging  auf  möglichst  umfassende  Zusammen- 
stellung des  von  seinen  Vorgängern  vereinzelt  gegebenen 
Materials:  er  folgte  in  verschiedenen  Büchern  mitunter  ver- 
schiedenen Traditionen  (vgl  fr.  3).  Er  erfand  zuerst  die  Aus- 
kunft der  Doppelnamen,  um  verschiedene  Traditionen  zu  ver- 
einigen (fr.  129. 138).  Er  ist  sehr  viel  exclusiver  Genealog, 
als  seine  Vorgänger,  giebt  offenbar  gemachte  Genealogien 
(z.  B.  fr.  6  des  Homer),  kannte  von  Deukalion  bis  Kodros 
alle  Stammväter  und  Stammmütter  namentlich  (fr.  10),  wusste 
den  Stammbaum  des  Redners  Andokides,  der  vor  415  nicht 
bekannt  ward,  auf  Odysseus  zurückzuführen  (fr.  78).  Auch 
er  gab  die  Sagen  treu,  ohne  rationalistische  Kritik,  wie  sich 
namentlich  aus  der  Erzählung  von  den  Stymphalischen  Vögeln 
(fr.  61)  und  aus  fr.  136  ergiebt,  wo  Herakles,  von  Athene 
mit  einem  a^(pCxvxov  xbZ%o^  gewappnet,  in  den  Rachen  des 
xijrogj  das  Hesione  verschlingen  soll,  hineinkriecht  und  sich 
durch  die  Weichen  wieder  herausbohrt.  Ebensowenig  skeptisch 
war  er  localen  Wundergeschichten  gegenüber,  wie  von  der 
versteinernden  Quelle  bei  Magnesia  (fr.  125).  Als  Genealog 
von  Profession  referirte  er  auch  über  zahlreiche  Erfindungen 
localer  Eitelkeit,  z.  B.  liess  er  die  Panathenäen  schon  von 
Erichthonios  eingesetzt  werden  (fr.  65),  nannte  die  Athener 
avtox^ovag  xal  ngeößvtdQovg  andvxmv  ^EXkrivmv  (Schol.  Ari- 
stid.  p.  83  Frommel),  gab  das  Ilion  seiner  Zeit  für  das  alte 
aus,  olog  6  ixeivov  d-v(i6g  (Strabon  in  fr.  145).  Die  einzige 
Kritik,  die  er  an  den  Sagen  übte,  bestand  darin^  sie  in  einen 
pragmatischen  Zusammenhang  zu  bringen;  diesen  pragma- 
tischen Charakter  trägt  in  auffallender  Weise  fr.  127  von 
der  Flucht  des  Aineias.  Auf  die  Art  hat  er  vielfach  nicht 
Zusammengehöriges  verbunden,  z.  B.  den  Herakles  zum  Führer 
der  Argonauten  gemacht^  der  einem  ganz  anderen  Sagen- 
kreise angehört  (fr.  33),  die  Pelasger  Thessaliens  mit  den 
italischen  Tyrrhenem  identificirt  (fr.  1),  zuerst  alle  Hellenen 
von  den  drei  Söhnen  des  Deukalion,  Xuthos,  Aiolos,  Doros, 


DER  GRIECHISCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  323 

abgeleitet  (fr.  10).  Etwas  wirklich  Neues,  an  sicli  auch  Ver- 
dienstliches, war  sein  besonderes  Augenmerk  auf  die  Chrono- 
logie, die  er  mit  Hilfe  einer  consequent  durchgeführten  Ge- 
nerationsrechnung zu  erreichen  suchte;  vgl.  namentlich  fr.  82: 
Orestes  wird  von  dem  Areopag  gerichtet  drei  Generationen 
nach  Dädalos,  sechs  nach  Kephalos,  neun  nach  Ares.  Durch 
Verbindung  dieser  Generationsrechnung  mit  den  Amtsjahren 
der  Herapriesterinnen  erzielte  er  den  Schein  grösster  Genauig- 
keit (siehe  fr.  53  über  die  Sikelerwanderung);  er  berechnete 
zuerst  den  Tag  der  Einnahme  von  Troia  auf  den  12.  Thar- 
gelion  (fr.  143).  In  diesem  chronologischen  Eifer  schreckte 
er  vor  keiner  Absurdität  zurück.  Die  Helena  liess  er  sieben- 
jährig von  dem  fünfzigjährigen  Theseus  entführt  werden 
(fr.  74),  und  mit  einem  Ausgleichungsversuche  hängen  wohl 
auch  die  200  Jahre  lebenden  Epeier  zusammen  (fr.  89).  Das 
ätiologische  Element  ist  auch  bei  ihm  bemerklich,  z.  B.  fr.  138 
über  den  Ursprung  des  Cultus  des  Herakles  Alexikakos  durch 
Telamon;  ein  Hinweis  auf  ein  bestimmtes  Local  findet  sich 
aber  nur  ein  einziges  Mal  (fr.  129,  Hinweis  auf  die  'Hkextgi- 
deg  TtvkaL  von  Theben),  und  von  Reisen  des  Hellanikos  zeigt 
sich  keine  Spur.  Er  hat,  die  i3Ci%(6Qioi  koyoi  abgerechnet, 
wohl  Alles  von  seinen  Vorgängern,  selbst  den  Stoff  der 
Persika  konnte  er  in  Athen,  wo  er  natürlich  gewesen  ist, 
von  Megabyzos,  dem  Sohne  des  Zopyros,  der  zu  den  Athenern 
überlief,  erfragen.  Häufiger  ist  die  Aetiologie  von  Sprich- 
wörtern, z.  B.  %Qog  ovo  ovd^  ^HQoxlijg  fr.  40,  Ilitdvri  sliii 
fr.  115.  Auch  versucht  er  Etymologien  der  mythologischen 
Personen-  und  Ortsnamen,  z.  B.  UaXCag  von  nskiov^^ai,  (Epime- 
rism.  Hom.  bei  Gramer,  An.  Ox.  I  p.  344),  'Tadag  vom  Buch- 
staben V  oder  von  vstv  (fr.  56),  'ItaXia  von  vitulus  (fr.  97), 
ZCvtug  von  öiveö^at  (fr.  113),  also  nicht  unglücklich.  Beson- 
ders nahm  er  Rücksicht  auf  Exegese  des  Homer;  so  erklärte 
er  fr.  37  die  dreifache  Benennung  von  Argos  in  der  Odyssee 
"laöov,  Uskaöytxövy  ^Iicnoßotov  aus  der  Sage,  fr.  142  die 
Vergleichung  der  Tro'ischen  Demogeronten  mit  Cikaden  in 
der  Ilias  aus  der  Verwandlung  des  Tithonos  in  eine  Gikade. 

Aetiologisch  ist  auch  die  Zurückführung  der  Erfindung  von 

21* 


324         AUS  VORLESUNGEN  UEBEE  DIE  GESCHICHTE 

Mordwaffen  auf  die  Sintier  (fr.  113);  dieses  Aufspüren  der 
Erfindungen  kam  in  einer  wenig  späteren  Zeit  sehr  auf^  Hella- 
nikos'  Sohn  Skamon  schrieb  zuerst  ein  Werk  darüber. 

Photios  cod.  176  p.  120»,  18  stellt  den  Hellanikos  mit 
Philistos  zusammen  als  solche,  die  an  Kunst  des  Ausdrucks 
dem  Theopompos  nachgäben.  Dieselbe  Zusammenstellung 
findet  sich  bei  Hermogenes  de  figuris  (II,  614  ed.  Colon.); 
ihr  Stil  sei  von  den  Griechen  als  nicht  besonders  oder  viel- 
mehr gar  nicht  nachahmenswerth  erachtet  worden,  im  Gegen- 
satz zu  Hekatäos  und  den  classischen  Historikern.  Offenbar 
stand  er  also  dem  strengen  attischen  Stile  näher,  als  die 
Früheren,  hatte  aber  noch  nicht  dessen  Vorzüge  erreicht, 
ohne  doch  noch  den  Reiz  der  Alten  zu  haben.  Auch  die 
Zusammenstellungen  ehren  ihn.  Bei  dem  Anonymus  de  artium 
et  disciplinarum  inventoribus  (Bibl.  Coislin.  p.  597)  wird  er 
mit  Thukydides,  Herodotos,  Xenoplion,  Philistos,  Theopom- 
pos, Ephoros,  Anaximenes,  Kallisthenes  und  Polybios  zu- 
sammengestellt. Die  Stelle  mit  Müller  auf  den  Pseudohella- 
nikos  der  Ptolemäerzeit  zu  beziehen  ist  unlogisch,  da  die 
Alten  beide  identificirten.  Die  Fragmente  zeigen  theils  grosse 
Schlichtheit  (Phoronis  fr.  1),  theils  lauter  in  einander  ge- 
schachtelte Sätzchen  (Atthis  fr.  82;  vgl.  Kirchhoff  im  Hermes 
Vni  S.  184ff.^));  die  Persika  sind  etwas  fliessender.  Er  hat 
also  wohl  in  seinen  späteren  Werken  präciser  sein  wollen 
und  wurde  dadurch  unbehilflich;  die  Persika  sind  wohl  älter. 
Fast  wie  eine  Tabelle  lesen  sich  die  Fragmente  der  ^ligsLac. 

Wegen  der  Reichhaltigkeit  des  Materials  und  seines 
Werthes  als  Quelle  ist  Hellanikos  von  Apollodoros  fleissig 
benutzt  worden,  wie  Preller  gezeigt  hat.  Alle  sachkundigen 
Historiker  urtheilen  weniger  günstig.  Herodot  hat  ihn  nicht 
benutzt:  fr.  81  über  den  Antheil  der  Naxier  an  der  Schlacht 
bei  Salamis   weicht  ganz   ab  von  Herodot  VIII,  46;  das  be- 

1)  Dort  ist  zu  lesen:  iwia  ysvsatg  vatsi^ov  {ista  to  'Aqbi  xorl  17o- 
GSidmvt  negl  ^AXi^qo^lov  dUrj  ivioxri'  xal  ^  Kitpalog  b  drilovionq^  oq 
Tvxrj  tLvl  Uqo^qiv  tijv  'Egex^soiS  a%(ov  ano%rs£vas  %.  r.  X.,  und  nachher 
xoiavxri  rj  KXvtatfiv^jaxQug  t^g  Twödgem  'AyafiS{i.vova  a7to%tBivda7]g 
mal  xov  'Ogiaxov  dUrj  iyivsxo. 


DER  GRIECHISCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  325 

weist  nicht,  dass  er  ihn  nicht  gekannt  hat,  sondern  dass  er 
Nichts  von  ihm  lernen  konnte.  Etesias  verhängt  wegen  der 
von  ihm  überlieferten  Verbrennung  des  Erösos  scharfen  Tadel 
über  ihn  und  Herodot:  iXsyxos  ^EXkavixog  Tial  'Hgodotog,  d>g 
iffsväovtat  (fr.  165);  seine  Leichtfertigkeit  hier  bestätigen 
zahlreiche  Fragmente  der  Persika:  Marphios,  der  Eponym 
des  persischen  Stammes  der  Maraphier,  ist  ihm  Bruder  des 
Kambyses  (fr.  164),  die  Perser  leitet  er  von  Perseus  (fr.  159), 
die  Meder  von  Medeia  ab  (fr.  30);  mit  solcher  Vermischung 
fremder  und  griechischer  Fabeln  hat  er  zuerst  einen  schlimmen 
Anfang  gemacht.  Thukydides  I,  97  sagt  in  Bezug  auf  die 
Pentekontaetie:  tovtiov  dl  oöxsq  xal  i^ipato  iv  tjj  'jixtiocy 
^vyygaipy  'Ekkccvi^xog^  ßQa%B(og  ts  xal  totg  xqovols  ovx  axQi- 
ßfSg  insfivi^ödi].  Ferner  sagt  Josephos  gegen  Apion  I,  3: 
''EkpoQog  filv  ^EXXavixov  iv  totg  nXeiötotg  ipevSonsvov  iTCi- 
dalxvv6iv.  Er  hatte  ihn  getadelt,  dass  er  den  Lykurgos  gar 
nicht  erwähnt,  sondern  seine  Einrichtungen  auf  Eurysthenes 
und  Proklos  zurückgeführt  hatte  (fr.  91)^);  in  der  That  be- 
weist dies  nicht,  was  Otfried  Müller  wollte,  sondern  nur  die 
gänzliche  Unwissenheit  des  Hellanikos  über  Spartanische 
Dinge.  Am  schärfsten  urtheilt  über  ihn  Strabon  XI  p.  508: 
^^ov  d'  av  xtg  ^HöiodoD  xal  ^Ofii^QG}  tciöxsvöslbv  rjQooXoyovöL 
xal  totg  xgayLXotg  itoir^tatg  ^  Ktr^cCa  xs  xal  'HQoäoxm  xal 
'EXXavCxfp  Tcal  aXXoLg  xoLOvxoig,  freilich  in  guter  Gesellschaft, 
wie  denn  Strabons  Tadel  oft  über  das  Ziel  hinausschiesst. 
Und  fr.  120  beschuldigt  er  ihn  der  Unwissenheit,  dass  er 
die  Stadt  Ndnri  bei  Methymna  jldnri  genannt  habe:  in  Ste- 
phanos'  Exemplar  war  der  Name  nicht  verschrieben  (vgl. 
fr.  119),  und  überhaupt  waren  die  Handschriften  des  Hella- 
nikos fehlerhaft  (vgl.  Stephanos  in  fr.  134).  Aber  anderswo 
ist  Strabons  Tadel  nur  zu  begründet:  er  wirft  ihm  nament- 
lich unkritisches  Durcheinanderwerfen  von  alten  und  neuen 
Zeiten  vor,  z.  B.  habe  er  Olenos  und  Pylene  noch  wie  Homer 
als  ätolische  Städte  aufgeführt,  obgleich  Ersteres  längst  von 


1)  Die  Sache  kam  wohl  in  der  Atthis  bei  der  Heraklidenwande- 
rung  vor. 


326  AUS  VORLESUNGEN  UEBER  DIE  GESCHICHTE 

den  Aeolem  zerstört  worden  sei,  Letzteres  einen  anderen 
Namen  erhalten  habe;  dagegen  mache  er  zwei  erst  nach  der 
Heraklidenwanderung  dort  erbaute  Städte,  Makynia  und  Mo- 
lykria,  uralt  (fr.  111);  das  Dulichion  Homers  erklärte  er  ohne 
Weiteres  für  Eephallenia  (fr.  108),  Kabassos  versetzte  er  nach 
Lykien  (fr.  105),  den  Phineus  nach  Paphlagonien  (fr.  38). 
Also  ist  Strabons  Charakteristik  wahr:  nXeCötriv  Bv%iQBtav 
ixidevxvvfisvog  iv  ndöjj  6%b86v  xt  tr}  ygatpfj.  Preller  und 
Müller  stellen  ihn  mit  Unrecht  sehr  hoch:  Hellanikos  hat 
die  Qualität  der  logographischen  Leistungen  durch  die 
Quantität  zu  ersetzen  gesucht:  er  bezeichnet  den  offenbaren 
Verfall  dieser  ältesten  Richtung  der  griechischen  Geschicht- 
schreibung. 

5.   Eritias. 

Eritias,  des  Ealläschros  Sohn,  Dichter,  Redner,  Philo- 
soph und  Staatsmann,  Schüler  des  Sokrates,  fiel  403  als 
einer  der  Dreissig  gegen  Thrasybulos.  Er  war  zugleich  der 
Letzte,  der  die  Politik  in  gnomischer  Form  in  elegischem 
Yersmass  behandelte,  und  der  erste  Prosaschriftsteller  über 
griechische  Staatsverfassungen.  Alexander  von  Aphrodisias 
(bei  Philoponos  zu  Aristoteles  de  anima  p.  8G)  erklärte,  Eri- 
tias der  Tyrann  habe  Nichts  geschrieben  als  die  ^okiretai 
ifili,€tQoi]  da  er  aber  den  Tyrannen  vom  Sophisten  trennt, 
so  hat  sein  Zeugniss  Nichts  auf  sich.  Die  Prosafragmente 
sind  charakteristisch  und  verrathen  einen  ungewöhnlich  be- 
deutenden Geisi  Er  verfuhr  in  der  Analyse  der  Staatsver- 
fassungen, von  denen  die  der  Lakedämonier  und  der  Thessaler 
von  Athenäos  ausdrücklich  citirt  werden,  systematisch.  Vgl. 
fr.  1 :  "Aqxo^ul  8i  tot  ajto  ysvstrjg  av^Q<D7tov.  üäg  av  ßiX- 
ri6r og  ro  öäfia  yivoixo  xal  löxvQotarog ;  el  6  ipvtsvwv  yv^vd- 
go&ro  Tcal  iöd'coi,  i^gcofi^vcag  xal  xakamogoCri  xo  öwfia^  xal  ^ 
fii^ri^p  xov  naidCov  xov  fiskXovxog  iösöd'at  löxvoi  xb  0mfia 
xal  yvfivd^oixo.  In  feiner  Weise  nahm  er  Rücksicht  auf 
Sitten  und  Gebräuche,  z.  B.  auf  die  Verschiedenheiten  der 
Trinkgelage  bei  den  verschiedenen  griechischen  Stämmen; 
femer  beschrieb  er  genau  Tänze,  eigenthümliche  Geräthschaften 


s 


DER  GRIECHISCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  327 

(z.  B.  fr.  3  den  lakonischen  xdd'mv),  kurz  alles  cultnrgeschicht- 
lich  Wichtige  and  wies  den  inneren  Zusammenhang  davon  mit 
den  staatlichen  Einrichtungen  nach.  Die  meisten  Fragmente 
behandeln  die  lakonische  aycoyi^^  die  auch  für  den  Fremden 
das  Augenfälligste  der  Lykurgischen  Institutionen  war.  Als 
Aristokrat  ist  Eritias  ein  grosser  Freund  der  dortigen  Dressur, 
und  seine  Parteilichkeit  für  Lakedämon  geht  auch  aus  den 
Fragmenten  hervor.  Trotzdem  war  er  auch  für  die  Schatten- 
seiten und  Gefahren  dieses  Staatswesens  nicht  blind  und 
scheute  sich  nicht,  von  der  Leber  weg  zu  reden,  ganz  anders 
als  Xenophon,  der  verblendet  war,  und  als  gater  Publicist 
mit  geschickten  Wendungen  über  diese  Dinge  hinweggeht. 
Man  vgl.  das  bei  Müller  fehlende  Fragment  bei  Libanios  II 
p.  85  (Reiske) :  as  &7Ci6tCas  avsKU  r^$  %Qog  tovg  stkmtag 
i^aiQst  lihv  IjjtaQXiaxri^  otTtoi  xrig  döjcidog  xov  noQytaxa' 
toiko  dh  ovx  ixoDv  inl  t^g  &tQatsüxg  %oulv  diä  ro  dstv 
Tcokkaxig  oivxYitog^  xo  doQv  ixsiv  aal  TCBQtiQXBxat ^  d>g  k^eCx- 
xcDv  ya  xavxri  xov  BiXmxog  iöoyLavog^  ^v  a%o  (lovrjg  vatoxa- 
Q^tV  ^^^  a0jcidog.  Der  jlaxa8aL[iovia)v  jcoXi^xaia  gehört 
auch  fr.  13  an,  dass  ^(iridlv  ayav'  ein  Spruch  des  Cheilon, 
des  Begründers  der  späteren  Spartanischen  VerfassuDg,  ge- 
wesen sei.  Das  Fragment  der  Politie  der  Thessaler 
handelt  von  ihrer  Schwelgerei;  ihre  Häuptlinge  hätten  sich 
deshalb  zu  den  Persern  hingezogen  gefühlt  und  die  Griechen 
im  Stich  gelassen.  Er  hatte  zur  Zeit  der  Arginusenschlacht 
als  Verbannter  in  Thessalien  gelebt  und  die  Penesten  gegen 
ihre  Herrn  aufgehetzt,  sehr  im  Widerspruch  mit  seiner  son- 
stigen aristokratischen  Gesinnung;  er  kannte  sie  also  genau. 
Vielleicht  reizte  den  fein  gebildeten  Athener  das  rohe 
thessalische  Junkerthum.  ^)  Ausserdem  ist  jedenfalls  noch 
eine  ^A^r^vaimv  Ttokixala  anzunehmen.  Aus  ihr  stammt 
die  Stelle  über  die  Unterschleife  des  Themistokles  und  Kleon, 
in  der  der  Oligarch  sich  nicht  verleugnet;  von  seiner  kühlen 
Auffassung  aber,  die  jeder  gute  Politiker  haben  muss,  zeugt 


1)  Xenophon  erwähnt,  als  der  erbärmliche  Schriftsteller,  der  er 
ist,  diese  Vorgänge  nar  gans  beiläufig. 


328  AUS  VORLESUNGEN  ÜEBEE  DIE  GESCHICHTE 

sein  Urtheil  über  die  verkehrte  Politik  des  Kimon  im  messe- 
oischen  Kriege:  tr^v  r^g  xatQidog  aviptiOiv  iv  vötigo)  d-ifis- 
vov  xov  Aaxsdai(iovia}v  öv[iq)iQovtog  (fr.  9),  ganz  anders  wie 
Ion  fr.  7  und  Stesimbrotos  fr.  5.  Man  hat  die  Existenz  einer 
^A%rival(ov  ytohtsia  in  den  Fragmenten  des  Eritias  ganz 
leugnen  und  die  pseudoxenophontische  dafür  erklären  wollen: 
ihr  Verfasser  war  allerdings  ein  Geistesverwandter  des  Kri- 
tias,  allein  ein  Pendant  zu  den  beiden  andern  Politien,  wie 
die  Fragmente  sie  schildern,  hätte  eine  ganz  andere  Physio- 
gnomie tragen  müssen.  Das  höhere  Band,  das  die  drei 
verknüpfte,  war  wohl  die  Verherrlichung  der  lakedämonischen 
als  Musters  einer  Aristokratie,  der  die  rohe  thessalische  Oli- 
garchie und  die  zügellose  Athenische  Demokratie  als  Folie 
dienten.  Das  stimmt  mit  den  politischen  Anti-  und  Sympa- 
thien, die  Eritias  in  seinem  Leben  vertrat. 

Ausserdem  sind  noch  an  Prosa/ragmenten  da:  10  über 
Orpheus  als  Erfinder  des  Hexameters,  11  über  Homers  Vater 
nach  Eymäischer  Tradition,  12  eine  Eritik  des  Archilochos, 
der  so  viel  Unrühmliches  von  sich  selbst  der  Nachwelt  über- 
liefert habe.  Nach  fr.  11  hatte  Eritias^  nur  von  Homer  den 
Vater  genannt,  in  anderen  Fällen  nicht:  also  hatte  er  von 
ihm  systematisch  gehandelt.  Müller  denkt  an  ein  Werk 
n8(fl  jtoifitäv  xttl  6oq)äv;  da  aber  das  Fragment  über  Cheilon 
anderswohin  gehört,  so  handelte  er  wohl  bloss  ns(fl  noirfl&v^ 
in  der  ästhetisirenden  Weise  der  Sophisten  seiner  Zeit. 

6.  Charakteristik  des  Xenophon. 

Xenophon  war  kein  grosser  Geist  und  ward  auch  in 
seiner  literarischen  Thätigkeit  durch  die  wechselvollen  Ereig- 
nisse seines  Lebens  bestimmt:  unter  dem  Einflüsse  des  8o- 
krates  nahm  er  zuerst  eine  philosophische  Richtung  und  gab 
in  den  einschlägigen  Schriften  die  Lehren  dieses  Meisters 
am  unselbständigsten,  darum  aber  auch  am  treuesten  wieder. 
Die  Rolle,  die  das  Geschick  ihm  in  der  Anabasis  zutheilte, 
lenkte  seinen  Geist  in  eine  ganz  abweichende  Bahn  und  gab 
ihm  die  strategische  Richtung,  die   ihm  eigentlich  fern  lag. 

Geistige  Unschuld   hat   man   als   den  Grundtypus    von 


DER  GRIECHISCHEN  HISTORIOGRAPHIE .•  329 

Xenophons  Schrifistellerei  gepriesen,  d.  h.  eine  solche  Geistes- 
beschaffenheit, die  den  Sokratischen  Anforderungen  an  die 
Priyatmoral  entspricht  and  sich  auf  diesen  engen  Horizont 
beschränkt,  aber  keine  Ahnung  davon  hat,  dass  es  ausser 
jener  noch  eine  höhere  Bürgertugend  giebt,  die  sich  in  prak- 
tischem Patriotismus  zu  bewähren  hat.  Dieser  geistigen  Be- 
schränktheit entspricht  die  Nüchternheit  der  Auffassung;  Xe- 
nophon  ist  ideenarm  und  folgt  den  ihm  von  aussen  her, 
namentlich  durch  den  Unterricht  des  Sokrates,  gegebenen 
Impulsen.  „Das  Sokratische  Feldherrnideal  ward  Mittelpunkt 
aller  seiner  Historien"  (Creuzer,  Historische  Kunst  S.  227). 
Er  findet  es  vor  Allem  in  Agesilaos  verkörpert;  in  der  Ana- 
basis tritt  das  Bild  des  jüngeren  Eyros  an  die  Stelle;  in 
der  Eyrupädie  schafft  er  sich  ein  solches  im  Reiche  der 
Sage.  Eine  Folge  dieses  strategischen  Interesses  ist,  dass 
namentlich  in  den  Hellenika  alle  anderen  Staatsbegebenheiten 
hinter  ihm  zurücktreten:  mit. Vorliebe  wird  bei  den  Feld- 
herren verweilt,  besonders  in  der  Stellung  zu  ihren  Heeren, 
so  dass  sich  das  Ganze  oft  wie  eine  Beispielsammlung  von 
Feldherrntugenden  und  Feldhermfehlern  liest.  Während  bei 
Thukydides  Staaten  und  Principien  einander  gegenüberstehen, 
schildert  Xenophon  Individualität,  Geist  und  Charakter  der 
Persönlichkeiten:  Alles  dreht  sich  bei  ihm  um  die  Führer. 
Er  treibt,  wie  es  immer  die  Art  sinkender  Zeitalter  ist, 
Heroencultus.  Allerdings  ist  Xenophons  Zeit  eine  Periode 
steigenden  Einflusses  hervorragender  Individuen  in  der  Poli- 
tik und  eines  Zurücktretens  der  Gesammtheit  der  Bürger; 
doch  der  Hauptgrund  jener  Einseitigkeit  ist  die  aristokra- 
tische Richtung  der  Sokratischen  Schule.  Ueber  der  Persön- 
lichkeit des  Einzelnen  vergisst  Xenophon,  die  Eigenthümlich- 
keit  der  Nationalität  hervorzuheben,  die  ihren  Angehörigen 
einen  verschiedenen  Stempel  aufdrückt.  Ein  tieferes  Ein- 
dringen in  Geist  und  Wesen  der  Menschennatur  ist  ihm 
fremd;  er  bringt  es  nicht  zu  einer  objectiven  welthistorischen 
Würdigung  von  Menschen  und  Völkern.  Einen  Fortschritt 
im  geistigen  Leben  der  Menschen  kennt  er  nicht;  gleich- 
massiges  Heilmittel  für  Alle  ist  ihm  die  alleinseligmachende 


330  AUS  VORLESUNGEN  ÜEBER  DIE  GESCHICHTE 

Lykurgische  Verfassung.  Eine  pragmatische  Auffassung  des 
Zusammenhanges  der  Begebenheiten  fehlt  bei  ihm  gänzlich: 
er  ersetzt  sie  durch  eine  religiöse  Geschichtsanschauung,  ver- 
möge deren  er  die  Götter  fortwährend  in  den  Gang  der  Dinge 
unmittelbar  eingreifen  lässt;  vgl.  besonders  Hell.  V,  4,  1: 
TCokXa  (ihv  ovv  av  xiq  ixoi  otal  aXXa  Xiyew  xal  'EXXrjVLxa 
xal  ßttQßaQtxtiy  dg  d'sol  ot;r£  räv  dösßovvtov  ovzb  räv 
avoöta  ytotovvtmv  d[iEXov0i.  Das  ist  die  Sokratische  Lehre, 
dass  die  Gottheit  selbst  mit  Rath  und  That  die  Tugend 
fordere.  Nicht  die  Tüchtigkeit  des  Epameinondas,  sondern 
die  göttliche  Nemesis  für  die  widerrechtliche  Besetzung  der 
Eadmeia  bewirkt  die  Niederlage  der  Spartaner  nach  seiner 
Weltanschauung:  der  natürliche  Grund,  dass  diese  Handlung 
die  Grundlagen  ihrer  Herrschaft  über  die  Bundesgenossen  er- 
schüttert hatte,  entgehi;  ihm.  Seine  Geschichtsauffassung  ist 
auch  nach  dieser  Seite  hin  ein  riesiger  Rückschritt  gegen 
Thukydides.  Xenophons  Glaube  ist  die  Yolksreligion  und 
der  Yolksaberglaube:  er  glaubt  an  Träume,  Zeichen  und 
Vorbedeutungen,  er  äussert  seinen  unbegrenzten  Respect  vor 
der  Wahrsagekunst  und  rühmt  sich  selbst,  in  der  Eingeweide- 
lehre bewandert  zu  sein.  Aber  seine  Frömmigkeit  ist  elegant 
und  ostentiös,  es  ist  nicht  der  naive  Glaube  des  Herodotos: 
seine  Auffassung  der  überirdischen  Dinge  ist  subjectiv  und 
hervorgegangen  aus  der  Opposition  gegen  den  Unglauben 
seiner  Zeitgenossen.  Noch  obendrein  ist  jene  Motivirung 
geschichtlicher  Ereignisse  durch  unmittelbare  Manifestationen 
des  Götterwillens  bei  Herodot  wegen  des  Stoffs  seines  Ge- 
schichtswerks viel  weniger  ungesund  als  bei  Xenophon,  der 
Zeitgeschichte  schreibt.  Zu  einer  philosophischen  Begründung 
des  Volksglaubens  ist  Xenophon,  Sokrates'  unbedeutendster 
SchQler,  nicht  durchgedrungen.  Xenophons  gewissermassen 
poetische  Geschichtsauffassung,  durch  die  ein  poetischer  Hauch 
über  das  Ganze  seiner  Geschichte  verbreitet  ist,  begründet 
eine  nur  äusserliche  Aehnlichkeit  mit  Herodot:  bei  diesem 
drängen  die  Sachen  die  Person  des  Erzählers  ganz  in  den 
Hintergrund,  Xenophon  ist  selbstbewusster,  bei  ihm  tritt  das 
Persönliche  und  Ethische  mehr  hervor. 


DER  GEIECfflSCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  331 

Seine  politische  Tendenz  ist  kleinerund  enger  als  die 
des  Thukydides.  Sokrates  sagte ,  es  sei  tia  grösseres  Werk, 
gute  Staatsmänner  zu  bilden,  als  selbst  den  Staat  trefflich 
zu  leiten.  Dieser  Gedanke  herrscht  bei  Xenophon  vor:  er 
will  den  Staatsmann  und  Feldherrn  durch  grosse  Vorbilder 
und  Beispiele  unterweisen  und  bilden.  In  Folge  seines  Stre- 
bens,  durch  die  Geschichte  politisch  belehren  und  bessern 
zu  wollen,  ist  er  auch  nicht  unbefangen.  Den  ethischen 
Zweck  der  Hellenika  bezeichnet  er  bestimmt  VII,  2, 1 :  allä 
yccQ  täv  [i^v  lisyäkoav  JtoXeayi/y  st  xt  xaXov  inga^av^  aitav- 
xsg  ot  övyyga^pstg  [idfivrivtar  s[iol  S^  doxet,  xal  sl  tiq  (itxga 
xoXtg  ovöa  noXkcc  xal  xaXa  Sgya  diaitinQaxxai,  hv  [läkXov 
a^iov  bIvui  &7C0(paCvBiv\  freilich  handelt  es  sich  hier  um  eine 
Heldenthat  der  mit  Sparta  verbündeten  Phliasier.  Aus  Dank- 
barkeit gegen  die  Lakedämonier,  die  den  Ueberläufer  auf- 
genommen haben,  bekundet  er  als  Geschichtschreiber  eine 
engherzige  Vorliebe  für  Sparta  und  ist  gegen  alle  Gegner 
Spartas  ungerecht  und  parteiisch;  durchgängig  wird  von  ihm 
Athen  gegen  Sparta  schnöde  zurückgesetzt.  Besonders  par- 
teiisch ist  er  für  seinen  Abgott  Agesilaos.  Wenige  Historiker 
haben  in  Bezug  auf  die  oberste  Pflicht  der  Geschichtschrei- 
bung ^ne  quid  falsi  dicere  audeat,  ne  quid  veri  dicere  non 
audeat'  sich  mindestens  gegen  das  zweite  Gebot  ärger  ver- 
sündigt als  Xenophon.  Selbst  persönlichen  Antipathieen 
scheint  er  mitunter  mehr  Raum  vergönnt  zu  haben,,  als  ein 
objectiver  Historiker  soll:  im  Munde  des  milden,  glatten 
Xenophon  föllt  wenigstens  die  ungewöhnlich  scharfe  und 
gehässige  Charakteristik  seines  Kriegsgefährten  Menon  des 
Pharsaliers  in  der  Anab.  II,  6,  21  —  29  so  auf,  dass  schon 
das  Alterthum  hier  eine  polemische  Beziehung  gesehen  hat. 

Xenophons  Darstellung  trägt  einen  dramatischen  Cha- 
rakter. Er  befolgt  eine  heuristische  Darstellungsweise  in  der 
Art  des  Sokrates:  der  Leser  soll  aus  der  Summe  concreter 
Wahrnehmungen  und  aus  der  Art,  wie  die  handelnden  Personen 
sich  äussern,  ihren  Charakter  finden.  Er  urtheilt  nicht  leicht 
selbst;  anerkennenswerth  ist  die  selbstverleugnende  Objecti- 
vität,  die  er  in  den  Denkwürdigkeiten  des  Sokrates  anstrebt. 


332  AUS  VORLESUNGEN  ÜEBEB  DIE  GESCHICHTE 

Ausnahmen,  wie  die  schon  erwähnte  ungünstige  Schilderung 
des  Menon,  sind  selten.  Eine  solche  formale  Objectivität 
scbliesst  aber  nicht  aus,  dass  er  durch  Gruppiren  der  That- 
Sachen  beim  Leser  einen  bestimmten  Eindruck  hervorzubringen 
weiss,  der  der  historischen  Treue  nicht  immer  entspricht. 
Als  Hilfsmittel  für  seinen  Zweck  dienen  ihm  wie  anderen 
Historikern  die  Reden,  aber  sie  sind  bei  ihm  seltener  und 
kürzer  als  bei  Thukydides,  und  Ansprachen  der  Führer  an 
die  Soldaten  in  directer  Rede  sind  bei  ihm  viel  häufiger  als 
eigentliche  Staatsreden;  ihre  Anbringung  ist  ferner  nicht, 
wie  bei  Thukydides,  planvoll  und  nothwendig,  sondern  will- 
kürlich.^) Xenophon  will  nicht,  wie  Thukydides,  in  diesen 
Reden  Staatsmänner  bilden,  sondern  sie  sollen  ihm  dazu 
dienen,  Charakter  und  Geist  hervorragender  Männer,  besonr 
ders  der  Feldherren,  zu  entwickeln  und  Exempel  zum  prakti- 
schen Gebrauche  aufzustellen.  Greuzer  S.  237  rühmt  auch 
den  Reden  „naivste,  kindlichste  Unschuld  in  der  Ansicht  der 
Dinge  und  höchste  Einfalt  des  Ausdruckes^'  nach,  für  Par- 
tieen,  die  die  Quintessenz  der  Politik  geben  sollen,  ein  zwei- 
schneidiges Lob.  Herodot  ist  wahrhaft  naiv,  Xenophon  nur 
grün.  Die  Xenophonteischen  Reden  sind  ärmer  an  rhetori- 
schem Glanz  als  die  des  Thukydides:  auch  da,  wo  er  einen 
höheren  Schwung  nimmt  (wie  in  den  Reden  des  Kritias  und 
des  Theramenes  Hell.  II,  3,  24  £  35  ff.),  bleibt  er  in  den 
Grenzen  des  gewohnlichen  Ausdrucks.  Directe  Charakteri- 
stiken sind  bei  Xenophon  selten;  einige  Male  versucht  er 
sich  darin  in  der  Kyrupädie,  wo  er  freier  schaffen  kann. 
Seine  Auffassung  des  geistigen  Lebens  auch  des  Einzelnen 
ist  einseitig:  er  hält  sich  lediglich  an  die  That  und  vermag 
nicht,  die  Handlung  auf  die  geistige  Kraft  und  Eigenschaft 
zurückzuführen,  aus  der  sie  hervorging.  Daher  sind  seine 
Charakterbilder  sehr  schwach:  der  jüngere  Kyros  (den  er 
sich  unverzeihlich  idealisirt  hat)  ist  ein  Bild  ohne  Schatten, 
Klearchos  ist  völlig  verzeichnet.     Dionysios  Vet.  scriptorum 


1)  Analog  sind  die  ChorgesäDge  bei  Euripides  im  Gegensatz  zu 
denen  bei  Aescbylos. 


DER  GßlECfflSCHBN  HISTORIOGRAPHIE.  333 

cens.  3,2  bemerkt  ganz  richtig:  Xenophon  eifere  dem  Hero- 
dot  nach  in  Bezug  auf  Pragmatik,  Oekonomie,  Ethos;  er  sei 
rein,  klar  in  der  Diction,  anmuthig  in  der  Composition,  aber 
Erhabenheit  und  Grossartigkeit  pragmatischer  Auffassung 
gehe  ihm  ab;  er  vergreife  sich  —  aAA'  ovdi  rotJ  %Qinovtog 
totg  TCQOöciTCocg  TtoXXäxig  iöxoiatSaxo^  nsQLXvd'sig  avÖQCcöLV 
idiciraig  xal  ßaQßccQoig  £<y^'  or«  koyovg  (pikoö6q>ovg  ^  Xd^et 
XQWfisvog  koyoig  TCQenovatj  ^akkov  17  öTQarccjtixotg  xatOQd'oi- 
[laöt.  Mit  jener  formalen  Objectivität  steht  sein  Masshalten, 
seine  Selbstbeschränkung  in  der  Darstellung  in  Verbindung: 
das  Mitempfinden  des  Lesers  soll  einzig  durch  die  Dinge, 
nicht  durch  ihre  Darstellung  angeregt  werden,  wovon  er  in 
der  Erzählung  des  an  den  Feldherrn  der  griechischen  Söldner 
begangenen  Yerraths  Anab.  II,  5  ein  glänzendes  Beispiel  ge- 
geben hat:  Nichts  liegt  dem  Xenophon  ferner  als  Effect- 
hascherei.  Er  reiht  im  Einzelnen  geschickt  an  einander;  aber 
die  Composition  im  Ganzen  ist  mangelhaft,  wie  man  aus 
dem  Zerfallen  der  Anabasis  in  drei,  der  Hellenika  in  zwei 
ungleichartige  Theile  sieht:  „der  Form  seiner  Werke  fehlt 
die  künstlerische  Einheit  des  Mittelpunktes,  dem  Inhalte  die 
künstlerische  Einheit  des*  Grundgedankens"  (Ulrici,  Charakte- 
ristik  der  griechischen  Historiographie  S.  315).  In  der  Diction 
herrscht  bei  Xenophon  der  ebene  Fluss  des  gewöhnlichen 
Ausdrucks,  löxvog  xaQaxx'jqQ  (tenuis),  während  Thukydides 
im  Ausdruck  virrikog  ist  (Marcellin.  Vita  Thucyd.  40.  43).  Die 
alten  Eunstrichter  charakterisiren  seinen  Stil  als  natürlich 
und  anspruchslos  (Hermogenes  jcsqI  ida&v  p.  382);  aq>BXrig 
ist  der  stehende  Ausdruck  zur  Bezeichnung  der  Xenophon- 
teischen  Diction  (Hermog.  1. 1.  p.  380.  Dion.  Hai.  Ars  rhet.  2, 9). 
Von  dieser  Schlichtheit  ist  aber  eine  gewisse  Magerkeit  und 
Schlichtheit  des  Vortrags  unzertrennlich:  bei  ihm  ist  keine 
Grösse  des  Vorwurfs  wie  bei  Herodot,  er  ist  mild  und  ruhig, 
aber  auch  eng,  mit  Thukydides  verglichen.  Die  Alten  rühmen 
seine  lichtvolle  Kürze  (illustris  brevitas),  d.  h.  weniger  pane- 
gyrisch ausgedrückt,  seine  Kürze  ist  durchsichtiger  und  fass- 
licher als  die  prägnante  Kürze  des  Thukydides,  weil  Ge- 
dankenfülle ihn  nie  erdrückt.     Passender   ist  eine  Parallele 


334  AUS  VORLESUNGEN  UEBER  DIE  GESCHICHTE 

mit  Herodots  Stil:  er  galt  als  ein  ff^Acor^g  ^HQodotov  . .  .  xar' 
dfig)otdQOvg  tovg  xaQaxrrJQag^  rov  ts  TtgayfiatLxbv  xul  rot/ 
IsxxLxov  (Dionys.  Ep.  ad  Pompeium  4, 1),  wegen  der  poetischen 
Auffassung  der  Dinge  und  der  künstlerischen  Anmuth,  mit 
welcher  er  sie  darstellt.  Diese  so  sehr  bewunderte  innere 
Harmonie  der  Xenophonteischen  Darstellung  darf  man  ihm 
nicht  zu  sehr  als  individuelles  Verdienst  anrechnen:  er  theilt 
sie  mit  seinen  attischen  Zeitgenossen,  z.  B.  Platon,  sie  ist  das 
schönste  Resultat  der  socialen  Bildung  des  damaligen  Athen. 
Die  natürliche  Grazie  Xenophons  preist  Quintilian  X,  1,  82: 
^Quid  ego  commemorem  Xenophontis  iucunditatem  illam 
inaffectatam,  sed  quam  nuUa  possit  afiFectatio  consequi?  ut 
ipsae  finzisse  sermonem  gratiae  videantur  et  ...  in  labris 
eins  sedisse  quondam  persuadendi  deam'.  Ebenso  entzückt 
äussert  sich  Cicero  Orator  19,62:  ^Xenophontis  voce  Musas 
quasi  locutas  ferunt';  nach  Diogenes  hiess  er  ^Atrixri  Movöa 
wegen  der  Süsse  seines  Ausdrucks.  Diese  Süsse  rühmt  auch 
unter  der  nöthigen  Einschränkung,  dass  seine  Diction  für 
die  Rednerbühne  nicht  kraftvoll  genug  sei,  Cicero  Orator  9, 32: 
^Xenophontis  sermo  est  ille  quidem  melle  dulcior,  sed  a  fo- 
rensi  strepitu  remotissimus',  und  de  orat.  II,  14,  58  vergleicht 
er  ihn  mit  Eallisthenes,  der  in  rhetorischer  Weise  Geschichte 
schrieb:  Wehemeus  fortasse  minus,  sed  aliquanto  tarnen  est, 
ut  mihi  quidem  videtur,  dulcior.'  Dass  er  noch  frei  ist  von 
der  ausschweifenden  Rhetorik  der  folgenden  Historiker,  ist 
übrigens  kein  Tadel.  Poetische  Ausdrücke  sind  der  Xeno- 
phonteischen Rede  nicht  fremd;  in  der  Anabasis  kommen 
über  400  Wörter  vor,  die  sich  in  seinen  übrigen  Schriften 
entweder  gar  nicht  oder  nur  in  anderer  Bedeutung  vorfinden: 
woraus  Krüger  einen  Beweis  für  die  Pseudonyme  Heraus- 
gabe hat  entnehmen  wollen.  Auch  an  alterthümlichen  Worten 
fehlt  es  nicht;  zum  Theil  waren  es  wohl  solche,  die  im  Atti- 
cismus  obsolet,  aber  bei  den  Lakedämoniern,  unter  denen 
Xenophon  den  grossten  Theil  seines  Lebens  zubrachte,  im 
Gebrauche  geblieben  waren.  Xenophon  ist  daher  im  Alter- 
thum  nicht  als  mustergültig  für  den  attischen  Dialekt  be- 
trachtet worden«    Sein  Periodenbau  ist  dem  historischen  Stil 


DER  GBIECfflSCHEN  HISTORIOGRAPHIE.  335 

angemessen;  in  der  Anwendung  von  Redefigaren  ist  er  spar- 
sam, durchweg  herrscht  ein  weiter  Abstand  zwischen  seinem 
Stile  und  dem  der  folgenden  Redekünstler  aus  Isokrates' 
Schule.  Unbefangener  und  eingehender  als  die  römischen 
Eunstrichter,  und  treffend  schildert  den  Xenophonteischen 
Stil  Dion.  Hai.  Ep.  ad  Pompeium  4,  3.  4:  xa^agog  filv  totg 
ovofiaöLV  Cocaväg  xal  6aq>7]g,  xad'djteg  ixstvog  (sc.  Herodotus). 
^Ex},iyBL  d^  6v6(iaxa  övvrj^rj  ts  xal  XQ06g)v^  totg  TCQayfiaöi 
xal  öwtCdifi^tv  avxa  fiddcog  %avv  xal  xs%aQL6^ivG)gy  ov%  rjttov 
^ Hgodotov.  "Til;og  ts  xal  xdkkog  xal  fJLsyaloxQdnsLav  xal  to 
ksyofiEvov  idliog  kkdöfia  l6tOQixov  'Hgodotog  £%ei,'  ov  yag 
fiovov  ovx  t6%v6a  tovto  3rap'  avtov  Xaßstv^  akla  x  av  icots 
diayetgai  ßovkri^eiri  tr^v  fpQaöiv  okCyov  ifixvavöag  äöJtSQ 
dxoyovog  avga  ta%icig  ößivvvtai,  McxQotegog  yaQ  yCvBtai 
tov  äiovtog  iv  TCoXkotg  xal  tov  ngi^ovrog.  Daher  bezeich- 
net der  scharfe  Kritiker  Timon  (der  Sillograph)  bei  Dioge- 
nes die  Schriften  Xenophons  als  matt  {a6^£vtx6g\ 


XIIL 
Vorlesungen  ftber  Josephos'  Bftcher  gegen  Apion.*) 

1.   Einleitung. 

^IcoörjTCog  (so,  nicht  Josephos,  in  allen  älteren  Hand- 
schriften) erhielt  den  Namen  Flavius  von  seiuem  Freilasser 
und  Patron  Flavius  Vespasianus,  der  ihm  auch  das  romische 


*)  [Diese  Vorlesungen  vollständig  herauszugeben,  bestimmte 
mich  nicht  nur  ihr  reicher  und  werthvoller  Inhalt,  sondern  daneben 
auch  der  Umstand,  dass  es  einen  brauchbaren  Commcntar  zu  den  wich- 
tigen Büchern  gegen  Apion  nicht  giebt.  Man  wird  es  mit  mir  be- 
dauern, dass  Gutschmid,  wie  es  bei  akademischen  Interpretationen  zu 
gehen  pflegt,  nur  einen  kleinen  Theil  derselben  behandelt  hat.  Das 
Heft  Gutschmids,  welches  ich  zu  Grunde  gelegt  habe,  wurde  mir  von 
Herrn  Professor  Niese  mitgetheilt.  Es  ist  in  Kiel,  wohl  im  Winter 
1868/69,  geschrieben  und  seitdem  so  gut  wie  gar  nicht  verändert 
worden.  Zu  Grunde  gelegt  hatte  Gutschmid  die  Bekkersche  Ausgabe. 
Bei  dieser  Sachlage  war  es  mir  von  doppeltem  Werth,  dass  ich  ein  in 
Tübingen  von  Herrn  Dr.  C.  Bitter  nachgeschriebenes  Heft  zuziehen 
konnte,  welches,  sehr  genau  und  mit  vollem  Verständniss  der  Sache 
abgefasst,  erlaubte,  die  von  Gutschmid  später  an  seiner  ursprünglichen 
Auffassimg  vorgenommenen  Modificationen  durchzuführen  und  hie  und 
da  auch  allerlei  Zusätze  zu  machen.  Die  eingreifendsten  Veränderungen 
ergaben  sich  aus  der  besseren  Eenntniss  der  handschriftlichen  Grund- 
lage des  Textes,  welche  Gutschmid  im  Laufe  der  Jahre  gewonnen 
hatte.  Er  hat  manche  Handschriften  selbst  yerglichen,  und  Erwin 
Kohde  verdankte  er  eine  Vergleichung  des  Laurentianus,  den  er  dann 
als  den  Archetypus  der  erhaltenen  griechischen  Handschriften  erkannte 
(vgl.  Bd.  II  S.  89  dieser  Sammlung).  Es  musste  also  ein  grosser  Theil 
dessen,  was  das  ursprüngliche  Heft  über  die  Handschriften  bot,  auf- 
gegeben und  neu  bearbeitet  werden;  es  geschah  das  jedoch  überall  in 
engstem  Anschlnss  an  das  Heft  von  Herrn  Dr.  Ritter.  Yen  den  Noten  im 
Commentar  mussten  natürlich  alle  diejenigen  gestrichen  werden,  welche 


VORLESUNGEN  ÜEB.  JOSEPHOS'  BüECHEB  GEGEN  APION.  337 

Bürgerreclit  verlieh.  Er  stammte  aus  priesterlicher,  vor- 
nehmer Familie,  der  ersten  iq/rniegig  in  der  Reihe  der  24, 
und  in  dieser  wieder  aus  einer  angesehenen  ^vAif;  sein  Ur- 
grossvater  Matd'iag  6  ^H^XCov  hatte  eine  Tochter  des  Has- 
monäischen  Hohenpriesters  Jonathan  zur  Frau  gehabt  Er 
giebt  seinen  Stammbaum  bis  auf  Simon  6  WslXog^  einen 
Zeitgenossen  des  Hyrkanos  L,  genau  an  aus  den  dfj(io6iaig 
dsltotg  (Vita  c.  1).  Sein  eigener  Vater  Matthias  war  beim 
Ausbruch  des  jüdischen  Kriegs  noch  am  Leben.  Josephos 
war  im  ersten  Jahre  des  Gajus  Cäsar  geboren,  d.  i.  37  n.  Ch. 
Mit  seinem  Bruder  Matthias  ward  er  in  den  Lehren  des  Ge- 
setzes mit  solchem  Erfolge  erzogen,  dass  er  schon  mit  vier- 
zehn Jahren  von  den  Priestern  und  den  Ersten  des  Staates 
über  die  Auslegung  des  Gesetzes  befragt  wurde  (Erfordemiss 
für  einen  ausgezeichneten  Schriftgelehrten  nach  dem  Glauben 
der  Zeit:  Christus  zwöIQährig  im  Tempel  nach  Lukas  2,  46). 
Mit  sechzehn  Jahren  ging  er  daran,  sich  für  eine  der  drei 
Secten  unter  den  Juden  zu  entscheiden:  Sadducäer,  Phari- 
säer, Essäer.  Das  ist  aber  seine  äusserliche  Eintheilung: 
Sadducäer  sind  die  Altgläubigen,  zu  denen  die  Vornehmen 
und  Priester  gehörten,  Pharisäer  sind  die  Lehrer,  die  auf 
das  Volk  durch  Predigen  wirken  und  auf  strenge  Beobach- 
tung der  Vorschriften  des  Gesetzes  drängen,  seit  der  Has- 


sich nach  näherer  Kenntciss  und  gebührender  Würdigung  des  Lauren« 
tianus  als  gegenstandslos  erwiesen;  nicht  selten  war  es  natürlich  auch 
erforderlich,  in  Bemerkungen,  die  sich  aaf  Lesarten  anderer  Hand- 
schriften, z.  B.  der  Kopenhagener,  bezogen,  die  Lesart  des  Laurentianus 
einzusetzen.  Ich  habe  mich  dabei  an  den  Apparat  Nieses  gehalten 
und  Nichts  geändert,  ohne  die  Nachschrift  zuzuziehen.  Auch  hier 
glaube  ich  yersichem  zu  können,  dass  jeder  Satz  den  von  Gutschmid 
gewollten  Sinn  hat.  Die  eigene  gelegentlich  abweichende  Meinung 
zum  Ausdruck  zu  bringen,  konnte  nicht  meine  Aufgabe  sein  und  eben- 
sowenig glaubte  ich  spätere  Veröffentlichungen  Anderer  heranziehen 
zu  sollen,  so  verführerisch  das  zuweilen  auch  gewesen  sein  würde. 
Nur  behufs  Vervollständigung  des  thatsächlichen  Materials  habe  ich 
ein  paar  unbedeutende  Noten  beigefügt.  Dagegen  schien  es  mir  um 
der  Bequemlichkeit  der  Benutzer  willen  angemessen,  überall  die  Para- 
graphenzahlen der  Nieseschen  Ausgabe  beizuschreiben.    F.  R.] 

V.  OüTBOHKiD,  Kleino  Sohriften.   lY.  22 


338  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS*  BÜECHER 

monäerzeit  die^  welche  die  Herzen  des  Volkes  für  sich  haben, 
denen  dieses  blindlings  folgt;  die  Essäer  sind  nicht  wie  diese 
eine  Secte,  sondern  ein  Orden  asketischer  Art^  wenige  durch 
Entbehrungen  und  Easteiungen  und  einsames  Leben  impo- 
nirende  Leute ,  die  beim  Volke  im  Gerüche  der  Heiligkeit 
standen.  Das  Weltkind  begab  sich  zu  dem  Eremiten  Ba- 
vovg,  der  ein  Gewand  aus  Baumrinde  trug,  nur  Wasser  und 
Kräuter  zu  sich  nahm,  Nachts  aufstand,  um  Waschungen 
und  Gebete  zu  verrichten.  Der  Grund  war,  dass  eine  solche 
Schule  von  geistlichen  Hebungen  interessant  machte  und  ein 
Empfehlungsbrief  beim  Volke  war.  Drei  Jahre  blieb  er  bei 
Bavovgj  dann  trat  er,  neunzehn  Jahre  aU,  unter  die  Phari- 
säer; denn  schon  seit  längerer  Zeit  waren  die  Sadducäer 
ganz  ohnmächtig  geworden,  es  gab  nur  noch  eine  streng 
pharisäische  Partei  und  eine  solche,  die  zu  vermitteln  suchte, 
aus  Männern  mit  sadducäischen  Traditionen  bestehend,  die 
aber  nach  pharisäischen  Grundsätzen  regierte  (Derembourg). 
Josephos  vergleicht  die  Pharisäer  wegen  der  Strenge,  mit 
der  sie  auf  Ausübung  des  Gesetzes  drangen,  mit  den  Stoikern. 
Mit  26  Jahren  (also  63)  reiste  er  nach  Rom,  insinuirte 
sich  durch  den  jüdischen  Mimen  Alatyros,  einen  Günstling 
des  Nero,  bei  der  judenfreundlichen  Kaiserin  Poppäa  und 
bat  durch  sie  vom  Kaiser  befreundete  Priester  los,  die  der 
Statthalter  Felix  gefangen  nach  Rom  geschickt  hatte,  um 
sich  dort  zu  verantworten.  Er  giebt  dies  als  Grund  seiner 
Reise  an;  der  Hauptgrimd  war  aber  wohl,  dass  es  condicio 
sine  qua  non  für  eine  politische  Carriere  war,  sich  die  Welt- 
stadt angesehen  zu  haben.  Mit  Geschenken  der  Poppäa 
kehrte  er  nach  Jerusalem  zurück,  gerade  als  der  Aufstand 
der  Juden  gegen  Gessius  Florus  losbrach,  im  Artemisios  des 
zwölften  Jahres  des  Nero  (Juni  66).  Die  Aristokratie  fühlte 
freilich  den  Druck  der  Römer  nicht  minder  als  das  Volk, 
übersah  aber  die  Gefahr  und  die  Uebermacht  Roms  besser, 
hatte  auch  nicht  den  schwärmerischen  Glauben  an  den  retten- 
den Messias;  sie  wollte  möglichst  lange  einen  leidlichen  modus 
vivendi  mit  Rom  aufrecht  erhalten,  und  als  das  nicht  mehr 
ging,  wollte  sie  vermitteln,  womöglich  die  Bedrängniss  Roms 


GEGEN  APION.  339 

verwerthen  zu  einer  Wiederherstellung  der  Zeiten  des  Königs 
Agrippa.  Dessen  Sohn  Agrippa  II.,  der  das  Recht  der  Be- 
Setzung  des  hohen  Priesterthums  und  die  Tetrarchie  des 
Philippos  hatte,  stand  mit  den  Vornehmen  im  Einklang. 
Beide  suchten  mässigend  einzuwirken  und  den  Römern  die 
Sachen  wieder  in  die  Hände  zu  spielen;  durch  die  Nieder- 
lage des  Cestius  erhielten  aber  die  Zeloten  die  Oberhand. 
Die  Aristokratie  musste  sich  dem  Aufstande  anschliessen, 
angeblich  hatte  Josephos  dem  Volke  Mässigung  empfohlen. 
Jetzt  ward  er,  dreissig  Jahre  alt  (Ende  66),  nach  Galiläa 
geschickt,  als  Commissär  mit  zwei  Priestern.^)  Seine  Partei 
war  eifrig  für  Localisirung  des  Aufstandes,  obgleich  nur  die 
Verbindung  mit  den  Parthem  die  Aussichten  desselben  heben 
konnte:  er  organisirte  eine  Oberlandesbehörde  von  siebzig 
Aeltesten,  für  jede  Stadt  ein  Collegium  von  sieben  Männern 
zur  Schlichtung  von  Streitigkeiten  leichter  Art,  während 
wichtige  Fälle  ihm  zur  Entscheidung  vorzulegen  waren.  Das 
Heer  organisirte  er  so,  dass  die  unbändigen  Elemente  mög- 
lichst femgehalten  wurden,  aber  diese  I^vmqioi  waren  doch 
die  Einzigen,  mit  denen  etwas  auszurichten  war,  der  gali- 
läische  Landsturm  taugte  wenig.  Er  organisirte  ihn  römisch, 
führte  Centurionen,  Tribunen  und  Rottmeister  ein  und  hielt 
schöne  Reden;  kurz  er  dilettirte.  Die  Patriotenpartei  wider- 
strebte ihm,  besonders  Johannes  von  Gischala,  ein  galiläischer 
Freischaarenführer,  und  Justus,  des  Pistos  Sohn,  von  Tibe- 
rias,  ebenfalls  ein  Geschichtschreiber  dieser  Dinge,  den  er 
deshalb  bitter  angreift  und  verleumdet.  Als  er  die  römisch 
gesinnten  Bewohner  von  Sepphoris  absichtlich  schonte,  auch 
zwei  unbeschnittene  Megistanen  des  Königs  Agrippa,  die 
mehr  Spione  als  Ueberläufer  waren,  in  der  Mitte  der  Gali- 
läer  duldete  (er  bediente  sich  des  schönklingenden  Vorwandes, 
man  dürfe  die  Unbeschnittenen  nicht  mit  Gewalt  wegtreiben, 
sondern  8tXv  exaötov  ccvd'Qwytov  xarä  tiiv  iavtov  JtQoaigafiiv 
xov  d'ebv  Bvöeßetv^  alXcc  fi^  xatic  ßiav]  Josephi  Vita  c.  23) 
und  einen  dem  auf  römischer  Seite  stehenden  Könige  Agrippa 


1)  Bärwald,  .Tosepbus  in  Galiläa.    Breslau  1877,  8. 

22* 


340  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

weggenommenen  Transport  diesem  wieder  in  die  Hände  spielen 
wollte,  brach  der  allgemeine  Unwille  gegen  den  Verrather 
los,  und  Johannes  von  Gischala  setzte  es  beim  Hohenpriester 
Ananos  in  Jerusalem  durch,  dass  eine  Commission  mit  mili- 
tärischer Begleitung  nach  Galiläa  geschickt  ward,  um  sein 
Verhalten  zu  untersuchen.  Von  seinem  Vater  gewarnt,  zog 
er  rasch  mit  seinen  Truppen  gegen  Ptolemais;  es  war  nicht 
thunlich,  angesichts  des  Feindes  den  Feldherrn  festnehmen 
zu  lassen,  und  er  war  zu  schlau,  sich  zu  ihnen  hinüberlocken 
zu  lassen;  die  Commission  zog  ohne  Erfolg  hin  und  her, 
und  endlich  gelang  es  ihm,  durch  seine  vornehmen  Verbin- 
dungen in  Jerusalem  die  Abberufung  derselben  durchzusetzen. 
Nun  trieb  er  ungehindert  sein  zweideutiges  Spiel,  bald  gegen 
die  romisch  gesinnte  Partei  in  Tiberias,  bald  gegen  die 
Kriegspartei  in  Gischala  seine  Schläge  führend:  er  wollte 
allein  Herr  der  Situation  sein  und  diese  für  seine  egoistischen 
Zwecke  ausbeuten.  So  ward  der  ganze  Winter  vertrödelt. 
In  der  Person  des  Vespasianus  kam  ein  tüchtiger  Feldherr 
zu  den  römischen  Legionen  nach  Syrien,  sein  Sohn  Titus 
führte  ihm  von  Aegypten  aus  die  Küste  entlang  ein  Heer 
entgegen,  ihre  Vereinigung  wurde  nicht  gehindert.  Sepphoris 
ging  zu  den  Römern  über,  und  diese  fassten  nun  festen 
Fuss  in  Galiläa.  Josephos  griff  Sepphoris  an,  ward  von  der 
Reiterei  des  römischen  Feldherrn  Placidus  gänzlich  geschlagen, 
der  Landsturm,  den  er  organisirt  hatte,  lief  auseinander,  und 
er  floh  nach  Tiberias,  und  als  von  Jerusalem  seinen  Hilfs- 
gesuchen nicht  entsprochen  wurde,  nach  der  Bergfestung 
Jotapata,  nördlich  vom  See  Genezareth.  Deren  Belagerung 
durch  Vespasian  vom  17.  Artemisios  (nicht  2.  Mai,  wie 
Hausrath  annimmt,  sondern  nach  syrischem  Kalender)  bis 
1.  Panemos  des  13.  Jahres  des  Nero  (4.  Juni  —  20.  Juli  67) 
war  der  Glanzpunkt  in  der  Feldherrnlaufbahn  des  Josephos. 
Die  Besatzung  bestand  aus  Zeloten,  trefflichen  Kriegern, 
auch  konnte  es  ihm,  nachdem  die  Hofi&iungen  der  Aristo- 
kraten auf  eine  Verständigung  mit  den  Römern  gänzlich 
fehlgeschlagen  waren,  mit  der  Vertheidigung  nicht  anders 
als  Ernst  sein:  er  war  erfinderisch  in  Mitteln,  die  Belagerungs- 


GEGEN  APION.  341 

arbeiten  der  Römer  zu  stören  und  ihre  Maschinen  unbrauch- 
bar zu   machen;   das  Beste  that  freilich  die   heldenmüthige 
Haltung  der   Besatzung.     Als  Vespasian  am  47.  Tage  Jota- 
pata  erstürmte,  floh  Josephos  in  eine  Höhle,  die  schon  vier- 
zig anderen  Flüchtigen  Zuflucht  gewährte.   Am  dritten  Tage 
ward   sein  Aufenthaltsort  den  Römern  verrathen,  Vespasian 
forderte  ihn  auf,  sich  zu  ergeben,  und  liess  ihm  Schonung 
seines  Lebens  zusichern.     Als  er  Miene  machte,  hinaus  zu 
gehen,  verhinderten  es  seine  Unglücksgefahrten  und  drohten 
ihm  mit  dem  Tode.     Da  erklärte  er,  wenn  gestorben   sein 
müsse,  so  sollte  es  wenigstens  nach  der  Ordnung  durch  das 
Loos  geschehen:  man  solle  loosen,  wer  den  Anderen  tödten 
müsse,    und    der   Ueberbleibende    möge    sich   selbst   tödten 
(B.  J.  III,  8,  7).    Den  Selbstmordgedanken  hat  Josephos  den 
Gefährten  nicht  beigebracht,    wie   Hausrath   ihm   imputirt: 
lieber  zu  sterben  als  sich  den  Römern  zu  ergeben,  war  be- 
schlossene Sache.     Die  tvx'^  oder  dsov  jtQovoia^  will  sagen 
er  selbst,  mischte  die  Loose  so,  dass  alle  einer  den  anderen 
tödteten,  bis  nur  Josephos  und  noch  ein  anderer  übrig  waren. 
Diesen  beredete  er  leicht,  lieber  leben  zu  wollen,  und  kam 
mit  ihm  aus  der  Höhle  heraus  und  ergab  sich  den  Römern. 
Vespasian   liess  ihn  am  Leben  und  beabsichtigte,   den  Ge- 
fangenen als  Trophäe  an  Nero  zu  schicken;  Josephos  aber 
bat  ihn  um  eine  geheime  Unterredung  und  verkündigte  ihm, 
indem  er  die  Messiaserwartungen  auf  ihn  anwandte,  dass  er 
und  Titus  Kaiser  werden  würden.   Vespasian  am^tetv  iSoxsi 
xal  tbv  ^Idör^Ttov  vTCekdfißavB  ravta  tcsqI  üantiglaQ  itavovQ- 
yetv  (ibid.  §  9),  liess  ihn  aber,  wenn  auch  in  Fesseln,  doch 
gut  halten  und  schenkte  ihm  ein  Kleid  und  Schmucksachen 
als    Gnadenbeweis.     Der   Gefangene   folgte   dem   Heere;    er 
machte  sich  durch  seine  Ortskunde  und  als  Dolmetscher  um 
die   Römer   verdient.     Als   das   in  Jerusalem  ruchbar  ward 
trug  es  wesentlich  zur  Erhebung  der   extremen  Partei  bei 
und  zu  blutiger  Rache  an  der  Partei  der  Vornehmen,   der 
Josephos  angehört  hatte.    Am  1.  Juli  69  ward  Vespasianus 
von  den  Legionen  zum  Kaiser  ausgerufen,  und  er  gedachte 
des  Josephos;   auf  den  Vorschlag  des   Titus   wurden   seine 


342  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

Ketten  mit  einem  Beile  zerhauen ,  zum  Zeichen,  dass  seine 
bürgerlichen  Ehrenrechte  ihm  damit  zurückgegeben  seien. 
Seine  Prophezeiung,  die  freilich  nur  ein  Beweis  ist,  dass 
lidvtig  ttQttfrogj  o6tvg  sixä^sv  xaläg,  hat  auch  bei  römischen 
Historikern  Beachtung  gefunden,  vgl,  Sueton  Vespas.  5  und 
Appianos  iv  reo»  elxoCxä  dsvxBQO)  koyca  tijg  toxoQiag  ^PcDfiatxijg 
bei  Joannes  Zonaras  XI,  18  (vol.  II  p.  490  ed.  Pinder).  Er 
begleitete  den  neuen  Kaiser  nach  Alexandrien  imd  dann  den 
Titus  vor  Jerusalem;  während  der  Belagerung  ward  er 
wiederholt  verwendet,  die  Juden  zur  üebergabe  aufzufordern. 
Er  versichert,  nicht  wegen  der  Hungersnoth,  sondern  wegen 
der  Ueberzeugungskraft  seiner  Reden  seien  Viele  zu  Titus 
übergelaufen ;  und  doch  muss  er  berichten,  dass  seine  Lands- 
leute ihn  steinigten  und  nur  der  gemessene  Befehl  des  Titus 
ihn  auszuharren  bewog.  Endlich  traf  ein  Stein  den  Ver- 
rUther  so  an  den  Kopf,  dass  er  für  todt  weggetragen  ward. 
Seine  Mutter,  die  als  verdächtig  in  der  Stadt  eingekerkert 
worden  war,  sagte,  als  sie  die  Nachricht  von  seinem  Tode 
erhielt,  sie  achte  ihn  schon  seit  Jotapata  als  todt;  freuen 
könne  sie  sich  des  Sohnes  doch  nicht  mehr  (Jos.  B.  J.V,  13, 3). 
Endlich  fiel  Jerusalem  am  8.  Gorpiäos,  4.  September  70  n.  Ch., 
und  Josephos  folgte  dem  Titus  nach  Rom,  wohin  sich  dieser 
begab,  insl  xatinavcs  tag  iv  rij  *lovSaCa  raQa%ag  (Vita  c76); 
er  verfehlt  nicht,  zu  erzählen,  dass  er  Freunde  und  Lands- 
leute vielfach  von  Titus  losgebeten  habe,  einmal  drei,  die 
schon  am  Kreuze  hingen  und  von  denen  wenigstens  Einer 
ins  Leben  zurückgerufen  wurde.  Vespasianus  schenkte  ihm 
Landguter  in  der  Ebene  Saron  als  Entgelt  für  seine 
städtischen  Besitzungen,  die  nach  der  Eiunahme  Jenisalems 
werthlos  geworden  waren.  In  Rom  wohnte  er  in  der  ehe- 
maligen Privatwohnung  des  Kaisers,  er  erhielt  das  römische 
Bürgerrecht  und  eine  Pension,  und  auch  nach  Yespasians 
Tode  blieb  er  bei  Titus  und  Domitian  in  Gnaden,  als  Rene- 
gat von  allen  Gerechten  in  Israel  bitter  gehasst,  so  dass 
Jonathan,  der  einen  Aufruhr  in  Kyme  gemacht  hatte  und 
zum  Verhör  nach  Rom  geschickt  ward,  ihn  sogar  als  An- 
stifter des  Aufruhrs  denupcirte,   nur  um   ihn   mit  ins  Ver- 


GEGEN  APION.  343 

derben  zu  ziehen.  Dies  geschah  unter  Vespasian;  unter 
Domitian  ward  der  Versuch  aus  dem  Kreise  seiner  nächsten 
Umgebungen  heraus  wiederholt.  Sein  Familienleben  war 
nicht  erfreulich.  Vespasianus  hatte  ihm  ein  Mädchen  von 
den  in  Eäsareia  gefangenen  zum  Weibe  gegeben;  die  entlief 
ihm  aber,  als  er  den  Vespasianus  nach  Alexandrien  begleitete. 
Da  heirathete  er  eine  zweite,  die  ihm  drei  Sohne  gebar;  nur 
einer,  Hyrkanos,  blieb  am  Leben.  Dann  yerstiess  er  sie 
und  heirathete  eine  vornehme  Jüdin  aus  Kreta^  yon  der  er 
noch  zwei  Sohne  hatte.  Der  Hofmeister  seines  Sohnes,  ein 
Eunuch,  wiederholte  nun  jene  Anklage  gegen  Josephos  unter 
Domitian;  doch  dieser  entschied  zu  seinen  Gunsten  und  liess 
den  Denuncianten  hinrichten.  Auch  die  Kaiserin  Domitia 
schenkte  dem  Josephos  ihre  Huld;  mit  dem  kaiserlichen 
Günstlinge  Epaphroditos  stand  er  in  engem  Freundschafts- 
verhältnisse. Echt  Dodwellisch  ist  die  Vermuthung,  er  sei 
mit  in  den  Untergang  des  Epaphroditos  95  n.  Ch.  verwickelt 
worden.  ^) 

Sein  Aufenthalt  in  Rom  war  wesentlich  literarischen 
Arbeiten  gewidmet.  Seine  historischen  Werke  kannte  schon 
in  derselben  Form  wie  wir  Porphyrios  tcsqI  änoxrjg  IV,  11 
(p.  76  ed.  Didot);  er  sagt,  über  die  Secten  der  Juden  habe 
'Iciöfi^og  geschrieben:  xal  yäg  iv  tm  öevtiQtp  t^g  'Jovdarx^g 
L^tOQLag^  rjv  dv^  imä  ßißXicov  ow€7tXi^Q(o0Sj  xal  iv  rä  oxro- 
xaidsTcdtG)  tilg  ^AQxaiokoyCag^  tjv  dia  sItcoöl  ßtßlicov  ingay- 
fiatsvöazo,  xal  iv  reo  SevtiQGi  rp  ÜQog  tovg  "Eklrivag,  siöl 
dh  ävo  xa  ßißkia.     Die  Folge  ist  chronologisch  treu. 

^lovdaVxijg  [ötOQiag  X€qI  alci^ecog  sieben  Bücher  (so 
in  den  besten  Handschriften),  Josephos  selbst  nennt  das  Werk 
Ant.  Xn,  10,  6  'lovdalxäy  Ant.  XHI,  5,  9  r;  'lovöaVxrj  ngayfia- 
tsiaj  anderswo  Ilsgl  tot  *IovdaVxov  JtoXs^oVy  und  auch  Ste- 
phanos  s.  v.  ^aöarfk^g  eitirt  ihn  iv  a  toi  %q>og  tovg  'Plo- 
(laiovg  TCokifiov.  Aber  dies  ist  ungenau;  jener  Titel  ist  sehr 
passend,  da  das  Werk  mit  der  Einnahme  der  Stadt  durch 
Antiochos  Epiphanes   beginnt   und  die  ganzen  Kämpfe  der 


1)  H.  Dodwell,  Diss.  6  ad  Irenaenm  p.  468. 


344  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

Juden   gegen   die   griechische    und   romische   Welt    enthält, 
wenn  auch  kürzer  als  in  der  Archäologie.    Erst  in  der  Mitte 
des   zweiten   Buches   fängt   die   Erzählung   des   Krieges    an. 
Er  fasste  die  Bücher  zuerst  aramäisch  ab:  Jos.B.  J.  prooem.  1 : 
ÜQOvd'siiriv   iyä  totg  Tcata  rr^v  'Po^aicov  i^sfioviav  'EXkddi, 
ykciööij  fiszaßaXdv,  cc  tatg  av(o  ßa^ßagoLg  rrj  naxQlci  öw- 
Xtt^ag  aviitsyi^a  jcqoxbqov^  a(priyr^6a6%^ai.    Er  wollte  dadurch 
unterrichten    üccQd'Ovg    ^v    xal   Baßvlcaviovg ,    ^AQaßcnv    re 
xovg   Tto^QCDxdxG)    ocul    xb    vüchg    EvtpQoixriv    ofioipvXov    r^^tv 
'j^diaßrjvovg  xs  (ibid.  §  2).    An  Hebräisch  ist  um  so  weniger 
zu  denken,   als   allen  diesen  Völkern  Aramäisch  theils  wie 
dem  Josephos  Muttersprache,  theils  Sprache   der  Gebildeten 
war  (wie  Griechisch  im  Römerreich),  auch  Josephos  keines- 
wegs besonders  gut  Hebräisch  verstand.     Er  verstand  fertig 
Griechisch:    xr^v   yQa^nfiaxLxriv   ifiytscgiav   avalaßciv,    xriv  d\ 
jtsgl  TCQOfpogav  äxQißsLav  ndxQiog  ixoiXvöe  6wi^d'sia{Ant.'KK, 
11,  2).    Er  bediente  sich  der  Hilfe   Anderer  zur  Stilisirung 
(c  Apion.  I,  9).    In   dieser  Weise   bearbeitete   er  das  Buch 
griechisch  und  überreichte  es  dem  Yespasianus;  die  letzten 
darin  besprochenen  Ereignisse  sind  aus  dem  Jahre  73;  da  er 
aber  VII,  5,  7  des  Tempels  der  Pax  als  vollendet  gedenkt,  der 
erst  75  dedicirt  ward,  so  ist  es,  wie  Tillemont,  Hist.  des  Emp. 
I,  2  p.  971  (ed.  Bruxell.)  gezeigt  hat,  später  als  75  herausge- 
geben.    Im  Ausdrucke   ist   es  viel  weniger  gelenk   als   die 
achtzehn  Jahre  später  herausgegebene  Archäologie;  auch  sind 
einige  Differenzen  von  der  Archäologie  auf  Bedactionsversehen 
zurückzuführen,  z.  B.  B.  J.  I,  24,  5:  ^HQcidrjg  xr^v  ^Iv  ^uyazega 
reo  TCQog  IldQ^mv  vöxsqov  avaiQsQ^ivti  owilavi^Bv  adekq>iöä^ 
im  Vergleich  mit  A.  J.  XVI,  7, 3,  wo  dasselbe  ohne  den  falschen 
Zusatz   erzählt   wird:    es   ist  der  Sohn    des  vorher  von  den 
Parthern  getödteten  Phasael.    Auch  sonst  finden  sich   Diffe- 
renzen, die  Archäologie  ist  sorgfältiger,  aber  auch  mehr  auf 
Abschleifung  und  Glättung  bedacht.    Noch  grösser  ist  wohl 
die  Differenz  von  dem  syrischen  Original,  wo  sein  Benehmen 
vermuthlich  gänzlich  verschieden  motivirt   und   entschuldigt 
sein  wird.    In  seiner  Vita  ist  er  dann  auf  dem  abschüssigen 
Wege    des  Verleugnens    seines  Vaterlands   noch    weiter  ge- 


GEGEN  APION.  345 

gangen;  im  Yerhältniss  zu  dieser  ist  die  Parallelerzählung 
im  Jüdischen  Krieg  wahrhaftiger.  Aher  schon  dieses  Werk 
ist  ganz  auf  «^eine  hohen  Gönner  berechnet.  Titus  billigte 
den  Inhalt y  ovtog  ix  fiovmv  avtäv  ißovXi^d'rj  triv  yväötv 
xotg  av^Qcijtoig  JtagaÖovvai  täv  ngd^ecjVy  &6ts  %aQal^ag  tfj 
iavtov  X£iqI  ta  ßtßXca  drjfioöuvsö^ai  nQOöita^sv  (Vita  65), 
d.  h.  er  versah  sie  mit  seiner  Unterschrift  oder  Chiffre  als 
Imprimatur.  Wie  hochofficiell  die  Haltung  des  Buches  ist, 
hat  Bemays,  Ueber  die  Chronik  des  Sulpicius  Severus  S.  48  ff. 
iu  Bezug  auf  die  Verbrennung  des  Tempels  bewiesen:  B.  J. 
VI,  4,  5  erzählt  Josephos,  der  Tempel  sei  beim  Sturm  durch 
einen  von  einem  romischen  Soldaten  zufallig  hineingeworfenen 
brennenden  Scheit  in  Brand  gerathen,  und  Titus*  Loschver- 
suche seien  vergeblich  gewesen,  Sulpicius  Severus  dagegen 
II,  30,  6  sagt,  es  sei  nach  gehaltenem  Kriegsrathe  auf  aus- 
drücklichen Befehl  des  Titus  geschehen,  und  sein  Bericht  ist 
mit  Glück  auf  Tacitus'  Historien  zurückgeführt  worden.  Die 
Milde  der  Flavier  sollte  illustrirt  werden.  Nicht  mindere 
Rücksichten  nahm  Josephos  auf  die  Herodianer:  der  König 
Agrippa  IL  trat  in  nicht  weniger  als  62  Briefen  als  Testis 
veritatis  für  ihn  auf  (Vita,  ibid.).  Desgleichen  erwarb  er 
sich  Dank  und  Lobsprüche  von  Julius  Archelaos  und  Hero- 
des  6  6£(iv6tarog  (c.  Apion.  I,  9).  Jener  war  der  Sohn  des 
Helkias  und  erster  Gemahl  der  Mariamme,  der  Schwester 
Agrippas  IL,  Letzterer  der  älteste  Sohn  des  Königs  Aristo- 
bulos  von  Chalkis,  eines  Vetters  Agrippas  IL  In  naiver 
Dreistigkeit  macht  er  (Vita,  ibid.)  für  die  Glaubwürdigkeit 
seines  Werks  geltend,  dass  es  unmittelbar  nach  den  Ereig- 
nissen geschrieben  sei  und  unter  allerhöchster  Approbation, 
während  Justus  von  Tiberias,  sein  Gegner,  erst  zwanzig 
Jahre  nach  Aufzeichnung  der  Kriegsgeschichte  mit  derselben 
hervorgetreten  sei(cap.  65).^)  Dieses  Werk  kennen  wir  ausser 
der  anderen  Erwähnung  cap.  9  sonst  nur  noch  aus  Stepha- 
nos  s.  V.  TißEQiccg:  *Ex  ravxrjg  ^v  ^lovötog  6  tov  'lovdatxov 
7c6Xs(AOv  tov  xata  Ovsönccfficcvov  lötoQi^tfag,    Ein  Jude,  der 


1)  Also  90  n.  Gh.  oder  bald  nachher,  sicher  vor  93, 


346  VOELESUNGEN  UEBEE  JOSEPHOS'  BüECHEß 

für  Griechen  schrieb^  in  deren  Sprache^  konnte  nicht  anders 
handeln,  wenn  er  nicht  schmeicheln  wollte.  Schade,  dass 
das  Buch  des  Ehrenmannes  verloren  ist.  Eusebios  H.  E.  III,  9 
sagt,  es  habe  Josephos  bei  den  Römern  solches  Ansehen 
genossen,  (bg  avtbv  fihv  avad'dtfet  avÖQtdvrog  ixl  tijg  ^Pa- 
fiaicDV  tiiirjd'i}vat  jtoksag^  tovg  dl  67tovda6^ivxag  avxä  Xi- 
yovg  ßcßkiod^xrjg  cc^Kod^ijvac.  Da  Letzteres  auf  die  Stelle 
der  Vita  zurückgeht,  so  ist  wohl  auch  die  Setzung  der 
Säule  in  der  Stadt  ein  Versehen  oder  Missverstandniss:  es 
war  Sitte,  die  Büsten  der  Verfasser  in  Bibliotheken  aufzu- 
stellen, wo  ihre  Bücher  standen. 

Als   Motiv,    das   ihn   zum   Schreiben   bewog,  führt   er 
B.  J.  prooem.  1  an:  ^ETtetSii  xhv  ^lovdaiwv  ngbg  ^Pcniiaiovg  äo- 

Xefiov  6v(ftdvta ot  fihv  ov  naQatv%6v%sg  xolg  ngayiut- 

6lv,  akV  axoij  övXliyovxeg  elxata  xal  aöv^ipova  öiriyT^giaray 
0oq>i,6tixäg  &vayQa^ov6LV  ^  oi  xagayevoiiavot  dl  ^  xokaxBta 
tri  XQog  'PcafiaCovg  rj  (liöei  tä  Ttgbg  ^lovdaiovg  xaxarlfBvdovtai 
räv  ngayiiatfov^  %BQU%ei,  8%  avrotg  otcov  ^sv  xatrjyoQiaVj 
0X0  V  dh  iyxciiuov  rä  övyyQcififiatay  ro  d'  axQtßhg  xijg  töxo- 
Qtag  ovdafiov.  Wie  gehässig  gegen  die  Juden  einige  dieser 
Darstellungen  waren,  sieht  man  aus  Tacitus,  der  wohl  be- 
sonders dem  Antonius  Julianus,  gefolgt  ist;  die  Memoiren 
des  Vespasianus  über  diesen  Krieg  können  noch  nicht  heraus- 
gegeben gewesen  sein,  als  Josephos  so  schrieb.  Dass  er 
nicht  Schmeichler  gegen  die  Römer  sein  wolle,  ist  eine 
kühne  Wendung:  allerdings  ist  er  zu  eitel,  um  nicht  mit 
den  Heldenthaten  seiner  Landsleute  sich  den  Römern  gegen- 
über zu  brüsten,  allein  er  schmeichelte  besonders  den  beiden 
Flaviern  stark  genug,  wenn  auch  mit  Geschick  dies  ver- 
deckend. Josephos  bezeugt  sich  selbst  öfters  seine  Treue 
(axQtßsia]  besonders  Vita  74),  und  sagt,  er  schreibe  theils 
als  Augenzeuge,  theils  nach  Erkundigungen,  die  er  von 
Augenzeugen  eingezogen  (c.  Ap.  1, 9),  und  insofern  ist  er  aller- 
dings von  allergrösstem  Werthe  für  uns.  Hieronymus  ep.  22 
ad  Eustochium  (de  custodia  virginitatis)  nennt  ihn  Graecus 
Livius]  sein  Ansehen  bei  den  Christen  war  ungeheuer.  Pho- 
tios   hat  'I(o6i]nov  ^lovSaCov    xa   xaxa  *Iovdaiovg  TCadij   im 


GEGEN  APION.  347 

Cod,  47  excerpirt  und  urtheilt  in  sehr  günstiger  Weise  so: 
xad-ttQog  %riv  q>QafSiv  xal  a^üo^a  Xoyov  [isra  evocQivsCag  xal 
r^öovijg  detvog  ixq>rivai^  ^i^avog  xs  xatg  dri^riyoQiaLg  xal 
ixtxaQtg,  xav  inl  tavavxia  6  xaLQog  xaXfj  XQ'^OaOd-ai  xp  loyta 
Ssi,iog  xal  yovcfiog  iv^iirnidxmv  i(p'  axccxega^  xal  yvmiioXo- 
yixbg  de  (hg  st  xig  alkog^  xal  na^ri  rc3  Aoyp  xaQaöxrjöaL 
Lxavcixaxog  xal  iyet^ai  na^og  xal  itQavvat  doxificixaxog. 
Wenn  wir  auch  die  Reinheit  der  Sprache  nicht  so  wie  Photios 
loben  können  und  an  den  Demegorien  geringen  Geschmack 
finden^  so  ist  doch  das  Lob  richtig,  dass  er  ein  guter  Stilist 
ist,  durch  die  Thatsachen  selbst  und  ihre  geschickte  Neben- 
einanderstellung ergreifend  wirkt  und  unser  Mitgefühl  in 
Anspruch  nimmt,  dass  seine  Geschichte  meisterhaft  spannend 
ist  und  geradezu  dramatisch  wirkt.  Mit  dem  Schluss  des 
sechsten  Buches^  der  Zerstörung  der  Stadt,  ist  der  Höhepunkt 
erreicht;  das  siebente,  unbedeutende  Nachspiele  behandelnd, 
fallt  ab  und  enthält  vieles  geradezu  Ungehörige,  z.  B.  die 
Annexion  des  kommagenischen  Reiches,  die  offenbar  aus 
Rücksicht  auf  Vespasian  so  ausführlich  behandelt  ist.  Un- 
zweifelhaft- ist  dieses  siebente  Buch  erst  in  der  griechischen 
Bearbeitung  hinzugekommen,  vielleicht  auch  das  erste  bis 
zum  Tode  des  Herodes,  während  das  zweite  auch  in  seinem 
ersten  Theile  (es  beginnt  mit  der  Erhebung  der  Juden  gleich 
nach  Herodes'  Tode  gegen  die  römische  Herrschaft)  nur  solche 
Dinge  schildert,  die  nothwendig  sind  als  Vorbereitung  zur 
Schilderung  der  jüdischen  Erhebung  unter  Nero. 

'lovdaVx'qg  aQxaioXoyiag  zwanzig  Bücher,  an  Epa- 
phroditos  gerichtet  (einen  Freigelassenen  des  Nero,  von  Do- 
mitianus  95  n.  Ch.  getödtet).  Geschrieben  ist  es  im  13.  Jahre 
Domitians  (93  n.  Ch.),  im  56.  seines  Lebens.  Titel  und 
Buchzahl  sind  entlehnt  von  Dionysios'  von  Halikarnass 
zwanzig  Büchern  ^PcDiial'xrjg  aQxaioloyiag.  Die  Geschichts- 
erzählung reicht  bis  zum  Ausbruche  des  jüdischen  Aufstan- 
des gegen  Gessius  Florus  im  zwölften  Jahre  des  Nero  und 
umfasst  die  ganze  jüdische  Geschichte  seit  Erschaffung  der 
Welt.  Am  Ende  des  Index  jeden  Buches  steht  die  Zahl  der 
darin  beschriebenen  Jahre,  die  er  wahrscheinlich  durch  einen 


348  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

Schreiber  hat  ausziehen  und  zusammenstellen  lassen.  Da  er 
ohne  ersichtlichen  Grund  mitunter  von  der  bibUschen  Zeit- 
rechnung abweicht^  auch  die  Zeit  von  Nebukadnezar  bis 
Alexander  willkürlich  auseinandergezerrt  hat,  so  hat  er  ver- 
muthlich  eine  runde  Summe  von  Jahren  bis  zur  Zerstörung 
von  Jerusalem,  70  n.  Ch.,  erreichen  wollen:  nach  Berichtigung 
von  Schreibfehlem  aus  seinen  eigenen  Angaben  4800  Jahre. 
Das  Werk  genoss  grosses  Ansehen  bei  den  Christen,  auch 
Nichtkirchenhistorikern;  Eustathios  von  Epiphaneia  (schrieb 
502)  schöpfte  nach  Euagrios  V,  24  in  seiner  grossen  geschicht- 
lichen Compilation  für  den  ersten  bis  zur  Einnahme  Ilions 
gehenden  Theil  die  jüdische  Geschichte  aus  der  heiligen 
Schrift  und  Josephos:  TCoXXiiv  S%  xal  *Ici6ijnog  fyQatpev  t^ro" 
Qiavy  xQBLcidri  ig  anavta  %vy%avovCav.  Dieser  Auszug  ist 
noch  erhalten,  aber  nicht  herausgegeben,  im  Cod.  Paris.  1555 
(Cramer,  Anecd.  Paris.  11  p.  87).  Andere  Auszüge  der  Ar** 
chäologie  sind  von  Photios  cod.  47.  238  und  Nikephoros 
Eallistos  zu  Oxford  in  der  Bodlejana  cod.  Barocc.  142.  Jose- 
phos selbst  bezeugt  sich  fortwährend  seine  Wahrheitsliebe. 
Man  hat  die  verschiedenen  Theile  der  Archäologie  wohl  zu 
scheiden:  1)  I,  1— XI,  6.  Er  sagt  gleich  im  Eingange,  er 
wolle  hier  nur  die  hebräischen  heiligen  Schriften  griechisch 
reproduciren,  nichts  wegnehmend,  nichts  hinzuthuend,  und 
wiederholt  diese  Versicherung  öfters  (I,  Prooem.  3.  X,  10,  6). 
Allein  die  Differenz  ist  nicht  bloss  in  der  Farbe,  sondern 
auch  im  Inhalt  gross  genug:  schon  Richard  Simon,  Epistolae 
selectae  III,  ep.  8  machte  auf  die  Benutzung  der  Agadas 
neben  der  Bibel  aufmerksam,  z.  B.  in  der  Jugendgeschichte 
des  Moses;  schon  Eusebios  Demonstr.  VI  p.  291  fand  die 
'lovdatxag  devtegciöEig  bei  Josephos  wieder,  d.  i.  die  Lehre 
der  Mischna.  Viele  später  nicht  mehr  verständliche  oder  mit 
der  späteren  dogmatischen  Engherzigkeit  unverträgliche  Er- 
zählungen waren  schon  in  der  Tradition  der  jüdischen  Schulen 
umgedeutet  worden,  und  in  dieser  umgedeuteten  schriftge- 
lehrten Form  reproducirt  sie  Josephos.  Daher  ist  er  für  die 
Geschichte  der  Exegese  wichtig.  Viel  übler  ist,  dass  Jose- 
phos  durch   die  W();|ra(oAo^^   seine  Leute  (tovg  tjfietdQovg) 


GEGEN  APION.  349 

den  Griechen  und  Römern  auf  eine  vortheilhafbe  Weise  be- 
kannt machen  wollte:  es  kam  ihm  darauf  an,  jeden  Anstoss 
zu  vermeiden;  und  er  raubte  durch  dieses  Bestreben  den 
biblischen  Erzählungen  den  ganzen  Beiz  ihrer  Einfalt  und 
Würde.  Schon  einem  Schreiber  fiel  dies  auf,  der  vergeblich 
nach  der  Geschichte  vom  goldenen  Ealbe  suchte  und  seinem 
Yerdrusse  in  einer  Randbemerkung  Ausdruck  lieh:  xccQaXei- 
nstQy  *I(D6ri7te^  tiiv  fio^xostottav  aidot  räv  TtQoyovcov,  Unter  den 
Eirchenhistorikem  steht  Philostorgios  mit  seinem  richtigen 
Urtheil  ganz  allein,  im  Fragment  bei  Suid.  s.  v.  ^Uyov:  rotnrot; 
tov  OXiyovtog  (abhängig  vom  Comparativ  nkeCovog)^  mg  fpriöi 
Oiko^xoQyiog^  ^lovötov  (brillante  Emendation  von  Valesius) 
tic  xatec  tovg  ^lovdaiovg  ^v^iTCs^owa  ölcc  nXeiovog  iTte^sXd-etv 
TOV  xXdtovg^  (von  hier  an  üebergang  in  directe,  von  Philo- 
storgios gebrauchte  Rede)  OXdyovtog  xal  Jicuvog  ßQaxdag 
iüctfivriöd'dvttov  xal  üCccQevd'i^xriv  avza  roti  olxeiov  Xoyov  xoi- 
ijeafidvcov  (nämlich  vergleichungs weise)*  ixsl  tmv  ys  alg  Bv6i- 
ßsiav  (d.  h.  in  Bezug  auf  die  Religionsgeschichte)  xal  xriv 
aXXijv  aQStiiv  iXxovtmv  ovd^  ottovv  ovd^  ovtog  dsCxvvtai 
nstpQOvtcTtdg  j  oviteQ  ovo*  ixetvoi  tQOTtov.  TovvavxCov  (ihv 
ovv  6  ^loiöriJtog  xal  dsöovxott  ioixe  xal  evXaßov^dvc)^  dg  ftij 
TtQotfXQOvöBuv  "EXXi]6v.  Er  hielt  also  vielleicht  den  Jus  tu  s 
fdr  einen  Heiden,  den  Josephos  ganz  richtig  für  einen  Juden, 
der  sich  vor  den  Heiden  lächerlich  zu  machen  scheute:  wahr- 
scheinlich gab  Philostorgios  hier  Rechenschaft  über  das  Still- 
schweigen auch  der  jüdische  Dinge  berührenden  Historiker 
über  das  Christenthum.  Das  Buch  las  Photios  cod.  33,  es 
hiess  'Iov6tov  TißBQiimg  ^lovdaimv  ßaötXdcov  täv  iv  totg 
Cxiininaöiv  {xif ovixov):^  er  sagt,  Christus  werde  darin  nicht 
erwähnt.  Es  ging  von  Moses  an  bis  auf  den  Tod  des  Königs 
Agrippa  H.  im  dritten  Jahre  des  Trajanas  (100  n.  Oh.)  und 
war  sehr  kurz  »gefasst.  Aus  der  Vorrede  ein  Fragment  bei 
Diog.  L.  n,  41,  über  die  Zeit  des  Moses  eins  bei  Eustath.  in 
Hexaemeron  p.  1  (ed.  Allatius):  KXi^iii]g  fihv  ovv  xal  ^jitpgi- 
xavog  xal  stQog  xovxoig  Taxiavog^  xäv  S%  ix  xsQLXOfLtig  ^Im- 
örjnog  xal  *Iov0xog  xaxa  "Ivaxov  axfidöai.  xov  ^eöJti^tov 
M(ov6ia  [öxoQijöav,  ISUog  exa6xog  ix  naXaiag  töxoQÜcg  vno- 


350  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

(S%mv  tiiv  aitodatiiv  (wörtlich  ebenso  bei  Synk.  p.  63  A). 
Also  verfolgte  er  wohl  eine  ähnliche  Tendenz  wie  Josephos 
in  den  Büchern  gegen  Apion  und  vermied  in  dem  für 
Griechen  bestimmten  Buche  ein  Eingehen  auf  die  jüdischen 
Dogmen. 

Justus  wurde  von  den  ältesten  Eirchenhistorikern  wahr- 
scheinlich stark  zu  apologetischen  Zwecken  verwendet.  Später 
kam  Josephos  mehr  und  mehr  in  Aufnahme  und  verdrängte 
Jenen  ganz.  Freilich  war  es  für  die  Griechen  immerhin  noch 
das  Werk^  aus  dem  sie  eine  im  Ganzen  und  Grossen  doch 
richtige  Erzählung  der  jüdischen  Geschichte  schöpfen  konnten, 
besser  als  aus  Alezander  Polyhistor;  für  uns  ist  der  geschicht- 
liche Werth  da,  wo  die  Bücher  mit  der  Bibel  parallel  gehen, 
gleich  Null.  Jenen  relativen  Werth  meint  Scaliger,  wenn 
er  den  Josephos  (piXaXrid'i^xatoq  nennt;  auch  denkt  er  wohl 
besonders  an  die  wichtigen  zu  apologetischem  Zweck  von 
Josephos  eingestreuten  Beste  altorientalischer  Eüstoriker. 
Dagegen  trifipfc  Jacob  Usher,  Erzbischof  von  Armagh,  den 
Nagel  auf  den  Kopf,  wenn  er  die  Archäologie  mit  des 
Jesuiten  Hieronymus  Xaverius  für  Akbar  neupersisch  ge- 
schriebener Geschichte  Christi  vergleicht. 

2)  XI,  7— XIII,  7,  Zeitraum  von  Esra  und  Nehemia  bis 
auf  den  Tod  des  Ethnarchen  Simon;  hier  ist  Josephos  ausser- 
ordentlich lückenhaft  und  wenig  besser  orientirt,  als  wir 
ohne  ihn  wären.  Hauptquellen  sind  ein  apokryphes  Buch 
über  Alexander  und  Jaddua,  das  noch  erhaltene  Aristäos- 
Buch  (der  Roman  über  die  Entstehung  der  Septuaginta),  die 
Familiengeschichte  der  Tobiaskinder,  des  Bankiers  Josepos 
in  Alexandrien  und  seines  Sohnes,  des  Freibeuters  Hyrkanos, 
(oft  unzuverlässig,  auch  nicht  in  klaren  Zusammenhang  mit 
der  Zeitgeschichte  gebracht,  doch  culturhistorisch  wichtig) 
und  das  vortreffliche  erste  Makkabäerbuch.  Das  zweite  kannte 
er  nicht  oder  er  verschmähte  es  als  eine  unlautere  Quelle 
Die  Grundlage  bildet  eine  Chronik  der  Hohenpriester,  ausser- 
ordentlich kurz,  kaum  mehr  als  die  Genealogie  gebend;  dieser 
Abriss,  die  Urkunden  und  Fragmente  heidnischer  Historiker 
sind  das  WerthvoUste. 


GEGEN  APION.  361 

3)  XIII,  8— XVII,  12  vom  Tode  des  Simon  bis  zur  An- 
erkennung des  Archelaos  Seitens  der  Römer,  ausführliche  Ge- 
schichtserzählung des  Nikolaos  von  Damaskos,  eines  Schmeich- 
lers des  Herodes,  von  Josephos  mit  Kritik,  aber  ohne  Be- 
nutzung erheblicher  anderer  Quellen  reproducirt.  Er  sagt 
XVI,  7,1:  ^HfiBig  dh  xal  ydvovg  ovtsg  &yxov  Tof  i^  ^Aöa^mvaimv 
ßa6iXia)v  xal  diä  tovto  (Svv  tinfj  tiiv  tsQoadvvifiv  i%ovtsgj  ro 
iffavöaed'ai  xl  vTckg  avtäv  ovtc  svxQeTchg  vjtsiXri(p6tsg^  xad'aQcig 
xccl  dtxaicog  ixrid^sfisv  tag  TCQa^eigj  eine  Versicherung,  die 
trotz  seiner  Eenommage  zu  glauben  ist,  um  so  mehr,  da  schon 
Nikolaos  ihnen  schwerlich  günstig  war,  Josephos  als  Phari- 
säer keinen  Grund  hatte,  ihr  Andenken  besonders  zu  schonen. 
Dass  die  Ueberlieferung  ihnen  äusserst  ungünstig  war,  sieht 
man  noch  durch;  die  Geschichte  des  Herodes  ist  bei  Josephos 
ein  Compromiss  zwischen  der  schmeichelhaften  Ueberlieferung 
durch  Nikolaos  und  der  entgegengesetzten  Volkstradition. 

4)  XVII,  13 — XX,  11:  Anfangs  liegt  wieder  die  kurze 
Hohepriesterchronik  (von  der  XX,  10  ein  Abriss  gegeben 
wird)  deutlich  zu  Grunde,  allmählich  aber  wird  die  Erzählung 
immer  ausführlicher  und  die  verschiedenartigsten  Mittel  der 
Information  sind  benutzt,  so  dass  Josephos  hier  im  eigent- 
lichsten Sinne  Quelle  ist;  namentlich  sind  benutzt  Mitthei- 
lungen des  Königs  Agrippa  U.,  Aufzeichnungen  adiabenischer 
Juden  über  die  Schicksale  der  Juden  jenseits  des  Euphrat, 
endlich  römische  Quellen,  denen  er  einen  ausserordentlich 
eingehenden  Bericht  über  die  Ermordung  des  Gajus  und  die 
Erhebung  des  Claudius  verdankt. 

Er  ist  hier  eine  ausgezeichnete  Quelle;  wahrscheinlich 
schöpft  er  aus  Cluvius  Rufus.  Aus  diesem  oder  einer  kurzen 
Chronik  von  Syrien  stammen  die  genauen  chronologischen 
Angaben  über  die  Kaiser  und  die  Statthalterliste.  Dazu  ge- 
sellen sich  endlich  persönliche  Erinnerungen,  so  dass  gegen 
Ende  das  Werk  wieder  sehr  ausführlich  wird. 

Durch  die  ganze  zweite  Hälfte  des  Werkes  ziehen  sich 

griechisch-römische  Decrete  zu  Gunsten  der  Juden;  Josephos 

.    entnahm  sie  wohl  durch  Vermittlung  der  Flavier  direct  dem 

römischen    Archiv.     Es    sind    die    werthvollsten    Urkunden, 


352  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

welche  schriftstellerisch  aas  dem  Alterthum  auf  uns  gekommen 
sind;  wortliche  Mittheilung  von  Actenstücken  ist  bei  den  spä- 
teren Schriftstellern  sehr  selten.*) 

Das  Werk  ist  von  grosser  Wichtigkeit  für  die  Anfänge 
des  Christenthums:  Josephos  erwähnt  Johannes  den  Täufer^ 
die  Hinrichtung  des  Jakobos  6  adskipod-Bog  in  unbedenklicher 
Weise,  endlich  Christus  XVIII,  3,  3.  Die  Stelle  kann  so  wie 
sie  dasteht  nicht  von  ihm  geschrieben  sein;  aber  sie  kann 
auch  nicht  ganz  interpolirt  sein:  jtoXXovg  dh  xal  rot;  ^EXkrj- 
viTCov  ineyaysto  und  ivÖBi^SL  räv  ngcircov  ävigäv  itag  i^yXv 
tragen  zu  bestimmt  Josephische  Färbung;  auch  werden  muth- 
willige  Fälschungen  dieser  Art  sonst  nicht  gemacht  Wäre 
die  Stelle  ganz  farblos  gewesen  oder  gar  günstig,  so  hätte 
man  sie  sich  als  testimonium  veritatis  in  christlichen  Kreisen 
gewiss  gefallen  lassen  und  sich  nicht  durch  Fälschung  des 
Zeugnisses  beraubt.  Dass  Josephos  den  Process  Christi  ganz 
anders  auffasst,  beweisen  die  Worte,  mit  denen  er  fortfährt: 
nal  iyjco  rovg  avtovg  XQ^'^^'^S  ^bqov  xi  deivbv  i&0(fv߀i 
tovg  'lovöaCovg,  Also  muss  etwas  für  die  Christen  Anstossiges 
in  der  Stelle  gestanden  haben.  Man  wollte  die  werthvoUen 
Zeugnisse  des  Josephos  über  gleichzeitige  Geschichte  nicht 
preisgeben  und  doch  den  Anstoss  beseitigen;  also  ward  inter- 
polirt. Gewiss  hat  Josephos  sich  nicht  auf  die  Seite  der 
Christen  gestellt;  aber  ein  Bedauern  von  ihm  würde  man 
am  Platze  finden.  Es  ist  bekannt^  dass  die  orthodoxen  Pha- 
risäer die  harten  Strafen,  welche  im  Gesetz  vorgeschrieben 
sind,  durch  Auslegung  zu  mildern  suchten  (vgl.  auch  Gamaliel). 
Josephos  muss  die  Sache  als  ein  höchst  unliebsames  Ereig- 
niss  angesehen  haben.  Sicher  ist  unser  Text  schon  von  Euse- 
bios  ganz  so  vorgefunden  worden;  das  Stillschweigen  des  Ori- 
genes  ist  nicht  beweisend.  Freilich  muss  man  sich  bei  einem 
so  fieissigen,  grundgelehrten  Forscher  wundern,  dass  er 
schweigt,  wenn  die  Stelle  schon  damals  so  günstig  war, 
doch  ist  erst  seit  den  Angriffen  des  Porphyrios  eine  solche 
Interpolation  in  apologetischem  Interesse  glaublich.    Die  zer- 

*)  [Vgl.  Bd.  II  S.  308  ff.  dieser  SammluDg.     F.  R.] 


GEGEN  APION.  353 

hackte  Form  des  Textes  scheint  zu  beweisen,  dass  erst  von 
einem  Christen  eine  Widerlegung  an  den  Rand  geschrieben 
wurde,  die  dann  von  einem  späteren  Schreiber  in  den  Text 
hineingearbeitet  wurde,  etwa  so:  rivsrat  di  xatic  tovtov 
thv  xQovov  *Iri6ovg  (nach  Analogie  der  Stelle  über  Jakobos 
6  Xsyofisvog  XQL6x6g)  0og>dg  [ävi^Qj  et  ys  avÖQa  avtbv  Xiysvv 
XQr^'  riv  yoiQ]  ytuQadol^mv  igytov  noiifixriq^  \SvSd6xakog  dvd^Qci' 
nov  täv  Tidovij  täXrid'ij  dsxofidvov]  xal  JtoXXovg  (ihv  'lov- 
SaCovg^  nokXovg  dl  xal  xov  ^Ellrjvtxov  ixrjydysto.  [6  Xpt- 
6tbg  ovtog  riv,]  Kai  avtov  ivdsi^s^  tmv  ngmxmv  av$Qäv 
ücag*  riiitv  6xavQ&  iTtitsxiiif^Koxog  Ilikdxov^  ovx  iTCavUavxo 
oZ  ys  ngAxov  dyaTtrjöavxag  {de*  avxov  ajcaxijd'avxsg).  [ifpävti 
yicQ  avxotg  XQixrjv  e%€ov  T^iigav  ndliv  ^äv^  xmv  ^sCmv  ngo- 
qyrixäv  xaika  xs  xal  akka  (ivQ£a  ^av^döea  nagl  avxov  sIqt^- 
xoxcßv.^  slg  hc  (ßiffixt  xs)  vvv  xäv  XQi6xvaväv  dx6  xovds 
dvoiiafffidvatv  ovx  hcikms  xb  q>vXov, 

Das  Interpolirte  enthält  geradezu  die  technischen  Worte 
des  Symbolum  Nicaeanum.  Die  Stelle  yivaxat  ds  x.  x.  A.  ist 
entschieden  nach  der  Auffassung  des  Johannesevangeliums 
geformt.  —  jtaQadol^iDv  sgycov  xoLfixi^g  sieht  nicht  aus  wie 
christlich.  —  jcokkovg  iTcriydysxo:  hat  Christus  Heiden  bekehrt? 
Die  ältere  christliche  Tradition  weiss  davon  Nichts;  bei 
Johannes  findet  sich  allerdings  eine  Heidenbekehrung.  —  xb 
^Ekkrivixov:  ganz  Josephisch;  also  dies  ganz  von  ihm;  6  Xql- 
6xbg  ovxog  tjv  dagegen  konnte  Josephos  nicht  sagen.  — 
dyaTCi^fSavxsg  ist  so  ganz  specifisch  und  technisch  christlich, 
dass  es  Josephos  uumöglich  gebrauchen  konnte;  zudem  ist  oC 
Ttgäxov  avxbv  dyanricavxag  sehr  ungeschickt  gesagt.  —  %'Btoi 
XQOtprjxac  klingt  ganz  christlich.  —  alg  ixt  vvv  xc5v  XQt0xta- 
väv  ajcb  xovds  x.  r.  k,  ist  ungenau,  wenn  auch  nicht  falsch. 
Im  Munde  eines  Christen  wäre  es  sonderbar.  Zur  Zeit  des 
Josephos  wurden  Wunder  allgemein  angenommen;  auch 
jüdische  Berichterstatter  konnten  die  Wunder  Jesu  überliefern, 
doch  liegt  keine  wohlwollende  Auffassung  in  den  Worten 
jcagado^an/  iQymv  Ttotrixiqg. 

Wichtiger  als  für  die  Ursprünge  des  Christenthums  ist 
die    Stelle    für   die   Geschichte    der  Textesüberlieferung   der 

V.  OüTSonniD,  Kleine  Schriften.   IV.  28 


354  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

Archäologie.  Es  ist  unendlich  viel  darüber  geschrieben  worden. 
Hinsichtlich  der  Unächtheit  sahen  zuerst  klar  Richard  Si- 
mon (Sainjore)  in  ^Bibliotheque  ou  Recueil  de  diverses  pieces 
critiques'  (Amsterdam  1708,  8^),  Tom.  II  c.  2  und  Gibbon, 
History  of  the  decline  and  fall  of  the  Roman  empire  II  p.  340 
(ed.  Leipzig  1829).  Gerlach  in  seinem  schlechten  Buch 
über  die  Statthalter  von  Syrien  erklärt  Alles  für  acht. 

OXaßiov  'loö'qicov  ßCog^  von  ihm  selbst  als  Anhang 
der  Archäologie  gegeben:  XX,  11,2.  ^ItSmg  d\  ovtc  av  ivcC- 
(pd'ovov  yevotro  ovdh  6xavov  totg  xoXkotg  tpavq^Bxai  koI  %sqI 
yavovs  toviiov  xal  neQl  t(Sv  xatä  thv  ßCov  icqU^sqov  ßga^ia 
dts^eWstVy  ecag  i%Gi  tfivxag  iq  tovg  iXdy^ovrag  rj  tovg  lutQXv- 
Qi^6avrag.  Vita  c.  76  (Schlussworte):  Uol  d'  äxodadaxag, 
XQciuöte  ävögäv  ^ET^atpQoSvcs^  ti^v  Ttäöav  tijg  ^AQ%avokoyiag 
ccvayQaifT^Vj  inl  xov  nagovrog  ivtavd'a  xaraTtavG)  ztv  loyov. 
Schon  die  Eingangsworte  ^Eiiol  dd  beweisen,  dass  es  kein 
selbständiges  Buch  sein  soll.  Aber  in  den  Codices  ist  es 
von  der  Archäologie  getrennt;  in  den  Ausgaben  pflegt  es 
hinter  den  Büchern  vom  Kriege  zu  stehen.  Geschrieben  ist 
es  also  93  n.  Gh.  wie  das  Hauptwerk.  Grosse  Schwierigkeit 
machen  aber  die  Worte,  in  denen  er  den  Justus  c.  65  an- 
redet: Ei  dh  ^a^Qstg  afistvov  anavtav  övyysygatpdvacy  dva 
Tt,  ^civtcov  Oveöjcaöiavov  xal  TCtov  täv  ccvtoxQaroQCDV  xov 
nokii/LOv  ysvoiiBvov  xal  ßccöLkeog  ^AygCnTta  nsQLOvxog  ixi  xal 
xäv  ix  yivovg  avxov  navxtov^  avdgmv  xfjg  'EkXrivixtjg  3tat- 
dsiag  ixcjtkat6xov  fixovxmv,  xriv  löxoQvav  ovx  iq}SQ6g  alg 
lidaov  (ngb  yccQ  stxo6vv  ixäv  slxsg  ysyQafifisvriv) j  xal  icuq^ 
sldoxmv  liieXXsg  xijg  axQißsCag  xr^v  fiaQXVQiav  aTtofpdQSöd^at; 
Nvv  d'  oxa  ixalvoi  iilv  ovxaxi  alöl  fta^'  fjiiäv,  iXayx^vai 
d'  Ol  vo^i^ieig,  xad-d^^Tjxag.  Also  des  Justus  Geschichte  des 
jüdischen  Kriegs  war  kurz  vor  93  herausgegeben,  und  vor 
der  Herausgabe  war  Agrippa  aus  der  Reihe  der  Lebenden 
geschieden.  Aber  nach  demselben  Justus  im  Ghronikon  starb 
Agrippa  erst  100  n.  Gh.,  und  seine  Münzen,  auf  denen  seine 
Regierungsjahre  vom  Jahre  61  gerechnet  werden,  in  dem 
er  von  Nero  Tiberias,  Taricheae  und  Julias  geschenkt  be- 
kam, setzen  das  durch  Erwähnung  des  35.  Regierungsjahres 


GEGEN  APION.  355 

(=  95  n.  Ch.)  ausser  Zweifel;  vgl.  Eckhel  D.  N.  V.  III  p.  496. 
Aber  Josephos  bleibt  sich  gleich:  der  Ton,  in  dem  in  der 
Archäologie  von  Agrippa  II.  gesprochen  wird,  ist  himmel- 
weit verschieden  von  dem  rücksichtsvollen  in  den  Büchern 
vom  jüdischen  Krieg;  über  den  Vorwurf,  Agrippa  habe  mit 
seiner  Schwester  Berenike  Blutschande  getrieben ,  wird  mit 
einer  Kühle  referirt,  die  bei  einem  so  diplomatischen  Histo- 
riker wie  Josephos  beweist,  dass  der  Mann  zu  den  Todten 
geworfen  war.  Eine  Ungnade  bei  den  Flaviern  kann  die 
Sache  nicht  erklären.  Ich  sehe  einen  einzigen  Ausweg:  er 
kann,  als  Josephos  so  schrieb,  nicht  mehr  zurechnungsföhig 
gewesen  sein.  So  erklären  sich  auch  die  räthselhaften  Münzen 
aus  dem  Jahre  86  bei  Eckhel  III  p.  494  mit  der  Legende 
auf  dem  Revers  EIII  BA6iUm  AFPInna  ETovg  K<S.  S(ena- 
tus)  C(onsulto).  Denn  htl  auf  Münzen  des  regierenden  Königs 
ist  unerhört,  und  was  hat  ein  Senatusconsult  für  Geltung  in 
einem  Lande,  das  nicht  römische  Provinz  ist?  Ich  denke, 
im  Jahre  86  ist  ihm  von  Domitian,  als  er  in  Irrsinn  ver- 
fallen war,  ein  Gurator  gegeben  worden,  der  das  Land  (bis 
an  seinen  Tod)  verwaltete,  wie  früher  einmal  dem  Archelaos 
von  Kappadokien.  lieber  Inhalt  und  Glaubwürdigkeit  der 
Selbstbiographie  ist  hinreichend  gesprochen. 

UbqX  aQxaioxTixog  ^lovdaiav  ngog  tovg'^EXkrivag 
in  zwei  Büchern,  die  in  der  lateinischen  Uebersetzung  voll- 
ständig erhalten  sind;  in  allen  griechischen  Handschriften 
ist  n,  5 — 9  eine  Lücke.  Als  Ilegl  trjg  [rcov]  ^loväaicov  ap- 
%av6xrixog  citirt  sie  Origenes  gegen  Celsus  I  p.  14,  II  p.  167 
(ed.  Gantabrig.),  ebenso  Eusebios  Hisi  eccles.  III,  9,  während 
sie  Porphyrios  1.  c.  als  zwei  Bücher  ÜQog  xovg  '^EXXrivag  auf- 
führt. Präcis  bezeichnet  den  Inhalt  Eusebios:  Kai  etsga  8% 
avxov  ipigexai  6novdf{g  a^ia  8vo  xa  tcbqI  xf^g  ^lovdaCmv  ccq- 
Xatoxtjxog^  iv  olg  xal  dvxt^^i^ösig  xgog  'jäjtiova  xbv  ygafiiia- 
XLxov  xaxä  [lovSaliov  xi]vvxadB  fSvvxd^avxa  koyov  TCBnolrixai 
xal  TCQog  aklovg,  oC  öiaßdkkBLv  xal  avxol  xa  ndxQia  xov 
^Iov8al(ov  i^vovg  ixBigäd^rjOav.  Aber  der  Titel  Kaxä  l^jr/o- 
vog  ist  nicht  acht  und  nicht  einmal  als  Zusatz   statt  ngog 

Tovg  ^Ekkrivag  handschriftlich  genügend  bezeugt;  es  begreift 

28* 


356  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

sich,  dass  er  später  vorgezogen  wurde,  wie  „Jüdischer  Krieg*' 
für  ^'lovdatxri  [6toQia\  wegen  der  leichten  Verwechselung 
mit  der  'lovdatxii  aQ%aiokoyCa,  Auch  dieses  V7erk  ist  dem 
XQcitc6ros  avÖQoiv  ^EicaffgoSixo^  gewidmet,  und  im  Eingange 
wird  die  Archäologie  als  fertig  erwähnt,  es  ist  also  nach  93 
und  vor  des  Epaphroditos  Tod  95  geschrieben.  Es  ist  gegen 
die  Schriftsteller  gerichtet,  die  den  Juden  ihre  svyivaia  be- 
stritten, hauptsächlich  gegen  den  jüngsten,  heftigsten  und 
berühmtesten  Gegner  Apion.  Dem  Josephos  war  die  Sache 
leicht  gemacht,  denn  auch  Apion  war  seit  etwa  fünfzig 
Jahren  gestorben;  er  erzählt  mit  Behagen  seinen  Tod  in 
der  charakteristischen  Stelle  II,  13:  X>%'bv  siTcotcag  yLOi  doKst 
tfjg  .  .  .  ßka6ipri(iiag  dovvaL  dixi^v  ^Anlcav  xiiv .  jcgiTCOvöav. 
IIsQUtin^di]  yccQ  i^  avdyxi]g  ahua^emg  avt^  tcsqI  to  aldotov 
yavoiiivtig^  xal  (iridlv  dfpaXijd'elg  imo  r^g  xsQttoiiiigy  dXXcc 
6rjx6fiavog  iv  daivatg  odvvatg  d^d^avav, 

Apion.^)  Suid.  s.  v.  ^AtcCg^v:  ^A.  6  nXetiSTovixov,  o  hcv- 
xXifi^Blg  Mox^ogy  Alyvictiog^  xaxa  d\  'EXtxdvLov  KQ'^^g,  ygaii- 
liatixogj  na^ritiig  'AnoXXaiVLOv  xov  ^AQ%ißCov.  "qxrixoai  de 
xal  EinpQavoQog  yrigaiov  xal  irnkg  ixatbv  itri  yayovotog,  At- 
dvfiov  dh  Tov  iiaydXov  d'gaxrog.  iicalSavöa  da  ixl  TtßaQiov 
Kaiöagog  xal  KXavdiov  iv  ^Pdiirj,  fiv  [8\  fehlt  in  A]  didSo%og 
Gacjvog  tov  ygaiifLatLXov,  xal  övyxQOvog  Aiovv6iov  xov  ^AXi- 
xa^a66i(og,  iygaipav  i^xogCav  xax  Sd^og  Ttal  aXXa  xivd. 
*Ö  nXai^xovixTjg  nennen  ihn  Plinius  N.  IL  XXXVII,  5,  19. 
Gellius  N.  A.  V,  14.  VI,  8  und  Clemens  Alex.  Strom.  I  p.  138, 
6  nXai^xavixov  nur  Suidas,  6  IloöaiScDviov  Justinus  Coh.  ad 
Graecos  c.  9  und  Africanus  im  dritten  Buche  der  XQovoyQa- 
fpCai  bei  Euseb.  Praep.  ev.  X,  10,  beide  unabhängig  von 
einander  aus  gemeinsamer  Quelle.  Trotzdem  ist  das  Wort 
wohl  verschrieben,  und  Pleistonikes  war  der  wirkliche  Name 
seines  Vaters,  den  er  nach  römischer  Sitte  appositionell  statt 
eines  Gentile  gebrauchte  (Lehrsp.23f.).  Er  schreibt  sich  selbst 


1)  Vgl.  E.  Lehr 8,  Quaestiones  epicae,  Dissert.  I:  Qnid  Apio  Ho- 
meto  praestiterit.  C.  Müller,  Fragmin,  h.  G.  III  p.  606fr.  Clinton, 
Fasti  Hellenici  III  p.  665  f. 


GEGEN  APION.  357 

in  der  Inschrift  auf  der  Memnonsäule  C.  I.  n.  4742  b  (III  p.  1204) 
^AnCmv  IlXsiötov  . . .  Die  Identität  ist  nachgewiesen  von  Fried- 
länder, Sittengeschichte  Roms  II  S.  147  der  5.  Aufl.  gegen 
Letronnes  Bedenken.  Mox&og  ist  sein  Beiname,  so  stehend, 
dass  er  Schol.  Aristoph.  Paz  778  geradezu  als  Eigenname  er- 
scheint; Vossius  erklärt  den  Namen  richtig  wegen  seines 
Arbeitseifers,  Lehrs'  Auffassung  als  eines  Synonyms  von  ^o^^- 
tixos  ist  grundlos.  Er  war  ein  Aegypter  aus  Oasis,  nannte 
sich  aber  einen  Alexandreer  (Jos.  c.  Ap.  II,  3);  er  selbst  zählte 
sich  zu  den  Berühmtheiten  von  Hellas,  avtbg  savzhv  Tcgoöti- 
^ifl6v  xal  yLOHaQCisL  rr^v  ^jUs^dvögeiav ,  ort  xolovzov  i%Bi  Tto- 
Uxriv  (Jos.  c.  Ap.  II,  12).  Die  Angabe  des  Helikonios  (Sophist, 
Verfasser  eines  Chronikon  bis  auf  Theodosios  d.  6.)  ist 
wohl  Missverständniss  einer  injuriosen  Benennung  nach  dem 
Verse:  K^firsg  asl  ipev6tavy  xaxu  ^rigCa^  ya^tiQsg  agyaC. 
Er  war  Grammatiker  seines  Zeichens  und  Schüler  des  Apollo- 
nios,  Sohns  des  Archibios,  was  Lachmann,  Babrios  p.  XI  wegen 
des  respectvollen  Tons,  mit  dem  ihn  ApoUonios  im  Lezicon 
Homericum  berücksichtigt,  bestreitet:  vielmehr  sei  er  sein 
Lehrer  gewesen.  Ein  anderer  Schüler  von  Apion  war  ^Avxi- 
Q&g  b  xal  ^AxokXoiviog  ^AkB^avSQevg  ygccfiiiarixog  (Suid.  s.  v.). 
Der  Theon,  dessen  Nachfolger  er  war,  ist  nach  Bemhardy 
der  von  Quintilian  III,  6, 48  genannte.  In  speciellem  Verhält- 
niss  stand  er  zu  Didymos  6  (idyag  (geb.  63  v.  Gh.,  gestorben 
unter  Augustus,  nicht  wohl  früher  als  1  n.  Gh.):  d-gejttog  ist 
ein  im  Hause  aufgezogener,  dann  freigelassener  Sklave.  Er 
heisst  Zeitgenosse  des  Dionysios  von  Halikarnassos  (der  noch 
einige  Zeit  nach  7  v.  Gh.  mit  Schreiben  beschäftigt,  18  n.  Gh. 
aber  bereits  todt  war);  er  war  wohl  in  Rom,  als  dieser  noch 
lebte,  also  ganz  zu  Anfang  des  Tiberius:  Lehrs  fasst  die 
Worte  des  Suidas  mit  Recht  so,  dass  Apion  sich  zu  zwei 
verschiedenen  Malen  in  Rom  als  Lehrer  niederliess,  das  erste 
Mal  unter  Tiberius.  Er  war  damals  schon  so  berühmt,  dass 
dieser,  ein  Freund  schwerer  alexandrinischer  Gelehrsamkeit, 
ihn  Gymbalum  mundi  nannte  (Plin.  praef.  §  25).  Die  Schrift 
IIbqI  tilg  ^AtcvxCov  tQVipijg  ist  wohl  eine  ixidsiivgy  durch 
die  Apion,  als  die  Erinnerung  an  den  unter  Tiberius  lebenden 


358  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

Schlemmer  noch  frisch  war,  sich  bekannt  machte.  Die  Ge- 
schichte mit  Androklos  und  dem  Löwen  erlebte  er  selbst  in 
Rom  als  Augenzeuge;  wenn  Lehrs  eine  Erdichtung  insinuirt, 
so  spricht  dagegen  der  unverdächtige  Schluss  ^Postea  vide- 
bamus  Androclum  et  leonem,  loro  tenui  revinctum,  urbe 
tota  circum  tabernas  ire',  die  Vermuthung,  dass  Androklos 
ein  Thierbändiger  von  Profession  war,  liegt  nahe  genug 
(Gell.  N.  A.  V,  14).  Die  Liebe  eines  Delphin  zu  einem  Knaben 
sah  Apion  in  Puteoli;  die  Sache,  in  die  die  griechische 
Phantasie  mehr  hineinlegte  als  darin  liegt,  berechtigt  auch 
nicht  zur  Annahme  einer  Lüge  (Gell,  N.  A.  VII,  8).  Beides 
berichtete  Apion  in  den  Aegyptiaka,  die  also  nach  dem 
ersten  römischen  Aufenthalt  geschrieben  sind.  Apion  erwarb 
sich  seinen  Ruhm  durch  öffentliche  Vorträge,  iixtdaC^eLgy  in 
der  Weise  der  alten  Sophisten,  mit  denen  er  überhaupt  viele 
Aehnlichkeit  hat.  Besonders  waren  es  Reden  über  Homerische 
Poesie.  Seneca  epist.  88:  ^Apion  grammaticus,  qui  sub  Gaio 
Caesare  tota  circumlatus  est  Graecia  et  in  nomen  Homeri 
ab  Omnibus  civitatibus  adoptatus';  die  Stelle,  welche  durch 
Nachbildung  des  Apulejus  sichersteht,  bezieht  Lehrs  auf  Bei- 
legung des  Namens  ^O^i]QLx6g:  aber  das  konnte  nicht  als 
Ehrentitel  beigelegt  werden;  es  ist  wohl  gleich  *ita  ut  nomen 
Homero  daret',  also  „als  Lehrer  zu  Homervorträgen  formlich 
angenommen^^  Er  erwähnt  selbst,  dass  er  in  Ithaka  gewesen 
und  dort  von  Kteson  erfahren  habe  r^t/  räv  fivfiöti^Qcov 
narxeCav  oia  ^v  (Ath.  I  p.  16F),  d.  h.  er  erkundigte  sich 
nach  dem  Ithakesischen  Brettspiel  und  setzte  es  dem  von 
Homer  erwähnten  gleich:  dem  Apion  das  als  Schwindelei 
anzurechnen  ist  kein  Grund.  In  jenen  Homervorträgen  ^aiebat 
Homerum  utraque  materia  consummata,  Odyssea  et  Iliade, 
principium  adiecisse  operi  suo,  quo  bellum  Troianum  com- 
plexus  est;  huius  rei  argumentum  afferebat,  quod  duas  litteras 
in  primo  versu  posuisset  ex  industria,  librorum  suorum  nu- 
merum  continentes'  (mhvlv),  Seneca  epist.  88.  Ein  gewöhn- 
licher Kunstgriff  alexandrinischer  Dichter;  Apion  vergriff  sich, 
indem  er  modernes  Wissen  und  gelehrte  Technik  auf  Homer 
übertrug.    Er  war  nämlich  Krateteer  und  vindicirte  nach  Art 


GEGEN  APION.  359 

dieser  Schule  dem  Homer  alle  mögliche  Gelehrsamkeit;  vgl. 
Achilles  Tatius,  Isag.  in  Aratum  I  p.  124 B  (Petav.):  (tag- 
TVQOvöt  dh  Kgdtrjg  xal  ^Ajcitov  o  nXeiötovCTcriq^  ort  aötgo- 
vo^iog  "Oiirigog.  Suid.  s.  y.  Ildörjg  citirt  ^AnCtov  6  ygaii^ariHog 
iv  tä  negl  Mdyov  als  Zeugen  fiir  den  Heckpfennig  des  Pases, 
wo  der  Artikel  nicht  fehlen  kann;  aber  Cod.  Y  hat  Ilegl 
Mdyov  'XyfiriQog^  woraus  zu  machen  ist  IJegl  fidyov  'Oiirjgov: 
die  Nekyie;  Kirke,  das  Kraut  ficoAt;  boten  Anlass  genug;  und 
bei  der  abergläubischen  Richtung  des  römischen  Publicums 
konnte  diese  Ansicht  auf  Anklang  rechnen.  Zwischen  den 
Schülern  des  Didymos  und  den  Aristarcheern  bestand  ein 
starker  Gegensatz  (Suid.  s.  v.  ^HgccxXeidrig  Ilovttxog)]  Lehrs 
spricht  daher  den  von  Eustathios  benutzten  Homercommentar 
des  'Hgodcagog  xal  ^Atclov^  der  Aristarcheische,  mit  Herodianos 
und  den  Scholia  Veneta  A  am  Nächsten  verwandte  Tradition 
enthält;  dem  Apion  ab.  Apion  war  aber  auch  einer  der 
Ersten,  der  Homerische  Glossen  schrieb,  rxäööai  ^Oiit^ql' 
xal  xaxa  6toi%Blov^  die  ins  Lexicon  Homericum  des 
ApoUonios  und  daraus  in  das  Etymologikon  übergegangen 
sind;  hierin  geht  Apion  sehr  auf  Etymologien  aus,  entgegen 
der  Aristarchischen  Art  Apions  Ruhm  ist  aber  wesentlich 
durch  seine  Homervorträge  begründet  worden.  Von  den  Ale- 
xandrinern wurde  er  40  n.  Ch.  mit  einer  Gesandtschaft  an 
Gajus  Cäsar  betraut,  um  bei  diesem  die  Juden  wegen  wider- 
rechtlicher Anmassung  des  Bürgerrechts  zu  verklagen,  worauf 
diese  den  Philon  an  den  Kaiser  schickten,  um  ihm  entgegen- 
zutreten (Joseph.  A.  J.  XVni,  8, 1).  Erst  bei  diesem  zweiten 
Aufenthalte  in  Rom  hat  Plinius  den  Apion  sehen  können, 
da  er  23  n.  Ch.  geboren  war:  ^adulescentibus  nobis  visus 
Apion'  N.  H.  XXX,  2,  6.  Wahrscheinlich  blieb  Apion  in  Rom, 
wo  er  unter  Claudius  als  Lehrer  thätig  war  und  starb  (Joseph. 
c.  Ap.  n,  13).  Da  Oasis  zum  römischen  Reiche  gehörte,  so 
kann  Apion  kaum  zu  einer  anderen  Zeit  denn  als  kleines 
Kind  bei  der  Bezwingung  der  aufständischen  Thebais  durch 
Cornelius  Gallus  27  v.  Ch.  in  Sklaverei  gerathen  sein;  also 
fällt  sein  Leben  etwa  zwischen  30  v.  Ch.  und  48  n.  Ch. 
^Apion,  Graecus  homo,  qui  Plistonices  est  appellatus,  facili 


360  VORLESUNGEN  ÜEBEB  JOSEPHOS'  BÜECHER 

et  alacri  facundia  fuit',  Gell.  N.  A.  VI,  8.    Durch  eine  Lob- 
schrift  auf  Alezander  bedankte  er  sich,  wie  es  scheint, 
bei  den  Alexandrinern  für  Verleihung  des  Bürgerrechts;  denn 
Alexander  ist  der  xtietrig  der  Stadt.   In  dieser  Lobschrift  kam 
folgender  Passus  vor:   ^Is  cum  de  Alexandri  regis  laudibus 
scriberet,  victi,  inquit,  hostis  uxorem,  facie  incluta  mulierem, 
vetuit  in  conspectum  suum  deduci,   ut   eam  ne  oculis   suis 
quidem  contingeret',  Plin.  ibid.    Er   verstand    es    in   hohem 
Grade,  sein  Auditorium  zu  fesseln,  und  besass  eine  vielseitige 
Gelehrsamkeit:  Mitteris  homo  multis  praeditus  rerumque  Grae- 
carum  plurima  atque  varia  scientia  fuit',  Gell.  N.  A.  V,  14. 
Er  war  sogar  nach  den  Clementinischen  Homilien  V,  2  (die 
sehr  gute  Kunde  über  ihn  bewahrt  haben)  laxQVTcr^g  ovx  afivfi' 
(Tro^,  auch  hierin  den  alten  Sophisten  ähnlich.     Den  Beweis 
geben   die   naturgeschichtlichen   Fragmente   bei  Pli- 
nius,  wenn  auch  ^Apione  grammatico,  qui  de  metallica  me- 
dicina  scripsit'  im  Ind.  auct.  üb.  XXXY  nur  auf  einer  Text- 
entstellung beruht:  H.  Brunn,  De  auctorum  indicibus  Plinianis 
p.  9  hat  mit  Recht  den  Ausfall  von  Timaeo  hisiorico  zwischen 
grammatico  —  qui   angenommen.    In  jener  naturhistorischen 
Schrift  zeigte    sich    freilich   Apion   von    der    ungünstigsten 
Seite:  nicht  nur  war  der  Inhalt  abergläubischer  Natur,  wie 
er    dem    Geschmack    der    Zeit    entsprach,    sondern    diesem 
W^erke   scheinen    auch   die   beiden  Stellen   anzugehören  bei 
Plin.  praef.  §  25:  ^immortalitate  donari  a  se  scripsit,  ad  quos 
aliqua  componebat',  wozu  Plinius  bemerkt,  er  sei  mehr  ^pro- 
priae  famae  tympanum'  als  ^cymbalum  mundi',  und  XXX,  2, 6: 
^Quaerat  aliquis,  quae  sint  mentiti  veteres  Magi,  cum  adules- 
centibus  nobis  visus  Apion  grammaticae  artis  prodiderit  Oy- 
nocephaliam    herbam,    quae    in  Aegypto  vocaretur  Osiritis, 
divinam  [divina  vi?]   et  contra  omnia  veneficia:  sed  si  tota 
erueretur,  statim  eum,  qui  eruisset,  mori.    Seque  [hier  muss 
nothwendig  ein  *ea'  eingeschaltet  werden]  evocasse   umbras 
ad  percontandum  Homerum,  quanam  patria  quibusque  paren- 
tibus   genitus    esset,    non    tarnen    ausus  profiteri,    quid  sibi 
respondisse  diceret  [respondisset  de  ea  re?].'    Da  die  letzten 
Worte  die  des  Plinius  sind,  so   bezeugt  Apion  sich  selbst 


GEGEN  APION.  361 

eigentlich  nur  einen  misslungenen  abergläubischen  Versuch^ 
der  ihn  interessant  machen  sollte.  Begreiflich  aber  ist  es,  dass 
man  nach  Lehrs'  Vorgänge  den  Apion  als  einen  leichtfertigen 
und  prahlerischen  Menschen  zu  betrachten  gewohnt  ist. 

Das  Schriftenverzeichniss  und  die  historischen  Frag- 
mente des  Apion  ordne  ich  anders  als  Müller,  indem  ich  den 
Satz  als  Richtschnur  nehme,  dass  ein  Schriftsteller,  so  lange 
nicht  das  Gegentheil  bewiesen  ist,  vermuthlich  eine  und  die- 
selbe Schrift  des  Apion  benutzt  haben  wird,  sowie,  dass  die 
von  einem  Schriftsteller  entlehnten  Stellen  in  nicht  zu  weit 
von    einander    entlegenen    Stellen    des    Apion'schen  Werkes 
zu  suchen  sein  werden. 
AlywttLaxäv  ßißkot  s\ 
I.   fr.  11.  8^ 
II.   fr.  8». 

III.  fr.  1.  3,  4.  14. 

IV.  fr.  2.  7.  31. 

V.   fr.  25.  10.  9.  5.  6. 
^lötogCa  xar'  idvog,  « 

Plin.  N.  H.  praef.  §  25  (fehlt  bei  Müller),  fr.  28».  [30  be- 
ruht auf  unwahrscheinlicher  Gonjectur,  da  der  Name 
des  Apion  im  Ind.  lib.  XXIV.  fehlt.]  29.  13.  12. 
Katcc  ^lovSaCföv  ßißktov. 

fr.  15.  16.  17.  18.  19.  20.  21.  22.  23.  24. 
De  Alexandri  regis  laudibus. 

fr.  26. 
TIbqI  xijg  ^AniTiCov  tgvipijg. 

fr.  27. 
IIsqI  'PcDiiaimv  diaX^xtov. 
IIsqI  6%oi%bI(qv, 

IIsqI  (idyov  'Oftijpot;  (daraus  ist  fr.  28). 
Commentarii  in  Uomerum. 
rkä60av  'OfiriQtxal  Tcatä  fSxoi%BlQv. 
Commentarii  in  Aristophanem  (hierher  gehört  fr.  32). 
A  lyvnr  laxä   (so    der   eigentliche  Titel),    bei  Clem. 
Strom.  I  p.  138  Alytmttaxccl  IctoQlai^  bei  Gell.  X,  10  libri 
Aegyptiaci  genannt ,  umfassten  fünf  Bücher  (Tatian.  Or.  ad 


362  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSBPHOS'  BüECHER 

6r.  59).  Im  dritten  Buche  erwähnte  er  nach  Josephos  (fr.  1) 
den  Moses,  den  er  nach  fr!  3  unter  Eonig  Bokchoris  752/751 
y.  Gh.  die  Juden  aus  Aegjpten  führen  Hess.  Dagegen  soll 
er  nach  fr.  2  (aus  Africanus  und  lustinus  Martyr)  den  Aus- 
zug im  vierten  Buche  unter  Amosis^  einen  Zeitgenossen  des 
InachoS;  gesetzt  haben.  Müller  leitet  deshalb  fr.  3  aus  der 
Schrift  gegen  die  Juden  her^  wo  er  judenfeindlicbe  Quellen 
benutzt  habe,  und  erklärt  das  eine  Buchcitat  für  verschrieben. 
Allein  Josephos  polemisirt  in  den  Büchern  gegen  Apion 
gegen  zwei  Schriften  desselben,  erst  gegen  die  Alyvntiaxa^ 
und  der  Zusammenhang  lehrt,  dass  Alles  bis  zum  Schluss 
von  n,  13  sich  auf  diese  bezieht,  dann  gegen  die  Schrift 
gegen  die  Juden,  die  es  nur  mit  den  Alexandrinischen  Juden 
zu  thun  hatte:  jene  Stelle  aber  steht  II,  2.  Vielmehr  haben 
Justin  und  Africanus  nachlässig  citirt,  wie  das  wortlich  er- 
haltene Slück  bei  Clemens  lehrt:  Apion  redete  nur  von  der 
Zeit  des  Amosis,  unter  dem  der  Auszug  nicht  der  Juden, 
sondern  der  Hyksos  erfolgte,  d.  i.  etwa  1667.  Er  sprach  also 
im  vierten  Buche  von  eingr  1000  Jahre  früheren  Zeit  als 
im  dritten.  Anstatt  die  gutbezeugten  Zahlen  zu  ändern,  hat 
man  vielmehr  daraus  zu  folgern,  dass  nicht  durch  das  ganze 
Werk  ein  chronologischer  Faden  ging.  Im  fünften  Buche 
stand  die  Geschichte  von  Androklos  und  dem  Löwen  (fr.  5) 
und  die  von  der  Liebe  eines  Delphins  zu  einem  Knaben  in 
Puteoli  (fr.  6);  die  Vermuthung  von  Lehrs,  letztere  Geschichte 
sei  von  Apion  bei  Gelegenheit  eines  anderen  Beispiels  von 
einem  solchen  Delphin,  der  sich  imter  Ptolemäos  II.  in  Ale- 
xaudrien  zeigte  (Aelian.  N.  A.  VI,  15  iin.),  erzählt  worden,  ist 
sehr  ansprechend;  nur  darf  daraus  nicht  gefolgert  werden, 
das  fünfte  Buch  habe  die  Ptolemäergeschichte  bebandelt, 
und  das  fr.  5  sei  also  nur  Excurs  zu  einem  in  fr.  6  vor- 
liegenden Excurse.  Vielmehr  handelt  es  sich  hier  um  eine 
Apologie  des  Thierdienstes,  den  Apion  durch  Beispiele  ort 
q)ikdvd'Q(07ca  xa  ^aa  aus  neuerer  Zeit  zu  begründen  suchte: 
dieser  also  kam  im  fünften  Buche  vor.  Die  Oekonomie  des 
Werkes  erhält  ihren  Aufschluss  aus  der  Anordnung  der 
Schriften  des  Manethos  von  Sebennytos,  der  Hauptfund- 


GEGEN  APION.  363 

grübe  der  Späteren  über  ägyptische  Dinge.  Dieser  schrieb 
erstens  Jtiyvjcriaxä,  ein  rein  annalistisches  Werk;  in  drei 
Büchern ;  deren  erstes  vom  Anfang  der  Dinge  bis  auf  die 
Blüthe  von  Theben  unter  der  zwölften  Dynastie,  das  zweite 
bis  zur  Einnahme  von  Troia,  das  dritte  bis  auf  die  Erobe- 
rung Aegyptens  durch  Ochos  ging:  in  diesem  dritten  Buche 
kam  Bokchoris  vor,  wie  bei  Apion.  Dann  schrieb  derselbe 
ein  Werk  JJeqI  agxcctö^ov  xal  evöeßsiag^  d.  i.  über  das 
alte  Leben  und  die  alten  Gebräuche  der  Aegypter,  und  über 
ihren  Götterdienst:  in  diesem  erzählte  er  nach  fr.  83  (bei 
Müller  II  p.  615)  die  Abschaffung  der  Menschenopfer  durch 
jenen  alten  König  Amosis.  Ich  glaube  also,  dass  Apion 
seinem  Werke  jene  beiden  Manethonischen  zu  Grunde  gelegt 
hat  und  ihnen  auch  in  der  Oekonomie  gefolgt  ist,  so  dass 
er  in  den  ersten  drei  die  Eönigsannalen,  im  vierten  Alter- 
thümer  und  Opferwesen  und  Feste  der  Aegypter  behandelt 
hat:  den  Abschnitt  jcsqI  aQxaVöfiov  eröffnete  er  im  vierten 
Buche  ganz  passend  mit  Aufführung  der  Synchronismen 
zwischen  griechischer  und  ägyptischer  Geschichte  und  setzte 
hier  den  Amosis  der  Zeit  nach  dem  luachos  gleich.  Im 
fünften  Buche  gab  er  vielleicht  eine  andere  Manethonische 
Schrift,  'IsQcc  ßißlog,  über  die  Theologie  der  Aegypter, 
dem  Inhalte  nach  wieder.  So  erklärt  sich  auch,  warum  aus 
den  letzten  beiden  Büchern  mehr  erhalten  ist  als  aus  den 
drei  ersten:  der  Inhalt  jener  hatte  grösseres  Interesse  als 
die  trocknen  Annalen.  Am  gerechtesten  scheint  das  Urtheil 
von  Gellius  N.  A.  V,  14:  Eins  libri  non  incelebres  fuerunt, 
quibus  omnium  ferme,  quae  mirifica  in  Aegypto  visuntur 
audiunturque  historia  comprehenditur;  sed  in  his,  quae  audi- 
visse  vel  legisse  sese  dicit,  fortasse  a  vitio  studioque  osten- 
tationis  fit  loquacior:  est  enim  sane  quam  in  praedicandis 
doctrinis  suis  venditator.  Die  Berühmtheit  der  Bücher  be- 
stätigt Tatian.  Or.  ad  Graecos  59,  der  ihn  mit  Bezug  darauf 
avriQ  doxipoiratog  nennt.  Zum  Theil  verdankte  er  dies  gewiss 
der  stark  rhetorischen  Färbung  seiner  Erzählung  und  seiner 
anmuthigen  Darstellungsweise:  beides  tritt  in  der  allerliebsten 
Geschichte  von  Androklos  und   dem   Löwen  (fr.  5)  deutlich 


I 


364  VOELESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS*  BÜECHER 

hervor.  Aber  zum  Theil  doch  auch  seinem  Forscherfleisse: 
TCSQteQyotatos  ygaiiiutttTuSv  nennt  ihn  deshalb  Africanus  im 
dritten  Buche  XQOvoyQatptäv  bei  Eusebios  Praep.  ev.  X,  10 
p.  490B.  Trotz  der  nur  fünf  Bächer  war  der  Inhalt  des 
Werkes  ein  sehr  reichhaltiger:  es  erzählte  nicht  nur  die  Ge- 
schichte des  Landes,  und  zwar,  wie  man  aus  den  frr.  1.3.4.14 
über  den  Auszug  der  Juden  sieht;  sehr  ausführlich,  sondern  be- 
schrieb auch  die  Wunder  seiner  Denkmäler,  wie  des  Labyrinthes 
und  der  Pyramiden  (fr.  8),  Wissen  und  Weisheit  der  Aegypter 
(fr.  7),  den  Gotterdienst  (fr.  25),  besonders  eingehend  den  Thier- 
dienst  (fr.  10),  und  streute  in  Form  von  Excursen  Geschichtchen 
ein,  durch  die  Auffälliges,  was  in  Aegypten  vorkam,  erläutert 
werden  sollte,  wie  fr.  5.  6.  11.  31.  Müller  leitet  aus  den 
Aegyptiaka  auch  noch  die  von  Plinius  im  31.  und  32.  Buche 
erhaltenen  frr.  12  und  13  (über  Naturwunder)  her,  Lehrs 
sogar  sämmtliche  Fragmente  bei  Plinius,  und  nimmt  deshalb 
an,  das  Werk  habe  auch  Seltenheiten  von  Pflanzen,  Thieren 
(nicht  bloss  ägyptischen)  und  Gewässern  behandelt:  allein 
Plinius  hat  die  Aegyptiaka  nur  in  den  Büchern  35 — 37  be- 
nutzt, in  den  Büchern  30 — 32  augenscheinlich  irgend  ein 
anderes  Werk  des  Apion.  Das  Werk  empfahl  sich  durch 
Zusammenstellung  einer  reichlichen  vkrj  CötOQixi^  aus  Quellen- 
schriftstellern, die  namentlich  aufgeführt  waren.  Yon  solchen 
citirt  er  selbt  fr.  2  den  ntoX£(iatog  6  Msvd'qöiog  iv  totg 
XQovoig^  fr.  4  schöpft  er  aus  Av6i^axog;  nahe  Verwandtschafb 
mit  Manethos' Angaben  verräth  fr.  11.  Dann  berief  er  sich 
auf  die  einheimische  Tradition;  er  sagte  (fr.  1):  McoviSfjgy  mg 
fficovfSa  ^tccQcc  rmv  TCQSfSßvtSQcav  xAv  AlyvTtxCmv^  ^v  ^HXiov- 
%oXCxrigj  weswegen  ihn  Josephos  verhöhnt,  „als  ob  diese 
Zeitgenossen  des  Moses  gewesen  seien'':  aber  er  drückte  sich 
nur  geziert  aus,  wohl  die  Ausdrucksweise  des  Herodot  nach- 
ahmend, die  Angabe  selbst  beruht  auf  Wahrheit  Vor  Allem 
referirte  er  treu  die  IbqoX  Xoyov^  die  priesterliche  Tradition 
der  einzelnen  Städte,  die  er  an  Ort  und  Stelle  erkundet 
hatte:  von  Heliopolis  spricht  er  als  Augenzeuge  fr.  1,  auf 
der  Memnonsäule  in  Theben  hat  er  die  bischrift  hinterlassen 
(C.  L  G.  n,  4742b)  'Jmcov  niUexov  . . .  |  ^xovöa  tgCg^  eine  der 


GEGEN  APION.  365 

frühesten,  da  die  älteste  datirte  erst  aus  Neros  Zeit  ist,  von 
seinem  Verkehr  mit  den  Priestern  von  Hermupolis  handelt 
fr.  10:  ^Xiysi  d%  ^AnC(Qv  Tcal  indyBrai  xovg  iv  ^Eq^iov  nokai, 
[sQsag  iid(ftvQag^  diixvvvtag  ot  Ißiv  ä^dvaxov  rot;ro  (ikv  ovv 
xal  ixsivG)  doxst  trjg  dXri^siag  a<ps0tdvai  ndfiTtoXv,  xal  ifiol 
dh  ndvtmg  av  xal  xazsfpaCvBto  i^svöig^  ei  xal  ixsivm  doxaf 
(Aelian.  N.  A.  X,  29).  Mit  mehr  Recht  als  hier  äussert  Aelian 
Zweifel  Qber  Apions  Zuverlässigkeit  fr.  11,  wo  dieser  bei 
Gelegenheit  eines  yierkopfigen  Wundervogels,  der  sich  unter 
einem  der  ältesten  Pharaonen  gezeigt  hatte,  sich  auf  die 
Sage  berief,  dass  an  einigen  Orten  die  Hirsche  vier  Nieren 
haben  sollten:  ^sl  fi^  xa^atevexai^  fügt  Aelian  N.  A.  XI,  40 
hinzu.  Es  geht  daraus  hervor,  dass  Apion  ängstlich  bemüht 
war,  die  Treue  der  einheimischen  Annalen  zu  retten  und 
dazu  zu  dem  Aberglauben  seiner  Zeit,  den  er  getheilt  haben 
wird,  seine  Zuflucht  nahm.  Aehnliche  Portenta  kommen 
auch  in  den  Auszügen  des  Manethos  vor;  hier  an  der  fides 
des  Apion  zu  zweifeln  fehlt  jeder  Grund.  Auf  Aelians  kri- 
tische Anwandlung  mit  Lehrs  grosses  Gewicht  zu  legen,  ist 
bei  seinem  sonstigen  Köhlerglauben  kaum  erlaubt:  sie  wird 
um  so  verdächtiger,  da  er  gerade  an  Apion  die  stärksten 
Plagiate  begangen  hat.  In  der  That  scheint  der  Abschnitt, 
in  dem  Apion  die  zum  ägyptischen  Thierdienste  gehörigen 
tsQol  koyoL  feierte,  von  Aelian  vollständig  in  seine  Thier-- 
geschichte  aufgenommen  worden  zu  sein:  diese  Beste  ver- 
rathen  grosse  Gelehrsamkeit  (die  Oitate  aus  Manethos  sind 
gewiss  daher),  der  Inhalt  ist  durchaus  ein  achtes  Product 
ägyptischen  Geistes,  diese  Thiersagen  hängen  durchaus  innig 
mit  der  Religion  des  Volkes  zusammen  und  gehen  wohl 
grosstentheils  in  das  höchste  Alterthum  zurück,  der  Grund- 
fehler der  Darstellung  ist  nur  eine  verkehrte  apologetische 
Tendenz.  Dies  scheint  überhaupt  der  Hauptfehler  des  Werkes 
gewesen  zu  sein,  begreiflich  bei  dem  Repräsentanten  eines 
Volkes,  das  Griechen  und  Römer  als  Barbaren  zu  betrachten 
gewohnt  waren  und  das  sich  selbst  als  das  älteste  Culturvolk 
der  Erde  wusste.  Gerade  dies  hat  die  abfälligsten  Urtheile 
herausgefordert:    die   Untrüglichkeit    der    alten    ägyptischen 


366  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS*  BUECHER 

Aerzte  in  der  Prognose  sachte  er  (fr.  31)  durch  ein  Geschicht- 
chen von  der  Kunst  der  fistofTCOfSKOTtoi  zu  illustriren  (Phy- 
siognomik und  Schädeilehre  waren  gewiss  zu  Apions  Zeit 
sehr  in  Mode),  welches  Plinius  N.  H.  XXXV,  10, 36  mit  einem 
^incredibile  dictu'  begleitet  Dieser  äussert  sich  überhaupt 
am  schärfsten  über  Apion,  und  gerade  Apion  ist  seine  Haupt- 
quelle. Er  citirt  ihn  N.  H.  XXXVI,  12,  17  unter  den  Schrift- 
steilem,  die  über  die  Pyramiden  geschrieben,  an  letzter 
Stelle,  weil  er  die  Kunde  aller  früheren  Schriftsteller  eben 
diesem  verdankt,  und  es  unterliegt  kaum  einem  Zweifel, 
dass  Alles,  was  er  in  den  letzten  Büchern  über  die  Bauten 
der  alten  Aegypter  gesagt  hat,  aus  Apion  entlehnt  ist. 
Diese  Nachrichten  machen  aber  durchweg  einen  günstigen 
Eindruck,  sie  verrathen  nicht  nur  umfassende  gelehrte  Kunde, 
sondern  gehören  auch  zu  dem  Besten,  was  uns  über  jene 
Bauten  überliefert  ist  Plinius  urtheilt  als  der  superkluge 
Romer,  der  mit  abfalligen  Urtheilen  starke  Plagiate  zu 
decken  sucht:  die  Romer  hatten  ein  begreifliches  Yorurtheil 
gegen  die  sich  breitmachende  Weisheit  der  Aegypter,  aber 
Plinius  hat  mit  seiner  anilis  sapientia  weniger  Recht,  es  zu 
äussern,  als  viele  Andere.  Der  Aegypter  zeigte  sich  besonders 
in  der  Apologie  der  Theologie  der  Aegypter,  besonders  des 
Thierdienstes;  Tatian.  Or.  ad  Graecos  44  sagt:  Tag  nsgl 
räv  xar'  Atyxmtov  d'säv  do^ag  i%ov%Bg  staQ^  iavrov^  mg 
ad'scarärovs  r^^äg  ixxrjQvöösrs  ^  seine  Schrift  (nicht  die  xatd 
^lovdaicov,  die  Tatian  nicht  kennt,  sondern  die  Alyvjtriaxd) 
mit  der  euhemeristischen  des  Leon  zusammenstellend.  Er 
muss  also  durch  irgend  eine  Speculation  ihre  Realität  in 
Frage  gestellt  haben.  Nun  ist  in  den  Clementinischen  Ho- 
milien  dem  Apion  eine  auf  guter  Tradition  beruhende,  ein- 
gehende und  gelehrte  Auseinandersetzung  der  griechischen 
Götterlehre  in  den  Mund  gelegt,  in  der  das  ganze  Pantheon 
auf  physiologische  Weise  erklärt  wird.  Wahrscheinlich  ist 
das  aus  der  von  Tatian  gelesenen  Stelle  geschöpft  und  acht  . 
Apion  fand  also  das  Göttliche  in  der  Natur  und  in  der 
Schöpfung  wieder,  und  ging  darauf  aus,  die  Spuren  des 
Geistigen  und  Ewigen  auch  in  der  unvernünftigen  Schöpfung 


GEGEN  APION.  367 

nachzuweisen:  daher  die  vielen  IsqoI  koyov  von  der  Klug- 
heit der  Thiere,  die  er  durch  die  Beispiele  aus  seiner  Zeit 
vom  Löwen  und  Delphin  den  Griechen  näher  zu  bringen 
suchte.  Auf  diese  Weise  suchte  er  den  diesen  so  besonders 
anstossigen  Thierdienst  zu  begründen.  Die  physikalische  Er- 
klärung der  ägyptischen  Mythologie  ist  in  der  That  die  allein 
zulässige  und  verräth  eine  richtige  Erkenntniss.  Schwächer 
zeigte  sich  Apion  in  nichtägyptischen  Dingen:  die  Nachricht' 
des  Timäos,  dass  Karthago  und  Rom  in  einem  Jahre  ge- 
gründet seien,  verstand  er  falsch  und  übertrug  das  Catonische 
Gründungsjahr  Roms  auf  Karthago  (fr.  3),  über  die  ältere 
jüdische  Geschichte  zeigte  er  sich  sehr  unwissend,  indem  er 
ihren  Auszug  in  das  Jahr  752  herabrückte  (ib.),  offenbar, 
weil  die  Yolkssage,  wie  sie  Lysimachos  erzählte,  den  Pharao 
Bokchoris  nannte  und  Apion  diesen  in  dem  gleichnamigen 
Könige  der  24.  Dynastie  wiederfand;  er  folgte  der  verbrei- 
tetsten  ägyptischen  Tradition,  die  die  Juden  zu  einer  Schaar 
mit  Hautkrankheiten  geschlagener  und  darum  ausgestossener 
Aegypter  machte  (fr.  14,  das,  wie  der  Zusammenhang  bei 
Josephos  zeigt,  nicht  aus  der  Schrift  gegen  die  Juden  ist), 
und  gab  die  Erfindung  des  ägyptischen  Yolkshasses  wieder, 
dass  sie  am  siebenten  Wanderungstage  geruht  und  den  Tag 
öaßßatov  genannt  hätten:  to  yag  ßovßävog  aXyog  xalovöiv 
AlyvTCtLOi  öaßßdtcDöiv  (fr.  4).  Daneben  aber  waren  ihm  ein- 
zelne Brocken  der  biblischen  Berichte  zugekommen^  z.  B.  dass 
Moses  vierzig  Tage  auf  dem  Sinai  gewesen  (ibid.);  beide 
Stücke  gingen  unvermittelt  neben  einander  her,  was  Josephos 
geschickt  benutzt  hat,  um  den  Apion  aus  sich  selbst  zu 
widerlegen.  Trotz  der  Schwäche  gerade  dieser  Partie  ist 
Apion  Hauptquelle  der  Römer  über  die  Juden  geworden; 
was  Tacitus  Hist.  V,  2 — 10  über  ihre  Geschichte  hat,  geht 
grösstentheils  auf  Apion  zurück.  Es  war  also  in  der  That 
für  Josephos  wichtig  genug,  gerade  die  Alyunriaxa  des  Apion 
zu  widerlegen.  Plinius  hat  noch  ein  zweites  Werk  des  Apion 
allgemeineren  Inhalts  benutzt,  in  welchem  von  Naturwun- 
dern verschiedener  Gegenden  die  Rede  war  (im  30.— 32.  Buche). 
Hierfür  war  bisher  kein  Titel  bekannt,  während  Suidas  von 


368  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

deu  Schriften  des  Apion  einzig  die  ^lötoQia  xar'  i&vog 
nennt;  die,  wenn  der  Titel  vollständig  wäre,  sich  mit  der 
ganzen  übrigen  Schriftstellerei  des  Apion  schlecht  vertragen 
und  eine  Verwechselung  mit  Appianos  nahe  legen  würde, 
um  so  mehr,  da  kein  einziges  der  vielen  Fragmente  hinein 
passen  würde.  Wiederum  giebt  die  Analogie  der  Manetho- 
nischen  Schriftstellerei  Aufschluss;  dieser  schrieb  eine  rmv 
^vöcxäv  ijCLtofi'qj  in  der  er  in  der  belebten  Schöpfung 
die  Symbole  des  Göttlichen  nachzuweisen  suchte;  daraus  ist 
fr.  80  (bei  Müller  II  p.  614):  alvlrxEö^al  xb  avtovg  (Sonne 
und  Mond)  dtd  ts  xavd-aQOv  xal  äQaxovtog  xal  UQoxog  xal 
akXcov,  Das  kehrt  aber  gerade  bei  Apion  fr.  29  wieder: 
^Aegypti  magna  pars  scarabaeos  inter  numina  colit,  curiosa 
Apionis  interpretatione,  qua  colligat  solis  operum  similitu- 
dinem  huic  animali  esse,  ad  excusandos  gentis  ritus.'  Also 
wird  wohl  auch  die  Schrift  des  Apion  von  verwandter  Ten- 
denz gewesen  sein,  eine  Zusammenstellung  von  wunderbaren 
Erscheinungen  in  der  belebten  und  unbelebten  Natur,  nur 
dass  Apion  sich  nicht  auf  Aegypten  beschränkt  hat.  Also 
war  der  wahre  Titel  wohl  9v6txmv  löxoQla  xax  i^vog^ 
und  das  Werk  bildete  eine  Ergänzung  zu  seinen  Studien 
über  ägyptische  Theologie.  Die  Schrift  gegen  die  Juden 
kennt  Clemens  Strom.  I  p.  138  ^xaCxov  (piXoac6x9i]li6v<og  itgog 
^Eßgaiovg  diaxeifisvog  axs  Alyürniog  xo  yivog^  c&g  xal  xaxä 
^lovdaimv  öwxd^aöd-ai,  ßvßXiop^]  aber  die  Kirchenväter  kennen 
sie  nur  vom  Hörensagen;  Africanus,  der  sie  im  dritten  Buche 
der  Chronographien  citirt,  hat  nur  die  Stelle  des  Clemens 
flüchtig  excerpirt.  Die  Clementinischen  Homilien  V,  20  wissen 
von  Apion  stoXXa  ßyßXCa  otaxä  xmv  ^lovda^mv  yayQaq)dvaL  (viel- 
leicht Reminiscenz  an  die  Angriffe  auch  im  dritten  Buche 
der  Alyrncxiaxa).  Unsere  Kenntniss  beruht  auf  Josephos,  der 
von  c.  Apion.  II,  4  bis  11, 13  die  Schrift  widerlegt.  Er  sagt 
über  Apion  II,  1:  xa  (ikv  yag  i0xt  xäv  xrsc  avxov  yeyQaiiiii- 
v(ov  xotg  vn^  aXloig  el^^Livoig  ofAoi^a^  xa  d\  kCav  ifvxQmg 
7CQ06i%^xBv^  xa  TtXstöxa  8h  ßcofAoXox^av  i%Bi,  xal  noXXi^v^  ei 
Sst  xdXfidig  eixetv,  anaidsv^Cav  mg  av  vn  av&Qcmov  övy" 
xsifisva  xal  q>avXov  xov  xqoxov  xal  nagä  ndvxa  xhv  ßiov 


GEGEN  APION.  369 

ox^ccysiybv  yByovoxa,  Apion  hasste  als  Aegypter  die  Juden: 
,,ApioQ  gehörte  einem  geschlossenen  Volke  an,  und  von  ihm 
ist  die  Verachtung  für  Ahnenlose  begreiflich''  sagt  Niebuhr^ 
Rom.  Gesch.  I S.  7.  Dagegen  sagt  Bunsen^  Aegjpten  I S.  127  (der 
u.  A.  Apion  mit  Justus  von  Tiberias  yerwechselt):  „Jose- 
phos'  Gegenschrift  ist  nicht  allein  eine  schlagende  Wider- 
legung, sondern  überhaupt  eine  der  geistreichsten  und  ge- 
lehrtesten Streitschriften  aller  Zeiten."  Die  Wahrheit  ist, 
dass  Josephos  ein  geschickter  Fechter  ist  und  es  versteht, 
Sätze  seines  Gegners  herauszugreifen,  aus  dem  Zusammen- 
hang gerissen  mit  anderen  ebenfalls  aus  dem  Zusammenhang 
gerissenen  zu  vergleichen,  den  Gegner  so  in  Widerspruch  mit 
sich  selbst  zu  verwickeln  und  nun  siegreich  zu  widerlegen, 
darauf  rechnend,  dass  der  Leser  das  Original  nich  nachlesen 
werde.  Die  Streitschrift  befasste  sich  nur  mit  den  Alexan- 
drinischen  Juden,  die  als  solche,  die  am  Marke  des  Landes 
sogen,  den  Aegyptem  ein  Greuel  waren  und  sich,  wie  diese 
vermuthlich  mit  Recht  behaupteten,  das  Alexandrinische 
Bürgerrecht  anmassten.  Die  Schrift  erörterte  zuerst  die 
Rechtstitel  der  Juden,  die  PräJudicien,  die  gegen  sie  sprachen^ 
an  ihrer  Geschichte  (II,  4 — 5);  hier  stellt  sich  Josephos 
dumm  und  behandelt  die  Präjudicialßllle  so,  als  rechne  Apion 
diese  den  Juden  zum  Schimpfe  an:  ^Ek^ovxB^  anb  SvQiaq 
äxriöav  xgbg  akCyi^Bvov  %aka00av^  yairviaCavteg  tatg  täv 
xviuitcDv  ixßoXatg  (II,  4),  d.  h.  hier  wohnten  die  Juden  An- 
fangs aus  freien  Stücken:  wie  können  sie  sich  beschweren, 
dass  die  Alexandriner  sie  jetzt  wieder  in  diesen  ihren  Ghetto 
intemiren  wollen?  „Was  können  sie  davor?"  fragt  Josephos. 
Onias  und  Dositheos,  die  Feldherren  der  Eleopatra,  schliessen 
(145  V.  Gh.)  fSvfißdfSHg  mit  Ptolemäos  Physkon  —  ^iieroc 
xcAta  ^Ovlag  ixl  xr^v  noXiv  ijyayB  ötQUtbv  okCyov^  ovtog 
ixst  &dQ(iov  tov  naQCL  'PtofiaCav  TCQSößsvtov  xal  Tcagovrog* 
(II,  5),  d.  h.  Apion  sagte,  diese  Judenhelden  hätten  sich  zwei- 
deutig benommen,  und  dadurch  hätten  die  Juden  ihr  Bürger- 
recht, *ge8etzt  selbst  sie  hätten  es  bei  der  Gründung  erhalten, 
verwirkt:  dies  sei  unter  den  Augen  des  römischen  Gesandten 
vorgegangen,  also  sei  die  Sache  auch  römischerseits  constatirt, 

V,  GuTSCHKiD,  Kleine  Sohriflen.    IV.  24 


370  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BüECHEE 

Josephos  faselt  von  der  Loyalität  und  dem  Heldenmuth  des 
Eselmanns,  und  erzählt,  um  zu  rühren,  die  apokryphe  Le- 
gende, die  den  Inhalt  des  dritten  Makkabäerbuches  bildet, 
als  Eutlastungsbeweis.  „Eleopatra  erkannte  das  Recht  der 
Juden  nicht  an^'  (II,  5);  das  macht,  sagt  Josephos,  den  Juden 
nur  Ehre,  denn  sie  war  ein  unmoralisches  Frauenzimmer. 
„Germanicus  überging  bei  einer  Komvertheilung  unter  die 
Alexandrinischen  Bürger  die  Juden^^  (II,  5).  Das  that  er,  sagt 
Josephos,  nicht  um  sie  zu  beschimpfen,  sondern  weil  er  nicht 
genug  Getreide  hatte.  Im  zweiten  Theile  suchte  nun  Apion 
nachzuweisen,  dass  die  Juden  nicht  dieselben  Sacra  wie  die 
Alexandriner  hätten  und  also  auch  darum  ihre  Ansprüche 
auf  Mitbürgerschaft  unbegründet  seien.  Zuerst  beschuldigte 
sie  Apion  bei  Gajus  Cäsar  wegen  Verweigerung  der  adoratio 
der  kaiserlichen  Bilder  (II,  6).  Hier  ist  Josephos  vielleicht  am 
meisten  im  Recht,  gerade  hier  aber  ist  seine  Vertheidigung 
am  schwächsten:  er  getraut  sich  vor  Domitianus  nicht  die 
Wahrheit  zu  sagen.  Zur  Verstärkung  erzählte  Apion  dann 
die  landläufigen  Geschichtchen  von  der  ci&eoxris  und  iJLtösXXfi' 
via  der  Juden  (II,  7 — 10),  vorzüglich  nach  Poseidonios  und 
ApoUonios  6  Molavog^  beide  Stoiker,  beide  aus  Rhodos  (wo 
als  in  einer  grossen  Handelsstadt  die  Antipathie  gegen  die 
Juden  besonders  stark  sein  mochte),  von  denen  jener  in  der 
Geschichte  des  Antiochos  Epiphanes  über  sie  gesprochen, 
dieser  eine  eigene  Schrifb  gegen  sie  geschrieben  hatte.  Auf- 
fallender Weise  kommt  hier  keine  Spur  der  ägyptischen 
Sagen  vor,  theilweise,  weil  auf  den  Kaiser  und  die  vornehmen 
Römer  gewirkt  werden  sollte,  mit  denen  jene  beiden  Männer 
wohl  bekannt  gewesen  waren;  vielleicht  ist  es  aber  doch  ein 
Beweis,  dass  damals  Apion  seine  Studien  zu  den  Jtiytncttaxa' 
noch  nicht  gemacht  hatte,  diese  also  nach  40  geschrieben 
waren.  Das  Märchen  vom  Eselskopf,  den  die  Juden  im 
ädvtov  ihres  Tempels  anbeteten,  wie  bei  der  Einnahme  durch 
Antiochos  IV.  herausgekommen  sei,  und  das  vom  Opfer  eines 
Griechen  durch  die  Juden,  sowie  die  ynöiXkrivsg  opiM)^,  sind 
keineswegs  Erfindungen  des  Apion,  wie  Josephos  vorgiebt, 
sondern  weitverbreiteter  Volksglaube,  der  auch  bei  den  Römern 


GEGEN  APION.  371 

allgemein  geglaubt  wurde.  Im  dritten  Tbeile  stellte  Äpion 
die  Juden  als  ein  Volk  hin,  das  auch  aus  seinem  bürgerlichen 
Verhalten  kein  Recht  auf  Beachtung  ableiten  könne.  Es  sei 
stets ;  mit  Tacitus  zu  reden  ^  dispectissima  pars  servientium 
gewesen,  und  zwar  seien  die  Schläge,  die  es  getroffen,  gott- 
liche Strafen  für  seine  «^«otiys  (II,  11):  Josephos'  Einwand, 
das  sei  ein  Unglück,  keine  Schande,  trifft  nicht  den  Haupt- 
vorwurf Apions,  Bürgertugend  sei  ihnen  etwas  Fremdes.  Sie 
hätten  keine  berühmten  Männer  auf  geistigem  Gebiete  auf- 
zuweisen, keinen  Sokrates,  Zenon,  Kleanthes:  diese  Nennung 
von  lauter  Philosophen  beweist,  dass  Apion  für  die  ganzen 
allgemeineren  Partien  seiner  Schrift  die  eines  Stoikers,  ver- 
muthlich  des  Molon,  zu  Grunde  gelegt  hat:  auch  der  Juden- 
feind Chäremon,  der  AiyvTCttaxd  schrieb,  war  ein  Stoiker. 
Sich  selbst  brachte  Apion  wohl  nicht  ganz  so  plump  an, 
wie  Josephos  II,  12  ihm  imputiri  Endlich  wies  er  mit  Spott 
auf  ihre  äXloxota  id"i]  xal  vofAv^a  hin,  den  Abscheu  vor 
Schweinefleisch  und  die  Beschneidung  (II,  13).  Auch  hier 
ist  der  Weg  des  Josephos,  den  Apion  durch  Hinweis  auf  die 
ägyptische  Beschneidung  ad  absurdum  zu  führen,  ein  Schleich- 
weg: zwischen  den  Alyvnxtot,  und  den  ^Aks^avögetg  war  ein 
himmelweiter  Unterschied,  und  Apion  trat  eben  hier  durch- 
aus als  ^Aks^avSQBvq  auf  und  wendet  sieb  an  ein  griechisch- 
römisches, nicht  ein  ägyptisches  Publicum.  Gerade  darum 
drehte  sich  der  ganze  Streit,  dass  die  Alexandriner  den 
Juden  nicht  Alexandrinidches  Bürgerrecht,  sondern  höchstens 
das  Recht  der  Aegypter  in  den  nQoaötsta  zugestehen  wollten. 
Dass  Josephos  den  Kern  der  Apionschen  Schrift  nur  flüchtig 
in  zwei,  die  Nebensachen  in  acht  Capiteln  behandelt  hat,  ist 
theils  Fechterkniff,  theils  berechtigt,  weil  der  juristische  Theil 
vorübergehende,  der  allgemeine  dauernde  Bedeutung  hatte: 
es  musste  den  Juden  daran  liegen,  die  in  Apions  Werke 
niedergelegten  Schmähungen  gegen  ihr  Volk  zu  widerlegen. 
Noch  lange  war  Apion  als  Judenfeind  typisch:  zum  Beweis 
diene,  dass  die  Clementinischen  Recognitionen  X  p.  391  den 
Apion  Plistonicensis  mit  Clemens  dem  Petrusschüler  dispu- 

tirend  einführen. 

24* 


372  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

Dem  Josephos  wird  auch  beigelegt  eine  philosophische 
Abhandlung  Eig  Maxxaßaiovg  ^oyog  fj  xegl  avtoxQci' 
toQog  Xoyiöfiov,  die  an  die  im  zweiten  Makkabäerbuche 
erzählte  Geschichte  von  dem  Martyrium  der  sieben  Brüder 
und  ihrer  Mutter  unter  Antiochos  Epiplvanes  anknüpft.  Mit 
den  Handschriften  legen  sie  dem  Josephos  bei  Eusebios  H.  E. 
III,  10,  Hieronymus  Catalog.  scriptt.  ecclesiast.  I  p.  275  (ed. 
Frohen)  und  Philostorgios  im  ersten  Buche  seiner  Auszüge 
bei  Photios  (p.  468  ed.  Vales.),  Letzterer  schon  mit  dem  Titel 
des  vierten  Makkabäerbuchs,  unter  welchem  die  Schrift 
auch  in  einigen  Handschriften  der  griechischen  Bibelüber- 
setzung vorkommt  (Montfaucou,  Bibl.  Coislin.  p.  40.  62).  Die 
Schrift  ist  gut  geschrieben  und  rührt  von  einem  Juden  her; 
ob  aber  von  Josephos,  bezweifelte  schon  Hugo  Grotius,  und 
es  ist  schon  darum  wenig  wahrscheinlich,  weil  Josephos  in 
seinen  historischen  Werken  nicht  die  geringste  Spur  von 
Bekanntschaft    mit   dem    zweiten   Makkabäerbuche   verräth. 

Sicher  unächt  ist  dagegen  eine  gegen  Piaton  gerichtete 
Schrift  IIsqI  xov  itavrog  in  zwei  Büchern,  von  der  ein 
Stück  von  Hoschel  herausgegeben  worden  ist;  sie  trägt  in 
den  Handschriften  und  schon  bei  Joannes  Philoponos  (im 
sechsten  Jahrhundert)  den  Namen  des  Josephos,  allein  Photios 
Bibl.  cod.  48  las  eine  nagayQaqni^  dass  die  Schrift  herrenlos 
umhergegangen  und  dann  willkürlich  bald  dem  Josephos,  bald 
dem  Justinus  Martyr,  bald  dem  Eirenäos  beigelegt  worden 
sei.  Die  Diction  war  nach  Photios  der  des  Josephos  ähn- 
lich, was  er  aber  über  den  Inhalt  sagt,  ist  unzweifelhaft 
christlich;  in  jener  Beischrift  war  die  Autorschaft  des  Gajus, 
römischen  Presbyters  in  der  ersten  Hälfte  des  dritten  Jahr- 
hunderts, durch  eine  Stelle  aus  dessen  AaßvQivd^og  nach- 
gewiesen. 

Verlorene  Schriften.  Durch  die  ganze  Archäologie 
ziehen  sich  Selbstcitate,  die  bisher  nicht  beachtet  worden 
sind.  Mit  der  stehenden  Formel  xad-ag  xal  iv  aXXocg  dedr^- 
IdxafASv  oder  einer  ganz  ähnlichen  schliessen  folgende  kurze 
Berichte:  XU,  10, 1:  Antiochos  V.  regierte  zwei  Jahre.  XIII, 
2,  1:  Demetrios  I.  bei    seinen    Unterthanen   verhasst.     XIII, 


GEGEN  APION.  373 

2,  4:  Demetrios  I.  fallt  nach  elfjähriger  Regierung  im  Kampfe. 
Xni,  4,  6:    Volksaufstand   der  Antiochener,   die  Ammonios, 
den  verhassten  Günstling  des  Alexandros  I.,  ermorden.    XUI^ 
4,  8:  Alexandros  I.  regierte  fünf  Jahre.     XIII,  5,  11:  Deme- 
trios II.   fallt    in    parthische    Gefangenschaft.     XIII ,  8,  4: 
Wiedergewinnung   des  Reiches   durch   Demetrios  II.     XIII, 
10,  1 :  Kleopatra  war  nach  einander  mit  zwei  Brüdern,  zu- 
erst dem  Demetrios  II.,  dann  dem  Antiochos  YIL,  vermählt. 
Xin,  13,  4:   Demetrios  III.  und  Philippos  blieben  nach  den 
Bruderkriegen    unter    den    letzten   Seleukiden    allein    übrig. 
Von  dem  Allen  findet  sich  in  dem  kurzen  Abriss  der  jüdi- 
schen Geschichte  im  „Jüdischen  Krieg"  keine  Spur;  es  sind 
lauter  Notizen,  die  sich  auf  die  dtadoxcci  der  makedonischen 
Konige  von  Syrien  nach  Antiochos  Epiphanes  beziehen  und 
nur   in   einem   chronographischen    Buche    gestanden    haben 
können.    Dieses  Werk  muss  vor  93,  dem  Abfassungsjahr  der 
Archäologie,    geschrieben   worden    sein;    das   jüngste    darin 
erwähnte  Ereigniss  war  die  Verwandlung  von  Kommagene 
in  eine  romische  Provinz,  die  zuerst  17  oder  18  n.  Chr.  statt- 
fand.    Früher  glaubte  ich,   es    sei   ein  Commentar   über 
die  siebzig  Wochen  des  Daniel  gewesen,  da  Hieronjmus 
Comment.  in  Esaiam  XI,   praef.  Josephos   und   Porphyrios 
unter  denen  aufführt,  die  ^de  LXX  hebdomadibus  Danielis' 
geschrieben  hätten.     Wahrscheinlich  führt  hier  Hieronymus 
den  Josephos  nach  Porphyrios  an.     In  der  Archäologie  ist 
Josephos  ausführlich  über  Daniel,   lässt  sich  aber  über  jene 
Frage   nicht   näher   aus;    auch    aus    der   Prophezeiung   von 
Vespasian  sieht  man,  dass  er  sich  eingehend  mit  Daniel  be- 
schäftigte.    Indessen  ist  es  denkbar,  dass  Porphyrios  Nichts 
meinte,  als  den  betreffenden  Abschnitt  der  Archäologie  und 
dass   dieses  von  Josephos  citirte  Werk  eine  Vorstudie  zur 
Archäologie  war,  wahrscheinlich   ein  Auszug   aus   Strabon. 
Denkbar  ist  es,  dass  Strabon   sein  Geschichtswerk  bis  zum 
Jahre  18  n.  Chr.  führte  und  dass  es  erst  nach  seinem  Tode 
veröffentlicht  worden  ist,  wie  von  der  Geographie  feststeht. 
Beabsichtigte  Werke.     Am  Schluss  der  Archäologie 
(XX,  11,  2)  sagt  Josephos:  xav  rb  d^Btov  ijtixQinrj^  xara  nBQi- 


374  VORLESUNGEN  ÜEBEB  JOSEPHOS*  BÜECHER 

dQoiiTjv  imoiivT^öo  xov  XB  noXi^Mv  xal  rcoft/  övfißsßrpcot&v 
fj^tv  iiixQV  zf^q  vvv  ivsötdöi^g  tifiigag^  i^tvg  iözl  tgiöxai- 
dsxdtov  [ikv  hovg  tilg  ^o(isttavov  KalöaQog  dgxvs^  ^l^ol  ö^ 
anl  ysv£0£G)g  Tcsvtrixoörov  xal  Scrov.  Also  eine  Fort- 
setzung der  Archäologie:  xatä  xsQvdQOfn^v  heisst  doch 
wohl,  wie  Dindorf  übersetzt,  *breviter  omnia  percurrendo'; 
es  wird  vom  Umlauf  der  Gestirne  gebraucht.  Auf  dieses 
Werk  bezieht  sich  das  Citat  A.  J.  XX,  4,  3:  "AUa  Movoßatog 
^Iv  (  ßaöi^Xevg  o6a  xaxa  xov  xi^g  fco^s  %q6vov  inga^sv, 
vötegov  aTcayyskovfUv  (er  regierte  seit  59  in  Adiabeue  und 
wahrscheinlich  zur  Zeit  der  Zerstörung  von  Jerusalem). 
Jesephos  hat  vermuthlich  diesen  Plan  nie  ausgef&hri  Zu- 
nächst beschäftigte  ihn  nach  Vollendung  der  Archäologie 
eine  andere  Arbeit,  über  die  er  sich  am  Schlüsse  A.  J.  XX, 
11,  2  so  äussert:  IlQoyQrifiaL  dl  övyyQo.'^ai  xaxa  xag  fiiie- 
xiqag  S6i,ag  xäv  'lovSaiov  iv  xi66aQ6i  ßißXioig  itBQl  d'aov 
xal  x^g  ovöCag  avxov  xal  Ttsgl  xäv  vofimvj  8iä  xC  xax  av- 
xovg  xä  ^hv  a^eöXLv  fifitv  nocstv^  xa  dl  xexdXvxai.  Vgl. 
ibid.  I,  prooem.  4:  xotg  (livxot  ßovXo(i£voig  xal  tag  aixCag 
BxaOxoyv  0xonBtv  noXXi]  yivovt  av  i\  d-sagüic  xal  kiav  ipcXo- 
0oq>oVy  ijv  iyä  vvv  ^\v  vnBQßaXovfUccy  d-BOv  dl  di^dovxog 
ilUtv  xQovov^  XBiQd0Ofiac  (isxa  xavxriv  ygaiffat  xr^v  jtQay[ia- 
xalav.  Ibid.  IV,  8,4:  "Exbl  dl  ovxiog  ii  Siaxa^ig  xiyLtv  xäv 
voiiov  x(3v  avvixovxoav  alg  xr^v  noXixBlav,  Ovg  Sl  xoivovg 
fj^tv  xal  UQog  akXrikovg  xaxdXi^itB,  xovxovg  VTCBga^Bfirfv  Big 
xYiv  ytagl  i^av  xal  aixtc5v  dnoSoCtv^  i}  övvavaXa^ßavo^svov 
xov  d'aov  fiBxä  xavxTjv  rj^tv  xt^v  Ttgay^axaCav  6vvxai,a6%'ai 
TCQOXBixai.  Es  war  also  auf  philosophische  Speculationen 
über  die  Mosaischen  Dogmen  und  eine  Begründung  der  Ge- 
bote und  Verbote  abgesehen,  die  nach  der  Exegese  seiner 
Zeit  und  nach  den  Proben,  die  er  selbst  in  der  Archäologie 
giebt,  wesentlich  allegorisch  gewesen  sein  wird.  Es  sollte 
also  ein  Buch  nach  der  Art  des  Philon  sein.  Dass  Josephos 
diesen  kannte,  ist  nicht  bewiesen;  die  Denkweise  beider  Män- 
ner ist  himmelweit  verschieden.  Es  ist  wahrscheinlich,  dass 
sich  Josephos,  wie  man  aus  den  oben  angeführten  Stellen 
schliessen  könnte,  schon  zur  Zeit  der  Anfänge  seines  grossen 


GEGEN  APION.  375 

Werks  mit  einem  solchen  Plane  trug.  Jeder  verständige 
Autor  trägt  aber  nach  und  tilgt  Anderes^  wenn  er  mit  seinem 
Werke  fertig  ist.  Es  ist  daher  eine  ganz  brodlose  Kunst, 
zu  tüftelü,  wann  einzelne  Theile  eines  Werkes  geschrieben 
sind,  falls  nicht  nachgewiesen  wird,  der  Autor  sei  ein  Bummler 
oder  er  sei  nicht  fertig  geworden.  Der  Abschnitt  über  die 
jüdischen  Gesetze  im  zweiten  Buche  gegen  Apion  scheint 
eine  Frucht  dieser  Studien  gewesen  zu  sein;  den  ursprüng- 
lichen Plan  scheint  Josephos  aufgegeben  zu  haben,  wohl  weil 
er  doch  mit  seiner  Philosophie  nicht  ganz  durchgekommen 
wäre,  z.  B.  in  der  Erklärung  über  die  verschiedenen  unreinen 
Thiere,  welche  man  ja  gar  nicht  mehr  bestimmen  konnte. 

Die  Handschriften  der  Bücher  gegen  Apion  stam- 
men sämmtlich  aus  einer,  die  durch  Ausfall  mehrerer  Blätter 
zwischen  U,  5  und  II,  9  eine  grosse  Lücke  hatte,  welche  allein 
die  alte  lateinische  Uebersetzung  ausfüllt,  die  also  aus  einer 
völlig  unabhängigen  Textesquelle  geflossen  ist.  Alle  be- 
kannten griechischen  Handschriften  stammen  aus  dem 

Codex  Florentinus  (Flor.),  sporadisch  für  Fell  ver- 
glichen, aus  dessen  Apparat  die  GoUation  an  Edward  Ber- 
nard und  von  da  in  die  Hudsonsche  und  die  Havercampsche 
Ausgabe  gekommen  ist.  Ich  besitze  eine  vollständige  Gol- 
lation.*)  Aus  dieser  Handschrift  stammen  auch  die  Bigo- 
tianae  notae,  eine  Yergleichung,  die  Emery  Bigot  gemacht 
und  verschiedenen  Gelehrten  mitgetheilt  hatte.  Man  glaubte 
Arüher  falschlich,  diese  Lesarten  stammten  aus  einer  Pariser 
Handschrift.    Die  übrigen  Handschriften  sind: 

1)  Codex  Hafniensis  (Hafn.),  im  Besitz  von  Johann 
Gramm,  Professor  in  Kopenhagen,  dessen  CoUation  durch 
Wendelin  von  Hudson,  eine  viel  genauere  von  Gramm  selbst 
an  Havercamp  geschickte  Collation  von  diesem  benutzt  wor- 
den ist.  Die  Handschrift  ist  im  vorigen  Jahrhundert  ver- 
brannt; sie  war  wahrscheinlich  eine  von  einem  dänischen 
Gelehrten  gemachte  Abschrift  aus  dem  Florentinus. 

2)  Codex   Hennebergensis,  in  Schleusingen,   spora- 


•)  [Vgl.  JoaephuB  ed.  Niese  V  p.  IV  ff.  ed.  mai.     F.  R.] 


376  VORLESUNGEN  ÜEBEB  JOSEPHOS'  BÜECHER 

disch  von  Fell,  vollständig  Yon  mir  yerglichen.  Es  ist  eine 
Schundhandschrift;  wahrscheinlich  von  Johannes  Crotus  ge- 
schrieben ;  auf  Grund  des  FlorentinuS;  aber  mit  vielen,  zum 
Theil  gescheidten  Interpolationen.  Sie  war  wahrscheinlich 
die  Quelle  der  editio  princeps. 

3)  ein  anderer  Florentinus. 

4)  Codex  Parisinus  (Reg.)  2573.  Sallier  hatte  eine 
Collation  an  Havercamp  gesandt,  die  dieser  aber  nicht  ver- 
werthete,  sondern  im  Anhang  II  p.  439—481  abdruckte.  Die 
llandschrift  ist  sehr  schlecht,  lässt  die  Schlusscapitel  beider 
Bücher,  mehr  als  die  Hälfte  des  Ganzen,  weg  und  ist  am 
Nächsten  verwandt  mit  dem 

5)  Codex  Eliensis(El.),  einer  Handschrift  in  der  Biblio- 
thek des  Bischofs  J.  More  von  Ely,  von  Hudson  benutzt,  bis 
zur  Unbrauchbarkeit  interpolirt. 

Aeltere  Schriften  der  Kirchenväter,  die  grossere 
Stellen  wortlich  ausgezogen  haben,  sind  bei  dieser  Sachlage 
von  grösster  Wichtigkeit.     Es  sind: 

1)  Theophilos  von  Antiochien  (unter  M.  Aurelius)  in 
den  Büchern  an  Autolykos  lib.  HI,  19  p.  270—271  ed.  Gesner. 
Den  einzigen  unverfälschten  Text  giebt  die  erste  Ausgabe 
(von  Eonrad  Gesner),  Zürich  1546,  womit  die  Collationen 
einer  Bodlejanischen  und  einer  Pariser  Handschrift  in  der 
Ausgabe  von  Jo.  Christoph  Wolf  1724  zu  vergleichen  sind. 

2)  Eusebios  von  Käsareia  (325)  im  Chronikon, 
dessen  erster  Theil  nur  in  armenischer  Uebersetzung  erhalten 
ist  Die  einzige  zuverlässige  Ausgabe  ist  die  von  Aucher, 
Venedig  1818.  Nur  diese  giebt  das  Original  und  eine  treue 
Uebersetzung.  Petermann  hat  es  fertig  gebracht,  furchtbare 
Barbarei  mit  einer  werthlosen,  weil  nicht  wörtlichen  Ueber- 
setzung zu  vereinigen.  Die  Handschrift  hat  am  Rand  oft 
Varianten;  diese  theilt  Aucher  mit,  Petermaon  unterlässt  es. 
I  p.  62.  173.  222  enthalten  die  wichtigen  Abschnitte  bei 
Josephos  c.  Ap.  I,  19  ff.  17  ff.  14  ff.  Den  verlorenen  grie- 
chischen Text  ersetzen  zum  Theil 

a)  ^ExXoyii  tcxoQiäv  in  Crameri  Anecd.  Paris.  II  p.  184 
(aus  dem  neunten  Jahrhundert).    Sie  enthält  namentlich  Jos. 


GEGEN  APION.  377 

c.  Ap.  1^  17 — 18  in  dem  griechischen  von  Eusebios  gegebenen 
Originaltext*) 

b)  Georgios  Synkellos  (um  800)  in  seiner  Chrono- 
graphie, herausgegeben  von  Dindorf,  Bonn  1829.  Er  hat 
p.  343.  428  den  Eusebischen  Text  des  Josephos  wiedergegeben. 
Die  beste  Handschrift  ist  der  Parisinus  B^  den  Dindorf  zu- 
erst benutzt  hat. 

3)  Eusebios  in  der  Praeparatio  evangelica  (später 
als  das  Chronikon).  Hier  sind  alle  Stellen  der  Schrift,  die 
irgend  wichtig  sind,  vollständig  ausgeschrieben:  YHI,  8  p.  361. 

IX,  4  flf.  p.  408  flf.    IX,  8  p.  412.    IX,  40  p.  455.   X,  7  p.  477. 

X,  13  p.  500.  Den  vollständigen  Apparat  enthält  die  Aus- 
gabe von  Gaisford,  Oxford  1843,  4  Bände,  der  Text  aber 
weder  dieser,  noch  der  neuesten  von  W.  Dindorf  ist  zu 
brauchen,  weil  sie  die  interpolirten  Handschriften  A  und  H 
zu  Grunde  legen,  durch  ihr  relatives  Alter  dazu  verleitet. 
Allein  zu  brauchen  ist  der  Marcianus  J  (aus  dem  der  Pari- 
sinus E  abgeschrieben  ist)  und  daneben  der  Parisinus  D, 
gerade  dieselben,  welche  Dindorf  für  die  schlechtesten  er- 
klärt*») 

4)  Eusebios'  Historia  ecclesiastica  (ebenfalls  später 
als  das  Chronikon  geschrieben)  lib.  III  c.  10.  Die  zweite, 
1868  in  Leipzig  erschienene  Ausgabe  von  Heinichen  stellt 
das  kritische  Material  am  besten  zusammen.  Es  kommt  auf 
drei  Handschriften  an:  1)  Mazarinaeus,  Cod.  C  bei  Lämmer 
und  Heinichen,  c  bei  Schwegler.  2)  Vaticanus  309,  Cod.  R* 
bei  Lämmer  und  Heinichen.  3)  Dresdensis,  Cod.  K  bei  Läm- 
mer und  Heinichen,  x  bei  Schwegler. 

5)  Eosmas  Indikopleustes  in  der  um  550  geschrie- 
benen XQiörucvLxrj  TonoyQatpla  (in  Montfaucons  Collectio 
nova  patrum  tom.  II),  im  zwölften  Buche  p.  343.  Zwei  Codi- 
ces sind  massgebend,  ein  um  800  geschriebener  Vaticanus,  und 
ein  vollständiger,  das  Werk  in  einer  vom  Verfasser  selbst 


*)  [Die  betreffenden  Abschnitte  sind  mit  Noten  von  Gatschmid  in 
der  Ausgabe  des  Eusebios  von  Schöne  abgedruckt.    F.  R.] 

*•)  rVgl.  Josephos  ed.  Niese  Vol.  V  p.  VIU  f.  XVI  ff  ed.  mai.  F.  R.] 


378  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

herrührendeD,  zweiten  Bearbeitung  enthaltender  Laurentianus 
des  zehnten  Jahrhunderts. 

Einen  diesen  Zeugnissen  an  Reinheit  näherstehenden 
Text  bieten  die  alten  Uebersetzungen  des  Josephos. 
Zwar  die  alte  armenische  Uebersetzung  wird  schwerlich^ 
wie  Dindorf  in  der  Didotschen  Ausgabe  II  p.  II  hofft,  *codi- 
cum  hodie  deperditorum  locum  utilissime  supplebit';  denn 
die  alte,  die  es  allerdings  gegeben  zu  haben  scheint,  ist  ver- 
loren, die  jetzt  erhaltene  ist  von  Stephanus  dem  Polen 
(aus  Lemberg)  auf  Befehl  des  Eatholikos  Jakob  lY.  (1655 
— 1680)  aus  dem  Lateinischen  angefertigt  und  enthält  bloss 
den  Jüdischen  Krieg.  Vgl.  Neumann,  Geschichte  der  arme- 
nischen Literatur  S.  90.  248.  Aeusserst  werthvoll  sind  aber 
die  alten  lateinischen  Uebersetzungen.  Eine  sehr  freie 
Bearbeitung  der  Bücher  über  den  Jüdischen  Krieg  (Historiae 
libri  V)  mit  Kürzungen  und  Erweiterungen,  sowie  Zusätzen 
über  Christliches  und  über  romische  Geschichte,  in  fliessen- 
dem  Latein  ist  bald  nach  368  gemacht  und  trägt  den  Namen 
des  Egesippus  (man  glaubt  seit  Mazocchi^  aus  Missverständ- 
niss  des  Titels  E  losippi  historia),  wird  aber  in  der  Ueber- 
schrift  des  zweiten  Buchs  in  der  ältesten  Mailänder  Hand- 
schrift dem  S.  Ambrosius,  Bischof  von  Mailand  (374 — 397), 
beigelegt,  zu  dessen  Stil  sie  nach  Gronov  sehr  gut  stimmt^); 
dass  sie  unter  seiner  Aufsicht  entstanden  sei,  ist  wenigstens 
sehr  wahrscheinlich.  Nach  einem  vor  800  geschriebenen 
Codex  Cassellanus  herausgegeben  von  Weber  und  nach  dessen 
Tode  von  Caesar,  Marburg  1864. 

Aus  derselben  Zeit  sind  auch  die  ältesten  Theile  der 
Uebersetzung  der  sämmtlichen  Werke  des  Josephos,  die  unter 
dem  Namen  des  Presbyters  Rufinus  von  Aquileja  geht, 
eines  Zeitgenossen  und  Gegners  des  Hieronymus,  von  dem 
mehrere  lateinische  Uebersetzungen,  namentlich  von  Eusebios' 
Kirchengeschichte,  den  Clementinischen  Recognitionen  u.  A. 
herrühren.     Dieser  starb  410.     Dass  das  aber  irrig  ist,   hat 

1)  Mit  unzureichenden  Gründen  wird  die  Autorschaft  des  Am- 
brosius bestritten  von  Fried.  Vogel,  De  Hegesippo  qni  dicitor  losephi 
interprete.    Erlangen  1880. 


GEGEN  APION.  379 

Muratori,  Antiq.  Ital.  III  p.  919  bewiesen  aus  einer  Stelle 
des  Gassiodorius^  De  institutione  divinarum  scripturarom 
c.  17:  ^losephus,  paene  secundus  Livins,  in  libris  Antiquita- 
tum  ludaicarum  late  diffusus,  quem  pater  Hieronymus  scri- 
bens  ad  Lucinium  Baeticum  propter  magnitudinem  prolixi 
operis  a  se  perhibet  non  potuisse  transferri:  hunc  tarnen  ab ' 
amieis  nostris,  qui  est  subtilissimus  et  multiplex ,  magno 
labore  in  libris  viginti  duobus  converti  feeimus  in  Latinum. 
Qui  etiam  et  alios  septem  libros  Gaptivitatis  ludaicae  mi- 
rabili  nitore  conscripsit:  quam  translationem  alii  Hieronymo, 
alii  Ambrosio,  alii  deputant  Bufino:  quae  dum  talibus  viris 
adscribitur^  omnino  dictionis  eximia  merita  declarantur.'  Also 
nur  die  Bücher  Gaptivitatis  ludaicae  sind  in  älterer  Zeit 
übersetzt.  Hieronymus  Ep.  18  ad  Lucinium  (I  p.  197  Froben) 
sagt  ^Porro  losephi  libros  et  Sanctorum  Papiae  et  Polycarpi 
Volumina  falsus  ad  te  rumor  pertulit  a  me  esse  translata^ 
quia  nee  otii  mei  nee  virium  est  tantas  res  eadem  in  alteram 
linguam  exprimere  venustate/  Aus  dieser  Stelle  hat  Gassio- 
dorius  geschöpft.  Sie  beweist^  dass  die  Uebersetzung  nicht 
von  Hieronymus,  aber  auch,  dass  sie  kurz  vor  397  gemacht 
ist^  in  welchem  Jahre  der  Brief  geschrieben  ist.  Die  Nen- 
nung des  Ambrosius  ist  Yerwechsehmg  mit  der  Hegesippi- 
schen Bearbeitung.  Den  Namen  des  Rufinus  von  Aquileja 
haben  aber  auch  Handschriften  des  lateinischen  Josephos, 
nur  ist  seine  Autorschaft  keinesfalls  auf  die  Bücher  der  Alter- 
thümer  und  gegen  Apion  auszudehnen.  Beide  wurden  zu 
einem  Gorpus  von  zweiundzwanzig  Büchern  verbunden  in  der 
von  Gassiodor  durch  seine  Freunde  veranstalteten  Ueber- 
setzung; als  den,  dessen  er  sich  bei  Ausarbeitung  der  soge- 
nannten Historia  Tripartita  bediente,  nennt  er  den  Epipha- 
nius  Scholasticus;  dass  aber  gerade  dieser  der  Urheber 
der  Josephos-Uebersetzung  sein  soll,  ist  un erwiesene  Con- 
jecltur  des  Edw.  Bernard.  Die  Arbeit  fällt  in  die  spätere 
Zeit  Gassiodors,  als  er  sich  nach  Yivaria  zurückgezogen  hatte 
(539;  er  starb  575).  Die  Verbindung  mit  der  Uebersetzung 
des  Rufinus  scheint  von  Gassiodorius  herzurühren.  Beide 
Uebersetzungen  sind  in  der  Weise  der  ältesten  Uebersetzungen 


380  VORLESUNGEN  UEBBR  JOSEPHOS'  BÜECHER 

sklavisch  treu;  die  DuDkelheit  wird  durch  Missverständnisse 
erhöht;  die  Bücher  gegen  Apion  gehören  zu  den  am  Schlech- 
testen Übersetzten.  Dennoch  ist  der  Werth  gerade  ihrer 
Wortlichkeit  wegen  für  die  Kritik  erheblich;  das  griechische 
Original  war  vollständiger  und  besser  als  unsere  Hand- 
schriften. Trefiniche  alte  Handschriften  sind  noch  unbenutzt^ 
vor  allen  ein  alter  Codex  Ambrosianus  in  Mailand  aus 
ägyptischem  Papyrus,  dessen  CoUation  von  dem  trefflichen 
Muratori  an  Hudson  geschickt  und  von  diesem  ad  acta  ge- 
legt  wurde.*)  Dass  eine  Offerte  von  Piovene,  auf  einen 
Codex  Parmensis  saec.  XHI  bezüglich,  an  Havercamp  dasselbe 
Schicksal  gehabt  hat,  ist  kein  Schade.  Von  den  Büchern 
gegen  Apion  giebt  es  wenige  Handschriften.  Die  einzige 
vollständige  und  nicht  interpolirte  habe  ich  verglichen.  Es 
ist  ein  Canonicianus  saec.  XH,  1145  von  Johannes  geschrieben. 
Sie  stammt  aus  Italien. 

Von  den  übrigen  Büchern  der  lateinischen  Uebersetzung 
giebt  es  sehr  viele  Handschriften;  sie  vermittelte  dem  Mittel- 
alter die  Eenntniss  des  Josephos  und  wurde  nach  Erfindung 
der  Buchdruckerkunst  sehr  häufig  gedruckt,  während  der 
griechische  Text  erst  verhältnissmässig  spät  herausgegeben 
wurde.  Es  giebt  sechsundzwanzig  Ausgaben  des  lateinischen 
Textes  vor  der  editio  princeps  des  griechischen. 

lieber  die  Ausgaben  giebt  eine  sorgföltige  bibliogra- 
phische Uebersicht  Hoffmann,  Lexicon  bibliographicum  H 
p.  587  ff.  Alle  älteren  Ausgaben  der  Bücher  gegen  Apion 
sind  geflossen  aus  der  überaus  seltenen  Ausgabe  ^losephi 
Machaciae  filii  Hebraei  genere  sacerdotis  ex  Hierosolymis, 
de  hello  ludaico.  losephi  Machaciae  filii  Hebraei  genere 
sacerdotis  ex  Hierosolymis  De  antiquitate  ludaeorum  contra 
Appionem  grammaticum  Alexandrinum ',  Verona  1480,  fol. 
Vorausgeht  ein  Brief  an  Ludovicus  Cendrata  Veronensis^  von 
dem  die  Uebersetzung  ^emendirt'  worden  sein  soll,  doch 
scheint  das  glücklicherweise  blosse  Renommage  zu  sein. 
Ein  Exemplar  befindet   sich   auf  der  Dresdener  Bibliothek. 


*)  [Vgl.  Josephus  ed.  Niese  I  p.  XXVUI  ed.  mai.    F.  R.] 


GEGEN  APION.  381 

Die  letzte  Ausgabe,  welche  aus  dieser  geflossen  ist,  ist  die 
Baseler  ap.  Jo.  Frobenium,  1524,  fol.  Alle  späteren  Aus- 
gaben sind  ohne  kritischen  Werth,  da  sie  aus  dem  griechi- 
schen Texte  verbessert  sind.  Die  fünfte  Frobensche  Ausgabe 
(Basil.  1548,  fol.)  enthält  ^losephi  antiquitates  iudaicas  Sigism. 
Gelenius  latine  reddidit,  reliqua  opera  ex  antiqua  versione 
exhibentur'.  Sie  ist  nachlässig.  Die  sechste  Frobensche  Aus- 
gabe (Basil.  1554,  fol.)  giebt  die  Antiquitäten  in  Gelenius' 
Uebersetzung,  aber  auch  De  hello  ludaico  und  Contra  Apio- 
nem  *  opera  eiusdem  Gelenii'.  Damit  war  Rufinus  vollständig 
verdrängt 

Der  griechische  Text  wurde  zuerst  von  Amoldus 
Peraxylus  Arlenius^  Basel  bei  Frohen  1544,  herausgegeben 
nach  Handschriften  des  Diego  Hurtado  de  Mendoza.  Der 
Text  des  Jüdischen  Kriegs  war  erträglich,  der  der  Antiqui- 
täten namentlich  in  der  zweiten  Hälfte  so  mangelhaft,  dass 
der  Herausgeber  einen  Codex  Romanus,  der  eine  Epitoma 
des  Josephos  enthielt,  zu  Hilfe  nahm.  Im  Ganzen  sind  die 
schlechtesten  Handschriften  zu  Grunde  gelegt  (vgl.  oben 
S.  375  f.  über  den  Hennebergen sis).  Auf  ihr  beruhen  die  fol- 
genden Ausgaben,  nämlich 

Genevae  1611,  fol.,  mit  der  Uebersetzung  des  Gelenius. 
Während  des  Druckes  schickte  Janus  Gruter  die  Codices 
Palatini  an  den  Drucker  Pierre  de  la  Rovi^re,  es  ist  aber 
nur  ein  ganz  beiläufiger  Gebrauch  davon  gemacht  worden. 

Oxoniae  e  theatro  Sheldoniano  1700,  fol,  von 
Edward  Bernard  besorgt.  Enthält  den  Josephos  mit 
der  alten  lateinischen  Uebersetzung  unter  dem  Namen  des 
Epiphanius  und  einen  guten,  aber  weitschweifigen  Commentar. 
Die  Ausgabe  ist  aber  unvollständig,  weil  zwischen  dem  Her- 
ausgeber und  den  Curatoren  der  Universität  Oxford,  die  die 
Kosten  trugen,  Streit  entstand. 

Ausgabe  von  J.  Hudson,  nach  dessen  Tode  von  A.  Hall 
besorgt,  Oxford  1720,  fol.,  2  Bände.  Die  erste  und  letzte 
gute  Ausgabe,  in  der  auch  bessere  Hilfsmittel  benutzt  sind, 
namentlich  die  Manuscripta  Vossiana  aus  Leiden  für  die  Anti- 
quitäten; auch  ist  für  Textesbesserung  viel  geschehen,  eine 


382  VORLESUNGEN  UEBEß  JOSEPHOS'  BüECHER 

neue  lateinische  Uebersetzung  an  die  Stelle  der  schlechten 
Gelenischen  gesetzt  und  ein  —  nicht  sehr  sorgfaltiger  — 
Index  Graecitatis  hinzugefügt  worden. 

Ausgabe  von  Sigebertus  Havercamp,  Amsterdam 
1726,  2  Bände,  fol.  Hudsons  Text  ist  zu  Grunde  gelegt, 
sein  Apparat  nicht  verwerthet,  jedoch  abgedruckt;  seine  vor- 
trefflichen neu  hinzugekommenen  Hilfsmittel  hat  Havercamp 
ebenso  wenig  verwerthet;  für  die  Textkritik  ist  gar  Nichts 
geschehen,  der  Druck  ist  incorrect:  aber  seit  Havercamp  ist 
Nichts  für  Josephos  geschehen. 

Die  Ausgabe  von  Franz  Oberthür,  Leipzig  1782—85, 
3  Bände,  8.,  ist  ein  blosser  Wiederabdruck  des  Hudsonschen 
Textes  sammt  Uebersetzung  unter  Weglassung  nicht  bloss 
des  vielen  das  Werk  vertheuemden  Ballasts  von  Dissertationen, 
sondern  auch  des  kritischen  Apparats. 

Vom  Jüdischen  Krieg  giebt  es  eine  kritische  Aus- 
gabe von  Edw.  Cardwell,  Oxford  1837,  2  Bände,  8.  (mit 
handschriftlichem  Apparat);  für  die  übrigen  Bücher  geschah 
Nichts. 

Flavii  losephi  opera  recogn.  Guil.  Dindorf,  Paris,  bei 
Didot  1845  und  1847,  2  Bände,  8.  Dindorf  schickte  ein 
Exemplar  der  Hudsonschen  Ausgabe,  an  dessen  Rand  er  hand- 
schriftliche Varianten  und  Verbesserungsvorschläge  gelegent- 
lich geschrieben,  an  Didot,  auch  ist  die  Hudsonsche  Ueber- 
setzung retouchirt  und  der  Index  von  Th.  Müller  ausgearbeitet. 

Flavii  losephi  opera  omnia  recogn.  Immanuel  Bekker, 
Leipzig,  bei  Teubner  1855—56,  6  Bände,  8.  Eine  der  schlech- 
testen Leistungen  Bekkers,  eine  Schande  für  die  deutsche 
Wissenschaft. 

„Des  Flavius  Josephus  Schrift  gegen  den  Apion.  Text 
und  Erklärung.  Aus  dem  Nachlass  von  J.  G.  Müller  heraus- 
gegeben durch  Riggenbach  und  von  Orelli.  Basel  1877",  8. 
Völlig  werthlos  und  trivial. 

Uebersetzungen  sind  sehr  früh  in  alle  europäischen 
Volkssprachen  gemacht  worden,  besonders  viele  vom  Jüdischen 
Krieg,  der  ein  beliebtes  Lesebuch  war.  Es  giebt  eine  spa- 
nische,  eine   französische,  beide   von  1492,  eine  italienische 


GEGEN  APION.  383 

Ton  1493;  eine  deutsche  von  Dr.  Caspar  Hedioii;  Strass- 

burg  1531y  fol.,  die  nicht  schlecht   ist  und   sehr  oft  wieder 

abgedruckt  wurde.     Dieser  wie  allen  übrigen  liegt  der  latei-  i 

nische  Text  des  Rufinus  zu  Grunde.  | 

Erläuterungsschriften.     Jos.    Scaliger,    Yeterum  | 

Graecorum  fragmenta  selecta,  quibus  loci  aliquot  obscurissimi  i 

Chronologiae  sacrae  et  Bibliorum  illustrantur,  cum  notis 
eiusdem  Scaligeri.  Anhang  zum  Werke  De  emendatione  tem- 
porum,  zweite  Ausgabe ,  Leiden  1598  (LIV  pp.).  Wieder- 
holt Coloniae  AUobrogum  1629  (LIX  pp.).  Er  hat  zuerst 
die  Wichtigkeit  der  bei  Josephos  erhaltenen  Stücke  erkannt. 
—  Ernesti;  Observationes  philologico-criticae  in  Aristo- 
phanis  Nubes  et  Flavii  losephi  Antiquitates  ludaicas.  Leipzig 
1795,  8.  —  Lewitz,  Quaestionum  Flavianarum  specimen. 
Königsberg  1835,  4  Verfehlt;  der  Verfasser  will  zeigen, 
dass  Strabon  Eappadox  von  Strabon  dem  Amasener  verschie- 
den sei  und  dass  Eusebios  die  Gitate  aus  Josephos  über 
Christliches  gefälscht  habe.  —  W.  Kellner,  De  fragmentis 
Manethonianis,  quae  apud  losephum  contra  Apionem  I,  14 
et  I,  26  sunt.  Marburg  1859,  8.  Höchst  erbärmlich.  — 
M.  Zipser,  Des  Flavius  Josephus  Werk  *Ueber  das  hohe 
Alter  des  jüdischen  Volks  gegen  Apion'  nach  hebräischen 
Originalquellen  erläutert.'  Herausgegeben  von  Jellinek.  Wien 
1870;  8.    Breit  und  unbedeutend. 

Für  gewisse  Stellen  der  Schrift  hilft  selbst  die  beste 
Ueberlieferung  Nichts,  so  bei  den  Fragmenten  des  Manetho 
und  Berosos.  Besonders  die  letzteren  Fragmente  sind  heil- 
los überliefert.  Wahrscheinlich  sind  hier  Interpolationen 
schon  vor  Josephos  vorgekommen,  weil  die  Schreiber  sich 
in  den  fremdartigen  Stil  nicht  hineinfanden.  Hundert  Jahre 
nach  Josephos  sah  der  Text  in  diesen  Stücken  schon  etwa 
so  wie  heute  aus.  Wahrscheinlich  hatte  der  servus  litteratus 
des  Josephus  die  betreffenden  Stücke  aus  Berosos  zu  ent- 
nehmen. Für  die  wichtigsten  Stücke  der  Schrift  gegen  Apion 
hat  uns  Josephos  selbst  ein  Hilfsmittel  an  die  Hand  ge- 
geben, indem  er  dieselben  Stellen  aus  alten  Historikern  auch 
in  der  Jüdischen  Archäologie  mittheilt.  Solche  Doubletten  sind; 


384  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

Dios  und  Menandros  über  Hiram^  c.  Ap.  I,  17 — 18 
und  A.  J.  VIII,  5,  3. 

Berosos  über  Nebukadnezar,  c.  Ap.  I,  19  und  A.  J.  X, 
11,  1. 

Philostratos  und  Megasthenes  über  Nebukadnezar, 
c.  Ap.  I,  20  und  A.  J.  X,  11,  1. 

Herodotos  über  die  Beschneidung  bei  Aegyptem  und 
Juden,  c.  Ap.  I,  22  und  A.  J.  VIII,  10,  3. 

Agatharchides  über  die  Einnahme  Jerusalems  durch 
Ptolemäos  L,  c.  Ap.  I,  22  und  A.  J,  XII,  1,  1. 

2.    Commentar. 

Titel.  OXaßiov  vulg.,  QXatov  Flor.  QXaovCov  hat 
Hudson  hergestellt  wegen  der  Münzen;  ein  falscher  Grund, 
vielmehr  ist  aus  QXatov  leichter  herzustellen  OXaviov^  wie 
Eusebios  Praep.  er.  X,  12  p.  500  B  hat:  beides  ist  im  Ganzen 
älter,  aus  der  Zeit,  wo  ß  noch  nicht  wie  im  Neugriechischen 
ausgesprochen  wurde.  Dindorfs  Qji.  würde  erst  in  die  Zeit 
passen,  wo  Flavius  bei  den  Kaisern  und  ihren  Nachahmern 
geradezu  erblicher  Vorname  wurde. 

'Icjöfjxov,  Dass  Euseb.  Praep.  ev.  X,  6  p.  476  D  etwas 
Anderes  gelesen,  lässt  sich  aus  seinen  Worten  —  imöwdifai, 
TCal  ra  ano  rrjg  'Icjöi^jcov  tov  ^Eßgaiov  ygaipijgj  ijv  nsgl  tijg 
^lovdaicov  &Q%ai&trizoq  iv  övölv  iTtgay^arsvöaro  ßtßXioig 
nicht  erweisen.  Dass  in  einigen  Exemplaren  des  Rufinus 
(z.  B.  Verona  1480)  der  Titel  lautet:  losephi  Mathatiae  filii 
Hebraei  genere  sacerdotis  ex  Hierosolymis  De  antiquitate 
ludaeorum  contra  Appionem  grammaticum  Alexandrinum, 
stammt  durch  Hieronyraus  de  viris  illustribus  aus  Eusebios' 
Kirchengeschichte,  der  es  wieder  aus  Josephos'  Selbstbio- 
graphie hat;  die  Ausgabe  von  Lucas  Brandis  (Lübeck  1476) 
hat  nur  Hystoria  Flavii  losephi  de  antiquitate. 

Rata  ^Anitovog  fehlt  Flor.  Statt  dessen  hat  Reg. 
nach  'lovdaicov  die  Worte  i^  [ötOQLciv  iSvyxsi^svog  koyog 
Ttgätog,  und  El.  i^  tötoQcßv  (Svyxsi^evog  [avet^^iivixog]  Xoyog 
XQcitog  [xa^'  ^EkXrjvcov]  (also  von  Reg.  abhängig).  Der  Zu- 
satz stammt  aus  Euseb.  H.E.  111,9:  Svo  ta  xsqI  t^g  *IovSai(ov 


GEGEN  APION.  385 

ägxcci'Otfitog^  iv  olg  xal  dvti^Qi^iSELg  Jtgog  ^AnCava  xov  yQu^i" 
fiarixov  • . .  TCBTCoCrixai  xal  ngog  aXXovg,  Was  der  Reg.  hat, 
ist  aus  dem  Inhalt  des  Werkes  genommen.  Eusebios  citirt 
nie  anders  wie  negl  zijg  ^lovSaCcav  aQjaioxrixog^  Porphyrios 
de  abstin.  IV,  11  (p.  76  Did.)  fand  ÜQog  xovg  "'EXXrivag  vor, 
was  wohl  in  einigen  Handschriften  ein  aus  dem  Inhalt  ge- 
nommener  Titel  war  zur  Differenzirung  von  der  ^j^Qxawloyia, 
Kaxa  ^Aitloüvog  scheint  aus  der  lateinischen  Uebersetzung  zu 
stammen,  in  deren  Ausgabe  Verona  1480  der  Zusatz  ^contra 
Appionem  grammaticum  Alexandrinum'  sich  zuerst  findet. 
Er  stammt  abermals  aus  Hieronymus  de  viris  illustribus, 
dessen  aus  Eusebios'  KG.  übersetzter  Abschnitt  über  Jose- 
phos  in  den  Ausgaben  (z.  B.  Lucas  Brandis  und  der  von 
Paris  1511)  und  wohl  auch  Handschriften  der  lateinischen 
Uebersetzung  vorausgeschickt  zu  werden  pflegte;  aber  L.  Bran- 
dis z.  B.  hat  den  Zusatz  nicht. ''^) 

Koyog  a\  im  Flor,  koyog  TCQ&tog^  was  falsch  ist;  Bekker 
hat  k6Yog  ngoxegog  geschrieben,  richtig  der  Aussprache  nach: 
aber  die  Lesart  der  Handschrift  führt  darauf,  dass  die  Zahl 
nicht  ausgeschrieben  war,  wie  dies  auch  in  Buchtiteln  die 
Regel  ist 

Cap.  I. 

§  1.  rjv  nBvxaxi6%ikiG}v  ixciv  töxoQtav  tcsqlexov- 
öaVj  auf  die  Worte  xrjg  tcbqI  xrjv  ccQxauoloyiav  övyygaipfjg 
bezogen,  unerträglich  schleppend.  Es  ist  aber  gar  nicht  über- 
liefert: im  Flor,  fehlt  iji/,  und  dann  steht  agid^^iov  taxogCav. 
Alles  ist  in  Ordnung,  wenn  man  hinter  Idlav  ein  Kolon  setzt 
und  xal  xcog  x,  x.  X.  mit  dem  Folgenden  verbindend  hinter 
xax^XTi^BV  nur  ein  Komma  setzt.  Die  Wortstellung  jCBVxa- 
xiiSxMav  ixäv  dgi^fibv  [(Szogiav  jtBQUxoveav  erklärt  sich 
daraus,  dass  er  ix  xäv  nag  iyXv  LSQmv  ßißkov  in  engere 
Beziehung  zu  TCBQuxovöav  als  zu  öwBygafpdiirjv  setzen  will. 

ßißkcDv    Mss.    für    das    ßvßlmv    der    alten    Ausgaben. 


*)  [Niese  notirt  als  üeberschrift  des  Codex  Corsinianus:  inaecHue 
iosaphi  contra  apianem  et  mölonem,    F.  R.] 

V.  GuTBOHXis,  Kleine  Schriften.    IV.  26 


386  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

ßvßXog  ist  der  Papyros^  ßißXog  das  Buch,  es  scheint  nie  eine 
Yerwechselung  der  Orthographie  stattgefunden  zu  haben. 

Epaphroditos;  Hauptstelle  Ant.  Jud.  prooem.  2:  ^Eiea- 
q>Q6dirog,  avi^Q  aicaöav  jitii/  ISiav  Tcaidsiag  '^yaütrjxcig  ^  dia- 
q>SQ6vta)g  di  %alQ(Ov  i^nsiglaig  ngayfidtcov^  axs  öri  iisyaXoig 
^ihv  avtog  ofiiXi^öag  nQayfiaöL  Tcal  tvxaig  noXvxQonoig^  iv 
ana6L  S\  d-aviiaötriv  ixidsi^dfisvog  (pvöscog  aya^^g  liS%i>v  xal 
^QoaiQEöiv  aQstrjg  dfistaxivritov.  Weil  Dio  LXVII,  14,  der 
seine  Hinrichtung  durch  Domitianus,  unter  dem  Vorwand, 
dass  er  dem  Nero  bei  seinem  Selbstmorde  geholfen,  95  n.  Ch. 
gleichmässig  wie  Sueton  Dom.  14  erzählte,  sagt  tcqoxbqov 
fiW  ii^eSim^B^  rors  dl  xal  lötpa^BV,  hält  Hudson  beide  für 
verschieden  und  denkt  an  einen  obscuren  Procurator  Trajans 
desselben  Namens,  weil  sonst  für  die  Bücher  gegen  Apion, 
die  nach  der  93  geschriebenen  Archäologie  diesem  Gönner 
gewidmet  sind,  kein  Platz  sei.  Aber  das  Exil  braucht  ja 
nur  kurze  Zeit  gedauert  zu  haben.  Das  fiBydXocg  o^iXijöag 
TCQdyfiaöL  weist  zu  bestimmt  auf  den  weiland  allmächtigen 
Günstling  Neros  hin.  Die  Stelle  beweist  nur,  dass  die 
Bücher  gegen  Apion  sehr  bald  nach  der  Archäologie  heraus- 
gegeben sind. 

fi(i(Dv  x&v  ^lovSccicDv,  >;Von  unsem  Leuten".  Der  Zu- 
satz aber  ist  der  Leser  wegen  nothig,  da  von  den  Juden 
noch  nicht  die  Rede  gewesen. 

V7c66xa6ig^  bei  Passow  unter  Hinweisung  auf  unsere 
Stelle  „der  Ursprung  eines  Volkes";  Josephos  gebraucht  das 
Wort  noch  Ant.  Jud,  XVIII,  1,  G  xo  dfiBxdlXaTcxov  avxäv  (der 
Zeloten)  xijg  vnb  xoiovxotg  (Martern)  v7to6xd6Bmg^  also  activ: 
Ausdauer.  Hier  passiv:  Grundlage,  Substanz.  Es  ist  eigent- 
lich ein  philosophisches  Wort  Er  will  sagen,  die  Juden 
sind  von  jeher  ein  eigenes  Volk  gewesen,  nicht  ein  zusammen- 
gelaufener Haufe,  wie  die  Aegypter  behaupteten. 

%Bvxcixt6%iki(ov  ixciv  aQtd-nov,  Vgl.  Ant.  Jud. 
prooem.  3:  xa  örjkovfiBva  dcd  x<Sv  iBQciv  yQa^^dx(ov,  dxB  Sil 
TCBvxaxiöxMcov  ixav  CöxoQtag  iv  avxotg  nBQiBi,kri(ifiBvi]gj  mit 
demselben  Hinweis,  dass  er  sie  zu  Grunde  gelegt.  Die  Zahl 
ist  stark  abgerundet:  nach  seinen  eigenen  Angaben  fallt  die 


GEGEN  APION.  387 

Schöpfung  4731  v.  Ch.  und  der  Zeitraum,  dessen  Geschichte 
er  aus  des  Bibel  erzählte ,  würde  nur  etwa  4300  Jahre  be- 
tragen. Offenbar  berechnet  er  die  verhältnissmässig  kurze 
Zeity  die  seit  dem  Ende  der  Bücher  Esra,  Nehemia  und 
Esther  verflossen,  nicht  besonders,  sondern  hat  die  Gesammt- 
summe  der  in  der  Archäologie  beschriebenen  Jahre  (genau 
4797  Jahre)  im  Auge. 

§  2.  övxvovg,  wohl  mit  Bezug  auf  mündliche  Aeusse- 
rungen.  Wie  fest  die  Apionschen  Geschichtchen  im  Kopfe 
der  damaligen  vornehmen  Römer  sassen,  sieht  man  besonders 
aus  Tacitus'  Historien.  —  totg  iiaqiavi^i  räv  ^Ekkrivixmv  tözo- 
QLoyQafpcDVj  besonders  Herodot  und  Ephoros. 

§  3.  didd^ac  Sh  stört  das  Ebenmass  des  Satzes,  da 
dem  räv  ^ihv  nur  ein  tSv  dh  passend  entspricht.  Deshalb 
hat  Bekker  xal  vor  räv  iilv  interpolirt;  denn  an  sich  ist 
das  unvermittelte  Anfügen  der  Infinitivsätze  unanstössig^  da 
es  Infinitive  des  Grundes  sind.  Aber  dl  fehlt  im  Hafu.'^) 
Also  ist  vielmehr  dcdd^at  in  Siddl^ag  zu  ändern^  worauf 
Alles  in  Ordnung  ist. 

Cap.  IL 

§6.  tb  8£xavovj  das  Rechte^  Correcte,  wie  &6nsQ  xal 
To  Slxaiov  lg)£Qs  Her.  Y,  58. 

§  7.  tä  (idv  ys  hat  Flor,  für  %a  [ihv  yag  vulg.  [und 
Eus.  P.  E.  X,  7].  Allein  eine  Verbindung  mit  dem  vorigen 
Satze  ist  nicht  nöthig,  dagegen  ist  ys  unentbehrlich:  freilich 
ist  Alles  bei  den  Griechen  jung,  besonders  aber  die  Ge- 
Schichtschreibung.    Also  von  Bekker  mit  Recht  aufgenommen. 

Xd'hg]  ixd'sg  (aber  i  radirt)  Flor.,  was  besonders  die 
attische  Form  ist. 

svQT^öBtg]  BVQOL  vulg.  Und  Flor.,  was  auch  durch  Euse- 
bios  Praep,  evang.  X  p.  477 B.  bestätigt  wird;  das  Subject  rtg 
ergänzt  sich  sehr  leicht  dazu  aus  dem  Vorhergehenden. 

Xeyo)  dl]  scheint  Aenderung  von  Dindorf  zu  sein**); 
überliefert  ist  ksyco  dij.     liyca  tfi}  findet  sich  bei  Aristot.  de 

*)  [Nach  Niese  steht  es  im  Flor.  'F.  R.] 
**)  [Nach  Niese  bei  Enseb.  P.  E.  X,  7.    F.  R.] 

26* 


388  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

mundo  5  p.  396*,  34  (ed.  Bekker):  si  ix  täv  ivavxlmv  agxäv 
öwsötrjxsv  6  xoöfiog,  Xiyto  dij  l^riQciv  xb  xal  vyQciv^  ilwxgäv 
TS  oial  &£Qii(DV]  und  ib.  6  p.  400  ^  27  findet  sieh  X^yto  dd^ 
was  bei  Späteren  das  Gewöhnliche  ist:  inl  tilg  fisi^ovog  äo- 
Xsmg^  kiyw  di  tovÖB  xov  xoöfiov^  wo  aber  zwei  Handschriften 
Xdycj  dl]  haben«    Also  nicht  anzutasten. 

ixd'lg  xal  TeQarjv^  (hg  otv  sticoi  xig]  gerade  wie 
Herod.  II,  53,  wo  er  von  demselben  Thema,  der  Neuheit  des 
griechischen  Pantheons,  spricht:  nQfpriv  xs  xal  %^ig^  mg  slitstv 
l6yG}j  obgleich  die  Redensart  längst  allgemein  war  und 
keiner  mildernden  Einführung  mehr  bedurfte.  Wahrscheinlich 
also  schwebte  ihm  hier  Herodots  Stelle  vor. 

Städtegründungen,  Erfindungen,  Gesetzgebungen 
sind  bei  den  Griechen  ganz  jung;  cf.  A.  J.prooem.3:  FiyovBv 
yocQ  (Moses)  xqo  ixäv  8v6xiXCwv^  itp"  otfov  nX'^d'og  aiävog 
ovd^  avxäv  oi  jtoLfjxal  xag  ysvsösig  xäv  ^säv^  fwj  xi  ys  xicg 
xäv  avd'QcoTtiDV  JtQa^sig  ij  xovg  vo^ovg  avsvsyxstv  ixoXiiriöav. 
Dieses  Alter  des  Moses  wird  für  die  Chronologie  der  Kirchen- 
väter geradezu  Norm,  die  dieses  Thema  fast  alle  variiren 
und  sich  auffällig  mit  Josephos  berühren,  ohne  doch  aus  ihm 
zu  schöpfen. 

§  8.  avxol  diqjtovd'sv  oiioXoyovöiv]  geben  sie  (die 
Hellenen)  selbst  doch  ohne  Zweifel  zu.  Es  ist  zu  übersetzen: 
„dass  das  bei  Aegyptem,  Chaldäern  und  Phöniciern  Ge- 
schehene die  älteste  und  dauerhafteste  Ueberlieferung  des 
Andenkens  hat'^  In  dem  Satze  mit  xal  ydg  wird  das  di^xov- 
d'Ev  motivirt:  sie  gestehen  es  zu,  weil  es  selbstverständlich. 
Leugnen  unmöglich  ist 

§9.  roi;3rfi(>t^;|^ovros,  sc.  äsQog^  der  Atmosphäre,  wie 
oft  bei  Späteren;  ebenso  Polyb.  V,  21  xatg  ix  xov  nsQtixov- 
xog  dLag)d'OQatg^  eine  gewissermassen  technische  Bezeichnung. 
Im  Gegensatz  zur  Ogygischen  und  Deukalionischen  Fluth  und 
zur  ixnvQCJöig  des  Phaethon,  die  von  den  Kirchenvätern  in 
diesem  Zusammenhange  den  Griechen  vorgehalten  werden. 
Der  Grund  wird  von  den  Alten  mit  Recht  besonders  für 
Aegypten  geltend  gemacht,  wo  die  Fluthsage  wirklich  nicht 
bekannt  war. 


GEGEN  APION.  389 

iv  drjiioö iavg  dvaygaipatg]  Aufzeichnungen  unter 
staatlicher  Autorität,  wofür  avayQUfpai  auch  ohne  Beisatz 
vorzugsweise  steht.  Es  betrifft  einen  Hauptpunkt  der  Ver- 
schiedenheit orientalischer  und  griechischer  Annalistik. 

vnb  ziSv  öotpatdtmv  asl  xad^caQovöd'aif  von  den 
Priestern ;  und  zwar  unabänderlich,  weshalb  nicht  etwa  dsl 
öogxDratmv  geschrieben  werden  darf. 

§  10.  sxaötot  rov  dtp*  iavtäv  vulg.,  richtig.  Im 
Flor,  täv  d(p*  iavtäv^  aus  falscher  Aussprache  hervorge- 
gangen. Die  Herausgeber  haben  sxaötog  aus  Eusebios  her- 
gestellt, vgl.  aber  c.  3  §  15:  dlX*  d)g  exaötoi  negl  täv  ngay- 
^dtCL>v  sCxa^ov, 

exaöroi.]  nämlich  die  einen  neuen  ßiog,  eine  neue  Cul- 
tur,  von  vorn  wieder  Anfangenden,  glaubten,  dass  der  mit 
ihnen  anhebende  ßiog  der  Anfang  alles  ßiog  sei.  Es  scheint 
ein  Nachklang  von  Dikäarchs  Untersuchungen,  der,  wie  die 
Fragmente  zeigen,  im  Eingange  seines  Biog  'EXXddog  über 
das  grossere  Alter  der  altorientalischen  Gulturen  im  Yer- 
hältniss  zur  griechischen  gehandelt  hatte. 

oC  yccQ  vulg.;  oC  yovv  Eusebios,  was  ebenso  gut  imd 
von  Dindorf  in  den  Text  gesetzt  worden  ist.  Bestätigt  durch 
Flor.  —  Unter  diesen  sind,  wenn  nicht  Josephos  sich  un- 
logisch ausgedrückt  hat,  die  Thebäer  zu  verstehen.  Es  ist 
die  Ansicht  des  Herodot,  Ephoros  uni  Aristoteles. 

§  11.  ovdh  i%  ixsivov  tov  xqovov  Flor.,  wofür  i^ 
oder  an  ixeivov  nothwendig  ist.  Für  letzteres  entscheidet 
die  Lesart  des  Eusebios,  die  Dindorf  in  den  Text  gesetzt  hat. 

6(oio^dvi]v  dvayQag)iiv  ovx  iv  CsQotg  ovz'  iv  di^- 
110  6 (o Lg  dvad'i^^aöLv]  enthält  wahrscheinlich  eine  Kritik 
der  apokryphen  Nachrichten  bei  Herodot  V,  58 — 61,  der  die 
Entlehnung  der  Buchstaben  von  Eadmos  meldet,  dabei  aber 
über  Weihinschriften  des  Amphitryon,  Skaios  und  Laodamas 
berichtet,  die  er  im  Tempel  des  ApoUon  Ismenios  zu  The- 
ben sah. 

o;rot;  ys,  siquidem,  wie  oft,  besonders  bei  Xenophon. 

dnoQta  TS  xal  ii^tfiöcg^  unter  den  alexandrinischen 
Grammatikern.  Die  Frage  drehte  sich  wesentlich  um  II.  Z,  168: 


390  VORLESUNGEN  UEBEE  JOSEPHOS'  BÜECHER 

noQBv  d*  oys  öi^fiara  Xvyga  \\  FQuipas  iv  xivaxi  vctvxtä  d^- 
lioq>d'6Qa  TtoXXa.  Die  Schol.  Ven.  A  bemerken  dazu :  ^  Smkri^ 
ort  i'lLq>a0ig  i(SzL  totg  tijs  kd^srng  y^d^iiiaöi  XQV^^^^'  ^^  *^^ 
dh  tovto  di^aöd^aL,  «AA'  iött  yQuil^ai  to  l^diSai,  olov  ovv 
iyX^Qf^if'^S  sl^SfoXa  tft'  cov  idsc  yvAvav  xov  tcsv^bqov  tov 
IIqolxov.  Die  geringeren  Scholien  denken  allerdings  an  einen 
wirklichen  Brief.  Vgl.  Wolfs  Prolegomena  p.  LXXXIIfiF.  Die 
Frage  ist  im  ersteren  Sinne  auch  in  dem  gelehrten  Scholion 
zu  Dionysios  Thrax,  Bekkers  Anecd.  II  p.  785  entschieden^ 
das  sich  mehrfach  mit  unserer  Stelle  berührt. 

xriy  vvv  ovöav  xmv  yQaii^drcov  xqyi^iv^  d.  h.  dass 
sie  höchstens  zur  Bezeichnung  der  tesserae  hospitales^  Loose 
u.  dgl.  als  Marken  gebraucht  wurden.  Vgl.  Schol.  Dionys.  1.  1. 
xaX  oC  7]QiDsg  dh  äyQoiiiiiatoi  tivsg  r^6av^  xal  öri^siotg  xal 
6viLß6koig  TtQog  aXXi] Xovg  iv  tfl  ^^^«  ^*oi/  ßCov  ävaötgoipy 
XQci(i€voL  iöi^kovv  aXXi]Xotg  a  ijd'ekov'  iv  nCva^t  8\  xal  iv 
öavLöiv  iygatpov  Siä  ^myQdfpfiöiv  tiva  xal  diatvnm0vv  täv 
TtQayiidtov  (ov  ißovXovro. 

§  12.  ovd%v  biioXoyov(isvov].  Vgl.  Schol.  Dionys.  1. 1. 
'^AA'  iget t ig'  ÄCög;  inel  yganfiata  öoi^ovtat  voiii^oiieva  Ttgsößv- 
tega  ^IXcddog  ocal  ^Odvöösiag.  KaC  g)aiiEv  Ott  xa  filv  xovxarv 
iil}sv0iievovg  sxovtSi  xovg  XQovovg^  xa  d\  vstoxigcov  xiväv  ixov- 
xiDV  6(icovvii,iag  xäv  naXaiäv  xdg  i%vyQaq)ag  ix^'^^^'  Dasselbe 
hatte  schon  Herodot  II/i53  ausgesprochen:  ot  S\  xqoxbqov  noiti- 
xal  Xsyofisvot  xovxov  xäv  avägäv  (Homer  und  Hesiod)  yevs- 
(Sd'aty  vöxsQOVj  iiioi  ya  Soxaaiv^  iyivovxo  xovxov.  Tatian  und 
andere  Apologeten  bringen  die  Sache  häufig  vor  und  pflegen 
das  Alter  von  Moses  und  Homer  im  Contrast  zu  vergleichen. 

v6x€Qov  Flor.,  bei  Eus.  vötagog;  jenes  ist  gleich  gut 
und  wegen  der  Parallelstelle  Herodots  vorzuziehen. 

x^v  avxov  TCoiriötv  hat  Dindorf  für  x^  avxov  TCotijtfiv 
Flor,  hergestellt,  und  gleich  darauf  iv  avxfj  Bekker  für  iv 
avxy   der  Vulgata. 

ix  x(Dv  aöfidxav]  Eusebios  hat  ix  xäv  yQafi^dxmv, 
welcher  Fehler  aus  dem  yQdmiaöL  der  vorhergehenden  Zeile 
entstanden  ist.  Diese  Stelle  ist  der  Eckstein  der  Unter- 
suchungen Wolfs    geworden;   vgl.  Prolegomena  p.  LXXVIff. 


GEGEN  APION.  391 

Die  einzige  Parallelstelle;  welche  uns  etwas  von  diesen  Unter- 
suchungen der  Alexandriner  ahnen  lässt^  ist  im  Scholion  zum 
Dionys.  Thrax  (von  Bekker  zu  II  p.  767  nicht  mit  abgedruckt), 
welches  Wolf  mittheilt:  ^v  ycLQ^  Ss  ^txötv^  astoloiieva  ra 
zov  'Oiii^Qov  (zu  Peisistratos'  Zeiten),  tote  yccQ  ov  yQCcqnj 
nagediSovrOy  &kka  iiovrj  didaöxakic^,  ms  ccv  nvi^iiov^  (pvlat- 
toivxo.  Das  vörsQOv  övvrsd'^vaL  bezieht  sich,  wie  ein  parallel- 
laufendes Scholion  zum  Dionys  lehrt,  auf  die  Thätigkeit  des 
Peisistratos.  Wolf  erinnert  daran,  dass  <pa(SCv  gebraucht 
werde  Mn  fama  minime  obscura',  während  vereinzelte  An- 
gaben mit  <pa(S\v  ivioLj  q>aöl  uveg  eingeführt  zu  werden 
pflegen. 

Xiya  Sri,  s.  oben  §  7. 

§  13.  Kadmos  von  Milet  und  Akusilaos  von  Argos 
(einer  kleinen  böotischen  Landstadt,  eigentlich  heisst  er 
^j^Qystog  aTCü  KsQxddos)  sind  die  ältesten,  aber  von  zweifel- 
hafter Aechtheit.  Dionys.  Jud.  de  Thucydide  23  leugnet  die 
Aechtheit  des  Kadmos,  während  er  den  Akusilaos  gelten  lässt. 
Die  reinste  Tradition  giebt  Suid.  s.  vv.  avyyQa(p(o.  ^Exaxalog: 
die  Prosa  habe  Pherekydes  von  Syros,  die  Geschichtschreibung 
Hekatäos  von  Milet  erfunden,  die  Werke  des  Akusilaos  seien 
unächt. 

xal  iista  rovroi/,  eine  reine  Formel  des  Aufzählens, 
nicht  chronologisch  zu  fassen;  sonst  wäre  es  ein  Verstoss 
gegen  die  Logik. 

tijg  Ilegöäv  inl  xriv  ^EXkäda  ötQatBiag  ist,  da  es 
dem  Josephos  passt,  ungenau  ausgedrückt:  vielmehr  „vor  der 
Unterwerfung  loniens  durch  Harpagos'^;  denn  Pherekydes 
von  Syros  blühte  544,  und  Eadmos  soll  von  Bion  von  Pro- 
konnesos, einem  Zeitgenossen  des  Pherekydes,  ausgeschrieben 
worden  sein,  während  Akusilaos  unter  die  sieben  Weisen  ge- 
zählt wird. 

§  14.  doxst]  Flor,  hat  Soxstv,  wofür  Hudson  aus  dem 
lateinischen  Uebersetzer  und  Eusebios  doxst  hergestellt  hat; 
allein  das  giebt  einen  schiefen  Sinn:  „den  Hellenen  scheinen 
diese  Schriften  die  ältesten,  und  sie  glauben  kaum,  dass 
sie  von  ihnen   herrühren'^    Dagegen  ist  doxstv  vortrefflich, 


392  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS*  BÜECHER 

nur  setze  man  hinter  övyyQoifat  ein  Komma,  interpungire 
dagegen  stärker  nach  aQxm&cara;  dann  bezieht  sich  die 
Aussage  auf  die  einstimmig  der  Ansicht  seienden  %avza^^ 
und  der  Zweifel  ebenfalls  auf  diese,  und  Alles  ist  in 
Ordnung. 

Dass  Pjthagoras  ein  Schüler  der  Aegypter  und  Chal- 
däer  war,  behauptet  ^Avxifpmv  iv  tä  jcegl  täv  iv  ccQBtij 
jtQ(ot€ViSdvt(ov  bei  Diog.  L.  YIII  §  3,  dass  seine  Schriften 
untergeschoben,  ^i/toi  ebendaselbst  VIII  §  6,  die  Diogenes 
zu  widerlegen  sich  yermisst.  Den  Thaies  macht  zum  Schüler 
der  Aegypter  Diog.  L.  I  §  27;  dass  er  Nichts  geschrieben, 
weisen  nach  tivdg  ibid.  I  §  23.  Von  Pherekydes  von  Syros 
wird  nichts  Aehnliches  überliefert;  auch  wird  gegen  die 
Aechtheit  seines  Werkes  tcbqI  q>v66G)s  ^ccl  d^säv  kein  ähnlicher 
Zweifel  ausgesprochen.  Also  drückt  sich  Josephos  wohl  un- 
genau aus;  es  kommt  ihm  darauf  an,  selbst  die  ältesten 
überhaupt  angenommenen  Schriftstellernamen  anzugeben  und 
nachzuweisen,  dass  auch  diese,  ob  acht  oder  nicht,  verhältniss- 
mässig  jung  seien.  Es  lässt  sich  also  z.  B.  nicht  beweisen, 
dass  in  seiner  sonst  Tortrefflichen  Quelle  die  Aechtheit  des 
Eadmos  und  Akusilaos  angenommen  war. 

Cap.  IIL 

§  15.  TtaQ^  avräv  Sv  tmv  6vyyQaq)i(ov]  so  Flor. 
jtaQ^  avtäv  0vyyQaq)d(ov  vulg.  naQcc  täv  avtäv  6vyyQaq>iav 
Eusebios,  unzweifelhaft  unrichtig. 

aAA'  mg  exaöxot . . .  aüxa^ov  TcXdov  yovv]  aus  Euse- 
bios von  Dindorf  hergestellt  für  slxcc^ocvro'  nXstov  yovv 
Flor.,  was  allerdings  unstatthaft  ist.  IlXiov  ziehen  aller- 
dings die  Attiker  dem  nXetov  vor,  warum  aber  soll  es  bei 
Josephos  hergestellt  werden?  Dann  verlangt  man  den  Be- 
griff „meistentheils^^,  den  aber  nicht  nXalov^  sondern  ro 
nXeCov  ausdrückt.  Also  ist  aus  Flor,  slxalov'  ro  nkatov  yovv 
herzustellen,  und  wir  sehen,  dass  Eusebios  eine  verderbte 
Lesart,  die  er  vorfand,  so  gut  es  ging,  zu  verbessern  pflegte. 

§  16.  Akusilaos;  cf.  Clem.  Alex.  Strom.  VI  p.  629A: 
Tic  *H<5i6dov  fierrjXXa^av  aig  ne^ov  koyov  xal  <og  tdia  ^^i^- 


GEGEN  APION.  393 

vsyxav  .  .  .  ocal  'jixoviSiXaog  ot  [0roQioyQdq>ot.  Sie  werden 
vielfach  ia  den  Fragmenten  zusammen  genannt;  doch  steht 
fr.  7.  12  in  Widerspruch  mit  Hesiod,  fr.  5.  16  mit  den  Meya- 

Ephoros;  cf.  fr.  19  (bei  Strab.  VIII  p.  366):  'EUavtxog 
fihv  ovv  EvQvö^ivrj  xal  ÜQOxX^a  ipriöl  diatd^at  xriv  noXitsiav. 
"EtpoQog  d'  initifiäy  qyi^öag  AvxovQyov  gihv  avtov  (iriSa^ov 
lisiivfjöd'ai'  tä  d'  iocsivov  i(^a  totg  fii^  ngoörpiovöi^v  dva- 
xi^ivav, 

Timaeos;  cf.  fr.  125  (bei  Polyb.  XII,  4»):  'EfpoQW  Sa 
naXiXXoytav  xatatlfevderai^  nämlich  in  Bezug  auf  das  Alter 
des  Dionysios,  was  daun  Polybios  als  Schreibfehler  nachweist 
und  schliesst:  ro  dh  Ti^ulov  (piXotifiov  xal  q>tXiyxXtifiov  ov- 
delg  ctv  ovÖ'  aTeodal^aLto.  Fr.  143  (bei  Polyb.  XII,  23):  Kata 
tov  *Eq)6Qov  Ti^aiog  TcXsiörriv  neTCotritat  xarad(»ofiifi/,  avtog 
Sv  dvislv  aiiaQtrjfiMiv  lvo%og^  nämlich  Splitterrichterei  und 
Lügenhaftigkeit.  Fr.  55  (bei  Polyb.  XII,  28)  hatte  er  den 
Ephoros  im  Prooemion  des  sechsten  Buches  getadelt,  dass  er 
behauptete,  die  ijiiSBixzixol  Xoyov  erforderten  mehr  Vorbe- 
reitung als  die  Geschichtschreibung,  wogegen  Polybios  nach- 
weist, dass  Timaeos  ihm  dies  angedichtet.  Andere  Spuren 
von  Polemik  in  den  aus  Timaeos  geflossenen  Partien  bei 
Diodor,  wo  Ephoros  und  Timaeos  neben  einander  vorkommen 
fr.  108. 109. 110.  122  (des  Letzteren). 

of  ^et  ixetvov  ysyovorsg;  namentlich  Polybios.  Beson- 
dere 'jdvtiyQatpal  TCQog  Tifiaiov  schrieben  Polemon  der  Hier 
in  wenigstens  zwölf  Büchern  und  Istros  der  Eallimacheer, 
der  dem  Timaeos  den  Beinamen  'Eniri^aiog  gab. 

^HqoSoxov  ö\  ndvTBg]  Den  Anfaug  machte  Etesias 
von  Knidos  bei  Phot,  p.  43**,  21:  i^  ov  xal  IXsyxog  'EXXavt- 
xov  xal  'HQoäotov  füg  il;EvdovtaL  Dann  die  ägyptischen 
Historiker:  Hekatäos  von  Abdera,  von  dem  Diod.  I,  69  ab- 
hängt: o0oi>  fihv  ovv  ^Hgodoxog  .  .  .  i6%BSidxa6LVj  ixovöiaag 
ngoxQivavreg  tijg  aXrid^siag  to  naQado^oXoyetv  tucI  (iv^ovg 
TtXdttecv  ifvxccyoyiag  evaxa  nagi^öoiisv,  und  Manethon  iv  totg 
nQog  'Hqoöoxov  bei  Eustath.  II.  A^  480  und  weiter  unten  bei 
Jos.  c.  Ap.  1, 14.    Sein  heftigster  Gegner  ist  Strabon,  cf.  XI 


394  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

p.  508:  Qoiov  d^  av  tig  ^HöioSo)  xal^O^rJQCD  jttötsvöEiev  '^gmo- 
Xoyovöi  xal  totg  tQayixotg  notrizatg  ij  KxriöCa  xb  Ttal  Hqo- 
doTfi)  xal  ^EkXavCxip  xal  aXXoLg  totovtOLg,  Diese  Auffassung 
war  zu  Josephos'  Zeit  die  herrschende,  wie  die  Gegenschriften 
des  Aelios  Harpokration  und  die  noch  erhaltene  des  Plutar- 
chos  zeigen. 

§  17.  Ucxelixäv,  aus  Eusebios  hergestellt  für  Sixs- 
Xäv;  die  Frage  über  die  Siculer  wäre  in  solchem  Zusammen- 
hange anzuführen  unpassend  gewesen. 

xatfjxoXovd'i^xaöi]  Eusebios  liest  rixoXovd'i^öv, 

Timaeos  griff  den  Philistos  und  Eallias  besonders 
heftig  an,  jenen  als  Bewunderer  des  Dionysios  I.  (Plut  Dio  36), 
diesen  als  Schmeichler  des  Agathokles  (Diod.  XXI,  16.  17). 

of  rag  *Ax^C8ag  övyyayQUfpoxsg^  z.  B.  schrieb  Phi- 
lochoros  eine  Gegenschrift  itQog  xriv  ^driiuovog  ^Ax%CSa  (Suid. 
s.  V.  Q^iX6%OQog), 

ot  xcc  nagl  "Agyog  t6xoQOvvtsg^  namentlich  Agias, 
Derkjlos  und  Deinias,  geborene  Argeier,  die  auch  meistens 
zusammen  citirt  werden.  Wir  sehen  aus  unserer  Stelle,  dass 
sie  ganz  mit  den  Atthidenschreibern  zu  vergleichen  sind,  von 
denen  Dionys.  Antiq.  1,8  sagt:  ovxs  xalg  %Qovixatg  {[^xogCaig) 
TtaQaTtXrjöcov  ag  i^sdoxav  ot  xicg  ^At^Cdag  nQayiuaxsvöd^evoi, 
^ovostdstg  yccQ  htelval  xb  xal  xa%v  TCQOöiöxduBvai,  xotg 
äxovovöiv, 

§  18.  onov  yB]  aus  Eusebios  hergestellt  für  blosses  o^oi; 
Flor.;  das  ys  konnte  vor  tcb —  leicht  ausfallen.  Es  ist  acht 
Josephisch ;  cf.  c.  2  §  11  ojtot;  ya  xal  jibqI  xäv  inl  TgoCav  x.  r.  A. 

tcbqI  xrjg  IlBQötxiig]  tcbqI  xijg  TtSQLOtxrjtfaag  xijg  ÜBgöt- 
xrjg  Flor,  aus  Dissographie,  wie  der  Interpr.  Lat.  A.  J.  X,  11,  1 
AioxXijg  iv  xfj  Sbvxbqcc  xäv  IIsQöixdiv  mit  ^in  II.  Coloniarum 
libro'  übersetzt  hat.  Daraus  xrjg  nsQiriyi^ösfQg  durch  Inter- 
polation die  Vulg.  Eusebios  hat  die  Worte  mit  Recht  aus- 
gelassen, und  darauf  Dindorf  sie  eingeklammert. 

o[  Soxi^cixaxoi]  besonders  Herodot  und  Ephoros. 

(og  tlfSvdo^Bvog  vito  xtvcav  xaxriyoQBlxaC]  Der  Tadel 
der  Kritiker  bezieht  sich  sonst  nur  auf  den  Stil  des  Thuky- 
dides,  namentlich  der  sehr  kleinliche  des  Dionysios  von  Huli- 


GEGEN  APION.  395 

karnass.  Nur  das  wirft  er  ihm  De  Thucydide  Judicium  c.  19 
(p.  113  ed.  Krüger)  vor^  dass  er  um  des  Effects  halber  die 
Macht  von  Hellas  zur  Zeit  des  Troischen  Kriegs  unbedeuten- 
der gemacht  habe^  als  sie  wirklich  gewesen.  Aber  auch  er 
hat  c.  8  (p.  76)  vorausgeschickt:  MaQxvQslxat  S\  rp  uvSqI 
ta%oi  yükv  vno  Ttdvtcov  q)iko06q)(ov  X8  xal  ^rjtoQCDV^  sl  dh  ^if, 
täv  ye  nXstiSxfov^  ort  xal  r^g  akri^ala^j  r^g  [sqccv  slvat  xi^v 
CöxoQiav  ßovXofiBd'ai  nksCöxriv  iTCoirjöaxo  nQOVotav,  ovxa 
TtQOöxtd'Elg  xotg  TtQccy^aöiv  ovSivy  o  fii^  dixaiov,  ovÖh  dq)ai- 
gäv  ovdl  ivB^ovöiä^mv  xfi  yQo:<pfj^  aviyxkrixov  S%  xal  xa^a- 
gäv  triv  7tQoa{Qs6iv  utco  Tcavtog  (pd'ovov  xal  naorig  xoXaxsiag 
g>vXdxxmv, 

dxQtßsöxdxriv  xa^^  avxov  löxoQlav^  das  hiesse  ,;80 
viel  an  ihm  war",  aber  auch  da  wäre  xo  xad"*  avxov  correct 
Man  schalte  xr^v  hinter  dxQißsöxdxriv  ein:  er  schrieb  die 
Geschichte  seiner  Zeit  als  eine  sehr  genaue. 

Cap.  IV. 
§  19.  ro^atJri^s]  ro4avri^sEuseb,Praep.ev.X,7p.479A.*) 
Xsx^fiao^BvaLg]  ixxad^'qöo^dvaig  Euseb. 

§  20.  ÖTifioöiag  ysvsöd'ai]  SrjfioiSLag  yCvB6%aL  Flor, 
und  dr^iio0ia  ylvaC^ai  xdg  nagl  xäv  x.  t.  X,  Euseb.,  was  vor- 
zuziehen ist,  obgleich  in  solchen  Fällen  das  abhängige  Ver- 
bum  gewohnlich  das  Tempus  dessen  annimmt,  von  dem  es 
abhängt.  Es  befördert  aber  hier  die  Klarheit:  „man  gab 
sich  keine  Mühe,  dass  dvayQaq>ai  mit  öffentlicher  Autorität 
zu  Stande  kämen".  —  Es  ist  richtig,  dass  nur  solche  öffent- 
liche avayQafpaC  bei  den  ältesten  Griechen  existirten,  die 
Beamtenverzeichnisse  mit  Angabe  der  Amtsdauer  oder  Sieger- 
verzeichnisse mit  Angabe  der  Gattungen,  in  der  sie  gesiegt, 
enthielten. 

§  21.    naidaCagl  Ttatöag  Flor. 

q>oivlx(ov  Flor.  g>otvixäv  Hafn.  für  (povLxävj  was  aber 
bei  keinem  guten  Schriftsteller  bezeugt  ist  (Eunap.  89  soll 

*)  [Von  Niese  nicht  notirt.    F.  R.] 


396  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

es  haben);  Verwechselung  mit  tpoCviOQ^  aber  als  das  jüngere 
xxfftiHov  gebildet  ward,  stand  die  Form  mit  tpov —  be- 
reits fest. 

Drakon.  Dass  seine  Gesetze  die  ältesten  in  Athen 
waren,  wird  häufig  überliefert^  namentlich  auch  in  ähnlichem 
Zusammenhange  wie  hier  von  Tatian  Or.  ad  Graecos  c.  41, 
dass  es  die  ältesten  schriftlich  aufgezeichneten  waren,  wird 
zwar  allgemein  vorausgesetzt,  so  bestimmt  aber  nur  hier  ge- 
sagt; wenigstens  führt  Clavier,  Histoire  des  premiers  temps 
de  la  Gr^ce  II  p.  295  (der  Einzige,  der  unsere  Stelle  erwähnt) 
nur  diese  Stelle  an.  Drakons  rdfiot  (richtiger  d'aöiioC)  erstreckten 
sich  übrigens  auf  die  ganze  Gesetzgebung;  nur  waren  die 
Gesetze  über  Mord  die  einzigen,  die  Solon  beibehielt. 

oXiy^  jtQoteQov,  etwas  übertreibend.  Tatian  giebt  an 
Ol.  39,  nämlich  621  v.  Ch. 

§  22.  ri  Sst  XsysiVy  {^r  dif  Flor.;  X9V  ^^^^  Eusebios,  er 
hat  also  vielleicht  dieselbe  corrupte  Lesart  schon  vorgefunden 
und  verbessert. 

aQxaioxrixa^  in  Flor,  zu  aQxaioxata  verschrieben. 

Die  Arkader  galten  für  Reste  der  Urbevölkerung  des 
Peloponnes  und  hiessen  IlQoöiXfivoij  waren  aber  auch  später 
noch  sehr  in  der  Cultur  zurück  und  hatten  ausser  Tegea  und 
Mantineia  keine  grosseren  Städte. 

Cap.  V. 

§  23.  TCQOxaxaßBßkrifi^vrjgy  wofür  Euseb.  Pr.  ev.  X,  8 
p.479C  nQoßBßXriiievrig  hdity  „zu  Grunde  gelegt";  gewohnlicher 
ist  in  dieser  Bedeutung  das  Medium,  z.  B.  nQoxaxaßdXXBöd-ai 
XQfjTCtda. 

§  24.  ixBivriv  xriv  aixiav]  der  Artikel  von  Hudson  er- 
gänzt aus  Mss.  und  Eusebios. 

7Cq6%biq6v  iöxiv]  TtQoxBiQOv  uvxotg  iöxiv  Eusebios, 
was  aber  entbehrt  werden  kann:  „ist  immer  zur  Hand'^ 

XoycDV  dh  Svva^iv  iniSBlxvvvxo]  Josephos  hat  Recht 
in  Bezug  auf  die  griechische  Geschichtschreibung  seiner  Zeit, 
nicht  aber  auf  die  vor  Ephoros  und  Theopompos. 

§  25.    xaQBvdoxni'qCBiv]  Cf.  A.  J.  VIII,  9,  1:  jiri  na- 


GEGEN  APION.  397 

QsvSoxLiirjösvsv  avtbg  &  ^ivog  nuQa  x^  ßa^tXst.  Dies  und 
ivsvdoxi^etv  sind  in  der  xoiviq  sehr  beliebte  Composita. 

§  26.  si  xavta  y^arl^siav  BxiQOiql  so  Mss.^  wo 
Hudson  xavxa  hergestellt  hat;  sl  firi  xa  avxa  ygarl^stav  ixs- 
QOig  Ensebios^  was  den  Vorzag  zu  verdienen  scheint. 

g>av£t69'ai\  q>aiv€6&ai  Eusebios  (falsch). 

§  27.  xal  xrjg  iv  xovxotg  decvoxrixog]  x^g  ist  von 
Hudson  aus  cod.  El.  hergestellt;  80  auch  Flor,  jdaivoxrixog 
ist  doppelsinnig  und  wird  besonders  bei  den  Attikem  öfters 
im  Sinne  von  ^^Durchtriebenheit''  gebraucht.  Doch  hat  Jos. 
A.  J.  I^  Prooem.  1  ebenso  ohne  ironische  Tendenz  gesagt: 
xiv%g  iidvj  i^tdHXVVfisvoc  Xoyov  dsvvoxtixa  xal  xriv  aiC  avxr{g 
^QoiliBvoc  döl^av. 

Cap.  VI. 

§28.  onov  iilv  —  XakSatoi  Si,  das  ein  onov  di 
ersetzt.  Der  allgemein  gehaltene  Ausdruck  ist  auffallig,  da 
nach  Abzug  der  Chaldäer  nur  die  Aegypter  übrig  bleiben; 
man  sollte  ixsV  ^idv  erwarten,  vielleicht  aber  hielt  sich  Jose- 
phos  absichtlich  so  allgemein,  weil  die  Obaldäer  ja  nur  eine 
Unterabtheilung  der  [sQstg  waren. 

iyxB%£iQiiSiiivoi  fi6av  xi]v  iTtifiaksLav^  eine  dem 
Josephos  geläufige  Construction,  cf.  A.  J.  Vül,  2,  3:  Zuissl 
di  xr^v  xrjg  Bevcaiitvixidog  xkriQOv%lav  iyx£%£tQi0xo. 

ifpiXo66q>ovv\  womit  angedeutet  ist,  dass  diese  alten 
orientalischen  Aufzeichnungen  nicht  rein  annalistisch,  sondern 
dem  Pentateuch  ähnlich  waren;  vgl.  das  Todtenbuch  und  die 
von  Clemens  von  Alexandrien  geschilderten  heiligen  Bücher 
der  Aegypter  und  die  Bücher  des  Oannes  und  der  Annedoten 
bei  den  Chaldäem. 

JtQog  xr^v  xäv  xoiväv  iQymv  xa(fddo6Lv,  ihre 
Annalen  waren  sehr  einsilbig;  es  gab  welche,  die  Laetos  ins 
Griechische  übersetzte.  Dass  sie  kein  schreibseliges  Volk 
waren,  geht  aus  den  zahlreichen  lakonisch  gehaltenen  und 
für  die  Geschichte  ohne  Ausbeute  bleibenden  Inschriften  von 
Karthago  hervor. 

imdstxvviidvmv  ed.  Bas.  u.  einige  Godd.,  wofür  Hudson 


398  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

mit  Becht  aus  Big.  Hafn»  und  Int.  Lat.  ini^iiLywfiivmv  her- 
gestellt  hat.     Flor,  hat  istideixvv^svmv, 

§  29.  rriv  negl  tag  avayQUfpaq  iiciinikstav  Yulg.; 
xriv  fehlt  im  Flor.,  ist  daher  von  Bekker  als  nicht  nur  ent- 
behrlich, sondern  nicht  einmal  zu  xi(v  aixriv  gut  passend, 
gestrichen  worden. 

totg  aQ%LSQsv6i  xal  3CQoq)iqtaLs]  Ersteres  ist  uner- 
wiesene  Behauptung;  auch  vermischt  Josephos  absichtlich 
die  Sorgfalt,  mit  der  zu  seiner  Zeit  die  Geschlechtsregister 
von  den  Priestern  geführt  wurden,  mit  dem  Ursprünge  der 
geschichtlichen  Bücher  des  alten  Testaments,  die  allerdings 
von  priesterlichen  Händen  geschrieben,  vorzüglich  aber  Frivat- 
unternehmen  waren.  Das  Hervorheben  der  d(fXf'^Q^''S  ^^^  ^P^' 
ciell  Josephisch. 

xal  fpvXax&riöBxai,']  In  Bezug  auf  die  Geburtsregister 
war  das  auch  nach  dem  Untergange  der  Stadt  noch  möglich. 

bI  8\  ^QaövtsQov  slnelv]  Hieran  nimmt  Bekker  mit 
Recht  Anstoss  imd  vermuthet  bI  drj  ^ij  ^gaövxBQOv  BlitBtv\ 
es  ist  aber  mit  leichterer  Aenderung  zu  schreiben  bI  S%  [Sb(\ 
&(fa6vxBQ0v  bItcbXv, 

Cap.  vn. 

§  31.  naQac%6iiBvov']  naQBxo^vov  Flor.,  was  her- 
zustellen ist.  —  Die  ganze  Stelle  übersetzt  Dindorf:  ^sed  ge- 
nus  exquirere  secundum  antiquam  successionem  multis  pro- 
batum  testimoniis',  er  scheint  also  die  Gorrectur  Xafißdvov 
im  Reg.,  auf  die  auch  Lowth  verfallen  war,  zu  billigen.  Aber 
wenn  das  ydvog  so  ist,  ist  kein  i^Bxa^Bvv  mehr  nöthig.  iiaQ- 
tvQag  %aQa6%i6^aL  ist  Ausdruck  der  Gerichtssprache  für 
„Zeugen  stellen^,  geht  also  natürlich  und  passend  auf  xov  fu- 
xi%ovxa  xijg  UQOövvrig,  Man  schreibe:  ix  xäv  aQXBifDv^ 
„aus  den  Archiven",  ein  Wort,  das  Josephos  I,  20,  §  143 
{xav  xotg  aQx^^oi^S  ^<<S^  Qotv(x(ov)  gebraucht  und  das  sich 
auch  dort  in  geringeren  Handschriften  mit  aQxaiav  ver- 
tauscht findet;  ebenso  bei  den  Script  Hist.  Aug.  häufig  archia: 
eigentlich  ist  es  das  Gebäude,  wo  die  a^^at  sitzen,  wo  daher 
auch  die  öffentlichen  Urkunden  aufbewahrt  werden.  „Sondern 


GEGEN  APION.  399 

er  soll  das  Geschlecht  prüfen^  indem  er  die  Stadoxi^  (Genea- 
logie) desselben  aus  den  Archiven  entnimmt  nnd  (dafür, 
dass  diese  Angaben  aus  den  Archiven  richtig  sind)  viele 
Zeugen  stellt  (beim  Heirathscontract)."  Also  nuQexo^evov, 
da  es  sich  um  keinen  einzelnen  Fall  handelt;  auch  stehen 
in  dem  ganzen  Satz  lauter  Praesentia. 

Für  diesen  Brauch  giebt  Josephos  in  den  genauen,  amt- 
lich datirten  Angaben  über  seinen  eigenen  Stammbaum  Be- 
lege (Vita  c.  1).  Vgl.  die  Sage  von  der  Verbrennung  der 
Geschlechtsregister  durch  Herodes  bei  Julius  Africanus. 

Die  Priester  durften  nur  mit  freien  Hebräerinnen  Ehen 
eingehen  y  weder  mit  Freigelassenen  oder  Proselytinnen,  noch 
gar  mit  Sklavinnen  oder  Heidinnen;  vgl.  Seiden,  de  succes- 
sione  pontificum  p.  199.  Wie  Josephos  hier  Theorie  und 
Praxis  verschwimmen  lässt;  zeigt  sein  eigenes  eheliches 
Leben:  erst  hatte  er  eine  Kriegsgefangene  zur  Ehe,  dann 
heirathete  er  eine  reiche  Jüdin  aus  Kreta. 

§  32.  ttTi  avtrjg  'lovdaiag]  Der  Artikel  darf  fehlen, 
weil  es  sich  um  einen  Landesnamen'  handelt. 

§  33.  täv  ysLva^dvmv  ist  Interpolation  der  Vulg. 
Dann  wäre  es  zu  spät,  neue  Mesalliancen  zu  verhüten:  es 
handelt  sich  nicht  um  Geburtsregister^  sondern  um  Heiraths- 
register,  und  Intp.  Lat.  hat  ganz  richtig  ,^der  Braut'S  Das 
steckt  also  in  dem  überlieferten  trig  yeyQaiifidvrig,  Man 
schreibe  rfjg  ysyaiiri^dvrjg. 

§  34.  KvivxiXiov  OvccQov^  bei  dem  allgemeinen  Auf- 
stande nach  Herodes^  Tode  4  v.  Ch.  zu  Pfingsten,  den  er  als 
Statthalter  von  Syrien  niederschlug;  vgl.  A.  J.  XVH,  lOflF. 

§  35.  xacvtt  naXiv  in  tmv  aQ%aCmv  yQa^fidtmv 
ist  Unsinn^  da,  wenn  die  alten  noch  da  sind;  keine  neuen 
n5thig  sind;  sind  sie  aber  nicht  mehr  da,  so  können  aus 
ihnen  diese  nicht  hergestellt  werden.  Vielmehr  xaivcc  nalvv 
ix  täv  aQxstmv  ^(»afifiata;  dass  die  aQXBta  sich  erhielten, 
war  eher  zu  erwarten^  als  die  Privaturkunden,  auch  handelte 
es  sich  um  ein  &QXStov  in  Jerusalem,  und  so  lange  dieses 
bestand;  konnte  der  Verlust  aller  Urkunden  anderwärts 
wohnender  Juden  ersetzt  werden. 


400  VORLESUNGEN  UEBEB  JOSEPHOS'  BUECHEB 

öoxL^d^ovöi,  ob  sie  einmal  in  Kriegsgefangenschaft 
gerathen  sei.  In  der  attischen  Gerichtssprache  von  der  Prü- 
fung der  Epheben,  welche  der  Mündigkeitserklärung  vor- 
ausgeht 

inl  Flor,  und  Intpr.  Lat.^  aber  in  den  Ausgaben  in  in 
berichtigt. 

ysyovviciv  Flor.,  in  yByovog  verändert  in  Reg.,  aber 
richtig  ysyovvlav  in  den  Ausgaben. 

xok^dxig  yeyovvtav  avtots^  ohne  Artikel:  „den  un- 
erlaubten Umgang  mit  einem  Heiden  argwöhnend,  dem  sie 
(besonders)  häufig  ausgesetzt  sind^  Bekannt  ist  der  Fall 
mit  der  Mutter  des  Joannes  Hyrkanos,  die  unter  Antiochos 
Epiphanes  in  Kriegsgefangenschaft  gerathen  sein  sollte,  wes- 
halb die  Pharisäer  ihrem  Sobne  die  Befähigung  zum  Hohen- 
priesterthum  bestritten. 

§  36.  oC  aQX^^Q^^s]  ot  yaQ  aQxteQstg  hat  Dindorf  her- 
gestellt [so  Flor.],  weil  yaQ  allerdings  nicht  zu  entbehren 
ist:  er  übersetzt  ^quod  summi  sacerdotes  apud  nos  in  com- 
mentariis  descripti  sunt*ab  annis  bis  mille  cum  suis  paren- 
tumque  nominibus',  aber  ovofiaiStol  —  si6£v  heisst  nimmer- 
mehr ^descripti  sunt',  6vo(ia6t6g  ist  stets  „namhaft'^  Aber 
beim  Hohenpriester  kann  von  einer  Auswahl  der  Namhaften 
nicht  die  Bede  sein,  da  es  immer  nur  einen  gab.  Also 
schreibe  man  oC  yaQ  CsQstg,  was  auch  paläographisch  dem 
ccQxtSQEtg  näher  liegt,  und  übersetze:  „denn  die  bei  uns  von 
2000  Jahren  her  namhaften  Priester  stehen  vom  Vater  auf 
den  Sohn  in  den  avayQaq>aC^^,  Er  meint  die  Genealogien 
der  vornehmeren  Priesterfamilien  in  den  ersten  Capiteln  des 
ersten  Buches  der  Paralipomena,  die  bis  um  200  v.  Ch.  hinab- 
gehen und  von  da  an  gewiss  im  Archive  weiter  geführt 
worden  waren. 

ano  8i6%ikl(ov  ixäv]  d.  i.  seit  Aaron;  Josephos  setzt 
den  Auszug  in  1678  v.  Ch.     Also  sind  es  nur  1771  Jahre. 

Totg  611  ^i^st  Dindorf  hat  olg  81  hergestellt,  da  jenes 
ionisch  wäre. 

yivoito  eig  naQaßaöiv]  ,,zur  Gesetzesübertretung  aus> 
schlagen",  fast  so  viel  wie  xaQaßad'Eiri,  und   gewählt,  weil 


ÖEGEN  APION.  401 

die  passivischen  Formen  seltener  sind;  vgl.  Theogn.  V.  162 
olg  xo  xaxov  doxsov  yCvetai  eig  dyad'ov.  Bei  Joseph os  und 
in  den  Paulinischen  Briefen  ist  jcagdßaöLg^  „üebertretung", 
sehr  häufig. 

tdSv  nQosLQT^^BViov  ütLovv]  ünvollständigkeit  des 
Heirathscontractes,  Heirath  einer  Unebenbürtigen,  einer  Kriegs- 
gefangenen etc. 

ayv6xeCaq^  der  heiligen  Bräuche. 

§  37.  tov  vuoyQCLKpsLv]  so  in  den  Ausgaben,  to  vno- 
yQa(pstv  Flor.  Das  vnoygdq)EcVj  Niederschreiben,  so  dass  es 
als  Vorlage  dient  (nämlich  fiir  die  Geschichtschreiber),  soll 
nicht  avrsl^ovöiov  sein,  „im  freien  Belieben  eines  Jeden 
stehen",  vgl.  A.  J.  IV,  6,  11  tb  xatcc  zov  ßiov  avte^ovöi^ov^  o 
xAv  iXsvd'dgav  iöxl  xal  dsejtoxrjv  ovx  i%6vx(ov\  sondern  es 
ist  Privilegium  einer  Classe,  deren  Reinheit  sorgfaltig  ge- 
hütet wird. 

li6v(X)v\  ^ovov  Flor.,  was  sich  durch  I,  35  als  Josephisch 
rechtfertigt. 

aatpäg^  mit  menschlicher  Sicherheit  und  Deutlichkeit, 
im  Gegensatz  zu  xaxd  xrjv  inlitvoiav  xt^v  aTCo  xov  dsov^ 
durch  Inspiration  (das  Wort  wird  besonders  von  Wahrsagern 
gebraucht). 

sixoxmg  ovv]  Die  Aposiopese  wäre  zulässig,  wenn 
slxoxog  sich  auf  das  Vorhergehende  bezöge:  „sehr  begreiflich, 
da":  aber  die  Reinheit  der  Priester  kann  nicht  durch  das  im 
Gen.  abs.  Angeführte  begründet  werden.  Nun  fehlt  im  An- 
fange des  nächsten  Satzes,  mit  dem  in  den  Ausgaben  ciip.  8 
anhebt,  yccQ  hinter  ov  in  den  Ausgaben  (und  Flor.),  und  ist  erst 
von  Hudson  aus  El.  Reg.  in  den  Text  gesetzt  worden.  Man 
tilge  den  Punkt,  verbinde  beide  Sätze,  und  Alles  ist  in  der 
Ordnung. 

Cap.  VIII. 

§  38.  xcc  dixaicog  neüCiiSxsviisva].  Eusebios,  der  die 
Stelle  bis  d'vri6x€iv  riöecDg  in  der  H.  E.  III,  10  mittheilt,  hat 
d'sta  eingeschaltet,  woraus  es  von  Hudson  in  den  Text  des 
Josephos  gesetzt   worden   ist.    Es  ist  aber  nicht  bloss  ent- 

V.  GuTSOHMiD,  Kleine  Schriften.    IV'.  26 


402  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

behrlich,  sondern  schief,  da  es  sich  hier  nur  um  historische 
Zuverlässigkeit  handelt;  vgl.  unten:  näg  rifistg  totg  IdCoig 
yga^yLttöi  Ttsjtiözevxaiiav. 

§  39.  rovg  ts  vofiovgj  So  ist  aus  Eusebios  von  Hudson 
li ergestellt  für  rovg  yevo^dvovg  Flor. 

trjv  rijg  dvd'Qonoyoviag]  Wieder  aus  Eusebios  fär 
tfiv  hc  ävd-QcoTioyovLag^  aber  mit  Unrecht,  da  nur  ein  ganz 
kleiner  Theil  des  Pentateuchs  so  bezeichnet  wäre,  nagadoöig 
ist  „Tradition",  eine  nähere  Bezeichnung  des  üeberlieferten 
ist  nicht  nothig. 

okiytp]  So  Flor,  und  Eusebios,  aber  oUyov  Reg.*) 
Trotzdem  ist  Letzteres  mit  Hudson  herzustellen,  da  oXtym 
nur  beim  Comparativ  steht,  bei  anoksCicsiv  regelmässig  der 
Accusativ,  was  schon  aus  der  ursprünglichen  Bedeutung  „als 
einen  Zwischenraum  lassen"  folgt. 

rQt6%i.kC(ov  oXCyov  iräv.  In  der  Archäologie  rechnet 
er  3093  Jahre  aus,  indem  er  den  Zeitraum  vor  der  Sint- 
fluth  mit  den  LXX  auf  2256  statt  1656  Jahre  berechnet. 
Substituirt  man  letztere  Zahl,  so  würden  sich  2493  Jahre  er- 
geben, dann  wäre  die  Abrundung  aber  eine  unverschämte. 
Allenfalls  liesse  sich  der  Zeitraum  wieder  um  215  Jahre  er- 
höhen, wenn  man  den  Aufenthalt  in  Aegypten  dem  Wort- 
laute gemäss  zu  430  Jahren  statt  215  Jahren  berechnete: 
eine  solche  Rechnung  kommt  aber  weder  bei  Christen  noch 
bei  Juden  irgendje  vor.  Eine  Aenderung,  etwa  Einschaltung 
von  xal  ixarov  nach  irmv  verstiesse  gegen  den  Charakter 
der  biblischen  Zeitbestimmungen  in  unserer  Schrift,  die  ab- 
sichtlich ganz  allgemein  gehalten  sind;  XXP  statt  XXX  geht 
auch  nicht,  weil  die  3000  Jahre  durch  die  2000  Jahre  seit 
Moses  I,  7  §  36  und  die  Gesammtsumme  von  5000  Jahren  I,  1 
§  1  sichergestellt  sind.  Aufschluss  giebt  U,  31  §  226  totg  nkslo- 
öiv  ij  Si0%iXCoig  St  SGL  xrig  ruiersQag  noht  eiag,  was  nach  seinen 
eigenen  Annahmen  in  der  Archäologie  nicht  wahr  ist,  aber 
von  ihm  als  Manethos  Datum  für  den  Auszug  der  Israeliten 

*)  [Nach  Niese  liest  Flor.  oXlym^  während  die  wichtigsten  Hand- 
schriften des  Eusebios  oXCyov  haben.  F.  R.] 


GEGEN  APION.  403 

herausgebracht  worden  ist.  Dies  behält  er  bei,  um  den 
Gojim  za  imponiren^  und  findet  so  durch  Subtraction  von 
der  Gesammtsumme  von  5000  Jahren  die  „fast  3000  Jahre" 
bis  auf  Moses^  Tod. 

§  40.  \i»B%Qi  rijg  ,  . .  ßa0iX6(Dg  ciQXVS]  Als  das  am 
spätesten  hinabgehende  Geschichtsbuch  des  A.  T.  sieht  Jo- 
sephos  das  Buch  Esther  an,  dessen  Inhalt  er  auch  A.  J.  XI, 
6,  1  unter  Artaxerxes  I.  ansetzt,  indem  er  mit  diesem  nach 
alter^  auf  die  LXX  zurückgehender  luterpretation  den  Achash- 
verosh  des  Buches  (der  vielmehr  Xerxes  I.  ist)  identificirt. 
Nun  spricht  die  Geschichte  vom  siebenten  bis  dreizehnten 
Jahre  des  Königs;  also  ist  die  überlieferte  Lesart  fidxQt  rijg 
. . .  ßaöiXdcag,  wozu  nur  rsksvtrjg  aus  dem  Vorhergehenden 
supplirt  werden  könnte,  unhaltbar ^  abgesehen  davon,  dass 
der  Tod  eines  Perserkönigs  in  der  Bibel  nicht  ausdrücklich 
erwähnt  wird,  der  Ausdruck  also  schief  wäre.  Dass  unter 
der  Herrschaft  des  Artaxerxes  I.  die  biblische  Tradition  auf- 
höre, ist  trotz  der  sehr  auseinandergehenden  Ansichten  über 
die  Personen  der  Perserkönige  bei  Esra,  Nehemia  und  Esther 
stehende  Tradition;  vgl.  Euseb.  Chron.  Can.  no.  1572,  zum 
20.  Jahre  des  Artaxerxes  I.:  'Hie  finem  faciunt  Hebraeorum 
Libri  prophetici*.  Aber  ciQX'^g  ist  blosse  Interpolation:  weder 
der  Flor,  noch  Eusebios  erkennen  es  an.  Entweder  ist 
ßa6tXd(og  in  ßaöiXsiag  zu  verwandeln  (der  doppelte  Genitiv 
wäre  zulässig)  oder  fiixQ''  '^'^S  i^  ^^XQ^S-  Letzteres  verdient 
aus  paläographischen  Gründen  den  Vorzug. 

vitod'rjxag  xov  ßCov]  Rathschläge  für  das  Leben; 
vgl.  Jos.  Vita  c.  52:  xavxag  avtotg  tag  v7tod'i]xag  dovg.  Es 
ist  stehend  von  gnomischer  Weisheit,  ein  altes  Lehrgedicht 
des  Hesiodeischen  Kreises  hiess:  XsiQmvog  vnod'ijxaL,  Jo- 
sephos  denkt  besonders  an  die  Sprüche  und  an  Kohelet. 

§  38.  dvo  di  ^ova  TtQog  zotg  sIko6l  ßcßkCa]  Noch 
jetzt  theilen  die  Juden  das  Alte  Testament  in  drei  Theile: 
Thora,  Propheten,  Hagiographa.  Vgl.  Nöldeke,  Die  alt- 
testamentliche  Literatur  S.  236,  und  besonders  eingehend 
Herzfeld,  Geschichte  des  Volkes  Jisraei  III  S.  101  und  Credner, 

Zur  Geschichte  des  Kanons  S.  117.     Die  jetzige  Eintheilung 

26* 


404  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

bei  den  Juden  ist  die,  welche  sich  in  geringen  Abweichungen 
schon  Baba  Batra  14^  in  einer  Boraita  und  bei  den 
Massorethen  findet,  in  24  BQcher:  L  Töräh:  1.  Genesis. 
2.  Exodos.  3.  Leuitikon.  4.  Arithmoi.  5.  Deuteronomion. 
IL  N8bi*im:  6.  Josua.  7.  Richter.  8.  Samuel  (zwei  Bücher). 
9.  Könige  (zwei  Bücher).  10.  Jesaia.  11.  Jeremia.  12.  Eze- 
kiel.  13.  Die  12  kleinen  Propheten,  III.  ESthübim: 
14.  Psalmen.  15.  Sprüche.  16.  Hiob.  17.  Hohes  Lied. 
18.  Ruth.  19.  Klagelieder.  20.  Prediger.  21.  Esther.  22.  Da- 
niel. 23.  Esra  (incl.  Nehemia).  24.  Paralipomena  (zwei  Bü- 
cher). Derenbourg,  L'histoire  et  la  geographie  de  la  Pale- 
stine  p.  478  hat  nach  Treuenfels  (Literaturblatt  des  Orients 
Th.  X.  XI)  und  Reuss  (Nouvelle  Revue  theologique  IV,  1859, 
p.  284)  über  unsere  Stelle  gehandelt  und  meint,  Josephos 
habe  zu  den  jetzigen  neun  N^bfim  Esra  (Nehemia),  Daniel, 
Esther,  Paralipomena  hinzugefügt,  und  Prediger  und  Hohes 
Lied  als  eines  gerechnet;  auch  seien  zu  seiner  Zeit  Ruth  und 
Klagelieder  noch  keine  besonderen  Bücher  gewesen.  Neun 
statt  acht  Nebfim  ist  aber  ein  blosses  Versehen,  und  die 
Goutamination  von  Prediger  und  Hohem  Lied  ist  gegen  alle 
Tradition.  Ein  Kanon  von  22  Büchern  findet  sich  auch 
sonst:  in  der  ältesten  christlichen  Kirche  bei  Meliton  von 
Sardes  ap.  Euseb.  H.  E.  IV,  26,  in  der  Athanasianischen 
Synopse  und  bei  Nikephoros  in  der  Stichometrie,  wo  aber 
überall  Esther  (ein  äusserst  dummes  und  unmoralisches  Buch) 
fehlt  und  statt  dessen  entweder  Ruth  neben  Richter  als  be- 
sonderes Buch  gerechnet,  oder  Baruch  als  kanonisches  Buch 
gerechnet  ist,  das  sehr  jung  und  bei  den  Juden  nie  kanonisch 
ist;  femer  bei  den  jüdischen  Autoritäten  des  Origenes  bei 
Eus.  H.  E.  VI,  25,  bei  dem  das  Buch  der  kleinen  Propheten 
nur  durch  Zufall  ausgefallen  ist.  In  allen  diesen  Verzeich- 
nissen ist  der  unterschied  zwischen  Propheten  und  Hagio- 
grapha  verwischt^  weshalb  sie  sich  nicht  zur  Yergleichung 
eignen^  dagegen  ist  dies  in  hohem  Grade  der  Fall  mit  einem 
Verzeichnisse  der  kanonischen  Bücher  der  jüdischen  Gewährs- 
männer des  Hieronymus  im  Prologus  galeatus:  I.  Penta- 
tench:     1.   Genesis.    2.   Exodus.    3.  Leviticus.    4.   Numeri. 


GEGEN  APION.  405 

5.  Deuteronomion.  II.  Propheten:  6.  Josua.  7.  Richter 
mit  Ruth.  8.  Samuel  (zwei  Bücher).  9.  Könige  (zwei  Bücher). 
10.  Jesaja.  11.  Jeremia  mit  den  Klageliedern.  12.  Ezekiel. 
13.  Die  12  kleinen  Propheten.  III.  Hagiographa:  14.  Hioh. 
15.  Psalmen.  16.  Sprüche.  17.  Prediger.  18.  Hohes  Lied. 
19.  Daniel.  20.  Paralipomena  (zwei  Bücher).  21.  Esra  (mit 
Neheinia).  22.  Esther.  Diese  Eintheilung  unterscheidet  sich 
von  der  jetzigen  nur  dadurch^  dass  sie  Ruth  und  Klagelieder 
nicht  als  besondere  Bücher  rechnet.  Sie  könnte  ursprüng- 
licher zu  sein  scheinen,  weil  22  die  Zahl  der  Buchstaben  des 
hebräischen,  24  aber  die  des  griechischen  Alphabets  ist,  jene 
Zahl  also  näher  liegt.  Allein  das  ist  falsch.  Alle  Bücher- 
eintheilungen  gehen  von  der  IHas  aus;  die  Alexandrinischen 
Juden  haben  die  Eintheilung  der  Bibel  aufgebracht  und 
theilten  sie  wie  die  Griechen  die  Ilias.  Das  spätere  Juden- 
thum  beinüht  sich  dann  ganz  consequent,  das  Fremde  aus- 
zuscheiden. Die  vier  Bücher  v^voi  xal  vTCodijxat  können  gar 
keine  anderen  sein  als:  Psalmen,  Sprüche,  Prediger,  Hohes 
Lied;  Hiob  hat  Josephos  der  geschichtlichen  Einkleidung 
wegen  offenbar  uuter  die  Geschichtsbücher  der  Propheten 
gerechnet;  zu  den  Propheten  gehören  also:  1)  die  sog.  älteren 
Propheten:  Josua,  Richter,  Samuel,  Könige,  2)  die  sog. 
Jüngeren  Propheten:  Jesaia,  Jeremia,  Ezekiel,  die  12  kleinen, 
3)  Hiob,  Daniel,  Paralipomena,  Esra,  Esther,  zusammen  13, 
Da  Josephos  hier  gar  nicht  von  einer  traditionellen  Ein- 
theiluDg  redet,  sondern  die  Schriften  nur  dem  Inhalte  nach 
gruppiren  will,  so  ist  sein  Kanon  vermuthlich  mit  dem  des 
Hieronymus  identisch. 

§  41.  ysyQaatav  filv  exaiSta]  Dass  die  Aufzeich- 
nungen aber  unvollständig  waren,  geht  aus  der  Archäologie 
hervor:  die  Hohenpriesterliste  ist  der  einzige  Faden,  an  den 
ziemlich  apokryphe  Geschichtchen  angereiht  sind.  Bisher 
sprach  Josephos  vom  Standpunkte  seiner  Kirche  aus  über 
die  Meinungsverschiedenheiten  unter  den  Griechen,  just  wie 
ein  Ultramontaner  über  die  kritischen  Spaltungen  der  ketze- 
rischen Exegese. 

Jisjti6t£vxafi6v]  TCoig  fi^Btg  itQo^iyifSv  xolg  ISiotg  ygapL- 


406  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPüOS'  BUECHER 

^a0c  Euseb.^  „wie  wir  an  unsere  Schriften  herantreten"  wahr- 
scheinlich die  ächte,  im  Flor,  durch  ein  Glossem  verdrängte 
Lesart.  Es  ist  gewöhnlich  von  dem  einem  Tempel  sich 
Nähern,  also  für  die  heilige  Scheu  vor  den  Gesetzesrollen 
sehr  bezeichnend. 

§  42.  ovt€  XQoöd'Btvai  tig  ovddv]  Zur  Zeit  des  Jo- 
sephos  war  dies  durchgedrungen,  aber  diese  Pietät  war  noch 
sehr  jung,  wie  z.  B.  das  freie  Umgehen  der  kleinen  Genesis 
(c.  60  V.  Ch.)  mit  der  Mosaischen  Ueberlieferung,  die  will- 
kürlichen Textesabweichungen  der  LXX  und  des  samarita- 
nischen  Textes  beweisen.  Bald  kam  es  so  weit,  dass  jeder 
Buchstabe  heilig  sein  sollte,  jeder  noch  so  offenbare  Schreib- 
fehler mit  mystischen  Grübeleien  vertheidigt  wurde;  die 
Pietät  ging  auch  auf  einige  Uebersetzungen  über,  die  jedes 
Satztheilchen  des  geheiligten  Urtextes  wiederzugeben  be- 
strebt waren.  Daher  Verknocherung  der  Exegese,  aber  auch 
grosse  Reinheit  des  hebräischen  Textes  im  Gegensatz  zu  der 
Mengerei  des  griechischen  Bibeltextes. 

Die  Worte:  ovSiv^  oiJrf  cifpslstv  avtmv  hat  Euse- 
bios  weggelassen,  wahrscheinlich  aus  Ueberspriilgen  von 
ovSlv  auf  ovxE, 

0v^(pvvov,  angeboren,  eigentlich  wie  ein  Muttermal. 

ro  vo^itst'V]  aus  Eusebios  für  ovofia^ecv  Flor,  herge- 
stellt. 

i^fievBiv]  Josephos  ap.  Eusebium  ini^iiivBiv^  was  aber 
weit  weniger  significant  ist. 

vn^Q  avtäv]  wiederum  aus  Eusebios  verbessert  für 
tcbqI  avtmv  Flor.     Die  Vertauschung  ist  häufig. 

§  43.  iv  d'BaxQoiq]  zu  Gladiatorenkämpfen  oder  um 
den  wilden  Thieren  vorgeworfen  zu  werden. 

inl  rc3]  „um  nur  kein  Wort  ausstossen  zu  müssen", 
Emendation  von  Bekker  für  int  xo  Flor,  oder  BitBvxa  vulg. 
Ob  Int.  Lat.  inl  xo  gelesen  hat,  ist  nicht  sicher. 

xag  [iBxcc  tovxcov  avayQafpag  hat  Reg.  nicht  ver- 
standen und  ^.  r.  gestrichen:  da  die  i/dfiot  nur  einen  kleinen 
Theil    des   Pentateuchs  ausmachen,   so    ist:    y,die   mit  ihnen 


GEGEN  APION.  407 

zusammenhängenden  Urkunden''   ganz    passende   Ausdrucks- 
weise. 

§  44.  0  rig  av  vjcofisivetev]  o6tiq  Flor,  ovx  äörig 
Heg.,  der  den  Satz  nicht  verstanden  und  durch  seine  Inter- 
polation noch  weiter  verballhornt  hat.  Es  heisst:  äquale 
quis  Graecorum  subiret?'  vno^siveisv  haben  die  Ausgaben 
richtig  für  imoiiivsiev  Flor. 

vjcIq  avtov  wäre  nur  zulässig,  wenn  unmittelbar  folgte 
tov  xal  Jtdvta  x.  r.  L  So  aber  ist  der  Artikel  unerlässlich, 
da  der  Gedanke  ausgedrückt  werden  soll  ,,in  derselben  Lage'*; 
also  mit  der  Erasis  vjcIq  xavxov, 

§  45.  iöiBdtaöpLivovg,  cf.  B.  J.  I,  24,  8:  aAA'  imo 
T^g  dvdyxTjg  i^xBÖiaöiiivoig  (Aussagen  der  gefolterten  Freunde 
des  Alexandros,  Sohns  des  Herodes).  B.  J.  II,  22,  1 :  ^sicc- 
6[iol  de  totg  sigrjvriv  ayaicätSi  Svögni^oi,,  rotg  di  tov  tcoXb- 
fLov  i^ailfaöiv  i6%a8idt^ovxo  ngog  ridovi^v. 

i(pi kor L^Tjd'fiöaVy  seineu  Ehrgeiz  worein  setzen,  mit 
dem  Inf.,  wie  A.  J.  III,  8,  6:  VTCsgßdXksiv  (pLkoti^ov(isvoi  rag 
^öiag  ag  k'xaötog  ixifpigoi, 

§  46.  d^ilBv  X.  r.A.  Während  wir  eben  der  allerliebsten 
Finte  mit  dem  argumentum  ad  hominem  unsere  Anerkennung 
nicht  versagen  konnten,  macht  dieser  durch  die  Eitelkeit 
des  Josephos  dictirte  Excurs  den  guten  Eindruck  zu  Schan- 
den: er  scheint  hierher  durchaus  nicht  zu  gehören  und  das 
Ebenmass  der  Abhandlung  zu  zerstören. 

riv\g  IfSroQiag  ijtiygdil^avreg  iJ^svqvoxtiöiv]  „Sie 
haben  unter  dem  Titel  'lörogiat  Werke  herausgegeben'*.  Den 
ungenannten  Gegner  greift  Josephos  mit  derselben  Erbitte- 
rung an,  wie  in  der  Vita  den  Justus  von  Tiberias,  dem  er 
ganz  Aehnliches  vorwirft,  und  zwar  hatte  dieser  nach  c.  10 
gegen  sein  Werk  über  den  Krieg  directe  AngrifiPe  gerichtet, 
vermuthlich  ihn  besonders  in  den  Abschnitten,  wo  er  über 
seine  galiläische  Strategie  redete,  als  unglaubwürdig  hinge- 
stellt. Trotzdem  kann  die  Stelle  nicht  auf  Justus  gehen 
wegen  c.  10  §  56:  oV  xav  totg  rcdv  avroxQatoQiDv  vtco- 
fiviqiiaöiv  ivxv%Blv  kiymöiv  (dagegen  Vit.  65  wird  Justus 
apostrophirt:  ovxb  rd  Kaiöagog  dvdyvcjg  vjto[ivijiiattt),  aAA'  ov 


408  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS^  BüECHER 

ye  xal  rotg  ^(letigotg  tdav  avTL7Coke^ovvta)v  TtQciyiiaöt,  nagi- 
xv%ov^  was  beweist,  dass  der  Gegner  nicht  Jude,  sondern 
Römer  oder  Grieche  war.  Und  die  richtige  Herstellung  von 
c.  11  §  59:  xal  xovg  fis  ßeßkaögyriiirixotag  f^^civ  rd  yivog  ano- 
8Bii,(o  kiav  ixtog  Xöyov  ßkaöiprjiioihnag*)  weist  darauf  hin, 
dass  es  derselbe  ist,  gegen  dessen  Verunglimpfung  der  Juden 
sich  Josephos  in  der  Schrift  ^y  gegen  Apion''  hauptsächlich 
richtet.    So  ist  der  Excurs  wenigstens  etwas  mehr  motivirt, 

jtaQaßakovtsg]  „hingekommen  sind^',  nicht  bloss,  wie 
die  Redeweise  öfters  miss  verstau  den  wird,  y,nahe  gekommen 
sind",  wie  öfters  bei  Polybios  und  Plutarch:  eigentlich  an- 
landen, Anker  werfen. 

jtaQaxovöfidtiDv]  Miss  Verständnissen,  das  Wort 
kommt  z.  B.  bei  Dionys  von  Halikarnass  vor;  der  Reg. 
dachte  an  TcagaxQovBLV ,  betrügen,  und  schrieb  JtaQaxQov- 
öfidzov^  verkehrt. 

o^iya  övvd'ivtsg']  also  handelt  es  sich  um  eine  Schrift 
von  geringerem  Umfange. 

ifinagoi^vstv  ist  ein  Lieblingswort  des  Josephos;  vgl. 

A.  J.  VI,  12,  7  iiijcagotvovöi,  rotg  ngayfiaöi ;  XVII  5,  6  ivexa- 
QoCvBi,  tfj  aQ€t^  xov  ^sCov  (von  den  Meineiden  des  Anti- 
patros,  des  Sohns  des  Herodes),  und  etwas  anders  gewendet 
XX,  8,  3  avccLÖäg  ivBnaQ€pvri<Sav  rotg  tl^svöiiaöLV  (von  den 
Geschichtschreibern  Neros);  eigentlich  „in  der  Trunkenheit 
Einen  misshandeln". 

Der  Ton  der  Stelle  beweist,  dass  der  Verfasser  kein 
vornehmer  Römer  gewesen  sein  kann;  und  dass  in  der  ganzen 
Schrift  sich  der  Verfasser  speciell  gegen  die  Hellenen  wen- 
det, weist  darauf  hin,  dass  es  sich  um  einen  Griechen  handelt. 

Cap.  IX 

§  47.    'Eydo   dh   xal   tcsqI]    Aehnlich    spricht   er   sich 

B.  J.  I,  prooem.  1  aus,  wo  er  sich  gegen  die  früheren  Ge- 
schieh tschreiber  wendet:  oC  ^Iv  ov  %aQaxv%6v%Bg  xoZg  itgay- 
^aöiv^  aXX^  äxofj  övkksyovxBg  Blxata  xal  äövfifpmva  dLfjyi^' 
yMxa    6o(pi6xi7cäg    ävayQoi^ovöiv ,    oC    %agayiv6iLBV0v    8\    iq 

•)  [Vgl.  die  Note  *)  zu  c.  11  §  69.   F.  R.] 


Ä 


GEGEN  APION.  409 

TiokaxBla  ty  TCQog  'Po^iovg  ^  fiCösi,  t^  XQog  'lovdaiovg 
xataipevdovrat  räv  ^gay^drav.  Deshalb  Ugovd'siiriv  iym 
xotg  xata  XYjfv  ^POi^aicov  iiysyiovlav  . . .  aq>riyri<Sa<S^at  . . .  av- 
xog  XB  ^Pm^atotg  Ttokeiii^öag  xä  TCQaxa  xal  xotg  vöxbqov 
Jtagaxvxav  il^  avdyxrjg, 

§  49.  'Ev  a  xQova  ysvoiiivcov  xäv  nQaxxo^ivav 
vulg.  Hudson  zuerst  strich  ysvo^dvcovj  was  ganz  unzulässig 
ist^  als  Dittographie;  aber  es  ist  erst  aus  yBvofiivriv  (Flor.) 
corrigirt.  Also  ist  es  wahrscheinlich  durch  Umstellung 
dahin  gerathen  und  zu  emendiren:  Jtgbg  xr^  'IsQoöolv^mv 
yBvo^dvriv  nokvogxCav.    'Ev  ^  XQOvcd  xäv  Ttgaxxofidvav. 

6vvlriv]  Hudson  hat  dies  zuerst  statt  des  überlieferten 
Gvvtäv*)  hergestellt;  aber  auch  Int.  Lat.  hat  ^intelligens 
componebam'.  Die  Aenderung  verschlechtert  den  Sinn:  er 
motivirt  seine  bessere  Befähigung  zum  Geschichtschreiber 
durch  vollständige  Information  und  entsprechende  gleich- 
zeitige Auffassung.  Also  öwimv  oder  vielmehr  avvicav,  die 
spätere  Form  für  (fvvuig]  vgl.  Winer,  Neutestamentliche 
Grammatik  S.  92  (fünfte  Ausgabe). 

§  50.  XQtiödiiEvog  xtöt]  B.  J.  1.  1.:  ^EXXddv  yXciöörj 
^Bxaßakmv  a  xotg  avco  ßagßaQOig  xij  naxQ^G)  övvxd^ag  dvd- 
stB^tl^a  TCQoxBQOv.  A.  J.  XX,  11,  2  rühmt  er  sich  wegen  der 
Archäologie:  oxi  iMfiÖBlg  av  SxBQog  t/Ät;i/?}^i^  &BXiq0ag  iii^xb 
^lovdatog  ^1^XB  dXX6<pvXog  xr^v  XQayfiaxBiav  xavxi]v  ovxmg 
dxQtßäg  Big  "EXXrivag  i^BVByxBtv,  "E^fo  yag  oiioXoyovfUvov 
naga  xmv  ofioB^äv  nXBtöxov  avxäv  xaxä  xrjv  ijtix^Qf'Ov 
naiÖBiav  8Laq>iQBiv'  xal  xciv  ^EXXrivixav  ös  yQa^ifidxmv 
iöitoväaOa  fiBxaöx^^^i  ^^^  yQa^iiaxixrjv  ifiTtBigiav  dvaXaßciv^ 
X7JV  8h  jcbqI  xr^v  ngotpogav  dxQißBvav  jcdxgiog  ixdXvöB  6v- 
vri%Bi,a. 

X060VXOV  8b  iiot  jtBQiijv  ^dQöog]  Cf.  Vit.  65:  aAA' 
avxotg  iniSmxa  xotg  avxoxgdxoQöt  xa  ßtßXCa^  fiovov  ov  xmv 
BQyc3v  fj8ri  ßXBJtofidvmv.  I}wy8Btv  ydg  ifiavxp  xbx^qi^xoxl 
xriv  xijg  aXti^Biag  %aQd8o0iv^  iq>^  g  [lagxvgiag  xsv^söd-ai, 
7tQOö8oxi^6ag  ov   St'^fiagxov.     Kai  aXXoLg   81  noXXotg  Bv^g 


*)  [awisiv  Flor,  nach  Niese.    F.  E.] 


410  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS^  BUECHER 

xad'ccTceQ  ßacvksv^  'Aygijt^ag  naC  xivsg  avtov  tmv  övyyavmv. 
Josephos  beweist  hier  freilich  nur,  dass  seine  Sehriftstellerei 
allerhöchst  approbirt  wurde. 

§  51.  ixtTCQaöxov]  Also  erschien  das  Werk  im 
Selbstsrerlag. 

avögäöi  xal  trjs  ^EllriVLxijg]  Cf.  Vit.  1.  1.:  Tcal  ßa- 
öLksfog  ^AyQimta  nagiovrog  in  xal  tmv  ix  ydvovg  avtov 
TcavroDVj  avÖQtov  tf^g  ^EXXrivvxijg  jcatdetag  inl  nkstöov  iixovxmv, 

Julius  Ärchelaos]  Sohn  des  Helkias,  erster  Gemahl 
der  Mariamme;  Schwester  des  Agrippa  IL 

Herodes]  ältester  Sohn  des  Königs  Aristobulos  von 
Chalkis,  eines  Vetters  des  Agrippa  IL,  6  ösiivotatog  viel- 
leicht wegen  irgend  eines  Priesterthumes  benannt;  denn  alt 
kann  er  noch  nicht  gewesen  sein.     S.  die  Einleitung  S.  345. 

xal  avTog]  Die  Handschriften  lassen  xal  weg;  es 
ist  erst  von  Hudson  aus  ^et  ipse'  des  Vetus  Int.  in  den 
Text  gesetzt  worden.  Aber  avtog  allein  in  Anaphora  ist 
ganz  zulässig,  da  es  sich  hier  sichtlich  um  eine  Klimax 
handelt. 

iliaQtvQtiöav]  Der  König  Agrippa  in  62  Briefen, 
von  denen  Jos.  Vit.  1.  1.  zwei  (ziemlich  nichtssagende  Billets) 
mittheilt.  In  nichts  zeigt  sich  Josephos'  masslose  Eitelkeit 
so,  wie  in  diesem  ganz  unnöthigen  Excurs,  der  zum  Theil 
mit  denselben  Worten  wiederholt,  was  er  in  der  kurz  vor- 
her geschriebenen  Vita  des  Breiteren  auseinandergesetzt  hatte. 

v7Co6r€tkcc^6voi]  „damit  zurückhaltend",  wie  bei  Jo- 
sephos öfters;  cf.  A.  J.  II,  5,  5:  ßovXo^aL  ös  6b  ^i^dhv-  vtco- 
örsllofiavov  (poßp  xoXaxsvöav,  Vit.  54:  'Itjöovg  ä'  aQX(Ov 
ovdav  v7Co6tatXd(iavog  avatpavSov  alnav. 

Cap.  X. 

§53.  fpavkoi  di  xt,vag\  Natürlich  derselbe  Gegner, 
der  c.  8  als  Verfasser  einer  tarogia  gekennzeichnet  war;  dies 
geht  auch  aus  diov  x.  r.  A.  hervor. 

xatr^yogiag  jcagadol^ov  xal  diaßokijg  war  in  der 
ed.  princeps   durch    einen   Punkt    vom    Vorhergehenden   ge- 


GEGEN  APION.  411 

trennt,  weshalb  Lamb.  Bos  auf  den  Einfall  kam,  es  seien 
Genitive  eines  Ausrufs  der  Verwunderung.  Vielmehr  ist  es 
von  yv^vaö^a  abhängig:  ^^indem  sie  annahmen,  es  liege  wie  in 
einer  Schule  junger  Leute  ein  Uebungsstück  (d.  h.  etwas,  an 
dem  diese  sich  üben  können)  seltener  Anklage  und  Verläum- 
dung  vor'';  das  war  eine  beliebte  Aufgabe  der  Rhetoren- 
schulen:  denn  diese  sind  hier  gemeint 

§  54.  yeyovmg  tegevg  ix  yivovg]  Das  hebt  er  mit 
Selbstgefühl  auch  B.  J.  I  prooem.  1  hervor:  ^loiöiptog  Max^Cov 
natg,  yivsi  ^Eßgatog  i|  'isQoCokv^cav^  tsQBvg.  Hier  hat  es 
wohl  den  Zweck,  seine  Glaubwürdigkeit  zu  erhöhen,  da  die 
Sorge  für  die  Tradition  und  die  Erhaltung  der  heiligen 
Schriften  den  Priestern  oblag. 

tilg  V'^o6o^)iag^  Er  meint  die  Lehre  der  Pharisäer, 
der  er  anhing. 

xolg    xmv   avtoxgaroQGiv   vito^vi^^aötv]    Tä  KaC- 
öttQog  vTio^vTifiara  citiert  Josephos  Vita  65,  d.  h.  des  Vespa-' 
sianus.     Er  gebraucht   hier   für   dasselbe   Buch   den   Plural, 
weil  für  den  späteren  Theil  des  Kriegs  natürlich  die  officiellen 
Rapporte  des  Sohnes  die  Grundlage  bildeten. 

totg  riiLBxiQOig  XQCcy^aöi]  dem,  was  bei  uns  vor- 
ging; durch  naqixvxov  im  Gegensatz  zu  ivixv%ov  wird  der 
Gegensatz  verstärkt:  „sie  haben  zwar  die  Schrift  gelesen, 
die  über  die  Vorfälle  im  eignen  Lager  berichtet,  sind  aber 
nicht  —  wie  ich  bei  beiden  —  dabei  gewesen  bei  dem,  etc." 

Cap.  XI. 

§  57.    ävayxaiav]  werden  wir  ihm  kaum  zugeben. 

xäv  inayyekkofidvGiv  xag  löxogiag  0vyyQd(peiv'\ 
cf.  c.  8  xi^vig  löxoQiag  i7CiyQatl>avxBg.  Hier  dehnt  er  aber  den 
Vorwurf  auf  alle  Historiker  aus,  für  die  nur  sein  Gegner 
als  Beispiel  dient. 

mg  oxv\  kommt  in  dieser  Zusammenstellung  nur  bei 
Superlativen  zur  Verstärkung  vor,  z.  B.  mg  ort  ^akiötay  ist 
aber  hier  völlig  unstatthaft.  Also  streiche  man  mg  als  Wieder- 
holung der  letzten  Silbe  von  nsTtoi^ipimg. 


412  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHüS'  BUECUER 

§  58.  xatdöraötg]  ^Verfassung';  er  meint  speciell  die 
Mosaische  Gesetzgebung,  yon  der  die  eigenthümlichen  Insti- 
tutionen des  Volkes  alle  datiren.  Diese  Bedeutung  kommt 
schon  bei  Herodot  und  den  Attikern  vor,  von  denen  sie  in 
die  xoiVT^  tibergegangen  ist. 

§  59.    TcaQ*  akkotg]  bei  nichtjüdischen  Völkern. 

Toifg  ßeßkaöcprifiTjKotag  vulg.  Aber  tovg  ^liv  ßsßL 
hat  die  gute  Ueberlieferung,*)  was  Havercamp  freilich  nicht  in 
den  Text  setzen  durfte,  da  dem  (idv  kein  di  entspricht.  Daraus 
ist  aber  zu  machen  /&£,  wodurch  der  Satz  sehr  an  Abrundung 
gewinnt,  dem  (is  aber  passend  rifiäv  ro  yivog  entspricht, 
nunmehr  auch  ßkaötpri^ovvtag  nach  ßsßXaög)ri(irix6tag  nicht 
müssig,  sondern  mit  Emphase  steht.  Wir  lernen  nunmehr 
aus  der  Stelle,  dass  die  Angriffe  auf  die  Juden,  die  den 
Josephos  zu  der  Schrift  veranlassten,  in  einer  Schrift  über 
den  jüdischen  Krieg  standen,  also  genau  den  Platz  einnahmen, 
wie  bei  Tacitus,  und  wahrscheinlich  dessen  an  dieser  Stelle 
benutzter  Quelle  angehören,  die  aber  nicht  Antonius  Julia- 
nus gewesen  sein  kann.  Wir  mussten  vielmehr  schliessen, 
dass  es  ein  Grieche,  der  der  Sphäre  des  Josephos  näher 
stand,  war.  Nun  führt  Tertullian  Apologet  19  unter  den 
Schriftstellern  über  die  Juden  auf:  ^rex  luba  et  Appion  et 
Thallus,  et  qui  istos  aut  probat  aut  revincit  ludaeus  lose- 
phus'.  Aber  Thallos  wird  von  Josephos  nie  genannt.  Als 
Geschichtschreiber  über  syrische  Dinge  wird  er  von  den 
Kirchenvätern  citirt;  seine  Chronik  in  drei  Büchern  ging 
von  der  Einnahme  von  Ilion  bis  Ol.  167  (Eus.  Chron.  I  p.  359 
ed.  Aucher),  was  aber  verschrieben  sein  muss,  da  fr.  8  bei 
Müller  III,  519  über  einen  Vorfall  der  202.  Olympiade  handelt. 
Müllers  Hypothese,  p|g'  in  6^'  zu  verwandeln,  ist  paläogra- 
phisch  unstatthaft;  sehr  auf  der  Hand  liegt  die  Aenderung 
von  HPAPII  in  HHAPII,  d.  i.  01.217  (89-92),  also  kurz 
vor  Josephos'  Schrift  gegen  Apion.  Es  empfiehlt  sich,  in 
Thallos  den  Gegner  des  Josephos  wiederzuerkennen.**) 


*)  [Nach  Niese  liest  Flor,  tovg  ßsßlccc(priitri%6tag.    F.  B.] 
•*)  [Vgl.  Band  II  S.  202  dieser  Sammlang.    F.  R.] 


GEGEN  APION.  413 

Xiav  aXoyiDg]  ist  seit  Hudson  hergestellt  aus  Int.  Lat.^ 
der  ^nulla  cum  ratione'  hat*),  während  in  den  Handschriften 
des  Josephos  kiav  iv  totg  Xoyoig  steht,  was  freilich  unsinnig 
ist.  Woher  weiss  man  denn  aber,  dass  mit  jenen  Worten 
des  Uebersetzers  ein  äXoycag  wiedergegeben  worden  ist,  das 
gänzlich  abliegt?  Man  schreibe  ixtog  Aoyot;,  was  ganz 
wörtlich  *sine  ratione'  bedeutet;  so  schon  bei  Her.  HI,  80 
ixTog  tciv  ifod'otcDV  vorj^drcDv, 

Cap.  xn. 

§  60.  ovzB  xcigav  olxovfiev  TcaQaXiov,  die  See- 
kuste  gehörte  den  Phöniciern  und  Philistäern;  erst  durch  die 
Hasmonäischen  Eroberungen  auf  Kosten  der  Idumäer  und 
anderer  dXX6(pvkoi  kamen  die  Juden  bis  ans  Meer,  aber  nur 
an  einer  weniger  bedeutenden  .Küstenstrecke;  der  wichtigste 
Hafen  war  Joppe. 

ovts  i^TCogiai^g  x^^Q^V''^'^]  i^  Gegensatz  besonders 
zu  den  Phöniciern;  von  den  Alexandrinischen  und  kleinasia- 
tischen Juden  war  es  aber  schon  zu  Josephos^  Zeiten  nicht 
richtig. 

avG)Ki6fiivai]  ist  überliefert,  aJtoDxttf^ivat  nur  im 
Eliensis,  woraus  es  Budäus  in  den  Text  gesetzt  hat;  falsch: 
dvoixit^ö^ai  heisst  „im  Binnenlande  angesiedelt  werden^', 
cf.  Thukyd.  I,  7  xal  liBXQi  tovSa  ht  dvmxKS^dvoL  bIöC  (wo 
Classen  zu  vergleichen,  der  dvoxtöiidvav  emendirt),  ebenso 
I,  53.  III,  31.  Dass  dieser  Sprachgebrauch,  als  Synonym  für 
av(D  oixiisöd'ai^  auch  noch  in  der  xoivri  bleibt,  lehrt  Plut. 
Marcell.  c.  6:  iic  ^AxB^gag  Sg^tjöav^  nokiv  vTcig  jcota^ov 
nddov  dvG}xi6^idvfiv. 

tavxriv  ixTtovoviLBv]  Im  Gegensatz  zu  den  meisten 
andern  semitischen  Gulturvölkern,  die  entweder  wie  die  Araber 
Nomaden  oder  wie  die  Babvlonier  in  Städten  concentrirt  sind, 
ist  das  israelitische  Volk  wesentlich  ackerbauend,  wie  seine 
Gesetzgebung  beweist  (die  schon  deshalb  nicht  der  Wüste 
entstammen  kann). 


*)  [Nach  Niese  hat  er  'ipsi  rationi'.     F.  R.] 


414  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

^dkifSta  8y^\    6iq^  „wie  augenscheinlich  ist". 

tcbqI  natSoxQoq)Cav  q>iXoxakovvxeq]  „in  der  Rinder- 
zucht ihre  Ehre  suchend^^,  wie  (pikoxLyiOv^svoVj  ein  beliebtes 
Wort  der  xoti/if,  am  Häufigsten  wie  hier  mit  tcsqC  xi  con- 
struirt;  bei  Josephos  steht  es  sonst  überall  nur  absolut^ 
A.  J.  IV,  6, 12.  XV,  8,  5.  B.  J.  III,  5,  8. 

§  61.  ovS%v  rjv  iv  xotg  ^ a katotg  XQOvoig  xb 
jTOtotJv]  So  vulg.  Aber  ovdiv  iv  xotg  TcaXaiotg  xQOvoig 
n:oiovv  Flor.  Keines  von  Beiden  kann  fehlen,  und  allerdings 
ist  beidemal  der  Ausfall  paläographisch  gerechtfertigt.  Nicht 
aber  der  zweimalige:  man  wird  also  zu  schreiben  haben 
ovdlv  r^v  xb  iv  xotg  n.  XQ-  ^«5  was  sich  durch  das  biiotoag- 
xxov  iv  xotg  rechtfertigt  und  den  Sinn  durch  strafferes  Zu- 
sammenfassen des  Gedankens  verbessert. 

xä  nag'  avxäv  i^ayofieva  x,  x,  L]  gilt  doch  nur  von 
den  Zeiten  seit  Psammetich,  da  die  Aegypter  selbst  kein 
handeltreibendes  Volk  waren  und  sich  lange  gegen  die  Frem- 
den absperrten. 

xotg  8\  xriv  nagakiov  xrjg  Ootvixrig  xaxoLXOv0iv'\ 
Sehr  correct;  denn  auch  die  binnenländischen  Eanaanäer 
waren  OoCvixag^  und  auch  die  Phönicier  nannten  sich,  wie 
noch  ihre  Kolonisten,  die  Punier,  zu  Augustus'  Zeit,  Ka- 
naanäer,  ihr  Land  Xva.  Josephos  konnte  diese  Kunde  aus 
dem  täglichen  Leben  greifen. 

xanrikog\^i  der  Detailhändler,  i^inogog  der  Grosshändler; 
vgl.  über  diese  Kaufmannsclassen  bei  den  Phöniciern  Movers, 
Phon.  111,1  S.  118. 

§  62.  ovdh  TtQbg  krjöxeiag  ßöTteg  akkoi  xivlg  ij 
xb  nkiov  ix^i^v  a^iovv  noksfiovvtBg  ixQanrieav^  So 
Flor.  Die  Supplirung  von  vCQog  zu  ^  ro  ytksov  etc.  ist  frei- 
lich unbedenklich,  aber  was  heisst:  sie  legen  sich  durch 
Kriegführen  auf  Räubereien  oder  auf  das  Trachten  nach 
grösserem  Besitz?  Vielmehr  gehört  stoksfietv  als  nähere  Be- 
stimmung zu  xb  Ttkiov  ix^iv  ä^iovv,  also  ist  Jtoksiiovvxag 
zu  schreiben,  da  Alles  von  TCQog  abhängt. 

Räubereien  und  Eroberungskriege  werden  den 
Juden  mit  Recht  in  der  spätem  Hasmonäerzeit  vorgeworfen, 


GEGEN  APION.  415 

in  der  von  ^latrociniis  ludaeoram'  mehrfach  die  Rede  ist; 
in  dieser  ist  auch  durch  grausame  Vertilgungskriege  gegen 
die  aXX6q)vkoi  der  Keim  zu  dem  Judenhasse  der  benachbarten 
Volker  gelegt  worden.  Für  die  älteste  Zeit  hat  Josephos 
Recht^  wenn  man  von  der  Eroberung  Kanaans  selbst  ab- 
sieht; er  vergisst  aber,  dass  das  bei  der  Kleinheit  des  Volks 
kein  Verdienst  war. 

§  63.  Bv%'vg\  im  Gegensatz  zu  dt'  ixsivcav.  Durch 
die  Phonicier,  sagt  er,  sind  die  Aegypter  und  die  andern 
Verkehrsvolker  derselben  den  Griechen  erst  bekannt  geworden. 
Eine  Nachricht,  die  eine  auf  gediegener  Forschung  beruhende 
Kunde  verräth;  vielleicht  geht  hier  wieder  Vieles  auf  Di- 
käarchs  Biog  'EXXddog  zurück.  Auch  hierfür  boten  das  Vor- 
kommen der  Phönicier  in  Homers  Gedichten  u.  dgl.  An- 
haltspunkte. 

diatQovrsg]  „über  grosse  Meere  setzend",  eigentlich 
die  Anker  lichtend. 

§  64.  trjs  itsgag  ^^jCBigov]  Ueberliefert  ist  r^g 
rjfisteQag  riTceigov.  Bei  den  ältesten  Griechen  sind  die  zwei 
Gontinente  Europa  und  Asien  (diööai,  afi<p6tSQaL  TJTCStQot), 
besonders  vom  Gegensatze  zwischen  Griechen  und  Persern 
gebraucht,  was  hier  passen  würde.  Also  classisch,  da  auch 
Josephos  in  Rom  schreibt  Aber  konnte  er,  der  Jude,  es 
sagen,  da  oC  rnnixBQOL  bei.  ihm  stehender  Sprachgebrauch  ist 
für  „die  Juden"?  Also  hat  wohl  Vet.  Int.  das  Richtige  be- 
wahrt, welcher  xr^g  ixigag  vorfand. 

§  65.  okag  yag  aTtavxsg]  wiederum  eine  richtige, 
von  feiner  Beobachtung  zeugende  Bemerkung:  der  Periplus 
ist  die  älteste  Geographie. 

xal  ycQog  xriv  iöJt^Qiov]  ist  unstatthaft,  denn  zu  xf^v 
ist  nagä  zu  ergänzen,  dann  ist  aber  die  Veränderung  der 
Construction  xgog  . . .  ocaxoixovvxccg  ganz  inconcinn,  und  auf 
jeden  Fall  das  xal  —  xal  verkehrt.  Also  schreibe  man  xf^v 
jtgoöeöJtiQiov ,  welche  Form  seit  Polybios  in  der  Prosa  die 
gewohnliche  ist  (statt  jtQoödöiCBQov), 

xavxrig  &v (oxigo)]  erläutert  gut  das  aico  d^alaöörig 
ävG}Xiöiiivat. 


416  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS^  BÜECHEB 

r^yvoii^riöav]  rjyvoi^tfav  Flor.,  was  unstatthaft  ist. 

§  66.  xatOQd'ovöfig]  während  sie  solche  Thaten  ver- 
richtet; freilich  fallen  in  die  Zeit  des  Herodot  und  Thuky- 
dides  nur  die  Kriege  mit  Aequern,  Volskem  und  Vejentem. 

o^£  X0Z6  xal  ^oXig]  Ueher  die  Unbekanntschaft  der 
Griechen  mit  der  älteren  römisclien  Geschichte  äussern  sich 
in  derselben  Weise  Polyb.  I,  3  und  Dionys.  Archäol.  I,  5  und 
besonders  I,  4:  ayvosttat  jiaQa  xotg  '^EXkri6iv  oUyov  iatv 
TcatfLV  fj  Tcakaia  trlg^PofiaiiDv  stolsiog  i6r  OQia;  vgl.  Seh  wegler, 
Rom.  Gesch.  I  S.  3ff.  Nach  Plin.  N.  H.  III  §  57  war  Theo- 
phrastos  in  dem  Werke  IIeqI  I^ö^cov,  nach  Dionys.  I,  6 
Hieronymos  von  Kardia  in  der  Geschichte  der  Epigonen  der 
Erste  unter  den  Griechen,  der  etwas  ausführlicher  über  die 
Origines  von  Rom  gehandelt  hatte;  eingehender  that  es  erst 
Timäos  von  Tauromenion  zur  Zeit  des  ersten  punischen  Kriegs. 

§  67.  "Eq>oQog^  im  vierten  Buche  Evgdnri  (fr.  39). 
Seine  Genauigkeit  rühmte  besonders  Polybios;  Artemidoros 
scheint  besonders  seine  Schnitzer  aufgestochen  zu  haben, 
der  freilich  um  105  v.  Ch.  schrieb,  also  genauere  Kunde 
haben  konnte  (Strab.  III  p.  157).  Als  Grieche  konnte  er 
den  Begriff  des  Staats  von  dem  der  Stadt  nicht  trennen,  und 
allerdings  hat  es  zu  seiner  oder  doch  zur  Zeit  seiner  Quellen 
(Hekatäos)  noch  einen  Culturstaat  von  grösserem  Umfange 
in  Spanien  gegeben,  Turdetanien  (das  alte  Tarshish).  Also 
war  der  Irrthum  nicht  so  arg,  wie  er  den  Späteren  schien. 

naq'  avxotq]  Das  itok^i^eav  für  it6lfiri<f€v  ist  nicht 
anzutasten,  auch  avtoi  auf  Galater  und  Iberer  zu  beziehen, 
da  sonst  die  Erwähnung  der  Ersteren  ganz  unmotivirt  wäre: 
es  ist  zuzugeben,  dass  der  Satz  schlecht  gebaut  ist. 

§68.  ro  ßovXsöd'ai  doxstv  ts]  Vgl.  c. 5  §26:  oV  d'  ei 
tavta  ygi'^Biav  stdQcosy  ovrcog  ivoiAi^ov  avtol  (pavetöd'ai 
navxmv  akri^i^taxoi, 

ovxio]  So  vulg.,  aber  Flor,  hat  hier  beidemal  ovxmg. 
Die  euphonischen  Gesetze  über  Hiatus,  v  ifpskxvöxixov  u.  dgl. 
sind  bei  Josephos  noch  nicht  genügend  untersucht;  doch 
scheint  es,  dass  er  den  Hiatus  vermieden,  Consonanten- 
zusammenstoss  dagegen  zugelassen  bat. 


GEGEN  APION.  417 

Cap.  xin. 

§  69.  (fSQs]  06Q6  mit  folgendem  Infinitiv ^  „setze  den 
Faliy  dass'^;  ist  nach  den  vielen  Constructionen,  mit  denen 
das  Wort  bei  den  Attikem  vorkommt  (Imperativ,  Conjunetiv, 
Fragesatz),  die  einzige  in  der  xoti/if,  bei  Plutarch  u.  A.  ge- 
bräuchliche, während  sie  gerade  bei  den  Attikem  noch  nicht 
vorkommt. 

a^iovv  xQTjöaö&ai]  so  dass  der  Wille  als  Dauerndes, 
das  Ausführen  als  etwas  Momentanes  gedacht  ist,  eigentlich 
unlogisch;  deshalb  hat  Reg.  ri^^tg  aS4G)r£  rsxiirjQiw  XQV^^^'' 
(d.  h.  ^^cig  a^tm  ts  ^p.),  El.  r^iaq  d^iovv  tsxiiriQiG)  xQ^ö&at,  Aber 
bei  Verbis  des  Wollens  ist  jene  Constructionsweise  Begel;  vgl. 
Soph.  Oedip.  R.  944:  st  fi^  Idycn  takij^ig^  a|tc5  ^avstv^  und 
I,  17  §  106  ßovko^iav . . .  iieteld'Btv  . . .  xal . . .  nuQaöxBtv. 

§  70.  xoLvfj  fiiv  anavteg^  d.  h.  nicht  etwa  bloss  in 
einzelnen  Städten  wie  Alexandrien;  vgl.  I,  25  §223:  zäv  dh 
elg  fificcg  ßlaögyi^^i^äv  fjgl^avto  ^ihv  Alyomi^oi.  In  der  That 
verräth  die  volksthümliche  ägyptische  Tradition  über  den  Exo- 
dus, wie  sie  schon  Manethos  giebt,  einen  starken  Judenhass. 
Die  Juden  waren  schon  seit  Nebukadnezar  und  in  der  Perser- 
zeit zahlreich  nach  Aegypten  gekommen,  um  Handel  zu 
treiben,  und  waren  dadurch,  besonders  durch  ihr  gutes  Zu- 
sammenhalten den  Heiden  gegenüber,  den  Eingeborenen  zu- 
wider geworden.    Dann  trug  besonders  der  Einfluss  der  Juden 

•  

bei  einigen  Ptolemäern,  besonders  Ptolemäos  VI.  Philometor, 
als  Finanziers  und  Generäle  dazu  bei,  endlich  verbitterte 
das  Yerhältniss  besonders  der  Streit  um  das  Alexandrinische 
Bürgerrecht  unter  Gajus,  den  wir  aus  Philons  Streitschriften 
De  legatione  ad  Gaium  und  In  Flaccum  und  den  Bruch- 
stücken Apions  bei  Josephos  H,  4—6  kennen.  B.  J.  II,  18,  7: 
Kaxa  d\  zriv  ^j^kaJ^dvägeiav  asl  fiiv  f^v  0xd6tg  %Qog  %o  ^lov- 
daVxov  totg  imxfOQ^otg  d(p^  ov  . . .  'lovdaiotg  'jäkd^avdgog  .  .  . 
idancs  t6  fietoiTcstv  xatä  ri^v  jtoXtv  i^  iöoti^iag  TCgog  '^Eklri- 
vag'y  weiter:  ^Exal  ts  ^Pcafiatot  xatsxti^öavro  tfjv  Atyvnxov ,., 
0VfußoXal  dl  Yi^av  aircäv  &didXsnttoi  TtQog  tovg  "EXkrivag^ 
xal  täv  fiy Slovan/  aokXovg  oöri^igat  nag  d(iq)otv  xoka^ov- 
t(ov   fi    ötdöig    ^XXov    ^ccQ<ols,vvsto,     Beim    Ausbruch    des 

T.  GuTBOHViD,  Klfiine  Sohriften.    IV.  27 


418  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

jüdischen  Kriegs  66  führte  dies  zu  einer  für  die  Juden 
Aegyptens  verhängnissvollen  Katastrophe. 

Ootvixfov  dh  TvQLOt]  Cf.  B.  J.  II,  18,5:  Kai  Tvqiol 
ftiv  övxvovg  disxQTjäavtOy  to  Jtkstov  dl  avtcot/  dsöiioirag 
i<PQOVQOw  (a.  66).  Das  Verhalten  der  Nachbarstädte  beim 
Ausbruch  des  jüdischen  Eüriegs  giebt  einen  Gradmesser  für 
ihren  Judenhass:  am  ärgsten  wüthen  die  Askaloniten,  die 
Bewohner  der  hellenistischen  Städte  in  der  Nähe  des  Sees 
von  Gennezareth,  in  Phonicien  ausser  Tyros  die  von  Ptolema'is 
und  vor  Allen  von  Caesarea  Palaestinae.  Die  entfernter 
wohnenden,  wie  die  Gerasener  jenseits  des  Jordan,  die  der 
grossen  syrischen  Städte  und  die  von  Sidon,  verschonen  die 
Juden.  Der  Grund  zu  diesem  Hasse  ist  abgesehen  vom  Erb- 
hasse der  Philistäer  besonders  durch  die  Eroberungskriege 
der  späteren  Hasmonäer,  namentlich  durch  Alexander  Jan- 
näos  (105—78)  gelegt  worden. 

§71.  igxvy^^  Weil  nämlich  Abraham  aus  Ur-Kasdim 
auswanderte. 

di.a  xiiv  övyydvstav]  Eine  ganz  jüdische  Voraus- 
setzung, da  nur  in  der  jüdischen  Ethnographie  der  Genesis 
die  Chaldäer  in  ein  engeres  Yerhältniss  zu  den  Hebräern 
gebracht  sind  als  die  stammverwandten  Phonicier.  Allerdings 
ist  in  Babylonien  wenig  von  Judenhass  zu  spüren,  obgleich 
die  Juden  schon  damals  massenhaft  dort  wohnten:  die  Masse 
der  Bevölkerung  war  syrisch,  und  mit  den  Syrern  scheinen 
die  selbst  syrisch  redenden  Juden  immer  auf  leidlichem 
Fusse  gestanden  zu  haben.  Die  herrschende  Glasse  der  Chal- 
däer war  aber  ein  anderer  Stamm. 

avtmv]  hat  Bekker  hier  wie  überall  fttr  das  überlieferte 
avrmv  hergestellt,  wo  es  reflexivisch  steht. 

iv  tatg  avxmv  avayQa^alql  Er  meint  die  drei 
Bücher  XaXdaXKa  des  Berossos,  aus  denen  er  1, 19fiF.  mittheilt. 

§  72.  nC0xBiq\  „die  Beweise  beibringen'^;  7cl6xiv  naqi" 
%Biv  (wofür  auch  i%iq>iQBiv  vorkommt)  ist  ein  gerichtlicher 
Ausdruck. 

ajcoq>alvBiv  „ans  Licht  bringen'';  denn  die  griechischen 
Zeugnisse  über  die  Juden  waren  bis  dahin  unbeachtet  geblieben. 


GEGEN  APION.  419 

dvtiXoyiag]  Mit  ihrer  Einrede  gegen  uns,  die  aus  der 
Nichterwähnung  bei  alten  Schriftstellern   hergenommen  ist. 

Cap.  XIV. 

§  73.  'u^Q^ofiav]  Die  Stelle  wird  mitgetheilt  von  Euse- 
bioS;  auszugsweise  Praep.  evang.  X^IS  p.5000  und  vollständig 
Chron.  Arm.  I  p.  222  [p.  151  Schöne], 

ovx  olov  ts]  Aus  Eusebios  hergestellt  f&r  ovx 
otovts  Flor. 

§  74.  Mavdd'mg]  So  oder  Mavai&tog  haben  ^alii'  bei 
Hudson,  Maved'mv  aus  Mavi^mv  Flor.  Eusebios  hat  in  der 
Praep.  ev.  Mdv€^a)g,  in  Chron.  Maneth5s.  I,  31  am  Schluss 
ist  auch  in  unserem  Josephostext  MavB^mg  überliefert.  Der 
Accent  ist  nicht  auszumachen«,  wahrscheinlich  ist  das  Wort 
ein  Barytonon.  Die  Form  Mavs^mg  ist  die  richtige,  die 
andere  ist  aus  den  Casibus  obliquis  Mavsd'ävog  etc.  ent- 
standen. Der  Name  bedeutet  „geliebt  von  Hermes'^,  eigentlich 
Maj-en-thöth.    Vgl.  Lepsius,  Chronologie  der  Aegypter  S.  405. 

civriQ  Alyv%tiog'\  aus  Sebennytos;  er  lebte  unter  Pto- 
lemäos  I.  und  war  nach  einem  untergeschobenen  Buche 
(Sothis)  Hoherpriester  in  Heliopolis  und  blühte  namentlich 
unter  Ptolemäos  IL 

xi^g  ^EkXtjvixiig  fistsöxrjxmg  jcat^dsiag]  Dass  sich 
diese  nicht  auf  Eenntniss  und  Handhabung  der  Sprache  be- 
schränkte, lehrt  der  Stil  der  folgenden  Auszüge,  der  trotz 
mancher  Alexandrinismen  fliessend  griechisch  ist  und  von 
dem  ungelenken  Stil  des  Berossos  stark  contrastirt.  Auch  ist 
seine  Schriftstellerei  über  ägyptische  Theologie  und  Alter- 
thümer,  namentlich  die  Schrift  IIsqI  aQxat0nov  xal  svöeßeiag, 
auch  später  noch  viel  gelesen  worden. 

t^v  naxQiov  töxogCav]  unter  dem  Titel  Alyv%xiaxa 
in  drei  ro/xo^.  Wir  haben  aus  dem  ächten  Werke  folgende 
Beste:  1)  die  an  unserer  Stelle,  zum  Theil  wörtlich  erhaltenen, 
2)  eine  Epitome  aus  der  Chronographie  des  Julius  Africanus 
bei  Synkell.  p.  100  ff.  (ed.  Dindorf),  3)  eine  Epitome  bei  Euseb. 
Chron.  Arm.  I  p.  200  ff.  [p.  133  ff.  Schöne],  der  griechische  Text 
bei  Synk.  ibid.,   4)  eine  Notiz  über  die  Hirtenkonige  beim 


I  27* 


420  VORLESUNGEN  UEBER  JOSBPHOS'  BüECHER 

Schol.  PIat.Tim.p.2lE;  5)  eine  Inhaltsangabe  der  beiden  ersten 
rofio^  in  den  £xcerpta  Latina  barbari  ap.  Sealiger.  p.60f.  (The- 
saurus temporum  ed.  1606  [=»  Bus.  ed.  Schöne  I  App.  p.  214ffi]). 

ix  TB  täv  IbqAv]  ^lagd,  was  die  Lesart  aller  Hand- 
schriften und  des  Euseb.  (Praep.  ey.)  ist,  heisst  y,Tempel% 
und  wenn  der  armenische  üebersetzer  des  Chron.  ^ex  fano- 
rum  monumentis'  giebt,  so  hat  er  einen  (allerdings  durchaus 
erforderlichen)  Sinn  hineingelegt,  den  [equ  nie  hai  Flor, 
hat  UgecDv,  womit  Nichts  gebessert  ist^  da  ix  dann  ganz 
ungeschickt  wird.  Femer  hat  re  kein  correspondirendes  ts 
und  lässt  sich  nicht  einmal  als  y,und''  fassen ;  weil  —  abge- 
sehen vom  Sprachgebrauche  des  Josephos  —  kein  anderes 
Particip  vorausgegangen  ist.  Man  verlangt  ein  Hauptwort 
zu  IbqAv.  Also  r6(AG>Vy  was  seh^  gut  passen  würde:  rofiog 
ist  ein  Papierstreifen,  wie  x.  B.  der  Turiner  Königspapyrus, 
mit  dem  die  Listen  des  Manethos  grosse  Verwandtschaft;  haben^ 
dann  überhaupt  ein  Buch.  Oder  ddktav,  eigentlich  Schreib- 
tafeln, dann  Urkunden,  Schriften.  Für  keines  von  beiden  ent- 
scheidet die  Parallelstelle  des  Josephos  selbst  am  Ende  dieses 
Gapitels  §  91  {iv  ratg  Ugatg  avxäv  ßißXoig),  noch  auch  die 
analoge  Stelle  aus  der  untergeschobenen  Schrift:  die  Dedica- 
tion  der  Sothis  bei  Synk.  p.  73  hat  nur  tsga  ßtßUa,  aber  die 
Apotelesmatika  B.  V  (VI)  V.  1 — 5  haben  'El  advzcav  Isgäv 
ßißXwVj  ßaiStXev  TltolBnatSy  xal  XQXMpi^wv  6trikäv^  ag  i^Qoto 
ndvöo^og  'EQ^iig  .  .  .  Idiat^g  x  i%&goL%B  OQovoiaig  ävtirvnci 
xriQä  ajto(iaidiJk€vog.     Das  entscheidet  für  ix  8iXt(ov  Csgäv. 

roi/  ^Hqoöoxov  ikiyxei]  Oros  bei  Eustath.  II.  ^;  480 
und  Etym.  M.  s.  v.  Aeovxoxoiiog  citirt  den  Mavid^iov  iv  xotg 
(x^  Et.  M.)  ngog  ^Hg6Soxov^  wohl  ein  Abschnitt  seiner  ägyp- 
tischen Geschichte:  ^okka  xäv  Alyvxxucxäv  vx*  ayvoiag 
hl;svtf(iivov ^  ,,als  einen,  der  Vieles  von  den  ägyptischen 
Dingen  aus  Unwissenheit  unwahr  berichtet  hat^^  Er  wird 
wohl  vielfach  im  Rechte  gegen  ihn  gewesen  sein,  wenigstens 
in  Bezug  auf  die  eigentliche  Geschichte. 

§  74.  Avxog  6^  xoivvv]  Ein  ganz  unmotivirter 
Nachdruck;  vielmehr  hatte  er  eigentlich  die  Absicht  gehabt 
zu  sagen:  Mava^mv  di,  x6  yivog  dviiQ  Alyvntiog  .  .  ,  iv  ry 


GEGEN  APION.  421 

d€vtdQax,i.L  y(fci<pstj  aber  wegen  des  längeren  Zwischen- 
satzes von  einer  streng  logischen  Fassung  des  Satzes  abge- 
sehen. Es  muss  also  ein  einfach  durch  Hinweis  wieder  auf- 
nehmendes Wort  stehen,  also  ovzog  Sri  toivvv.*) 

iv  tij  devriga  täv  AlyvüCtiaxäv]  Dieser  rofto^, 
wie  der  eigentliche  Titel  lautete,  umfasste  die  Annalen  von 
der  zwölften  Dynastie,  mit  der  die  Blüthe  Thebens  begann, 
bis  zum  Schluss  der  neunzehnten,  und  der  Einnahme  yon  Troia. 

§  75.  ^Eyivsxo  ßaöcXsvg  tiiitv  Ti^kaiog  oi/o/ia  vulg. 
ist  eitel  Flickwerk.  Die  ersten  Worte  fehlen  im  Flor.,  der 
nur  tov  Tifiaioq  ovoiia  hat.  Auch  Eusebios  hat  nur  tov 
Tifiatog  ovoiMc  in  der  Praep.  ev.,  ^Honorabilis  nomen'  im 
Ohron.  Arm.  Der  lateinische  Uebersetzer  des  Josephos  ist 
ebenfalls  auf  ^Honorabile  nomen'  verfallen.  Weiter  unten 
I,  15  sind  die  Eönigsnamen  mit  rot)  di  angeknüpft,  wozu 
noifikaßB  T^v  ciQxi^v  aus  dem  Vorigen  zu  ergänzen  ist.  Aber 
hier  kann  1)  dd  nicht  entbehrt  werden,  2)  ist  es  gegen  die 
Art  der  Alten  zu  citiren,  und  noch  dazu  des  hier  auf  seine 
Sorgfalt  Gewicht  legenden  Josephos,  mitten  in  einem  Satze 
das  Citat  anfangen  zu  lassen.  Offenbar  war  der  Name  des 
Königs  vor  der  Erzählung  dessen,  was  unter  seiner  Regierung 
geschah,  als  Ueberschrift  gegeben;  und  wir  werden  Tovti- 
fiatog  herzustellen  haben.  Es  handelt  sich  hier  um  den 
letzten  König  der  vierzehnten  Dynastie,  in  der  76  Xo'itische 
(uns  unbekannte)  Könige  484  Jahre  regierten  (2655  —  2171 
V.  Ch.).  Der  Name  klingt  aber  an  Tutmes  an  und  sieht 
ägyptisch  aus. 

ovona.  iitl  rovrov  ovx  old*  oTCiog  6  d'abg  dvtd' 
jtvevöBv]  ovofia  verstösst  gegen  allen  Stil  einer  Ueberschrift, 
seine  Herausreissung  aus  dem  Zusammenhange  durch  Jose- 
phos lässt  sich  aber,  wie  schon  in  Bezug  auf  tov  bemerkt, 
ebensowenig  annehmen.  Es  ist  also  verdorben,  obgleich 
schon  Eusebios  beidemal  dieselbe  Lesart  giebt:  vielleicht 
war  die  Stelle  schon  in  der  von  Josephos  benutzten  Hand- 
schrift des  Manethos  verdorben.  Femer  wie  konnte  der  Heide 
Manethos  6  &£6g  sagen?     Er  musste  oC  d'eoij  &e6g  irt$,  ro 

♦)  [So  EusebioB.    F.  R.] 


422  VORLESUNGEN  ÜEBEß  JOSEPHOS'  BÜECHER 

d-stov  sagen.  Ferner  ist  avtmvslv,  metaphorisch  Yom  Schick- 
sal, in  der  xocvi^  üblich  und  an  sich  untadlig;  aber  ovx 
olö^  ox(Dg  ist  dann  durchaus  schief.  Ich  emendire  also: 
Tovti(iatog.  "Avei^og  inl  tovtov  ovx  oW  oncjg  od'vstog  Avta- 
nvevösv;  ^6d-v£i:og%  fremdländisch,  ist  bei  den  Attikem  nicht 
selten  und  wird  auch  von  Plutarch  gebraucht;  es  ist  dann 
gleich  darauf  durch  ix  xAv  iCQog  dvatolijv  iiegäv  erläutert. 

Ttagado^mg]  „unverhoflFt". 

avd'QotnoL  to  yivog  a6riiLoi\  Es  waren  Hirtenstämme, 
die  auf  der  Peträischen  Halbinsel  oder  in  Palästina  wohnten ; 
aber  ^^was  Yiehhirten  sind,  das  ist  den  Aegyptern  ein  GreueP^ 
(Genes.  46,  34). 

x(xta^a(f<fij<favt6g]  dreist  geworden,  ein  in  der  xoivij  seit 
Polybios  nicht  seltenes  Wort. 

iörgdzevöav]  So  ist  von  Hudson  aus  Hafn.  («»  Flor.) 
und  Euseb.  hergestellt  für  avsörgdtsvöav  vulg.,  was  eine 
chorographische  Unmöglichkeit  enthält.  Der  Pharao  Sisek 
zieht  „herauf  wider  Jerusalem  (I.  [==  III.]  Kön.  14,25),  der 
Pharao  Necho  „herauf  wider  den  König  von  Assyrien  an  das 
Wasser  Phrath  (II.  [=  IV.]  Kön.  23,  29);  dagegen  zogen  die 
Brüder  Josephs  „hinab",  dass  sie  in  Aegypten  Getreide 
kauften  (Genes,  42, 3). 

inl  xriv  xcigav]  Weiter  unten  ist  ganz  Aegypten  mit 
rifi/  XB  xdtfo  xal  avm  xcigav  zusammengefasst.  Es  ist  stehend 
für  das  „Land''  Aegypten  im  Gegensatz  zur  noUg^  der 
Hauptstadt  Alexandrien,  so  stehend,  dass  Chora  sogar  von 
Plinius  beibehalten  ist.  Daher  bezeichnet  es  vorwiegend  die 
xdxto  xiOQa^  Unterägypten ;  hier  ist  dies  jedoch  nicht  der  Fall. 

d^axT^ti]  Bei  Herodot  und  wieder  bei  Plutarcb,  desgl. 
bei  Josephos,  statt  d^iax^  oder  dfiaxsi  das  Gewöhnlichere. 
Es  erläutert  das  ^aSiog^  dann  wird  aber  xatd  xQuxog  hinzu- 
gefügt, damit  man  nicht  an  Ergebung  durch  förmlichen  Ver- 
trag denken  soll,  sondern  sie  nehmen  das  Land  „mit  Gewalt''. 

§  76.  xovg  fjy€fiov£v<favxag  iv  avty]  Also  waren 
damals  mehrere  Könige  in  Aegypten,  ein  wichtiger  Fingerzeig 
für  die  Chronologie  der  Manethonischen  Dynastien.  In  der 
That  scheint  neben  den  Xo'iten  die  dreizehnte  Dynastie  von 


GEGEN  APION.  423 

sechzig  Diospolitischen  Königen  460  Jahre  lang  (2631 — 2171) 
in  Oberägypten  regiert  zu  haben,  eine  nach  den  Inschriften 
mächtige  Dynastie. 

ro  Xocnov]  ceteruni;  ^^ hierauf '^^  ein  späterer  Sprachge- 
brauch seit  Polybios.     Josephos  sagt  Xovnov  A.  J.  VII,  4,  2. 

äfimg]  In  diesem  unnothigen  Adverbium  zeigt  sich 
der  patriotische  Aegypter. 

ix^Qotatd  7t (og]  Jeder  in  yerschiedener  Art,  was 
dann  ausgeführt  wird. 

Kai  tcc  texva  xal  yvvatxag]  ist  nicht  anzutasten: 
sowohl  ihre  Kinder,  als  die  Frauen,  d.  h.  alle  zur  Familie 
oder  zum  Hausstande  gehörigen  Weiber;  rag  ywatxag  würde 
die  Aussage  auf  die  Ehefrauen  beschränken. 

§77.  ii  avtäv]  von  Bekker  hergestellt  für  ^|  av- 
täv  Flor, 

UdXatvg]  Vet.  Int.  'Sualitis',  'Silitis'  Euseb.  Chron.  Ä- 
Xitrig  nach  Synk.  p.  195  aus  der  Sothis,  die  er  jedoch  bis- 
weilen aus  Josephos  interpolirt.  Die  Epitomen  bei  Africanus 
sowohl  als  bei  Eusebios  und  Schol.  Plat.  Tim.  p.  21E  haben 
Uatrrig  und  bringen  den  Namen  in  Verbindung  mit  dem 
voiJLog  Zattfig,  Der  Name  ist  auch  im  Turiner  Köuigspapy- 
rus  und  in  der  1861  von  Mariette  entdeckten  Inschrift  von 
Teil  Mokdam  wiedergefunden  worden  und  lautet  Set  Sharati; 
vgl.  Ebers,  Aegypten  und  die  Bücher  Mosis  S.  202.  Es  ist 
nach  einer  plausibelen  Hypothese  von  Hengstenberg  das 
hebräische  Shalit,  Begent,  ein  Titel,  den  Joseph  führt.  Hier- 
nach scheint  wenigstens  im  Manethos  des  Josephos  £aXiti.g 
als  das  Richtige  hergestellt  werden  zu  müssen.^) 

t'qv  TS  avcD  xal  xarco  x^Q^'^^  Dem  t€  entspricht  das 
zweite  xal  vor  (pQovgdv]  ^  ava  xal  xdta  xd^a^  als  Einheit 
gefasst,  d.  h.  ganz  Aegypten. 

daöfioXoyäv']  besteuernd,  bei  den  Attikern  und  bei 
Plutarch  transitiv;  Josephos  selbst  gebraucht  das  Wort  nur 
intransitiv,  B.  J.  VI,  6,  2. 

xaraXeiTtav]   xataXmäv   Flor.,    was    aber  wegen   der 


«)  [Vgl.  Bd.  I  S.  833.  360  dieser  Sammlnng.    F.  B.] 


424  VORLESUNGEN  ÜEBEE  JOSEPHOS^  BÜECHER 

engen  Verbindung  mit  daöfwXoyäv  unstatthaft  ist.    Es  ge- 
schah eben  je  nach  Bedürfniss  zu  wiederholten  Malen. 

ra  TCQÖg  avaxolriv  —  f&£(>^]  Besonders  Pelusion,  die 
xksid'Qa  TTJg  Alyvitrov^  auf  deren  Sicherung  jede  kräftige 
ägyptische  Regierung  ihr  Hauptaugenmerk  richten  wird. 

^Aöövgicav  jtots  iist^ov  l6%v6vxiOv  iöo^ivtiv  ini.- 
^v^ilav  r^s  avt^g  ßaöiXsiag  itpodov  ist  überliefert.  Der 
treffliche  Perizonius  hat  hier  nicht  glücklich  corrigirt:  ^A,x6xb 
fi.  L  L  ixidvfLiav  x.  avx,  ß,  itpödov,  wo  der  doppelte  Genitiv 
ineinandergeschachtelt  sich  schlecht  macht;  auch  kann  nicht 
die  inLd'viiia  i(p6dov,  sondern  die  ifpodog  selbst  so  gefürchtet 
werden^  dass  sie  Anlass  zu  Defensiymassregeln  giebt.  Treff- 
lich dagegen  hat  Bekker  emendirt:  iici^v{ila  xrlg  avxfjg  ßaöi- 
XeCag  stpoSov  (r^g  avxfjg,  desselben  Reichs,  das  sie  soeben 
selbst  erfolgreich  überzogen  hatten).  Aber  auch  er  hat  die 
Aenderung  xoxb  aufgenommen.  Iloxi  ist  jedoch  ganz  richtig; 
nur  muss  man  es  mit  iöo^ivt^v,  nicht  mit  I^xvovxgdv  ver- 
binden: ^^Yoraussehend^  dass  von  Seiten  der  Assyrier  dereinst, 
wenn  sie  erst  mächtiger  wären ,  aus  Verlangen  nach  dem- 
selben Reiche  ein  Angriff  erfolgen  werde". 

^A66vQi(ov]  Die  Motivirung  würde  Manethos  nicht 
gegeben  haben,  wenn  er  nicht  aus  seinen  heimischen  Annalen 
gewusst  hätte,  dass  ein  solcher  Angriff  später  wirklich  er- 
folgt sei;  in  der  That  eroberte  Assarhaddon  (680 — 667) 
Aegypten,  möglicherweise  sind  Conflicte  schon  vom  zwölften 
Jahrhundert  an  erfolgt  Aber  ganz  sicher  ist  jene  Motivi- 
rung sein  eigner  Pragmatismus.  Er  setzte  nämlich  der  herr- 
schenden Ansicht  unter  den  Griechen  gemäss  voraus,  dass 
damals  das  Assyrerreich  schon  bestand,  wenn  auch  erst  in 
den  ersten  Anfängen.  In  Wahrheit  ist  das  Reich  erst  etwa 
1256  gegründet  worden,  wenn  auch  Ktesias  dessen  Grün- 
dung in  2185  und  alle  Eroberungen  in  die  ersten  siebzehn 
Jahre  setzte.  Wir  gewinnen  aber  damit  eine  Bestätigung 
dafür,  dass  Manethos  selbst  den  Anfang  der  Herrschaft  der 
Hirtenkönige  nach  diesem  Jahre  angesetzt  hat,  wahrschein- 
lich 2171. 

§  78.     vo(ic5]  vonf)^  corrigirt  in  fiovc}  hat  Flor,,  aber 


GEGEN  APION.  425 

die  Sprache  hat  die  Bedeutungeu  durch  den  Accent  bestimmt 
differenziri 

iv  vofiä  tä  Zattjj]  in  nomo  Tosaati  Yet.  Int.^  was 
auf  dasselbe  führt.  Das  bekannte  Sais  liegt  ganz  wo  an- 
ders im  westlichen  Delta^  dagegen  muss  dieser  Nomos^  wenn 
ein  ostlich  vom  Bovßcctftirtig  nota^og  gelegener  Ort  dazu  ge- 
hört, ausserhalb  des  Delfa  im  östlichen  Unterägypten  ge- 
legen, sich  wenigstens  ostlich  über  das  Delta  erstreckt  haben. 
Ueber  den  Nilarm  von  Bubastis  giebt  Ptol.  IV,  5  folgen- 
den Aufschluss:  tbv  xaXov^svov  Bovßaötiaxov^  dg  ixQst  dtä 
zov  üriXovffiaxov  6t6(tatog,  und  dann:  ajt*  ävarolmv  dh  tov 
BovßaötLaxov  noraiiov  Usd-Qoczrig  vofiog  xal  (n^CQQ^oXig 
^Hgaxkdovg  iiiXQa  nolig.  Und  Ze^gmxri  hat  wirklich  der 
Manethos  des  Schol.  Fiat.,  die  anderen  Texte  Zs%'Qoitri^ 
weshalb  Ed.  Bemard  es  auch  bei  Josephos  für  Uatty 
herstellt;  diese  Conjectur  ist  durch  MB^Qatty,  Lesart  des 
Eusebios  im  Chron.  Arm.,  glänzend  bestätigt.  Trotzdem  ist 
es  fraglich,  ob  das  die  wirkliche  Lesart  des  Josephos  ist: 
der  Manethos  des  Africanus  hat  nämlich  nach  der  Nennung 
des  Saites  und  seiner  Regierungsjahre  Folgendes:  afp'  ov  xal 
b  üattijg  voiiog.  oH  Tcal  iv  xp  Uaid-gotry  vo($p  noktv  ixtiöav. 
Ganz  ebenso  der  Manethos  des  Eusebios  und  das  Schol.  Fiat, 
nur  dass  sie  nach  vo^og  ein  ixXr\%ri  einschieben.  Offenbar 
liegt  hier  eine  Dittographie  zu  Grunde,  was  die  Lesart 
Uatrrj  wenn  auch  nicht  für  den  Urtext  des  Manethos,  aber 
doch  für  den  Text  des  Josephos  sicherstellt.  Und  da  Strab. 
XVII  p.  802  sagt:  ro  Tavnixov  <fr6(MC,  o  rtvfg  UaVttxbv  Xi- 
yovcv^  so  liesse  sich  unter  der  Voraussetzung,  dass  der  Ta- 
nitische  Nomos  östlich  über  den  Nil  hinausreichte,  die  Les- 
art sogar  als  die  richtige  yertheidigen.  Eusebios  wird  sein 
SB%Qatxxi  {£  statt  ikf),  weil  er  die  Corruptel  in  UatxTi  be- 
merkte, aus  seinem  eigenen  Manethos  hereingebracht  haben. 

ixixatQoxaxriv]  maxime  opportunus,  recht  eigentlich 
von  der  Lage  von  Orten  gebraucht. 

aQ%alag  ^soXoylag\  Vgl.  1,26  §  237  über  Auaris:  icxi, 
S*  ii  noXtg  xaxa  xifv  ^eoXoyiav  ävmd'sv  Tvqxovi^og  (schreib 
Tvtpävog),  d.  h.  Set,  der  von  den  Hirten  vor  Allen  verehrte 


426  VORLESUNGEN  ÜEBEB  JOSEPHOS'  BUECHER 

Gott;  bei  den  Aegyptem  besonders  der  Gott  der  Fremden, 
dann  besonders  als  feindseliges  Wesen  gedacht.  BeoXoyla 
ist  an  beiden  Stellen  geradezu  ^^Göttersage^^ 

AvaQiQ  hat  Flor,  an  unserer  Stelle,  Int.  Lat  ^Euaris', 
Euseb.  Arm.  ^Auaris';  für  AvaQig  entscheidet  die  spätere  Er- 
wähnung, sowie  der  einheimische  Name  Ha-nar;  der  Gott 
Sutech  von  Ha-nar  kommt  auf  Inschriften  mehrfach  vor^ 
obwohl  die  Lage  der  Stadt  nicht  Verificirt  ist  Brugsch, 
„Tanis  und  Avaris'^  in  der  Zeitschr.  für  allg.  Erdkunde 
Bd.  XII  und  XIY  hat  nachgewiesen,  dass  Ha-nar  auf  ägy- 
ptisch „Haus  der  Flucht'^  bedeutet;  Lepsius  aber,  Chronol.  d. 
Aeg.  S.  338  ff.  hat  Auaris  mit  Pelusion  identificirt,  gestützt 
auf  Schol.  Ap.  Rhod.  U,  1211:  ovtoq  (Typhon)  TcXriyalg  vno 
^ibg  [slg]  ovg  bIxs  x6novQ  Ttegl  Uvgiav  xal  IlriXovöiov  na- 
Qsyivsxo^  Stoxoiievog  imo  ^vog,  onov  ßvd^Kfd^elg  xsttai  iv  tij 
UsQßcovidv  Xifivy.  Allein  Urilovffiov  hängt  mit  von  negi  ab, 
die  Stelle  beweist  also  nur  für  eine  Localität  in  der  Nähe 
des  Serbonis-Sees.  Brugschs  Identificirung  mit  Tanis  ist 
ganz  willkürlich.  D^Anville  identificirte  es  mit  Hgoi,  d.  i. 
^HgoicDV  nöltg,  wohin  Steph.  Byz.  s.  v.  'Hgoi  den  Tod  des 
Typhon  verlegt;  das  beweist^  dass  man  die  Sage  auch  auf 
die  Localität  des  Bittersees  übertrug,  aber  die  des  Serbonis- 
Sees  ist  offenbar  die  ursprüngliche.  Sicher  ist  nur,  dass 
Auaris  in  der  Nähe  von  Pelusion  gelegen  hat;  es  kann  dies 
vielleicht  aber  auch  Herakleopolis  parva  (Sethroe)  sein.  Vgl. 
auch  Ebers  S.  212. 

ixttösv]  „besiedeln",  durch  Colonisirung  bevölkern. 

ivoiTcCffag  avty]  Unten  §86  heisst  es  alg  tonov,  agovgäv 
ixovta  iivgi(ov  zr^v  nsgiiistgov,  Avagiv  ovofia  tm  ronc).  Die 
Zahl  ihrer  Einwohner,  240,000  M.,  die  demnach  als  stehende 
anzusehen  ist,  wiederholt  er  bei  Gelegenheit  der  Austreibung 
der  Hirten.  Wir  haben  uns  den  Ort  als  ein  grosses  befestigtes 
Lager  zu  denken,  ähnlich  wie  die  IkgatonaSa  der  lonier  und 
Karer  bei  Pelusion,  an  die  Lepsius  S.  340  passend  erinnert. 

§79.  %'iQBiav'\  Sommerszeit,  eigentlich  Adjectiv,  wozu 
&Qa  zu  suppliren;  also  ist  d^egsta  zu  accentuiren;  vgl.  Lobeck 
zu  Soph.  Ajax  208. 


GEGEN  APION.  427 

^p;i;£ro]  nämlich  von  Memphis  aus. 

öLtofietgäv]  yerproviantirend^  seit  Polybios  häufige  ab- 
solut sowohl  wie  mit  dem  Accusatiy. 

liiöd'Ofpogiav]  „Sold*',  in  welcher  Bedeutung  das  Wort 
bei  Diodor  und  anderen  Schriftstellern  der  xovvr  steht.  Bei 
den  Attikern  hat  aber  iii<fd'o<po(fia  nur  die  Bedeutung  ,ySold- 
dienst^,  dagegen  Sold  heisst  ^c6d-og)OQd]  vgl.  Lobeck  zum 
Phrynich.  491;  Cobet,  Noyae  lectiones  p.  741. 

tatg  i^oxlKfiaig]  durch  Waffenübungen ^  Beyüen;  der 
Artikel  lässt  sich  erklären  ^  indem  er  die  Bevüen  als  solche 
hinstellt,  durch  welche  das  yvyLvat^Biv  zu  allen  Zeiten  erreicht 
worden  ist.  Der  Int.  Lat  ^armatos',  woraus  nicht  folgt, 
dasB  er  anders  las,  sondern  dass  er  ein  Object  vermisste. 
Allein  bnXirag  lässt  sich  hier  viel  leichter  ergänzen,  als  vor- 
her bnXCtaig.    Es  ist  nicht  zu  ändern. 

ivveaTcaiSexa  ixri]  Euseb.  Arm.  15,  aber  alle  übrigen 
Manethonischen  Listen  bestätigen  die  Zahl  19  {I&,  nicht  IE). 

§  80.  Btimv]  Vet.  Int.  *Baeon',  Euseb.  Arm.  *Banon'. 
Africanus  hat  Bvävy  ebenso  Eusebios  und  Schol.  Plat.,  das 
Sothisbuch  bei  Synkell.  p.  204  Baimv  (möglicherweise  von 
Synkellos  aus  Josephos  hergestellt).  Der  Name  ist  im  Pa- 
pyrus Sallier  I  von  Brugsch  wiedergefunden  worden  als 
Bebenan  (Ebers  S.  203).  Sowohl  Bridv  als  BAISIN  führt 
paläographisch  auf  Bv^v,  BNSIN,  wovon  Banon  im  Arme- 
nischen blosse  Zurechtmachung  der  bequemeren  Aussprache 
halber  sein  wird.  Also  ist  Bvciv  auch  bei  Josephos  her- 
zustellen. 

xd66aQa  xal  xstraQdxovra  itrj]  So  auch  Vet.  Int., 
was  durch  Africanus  und  die  Sothis  bestätigt  wird;  Euseb. 
Arm.  43  (ein  im  Armenischen  seh»  leichter  Schreibfehler). 
Eusebios  und  Schol.  Plat.  haben  nur  40  Jahre,  aber  ihre 
Liste  ist  hier  stark  verstümmelt.  Der  Turiner  Königspapyrus 
fr.  144  hat  Beste  des  Namens  ...  an  und  die  Zahl  40,  aber 
die  Einer  fehlen. 

^jijtaxvdg]  ^Apachas'  Int.  ^Apachnan'  Jos.  ap.  Eus.  Arm., 
was  mit  na%vav  bei  Africanus  stimmt;  aber  ^Aica^vag  hat 
auch  Synkellos   in   der  Sothis-Liste,   vielleicht  aus   seinem 


428  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

Josephos.  Da  eine  jOorrectur  bei  Eusebios  aus  Africanus 
nicht  wahrscheinlich  ist,  so  ist  yermuthlich  in  einem  sehr 
alten  Josephosexemplar^  aus  dem  Yet  Ini,  unsere  Hand- 
schriften und  die  des  Sjnkellos  geflossen  sind^  *Ana%vav  als 
vermeintlicher  Accusativ  in  ^Anaxi^ag  verwandelt  worden, 
und  Ersteres  herzustellen. 

%^  xal  TQidxovta  itri  xal  iiijvag  ixta]  Die  Zahl 
wird  für  Josephos  iu  allen  Texten  bezeugt;  ein  Rest  davon 
ist  die  Zahl  30  im  Manethos  des  Eusebios,  wo  sie  aber  in 
Folge  einer  Zerrüttung  des  Textes  einem  anderen  Eonige 
beigelegt  ist.     Auch  die  Sothis  hat  36  Jahre. 

^Ax<og)ig]  ^Aposis' Yet.  Int.  ^Aphösis' Jos.  ap.  Euseb.  Yon 
den  anderen  Listen  hat  Africanus  ''Ag>oßig,  Eusebios  "A^m^ig^ 
SchoLPlat.  desgleichen.  Auch  die  Sothis  hat  ^^co^t^.  Im  Papy- 
rus Sallier  I  heisst  Apepi  der  letzte  Hirtenkonig  (Ebers  S.  204); 
doch  scheint  es  ein  Anderer  zu  sein.  Hiernach  ist  die  Form 
auf  '(pig  die  einzig  zulässige;  für  "Afpmtpiq  auch  bei  Josephos 
anstatt  ''An(oq>ig  entscheidet,  obwohl  an  sich  beides  zulässig 
wäre  und  ein  Doppelgänger  des  Typhon  bei  Flut,  de  Isid.  et 
Osir.  36  "Axo^tg  heisst,  die  Leichtigkeit,  mit  der  der  Anlaut 
*An'  aus  dem  Namen  des  unmittelbar  vorhergehenden  Königs 
eindringen  konnte.  Die  Zahl  61  ist  durch  Africanus  und  die 
Sothis  gesichert. 

^laviag]  Flor,  hat  ^ lavvag  statt  der  Yulg.  ^laviag;  Yet. 
Int.  hat  ^Samnas',  was  auch  auf  Jannas  führt.  Jos.  ap.  Euseb. 
^Anan',  was  wieder  mit  dem  Ikadv  des  Africanus  stimmt. 
Das  I  ist  offenbar  nur  fehlerhaft  wiederholt  aus  Tcai]  die 
Frage,  ob  Annas  oder  Anan  für  Josephos  das  Richtige  ist, 
ist  ebenso  zu  beurtheilen  wie  bei  Apachnan;  auch  hier  wird 
anzunehmen  sein,  dass  in  der  gemeinsamen  Quelle  des  Yet. 
Int.  und  unserer  Codd.  der  vermeintliche  Accusativ  in  einen 
Nominativ  verändert  worden  war.  Die  50  Jahre  1  Monat 
sind  durch  die  50  Jahre  bei  Africanus  gesichert;  ebenso  die 
»Sothis,  nur  dass  sie  den  Konig  anders  nennt. 

§  81.  "Aöffig]  Yet  Int.  hat^Ases',  Josephos  ap.  Eus.Arm. 
^Aseth'.  Auch  die  Sothis  bei  Synk.  p.  232  hat  ^Aötj^  oder 
^Aööijd'^  Formen,  zwischen  denen  die  Handschriften  des  Syn- 


•■    • 


GEGEN  AHON.  429 

kellos  auch  sonst  fortwährend  schwanken.  Offenbar  ist  auch 
hier  wieder  'Aörid"  das  Ursprüngliche,  in  der  Quelle  des  Vet 
Int.  und  unseren  Handschriften  ist  die  Form  mit  einer  ge- 
läufigeren Endung  vertauscht  worden.  Die  49  Jahre  '2  Monate 
sind  durch  die  49  Jahre  des  Africanus  gesichert,  obgleich 
dieser  den  Konig  anders  benennt. 

otrot  fihv  £^|]  Nach  Africanus  ist  es  die  fünfzehnte 
Dynastie,  während  Eusebios  und  Schol.  Plat.  sie  in  Folge 
einer  Interpolation  in  die  siebzehnte  Stelle  hinabrücken.  Sie 
hat  260  Jahre  regiert,  von  2171—1911. 

iysvi^d'riffav]  Eine  ursprünglich  dem  dorischen  Dia- 
lekte angehörige  Form,  die  bei  Alexandrinischen  Schrift- 
stellern aufkommt  und  seit  Polybios  in  der  xoiv'q  Bürgerrecht 
erhält;  vgl.  Lobeck,  Phrynich.  p.  108. 

jcoXeiiovvrsg  asl  xal  xod'ovvtsg  (taXXov]  So  ein- 
stimmig überliefert*)  statt  jtod'ovvteg  asl  xal  pMlXov  vulg. 
Das  (läkXov,  potius,  ist  ein  comparativer  Begriff,  der  nur  da 
am  Orte  ist,  wo  die  Yergleichung  sich  in  Gedanken  leicht 
ergänzen  lässt:  „womöglich''  bedeutet  es  nie;  es  wäre  eine 
höchst  ungeschickte  Wendung  statt  xal  aifSlv  iiakXov  no- 
d'ovvteg  ^  tÖ  x.  r.  A.  Die  Lesart  der  Yulgata  ist  eine  paläo- 
graphisch  geschickte  Conjectur,  indem  nod'ovvzBg  als  eine 
an  unrechter  Stelle  eingeschobene  Dissographie  zu  noXsfiovv- 
xag  aufgefasst  ist.  Aber  auch  sachlich  ist  der  Satz  wunder- 
lich: der  Wunsch  der  Hirten  konnte  doch  höchstens  auf  den 
Buin  der  Aegypter,  nicht  ihres  Landes  gehen.  Ich  vermuthe, 
dass  eine  vielleicht  von  Josephos  schon  vorgefundene  uralte 
Corruptel  vorliegt:  noXsftovvteg  d'  asl  xal  nogd'ovvtsg  ifisX^ 
Xov  tijg  AlyvTtxov  i^agai  tr^v  ^lijav.  Dass  fidXXsi^v  „im 
Begriff  sein''  hier  sehr  am  Orte  ist,  liegt  auf  der  Hand; 
dass  es,  wenn  auch  selten,  mit  dem  Aorist  statt  Präsens 
oder  Futurum  verbunden  werden  kann,  ist  nachgewiesen  von 
Lobeck  zum  Phrynich.  p.  133.  745  f. 

iiagai]  iJ^algstv  in  der  Bedeutung  „vertilgen,  ausrotten" 


*)  [So  das  Heft  von  Dr.  Bitter.  Nach  Niese  nnd  Rhode  liest  Flor. 
noi^ovvtsg  asl  xal  pkäXlov,    F.  R.] 


430  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

gehört  der  Alexandrinischen  Sprache  an  und  findet  sich  so 
in  den  LXX.  Die  classische  Sprache  gebraucht  dafür  i^ai- 
Q6tv;  vgl.  Herakleides  Fontikos  iv  ß'  jcsqI  dticatoövvi^g  bei 
Ath.  XII  p.  523  F  ix  ^v^äv  avstXov  rovg  ix^govg. 

§  82.  ixakstto  dh  tb  6viijcav  avräv  i^vog]  hat 
Hudson  aus  Euseb.  Fraep.  ev.  X,  13  p.  500  D  hergestellt;  in 
den  Handschriften  des  Josephos  steht  nur  ixakslto  8\  i&vog. 
Es  ist  aber  fraglich^  ob  Eusebios  genau  citirt,  nicht  vielleicht 
dasselbe  schon  vorfand  und  etwas  Fassenderes  setzte.  Der 
Artikel  kann  nämlich  nicht  fehlen:  aber  ixakatto  dl  %o  i^og 
genügt.*) 

'Tx<fcig'\  So  Flor.y  Int.  Lat.  hat  erst  Sesos,  dann  Hycsos; 
Euseb.  F.  E.  hat  beidemal  *Txov6(img^  Euseb.  Chron.  Arm. 
erst  Hikkousiriy  dann  Hykousös.  Die  Form  ^Tx  ist  dann  ein- 
stimmig überliefert;  dann  hat  unser  Text  I^dg,  dagegen 
Euseb.  F.  E.  Ov066g^  Euseb.  Chron.  Arm.  Ousos. 

xad"^  tagav  yläööav]  in  der  Sprache,  die  mit  hiero- 
glyphischer  und  hieratischer  Schrift  geschrieben  wird  und 
seit  Fsammetich  ausstarb. 

xatä  tr^v  xoivriv  diakaxxov^  in  der  seit  Fsammetich 
sich  bildenden  Volkssprache,  ,die  mit  demotischer  Schrift 
geschrieben  wird. 

Hyksös]  Hyk  oder  hak  heisst  wirklich  auf  den  Inschriften 
,,EöQig^'y  besonders  wird  es  von  Fürsten  semitischer  Stamme 
gebraucht)  und  Shös  heisst  auf  koptisch  ;,Hirt'';  die  Erklärung 
ist  also  ganz  genau  (cf.  Ebers  S.  217).  Brugsch,  Hisi  de 
l'i^gypte  I  p.  77  vermuthet  mit  Grund,  dass  dieses  Shös  dasselbe 
Wort  ist  wie  Shasu,  was  auf  den  Inschriften  ein  räuberisches, 
im  Osten  von  Aegypten  hausendes  Volk  bezeichnet;  das 
Wort  würde  also  im  Koptischen  eine  generellere  Bedeutung 
erhalten  haben.  So  fallt  auch  das  Bedenken  gegen  eine 
hybride  Composition  weg.  Der  ägyptische  Flural  geht  auf 
-u  aus,  als  ursprüngliche  Form  würde  sich  also  Hak-u  Shas-u 
herausstellen.  Baöilstg  noi^kivag  sind  „EUrten  seiende  Könige^', 
nicht  Eönigshirten,  wie  Ignoranten  übersetzt  haben.    Hieraus 

*)  [So  schreibt  Flor.     F.  R.] 


GEGEN  APION.  431 

ergiebt  sich^  dass  Eusebios'  '7?Kov06wg  die  ächte  Form  ist, 
die  in  unserem  Texte  und  schon  beim  Int.  Lat.  in  ^Txöois 
überging,  weil  die  Zusammensetzung  von  Ifyk  und  Sds  darauf 
führen  zu  sollen  schien.  Umgekehrt  ist  bei  Eusebios  2]<6g 
in  Ovöo'g  verändert  worden,  um  den  einen  Bestandtheil  des 
Compositums  vermeintlich  zu  rectificiren. 

§  83.  Tivhg  d^]  Das  Alles  ist  thörichterweise  in 
sämmtlichen  Ausgaben  noch  zu  den  Worten  des  Manethos 
gezogen,  was  schon  wegen  der  Art  des  Citats  in  einem  aus 
ägyptischen  Originalquellen  schöpfenden  Werke  höchst  auf- 
fällig wäre;  aber  wovon  soll  denn  dann  6ri(iaiv6<fd'aL  ab- 
hängen? Vielmehr  citirt  Josephos  hier  ein  Sammelwerk 
über  ägyptische  Geschichte,  in  dem  Manethos  citirt  war; 
vielleicht  das  des  Apion. 

"jigaßag']  Das  ist  nicht  die  Ansicht  des  Maoethos; 
wenigstens  geben  Africanus  sowohl  als  Eusebios  und  Schol. 
Plat.  als  Ueberschrift  der  Hirtendynastie  Ootvixsg  ^vol 
ßaöilßtg,  also  hielt  er  sie  für  Eanaanäer. 

iv  d^  aklp  ccvttyQdfp^]  Dafür  wird  weiter  unten  iv 
aXky  Zivi  ßißlm  täv  jiiyvittiaxäv  gesagt;  aber  wie  sollte 
er  in  einem  früheren  oder  späteren  Buche  darauf  zurück- 
gekommen sein?  Ohne  Zweifel  war  in  der  von  Josephos 
benutzten  Quelle  nur  Manethos  citirt,  aber  in  einer  Weise, 
die  mit  seinem  eigenen  Exemplare  nicht  stimmte.  Er  erklärt 
dies  hier  durch  Benutzung  einer  anderen  Abschrift  (ebenso 
steht  in  der  Glosse  zu  1, 15  §  98:  BVQtixai  iv  itigp  avxi- 
ygatpa  ovz<og\  weiter  unten  bedient  er  sich  des  allgemeineren' 
Ausdrucks  ßißXp,  der  aber  wohl  nur  (etwas  nachlässiger) 
dasselbe  ausdrücken  soll.  ^In  aliis  autem  exemplaribus ', 
Ini  Lat.,  vielleicht  geändert,  weil  er  es  für  ein  Synonym 
von  tivdg  hielt. 

aXXä  xovvavtlov  al%^aXmtovg  drikovö^ai  xoiiid- 
vag]  vulg.,  äkXä  tovvavtcov  ßaötXatg  alx^aXcitovg  di^kovtfd-a^ 
ov  xoL^ivag  Flor.  Die  Yulgate  stimmt  mit  Eusebios;  allein 
die  richtige  Lesart  wird  in  der  von  Flor,  stecken,  denn  ein 
zovg  vor  jtoLfidvag  ist  unentbehrlich  und  lässt  sich  leicht 
aus  dem  o^  herstellen.    Man  schreibe  also  äkkd  xovvavxCov 


432  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS^  BUECHER 

ßatfiXetg  alxfiakmxovg  driXov6^av  tovg  noifiivag,  ^^fiondern^ 
was  das  Gegentheil  von  König  ist'^,  etc.  Vorher  hatte  Euse- 
bios  in  dia  zijg  xov  ^Tk  stgoöriyogiag  das  zur  Noth  entbehr- 
liche tot  weggelassen*);  in  der  Praep.  giebt  er  ^Tycovtftfwgj 
im  Chron.  Hykon.    Vielleicht  ist  'Txov  das  Richtige. 

xo  yag  ^Tx  tcolXvv  Alyvicxi^xC]  *T7iov66aig  Alyv7tti6xC 
hat  Easebios  (ohne  %aUv)y  woraus  wohl  '^  t6(og  zu  machen 
ist,  ungefähr  in  demselben  fiinne. 

at%^akmxovg  Qfjxäg  f(i]i/t;£&]  ^i^rcof^,  „express^  in 
dieser  Bedeutung  seit  Polybios  häufig.  Schwerlich  wollte 
Josephos  mit  seiner  eigenen  Autorität  dazwischen  treten, 
da  er  auf  ägyptische  Sprachkenntniss  keinen  Anspruch  ge- 
macht haben  wird.  Also  stand  wohl  ursprünglich  fifjvvsiv 
geschrieben,  umsomehr,  da  er  dann  sein  eignes  Urtheil  aus- 
drücklich von  dem  Inhalte  der  Angaben,  über  die  er  urtheilt, 
scheidet 

da6vv6(isvov]  „mit  dem  Spiritus  asper  versehen'^;  bei 
vx  war  dieser  Zusatz  nicht  nöthig,  weil  jedes  anlautende  v 
aspirirt  wird. 

Hak  heisst  allerdings  hieroglyphisch  „gefangen  nehmen^^ 
aber  dieses  Wort  wird  anders  geschrieben  als  ^hak',  König, 
so  dass  nur  beim  Hören,  nicht  beim  Lesen  eine  Verwechse- 
lung möglich  war.  Chabas,  M^langes  ^gyptologiques  1862 
S.  32  tadelt  deshalb  den  Manethos,  wogegen  Ebers  S.  217 
mit  Recht  nur  daraus  folgert,  dass  es  sich  um  einen  im  Volks- 
munde bewahrten  Namen  handelte;  auf  den  Inschriften  heissen 
die  Hirten  Mena-u  oder  Aat-u  (d.  i.  Pest).  Es  ist  aber  über- 
haupt fraglich,  ob  diese  zweite,  schwerlich  richtige,  Etymo- 
logie von  Manethos  herrührt. 

xal  naXavcig  töxogiag  ixofievov]  „sich  an  die  alte 
Geschichte  anschliessend'^;  ^consentiens'  ist  ungenaue  Ueber- 
setzung.  Er  meint  die  biblische  Geschichte,  und  erklärt  es 
weiter  unten  aus  der  Gefangenschaft  Josephs  in  Aegypten. 
Die  den  Zusammenhang  der  Manethonischen  Auszüge  unter- 
brechenden Worte  xal—ixofisvov  sind  als  Parenthese  zu  fassen. 


*)  [Es  steht  nach  Niese  im  Codex  G.    F.  R.] 


GEGEN  APION.  433 

§  84.  xovtovg  tovg  XQoxarmvoiiaöfidvovg  ßaöi- 
Xiag  tovg  räv  noi^iv(ov  xalovfiivcov  vulg.  EineUeber- 
leitung  ist  aber  unerlässlich,  Int.  Lat.  hat  ^hos  ergo  quos 
praediximus  reges'.  Euseb.  Praep.  ev.  X,  13  p.  501 A  zo-vtovg 
di^  was  Hudson  aufgenommen  hat.  Allein  Flor,  und  Euseb. 
haben  r.  r.  tcq.  ß.  xal  t,  r.  tc,  x.,  was  freilich  unmöglich  ist, 
da  nur  die  Könige  der  Hirten  vorher  erwähnt  worden  sind; 
Viger  machte  daraus  ßaöi^Xiag  tovg  ix  rc5v,  verkehrt.  Es 
wird  an  falsche  Stelle  gerathen  und  zu  schreiben  sein:  Kai 
tovtovg  tovg  %q.  ßaöiXiag  tovg  r.  ä.  x.,  wodurch  der  Ueber- 
gang  passend  hergestellt  ist.'^) 

xal  tovg  ^1  avtäv  ysvoiidvovg]  Die  ngoxatcovo^ia- 
6fji,ivoi  sind  die  sechs  von  Salatis  bis  Apophis,  die  i^  avtäv 
ysvoi^vov  eine  jüngere  Hirtendynastie,  die  sechzehnte,  die 
511  —  259%  Jahre,  also  251  Jahre  2  Monate  regiert  hat. 
Africanus  lässt  durch  ein  Excerptorversehen  in  der  sieb- 
zehnten Dynastie  noL^Livag  akkoi,  ßaötkstg  neben  Diospoliti- 
schen  Königen  151  Jahre  regieren,  Eusebios  übergeht  sie  ganz 

itri  ngog  totg  nevtaxoöCoig  avSaxal  Africanus  sagt 
t(i'  äwaöteia  noiiisvag  akXoi  ßaöiXetg  kß'  ißaöCksvöav  hrj 
g>Lri\  was  vielmehr  die  Summirung  beider  Hirtendynastien 
ist,  so  dass  für  die  zweite  26  Könige  übrig  bleiben.  Dieselbe 
hat  nach  Manetho  1912 — 1661  regiert. 

§  85.  täv  ix  trjg  Srißatöog  xal  tr^g  akkr^g  Alyv- 
%tov  ßaöiXiiov]  Also  hat  neben  den  jungem  Hirtenkönigen 
in  der  Thebais  eine  einheimische  Dynastie  regiert  und  wahr- 
scheinlich war  das  der  Grund,  in  der  Hirtenherrschaft  zwei 
Dynastien  zu  unterscheiden.  Jene  Dynastie  ist  offenbar  die 
siebzehnte  des  Africanus,  in  der  43  ®rißatot.  jdioöitokltai 
neben  ebensoviel  Hirtenkönigen  151  (schreib  251)  Jahre 
regiert  haben  sollen,  identisch  mit  der  fünfsehnten  Dynastie 
des  Eusebios,  der  die  Diospoliten  250  Jahre  herrschen  lässt; 
die  Zahl  43  ist  aber  die  Summe  der  Königszahl  aller  beiden, 
so   dass  43 — 25  die   Zahl  17  für   die   Diospoliten   ergiebt. 

*)  [So  auch  in  dem  Heft  des  Herrn  Dr.  Ritter;  anders  in  Schönes 
Eusebios  I  p.  164.    F.  B.] 

T.  GuTBCHMiD,  Kleine  SohrifteD.    lY.  28 


434  VOELESÜNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

tijg  akXrig  Alyv%xiyv  ist  anmoglich;  da  das  übrige  Aegypten 
eben  den  Hirten  noch  gehörte.  Es  ist  nothwendig  zu  schrei- 
ben r^g  avco  Aiyvnxov. 

ixavdötatfiv]  Also  waren  die  Eonige  der  Thebais  wohl 
den  Hirten  zinsbar. 

noXe^iov  avtotg  öv^^ayrivat]  avrotg  lässt  Eusebios 
aus;  aber  ebenso  ist  es  mit  dem  Dativ  verbunden  bei  Jos. 
Bell.  Jud.  prooem.  1:  rov  ^lovdaiav  Tcgog  ^Pofiaiovg  n6XE(iov 
6v6xavxa  (liyiöxov  ov  aovov  xäv  xad'^  V^Sj  öx^Sov  ö^  xal 
tQV  dxofj  7caQ€tli^q)a(i€v  r^  7c6Xb(ov  ngog  Ttokscg  rj  i^väv  i^vB6i 
6v^^ayivx(Qv,  Josephos  hat  das  Wort  von  kriegerischem  Zu- 
sammentreffen sehr  häufig,  besonders  iui%vi  öv^^yvvxaL 
B.  J.  1, 13,  2.  VI,  1,  7.  in,  7,  31  (wo  xaQxega  iiaxrj  av^Qri' 
yvvtav  wohl  in  den  Nominativ  zu  verbessern  sein  wird); 
riöi/  ö\  dvd  xo  aöxv  tfv^^rjyvviidvav  adiaXeijtxag  V,  2,  7. 
Aber  er  gebraucht  es  nur  im  Jüdischen  Krieg,  wo  er  der 
griechischen  Diction  wohl  weniger  mächtig  war;  in  der 
eigentlichen  »otvi^  ist  die  Verbindung  nicht  üblich:  TtoJLsftog 
ivvE^^dyßv  sagt  Thuk.  I,  66  und  dann  ist  es  wieder  bei  den 
Neuattikem  von  Plutarch  an  häufig.  Also  hat  er  es  hier 
wohl  aus  Manetho  herübergenommen. 

§  86.  ^AXi0q)Qayfiovd'G)<fLg  (Eus.  richtiger  Mi6q>Qay- 
fiovd'aiöig  Praep,  ev.  ML6g)Qayov(id'(oöig  Chron.  Arm.  Alis- 
fragmuthos  Int.)  müsste  der  letzte  Eonig  der  siebzehnten 
Dynastie  sein,  aus  der  die  Eonigsnamen  nicht  erhalten  sind; 
allein  es  liegt  eine  uralte^  von  Josephos  schon  vorgefundene 
Interpolation  vor^  siehe  unten.  Der  Eönig  heisst  nach  einem 
Papyrus  des  Britischen  Museums  bei  Brugsch^  Hist.  d'Bg.  p.78 
[Raseqenen]  Taon-a'a-qan^  dessen  Eampf  mit  dem  letzten 
Hirtenkönig  dort  von  einem  Theilnehmer  erzählt  ist.  Es  ist 
wahrscheinlich  der  Ki^(fxa>g,  den  die  Sothis  zwischen  die 
beiden  letzten  Hirtenkönige  einschiebt 

vn  avxov  ix  ^hv  xrjg  aXkrig  Alyvnxov  na6rig  ix- 
tt66stv  vulg.  Aber  Flor,  hat  i^  avxov  filv  x.  &.  Aly.  n.  ixsc., 
worin  freilich  ix  bei  ixjte6elv  zu  entbehren  ist  (da  beide 
Constructionen  neben  einander  vorkommen),  ^  für  imo  aber 
unmöglich  ist.    Euseb.  xal  ix  fikv  x,  a.,  offenbar  hat  er  sich 


GEGEN  APION.  435 

aber  nur  die  corrapt  vorgefundene  Lesart  zurecht  gemacht 
Man  schreibe  i^  avzrjg  (ihv  r,  a.  (statim,  i^  avrijg  sc.  tflg 
ägccg);  so  A.  J.  VII,  6,  2  ^Idaßov  xhv  agxLözQccrriyov  .  .  *  i^ 
ainijg  insiiifav  in  avtovg.    Auch  Polybios  braucht  das  Wort. 

agovQf^v  . . .  iivQiov]  Die  agovQa  ist  ein  ägyptisches 
Feldmass,  sie  hielt  nach  Her.  II,  168  100  (konigl.  ägyptische) 
Ellen  ins  Geviert.  Der  Flächeninhalt  der  Arura  betrug  dem- 
nach l^'/iooo  Morgen.  Vgl.  Hultsch,  Metrologie  S.  284.  [Die 
Arura  enthielt  0,2756  Hektaren  nach.Hultsch  a.  a.  0.  S.  356 
der  2.  Aufl.    F.  R.] 

Avagiv  ovo(ta  tp  tonp]  So  Flor,  und  Eus.  für 
"AßaQiv  vulg.  Er  redet,  als  wäre  der  Ort  noch  nicht  vor- 
gekommen, folgt  also  wahrscheinlich  hier  nicht  dem  Original- 
text des  Manetho,  sondern  dem  vorhergeuannten  aXXo  avtlr- 
yQaq)Ov, 

§  87.  xovxov  q>fi6iv  o  Mavs^Av  aicavta  tsCxai 
xa  iiaydlm  xal  l6%VQä  negißakatv  xovg  noi^ivag 
entspricht  der  obigen  Stelle  vom  Salatis:  xavxriv  ixxiöev  xs 
xccl  xotg  xsixEöiv  6%vQiorax'qv  i%oCri6Bv,  Immerhin  mag  Ma- 
netho darauf  zurückgekommen  sein  und  den  Umfang  von 
10,000  Aruren  und  das  Motiv  der  Gründung,  die  den  Hirten 
jetzt  in  ihrer  Bedrängniss  zu  statten  kam,  hier  nachgetragen 
haben;  es  mujss  aber  in  anderer  Weise  geschehen  sein,  als 
in  den  Worten  des  Josephos,  der  einer  Epitome  folgte. 

iv  6%vQäi^  iv  ixvQ^  Eus.  Allerdings  sagt  Josephos 
selbst  A.  J.  XVII,  2,  4  ixvQdxBqa^  V,  1,  20  ixvQOxritog;  aber 
Manetho  hatte  oxvQaxaxijv,  also  beizubehalten. 

§  88.  xov  ä^  'Ali6q)Qay^ovd'(X}(5dG)g  (vielmehr  ^A—d'oi- 
öeag)  vtbv  Sovii^aöiv]  Alisfragmathoseos  und  Thumnosim 
Int.  Lat.  MLötpQay^ovd^döscag  und  Q^ioyd-toöiv  Euseb.  Praep. 
ev.  Mi6g)Qayov^d'(6ö£(og  und  Gfiäöiv  Chron.  Arm.  Wahr- 
scheinlich ist  hiernach  an  unserer  Stelle  ®ovd'(iLmöLV  (mit 
einer  in  den  Manethonischen  Auszügen  stehenden  Nicht- 
beachtung der  euphonischen  Gesetze  des  Griechischen)  die 
richtige  Lesart  des  Josephos.  Es  ist  der  erste  Eonig  der 
achtzehnten  Dynastie,  der  unten  damit  übereinstimmend  Td- 
&lifo6ig  (^Themusis'  Int.  Lat.  ^Sethmosis'  Eus.  Chron.  Arm. 

28* 


436  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

Maö^gj  marg.  &v(iw0ig  bei  Theophil.  Antioch.  ad  Autol.  III;  19 
p.  270  Gesner,  der  die  Stelle  citirfc)  genannt  wird.  Aber 
dieser  erste  König  heisst  in  den  anderen  Auszügen  ^Jfiog 
bei  AfricanuS;  "j^fiaöig  bei  Eusebios,  und  die  inschriftlichen 
Eönigslisten  setzen  Aahmes,  nicht  Tutmes,  als  seinen  wahren 
Namen  ausser  allen  Zweifel.  In  dem  Eöm'gsyerzeichniss  c.  15 
föhrt  Josephos  Mfiq)Qa^ov^(o6ig  und  Sfmöig  hinter  einander 
als  sechsten  und  siebenten  Konig  der  achtzehnten  Dynastie 
auf,  übereinstimmend  mit  allen  übrigen  Listen.  Deshalb  hat 
LepsiuS;  Chronol.  der  Aegypter  S.  333  vermuthet,  unter 
diesem  Tutmes  seien  die  Hirten  ausgetrieben  worden ,  und 
nur  durch  Interpolation  sei  der  Name  dieses  Ti^^iaöig  an 
der  zweiten  Stelle  an  die  Stelle  des  "Afimöig  getreten.  Allein 
durch  Fragmente  der  ägyptischen  Historiker  Ptolemaeos  von 
Mendes  und  Apion,  und  was  noch  mehr  sagen  will,  durch 
den  Papyrus ;  der  von  einem  Zeitgenossen  des  Aahmes  her- 
rührt,  ist  es  sicher,  dass  schon  der  erste  Konig  der  acht- 
zehnten Dynastie  Aahmes  die  Hirten  vertrieben  hat.  Also 
erstreckt  sich  die  Interpolation  des  Namens  Tuthmosis  für 
Amosis  und  Misphragmuthosis  für  den  seines  Vaters  gleich- 
massig  über  alle  drei  Stellen  des  Josephos,  wo  die  Namen 
vorkommen.  Was  war  ihr  Qrund?  Josephos  ist  unschuldig 
daran,  da  er  von  der  Identität  beider  Namen  mit  den  beiden 
sechs  Stellen  weiter  unten  herrschenden  Konigen,  denen  die- 
selben wirklich  zukommen,  keine  Ahnung  hat;  er  ist  es 
wahrscheinlich  selbst,  der  den  Namen  Tdd'fiGJöirg  an  der 
dritten  Stelle  dem  vermuthlich  irrigen  "j^^cuöcg  substituirt 
hat:  insoweit  hat  Lepsius  das  Richtige  gesehen.  Seine  Vor- 
lage muss  aber  wirklich  die  Austreibung  der  Hyksos  um 
sechs  Regierungen,  die  zusammen  119  Jahre  einnehmen, 
heruntergerückt  haben,  also  unter  Zugrundelegung  der  Zahlen 
des  Africanus  von  1661  in  1542.  Allein  Josephos  selbst 
setzte  den  Beginn  der  achtzehnten  Dynastie  sehr  viel  früher, 
nämlich  518  Jahre  vor  der  Regierung  des  Amenophis,  der 
nach  Africanus  1275  Konig  wurde,  also  1793,  was  die  Thron- 
besteigung des  späteren  Tethmosis,  Sohns  des  Misphragmu- 
thosis, in   1674,   die  Vertreibung  der  Hirten    also    ziemlich 


GEGEN  APION.  437 

wieder  an  die  richtige  Stelle  bringen  würde.  Vielleicht 
hatte  die  Quelle  (sicher  die  vorher  benutzte  Elpitome)  hier- 
über eine  bestimmte  Zeitangabe  und  änderte  danach  die 
Sjnchronistik  der  ägyptischen  Dynastien.  Josephos  setzt  den 
Auszug  der  Israeliten,  die  er  mit  den  Hyksos  identificirt,  in 
1678,  und  ebenso  h«ch  etwa  die  älteren  Kirchenväter;  diese 
Data  sind  aber  erst  aus  jener  Gleichsetzung  abgeleitet:  es 
ist  also  nicht  sicher,  dass  die  von  Josephos  benutzte  Quelle 
dieser  Gleichsetzung  wegen  die  Eönigsnamen  verßllscht  hat, 
in  diesem  Fall  also  natürlich  eine  jüdische  war,  wenn  auch 
nicht  unmöglich. 

xata  XQdtog]  Nicht  „durch  Erstürmung'',  sondern  im 
Gegensatz  zu  den  övfißdöSLg^  „mit  Waffengewalt '^ 

oxtca  xal  tsööaQaxovra  fivQvaöt,  d.  h.  mit  dem 
Doppelten  der  Zahl  der  Belagerten;  natürlich  ist  die  eine 
Zahl  aus  der  andern  abstrahirt 

ziis  xokLOQxiag  a^ayvcai]  r^i/  noXLOQxiav  Eusebios. 
Beides  neben  einander  in  ^Axd'Cg  und  xoivri  im  Gebrauch; 
Josephos  construirt  a^oyiyv&öTCBLv  mit  dem  Gen.  (A.  J.  II, 
15,  5.  m,  13, 1). 

TCOdiöaCd^aL  6v[ißdö£ig]  l^v(ißa6iv  xoutöd-aL  schon 
Thuk,  I,  61. 

Iva  —  djcdXd'möi,]  "Iva  mit  dem  Conjunctiv  statt  SiSre 
—  äxsXd'stv  gehört  der  späteren  Graecität  an:  Aeltere  ge- 
brauchen es  nur  in  Finalsätzen.  Beispiele  giebt  Wyttenbach 
zu  Plut.  Mor.  vol.  VI  p.  51 7, 

07C0V  ist  aus  Flor,  und  Eus.  für  ojtr^  Tulg.  hergestellt. 
Beides  bedeutet  „wohin'',  „so  jedoch,  dass  otcti  neben  der 
Bewegung  nach  einem  Orte  hin  auch  das  Ruhen  und  Ver- 
bleiben an  demselben  bezeichnet,  und  dass  bei  osrij  dieser 
letztere  Begriff  vorherrscht".  So  Hermann  ad  Viger.  p.  783 
(ed.  IV.).  Praktisch  ist  diese  spitzfindige  Unterscheidung  ohne 
Bedeutung:  man  halte  sich  an  die  besten  Handschriften. 

§  89.    inl  zatg  bfioXoyiacg]  in  Folge  des  Vertrags. 

TtavoLxsöia]  So  Euseb.  Diese  Form  hat  auch  Dionys. 
Hai.  VII,  18,  navoLxrioCa  Thukydides,  TcavoLXia  Herodot, 
immer   nur   in   dem   adverbialisch    gebrauchten   Dativ;    Tca- 


438  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

vQixi  Jos,  A.  J.  IV,  44,  TtavoixBt  Philon,  beides  von  den 
Atticisten  verworfen. 

ILsra  täv  xzi^öscdv]  Vorher  hiess  es  ganz  richtig  tip/ 
T£  xrijöLv  ana6av^  hier  aber  ist  der  Plural  anstossig  und 
kann  auch  nicht  durch  Plat.  de  legg.  I,  6  p.  632  B  {avayKri 
rbv  vofiod^izriv  tag  xxi^ösls  täv  nokitäv  xal  ta  ävaXdficcta 
(pvXdtteiv,  ov  xvva  av  yiyvijtaL  tqotcov)  gerechtfertigt  werden. 
Man  schreibe  xzi^vsmvj  „mit  ihren  Heerden^',  ein  für  das 
nomadische  Volk  der  Hjksos  charakteristischer  Umstand. 

ovK  iXättovg  (ivQt^ddav  ovtag  stxoöt  xal  tsööd- 
Qov  entspricht  den  Worten  oben:  ivoixC6ttg  avrfi  xal  nX^- 
d'og  bnXctav  slg  el^xoöt  xal  tedSagag  fivQiddag  avÖQmv  ngog 
qyvXaxT^v.  Dies  bestätigt,  dass  in  der  von  Josephos  benutzten 
Quelle  zwei  verschiedene  Stellen  des  Manetho  in  einander 
gearbeitet  waren. 

triv  IgriiJLov  braucht  nicht  die  von  den  Israeliten  durch- 
zogene V7üste  auf  der  Peträischen  Halbinsel  zu  sein^  ob- 
gleich Josephos  natürlich  an  diese  denkt,  sondern  ist  eher 
die  von  Her.  IH,  5  beschriebene  im  fünften  Jahrhundert  den 
Syrern  gehörende  wüste  Strecke,  to  dii  fisra^v  ^Itjvvtfov 
noXiog  xal  Kaöiov  t€  ovQeog  xal  tijg  SagßmvCSog  Xifivrjg^ 
iov  tovro  ovx  oXCyov  x^Q^oVy  aXX'  o<yoi/  ts  inl  rgetg  ^ftfi^ag 
odovy  avvÖQOv  idti  daiv&g, 

odoL^OQriöai  Flor.,  SiodoLnogr^öai  Euseb.,  wohl  um 
die  Verbindung  mit  igruiov  zu  erleichtern^  und  allerdings 
hat  Her.  VHI,  129  d)g  di  rag  dvo  filv  fioigag  diodoLJtoQtpce- 
öavy  hl  dl  tgstg  intoXomoi  ^öav.  Aber  derselbe  Herodot 
gebraucht  auch  bdocTCoghiv  transitiv,  cf.  IV^,  116:  böomoQBOv 
Ttgog  TjXiOv  avC6%ovxa  XQmv  fihv  fj(i6Qia)V  and  tov  TavaLdog 
bdov]  Schweighäuser^  Lex.  Her.  s.  v.  odomogiEiv.  Also  ist 
Nichts  zu  ändern. 

§90.  q)oßovfiivovg  dh  xiiv  ^AödvgCfov  dvvaöxsiav 
(x6x€  yccQ  ixeCvovg  xr^g  ^AfsCag  xQaxelv)']  Dasselbe  Motiv 
wie  oben  von  Manetho  für  die  Gründung  von  Auaris  durch 
Salatis  angegeben  worden  war,  wird  hier  für  die  Gründung 
von  Jerusalem' angeführt.  Es  ist  die  subjective  Ansicht  des 
Manetho,  der  sich  die  Assyrier  zwar  über  Asien  (namentlich 


GEGEN  APION.  439 

Syrien  im  engeren  Sinne)  herrschend  denkt,  aber  die  Be- 
hauptung der  Unabhängigkeit  durch  die  Hirten  in  dem  schwer 
zugänglichen  Palästina  mit  Hilfe  einer  grossen  und  festen 
Stadt  für  möglich  und  für  wirklich  behauptet  hält.  Auch 
aus  dieser  Stelle  allein  würde  die  Abhängigkeit  Manethos 
von  der  Tradition  des  Etesias  mit  Evidenz  hervorgehen: 
nur  nach  diesem  herrschten  die  Assyrier  1661  über  Asien, 
nach  Herodot  und  Berosos  erst  seit  1256.  Zu  diesem  Prag- 
matismus kam  Manetho  vielleicht  durch  eine  Kunde  von  der 
vergeblichen  Belagerung  Jerusalems  durch  die  Assyrier  unter 
Sanherib. 

iv  rg  vvv  'lovdaiav  xaXovfiivy  vulg.  Aber  aus 
Flor,  ist  ^lovdaia  hergestellt.  So  auch  Euseb.  P.  £.,  während 
die  Lesart  des  Chron.  Arm.  (Asiae  regionem,  quae  nunc 
ludaea  vocatur)  eben  darauf  führt. 

(ivQidövv  av&QciTCajv]  Die  Vorstellung  von  der  Grosse 
und  Einwohnermenge  von  Jerusalem  überträgt  Manetho  aus 
seiner  Zeit  in  die  der  Hyksos. 

^IsQOöoXviia  tavtr^v  ovoiidöaL]  fovofiaöav  Flor, 
ist  blosser  Schreibfehler.  Aus  der  Stelle  folgt  nicht,  dass 
Manetho  die  Hirten  für  die  Israeliten  hielt,  noch  weniger 
würde  man  freilich  daraus  folgern  dürfen,  dass  sie  dem 
Stamme  der  Jebusiter  angehörten,  die  Jerusalem,  oder,  wie 
es  vorher  geheissen  haben  soll,  Jebus  (=  „dürrer  Ort**)  vor 
den  Israeliten  besassen.  Wohl  aber  folgt  daraus,  dass  Ma- 
netho sie  zu  der  Bevölkerung  von  Kanaan  zählte,  ohne  sich 
vermuthlich  über  die  Stammesverschiedenheit  der  älteren  und 
der  neueren  Bewohner  Kanaans  Rechenschaft  zu  geben.  Da- 
durch wird  die  Bezeichnung  der  Hyksos  als  Ootvtxsg  ^^vol 
ßaöLXstg  in  den  Auszügen  des  Africanus,  Eusebios  und  des 
Schol.  Plat.  als  acht  Manethonisch  erwiesen;  denn  Ooivixes 
ist  der  griechische  Ausdruck  für  Kanaanäer  im  weitesten 
Sinne  (der  Name  stammt  wahrscheinlich  vom  Purpur).*) 

§  91.  ^Ev  ciXXi]  Sh  X.  r.  X.]  Der  Gedankengang  ist: 
Manetho  sagt,  die  Hirten  hätten  Jerusalem  gegründet,  und 


*)  [Vgl.  Bd.  II  S.  42  dieser  Sammlimg.    F.  R.] 


440  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BÜECHEB 

eim  weiterer  Beweis  dafür,  dass  es  hiernach  die  Israeliten 
sind,  ist  das,  was  er  anderswo  über  den  Namen  der  Hyksos 
sagt  Josephos  kommt  hiermit  zurück  auf  das  schon  früher 
aus  Manetho  iv  akXm  avTt^yQdq)p  Angeführte.  Immerhin  ist 
die  Anknüpfung  eine  sehr  lose,  der  Leser  muss  eigentlich 
hier  wie  in  den  schon  erwähnten  vorhergegangenen  Fällen 
voraussetzen,  dass  etwas  noch  nicht  Erwähntes  vorgebracht 
werden  soll.  Es  geht  wohl  daraus  hervor,  dass  Josephos 
die  Stellen  aus  dem  Original  des  Manetho  und  aus  der  £pi- 
tome  nicht  selbst  ausgeschrieben,  sondern  durch  einen  Secre- 
tär  hat  ausheben  lassen  und  sie  nur  mit  seinen  Bandglossen 
begleitet.  Wenn  er  hier  sagt:  iv  aXXrj  di  uvl  ßißXc}  täv 
AlytmtiaxäVf  so  ist  das  nur  eine  ungenaue  Paraphrase. 

tovxo  q>ri6i  id^vog  tovg  xakoviiivovg  Tcoifiivag] 
So  Flor,  sprachwidrig,  weshalb  Bekker  ro  vor  idvog  ein- 
geschaltet hat  Die  Ueberlieferung  scheint  aber  auf  etwas 
Anderes  zu  führen:  man  schreibe  tb  avxo  tffr^öi  idvog  x,  r.  X.y 
„eben  dieses  Volk'',  mit  zweckentsprechendem  Nachdruck. 

aixfiaXdtovg  iv  tatg  taqatg  avräv  ßlßkovg  ye- 
yQdq)d'at]  Davon  steht  in  der  Parallelstelle  kein  Wort,  es 
ist  eine  Finte  des  Polemikers,  er  abstrahirt  es  daraus,  dass 
Manetho  seine  Geschichte  schrieb  ix  diktcav  ttQmv^  äg  (ptiöLv 
avtogj  yLBxaq>Qa6ag\  also  ist,  was  aus  Manetho  stammt,  eo 
ipso  aus  den  heiligen  Büchern  der  Aegypter.  Nichts  kann 
unkritischer  sein,  als  solchen  leichtfertigen  Umschreibungen 
des  Josephos  den  gleichen  Werth  wie  den  ausgeschriebenen 
Originalstellen  beizulegen. 

Xiytov  oQ&cigj  ein  im(poivi]iia  des  Josephos,  wenn  er 
heidnische  Historiker  citirt  hat,  die  in  erwünschtem  Sinne 
über  jüdische  Dinge  berichten,  und  nun  zur  Nutzanwendung 
übergeht.  So  ist  auch  A.  J.  X,  1,4  am  Schluss  des  Citats 
aus  Berosos  über  Sanherib  für  Xiymv  oikag  herzustellen, 
wodurch  die  vermeintliche  Lücke  beseitigt  wird.  Aehnlich 
sagt  er  A.  J.  VII,  5,  2  .nach  einem  Gitat  aus  Nikolaqs  von 
Damaskos  über  Benhadad:  ov  dti^fiaQte  dh  ti\g  äXfjdsiag' 
ovtog  yäg  iötvv  "Aöadog  x.  r.  A. 

ovtaog']  „demnach". 


GEGEN  APION.  441 

totg  aviotdtaj  XQoyovot^g  ri(i m v  (yor  der  Besitznahme 
des  gelobten  Landes)  ro  xocfiaiveiv  nitgiov  ^t/]  Sehr 
bestimmt  ist  dies  in  der  That  ausgesprochen  in  den  Worten 
Josephs  zum  Pharao  Genes.  46  ^  32:  ,;  Meine  Brüder  und 
meines  Vaters  Haus  ist  zu  mir  gekommen  aus  dem  Lande 
Kanaan,  und  sind  Yiehhirten,  denn  es  sind  Leute,  die  mit 
Vieh  umgehen/^ 

§92.  avByQafpriöav]  absichtlich  gewähltes  solennes 
Wort  für  actenmässige  Aufzeichnung^  nämlich  angeblich  in 
den  teQatq  ßißXoig,  auf  die  Manetho  zurückgeht. 

6  XQoyovos  fi(ii3v  ^IdöriTtog  iavtov  iq>ri  %Qog  xov 
ßaötXiu  tmv  AlyvTCxiaov  aixfiäkiotov  elvai]  Ein  Ge- 
dächtnissfehler des  Josephos:  nicht  zum  Pharao,  sondern 
zum  Mundschenken  sagt  es  Joseph  im  Kerker  Genes.  40,  15: 
,,Thue  Barmherzigkeit  an  mir,  dass  du  Pharao  erinnerst, 
dass  er  mich  aus  diesem  Hause  führe;  denn  ich  bin  aus  dem 
Lande  der  Ebräer  heimlich  gestohlen;  dazu  habe  ich  auch 
allhier  Nichts  gethan,  dass  sie  mich  eingesetzt  haben.'^  Dieses 
Versehen  ist  berichtigt  in  folgender  Randbemerkung  des  Flor.: 
iv  it^Qp  avxiyQatpm  svQid-ri  ovttDg:  xaxrix^ri  TCQad-elg  zaga 
täv  ad€Xq)£v  6 lg  Atyvmov  ngog  tbv  ßaöiXea  ti}g  Alyvmov, 
xal  ndkiv  vözsqov  tovg  avtov  (schreib  aircov)  aS€Xq)Ovg  fie- 
tsjci^^ato  xov  ßaöikecag  iTtixQdil^avxog,  Da  der  Satz  mit  (i€- 
xsTcd^ifttxo  wieder  in  die  Textworte  einmündet,  so  ist  er 
offenbar  bestimmt  an  die  Stelle  des  im  Texte  stehenden  un- 
richtiges enthaltenden  Satzes  zu  treten.  Freilich  enthält  er 
wieder  eine  kleine  üngenauigkeit,  indem  Joseph  ja  nicht 
direct  zum  Pharao,  sondern  zu  dessen  Kämmerer  Potiphar 
gebracht  wurde.  Beides  macht  es  wahrscheinlich,  dass  wir 
es  nicht  mit  dem  Glossem  eines  späteren  christlichen  Lesers, 
sondern  mit  einer  Randverbesserung  des  Josephos  selber  zu 
thun  haben.  Im  Stil  ist  nichts  Anstössiges.  Euseb.  Ghron. 
Arm.  giebt  die  Worte  des  Textes  wieder,  ohne  die  Glosse  zu 
kennen  oder  zu  berücksichtigen. 

xal  xoifg  dSskq)Ovg  elg  xiiv  AtyvTtxov  vöxsqov 
lisxsxdfiilfaxo,  und  ähnlich  in  der  Marginalnote]  Die  Argu- 
mentation ist  die:  Joseph  nennt  sich  selbst  einen  Gefangenen, 


442  VORLESUNGEN  UEBEE  JOSEPHOS*  BÜECHEB 

durch  seine  Vermittlung  aber  kommen  dann  seine  Brüder 
ins  Land,  also  geht  auch  auf  diese  die  Bezeichnung  als  Ge- 
fangene über.  Freilich  zeichnet  sich  die  Beweisführung,  wie 
das  Apologeten  oft  geht,  nicht  gerade  durch  besondere  Bün- 
digkeit aus. 

iv  alkocg]  'Ei/  ciXXocg  weist  sonst  auf  andere  von  ihm 
projectirte  Schriften  hin,  und  da  er  über  den  Ursprung  der 
Juden  mit  Bezug  auf  das  Zeugniss  der  ägyptischen  Annalen 
so  ausführlich  wie  hier  in  den  Büchern  gegen  Apion  nicht 
wieder  redet,  so  konnte  man  versucht  sein,  einen  solchen 
Verweis  auf  eine  andere  Schrifb  auch  hier  zu  vermuthen. 
Allein  in  welchem  denkbaren  Zusammenhang  könnte  dies 
geschehen  sein?  Offenbar  meint  Josephos  hier  den  I,  27 
hervorgehobeneip  Nachweis  zu  Gunsten  der  Juden  aus  Mane- 
tho,  ^1  ^QXVS  ^^  C'V  ^^^^^  jiiyvTtriovg,  aAA'  avrovg  H^tod'sv 
iTCsX^ovtag  Tcgatf^öai,  t^g  Alyvntov  xal  naXiv  i^  avxrig  axsX- 
d'stv^  woran  er  dort  eine  Polemik  gegen  die  Tradition  knüpft^ 
dass  die  Juden  wegen  Aussatzes  ausgestossene  Aegypter  ge- 
wesen seien. 

Cap.  XV. 

§  93,  t^g  a(f%ac6tijtog  tavtrig]  aufßllig:  „von  der  ich 
hier  rede'',  womit  er  sich  auf  das  c.  13  Gesagte  zurückbeziehi 
Oder  sollte  avd'Lg  zu  schreiben  sein?  Aber  ein  ähnlicher 
Gebrauch  von  ovtog  findet  sich  1, 16  §  103  r^v  %c}(»ai/  tavtriv, 

inoyQoi^cj]  ^subiciam'  Dindorf.  Aber  in  der  ursprüng- 
lichen Bedeutimg  heisst  es  ^subscribere',  unterschreiben  oder 
darunter  schreiben,  nicht  ^subicere':  man  fragt  hier:  unter 
was?  subicere  heisst  es  nie.  Hier  steht  es  offenbar  in  dem 
Sinne  von  ^adumbrare,  delineare',  skizziren,  wie  schon  bei 
den  Attikem;  so  Strab.  VIII  p.  334:  avtii  ^  täv  tAiemv  d'Söig 
vx(yy(fäq>Bi  %iiv  fiy£[ioviav  tavtriv  (von  Hellas  in  Bezug  auf 
Europa).  Dazu  stimmt,  dass  im  Folgenden  laut  qyrjol  di 
ovtaj  zwar  die  eigenen  Worte  des  Manetho  angeführt  werden 
sollen,  es  aber  geradezu  undenkbar  ist,  dass  er  bei  der  Aus- 
führlichkeit seiner  Erzählung,  die  im  zweiten  rofto^  nur  die 
Geschichte   von  der  zwölften  bis  zur  neunzehnten  Dynastie 


GEGEN  APION.  443 

behandelt,  die  Blüthezeit  Aegyptens  unter  der  achtzehnten 
Dynastie  mit  der  blossen  Aufzählung  von  Namen  und  Zahlen 
der  Eonige  abgefertigt  haben  sollte.  Aus  Towiiuciog  c.  14 
§  74  und  rov  de  2Jd^<D6ig  xal  ^Pufdööriq  §  98  sieht  man, 
dass  Manetho  die  Namen  der  Könige  als  Capitelüberschrift 
voranstellte  und  dann  die  Erzählung  ihrer  Geschichte  gab. 
Augenscheinlich  giebt  Josephos  eben  nur  eine  Skizze,  die 
den  vorgesetzten  Zweck,  nachzuweisen  za  xov  Maved'cavog, 
xäg  B%Bi  JCQog  xriv  tciv  xqovcdv  td^iv,  erfüllt,  und  hat  sich 
darauf  beschränkt,  bei  den  Königen  der  achtzehnten  Dynastie 
die  Capitelinschriften  des  Manetho  auszuheben.  Möglich 
wäre  es,  dass  Manetho  selbst  der  Geschichtserzählung  jeder 
Dynastie  Namen  und  Zahlen  der  Könige  vorangeschickt 
hätte  (wegen  der  Zusammenfassung  zu  Dynastien  bei  Afri- 
canus,  Eusebios  und  den  Anderen),  so  dass  Josephos  also 
nur  vor  rov  Si  Si&foöig  eine  grosse  Lücke  haben  würde. 
Der  Umstand,  dass  Josephos'  Auszug  mit  der  Vertreibung 
der  Hirten  durch  Tethmosis  (d.  i.  Amosis)  und  dann  .wieder 
mit  der  Thronbesteigung  des  Sethosis,  dessen  Geschichte  aus- 
führlich erzählt  wird,  Abschnitte  macht,  beweist,  dass  auch 
sein  Manethotext  die  Eintheilung  in  Dynastien  kannte  und 
sie  ebenso  abtheilte  wie  die  übrigen  Epitomatoren. 

§  94.  xov  Xaov  xäv  noLfidvojv]  x,  n,  lässt  cod.  El. 
weg,  offenbar  weil  er  an  die  Bedeutung  von  Xaog  in  der  LXX 
im  Gegensatz  zu  den  Heiden  das  jüdische  Volk  bezeichnend 
dachte  und  sich  an  dem  Genitiv  stiess.  Es  wird  aber  wohl 
Manetho  den  dem  Alexandrinischen  Hellenismus  geläufigen 
Ausdruck  für  Volk  gebraucht  haben. 

(isxä  xavx a]  Eine  schleppende  Wiederholung.  Die 
Zahl  25  Jahre  4  Monate  wird  bestätigt  durch  Eusebios,  der 
dem  Amosis  (wie  der  richtige  Name  lautet)  25,  und  die 
Sothis,  die  ihm  26  Jahre  giebt;  dagegen  schreibt  Africanus 
dem  Amos  gar  keine  Regierungszeit  bei,  scheint  ihn  also 
noch  ganz  der  vorigen  neben  den  letzten  Hirten  herrschenden 
Dynastie  zuzuschreiben.  Während  jene  Quellen  keine  Spur 
enthalten,  dass  die  Regierungsdauer  des  Amosis  nur  die 
Zeit,  die  er  nach  Vertreibung  der  Hirten  geherrscht,  bezeichne, 


444  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS^  BÜECHER 

scheint  Africanus  sogar  bestimmt  dagegen  zu  sprechen.  Man 
könnte  also  auf  die  Yermuthung  kommen^  ftara  ravra  in  tu 
navxa  zu  verwandeln  (ft£-  liesse  sich  als  Dissographie  des 
vorhergehenden  -ob  auffassen)  und  nach  ißaelksvöBv  zu  intern 
pungiren,  was  nothig  würde,  da  sonst  der  Satz  unlogisch 
wäre.  Allein  dann  wäre  Manetho  wohl  irgendwie  dem  Ver- 
ständnisse des  Lesers  zu  Hilfe  gekommen.  Also  ist  ^L&ta 
tavta  nicht  anzutasten^  und  lässt  sich  nur  auffiissen  als  ab- 
sichtliche, auf  Kosten  eines  guten  Satzbaues  des  Nachdrucks 
und  der  Deutlichkeit  wegen  gemachte  Wiederholung. 

Xdß(f(ov  ixri  tgiöKaCdaxa]  So  seit  Dindorf  für  ÖSKa 
XQCa  Flor.  Aber  ursprünglich  wird  keins  von  beiden,  sondern 
in  Zahlzeichen  ly'  dagestanden  haben. 

§  95.  Mb%^  ov  *j4fiiva)g>Lg']  ^Huius  autem  (als  wenn 
tov  da  gestanden  hätte)  Amenosis  annis  XXI  et  mensibus 
IX.'  Int.  Lai,  worauf  Nichts  zu  geben  ist,  er  hat  es  nur  der 
Gleichmacherei  wegen  um  des  Folgenden  willen  verändert. 
(Die  Jahre  des  Amenofis  und  der  Name  der  Königin  Amesses 
sind  hier  ausgefallen.) 

si^xoöi  xal  fiijvag  B%tä  (wo  auch  wie  zu  den  vielen 
folgenden  tov  öd,  tijg  di  ein  TCaqiXaßB  tiiv  ccQXi^v  zu  ergänzen 
ist;  der  Verfasser  wollte  nur  abwechseln,  einmal  eine  andre 
Ueberleitungsform  gebrauchen)]  Die  anderen  Epitomatoren 
Africanus  und  Eusebios  geben  diesem  Amenöphis  21  Jahre, 
obwohl  nach  der  Gesammtaddition  die  überschüssigen  sieben 
Monate  nicht  als  ein  ganzes  Jahr  verrechnet  werden  können: 
eine  Differenz  ist  also  da. 

tov  Si]  ist  nicht  etwa  mit  ädsXq)!^  zu  verbinden,  so 
wenig  wie  r^g  Si  etwa  als  Filiation  gefasst  werden  darfi 
sondern  überall  ist  naQikaßa  tr^v  dgx'tiv  zu  ergänzen. 

^A^B06lg\  So  ist  aus  den  schlechten  codd.  El.  Reg.  von 
Dindorf  in  den  Text  gesetzt,  eine  verkehrte  Hellenisirung, 
die  der  Methode,  wie  in  den  Manethonischen  Fragmenten 
die  ägyptischen  Namen  wiedergegeben  werden,  durchaus 
widerspricht,  vgl.  unten  den  Namen  der  ^AxBy%B(fTqq,  Es  ist 
'A(is60rig  Flor,  wiederherzustellen,  wofür  'AfiBöörj  des  Theo- 
philos  eine  andere  Accommodation  an  den  griechischen  Usus 


GEGEN  APION.  445 

ist  Eus.  ChroD.  Arm.  hat  *A(idv6rigj  was  allerdings  durch 
die  Sothis  und  Äfricanus  (der  ^j4(iev0is  hat)  bestätigt  zu 
werden  scheint.  Aber  die  inschriftlichen  Eönigslisten  haben 
statt  dieser  Königin  einen  König  Toutmes  I.,  dessen  Ge- 
mahlin Aahmes  heisst,  und  mit  dieser  haben  die  Aegypto- 
logen  mit  Recht  die  'Afis66i^g  identificirt.  Vgl.  Brugsch, 
Hist.  d'Egypte  p.  91.  Also  ist  dies  die  richtige  Form^  und 
Eusebios  hat  wie  auch  sonst  die  Namensform  nach  der  in 
anderen  Manethonischen  Auszügen  sich  findenden  corrigirt; 
wahrscheinlich  ist  nur  der  Anlaut  des  vorhergegangenen 
Namens  ^A^LBvwtpig  an  der  Gorruptel  Schuld.  Eusebios  selbst 
lässt  in  seinem  eigenen  Auszuge  aus  Manetho  die  Amesses 
ganz  aus. 

MTqq>Qrig\  Der  Accent  weist  auf  einen  langen  Yocal 
in  der  Schlusssilbe  hin^  wenn  auch  der  Int.  Mifris  hat. 
Theophilos  bestätigt  Mritpgrigf  was  Eus.  Arm.  Mri^Qiqg  accen- 
tuirt  zu  haben  scheint.  Von  den  anderen  Epitomatoren  be« 
»tätigen  Eus.  Chron.  bei  Synk.  Miq>Qr^Q  und  Hieronym.  Can. 
Mephres  die  Form  des  Josephos^  desgleichen  der  Name  des 
folgenden  Königs^  dessen  ersten  Bestandtheil  derselbe  Name 
bildet.    Manetho  sagte  wohl  Mri6g}Qrjs. 

dddsxa  xal  fi^vag  ivvsa]  Die  Monate  fehlen  bei 
Euseb.  Chron.  Arm.^  dagegen  hat  da  der  folgende  König 
Mephrathmuthosis  25  Jahre  9  Monate  statt  25  Jahre  10  Mo- 
nate; wahrscheinlich  waren  die  Namen  und  Zahlen  in  einer 
Reihe  unter  einander  geschrieben^  und  die  nenn  Monate  des 
Mephres  geriethen  in  die  nächst  darunter  stehende  Linie,  so 
dass  sie  als  Dissographie  von  xal  fiijvag  dixa  des  nächsten 
Königs  angesehen  wurden  und  die  ächte  Monatszahl  des 
Letzteren  ganz  verdrängten. 

Mrig}Qafiovd-a)6Lg]  Mifranthusis  Int.  Mrid'Qafifiov^ci- 
öig  Theophil.  ed.  Gesner.  Mi^fpQafifiovd'Böig  TheophiL  Cod. 
Paris,  (wonach  wohl  Mtiq>Qaiiiiov^(66ig  als  Lesart  bei  ihm 
herzustellen  sein  wird).  Mriq)Qad'(iovd-ci6i]g  Eus.  Chron.  Arm. 
Es  ist  der  König,  dessen  Doppelgänger  oben  MtötpQayfiov- 
d'G)6ig  genannt  worden  war.  Hier  ist  wahrscheinlich  nach 
Eusebios  Mriq)Qa^fiovd^ai0ig  als  die  von  Josephos  gebrauchte 


446  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS*  BüECHER 

Form  herzustellen;  Africanus,  Euseb.  Chron.  ap.  Synk.  und 
die  Sothis  haben  auch  hier  Misphragmuthosis^  Euseb.  Chron. 
Arm.  Myspharumthosis,  derselbe  in  der  Series  regum^  Kanon 
und  bei  Hieron.  Mispharmuthosis.  Manetho  selbst  schrieb 
hiernach  vermuthlich  Mfi6g)(fad-ov^fi(oöLgj  ein  augenschein- 
liches Compositum  aus  dem  Namen  des  vorhergehenden  und 
des  folgenden  Königs,  das  auf  den  Inschriften  nicht  wieder- 
zufinden ist;  das  Missverständniss  ist  offenbar  so  alt  wie 
Manetho  selbst,  und  darf  nicht  corrigirt  werden. 

§  96.  Tou  dh  Sfimöig]  'Musis'  Int.*)  Tvftficiöfig  Theoph. 
0ficSd'(o0tg  Euseb.  Chron.  Arm.  Offenbar  kommt  unter  diesen 
Formen  Tvd'ficiarig  der  ächten  am  Nächsten;  Africanus,  Euse- 
bios  und  die  Sothis  haben  Tovd^iKDövg,  Diese  Form  lässt  sich 
hier  auch  paläographisch  am  Leichtesten  herstellen,  indem 
der  Anlaut  Tov-  irrig  als  vermeintliche  Wiederholung  von 
tov  getilgt  wurde.  Der  Doppelgänger  dieses  Königs  hiess 
oben  Govd'inoaig. 

tQLcixovta  ^'1  xal  firlvag  Jtivte]  Ebenso  Theophil, 
nach  Cod.  Paris.  Der  Int.  hat  die  Einer  eingebüsst:  30  Jahre 
5  Monate.  Ganz  abweichend  Euseb.  Chron.  Arm.  38  Jahre 
7  Monate.  Aber  Africanus  und  Eusebios  selbst  im  Chron. 
Arm.,  die  dem  Gros  37  Jahre  geben,  bestätigen  die  Zahl 
des  Textes  (die  5  Monate  müssen  nämlich  hier  als  voll  ge- 
rechnet werden).  Euseb.  Chron.  und  in  der  Series  regum 
und  bei  Hieronymus  hat  allerdings  38  Jahre,  was  aber  nur 
eine  scheinbare  Bestätigung  ist,  da  die  7  Monate  hier  als 
ganzes  Jahr  hätten  veiTechnet  werden  müssen.  Wahrschein- 
lich ist  es  eine  absichtliche  Aenderung.  Unten  ist  nämlich 
die  Regierung  des  Ramesses  mit  1  Jahr  4  Monaten  in  der 
von  Eusebios  benutzten  Redaction  weggelassen,  die  mit  den 
oben  eingebüssten  10  Monaten  zusammen  2  Jahre  2  Monate 
ausmachen,  also  gerade  so  viel  als  die  Differenz  zwischen 
36  Jahren  5  Monaten  und  38  Jahren  7  Monaten  beträgt. 
Die  Summe  ist  also  trotzdem,  dass  sie  aus  verschiedenen 
Factoren   besteht,   dieselbe.     Augenscheinlich    hat   man   die 


*)  [Nach  Niese  etmusis.   F.  R.] 


GEGEN  APION.  447 

Correctur  an  der  Begierungsdauer  des  Oros  vorgenommen; 
weil  dieser  der  mittelste  Eonig  ist. 

tov  8h  d'vydrriQ  ^^^syxQiis]  So  vulg.  ^^ocsyx^QVS  Flor. 
Acenchies  Int.*)  Bei  Theophilos  ist  der  Name  im  Texte 
ausgefallen,  der  BodL  hat  aber  'AxsyxeQiqg  am  Bande.  Ksy- 
XeQi^g  Euseb.  Danach  ist  'AKsvxsQijg  in  den  Text  zu  setzen 
als  Lesart  des  Josephos,  obgleich  Eusebios  imd  die  Sothis 
jixBvxBQrjg,  Africanus  ^AxB^^g  haben.  Wahrscheinlich  hat 
Josephos  die  Manethonische  Orthographie  etwas  den  grie- 
chischen Lautgesetzen  accommodirt.  Die  legitimistischen 
Eonigslisten  der  Inschriften  übergehen  diese  Königin  und 
alle  ihre  Nachfolger  bis  auf  Bamessu  I. 

^Pd^ioti^gl  Lücke  bei  Theophil.  Athöhyis,  eine  unaus- 
sprechliche,  sicher  corrupte  Form  bei  Euseb.  Chron.  Arm., 
wofür  wohl  "Ad-iOQig  herzustellen  ist^  was  seine  anderen  Aus- 
züge aus  Manetho  bieten;  aus  ihnen  hat  er  den  Namen 
vielleicht  geändert.  Ebenso  liest  die  Sothis.  Aber  wenigstens 
der  Anlaut  unseres  Textes  wird  durch  ^Pad'Ag  bei  Africanus 
bestätigt    Also  ist  nicht  zu  ändern. 

§  97.  ^AxsyxVQVS  —  '^^^yxVQVS  ^tsQog]  Int.  Lat. 
hat  nur  einen  Acencheridis  mit  12  Jahren  3  Monaten,  der 
Begierungszahl  des  zweiten.  Bei  Theophilos  fehlt  der  erste 
in  Folge  der  Lücke,  doch  sind  der  Königin  desselben  Namens 
(die  zu  dem  Ausfall  den  Anlass  gegeben  hat)  10  Jahre 
3  Monate  beigeschrieben,  die  wohl  dem  ersten  dieser  beiden 
Akencheres  gehören:  es  wird  fehlerhafte  Dissographie  der 
12  Jahre  3  Monate  des  zweiten  Königs  sein  (so  waren  vor- 
her schon  die  25  Jahre  10  Monate  des  Miphrathmuthösis  zu 
20  Jahren  10  Monaten  verstümmelt  worden);  dann  folgt 
MsQx^QVS  12  Jahre  3  Monate.  Euseb.  Chron.  Arm.  nennt 
den  ersten  der  beiden  Könige  XsyxVQVS^  ^®^  zweiten  '^;jr£v- 
XVQVS*  Eusebios  in  den  anderen  Auszügen  aus  Manetho  nennt 
den  ersten  Xevx^^^rjg  (Xevxd^rig  Can.  Cenchres  Hieron.), 
einen  Doppelgänger  des  ersten  Xi^grig  (Oberes  Hieron.),  den 
zweiten  ^Axi^^vig.    Aehnlich  die  Sothis  den  ersten  XsvxBQt^g^ 


*)  [Nach  Niese  acmchrea,  F.  R.] 


448  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS*  ßüECHER 

den  zweiten  \^x6^^7Jg,  Africanus  nennt  sie  Xsß(f^g  (schreib 
Xs^^rig)  und  ^JxE^^rjg.  Hieraus  seheint  sieh  allerdings  zu  er«- 
geben,  dass  Manetho  den  ersten  Xsv%iQrig^  den  zweiten 
'A%i^^rig  genannt,  während  Josephos  für  beide  (wie  das  axsQog 
sicherstellt)  eine  Namensform,  und  zwar  wohl  die  den  eupho- 
nischen Regeln  des  Griechischen  besser  entsprechende  ^A^sy- 
X^QVS  gebraucht  hat;  Eusebios  wird  nach  seinen  anderen 
Listen  die  Orthographie  geändert  haben,  wie  er  denn  auch 
etsQog  weglässt.  Auf  den  Inschriften  scheint  mir  diesem 
Namen  Hak-an-res  zu  entsprechen,  ein  Nebenname  des  illegi* 
timen  Königs  Amen-tut-anch  (Brugsch,  Hisi  d'Eg.  I  p.  122). 

'Pafid66i]g]  Armesis  Int.  Lat.  (offenbar  wegen  des  fol- 
genden Namens  verschrieben),  *PafuviSrig  Theoph.  (bei  dem 
eine  Umstellung  den  Text  zerrüttet  hat),  fehlt  ganz  mit 
seinem  1  Jahr  4  Monaten  bei  Euseb.  Chron.  Arm.,  was  wegen 
der  ähnlichen  Namen  und  der  ähnlichen  vorhergegangenen 
Zahl  4  Jahre  1  Monat  sehr  leicht  möglich  war,  aber  doch 
wahrscheinlich  auf  absichtlicher  Aenderung  derer  beruht,  die 
den  älteren  Armais  für  Danaos  erklärten,  also  seinen  Yer- 
treiber  Ramesses  Miamun — Aegyptos  unmittelbar  auf  ihn 
folgen  lassen  mussten.  In  dem  Manetho  des  Eusebios  und 
in  der  Sothis  fehlt  er  ebenfalls,  aber  Africanus,  der  dem 
^ PaiiniLB6Yig  1  Jahr  giebt,  sichert  seine  Stelle  im  Texte  des 
Josephos. 

'AQ^döörjg  Mtafifiov]  Armesis  Miamis  Int.  Lat.  Miööfig 
Mtafifiov  Theophil.  ^Pü^iör^g  MLUfiovv  Euseb.  Chron.  Arm. 
Diese  Form  stimmt  allerdings  mit  ^Pafidörig  des  Eusebios  in 
der  Series  regum  und  'Pafifihrig  des  Manetho  ap.  Ens.  Ohron. 
Arm.  (^Afieöörig  im  griechischen  Text)  und  in  der  Sothis  überein. 
Aber  die  Umstellung  findet  in  ^Ermesses'  bei  Hieronymus 
eine  Stütze;  die  abweichende  Lesart  des  Eusebios  hat  wenig 
auf  sich,  da  er  den  vorhergehenden  König  ausgelassen  hat 
und  von  ^PapidöTig  auf  ^Agfidöörig  übergesprungen  sein  wird. 
Also  hat  Josephos  wohl  wirklich  so  gelesen.  Es  ist  Ra- 
messu  II.  Miamun  der  Inschriften,  und  für  den  Beinamen 
ist  die  von  Eusebios  gegebene  Form,  also  Mcaiifiovv  (d.  i. 
Freund   des  Amun),   vorzuziehen;   es   erklärt  sich,  dass  die 


GEGEN  APION.  449 

Abschreiber  den  Namen  als  patronymisch  ansahen  und  einen 
Genitiv  voraussetzten. 

i^i^xovta  ?5  ^^^  (irjvag  dvo]  So  Codd.,  nur  Theophil. 
hat  6  Jahre,  die  von  den  dazu  gehörigen  2  Monaten  durch 
die  Regierung  des  vorigen  Ramesses  getrennt  werden.  Euse- 
bios  und  die  Sothis  haben  68  Jahre,  worin  sie  offenbar  die 
ausgelassene  vorige  Regierung  mit  inbegriffen  haben;  es 
würden  also  67  Jahre  6  Monate  sein,  die  aber  nur  als  67  Jahre 
hätten  berechnet  werden  dürfen.  Eine  Differenz  ist  also  da, 
die  zu  Gunsten  des  Textes  des  Josephos  entschieden  werden 
muss.  Africanus  lässt  den  König  ganz  aus,  offenbar,  weil 
später  ein  offenbarer  Doppelgänger  desselben  folgt,  Rampses, 
der  zweite  Eonig  der  neunzehnten  Dynastie,  der  66  Jahre  regiert. 

dexa  xal  ivvia  xal  fLfjvag  £|]  Diese  hätten  nach 
der  Gesammtrechnung  als  20  Jahre  verrechnet  werden  müssen; 
aber  Africanus  giebt  dem  Amenöphath  nur  19  Jahre,  Euse- 
bios  hat  die  Zahl  verdoppelt >  indem  er  dem  Amenophis 
40  Jahre  beilegt.  Auch  dieser  König  ist  ein  augenschein- 
licher Doppelgänger  des  weiter  unten  ohne  Regierungsdauer 
aufgeführten  dritten  Königs  der  neunzehnten  Dynastie  Ame- 
nophis; aber  in  den  anderen  Listen  kehren  dieselben  Zahlen 
wie  bei  diesem  wieder,  indem  Africanus  den  Amenephthes 
20,  Eusebios  dem  Amenophthis  (Ser.  reg.,  Gan.  und  Hieron. 
Amenophis)  40  Jahre  giebt.  Die  Inschriften  nennen  den 
König  Menephtah,  wissen  aber  Nichts  von  den  beiden  früheren 
gleichnamigen  Königen  Ramesses  Miamun  und  Amenophis, 
setzen  also  eine  Verdoppelung  ausser  Zweifel.  Wahrschein- 
lich hat  sie  aber  Manetho  selbst  begangen;  auf  keinen  Fall 
kann  bei  Josephos  geändert  werden. 

§  98.  Tov  di  £i&(oöig  xal  ^PafirBöörig]  Hierzu  haben 
Flor,  und  Hafn.  am  Rand  folgende  Glosse:  EvQVjtaL*)  iv 
stiQO)  avxLyQaq>fp  ovrag'  Mad'^  ov  Si^aeig  xal  ^Päii^öörjg^ 
dvo  adsXfpoL  *Ö  fiii/  vavzixijv  i%(ov  dvva(itv  tovg  xatä  ^a- 
Xaxtav  anavxAvxag  öuxbi^qovxo  noXioQTtäv**)   fist'  ov  Ttokv 

*)  [Flor.  svQi^T].  Gutschmid  giebt  den  Text,  auch  in  dem  Hefte 
des  Herrn  Dr.  Ritter,  nach  Hadson.    F.  B.] 

**)  [Flor,  xal  9uxxsiQOV(iivovs  inoltognsi.    F.  IL] 
Y.  GuTBOHMXD,  Kleine  Sohrifton.    IV.  29 


450  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

dl  xal  tov  ^Pafiiööriv  av€Xd)v  "AQ^iatv  aXXov  avtov  ccdsXq)6v 
hcCxQonov  xr^g  Alyvjtrov  xati6tri6sv.*)  Das  aXXo  avxlyqafpov 
kann  keine  Handschrift  des  Josephos  sein:  1)  keine  Spur 
ist  da^  dass  dessen  Handschriften  je  so  stark  differirt  hätten; 
2)  der  Ausdruck  iv  itiga  avrtyQag)^  vergleicht  sich  noth- 
wendig  mit  der  Formel  iv  d'  aXXa)  ävttyQdq)G)^  deren  sich 
Josephos  selbst  c.  14  §  83  bei  Citirung  eines  abweichenden 
Textes  des  Manetho  bedient  hatte.  Folglich  rührt  die  Olosse 
nicht  von  einem  Grammatiker,  Schreiber  oder  Leser,  sondern 
von  Josephos  selbst  her,  und  das  etsQov  avxiyQa(pov  ist 
eine  andere  Handschrift  des  Manetho,  dieselbe,  die  er  schon 
früher  zur  Yergleichung  herangezogen  hatte.  Daraus  folgt 
weiter,  dass  die  erste  Quelle  unserer  griechischen  Hand- 
schrift das  Handexemplar  des  Josephos  ist.  Interpres  La- 
tinus,  Theophilos  und  Eusebios  Chron.  Arm.  haben  keine 
Spur  von  dieser  Variante  bewahrt,  woraus  sich  von  selbst 
die  grosse  Güte  unserer  Handschrift  ergiebt.  Die  Glosse 
giebt  einen  vollständigeren  Wortlaut  als  der  Text  des  Jose- 
phos bei  sonst  mehrfacher  wörtlicher  Uebereinstimmung^ 
wie  namentlich  aus  der  Erwähnung  der  Seesiege  des  Sethosis 
hervorgeht,  ohne  welche  die  Worte  vavtixriv  ixov  JSvvaiii^v 
ziemlich  zwecklos  dastehen  würden.  Da  aber  nach  dem 
Obigen  das  aXXo  dvxiyQaq)ov  des  Manetho  von  Josephos  nicht 
direct,  sondern  durch  das  Medium  einer  anderen  Geschichts- 
quelle benutzt  war,  so  steht  der  Manethonische  Ursprung 
jeder  einzelnen  Angabe  der  Glosse  nicht  so  sicher,  wie  das 
bei  den  Textesworten  der  Fall  ist,  in  denen  Josephos  den 
Manetho  direct  citirt.  Der  Hauptunterschied  beider  Tradi- 
tionen besteht  darin,  dass  der  Text  den  Ramesses  völlig  be- 
seitigt und,  wie  es  scheint,  mit  Sethosis  identificirt  hat. 
Der  Satzbau  der  Glosse  ist  übrigens  schlecht:  6  [idv]  hie 
(wenn  zwei  genannt  sind,  und  dann  6  fidv  —  b  dd  gesagt 
wird,  bezieht  sich  6  iidv  regelmässig  auf  den  Erstgenannten) 
ist  hier  allerdings  schwer  zu  missen,  da  sonst  das  Subject 
fehlen  würde;  allein  es  fehlt  nicht  bloss  ein  entsprechendes 

•)  [Flor,  hat '^AQ^aCv  und  nataatiiaai,    F.  R.] 


GEGEN  APION.  451 

6  di,  sondern  auch  jeglicher  Begriff,  der  6  di  ersetzen  konnte; 
der  den  natürlichen  Gegensatz  bildende  Ramesses  ist  nur 
das  leidende  Object  in  dem  nächsten  mit  [ist*  oi  TtoXv  dh 
xal  die  Erzählung  fortführenden  Satze.  Alles  wäre  in  der 
Ordnung,  wenn  man  6  inlv  in  ngcitov  pihv  verwandeln  durfte, 
da  das  das  verwandte  Correlat  für  [let^  ov  ycoXv  dl  sein 
würde:  wahrscheinlich  war  das  in  einem  Zahlzeichen  ausge- 
drückt, und  a  ging  in  6  über.  Die  Parallelstelle  des  Her* 
II,  102  von  Sesostris  stQtzt  diese  Aenderung  in  hohem  Grade: 
tbv  ikayov  oC  CQseg  nQätov  [isv  JcXoioLöi  fiaxQotöc  oQ^rj&dvta 
ix  tov  ^AgaßCov  xoXtcov  tovg  yta^ä  r^v  ^EQvd'QrjV  %aka66av 
xatovxrifiivovg  xata6XQiq)B6&ai.  Dass  Uid^möig  das  Subject 
sei,  kann  freilich  nur  daraus  errathen  werden,  dass  er  den 
Ramesses  todtet,  und  es  ist  nicht  daran  zu  denken,  dass  das 
szBQOv  avxCygatpov  die  Sache  so  abgerissen  beschrieben  haben 
sollte.  Allein,  wenn  man  6  il\v  beibehielte,  müsste  man  auch 
zwischen  jtohoQxäv  und  ftfr'  ov  noXv  di  eine  Lücke  an- 
nehmen. Bei  7C(fätov  (ilv  wird  nur  anzunehmen  sein,  dass 
Josephos  zwischen  der  üeberschriffc  fiB&*  ov  —  &dskq)oi  und 
dem  Beginn  der  Erzählung  mit  Ttgätov  filv  Partien  seiner 
Quelle  weggelassen  hat.  Diese  hier,  wo  es  sich  um  einen 
Auszug  handelt,  ganz  zulässige  Annahme  erhält  eine  starke 
Stütze  dadurch,  dass  an  derselben  Stelle  im  Texte  dasselbe 
unvermittelte  üebergehen  von  der  Ueberschrift  tov  dl—^Pa- 
lidöerjg  zur  Geschichtserzählung  mit  [TtTtix'^v  zu  constatiren 
ist.  Also  hat  Josephos  beidemal  den  Anfang  von  Manethos 
Geschichtserzählung  von  den  Thaten  des  Sethosis  weggelassen. 
axavtavtag  dLexsiQOvto^  ajtavtävxag  ist  an  sich 
wunderlich  gesagt  und  mit  itoXioQxAv  in  logischem  Wider- 
spruch: wenn  sie  beim  Entgegenziehen  auf  dem  Meere  über- 
wältigt werden,  können  sie  nicht  durch  Belagerung  über- 
wältigt werden.  Man  schreibe  anavxag^  nach  Anleitung  der 
Stelle  im  Texte:  avzog  8\  inl  Kvtcqov  . . .  (SxQaxsvöagj  aitav- 
xag,  xovg  fihv  Soquxi  . . .  \mo%siQCovg  ilaße.  Diese  „sämmt- 
lichen  Meeresbewohner"  hat  sich  die  Tradition  im  Ery- 
thräischen  Meere  gedacht;  denn  dies  berichten  von  ihrem 
Sesostris  Her.  II,  102.  Diod.  I,  65.    Bestätigt  wird  die  Sache 

29* 


452  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

durch  die  Inschrifteo,  welche  unter  den  yon  Seti  I.  bezwunge- 
nen Völkern  die  Punt  (d.  i.  Phut,  die  man  nach  Südarabien 
setzt)  aufführen;  vgl.  Brugsch,  Hist.  d'Eg.  p.  131.    Suxbvqovto'} 
ist  kein  Wort,    während   xeigci^aöd'av  tovg  itoXefitovg  z.  B. 
Jo8..A.  J.  Vy  2,  11   gebraucht.     Man   schreibe  ßia  ixsigovvoy 
entsprechend   dem   Sogau   der   Parallelstelle.     Diese   Unter- 
nehmung gegen  die  Inseln  wird  im  Texte  übergangen,    ft^r' 
0^  ^oXv]  also  regierte  Bamesses  neben  ihm  nur  kurze  Zeit^ 
Da  Bamesses  Miamun  und  Amenophis  auf  blosser  Verdoppe- 
lung beruhen,   so  würde  in  Wirklichkeit  ein  Bamesses,  der 
1  Jahr  4  Monate  regierte,  der  unmittelbare  Vorgänger  des 
Sethosis  gewesen  sein.    Wahrscheinlich  sind  also   auch   die 
beiden   Bamesses    identisch    und   nur   aus   einer    (jedenfalls 
aber  schon  yon  Manetho  begangenen)  Verdoppelung  hervor- 
gegangen. 

Sid'coöLg  xal  ^Pafii66rig]  xov  d%  ®otfS6og  xal  ^Piu- 
^66rig  htj  l,  ovg  q>a6iv  i6%riKivab  %oXkffv  dvva^iv  Cxxi- 
xrjg  xal  %agdxa^w  vavtixiig  fisrä  (schreib  Tcatä)  tovg  Idiovg 
Xgovovg  Theophilos,  der  aber  kaum  anders,  als  wir  jetzt 
lesen,  gelesen  haben  wird  und  nur  die  Plurale  dem  Singular 
iX(ov  substituirte;  weil  er  annahm,  dass  yon  zweien  die  Bede 
sei;  auch  hti  l  weist  auf  keinen  yoUstandigeren  Text,  Setho- 
sis regierte  nach  I,  26  §  231  vielmehr  59  Jahre,  die  Ziffer 
ist  aber  nicht  (wie  Böckh,  Manetho  S.  301  annahm)  ver- 
schrieben, sondern  Theophilos  las  in  seiuem  Josephos  blos  l 
{ßtri  ist  bei  allen  vorhergegangenen  Königen  weggelassen), 
und  dies  ist  eine  blosse  Dissographie  des  i  von  Ixxixijv, 
Int.  Lai  ^Sedhossis  autem  equestrem  et  navalem  virtutem 
habens  fratrem  quidem  Armen  procuratorem  Aegypti  con- 
stituit';  er  liess  xal  ^Päfii^örig  weg,  weil  die  Singulare  ihm 
auf  nur  eine  Person  hinzuweisen  schienen.  Euseb.  Chron. 
Arm«  *Eius  vero  Sethos  qui  et  Bhameses'  (<»  tov  Sh  Udd-og 
6  Tial  ^Pa^örig).  Augenscheinlich  handelt  es  sich  im  Texte 
des  Josephos  nur  um  eine  einzige  Person,  Bamesses  sollte 
mit  Sethos  identificirt  werden;  es  kann  unmöglich  zufallig 
sein,  dass  alle  Satztheile,  die  in  der  Glosse  auf  die  Zweiheit 
der  beiden  hinweisen,  im  Texte  fehlen«    Die  einzige  Möglich- 


GEGEN  APION.  453 

keit^  die  mit  der  Glosse  übereinstimmende  Lesart  Udd-ca^ig 
wtl  ^Pa(jLia6rjg  zu  retten ,  wäre,  sie  im  Sinne  von  Sid'CDötg  6 
oeal  ^Pafiiötsi^g  zu  interpretiren,  wie  Böckh,  Manetho  S.  301 
will.  Und  allerdings  kommt  dies  auf  Inschriften  der  Kaiser- 
zeit  vor;  aber  dem  Manetbo  kann  man  einen  solchen  Sol5- 
cismus  unmöglich  zutrauen.  Also  ist,  was  Eusebios  hat, 
trotzdem  dass  es  ungeschichtlich  ist,  dass  Seti  I.  auch  Ra- 
messes  geheissen  und'  trotz  der  gleichlautenden  Worte  der 
Glosse  offenbar  die  ächte  Lesart  des  Manetho:  Udd-oötg  ist 
aus  jEdd-cag  6  entstanden  und  ebendarauf  scheint  ®ot66og  zu 
führen,  eine  Verstümmelung  von  [i:i\&o06ig  6;  I,  26  §  231 
ist  die  Ueberlieferung  einstimmig  in  JSdd'og,  Gen«  2Jid'(o,  Acc. 
JSidwv.  Der  Dativ  Ued-ciösi,  kann  recht  gut  heteroklitisch 
gebildet  sein  (ähnlich  wechselen  bei  Manetho  Si0(Dy%ig  und 
SB66y%(o0ig)j  obwohl  Eusebios  auch  da  Sethos  hat.  Si^cog 
hat  auch  Afiricanus  und  Eusebios  überall  (nur  Hieronym.  Can. 
hat  Zethus);  von  dem  Doppelnamen  oder  einem  Bruder  Ra- 
messes  haben  sie  aber  keine  Spur.  Auf  den  Inschriften 
heisst  der  Eonig  Seti  I.  Es  ist  der  erste  König  der  neun- 
zehnten Manethonischen  Dynastie. 

tTtitixiiv  KaX\  Durch  alle  Texte  sichergestellt  als  Lesart 
des  Josephos.  Ob  auch  des  Manetho,  konnte  man  wegen  des 
Stillschweigens  der  Parallelstelle  am  Rande  über  die  Reiter- 
macht des  Sethos  bezweifeln,  zumal  da  deren  Erwähnung 
als  Einleitung  zu  der  Nachricht,  er  habe  xovg  xata  ^akattav 
unterjocht,  unpassend  sein  würde,  und  man  könnte  vermuthen, 
dass  Manetho  6  ocal  ^PUfidöörig  iitixli^v  geschrieben  habe,  wo 
dann  die  Hinzufügung  des  folgenden  Tuci,  nachdem  einmal 
iniyckriv  in  tnnixrj^v  verwandelt  war,  sich  ziemlich  von  selbst 
verstand.  Allein,  sobald  man  die  Textesworte  ohne  Rücksicht 
auf  die  (möglicherweise  doch  nicht  rein  Manethonisches 
enthaltende)  Randnote  ganz  für  sich  betrachtet,  sind  sie 
ganz  in  der  Ordnung.  Die  Erwähnung  der  Reitermacht  und 
der  Seemacht  ist  ganz  passend  vorausgeschickt,  um  auf  die 
dann  erwähnten  Expeditionen  1)  gegen  Gypem  und  Phöni- 
cien  (wo  er  die  Flotte),  2)  gegen  Assyrier  und  Meder  (wo 
er   die  Reiter   gebraucht   haben   wird)    vorzubereiten.    Von 


454     VOELESÜNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BÜECHEB 

SesoDchosis  (d.  l  Sesostris)  sagt  Schol.  Ap,  IV^  272^  ^locaücQ- 
Xog  dh  iv  ä  . . .  xal  %Qmx6v  gnjöLv  avxov  svQtixdvaL  Xn^iov 
av^Q(o%ov  imßaivsiv.    Also  ist  tnxvxr^v  ocal  nicht  anzutasten. 

vavtixriv  i%mv  dvvainv]  IJQärog  täv  iy%coQuov  iicatgu 
(fxdqyri  vavTtfiyricdfievog  sagt  Diod.  I,  55. 

"Aq^iuICv]  Es  wird  Z^g^atv  zu  aspiriren  sein  (so  Flor.), 
cf.Plin.  XXXVI,  77.   Aeg.  heisst  Har-mai  Freund  des  ApoUon. 

inCxQonov  xf^g  Alyvntov]  So  dagt  Jos.  A.  J. IX,  12, 1 : 
xal  xov  inCxQonov  xrjg  ßa6ikeCag  ccndorig  'EQixdvy  wo  die  LXX 
fiyovfi€vov  xov  otxov  avxov  haben,  ^procurator',  wie  Ini  Lat. 
hier  richtig  hat,  „Statthalter".  So  oft  bei  Herodot,  der  von 
derselben  Geschichte,  die  er  yon  Sesostris  erzählt,  sagt:  xov 
ädeXtpebv  imikov^  xä  iTcdxQsiffB  UiömöXQig  xr^v  Atyvjcxov 
(n,  107),  eine  Stelle,  die  wohl  Manetho  vor  Augen  hatte. 

%6Qii^rixBv  i^ov0Cav\  beilegen,  yerleihen.  So  Her. 
I,  129:  akXip  tcsqU^^xb  xo  xQ&xog^  und  gleich  darauf  TtsQi- 
d'stvav  aXXm  xem  xijv  ßaöiXtitrjv. 

^ovov  Sijß  So  Yulg«  Bekker  hat  Sh  emendirt,  was 
wegen  näöav  ^Iv  nicht  zu  entbehren  ist.*) 

äSixetv]  ist  allgemeiner  als  „Gewalt  anthun'^;  es  ent- 
spricht weiter  unten  ßiaimg  ^xsiv^  „er  nahm  sie  mit  Gewalt^'. 

§  99.  ini  Kv%QOv  xal  9oivixriv\  Dergleichen  An- 
gaben sind  streng  annalistisch,  doch  ist  dabei  immer  die 
Verschiedenheit  der  geographischen  Nomenclatur  zwischen 
dem  vierzehnten  und  dem  dritten  Jahrhundert  v.  Gh.  in  Rech- 
nung zu  bringen.  Die  Inschriften  bestätigen  die  Angaben, 
insofern  sie  Kriege  Setis  I.  mit  den  Cheta  (nicht  Hethiter, 
sondern  wohl  die  Krixaioi  in  Eilikien,  von  Manetho  wohl  in 
den  Kcxistg  auf  Cypern  wiedergefunden)  und  mit  den  Shasou 
in  Eanana  {Xvä,  Phoenice)  erwähnen.  Vgl.  Brugsch,  Hist. 
d':ßgyj)te  p.  132.  129. 

TCaXvv]  andererseits,  wie  oft  bei  Piaton. 

'AöffvQlovg  xs  xal  Mi^dovg']  Von  beiden  konnte  zur 
Zeit  Setis  I.  (1400 — 1341)  nicht  wohl  die  Rede  sein.  Aber 
Manetho  hat  streng  historische  Angaben  der  Annalen  nach 


•)  [So  Flor.    F.  R.] 


GEGEN  APION.  455 

der  geographischen  Sprache  seiner  Zeiten  gedeutet:  die  In- 
schriften erwähnen  Kriege  desselben  mit  den  Routen  (die 
auch  von  den  Neueren  für  Assyrer  erklärt  werden,  aber 
wohl  eher  die  ehemals  in  Syrien  herrschenden  Ludim  sind) 
und  Remenen  (Armeniern),  welche  letztere  er  durch  MijSoi 
wiedergegeben  haben  wird.    Vgl.  Brugsch  p,  128. 

dfiaxriri]  Jos.  A.  J.  VIII,  10,  3  TCUQalaßtov  di  Sovöa- 
xos  afiaxrirl  triv  %6Xlv\  vgl.  IX,  3, 1.  Her.  II,  102  von  Se- 
sostris  otsmv  äh  dfiaxrirl  xal  evTCstdcog  naQiXaßs  rag  noXtg. 
Diese  Stelle  hat  Manetho  offenbar  wieder  vor  Augen  gehabt. 
Es  ist  Anspielung  auf  die  bekannte  Geschichte  von  der 
Auszeichnung  der  tapferen  und  ier  feigen  Besiegten  durch 
männliche  und  weibliche  Genitalien.  Herodot  gebraucht  es 
sehr  oft  (vgl.  Schweighäuser,  Lex.  Her.  s.  v.). 

vno%eiQLovg  iXaßsl  So  bei  den  Attikem;  Josephos 
gebraucht  es  Vit.  53  tiiv  TißeQviiov  noXiv  . . .  li^ilfSCQ'aL  %qo6- 
äoitävrag  v7Co%bCqvov. 

iTcl  rcctg  svjCQayiaLg]  „glückliche  Unternehmungen". 
So  Attiker  und  Jos.  B.  J.  III,  10,  2  xata  ^hv  tag  evTCQayCag 
Evrova;  in  den  Jüd.  Alterth.  gebraucht  er  es  bloss  im 
Singular. 

itc  xal]  bei  Gomparation,  „noch  mehr",  ist  den  Dichtem 
und  der  späteren  Prosa  eigen;  cf.  Jacobs  zu  Aelian.  de  nat. 
anim.  p.  365,  5. 

d'aQöaXedtsQOv'i  „dreister,  zuversichtlicher".  Die  Form 
mit  Q0  ist  altattisch  und  ionisch. 

ixoQSvsto]  ijcexoQSvsro  liest  Flor,  statt  der  Lesart  der 
Ausgaben,  und  das  ist  herzustellen,  aber  mit  rag  jcolscg  zu 
verbinden  und  das  Komma  zu  tilgen.  'EmnoQsvEtSd'ai^  „durch- 
ziehen^',  besonders  mit  Heeresmacht  überziehen,  steht,  mit 
Accusativ  und  absolut,  oft  bei  Polybios.  Für  iTCsjcoQSveto  tag 
ngog  avatoXag  TCoXsig  ts  xal  xc&gag  xataötQ€(p6(i€vog  sagt 
Her.  n,  102  von  Sesostris:  ^Aovi/fi  dta  ti}g  rinavQov^  nav  i%vog 
T(  iinTCodav  xataötQB^ofisvog^  was  wortlich  anklingt;  des- 
gleichen Diod.  I,  55  Jts^ij  tr,v  noQaCav  aoLti^dinsvog  xatsötgi- 
jlfato  ndcav  ti^v  ^Aölav.  Manetho  hat  sichtlich  die  unge- 
heure   Ausdehnung,    die    Sesostris'  Eroberungen    in    diesen 


466  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

Quellen  haben;  auf  Grund  seiner  authentischen  Ueberlieferun^ 
ermässigt. 

§  100.  rovfinaliv]  vulg.  t&iucahv  Flor,  „umgekehrt". 
Beides  gleich  häufig  (und  zwar  fast  immer  mit  Erasis)^  aber 
Herodot  sagt  immer  ta[i7cakiv. 

o  aS6lq>bg]  Stillschweigende  Aenderung  von  Bekker, 
ganz  nothwendig.  Aber  wenn  man  mit  Erasis  adBlq)6g 
schreibt;  kommt  man  der  üeberlieferung  näher. 

dSsägj-ffihne  Scheu'';  das  Adverb  zuerst  bei  Her. IX,  108. 

a(psiääg]  hier  wohl  „rücksichtslos*',  nicht  „reichlich". 
Herodot  hat  beide  Bedeutungen,  diese  I,  163.  207,  jene  IX,  39. 

dvt'^Qs]  sc.  x^^Q^Sy  „empörte  sich  gegen  ihn*';  die  yolle 
Form  (iridi  x^^Q^S  dvtaiQOvrag  hat  Jos.  B.  J.  VII,  8,  7. 

§  101.  0  tstayiisvog  i%l  %äv  [bq£v\  tetdx^ccv  i%C 
tivog,  „über  etwas  gesetzt  sein",  häufig  bei  Polyb.  1,27,  3. 
45,  11.  III,  12,  5.  Aber  iicl  tmv  isqcov  ist  Aenderung  yon 
Hudson  aus  dem  Vei  Int.  für  inl  täv^  tsQiiov  des  griechi- 
schen Textes,  und  dieses  ist,  obgleich  auch  Euseb.  Ohron. 
Arm.  I  p.  233  ^is  vero  qui  constitutus  erat  super  fana  Aegy- 
ptiorum'  hat,  beizubehalten.  Es  ist  der  Oberste  der  Priester, 
der  aQxi'BQEvg  Alyvnxov^  eine  Stelle,  die  noch  unter  den  Pto- 
lemäern  bestand  und  von  Manetho  selbst  bekleidet  wurde. 
Die  Notiz  ist  für  die  priesterliche  Herkunft  der  von  Manetho 
benutzten  Annaleu  charakteristisch. 

yQdtjjag  ßißXCov]  einen  Brief,  so  sehr  häufig  bei  Hero- 
dotos,  der  jedoch  meistens  yQdfpstv  ig  ßtßliov  sagt.  Vgl. 
VIII,  128  oxGjg  ßvßXlov  yQaipsis;  III,  43  ßißkCa  ygaipdfisvog 
Tcokkd;  V,  14  'lörtatog  dt'  dyyikov  .  . .  tol6i  iv  UdQdstfL  iovfiL 
UsQificov  iTcsfins  ßvßXCa,  Cf.  Schweighäuser,  Lex.  Herod.  s.  v. 
ßißklov, 

ort  dvtiJQSV  6  ddsXfpbg  avxov  "AQfiatg]  mit  fast 
denselben  Worten,  wie  die  Sache  vorher  erzählt  war:  xal 
dvrrJQ€  rä  ddslfp^.  Aber  der  Dativ  (seltener  TCQog  nva)  ist 
bei  dvtalQHv  ganz  unentbehrlich,  während  avtov  hier  so 
gut  entbehrt  werden  kann,  wie  es  oben  fehlt.  Also  emen- 
dire  man  avtdi. 

elg  nrjXovövov]   Anspielung  auf  die  Rettung  des  Se- 


J 


GEGEN  APION.  457 

sostris  aus  dem  Feuer,  die  nach  Her.  II,  107  in  ddtpvai  aC 
Urilovöiavj  nach  Diod.  I,  57  xegl  rb  Tltikov^iov  spielt. 

§  102.  kiyei  y&Q\  Dies  ist  unverträglich  mit  dem 
folgenden  xavxa  (ilv  o  Maved-dv,  was  beweist,  dass  das 
Citat  aus  ihm  erst  mit  davaoq  schliesst.  Zu  XiyBv  kann 
also  nicht  Manetho  Subject  sein,  was  auch  sehr  hart  wäre, 
da  43  Zeilen  seit  dessen  Erwähnung  dazwischen  liegen. 
Manetho  selbst  kann  diesen  Ausdruck  nicht  gebraucht  haben; 
denn  er  hat  Niemanden  vorher  citirt.  Also  liegt  eine  Gor- 
ruptel  vor:  ^dyttav  hat  wenig  Wahrscheinlichkeit,  obwohl 
Beides  (in  Folge  vermuthlich  einer  Abkürzung)  I,  22  §  165 
vertauscht  worden  ist;  vermuthlich  schrieb  Manetho  beim 
Josephos  Xoyog,  So  gebraucht  ilo^o^  iötCy  „es  geht  die 
Sage'^,  mit  folgendem  Acc.  c.  Inf.  Herodot  sehr  häufig,  aber 
auch  mit  Weglassung  der  Gopula  Xoyoq  allein,  z.  B.  III,  5: 
ano  UsQßcoviSog  liiivrjg^  iv  ry  dr^  loyog  rbv  Tt^pä  xsTCQV^^at ; 
YIII,  55:  iXalfi  ts  xal  d-dXaööaj  tä  koyog  holq  ^A^vaimv 
IloösiSicavd  xb  xal  ^A%ifivairiv  i^Cöavtag  nBQl  r^g  X^Q'HS 
^agrvQia  d'iö^ai;  I,  75:  d)g  dh  6  noXXbg  Xoyog  ^EXXrivmv, 
©aXrig  ot  b  Mi,XY^6iog  dtsßißaös;  und  so  findet  sich  die 
Ellipse  in  der  Verbindung  mg  Xoyog  auch  bei  den  Attikem. 
Vgl.  Schweighäuser,  Lex.  Herod.  II  p.  75.  Auch  hier  wird  Ma- 
netho sich  den  Herodot  zum  Muster  genommen  haben:  paläo- 
graphisch  ist  AOfOC  für  A€r€l  eine  leichte  Aenderung,  und 
sachlich  ist  es  sehr  passend.  Manetho  berücksichtigt  hier 
die  griechische  Sage,  dass  Aegypten  vom  Atyrmtog  den 
Namen  haben  soll,  und  sucht  sie  mit  den  Thatsachen  der 
ägyptischen  Geschichte  in  Einklang  zu  bringen. 

/davadgl  Von  der  Identificirung  des  feindlichen  Bruders 
Harmais  mit  dem  Danaos  geht  die  ganze  Gombination  aus; 
Lepsius,  Ghronologie  der  Aegypter  S.  281  hat  mit  Recht 
bemerkt,  dass  es  der  einzige  in  den  Annalen  (in  alter  Zeit) 
vorgefundene  Fall  von  zwei  feindlichen  Brüdern  war;  die 
Identificirung  des  Sethos  mit  Aegyptos  und  die  Herleitung 
des  Landesnamens  von  diesem  ergab  sich  dann  von  selbst. 
Hier  ist  aber  Josephos  in  Differenz  mit  anderen  Becensionen 
des  Manetho.   Africanus  hat  die  Sache  gar  nicht;  aber  £use- 


458  VOELESÜNGEN  UEBBE  JOSEFHOS'  BÜECHEE 

bios  und  die  Sothis  erwähnen  die  Sache  hier  nicht,  und 
identificiren  yielmehr  den  älteren  Armai's  in  der  achtzehnten 
Dynastie  mit  Danaos  und  (unter  Uebergehung  des  Ramesses) 
den  Armesses  Miammun  mit  Aegyptos.  Das  ist  yerdächtig: 
1)  weil  Armesses  Miammun  dort  nur  in  Folge  einer  Ver- 
doppelung steht;  die  Sache  also  vielmehr  unter  dem  ächten 
Ramesses  Miamun,  Sethos'  Nachfolger,  zu  berichten  gewesen 
wäre;  2)  wegen  der  Parallelstellen:  Her.  II,  107  erzählt 
(ohne  die  Combination  mit  Danaos)  den  Aufstand  des  feind- 
lichen Bruders  als  unter  Sesostris  erfolgt,  in  dessen  Person 
die  Tradition  allerdings  Züge  des  Seti  L  und  des  Bamessu  11. 
vereinigt  hat;  allein  Diod.  I,  57  unterscheidet  zwei  Sesoösis, 
Vater  und  Sohn,  und  theilt  die  Geschichte  dem  ersten  zu, 
bestätigt  also  die  Angabe  des  Manetho  beim  Josephos. 
Wahrscheinlich  ist  die  HeraufrQckung  nur  Folge  einer  Syn- 
chronistik  mit  der  mythischen  griechischen  Chronologie. 
Setheös  ward  1400  König,  Danaos  aber  kam  nach  den  Ex- 
cerpta  Latina  barbari  1456,  nach  Eusebios  1473,  nach  Syn- 
kellos  1447  nach  Argos:  alle  drei  Daten  fallen  unter  die 
Regierung  des  angeblichen  Armesses  Miammun  der  acht^ 
zehnten  Dynastie,  der  1486 — 1420  regiert  haben  würde. 
Wahrscheinlich  ward  dabei  eine  abweichende  Tradition  be- 
nutzt, nach  der  die  Geschichte  sich  unter  Ramesses  Miamun 
zugetragen  habe.  (Da  alle  Zwischenkönige  blosse  Verdoppe- 
lungen sind,  und  in  Wahrheit  Armai's  —  Ramesses  —  Sethos 
auf  einander  folgen,  so  rückten  die  beiden  Armai's  allerdings 
nahe  aneinander:  sie  sind  aber  doch  wohl  verschieden,  und 
der  erste  Armai's,  den  Africanus  (nach  cod.  B.  bei  Synk.) 
vielleicht  richtiger  ^Agfisöig  nennt,  mit  dem  Ramessu  L  der 
inschriftlichen  Listen,  sein  Nachfolger  'Pu^id^öris  mit  dem 
Nebenkönige  des  Sethos  zu  vergleichen.) 

Cap.  XVL 

§  103.  tov  xQovov  efv Xloyiöd'ivtog]  Das  Particip 
passivisch  vom  Med.  övXXoyCt,e6^ai  (rot;^  %(fcvovg  Diod.  I,  5) 
gebraucht  auch  Polybios. 


GEGEN  APION.  459 

oC  ocaXov(i€vot  xo^iAdveg^  fi^stSQOv  dh  TtQoyovoL] 
So  wird  seit  Hudson  aus  Euseb.  Praep.  ev.X  p.  501 D  gelesen; 
die  Handschriften  haben  Si  nicht.  Die  Aenderung  ist  ohne 
Noth;  sobald  man  das  Eomma  tilgt^  ist  die  Lesart  untadlig 
und  der  Ausdruck  weit  conciser  als  wenn  man  die  Aende- 
rung aufnimmt. 

tgvcl  xal  ivBvi^xovta  xal  XQianoöioig]  Die  Sum- 
mirung  ergiebt  nur  333  Jahre,  eine  Zahl,  die  auch  aus  Euse- 
bios  sich  trotz  der  Verschiedenheit  der  einzelnen  Factoren 
herausstellt.  Auch  Euseb.  Praep.  ey.  bestätigt  aber  die  Zahl 
393,  desgleichen  im  Chron.  Arm.,  und  Int.  Lat.,  während 
Theophilos  313  liest:  das  ist  aber  blosser  Schreibfehler.  Die 
Unmöglichkeit,  irgend  eine  Zahl  um  60  zu  erhöhen  oder 
eine  Regierung  mit  soviel  Jahren  einzuschalten,  ergiebt  sich 
aus  der  Vergleichung  der  übrigen  Manethonischen  Auszüge. 
Wenigstens  für  Josephos  stehen  die  Einzelzahlen  alle  sicher. 
Ebensowenig  ist  eine  Gorrectur  von  393  möglich,  weil  diese 
Zahl  von  Josephos  selbst  II,  2  §  16  wiederholt  wird,  und  weil 
dieselbe  Zahl  I,  26  Element  weiterer  Rechnungen  bildet.  Es 
wäre  denkbar,  dass  Manetho  ausser  Ramesses  Miamun  und 
Amenophis  auch  noch  den  folgenden  König  Ramesses,  der 
bei  Julius  Africanus  60  Jahre  regierte,  fölschlich  yerdoppelt 
hätte  (und  der  neben  Sethos  stehende  oder  mit  ihm  iden- 
tificirte  Ramesses  mochte  dann  mit  diesem  in  Verbindung 
gebracht  werden),  diese  Verdoppelung  aber  frühzeitig  bemerkt 
und  der  Doppelgänger  schon  yor  Josephos  beseitigt  worden, 
die  Gesammteumme  aber  geblieben  wäre;  doch  liegt  es  wohl 
näher,  einen  Additionsfehler  des  Josephos  oder  seiner  Quelle 
anzunehmen.  So  Böckh,  Manetho  S.  250.  Lepsius,  Eönigs- 
buch  d.  alten  Aegypter  S.  33  erklärt  die  falsche  Zahl  daraus, 
dass  die  59  Jahre  des  Sethos  mit  hinzugerechnet  worden 
seien:  aber  1)  differirt  dann  die  Summe  um  1,  und  wenn  in 
einem  solchen  Falle  nicht  Alles  stimmt,  stimmt  eben  Nichte; 
2)  addirt  Josephos  später  die  59  Jahre  zu  den  393  hinzu: 
ein  Rechenfehler  läge  also  auch  so  vor. 

XQOöd'sv]  mit  ^  verbunden  ist  dichterisch;  Ttgiv  ist  das 
Gewöhnliche. 


460  VORI^ESüNGBN  ÜEBEE  JOSBPHOS'  BÜECHER 

t^v  %{OQav  tavtriv]  das  Land  der  Juden^  vom  Stand« 
punkt  des  in  Rom  schreibenden  Josephos  etwas  auffällig. 

i%^xri0av\  Von  Dindorf  ans  der  Ed.  princeps  wieder- 
hergestellt; die  Handschriften  haben  ajupxyiöav*),  was  Hud- 
son vorgezogen  hatte;  xav  itoxB  Kaklüstav  ajtcixi]0ccv  %q6v^ 
I  Naöov  Pindar.  Pyth.  4,  258  schützt  die  Form.  Bei  Eusebios 
schwankt  die  Lesart  ebenfalls.  Dass  ascoixsZv  yijv  dichteriscli 
ist^  beweist  nicht,  dass  es  Josephos  nicht  brauchte:  wäre  zu 
ändern,  so  ist  dx^xiöav  das  Nächstliegende,  paläographisch 
leichter  und  dem  gewöhnlichen  Sprachgebrauch  bei  Herodot 
und  Thukydides  entsprechend. 

iroi;rot/  aQxavotatov]  kann  kaum  anders  übersetzt 
werden  als  „für  den  ältesten  Namen  ihrer  Geschichte  er- 
klären^  nicht:  ,,einen  sehr  alten^',  da  das  in  einem  Zusammen- 
hang, wo  es  sich  um  lauter  sehr  alte  Sachen  handelt,  trivial 
wäre  und  Nichts  beweisen  wörde.  Mit  Recht  bemerkt  aber 
Spanheim,  dass  nicht  Danaos,  sondern  Inachos  (nach  älterer 
Auffassung  dessen  Sohn  Phoroneus)  als  ältester  Eonig  von 
Ärgos  gegolten  habe.  Gonsequenterweise  machen  denn 
auch  die  Kirchenväter  den  Inachos  zum  Zeitgenossen  des 
Amosis  und  des  Auszugs  der  Hyksos,  indem  sie  von  Danaos 
nach  den  Regierungsjahren  der  Könige  der  achtzehnten  Dy- 
nastie rückwärts  rechnen:  und  aus  der  Identificirung  der 
Hyksos  mit  den  Israeliten  ist  dann  das  Dogma  entstanden, 
Moses  sei  ein  Zeitgenosse  des  Inachos.  Also  hat  Josephos 
einen  Gedächtnissfehler  begangen. 

§  104.  nag^  j^lyvntioig]  naga  tolg  Aiyvmiotg  Euseb. 
Die  Parallelstellen  1, 14  §  73  und  unten  §  105  machen  wahr- 
scheinlich, dass  auch  hier  von  Josephos  im  Ausdruck  nicht 
gewechselt  worden  ist. 

(og  iyyvg  tcov  JCQOtsQBtv  avti^v}  So  ist  von  Hudson 
aus  Euseb.  hergestellt;  ngötsgov  Godd.**)  ngotigav  ed.  princ. 
iyyvg  xov  ngoxigov  alberne  Interpolation  des  Reg. 

xAv  ^Ikiaxäv]   der  Troi'sche  Krieg:   aber  die  Ghrono- 

*)  [Nach  Nietes  and  Bohdes  Schweigen  zu  schliessen  hätte  Flor. 
inip%ricav.    F.  R.] 

•*)  [Flor,  hat  xov  n^oxi^ov,    F.  B.] 


GEGEN  APION.  461 

logen  yerstehen  darunter  stets  die  Einnahme  yon  Ilion^  die 
fQr  sie  Epoche  ist.  Es  war  nach  Eratosthenes  (fr.  3  bei 
Müller^  hinter  dem  Didotschen  Herodot  p.  195)  und  Apollo- 
dor  (bei  Skymnos  Perieg.  V.  22)  der  Anfang  der  sicheren 
griechischen  Geschichte. 

iteefL  X'^^^^'^s]  Wenn  man  von  1275,  dem  Anfangsjahr 
des  Amenophis  der  neunzehnten  Dynastie  aufwärts  rechnet, 
kommt  man  mit  den  einzeln  aus  Manetho  von  Josephos 
aufgefiihrten  Begierungsjahren  bis  1733  mit  dem  Auszug  der 
HyksoSy  und  wenn  man  (wie  man  muss)  die  falsche  Zahl 
393  als  Bechnungselement  aufnimmt,  bis  1793*),  also  nur 
600  Jahre  etwa  yor  Troias  Einnahme.  Deshalb  schreibt 
Unger,  Chronologie  des  Manetho  S.  172  hsiSi  %',  indem  er 
Vertauschung  des  Zahlwerths  yon  %  i^  alten  und  im  neuen 
Zahlsystem  durch  die  Abschreiber  annimmt.  Sehr  scharf- 
sinnig, aber  doch  falsch.  Auch  Int.  Lat.,  Euseb.  Praep.  ey. 
und  Euseb.  Ghron.  bestätigen  die  Zahl  1000  Jahre,  und 
Theophilos  umschreibt,  indem  er  den  Moses  900—1000  Jahre 
yor  Troia  setzt,  in  seiner  Weise  das  iyyvg  äov  —  hsCL  xMoig. 
Entscheidend  aber  ist,  dass  er  11,  31  §  226  yon  Moses  bis 
auf  seine  Zeit  über  2000  Jahre  rechnet  (s.  zu  c.  8  §  39), 
während  nur  etwa  1770  Jahre  yerflossen  waren.  Der  Fehler 
hängt  eben  eng  zusammen  mit  der  Substituirung  des  Inachos 
für  Danaos.  Ersterer  wird  in  den  Exe.  Lat.  barbari  718, 
yon  Euseb.  672,  yon  Synk.  636  Jahre  yor  Troia  gesetzt;  dies 
ergäbe  für  Moses,  wenn  man  die  393  Jahre  der  achtzehnten 
Dynastie  hinzuaddirt,  1111  oder  1065  oder  1029  Jahre  yor 
Troias  Fall,  was  stimmt. 

§  105.  vtjtig  mv]  de  quibus,  so  in  der  xotvi^  für  das 
ältere  ^egi;  cf.  H.  Sauppe,  Ep.  crit.  ad  6.  Hermannum  p.  35  sq. 

ix  xäv  naqi*  AlyvTCtioig  ygafifiarmv]  jcgayfidrov 
Flor.,  was  Lowth  als  Gegensatz  zu  fivd^okoyovfisva  yorzog. 
Aber  c.  10  §  56,  was  man  dafKr  anführen  könnte,  ist  doch 
ganz  anders:   ol'  tc&v  totg   xäv   avtoxQatÖQoyi/  vxoiivi^fiaöLv 

*)  [So  lauten  die  Zahlen  in  Gatschmids  Heft.  Herr  Dr.  Bitter 
hat  fQr  Amenophis  nachgeBchrieben  1278  nnd  dann  conseqaent  weiter 
1786  und  1796.    F.  B.] 


462  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

iv%v%stv  Xiy(o0iv^  dkl^  ov  ys  xal  totg  ri(i€t£QOtg  täv  avti- 
noXeiiovvtiov  nQayyiaöi  xaQixvxov,  Vielmehr  ist  yQafi(iata)v 
darch  die  Parallelstellen^  namentlich  die  §  104^  auf  die  sich 
die  unsere  gegensätzlich  bezieht,  völlig  gesichert 

ix  xAv  ddsöTtotcDg  ^vd'okoyovfiBvcnv']  Manetho  hatte 
nach  I,  26  §  229  gesagt  y^i'^siv  ta  ^vd'€v6iieva  xal  ksyo- 
fieva  tcbqI  täv  'lovdaicovj  die  „Volkssage^';  ixl  öi  tovg  ads- 
öitoTOvg  (iv^ovg  tga^ofisvog  sagt  Jos.  I,  31  §  287. 

XQoötid'6LX£v]  „hinzufügen"  wie  I,  26  §230  ^AiUvonpiv 
jyccQ  ßadikia  TtQOCtsCg^  rl>svö\g  ovofia,  mit  dem  Nebenbegriff 
des  Erlogenen. 

il^sXeyl^ooi]  ^^widerlegen'^,  als  Object  ist  a  jCQOötid'et.xeVy 
nicht  Mave&ävay  zu  ergänzen. 

vötsQov]  I,  27—31. 

r^v  dnid'avov  avtov  tl^svdokoyiav]  I,  29  §  267 
aTatavmg  tt^svöofisvog.  An  beiden  Stellen  wiederholt  sich 
Josephos  sehr  in  den  Ausdrücken. 

Cap.  xvn. 

§  106.  ^dr^  fCLr  hv  hat  Ecl.  bist.;  ohne  Noth^  dann  falsch 
ia*  ixsivfov  für  i^  ixBCvcav. 

ILBtsl^eXv]  Hransire',  wie  A.  J.  I,  7,  1  slg  xiiv  Xava- 
valav  fiBteld'stv]  so  bei  Polybios. 

fiaQtvQiag  jcagaöxstv]  ^^Zeugnisse  beibringen",  Aus- 
druck der  attischen  Gerichtssprache,  doch  ist  %aQi%B6^ai  das 
Gewöhnliche;  %aQi%(ov  bei  Lukian.  Gatapl.  27. 

§  107.  %oXkäv  itmv  ygain^ara]  Der  ganze  Abschnitt 
Yom  Anfang  des  Cap.  17  an  bis  Ende  Cap.  18  ist  ausge- 
schrieben von  Euseb.  Chron.  Arm.  I  p.  173  ff.  [p.  113  ff.  Seh.] 
und  daraus  (im  griechischen  Original)  in  der  ^Exloyt^  ti^TO- 
Qiäv  bei  Gramer  Anecd.  Paris.  II  p.  184  ff.  und  Synkell.  p. 
343  ff.  Diese  beiden  lesen  aTcb  na^itokkcav  it£v  ygdfiiiata 
und  ebenso  Eusebios  ^multis  abhinc  annis',  ohne  Noth,  da 
die  überlieferte  Lesart  sich  sehr  gut  erklären  lässt,  ,^die  Ge- 
schichtserzählung vieler  Jahre  enthaltende^  Sie  entfernen  sich 
auch  sonst  von  der  Ueberlieferung,  haben  z.  B.  y(fag>ivta 
für  ysyQaii(idvaj  und  dann  iv  olg  für  iv  zovtotg. 


GEGEN  APION.  463 

Si2(io6icc  ysyQtt^iidva  x.  r.  L]  Also  Stadtannalen  von 
Tyros;  er  spricht  über  diese  in  ähnlicher  Weise  A.  J.  VIII, 
2,  8  und  sagt,  wer  sich  von  der  Authenticität  des  Brief- 
wechsels zwischen  Salomo  und  Hiram  überzeugen  wolle,  möge 
ihn  dsTjd'slg  täv  i^tl  zmv  TugCmv  yQafifiaroqyvXaTciav  ^ijfio- 
öiiDv  einsehen.  Die  Richtigkeit  der  Sache  ergiebt  sich  aus 
der  engen  Berührung  der  Auszüge  des  Dios  und  des  Menan- 
dros,  ohne  dass  doch  der  Eine  von  dem  Anderen  abhinge. 

jtQcg  aXki^Xovg  XQaxd-ivtmv]  Tautologie  neben  jcccq* 
avtotg  yevofiivcDV'j  auch  wird  so  nicht  bewiesen,  worauf  es 
doch  dem  Josephos  ankommt,  dass  sie  auch  Anderes  als 
innere  Angelegenheiten  berücksichtigten.  Also  schreibe  man: 
^(fbg  akkovg  %q,  (eine  sehr  häufige  Verwechselung).  Diese 
Yermuthung  wird  bestätigt  durch  die  Ekl.  bist.,  welche  wd 
nag  aXXoig  7iq(t%%ivxvyv  hat;  dasselbe  liegt  dem  ^aliisque 
praeclaris  factis'  des  Eusebios  zu  Grunde.  ' 

§  108.  iv  xovxoig  y^yganrat]  Die  Zahl  ist,  wie  man 
aus  I,  18  ersieht,  aus  den  Begierungsjahren  der  Könige,  die 
in  den  Stadtannalen  standen,  ermittelt;  in  welchem  Jahre 
Hirams  aber  der  Tempel  erbaut  wurde,  führt  Josephos  nicht 
aus  ihnen  an,  was  er  sicher  gethan  hätte,  wenn  auch  dies 
darin  gestanden  hätte.  Er  hat  aber  den  Synchronismus 
anderswoher  bekommen,  nimmt  also  hier  den  Mund  zu  voll.*) 

va6g]  würde  heissen  „ein  Tempel'^;  der  Artikel  kann 
nicht  entbehrt  werden:  man  schreibe  oTt  6  iv  *I6Q06.  pxod. 
vaog]  vor  e  konnte  o  leicht  ausfallen.  In  der  That  haben 
Ekl.  bist,  und  Synk.  so  gelesen. 

Solo^ävog]  UoXofiavrog  Flor.,  eine  auch  sonst  in  den 
Handschriften  des  Josephos  vorkommende,  später  allerdings 
ganz  aussergewöhnliche  Flexion,  die  aber  darum  vielleicht 
doch  nicht  zu  verwerfen  ist. 

KaQxv^^''^^]  XaXxfidova  Flor.,  eine  sehr  häufige  Ver- 
wechselung. 

§  109.    aaQ   ixBivoig]    Dieser  wiederholte  Hinweis  ist 


"^   [Zu  dem  Folgenden  vgl.  GntBchmids  Auafährnngen  Band  II 
S.  61  ff.  dieser  Sammlang.   F.  B.] 


464  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS»  BUECHEE 

entbebrlicli^  während  der  Begriff  y,auch''  (nicht  bloss  das 
,;Wann'',  sondern  auch  das  ,^wie^'  der  Erbauung)  gar  nicht 
entbehrt  werden  kann.  Also  schreibe  man:  jcqos  ixeivoLs» 
Nach  xag^  iouivoig  fQgen  Ekl.  bist,  und  Synk.  ovx  äXoytog 
(,,nicht  unrichtig'')  hinzu ;  bestätigt  durch  ^non  confuse'  bei 
Eusebios. 

El QG) flog]  ist  die  phonicische  Form  des  Namens  Hiräm 
wofür  dreimal  auch  in  den  Büchern  der  Könige  I.  [<»  III], 
5,  24.  32.  7,  40  Hiröm  vorkommt;  vgL  Movers,  Phönizier  11,1 
S.  327. 

naTQixfjv  XQog  avxov  ipiklav]  aus  I.  [«» IIL]  Könige 
5, 1:  xal  äjtiötsiXe  Xigccfi  ßaöilsvg  Tuqov  tovg  %al8ag  avxov 
%q>X6m  xov  Ualmgimv  avxl  ^avld  xov  xaxgog  avxov  ^  5xv 
ayanäv  f^v  Xtga^i  xov  ^avl8  xaöag  xag  fifLigag,  wie  auch 
alles  Folgende.  Grosse  Berührung  mit  Jos.  A.  J.  YIII,  5,  3, 
wfts  von  Josephos  jedoch  nicht  unverändert  hier  reproducirt 
worden  ist. 

§  110.  avxog]  Ekl.  bist,  und  Synk.  ovxog  ('is'  Eus. 
Arm.),  scheinbar  passender;  aber  avxog  „er  selbst'',  lässt 
sich  doch  rechtfertigen,  indem  Hiräm  die  fremde  Sache  ja  zu 
seiner  eigenen  macht.  Es  wird  also  eine  ebenso  willkürliche 
Aenderung  sein,  wie  wenn  sie  vorher  äucdsäeyii^vog  mit  dta- 
da^dfisvog  vertauscht  haben.*) 

(fviig>ikoxifiovfi€vog]  6vfi(pvkoxi,(i€tffd'ai  stg  xi^  in  der 
xoivi^  beliebt;  Josephos  sagt  ähnlich  övix^vloxaXstv. 

XQVöiov  fiiv  eCxoCC  xal  ixaxbv  idmxs  xaXavxa\ 
Aus  I.  [=  III.]  Könige  9,  14,  wo  aber  diese  Zahlung  in  keine 
Verbindung  mit  dem  Tempelbau  gebracht  wird.  In  der 
Archäologie  lässt  Josephos  dies  ganz  weg. 

Big  xov  oQoq>ov]  „für  das  Dach";  I.  [=  IIIJ  Könige 
Gap.  5  ist  vom  ganzen  Tempel,  nicht  bloss  vom  Dache 
die  Rede:  Josephos  denkt  sich  besonders  das  Getäfel  als  aus 
Gedemholz  gezimmert,  und  hat  sich  zu  dieser  Beschränkung 
wohl  wesentlich  durch  die  Worte  des  Menandros  bestimmen 
lassen  elg  xag  xäv  Cegäv  öxsyag^  indem  er  unter  den  Ugd 
fälschlich  den  Tempel  von  Jerusalem  mit  angedeutet  glaubt 

*)  [Vgl.  Ensebins  ed.  Schöne  I  p.  114.  F.  R.] 


GEGEN  APION.  465 

tij  Xaßovkmv  ksyo^ivrj]  iv  rij  Zaßovkd>v  Xsyoiidvfi 
Flor,  (der  Schreiber  dachte  an  den  Namen  eines  der  zwölf 
Stamme  und  fälschte  wohl  auch  das  iv^  als  wenn  es  eine  Gegend 
im  Stamme  Sebulon  gewesen  wäre).  Emendirt  von  Bochart^ 
Ganaan  (de  coloniis  Phonicum)  II  c.  4  p.  794.  Synk.  hat 
iv  rff  XaßoXa  Isyofidvijf  Ekl.  hist.  iv  xfi  Xaßaka  Isyofibiv'g^), 
Eusebios  noch  correcter  *quam  Chabula  dicitur'.  Der  Name 
Kabul  steht  durch  I.  [=  III.]  Könige  9,  13  fest  In  der 
Parallelstelle  sagt  Jos.  A.  J.  VIII,  5,  3  xal  Ixxots  XQoöriyo' 
Qsv^viöav  {at  %6XBvg)  XaßmXmv  yrj  (so  Big.  Samb.  Reg.  I. 
Ghabulan,  Gabalon^  Gabulan  Int.  Lat.*)).  Vit.  43:  sig  Xa- 
ßmXii  xci^f^Vj  TltoXsiididog  ^lb^oqlov  ovOav,  Vit.  44:  iv  Ka- 
ßfokav  (so  Voss.  XaßaXmv  Reg.  B.  Xakßm  Suid.  y.  xaQafpv- 
kdötfmy,  Vit.  45:  «ä6  Xaßcola^v  (so  Voss.) -/Bell.  Jud.  II,  18,  9: 
nökcv  xaQtsgav  tijg  FaXi^laiag  Zaßovkmva  (so  L,  Zaßovlmv 
die  anderen  Handschriften  Gardwells),  {)  TtaXatxai  avdQciv, 
SioQL^Bi  Sh  aico  rov  id^ovg  xriv  ütolsiiatSa;  B.  J.  UI,  3,  1 
t^g  ^Iv  xat(o  xaXovfiivi^g  FaktkaCag  ano  Ti^ßegucäog  fiixQt 
ZaßovXciv,  ^g  iv  totg  xagakioLg  IlroXeiiätg  ysctmv,  %b  iiijxog 
ixtsivstai.  Also  in  B.  J.  dieselbe  Gorruptel  wie  hier.  Man 
sieht^  dass  Josephos  den  Ort  nach  der  zu  seiner  Zeit  üblichen 
Form  benannt  hat;  an  sich  hatte  man  auch  Xaßovlarv  als 
Gen.  plur.  fassen  und  mit  yij  eng  yerbinden  können,  um  die 
biblische  Form  zu  erhalten. 

§  111.  jcgoßliifiata}  Dasselbe  erzählt  Jos.  A.  J.  VIII, 
5,  3,  beidemal  aus  der  Tyrischen  Tradition,  die  er  im  Folgen- 
den nach  Dios  wiedergiebt:  er  lässt  aber  die  zweite  Hälfte 
der  Erzählung  weg,  nach  der  Salomon  schliesslich  unterlag, 
um  bei  hellenischen  Lesern  einen  besseren  Eindruck  zu 
hinterlassen. 

dvtaxiötelXov  hat  Ekl.  hist.  für  &vxB7ci6xeXXov  (Synk. 

*)  [Niese  giebt  eine  Reihe  yerschiedener  Formen  aus  Ant.  Jud. 
und  Vita  an,  gabala  aas  Int.  Lat.    F.  B.] 

1)  Beide  haben  überhaupt  die  ganze  Stelle  in  anderer  Gestalt, 
nämlich :  ttvtsdtoQiflaoito  dl  avtm  o  2oXo(icov  aXXoig  tb  noXloCg  %al  drjrcc 
xal  xcogav  xrig  ralilaiag  iv  rj  XaßaaXm  Xeyofiivy,  worin  wenigstens 
avxm  und  i<6qccv  mit  avtov  und  x^9^  vertauscht  werden  müssten. 

Y.  OuTBOKKU),  Eleine  Sohrifteu.  IV.  SO 


466  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BÜECHEE 

avtdötelXov) ,  aber  dieses  ist  das  eigentliche  Wort  für  brief- 
liches Antworten. 

takla]  im  Gegensatz  zu  iv  tovtoigy  bezieht  sich  auf 
Salomos  Weisheit  in  gottlichen  Dingen. 

ffd^ovtai  di  l^^tQ''  ^^^  xaQoc  tots  TvQiot^g]  d.  h. 
sie  stehen  in  der  noch  erhaltenen  Stadtchronik  yon  Tyros. 
A.  J.  VIII;  2,  8  sagt  er:  dvafidvsL  d'  Sxql  tijg  n^^ugov  tä 
tcSv  ini6xoX£v  xovziov  ovxCyQatpa  oix  iv  totg  rn/LBtigoig 
fiovov  6(0^6 fuva  ßißXioLg^  aXXcc  xal  naga  TvQ^ovg,  und  for- 
dert Zweifler  auf,  in  dem  Archiv  nachzusehen.  Er  stellt  sie 
hier  in  gleiche  Linie  mit  dem  in  den  Büchern  der  Könige 
erhaltenen  Briefwechsel^  also  wird  auch  die  Tyrische  Ueber- 
lieferung  eine  gleiche  gewesen  sein.  Movers  11,  1  S.  334 
denkt  an  Kunde  von  Verhandlungen  zwischen  Hiram  und 
Salomo  anderer  Art,  die  im  Reichsarchive  der  Tyrier  auf- 
bewahrt gewesen  seien:  gesucht!  Natürlich  waren  die  Briefe 
ebensowenig  authentisch,  wie  die  in  den  Büchern  der  Konige, 
und  wahrscheinlich  war  die  ganze  Tyrische  Tradition  über 
Salomo  von  der  jüdischen  abhängig.  —  l'^^XQ^  Ssvgo  £kl. 
hisi  und  Synk. 

§  112.  z/rot/]  Statt  dessen  lesen  Ekl.  bist,  und  Synk. 
fULQXVQa  dal^Lov  avSQa  . . .  TCsmötevfiivav  jdtov  ovtog.  Auch 
Eusebios  las  Hestem  firmum  producam  yirum  . . .  certe  fidelem 
compertum,  Dium';  es  ist  diese  Lesart  aus  einer  an  den 
Band  geschriebenen  Dissographie  entstanden:  dsiibv  dlov\ 
(iccQtvg  dsiiog  wäre  eine  gesuchte  und  ungeschickte  Aus- 
drucksweise. Das  Fragment  des  Dios  citirt  er  auch  in  den 
A.  J.;  er  ist  sonst  unbekannt. 

§  113.  6  vtbg  avtov]  Synk.  und  Ekl.  hisL  lassen 
fälschlich  den  Artikel  weg. 

jCQoösxmös]  ^aggere  cinxit'  Dindorf.  Etwas  anders  an- 
gewendet Jos.  B.  J.  V,  5,  1  totg  d'  i^ijg  aiäöiv^  aaC  xi  xov 
Xaov  XQoöxovvvvxog,  avceov^svog  o  kofpog  (der  Tempelberg) 
rivQvvaxo,  Die  richtige  Auffassung  ergeben  Ausdrücke  wie 
nQ06x(ovvvvat  ^i^ag^  Sivöga, 

xal  fisttov  x6  ccffxv  sceitoirjxsv]  Ekl.  bist,  und  Synk^ 
istoiritfej  und  so  hat  die  Parallelstelle  der  A.  J.    Es  begreift 


GEGEN  APION.  467 

sich,  wie  das  Perfect  vom  Aorist  neben  lauter  Aoristen  ver- 
drängt werden  konnte,  nicht  aber  das  Umgekehrte.  Hier  ist 
offenbar  die  ächte  Lesart  bewahrt:  man  hat  unter  Tilgung 
des  Kommas  den  Satz  eng  mit  dem  Vorhergehenden  zu  ver- 
binden: ,,und  hat  (damit)  die  Stadt  grosser  gemacht^^ 

rrjg  Jtolscag  —  ro  a6xv\  Movers  II,  1  S.  198  erklärt 
rc  a6Tv  für  die  „eigentliche  Stadt'',  17  noXi^g  für  die  eigent- 
liche Stadt  und  den  durch  die  Anschüttung  hinzugekommenen 
Stadttheil.  Allein  sroAt^  ist  (abgesehen  wo  es  die  Bedeutung 
„Stadtgemeinde"  hat)  der  engere,  a6xv  der  weitere  Begriff: 
in  Athen  ist  noXig  die  Akropolis,  aatv  die  übrige  Stadt,  und 
auch  auf  andere  Städte  übertragen  ist  ^oAtg  immer  die  Alt- 
stadt. Also  ist  die  Stelle  so  aufzufassen:  „er  verstärkte  die 
östlichen  Theile  der  Altstadt  durch  Hinzuschütten  und  hat 
damit  die  (ganze)  Stadt  grösser  gemacht". 

xa  XQog  ävatokag  ^igri  trjg  noXsmg]  Der  ganze  süd- 
ostliche, dem  Contineut  zugekehrte  Theil  der  Insel,  auf  der 
Sur  liegt,  ist  nach  Berton  (bei  Movers  II,  1  S.  193)  tief  auf- 
geschüttetes Land.  Vgl.  Renan,  Mission  de  Phenicie  p.  546  ff., 
der  es  bestätigt. 

xad"^  iavtb  ov  iv  vqGm  %(66ag  x.  r.  A.]  iv  top  Ekl, 
hist.  und  Synk.,  während  Eusebios  das  Richtige  hat.  In  den 
A.  J.  steht  xad"'  iavro  iyxdöag^  aber  ov  ist  neben  xa^'  iavto 
nicht  zu  entbehren,  also  iyxdöag  in  ov  %m6ag  zu  verwandeln, 
so  dass  iv  vi^öp  ganz  fehlt:  unser  Text  ist  durchaus  der 
correctere. 

xdöag  xov  ^Lsxa^v  xonov]  „zuschüttend",  nach  Ana- 
logie vou  Jos.  B.  J.  1.  c.  inl  tcoXv  yaQ  i%m(Sav  xag  qxxQayyag] 
desgl.  V,  4,  1  xrjv  xs  tpaqayya  (das  Thal  Tyropöon)  i%(o6av^ 
öwa^at  ßovkoiisvoi  xp  leq^  xr^v  nokiv]  VII,  6,  4  %€ovvvg 
xrjv  fpaqayya  xrjv  XQog  xatg  avaxoXatg,  Tonov  ist  durch  die 
Parallelstelle  für  Josephos  gesichert;  man  könnte  allerdings 
vermuthen  (da  es  sich  um  eine  Meeresstrasse  handelt),  Dios 
habe  tcoqov  geschrieben:  doch  lässt  sich  die  üeberlieferung 
halten,  wenn  man,  was  bei  dem  stetem  Lieinanderübergehen 
der  Bedeutungen  zulässig  ist,  xciöag  im  Sinne  von  „auf- 
schüttend" nimmt. 

80* 


468  VOäLESüNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

tov  ^OXvfiniov  ^log]  Dieser  jetzt  mit  der  jcokig  (Alt- 
stadt) verbundene  Tempel  ist  einer  des  Baal-Shamaim;  Mo- 
yers  I  S.  176  identificirt  diesen  Gott  aber  mit  dem  Melkarth^ 
weil  Herodot  II,  45  von  einer  goldenen  und  einer  smaragdenen 
Säule  im  Tempel  des  Tyrischen  Herakles  (d.  i.  Melkarth) 
redety  und  weil  die  erstere  mit  'der  von  Menander  erwähnten 
(von  Dios  nur  angedeuteten)  goldenen  Bildsäule  im  Zeus- 
Tempel  identisch  sei.  Das  ist  unmöglich  1)  an  sich  wegen 
des  stehenden  Sprachgebrauchs^  der  unter  Herakles  und  Zeus 
Terschiedene  semitische  Götter  yersteht;  2)  weil  Menander 
dann  unmittelbar  darauf  ein  Heiligthum  des  Herakles  er- 
wähnt Es  müssen  verschiedene  Säulen  gemeint  sein  oder 
Herodot  sich  geirrt  haben. 

vkotofiriös]  Das  Wort  kommt  auch  bei  Dionys.  A.  R. 
rV,  44  vor. 

vaäv]  CsQiSv  in  den  A.  J.  und  ebenso  Ekl.  bist,  und 
Synk. 

§  114.  rov  Sh  tvQavvovvta  'lego^olviiav']  Nicht 
bloss  tvQavvstv  für  ßaöiksvsiv^  sondern  noch  mehr  die  Nen- 
nung der  Stadt  statt  des  Volkes  ist  archaistisch^  wohl  Nach- 
ahmung von  Wendungen  wie  Her.  I,  15  htl  xovxov  tvquv- 
vivovtog  Eagdlmv  (doch  sagt  dieser  tvqawBveiv  noXemg^ 
Thukydides  xvQavvetv). 

SoXoiiäva]  Eine  jüngere  Form,  dem  N.  T.  und  Josephos 
eigen;  die  LXX  und  noch  der  üebersetzer  des  Sirach  (132 
V.  Chr.)  sagen  ZJakfoiidv.  Vgl.  Ewald ,  Gesch.  des  Volkes 
Israel  III  S.  276  (3.  Ausg.). 

q)a6f]  Jn  den  A.  J.  917 tf/,  falsch;  denn  aus  den  Worten 
*^tog  [ihv  ovrco  . . .  fi[itv  iisiiaQtv^xsv'  ergiebt  sich^  dass  das 
wörtliche  Gitat  aus  Dios  erst  mit  nqoöaitottöai  xQ-f^iiaxa 
schliesst.  <ba6l  weist  (im  Gegensatz  zu  den  auf  urkundliche 
Aufzeichnungen  zurückgehenden  Nachrichten  von  den  Bauten 
Hirams)  auf  Volkstradition  hin. 

xdcl  naq*  avtov  Xaßetv]  Natürlich  ist  aivlyiiata  als 
Object  zu  Xaßetv  zu  ergänzen^  und  zbv  —  ajcotCvstVj  sammt 
Xaßstv  von  d^iovv  abhängige  enthalten  die  Bedingungen  des 
Bäthselwettkampfs« 


GEGEN  APION.  469 

a^iovv]  In  den  A.  J.  ä^LOvvtaj  anders  gewendet,  so 
dasd  also  xai  ^^auch^',  nicht  „und''  bedeutet.   Beides  gleich  gut. 

diaxQtvai]  Synonym  von  Xvöui,^  ,,deuten'';  so  lunkos 
nBql  yr^Qmg  (wohl  aus  der  besten  Eaiserzeit)  bei  Stob.  Flor. 
117,  9,  lY  p.  94,  3  Mein.:  diaxQivovti  inl  tb  6aq>i6xaxov  ta 
xov  ^AnoXXmvog  (lavreta, 

§  115.  xolkcc  räv  xQTjfidtwv]  ^magnam  pecnniae  virn' 
Dindorf;  allein  dann  würde  er  Tcoklcc  xqi^[iata  gesagt  haben; 
vielmehr  „einen  grossen  Theil  seiner  Schätze''. 

slta  dfi  'AßS'^iiovov]  Jri  ist  ganz  unpassend,  da  keines- 
wegs hiermit  etwas  angeknüpft  wird,  was  man  nach  dem  Vor- 
hergehenden erwarten  konnte;  auch  ist  avroi/,  auf  Abdemonos 
bezogen,  unpassend,  da  laut  Vertrag  Hiram,  nicht  ein  Dritter, 
dem  Salomo  Räthsel  aufzugeben  hat,  noch  unpassender  auf 
Salomo  im  Gegensatz  zu  Abdemonos,  da  man  notbwendig 
fragt,  woher  seine  Weisheit  urplötzlich  kommt.  Allerdings 
lesen  auch  Eusebios  und  Ekl.  bist,  (welche  8\  hat)  so,  und 
Synk.  hat  8i  ^AßSaiiovov ^  yielleicht  nur  in  Folge  des  Ita- 
cismus;  aber  in  den  A.  J.  schwankt  die  Lesart  zwischen  8ri 
und  d^'.  Letzteres  ist  das  unzweifelhaft  Richtige;  nur  ist 
8i  ^AßdriiLovov  auch  mit  auf  wil  avtbv  alka  nqoßaXatv  zu 
beziehen,  also  das  Komma  nach  kveai,  zu  tilgen. 

*AßSi^(iov6v  xivcl\  So  vulg.  'Aßdi^iiowov  Flor.,  was  her- 
zustellen sein  wird.  Euseb.  und  Synk.  *AßSdyiovov  (Ekl.  bist 
*Aßda(i€ivav);  in  der  Parallelstelle  der  A.  J.  *Aßdi^fi,ova.  Me- 
nander  nennt  ihn  unten  (§  120)  ^Aßdi^iiovog  (so  auch  Euseb., 
*Aß8ii(iowog  Synk.,  *Aßdov(irivog  Ekl.  bist.),  in  den  A.  J.  ver- 
stümmelt'^^/S&i/og  (Big*  ^^S*  ^O*  I^ii^en  Tyrier  'Aßdrjiiav,  den 
Euagoras  aus  Salamis  vertrieb,  nennt  Diod.  XIV,  98  (^Aßdv- 
liayv  bei  Phot.  cod.  176  p.  120^). 

avdQo]  Menander  nennt  ihn  xatg  vedrsQogj  offenbar 
mehr  im  Sinne  der  echten  Sage. 

X(fo6a7toxt6aL]  „noch  hinzu  als  Busse  zahlen";  durch 
das  xa  vCQOxed'ivxa  Xvöai  erhielt  nämlich  Hiram  das  verlorene 
Geld  zurück,  durch  das  akka  nQoßaketv,  a  fiq  Xv6avxa  xov 
Uoloiimva  wurde  dieser  Schuldner  Hirams.    Diese  Erzählung 


470  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

des  Dios  ist  Aasgangspunkt  oder  älteste  Spur  des  Sagen- 
kreises von  Salomon  und  Moroli 

tcsqI  tdov  ütQosLQTifi^ivcaVy  d.  i.  Hiram  und  Salomo; 
falsch  übersetzt  Dindorf:  ^de  iis  quae  supra  diximus'. 

Cap.  xvm. 

§  116.  Tcaga&iiöoiiat]  Euseb.  Chron.  I  p.  177  [p.  117 
Seh.],  *ExX.  IcxoQimv  ap.  Gramer.  II  p.  185  und  Synk.  p.  344, 17, 
die  auch  die  Stelle  des  Menandros  geben,  schalten  nach  na- 
pa^i}tfoftat  ein  xal  ein,  was  ganz  nothig  ist.*) 

MivavSqov]  Die  Stelle  steht  auch  bei  Jos.  A.  J.VIII,5,3. 

rag  itp*  ixaörov  rcSfv  ßaöiXimv  jcqai^BLq  TCaga  rotg 
Ekkriai  xal  ßaQßaQotg  y£VO[isvag]  Nach  TCgä^scg  schalten 
'ExA.  Cor.  und  Synk.  tag  ein,  unrichtig,  weil  naga  —  yevo- 
[idvag  eng  mit  ig>^  ixdötov  täv  ßaöiXiajv  zu  verbinden  ist. 
—  Erläutert  wird  die  Stelle  durch  Tatian.  Or.  adv.  Graecos 
c.  37:  reyovaiSt  itag  avrotg  {Ooiviiv)  tgetg  avögsg^  Seodorog, 
'TtlfLXQatrigj  Mäxog,  tovta}v  (rovtov?)  tag  ßCßXovg  elg  'EkXf]- 
vCda  xatita^s  qxavriv  Advtog  (Xattog  Tat.)  . . .  ^Ev  8ri  tatg  tmv 
TCQOEtQTifidvcov  dfjlovtai  tötogCatg  xatd  tiva  tmv  ßaöUdcav 
EvQcoTtrig  agitayriv  yEyovivai  MevaXaov  ta  sig  trjv  OoivCxriv 
dq)i%LV  ocal  tä  tcsqI  Etgafiov,  o6tig  HoXo^iävi  tä  'lovSaimv 
ßaCiXsl  TiQog  ydiiov  dovg  triv  iavtov  d^vyatsga  xal  ^vXmv 
jtavtodaxäv  vXriv  alg  rrjv  rot)  veco  xatafSxavriv  iSrngr^eato, 
Kai  MivavSgog  S%  6  IlaQyaiirivbg  Jtagl  tmv  avtmv  tfjv  dva- 
ygatpi]v  ixoi>i]0ato.  Es  ist  natürlich  derselbe  Menander,  der 
vermuthlich  der  Pergamenischen  Schule  angehorte  und  dort 
lebte.  Da  Theodotos  zu  den  Yon  Alexander  Polyhistor  be- 
nutzten Schriftstellern  gehört  (fr.  9  bei  Müller  III  p.  217), 
so  fragt  es  sich,  ob  nicht  das  ganze  Gitat  sammt  der  Be- 
rufung auf  Menander  aus  Polyhistor  stammt,  der  ebenfalls 
der  Pergamenischen  Schule  angehorte.  Bei  der  nahen  Ver- 
wandtschaft der  Citate  beider  Schriftsteller  läge  dann  auch 
ein  Bückschluss  auf  Josephos  nahe. 

ix  tmv  nag'  axaCvoig  i7tL%mgCmv  ygafifidtmv 
öjtovddeag  ti^v  Cötogiav  iiad'stv]    In   der  Parallelstelle 

♦)  [Nach  Schöne  fehlt  nai  in  'EkX.  Un.    P.  R.] 


GEGEN  APION.  471 

der  A.  J.  heisst  es  6  iietatpQciöag  ano  trjs  Ooivixov  dcaUxrov 
tä  TvQCfov  aQ%Bta  slg  xrv  ^Ekkr^vixriv  g)Ci)vrjv,  Dies  scheint 
ixsivoig  gegen  ixdötoigj  was  Eas.  und  'ExL  t6t.  bieten,  zu 
schützen;  allein  es  könnte  sich  nur  auf  ''Ekkriöi  xal  ßa(fßd- 
Qotg  beziehen,  was  einen  schiefen  Sinn  gäbe.  Also  ist  ixä- 
öroig  richtig,  und  das  Werk  des  Menandros  beschränkte  sich 
nicht  bloss  auf  die  Könige  von  Tyros;  dies  folgt  auch  aus 
der  Art,  wie  Josephos  yQciipcDv  Stj  jcsqI  räv  ßeßaötXsvxorcav 
iv  TvQO}  anknüpft).  Nun  ist  es  aber  1)  unwahrscheinlich, 
dass  Menander  ein  solcher  Mezzofanti  gewesen  sein  sollte, 
um  die  Geschichte  vieler  barbarischer  Reiche  aus  den  Archiven 
übersetzen  zu  können,  2)  handeln  sämmtliche  Fragmente  von 
phönicischer  Geschichte:  also  bezieht  sich  das  doppelte  iocd- 
6tov,  Bxa6toig  nur  auf  die  einzelnen  phönicischen  Stadt- 
königthümer,  deren  Specialgeschichte  Menander  nach  den 
einzelnen  Stadtarchiven  gab.  Man  muss  zugeben,  dass  Josephos 
sich  unpräcis  ausgedrückt  hat;  auch  das  spricht  dafür,  dass 
der  ganze  Passus  von  ihm  einem  Zusammenhange  entlehnt 
worden  ist,  wo  die  Beziehung  weniger  missverständlich  war. 
Auf  die  grosse  Bedeutung  des  Fragments  des  Menander  hat 
zuerst  Scaliger,  De  emend.  tempp.,  prolegg.  p.  38  aufmerksam 
gemacht;  von  Neueren  hat  es  besonders  Movers,  Phönizier 
II,  1  S.  138  ff.  behandelt  und  zur  Rectificirung  der  biblischen 
Zeitrechnung  verwerthet. 

§  117.  ysvofisvog  xatcc  tbv  Elqoiiov]  Gf.  Xenoph. 
Cyrop.  VII,  1,  14:  otcoxb  d'  av  yivoLxo  xaxa  ttvag  räv  Ttgo- 
6^£v  6v(i(iaxE6a(iivov.  VII,  1,  21:  ijcsl  dh  .  .  .  iyivaxo  xal 
xaxa  xov  aQ%ovxa  xäv  xavxy  agiidxcDv. 

'Aßißakov]  Theophil,  ad  Autolycum  Hb.  III  p.  271 
(ed.  Turici  1546)  hat  (aus  Josephos)  'Aßeiiiakog,  Int.  Lat 
Ababilus,  die  übrigen  richtig.  Abibaal  lautet  die  Inschrift 
einer  Florentiner  Gemme  bei  De  Luynes,  Essai  sur  la  numis- 
matique  des  Satrapes  et  de  la  Phenicie  p.  69.  PL  XIII,  no.  1. 

El  gm  (10  g']  Euseb.  und  'ExA.  Cöx.'^lQoiiog,  Synk.  2JiQG)[iog 
(was  einmal  aus  ElQ(D(iog  verlesen,  dann  von  ihm  stets  wieder- 
holt worden  ist),  Theophil.  'ligofi^ogy  der  Int.  Ironius  (d.  i. 
Iromus),  und  (nach  der  Bibel)  die  Parallelstelle  der  A.  J. 


472  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BÜECHEU 

Elgaiiog.*)  Ob  Josepbos  hier  "Igioiios  oder  Etgcoiiog  schrieb, 
ist  schwer  auszumachen;  das  einheimische  Hiröm  (s.  oben) 
spricht  dagegen  allerdings  gegen  den  Spiritus  asper,  da 
Heth  in  den  LXX  und  sonst  entweder  durch  X  oder  durch 
den  Spiritus  lenis  ausgedrückt  zu  werden  pflegt. 

6g  ßidöag  [itrj  ycsvri^xovra  xqla  ißa6iXsv6sv] 
ix 71  xqiaTiovta  xiö^aga]  Das  Eingeklammerte  fehlt  in  den 
Handschrifteu,  steht  aber  bei  Eus.,  'ExA.  t6x.  und  Synk.,  des- 
gleichen bei  Theophilos,  der  dagegen  in  seinem  nachlässigen 
Auszuge  hri  xQiäxovxu  xdüöaQa  weggelassen  hat.  Auch  die 
Parallelstelle  der  A.  J.  hat  den  Passus  vollständig.  Hiernach 
hat  Hudson  den  Text  unserer  Stelle  ergänzt.  —  Die  An- 
gabe von  Regierungsjahren  und  Lebensalter  ist  den  alt- 
orientalischen Annalen  eigen,  findet  sich  so  im  Turiner 
Königspapyrus  (14.  Jahrhundert)  und  in  den  Büchern  der 
Könige.  Die  Yergleichung  der  Stellen  des  Dios  und  Menan- 
dros,  übersichtlich  gegeben  bei  Movers  H,  1  S.  190  f.,  beweist 
eine  gemeinsame  phönicische  Vorlage,  zu  der  sie  sich  ähnlich 
verhalten  wie  die  Bücher  der  Könige  und  der  Chronik  zu 
der  ihrigen.  Die  Aehulichkeit  dieser  Tyrischen  Annalen  mit 
den  Königsbüchern  ist  auch  sonst  sehr  gross,  so  in  der  Her- 
vorhebong  der  Bauten,  der  Verbindung  streng  historischen 
und  sagenhaften  Details  (die  Räthselsage;  c£  die  Erscheinung 
der  Königin  von  Saba  in  den  Königsbüchern). 

§  118.  xov  evQvxcDQOv]  So  Flor,  und  auch  'ExL  Cöx. 
und  Synk.;  in  den  A.  J.  sagt  Josephos  xc  svqvx(dqov.  In 
der  Parallelstelle  des  Dios  entspricht  ovxog  tä  TCQog  avaxoXag 
lidQi^  x^g  noXscog  nQ06i%m6B.  Vgl.  Movers  II,  1  S.  190  flF., 
der  auf  unsere  Stelle  hin  immer  vom  „Eurychorus"  redet. 
Aber  zu  6  EVQv%iDQog  lässt  sich  nicht  ungezwungen  ein  Sub- 
stantiv ergänzen,  ro  evQv%(OQ0v  ist  o£fenbar  das  Richtige; 
das  Adjectiv  findet  sich  übrigens  bei  Diodor  und  den  LXX. 

xhv  iv  xotg  xov  j:Jt6g]  So  alle  Texte,  und  so  auch 
in  den  A.  J.,  ein  Beweis,  dass  Josephos  wirklich  so  schrieb. 
Ob  aber  auch  Menander?     Tä  xov  Jiog  für  xa  x.  J.  U(fa 

*)  [Aber  Ufftofiog  cod.  Ozon.,  B^QafMg  Vat.  nnd  die  Epitome; 
Xe^Qa^og  Samb.  und  Paris.  1419.    F.  B.] 


GEGEN  APION.  473 

wäre  schon  eine  gesuchte  Ellipse,  es  mit  ro  tov  dioq  Ceqov 
als  gleichbedeutend  zu  nehmen,  ist  geradezu  unmöglich.  Ich 
.  yermuthe  rov  ivrbg  %ov  ^log,  so  dass  rov  ^Jtog  mit  tov  xs 
%qv6Qvv  xiova  zu  yerbinden  ist:  ,,die  innerhalb  stehende 
goldne  Säule  des  Zeus'';  dass  sie  im  Tempel  des  Zeus  stand^ 
braucht  als  selbstverständlich  nicht  besonders  hervorgehoben 
zu  werden.  Allerdings  folgt  aus  unserer  Äenderung,  dass  es 
noch  eine  zweite  Säule  des  Zeus  draussen  gegeben  haben 
muss;  da  aber  diese  nicht  nothwendig  auch  golden  (d.  i.  ver- 
goldet) zu  sein  braucht,  so  entsteht  hieraus  kaum  eine  ernst- 
liche Schwierigkeit.  Zur  Erklärung  s.  oben,  wo  die  Movers- 
sche  Gombination  mit  Her.  II,  45  abgewiesen  worden  ist, 
uud  die  Nachweise  aus  Eupolemos  und  Theophilos  bei  Mo- 
vers  II,  1  S.  337. 

£rt  ts  vXviv  ^vXcov  ansXd'cav  sKorffSv  UTcb  rov  Af. 
yoiiivov  oQOvg  Aißavov^  xiSgcva  ^vla  sig  tag  tmv 
CsQmv  ütdyag']  In  den  A.  J.  steht  hi.  ts  vktjv  ^vkcov  aTCsX- 
^mv  §KO^Bv  ästo  toi  OQOvg  tov  Isyoiiivov  jiißdvov  slg  tag 
tmv  teqäv  6tiyag^  und  daraus  hat  Hudson  an  unserer  Stelle 
das  inaita  der  Mss.  und  der  Vulg.  in  ^rt  te  geändert:  allein 
dadurch  wird  xdÖQLva  ^Xa  zu  einer  ungeschickten  epexege- 
tischen  Apposition  von  vXriv  ^vkcov.  Die  Sachlage  in  der 
Stelle  der  A.  J.  ist  dadurch  eine  ganz  verschiedene,  dass 
dort  xidQwa  ^vXa  fehlt,  also  offenbar  von  Josephos  als  mit 
dem  als  Object  zu  IxoifBV  gefassten  vlr^v  ^Xov  unverträg- 
lich gestrichen  worden  ist.  Auch  djtekd'civ  ist  schief,  min- 
destens müssig.  Die  Stelle  ist  ganz  sicher  anders  zu  heilen. 
Bei  Dios  heisst  es:  dvaßäg  dh  sCg  toi^  ACßavov  vXoto^riöc 
ytQog  tr^v  täv  vafov  xata6xBvr^\  aber  es  ist  nicht  nöthig, 
etwa  äveXd'dv  zu  conjiciren.  Das  Richtige  geben  'ExX.  tot, 
und  Synk.  iiti  ts  üXr^v  ^vXav  dnsXd'civ  und  dann  ohne  Komma 
vor  Tiiöqiva,  Auch  ihre  Wortstellung  Aißavov  oQovg  em- 
pfiehlt sich  vor  der  unseres  Textes  als  einfacher  und  wegen 
der  Stelle  der  Archäologie,  die  ebenfalls  Aißavov  mit  Xsyo- 
[livov  enger  verbindet. 

xaivovg  vaovg  pxod6iiri6s]  So  liest  noch  ganz  rich- 
tig Havercamp;   den  Druckfehler  Dindorfs,   bei   dem  vaov^ 


474  VORLESUNGEN  UEBEB  JOSEPflOS'  BüECHEE 

ausgefallen  ist,  hat  dann  Bekker  wiederholt.  Aber  auch  xaivavg 
vaovg  ist  kaom  das  Ursprüngliche.  In  dem  xol  vaiwg  Flor,  ist 
etwas  Anderes  za  suchen.  Die  ganze  nnn  folgende  Stelle  ist 
nämlich  äusserst  schwankend  überliefert:  xcupiAg  (xal  Flor.) 
vaovs  axodoiii^öevj  ro  r«  xov  'U(f€cxliovg  xal  rijg  *A6xaQfztig 
xi^LCvog  avUgevösv^  xal  ro  y^v  xov  'HQoxXsovg  nQmxov  ixoi- 
fJ0axo  iv  xä  JleQmc}  iitjvi,  sixa  xo  %^g  ^AöxoQftrigj  oxove 
Tixvolq  inB0xQaxiv6Bv,  So  der  Vulgattext  der  Bücher  gegen 
Apion.  DafSr  hat  Int  Lai  ^fanum  aedificavit  Herculis; 
facit  erectiorem  mense  Peritio  castraqne  moyit  adyersas 
Tyticeos'.  Eusebios  Arm.  ^templom  Herculis  et  Astartae 
aedificayity  primumque  Herculis  fecit  mense  Peritio;  exer- 
citum  movit  adversus  Tisyos  (Titiatsyots)'.  'ExA.  i6x.  ^vaov 
axodoiifiös,  xov  xs  xov  ^Hgoxldog  ocal  x^g  '/ftfrapn^^,  xqoxov 
XB  XOV  *HQaxkiog  iyepöiv  i^coi^i^öccxo  iv  xä  ÜBQixCip  iiifvi' 
xotg  xs  Tixvaloi^  ine6XQaxBv6axo.^  Synkellos  lässt  die  Stelle 
aus.  Ärch.  ^xal  vabv  ^xodo^tiös  xov  ^HQaxkeovg  xal  xov 
x^g  ^Aexif^r^g,  XQOxog  xa  xov  ^HQoxkiovg  iysqöiv  hcovqffaxo 
iv  xa  JIsQixic)  ^rivi'  xotg  xs  ^Hvxioig  (^Jvxdoig  tieg.  a)  exe- 
öxQoxsvöaxo.  Die  Yergleichung  ergiebt,  dass  der  Int.  von 
dem  ersten  auf  das  zweite  xov  ^Hgaxkiovg  übergesprungen 
ist,  von  dieser  Lücke  abgesehen  aber  mit  Eusebios  und 
'ExA.  t6x.  übereinstimmt,  alle  drei  aber  wieder  mit  der  Pa- 
rallelstelle in  der  Archäologie.  Int.  übersetzt  iysQöig  mit 
^erectio'y  indem  er  es  vom  Aufrichten  eines  Gebäudes  ver- 
standen hat,  nach  dem  Sprachgebrauche  der  LXX,  und  das 
wird  ebenfalls  der  Grund  sein,  warum  der  armenische  Ueber- 
setzer  des  Eusebios  (der  nur  scheinbar  mit  unserem  Texte 
übereinstimmt)  das  Wort  als  überflüssig  ganz  weggelassen 
hat.  Aber  es  handelt  sich  um  etwas  Anderes,  wie  sich  aus 
Athen.  IX  p.  392  D  ergiebt:  EvSo^og  S^  6  Kvidiog  iv  tcqioxo 
y^g  nsQLoSov  xovg  OoivLxag  kiysi  diistv  xp  'Hgaxkst  oprv- 
yag,  dia  xo  xov  ^HgaxXia^  xov  ^Aöxsqiag  tcoL  Aiog^  tcoqsvoiu- 
vov  slg  Aißvriv,  ävaiQS^vai  ^Iv  vno  Tvq>£vogj  *IoXdov  d' 
avxä  nQoösveyxavxog  oi^vya^  xal  itQOfSayayovxog^  c6q>Qav- 
^ivx^  avaßicivaL'  i%aiQB  yaQy  gyr^ötj  xal  nsgicrv  xp  ^pp 
xovxp.   Vgl.  Moyers,  „Phonizien"  in  Ersch  und  Gruber  S.  422. 


GEGEN  APION.  475 

Er  vergleicht  (Phönizier  I  S.  386)  sehr  passend  I.  [  =  III.] 
Konige  18,  27  f.  Hiernach  bietet  unzweifelhaft  die  Textes- 
form,  welche  die  lysQö^g  hat,  das  Aechte.  Andere  Differenzen 
dieser  und  der  in  unseren  Handschriften  entstandenen  sind 
gleichgültiger  Art,  wie  die,  dass  dort  der  Satz  ngmov  ts  rot; 
'HQcncXiovg  iysgöiv  inoirjöato  sich  auch  in  dem  ts  statt  xal 
und  in  der  Wortstellung  dem  Texte  der  Archäologie  mehr 
nähert  als  der  der  Handschriften  xal  ro  ^ilv  xov  'HffaxXdovg 
Tcgärov  inoitjöato.  Dasselbe  ist  der  Fall  in  dem  Medium  ixe- 
6tQarav6aro  für  das  Activ  ineötQcitsvös;  beides  ist,  mit  dem 
Dativ  des  Angegriffenen  verbunden,  üblich,  Xenophon  gebraucht 
beides  neben  einander:  doch  empfiehlt  sich  hier  insöxQaxsvös 
an  sich  mehr,  weil  es  sich  paläographisch  leichter  erklärt,  wie 
i^66t(fdx£v6s  bei  vorausgegangenem  inovr^Cazo  in  ineötQatd- 
6ato  übergehen  konnte,  als  umgekehrt.  Noch  entschiedener 
ist  das  einfache  vaov  des  Int.  und  der  auf  Eusebios  zurück- 
gehenden Quellen  für  xal  vaovg,  was  die  Lesart  von  Flor, 
ist,  als  absichtliche  Aenderung  zu  bezeichnen,  da  hier  für 
das  xai  auch  die  Lesart  xal  vaov  in  der  Parallelstelle  der 
A.  J.  Zeugniss  ablegt.  Allerdings  ist  das  xai,  dem  ein  fol- 
gendes xai  nur  sehr  unpassend  entsprechen  würde,  mindestens 
müssig,  dagegen  ist,  was  auch  der  Urheber  der  Lesart  xat- 
vovg  vaovg  der  Vulg.  gefühlt  hat,  der  Begriff  „neue"  nach 
dem  vorausgegangenen  xa&sXciv  ts  ta  aQ%ala  tsQa  gar  nicht 
zu  entbehren.  Menander  schrieb  höchstwahrscheinlich  Tiaiva^ 
was  Josephos,  dessen  xal  an  beiden  Stellen  der  A.  J.  wie 
der  Bücher  gegen  Apion  sich  gegenseitig  schützt,  dort  in 
xal  vaov,  hier  entweder  ebenso  oder  in  xal  vaovg  verwandelt 
hat  T0ICT6  ist  augenscheinlich  nur  graphische  Variante  von 
0TT0T6;  aber  auch  hier  spricht  trotz  der  abermaligen  üeber- 
einstimmung  mit  der  Arch.  Mehreres  für  die  Aechtheit  von 
OTCots:  1)  man  begreift,  wie  diese  nicht  erwartete  Wendung 
des  Gedankens  vom  Schreiber  vor  einem  folgenden  TitvaCoig 
in  ein  geläufiges  totg  ts  verwandelt  werden  mochte,  nicht 
so  leicht  das  Umgekehrte;  2)  dass  der  wichtige  Feldzug  des 
Hiram  nur  erwähnt  wird,  insofern  er  mit  einem  religiösen 
Feste  in  Verbindung  stand,  stimmt  ganz  zu  dem  sonstigen 


476  VORLESUNGEN  UEBEB  JOSEPHOS*  BUECHEB 

Charakter  dieser  altorientalischen  Annalen;  es  ist  sehr    un- 
wahrscheinlich, dass  dieser  charakteristische  Zug  von  einem 
Interpolator  hineingebracht  worden  sein  sollte.   Es  ist  hiermit 
bewiesen,  dass  der  Text  von  Flor,  gegenüber  dem  vereinigten 
Zeugnisse  von  Int.,  Euseb.  und  *EkL  Cöt.,  selbst  da,  wo  dieses 
durch  die  Parallelstelle  der  A.  J.  gestützt  wird,  nicht  unbe- 
dingt verworfen  werden  darf.    Sehen  wir  von  den  zwei  Sats- 
theilen,  die  Flor,  mehr  hat  als  jene    anderen  Teztesquellen 
und  die  müssig,  wenn  überhaupt  verstandlich,  sind,  nämlich 
tdfuvog  uvUqbvöbv  und  elta  ro  xf^q  ^AöxaQvrig^  vorläufig  ganz 
ab,  so  stellt  sich  in  einem  weiteren  Falle  heraus,  dass  beide 
Glassen   eine  entstellte  Lesart  geben:  x6  xs  xov  ^U(f€exXdovs 
Flor,  xov  xs  xov  'HQoxlsovg  die  übrigen,  jene,  weil  zu  x6  xs 
sich  unmöglich  aus  dem  folgenden  xiiievog  ävtägsvösv,  auch 
wenn  es  mit  diesem  seine  Richtigkeit  hätte,  ein  xd(ASvog  er- 
gänzen lässt,  beide,  weil  es  nach  xov  xs  (rd  ts)  xov  ^Hga- 
xkiovg  schlechterdings   heissen  müsste  xal  xov  (bez.  xo)  x^g 
'jdöxccQXfig.    So  hat  in  der  That  Josephos  in  der  Archäologie, 
es  ist  aber  offenbar  nur  eine  weitere  Aenderung,  zu  der  er 
durch   die  Verwandlung  von   xaivd   in   xal  vaov  genothigt 
worden  war.     Alles  kommt  in  Ordnung,    wenn   man   x6  xSj 
xov  xs  in  x6x6  verwandelt  und  das  Komma  nach  ^ntodvyifiös 
tilgt.    So  steht  xoxs  (dann)  mit  vorausgehendem  Particip  bei 
Demosth.  Olynth.  III,  17  p.  33  akka  ngog  ^smv  navxa  idöocv- 
xsg  outl  iLcvov  ovxl  6v6xsvd6avxsg  avxäj  xoxs  xovg  alxCovg^ 
Ol  xivdg  sl6i^  xovxmv  ^rixi]6o(jLSv ;  de  cor.  47  p.  241:  xi^v  dl 
TCovTiQlav  slddg  xoxs  dif,  xoxs  xal  yLL0st  xal  ämöxst  xal  JtQo- 
^rilccxi^SL'j  c.  Mid.  125  p.  555:  dovxa  Xoyov  xal   v7C06%6vxa 
xgiöiv  icsqI  mv  av  xtg  iyxaX^^  rot'  a(ivvs6^ai  xovg  adixmg 
iq)^  avxov  ik^ivxag  %qr.    Da  xoxs  für  xl  xs  keine  Aenderung; 
sondern  nur  eine  andere  Auffassung  eines  älteren  TOT€  isty 
so  ergiebt  sich  abermals,  dass  Flor,  hier  eine  reinere  Ueber- 
lieferung  bewahrt  hat  als  ^EixL  for.,  deren  xov  xs  erst  aus 
dem  schon  falschlich  getrennten  xo  xs  durch  Gorrectur  ent- 
standen ist.    Am  anstössigsten  ist  das  xo  (ikv  xov  ^HgaxXdovg 
von  Flor,  in  dem  Satze,  der  nach  den  übrigen  Texten  die 
Erwähnung  des  Erweckungsfestes  enthielt;  gesetzt  selbst,  es 


GEGEN  APION.  477 

Hesse  sich  —  sieber  gegen  den  Sinn  des  Autors  —  ti^sv^g 
dazu  ergänzen  y  so  entspräche  doch  dem  fidv  kein  folgendes 
dd.  Das  sieht  nicht  wie  Zurechtmachung  einer  lückenhaften 
Stelle  aus,  sondern  legt  den  Verdacht  nahe,  dass  rc  (ihv 
verderbt  ist.  Soll  man  darum  einfach  die  Lesart  der  anderen 
Texte  aufnehmen ;  die  wörtlich  mit  dem  der  Archäologie 
stimmt?  sollte  nicht  vielmehr  in  dem  ro  fihv  der  Accusativ 
eines  Substantivs  stecken,  mit  dem  das  dort  fysQCig  genannte 
Fest  in  anderer  Weise  bezeichnet  wurde?  Die  iysqCig  war 
in  ihrem  ersten  Theile  ein  Trauerfest:  L  [«=  IIL]  Kon.  18, 
27 — ^28  heisst  es  von  den  Propheten  des  Baal:  „Da  spottete 
ihrer  Elia  und  sprach:  Rufet  mit  lauter  Stimme,  denn  er  ist 
ja  Gott!  Denn  er  ist  vielleicht  im  Nachdenken ^  er  ist  bei 
Seite  gegangen,  er  ist  auf  der  Reise;  vielleicht  schläffc  er, 
so  wird  er  aufwachen.  Und  sie  riefen  mit  lauter  Stimme 
und  schnitten  sich  nach  ihrem  Gebrauche  mit  Messern  und 
Pfriemen,  bis  sie  Blut  vergossen  an  sich/'  Ich  denke,  Jose- 
phos  schrieb  xofifi  6  t/  xov  'HQaxXiovg.  Es  erübrigt  noch,  von 
den  beiden  Stücken  tdiisvog  avcdgevöev  und  slta  ro  rijg 
*jd6td(^rjg  zu  reden,  die  Flor,  mehr  hat  als  die  übrigen  Texte. 
Bedenken  gegen  ihre  Aechtheit  erregt  zunächst  die  Form 
avid(fSv<fBV ,  ein  ajcal^  Xsyoiisvov  statt  ävLiQoxfsv,  um  so  an- 
stossiger,  als  auch  das  Simplex  Ibqsvblv  dem  Epos  angehört. 
Sodann  schliesst  sich  das  onoxe  des  Textes  vortrefflich  an 
iv  tp  ÜBQLtip  fi/rivi  an,  der  Anschluss  wird  gestört,  wenn 
dazwischen  die  Errichtung  des  Astartetempels  angeführt  war. 
Endlich  spricht  etwas,  das  dem  Zusatz  auf  den  ersten  An- 
blick zur  Empfehlung  zu  gereichen  scheint,  dass  nämlich 
nach  Erwähnung  des  Baues  der  Tempel  des  Herakles  und 
der  Astarte  und  der  Einsetzung  eines  Heraklesfestes  die 
Symmetrie  der  Erzählung  auch  noch  etwas  über  den  Astarte- 
dienst zu  heischen  scheint,  näher  besehen  gegen  die  Aecht- 
heit: die  Weihe  des  Astartetempels  ist  der  Abschluss  seines 
Baues,  ist  nichts  Neues,  eine  solche  Weihe  muss  selbstver- 
ständlich auch  beim  Heraklestempel  stattgefunden  haben,  ist 
da  aber  nicht  erwähnt  worden;  somit  wird  die  Symmetrie 
durch   den  Zusatz  gerade  gestört,  die  Erwähnung  der  Ein- 


478  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS*  BÜECHER 

Setzung  des  Heraklesfestes  ist  Tielmehr  etwas,  was  mit    den 
Yorhergehenden  Tempelbauten  Nichts  zu  schaffen  hat.    Beide 
Sätzchen  sind  somit  Glosseme,  zu  einer  Zeit  entstanden^    als 
unser   Text  bereits  in  der  Weise,   wie  wir  ihn  jetzt  lesen, 
verdorben  war,  und  zu  dem  Zwecke  gemacht,  den  gramma- 
tischen Zusammenhang  einigermassen   herzustellen:   xiiist/og 
ivLi(f€v6sv   soll   sowohl  zu  dem   Torhergehenden   ro  r«,    als 
zu    dem   folgenden   ro  ^ihv   das   vermeintlich   fehlende  Sub- 
stantiv liefern,  elra  ro  r^g  *j46ta^rig  soll  den  vermeintlich 
durch  das  Ttgätov  verlangten  Nachsatz  ergänzen,  als  dessen 
Inhalt  der  ganze  Zusammenhang  irgend  etwas  über  Astarte 
Auszusagendes    zu    heischen    schien.     Den    Text,    wie    ihn 
Flor,   bietet,  in  Ordnung   zu   bringen,   wäre   uns   ohne    die 
Yergleichung  von  Int.,  Euseb.  und  *Exk.  t6%.  unmöglich  ge- 
wesen:   bieten    aber    diese    darum   die   ächte   Lesung?    £s 
muss   dies   auf   Grund   unserer  Yergleichung    verneint    und 
vielmehr  der  dringende  Verdacht  ausgesprochen  werden,  dass 
ihre  gemeinsame   Quelle    den   Text    schon    stark   verdorben 
vorgefunden  und  einfach  nach  der  Parallelstelle  der  Archäo- 
logie corrigirt  hat 

%Q&tov]  Dafdr  steht  in  den  A.  J.  nQmtog\  die  Stelle 
lässt  sich  nicht  anders  verstehen,  als  von  der  ersten  Ein- 
setzung des  Festes:  ohne  hinlänglichen  Grund  denkt  Movers 
II,  1  S.  330  an  eine  erste  Verlegung  in  den  Monat  Peritios. 

i%oiri6axo\    So  noul6^ai  du6iav  bei  Her.  VI,  57. 

IIsQtvip]  Nach  dem  Tyrischen  Sonnenkalender  der 
romischen  Eaiserzeit  vom  16.  Febr.  —  17.  März;  vgL  Ideler, 
Haudb.  d.  Chronol.  I  S.  435.  Dass  schon  zur  Zeit  des  Me- 
nander  die  Lage  der  makedonischen  Monate  im  Tyrischen 
Jahre  ungefähr  so  war,  hat  Movers  II,  1  S.  350  scharfsinnig 
aus  seiner  Bestimmung  der  regenlosen  Zeit  unter  Ithobal 
von  Hyperberetäos  bis  wieder  Hyperberetäos  erwiesen,  in- 
dem nämlich  in  Palästina  die  Regenzeit  Ende  October  be- 
ginnt.' Da  die  Verschiebung  des  makedonischen  Kalenders 
sich  nur  durch  fortgesetzten  Gebrauch  einer  Oktaeteris  ohne 
die  nach  160  Jahren  nothige  rectificirende  Auslassung  eines 
Schaltmonats   erklärt,   so   scheint   daraus   zu   folgern,   dass 


GEGEN  APION.  479 

Menander  nicht  wohl  früher  als  im  zweiten  Jahrhundert  ▼.  Ch. 
geschrieben  haben  kann. 

Tttvots]  So  Flor.;  Euseb.  und'J^xA.  Cöt.  haben  Titvaloiq^ 
Int  ^Tyticeos',  die  Parallelstelle  der  A.  J.  ^Jihcsoig  oder  *Hv7cioig, 
Lowth  conjicirt  unsinnig  TvQioig^  Movers  II,  1  S.  331  ver- 
steht darunter  die  Kittier,  die  von  Menander  ap.  Jos.  A.  J. 
IX,  14,  2  Eittäer  genannt  werden:  aber  für  Kittaicov  ist 
dort  wohl  das  sonst  übliche  Kixii(ov  herzustellen.  Unsere 
Lesart  führt  paläographisch  mit  Nothwendigkeit  auf  ^Ixv- 
xaioig\  das  Torgeschlagene  r  ist  vielleicht  ein  r',  Dissographie 
von  TS,  so  dass  also  oTCot  ^IrvxaioLg  zu  lesen  sein  würde.*) 
Utica  war  von  Tyros  aus  1100  v.  Ch.  gegründet  und  hing, 
wie  sich  aus  der  Analogie  Karthagos  folgern  lässt,  in  älterer 
Zeit  von  der  Mutterstadt  ab. 

rovg  q)6(fovg']  rdv  tpoQOv  Euseb.  *ExX.  tot.,  aber  auch 
die  Arch.  hat  tovg  g)6Q0vg, 

avd6tifsil;sv'\  avxi^XQB^sv  Eus.  'ExA.  t6t,\  hier  ent- 
scheidet ausser  der  Arch.  auch  der  Sinn  für  äviötge^^: 
,^eine  Seitenwendung  machen''  wäre  so  unpassend  wie  möglich. 

§  119.  inl  rovrmv]  So  Flor.,  aber  Int.  Lat.  hat  *8ub 
hoc',  Euseb.  und  Synk.  haben  ijtl  rovtov,  *ExL  tot.  ganz 
falsch  iTcl  xovroig.  Auch  Arch.  hat  inl  rovtov;  obwohl  an 
sich  diese  üebereinstimmung  nicht  allzuviel  beweisen  würde, 
so  scheint  doch  in  jenen  Texten  mit  inl  rovtov  das  Rich- 
tige bewahrt  zu  sein;  iTtl  Tovtcov  könnte  nur  den  Sinn  haben 
„zu  diesen  Zeiten'',  ist  aber  ungewöhnlich. 

§  120.  ^^ßSi^fiovog]  ^Abdemonus'  auch  Ini  Lat.  Darauf 
führt  auch  ^Abdemonaj'  (Genitiv)  bei  Euseb.,  während  Synk. 
*jißdiq(iowogy  *ExX,  Cor.  *j^ßSovfirjvog  haben;  an  der  Parallel- 
stelle der  A.  J.  ist  der  Name  zu  "Aßivog  verstümmelt.  ^AßSri' 
(lowog  werden  jene  beiden  nach  der  vorhergehenden  Stelle 
des  Dios  geschrieben  haben.  ^Aßdr^iiovog  ist  nicht  Genitiv, 
wie  der  armenische  üebersetzer  mit  ^Abdemonis  filius  iunior' 
gemeint  hat,  sondern  Nominativ,  wie  die  Worte  des  Dios 
beweisen,  und  auch  das  xi^g.    Das,  zumal  wenn  dies  (wie  bei 


*)  [Vgl*  Band  II  S.  62.  89  dieeer  Sammlung.    F.  B.] 


480  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

Int.  Lat.;  EuB.^  Sjnk.  und  *ExX.  t6t.,  desgleichen  in  den  A.  J.} 
weggelassen  wird,  sehr  doppelsinnige  und  auch  taatologische 
Tcatg  vsdtSQog  siehfc  sehr  wie  wortliche  Uebersetzang  eines 
Ausdrucks  der  phonicischen  Quelle  aus. 

OS  ivCxa]  OQ  aBl  ivUa  Int.,  Eus.,  Synk.,  ^EkX.  tot,,  wie 
in  der  Arch.  Es  wäre  ganz  erwünscht,  doch  kann  es  eine 
Correctur  aus  der  Letzteren  sein,  wie  solche  gerade  an  dieser 
Stelle  denselben  Texten  auch  sonst  nachgewiesen  sind. 

ivixa  tä  TCQoßk'qiiata]  ^EkL  Cöt,  fügt  hinter  ip£xa 
Xvcov  ein,  was  auch  der  armenische  Eusebios  gehabt  zu 
haben  scheint;  da  es  aber  Synk.  nicht  hat,  so  scheint  es 
auch  bei  Eusebios  nur  ein  an  den  Rand  geschriebenes  Glos- 
sem zu  sein;  ivixa  rä  XQoßXi^nata  ist  ganz  untadlig,  nach 
der  Analogie  Yon  iid%r^v^  ^OXv^ma  vixäv. 

2]oXo(ioiv]  die  jüngere  Form  für  Uakmiuov]  s.  oben. 

§  121.  xslsvtTjöavtog]  Die  Anführungszeichen  sind 
zu  tilgen,  da  es  kein  wortliches  Citat  aus  Menander  ist. 

Baksd^eQog]  So  Flor.  ^Balbazerus'IntLat.  Ba^fOQog (ver- 
stQmmelt  und  durch  den  Namen  des  späteren  Königs,  Sohnes 
des  Ithobal,  beeinflusst)  Theophil.  BaaXßd^SQog  Euseb.  Synk. 
(daraus  BaaX^äßeQ  'ExA.  Cor.),  worin  die  erste  Hälfte  des 
Compositums  dem  biblischen  Baal  noch  ähnlicher  gemacht 
worden  ist.  BaXßd^SQog  scheint  die  richtige  Form  zu  sein; 
fälschlich  erklärt  Moyers  11,  1  S.  340  den  Balbazeros  für 
identisch  mit  Delaiastartos^  dem  Vater  des  Königs  Astartos. 

itri  inra]  so  auch  Int.  Lai,  aber  Theoph.  und  Eus. 
Synk.  geben  17  Jahre  QExX,  Cor,  hat  diese  zufällig  auch 
wieder  in  7  Jahre  verstümmelt).  Es  wird  sich  zeigen,  dass 
itri  i^  die  richtige  Lesart  ist. 

§  122.  ^AßddexaQxogl  ^Abdatratus'  Int.;  eine  Lücke 
von  *Aßdd<fraQtog  bis  zu  den  hri  dsxadvo  des  Usurpators  in 
Theoph.  ^AßSd6tQaxog  Flor.  Die  richtige  Form  bei  Eus.  etc^ 
d.  i.  'Abd-'Ashtorot. 

ßioiifag  ixri  stxoöi  ivvia]  zu  20  verstümmelt  beim 
Int.  Lai;  aber  ixr^  A&'  haben  Eus.  und  'ExA.  [et.  Da 
Theoph.  hier  ausfällt,  würde  das  Richtige  schwer  auszu- 
machen  sein,    wenn   nicht   die  Generationsrechnung  für  29 


GEGEN  APION.  481 

Lebensjahre  entschiede;  denn  bei  der  Annahme  von  39  Jahren 
würde  Äbdastart  dem  Balbazar  schon  im  Alter  von  13  Jahren 
geboren  worden  sein. 

vCol  tdeöagsg  —  (dv  6  ntQeößvtsQog]  Ebenso  Int. Lat. 
Lücke  bei  Theoph.  Aber  d'  vCol  Bus.  und  'JExA.  for.  (xQstg 
natdeg  bei  Synk.  ist  die  häufige  Verwechselung  von  tdööuQsg 
und  t(f€tg).  Entweder  d'  ist  in  dvo^  oder  6  iCQBößvxaqog  in 
6  TCQBößvtatog  zu  verwandeln.  Ersteres  scheint  leichter, 
namentlich  wenn  man  die  Wortstellung  des  Eusebios  und 
seiner  Ausschreiber  annimmt.    Also:  dvo  vtoL 

6  XQeößvtSQog}  Der  Name  ist^  wie  Movers  II,  1  S.  341 
richtig  bemerkt,  als  der  eines  Usurpators  absichtlich  in  den 
Annalen  unterdrückt  worden.  Ebenso  verfuhren  die  Lyder 
beim  Usurpator  Spermos;  vgl.  Nikolaos  von  Damaskos  fr.  49 
ap.  Müller  lU  p.  381. 

itri  dixa  dvo'  fif-d-'  ovg^j^ötagtog]  Die  zwölf  Jahre 
des  Usurpators  nennt  der  griechische  Text  allein.  Int.  Lai 
hat  nur  Moetusastartus  (d.  i.  iis^'  ovg  *'j4öta(ftog),  als  wenn 
das  der  Name  des  Usurpators  wäre,  Theophilos  hat  nach 
dem  Ende  der  Lücke  zuerst  wieder  Msd-oväötaQtog  (d.  i.  fi6&* 
ov"A6ta(ftog)j  mit  demselben  Missverständnisse.  Eus.,  ^ExL 
lex,  und  Synk.  haben  (vom  Usurpator)  richtig  ißa6CXsv6s' 
fw^'  ov  "AötaQxog,  Von  diesen  verschiedenen  Lesarten  ist 
fie'd''  ov  die  leichtwiegendste,  weil  die  Voraussetzung  der 
Nachfolge  Eines  nach  dem  Anderen  am  Nächsten  liegt  und 
es  zwischen  zweimaligem  iiexa  xovxov  dem  Schreiber  von 
selbst  in  die  Feder  kommen  musste.  ft£^'  ovg  ist  wenigstens 
auffällig,  da  doch  unmittelbar  vorher  gesagt  ist,  nur  Einer 
der  Brüder  habe  regiert;  f^cO''  ov  empfiehlt  sich  hiemach  am 
meisten.  Von  anderer  Seite  wird  es  durch  Folgendes  gestützt 
"Exri  dsxadvo  ist  schlecht  bezeugt  und  scheint  ausserdem 
auch  dadurch  verdächtigt  zu  werden,  dass  die  Gesammtsumme 
nur  dann  richtig  herauskommt,  wenn  man  die  zwölf  Jahre 
des  Usurpators  von  der  Rechnung  ausschliesst  Sie  sehen 
also  wie  ein  Glossem  aus.  Woher  hat  sie  der  Glossator, 
oder,  wenn  sie  acht  sind,  wie  konnte  sie  Josephos  bei  der 
Gesammtrechnung  übergehen?   sie  hängen  offenbar  mit  den 

V.  GvTBGHMiD,  Kleine  Schriften.   IV.  31 


482  VORLESUNGEN  ÜEBEB  JOSEPHOS'  ßüECHER 

zwölf  Jahren  des  folgenden  Königs  zusammen.  Sie  daher 
zu  entnehmen y  würde  der  Glossator,  beziehentlich  sie  von 
der  Summirung  auszuschliessen,  würde  Josephos  vollkommen 
berechtigt  gewesen  sein,  wenn  derselbe  wirklich  Mitregent 
des  Usurpators  (also  ein  Schattenkonig,  während  die  wirk- 
liche Regierung  bei  dem  Usurpator  war)  gewesen  ist.  Ich 
glaube  also,  dass  das  Glossem,  wenn  es  überhaupt  ein  Glossem 
ist,  älter  als  die  heutige  Lesart  fi£^'  ovg  und  zu  einer  Zeit 
entstanden  ist,  als  man  aus  dem  Texte  selbst  den  wahren 
Sachverhalt  noch  erkennen  konnte.  Man  lese  also  fted''  ov 
statt  itfj  dsxadvo'  (la^'  ov. 

''^öxagrog]  Der  Name  ist  wohl  Abkürzung  von  'Abd- 
'Ashtoret. 

6  ^Blaiaazagtov]  filius  Leastrati  Int.  Lat.,  der  wohl 
6  dh  Aaia6XQazov  vorfand.  Eleastartaj  (Genitiv)  Eus.  Arm. 
^EXsaötaQtov  Synk.  ^EXBötagtos  'EhX.  löx.  Ob  ^skaiaGtag- 
tov  oder  ^Ekaiaöxagxov  vorzuziehen,  ist  schwer  zu  entscheiden. 
Wenig  wahrscheinlich  erklärt  Movers  II,  1  S.  340  den  Namen 
als  Baali-'Ashtoret.*) 

ßtciöag  Ixr}  nsvxiqxovxa  xiüiSaQa]  44  Jahre  Int 
Lat.^,  aber  alle  übrigen  Texte  bestätigen  die  Zahl  54. 

§  123.  ^AdBQvyLog]  So  Flor.,  aber  Int.  Lat.  Astarimus***), 
Theoph.  ^Ad'ccQviiog,  'ExL  Cöx,  und  Synk.  ^Aöd'aQVfiogf  Astharimos 
Eus.  Arm.  Letzteres  ist  herzustellen  mit  Movers  II,  1  S.  344, 
der  es  als  ^Ashtorim,  Abkürzung  von  'Abd-Ashtorim,  deutet 

ßiciöag  ixri  xieeaga  xal  Ttevxi^xovxa]  So  auch  Int 
Lat  ..Aber  Theoph.  und  Euseb.  ^ExL  Cöx.  haben  ixrj  vri\  was 
somit  besser  beglaubigt  und  auch  darum  vorzuziehen  ist, 
weil  54  Jahre  sich  als  Wiederholung  der  Lebensjahre  des 
Astartos  aus  der  vorigen  Zeit  erklären. 

<!>iX'rixog\  Aus  Flor,  ist  <l>iXXfixQq  herzustellen.  Pellethe 
(Ablativ)  Int.  Lat  ^Elhrig  Theophil.  Pheliteaj  (Genitiv)  Eus. 
Arm.  OdXlrig  Synk.  OdXXrixog  (Genitiv)  'ExX.  töx.    Vgl.  Mo- 


♦)  [Vgl.  Eüsebius  ed.  Schöne  I  p.  118.    F.  R.] 
•*)  [XLÜI  nach  Niese.    P.  R.] 
***)  {AsUHmua  Niese.    F.  R.] 


GEGEN  APION.  483 

vers  a.  a.  0.,  der  den  Namen  als  Phelläi  oder  Phelliä,  exi- 
mius^  singularis  deutet. 

riQ^s  (i^vag  oxrco,  ßidöag  ixri  Ttsvrrjxovta]  Die 
Varianten  firjvag  vq  der  "ExA.  l6x,  und  ixt^  dixa  Eus.  Arm. 
richten  sich  selbst. 

Ei^cißalog]    So  Flor,   [peremit]  Tythohalus  (also  Ytho- 

balus)  Int.  Lat.  'lovd-oißaXog  Theophil.,  wohl  entstanden  aus 

ov 
der  Dissographie  ^Id-cißakog,  Itholbalos  (1  aber  wohl  ver- 
schrieben für  das  Dehnungszeichen  v),  d.  i.  'Id^cißaXog  Eus. 
Arm.  ^Id'oßakog  ^EkX.  lex.  Eid'oßaXog  Synk.  In  der  anderen 
Stelle  des  Menandros  bei  Jos.  A.  J.  YIII,  13;  2  haben  die 
massgebenden  Handschriften  Samb.  Big.  Reg.  a.  ^I^dßaXog. 
Für  dieses  spricht  die  Ueberlieferung  auch  an  unserer  Stelle. 
Es  ist  der  Ethbaal,  König  der  Sidonier  I.  [=  III.]  Könige 
16,  31  (Is^BßccaX  LXX),  der  Schwiegervater  des  Ahab.  Vgl. 
Movers  H,  1  S.  347. 

6  xijg  ^A6xaQXvig  iBQSvg']  So  Flor,  und  auch  Int.  Lat. 
Theophil.,  aber  Eus.  Arm.  Hhagavor  Astartatsyots'  (ßaci- 
Xsvg  'AöxttQxäv),  ^ExL  töx.  6  xijg  ^AöxaQXov  ßaövXevg  und 
so  wohl  auch  Synk.  {^Aöxdgxov  vulg.,  ^A^xd^xrig  B).  Ob- 
gleich die  Lesart  dieser  drei  auf:  xig  b  ^A^xaQxov  ßa0ika(og 
zu  führen  scheint  und  Ithobal  der  Generationsberechnung 
nach  sehr  wohl  ein  Sohn  des  Astart  gewesen  sein  könnte, 
so  ist  doch  wohl  die  Lesart  6  xijg  ^Acxagxrig  tsQsvg  als  die 
richtige  anzusehen:  ßaötkevg  konnte  sich  leicht  aus  dem 
gleich  folgenden  ßa0iksv0ag  einschleichen  und  beide  Wörter 
sind  im  Texte  des  Eusebios  auch  sonst  verwechselt  worden: 
umgekehrt  heisst  der  jüngere  Ithobal  IsQSvg  statt  ßaaiXsvg 
im  Chron.  Arm.  I  p.  74  [p.  51  Seh.].*) 

og  ßa0iXsv0ag  Ix'q  xgtdxovxa  dvo  ißCaCsv  exri 
ii,rixovxa  oxrco]  So  Flor.,  aber  ^qui  cum  vixisset  annis 
quadraginta  octo,  regnavit  annis  triginta  duobus'  Int.  Lat., 
og  ßi^döag  ixri  fi'  ißa6iXsv6BV  ixri  iß'  Theoph.,  og  ßi(o0ag  hrj 


*)  [o  'AataQzov  ßaailimg  schreibt  Gntschmid  za  Schönes  Euse- 
bins  I  p.  118;  wie  hier  hat  er  genrtheilt  Band  11  S.  64  dieser  Samm- 
lung.   F.  B.] 

31* 


484  VORLESUNGEN  ÜEBEB  JOSEPHOS'  BÜECHEß 

lifi'  ißaölXsvösv  itfi  kß'  Easeb.  'ExX.  lör,  (Synk.  giebt  hier 
überall  nur  die  Regierungsjahre,  also  hier  32,  an).  In  der 
That  gehen  überall  ausser  beim  Phelles,  wo  die  Ausnahme 
durch  das  natürliche  Anknüpfen  der  Regierungsjahre  an  die 
Erlangung  der  Regierung  durch  ihn  motiyirt  ist,  die  Lebens- 
jahre den  Regiemngsjahren  voraus.  Da  Phelles  unmittelbar 
vorher  geht,  konnte  ein  Schreiber  leicht  in  die  gleiche  Folge 
hineingerathen;  es  ist  als  besser  bezeugt  die  Ordnung  aller 
übrigen  Texte  herzustellen.  Die  Zahl  von  48  Lebensjahren 
ist  besser  bezeugt  (auch  die  40  des  Theoph.  sind  daraas 
verstümmelt),  wird  aber  trotzdem  durch  die  Generations- 
berechnung als  unmöglich  nachgewiesen,  indem  dann  Ithobal 
schon  im  Alter  von  neun  Jahren  den  Balezoros  gezeugt  haben 
müsste.  Folglich  ist  68  Jahre  beizubehalten,  und  hier  der 
Beweis  geliefert,  dass  der  griechische  Text  bisweilen  selbst 
für  sich  allein  gegen  den  nächst  verwandten  des  Int.  Lat.  und 
den  der  beiden  anderen  Classen  vereint  Autorität  hat.  Wer 
das  nicht  zugiebt,  müsste  annehmen,  dass  die  irti  teCöaga- 
xovta  ndvts  des  Lebens  des  Balezoros  ein  uralter  Schreib- 
fehler für  hri  tQuixoina  %ivxB  sind  —  wofür  in  der  That 
der  Umstand,  dass  ihm  andernfalls  sein  Nachfolger  Mettenos 
erst  im  Alter  von  42  Jahren  geboren  wäre,  sprechen  konnte. 
Ds^egen  stehen  die  32  Regierungsjahre  sicher,  die  vß'  des 
Theophilos  sind  aus  kß'  verschrieben. 

§  124  Ba8il<oQ0Q'\  So  Flor.  'Badezodus'  Int  Lat  Ba- 
ifOQos  Theoph.  Balezoros  (das  e  drückt  wohl  nur  das  be- 
tonte B  aus)  Euseb.  BakCicoQos  'Exk.  [öt.  Baki^sgog  Synk. 
Hiernach  ist  Bakd^cagog  herzustellen,  was  Movers  U,  1  S.  353 
durch  Baal-^or  (ein  Beiname  des  Melkarth)  erklärt  hat 

irri  €^]  Ebenso  Int.  Lat  Aber  Theophilos  hat  hri  t\ 
Euseb.  Arm.  und  Synk.  hri  r^'  (^Exk.  [0r.  corrupt  iiy').  Da 
alle  drei  Classen  auseinandergehen,  ist  das  Wahre  nur  durch 
die  Gesammtberechnung  zu  erkennen,  und  diese  entscheidet 
für  hri  £|.  Theophilos  hat  vielleicht  die  Lesarten  der  beiden 
anderen  Classen  als  Dissographie  vorgefunden  und  die  mittlere 
Zahl  7  gewählt. 

§  125.    Mdtyrivog'l   So  vulg.,  verschrieben  für  Mätttj' 


GEGEN  APION.  485 

vog  Flor,  (in  den  Handschriften  des  zehnten  Jahrhunderts 
wird  TY  als  Ligatnr  für  rz  geschrieben,  ist  also  von  ty  nicht 
zu  unterscheiden)  Mettinus  Int.  Lat.  MBtzip/  (es  folgt  aber 
unmittelbar  og)  Theophil.  MetSnos  Euseb.  Arm.  Mivrivog 
'ExL  lex.  Synk.  Hiemach  ist  Mittrivog  herzustellen.  Der- 
selbe Eonig  heisst  bei  Just.  XVIH,  4, 3  Multo  (schreib  Mutto), 
'  Mythogr.  Vatia  I  c.  214  Meto  (aus  Trogus),  Servius  zu  Verg. 
Aen.  I,  342  Mettis  nach  cod.  Reg.  Voss,  (und  so  ist  auch 
zu  Aen.  I,  642  für  Methres  herzustellen).  Es  ist  nach  Mo- 
vers  a.  a.  0.  Mattän  (d.  i.  Geschenk),  eine  Abkürzung  yon 
Mattanbaal. 

itri  ivvia]  So  Flor,  und  Int.  Lat  Aber  iti]  xd''  haben 
Theophil,  und  Eus.  Arm.,  hr}  xe'  Synk.  und  ^ExL  tat.  Diese 
Zahl  hat  Des  Yignoles,  Chronologie  de  l'histoire  sainte  II 
S.  44  ff.  für  die  richtige  erklärt  und  die  Reihe  der  155  Jahre 
8  Monate  in  der  Weise  wiederherzustellen  versucht,  dass  er 
mit  dem  Vulgattext  des  Josephos  dem  Balbazeros  7^  dem 
Usurpator  12  Jahre,  dann  mit  Synkellos  dem  Balezoros  8, 
dem  Mettenos  25  Jahre  gab.  Movers  II,  1  S.  139  hat  diese 
Rechnung  gebilligt  Dies  ist  aber  unmethodisch;  denn  das 
Yerwandtschaftsverhältniss  der  Texte  ist  das  folgende*): 


X  Theoph.  y 

(eine  H»ndBohTift,  die  älter  war,  (Easeb.  Oraeo.) 

alB  saeo.  VI). 

Jos.  Graec.  Int.  Lat.  Easeb.  Arm.  z 

(PanodoroB) 
Synk.        'ExA.  tot. 

Da  Eus.  Arm.  mit  Theophil,  in  29  übereinstimmt,  ist  das  25 
der  beiden  letzten  Quellen  nur  als  ein  Schreibfehler  der  ge- 
meinsamen Quelle  anzusehen  (wohl  Panodoros).  Eine  rich- 
tigere Gesammtrechnung  ergiebt  vielmehr  29  Jahre  als  die 
ächte  Zahl.  Diese  beruht  auf  dem  Princip,  die  Zahlen  zu 
Grunde  zu  legen,  in  denen  zwei  Classen  gegen  die  dritte 
übereinstimmen:  das  Resultat  ist,  dass  der  lateinische  Text 
des  Josephos^  (der  noch  etwas  treuer  ist  als  der  griechische) 
zweimal  in  den  Zehnem  aus  den  beiden  anderen  Classen  zu 


*)  [Anders  „Beitr.  zur  Gesch.  des  alten  Orients"  S.  16  f.   P.  R.] 


486  VORLESUNGEN  UEBEE  J08EPH0S'  BÜECHER 

ergänzen  ist,  die  Einer  aber  alle  richtig  wiedergiebt,  oder, 
anders  gewendet^  dass  Euseb.  Arm.  die  Zahlen  am  Trenesien 
bewahrt  hat  ausser  beim  Balezoros,  wo  er  nach  dem  grie- 
chisch-lateinischen Texte  berichtigt  werden  mnss. 

Ovy^akiwv]  So  vulg.,  Ov6(iaXiov  Flor.,  Pigmalion  Int. 
Lat.  (wohl  weil  das  die  aus  der  Didosage  geläufige  Form 
war).  Aber  Theoph.  hat  *EvitvyfiaXi(ov  OvyfiaXiov^  d.  i.  offen- 
bar Rest  von  diddoxog  y^yovjfv  nvy(iaXi(ov  Ox^yfiaUov  — 
mithin  ein  Beweis,  dass  schon  in  den  Josephoshandschriften 
des  zweiten  Jahrhunderts  das  v  iipsXxvatixov  beliebig  auch 
vor  folgenden  Consonanten  gesetzt  wurde,  wie  in  den  unseren 
—  und  das  Letztere  Dissographie.  Ebenso  haben  Synk.  Mvy- 
äaXitov  0vöfiavovv,  *ExX.  Cor.  MxryöaXCmv  9v6fiaXianfog  (er 
sah  den  zweiten  Namen  entweder  als  Vatersnamen  an  oder 
verdoppelte  aus  Versehen  das  folgende  og),  dagegen  Eus. 
Arm.  Phjsmanön:  da  aber  die  beiden  nächst  verwandten 
Chroniken  und  der  eine  eigene  Classe  repräsentirende  Theo- 
philos  in  der  Dissographie  übereinstimmen,  so  ist  sie  wohl 
bloss    vom    Uebersetzer    beseitigt    worden.     Also    ist  wohl 

nt}y(iaXi(ov 

OvyfucXiovv  als  die  ächte  U eberlief erung  anzunehmen:  Me- 

nander  gebrauchte  die  genau  transcribirte  phönicische  Form, 
und  zur  Erklärung  ward  die  den  Griechen  geläufigere  in 
den  Handschriften  beigeschrieben;  UvyiiaXiov  heisst  dieser 
König  auch  bei  Philostr.  V.  Ap.  V,  5  uud  bei  Just.  XVIII,  4,  3 
und  den  anderen  Erzählern  der  Didosage.  Movers  I  S.  613 
hat  den  Namen  richtig  als  Pu  m-elj6n,  „Morder  des  'Eljön", 
erklärt  Aus  diesen  letzteren  Quellen  folgt  auch,  dass  Pyg- 
malion Sohn  des  Mettenos,  nicht  etwa  eines  anderen  Pyg- 
malion war,  wie  man  an  sich  das  Vorkommen  jenes  Doppel- 
namens in  verschiedenen  Josephostezten  um  so  leichter  zu 
erklären  versucht  sein'^onnte,  als  auffallenderweise  bei  dem 
einzigen  Pygmalion  die  Abstammung  nicht  angegeben  ist: 
wahrscheinlich  fand  schon  Josephos  üvyiiaXifov  OvyiiaXiovv 
im  Texte  des  Menander  vor  und  verstand  das  in  diesem 
Sinne.*) 

*)  [Vgl.  Eusebius  ed.  Schöne  I  p.  120.    F.  R.] 


GEGEN  APION.  487 

ßieiöag  Etri  nevti^xovxa  €^]  So  Flor,  und  Int.  Lat.^ 
desgleichen  Theoph.,  dagegen  Itri  vr^'  Eus.  ^EkL  löt.  Die 
Uebereinstimmung  der  beiden  Classen  entscheidet  für  56  Jahre. 
56 — 47  Jahre  ergiebt  fQr  Pygmalion  ein  Alter  von  neun 
Jahren  bei  der  Thronbesteigung^  was  ganz  mit  der  Angabe 
bei  Just.  Xyni,  4,  4  stimmt^  er  sei  damals  admodum  puer 
gewesen.  Das  dem  ißaöiXsvöev  hier  stets  vorangehende  ßtci- 
öag  könnte  y  namentlich  im  Hinblick  auf  die  Analogie  der 
Eönigsbücher;  es  zweifelhaft  erscheinen  lassen,  ob  damit  die 
ganze  Lebensdauer  oder  nicht  vielmehr  das  Lebensalter  bei 
der  Thronbesteigung  gemeint  sei.  Dass  Letzteres  aber  nicht 
der  Fall  ist,  wird  1)  dadurch  bewiesen,  dass  bei  allen  zehn 
Eonigen  die  Regierungsjahre  kürzer  sind  als  die  Lebensjahre, 
was  nicht  Zufall  sein  kann,  2)  durch  die  Zahlen  des  Pyg- 
malion, der  dann  103  Jahre  alt  geworden  sein  müsste,  3) 
durch  die  Stelle  des  Justin. 

itri  Taööagäxovta  intd]  So  Flor.,  beim  Int.  durch 
Wegfall  der  Einer  40,  bei  Theophil,  durch  Wegfall  der 
Zehner  7  Jahre.  Eus.  Synk.  'EkL  [0t.  bestätigen  die  Zahl 
von  47  Regierungsjahren. 

iv  dl  xä  in^  avtov  ißdofia  itst]  So  Flor.,  in  avta 
Ekl.,  in  den  übrigen  Texten  umschrieben.  Dies  ist  unmög- 
lich: man  schreibe  iv  di  tp  hsc  avtov  ißdo^ip  ineC^  und 
setze  nach  Kagxridova  statt  des  Punkts  ein  Komma,  so  dass 
öwdystai  dif  zum  Nachsatz  wird.  Da  dann  mit  inel  äh  — 
yiyovBv  eine  weitere  chronologische  Folgerung  in  ganz  glei- 
cher Weise  gezogen  wird,  so  erhält  dadurch  die  ganze  Be- 
weisführung mehr  Straffheit. 

1^  adak(pri  avtov]  Bei  Theophilos  sind  diese  Worte 
nach  einem  andern  avtov  ausgefallen.  Int.  Lat.  hat  ^soror 
Dido'  statt  17  aSsX(pri  avtov  (pvyovöa^  und  allerdings  ist  es 
auffallig,  dass  der  Name  fehlt;  trotzdem  ist  Dido  wohl  bloss 
Zusatz  des  Uebersetzers,  nicht  aber  mit  Scaliger  in  den 
Text  zu  setzen.  Vgl.  Scaliger,  De  emend.  tempp.  prol.  p.  38; 
ad  Fragmenta  Graeca  notae  p.  28. 

§  126.  itri  Qva'  inf^veq  iy']  So  ist  aus  Flor,  für  ft^v^g  x' 
hergestellt  worden,  und  so  haben  alle  übrigen  Texte  ausser 


488  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

*ExX,  [6t.,  wo  r^'  ZM  iri'  verschrieben  ist.  Im  Reg.  stehen 
nachher  die  Worte:  fista^v  täv  toiovtfov  itäv  dcaq)6Qa>v 
aq%avx€ov  ßaöilimvj  nämlich  als  Surrogat  für  die  Stelle  rc- 
Xsvri^öavtog  —  rs66aQaxovta  ixtd,  welche  der  Schreiber  der 
Handschrift  weggelassen  hat. 

daSsxdtü3  IxBi  ri}g  ECgdfiov  ßaecXeiag]  So  Flor., 
aber  Int.  Lat.,  Eus.  und  'ExA.  Cor.  rrjg  avtov  ßa^iXetag]  dass 
Theophilos  und  Sjnk.  ^legdfiov,  Uigciiiov  haben,  beweist 
nicht  viel;  da  beide  nicht  wortlich  citiren.  Also  scheint  avzov 
den  Vorzug  zu  verdienen.  —  Die  Versicherung,  dass  die  An- 
gabe, der  Jerusalemische  Tempel  sei  143  Jahre  8  Monate 
vor  der  Gründung  Karthagos  erbaut,  sich  in  den  Tyrischen 
Annalen  finde,  war  schon  I,  17  §  108  gegeben,  und  dabei 
bemerkten  wir  schon,  dass  Josephos  den  Synchronismus  des 
zwölften  Jahres  des  Hiram  sicher  weder  bei  Dios,  noch  bei 
Menander  vorgefunden  hat.  Movers,  Phönizier  II,  1  S.  142 
vermuthet,  er  sei  aus  einem  hellenistischen  Sammelwerke 
über  jüdische  Geschichte  geflossen.  Ein  solches  war  das  des 
Alexander  Polyhistor,  und  diesen  (vielleicht  aber  dessen  Buch 
über  Phonicien)  als  Quelle  zu  vermuthen  ist  sehr  ansprechend. 
Aber  war  der  Synchronismus  wirklich  acht?  Josephos  be- 
rechnet ein  anderes  Mal  schwankend  das  elfte  Jahr  Hirams 
als  das  des  Tempelbaus  (A.  J.  VTII,  3,  1)  und  verbindet 
damit  die  Angabe,  bis  dahin  seien  240  Jahre  verflossen, 
dass  es  (Tyros)  bewohnt  würde.  Dass  die  Stadtära  ge- 
braucht wird,  weist  ebenso  bestimmt  auf  eine  Tyrische 
Quelle  hin,  als  es  auffallig  ist,  dass  sie  gerade  gebraucht 
sein  sollte,  um  das  Datum  des  Jerusalemischen  Tempelbaus 
zu  bestimmen.  Nun  sahen  wir  schon  I,  17  den  Josephos  mit 
der  grössten  Dreistigkeit  behaupten,  der  Salomonische  Tempel- 
bau werde  in  den  Tyrischen  Annalen  beschrieben,  obwohl 
nur  leichtfertige  Interpretation  hierfür  in  den  Worten  des 
Dios  ^ccvaßäg  dh  sig  tov  ACßavov  vXot6firi06  xgbg  r^i/  täv 
vaäv  xata07uvi]v'  einen  kümmerlichen  Anhalt  finden  kann, 
den  eine  Betrachtung  der  Parallelstelle  des  genauer  berich- 
tenden Menander  sofort  abschneidet  Das  führt  fast  mit 
Nothwendigkeit  zu  der  Annahme,  dass  auch  das  Datum  auf 


GEGEN  APION.  489 

demselben  Wege  beschafft  worden  ist  und  dass  in  einer  der 
fQr  phonicische  Geschichte  von  Josephos  benutzten  Quellen 
das  11.  Jahr  des  Hiram,  verbunden  mit  dem  240.  Jahre  der 
Stadt,  als  das  Datum  des  Baus  nicht  des  Jerusalem ischen 
Tempels,  sondern  der  Tempel  des  Herakles  und  der  Astarte 
genannt  war.  So  erklärt  sich  auch  das  Schwanken  des  Jo- 
sephos: in  der  Archäologie  verwendet  er  das  Datum  un- 
mittelbar für  den  Salomonischen  Tempelbau;  in  den  BQchem 
gegen  Apion  hat  er  erwogen,  dass  bei  Dios  (dessen  allge- 
meiner gehaltener  Bericht  sich  zu  apologetischen  Eunst- 
stdcken  besser  verwerthen  liess  als  der  präcise  des  Menander) 
der  Verkehr  zwischen  Hiram  und  Salomo  erst  nach  dem 
Bau  der  (Tyrischen)  Tempel  erwähnt  wird,  und  setzt  des- 
halb das  nächstfolgende  Jahr  des  Hiram.  Ist  das  der  Ur- 
sprung des  Synchronismus,  so  erklärt  sich  auch,  warum 
Josephos,  der  sich  hier  nicht  sicher  in  den  Schuhen  weiss, 
sich  gegen  seine  Gewohnheit  darüber  ausschweigt,  wie  er 
zu  demselben  gekommen  ist.  Nur  insofern  hat  der  Synchro- 
nismus auch  für  uns  einen  indirecten  Werth,  als  in  der  That 
die  Tempelbauten  Hirams  die  Nacheiferung  der  in  der  Kunst 
ganz  von  Phönicien  abhängigen  Israeliten  geweckt  und  den 
Anstoss  zu  dem  Salomonischen  Unternehmen  gegeben  haben 
werden. 

ovv]  Dieses  im  Nachsatz  ganz  unpassende  Wortchen  ist 
mit  Flor,  und  allen  übrigen  Texten  zu  tilgen. 

itij  ixatov  tBööagdxovra  tgCa  ^lijvsg  oxtio]  Die 
Zahl  ist  durch  die  Wiederholung  sicher  gestellt;  Theophilos 
hat  (nach  cod.  Paris.)  fehlerhaft  hi]  Q^y\  *ExX.  lör,  iirjvsg  ir{ . 

§  127.  rijg  yi,\v  ovv  itaga  Ooivixcav  ^aQtvgCag] 
von  TcXeia  abhängig;  'EkL  Cor.  hat  augestossen  und  gelesen 
r^v  —  yMQxvQCaVf  wodurch  die  ganze  Stelle  einen  andern, 
und  zwar  verkehrten,  Sinn  erhält.  Man  sollte  vielmehr  wegen 
XQoö^Btvai  den  Dativ  erwarten;  allein  eine  Aenderung  ist 
überhaupt  nicht  nothig.*)  Für  ngoö^slvui  nlBiG)  hat  dann 
\ExX,  [6x,  itQ06xi%'ivai  %kiov. 

*)  [Zu  Schönes  Eusebius  I  p.  120  schreibt  Gutscbmid  x^  —  [uiq- 
tvqlif.    F.  R.] 


490  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

xal  noXv  Sr^nov  ngodysi]  ,,und  um  Vieles  geht  doch 
wohl  voran''.  'ExA.  for.,  die  hier  überhaupt,  wie  auch  die 
Vergleichung  mit  Eus.  Arm.  zeigt,  die  Worte  des  Josephos 
sehr  ungenau  reproducirt  hat,  schreibt  n^odysiv  —  xriv  vc5v 
TtQoyovfov  fi^äv  —  aq>i^iv,  wiederum  den  Sinn  der  Stelle 
verderbend.*) 

Big  triv  %&Qav\  ^ad  provintiam  hanc'  Int.  Lat.  Allein 
es  heisst  „in  ihr  Heimathsland''.  ^ExL  Cor,  substituirt  eig  vov 
xonovi  das  wäre  Jerusalem. 

Sia  tfjg  aQxaioXoyiag]  A.  J.  VIII,  3,  1  ff. 

Cap.  XIX. 

§  128.  Aii,(o  d%  vvv\  Ausser  Int.  Lat.  kommt  hier 
Euseb.  Chron.  Arm.  I  p.  62  ff.  [p.  43  f.  Seh.]  hinzu,  im  grie- 
chischen Texte  bei  Synk.  p.  416,  9  ff.  erhalten,  aber  erst  von 
den  Worten  äxovöag  d'  6  xat^Q  avtov.  Sodann  Euseb.  Praep. 
ev.  IX,  40  p.  455  B  ff.  von  avfifii^ag  dh  NaßovxodovoöoQog  an 
bis  zu  den  Worten  äiä  rtjg  igr^ov  slg  BaßvXäva  (§  136. 
137).  Die  Parallelstelle  des  Jos.  A.  J.  X,  11,  l  beginnt  eben- 
falls mit  äxovöag  d'  6  jtazriQ  avrov. 

xal  xsqI  täv  aXlwv]  Ebenso  Int.  Eus.  Chron.  ^cuni 
aliis  quoque  libris  nostris'.  Das  kann  dem  Zusammenhange 
nach  nur  das  Andere  mit  Ausnahme  des  im  Folgenden  Er- 
wähnten sein,  also  das  Andere  ausser  der  Sintäuth  und  der 
Eroberung  Judäas  durch  Nebukadnezar.  Allerdings  erwähnte 
Berossos  z.  B.  auch  den  Abraham  (A.  J.  I,  7,  2).  Aber  dass 
za  aXXa  das  Andere  mit  Ausnahme  der  Hauptsachen  sein 
sollte,  würde  immer  wunderlich  bleiben;  mindestens  erwartete 
man  nsgC  tivcav  aXXfov.  Ich  denke  aber,  es  ist  zu  schreiben 
xal  itQO  t£v  aXXmv,  „und  vor  den  Anderen^^  In  der  That 
ist  die  Uebereinstimmung  der  chaldäischen  und  der  biblischen 
Traditionen  eine  sehr  in  die  Augen  springende. 

§  129.  BriQaeaog]  So  Hudson  hier  und  im  Folgenden, 
wie  Euseb.  Arm.,  der  BSrössos  bietet,  BrjQiSöog  Flor,  und 
Int.  Lat. 

*)  [Zu  Schönes  Eusebius  I  p.  120  schreibt  Gntschmid  xirra  — 
nQodysi  statt  nal  —  nQüäyei.    F.  R.] 


GEGEN  APION.  491 

yviOQifiog]  Cf.  I,  14  §  73  von  Manetho:  ro  ydvog  &vriQ 
Alyvntiog^  xiig  ^EXXr^vcxrjg  fistsöxrixcog  TtaiSsiag.  Der  Hinweis 
auf  die  griechische  Bildung  der  beiden  barbarischen  Historiker 
ist  auf  diejenigen  Leser  berechnet,  von  denen  er  I,  22  §  161 
sagt:  tmv  aniötovvrcDv  xatg  fihv  iv  rotg  ßccQßdgoLg  avayga- 
g>atg^  fiovotg  Si  totg  '^EXkrjöL  ni0tavBiv  i^iovvrcjv, 

rotg  ic6qI  naiSaiav  ava6rQ8(po(idvocg]  Gewohnlicher 
ist  xsq£  XL  öiatgCßBiv  und  iv  xivi  äva6tQdq>s6d^ai, 

i%siÖ7i  jteQL  TS  aöxQovofiiag  xal  negl  xciv  Ttagä 
XakSaCoig  <pi,ko0oq>oviidv(ov  avxog  slg  xovg'^EXkifivag 
i^rjvByxs  xäg  övyygaipdg]  Dindorf  übersetzt:  ^quoniam 
scripta  de  astronomia  et  Chaldaeorum  philosophia  ipse  Grae- 
corum  in  usum  edidit',  nicht  recht  präcis.  Big  xovg  "EXXip/ag 
i^fjvsyxs  heisst  ,,er  machte  sie  unter  den  Griechen  bekannt''^ 
xag  övyygatpag  sind  aber  nicht  seine  eigenen,  sondern  ,,die 
vorhandenen  Schriften^',  nämlich,  was  nach  dem  voraus- 
gegangenen nagic,  XaXSaCoig  nicht  besonders  gesagt  zu  werden 
brauchte,  die  der  Chaldäer  (sonst  konnte  der  Artikel  nicht 
stehen,  auch  hätte  ainog  dann  keinen  rechten  Sinn,  während 
es  sich  durch  den  Nachdruck,  der  darauf  gelegt  wird,  dass 
er  es  war,  der  die  Bekanntschaft  der  Griechen  mit  der  Weis- 
heit der  Chaldäer  vermittelte,  erklärt).  Man  könnte  fragen, 
warum  Josephos  nicht  sagte  xal  %Bgl  xäv  q>i>Xo6og>ovfiiv(ov 
. . .  xag  Tcaga  XaXöaCoig  6vyygaq>dg?  Offenbar  wollte  er  damit 
die  Eigenart  dieser  philosophischen  Lehren  besonders  her- 
vorheben: es  waren  wesentlich  mit  der  Astrologie  eng  zu- 
sammenhängende physikalische  Speculationen,  z.  B.  über 
Eataklysmos  und  Ekpyrosis.  Die  Stelle  des  Josephos  sagt 
also  aus,  dass  Berossos  einheimische  Schriften  über  Astro- 
nomie und  über  die  Weisheit  der  Chaldäer  griechisch  be- 
arbeitete. Dies  bestätigt  Seneca  N.  Q.  III,  29,  der  Astro- 
logisches aus  ^Berosus,  qui  Belum  interpretatus  est',  anführt. 
Aus  diesem  astronomischen  und  astrologischen  Werke  sind 
viele  Fragmente  erhalten  (17—25  bei  Müller  II  p.  509  f.). 

§  130.  ovxog  xoCvvv  6  Bi^gaööog]  Genauer  citirt 
Jos.  A.  J.  I,  3,  6  (die  Stelle  ist  auch  bei  Alexander  Poly- 
histor   ap.   Eu8.   Chron.   Arm.  I   p.  36  =  Synk.  p.  55,  18 


492  VOELESÜNGEN  UEBEE  JOSEPHOS^  BUECHEE 

erhalten):  tov  d}  xatccxXvöiiov  rovrov  xal  t^g  Xd^axog  fii- 

[ivrivrm  ndvteq  of  rag  ßa^ßagcxag  tötOQiag  civayeyQafpoxsg' 

av    iöZL   xal  Brigaö^og  6   Xakdatog.     ^ir^yovfievog   yccQ   zä 

7C€qI  tov  xaxaxXvfSyiov  otüro  nov  diä^aiCi' 

Jos.  Alex.  Pol. 

AiyBzai  9\  %a\  tov  nXodyo  iv  zfj  tov   8\   nXolov   zovxov   xaraxlv- 

'jlQfisvioi  nQog    tc9    OQSt   tmv  Ko^-  ^svtog  iv  t^  'jQftsvia  ^tt  fts^og  vi 

SvaCmv  ixi  fiSQog  zi  slvai,  xal  xo-  iv  zoig  KogSvaimv    OQsai  zrjg  'Jq- 

fi^^Btv    ZLväg   ZTig    aa€pdXTOV  aq>aL'  ^viag    Sta^ivsiVy    %ai   xivag   ano 

Qovvzag,    XQmvzat   Sh    fidXiaza   ot  zov  nXolov  xo^iisiv  djto^vovzag  aa- 

ävd'Qcafcoi  zm  xofit^ofieVa)  nqbg  zovg  tpaXzoVy  j^^aiF^at  is  avzipf  (schreibe 

dnotQOTttaaftovg,  ccvz^)  nQog  zovg  dnozQonucefiovg. 

Die  Uebereinstimmung  ist  eine  so  grosse,  dass  wenigstens 
an  dieser  Stelle  der  Archäologie  Josephos  das  Zeugniss  des 
Berossos  geradezu  aus  Polyhistor  entlehnt  zu  haben  scheint, 
so  dass  er  nur  die  oratio  obliqua,  vielleicht  um  die  indirecte 
Benutzung  zu  verdecken,  in  oratio  directa  umsetzte.  Auf  ein 
solches  Yerhältniss  fuhrt  auch  das  otSro)  nov.  Ebendaher 
werden  also  auch  die  Zeugnisse  des  Hieronymus  und  des 
Mnaseas  stammen. 

jcsgi  %B  xoij]  Kataxkvöiiov  und  q)d'OQag  sind  enger  zu 
verbinden,  denn  tcsqi  ts  tov  yevo^dvov  xaxaxkvöyiov  ent- 
spricht dem  xal  nsgl  trjg  kccQvaxog]  dies  ergiebt  auch  die 
Parallelstelle  der  Archäologie. 

Mmvörig]  Genes.  6,  5  — 9,  19.     Mmörig  Flor. 

Nd5xog]  d.  i.  Xisuthros;  vgl.  Berossos  bei  Alex.  Polyh. 
ap.  Euseb.  Chron.  Arm.  I  p.  31  =  Synk.  p.  54,  2. 

Tot)  yivovg  fiiiäv]  d.  i.  hier  einmal  „von  uns  Men- 
schen"; denn  Xisuthros  ist  ihm  ja  ohne  Weiteres  Noah. 

§  131.  xal  tovg  xQovovg  avtotg  ngoötc^sig]  Ge- 
rade diese  Zahlen  sind  uns  durch  Polyhistor  erhalten. 

ixl  NaßoTtaXdööagov]  So  oder  vielmehr  NaßoTCokXd- 
üagov  hat  Scaliger,  De  emendatione  temporum,  Prolegomena 
p.  13  hergestellt  für  NaßoXaö^agov  von  Flor,  und  dem  Int.^ 
der  weiter  unten  ^Nobolassarus'  und  ^Nabolassarus'  hat. 
^Nabupalsaros'  hat  Euseb.  Chron.  Arm.  NaßonaXaCagog  an 
den  beiden  anderen  Stellen  Synkellos.  NaßonaXkafSagog  an  der 
dritten  Stelle  Euseb.  Praep.  ev.    In  der  Archäologie  hat  Jos. 


GEGEN  APION.  493 

an  den  zwei,  den  beiden  spätem  entsprechenden  Stellen  nach 
Reg.  a.  NaßovxccdavdöaQog.  Die  Dindorfsche  Lesung  Naßo- 
naXd66aQ0Q  scheint  die  richtige  zu  sein.  Der  Eonig  heisst 
Nabupalsaros  bei  Alex.  Polyhistor  (wohl  Irrthuni  des  arme- 
nischen Uebersetzers  für  Nabupalasaros,  den  er  dann  stets 
wiederholt  hat),  Busalossoros  bei  kh^^Aeno^y  NaßovnoXdöaQog 
im  Eönigskanon  (cod.  Voss.  IL).  Auf  den  babylonischen 
Eeilinschriften  soll  der  Name  Nabu-pal-u9ur  lauten;  vergl. 
Schrader  in  Z.D.M.G.  XXVI  S.  126. 

§  132.  XiyBi  tCva  xQonov]  Das  Folgende  ist  ein 
Auszug  von  dem  weiter  unten  mit  den  eigenen  Worten  des 
Berossos  Erzählten. 

NaßovxoSovoöOQOv]  s.  unten. 

iitv^Bxo]  Emendation  von  Lambert  Bos  für  das  un- 
sinnige vTci^sxo  der  üeberlieferung;  ^invenisset'  Int,  Lat- 
kann  Substituirung  eines  anderen  Wortes  sein;  dass  aber 
Eusebios  das  Richtige  las^  beweist  das  ^compertum  habens' 
der  armenischen  Uebersetzung. 

xal  %ov  vabv  ivingrics  x.  r.  L]  Davon  steht  kein 
Wort  im  Texte  des  Berossos  ^  und  der  Hinweis  auf  das 
TOjährige  Exil  ist  direct  aus  IL  Paralip.  36^  21.  Dann  ist 
aber  auch  nicht  Nabopalassar,  sondern  Nebukadnezar  der 
Tempelzerstorer.  Also  kann  Josephos  so  nicht  geschrieben 
haben.  Man  schalte  nach  ütccvtav  i7CQaxri6s  ein  og  ein,  was 
sich  dann  auf  Naßov%o8ov66oQov  bezieht,  öc  konnte  nach 
ixQaxriQ^^)  sehr  leicht  ausfallen.  Es  sind  also  erweiternde 
Zusätze  des  Josephos,  der  mit  xQax^öai  äs  (pYiCi  xov  Baßv- 
Xcivcov  in  markirter  Weise  in  den  Berossischen  Bericht 
wieder  einlenkt. 

xov  %aQ  fifimv  Xctov  dvaöxi^öag]  für  xbv  ^ficDi/  kaov 
itaqi*  rjiKDv  avaöxi^öag,  ,,unser  Volk  aus  unseren  Sitzen  auf- 
stehen machend^';  mit  der  eleganten  Attraction,  über  die 
Heindorf  zu  Fiat.  Gorg.  61.  Phaedon  2.  57  zu  vergleichen  ist. 

fisxüxcösv]  ^migrayit'  Int.,  er  las  also  fölschlich  ^xf&xri- 
6bv,**) 

*)  [In  Flor,  steht  i%Qttx7]iSiv.    F.  R.] 
*♦)  [So  auch  Flor.    F.  R.] 


494  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

§  133.  xQazfjöai  6d  g>fiai]  Das  Folgende  g^ebt  zum 
zweiten  Mal  den  Inhalt  der  dann  mit  Berossos'  eigenen 
Worten  gegebenen  Erzählung  an,  wenigstens  den  Anfang  der- 
selben, die  Unterwerfung  von  Aegypten,  Syrien  und  Phoni- 
eien,  nicht  aber  die  von  Arabien  noch  auch  die  Angabe,  dass 
Nebukadnezar  alle  seine  Vorgänger  übertroffen  habe.  Die 
Unterwerfung  arabischer  Volker  ist  aber  durch  Jerem.  2b, 
23 — 24.  49,  1  g'^sichert,  und  mit  derselben  Bemerkung  über 
die  Grösse  Nebukadnezars  leitet  Jos.  A.  J.  das  Citat  aas 
Berossos  ein  (avijQ  dQa6ti^Qiog  xal  täv  tcqo  avtov  ßa6iXa€oi/ 
6vtvxe6t£Qog  ysvofuvog).     Davon  später. 

6  b]  ist  ganz  unstatthaft,  daher  von  Bekker  eingeklam- 
mert; aber  es  ist  vielmehr  in  dij  zu  verwandeln,  was  wir 
am  Besten  durch  „sonach''  wiedergeben  können. 

vovg  XQO  avtov]  So  vulg.  und  Euseb.  Arm.  ^ante  eum% 
während  Int.  Lat.  allgemein  ^priores'  giebt.  Es  ist  richtige 
durch  A.  J.  bestätigte  Aenderung,  während  Flor,  avtmv  hat. 

XaXdalcav  xal  BaßvXmvicov]  sehr  correct,  da  XaX- 
Saloi  der  Name  des  herrschenden  Stammes,  Baßvkciviov  der 
der  Landesbevölkerung  ist. 

§  134.  sld"^  Hvs  —  [6xoQioyQa<p£a]  Diese  Worte 
fehlen  bei  Int.  Lai  und  Euseb.  Arm.  und  haben  allerdings 
einiges  Auffällige:  das  nagarid^etai  vor  dem  unmittelbar 
darauf  folgenden  xagadi^öofiai.  ist  sehr  unschön  (zu  ergänzen 
ist  natürlich  aus  dem  Folgenden:  „die  Worte,  welche  ich 
wörtlich  anführen  will^'),  zu  einer  Aenderung,  die  nur  das 
erste  jtagarC^stav  betreffen  könnte,  da  Josephos  von  seinen 
eigenen  Anführungen  sich  stehend  des  Ausdrucks  nagoxC- 
^Bö&ai  bedient,  sind  wir  nicht  berechtigt;  ferner  ist  iv  ty 
zrjg  aQxoioxrixog  töxogvoyQafpCa  ein  seltsames  Citat,  wofür 
I,  20  §  142  iv  xy  xgixy  ßtßXa  xäv  XaXdaVxmv  gesagt  ist; 
hauptsächlich  aber  scheint  anstössig,  dass  Berossos  vTCOKOta- 
ßccg  okiyov  die  Geschichte  ausführlicher  noch  einmal  erzählen 
soll,  deren  Verlauf  er  in  Kürze  bereits  weiter  geführt  hatte. 
Ist  der  Satz  wirklich  ein  Einschiebsel?  ein  Grund,  weshalb 
ein  Glossator  sich  so  bestimmte  Angaben  wie  das  vnwuxxa- 
ßag   okCyov   ersonnen   haben   sollte,   ist  völlig   unerfindlich. 


GEGEN  APION.  495 

Vielmehr  wird  in  dem  Texte  ^  welchen  Int.  Lat.  und  Euseb. 
Chron.  vor  sich  hatten^  eben  jener  Bedenken  wegen  der  Satz 
ausgemerzt  worden  sein.  Er  lässt  sich  erklären,  wenn  man 
annimmt;  1)  dass  Berossos  mit  der  Angabe  über  die  Ausdeh- 
nung der  Eroberungen  des  Nebukadnezar  und  mit  dem  Hin- 
weis auf  die  Grösse  seiner  Thaten  die  Geschichte  dieses 
Königs  eingeleitet  hatte ,  und  dann  erst  zur  Aufzählung  der 
einzelnen  Begebenheiten  überging;  2)  wenn  man  iv  tfj  xfiQ 
dgxaiotritog  tcxoQioyQa^pCa  als  den  Titel  ansieht^  den  Berossos 
selbst  in  üeberschrift  oder  Vorrede  seinem  Werke  gegeben 
hatte,  Xaköalxa  als  bequemere,  den  Inhalt  deutlicher  angebende 
Benennung.  Aehnlich  citirt  Synk.  p.  390,  2  6  ^AXii,av8Qog 
xal  Br^gäöog  oC  tag  XaXdatxag  aQxai^koyiag  7t6QLBtXri(p6r£g. 
Es  bleibt  nur  noch  zu  erklären  übrig,  warum  Josephos  dem 
genauen  Citat  einen  kürzeren  Abriss  vorausgeschickt  hat. 
Da  er  in  der  Parallelstelle  sich  des  von  Polyhistor  gegebenen 
Auszugs  aus  Berossos  bedient  hat,  so  liegt  es  nahe,  dass  er 
ebenso  anfangs  auch  hier  verfuhr,  dann  aber  zur  Quelle 
selbst  griff.  Denn  die  zwei  ausführlicheren  Stellen  über  Nebu- 
kadnezar sind  nicht  daher;  Polyhistor  hat  sie  bei  Eus.  Chron. 
Arm.  I  p.  45  zu  den  Worten  zusammengezogen:  ^Ac  deinde 
regnavit  Nabucodrossorus  annis  XLIII  et  contractis  copiis 
veniens  captivos  duxit  ludaeos  et  Phoenices  ac  Syros',  welche 
den  Worten  I,  20  §  146  NaßovxoSovoaogog  (ihv  ovv  .  .  . 
[letrilkd^axo  zov  ßiov  ßeßaöiXswcag  itrj  ts00aQ(ixovxa  xgCa 
und  I,  19  §  135  6  natriQ  avrov  NaßoTCaXdööaQog  . . .  6v6ri]6ag 
tä  vtä  NaßovxodovoöoQC}  .  . .  fi^pi;  rivd  tijg  dwafiacag  i^d- 
jt6iMl;6v  und  19  §  137  xal  tovg  aixficcXcixovg  ^lovdaCmv  xb  xal 
^oivCx(ov  xal  I}uQa}v,  x,  x,  A.  entsprechen. 

§  135.    N aßo%aXa66agog\  s.  oben. 

6  xsxayfidvog  öaxQaxrig]  M.  Niebuhr,  Geschichte  Assurs 
und  Babels  S.  367  ist  geneigt,  in  diesem  einen  assyrischen 
Statthalter  zu  sehen,  der  mit  Pharao  Necho  gemeinsame 
Sache  gemacht  habe.  Allein  richtig  ist  aber  die  Auffassung 
Ewalds,  Geschichte  des  Volkes  Israel  II,  1  S.  727  [III  S.783  d. 
3.  Ausg.Jy  -dass  unter  dem  Satrapen  Necho  selbst  gemeint  ist,  der 
nach  der  Anschauung  der  Chaldäer,  die  sich  als  Rechtsnach- 


496  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BüECHEB     . 

folger  der  Ässyrer  betrachteten,  nur  ein  rebellischer  Statthalter 
war.    Diese  Auffassung  ist  nothwendig  durch  die  Erwähnung 
7on  Aegypten,   wo  ausser  Necho  damals  Niemand  etwas  za 
sagen  hatte;  seit  der  Eroberung  durch  Assarhaddon  (Abydenos 
ap.  Euseb.  Chron.  I  p.54)  werden  Aegypten  und  Kolesyrien  als 
assyrische  Satrapien  gegolten  haben.    Die  Auflehnung  gegen 
Assyrien  ist  auch  in  den  Büchern  der  Eonige  bestimmt  an- 
gedeutet, n.  [=  IV.]  Konige  23,  29:  „zu  seiner  Zeit  (d.  i. 
im  Jahre  609)  zog  Pharao  Necho,  der  Eonig  von  Aegypten, 
heran  wider  den  Eonig  von  Assyrien  an  den  Strom  Euphrat''; 
die    Besitzergreifung    von   E5]esyrien    und  Phonicien    bildete 
eben  den  Thatbestand  des  Aufruhrs.    Jene  Identificirung  ist 
femer  deshalb  nothig,  weil  die  im  Folgenden  beschriebene 
Schlacht  o£fenbar  die  von  Earchemis  ist,  die  ins  vierte  Jahr 
des  Jojakim  föllt,  welches  das  Todesjahr  des   Nabopalassar 
ist  oder  diesem  vorhergeht.     Duncker,  Gesch.  d.  Alterth.  II 
S.  382   (4.  Aufl.)    behauptet    nach    dem   Vorgänge    Ewalds 
(S.  728  [784]),  die  Stellen  des  Berossos  „fassten  die  Thaten 
Nebukadnezars  in  Syrien  so  allgemein  zusammen,  dass  aus 
ihnen  für  den  ersten  Zug  Nebukadnezars  nach  Syrien  nicht  ge- 
schlossen werden  dürfe,  dass  er  nach  Juda  gekommen  wäre, 
dass  er  Syrien  bereits  damals  nicht  bloss  betreten,  sondern 
auch    einverleibt    hätte'^     Der   Grund    dafür    ist   die   Stelle 
Jerem.  36,  9,  wonach  im  fünften  Jahre  Jojakims  die  Ghal- 
däer  noch  nicht  Herren  des  Landes  waren.    Allein  von  Judäa 
ist  bei  Berossos   gar  nicht  die  Rede,  Nebukadnezar  konnte 
sehr  gut  Eolesyrien  und  die  phonicische  Eüste  unterwerfen, 
ohne  das  Hochland  Juda  zu  berühren;  und  dass  die  Chaldäer 
damals  in  Aegypten  selbst  eingedrungen  sind,  beweist  eine 
Notiz,  die  Synk.  p.  453,  5  zwischen  Eusebianischen  Notizen, 
die  sich  auf  die  Jahre  608  und  600  beziehen,  bewährt  hat: 
xijg    Alyxmtov    ösioiidvr^g   %aQ    l&og   ot   XaXSaloi    dsScoteg 
dvi^svl^av  noXLOQXOvvteg  avx7\v^  und  neben  dieser  die  chal- 
däische   Version   wiedergebenden    eine   wegen    der   falschen 
Combination  mit  der  Schlacht  von  Megiddo  bisher  verkannte 
ägyptische  bei  Her.  II,  159:  wii  UvQovöt,  itsl'^  6  N&cäg  övfi- 
ßaXmv  iv  MaydciXa   ivbirifSSy  fierd  Öh  tfjv  fidxriv  Kädwiv 


GEGEN  APION.  497 

noXiv  tilg  ZvQirig  iovöav  iiayäXi^v  slXe.  Migdol  liegt  in 
Aegypten  uuweit  der  Ostgrenze,  und  da  die  Einnahme  von 
Eatutu  (d.  i  ägyptisch  „Gaza")  als  Folge  des  Sieges  ange- 
geben wird,  so  fehlt  jeder  Grund  sich  nach  einer  anderen 
Localität  umzusehen:  es  handelt  sich  bei  Herodot  offenbar 
um  einen  siegreich  zurückgeschlagenen  Angriff  auf  Aegypten^ 
unter  seinen  Syrern  werden  die  ^A(S6vQiov  von  Babylon  und 
ihre  philistäischen  Bundesgenossen  verstanden  sein.  Die  Ver- 
gleichung  mit  Jeremia  lehrt  aber,  dass  dies  in  die  allererste 
Zeit  Nebukadnezars  gehört.  Die  Folge  seiner  Prophezeiungen 
ist:  46;  2  ff.  über  die  Heeresmacht  Pharao  Nechos  des  Königs 
von  Aegypten,  welche  am  Strome  Euphrat  stand  bei  Kar- 
chemisy  welche  Nebukadnezar,  der  König  von  Babel,  schlug 
im  vierten  Jahre  Jojakims,  46;  13  ff.  das  Wort;  dass  Nebu- 
kadnezar,  der  König  von  Babel,  kommen  sollte,  das  Land 
Aegypten  zu  schlagen  (hier  wird  V.  14  Migdol  als  erste 
ägyptische  Stadt  genannt),  47,  Iff.  über  die  Philister,  bevor 
Pharao  Gasa  schlug.  Die  jüdischen  Gefangenen,  die  Berosaos 
weiter  unten  erwähnt;  sind  solche  von  dem  jüdischen  Heere; 
das  dem  Necho  hatte  Heeresfolge  leisten  müssen  (so  richtig 
Thenius,  Die  Bücher  der  Könige  S.  441).  Zur  Annahme 
einer  unhistorischen  Zusammenziehung  der  Begebenheiten 
verschiedener  Zeiten  durch  Berossos  fehlt  also  jeder  Grund: 
er  erzählt  lediglich  die  Begebenheiten  der  Jahre  605  und 
604.^)  Höchstens  könnte  das  avtov  rs  ixvQisvösv  ein  Be- 
denken gegen  die  Beziehung  des  Berichtes  auf  Necho  und 
die  Schlacht  bei  Karchemish  erwecken,  da  von  einer  Ge- 
fangennahme Nechos  Nichts  bekannt  ist  und  diese  durch  das 
Stillschweigen  des  Jeremia  ausgeschlossen  wird.  Siehe  jedoch 
unten. 

xttxona^stv]  heisst  sonst  ;;Leiden  ertragen'';  hier  aber 
,;Strapazen  aushalten''. 

NaßovxodovoöoQG)]  Schon  oben  hatten  zwar  der 
griechische  Text  und  Int.  Lat.  die  gewöhnliche  Form;  aber 
Euseb,  Chron.  *Nabukodrosoros' ;  doch  wird  das  dort  sicher 

1)  Vgl.  Perizonius,  Aegyptiae  origines  p.  608—509  (ed.  Utrecht 
1736,  8). 

Y.  OuTsoHHiD,  Kleine  Sohriften.    IV.  32 


1 


498  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

Gleichmacherei  des  Letzteren  sein,  da  die  Substituirung  des 
geläufigen  Näxog  für  Xisuthros  ein  ähnliches  Verfahren  des 
Josephos   in  Bezug  auf  den   Namen  des  Nebukadnezar  vor- 
aussetzen lässt.     Aber  ganz  ebenso  verhält  es  sich  an  den 
vier  Stellen  des  Berossos  selbst,   wo  der  griechische  Text, 
Int.  Lat.  und  auch  Euseb.  Praep.  ev.,  femer  auch  die  Parallel- 
stelle der  Archäologie  I^aßovxodovoöogog  bieten,  nur  Euseb. 
Chron.   Arm.   Nabukodrosoros    und    der   auch  auf   Eusebios 
zurückgehende  Synkellos  Naßoxodgoöogog  zweimal,  Naßot/- 
xoÖQOöoQog  einmal.    Biemach  scheint  also  Euseb.  Chron.  den 
Namen  (übrigens  richtig)  nach  Polyhistor,  der  überall  aus 
Berossos  Nebukodrossoros  angiebt,  corrigirt  zu  haben.  Auch 
Abydenos    nennt    ihn    NaßovxoSgoöOQog,    Megasthenes    bei 
Strab.  XV  p.  687   NaßoxodQOöoQog ,   der   Königskanon   aber 
NaßoxoXaööagog  (Voss.  II).    In  der  Bibel  ist  die  gewohnliche 
Form   NSbükhadn-E99ar   {Naßov%oiov66oQ   LXX),   daneben 
kommt  aber  bei  Jeremia  häufig,  desgleichen  bei  Ezech.  29,  18 
Ngbükhadr-E99ar  vor  (s.  Thenius  zu  IL  Konige  24, 1),  in  den 
Ketib- Lesarten  Jerem.  49,  28.  Esr.  2,  1   Nebükhadr-E996r. 
Sein   Enkel   heisst   im   persischen   Texte    der   Inschrift   von 
Behistun  Nabuk'udracara  (s.  Spiegel,  Die  altpersischen  Keil- 
inschriften, im  Glossar  S.  205  [S.  227  d.  2.  Aufl.]).    Auf  den 
babylonischen  Keilinschriffcen   soll   der  Name   Nabu-kudurri- 
U9ur  lauten  (Schrader  in  Z.D.M.G.  XXVI  S.  124).*) 

oi/T£  iti,  iv  riXixia]  Das  hi  ist  etwas  seltsam,  weil 
es  sich  bei  dem  Sohne  eines  Mannes,  der  eben  in  das  Alter 
getreten  ist,  wo  er  sich  den  Kriegsstrapazen  nicht  mehr  aus- 
setzen kann  und  der  dann  Konig  wird  und  43  Jahre  regiert^ 
im  Grunde  von  selbst  versteht.  Mit  besserem  Rechte  könnte 
man  i^dtj  erwarten;  in  der  That  giebt  hier  Euseb.  Arm.  ^iam'. 
Synkellos  hat  hier  gekürzt.  Int.  Lat.  lässt  ht  ganz  aus, 
und  es  fehlt  auch  in  der  Archäologie.  Zwischen  ovzl  iv 
konnte  es  ein  Schreiber  um  so  leichter  einschieben,  als  es  in 
der  Zeile  vorher  gebraucht  war:  es  ist  also  wohl  zu  streichen. 
Elvai  iv  r\kLxCa  ist  typisch  vom  kriegstüchtigen  Alter. 


*)  [Naba-küdur-nsnr  nach  Tiele.    F.  B.] 


GEGEN  APION.  499 

6v0X7]0ag  rp  vlm  —  y^iQ'^  xiva  rffg  Swa^iscDg^  Cf. 
Diod.  XVII,  64  (aus  Kleitarchos):  övöTi]0ag  avrp  Maxedovag 
6XQaxmrag  STtxaxoöLovg. 

§  136.  öviiiiC^ag  .  ,  ,  xä  dnoöxdxr]  xal  jtaQaxa^d- 
liavog]  Cf.  B.  J.  III,  1,  5  jcaQaxa^dusvoL  dt'  oAiyg  rj^^gag] 
IV,  7,  4  dvTixQv  TcaQsxdööexo.  Jenes  (Aor.)  heisst:  „eine 
Schlacht  liefern",  dieses  (Impf.)  „sich  zur  Schlacht  aufstellten''. 
Ihj^^iöynv  heisst  sonst  „handgemein  werden";  soll  keine 
Tautologie  entstehen,  so  muss  es  Berossos  im  Sinne  von 
„auf  den  Feind  stossen"  gebraucht  haben. 

ixvQi€v6€v]  So  Flor.  (Int.  Lai  lässt  den  ganzen  Satz 
aus)  uAd  Euseb.  Praep.  ev.  Dagegen  ixgdxriösv  haben  Euseb. 
Chron.  Arm.  (vicitque)  und  Synkellos  (xgaxst)  vorgefunden, 
und  so  liest  Jos.  A.  J.  Dem  Sinne  nach  ist  dies  gewiss 
das  Bichtigere,  da  der  nur  sein  kann  „er  überwand  ihn". 
Aber  die  üeberlieferung  spricht  hier  für  ixvgievcevy  Euseb. 
Chron.  mag,  wie  oft,  die  Stelle  nach  der  Archäologie  be- 
richtigt haben.  Es  ist  wohl  möglich,  dass  Berossos,  der  das 
Griechische  lange  nicht  mit  der  Sicherheit  handhabt  wie 
Manetho,  das  iavQCevösv  in  einem  allgemeineren  Sinne  als 
dem  des  wirklichen  in  seine  Hände  Fallens  gebraucht  hat. 
In  der  Archäologie  mag  Josephos  den  passenderen  Ausdruck 
ixQdxrjöev  substituirt  haben. 

i^avxrjg]  So  hat  Dindorf  ohne  Grund  aus  Eus.  Praep. 
ev.  corrigirt,  während  unser  griechischer  Text  i^agxijg  hat. 
Eben  darauf  führt  ^ab  initio'  des  Int.  Lat.  und  wohl  auch 
Menno,  ut  antea  iam  inde  erat'  des  Euseb.  Chron.  Arm.; 
denn  der  von  Eusebios  abhängige  Synkellos  hat  auch  i^aQxrig, 
Dies  giebt  den  einzig  passenden  Sinn  „von  Neuem";  vgl. 
Held  zu  Plut.  Timol.  1.  i^avx^g  heisst  „auf  der  Stelle",  so 
gebraucht  es  Jos.  A.  J.  VII,  6,  2.  In  der  Archäologie  steht 
unsinnig  ix  xavxrig  xijg  dg^^g,  was  aus  der  Dissographie  i|- 
avx^g  iidQxrjg  hervorgegangen  zu  sein  scheint  Zu  ändern 
ist  hier  nicht  der  geringste  Grund. 

at^roi;]  So  hat  Scaliger  ad  Fragm.  Gr.  p.  10,  vermeint- 
lich aus  Euseb.  Praep.  ev.,  hergestellt.     Aber  auch  dort  ist 

die  beste  Üeberlieferung  für  avxfSv,  was  unser  griechischer 

32* 


500  VORLESUNGEN  ÜEBEB  JOSEPHOS'  BÜECHER 

Text  hat.  Dieselbe  Lesart  sichert  ^eorum'  des  Int.  Lat.  Auch 
Synkellos  hat  ccvtmvy  obgleich  auch  er  sich  die  Aendening 
avtov  hat  gefallen  lassen  müssen;  Letzteres  scheint  aller- 
dings Euseb.  Chron.  Arm.  (^regni  sui')  vorgefunden  zu  haben. 
Fest  steht  avrov  aber  nur  als  Lesart  der  Parallelstelle  der 
Archäologie,  wo  dem  Josephos  dieses  Näherliegende  in  die 
Feder  gekommen  sein  mag.  avtmv  ist  gewiss  das  ursprüng- 
lich von  Berossos  Geschriebene,  d.  i.  Nabopalassar  und  Na- 
buchodonosor:  avtov  ist  sogar  sachlich  unrichtig,  da  das 
Beich  ja  noch  seinem  Vater  gehorte. 

vycb  triv  avt&v  ßaöi^Xaiav  iscoir^ösv]    So  der  grie- 
chische Text;  aus  Lit.  Lat.  ist  so  wenig  etwas  zu  entnehmen 
wie  aus  Chron.  Arm.     Dagegen  haben  Synkellos  und  Ens. 
Praep.  ev.  iicoiTJöazOj  wie  auch  die  Parallelstelle  der  Archäo- 
logie.    An  sich  scheint  das  Medium  hier  vorzuziehen,   doch 
ist  kaum  zu   ändern;   ixp*  iavtovs  noutöd'ai  noXsig  re  Tcal 
l^vri  dwa^Bvoi  civ&QciTtmv  sagt  Plat.  Rep.  I  p.  348  D,  wäh- 
rend er  anderwärts  das  geläufigere  vfp*  iavta  noutö^ai  ge- 
braucht; emg  SsttaXiav  vno  OikCnntp  ijtoiriöav,  ,,in  Philipps 
Gewalt  bringen",  sagt  Demosth.  de  cor.  48  p.  241.    Josephos 
kann   recht  wohl    das   eine  Mal  hcoCriöevy   das   andere   Mal 
hcoiri6axo  citirt  haben. 

Tc5  81  naxgl  avtov]  So  hat  Hudson  aus  der  Vulgata 
der  Archäologie  hergestellt;  aber  dort  ist  es  selbt  Gorrectur, 
die  besten  Handschriften  Samb.  Big.  haben  tä  te.  Und  so 
an  unserer  Stelle  Eus.  Praep.  ev.  und  Synkellos.  Also  ein- 
stimmige  Ueberlieferuug;  denn  aus  den  Üebersetzungen  ^at' 
Eus.  Chron.  Arm.  Wero'  Int.  Lat.  ist  schwerlich  zu  entnehmen, 
dass  sie  anders  lasen.  Hiernach  ist  tp  ta  dem  Josephos, 
der  so  in  seinem  Exemplar  fand,  zu  belassen:  dieses  ts  ist 
zwar  zur  Anknüpfung  eines  neuen  Satzes,  in  welchem  eine 
andere  Person  Subject,  so  unpassend  wie  möglich;  fraglich  ist 
aber  doch,  ob  nicht  Berossos  in  dem  Bestreben,  einmal  mitten 
in  der  fortwährenden  Satzverknüpfung  durch  Si  abzuwechseln, 
sich  vergreifend  wirklich  so  geschrieben  hat. 

elxoöLv  ivvda]  Flor,  etxooi.  ivyia^  aber  Int.  Lat,  Eus. 
Chron.  Arm.,  Synk.,  Eus.  Praep.  ev.  und  die  Parallelstelle 


«# 


GEGEN  APION.  501 

der  Ärch.  bieten  xa'.  Scaliger  ad  Fragm.  Gr.  p.  10  hat  aller- 
dings etxoöiv  ivvia  retten  wollen;  aber  es  ist  durch  den 
Königskanon  definitiv  widerlegt,  der  dem  Nabupolasar  mit 
den  übrigen  Texten  21  Jahre  giebt.  Polyhistor  las  in  seinem 
Berossos  20  Jahre,  aber  an  einer  (allerdings  verstümmelten) 
Parallelstelle  unmittelbar  nachher  21  Jahre  (ap.  Eus.  Chron. 
I  p.  44). 

§  137.  jLifr'  ov  7tokv\  So  Flor.,  ftar'  ov  nokvv  xqovov 
Int  Lai,  Euseb.  Praep.  ev.,  Synk.  und  die  Parallelstelle  der 
Arch.  (nach  der  vielleicht  corrigirt  worden  ist);  Eus.  Chron. 
Arm.  führt  auf  ^sra  noXvv  xQovovy  was  blosse  Corruptel  ist. 

xattt0ri^6ag]  So  Flor.,  Euseb.  Chron.  Arm.,  Synk.  und 
Eus.  Praep.;  xal  xavMtijöas  die  Parallelstelle  der  Arch., 
was  durch  ^et'  des  Int.  Lat.  für  unsere  Stelle  nur  scheinbar 
bestätigt  wird.  So  unschön  die  vielen  neben  einander  ge- 
stellten, unverbundenen  Participien  auch  sind,  so  ist  doch 
dieses  xa£  unzweifelhaft  falsch,  da  es  sehr  deutlich  zum  Nach- 
satz gehört,  diesen  eröShet. 

xal  XTiv  komriv  xdQav]  Damit  ist,  wie  aus  dem  eben 
Erwähnten  hervorgeht,  Eölesyrien  und  Phönicien  gemeint; 
der  Ausdruck  ist  für  „und  die  übrigen  schon  genannten 
Länder'^  wunderlich,  sichtlich  nach  der  Analogie  von  xal 
xa  koiytd,  *et  cetera',  gebildet. 

rovg  aix^aXdtovs  ^lovSaCmv  xb\  Diese  Stelle  bezieht 
sich  nicht  auf  die  Wegführung  der  Juden  ins  Exil;  man 
kann  also  mit  Gewissheit  schliessen,  dass  weiter  über  die 
Eroberung  von  Judäa  durch  Nebukadnezar  bei  Berossos  Nichts 
vorgekommen  ist,  da  sonst  Joseph os  diese  anderen  Stellen, 
die  seiner  Tendenz  viel  besser  entsprochen  haben  würden, 
mitzutheilen  nicht  verfehlt  haben  würde. 

xal  rc5v  xata  f^v  AlyvTCxov  i%'vmv\  Sehr  wunder- 
lich gesagt,  namentlich  da  Aegypten  viel  mehr  eine  ethno- 
graphische und  politische  Einheit  war,  als  z.  B.  Eölesyrien* 
Die  Lesart  der  Vulg.  wird  durch  die  Parallelstelle  der  Arch. 
xal  xäv  xax  Alyvnxov  i^väv  bestätigt,  und  vielleicht  auch 
durch  Euseb.  Chron.  Arm.  *et  gentibus  in  Aegypto*.  Aber 
Flor,  streicht  xai,  und  ebenso  Synk.  und  Euseb.  Praep.    Der 


502  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

Ini  Lat.  hat  ^qui  in  Aegypto  faerant'.  Diese  haben  sich 
den  Passus  also  so  zurecht  gelegt^  dass  t£v  —  i^väv  eine 
die  geographische  Lage  bezeichnende  nähere  Bestimmung  zu 
'loväaccDV  TS  xal  9oivix(Dv  xal  DvQmv  wäre.  Auch  dies  ist 
unmöglich  das  Richtige,  führt  aber  auf  das  Richtige.  Ich 
denke,*  idväv  ist  Interpolation:  ursprünglich  (d.i.  beiBerossos; 
denn  für  Josephos  steht  beidemal  id^äv  fest)  war  geschrieben 
ZJvQCov  täv  xatcc  rfjv  Atyinttov^  synonym  mit  dem,  was  oben 
gesagt  war,  den  Bewohnern  Eolesyriens,  eine  Bezeichnung, 
die  dem  Berossos  um  so  näher  liegen  musste,  ak  zu  seiner 
Zeit  dieser  Theil  Syriens  zu  Aegypten  gehörte.  Vielleicht 
hat  Int.  Lat.  geradezu  so  gelesen;  werthvoUer  ist  die  Bestä- 
tigung, die  Polyhistor,  der  diese  selbe  Stelle  ausgezogen  hat, 
an  die  Hand  giebt:  er  führt  nur  Juden,  Phönicier  und  Syrer 
auf,  lässt  aber  den  Zusatz  weg. 

^etä  t^g  ßaQvxdrrig  dvvd^scag']  BaQBta  dvvafiig 
kann  zweierlei  sein:  1)  die  Schwerbewaffneten,  wie  Plut. 
Marcell.  6 :  rbv  ^Iv  öwccQXovta  . . .  aneXucs  ti^v  ns^f^v  xal 
ßaQBlav  oiiov  na6av  e%(yma  dvvafitv  xal  %&v  Inxeov  ^igog 
xqCxov^  aixbg  S\  tovg  Xoijcoifg  tnTCatg  ivaXaß^v  xal  rovg 
iXatpQotdrovg  täv  onXtxäv  tcbqI  i^axoöcovg  i^XavvBv,  2)  eine 
starke  Heeresmacht,  wie  Polyb.  II,  23,  1  6v6rriöd(iBvoi  dvva- 
fiti/  TCoXvteXfj  xal  ßaQstav^  und  so  bei  diesem  öfter  (cf. 
Schweighäuser,  Lex.  Polyb.  p.  113).  Ersteres  versteht  Euseb. 
Arm.  ^cum  gravis  armaturae  copiis'.  Letzteres  Int.  Lat.  ^cum 
magna  virtute'.  Ohne  Artikel  bedeutet  es  das  Letztere,  mit 
Artikel  das  Erstere.  Aber  „mit  einer  sehr  starken  Heeres- 
macht'' würde  hier,  wo  es  sich  um  die  Heimkehr  nach  be- 
endigtem Feldzuge  handelt,  schief  sein;  der  Gegensatz  zu 
dem  oXi/yo6x6g  beweist,  dass  gemeint  ist  „mit  der  Masse 
der  am  schwersten  Gerüsteten''.  Man  muss  sich  die  „wenigen'' 
Begleiter  des  Nebukadnezar  nicht  als  zu  wenige  denken:  es 
wird  die  leichte  Reiterei  mit  ihm  gegangen  sein. 

xal  xYig  Xotnijg  (Dq>eX€iag]  Dindorf  übersetzt  *et  cum 
impedimentis',  aber  AipiXsia  ist  die  Kriegsbeute,  und  zwar 
die  Beute  des  Einzelnen  zum  Unterschied  von  Xdq>vpovy  der 
allgemeinen  Beute  (Josephos  scheint  das  Wort  mipiXsia  för 


GEGEN  APION.  503 

Beute  nicht  zu  gebrauchen).  —  trjg  Xoinijgj  d.  i.  abgesehen 
von  den  schon  aufgeführten  aljj^akmtot. 

avuxoyiliBvv]  vom  Meere  landeinwärts;  vgl.  IL  [=  IV.] 
Könige  23^  29:  ,,zu  seiner  Zeit  zog  Pharao  Necho,  der  Eonig 
von  Aegypten^  heran  wider  den  König  von  Assyrien  an  den 
Strom  Euphrat".     S.  oben  zu  I,  14. 

6kiyo6%os\  in  Begleitung  Weniger,  so  mehrfach  bei 
Plutarch.  Berossos  gebraucht  das  Wort  auch  I,  20  §  151 
qyvymv  6Uyo6t6g, 

TCaQByivBXo  dia  riig  igi^iiov]  In  der  Parallelstelle 
der  Arch.  diic  t^g  igi^fiov  nagayivstav, 

dia  rijg  igi^fiov  sig  Baßvkäva\  Ausser  der  grossen 
Heerstrasse^  die  über  Damaskos,  Hamath,  Thapsakos  und 
dann  den  Euphrat  hinunter  führte,  gab  es  in  alter  Zeit  zwei 
kürzere  Strassen  durch  die  Wüste,  eine  über  Tadmor,  die 
andere  gerade  von  Aegypten  nach  Babylon  die  Wüste  durch- 
schneidend, von  der  eine  unzweideutige  Kunde  uns  nur  durch 
Arrian.  Ind,  43  erhalten  ist.  Vgl.  Movers,  Phönizier  III,  1 
S.  245.  Die  letztere  ist  nach  Movers,  Phönizier  III,  1  S.  306 
hier  gemeint;  was  derselbe  aber  behauptet,  dieselbe  sei  in 
alter  Zeit  sogar  von  ganzen  Heeren  zurückgelegt  worden,  ist 
Unsinn,  auch  redet  Arrian  nur  von  einem  Zurücklegen  auf 
Eameelen  durch  Einzelne  in  dringenden  Fällen.  Hier  ist  um 
so  eher  an  die  mittlere  Strasse  zu  denken,  als  über  den  Ort, 
wo  Nebukadnezar  den  Tod  seines  Vaters  erfuhr,  gar  Nichts 
bekannt  ist,  und  man  sich  dem  (eben  erörterten)  Zusammen- 
hange nach  seine  Bedeckung  nicht  zu  gering  denken  darf. 

§  138.  xataXaßAv]  naQuXaßmv  Arch.,  weniger  gut^ 
da  dann  xa  jCQayiuzra  und  rriv  ßa6iksiav  zu  einer  Tautologie 
wird,  auch  xvQUvöag  —  trjg  ytcctQixijg  agxrig  ziemlich  über- 
flüssig würde. 

XaXSaimv]  *Non  gentem  intelligit,  sed  philosophos 
Babyloniae'  Scaliger  not.  ad  Fragm.  Gr.  Es  ist  der  herr- 
schende Stamm,  dem  die  Priester  angehören. 

vno  tov  ßsltCötov  avxäv\  ^a  nobilissimo  eorum', 
wie  Eus.  Arm.  richtig  verstanden  hat  (nur  dass  er  vno  xov 
ß,  avx.  las  und  ^a  quodam  eorum  nobili'  übersetzte);   Int. 


504  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BOECHER 

Lat.  nahm  es  als  Neutrum  und  übersetzt  'ab  optimatibaa 
eorum*.  Aber  1)  wäre  dann  etwa  dasselbe  wie  in  dem  xa 
«ffäyfiata  Siovxovfbsva  vjtö  XaXSaCmv  noch  einmal  gesagt; 
2)  verlangt  der  Orient  in  einem  solchen  Fall  eine  monar- 
chische Spitze:  vgl.  die  anschauliche  Erzählung,  wie  dem  ab- 
wesenden Tzates  durch  Einsetzung  seines  Bruders  Monobazos 
als  Yicebßnig  die  Nachfolge  gesichert  wurde,  bei  Jos.  Ä,  J. 
XX,  2,  3. 

^1  6ioxAi]()Ov]  'totins'  Int.  Lat.  und  Euseh.  Arm.,  hXo- 
xA^pov  Synk,,  und  so  auch  die  Parallelstelle  der  Arcfa.  Viel- 
leicht also  auch  hier  herzustellen,  obwohl  der  Sinn  der  gleiche 
bleibt  hkoxl'^QoSi  gwn  von  Opferthieren,  die  ohne  Fehl 
sind  (Jos.  A.  J.  IV,  4,  6),  überhaupt  „unversehrt",  hier  im 
ursprünglichsten  Sinne  „im  Besitze  des  vollen  Erbtheils"; 
ähnlich  in  einer  attischen  Inschrift  aus  der  Zeit  des  Severus 
0.  I.  G.  n.  353  [=  C.  I.  k.  III  n.  10]  lin.  26:  .  .  .  «vroxp«- 
TOpos*  «PX^S  i(f7]yopiav  Cägveavtos,  roij  xötiftov  rö  ßaaUtiov 
ov  iv  oIoxIiIq^  zä  ydvst,  woselbst  Böckh  I  p.  422  sicher 
mit  Unrecht  abersetzt  'cum  regia  indoles  in  universa  familis 
ceroatur',  während  es  sich  vielmehr  darum  handelt,  dass 
Severus  seineu  Sohn  Antoninus  mit  gleichberechtigter  Macht- 
fDlle  zum  Mitregenten  ernannt  habe. 

t^S  navfftx^s  ä(f%^s\  Ammon.  p.  111  deGoirt  den 
attischen  Gebrauch  so:  icatQäa  fi^v  tic  ix  naxi^atv  elg  vtovg 
XOi^ovvTtt'  itatffixol  di  ^  ^t'Aoi  iq  ^ivot.  xäxqia  S%  rk  r^s 
itöi.s<o$  i&7}.  Doch  wechseln  xazpmoB  nnd  noTfftxög,  z.  B.  in 
naTQixr}  oveCa,  und  so  hier,  vgl.  Ellendt,  Lex.  Soph.  II 
p.  530  sqq. 

itttQuysvapiivoisl  mtgayevo^tvog  Flor,  an  unserer 
Stelle,  emendirt  von  Dindorf  nach  Int  Lat  'advenientibus* 
und  der  Parallelstelle  der  Arch.  Da  Eus.  Arm.  nnd  Synk. 
es  nnübersetzt  lassen,  scheinen  auch  sie  3Caifaysv6(itvog  vor- 
gefunden zu  haben,  was  allerdings  ganz  mElssig  sein  wflrde. 
Trefflich  dagegen  naQoysvoiidvoig:  die  Gefangenen  trafen  erst 
ein,  nachdem  Nebubadnezar  sich  lange  schon  in  Babylon  befand. 

iSvvivtt^BV  —  äxoist^ai]  wie  kurz  vorher  Owräl^ag 
—  ttvttxoftitftv.     In    dieser   geringen  Abwechselung   verröth 


GEGEN  APION.  505 

sich  der  des  Griechischen  wenig  mächtige  Fremde.  Euseb. 
Arm.  und  Synk.  lassen  Modst^aL  ganz  aus,  das  in  der  Arch. 
in  aTtodsC^ag  verschrieben  ist:  man  sieht,  die  Construction 
war  den  Späteren  keine  geläufige. 

avtotg]  Euseb.  Arm.  und  Synk.  lassen  dies  ganz  aus, 
desgleichen  die  Parallelstelle  der  Arch.  (über  Int.  Lat.  lässt 
sich  Nichts  entscheiden).  Es  begreift  sich  vollständig,  dass 
das  mit  totg  (ilv  alxiiccXcitoig  ganz  unverträgliche,  vermuth- 
lich  schon  von  Josephos  corrupt  vorgefundene  Wort  von 
seinen  Abschreibern  und  wohl  auch  von  ihm  selbst  in  der 
Arch.  einfach  weggelassen  wurde.  Man  konnte  es  aus  Disso- 
graphie  des  Anfangs  des  folgenden  Wortes  aTCotxiag  erklären, 
aber  viel  leichter  ist  die  Emendation  avtod-i:  ,,da9elbst,  an 
Ort  und  Stelle",  wozu  dann  iv  totg  —  tojtoig  als  nähere  Be- 
stimmung hinzutritt. 

änoixiag]  xatoixCag  Synk.,  was  durch  ^collocare  iussit' 
des  Eus.  Arm.  und  ^habitacula'  des  Int.  Lat.  bestätigt  zu 
werden  scheint.  Allerdings  wird  nach  ILosi  anoixia  stets  in 
Beziehimg  auf  das  Mutterland,  von  dem  die  Colonie  ausgeht, 
gebraucht,  so  dass  ceteris  paribus  xatotxia  den  Vorzug  ver- 
dienen müsste.  Allein  in  dem  Hervorheben,  dass  es  alx^X(0' 
xov  waren,  ist  in  der  That  eine  solche  Beziehung  auf  das 
Heimathsland  enthalten,  ganz  abgesehen  davon,  dass  Berossos 
der  feinen  Nüancirung  der  Bedeutung  möglicherweise  nicht 
Rechnung  getragen  hat,  und  die  Bezeugung  von  xaxovxla  ist 
hier  sehr  schwach:  Synkellos  hat  hier  stark  gekürzt,  kann 
also  leicht  auch  sonst  geändert  haben,  und  ebenso  mochten 
auch  die  beiden  Uebersetzer  einen  ihnen  passender  scheinen- 
den Ausdruck  gewählt  haben.  Entscheidend  für  die  Bei- 
behaltung von  &notxCag  ist,  dass  es  durch  die  Parallelstelle 
der  Arch.  geschützt  wird. 

§139.  xa\  xh  XoiTCa]  natürlich  t£(>a,  nicht  mit  Int.  Lat. 
^et  reliqua  loca'.  Nebukadnezar  soll  sich  in  einer  Inschrift 
(bei  Oppert,  Expedition  en  M^sopotamie  I  p.  211  fil)*)  rühmen, 
zu  Babel  habe  er  den  Tempel  des  Merodach  verschönert,  der 

*)  [Die  BOg.  East  India  Honse  inscription;  vgl.  Flemming,  Die 
grosse  Steinplatteninschrift  Nebnkadnezars  II.    F.  R.] 


506  VORLESUNGEN  ÜEBEB  JOSEPHOS*  BÜECHER 

Biiit  Zarpatiit,  dem  Nebo,  dem  Sin,  dem  Samas,  dem  Hja, 
der  Nana  mid  der  Anunit  Tempel  errichtet;  vgl.  Duncker  II 
S.  414.    Doch  Gott  ist  der  beste  Yerschliesser  der  Geheimnisse. 

xoö  111^6 ag  ipi,Xori(Aag]  g)iX(yti(iG)g  xoöii'^öag  Synk., 
und  dieselbe  Wortstellung  halten  Eus.  Arm.  und  Int  Lat. 
ein;  allein  die  Parallelstelle  der  Arch.  entscheidet  für  die 
unseres  griechischen  Textes.  —  9tXotiii(og  xoö^stv  ist  eine 
beliebte  Verbindung,  z.  B.  bei  Polyb.  VI,  53,  6.  Richtig 
erklärt  Hesychios  q>tX<ytifi(Dg  =  fpiXodo^mg^  nkovöiag,  iuyccX€h' 
tlnjxcag^  datl^iXäg. 

xriv  %B  VTCaQxovöav  i^  &QXVS  xoXiv  avaxaivCfSccgy 
xal   ixigav   i^md-BV   JCQoöxaQiöaiksvogl    So  Dindorf  f&r 
die    hier   überlieferte   Lesart   triv   te   vxägxoviJav   il^   ^QZVS 
nokiv^   xal  higav   S^io^BV  9rpo(7%a(»^<ya^/?vog  xal  avayxafSag^ 
nachdem   Scaliger  mit  Aufnahme  von    äva7uxivL6ag  aus  der 
Arch.   für   avayxaöag    vorangegangen    war   (ad    Fragm.    Gr. 
p.  13).     Sehr  fraglich:   avaxaivitBi^v  ist  A.  J.  IX,  8,  2   sehr 
passend   von   der   Erneuerung,    Ausbesserung    des   Tempels 
durch  König  Joas  gesagt',  Erneuerung  der  ganzen  Altstadt, 
nicht   einzelner   Gebäude    wäre   etwas    sehr   Absonderliches. 
Dazu  kommt  die  Umstellung  nebst  Streichung  des  xaC^  die 
sich  paläographisch  nicht  eben  empfiehlt.     Endlich  spricht 
die  Ueberlieferung  dagegen.    Int  Lat  *et  alteram  extrinsecus 
adiiciens',  er  hat  also  ganz  ebenso  wie  unser  Text  gelesen 
und  nur  die  Worte   xal  dvayxdöag^  weil  er  sie  nicht  ver- 
stand, seiner  Gewohnheit  gemäss  unübersetzt  gelassen.  Synk. 
xal    Bxigav    i^oi^Bv    TtgoöxataxccifriöafiBVog    xal    avayxdöag. 
Euseb.  Ghron.  Arm.  ^aquas  foras  vagantes  introduxit,  muni- 
yitque  quaedam  loca',  er  las  also  ganz  anders.    Arch.  nach 
den   besten  Godd.  Samb.  Big.  Reg.  a.  xal   ecBQa  xataxagtöa- 
[isvog  xal  avaxaLviöag  (aber  Reg.b.  Vat  vulg.  haben  auch 
dort  xal  avayxdöag\  also  offenbar  eine  Zurechtmachung  der 
verstümmelten  Stelle.   UQOöxaraxccQiiBö^ai,  ist  ein  sonst  nir- 
gends vorkommendes  Wort,  xataxagCt^Bö^at,  passt  hier  nicht 
recht,  nQOöxotQC^Bö^av  würde  ganz   gut  sein,  wenn  nur  ein 
Dativ  da  wäre,  wem  der  Eonig  die  Neustadt  schenkte:  ein 
totg  BaßvX(Dvioig  lässt  sich   nicht  ohne  Weiteres  ergänzen. 


GEGEN  APION.  607 

Der  Armenier  kann  kaum  etwas  Anderes  als  xal  ^squ 
iico^sv  jtQO0xata^6dii£vog  vorgefunden  haben  ^  was  freilicli 
noch  weniger  richtig  ist:  aber  aus  diesem  lässt  sich  vielleicht 
das  Richtige  gewinnen:  nQOffxa^idQvöa^Bvoq  oder  vielmehr 
XQOöidQvöaiAsvog  (Letzteres  als  palaographisch  leichter),  ist 
vorzuziehen*);  das  xata  mag  aus  der  Parallelstelle  der  Arch. 
über  die  Zeile  beigeschrieben  worden  sein,  Tlgoöxad'iSQvsiv 
gebraucht  einmal  Philon,  %qo6i8qvsiv  Heliodor  und  Proklos, 
und  das  Simplex  CdQveöd'aL  hat  dieselbe  Bedeutung  wie 
läQveiv.  Dann  ist  natürlich  das  Komma  vor  ri^v  rs  vnccQ- 
Xovöccv  i^  ciQXfjS  ^oXiv  zu  streichen,  und  dieses  als  ein  neues 
Object  zu  Koöfn^öag  (piXotiiiog  zu  nehmen.  Das  Geschmückt- 
sein der  Stadt  wird  von  Herodot  besonders  hervorgehoben: 
ixexoö^riro  di  mg  ovd^v  aXXo  Ttokiffiia  x£v  ruietg  tdiisv  (1, 178). 
Die  Zusammenfassung  wird  dadurch  klar,  dass  der  Tempel 
des  Belos  (und  gewiss  auch  die  anderen)  in  der  Altstadt 
lagen.  Die  Wortstellung,  durch  welche  zwei  zusammengehörige 
Objecte  getrennt  werden,  ist  eine,  die  Berossos  liebt;  vgl. 
oben :  ra  xara  triv  Aüyvnxov  ngay^axa  xal  r^v  Xoncrj^  %(6Qav. 
Dass  xr^v  %s  —  nokvv  dem  ganzen  vorhergehenden  Satztheile 
ro  ts  BriXov  tsgbv  xal  ta  Xovica  entspricht,  während  man 
das  erste  %b  auf  das  xal  vor  xa  Xoind  zu  beziehen  geneigt 
ist,  und  dann  ein  neuer  Participialsatz  mit  TtaC  angeknüpft 
wird,  so  dass  man  zum  zweiten  Mal  verleitet  wird,  das  xa 
in  xr^v  ts  —  noXtv  in  enge  Beziehung  zu  diesem  xai  in  xal 
ixdQav  S^m^sv  TtgoöLÖgvödiievog  zu  bringen,  ist  so  unge- 
schickt wie  möglich,  aber  schwerlich  ein  Grand  zu  ändern, 
da  die  unbehilfliche  Ausdrucksweise  des  Berossos  auch  sonst 
klar  genug  vorliegt.  In  dem  ^munivitque  quaedam  loca' 
scheint  das  Richtige  verborgen  zu  liegen;  denn  so  etwas 
muss  in  der  That  in  dem  xal  avay7cd6ag  stecken.  Ich  ver- 
muthe  xal  ava%(o6ag^  „und  aufschüttend'^,  beziehe  es  aber, 
da  dann  in  itgog  xo  —  xaxaöxsvaisvv  von  Schutzmassregeln 
zum  Besten  der  ganzen  Stadt,  nicht  bloss  der  Neustadt,  die 
Rede  ist  und  das  Aufschütten  sichtlich   in  den  Zusammen- 

1)  Ein  ngoöXAPIadfisvog  konnte  leichter  aus  ngoaUPTadfisvog 
entstehen,  als  TtQoaTKxTAXAPIadfisvog  aus  ngoünaBUFTadiUPog. 


508  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

hang  desselben  gehört,  nicht  auf  itigav,  sondern  auf  das 
Folgende,  so  dass  avaxciöag  —  imsQsßdleto  eng  zusammen- 
gehört; es  darf  auch  nicht  mit  itegißöXovg  als  Object  ver- 
bunden werden,  sondern  steht  absolut,  so  dass  man  in  Ge- 
danken etwa  xovv  ergänzen  muss.  Es  ist  dies  der  Damm, 
den  Her.  I,  185  seiner  Nitokris  (der  medischen  Frau  des 
Nebukadnezar)  zuschreibt:  xä^a  dl  TCaQsxfoöe  jcaQ*  ixarsQOv 
rov  JtotafLov  zb  x^'-^^S  cil^tov  d-cav^arog,  (idyad-og  xal  -D^rog 
oöov  ti  iöti. 

Exigav  H^on^av]  Diese  Neustadt  wird  von  den  Neueren 
auf  der  Ostseite  des  Euphrat  gesucht,  weil  da  der  neue  von 
Nebukadnezar  gebaute  Palast  lag,  vgl.  Duncker  II  S.  408. 
Sicherer  lässt  sich  dasselbe  aus  Diod.  II,  8  folgern,  nach 
welchem  die  innere  Stadt  auf  der  Westseite  lag:  tov  fjLsv 
yccQ  elg  ro  (ich  emendire  etöca)  yCQog  t6%iQav  xeifiivov  iiSQo-ug. 

dvaöTQ^ipovtag]  So  hat  an  unserer  Stelle  auch  Synk.; 
in  der  Arch.  dvaötQdtlfavtag ,  falsch:  das  xataüxsvä^evv  ist 
nicht  etwas  dem  avaözQiipBiv  Folgendes,  sondern  besteht 
eben  in  dem  dvaötg^ipeiv, 

xaxa6xBvat,Bvv\  Der  Eus.  Arm.  hat  es  unübersetzt 
gelassen,  Int.  Lat.  übersetzt  verkehrt  ^accedere*,  Dindorf: 
^ne  possent  posthac  qui  ad  urbem  venissent  obsidendam, 
abacto  flumine  eam  aggredi',  indem  er  dabei  an  die  Art  der 
Einnahme  Babylons  durch  Eyros  gedacht  zu  haben  scheint: 
die  war  aber  ja  gerade  nicht  vorgesehen.  Es  heisst  vielmehr: 
„dass  die  Belagerer  ferner  nicht  mehr  den  Strom  durch  Ab- 
lenken gegen  die  Stadt  anstiften  könnten'',  d.  h.  im  Gegen- 
theil:  „ihm  durch  Ablenken  (eig.  Umkehrenmachen,  was  also 
auch  durch  Aufstauung  geschehen  konnte)  eine  solche  Rich- 
tung geben,  dass  er  die  Stadt  überschwemmte";  gegen  ein 
Seichtmachen  des  Bettes  konnten  alle  Damm-  und  Mauer- 
bauten Nichts  helfen.  So  steht  xaraöxsvd^siv  ttvd,  subornare 
aliquem,  bei  Demosth.  c.  Phaenipp.  28  p.  1047:  ojtag  fti}  fiot 
vötSQOv  xateöxsvaö^ivot  davatötal  g)avfjöovtaij  und  29 
p.  1047:  ovdlv  aXXo  xaxaffxevdt^Bvg  i}  oöovnsQ  xoivy  yiyova 
JtQog  r^v  noXiv  ogjXrnia^  toöoiko  xal  öol  Idla  vvv  slvai. 

jcoXioQxovvtag']    Diese  Rücksicht  der  Beschützung 


GEGEN  APION.  509 

Babylons  durch  seine  Bauten  gegen  Feinde  tritt  uns  in  un- 
serer Ueberlieferung  auch  sonst  stark  entgegen:  die  künst- 
lichen Bogen^  die  der  Euphrat  bei  Arderikka  durch  Canal- 
anlagen  zu  machen  genothigt  war,  werden  bei  Her.  I,  185 
durch  die  Absicht  motivirt,  den  Medern  den  Weg  nach  Babylon 
zu  erschweren,  und  nach  Strab.  XVI  p.  740  erschwerten  die 
Perser  aus  Furcht  vor  EinföUen  von  aussen  die  Auffahrt  nach 
Babylon  durch  Anlage  von  Schleusen  im  Unterlaufe  des  Euphrat. 
Nebukadnezar  selbst  soll  in  der  ^Standard  inscription'  bei  Raw- 
linsou;  The  history  of  Herodotus  II  p.  486*)  sagen:  ^Against 
presumptuous  enemies,  who  were  hostile  to  the  men  of  Ba- 
bylon, great  waters,  like  the  waters  of  the  Ocean,  I  made 
use  of  abundantly.  Their  depths  were  like  the  depths  of 
the  vast  Ocean.  I  did  not  allow  the  waters  to  overflow,  but 
the  fulness  of  their  floods  I  caused  to  flow  on,  restraining 
them  with  a  brick  embankment.'    Gott  weiss  es  am  Besten. 

yLiqxitil  Also  muss  das  vorher  einmal  vorgekommen 
sein,  vielleicht  bei  der  von  Berossos  erzählten  Einnahme  der 
Stadt  durch  Sauherib  im  Jahre  699. 

nsQvßoXov^'l  Umfassungsmauern,  wie  Jos.  A.  J.  VIII, 
6,  1:  itQoq  yuQ  to  d^^co^a  r^g  stoXacog  fiystto  dstv  xal  rovg 
ycsgißokovg  alvai.. 

vnsQsßdXsto]  VTCSQBßdXXsro  Synk.,  aber  der  allein 
statthafte  Aorist  wird  auch  durch  Arch.  bestätigt,  imeg- 
ßdXXeff^av  heisst  aber  nie  so  viel  wie  „zu  seinem  Schutze 
ringsum  aufführen'',  das  allein  Richtige  wäre  naQußdXaro^ 
wie  die  Vulgata  in  der  Arch.  geändert  hat.  Die  Ueberein- 
stimmung  beider  Stellen  beweist  jedoch,  dass  Josephos  wirk- 
lich vnaQtßdXkexo  geschrieben  und  den  Fehler  bei  Berossos 
vorgefunden  hat,  wenn  es  ein  Fehler  ist;  bei  einem  correc- 
teren  Schriftsteller  wäre  dies  sicher  anzunehmen,  es  ist  aber 
wohl  möglich,  dass  Berossos  wegen  des  unmittelbar  folgen- 
den TtEQißokovg  abwechseln  wollte  und  nach  der  Analogie 
anderer  Composita,  in  denen  {^nsQ  „zum  Schutz  von  etwas'' 
bedeutet,  und  von  ßdXkse^'ai  %dQaxa  ein  vneQsßdXkszo  im 
Sinne  von  „er  führte  zum  Schutze  auf"  gebrauchte.     ' 

♦)  [Vgl.  oben  S.  605  N.  ♦)  F.  R.] 


510  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

tQstg  —  JCCQt^ßoXovg]    Dies  stimmt  genau  mit  Her.  ly 
178.  180 — 181:    ovtot  ozdäiOL  r^g  JtsQvodov  tijg  aoliog^    yi- 
vovtccL  öwocTtamsg   oyddxoima    xal   tsxQaxoOioi,  .  .  .  rdq?pog 
lilv  TCQi^Td  {iLV  ßa^ea  xb  xal  evgea  xal  %Xiri  vSaxoq  nagi^äei^ 
(i£xa    dl   xetxog  navxiqKOvxa    /tav  nriiicav   ßaöikriimv   iov    t6 
BVQog,  vtifog  öl  öt'^xociav  nri%i(ov,  .  .  .  i6xi  Öl  ovo  ipaQaut 
xijg  ntXiog.    xb  yäg  yiiaov  avxijg  noxa^og  öisgyeiy  xm  ovvo§jta 
iexL  Evq>Q'qxtig.  . . .  t6  qvi/  öri  xel^og  BTcdxsQOv  xovg  dyxSvag 
ig  xov  Tcoxa^ov  ilTjXaxat  .  .  .  xovxo  ftlv  örj  x6  XBl%og  ^dgrii 
iöxCj  BXBQOV  öl  Söio&Bv  xBtxog,  ov  Ttokkä  xia  do^svi^zagov 

xov  BXBQOV  XBC%BOg^   ÖXSIVOXBQOV  OB,     iv  Öl  q)dQaBt  BTtaXBQCÜ  Trjg 

Ttoktog  xbzbI%i6xo  iv  (liöw  iv  x^  ^Iv  xd  ßaötki^ia  jtBQißoXa 
^BydXp  XB  xal  16%VQ^^  iv  öl  xp   bxbqg)  jdiog  Br^kov   Cegbv 
%aXx6nvkov.    Die  dritte  Mauer  des  Berossos  ist  die  des  könig- 
lichen Palastes  auf  der  einen,  des  Belostempels  auf  der  an- 
deren Seite   (Duncker  II  S.  411).     Diod.  II,  7—8  redet  nur 
von  einer  Stadtmauer,    der   er    360  Stadien    Umfang    nach 
Ktesias,  365  Stadien  nach  Eleitarchos  und  eine  Höhe   von 
50  Klaftern  nach  Ktesias,  50  Ellen  nach  Kleitarchos  giebt 
Ausserdem  erwähnt  er  die  dreifache  Ummauerung  der  Königs- 
bürg   auf  der  westlichen  und  eine  einfache  der  Konigsburg 
auf  der  anderen  Seite  des  Flusses.     Curtius  V,  1,  24  ff.  (der 
aus  Kleitarchos  schöpft)    stimmt  mit  den  betreffenden  An- 
gaben Diodors  völlig  überein.     Abydenos  ap.  Euseb.  Praep. 
ev.  IX,  41  p.  457  G  sagt  (aus  Berossos):  Baßvkmva  ^Iv  ixaC- 
%i6B  XQVTckä  ytBQißokw  iv  TCBvxBxaCÖBxa  rj^ioyöt.    Der  Wider- 
spruch zwischen  Herodot  und  Berossos  auf  der  einen,  Ktesias 
und  Kleitarchos  auf  der  anderen  Seite  lässt  sich  daraus  er- 
klären, dass  Kyros  die  äussere  Mauer  brechen  liess,  die  also 
zu  Herodots  Zeit  nur  noch  theilweise  erhalten,  in  der  spä- 
teren Perserzeit  vermuthlich  ganz  verfallen  war.    Duncker  II 
S.  411  behauptet,  Berossos  meine  offenbar  mit  den  Mauern 
der   inneren   und    äusseren  Stadt   die  Umfassungs-   und  die 
Flussmauer  (abgesehen  von  der  der  Königsburgen);  die  innere 
Mauer  Herodots  werde  ganz  aufzugeben  sein«     Das  ist  sehr 
unkritisch:  Berossos  sagt  ganz  ausdrücklich  I,  20  §  149,  die 
Flnssmauer  sei  ein  Werk  der  Nabonnedos,  kann  sie  also  nicht 


GEGEN  APION.  511 

• 

unter  die  Werke  Nebukadnezars  recbnen;  auch  sagt  Herodot 
ausdrücklich,  sie  habe  sich  an  die  äussere  Umfassungsmauer 
angeschlossen.  Ferner  soll  Nebukadnezar  in  der  genannten 
Inschrift  immer  von  zwei  Mauern  reden,  die  sein  Vater  Nabo- 
palassar  angefangen,  aber  erst  er  vollendet  habe,  Imgur-Bel 
und  Nivitti-Bel  (Oppert,  Expedition  en  Mesopotamie  I  p.  153. 
229.  II  p.  260)*),  und  zwar  scheint  er  den  Nivitti-Bel  an 
einer  anderen  Stelle  Hhe  inner  defence  of  the  Babjlonians'  zu 
nennen  (Rawlinson,  Herodotus  II  p.  486).  Ausser  beiden  er- 
wähnt er  dann  noch  den  Ausbau  des  väterlichen  Palastes. 
Die  Inschrift  stimmt  also  völlig  mit  Herodot  und  Berossos: 
ihm  gehören  ganz  an  die  TCsgCßokoi  der  äusseren  Stadt,  die 
erst  er  erbaut  hat,  deren  zwei  äussere  Ringe  sich  an  den 
ausgebesserten  Imgur-Bel  und  den  Nivitti-Bel  am  anderen 
Ufer  anschlössen:  dazu  kam  dann  der  nsQLßoXog  des  (in  der 
Inschrift,  wie  ich  glaube,  nicht  erwähnten)  einen  Palastes, 
ausser  welchem  der  des  Belostempels  am  anderen  Ufer  be- 
reits bestand;  aber  abgesehen  von  jenem  Ausbau  des  väter- 
lichen Palastes  rühmt  er  sich  auf  einer  anderen  Inschrift, 
„den  Tempel  der  Fundamente,  den  Thurm  von  Babylon  voll- 
endet zu  haben"  (Duncker  II  S.  417). 

TQstg  dh  xijg  il^m  rovrojv,  rovg  ftiv]  So  vulg.,  wofür 
Flor,  t&vs  ^Iv  hat.  Die  Interpunction  ist  jedenfalls  verkehrt: 
die  „ausserhalb  der  TtSQißoXot,  der  inneren  Stadt  gelegene 
Stadt"  wäre  eine  verzwickte  Ausdrucksweise;  nach  i^m  ist 
ein  Komma  zu  setzen,  tovrcav  ist  auf  alle  TtsglßokoL  zu  be- 
ziehen und  als  Gen.  partitivus  zu  nehmen.  Synk.  hat  xovxmv 
d\  xovg  iiiv,  und  allerdings  ist  xovxmv  in  irgend  einer 
Weise  an  das  Vorherige  anzuknüpfen.  In  der  Arch.  ist  die 
Stelle  verstümmelt:  xovxcav  dh  xijg  onxrig  nXCv^oVy  so  dass 
nicht  sicher  daraus  zu  entnehmen  ist,  ob  auch  hier  xovxmv 
di  gelesen  wurde.  Aus  xovxmv  xoxa  fiir  des  Flor,  lässt  sich 
am  Leichtesten  xovxmv  xb  xoifg  (ihv  machen,  und  es  begreift 
sich  auch,  wie  xe  vor  folgendem  xo  —  leicht  ausfallen  konnte. 
Daher  ist  wohl  hier  irc,  nicht  äd^  herzustellen  indicirt. 

i^  oTCxijg  TcXlv^ov  xal  äöq>dXxov]  Beides  giebt  ganz 

♦)  [Vgl.  oben  S  606  N.  •)  F.  B.] 


512  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BUECBER 

ebenso  Her.  I,  179  an,  desgl.  Diod.  II,  7  (ontäg  «Uv9'otßg  sig 
a6tpaXxQv  ivdrj6a(iBVfi)  und  Gurt.  Y,  1,  25  (murus  instructus 
latereulo  coctili,  bitumine  interlitus).  Auch  Neb ukadnezar 
erwähnt  den  Mauerbau  seines  Vaters  und  seinen  eigenen 
Palastbau  ,,in  Asphalt  und  Ziegeln'^  (Inschrift  bei  Oppert  I 
p.  229.  232  [East  India  House  inscription]). 

i^  avtiis  trjs  nlivd'ov]  aus  rohen  Ziegeln,  avtog  im 
Sinne  von  (lovog  (cf.  Wolf  ad  Demosth.  c.  Leptin.  p.  303). 
In  demselben  Sinne  gebraucht  Diod.  II,  8  vom  zweiten  napi- 
ßoXog  des  westlichen  Palastes  iv  dfiatg  hi  tatg  nkCv^oig. 
Das  xovg  di  bezieht  sich  auf  die  Mauern  der  äusseren  Stadt; 
die  übrigen  Quellen  reden  von  gebrannten  Ziegeln  und  Asphalt 
beim  Mauerbau  überhaupt,  ohne  zwischen  den  Mauern  der 
alten  und  der  neuen  Stadt  zu  unterscheiden. 

§140.  xovg  nvkävag\  Die  grossen  Eingangsthore  der 
Tempel  und  Paläste;  cf.  das  im  2.  Jahrhundert  t.  Ch.  ver- 
fasste  Olbianische  Psephisma  zu  Ehren  des  Protogenes  im 
C.  I.  6.  n.  2058.  B,  lin.  48:  7ca%B6}c&ia6B  d%  xäl  tb(i  tcv- 
Xäva  xov  inl  xov  äsiyfiaxog. 

CsQOJCQsxcig]  Eigentlich  „dem  heiligen  Orte  gebülirend^ 
so  bei  Strabon*,  vgl.  Jos.  A.  J.  XI,  8,  5  CsQonQsx^  xal  iia- 
q)SQ0V6av  xäv  ccXXcdv  id'väv  jcoLovfLSvog  xr^v  vnavtriöiv  (vom 
Hohenpriester  Jaddua).  —  Beide  Ausdrücke  scheinen  darauf 
hinzuweisen,  dass  es  sich  um  die  Hauptthore  ?on  Heilig- 
thümern  handelt;  dann  würde  aber  der  ganze  Passus  nur 
eine  beschränkende  Wiederholung  von  x6  xb  B'qkov  Cbqov  xal 
xa  Xotxä  xo6fii^6ag  (pi^oxi^mg  sein.  Dies  ist  in  diesem  Zu- 
sammenhange nicht  zu  erwarten,  vielmehr  ist  hier  indicirt, 
dass  es  sich  um  etwas  handelt,  was  mit  dem  xbl%£^biv  zu- 
sammenhängt: also  hat  Dindorf  wohl  Recht,  %vXävBg  mit 
portae  wiederzugeben,  es  steht  Nichts  im  Wege,  die  Haupt- 
thore der  Stadt  zu  verstehen;  da  man  einmal  gewohnt  war, 
das  Adjectiv  iBQOTtQBnrig  auf  einen  Pylon  anzuwenden,  so 
durfte  Berossos  es  übertragen  auch  da  verwenden,  wo  der 
Pylon  sich  nicht  auf  einen  Tempel  bezog.  Die  Stelle  so 
aufzufassen,  empfiehlt  sich  um  so  mehr,  da  die  Pracht  der 
ehernen  Thore  in   den  Parallelstellen   ausdrücklich   hervor- 


GEGEN^JAPION.  513 

gehoben  wird;  vgl.  Abydenos  ap. Eus.  Praep. ev.  IX,  41  p.457C 
«=  ChroD.  Arm.  I  p.  57;  Her.  I,  179  (xvXai,  dl  ivB6tä6i  negi^ 
rot;  xel%£oq  ixarov,  %dX7ceaL  ita^ai^  xal  6xa&y,oC  t£  xal  vaiQ- 
^Qa  (o6avT(og)]  in  der  Inschrift  bei  Bawlinson,  Herodotus  II 
p.  486  soll  sich  Nebukadnezar  rühmen:  *The.  great  gates  of 
the  Imgur-Bel  and  the  Nimitti-Bel  —  the  reservoir  of  Ba- 
bylon, at  the  time  of  fulness,  inundated  them.  These  gates 
I  raised.  Against  the  waters  their  foundations  with  brick 
and  mortar  I  built.'  Dann  heisst  es:  ^Here  follows  a  de- 
scription  of  the  gates,  with  yarious  architectural  details, 
and  an  account  of  the  decorations,  hangings',  etc. 

nQ06xats6xsvax£v]  So  Flor.,  7CQQxaxa6XBva6BV  Synk. 
^aedificans  addidit'  Eus.  Arm.,  ^superaedificayit'  Ini  Lat.  (was 
beides  mehr  auf  7tQ06 —  führt);  xax£6xsva6tv  iv  {xolg  %.  ß.) 
die  Parallelstelle  der  Arch.,  ganz  verkehrt.  Das  Perfectum 
ist  also  widerlegt,  auch  ist  es  durchaus  unstatthaft,  dagegen 
wird  XQ06 —  beizubehalten  sein,  „noch  dazu  erbauen",  wie  bei 
Jos.  A.  J.  YIII,  5,  2:  7CQo6xax£6X£va6£  äl  Tcgog  xovxois  cikku 
x£  JCQos  XQvg)iiv  olxrj^axa  xal  dij  xal  öxodg.  Denn  ytQoxaxa- 
6x£vd^£iv  hätte  mit  dem  Genitiv  verbunden  werden  müssen. 

ixBivcov]    In  der  Arch.  steht  avxäv  dafür. 

£X£Qa  ßa6Ck£ia  i%6yi,£va  ix£Cvißv\  Der  neue  von 
Nebukadnezar  erbaute  Palast  lag  auf  der  Ostseite  des  Euphrat 
nach  Ausweis  der  dort  gefundenen  Ziegel  und  Steinplatten 
(Oppert,  Expedition  en  Mesopotamie  I  p.  140 ff.  151  ff.);  dieser 
Palast  wird  von  Oppert,  dem  Duncker  II  S.  416  sich  an- 
schliesst,  für  den  des  Berossos  erklärt.  Allein  1)  kann  un- 
möglich die  Meinung  des  Berossos  die  gewesen  sein,  dass  die 
naxQtxic  ßaöUEia,  an  die  der  Palastbau  Nebukadnezars  sich 
anschloss,  in  der  äusseren  Stadt  lagen,  die  nach  ihm  erst 
der  Sohn  erbaut  hat;  2)  befanden  sich  in  diesem  Palaste  die 
hängenden  Gärten,  von  diesen  aber  geben  Diod.  II,  10  und 
Cari  Y,  1,  32  an,  sie  hätten  jtagcc  xriv  äx^onokiv  (super 
arcem)  gelegen,  diese  aber  bildete  nach  Diod.  II,  8  den  inner- 
sten Ring  des  Palastes  auf  der  westlichen  oder  inneren  Seite 
der  Stadt  —  Zeugnisse,  die  man  zu  verwerfen  Bedenken 
tragen  muss,  da  sie  auf  Eleitarchos,  einen  Augenzeugen,  zu- 

T.OüTBOHioD,  Klfllne  Schriften.    3V.  33 


514  VOELESÜNGEN  ÜBBEE  J08EPH0S'  BUECHER 

rQckgehen,  auch  nach  den  besten  codd.  FG  von  den  hängen- 
den Gärten  im  Präsens  gesprochen  wird.     Nach   einem   un- 
abhängigen   Zeugnisse,    dem    des    Dionys.   Perieg.  Y.   10O7 
(▼ielleicht   aaf  Eratosthenes  zurückgehend),   lag  femer    hc 
axQOJioXjil  der  Belostempel,   und  völlig  im  Einklang   damit 
sagt  Ammian  XXIII,  6,  23:  *arcem  enim   antiquissimus   rex 
condidit  Belus';  dass  aber  der  Belostempel,  den  Diod  II,  9 
(aus  Ktesias)  und   Ärrian.  Vll,  17,  1   iv.  fi€6ij  vg  xolsi   er- 
richtet sein  lassen,  anderswo  gelegen  haben  sollte  als  in  der 
Altstadt,  ist  ganz  undenkbar.    Da  nun  nach  Her.  I,  181   auf 
der  einen  Seite  der  Stadt  der  königliche  Palast^  auf  der  an- 
deren der  Belostempel  lag,  so  muss  der  von  ihnen  gemeinte 
Palast  auf  der  Ostseite  gesucht   werden,   ist  also   identisch 
mit  dem  zweiten  der   beiden  von  Diod.  II,  8  genannten  Pa- 
läste,   den   dieser    als   den    weniger    prächtigen    beschreibt. 
Dieser  also  ist  es,  den  die  Inschriften   der  Ziegel  als  einen 
Neabau  Nebukadnezars  ausweisen,  während  der  von  Berossos 
gemeinte   Palast,   den  Nebukadnezar  im  Anschlüsse   an   die 
jcatgi^xa   ßa^Cksia  anlegte,   ein   davon    verschiedener   in    der 
inneren  Stadt  auf  der  Westseite  gewesen  und  als  ein  Theil 
des    von    Diodor    beschriebenen    grosseren    Palastes    anzu- 
sehen   ist.     Die    griechischen    Quellen    sind    somit   alle    in 
vollem  Einklang,  gegen  den  sich  aus  der  ^Standard  inscrip- 
tion   of  Nebukadnezzar'   um    so   schwerer   ein   Gegenbeweis 
führen  lässt,  als  sie  eingestandenermassen  nur  theilweise  sicher 
entziffert  ist.     In  ihr    soll    es  (nach  Rawlinson,   Herodotus 
II  p.  486  f)  heissen:    Hhe  great  palace  Taprati-nisi,  or  *the 
Wonder  of  Mankind';  with  many  Chambers  and  lofty  towers; 
the  high-place  of  Royal ty;   in  the  land  of  Babylon,  and  in 
the  middle  of  Babylon;  stretching  from   the  Imgur-Bel  to 
the  bed  of  the  Shebil,  the  eastern  canal,  from  the  bank  of 
the  Sippara  river  to  the  water  of  the  Yapur-Shapu;  which 
Nabopolassar   my   father   built  with   brick  and   raised   up.' 
Er  sagt  dann  weiter,   er  habe  diesen  Palast  gegen  lieber* 
schwemmungen  geschützt  —  *and  I  finislied  it  completely'; 
er  habe   ihn   mit   Schmuck   versehen   und  zum   Schatzhause 
gemacht.   Weiter  unten  heisst  es  dann  von  einem  Festungs- 


GEGEN  APION.  515 

werk,  das  Nebukadoezar  ausbaute,  Vith  the  palace  of  my 
father  I  connected  it',  was  samrot  dem,  was  dann  folgt,  fast 
wörtlich  mit  der  Stelle  des  Berossos  stimmt,  so  dass  die 
Identität  des  Taprati-nisi  mit  dem  von  Berossos  beschrie- 
benen Palaste  nicht  wohl  bezweifelt  werden  kann.  Man  fol- 
gert aus  der  Erwähnung  des  Bettes  des  Shebil,  des  östlichen 
Canals,  als  Endpunkt,  dass  derselbe  identisch  ist  mit  dem 
auf  der  Ostseite,  dessen  Ziegel  gefunden  sind,  wozu  mir  aber 
die  Ortsbestimmung  „in  der  Mitte  von  Babylon",  was  wört- 
lich mit  der  griechischen  Localisirung  des  Belostempels  iv 
fidötj  rg  noksL  übereinstimmt,  schlecht  zu  passen  scheint. 
Ist  richtig  entziffert,  so  nehme  ich  an,  dass  der  eine  End- 
punkt nach  der  gegenüberliegenden  Mündung  des  Ostcanals 
bestimmt  ist.  Dass  Herodot  auf  der  einen  Seite  nur  den  Be- 
lostempel,  nicht  aber  die  alten,  nach  Diodor  gerade  ansehn- 
licheren ßaöCXsia  erwähnt,  mag  damit  zusammenhängen,  dass 
Xerxes  den  Belostempel  zerstörte  (Strab.  XVI  p.  738.  Arrian. 
VII,  17,  2.  Diod.  XVII,  112),  was  gewiss  auch  den  Ruin  des 
anstossenden  Palastes  zur  Folge  gehabt  hat.'*') 

vnBQulQOVta  avd6tr^fia  xal  xiiv  noXXiiv  ytoXv- 
xikBiav^  fiaxgä  d*  t^foq  iörai  idvztg  i|iyy^irat]  So  vulg. 
Aber  Flor,  hat  i'xaiQfov^  was  ebenfalls  unpassend  ist.  v%kQ 
CUV  %o  yi,\v  ava6%riyLa  Synk.  ^cuius  mensuram  et  pulchritudi- 
nem'  Euseb.  Arm.  Allerdings  steht  v%iQ  tivog  ÖLsk^stv 
(für  negC  XLVog)  bei  Demosthenes;  ein  Anstoss  bleibt  aber 
dann  immer  noch,  indem  dem  fi4v  kein  äd  entspricht,  ^celsi- 
tudinem  illorum  multo  valde  praecedentia'  Int.  Lat,  woraus 
offenbar  die  Lesart  der  Vulg.  durch  richtige  Rückübersetzung 
entstanden  isi  Verstümmelt  steht  in  der  Arch.  mv  ro  fihv 
dvdörtifia.  Die  Lesart  der  Vulg.  genügt  aber  noch  nicht 
allen  Anforderungen:  ävdexri^a  erheischt  noth wendig  einen 
Artikel;  auch  ist  vTCSQalQsiv  rivdj  Jemanden  übertreffen,  oder 
absolut  vnBQaiQBLv^  hervorragen,  ganz  passend,  aber  das, 
worin  man  übertrifft,  hervorragt,  pflegt  im  Dativ  gesetzt, 
nicht  durch  einen  Accusativ  remotioris  objecti  ausgedrückt 
zu  werden.     Bei  Diod.  II,  8  heisst  es:  axQonohv,  ffg  rj  fi^v 

*)  [Vgl.  Flemming  a.  a.  0.  S.  18  f.    F.  B.] 

33* 


516  VORLESUNGEN  UEBER  J08EPH0S'  BÜECHER 

7C€QifLStQog  riv  6tadi(0v  stxo^L,  tb  dh  ft^xog  xal  JtXatog  xijg 
oixodo^cag  vxsQatQOv  tov  (isöov  XBl%ovq  r^i/  xata09cs%n^. 
Das  ist  aus  Eleitarchos,  den  Berossos  sehr  wahrscheinlich 
gekannt  und  berücksichtigt  hat:  sollte  er  sich  nicht  auch 
ebenso  ausgedrückt  haben,  avaötri^a  und  nolvtdJiBtav  von 
vjcsQaiQsiv  abhängige  Accusative  sein?  Ich  denke,  man  er- 
gänzt vor  ava6tri(ia  den  Artikel  to,  der  nach  -ta  leicht  aus- 
fallen konnte,  und  setzt  das  Komma  vor  statt  nach  htsivtovz 
i%t0^€u^  angrenzen,  mit  dem  Genitiv  ist  zwar  ganz  passend, 
kann  aber  ebensogut  absolut  stehen,  Herodot  und  Xenopfa  on 
brauchen  beides.  Man  übersetze:  „einen  anderen  anstossen- 
den  Palast,  der  die  Hoheit  und  viele  Pracht  jenes  übertraft. 

avdöxrifia]  Oft  bei  Diodor  für  Anhöhe,  Körpergrösse, 
endlich  wie  hier  für  Hoheit  XIX,  92  (aus  Hieronymos):  i%wv 
ijSri  ßafSikixov  avaCXTUiM  xal  86l,av  a^iav  fiys^ovCag.  Hier 
scheint  es  noch  etwas  weniger  metaphorisch  von  dem  stolzen 
Emporragen  des  Palastes  gebraucht  zu  sein. 

jtoXXriv]  Der  Int.  lässt  es  unübersetzt,  aber  Synk.  hat 
Xoixriv  (^diversique  generis  magnificentiam'  Euseb.  Arm.), 
und  ebenso  Arch.  Dies  verdient  als  besser  beglaubigt  den 
Vorzug,  um  so  mehr,  da  es  ein  Lieblingswort  des  Berossos  ist. 

fiaxQoc  d'  töcjg  lötai  iav  xig  i^riyf^xai]  So  Flor., 
^quorum  ornatum  exponere  valde  longissimum  est'  Int.  LaL, 
der  aber  nicht  anders  gelesen  zu  haben  scheint.  Aber  Synk. 
vnhq  CDv  ro  filv  avdötrj^a  . . .  ^axgbv  t6(os  i^xai  iav  xig  ii'q- 
yijrat  (^cuius  mensuram . . .  vix  enarrare  quis  potest'  Eus.  Arm.). 
In  der  Arch.  offenbar  paraphrasirt:  Sv  t6  fihv  avaöttnia  . . . 
jtSQL6ebv  t6(Dg  av  stri  kiyaiv.  An  sich  ist  {taxQa  iötc  und 
yiaxQov  iöxL  c  Infin.  im  Sinne  von  ^longum  est'  gleich  gut. 
Die  Verknüpfung  mit  dem  Vorigen  scheint  auf  den  ersten 
Blick  bestechend,  fällt  aber  mit  dem  vtcIq  mv,  das  doch  nur 
aus  vTtsQaiQovxa  entstanden  sein  wird,  und  wird  auch  durch 
das  fi^i/,  dem  kein  dd  entspricht,  ausgeschlossen.  Hält  man 
dagegen  an  der  Lesart  des  griechischen  Textes  fest^  so  ist  der 
Gegensatz  vorhanden,  und  es  begreift  sich,  wie  Josephos  an 
der  einen  Stelle  xc  avdöxrnia  (dies  scheint  hier  vorzuziehen 
zu  sein),  an  der  anderen  xb  ft^i/  dvdöxri^a  sagen  konnte. 


GEGEN  AHON.  517 

jcXiiv  ovxa  y£]  So  Flor,  ^rerum  tarnen  sciendum  quo* 
niam^  etc.'  Int.  Lat.  xkriv  ovxa  ohne  ye  Synk.  ^sed  tantum 
quody  etc.'  Eus.  Arm.  nkriv  o6ov  tä  ^eyaka^  x.  t,  L  Arch., 
woraas  aber  oiGFenbar  jclrjv  o6ov  ovxa  zu  machen  ist.  %krj[v 
o6ov  ist  zulässig,  ebenso  gut  aber  kann  nkriv  allein  einen 
Satz  anknüpfen,  *nisi  quod'.  Eine  solche  Satzanknüpfung 
kann  durch  nkriv  stattfinden,  auch  wenn  n&g^  akXog^  ovdsig 
nicht  vorangegangen  ist.  Hier  liegt  der  Gedanke  zu  Grunde: 
,,man  kaun  unmöglich  Alles  erzählen,  nur  so  viel,  dass  u.  s,  w/' 
Da  die  Parallelstelle  der  Arch.  hier  auch  sonst  viel  kürzt 
und  ändert,  so  verdient  nki^v  allein  den  Vorzug;  ys  ist  aber 
schwach  bezeugt  und  entbehrlich. 

vnBQßokriv  mg  ^€ydka]  So  Flor.,  ijteQßokjj  (leyaka 
Synk.,  *cnm  adeo  artificiosum  mirumque . . .  opus  esset'  Eus. 
Arm.;  *haec  maxima  atque  superba  ultra  credulitatem  rei' 
Int.  Lat ;  einfach  (leydka  unter  Weglassung  alles  Uebrigen 
Arch.  v7C6Qßoki]v  ist  unmöglich;  mit  Recht  ist  im  El.  elg 
vnaQßokriv  geändert:  so  kann  man  sagen  und  auch  {msQßokfj 
(mit  Sjnk.),  „über  die  Massen^^;  da  aber  Synk.  auch  mg  weg- 
gelassen hat,  was  sicher  acht  ist,  so  ist  seine  Lesart  als 
Gorrectur  zu  betrachten.  Elg  vnsQßokriv  mg  ist  ein  Hapax 
legomenon,  welches  sich  Berossos  nach  der  Analogie  von 
vnsQtpvmg  mg  gestattet  hat.  Es  ist  eine  elliptische  Redensart 
{v3C€Qq>vmg  mg  l%Bi\  die  oft  bei  Piaton  vorkommt;  man  sagt 
sonst  nur  noch  ^aviii,a6xmg  mg,  d'avfMcöimg  mg.  Da  der  El. 
keine  fides  hat,  ye  dagegen  überflüssig  ist,  so  ist  wahrschein- 

lieh  r£  in  £C  zu  verwandeln. 

il^iQaig  ddxa  jcdvxs]  So  Flor.  Mit  Vorliebe  wird  von 
altorientalischen  Herrschern  die  Kürze  der  Zeit  hervorgehoben, 
in  der  sie  ihre  grossen  Bauten  vollbracht;  vgl.  die  Inschrift 
des  Sardanapallos  bei  Aristobulos  (ap.  Ath.  XII  p.  530  B  und 
Strab.  XIV  p.  672):  JSagdavdnakkog  6  ^jdvaxwdaQa^Bm  xatg^ 
^Ay%Lak7iv  xal  Tagöbv  ideifiev  fi(iiQri  ftt^.  In  seiner  Inschrift 
bei  Rawlinson,  Herodotus  II  p.  487  soll  sich  Nebukadnezar 
in  der  That  in  Bezug  auf  diesen  Palastbau  rühmen:  ^In 
fifteen  days  I  completed  it,  and  made  it  the  high  place  of 
my  kingdom.'    Nach  allen  diesen  Berührungen  würde  es  gar 


518  VORLESUNGEN  ÜEBEE  JOSEPHOS'  BüECHER 

keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  eben  diese  Inschrift  des 
Berossos  Quelle  gewesen  ist,  wenn  man  sicher  wäre,  dass 
nicht  umgedreht  die  Assyriologen  aus  Berossos  in  die  In- 
schrift hineingelesen  hätten.  Als  flüchtiges  Excerpt  verrath 
sich  die  Parallelstelle  des  Abydenos  bei  Eus.  Praep.  ev.  IX, 
41  p.  457  C  =  Chron.  Arm.  I  p.  55:  Baßvläva  (ilv  heC%Löe 
TQiTcXA  xcQißoXo)  iv  xevTBxaiäsxa  riiidQ7]6L. 

§  141.  SV  dl  totg  ßa6ikaCoig  tovtoig]  Genau  in 
derselben  Reihenfolge  soll  Nebukadnezar  in  der  Inschrift  bei 
Rawlinson,  Herodotus  II  p.  487  nach  Nennung  der  15  Tage 
einen  Bau  erwähnen,  der  sich  auf  die  hängenden  Gärten  zu 
beziehen  scheint:  ^Inside  the  brick  fortification  another  great 
fortification  of  long  stones,  of  the  size  of  great  mountains, 
I  made.  Like  ^Shedim'  I  raised  up  its  head.  And  this  buil- 
ding  I  raised  for  a  wonder;  for  the  defense  of  the  people 
I  constructed  it.'  Sowohl  Diod.  II,  10,  als  Gurt.  V,  1, 32—35, 
die  beide  aus  Kleitarchos  schöpfen,  setzen  die.  hängenden 
Gärten  neben  die  Akropolis,  die  nach  ihnen  auf  der  West- 
seite lag. 

dvakijfi^atd]  d.  i  ein  Aufwurf,  eine  aufgesetzte  Mauer; 
so  Diod.  XVII,  71  (wieder  aus  Kleitarchos)  von  Persepolis: 
xQinXovv  xBl%og^  ov  To  fi€v  ar^cDTOv  ävaki^fifLata  xoXvdanavm 
xats6X6va6to, 

avaXi^li^ara  lid^Lva]  Scaliger  zu  den  Fragm.  Gr.  p.  13 

erläutert  dies  aus  Curtius  (mit  welchem  Diodor  zu  yergleichen 

ist:  i0ti  ä'  6  TtagaÖHöog  r^i/  fiiv  nXevQocv  iotaörtiv  xagextsi- 

vor  sig  xixxaQa  nki^Qa^  xrj^  61  ngoößaövv  OQSivijv  xal  rag 

olxodofiiag  aXXag  i^  akXtov  ^;|^aii/,  &6xb  xr^v  xgoöoi/Lv  slvai 

^ettXQOELdij.   imo  öh  xatg  xaxa6XBva6^ivaig  avaßa666iv  x.  r.  A.): 

Diod.  Cart. 

insid''  ot  iilv  zoixoi  itoXvtilms  rioq>a'  quippe  XX  (pedes)  lati  pa- 

Xiaiiivoi  (eo  die  besten  Handschriften)  rietes    sustinent,    XI    pedam 

TO  näxog  bI%ov  nodav  eC%oot  dvo,  tmv  intervallo  distantes. 
d'  i^odav  (schreibe  mit  D  dl  die^odav) 
indarrj  ro  nXdxog  dina. 

Diod.  Curt. 

Tag  d'  OQOtpag    xaTCtfTcyaCoy    K&ivai,       saxo  pilae,  qnae  totom  onus 
doxo^,  TO  ^\v  ^^xog  avv  tuig  imßoXccig  sustinent,  instmotae  sant,  so- 


GEGEN  APION.  619 

ixovaai  nodmv  1e|  %al  di^a^  to  d%  nid-   per     pilas     lapide     qnadrato 
xog    Tsaadgmv,    to    d*   inl   Tat^    doyioig   (wohl  eine  Nachlässigkeit  des 
OQOtpoafia  ngatov  fihv  elxsv  vns<fzoaft,ivov   Cnrtins)  solnm  Stratum  est. 
%älafAOv  ftsxä  jeoXlijg  da(pälTOv,  fi,etd  dh 
ravta  nXCv^ov   onxriv  diuXf^v   iv  yv^ca 
dsds(iJvriv,  xQkriv  d'  int-ßoliiv  (so  FG) 
idsx^''^  I^^Xvßdg  aviyag. 

avüixodofiijöas  xal]  ^heuBO  Sjnk.^  avcDXodofiTjös  Arch,, 
wohl  eine  unwillkürliche  Glättung  der  durch  Häufung  von 
Partieipien  unerträglichen  Diction. 

aTCoSovg]    ^reddens',  wie  Int.  Lat.  richtig  wiedergiebt. 

&7todovg —  xata<pvr€v6ag  —  i^SLQydöatd]  d.  i.  „als 
er  so  ein  bergähnliches  Aussehen  geschaffen  hatte^  bearbeitete 
er  sie,  nachdem  er  sie  mit  allerlei  Bäumen  bepflanzt  hatte^^ 
—  abscheulich,  und  man  könnte  durch  Einschaltung  eines 
di  vor  Siv8QB6i  leicht  abhelfen.  Allein  wir  haben  kein  Recht, 
so  zu  glätten:  dem  Berossos  ist  als  etwas  für  ihn  Charakte- 
ristisches die  unbeholfene  Agglutinirung  von  gehäuften  Parti- 
eipien zu  belassen.  Sicher  ist  durch  die  Arch.,  dass  Josephos 
so  gelesen  hat. 

il^si(fya6a%o\   „ bearbeiten *',  vom  Acker,  y^v,  itoQovg, 

trjv  yvvatxa  avtov]  die  Mederin  Amuhean  (d.  i. 
!^ftvi?ng),  Tochter  des  Ajdahak  (^AötvdyriQ^  wohl  verschrieben 
aus  'j4örtßciQi^g),  nach  Polyhistor  aus  Berossos  bei  Euseb. 
Ghron.  Arm.  I  p.  44  Die  Sache  wird  ganz  ebenso  von  Diod. 
und  Gurt,  (aus  Kleitarchos)  erzählt: 

Diod.  Curt. 

vnaQxsi  (so  FG)  dl  neu  o  ngsfuiaxog  Syriae  regem  Babylone  re- 
naXovfiBvog  nijnog  .  ,  ,  ov  Zs^igdfiiSog^  gDantem  hoc  opus  esse  moli- 
uXXd  xivog  vaxsQOv  Zvqov  ßaaiXimg  %axa-  tum  memoriae  proditum  est, 
onevdoavTog  %dqiv  yvvuvnog  nciXXa%rig,  amore  coniagis  victum,  quae 
xuvxT}^  ydg  tpaaiv  ovaav  x6  ysvog  TleQ-  desiderio  nemorum  silvaram- 
aldcc  xal  xovg  iv  xoCg  OQsai  Xetfimvag  que  in  campestribus  locis  vi- 
ini^rixovoav  d^imaai  xov  ßaaiXia  (iifirj-  rum  conpulit  amoenitatem  na- 
aaad'ai.  dia.  xr^g  xov  q>vxovQye£av  q>tXo-  turae  genere  huius  operis  imi- 
tsxvCag  xriv  xr^g  ÜBQaiSog  x^Q^9  ^^o-  tari. 
trixa. 

Mit  Berossos  stimmt  Kleitarchos  genau  überein  {%akXa- 
Tcfig  wird  ungenaues  Referat  des  Diodor  sein).  Dass  er  sie 
falschlich    eine  Perserin   nannte,   scheint  darauf  zu  führen. 


520  VORLESUNGEN  UEBEE  JOSEPHOS'  BüECHER 

dass  er  die  Geschichte  bei  einem  Logographen  (nicht  Ktesias) 
vorfand  und  dort  unter  „Meder''  nach  älterem  Sprachgebrauche 
„Perser''  gemeint  glaubte.  Diese  medische  Konigin  ist  sicher 
identisch  mit  der  ywri  Mi^dsia  täv  ixsLvg  not  aQxovffUj 
der  Philostr.  Vit.  Ap.  I,  25^  1  statt  der  Semiramis  die  grossen 
Bauten  von  Babylon  zuschreibt,  vielleicht  auch  mit  der  Mi^- 
dsta  Yvvri  ßaöilicjg  bei  Xen.  Anab.  III,  4,  11. 

6Qeiag\  Durch  Fehler  der  Aussprache  hat  Sjnk.  ogCag, 
vielleicht  las  so  auch  Int.  Lat.  und  rieth  deshalb,  weil  er 
es  unverständlich  fand,  auf  ^huiusmodi'.  In  der  Parallelstelle 
der  Arch.  oixeiag'^  aber  es  musste  doch  irgendwie  angedeutet 
werden,  dass  sie  aus  einem  Berglande  stammte. 

diad'iöBwg]  „Lage^;  Josephos  pflegt  es  in  der  Bedeu- 
tung „Gemüthsstimmung'';  die  man  Jemandem  gegenüber  hat, 
zu  gebrauchen. 

tsd'Qanfidvriv]  So  Synk.  und  Int  Lat.  (^nutritam*); 
Eus.  Arm.  (^utpote  . . .  educata  fuerat')  braucht  nicht  anders 
gelesen  zu  haben.  Aber  Arch.  hat  äg  rsd'Qa^fiivriv;  cSg  ist 
offenbar  nur  Dissographie  der  letzten  Silbe  von  dtad'iaefög. 

xata  tr^v  Mr^diav]  Der  Artikel  fehlt  bei  Synk.  und 
in  der  Parallelstelle  der  Arch.  Da  die  Sache  von  Berossos 
schon  einmal  erwähnt  war,  ist  der  Artikel  gerechtfertigt 
Synk.  hat  Mi^dsiav,  was  Dindorf  zu  p.  418,  6  ausdrücklich 
verwirft.  In  Wahrheit  ist  die  Form  Mi^dsta  nur  in  den 
meisten  Texten  (den  von  Xenophons  Anabasis  und  von 
Theophrast  ausgenommen)  von  den  Herausgebern  mit  eiserner 
Consequenz  der  besten  Bezeugung  zum  Trotz  ausgemerzt 
worden.  Herodot  sagt  stets  ^  Mridcxii  xci^rj  (I,  103.  110. 
VII,  20)  oder  yrj  fi  AfiydtxiJ  (IV,  12)  oder  bloss  tj  MijtJtxij 
(I,  104.  m,  92.  IV,  1.  VI,  84  Vn,  40).  Der  letzteren  Form 
bedienen  sich  auch  Polyän.  IV,  3,  32  in  einer  aus  dem  Per- 
sischen übersetzten  Urkunde  (wohl  aus  Deinon),  Philostrat 
Vit.  Apoll.  I,  24,  1.  n,  2,  2  und  Petrus  Patricius  fr.  14  ap. 
Müller.  IV  p.  189  (aus  dem  Fortsetzer  des  Dio).  Xenophon 
scheint  in  der  Kyrupädie  zwischen  rj  MriSixti  (I,  4,  17)  und 
MriSia  (11,  1,  1)  zu  schwanken.  Die  Form  MriSla  scheint 
bei  folgenden  Schriftstellern  festzustehen  (wobei  freilich  zu 


GEGEN  APION.  521 

bedenken  ist,  dass  mehrere  darunter  in  nicht  gereinigten 
Texten  vorliegen  und  die  Form  Mi^daa,  weil  man  auf  sie 
nicht  achtete,  oft  fibersehen  oder  auch  stillschweigend  in 
Mridla  verwandelt  sein  kann),  Aristoteles,  Pseudo-Aristoteles 
nsgl  d^avfLaöiayi/  axovöfidtov^  die  LXX  im  Buche  Tcaßit  (ah 
zwei  Stellen,  nur  1,  14  bietet  wenigstens  der  cod.  Friderico- 
Augustanus  Mr^Ssiag),  Apollodor  in  der  BißXiod"iixrij  Diodor 
(wenigstens  11,  33  und  sonst  in  den  auf  Ktesias  zurückgehen- 
den Partieu,  desgleichen  XIX,  20,  wo  er  aus  Hieronymos 
YOQ  Kardia  schöpft;  aber  XIV,  22,  welche  Stelle  aus  Ephoros 
geflossen  ist,  wird  aus  den  Handschriften,  darunter  der  besten 
Coislin.  A,  MridaCag  überliefert),  Isidor  von  Charax  (dreimal 
in  den  üeberschriften  und  viermal  im  Texte;  nur  §  4  ap. 
Müller,  Geogr.  Gr.  miu.  I  p.  250  hat  wenigstens  die  eine  der 
beiden  Handschriften,  Paris.  A,  Mrjdeia)^  Strabon  (nach  den 
massgebenden  Handschriften  der  Bücher  X — ^XVH;  I  p.45.  48. 
60  hat  die  beste  Handschrift,  Paris.  A,  stets  die  Dissographie 

dia 
Mrideia),  Josephos  in  der  Jüdischen  Archäologie  (IX,  12, 13), 

Arrian,  Appian,  die  diayvmöiQ  tTJg  iv  tij  e^paCga  y€oyQag>iagj 
die  als  Anhang  des  Agathemeros  betrachtet  zu  werden  pflegt, 
Aelian.  N.  A.  Y,  42  (aber  nur  hier,  wo  er  aus  irgend  einem 
Verfasser  von  MekvtovQyixci  zu  schöpfen  scheint),  Cassius 
Dio  (an  vier  Stellen,  während  XXXIX,  56  MriSslag  die  Les- 
art der  Handschriften  zu  sein  scheint),  Herodian,  Dexippos 
ap.  Phot.  cod.  82,  Joannes  Lydos.  Dagegen  haben  bei  einer 
Reihe  anderer  Schriftsteller  die  besten  Handschriften  die 
Form  M'qdsia  {MrideCa  ist  nirgends  beglaubigt),  für  welche 
Hutchinson  zu  Xen.  Anab.  I  p.  71,  Wesseling  zu  Diod.  XIV, 
22  und  Kühner  zu  Xen.  Anab.  I,  7,  15  vergeblich  eingetreten 
sind:  Ktesias  in  dem  Citate  bei  Steph.  Xav(ov  (nach  cod. 
Rehdig.);  Xenophon  in  der  Anabasis  II,  4,  27.  VH,  8,  25 
nach  allen  guten  Handschriften,  wozu  noch  die  I,  7,  15.  H, 
4,  12  über  ro  MriÖsCag  xakovfisvov  tstxog  kommen  (was  ich 
wegen  der  HI,  4,  11  erwähnten  M^8sia  ywri  ßa6iXdmg  eher 
mit  „Mauer  der  Medeia'^  übersetzen  möchte),  desgleichen  in 
den  Hellenika  H,  1,  13  (wo  alle  Handschriften  mit  Ausnahme 


f 


522  VOKLESÜNGEN  ÖEBER  JOSEPHOS*  BÜECHER 

des   unbedeutenden   Paris.  B^   MtiSeiccg   bieten);   Theophrast 
nach  der  einstimmigen  Ueberlieferung  bei  Schneider  an  zwei 
Stellen  des  Werks  de  causis  plantarum  und  drei  der  Historia 
plantarum   (nur  lY^  4,  1  haben  die   Handschriften  Mridüi), 
und    Mr^Saia  hat   auch   Aelian.  N.  A.  XV,  26   in   einer   aus 
Theophrast  geflossenen  Stelle;  bei  Polybios  ist  Mrjdsia  erst 
von  Schweighäuser,  dem  Hultsch  gefolgt  ist,  überall  aus  dem 
Text   geworfen  worden  gegen  das  einstimmige  Zeugniss  der 
Handschriften,  es   wird  an  neun  Stellen   des  V.  Buchs  von 
allen  Codices,  unter  denen  auch  der  beste,  Vat.  A,  ist,  an  einer 
des  X.  wieder  von   allen,    darunter  auch    dem    hier   besten, 
Urbin.  P,  sichergestellt:    nur  V,  44,  11    hat  Vat  A  Mtidia 
ohne   Accent,    Urbin.  F   Mi^dia,   die    übrigen  Handschriften 
Mi^deia,  und  X,  27,  1  steht  Mt^dia  im  Texte,  ohne  dass  eine 
Variante  angemerkt  wäre;  Agatharcl^des  de  mari  rabro  ap. 
Phot.  cod.  250  p.  453  b  30   (nach  dem  massgebenden   Mar- 
cianus  A);  Josephos  im  Jüdischen  Krieg  VH,  7,  4  (wo  Card- 
well zwar  Mfidiav  im  Texte  hat,  aber  aus  der  besten  Hand- 
schrift, Paris.  1425,  Mridsiav  anmerkt);  Polyänos  hat  Mridslag 
IV,  6,  11  nach  mehreren  Handschriften,  und  IV,  6,  14  nach 
allen*)  (beide  Stellen  gehen  auf  Hieronymos  von  Kardia  zu- 
rück);   bei  Ptolemäos  haben    die  drei  besten  Handschriften 
Paris.   B,   Paris.   E    und    Pal.  I   an    nicht    weniger    als    elf 
Stellen  Mrdsia,   und  an  einer  zwölften  (V,  13,  3)  wird  zur 
Texteslesart  Mridta  wenigstens  aus  Pal.  I  ¥on  Wilberg  die 
Lesart  MriSsCa  angeführt,  so  dass  schwerlich   etwas  darauf 
zu  geben  ist,  dass  VIII,  19,  2.  21,  1.  7,  für  welche  Partien 
jei\e  drei  Handschriften  nicht  verglichen  sind,  MrjÖia  gelesen 
wird;   Stephanos  von  Byzanz  wechselt,  vermuthlich  je  nach 
seinen  Quellen:    MriSla  hat  er   s.  v.  Mrjöia  (aus  Hekataos), 
ebenso    s.    vv.    BaQi^vri,    'Exßdtava,    femer    s.    vv.    Fa^axa. 
0Qda67Cas  die  beide  aus  des  Asinius  Quadratus  ITaQd'VTcd  ge- 
flossen  sind   (doch   hat  an   letzterer   Stelle   wenigstens  Cod. 
Voss.  Mtideiag),  viel  häufiger  dagegen  ist  die  Form  M^Ssia^ 
die  freilich  nirgends  vor  Meinekes  Augen  Gnade  gefunden 
hat,  s.  V.  XavfQv  (aus  Ktesias),  s.  v.  KaQ8ov%oi,  (aus  Xeno- 

*)  [Der  FlorentinuB  liest  nach  Melber  beidemal  MriSCag,    F.  B.] 


GEGEN  APION.  523 

phon)  und  s.  vv.  ^AQ6axla,  ^AxQonaxia.  Bayiöxava.  Zofißig. 
Aao8lx£ia,  Mayoi.  *Paya.  An  allen  diesen  Stellen  ist  sie 
darch  den  besten  Codex  Rehdigeranus  bezeugt.  Diese  Form 
Mi^dsia  ist  ganz  identisch  mit  dem  der  Heroine,  die  nach 
Strab.  XI  p.  526  dem  Lande  den  Namen  gegeben  haben  soll, 
und  daher  gewiss  recht  alterthümlich;  sie  steht  ebenso  neben 
Mj^Sia,  wie  die  seltnere  Benennung  des  Volkes  My^Seioi  neben 
MijdoL^  s.  Eustath.  ad  Dionys.  Perieg.  V.  1017:  ort  ol  M^dot 
xal  Mi^ÖHOt  Xiyovxav  jCQOJtaQo^movog ,  xa^aitsQ  ol  nag^ 
'OinqQp  KrixsiOL  und  die  Dichterstellen  Simonides  in  Anthol. 
Pal.  VII,  301,4;  Pindar.  Pyth.  I,  78  (mit  Böckhs  Anm.). 
Während  Mijdog  vom  persischen  Nom.  Mäda  gebildet  ist, 
daraus  mit  gewohnlicher  griechischer  Ableitungssilbe  Mridia^ 
ist  MriÖBia^  Mrideioi  vielleicht  aus  dem  persischen  Locativ 
Mädaiy  entstanden,  wie  das  hebräische  Mädai. 

Cap.  XX. 

§  142.  ovxog  [6x6gri6s]  ovxtog  [öx6(^X€  Flor.,  oikog 
wird  durch  Int.  Lat.  und  Eus.  Chron.  Arm.  I  p.  69fiF.  be- 
stätigt, und  aus  dem  6  Bfigmööbg  IöxoqeX  des  Synk.  (der  p.  418, 
7  ff.  noch  den  ersten  Abschnitt  bis  igya  '^avSäg  ysyQaq>66i 
paraphrastisch  wiedergiebt)  lässt  sich  nicht  beweisen,  dass 
er  anders  gelesen  hat.  Hiernach  erweist  sich  tyvxog  als  blosse 
Conjectur  der  Vulg.,  jedoch  als  eine  richtige,  da  die  Person 
des  Autors  irgendwie  wieder  in  Erinnerung  gebracht  werden 
musste,  nachdem  ein  so  langes  Gitat  eingeschoben  worden 
war.  Dagegen  ist  [6x6^x^66  ganz  unpassend,  das  Perfect 
texoQfiics  allein  richtig. 

TtolXic]  TCletöxa  Euseb.  Arm.  und  Synk.,  aber  Int.  Lai 
tritt  f&r  TColXd  ein. 

xal  TColXcc  JCQog  xovxotgy  d.  i.  über  Nebukadnezar. 
Die  Vergleichung  des  mit  Berossos  so  nahe  verwandten 
Abydenos  (Eus.  Praep.  ev.  IX,  41  p.  457  C  =  Chron.  Arm. 
I  p.  55)  macht  es  wahrscheinlich,  dass  auch  Jener  hier  die 
Anlegung  der  Canäle  Narmalikas  und  des  neuen  bei  Akra, 
die  des  Bassins  von  Sippara,  die  Eindeichung  der  Ufer  des 
Erythräischen  Meeres  und  die  Erbauung  von  Teredon  erwähnt 


524  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS*  BUECHEE 

hatte.  Also  nur  von  den  Bauten  des  Königs  war  die  Bede, 
nicht  ein  Wort  über  seine  grossen  Eriegsthaten  nach  denen 
des  Jahres  seiner  Thronbesteigung.  Dies  gilt  gegen  Movers, 
Phönizier  II,  1  8.  431.  Das  chaldäisclie  Geschichtswerk  trug 
also  genau  denselben  Charakter  wie  die  Inschriften  dieses 
Königs,  die  nur  von  seinen  Bauten  handeln,  ohne  sonstige 
historische  Aufschlüsse  zu  geben  (s.  Schrader,  Die  Keil- 
inschriften und  das  Alte  Testament  S.  235)*).  Auch  die 
babylonischen  Nachrichten,  die  dem  Herodot  zu  Gebote  stan- 
den, wissen  von  vielen  Königen  zu  erzählen,  ot  t&  xaixaa  ts 
ijcax66fLri0av  xal  %a  tgd  (I,  184). 

totg  ^EXXrjvLXotg  0vyyQaq)6v6Lv]  Ktesias  (bei  Diod. 
II,  7),  Deinen  (bei  Just.  I,  2,  7)  und  Kleitarchos  (bei  Gurt 
V,  1,24). 

vxo  ZJs^iQci^soDg  trjg  ^A66vQlag\  Im  zweiten  Buche 
hatte  cyr  ihrer  an  der  Spitze  der  Dynastie  gedacht,  die  1272 
V.  Gh.  die  Herrschaft  über  Babylon  erlangte  (Polyhistor  ap. 
Eus.  Ghron.  I  p.  40). 

%a  d'aviidöia  .  .  .  nagl  avxriv  .  .  .  igyft]  Die  Mauern 
werden  der  Semiramis  zugeschrieben  von  Diod.  II,  7 — 8  (aus 
Ktesias  und  Kleitarchos)  und  Gurt.  V,  1,  25—27  (aus  Klei- 
tarchos); der  Königspalast  von  Diod.  11,  8  und  Gurt.  V,  1,  31 
(beide  aus  Kleitarchos);  die  hängenden  Gärten  von  Jemandem, 
gegen  den  Diod.  11,  10  polemisirt  (wohl  Ktesias,  den  Klei- 
tarchos widerlegte);  das  Becken  von  Sippara  von  Diod.  11,9 
(aus  Ktesias).  Abydenos  (ap.  Eus.  Arm.  I  p.  56)  erinnert 
bei  dieser  Gelegenheit  daran,  dass  die  hängenden  Gärten  von 
den  Griechen  unter  die  sieben  Weltwunder  gerechnet  wurden. 
An  diese  ist  bei  den  d-avfidöLa  iQya  von  Berossos  wohl  ganz 
besonders  gedacht,  und  vermuthlich  kam  hier  dieser  polemische 
Excurs  vor:  er  wird  aus  der  Beziehung  der  medischen  Königin 
zu  diesem  Bau  die  Entstehung  jener  Fabeln  erklärt  haben. 
Da  also  die  Stelle  sich  an  die  zuletzt  wörtlich  mitgetheilten 
Worte  unmittelbar  angeschlossen  haben  wird,  so  ist  es  wahr- 

*)  [S.  862  der  2.  Aufl.,  wo  es  aber  statt,  wie  in  der  ersten,  ,,Alle 
diese  .  .  .  Inschriften**  heisst  „Weitaus  die  Mehrzahl  dieser  Inschriften". 
F.  B.] 


GEGEN  APION.  525 

scheinlich,  dass  Josephos  sie  ebendaher  entnahm,  d.  i.  aus 
dem  Originalwerke  des  Berossos  selbst. 

§  143.  ygaq)riv]  So  vulg.,  aber  Flor,  hat  avayQa- 
9)171/,  was  aufzunehmen  ist.  So  heisst  allerdings  eine  von 
Staats  wegen  gemachte  Aufzeichnung,  eine  Urkunde.  I,  19 
hatte  er  den  Berossos  über  die  Sintfluth  tatg  &Qxai,otataiq 
avayQatpatg  folgen  lassen,  und  konnte  recht  gut  insinuiren 
(im  Ganzen  auch  mit  Recht),  dass  Berossos  die  heimischen 
Urkunden  wiedergebe,  sein  Werk  diesen  also  gleichzuachten 
sei.  Für  seine  ganze  Beweisführung  kommt  ihm  hierauf 
viel  an.  Ausser  allen  Zweifel  wird  die  Richtigkeit  von  ava- 
yQaqyqv  dadurch  gesetzt,  dass  mit  diesen  Worten  der  Ab- 
schnitt abschliesst,  den  er  oben  mit  den  Worten  Xi^m  ds  vvv 
iqdri  xa  naqa  XaXSaCoig  avayayQa^yi^iva  xal  [aroQovfieva 
Jtsgl  fjfiäv  angekündigt  hatte.  Auch  das  ist  nicht  unabsicht- 
lich, dass  er  den  Auszug  aus  Berossos  bis  zu  der  polemischen 
Stelle  gegen  die  griechischen  Schriftsteller  herabgeführt  hat; 
es  ist  derselbe  Grund,  aus  dem  I,  14  §  73  die  Polemik  Ma- 
nethos  gegen  Herodot  berührt  war:  die  geringe  Glaubwürdig- 
keit, welche  den  Autoritäten,  die  den  über  alle  barbarische, 
also  auch  jüdische  Ueberlieferung  so  geringschätzig  denken- 
den Griechen  als  die  höchsten  galten,  von  besser  unterrich- 
teten einheimischen  Historikern  gezollt  werde,  soll  dem  Leser 
zu  Gemüthe  geführt  werden. 

totg  aQxsCoig  täv  0oivix(ov}  Besonders  das  Archiv 
von  Tyros,  von  dem  I  17  §  107.  111  die  Rede  gewesen  war. 

or«  xal  triv  UvQiav  x.  r.  A.]  ott  ist  nicht  mit  xav 
totg  cLQiBloig  täv  Ooivixav,  sondern  mit  totg  imo  BriQoiöov 
Xeyofidvoig  zu  verbinden;  denn  aus  dem  Folgenden  sieht  man, 
dass  nur  ein  Rückschluss  des  Josephos  aus  der  dort  er- 
wähnten Belagerung  von  Tyros  vorliegt  Dies  gilt  gegen 
Movers,  Phönizier  11,  1  S.  432. 

§  144.  0iX66tQatog]  Genauer  ist  das  Citat  bei  Jos. 
Arch.  Jud.  X,  11,  1:  Kai  ^loxXijg  {odLxlijg  Reg.  a.)  d'  iv  t^ 
dsvtdQcc  tmv  IIsQöixäv  iivrifJLovsvsL  tovtov  tov  ßaöiXdog 
(dieses  Citat  fehlt  hier  ganz),  xal  0LX66t(fatog  iv  tatg  *Iv' 
dixatg  (so  wohl  aus  dem  vorhergegangenen  Citate  der  *Ivdixd 


526  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

des  Megasthenes  verschrieben:  ich  emendire  ISuuxig^  d.i.  Special- 
geschichten  der  einzelnen  phönicischen  Städte)  Tial  Ooi^vixixatg 
lötogiatg  ort  (ich  schreibe  ort  r^)  ovtog  6  ßaötXsvg  ixoXto^ 
xrjes  TvQov  it€6i  tQi6l  xal  ddxa^  ßäöilevovrog  Tcat*  ixetvoMf 
tov  xatQov  ^Id'foßaXov  tijg  Tvqov.  Aus  Zerstreutheit  identi- 
ficirt  ihn  Yossius,  De  historicis  Graecis  p.  280  mit  Philostratos 
von  Tyros,  dem  Verfasser  des  Lebens  des  ApoUonios,  der 
unter  Severus  schrieb:  man  sieht  daraus  nur,  dass  der  Name 
ein  bei  den  hellenistischen  Phoniciern  beliebter  war. 

f^g  TvQov  xoki.OQXLag]  Dass  diese  durch Nebukadnezar 
erfolgte,  müssen  die  Leser  errathen:  wir  und  Josephos  wissen 
es  freilich  aus  Ezechiel  26,  7.  29,  18,  bei  seinen  Lesern 
konnte  er  eine  solche  Kunde  nicht  Yoraussetzen;  ausdrücklich 
wird  es  erst  I,  21  §  156  gesagt:  ial  El^mßakov  xov  ßaöiXiag 
ixoXiOQXijös  Naßov%o6ov66oQog  xriv  Tvqov  ix  srrj  Sixa  TQÜiy 
Worte,  die  der  Fortsetzung  des  Citats  aus  Philostratos  in 
der  Archäologie  entsprechen.  Beides  führt  darauf,  dass  Jo- 
sephos das  Citat  nicht  direct  aus  Philostratos,  sondern  aus 
einem  anderen  Schriftsteller  entnahm,  bei  dem  von  dieser 
Belagerung  vorher  bereits  die  Rede  gewesen  war,  und  aus 
dem  des  Josephos  Excerpte  hier  abbrechen  und  weiter  unten 
mit  dem  chronologischen  Abrisse  wieder  beginnen. 

iv  ratg  [fStogCaig  [isiivriiisvog']  Das  Komma  nach 
tötoQCaig  ist  zu  tilgen.  Beides  gehört  eng  zusammen. 

xal  Msyttöd-evr^g]  Parallelstelle  Arch.  X,  11,  1:  xal 
Msyaöd'dvrig  dh  iv  tfj  retaQtrj  täv  ^Ivdcxäv  fivrifiovsvei  avtäv 
(schreibe  avtov)^  dt'  r^g  anotpaCveiv  TtsiQoxai  rotnroi/  rov 
ßaevXia  ty  avdgsCa  Ttai  xA  fieyid'ei,  täv  jCQal^scov  vjcsgßeßf^' 
xoxa  xov  ^Hgaxkia'  xaxaexgi'^faö^ai  yäg  avxov  qyqfSi,  Aißvf^g 
x^v  nokkr^v  xal  ^Ißr^gCav,  Also  genau  ebenso  wörtlich  wie 
in  den  Stellen  des  Berossos,  deren  Wortlaut  er  zu  geben 
beansprucht,  nur  dass  er  in  der  Arch.  den  in  der  nachatti- 
schen Zeit  minder  üblichen  Ausdruck  SiatpigBw  xivog  vtyt, 
„sich  Tor  Jemandem  durch  etwas  auszeichnen^',  durch  einen 
geläufigeren  ersetzt  hat,  wie  er  das  gelegentlich  auch  im 
Texte  des  Berossos  that.^)     Das  macht  es  sehr  wahrschein- 

1)  Megasthenes  selbst  scheint  sich  des  Ausdrackes  Bvdomfi^accrfu 


GEGEN  APION.  527 

lieh,  dass  Josephos  das  Gitat  nicht  direct  aus  Meg^sthenes 
abgeschrieben ;  sondern  anderswoher  entlehnt  hat.  Zu  dem- 
selben Resultate  fährt  der  Umstand,  dass  auch  hier  wie  in 
den  Auszügen  aus  Berossos,  Abydenos  in  der  Schrift  IIsqI 
^jiöövQÜDv  mit  Josephos  parallel  läuft,  ap.  Euseb.  Praep.  ev. 
IX,  41  p.  456  D  (=  Chron.  Arm.  I  p.  58):  Mayaö^ivrig  da 
qyri6i  NaßovjcoÖQoaoQOv  'HgaxXdovg  alxi,fi(6t£Q0v  ysyovora  i%i 
TS  Aißvri^v  Tioi  ^Ißf^Qcriv  örgaravöat*  tavtag  dl  xsiQ(o6d^€vov 
ax63aff(iov  avtscov  aig  xa  dai^ia  rov  IIovxov  xarotxiöac. 
Denn  es  ist  sehr  unwahrscheinlich,  dass  unabhängig  von 
einander  Josephos  und  Abydenos  der  entlegenen  Stelle  eines 
gar  nicht  ad  hoc  über  Nebukadnezar  schreibenden  Schrift- 
stellers über  Indien  sich  erinnert  und  diese  an  derselben 
Stelle,  nach  Auszügen  aus  Berossos,  citirt  haben  sollten.  Da 
Abydenos  auch  sonst  (z.  B.  in  dem  Citat  aus  der  Sibylle) 
mit  Alexander  Polyhistor  parallel  geht,  so  wird  er,  und  folg- 
lich auch  Josephos,  aus  diesem  geschöpft  haben.  Bei  Poly- 
histor ist  eine  Bekanntschaft  mit  Megasthenes  um  so  sicherer 
vorauszusetzen,  als  er  auch  ^IvScxd  schrieb  (fr.  95  bei  Müller 
III  p.  236).  Ausserdem  ist  uns  die  Stelle  auch  noch  direct 
aus  Megasthenes  bei  Strab.  XV  p.  687  erhalten  (Arrian.  Ind. 
5,  4,  der  dieselbe  Stelle  ausschreibt,  hat  gerade  den  Passus 
über  Nebukadnezar  ausgelassen);  beide  waren  durch  Erato- 
sthenes  auf  die  Wichtigkeit  des  Megasthenes  aufmerksam 
gemacht  worden.  Jener  sagt:  NaßoxoÖQoöOQov  8\  rov  naQoc 
XakSaloig  avSoxi(i7J6avta  'HgaxXdovg  (laXXov  xal  aayg  EtriXäv 
iXdaat.  fi^XQi  filv  Sil  SavQO  xal  Tadgxayi/a  dtpixaö&cci  (der 
Aethiope,  von  dem  vorher  die  Rede  gewesen)*  ixatvov  dl 
xal  ix  rrjg  'IßtiQiag  alg  tr^v  0Qax'qv  xal  rov  Tlovxov  ayayalv 
XTjy  6tQati,dv. 

iv  ty  rardgrif]  C.  Müller  zu  Fragm.  hisi  Gr.  II 
p.  399  vermuthet  aus  der  Oekonomie  des  Werks  des  Mega- 
sthenes, die  sich  durch  Yergleichung  des  Diodor,  Arrian  und 

^HQamXiovg  iialXov  bedient  zu  haben;  denn  so  ist  in  der  gleich  anzu- 
führenden Stelle  des  Strabon  zn  verbinden,  und  desgleichen  Naßoxo- 
ÖQoaoQov  Tov  ^ra^a  Xaldaioig,  nicht  aber  tov  naqa  XaXdaCoiq  svdoTiir- 
{i^^aavta  ^HffanXiovg  fiäXlov,  was  ohne  die  Parallelstellen  näher  läge. 


^   I 


528  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

Strabon  ziemlich  sicher  herstellen  lässig  dass  für  iv  v^  d'  zu 
emendiren  sei  iv  r^  SevtsQa,  und  dass  die  Indika  des  Me- 
gasthenes  überhaupt  nur  drei  Bücher  gehabt  hätten.  Obgleich 
ich  im  Einzelnen  mit  seinen  Ansichten  über  die  Yertheiluiig 
des  Stoffs  nicht  YöUig  übereinstimmen  kann,  hat  er  doch  in 
diesem   Punkte   unzweifelhaft   Recht.    Von    den   drei    Bach- 
citaten,  die  wir  haben,  entspricht  unseres  (fr.  23)  der  Stelle 
bei  Strab.  XY  p.  686,  fr.  28  bei  Athenaeos  aus  dem  zweiten 
Buche  über  die  Mahlzeiten  der  Inder  Strab.  XV  p.  709,  fr.  41 
bei  Clemens  aus  dem  dritten  Buche  über  die  Dogmen   der 
Brachmanen  (welches  schon  dem  Wortlaut  nach  nicht  aus  der 
Stelle  genommen  sein  kann,  wo  von  der  Easteneintheilung 
und  den  Brachmanen  ad  hoc  die  Bede  war,   wie  0.  Müller 
meint)  Strab.  XY  p.  713.     In  dem  Abrisse  bei  Diodor,  der, 
weil   nur  Megasthenisches  enthaltend,  auch  die  Reihenfolge 
am  Treuesten  bewahrt  haben  wird,  entspricht  die  erste  Stelle 
dem  Anfange  von  II,  38,  die  zweite  dem  Ende  von  II,  42, 
die  dritte  fallt  in  die  Auszüge  bei  Strab.  XV  p.  710-714, 
von   denen  weder  Arrian  noch  Diodor   eine   Spur   bewahrt 
haben.     So  sehr  auch  Arrian  und  noch  viel  mehr  Strabon 
sich  im  Einzelnen  von  der  Reihenfolge,  die  Diodors  Erzäh- 
lung einhält,  Abweichungen  erlauben,  so  stimmen  doch  im 
Ganzen  und  Grossen  alle   drei  darin  überein,  dass  erst  das 
Geographische,  dann  die  älteste  Geschichte,  die  Verfassung 
und  die  Sitten  und  Gebräuche  der  Inder  abgehandelt  werden. 
Dies  genügt,   um,    da  das  Fr.  28  über   die  Mahlzeiten  der 
Inder  aus  dem  zweiten  Buche  ist,  die  Unmöglichkeit  unseres 
Citats  nachzuweisen  und  folgende  Oekonomie  als  die  wahr- 
scheinlichste hinzustellen:  I.  Buch  Geographie,  II.  Buch  Ge- 
schichte, Verfassung   und   Sitten   der   Inder,  III.  Buch  (aus 
dem  nur  Strabon   Auszüge  erhalten  hat)    Sagen  der  Inder, 
Weisheit  und  Leben  der  Brachmanen.     Ist  unser  Citat  ver- 
schrieben, so  folgt,  da  es  ebenso  auch  in  der  Archäologie 
yerschrieben  ist,    sofort  daraus,   dass  Josephos  es  in   einer 
Mittelquelle  yerschrieben  vorgefunden   hat:   ein  Beweis  fQr 
die   Richtigkeit  unserer  Annahme,   dass   er   hier   aus   einer 
solchen  schöpfte. 


GEGEN  APION.  529 

^IvSixfSv]  Weder  hier  noch  in  dem  genaueren  Citat  bei 
iStrabon  ist  auch  nur  mit  einer  Silbe  angedeutet^  dass  Me- 
gasthenes  seine  eigenthümliche  Kunde  Qber  Nebukadnezar 
aas  phonicischen  Quellen  schöpfte,  und  es  ist  auch  an  sich 
ganz  unwahrscheinlich.  Und  doch  ist  das  yovv  gar  nicht 
anders  zu  fassen.  In  der  Arch.  ist  der  Fehler  vermieden, 
indem  es  da  nur  heisst:  Kai  Msya6%'ivfig  S\  iv  tij  tsrdQtrj 
%äv  'IvSvxäv  itvrjuovavsL  amdov  (com  avtov).  Zu  ändern 
ist  unmöglich;  es  bleibt  allein  die  Annahme  übrig,  dass 
Josephos  einen  Flüchtigkeitsfehler  begangen  hat,  der  dadurch 
veranlasst  wurde,  dass  er  das  Citat  sowohl  des  Philostratos, 
als  auch  des  Megasthenes  in  einer  Quelle  vorfand,  die  von 
Phonicien  handelte.  Nach  dem  Obigen  wird  es  die  Mono- 
graphie des  Alexander  Polyhistor  über  Phonicien  gewesen 
sein;  dass  es  eine  solche  gab,  wissen  wir  aus  fr.  101  bei 
Müller  III  p.  237  (welcher  die  Stelle  des  Steph.  s.  v.  MaQ6va 
unter  die  Reste  des  Werks  IIbqI  ZvQcag  stellt,  schwerlich 
mit  Recht,  da  auch  das  Werk  über  die  Juden  ein  gesondertes 
für  sich  war).  Polyhistor  wird  die  Sache  zweimal  berührt 
haben,  in  der  Phonicischen  Geschichte  und  in  den  XaXSaVxdy 
aus  denen  Abydenos  geschöpft  hat. 

'H(faxkdovg\  Nach  der  griechischen  Sage  durchzog 
Herakles  Libyen,  wo  er  den  Antäos,  und  Iberien,  wo  er  den 
Geryoneus  überwand:  das  ydg  des  Josephos  ist  also  unver- 
standlich, da  Nebukadnezar  durch  Unterwerfung  Libyens  und 
Iberiens  dem  Herakles  erst  gleich  wurde.  Man  versteht  die 
Behauptung  des  Megasthenes  erst,  wenn  man  die  vollstän- 
digeren Parallelstellen  zu  Hilfe  nimmt,  nach  welchen  Nebu- 
kadnezar aus  Iberien  durch  ganz  Europa  über  Thrakien  nach 
dem  Pontos  Euxeinos  seinen  Rückweg  nahm.  Megasthenes 
selbst  hatte  dies  vermuthlich  bestimmter  markirt,  denn  bei 
Strabon  ist  TeaQxcova  (von  dem  ein  —  selbstverständlich 
unhistorischer  —  Zug  bis  zu  den  Säulen  des  Herakles  durch 
den  Zusammenhang,  in  welchem  erst  von  Europa,  dann  von 
Libyen,  dann  von  Asien  die  Rede  ist,  sogar  ausgeschlossen 
zu  werden  scheint)  ein  Missverständniss  für  ^HQuxXia^  das 
derselbe   beim    Excerpiren    durch    falsche    Beziehung    eines 

V.  QuTBCHHiD,  Kleine  Schriften.    lY.  34 


530  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

xoikov  begangen  haben  wird:  Megasthenes  hatte  ausdrfick- 
lieh  gesagt  ^^bis  zu  den  Säulen  sei  auch  Herakles  gekommen, 
Nebukadnezar  aber  auch  noch  von  da  bis  zum  Pontos^'. 
Also  ein  weiterer  Beweis  daf&r,  dass  Josephos  das  Citat 
nicht  selbst  beschafft^  sondern  in  einem  grösseren  Zusammen- 
hange vorgefunden  hat,  aus  welchem  er  nachlässigerweise 
nicht  genug  mitgetheilt  hat,  um  den  Leser  gehörig  zu  orien- 
tiren.  Da  die  Nachlässigkeit  in  der  Archäologie  wiederkehrt, 
so  ist  es  nicht  unmöglich,  dass  schon  Polyhistor  selbst  in 
dem  Buche  über  Phonicien  das  Citat  in  dieser  verkürzten 
Form  gegeben  hat,  während  Abydenos  den  vollständigeren 
Text  den  XaXdatxa  entnahm. 

Aißvrig  ^^^  xoXXrjv  xal  *IßrjQiag]  hat  Eus.  Chron. 
Arm.  I  p.  70  f.  und  daraus  Sjnk.  p.  419,  5 — 11,  welche  die 
Stellen  des  Philostratos  und  Megasthenes,  jener  wörtlich, 
dieser  nur  dem  Inhalte  nach,  wiedergegeben  haben.  Wider- 
legt wird  der  Genitiv  durch  Int.  Lat  und  die  Parallelstelle 
der  Arch. 

'IßriQiav]  Dass  der  Siegeszug  Nebukadnezars  um  den 
ganzen  Umkreis  des  mittelländischen  Meeres  eine  Fabel  ist, 
der  nichts  Historisches  zu  Grunde  liegt,  ist  zweifellos.  Aber 
die  Data  sind  zu  speciell,  als  dass  sie  allein  durch  die  Vor- 
stellung von  Nebukadnezar  als  einem  Weltbeherrscher,  wie 
sie  sich  (auf  Grund  vermuthlich  vorangegangener  Sagen- 
bildung in  Babylonien  selbst)  bei  den  späteren  Juden  und 
namentlich  im  Buche  Daniel  zeigt,  erklärt  würden.  Scharf- 
sinnig ist  die  Erklärung  von  Movers,  Phönizier  II,  1  S.  454, 
dass  der  chaldäische  König  als  Eroberer  Phöniciens  zugleich 
auch  als  der  Beherrscher  der  phönicischen  Colonialländer  in 
A&ica  und  Spanien  angesehen  worden  sei.  Dann  muss  man 
aber  immer  noch  eine  zweite  Erklärung,  die  Namensgleich- 
heit der  westlichen  und  der  östlichen  Iberer,  zu  Hilfe  nehmen. 
Nebukadnezar  hat  in  dem  entlegenen  Gebiete  der  letzteren 
ebensowenig'  etwas  zu  sagen  gehabt  wie  in  Spanien;  wenn 
ein  auswärtiges  Reich  damals  die  südlichen  Eaukasusabhänge 
beherrscht  hat,  so  kann  es  nur  das  medische  gewesen  sein. 
Die  meisten  unhistorischen  Angaben  der  Art  über  historische 


GEGEN  APION.  531 

Personen  der  orientalischen  Vorzeit  sind  aus  falscher  Deu- 
tung der  unverständlich  gewordenen  älteren  geographischen 
Nomenclatur  hervorgegangen^  einer  Deutung ^  die  durchaus 
auf  blossem  Aufsuchen  von  Namensanklängen  beruhte  und 
sich  viel  mehr  um  die  Voraussetzungen  der  Nationaleitelkeit 
als  um  die  der  historischen  Kritik  bekümmerte.  Auf  diesem 
Wege  sind  z.  B.  die  Angaben  über  die  Unterwerfung  der 
Skythen  durch  Sesostris,  der  Baktrianer  durch  Osjmandyas 
entstanden  (aus  Gheta,  Pa-Gheta  auf  den  Inschriften  Ba- 
messus  IL).  Erwägt  man  dies,  so  dürfte  sich  eine  noch  ein- 
fachere Erklärung  finden  lassen.  Die  Ghaldäer  lasen  in  ihren 
Annalen  von  der  Unterjochung  und  der  Wegführung  der 
'Ibräu  durch  Nebukadnezar.  Statt  dies  von  den  Hebräern 
zu  verstehen  y  übersetzten  sie  es  mit  "Ißr^gsg  und  erreichten 
mit  einem  Schlage  zweierlei:  1)  eine  das  ganze  Mittelmeer 
umspannende  Siegeslaufbahn  des  Nebukadnezar,  die  Zwischen- 
stationen Libyen  und  Thrakien  ergaben  sich  von  selbst^), 
2)  ein  bleibendes,  sichtbares  Denkmal  seiner  Macht  in  den 
östlichen  Iberern,  die  sich  wiederum  ganz  von  selbst  als 
Nachkommen  der  von  ihm  in  die  Gefangenschaft  weggeführten 
Iberer  darboten:  auf  solche  „urkundliche"  Beweismittel  pflegte 
bei  der  Geltendmachung  von  Ansprüchen  des  Nationalstolzes 
in  jenen  Zeiten  besonderes  Gewicht  gelegt  zu  werden;  man 
denke  an  Nysa  und  Meros  in  Indien,  und  Aehnliches.  Da 
die  Combination  der  westlichen  und  der  östlichen  Iberer 
durchaus  griechisch  ist  —  nur  in  dieser  Sprache  sind  die 
vom  Flusse  Iberus  benannten  "Ißr^gsg  dem  Volke,  welches 
von  seinen  armenischen  Nachbarn  Vrch  (d.  i.  die  Oberländer, 
von  arm.  i'ver,  oben)  genannt  wurde,  gleich  —  und  da  auch 
die  Bezugnahme  auf  den  Zug  des  Herakles  gegen  den  Geryo- 


1)  Möglich,  dass  dabei  eine  etwa  in  den  Quellen  vorgefundene 
Unterjochung  der  Eena*an!m  von  den  eigentlichen  Phöniciern  auf  die 
in  Libyen  wohnenden  übertragen  und  der  Fluss  Hebros,  von  dem  durch 
Makedonier  Kunde  zu  den  Chaldäem  gelaugt  sein  konnte,  als  ein 
redendes  Zeugniss  für  eine  ehemalige  Anwesenheit  weggeführter  Iberer 
in  Thrakien  verwerthet  worden  ist;  doch  absolut  nothwendig  scheinen 
mir  diese  Annahmen  nicht. 

84» 


532  VORLESUNGEN  ÜEBEB  JOSEPHOS»  BüECHEß 

neus    Berücksichtigung    griechischer    Sagen    verrath     (denn 
mögen  auch  ursprünglich  yiele  phönicische  Elemente  in  jene 
Sage  eingedrungen  sein;  so  führt  doch  Nichts  darauf^   dass 
die  Gewährsmänner  des  Megasthenes  den  phönicischen  statt 
des  griechischen  Herakles  im  Auge  gehabt  hätten),  so  kann 
die  Yon  Megasthenes  wiedergegebene  Darstellung  der  Thaten 
Nebukadnezars  nicht  wohl  vor  Ende  331  entstanden  sein,  wo 
die  Chaldäer  mit  dem  Einzüge  Alexanders  d.  6.  in  Babylon 
zuerst  in  Berührung  mit  den  Griechen  kamen,  und  wahr- 
scheinlich sogar  erst  längere  Zeit  nachher;  denn  erst  damals 
schickte  Alezander  in  der  Person  des  Mithrines   einen   Sa- 
trapen nach  Armenien;   und  erst  seit  dieser   Zeit  und  von 
Armenien  aus  können  die  Griechen  Kunde  von  der  Existenz 
des   ihnen   bis   dahin   gewiss   ganz   unbekannten  Volks   der 
Iberer  erlangt  haben.     Diese  Erwägungen   machen   es   mir 
wahrscheinlich;  dass  Megasthenes  seine  Kunde  nicht  aus  einer 
schriftlichen  Quelle  geschöpft;   sondern   selbst   an  Ort   und 
Stelle  in  Babylon  oder  Seleukeia  aus  dem  Munde  chaldäischer 
Ciceroni  vernommen   hat.     Neben  solche  Angaben  gehalten 
zeigt   sich  erst   recht   der   hohe  Wert  der  Nachrichten   des 
Berossos. 

§  145.    ta  dh  otsgl  tov  vaov  XQ0SCQij(idva]  I,  19. 

öatpmg  ixcdsix^V^^''^^^^  Weder  von  der  Tempelver- 
brennung noch  vom  Wiederaufbau  des  Tempels  unter  Kyros 
ist  in  dem  folgenden  Bruchstücke  des  Berossos  auch  nur  ein 
sterbendes  Wortchen  gesagt;  I,  21  §  154  recapitulirt  Josephos 
die  Sache  noch  einmal  und  sagt  da  correcter,  aus  Berossos 
ergebe  sich  die  Richtigkeit  der  biblischen  Zeitbestimmung 
für  die  Dauer  der  Verödung  des  Tempels.  Hier  in  der  An- 
kündigung hat  er,  wie  oft;  den  Mund  zu  voll  genommen; 
doch  scheint  dabei  mehr  Nachlässigkeit  als  Absichtlichkeit 
von  seiner  Seite  vorzuliegen.  Solche  Discrepanzen  zwischen 
den  mitgetheilten  Fragmenten  und  dem,  was  er  als  ihren 
Inhalt  angiebt;  begegnen  bei  Josephos  nicht  selten  und 
machen  es  wahrscheinlich,  dass  er  sie  nicht  selbst  aus  den 
Quellen  ausschrieb,  sondern  durch  einen  Secretär  ausschrei- 
ben Hess. 


GEGEN  APION.  533 

§  146.  rov  XQostQfiiiivov  ts^xovg]  In  den  Auszügen 
des  Josephos  ist  diese  Mauer  nicht  erwähnt  worden;  dies  ist 
ein  Beweis  der  grossen  Treue,  mit  der  die  Worte  des  Be- 
rossos  wiedergegeben  worden  sind.  Die  Yermuthung  von 
Duncker  II  S.  411,  dass  Nebukadnezar  die  (von  Nabonnedos 
vollendeten)  Flussmauern  zu  bauen  begonnen  habe,  ist  schon 
widerlegt  worden.  Moglicherweise  war  von  der  berühmten 
,,Mauer  der  Medeia'^  (über  welche  die  Stellen  aus  Xenophon 
oben  angef&hrt  worden  sind)  die  Rede,  welche  bei  Strab.  XI 
p.  529  ro  trjg  Us^LgdfiiSog  xakov^svov  i7tixBC%b6im  heisst. 

listriXXdl^ato  tbv  ßiov]  Euseb.  Praep.  ev.  IX,  40 
p.  455  C  hat  (utjjXXa^s  xbv  ßiov.  Aus  den  Andern,  welche  das 
Stück  reproduciren,  ist  Nichts  zu  entnehmen:  aus  Ini  Lat. 
und  Euseb.  Ohron.  Arm.  I  p.  71,  weil  es  Uebersetzungen  sind, 
aus  Synk.  p.  427,  7,  weil  er  (aus  dem  Original  von  Euseb. 
Chron.)  nur  in  stark  verkürzter  Form  den  Inhalt,  nicht  den 
Wortlaut  wiedergiebt.  Das  Medium  ist  in  dieser  Verbindung 
unerhört;  dagegen  wird  (leti^kXa^s  tov  ßiov  durch  die  Parallel- 
stelle des  Berossos  1, 19  §  136  geschützt:  öwißvi  NaßoxaXaö- 
OttQO) . . .  aQQCDötrjöavrt . . .  (lataXXdl^at  rov  ßiov,  ittj  ßaßaöi- 
Xevxoti,  sÜKoöL  ivvea.  Das  -to  wird  aus  fehlerhafter  Wieder- 
holung des  Anlauts  des  folgenden  tbv  entstanden  sein.  Man 
schreibe  also  fietT^XXa^s.  —  Berossos  versteht  es  durchaus 
nicht,  im  Ausdrucke  abzuwechseln,  schon  allein  in  diesen 
beiden  Fragmenten  häufen  sich  dieselben  Wendungen,  so 
ausser  der  eben  angeführten:  XQOörag  räv  ngayfidttov,  oben 
tä  XQdy(iata  dLoixov(i6va  —  ixvQi€v6s  z^g  ßa^vXslag^  oben 
fxvtov  ixvQisv6a  —  vito  xAv  q>lX(ov^  in  dem  Zusammenhange 
besonders  auffällig,  oben  tiisl  täv  tplXmv  in  demselben  Sinne 
—  aiffd'Ofisvog  .  .  .  r^v  itpodov  avtov,  oben  aiöd-oiuvog  r^i; 
ToiJ  JtatQog  tsXevtT^v  —  (pvymv  oXi/yoötog^  oben  oQfiijffag  oXc- 
yo6t6g  —  öwtd^ag  .  .  .  otataöxä^aty  oben  öxjvzd^ag  dvaxo- 
Iki^Bcv  und  öwita^sv  aTtodst^av. 

EvetXfiaQadovxog]  So  Flor.  *et  Helmaradochus',  d.  i. 
^Ethelmaradochus'  Int.  Lat.;  EmX(iaXovQOvxog  Eus.  Praep.  ev. 
(nach  cod.  E);  ^Euilumarudochos'  Eus.  Chron.  Arm.  (Sjnk. 
giebt  nur  die  Namensform  der  LXX);  Jos.  A.  J.  X,  11,  2 


534  VORLESUNGEN  ÜEBBR  JOSEPHOS'  BüECHER 

(wo   er   eine  üeberarbeitung   der   Eonigsliste   des   Berossos 
giebt)  hat  nach  dem  besten  griechischen  Codex  Samb.  das 
erste  Mal  ^jißekiidd'axosj  das  zweite  Mal  ^Aßikiiaddjpv^   der 
Int.  Lat.  an   der   betreffenden   Stelle   nach   der   älteren    der 
beiden  Edd.  s.  1.  et  a.  (Strassborg  1470)  ^Amilmadapacas  qui 
et  Abimatadocus';  dann  ^Amilmatapaco'.*)     Alexander  Poly- 
histor nennt  ihn  in  seinem  Auszuge  aus  Berossos  bei  Eus. 
Chron.  Arm.  I  p.  45  ^Amilmarudochos',  Abydenos  ibid.  I  p.  60 
^Amilmarödokos',  was  aber  wohl  nur  im  Armenischen  verschrie- 
ben ist  für  das  im  griechischen  Texte  bei  Eus.  Praep.  ev.  IX^  41 
p.  457  B   gebotene  ^ji(iLX(iaQovSoxog.    Im   Kanon   des   Ptole- 
maeos  heisst  er  'IXkoagovSafLog-     II.  [»="  IV.]  Könige  25,  27 
lautet  der  Name  Evil-Merodakh,  nach  den  LXX  EviaXiucQcadex 
(Yat.)  oder  Evetavagmöcix  (Alex.).     Auf  den   Keilinschriften 
kommt  der  Name  nicht  vor.**)    Für  die  Schrift  gegen  Apion 
scheint  sich  hiemach  die  Form  Ev6LX(i4XQovSaxog  als  die  Ton 
Josephos  gebrauchte  zu  ergeben,  während  er  in  der  Archäo- 
logie ^jißi,l(iaQovöaxog   vorgezogen   zu   haben   scheint,   oder 
vielmehr  'A^iXiiagovöaxog.    An    unserer   Stelle   hat   er   un- 
zweifelhaft die  biblische  Namensform  der  ursprünglich  von 
Berossos  gegebenen  substituirt,  während  er  in  der  Archäo- 
logie wahrscheinlich  die  Berossische  beibehalten  hat.     Dies 
bestätigt,  dass  in  den  Büchern  gegen  Apion  auch  Naßovxo- 
SovoöoQog,  nicht  NaßovxoSQoöOQog  die  erste  Ueberlieferung  ist. 

§  147.  irr}  dvo]  Ebenso  der  Kanon  des  Ptolemäos,  wo- 
durch die  Zahl  gegenüber  den  zwölf  Jahren  bei  Pol jhistor  (die 
ein  blosser  Schreibfehler  sind:  Synk.  p.  427,  7  hat  noch  die 
richtige  Lesart  hr^  Svo  vorgefunden)  sicher  gestellt  wird. 
Die  Zahlen  der  Archäologie  kommen  als  einem  den  70  Exils- 
jahren zu  Liebe  gemachten  Systeme  angehörig  nicht  in 
Betracht. 

NijQi,yXiöö6oQog]  So  hier  vulg.,  und  danach  war  vorher 


*)  [Niese  giebt  als  Lesart  der  lateinischen  Uebersetsang  'amil- 
mathapacus  {amimaltharactM  cod.  Neap.)  qui  et  abimathadocas'  and 
nachher  ^amilmathapaco'.    F.  B.] 

*^  [Vgl.  Tiele,  Babylonisch- assyrische  Geschichte  S.  464.  Sohrader, 
Die  Keilinschriften  und  das  alte  Testament,  2.  Anfl.  S.  366.  616.  F.  B.] 


GEGEN  APION.  535 

NtiQtyhööooQov  von  Scaliger  hergestellt  worden,  womit  aber 
gar  Nichts  gewonnen  ist;  überliefert  ist  an  der  ersten  Stelle 
NfjQtyXcööOQOOQOv.  'a  . . .  Niriglissori'  und  ^Niriglissoris'  Int. 
Lat.  NriQiyXi6aQ0v  und  (nach  J  und  andern  Codd.)  NtiQi- 
yXtöccQog  Euseb.  Praep.  ev.  ^Neriglasara'  (Genitiv)  beidemale 
Euseb.  Chron.  Arm.  NiQ^yX'qöagog  {NiQiyXi6aQog  cod.  A)  Sjnk. 
Jos.  in  der  Arch.  nach  Beg.  a  und  den  meisten  Handschriften 
'lyXiöUQog,  nach  den  beiden  Ausgaben  s.  I.  et  a.  des  Int. 
Lat.  ^Egesarius'.*)  Alexander  Polyhistor  nennt  ihn  *Nögli- 
saros',  Abydenos  ap.  Eus.  Chron.  Arm.  ^Niglisaris',  ap.  Eus. 
Praep.  ev.  ^lykiödgrig.  Im  Kanon  des  Ptolemäos  steht  NrjQi- 
ya66oXa66ä(fov.  Auf  den  Eeilinschriften  soll  der  Eonig  sich 
Nirgalsaru9ur  nennen  (Schrader  in  der  Zeitschr.  d.  D.  M.  6. 
XXVI,  128).**)  Es  ist  derselbe  Name,  den  Jerem.  39,  3.  13 
ein  Feldherr  Nebukadnezars  führt,  Nergal  Shar-E9er,  der 
Rab-Mäg  (Oberste  der  Magier),  und  höchstwahrscheinlich 
dieselbe  Person.  Die  LXX  (welche  die  zweite  Stelle  weg- 
lassen) haben  an  der  ersten  Nayccifyccg  Naöag  (Vat.  Alex.) 
oder  NayixQyag  NaöiQ  (Fr.-Aug.).  Aus  dieser  üebersicht 
stellt  sich  als  ziemlich  sicher  heraus,  dass  Eus.  Praep.  ev. 
und  Chron.  Arm.,  desgleichen  Synkellos,  der  auf  Letztere  zu- 
rückgeht, in  unserer  Stelle  des  Josephos  NrjQcykvödQov  und 
NijQiyXiöaQog  geschrieben  haben;  dieselbe  Form  seilt  sich 
aber  auch  als  die  heraus,  auf  welche  die  verstümmelten  For- 
men in  Jos.  Arch.,  in  Polyhistor  und  in  beiden  Texten  des 
Abydenos  mit  Sicherheit  zurückzuführen  sind  (dass  Letzterer 
die  griechische  Endung  -fjg  für  -og  gab,-  wird  davon  her- 
rühren, dass  bei  Polyhistor  der  Name  nur  in  einem  mehr- 
deutigen Genitive  vorkam).  Es  wird  aber,  da  diese  Form 
sich  so  sehr  von  den  Spuren  des  griechischen  und  des  latei- 
nischen Textes  an  unserer  Stelle  entfernt,  wahrscheinlich, 
dass  Eusebios,  dem  sie  aus  Polyhistor  bekannt  war,  sie  an 


*)  [Niese  notirt  als  Lesarten  des  Int.  ^Helesaras'  and  'Egresarias'. 
Der  Lanrentianns,  der  Vaticanns  und  die  Epitome  haben  viyUauQog. 
P.  R.] 

**)  [Flor,  liest  an  unserer  Stelle,  abweichend  von  der  Vulg.  Niqi- 
yXiCaoQoodog,    F.  B.] 


536  VORLESUNGEN  UEBEB  JOSEPHOS'  BüECHEB 

die  Stelle  einer  monströs  überlieferten  in  einer  Handschrift 
des  Josephos  gesetzt  hat.^)  Man  konnte  das  -oop  in  der 
Ueberlieferung  des  griechischen  Textes  als  Dissographie  Ton 
'öOQ^  ansehen  und  Ni]Qvy XiööoQoVy  NiiQLyXi6<fOQO$  herstellen 
nach  Anleitung  des  Niriglissori,  Niriglissoris  des  Int  Lai. 
Allein  die  volleren  Formen  bei  Jeremia  (bez.  in  den  Keil- 
inschriften) und  im  Kanon  führen  auf  etwas  Anderes:  Nfipir- 
ya66oXa66aQOQ  steht  (mit  Uebei^ang  des  r  in  1  und  Assimi- 
lation) ebenso  für  NSrgal-Share9er,  wie  NaßoxoXdööaQog  für 
NSbükhadre99ar;  dieselbe  vollere  Form  wird  auch  in  unserer 

Corruptel  stecken  und  fQr  NHPirAICCOPÖOPOC  herzustellen 

sein  NHPirAICCÖPCOPOC,  und  vorher  NijQiyhööoQöoQov. 

§148.  AaßoQoöoaQxodog]  So  Flor.;  *Laborosardochus' 
Int.  Lai;  AaßasööoaQ&xog  Eus.  Praep.  ev.  (nach  Cod.  B^  die 
Gorrupteleu  der  anderen  Codd.  führen  ebendarauf);  ^Labeso- 
racho'  Eus.  Chron.  Arm.  Aaßo6aQO%oq  Synk.  In  der  Arch. 
nennt  ihn  Josephos  nach  den  besten  Handschriften  Samb. 
Big.  Reg.  a  Aaßgoöodaxog^  nach  ed.  August  1470  ^Labo- 
sordachus';  ed.  s.  I.  et  a.  (Strassb.  1470)  'Labodosarchus'^  ed. 
s.  1.  et  a.  (Lübeck  1475)  ^Labadosarchus',  ed.  Colon.  1524 
^Labosordarchus'.  Abydenos  bei  Eus.  Chron.  Arm.  nennt  ihn 
^Labossorakos';  bei  Eus.  Praep.  ev.  Jaßaööoägaöxog,  Poly- 
histor und  der  Kanon  lassen  ihn  seiner  bloss  ephemeren 
Regierung  wegen  aus.  Der  Name  lässt  sich  mit  Sicherheit 
nicht  mehr  herstellen;  die  Masse  von  Varianten  ist  offenbar 
dadurch  entstanden,  dass  man  sich  in  verschiedener  Weise 
bemüht  hat,  sich  den  ungefügen  Namen  namentlich  durch 
Weglassung  der  Yocalhäufungen  mundrechter  zu  machen: 
gerade  deshalb  aber  wird  man  bei  der  Herstellung  wesent- 
lich von  diesen  volleren  Formen  ausgehen  müssen.*)  Für 
die  Arch.  scheint  AaßoffoQÖaxog  die  richtige  Form  zu  sein; 
an  unserer  Stelle  scheint   AaßasööoaQ&xog  in  der  That  die 


*)  [Tiele  a.  a.  0.  S.  458.  466  giebt  zweifelnd  Labaii-Maradak  als 
keilschi'iftlichen  Namen  an.    F.  H.] 

1)  Aehnliche  Freiheit  hatte  er  sich  auch  in  Herstellung  des 
wahren  Namens  des  Nabuchodonosor  erlaubt. 


GEGEN  APION.  537 

Lesung  des  Eusebios  zu  sein,  worauf  auch  die  gekürzten 
Formen  hinführen.  Diese  Form  erhält  durch  JaßaööoaQaöxog 
bei  Abydenos  eine  Stütze^  die  man  freilich  nicht  überschätzen 
darfy  da  die  Josephische  Form  dem  Schreiber  noch  vor- 
schweben mochte,  als  er  bald  nachher  den  Namen  zum  zweiten 
Male  bei  Abydenos  zu  schreiben  hatte.  Unser  AaßoQo6ouQ' 
XoSog  ist  sicher  nach  Anleitung  der  in  der  Arch.  angenom- 
menen Form  aus  Int.  Lat.  in  jiaßoQoöodQÖoxog  zu  verbessern. 
Daraus  ergiebt  sich  dann  für  die  Endung  des  Namens  die 
Wahrscheinlichkeit;  dass  das  Eusebische  AaßasööoaQaxog  in 
Aaßasa6occQdoxog  und  bei  Abydenos  Aaßa60odQa0xog  in  Aa- 
ßaöOoaQÖoxog  zu  berichtigen  ist.  Ganz  sicher  steht  ausser 
dem  ersten  Bestandtheile  Aaß-  die  Silbe  -öoaQ-  mit  ihrer 
auffälligen  Yocalhäufung,  und  es  handelt  sich  wesentlich 
nur  darum,  ob  Aaßasööodgdoxog  oder  AaßoQoöoaQÖoxog  vor- 
zuziehen ist  Die  Vergleichung  der  Nebenformen  zeigt  nun, 
dass  das  q  unmöglich  richtig  sein  kann:  alle  übrigen  (denn 
im  griechischen  Texte  der  Arch.  ist  das  q  lediglich  durch 
Umstellung  hierher  gerathen)  weisen  zwischen  dem  ß  und 
dem  6  keinen  weiteren  Consonanten  auf,  und  Alles  führt 
darauf,  dass  hier  eine  Yocalhäufung  stattgefunden  hat,  die  in 
weniger  correcten  Texten  beseitigt  worden  ist.  Ich  vermuthe 
also  AaßovoöoaQioxog;  sollte  der  Name  des  Knaben  viel- 
leicht ^Labyzos  und  Rose  (vard)'  bedeuten?  als  Name  eines 
Aroma  bei  den  Persem  ist  kdßv^og  bei  Deinon  fr.  18  ap. 
MQller  II  p.  92  bekannt. 

i(i<paivsiv]  „erkennen  lassen'^;  Eus.  Praep.  ev.  liest 
iTupaivaiv,  aber  jenes  kommt  in  diesem  Sinne  oft  bei  Poly- 
bios  vor  (cf.  Schweighäuser,  Lex.  Polyb.  p.  208)  und  ist  über- 
haupt das  übliche.  Ein  gewandterer  Stilist  als  Berossos  würde 
übrigens  wohl  gesagt  haben  dta  t6  xoXv  ifLtpaCvBiv  xo  xaxorjd'eg. 

aiCBtv(i7tttviöd'ri]  *per  cruciatum  interfectus  est'  Eus. 
Chron.  Arm.    Es  heisst  aber  einfach  „wurde  todtgeschlagen*^ 

§  149.  xoLvy]  xoivfj  yvciiiij  Synk.,  und  so  hat  wohl 
auch  Eus.  Chron.  Arm.  (^omnium  consensu')  gelesen.  Aber 
Eus.  Praep.  ev.  und  Int.  Lat.  (^communiter')  bestätigen  xoivy, 
was  sich  ganz  gut  halten  lässt. 


538  VORLESUNGEN  UEBER  JOSBPHOS'  BÜECHER 

Naßovvrjdoi]  So  Flor.,  ^Nabonidas'  Int.  Lat    Bei  Eos. 
Praep.  ev.  scheint  NaßovvijSog  hergestellt  werden  zu  mQssen 
(CFG  haben  das  erste  Mal  Naßovijdogj  die  übrigen  Male 
Naßovvtjdogj  D  zweimal  Naßmwtdog^  an  der  dritten  Stelle 
Naßovvidog)*)    Ens.  Chron.  Arm.  hat  erst  Nabonedoa,   die 
drei  folgenden  Male  Nabodenos,  an  der  letzten  Stelle  Na- 
bödos;   Synk.   NaßowijSog.    Jos.   Arch.   NaßodvdriXoVj    und 
ganz   so    muss   der    Int.   Lat.   daselbst   gelesen   haben,    der 
(wenigstens   nach    ed.  Colon.   1524)   ^Naboan'  hat**),    also 
SrjXov    für    ein   Adjectiv    hielt.     Alezander    Polyhistor    hat 
die  Form  ^Nabodenos';   Abydenos   bei  Euseb.  Chron.  Arm. 
^Nabon^dochos',  bei  Eus.  Praep.  ev.  Naßavvldoxog.   Im  Kanon 
des  Ptolemäos  heisst  er  NaßoräSiog.   Er  ist  es,  den  Herodot 
I,  77   Aaßvvjitog   (ebenso    seinen  angeblichen  Vater  I,  74), 
I,  188  Aaßvvvtog  nennt,  eine  Form,  die  offenbar  verhört  ist 
aus  der  persischen,  welche  sich  auf  der  Inschrift  von  Bisutun 
vorfindet:  Nabunita,    In  den  assyrischen  Keilinschriften  soll 
er  in  der  Form  Nabunähid  vorkommen;  ob  das  daneben  sich 
findende  Nabu-imtuk  wirklich,  wie  Schrader  (Z.D.M.6.  XXVI, 
136)  behauptet, .  nur   ideographische   Schreibung   für  Nabu- 
nähid ist,  wird  durch  die  Nebenform  Nabonidochos  bei  Aby- 
denos sehr  zweifelhaft.    NaßovriSog  scheint  richtiger  zu  sein 
als   Naßovvridog,   beides    ist  in   den  Büchern   gegen  Apion 
gleich  gut  bezeugt. 

Ttvl  räv  ix  BaßvXävog]  Abydenos  bei  Eus.  Praep. 
ev.  IX,  41  p.  457  B  <»  Chron.  Arm.  I  p.  60  sagt  in  Einklang 
damit  von  Nabonedochos  scgoöijxovtd  ot  ovdiv  (nämlich  dem 
Labossorakos).  Dagegen  nennt  er  ihn  in  der  Prophezeiung,  . 
die  er  dem  Nebukadnezar  vor  seinem  Tode  in  den  Mund 
legt,  M^drig^  ro  ^Aöövqvov  av^i?;*«,  wo  aber  sicher  zu  emen- 
diren  ist:  ov  Stj  öxrvaCtiog  vlog  i6tai  Mi^Srig,  ro  ^A66vQCmv 
avxw^  —  ^^^^  „Sohn  der  Mederin'^  Das  stimmt  mit  Herodot, 
der  ihn  I,  188  zum  Sohn  eines  anderen  Labynetos,  der  im 
Jahre  585  regiert  haben  soll,  und  der  Nitokris  macht:  das 

*)  [Codex  J  liest  nach  Niese  Naßovvl9q),    F.  R.] 
**)  [So  auch  nach  Niese.    F.  R.] 


GEGEN  APION.  539 

sind   also  Nebukadnezar  und  Amyitis.     Für   diese  Abstam- 
mung lässt  sich  anführen,  dass  nach  der  Inschrift  von  Bisutun 
ein  Sohn  des  Nabunita,   für  den  sich  dann  zwei  Betrüger 
ausgaben,  wieder  Nabuk'udracara  hiess;  und  dass  Nabunähid 
sich  nach  den  Entzifferern  der  Keilschriften  auf  diesen  Sohn 
des  Nabubalatirib  nennen  soll  (Oppert,  Expedition  en  Meso- 
potamie  II  p.  325  f.)*);  dürfte  bei  der  geringen  Zuverlässigkeit 
derselben    hiergegen    nicht   zu   schwer    ins   Gewicht    fallen. 
Aber  einen  Sohn  des  Nebukadnezar  hätte  Berossos  unmög- 
lich  schlechthin    ^^ Einen    der   Leute   aus   Babylon^'    nennen 
können,  und  Abydenos  hätte  den  Mutterbruder  des  Labosso- 
rakos  schwerlich  als  ;,gar  nicht  mit  ihm  verwandt'^  bezeichnet. 
Das  vereinigte   Zeugniss    der  anderen   Stelle  des  Abydenos 
und  des  Herodot,  die  ihn  zum  Sohne  der  medischen   Frau 
des  Nebukadnezar  machen,  kann  hiergegen  nicht  aufkommen, 
muss   aber  irgendwie   erklärt  werden.     Ich   vermuthe,   dass 
die  Mederin,  die  nach  der  Art,  wie  Herodot  über  sie  spricht, 
auch  nach  Nebukadnezars  Tode   noch  grossen  Einfluss  auf 
die   Staatsgeschäfte   ausgeübt  haben   muss,  von  Nabunähid, 
der  ihr  vielleicht  seine  Erhebung  verdankt,  den  Ehrentitel 
„Mutter  des  Königs '^  erhalten  hat.     Vgl.  über  ihn  Petavius, 
Doctr.  tempp.  II  p.  169. 

ini6v6xa66mg\  ixcötaösmg  Flor.,  was  auch  Int.  Lat. 
vorgefunden  zu  haben  scheint,  der  es  mit  *gens'  übersetzt, 
vermuthlich  es  im  Sinne  von  „Herrschaft'^  fassend  (wie  Diod. 
XIY,  82:  Scä  ro  ßdgog  tijg  ixv6td6€(og).  Natürlich  geht 
dies  nicht,  und  Spanheim  hat  mit  Recht  aus  Eus.  Praep.  ev. 
iiti6v6taö£(Dg  hergestellt,  was  auch  Eus.  Chron.  Arm.  (^sub- 
dola  conspiratio')  und  Synk.  haben,  iniövoxaöig  o%Xov  für 
„Erhebung  des  Volks*'  findet  sich  im  N.  T. 

xh  tcbqI  xov  ycoxa(i6v  xaCx'q]  nBql  7toxaiu>v  Eusebios 
falsch.  —  Die  Flussmauem  sind  in  der  That  von  Nabo- 
nedos  erbaut  worden;  rothe  oder  graue  ganz  mit  Asphalt 
überzogene  Ziegel  daselbst  tragen  den  Stempel:  ,,Nabunahid, 
König  von  Babylon,  Erhalter  des  Hauses  der  Höhe  und  des 


*;  [Nabü-balatsa-il^bi  nach  Tiele  a.  a.  0.  S.  468  f.    F.  B.] 


540  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

Hauses  des  Glücks,  Verehrer  des  Nebo,  Sohn  des  Nabubala- 
tirib"  (Oppert,  Exp.  en  Mäsopot.  II  p.  325  £),  vgl.  Duncker, 
G.  d.  Ä.  II  S.  420  (4.  Ausg.).    Gott  aber  weiss  es  am  Besten. 

xatsxo0(ii^d'fi6av]  ^^etwas  in  die  gehörige  Yerfassang 
bringen^.  Hier  aber  muss  es  heissen  ,;Schon  herstellen^';  in 
dieser  Bedeutung  ist  xataxo6(istv  ganz  ungewöhnlich. 

§  150.  nQOBl^sXrilvd-(x>g]  Eus«  Praep.  ev.  hat  jCQOösXfi- 
Xvd'mg,  was  unmöglich  und  offenbar  in  XQOsXriXv^G>$  zu  ver- 
bessern ist.*)  Welches  von  beiden  den  Vorzug  verdient,  ist 
an  sich  nicht  zu  entscheiden,  da  ^egressus'  des  Int.  Lat.  und 
^profectus'  des  Eus.  Chron.  Arm.  Nichts  entscheiden.  Da 
aber  auch  Synkellos  in  seiner  Paraphrase  i^Elrilvd-ag  sagt, 
wird  XQOBislrikvd-ag  sicher  gestellt. 

xal  xataötQBilfdfisvos]  xal  fehlt  bei  Eus.  Praep.  ev., 
und  auch  Eus.  Chron.  Arm.  und  Int.  Lat.  scheinen  es  nicht 
vorgefunden  zu  haben.  Es  ist  ganz  dem  sonstigen  Stile  des 
Berossos  entsprechend,  die  verschiedenen  Participien  ohne 
eine  solche  Verbindung  neben  einander  zu  stellen,  und  wQrde 
hier,  wo  erst  ein  Part.  Perf.,  dann  ein  Partie.  Aor.  steht, 
selbst  bei  einem  besseren  Schriftsteller  entbehrt  werden 
können.  Es  konnte  leicht  vor  folgendem  KAT —  in  den  Text 
gerathen,  und  ist  zu  tilgen. 

triv  Xoijcriv  ^Aölav  näöav]  So  Flor,  und  Int.  Lat. 
Aber  Eus.  Praep.  ev.  r^t/  komriv  ßaöUsiav  unaöav^  worauf 
auch  ^omnia  alia  regna'  im  Chron.  Arm.  und  Sjnkells  Para- 
phrase Jta6av  .  .  .  xriv  koinr^v  CLQ%iqv  f&hren.  Wenn  dann 
stünde  inl  xr^g  BaßvXävog,  wäre  es  ganz  in  der  Ordnung; 
da  es  aber  heisst  ixl  tijg  BaßvXa>vi(xgj  so  könnte  ßao^ksia 
nur  das  spätere  Perserreich  bedeuten  und  synonym  mit  'jiöia 
sein.  Das  wäre  aber  sehr  gesucht;  es  wird  aus  dem  vor- 
hergegangenen t^g  ßaöilsiag  in  den  Text  gerathen  sein.  — 
Unter  dem  ganzen  übrigen  Asien  sind  die  Reiche  der  Meder 
und  der  Lyder  gemeint. 


*)  [So  hat  Gutschmid  auch  za  Schönes  Eusebios  I  p.  60  her- 
gestellt, es  scheint  aber  nach  dem  Folgenden  nicht,  als  ob  er  an  un- 
serer Stelle  ebenso  lesen  wollte,  wie  Niese  anzunehmen  scheint.  F.  R.] 


GEGEN  APION.  541 

§  151.  al6d'6(isvog  —  anavtriöaq  .  .  .  xal  Ttagata^d- 
(isvog  —  rittrid'elg . . .  xal  fpvymv]  Wiederum  die  dem  Berossos 
eigene  HäufuDg  von  unvermittelt  neben  einander  gestellten 
Participien. 

ilttfjd'slg]  rjöörid'slg  Eus.  Praep.  ev.,  und  die  Schreibung 
mit  ö6  würde  allerdings^  da  vorher  tsö^aQaxovta  und  tdööUQa 
zu  lesen  war^  der  Consequenz  entsprechen.  Da  aber  wenig- 
stens in  Eus.  Praep.  ev.,  Chron.  Arm.  und  bei  Synk.  die 
Zahl  werte  stets  durch  Zahlzeichen  ausgedrückt  sind,  so  be- 
weist das  wenig,  und  es  vnrd  sich  schwerlich  ins  Reine 
bringen  lassen,  was  den  Vorzug  verdient. 

ry  ftaxs]  Dieselbe  Schlacht  erwähnt  Her.  I,  190:  öwi- 
ßaXov  tB  oC  BaßvXdvioi  xal  iööm^ivtsg  ty  ftajg  xaratAi}- 
^ri6av  ig  t6  aötv. 

§  152.  ngayitaTiKTiv]  „stark"  (von  Festungen),  cf. 
Polyb.  IV,  70,  10  axgag  €vg)vovg  xal  nQayfMXTtxijg  und 
Schweighäuser,  Lex.  Polyb.  p.  497.  Aehnlich  gebraucht  dieser 
XQaxtiXog.  Verkehrt  übersetzt  Dindorf  ^civitat^m  ...  ad 
res  novas  mobilem',  richtig  Int.  Lat.  und  Eus.  Chron.  Arm. 
^munita'. 

dcä  t6  Xiav  avt^  XQayfianxrjv  xal  SvöaXtotov 
(pavijvai  xriv  7c6kiv\  Dies  stimmt  mit  Her.  I,  190:  KvQog  d\ 
anogCriöi  ivBC%B%o  ate  xqovov  xb  iyytvofidvov  övxvov  avcordga) 
TB  ovdlv  x&v  TCQtiyfidxmv  scQoxoxxoiiivmv. 

inl  BoQömnov]  B6q6i%ov  (und  vorher  BoQiiSi%%riväv) 
Flor.  Auch  Int.  Lat.  und  Eus.  Chron.  Arm.  haben  ^Borsipe- 
norum'  und  'Borsipum'  {BoQömov  Chron.  Arm.),  Eus.  Praep. 
ev.  BoQOiTtTtriväv  und  BoQömnov,  Strab.  XVI  p.  739  sagt 
xa  BoQfftnxa  und  BoQömnrivoi ^  Steph.  Byz.  v.  B6Q6i.%na 
giebt  (offenbar  aus  Strabon)  dieselben  Formen,  daneben  ^ 
BoQötnna  und  aus  Arrian  das  Gentile  BoQöinnaBtg  (B  hat 
BoQöutJcatgj  es  ist  aber  so  zu  emendiren,  nicht  mit  Meineke 
BoQömnBtg)  anführend;  dagegen  führt  BaQ6txa  bei  Ptol.  V, 
20,  6  auf  Bagöioca.^)    Obgleich  die  Form  mit  xtc  wohl  nur 


1)  Daneben  kennt  schon  Just.  XII,  13, 4  eine  kürzere  Form  Borsia, 
die  der  noch  heute  Üblichen  arabischen  Bars  entspricht.    NOldeke  in 


542  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

dem  Anklang  an  iTCXog  ihren  Ursprung  verdankt,  so  scheint 
sie  doch  die  -^herrschende  zu  sein,  und  ist  auch  hier  besser 
bezeugt.  Dagegen  scheint,  da  BoQtfLTCxa  sonst  überall  be- 
zeugt ist,  inl  BoQ^cTcnov  in  ijtl  BoQöCicxaiv  verbessert  werden 
zu  müssen:  diese  Aenderung  hat  auch  den  Sprachgebrauch  des 
Berossos  für  sich;   vgl.  oben   äQfiriösv  ixl  tijg  BaßvX<oviag, 

§  153.  aXX'  iyxsLQiöavrog  ccvtov  ngoteQOVy  ZQV' 
öafisvog  KvQog  q}iXavd^Q(6n(og]  Beidemal  ist  ein  avtS  zu 
ergänzen,  dessen  Auslassung  sehr  hart  und  ein  Beweis  ist, 
dass   dem  Berossos  die  fremde  Sprache  wenig  geläufig  i¥ar. 

KaQiiaviav].  Bestätigt  durch  Eus.  Praep.  ev.  und  Chron. 
Arm.,  und  Synk.;    ^in  Carcamone'  Int.  Lat. 

ro  koiTCov  xov  %q6vov\  xov  koiicov  Eus.  Praep.  ev., 
verkehrt. 

SiayavoiLBvog']  Abydends  ap.  Eus.  Arm.  I  p.  61  sagt 
aber:  ^Darius  rex  de  regione  depulit  aliquantulum'.  Da  er 
solche  Angaben  sonst  aus  Berossos  hat,  wird  er  die  Notiz 
wohl  aus  dessen  Abschnitte  über  Dareios  I.  genommen  haben. 
Beide  Angaben  lassen  sich  dahin  ausgleichen,  dass  Dareios 
zur  Zeit  der  Aufstände  der  Babylonier  gegen  seine  Herrschaft 
dem  Nabonedos  nicht  traute  und  ihn  zeitweise  aus  Earmanien 
entfernte,  später  aber  doch  wieder  einsetzte. 

Cap.  XXI. 

§  154.  yiyQanxai  yag  iv  avTatg]  Fehlt  bei  Eus. 
Chron.  Arm.  I  p.  74  (der  auch  dieses  Capitel  bis  zu  den 
Worten  tä  XakSaCav  xal  Tugimv  §  160  ausgeschrieben  hat), 
was  aber,  da  alle  anderen  Quellen,  die  diesen  Abschnitt  er- 
halten haben,  nämlich  ausser  Int  Lat.  noch  Eus.  Praep.  ev. 
IX,  40  p.  456  B  und  Synk.  p.  428,  6  S.  (die  letzteren  beiden 
übrigens  nur  bis  tijg  dagslov  ßaOikslag  aycsrsXiöd'fj  §  154), 
also  auch  Synk.,  der  aus  Eusebios'  Chronikon  zu  schöpfen 
pflegt,  es  haben,  nur  auf  Rechnung  des  armenischen  Ueber- 
setzers  zu  setzen  sein  wird. 


der  Z.D.M.G.  XXY  S.679  fahrt  aus  der  mandäischen  Schrift  Sidra  Rabba 
II,  17,  2  Bdr9tp  neben  Babel  an  und  verweist  für  die  jüdische  Form 
Bdrsip  auf  Boztorf. 


GEGEN  APION.  543 

oxtaxaidsxdtm  tijg  avtov  ßaöiXsiag  irsi]  Nach 
Jeremia  52^  29 ,  eine  Zeitbestimmung,  die  auch  in  A.  J.  X^ 
8,  5  der  der  Hauptstelle  II.  {—  IV.]  Könige  25,  8.  Jerem.  52, 
12^  welche  vielmehr  das  neunzehnte  Jahr  nennt^  yorgezogen 
ist:  offenbar^  weil  nur  so  die  50  Jahre  richtig  herauskommen. 
Diese  Ansicht  ist  übrigens  richtig:  jener  Zusatz  zum  Jeremia 
scheint  in  der  That  die  chaldäische  Zählung  der  Regierungs- 
jahre des  Nebukadnezar  wiederzugeben.  Jene  von  Josephos 
getroffene  Auswahl  giebt  einen  Fingerzeig  dafär,  dass  im 
Folgenden  eine  genaue,  nicht  bloss  ungefähre  Ueberein- 
Stimmung  der  chaldäischen  und  der  biblischen  Chronologie 
bewiesen  werden  soll. 

f^v  atpavi^g]  „war  verschwunden". 
inl  itri  navtr^xovxal  So  hat  Hudson  aus  Eus.  Praep. 
ev.,  [Eus.  Chron.  Arm.]  und  Synk.  (die  beiden  Letzteren  in 
Zahlbuchstaben)  hergestellt,  Flor,  hat  das  unsinnige  i%^  hri 
ixtdy  was  Int  Lat.  bestätigt.  Lowth  vermuthete  ijil  ixri 
ißdoiii^xovta,  und  allerdings  ist  das  die  gewöhnliche  Zeit- 
bestimmung der  biblischen  Bücher^  welche  Josephos  auch 
I,  19  §  132  gegeben  hatte.  Aber  abgesehen  davon ^  dass 
dann  an  eine  üebereinstimmung  mit  Berossos  nicht  zu  denken 
wäre,  hat  die  Weiterrechnung  bis  zum  zweiten  Jahre  des 
DareioS;  die  ohne  dies  hier  ganz  überflüssig  sein  würde, 
offenbar  den  Zweck^  auf  jene  gewohnliche  Zeitbestimmung 
hinzudeuten  und  den  Widerspruch^  der  andernfalls  mit  dem 
I,  19  Gesagten  entstehen  würde^  auszugleichen.  Die  Zeit 
von  der  Verbrennung  des  alten  bis  zur  Grundlegung  des 
neuen  Tempels  wird  in  den  biblischen  Büchern  direct  nir- 
gends gegeben:  aus  den  beiden  Berechnungen  der  70  Jahre 
der  Gefangenschaft,  die  sich  in  denselben  finden,  würden  sich; 
die  Zahl  als  genaue  genommen^  53  Jahre  ergeben,  und  man 
konnte  allerdings^  da  in  solchen  Rechnungen,  je  nachdem 
man  einzelne  Posten  als  volle  oder  nicht  volle  Zahlen  rechnet, 
eine  Differenz  von  Eins  leicht  unterlaufen  kann,  fragen,  ob 
nicht  intd,  im  alten  Zahlsysteme  Pll,  in  Fll^  nevti^xovra 
ovo,  zu  verwandeln  wäre.  Aber  aus  dem  ganzen  Zusammen- 
hange wird  sich  ergeben,   dass  die  Berechnungen  hier  alle 


544  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

auf  50  Jahre  gestellt  sind:  also  haben  Eusebios  n.  s.  w.  das 
Richtige  bewahrt,   und  ima  (Z)    ist   yielmehr  aus   N    ent- 
standen,  ein  sicheres  Zeichen,  dass  die  Zahlen  im  Texte  des 
Josephos  ursprünglich  in  Zahlzeichen,  nicht  in  Worten  aus- 
gedrückt  gewesen   sind.     Wahrscheinlich   hat  Josephos    die 
50  Jahre  bis  zum  zweiten  Jahre  des  Eyros  aus  Dan,  9,  25 
abgeleitet,   wo  von  Nebukadnezar   bis  zu  einem  Gesalbteo, 
unter  welchem  man  Kyros  versteht,  49  Jahre  gerechnet  sind. 
Auf  die  Art  kamen  allerdings,  wenn  man  mit  den  richtigen 
Angaben  des  Berossos  (bei  Polyhistor  ap.  Eus.  Chron.  Arm. 
I  p.  45),  dass  Kyros  neun  und  Eambyses  acht  Jahre  regiert 
habe,  weiter  rechnete,   für   die  Dauer    des  Exils   nicht   70, 
sondern  nur  67  Jahre  heraus.     Aber,  da  diese  Posten  Yon 
Josephos  nicht   mitgetheilt  sind,   wurde  der  Leser  auf   die 
kleine  Differenz  nicht  aufmerksam,  und  vermuthlich  ist  gerade 
dies  der  Grund,  warum  sie  nicht  mitgetheilt  worden  sind. 

ösvvdQp  91  r^g  Kv(fov  ßaacleiag  itsc]  Aus  Esra 
3,  8.  Mit  Hilfe  einer  Einschaltung  ist  das  zweite  Jahr,  in 
welchem  der  Grund  zum  neuen  Tempel  gelegt  wurde,  im 
Esra  Gr.  5,  55  auf  Dareios  bezogen,  welche  letztere  Schrift 
Josephos  in  der  Archäologie  allein  kennt.  Hier  ist  er  also 
auf  das  hebräische  Original  zurückgegangen,  wie  er  denn 
überhaupt  hier  die  ganz  verkehrte  Zeitrechnung,  die  er  für 
den  Zeitraum  des  Exils  in  der  Archäologie  gegeben  hat, 
stillschweigend  verbessert. 

davxBQfp  TcdXiv  xrig  ^aQsCov  ßaöikaiag]  Ebenso 
Int.  Lat.  Aber  Synk.  und  Eus.  Ohron.  Arm,  haben  ^,  Eus. 
Praep.  ev.  dsxdtcjf  was  vermuthlich  auch  in  sictm  zu  ver- 
bessern ist.  Das  zweite  Jahr  als  Datum  der  Beendigung  des 
zweiten  Tempels  verstosst  allerdings  gegen  die  Bibel:  nach 
Esra  4,  24  (=3  Esra  Gr.  2,  25)  wurde  der  Bau,  nachdem  er 
längere  Zeit  sistirt  worden  war,  im  zweiten  Jahre  des  Da- 
reios wieder  aufgenommen  und  ifach  Esra  6,  15  {=  Esra 
Gr.  7,  5)  im  sechsten  Jahre  beendigt.  An  sich  wäre  €"  fQr 
ß^  zu  schreiben  eine  sehr  leichte  Aenderung.  Allein  Josephos 
zeigt  sich  in  Bezug  auf  diese  Periode  auch  in  der  Ardu 
mangelhaft  unterrichtet,  wo  er  den  Bau  des  zweiten  Tempels 


GEGEN  APION.  545 

(auf  Grund  irgend  eines  Apokryphons)  sieben  Jahre  dauern 
und  im  neunten  Jahre  des  Dareios  beendigt  werden  lässt 
(XI^  4;  7).  Entscheidend  dagegen  ist  das  xdXi^v,  das  nur  bei 
Wiederholung  derselben  Zahl  einen  rechten  Sinn  hat.  Also 
ist  ^  als  Correctur  anzusehen.  Josephos  knüpft  offenbar  an 
die  Stelle  des  Sacharja  1,  12  an^  welcher  das  zweite  Jahr 
des  DareioS;  in  welchem  der  Tempelbau  wieder  aufgenommen 
wurde,  als  das  siebzigste  Jahr  des  Zorns  Jehovas  über 
Jerusalem  und  Juda  bezeichnet  War  somit  dieses  zweite 
Jahr  das 'Endjahr  der  Exilsrecbnung,  so  war  ein  Irrthum^ 
wie  ihn  Josephos  begangen  hat,  es  als  das  Jahr  nicht  der 
Wiederaufnahme,  sondern  der  Beendigung  des  Tempelbaus 
anzusehen,  sehr  leicht:  er  hat,  gerade  wie  I,  14,  ungenau 
aus  dem  Gedächtniss  citirt. 

anstsXiöd'rj]  iteXiöd-ri  Eus.  Praep.  ev.  und  Synk.  Aber 
für  &7C6tsXiodi]  spricht  auch,  dass  es  in  demselben  Zusammen- 
hange yon  Esra  Gr.  5,  70  gebraucht  ist  (tov  aTCotsXaöd^vat 
xriv  oixoSoiir^v). 

§  155.  tag  täv  OoivCxav  avayQaq>ag\  Die  Worte 
inl  Eid'GjßdXov  —  iti]  SsxatgCa  werden  Arch.  X,  11,  1  als 
Inhalt  des  Zeugnisses  des  Philostratos  angeführt,  so  dass  uns 
dadurch  der  Schluss  aufgenöthigt  zu  werden  scheint,  die 
folgende  TcataQi&iiriöig  täv  xqovov  stamme  aus  Philostratos. 
Dies  verwickelt  uns  jedoch  in  die  grössten  Schwierigkeiten. 
Offenbar  ist  sie  aus  derselben  Quelle  wie  das  Eönigsverzeich- 
niss  I,  18,  welches  hinter  dem  Fragmente  des  Menandros 
von  Ephesos  steht.  Es  ist  nun  zwar  nicht  ausdrücklich  ge- 
sagt, dass  dieses  gleichfalls  aus  Menandros  ausgezogen  ist; 
aber  1)  ist  dieser  Josephos'  Hauptquelle  für  die  Geschichte 
der  Könige  von  Tyros,  2)  wissen  wir  aus  Arch.  VIII,  5,  3. 
IX,  14,  2,  dass  er  die  Reihenfolge  der  Könige  mit  ihren 
Regierungsjahren  gab  (was  bei  Andern,  z.  B.  Dios,  nicht  der 
Fall  war);  3)  entscheidend  ist,  dass  zu  den  Angaben  über 
Regierungs-  und  Lebensdauer  der  Konige  von  Tyros  I,  18 
die  entsprechende  über  Hiram,  welche  aus  dem  Werke  des 
Menandros  gegeben  worden  ist,  das  nothwendige  Gomplement 
ist,  welches  einen  integrirenden  Theil  der  dann  angestellten 

V.  GuTBCHUXD,  Kleine  Schriften.   IV.  35 


546  VORLESUNGEN  ÜBBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

Rechnung  bildet  Folglich  ist  auch  unser  Stück  aus  Menander. 
Darauf  weist  auch  die  Benennung  avayQUfpaCy  durch  die  das- 
selbe ausgedrückt  wird  wie  I^  20  §  143  durch  ta  aQ%ata  täv 
^otvücmv.    Denn  damit  pflegt  Josephos  sonst  das  aus  den 
heimischen  Annalen  übersetzte  Werk  des  Menander  zu  be- 
zeichnen;  vgl.  Arch.  Vni;  5;  3:    Mivavd(fog   6   (istaipQaöag 
dno  xrig  OoivCumv  diaXixrov  tcc  TvQloiv  aQ%Bla  alg  tijy  ^ElXt/- 
vtx^v  qxovriv^   und  IX ^  14^  2  MivavÖQog   o  %äv   xQovixäv 
xoirjödiisvog  tr^v  avayffatpi^v  xal  tä  täv  Tv(fiav  a(fx€la  (uta- 
ipQa6ag  elg  t^v  ^EXXrjvixf^v  yXmxxav.     Aus  der  Yefgleichung 
mit  der  Parallelstelle  der  Arch.  X^  11^  1    stellte   sich   uns 
schon  früher  heraus,   dass  Josephos   die  Notiz  über  Philo- 
Stratos  y  die  yon  der  unsrigen  durch  das  zweite  Stück  aus 
Berossos  getrennt  ist,  aus  einer  abgeleiten  Quelle  geschöpft 
hat  und  dass  diesem  Umstände  die  Ungenauigkeit  zuzuschreiben 
ist,  dass  Megasthenes  durch  yovv  mit  in  die  phönicischen 
Geschichtschreiber   eingerechnet  worden  ist.    Eine    analoge 
Nachlässigkeit  wird  ihn,  meine  ich,  in  der  Archäologie  die 
Auszüge   aus    Menander   als   einen  Theil   des   Berichts   des 
Philostratos   haben   ansehen    lassen.     Im   Original    war   die 
Reihenfolge  der  Excerpte  nicht  die  hier  gegebene,  sondern 
dieselbe  wie  in  der  Archäologie.    Megasthenes  —  Diokles  — 
Philostratos  —  Menander.    Standen  ähnliche  Worte  wie  die 
oben  von  Josephos  gebrauchten  ov  iirjv  aXXcc  xav  totg  ig- 
X^ioig   täv    QfoivCxmv    aviigxova  rotg   web   Bijgmööov   X^o- 
fievoig   avayiyQa%xai   an    der    betreffenden    Stelle    auch   im 
Original,  so  hatten  sie  einen  guten  Sinn,  sie  bezogen  sich 
dann  auf  Philostratos  und  Menander;  yielleicht  hat  wirklich 
Josephos  sie  unbedachtsam  copirt.    Da  er  sonst  überall  nicht 
von  OoivlxfoVj  sondern  nur  von  2V(>tov  a(f%Bia  redet  und  den 
Philostratos  nur  hier  erwähnt,  so  möchte  man  vermuthen,  dass 
Philostratos  in  ähnlicher  Weise  die  Annalen  anderer  phoni- 
cischer  Städte  bearbeitet  hatte,  wie  Menander  die  Tyrischen. 
§  156.   i%^  Eld'iüßdXov  tov  ßaöiXiag]  So  vulg.    hd 
GmßdXov  r.  ß.  Flor.    Int.  Lat.  ^sub  rege  Thobalo',  d.  L  (falsch 
abgetheilt)  in    'I&oßdXov]  Ena.  Chron.  Arm.  *sub  EthÖbalo 
sacerdote'  (mit  Verwechselung  von  ßaöiXimg  und  UQsag^  wie 


GEGEN  APION.  547 

umgekehrt  I;  18  §  123),  was  auf  ^Hd'oßdXov  zu  führen  scheint. 
In  der  Parallelstelle  der  Arch.  X,  11,  1  haben  alle  guten 
griechischen  Handschriften  *Id'(oßdXoVy  von  den  lateinischen 
Ed.  Col.  1524  'loathabalus',  Aug.  1470  'loathabules'  (worauf 
auch  ^loathabub'  der  [Strassb.  1470]  zurückgeht)^  [Lübeck. 
1475]  ^lothabud'.  Auch  hier  also  scheint  die  Ueberlieferung, 
wie  bei  dem  gleichnamigen  früheren  Könige  für  ^Id'toßaXov 
zu  entscheiden. 

in    itfi  8axat(fCa\    Fehlt  vulg.,   steht  aber  in  Flor. 

Ueber  Ithobal  und  seine  Nachfolger  vgl.  Petavius,  De 
doctrina  temporum  II,  63  p.  147  f.  Es  ist  bemerkenswerth, 
dass  das  Ende  seiner  Regierung  mit  dem  Ende  der  Belage- 
rung von  Tyros  durch  Nebukadnezar  zusammenfällt;  Movers, 
Phönizier  II,  1  S.  450  hat  die  nicht  unwahrscheinliche  Ver- 
muthung  aufgestellt,  dass  Tyros  capitulirte  und  Ithobal  darauf 
von  Nebukadnezar  abgesetzt  wurde.*) 

BaaXl  'BahaF  Int.  Lat.  'Balla'  Eus.  Wohl  Abkürzung 
von  'Abd-Ba  al. 

§  157.  di,xa6taC^  d.  i.  Shöphetim,  im  ersten  Jahre 
Einer,  dem  dann  wieder  Einer  sufficirt  wird,  im  zweiten  Sexen- 
nium  zwei  Brüder,  vielleicht  für  Alttyros  und  Inseltyros ;  vgl. 
Movers  H,  1  S.  463.  534.**) 

'ExvißaXog  BaöXrixov]  Der  Vatersname  ist  so  nach 
Flor,  herzustellen  für  BaaXdxov  vulg.  ^Haec  Nibalus  (d.  i. 
Hecnibalus)  Nalbasei'  Int  Lat***)  ^Ednibalos  BasSchaj' 
Eus.  Arm.,  wovon  Ersteres  vielmehr  Schreibfehler  der  arme- 
nischen Handschrift  für  Egnibalos  ist,  Letzteres  wohl  auf 
BACAIXOY  zurückgeht  Movers  II,  1  S.  463  f.  vermuthet 
Qenibaal  Sohn  des  Baalshilekh,  welcher  letztere  Name, 
griechisch  durch  Ba6tXli^x,  lateinisch  durch  Basilech  wieder- 
gegeben, auf  einer  Trilinguis  von  Leptis  vorkommt  f) 

XiXßris  'AßöaCov]    Thelbis  Addei'  Int    Thelbis  Ab- 


•)  [Vgl.  Bd.  II  S.  70  dieser  Sammlung.    F.  R.] 
•♦)  [Vgl.  Bd.  II  S.  70  f.  dieser  Sammlung.    F.  R.] 
***)  [Niese  giebt  an  hecnihahM  nibasci,    F.  R.] 
t)  [C.  I.  L.Vm  n.  16.  Dort  steht  aber  BALSILECHIS  P  und  BAA- 
IIAAHX.     F.  R.] 

36* 


548  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

deantz'  (d.  i.  aber  ^Aßdioni)  Eusebios.  Movers  II,  1  S.  464 
vennuthet  Baal-Halb  als  vollere  Form  und  als  Namen  des 
Vaters  'Abdai.  Aber  Xikßriq  ist  wohl  eher  eins  mit  XaXßiqg^ 
wie  nach  Apollod.  II,  5;  11,  9  der  von  Herakles  getödtete 
Herold  des  Basiris  heisst,  und  der  Name  bedeutet  ,,Hund% 
wie  der  hebräische  Ealeb. 

"Aßßagogl    Movers  II,  1  S.  464  vermuthet  Habar^  der 
Zauberer. 

iif%isQsvq\  als  Interrex,  wie  Movers  II,  1  S.  464  richtig 
vermuthet. 

Mvxyovog\  So  vulg.  Aber  Flor,  hat  ftvrtwog  os- 
Int.  Lat.  hat  ^Mittinus',  Euseb.  ^Sipunosthos*  (das  auf 
MITTOYNOieOI  führt.  Die  richtige  Form  ist  wohl  Mvt- 
xovvog.  Es  ist  nach  Movers  II,  1  S.  354.  464  dumpfere 
phonicische  Aussprache  von  Mattän,  die  auch  in  folgenden 
Namensformen  wiederkehrt:  Multo  (schreibe  Mutto),  Eonig 
von  Tyros,  bei  Just  XVIII,  4,  3,  Mvtxovog^  ein  Afrer,  bei 
Polyb.  IX,  22,  4,  Mittunus,  ein  africanischer  Märtyrer  in  den 
Acta  SS.  Maji  tom.  I  p.  465.  Movers  sieht  den  Namen  als 
identisch  mit  dem  des  Königs  Mattenos  und  als  abgekürzt 
aus  Mattän-Ba^al  an:  in  dem  Mittemosthos  konnte  man  aller- 
dings einen  Best  von  Mattän -^ashtöret  (d.  i.  Geschenk  der 
Astarte)  zu  erkennen  geneigt  sein,  doch  macht  eine  ähnliche 
Yerschreibung  beim  Bakatogo^  es  wahrscheinlich,  dass  die 
Schlusssilbe,  um  die  Eusebios  reicher  ist,  nur  aus  falscher 
Wiederholung  von  -og  entstanden  ist.  • 

rsQaötQaxos  xov  ^j4ßdi]Xi(iov]  Den  Vatersnamen 
giebt  Flor.  ^jißSr^ktfiovy  womit  entschieden  das  Bichtige  ge- 
troffen ist.  'Gerastratus  Abdilimi'  Int.*)  ^Gerastartas  Ab- 
dSlima'  £us.  FriQoöxQaxog  heisst  ein  König  von  Arados  bei 
Arrian  An.  11, 13, 7,  und  allerdings  musste  der  Anklang  an  die 
Composita  mit  -öxQaxog  den  Griechen  unwillkürlich  in  die 
Feder  kommen;  aber  nach  Eusebios  ist  gewiss  FsQciöxa^og 
herzustellen,  wie  er  auch  nach  I,  18  §  122  ^Aßia6xaQxo$ 
richtig  für  *Aßdd<fxQaxog  bewahrt  hatte.  Movers  II,  1  S.  464 
deutet  die  Namen  als  Ger-Ashtoret  Sohn  des  ^Abd-!^lim. 

*)  [Nach  Niose  gerastarius.    F.  ß.] 


GEGEN  APION.  549 

dixaöral  itri  e%^  av  fista^v  ißaöllsvös  Bald^ 
TOQog]  Mudices  luinis  sex:  inter  quos  regnavit  BaJatoras' 
Int.^  aber  ^cum  iudicis  fiingebatar  munere,  regnavit  annis  VI. 
Balatorus'  Eus.  Arm.^  der  also  offenbar  so  las:  dixaötrjg  hri 
^'1  mv  inital^v  ißa6iXBv66'  BaXaroQog,  was  natürlich  Unsinn 
ist.  —  Msta^v  wird  allgemein  wie  vom  Int.  als  „zwischen" 
verstanden,  so  auch  von  Hengstenberg,  De  rebus  Tyriorum 
(Berlin  1832)  p.  43ffi  und  Movers,  Phönizier  II,  1  S.  465. 
Da  aber  „nach  seinem  (des  Balatoros)  Tode"  Merbal  zum 
Eonige  gemacht  wird,  so  muss  sein  eines  Jahr  den  vier 
Jahren  des  Merbal  unmittelbar  vorangegangen  sein,  müsste 
also  unter  jener  Voraussetzung  das  letzte  der  sechs  Richter- 
jahre sein;  (leta^v  kann  aber  logischerweise  nur  bedeuten, 
dass  diese  sechs  Jahre  durch  das  des  Balatoros  in  der  Mitte 
unterbrochen  worden  sind.  Freilich  verstehen  es  Hengsten- 
berg und  Movers  von  einer  gemeinsamen  Regierung,  sich 
dabei  auf  die  (wie  wir  sehen  werden,  verfälschte)  Gesammt- 
summe  berufend:  damit  machen  sie  aber  etwas  ganz  ^Anderes 
aus  dem  Gesagten,  dann  wäre  mv  liera^v  <=  ft€^'  cSv.  Das 
aber  heisst  es  nie.  Somit  ist  man  gezwungen,  hier  die  an- 
dere Bedeutung  von  luta^v  c.  Gen.  anzunehmen,  nämlich 
„nach".  So  steht  es  bei  Jos.  B.  J.  II,  11,  4  (isra^v  dl  täv 
. .  •  0tQ€CTi(Btäv  %ig  . , .  iß6riö€j  für  (istsnsita,  und  anderwärts 
unserer  Stelle  noch  ähnlicher  tmv  iisra^v  tovtiov  ßaöiXimv 
(aliorum,  qui  istos  secuti  sunt,  regum)  für  fierc^;  desgleichen 
Acta  apost.  13,  42  naQSxaXow  elg  ro  [leta^v  oaßßttxov  ka- 
Xri^vaL  avTotg  tä  ^ij^axa  tavta.  Ebenso  gebraucht  es 
Plutarch.  Ygl.  über  diesen  Sprachgebrauch  L.  Capellus, 
Spicilegium  ad  Acta  app.  p.  77.  Hudson  zu  Jos.  B.  J.  II, 
11,  4.    Wyttenbach  zu  Plut.  Mor.  p.  177  C.*) 

BaXätoifog]    So  Flor.,  Int,  Eus.    Movers  II,  1  S.  465 
erklärt  den  Namen  als  Ba^aratar  („Baal  erhört").    Eusebios 

*)  \ys^'  ^d.  II  S.  71  dieser  Sammlaog.   Als  Gutechmid  den  Com- 
mentar   zu  Joeephos   niederschrieb,   kannte   er  die  Lesart  von  Flor. 

MvtTvvog  og  xal  regoöTQaxog  noch  nicht;  in  dem  Aofsatze  über  die 
Phönicier  a.  a.  0.  hat  er  sie  ignorirt,  er  muss  also  dabei  geblieben 
sein,  sie  fQr  aas  blosser  Dissographie  entstanden  zn  halten.    F.  B.] 


t 


550  VORLESUNGEN  ÜEBEB  JOSEPHOS'  BüECBER 

hat  den  merkwürdigen  Zusatz  ^filius  eins',  an  dem  schon  das 
bedeuklicli  ist^  dass  es  aus  dem  Znsammenhang  schlechthin 
unmöglich  zu  errathen  ist,  wessen  Sohn  Balatoros  war.  £r 
muss  BalatOQog  vlog  vorgefunden  haben,  dies  wird  aher 
weiter  Nichts  als  Dissographie  der  letzten  Silbe  des  Namens 
'Qog  sein. 

§  158.  MigßaXov]  ^Meralum'  Int.,  während  Eus.  Arm. 
*Merbalon'  (sie)  bestätigt.  Movers  11,  1  S.  466  vergleicht 
den  Migßakog^  König  der  Aradier,  bei  Her.  YII,  98  und 
deutet  den  Namen  phonicisch  als  Maharba^al. 

tovxov  tekevri^öavtog]  Da  Int.  *quoque',  Eus.  ^etiam* 
einschaltet,  so  scheinen  sie  tovrov  xal  avrov  gelesen  zu 
haben. 

listexdiitl^avro]  Daraus,  dass  nicht  bloss  Merbal,  son- 
dern auch  dessen  Bruder  aus  Babylon  geholt  werden  musste, 
haben  Niebuhr,  Vorträge  über  alte  Geschichte  I  S.  123  und 
Movers,  Phönizier  II,  1  S.  461.  466  mit  Recht  geschlossen, 
dass  die  Tyrische  Eönigsfamilie  als  Geiseln  nach  Babylon 
weggeführt  worden  war. 

EvQafLov]  *Ironium'  (d.  i.  Iromum)  und  *Ironii'  Int., 
*Irolmon'  (sie),  d.  h.  Irömon,  und  *Ir6maj'  Eus.  entscheiden 
nur  gegen  den  Spiritus  asper.  Es  ist  derselbe  Eonig,  den 
Her.  YII,  98  als  Vater  des  Königs  Matten  Siomfiog  nennt, 
das  ist  offenbar  6IPQM0C.  Also  ist  EtQOfiog  die  richtige 
Form,  phonicisch  Hirom.     Vgl.  Movers  II,  1  S.  327.  466. 

KvQog]  So  allgemein  als  Properispomenon;  ob  mit 
Recht,  ist  sehr  die  Frage,  da  der  Name  im  Persischen  E'ur'us 
lautet  und  kurz  ist.  Für  den  Flussnamen,  der  bei  Dionys. 
Perieg.  1073  KoQog  lautet,  giebt  die  neue  Ausgabe  des 
Passow  (I  S.  1868)  die  Accentuirung  KvQog  zu;  beide  Namen 
waren  aber  nach  Strab.  XV  p.  729  identisch.  Die  Quantität 
bei  späteren  Dichtern  ist  bei  solchen  Fragen  in  meinen 
Augen  ohne  jede  Bedeutung. 

IIsQöäv]  Wann  Eyros  Eönig  von  Persien  wurde,  war 
für  die  phönicischen  Annalisten  vollkommen  gleichgiltig;  es 
handelte  sich  vielmehr  darum,  wann  er  in  Babylonien  zur 
Herrschaft   gelangte,   von    dem  Phönicien    bis  dahin   abge- 


GEGEN  APION.  551 

hangen  hatte.  IIsQ^mv  ist  also  eine  Ungenauigkeit  für 
'u4<fiag^  die  schwerlich  Menander  begangen  hat,  sondern  Jo- 
sephos.  Dies  beweist  das,  was  auch  an  sich  das  Wahrschein- 
liche ist,  dass  diese  xqovcov  xata(fid'ftri6Lg  kein  wörtliches 
Citat,  sondern  eine  von  Josephos  ausgezogene  Zusammen- 
stellung ist.  So  hat  schon  Movers  II,  1  S.  434  f.  die  Stelle 
richtig  aufgefasst. 

nsQ6(3v  idvvdttt€V06v]  „er  wurde  Herrscher  über 
die  Perser'',  so  von  Joram  von  Geshür  bei  Jos.  A.  J.  VII,  8,  3 
8wa6tBvovta  r^g  ixat  xfOQag'^  aber  es  steht  auch  von  grossen 
Reichen^  so  von  Mithridates  bei  Poseidonios  ap.  Ath.Y  p.213  A: 
dwafSxBVBi  S\  täv  tcsqI  zrjv  Maiäxiv  xai  tov  oXov  Uovrov 
xatpxvöfi^vov  i^äv. 

§  159.  etri  Jisvri^xovta  tdöttaga  xal  XQstg  ii^vsg] 
*0  öviiTcag  xQovog  wird  allgemein  von  der  Summe  der  Begie- 
rungsjahre der  hier  aufgeführten  Könige  verstanden,  die 
allerdings  richtig  herauskommt,  wenn  man  die  „Zwischen- 
regierung'' des  Balatoros  von  einem  Jahre  übergeht.  Man 
hat  nicht  beachtet,  dass  dadurch  der  ärgste  Verstoss  gegen 
die  Logik  herauskommt;  denn  dann  werden  mit  yaQ  nähere 
Bestimmungen  über  den  Anfang  der  Belagerung  von  Tyros 
und  über  die  Thronbesteigung  des  Eyros  gegeben,  die  mit 
der  einfachen  Summirung  nicht  das  Geringste  zu  thun  haben. 
Vielmehr  muss  die  mit  ovxow  eingeleitete  Berechnung  das 
rechnungsmässige  Ergebniss  eben  dieser  näheren  Bestim- 
mungen sein,  6  6v{iacag  xQovog  also  etwas  Anderes  bedeuten. 
Nun  ergiebt  der  Zusammenhang,  dass  zu  dem  aus  den  chal- 
däischen  Annalen  geführten  Nachweise,  dass  die  biblische 
Bestimmung  der  von  der  Verbrennung  des  alten  Tempels 
unter  Nebukadnezar  bis  zur  Grundsteinlegung  des  neuen 
Tempels  unter  Kyros  verflossenen  Zeit  vollkommen  richtig 
sei,  eine  neue  Bestätigung  aus  den  Tyrischen  Annalen  ge- 
liefert werden  soll;  die  Bestimmung  des  Jahres  des  Nebu- 
kadnezar, in  welchem  er  Tyros  zu  belagern  begann,  und  die 
des  Jahres  des  Hirom,  in  welchem  Kyros  König  wurde, 
sollen  das  Mittel  geben,  um  die  Tyrische  Königsliste  mit 
der  biblischen  Chronologie  vergleichen,  diese  an  ihr  messen 


552  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

zu  können.     Daraus  folgt  mit  Nothwendigkeit,  dass    mit  h 
ifviiTtag  xQovog  die  Zeit  vom  achtzehnten  Jahre  Nebukadne- 
zars  bis  zum  zweiten  Jahre  des  Kyros  gemeint  ist      £j8  ist 
also  a  priori  anzunehmen^  dass  die  Summe  wie  oben  50  Jahre, 
mit  einer  Differenz  höchstens  einiger  Monate^  betragen  muss. 
Unter    diesen   Umstanden    ist    die   Summe   von   54   Jahren 
3  Monaten  sehr  auffällig;  bei  einer  so  erheblichen  Abwei- 
chung würde  Josephos   vermuthlich   die  Summe   gar    nicht 
gezogen  oder,  wenn  er  es  that,  die  Schwierigkeit  durch  irgend 
eine  Bemerkung  bei  Seite  geschoben  haben  ^   wie  das    sonst 
seine    Art   isi      Rechnen   wir   das   Eönigsverzeichniss     vom 
siebzehnten  Jahre  des  Nebnkadnezar  ab   (welches  sich   uns 
weiter  unten  als  richtige  Lesart  herausstellen  wird),  so  er- 
geben sich  bis   zum  vierzehnten  Jahre  des  Hirom  mit  dem 
einen   Jahre   des   Balatoros  49  Jahre  3  Monate,   also   vom 
achtzehnten   Nebukadnezars  48  Jahre  3  Monate,   und   nach 
Hinzufügung  der  zwei  Jahre  des  Eyros  bis  zum  Tempelbau 
50  Jahre  3  Monate.     Das  ist  aber  genau  die  Summe,    die 
a  priori  verlangt  war.    Folglich  ist  hr^  xsvfqxovta  xiüöaQa 
Nichts  als  eine  sehr  alte  (weil  von  Eusebios  schon  vorge- 
fundene) Interpolation  für  ^  XBvxrptovxa^   die    sich  schon 
dadurch  als  solche  verräth,  dass  sie  das  eine  Jahr  des  Bala- 
toros von  der  Bechnung  ausgeschlossen,  iksta^v  also  gerade 
so  falsch  verstanden  hat,  wie  die  Worte  6  öv(ijtag  XQOvog. 

xal  TQstg  iirfveg]  xal  XQetg  iiijvsg  Flor.  Den  üeber- 
schuss  bilden  die  drei  Monate  des  Hohenpriesters  Abbaros. 
In  Zahlbuchstaben  ist  die  Verwechselung  von  F  und  s  sehr 
leicht  (ein  neuer  Beweis  dafür,  dass  die  Zahlen  im  Arche- 
typus in  dieser  Weise  ausgedrückt  waren). 

XQog  avtotg]  'secundum  eorum  interpretationem'  £us. 
Arm.,  woraus  aber  doch  wohl  nicht  zu  folgern  ist,  dass  er 
nag*  avtotg  vorgefunden  hat:  er  wird  einfach  die  Worte 
falsch  verstanden  haben;  Int.  Lat.  lässt  sie  ganz  aus. 

ißdofio)  fiip  yccQ  itst  tfg  NaßovxodovottOQov  ßa- 
aileiag]  itsi  Conjectur  von  Bekker  für  isci  Flor.;  xsgi  vulg., 
noch  viel  unhaltbarer,  wohl   durch  Verwechselung  der  Ab- 


GEGEN  APION".  553 

kürzungen  %  (hcl)  and  x  (nsQl).  Aber  mit  dieser  Emen- 
dation  ist  die  Stelle  noch  keineswegs  geheilt:  das  siebente 
Jahr  ist^  wie  die  einfache  Rechnung  lehrt,  verdorben.  Jac. 
Capellus  in  Hist.  sacr.  et  exot.  änderte  ißSo^p  (ihv  yag  xal 
dsxazGj  hsc  tijg  NaßovxodavoöOQOv  ßaöiXeiag,  der  Sache 
nach  richtig.  Man  kan^  aber  im  engsten  Anschlüsse  an  die 
Ueberlieferang  schreiben  ißdofip  ^ihv  yicQ  inl  l'  t^g  N,  ß. 
Das  von  Bekker  eingeschaltete  hai  ist  entbehrlich ,  da  es 
sich  aus  dem  vorhergehenden  hri  leicht  ergänzen  lässt. 
Allerdings  erhebt  sich  hier  eine  Schwierigkeit  aus  der  Yer- 
gleichnng  der  biblischen  Nachrichten  über  die  Belagerung 
von  Tyros,  worüber  Petavius,  De  Doctrina  temporum  II 
p.  147  f.  und  Usserius  ad  A.  M.  3419  zu  vergleichen  sind. 
Hesekiel  kündigt  an  einem  ersten  Monatstage  des  elften 
Jahres  seit  der  Wegführung  Jojachims  und  zwar  nach  der 
Zerstörung  Jerusalems  26,  1.  2.  7  die  Belagerung  von  Tyros 
durch  Nebukadnezar  als  unmittelbar  bevorstehend  an;  jenes 
elfte  Jahr  ist  aber  identisch  mit  dem  neunzehnten  nach  jüdi- 
scher, dem  achtzehnten  Jahre  Nebukadnezars  nach  chaldäischer 
Rechnung.  Als  Hesekiel  am  ersten  Tage  des  ersten  Monats 
des  27.  Jahres  seit  der  Wegführung  Jojachims  wider  Aegypten 
prophezeite,  war  ihm  der  Abzug  Nebukadnezars  von  Tyros 
schon  bekannt  (29,  17.  18);  und  zwar  kann  nach  der  Art, 
wie  er  den  Angriff  auf  Aegypten  mit  dem  Abzüge  von 
Tyros  in  Verbindung  bringt,  wenigstens  kein  neuer  Feld- 
zug Nebukadnezars  dazwischen  liegen.  Also  spätestens  im 
26.  Jahre,  welches  nach  chaldäischer  Rechnung  das  33.  Ne- 
bukadnezars ist,  erfolgte  die  Aufhebung  der  Belagerung  von 
Tyros.  Während  also  der  Prophet  die  sehr  lange  Dauer 
dieser  Belagerung  bestätigt,  widerlegt  er  bestimmt  das 
zwölfte  Jahr  als  Anfangsjahr  und  erweist  als  solches  viel- 
mehr das  achtzehnte  oder  neunzehnte  Jahr  Nebukadnezars 
(nach  chaldäischer  Rechnung).  Aus  diesem  Grunde  hat  Mo- 
vers  II,  1  S.  439  f.  ißdo^im  vielmehr  als  Interpolation  für 
ivvsaxaidsxdro^  angesehen,  indem  man  die  Wegführung  unter 
Jojachim  statt  der  unter  Zedekia  gesetzt  habe;  eine  gesuchte 
Erklärung,  da  die  Belagerung  von  Tyros,  von  der  hier  allein 


554  VORLESUNGEN'  UEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

die   Rede   ist,   mit   diesen  Dingen  Nichts   zn   schaffen    hat^ 
übrigens  auch,   wenn  wirklich  eine  falsche  Beminiscenz   an 
Jeremia  52, 28 — 29  vorläge,  mit  dem  siebenten  Jahre     nnr 
das   achtzehnte,   nicht   das   neunzehnte  Jahr  Nebukadnezars 
hätte  vertauscht  werden  können.     Und  doch  scheint  die  Be- 
rechnung der  Begierungsjahre  selbst  Movers  durchaus  Recht 
zu  geben.    Wenn  nämlich  Eyros  im  laufenden  vierzehnten 
Jahre  Hiroms  IL  Herr  von  Babylonien  wurde,  was  im  Jahre 
538  geschah,  so  muss  Hirom  551  Eonig  geworden  sein,   die 
Jahre  seiner  Vorgänger  4  +  1  +  6  +  ^  +  3^  +  10  + 13.=  35 
bringen  folglich  den  Beginn  der  Belagerung  von  Tyros    in 
das  Jahr  586:  das  ist  aber  das  laufende  neunzehnte  Neba- 
kadnezars  (nach  chaldäischer  Rechnung).    Die  Differenz  zwi> 
sehen  dieser  und  der  oben  von  uns  selbst  —  im  Sinne  des 
Josephos  —  angestellten  Rechnung  rQhrt  davon  her,  dass  die 
beiden  Synchronismen  über  Nebukadnezar  und  Kyros  nicht 
direct  überlieferte^  sondern  durch  Rechnung  (nicht  des  Jose* 
phos,  sondern  seines  Vorgängers)  gefundene  sind:  bei  solchen 
vergleichenden  Rechnungen  ist  es  aber   stehende  Sitte   der 
Chronogiraphen,  die  Jahre  nicht  als  laufend,  sondern  als  voll 
zu   rechnen,  weil  man  auf  die  Art  mit  einfachem  Addiren 
und   Subtrahiren  durchkommt;    dass  dies   auch  bei  der  Be- 
rechnung der  Tyrischen  Eönigsjahre  geschehen  war,  ergiebt 
sich  aus  I,  18,  wo  vom  Anfang  Hiroms  I.  bis  zur  Gründung 
von  Earthago  155  Jahre  8  Monate  gerechnet  sind,  also  das 
siebente  Jahr  Pygmalions,  in  welchem  diese  Gründung  er- 
folgte, voll  genommen  worden  ist.     Setzt  man  den  Anfang 
des  Eyros  (538)  an,   als  Hirom  IL  vierzehn  Jahre   regiert 
hatte,  so  stimmt  Alles:  dann  wurde  dieser  552  Eonig  und 
die  35  Jahre  seiner  Vorgänger  bringen  den  Beginn  der  Be- 
lagerung von  Tyros  in  das  Jahr  587,  in  welchem  Nebukad- 
nezar   siebzehn   volle   Jahre    (nach   chaldäischer  Rechnung) 
regiert  hatte,  das  achtzehnte  laufend  war.    Auf  diesem  Wege 
ist  die  Uebereinstimmung  mit  der  Angabe  des  Hesekiel  her- 
gestellt, und  die  Richtigkeit  der  Verbesserung  ißÖcikm  i%l  C 
ausser  Zweifel  gestellt.*)    Abgesehen  von  der  unmöglichen 

*)  [Vgl.  Band  II  S.  70  dieser  Sammlang.    F.  R.] 


GEGEN  APION.  555 

Zahl  hat  an  unserer  Stelle  auch  die  eigenthümliche  Aus- 
drucksweise Anstoss  gegeben,  und  statt  ißdoiia  nhv  yccQ  in:l 
r^g  NaßovxoSovoöoQov  ßaöiksiag  riQ^axo  TColMQXStv  hat  man 
sogar,  auf  die  Uebersetzung  ^septimo  siquidem  anno  regni 
sui  Nabuchodonosor  coepit  obsidere  Tyrum'  des  Int.  Lat.  ge- 
stützt, zu  schreiben  vorgeschlagen  ißdoiicj  ^ihv  yag  Stst  T^g 
avzov  ßaCiXecag  6  Naßov%oSov660Qog  f^Ql^axo  x.  t.  X.  Eine 
solche  Aenderung  ist  natürlich  unmöglich,  die  Auffälligkeit 
muss  erklärt  werden:  und  sie  lässt  sich  in  der  That  daraus 
erkläreu,  dass  es  dem  Josephos  hier  gleichgiltig  war,  wer 
Tyros  belagert  hatte,  ihm  yielmehr  Alles  darauf  ankam,  die 
Zeitbestimmung  „im  siebzehnten  Jahre  Nebukadnezars'^,  von 
der  die  ganze  Rechnung  abhing,  gehörig  heryorzuheben,  und 
dass  er  sie  aus  diesem  Grunde  an  die  Spitze  des  Satzes 
stellte.  Eine  Nachlässigkeit  liegt  allerdings  vor,  da  er  seinen 
Zweck  auch  durch  eine  passivische  Wendung  hätte  erreichen 
können. 

t60öaQS6xatS£xdtcpi]  Ebenso  Int  Lat.;  ^quarto  autem 
anno'  Euseb.  Dies  ist  wahrscheinlich  eine  absichtliche  Inter- 
polation, hervorgerufen  durch  das  siebente  Jahr  Nebukadne- 
zars  und  die  Worte  KvQog  Uagöäv  idwdötevösv.  Rechnet 
man  nämlich  vom  siebenten  Jähre  Nebukadnezars  <»  598  ab- 
wärts, so  kommt  man  mit  dem  Anfange  des  Hirom  in  563, 
und  die  Thronbesteigung  des  Kyros  in  Persien  fällt  in  sein 
viertes  Jahr.  Der  Zweck,  dem  die  ganze  Erörterung  des 
Josephos  dienen  soll,  und  die  aus  der  Yergleichung  mit 
Hesekiel  sich  ergebende  wahre  Zeit  der  Belagerung  von 
Tyros  kennzeichnen  die  Interpolation  als  das,  was  sie  ist. 

§  160.  i^l  xov  vaov\  Das  soll  heissen  „über  den 
Tempel *',  ist  aber  völlig  sprachwidrig;  usqC  ist  hier  allein 
zulässig.  Ebenso  anstossig  ist  dann  ^  Jtsqil  xmv  elQijfidv(ov 
fioL  fia^xvQia  xrjg  xov  yivovg  fi(ic5v  aQxaiöxrjxog:  entweder 
xrjg  xov  yivovg  rifimv  ccQxaioxrixog  oder  nsgl  xäv  tlQtiiisvcov 
lioi  ist  überflüssig,  Letzteres  auch  noch  besonders  unpassend, 
da  es  mit  dem  unmittelbar  vorhergehenden  inl  xov  vaov 
synonym  sein  und  schwächlich  nachhinken  würde.  Hier  also 
wird  der  Fehler  stecken:    einfach  negi  ist  vom  üebel,   das 


556  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

^^ZeugDiss  des  von  mir  Gesagten '^  giebfc  hier  gerade  den 
Sinn,  den  man  verlangt.  Man  könnte  also  darch  Umstellaug 
des  xs^i  vor  tijs  —  aQxaLotfjtog  helfen;  allein  oben  fehlt 
gerade  das  ycsgi,  was  hier  zu  viel  ist;  es  wird  sich  also 
mehr  empfehlen^  es  an  der  zweiten  Stelle  einfach  zu  strei- 
chen, und  eine  Construction  mit  doppeltem  Genitiv  anzu- 
nehmen, der  beidemal  von  (lagtvQia  abhängt:  eine  solche 
ist,  da  der  eine  activisch,  der  andere  passivisch  ist,  untadel- 
haft.  Das  freigewordene  sceg^,  welches  man  als  am  Bande 
nachgetragen  und  dann  an  falscher  Stelle  eingeschoben  an- 
zusehen hat,  wird  man  nun  oben  vor  xov  vaav  einschalten, 
das  müssige  ini  aber  nicht  einfach  streichen,  sondern  als 
aus  iöti  entstanden  ansehen:  war  der  Ausfall  von  tuqC  ein- 
mal erfolgt,  so  musste  er  eine  solche  Verschreibung  mit 
Nothwendigkeit  nach  sich  ziehen.  Also  hier  schreibe  man 
6vfiq>a)va  (idv  icxi  %eQl  tov,  unten  ^  xAv. 

avarxi^Qf^xog]  „unwidersprechlich";  so  öfters  bei  Po- 
lybios,  vgl.  Schweighäuser,  Lex.  Polyb.  p.  37.  Joäephos  hat 
Recht;  man  darf  aber  nicht  vergessen,  dass  seine  Zeugnisse 
aus  Berossos  und  das  letzte  des  Menander  nur  beweisen, 
dass  der  Tempel  587  verbrannt  worden  ist,  also  bereits  vor- 
her existirt  hat:  das  zu  leugnen  war  aber  schwerlich  einem 
seiner  Gegner  in  den  Sinn  gekommen.  Auch  die  ganzen 
folgenden  Abschnitte  sind  in  den  Augen  eines  unbefangenen 
Betrachters  im  Wesentlichen  ein  Kampf  gegen  Windmühlen. 

<pilov£cxovg]  ,;Streitsüchtig,  rechthaberisch'',  ein  Lieb- 
lingswort des  Josephos  (z.  B.  A.  J.  XV,  5,  2),  der  auch  q>ik6' 
vsiKOv  slvav  mit  folgendem  Infinitiv  sagt. 

Cap.  xxn. 

§  161.  a%o%XriQä6ai\  mehr  als  bloss  %Xfi^£<5aL^  ganz 
erfüllen;  so  oft  bei  Piaton. 

7taQa0%£tv\  Der  eigentliche  Ausdruck  für  „Zeugen 
stellen"  Cap.  11  §  59  hatte  er  gesagt:  slxa  8\  xäg  yiaqitvQiag 
xfiQ  aQxaioxrixos  . . .  xaQ^l^m. 

fivfifiovsvovxas  nagad'iifd'aL]  „welche  eingedenk  sind 
unser  Volk  anzuführen'';  cf,  Aristoph.  Eccl.  V.  264. 


GEGEN  APION.  557 

18  Co  IQ  avzäv]  Diese  pleonastische  Verbindung  ist 
häufig;  hier  ist  tSiog  so  gebraucht^  dass  der  Gebrauch  schon 
die  Brücke  bildet  zu  dem  späteren^  wo  tdiog  das  Pron.  poss. 
vertritt;  vgl.  D'Orville  ad  Chariton.  p.  452.  Den  Anstoss 
dazu  gab  wohl  das  lateinische  proprius, 

§  162.  xfi  %B(fl  xo  d-stov  svösßBia]  Diese  wird  in 
der  älteren  Tradition  besonders  hervorgehoben;  vgl.  die  muster- 
hafte Auseinandersetzung  bei  Rohde  im  N.  Rhein.  Mus.  XXVI 
S.  554  ff. 

ix  nksC6xov\  Dindorf  übersetzt  ^in  plerisque',  falsch. 
Streng  genommen  kann  es  nur  bedeuten  ^^seit  sehr  langer 
Zeit''^  was  allerdings  hier  nicht  passt.  Josephos  gebraucht 
es  offenbar  nach  der  Analogie  von  Redeweisen  wie  i§  axav- 
xogj  „auf  alle  Weise**,  im  Sinne  von  iTtl  icXet0xov,  ,,in  sehr 
grossem  Masse'*. 

§  163.  ovd^v  ofiokoystxac  övyyQap^fia]  ;,ist  einge- 
standener Massen  keine  Schrift  vorhanden'*.  Diese  richtige 
Ansicht  ist  auch  die  der  Ivtot  bei  Diog.  Laert.  VIII  §  6,  die 
dieser  bekämpft. 

ini6riiL6xax6q  iöxiv]  ^insignior'  Int.;  was  möglich, 
darum  aber  nicht  auch  nothwendig  ist. 

avriQ  7C6qI  %Si6av  l6xo(fCav  i^tfi^Ai^g]  Dionys.  Halic. 
de  Isaeo  judic.  c.  1:  ovd\  ycfQ  o  xovg  ^löoxQcixovg  fiad-rirdg 
avaygdtl^ag  ^EQ^Linnogy  dxQißrig  iv  xotg  aXkoig  yevo^svog^  vtc^q 
xovde  xov  ^i^toQog  ovdhv  et^xev^  i^c3  dvotv  xovtcov  x.  r.  L 
Plin.  N.  H.  XXX  §  4:  ^Hermippus,  qui  de  tota  ea  arte  (ma- 
gica)  diligentissime  scripsit'. 

§  164.  iv  xä  XQüitcD  xäv  X6qI  TIvd'ayoQOV  ßtßkicov] 
Das  zweite  Buch,  welches  von  Diogenes  Laert.  VIII  §  10 
citirt  wird,  handelt  von  einer  Observanz  der  Pythagoreer, 
und  C.  Müller  zu  den  Fragm.  bist  Gr.  III  p.  40  hat  nach 
Prellers  Vorgange  die  wahrscheinliche  Vermuthung  aufgestellt, 
dass  das  erste  Buch  die  Geschichte  des  Pythagoras,  das 
zweite  die  der  Pythagoreer  enthielt  Dann  hätte  Josephos 
sagen  müssen  TCQoxiQG),  Aber  auch  abgesehen  davon  ist 
sicher  der  Zahlbuchstabe  a  herzustellen.  —  Ueber  dasselbe 
citirt  Origenes  c  Gels.  1, 15  p.  13  den  Hermippos:   Xiyexat 


558  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

dh  xal  "E(f(iv7CXov  iv  t^  TCQcitfp  nsgl  voiio^eräv  tözoQfiJcdi^aij 
IIv^ayoQav  xiiv  iavzov  q>iXo6oq>Cav  a%o  ^lovdaiav  sig  '^BlXJLfi' 
vag  ayayslv.    Da  nun  anmittelbar  nachher ,  ähnlich  wie   bei 
JosephoS;  Hekatäos   tcsqI  ^lovSaicov  citirt  wird,   so   konnte 
man   eine   gemeinsame  Quelle  voraussetzen.     Allein    es    ist 
sicher,  dass  ycsgl  vofiod'STäv  ein  von  nsQl  IIv&ayoQov  Ter- 
schiedener  Theil  der  Bioi,  des  Hermippos   gewesen  ist;    die 
Stelle   des  Origenes  wird   aus   dem  Eingange  jenes  Werks 
entlehnt  sein,   in  welchem  von   den   ältesten   orientalischen 
Gesetzgebern,  also  auch  von  Moses,  die  Bede  war.    Beide 
sind  unabhängig  von  einander,  das  Zusammentre£Fen  in  der 
Auswahl  der  Autoritäten  erklärt  sich  vielmehr  daraus,  dass 
Origenes  dort  auf  das  Werk  des  Josephos  Rücksicht  genommen 
hat;  er  citirt  es  bald  darauf  I,  16  p.  14. 

ivog  avxmv  xmv  6vvovöitt0Täv]  Unsinnig.  Int.  Lat. 
*uno  confabulatorum  suorum',  woraus  aber  kaum  zu  schliessen 
ist,  dass  er  avtov  las,  da  der  Zusammenhang  so  etwas  mit 
Nothwendigkeit  ergeben  musste.  Man  stelle  den  Dativas 
incommodi  avtp  her. 

0vvov0ia0tciv]  Gesellschafter,  Schüler;  cf.Plat.Min.  14 
p.  319  E:  Toiko  yccQ  0ri^iv€L  to  ^ivvemgog  ßMikeve,  diog 
fisydkov  oaQiötijg^y  awovöiMtriv  rot)  jdwg  elvai  xov  Mivmv. 
ol  yocQ  oaQOL  koyoi  alöCy  xal  dagiöxr^g  öwov6ca6xijg  ieuv 
iv  loyoig. 

Kakkiipävxogl  Einen  Pythagoreer  Kleophron  aus 
Kroton  fahrt  Jamblich,  de  Pythag.  vit.  §  267  auf.  Ein 
Ealliphon  aus  Eroton  ist  bekannt  als  Vater  des  Demokedes 
aus  Her.  HI,  125,  der  der  Zeit  nach  allenfalls  gemeint  sein  konnte. 

fi£d'  riyiiQav]  So  vulg.,  aber  schon  Hudson  hatte  xad' 
rjfidQav  aus  Hafn.  in  den  Text  gesetzt;  so  auch  Flor.  Warum 
Bekker  zu  p^sd-'  f^^dQav  zurückgekehrt  ist,  sieht  man  nicht 
ein.  Die  Verwechslung  von  xaxa  und  (istd  ist  überaus  häufig; 
man  sagt  aber  beides,  wenn  auch  fi£d'  tniiQav  das  Gewöhn- 
lichere ist;  xaO*'  fujiiQav  sagt  z.  B.  Diodor. 

jcaQexsksvsxo]  medial  zu  fassen,  also  richtig  vom  Ini 
Lat.  mit  ^et  quia  praeciperet'  wiedergegeben.  Das  Activum 
TcaQaxsXsveiv  findet  sich  erst  bei  Polybios. 


GEGEN  APION.  559 

(Hfl  dtiQxeö^aL  x.  r.  X,]  Es  handelt  sich  hier  um  soge- 
nannte Pythagoreische  Symbole,  obwohl  die  drei  hier  ge- 
nannten in  die  Sammlung  bei  Göttling^  Gesammelte  Abhand- 
lungen I  S.  290  ff.  nicht  mit  aufgenommen  sind.  Wenigstens 
die  ersten  zwei  siud  abergläubische,  den  Orphischen  ähnliche 
Ritualgesetze. 

iq)*  ov  av  ovog  oxAa^i^]  Ebenso  Jos.  Ä.  J.  IV,  6,  3 
(hg  d*  iyxec^evov  xov  ayyikov  rj  ovog  xtnttoiidvri  äxXaöSy 
„Yor  dem  ein  Esel  in  die  Knie  gesunken  ist^^  Der  Grund 
des  Verbots  war  wohl  der  Aberglaube,  dass  es  an  einem 
solchen  Orte  nicht  geheuer  sei.  Diese  Vorstellung  findet 
sich  in  der  That  in  der  Bibel  in  der  Geschichte  Bileams 
Num.  22,  22 — 23,  von  der  Hermippos  gehört  haben  mag. 
Freilich  darf  man  die  Beziehung  der  angeführten  Symbole 
auf  Juden  und  Thraker  nicht  zu  sehr  pressen,  da  wenigstens, 
auf  die  Thraker  wohl   keines  derselben  gepasst  haben  wird. 

täv  dificDv  vddr&v]  *ab  aqua  faeculenta'  Int.  und  so 
auch  Dindorf.  Das  heisst  aber  ditl^Log  nicht  und  es  kann 
auch  nie  zu  dieser  Bedeutung  kommen.  Es  muss  hier  „dur- 
stig machendes'^  Wasser  bedeuten,  wie  dv^toSrig^  dtiln^unog 
sowohl  für  durstig  wie  für  dursterregend  steht  Es  ist  also 
brakiges  Wasser  gemeint,  und  das  Verbot  ist  den  entspre* 
chenden  bei  den  ägyptischen  Priestern  zu  vergleichen,  Plut. 
de  Is.  et  Osir.  32  p.  363:  dto  xr^v  xa  ^aka66av  ot  tsQBlg 
itpo6iovvxai^  xal  xov  aXa  TvfpSvog  aipifbv  xaXovöty  Tcal  xäv 
anayoQsvoiidvcav  av  iöXLv  avtotg,  ixl  X(faxsi,rig  aXa  fitri  tcqo- 
ti^aö^ai'  Tcal  xvßcQvi^xag  ov  JtQO6ayoQ£vov0i,Vj  ort  ;(()aii/ra^ 
^aXdxxy  xal  xov  ßiov  ano  xrig  ^aXdxxrig  i%ov6i,v.  ov%  ijxiöxa 
06  ocal  xov  IjiJ&vv  ajco  xavxrig  TCffoßdXXovxai  X'^g  aixCag, 
Ebenda  weist  Plut.  p.  364  auf  den  Pythagoreischen  Glauben 
hin:  dol^Bi  8%  xal  xo  vno  xmv  IIv&ayoQixäv  Xsyo^isvovj  d)g 
^  d'dXaxxa  Kffovov  ddxffvov  i^xiVj  alvixxtod'ac  xo  fi^  Tucd-a- 
Qov  firjfcs  öviiqyuXov  avxijg.  Vgl.  auch  c.  5  p.  352  über  das 
Salzverbot  der  Priester:  äXXag  xs  TiXslovag  aixCag  i%ovxag, 
'Kol  noxixaxiQQvg  xal  ßQfoxixcoxdQOvg  xoutv  ini^riyovxag 
xr^v  oQsiiv.    Bei  den  Juden  findet  sich  nichts  Aehnliches. 

a7ci%B0^ai\  In  einem  Athemzuge  dies  und  gleich  darauf 


660  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

an£%BLv  in  YoUkommen  identischer  Bedeutung  ist  uneriaräg- 
lich.  Ich  yermuthe,  dass  mit  einer  etwas  abweiclieiiden 
Nuance  des  Sinnes  dafür  a7ciQ%B6Q'ai^  „sich  abwenden  %  zu 
schreiben  ist,  was  gut  zu  dem  vorhergehenden  dtipx^^^^^ 
stimmt.  Pythagoras  meiut^  man  solle  von  brakigem  Wasser 
weggehen^  um  nicht  versucht  zu  sein,  davon  zu  trinken  und 
so  immer  durstiger  zu  werden.  Der  Fehler  ist  alt,  da  schon 
Int.  ^semetipsum  abstineret'  hat 

xdarig  ^^^X^tv  ßXa6q)rjiiias]  Eine  ähnliche  Vorschrift 
findet  sich  z.  B.  Exod.  22,  28:  ^^Gott  sollst  du  nicht  lästern 
und  einem  Fürsten  deines  Volkes  nicht  fluchen.^' 

§  165.    xal  Sifccxäv]    Aehnlich  allgemein  drückt   sich 
Plai  Charmid.  c.  5  p.  156 D  aus:  räv  @QaKdiv  ttSv  ZccJifLO' 
l^cdog  lat(fäv,  ot  kiyovxai  xal  cata&avatC^si^v.    Gemeint   sind 
vorzüglich  die  Geten^  die  durch  ihren  rohen  Unsterblichkeit^' 
glauben  und  das  damit  zusammenhängende  Verbot  thierischer 
Nahrung    mit    den   Pytbagoreern   Aehnlichkeit    hatten    und 
öfters  mit  ihnen  verglichen  werden,  z.  B.  von  Strab.  VII  p.  298, 
der  an  einer  anderen  Stelle  XVI  p.  762  den  „Pythagoreer^ 
Zamolxis  mit  Moses  zusammenstellt.    Aber  Celsus  ap.  Orig. 
c.  Cels.  1, 16  p.  13  rechnet  ausser  den  Geten  auch  die  Odrysen 
unter  die  ältesten  und  weisesten  Volker,  und  Clemens  Strom. 
I;  15,  68  p.  130  Sylb.  giebt  folgende  Zusammenstellung:  xtu 
^ot  Soxov6lv  alöd-o^ievoL  rijg  ^ydXrig  svnoUag  xrig  duc  rcSr 
6oq>i5v  ^eßa^d-ijvai  rs  tovg  avdgag  xal  df^iioöia  <pikoöoq>^6ai 
BQax^iävig  ts  CvfinavxBg  xal  ^OSQv6ai  xal  Fhai  xal  xo  xäv 
Alyvicxlav  yivog  i%£ok6yri6av  axQißmg  xa  ixsivmv,  XaXdaloi 
xe  xal  ^Agaßioi   ot  xXrid^evxsg   evdainoveg   xal   oöoc  ys  xr^v 
üaXai^CxCvriv  xaxcixri0av  xal  xov  Jlsiföixov  yivovg  ov  x6  iXa- 
%i0xov  [iBQog  xal  akka  %Qog  xovxoig  yivri  (ivQia^  wo  er  eine 
griechische  Geschichte  der  Philosophie  ausgeschrieben  hat,  ohne 
zu  merken^  dass  die  „Bewohner  Palästinas''  die  Juden  sind. 

§  166.  xaxa  itoksig]  Er  betont  dies  im  Gegensatz  zu 
den  i^ri,  weil  diese  durch  ihre  republikanischen  Verfassungen 
den  Griechen  näher  standen. 

BÜg  XLvag]  wird  als  Femininum  zu  fassen  und  nokBi^g 
zu  ergänzen  sein:  iviOL  sind  einzelne  Bewohner  dieser  Städte. 


GEGEN  APION.  561 

xal  ycoXXcc  täv  id-äv]  ^et  multae  Dationes^  ad  quos 
(sie!)  transiit'  Ini^  der  aber  nur  id-väv  gelesen  und  sich 
das  Uebrige  dann  zureebt  gemacht  hat. 

066q)Qaötog  iv  rotg  xsqI  vop^mv]  Dieses  wichtige 
Fragment;  aus  dem  man  sieht;  dass  das  umfassende  Werk 
(2Vof(CDi/  xata  0toi%Blov  xd')  auch  barbarische  Gesetze  und 
zwar  aus  den  Gesetzbüchern  selbst  gab;  fehlt  in  den  erbärm- 
lichen Fragmentsammlungen  von  Schneider  V  p.  201  ff.  und 
Wimmer  III  p.  192  ff. 

Xefav  ydg]  Eingehend  erwähnt  er  die  Juden  und  ihren 
Opferritus  in  der  Stelle  (aus  tcbqI  svösßsiag)  bei  Porphyr, 
de  abstin.  II;  26;  die  also  Josephos  nicht  gekannt  haben 
kann;  vgl.  über  seine  Eenntniss  der  Juden  BemayS;  Theo- 
phrastos'  Schrift  über  Frömmigkeit  S.  110. 

§  167.  xcdXvovölv]  Spanheim  vergleicht  II,  37  §  263 
(von  Sokrates):  aAA'  ort  xacvovg  oQXOvg  ä^ivve  xal  ro  dai- 
fiovtov  avz^  6riii,aCvBiv  Itpaöxs  .  .  .  Stä  xavxa  xatsyvdöd'ri 
xcivecov  nimv  a%o%avBlv.  Dasselbe  Gesetz  galt  auch  bei 
den  Juden;  vgl.  Exod.23;13:  „und  den  Namen  andrer  Gotter 
sollt  ihr  nicht  nennen;  er  soll  nicht  gehört  werden  in  eurem 
Munde." 

av  ovtog  svQsd-Biril  Josephos  drückt  sich  deshalb  so 
vorsichtig  auS;  weil  er  sicher  war;  dass  der  Ausdruck  xoq- 
ßdvj  nicht  aber  dass  der  vom  xoQßciv  entlehnte  Eid  jüdisch 
war.  Der  Eid  war  offenbar:  'deo  sacer  erO;  ni  hoc  fecero', 
vgl.  ^avdd'B(ia  iano'  in  der  christlichen  Kirche.  Die  Com- 
bination  des  Josephos  scheint  eine  berechtigte  zu  sein. 

dmQOv  d'BOv]  Bochart  zweifelte  die  Richtigkeit  der 
Lesart  aU;  weil  die  LXX  Eorban  (Opfergabe)  Lev.  1;  10.  2;  4. 
3;  1  durch  dägov  t^  KvQiw  (Epiphan.  Haer.  XXKIII  c.  4 
däifov  rä  d-B^)  wiedergeben;  Gotelerius  in  Not.  ad  Oonstit. 
apostol.  p.  166  (ed.  Paris.)  hat  aber  die  überlieferte  Lesart 
durch  Lukas  (Evang.  21;  4)  ta  däffa  rot)  d'BOv  gerechtfertigt; 
es  steht  synonym  mit  den  sonst  von  Josephos  gebrauchten 
Ausdrücken  XQW^''^^  d'BoVj  d-BOv  d^öavgog. 

§  168.    xal  iiriv  ovdh]  ovzb  Flor.;  was  nicht  angeht. 

^Hifodorog  b  *AkixaQva66Bvg'\  Dieselbe  Stelle  ist  an- 

T.  OüTSOBMiD,  Kleine  Sohriften.    IV.  36 


! 


562  VORLESUNGEN  ÜEBEE  JOSEPHOS*  BüECHER 


gezogen  in  der  Archäol.  YIII^  10,  3,  jedoch  nur  der  Anfang, 
der  den  Worten  xal  Aiyv^ttoi  xal  Al^Coxsg  —  tcoq    jälyv- 
xzla)v  ii€(jLa&ijxivac  entspricht,  und  auch  dieser  nicht  wörtlich, 
und  flüchtig   (so  ist  gerade  das  Gegentheil  von   dem,    was 
Herodot  sagt,  behauptet:  (pfjöl  dh  xal  [hier  schalte  ich  ein: 
mg\  Ald'ioxag  nag*  AlyvnxCiDv  (usfia^rixiva^  xiiv  zmv  aldoCcuv 
nsQitoiii]v).    Die  Stelle  steht  in  der  Geschichte  des  Sesostris 
bei  Herodot.  II,  104,     Während   er   sie    dort   nur   aus    dem 
Kopfe  angeführt  zu  haben  scheint,  schreibt  er  sie  hier  wirk- 
lich ab   und   giebt   sie   sehr   treu  wieder.    Auch   Jas   Citat 
ücsqI  K6Xx<ov  [ötoifäv  iv  rg   devraga   ßißXm   ist  so    genau 
wie  nur  möglich.    Die  directe  Entlehnung  kann  also  um  so 
weniger  zweifelhaft  sein,  als  Josephos   in   der  Archäologie 
genaue  Bekanntschaft  mit  Herodots  zweitem  Buche  an  den 
Tag  legt:   es  ist   seine   einzige  Quelle  über  ägyptische   Ge- 
schichte, die  er  dort  gekannt  hat   (woraus   beiläufig   folgt^ 
dass   das   eine  Citat   aus  Manetho   in  der  Archäologie  aus 
abgeleiteter  Quelle  stammt).    Nur  die  Einleitungsworte  hat 
Josephos  frei  umgeformt:  [lovvov  öl  Tcivxav  für  ort  ^ovvoi 
icavTov  ävd-gciTCmv, 

§  169.  jcdvtmv^  (pti^l]  Dieses  doppelte  q)7i0L  ist  sehr 
aufßllig  so  unmittelbar  hintereinander,  und  findet  auch  in 
dem  häufig  eingeschalteten  (pi]0i  im  Auszuge  aus  Hekatäos 
weiter  unten,  wo  zwischen  wörtlicher  und  epitomirender 
Wiedergabe  der  Worte  gewechselt  wird  und  jenes  Wörtchen 
die  üebergänge  vermittelt,  kein  yoUkommenes  Seitenstück. 
Am  ersten  lässt  sich  noch  vergleichen:  Uye^  dh  xal  xegl 
xroii  xoXvavd'gcDn&catov  yeyovivai  iiftäv  xo  idi/og'  xoXXag 
lihv  yag  avtäv^  gyr^öCv,  x.  t.  X.  Die  Lesart  wird  aber  auch 
vom  Int,  indirect  bestätigt,  der  es  weglässt,  also  für  über- 
flüssig gehalten  haben  wird.  Man  könnte  daran  denken, 
ipri^i  in  gyi^iii  zu  ändern  und  hierin  eine  kürzende  Umschrei- 
bung von  Herodots  Worten  avtog  dh  etxa6a  tijdBy  xal 
Ott  (isldyxgoig  b16i  xal  ovX6tgi%Bg  .  .  .  akka  xotCids  xal 
fiaklovy  oxL  X,  X.  L  erkennen  zu  wollen.  Doch  ist  auch  das 
öd  von  Josephos  hinzugefügt,  und  beides  wohl  enger  zu 
verbinden,   so  dass  er  also  sagt:   „denn  im  zweiten  Buche 


GEGEN  APION.  563 

sagt  er,  von  den  Eolcheru  redend^  so.  Das  aber  sagt  er: 
fiot;vot  xavtoDVy  x.  r.  A."  Freilich  bleibt  die  Wiederholung  sehr 
unschön. 

UvifioL  ot  iv  tfj  naXat,0tCvTi\  Dass  das  die  von  ihm 
vorgefundene  Lesart  ist^  steht  um  so  sicherer^  als  er  selbst 
weiter  unten  nicht  diese  Form,  sondern  Evqovq  gebraucht. 
Genau  ebenso,  im  Texte  Evqi^ol^  in  seinem  eignen  Zusätze 
EvQOi^  in  der  Archäologie.  Dass  Int.  ^Syri'  hat,  beweist  nicht, 
dass  er  an  unserer  Stelle  anders  las.  Herodot  hat  Svqoi^  doch 
haben  die  geringeren  Handschriften  P(aris.)  und  R  (d.  i.Vatic) 
ZvQLoi.  Die  Herausgeber,  auch  Stein,  unterscheiden  bei  ihm 
zwischen  £vqlol  für  die  Kappadoker  und  Ijvqol  für  die 
eigentlichen  Syrer.  Allein  die  Ersteren  heissen  I,  72  (drei- 
mal). 76  (zweimal).  H,  104.  III,  90.  V,  49,  also  fünf  (bez.  acht)- 
mal  in  den  Handschriften  ZJvifLot^  I,  6.  YII,  72  (dreimal), 
also  zwei  (bez.  vier)  mal  Uvqol;  doch  hat  an  einer  der  letzten 
drei  Namensnennungen  Eustathios  Dvqi^oi.  Als  Name  für  die 
Assyrer  findet  sich  Zvqloi  YII,  63.  Für  die  eigentlichen 
Syrer  findet  sich  II,  12.  UI,  5  (bei  der  zweiten  Nennung), 
VII,  89  die  Form  SvQtot.^  und  die  Corruptel  ^A06vqioi  II,  30 
(wo  indess  R  Ijvqoi  hat)  führt  eben  darauf,  so  dass  es  vier- 
mal bezeugt  ist.  Dagegen  II,  10;!  ist  überliefert  HvQOi  (P  und 
R  allerdings  Uviftoi),  femer  III,  5  (bei  der  ersten  Nennung, 
wo  P  corr.  und  R  abermals  £vqlol  bieten),  II,  159  (wo  nur 
R  UvQtoi  giebt),  endlich  III,  91  nach  allen  Handschriften  — 
somit  ebenfalls  an  vier  Stellen,  jedoch  mit  schwankender 
Ueberlieferung.  Also  ist  die  Scheidung  nicht  in  der  Ueber- 
lieferung  begründet,  die  Form  UvQot  vielmehr  gleichmässig 
für  alle  Syrer  genannten  Völker  in  der  Minderzahl  sich  ein- 
schleichend. Man  hat  überall  Zvf^oi  als  die  Herodotische 
Form  herzustellen.  Dindorf  in  Stephanus^  Thesaurus  s.  y. 
und  Nöldeke  im  Hermes  V  S.  444  haben  sich  mit  Recht  in 
diesem  Sinne  entschieden.  Josephos  hat  hier  mit  P  (Parisi- 
nus 1633)  das  Richtige  bewahrt;  dies  ist  überhaupt  die 
Handschrift,  mit  der  sein  Text  am  meisten  stimmt,  während 
er  sich  von  den  Lesarten  von  C  (Florentinus  abbatiae  S. 
Mariae  207)  und  R  (Vaticanus  123)  am  meisten  entfernt. 

36* 


564  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

xal  ovtoc]  Müssig  und  verkehrt;  Ini  Lat.  ^et  Syri  in 
Palaestina  qui  (schreibe  *qui  in  Palaestina')  confiteutur   hoc 
ab  Aegyptiis  didicisse',  er  las  also  ebenso  und  liess  es  als  ud- 
nütz  weg.    xal  avzol  hat  Herodot,  und  jenes  Andere  wird^  da 
keine  Herodothandschrift  mit  Josephos  stimmt  und  da  dieser 
auf  der  Hand  liegende  Fehler  der  benutzten  Handschriften 
vermuthlich  stillschweigend  berichtigt  haben  würde^  als  Fehler 
unserer  Josephoshandschriften  anzusehen  und  nach  Herodot 
zu  berichtigen  sein.  —  Dieses  xal  avxoC  bezieht  sich  auf  das, 
was  Herodot  vorher  über  die  Eolcher  gesagt  hatte  und  viraa 
Josephos  nicht  mit  aufgenommen  hat.     Dass  er  diese   erst 
durch  den  grosseren  Zusammenhang,  aus  dem  sie  genommen, 
verstandlichen  Worte  nicht  getilgt  hat,  ist  ein  Beweis  seiner 
grossen  Treue^  wo  er  seine  Quellen   wortlich  anführt,  und 
erweckt  auch  für   die  Fälle,  wo  wir  die  Sache  nicht  mehr 
controliren  können,  ein  gutes  Yorurtheil. 

§  170.  &BQiuiD8ov%a  xal  IlaQd'Bvtov]  SaQ^iddovra 
xal  nägdovra  xal  üagd-iviov  Flor.,  blosse  Dissographie  von 
&SQIi(6öovta  xal  IlaQd-avLov^  von  der  die  Herodothand- 
Schriften  frei  sind. 

IlaQd'^viov]  Der  Parthenios  ist  der  westliche  Grenz- 
fluss  von  Paphlagonien  nach.  Bithynien  zu;  aber  Niemandem 
ist  es  je  in  den  Sinn  gekommen,  die  Sitze  der  Leukosyrer 
weiter  westlich  als  höchstens  bis  Harmane  (westlich  von 
Sinope)  auszudehnen,  und  Herodot  selbst  macht  I,  72  den 
Halys  zur  Westgrenze.  Daher  vermuthet  G.  Rawlinson  in 
den  Anmerkungen  zu  seiner  englischen  Uebersetzung  des 
Herodot,  dass  ein  anderer,  sonst  nicht  bekannter  Parthenios 
gemeint  sei,  ein  „Jungfrauenfluss^',  wie  er  für  das  Land  der 
Amazonen  passt.  Es  kann  nur  der  Lykos  oder  der  Iris  sein; 
da  aber  der  Erstere  schon  einen  griechischen  Namen  hat^ 
der  Name  auch  an  einem  andern  Amazonensitze,  um  Hiera- 
polis,  neben  einem  andern  Thermodon  vorkommt  (Sibyll.  Y, 
319.  Strab.  XII  p.  578),  so  muss  es  der  Iris  sein. 

xal  MaxQfQvag  ol  tovxoiCiv  aöxvysCxovsg  ot/rfig] 
Int.  Lai  *qui  circa  Th.  et  P.  fluvium  commorantur  et  Asty- 
gitones  a  Colchis  dicuntur  nuper  didicisse';  er  scheint  also 


GEGEN  APION.  565 

(laxgdv  für  MdxQCDvsg  gelesen  und  sich  danach  das  Uebrige 
zurecht  gemacht  za  haben. 

aötvyectovsg]  Spätere  Schriftsteller,  namentlich  Xeno- 
phon  in  der  Anabasis,  führen  zwischen  den  Makronen  und 
den  Leukosyrern  eine  Reihe  kleinerer  Völkerschaften  auf, 
die  wohl  alle  nur  Unterabtheilungen  der  Cbalyber  sind.  Aus 
Herodot  ergiebt  sich,  dass  sie  wenigstens  zu  seiner  Zeit  nicht 
bis  unmittelbar  an  das  Meer  gewohnt  haben  können. 

oxotsQOL]  Eine  A ender ung  Bekkers  für  das  überlieferte 
oJtorsQOLj  die  aber  als  inconsequent  zu  verwerfen  ist,  da 
Josephos  den  lonismus  Herodots  im  üebrigen  keineswegs 
treu  festgehalten  hat;   denn  er  schreibt  neQLti^vovtaLj  6f(o- 

ovK  i%m  sinslv]  Wir  wissen  allerdings,  wie  Wilkinson 
(zu  G.  Rawlinsons  englischer  üebersetzung)  richtig  bemerkt, 
dass  die  Aethiopier  die  Beschneidung  mit  ihrer  ganzen 
übrigen  Cultur  von  den  Aegyptern  entlehnt  haben,  üeber 
die  Beschneidung  der  Eolcher  lässt  sich  nur  so  viel  sagen, 
dass  sie,  so  wenig  wie  das  Volk  selbst,  aus  Aegypten 
stammen  kann;  sie  ist  wahrscheinlich  im  Gefolge  irgend- 
welcher semitischer  Gülte  zu  den  Eolchern  gekommen. 

§  171.  SvQOvq  tovg  iv  rg  UalaLötivrß  Bahr,  Krü- 
ger und  Wilkinson  (zu  G.  Rawlinsons  englischer  üebersetzung) 
halten  die  Schlussfolge  des  Josephos  für  richtig.  Stein  meint, 
Herodot  scheide  nicht  zwischen  Philistäem  und  Juden,  von 
denen  jene  die  Beschneidung  nicht  hatten;  sie  erscheinen 
sogar  im  A.  T.  vorzugsweise  als  die  Unbeschnittenen.  Der 
Sprachgebrauch  Herodots  beschränkt  aber  an  der  Mehrzahl 
der  Stellen  den  Namen  auf  das  von  den  Philistäem  bewohnte 
Küstenland  zwischen  Phönicien  und  Gaza  und  dann  wieder 
von  Jenysos  bis  zum  Serbonis-See  (1, 105;  IH,  5,  was  die 
Hauptstelle  ist,  und  HI,  91).  An  zwei  Stellen  scheint  Phö- 
nicien mit  dazu  gerechnet  zu  werden,  II,  106,  wo  Denkmäler 
des  Sesostris,  die  man  am  Nahr-el-Kelb  bei  Berytos  wieder- 
findet, nach  Palästina  gesetzt  werden,  und  Vll,  89:  ovtoc  Sl 
of  9o(viX€g . . .  rfjg  JSvQtrig  olxiovtSv  ro  naga  ^dla66ttv*  rrjg 


566  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

de  ^JvQirjg  toiko  vo  %mQiov  xal  xo  p^dxQ^  Alyvxxov  nciv  IIa- 
kaiürCv-q  xaXhtai,    Allein  an  der  ersten  Stelle  ist  es    yollig 
unsicher^  ob  Herodot  wirklich  das  Denkmal  am  Nahr-el-Kelb 
gemeint  hat,   und  die  zweite  Stelle  lässt   sich   mit   seinem 
sonstigen  SprachgSbraache  so  vereinigen^  dass  er   dort    den 
Namen  nur  in  Ermangelung  eines  andern  auf  das  namenlose 
und  erst  durch  die  Einwanderung  der  Phönicier  Phonicien 
gewordene  Land  ausgedehnt  hat;  und  auch  da  ist  der  Name, 
was  die  Hauptsache  ist,  auf  die  Küste  Syriens  beschränkt. 
Dass  Judaea  dem  Herodot  völlig  unbekannt  geblieben    ist, 
verschlägt  Nichts:  er  hätte  seine  Bewohner  nach  seiner  son- 
stigen Redeweise   als   Syrer,    nicht   als   palästinische   Syrer 
bezeichnen  müssen.    Nöldeke  theilte  mir  mündlich  seine  An- 
sicht mit^  dass  die  Philistäer  in  nach  exilischer  Zeit  die  Be- 
schneidung angenommen  haben  könnten.    Hiergegen  spricht 
aber   die    Josephische   im    Präsens    gehaltene  Versicherung: 
täv  dl  r^v  IlaXaiötCvriv  KaroLXOVvtcov  fiot/ot  toiko  noiov<fiv 
*IovdatoL  —  und  das  konnte  und  musste  er  wissen.     Sollten 
die  Philistäer  die  Beschneidung  dann  wieder  abgeschafft,  sie 
nur  in  der  Perserzeit  beobachtet  haben?  Das  ist  doch  wenig 
wahrscheinlich.   Mir  scheint  aus  dem  Widerspruche  nur  soviel 
sicher   hervorzugehen,   dass  Herodot   die  Angabe   nicht   im 
Philistäerlande  selbst  erkundet,  sondern  in  Aegypten  erhalten 
hat.    Damit  stimmt  sehr  gut  1)  das  bfiokoydovöL  icaq  Alyv- 
mimv  ^fia^xsvat^y  was  doch  von  Juden  sicher  nie  geschehen 
sein  wird,  mag  auch  immerhin  die  Beschneidung  bei  ihnen 
ursprünglich  aus  Aegypten  stammen;  2)  der  umstand,  dass 
die   Angabe   Herodots   wenigstens    in    dieser   Allgemeinheit 
auch  von  den  Phöniciern  nicht  richtig  zu  sein  scheint,  da 
Ezechiel  32,  30  die  Sidonier  ausdrücklich  zu  den  Unbeschnit- 
tenen  rechnet   (vgl.   die  Anmerkungen   von  Wilkinson   und 
Stein).     Herodot  mag  in   Aegypten  mit  der  Nachricht  von 
den  Stelen  des  Sesostris  zugleich  die  andere  erhalten  haben, 
dass    angrenzende    Syrer   von    ihnen   aus   die    Beschneidung 
empfangen  hätten,  und  mag  dies,  als  er  eine  solche  Stele  in 
Palästina  wiederfand,  auf  die  palästinischen  Syrer  bezogen 
haben.    Josephos  hat  also  in  der  Sache  selbst  Recht,  wenn 


GEGEN  APION.  567 

er  auch  IlakaietCvri  im  Sinne  des  Sprachgebrauchs  seiner^ 
nicht  der  Herodotischen  Zeit  zu  verstehen  Unrecht  hat. 

xrotiTO  a(fa  yLvciöKmv  etQijxB  7t€(fl  avtmv]  Ini  hat 
den  Zusatz  zum  Folgenden  gezogen.  Er  ist  nicht  müssig, 
aga  begründet  den  Schluss:  ,,folglich  hat  er,  indem  er  dieses 
(die  Beschneidung  als  in  Palästina  geübt)  kennt  ^  von  ihnen 
(den  Juden)  —  implicite  —  geredet". 

§  172.  ciifxaLotSQog]  ^antiquus'  Int.  aQxatog  Euseb. 
Praep.  ey,  IX,  8  p.  412  A — C,  der  die  Stelle  anführt,  aber 
sie,  abgesehen  von  den  Versen,  paraphrasirt.  Die  Variante 
beweist  kaum  mehr,  als  dass  beide  mit  dem  Comparativ 
Nichts  anzufangen  wussten.  Es  kann  fraglich  scheinen,  ob 
„alter'*  im  Vergleich  mit  Herodot  oder  „alter"  im  Vergleich 
mit  andern  Dichtern.  Ersteres  wäre  freilich  nicht  richtig, 
da  Ghorilos  von  Samos  nach  den  Untersuchungen  von  Naeke, 
Choerili  Samii  quae  supersuntp.  14  ff.  474  geboren  war,  sein 
Ajter  also  in  der  That  in  eine  Zeit  fällt,  auf  welche  die  eine 
der  Angaben  des  Suidas  s.  y.  XoiQiXog  passt:  xal  'HQoS6tq> 
rp  tötoQix^  naQBÖQBvöavxa  koymv  igaöd'ijvaL'  ovtivog  avrov 
xal  naidixä  ysyovivai  tpaölv.  Allein  daneben  hat  Suidas 
eine  andere,  yermuthlich  aus  zu  specieller  Beziehung  des 
Ausdrucks  ÜBQöixa  auf  den  Zug  des  Xerxes  entstandene 
Angabe,  die  ihn  sehr  viel  älter  macht:  yaviad'ah  dl  xaxa 
navva6iv  xoXg  xQovoig'  inl  8%  xAv  IlBQöi^xäv,  okvitnuidi  ob', 
vaaviöxov  ^di}  slvar.  es  konnte  also  recht  gut  gerade  auf 
diese  Zeitbestimmung  des  Ghorilos  von  Josephos  Bezug 
genommen  worden  sein.  Allein  der  Zusammenhang  lässt 
die  andere  Deutung  als  die  näher  liegende  erscheinen;  andern- 
falls würde  Josephos  dem  Verständnisse  durch  ein  avxov  zu 
Hilfe  gekommen  sein.  Das  Epos  des  Chorilos  hatte  zum 
Inhalt  xr^v  ^Adijvaianf  vtxriv  xaxä  S^if^ov  (Suid.).  Ausser 
Näke  sind  über  ihn  von  Aelteren  zu  vergleichen  Scaliger, 
Animadv.  ad  Euseb.  chron«  no.  1534  und  S.  Petitus  in  Ob- 
serv.  lib.  11,  cap.  2  und  iu  Animadvers.  anecdotis  (ap.  Hudson) 
p.  447.  448. 

6vvB6XQaxBvxai\  ^castrametati  sunt'  Int.  ffwsöxQoxBv- 
öav  Euseb.  in  seiner  Paraphrase.    Activum  und  Medium  sind 


568  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSBPHOS'  BUECHER 

gleichmässig  im  Gebrauch;  die  Lesart  des  Textes  ist  vorzu- 
ziehen, weil  die  perfectische  Wendung  von  Abschreibern 
leichter  mit  der  geläufigeren  aoristischen  vertauscht  ^irerden 
konnte  als  umgekehrt. 

i vitales]  „er  reihte  sie  mit  darunter  ein^^ 

§  173.  täv  d'  oxv^sv]  tp  tf'  Snid^sv  Flor,  ^postremum 
vero'  Int.;  der  also  yermuthlich  ebenso  las  und  das  unTer- 
ständliche  rcof  einfach  wegliess.  xmv  d'  oxt^av  Eus.,  was 
allein  richtig  ist;  denn  der  Dativus  commodi  und  die  Be- 
ziehung auf  Xerxes  —  was  die  allein  mögliche  Erklärung 
wäre  —  passt  schon  wegen  oxi^sv  nicht,  wäre  höchstens 
am  Anfange  des  Yölkerverzeichnisses  denkbar.  Xhtid'sv  mit 
dem  Genitiv  verbunden  und  diesem  nachgestellt  findet  sich 
schon  in  der  Ilias  1^2, 15  dCq>^ov  oni6%sv, 

SxBvv  tf']  ä^ss  d*  Flor.,  GixiBt*  vulg.  ^xotn/  tf'  Eus. 
^habitantes  autem'  Int.  Dieses  ist  in  der  Sache  das  allein 
Richtige,  da  der  Singular  in  der  Mitte  zwischen  aq>Litn:ag 
und  av%^aXdoL  unmöglich  ist;  doch  wird  unter  noch  etwas 
engerem  Anschluss  an  äxss  J'  mit  Näke,  Choeril.  p.  137  zu 
schreiben  sein  ^xsov  d',  mit  Synäresis  zu  lesen:  es  begreift 
sich,  wie  die  Schreiber,  die  an  die  Synäresis  nicht  dachten, 
des  Metrums  wegen  den  Singular  herstellen  zu  müssen 
meinten,  Eusebios  dagegen  die  gewohnliche  contrahirte  Form 
substituirte.  Der  Vers  ist  ganz  nach  dem  Muster  des  Home- 
rischen IL  S^  116  ^Sltxsov  d'  iv  nksvgävt  gebaut.  Dindorf 
hat  wegen  des  folgenden  iipoQevv  ein  äx€w  vorgezogen; 
allein  Näke  p.  147  bemerkt  ganz  richtig,  dass  eine  Synäresis 
an  der  ersten  Stelle  des  Verses  und  in  der  Thesis  dem 
Chorilos  nach  Homers  Vorgänge  unanstössig  klingen  mochte, 
während  sie  ihm  in  der  Mitte  des  Verses  und  in  der  Arsis 
unerträglich  hart  schien. 

7cXatdjf\  Da  xlcctvg  später  auch  „salzig"  bedeutet  und 
schon  Herodot  so  II,  108  nXaxvxiQ0i6i  i%Qi(ovxo  xotei  nofuc^i 
gebraucht,  so  könnte  man  diese  Bedeutung  auch  hier  an- 
nehmen. Allein  Josephos  hat  es  richtig  weiter  unten  durch 
jckaxvxdQU  xal  iisi^mv  umschrieben.  Die  Bedeutung  „breit" 
ist  bei  Homer  noch  die  einzige,  und  dessen  Sprachgebrauch 


GEGEN  APION.  569 

ist  der  massgebende  in  so  einer  Frage.  Daraus^  dass  man 
sich  gewohnte,  iclatvg  als  stehendes  Beiwort  der  Meerfluth 
zu  gebrauchen,  ist  die  spätere  Bedeutung  ,,salzig''  entstanden. 

inl]  So  Hafn.,  ivi  Flor.  Des  Euseb.  ycaQa  wird  blosse 
Glossirung  durch  ein  Synonym,  *ubi  palus  amplissima  est' 
des  Int.  ungenaue  Umschreibung  sein. 

avxiicclioi  xoQvq>agy  XQOXOXovifLdss]  So  Flor,  avxfia- 
XioL  KsqxxXag,  tQoxoxovQudsg  Eus.  ^iuvenes  capillis  sub  rotun- 
ditate  detonsis'  Int.  In  dem  Muvenes'  yermuthete  Alberti 
zum  Hesych  s.  y.  avxccXioL,  Näke  axp^akEot]  allein  vermuth- 
lich  hat  Int.  nur  den  zweiten  Bestandtheil  yon  tqqx^^^'^' 
QLÖegy  um  sicher  zu  gehen,  doppelt  übersetzt,  einmal  es 
yon  xovifd^  das  andere  Mal  yon  xovQog  ableitend,  dagegen 
avxficcXiot^  was  er  nicht  yerstand,  einfach  weggelassen:  es 
entspricht  das  ganz  der  Art,  wie  er  sonst  übersetzt  hat 
^vxiiccXdog  ist  ein  asca^  ksyofievov^  für  welches  Lamb.  Bosius, 
Animady.  ad  scr.  Gr.  28  p.  118  aus  Hesych.  s.  y.  avxaldoi, 
6£[ivo£  und  Xenophanes  ap.  Ath.  XII  p.  526  B  avxcildoi, 
„sich  brüstend*',  yermuthete.  Allein  so  gut  avaUog  neben 
avriQog^  av6xakiog  neben  avüxriQog  yorkommt,  konnte  auch 
avxfifckeog  für  das  üblichere  avxfiflQog  gesagt  werden:  alle 
drei  Worte  haben  die  gleiche  Bedeutung  „dürr,  trocken^', 
hier:  „struppig*^  —  xsipakdg  bei  Eus.  für  xoQvtpoig  ist  wiederum 
Glossirung  durch  ein  Synonym,  und  Näke  bemerkt,  dass  es 
noch  dazu  eine  Verschlechterung  ist  (p.  141  ff.):  xoQVfptj  ist 
„der  Scheitel'',  und  a^;|rfiaA^ot  xo(fv<pdg  gehört  eng  zusammen, 
ist  Ergänzung  und  Gegensatz  zugleich  yon  XQoxoxovQLdeg. 
^Quo  nihil  aliud  significayit  Ghoerilus,  quam  yerticem  capil- 
latum,  ratione  habita  earum  capitis  partium,  quae  non  essent 
capillatae'  (Näke). 

XQOXOXO'UQvdsg]  So  Flor.  r(>o;|roxoi;(>ad£g  Euseb.  Unnütz 
und  yerkehrt  ist  die  Aenderung  yon  S.  Petitus,  Animady. 
anecd.  p.  446  xQLx^xovifideg^  was  ^omnino  tonso  capite'  be- 
deuten soll.  Es  heisst  yielmehr  „im  Kreise  herum  geschoren". 
Ob  -ideg  als  Proparoxytonon  oder  -ddeg  als  Paroxytonon 
yorzuziehen  sei,  ist  fraglich.  Beides  kommt  bei  der  Ableitung 
yon  männlichen  Compositis  yor,  jenes  z.  B.  in  uLBXdvai/yig^ 


570  VORLESUNGEN  UEBEE  J08EPH0S'  BüECHER 

dieses  in  ^vf^qyuyag,    Näke  p.  145  zieht  xQOxoxovQadag   yot 
^non  uua  de  causa'^  behält  aber  die  Gründe  für  sich,  Lobeck, 
Pathologiae  sermonis  Graeci  prolegomena  p.  451  schiebt  Nake 
eine  Ansicht  unter^  die  dieser  gar  nicht  ausgesprochen  hat, 
führt  aber  ebensowenig  positive  Gründe  für  XQOxoxov^dag 
an.    Die  weit  überwiegende  Mehrzahl  der  Composita  auf  -dg 
ist  weiblich^  und  XQOxoxovQig  ist  ebenso  von  xovQa  abgeleitet^ 
wie  avaXxig  von  aAxi^,  an  sich  also  schwerlich  zu  verwerfen. 
Vermuthlich    ist    für    Lobeck    entscheidend    gewesen  ^    dass 
-xovQdg  als  zweiter  Bestandtheil   eines  von   xovga  abgelei- 
teten Kompositums  wirklich  vorkommt^  bei  Hesych.  v.  ^Ey- 
xovQcidsgy  ta  iv  tp  nQOöcixm  ötiyiiata  xal  ot  iv  tatg  ogo- 
tpatg   yifa(ptxol   nCvaxag.    "Eoxi   yccQ   xovQag  17   ogotpri  xal   o 
ygaTtxog  nCva^^  iyxovQccg  d^  6  xexuQ^ivog.  So  liest  M.  Schmidt. 
Nach  der  älteren  Lesart  6  yeygaii^dvog,  die  Lobeck  vor  sich 
hatte^  konnte  man  zweifelhaft  sein,  ob  dazu  nicht  vielmehr 
mva^  zu  ergänzen,  als  eine  neue  Bedeutung  von  iyxovQag 
anzunehmen  sei.    Durch  die  berichtigte  Lesart  wird  iyxovQccg 
als    männliches   und   in   einem  dem  xifoxoxovQag  ganz  ver- 
wandten Sinne  gebrauchtes  Compositum  sichergestellt,  und 
durch  diese  Analogie  gewinnt   xQoxoxovgddeg  gegen  xqoxo- 
xovQtdeg  sehr  an  Wahrscheinlichkeit. 

duQxä  jCQoömn]  ^erectos  yultus'  Int.,  er  las  also  d' 
aQxa,  wie  Näke  p.  151  sah;  natürlich  ist  öaQxd  allein  richtig. 

nQoöcon]  Ebenso  gebraucht  Her.  II,  76  zweimal  ngo- 
öCDKOv  für  jcifoxoiii^  vom  Ibis. 

iöxlrixoxa]  Das  Partie.  Perf.  von  (SxikXsiv  mit  passiver 
Bedeutung,  „gedorrt^  ist  dichterisch;  es  findet  sich,  vielleicht 
dem  Chörilos  nachgebildet,  bei  ApoUonios  von  Rhodos  und 
Nikander.  Vgl.  Nake  p.  146,  der  auf  Pierson  zu  Moeris 
p.  49  sq.  verweist 

§  174.  xäö^v]  Fehlt  bei  Int.  und  in  dem  paraphrasi- 
renden  Texte  des  Eusebios. 

xä  UoXviia  oQfi]  Josephos  führt  es  auch  Arch.yil,3,2 
als  Ansicht  von  xtvig  an,  dass  Homer  Jerusalem  Uolvfia 
genannt  habe,   und  zwar  speciell  den  Tempel.^)    Er   meint 


GEGEN  APION.  571 

Od.  £,  283:  tbv  d'  ^|  AH^ionaov  avmv  xgecmv  ^Evoöixd-fDv  \ 
ri^Ao'O'fi;  ix  £oXvfi(ov  ogiov  tSev,  Die  Stelle  des  Homer 
scheint  er  in  unserer  Schrift  als  gegen  die  allgemein  ange- 
nommenen Erklärungen  zu  sehr  verstossend  haben  fallen 
lassen  und  ihr  die  ihm  inzwischen  bekannt  gewordene  des 
Chorilos  substituirt  zu  haben.  Wegen  des  folgenden  a  xa- 
zoixoviiev  ist  anzunehmen,  dass  Josephos  auch  hier  die  £6- 
kvfia  opi],  die  iv  rfj  fujLetdQcc  %(o(f(f^  also  ein  Theil  derselben 
sind,  somit  nicht  das  ganze  gebirgige  Hochland  Judäa  be- 
zeichnen können ;  speciell  auf  die  Akra  von  Jerusalem  und 
den  Tempel berg  Moria  bezogen  hat. 

^Aötpakrlxiv]  Ebenso  Euseb.  ^palus  qui  dicitur  Aphaltis' 
des  Int.  ist  wegen  des  qui  in  ^Asphaltites'  zu*  verbessern; 
ohnehin  kommt  die  Ableitung  aötpakzig  nicht  vor. 

fi^äv  avxov  fif^i/j^tfO-at]  Die  Beziehung  auf  die  Juden 
billigen  Grotins  ad  Levit.  19,  27  und  ad  Luc  3,  14  (der  sie 
am  eingehendsten  zu  begründen  gesucht  hat),  Hadrian  Ju- 
niuS;  De  coma  cap.  6  p.  389  (Bas.);  Salinasius,  Episi  de  cae- 
sarie  et  coma  p.  46  ff.  p.  ÖO  f.  p.  82  («»  Epist.  ad  Colvium 
p.  60);  Casaubonus  ad  Suet.  Aug.  45  und  Sam.  Petitus  in 
Animadvers.  anecdotis  p.  446,  und  von  Neueren  unglaub- 
licherweise Näke  p.  131  ff.,  der  in  dieser  ganzen  Sache  wie 
der  Blinde  von  den  Farben  redet,  sich  dabei  über  einen 
Mann  wie  Bochart  mit  süffisantem  Spott  auslässt  und  schliess- 
lich, gerade  wie  in  seiner  Erörterung  der  Epigramme  des 
Sardanapal;  vor  lauter  Gelehrsamkeit  die  Sache  verwirrter 
gelassen  hat,  als  sie  vor  ihm  war:  *certe  ego  nemini  auctor 
sim;  ut  Choerili  testimonio  fretus  ludaeos  in  exercitu  Xerxis 
contra  Graecos  militasse  scribat.  Fieri  enim  potuit,  ut  Choe- 
rilus  pro  ludaeis  haberet  alium  quendam  populum,  et  pauca 
illa,  sed  memorabilia;  quae  undecnmque  comperisset  de  lu- 
daeis, afQngeret  iis;  qui  non  essent  Indaei/  Die  Gründe  des 
Josephos  sind  sehr  schwach:  allerdings  findet  sich  die  Ab- 
kürzung Zokv^a  für  ^lBQo<i6kv^a  mit  derselben  Beziehung 
auf  die   Homerischen    Stellen    über   die   SoXv^lov    und    die 

l^aasv   ZolviMt'   to   yäg    tsQOv    Z6Xv(ia   xara    tijv  *EßQaC<ov    tDv6fucas 
yXmaaaVf  o  iauv  daipdXsui, 


572  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BUECHER 

U6Xv[ia   oQi^   bei  Tacitus  Hist.  Y,  2    (clara   alii   ladaeomm 
initia,  Solymos,  carminibus  Homeri  celebratam  gentem,   con- 
ditae  urbi  Hierosolyma  nomen  e  suo  fecisse)  und  Steph.   v. 
^IsQOöokviia  (rj  (iritgonohg  tijg  ^lovdaCag,  17  J^oXv^a  ixaZstro, 
anb  täv  2!okv[iav  ogäv),  und  ohne  dieselbe  sind  die  Formen 
I^okvfia^  Uokvfioi  für  'isgoiJokvfia^  ^iBQO^olvfittai  häufig   bei 
den  griechischen  und  romischen  Schriftstellern  der  Flavisclien 
und  Hadrianischen  Zeit,  Yalerius  Flaccus,  Statins,  Martialis, 
Juvenalis  und  Pausanias  VIII,  16, 1.    Vorher  findet  sich  aber 
von   diesem    Sprachgebrauche   nicht  die   leiseste  Spur,   und 
man  wird  kaum  fehl  gehen,  in  den  ttvig,  auf  die  Josephos 
in  der  Arch.  1.  c.  die  Entdeckung  zurückführt,  Antonius  Julia- 
nus  oder  einln  andern  Geschichtschreiber  des  jüdischen  Krieges 
zu  erkennen.    Der  „breite  See"  will  auch  nicht  viel   sagen: 
breite  Seeen  sind  in  den  verschiedensten  Gegenden  zu  finden. 
Den  besten  Grund  fÖr  seine  Ansicht,  die  „phonicische  Sprache'', 
hat  Josephos  nicht  angefahrt.    Die  Beziehung  auf  die  Juden 
wird  unmöglich  durch: 

tQOxoxovQddsg]  „kreisrund  geschoren"  was  die  Grie- 
chen nsQitgoxaXa  nennen  (vgl.  die  Stellen  bei  Näke  p.  138  ff.), 
d.  h.  die  Haare  ringsherum  nicht  bloss  gekürzt,  sondern  ab- 
rasirt,  so  dass  nur  die  Scheitelhaare  stehen  blieben.  So 
trugen  sich  die  Araber  nach  Her.  lü,  8:  xal  täv  tg^xciv  rfjv 
xovQfiv  xsLQCö&ai  g>a6ij  xaxansQ  avxov  xov  ^uovvöov  xsxaQ- 
d'ac  xeCgovrai  8\  vnoxgoxaXa^  TtSQL^vgävxcg  xovg  XQ0tdg)0vg^ 
und  Flut.  Thes.  5:  ixsCgaxo  8s  xijg  xsg>aX^g  xa  ngotf^sv  ^6- 
t/ov,  äöTtSQ  "O^riQog  ig>rj  xoifg  "Aßavxag'  xal  rovro  xflg  xov- 
gäg  xb  yivog  ®ri6rfCg  tavofidtfd'ri  dt  ixstvov.  Ol  di  "Aßavxag 
ixsCgavxo  ng^toi  xbv  xgoTiov  xoijxov^  ov%  ini  ^Agaßmv  dtda- 
X^dvxsg,  <og  Ivioi  vofbi^ovtfiv.  Dies  bezeugt  schon  Jeremia9,25: 
„und  die  mit  beschorenen  Haarecken,  die  in  der  Wüste 
wohnen";  25,  23:  „Dedan  und  Thema  und  Bus  und  alle  mit 
beschorenen  Haarecken".  Diese  Art  der  Haarschur  ist  aber 
gerade  den  Juden  ausdrücklich  verboten,  offenbar  um  sie 
von  den  Heiden  der  Nachbarschaft  dadurch  zu  unterscheiden, 
Levit.  19,  27:  „Ihr  sollt  nicht  die  Ecken  eures  Hauptes  rund 
abschneiden,   und   die  Ecken   deines  Bartes  sollst  du  nicht 


GEGEN  APION.  573 

zerstören/'   Damit  ist^  wie  Bochart  ganz  richtig  bemerkt  hat, 
die  Sache  ohne  Weiteres  zu  Ungunsten  der  Juden  entschieden; 
es   ist   eine  kümmerliche  Ausrede ,  wenn  Grotius,  Näke  u.  A. 
sageiiy  Chörilos  habe  die  Juden  mit  den  Arabern  verwechselt. 
xa  UoXvfia  oQrji]  Bei  Solymern  ist  nach  den  gewöhn- 
lichsten Regeln  der  Kritik  so  lange  an  Solymer  zu  denken, 
bis    das  Gegentheil  bewiesen  ist.    Daher  beziehen  denn  im 
Gegensatze   zu   Josephos    die  Stelle   des    Chörilos    auf    das 
kleinasiatische  Volk  der  Solymer  Bochart,  Geographia  Sacra, 
lib.  I  de  Phoenicum  coloniis,  cap.  6  p.  361  ff.  (ed.  III.  a.  1692), 
der  am  gründlichsten  über  die  ganze  Frage  gehandelt  hat, 
Scaliger  ad  Fragm.  vet.  p.  12,  P.  Cunaeus   de  republica  He- 
braeorum  II,  18  p.  266  ff.   und   Barlov   ap.  Harercamp.   zu 
unserer  Stelle.    Die  Solymer  werden  in  der  Ilias  Z,  184.  204 
als  ein  den  Lykiem  feindliches  Volk  genannt  (Pindar.  Olymp. 
XIII,  90  BS  129   ist    von    der    Ilias    abhängig);    schon    die 
Odyssee  1.  c.  scheint  von  der  Lage  der  Solymerberge  keine 
klare  Vorstellung  mehr  zu  haben.   Apollodor  im  Schiffskatalog 
bei  Strab.  XIY  p.  678.  680  rechnet  die  Homerischen  Solymer 
unter  die  unbekannten  Völker  Kleinasiens,  sein  Lehrer  Era- 
tosthenes  bei  Plin.  N.  H.  V  §  124  unter  die  untergegangenen. 
Man    hat    sie    daher   in   verschiedenen  Völkern  EUeinasiens 
wiederfinden   wollen:   Her.  I,  173   erklärt   Solymer   für   den 
alten  Namen   der  Milyer  oder  der  alten   Bevölkerung   von 
Milyas  (denn    beide  Auffassungen    sind   möglich);   mit   ihm 
stimmen  Einige  bei  Strab.  XIV  p.  667  und  Steph.  v.  MUvat, 
äberein,  und  die  bei  Letzterem  erhaltene  Tradition,  welche 
den  eponymen  Heros  Solymos  zum  Bruder  und  Gemahl  der 
Milye   macht.    Nur  aus  Missverständniss  der  Herodotischen 
Stelle  scheint  die  Ansicht  bei  Strabon,  die  dieser  XII  p.  573. 
XIV  p.  667  bekämpft,  entstanden  zu  sein,  dass  die  Solymer 
die  späteren  Lykier  seien.    Eine  andere  Meinung  bei  Strab. 
XIII  p.  630.  631   macht  die  Solymer  zu  Eabaleern  und  er- 
klärt die  Sprache  der  Solymer  für  die  älteste  der  vier  von 
den  Kibyraten  geredeten  Sprachen.    Mit  dieser  verschweisst 
Strabon  an  der  ersteren  dieser   beiden  Stellen   eine   davon 
gänzlich  verschiedene,  die  er  auch  XIV  p.  666  (cf.  I  p.  34) 


574  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS*  BÜECHEB 

in  reinerer  Form  giebt;   dass  nämlich  ein  Hügel  oberhalb 
der  Akropolis  der  pisidischen  Stadt  Termessos  den  Hainen 
ZoXvfLog    führe    und    dass    die   Termesseer   selbst   SoXvfioi 
hiessen;  in  der  Nahe  sei  auch  der  Wall  des  Bellerophontes 
und  das  Grab  seines  Sohnes  Isandros.    Damit   stimmt,    dass 
der  Heros  Soky^iog   auf  Münzen   von  Termessos   erscheiDt 
(Eckhel,  D.  N.  V.  HI  p.  27).   Obgleich  das  Alles  nicht  als  Ver- 
muthung^  wie  dies  bei  den  übrigen  Localisirungen  der   Fall 
war^  sondern  als  Thatsache  vorgetragen  wird,  so  haben   ^r 
es  doch  offenbar  auch  hier  nur  mit  gelehrten  Beminiscenzen 
zu  thun,   deren   sich  der  Localpatriotismus   der  Termesseer 
bemächtigt  hatte  und  die  dadurch  ein  gewisses  Scheinleben 
erhalten  hatten.    Endlich  werden  noch  allgemeiner  die  Solj- 
mer  für  die  späteren  Pisider  erklärt  bei  Plin.  N.  H.  Y  §  94 
und  Steph.  v.  I^okv^oi.    Noch  ostlicher  verschoben  wäre  ihre 
Localisirung  in  Olba  im  kilikischen  Gebirgslande  bei  Steph. 
V.  ^OXßia,  ich  vermuthe  aber,  dass  dort  für  rijg  täv  JSoXvfKov 
y^g  zu  schreiben  ist  UoXüov.    Das  Resultat  ist:  man  wusste 
später  Nichts  mehr  über  die  Solymer,  als  was   aus  Homer 
zu  ersehen  war,   und  rieth  in  Bezug  auf  ihre  Sitze  unter 
allen  Nachbaren  der  Lykier  herum,  so  dass  Strabon  I  p.  21 
diesem  Stande  des  Wissens  den   correctesten  Ausdruck  ge- 
geben haben  wird,  wenn  er  die  ZoXviuc  oQti  als  die  höchsten 
Spitzen  des  Tanros    um  Lykien    herum    bis    nach   Pisidien 
definiri    Es  ist  hiernach  unzweifelhaft^  dass  auch   Chorilos 
den  Namen  nur  als  einen  gelehrten  gebraucht  hat;  hat  er 
wirklich  an  der  ursprünglichen  Localisirung  festgehalten,  so 
läge  es  wegen  seiner  Beziehungen  zu  Herodot  am  nächsten, 
anzunehmen,   dass  er  bei  den  Solymern  wie  dieser  an  die 
Milyer  gedacht  hat.    Auch  den  von  Chorilos  erwähnten  See 
fand  Bochart   in   dem   von  Strabon  XIV  p.  666   genannten 
zwischen  Phaselis  und  Termessos  wieder  —  freilich  kann  der 
schwerlich  ein  besonders  grosser  gewesen  sein  — ,  und  Spuren 
semitischer   Namen   hat  er   in   der  Nachbarschaft  ebenfalls 
nachgewiesen,  so  dass  es  also  mit  der  „phonicischen  Sprache'' 
der   Solymer   an   sich   recht  wohl   seine   Richtigkeit  haben 
könnte.    Auch  die  kreisrunde  Haarschur  spricht  nicht  gegen 


GEGEN  APION.  575 

die  Milyer,  da  etwas  Aehnliches  auch  bei  anderen  Völkern 
als  den  Arabern  vorkam^  z.  B.  bei  den  Mysern  und  dem 
griechischen  Stamme  der  Abanten  (Flui  Thes.  5).  Aber 
zweierlei  ist  ebenso  entscheidend  gegen  die  eigentlichen  So- 
lymer  wie  gegen  die  Juden: 

xeXsvttttov]  Man  kann  sich  schwer  eine  Reihenfolge 
der  mit  Xerxes  ziehenden  Völker  denken^  die  mit  den  Juden 
endigt,  unmöglich  eine,  die  mit  den  mitten  in  Eleinasien 
in  den  Bergen  sitzenden  Solymem  endigt.  Herodot,  der  sich 
naturgemäss  zum  Vergleich  darbietet,  beginnt  mit  den  drei 
Hauptvölkern  der  Perser,  Meder  und  Eissier,  zählt  dann  in 
der  Richtung  erst  von  Nordwest  nach  Nordosten,  dann  von 
Südost  nach  Südwesten  die  Völker  der  oberen  Satrapien  auf, 
geht  d^nn  von  den  Arabern  nach  Afrika  über,  führt  danach 
die  Völker  Kleinasiens  von  Nordosten  anfangend  und  im 
Südwesten  aufhörend,  sodann  die  im  Norden  zwischen  Elein- 
asien und  Medien  wohnenden  Völker  auf  und  schliesst  mit 
den  Bewohnern  der  Inseln  des  Erythräischen  Meeres,  die 
den  Uebergang  zur  Aufzählung  der  maritimen  Contingente 
bilden.  Nur  einige  Mal  wird  bei  ihm  die  geographische  An- 
ordnung durch  Völker  unterbrochen,  zu  deren  Anfügung  ge- 
meinsame Abstammung  oder  sonstweiche  Beziehungen  zu 
einem  anderen  Volke,  das  der  Reihe  nach  vorher  genannt 
war,  den  Anlass  gab.  Das  zweite,  was  gegen  die  wirklichen 
Solymer  ebenso  entscheidet  wie  gegen  die  Juden,  ist  dies: 
avr&Q  vxsQd'sv,  X.  t.  X.]  Dies  ist  die  Tracht  der 
asiatischen  Aethioper  bei  Her.  VII,  70:  ovtoi  dh  ot  ix  tijg 
'Aöirig  Al^Conag  xa  fi^i;  nkim  xatansQ  *IvSol  i6B6a%ax0j  %qo- 
^Bxmiaa  d\  t7tX(ov  elxov  inl  xy6t  x€g)aXy6i  6vv  xs  xotöv  m^l 
ixdeSaQfiiva  xal  x^  Xotpt^'  xal  avxl  filv  Xotpov  fi  Ao^i^ 
xaxdxQ^j  Ta  dh  mxa  xäv  licjCfQV  dg^d  xenr^yoxa  elxov.  Die 
Vn,  77  beschriebene  Tracht  der  Milyer  ist  eine  gänzlich  ver- 
schiedene, und  es  ist  nicht  wohl  denkbar,  dass  dieser  höchst 
charakteristische  Zug  der  Tracht  eines  offenbar  ganz  barba- 
rischen Volkes  sich  bei  einem  anderen  in  einer  ganz  anderen 
Weltgegend  und  in  einem  anderen  Culturkreise  lebenden 
Volke  wiederholt  haben  sollte;  wie  Ghörilos  dazu  gekommen 


/ 


576  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

sein  sollte,  beide  zu  verwechseln;  begreift  sich  ebenso  wenig. 
Es  drängt  sich  vielmehr  die  Yermuthung  mit  Nothwendigkeit 
auf;  dass  Chörilos  wirklich  dasselbe  Volk  gemeint  hat,  wie 
Herodot.  Ihnen  lässt  sich  auch  die'  den  benachbarten  Arabern 
eigene  Haarschur  füglich  zutrauen.  Wenn  Chörilos  mit 
diesen  Bewohnern  des  äussersten  Südens  schloss,  so  verfuhr 
er  sehr  passend  und  genau  wie  Herodot,  der  mit  den  Be- 
wohnern der  Inseln  des  Erythräischen  Meeres  den  Schluss 
machte.  Sieht  man  sich  die  Stelle  der  Odyssee  1.  c.  an,  der 
die  Worte  des  Chörilos: 

iv  UoXvfLOtg  0Q66t]  nachgebildet  sind,  so  gewinnt 
dies  noch  mehr  an  Wahrscheinlichkeit:  dort  erblickt  Poseidon 
von  ihnen  aus  von  den  Aethiopen  zurückkehrend  den  dem 
Phäakenlande  zusteuernden  Odysseus,  woraus  hervorgeht, 
dass  der  Dichter  sie  sich  am  Meere,  und  wenigstens  hervor- 
gehen kann,  dass  er  sie  sich  nicht  weit  von  Aethiopien  ge- 
legen dachte.  In  der  That  war  dies  die  Ansicht  der  Homer- 
ausleger, die  Strabon  I  p.  21.  34  vor  Augen  gehabt  hat:  die 
UolvfjLa  o(ffi  lägen  am  Okeanos  im  fernen  Süden,  in  derselben 
Lage  zu  dem  im  Schiffe  fahrenden  Odysseus  und  zu  den 
dortigen  Aethiopen  oder  Südländern,  wie  die  Lage  der 
wirklichen  Solymer  zum  Pontos  und  zu  den  afrikanischen 
Aethiopen  sei. 

Xi^vTjj]  Giebt  man  den  Uokviia  o^ti  diese  veränderte 
Beziehung,  so  kann  unter  der  xkateta  XifLvi]  nur  das  Ery- 
thräische  Meer  gemeint  sein.  In  diesem  Sinne  gebraucht 
Homer  Xcfivrj  z.  B.  U.  N,  32  ßad-sirig  ßiv^sci  Xif/Lvrig.  Das 
Epitheton  nlatBlUy  welches  stehend  für  das  Meer  ist,  legt 
eine  solche  Deutung  hier  besonders  nahe.  Während  somit 
alle  charakteristischen  Indicien  sich  mit  der  Beziehung  der 
Stelle  auf  die  asiatischen  Aethiopen  vereinigen  lassen,  macht 
eine  wirkliche  Schwierigkeit: 

ykm66av  (/lIv  9olviöffav]  Dass  diese  Aethiopen  wirk- 
lich phönicisch  gesprochen  haben  sollten,  ist  schwer  zu 
glauben.  Ich  meine,  wir  haben  es  auch  hier  mit  dem  Aus- 
fluss  einer  Theorie  zu  thun,  ähnlich  wie  bei  der  Transloci- 
rung  der  Holvf/ia  oqij.    Aus  dem  einzigen  sonst  noch  aus 


GEGEN  APION.  577 

dieser  Aufzählung  der  dem  Xerxes  Heeresfolge  leistenden 
Völker  erhaltenen  Fragmente  bei  Strabon  VII  p.  303  über 
die  Saken  ersieht  man^  dass  die  Anlage  derselben  bei  Chöri- 
los  grosse  Aehnlichkeit  mit  der  Herodotischen  hatte,  indem 
auch  Chorilos  bei  jedem  Volke  Abstammung  und  Ursprung 
desselben  anzugeben  suchte.  Nun  sagt  Her.  VH^  89,  die 
Phönicier  hatten  ehemals  am  Erythraischen  Meere  gewohnt; 
von  wo  aus  sie  in  ihre  spätere  Heimath  eingewandert  seien. 
Dieser  Tradition  haben  sich  die  Homererklärer  bemächtigt, 
und  Einige  bei  Strabon  I  p.  42  verlegten  die  Sidonier,  zu 
denen  Menelaos  gekommen  sein  sollte,  nach  dem  persischen 
Meerbusen  oder  einem  anderen  Pjunkte  des  Okeanos,  und 
zwar  machten  die  Einen  diese  oceanischen  Sidonier  zu  Ahn- 
herren der  Sidonier  in  Syrien,  und  fugten  hinzu,  Phönicier 
seien  sie  vom  Erythräischen  (Rothe  vom  rothen)  Meere  ge- 
nannt worden;  die  Anderen  machten  umgekehrt  die  oceani- 
schen zu  einer  Colonie  der  syrischen  Sidonier.  Diese  Sage 
von  Phoniciem  am  Erythräischen  Meere  hat,  meine  ich, 
Chorilos  gekannt  und  verallgemeinernd  den  Schluss  gezogen, 
dass  alle  Umwohner  des  Erythräischen  Meeres  zu  diesen 
Phöniciern  gehorten.  So  lässt  sich  die  phönicische  Sprache, 
die  er  den  ostlichen  Aethiopen  beilegt,  auf  demselben  Wege 
ihre  Sitze  in  den  2J6kv[ia  oqti  erklären. 

§  175.  xal  XoLQtlog  (idv]  Woher  hat  Josephos  dieses 
Fragment  des  Chorilos?  Dass  die  Kunde  eine  genaue  ist, 
sieht  man  aus  der  sorgfältigen  Angabe  über  die  Stelle,  welche 
dasselbe  in  dem  ganzen  Volkerverzeichnisse  einnahm.  Daher 
ist  es  eine  unverächtliche  Vermuthung  von  Näke,  Addenda 
p.  269,  dass  Josephos  den  Chorilos  direct  benutzt  habe. 
Erwägt  man  jedoch,  dass  die  Gedichte  des  Chorilos  fast 
nur  von  den  ältesten  Schriftstellern  angeführt  werden  und 
früh  in  Vergessenheit  gerathen  zu  sein  scheinen  (cf.  Näke 
p.  100),  dass  das  einzige  sonst  noch  aus  dieser  Volkerauf- 
zählung erhaltene  Bruchstück  von  Strab.  1.  c.  aus  Ephoros 
genommen  ist,  und  dass  Josephos  diesen  I,  12  §  67  citirt  hatte, 
so  erhält  die  Annahme,  dass  er  diesem  das  Fragment  ver- 
nke,  mindestens  ebenso  viel  Wahrscheinlichkeit.   Und  diese 

y.  GvTSCHMiB,  Kldno  Sohriften.  IV.  37 


578  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BüECHER 

Wahrscheinlichkeit  wird  eine  sehr  grosse,  wenn  man  sieht, 
dass  die  Stelle  des  Strabon  I  p.  34  über  die  oceanischen  £6- 
Xv^ia  oQTi  sich  an  eine  Auseinandersetzung  der  kosmographi- 
schen  Anschauungen  des  Ephoros  in  der  EjvQmnri  anschliesst, 
mit  denen  sie  völlig  im  Einklang  ist:  man  möchte  glauben^ 
dass  gerade  dies  der  Zusammenhang  war^  in  welchem  Ephoros 
die  Verse  des  Chörilos  angeführt  hatte.  Dann  würde  freilich 
daraus  folgen^  dass  Josephos  das  Citat  kaum  bona  fide  ver- 
wendet hat 

iiiv]  So  vulg.  Eä  ist  aber  iikv  ovv  aus  Flor,  herzustellen; 
vgl.  unten:  KXiaQxoq  fuv  ovv  .  .  .  tavt  etgrixav. 

ov  (LÖvov  TjTtCötavto  Tovg  *IovdaLovg'\  ^ludaeos 
scisse  dignoscitur;  quem  quilibet  cum  legerint  admirentnr' 
Int.  Lat.^  er  las  also:  ov  fiovov  r^Tcitfrato  tovg  'lovdaiovg^ 
aXXcc  xal  i&av(iatov^  o6ot  avtä  iv%v%0i6v  ...  ^aöiov 
yvävat. 

§  176.  KXdagxog']  Die  Stelle  ist  wiedergegeben  von 
Eus.  Pr.  ev.  IX,  5  p.  409 B,  der  aber  nur  die  Worte  des 
Klearch  selbst  genau,  den  von  Josephos  hinzugefügten  An- 
fang und  Schluss  nur  in  kürzender  Paraphrase  wiedergiebt. 
Dasselbe  Citat  giebt  Clem.  Alex.  Strom.  I,  15  p.  131  Sylb. 
KXiaQ%og  ö^  6  xeQLnatriztxbg  slSivai  <paöi  tiva  ^lovSatov,  og 
*AQi,6xotikav  CwByivexOj  vielleicht  aber  erst  aus  Josephos. 
Elearchos  war  aus  Soloi  auf  Cypem.     • 

xmv  ix  tov  iCBQLnatov  q>iXoö6^iov  ovSsvog  Sav- 
%SQog\  Wahrscheinlich  ein  traditionell  gewordenes  Urtheil, 
das  bei  Ath.  XV  p.  701 C  wiederkehrt:  KXiaQ%og  6  SoXevg, 
ovSsvog  Sv  dsvzsQog  tc5v  tov  6oq>ov  ^AQi6xotikovg  fiadTjtfDV. 
Die  Fragmente  bestätigen  es  wenig,  die  vielmehr  den  Eindruck 
machen,  als  sei  bei  seiner  philosophischen  Schriftstellerei 
alles  mögliche  anekdotische  Beiwerk  die  Hauptsache  gewesen. 

7t6Ql  vTtvov']  Jonsius,  De  scriptoribus  historiae  philo- 
sophicae  I,  18  p.  98,  dem  Meiners,  Geschichte  der  Wissen- 
schaften I  S.  212  und  E.  Havet,  Memoire  sur  la  date  des 
Berits  de  B^rose  et  de  Manethon  p.  66  ff.  sich  angeschlossen 
haben,  erklären  diese  Schrift,  in  der  ein  so  frühes  Zeugniss 
für  den  Verkehr  der  Griechen  mit  den  Juden  vorliegt,  für 


GEGEN  APION.  •        579 

unächt.  Sie  ist  mit  Recht  in  Schatz  genommen  von  Lobeck^ 
Aglaophamus  p.  944,  Verraert,  De  Clearcho  Solensi  p.  72  S. 
und  Bernays,  Aristoteles  über  Wirkung  der  Tragödie  S.  190 f.; 
vgl.  „Theophrastos'  Schrift  über  Frömmigkeit*'  S.  110.  187. 
Dieser  hat  ein  zweites  Fragment  aus  6  Kksagxog  iv  totg 
jcsqI  vjcvov  nachgewiesen  bei  Alex.  Morus,  Ad  quaedam  loca 
Novi  Foederis  notae  p.  24  (ed.  Londini  1661  fol.),  ad  Acta 
20;  10  aus  Proklos'  Commentar  zum  zehnten  Buche  der  Pla- 
tonischen {Republik,  wo  von  einem  Magnetiseur  die  Rede  ist, 
der  in  Gegenwart  des  Aristoteles  mit  einem  Stabe  die  Seele 
aus  dem  Munde  eines  schlafenden  Knaben  herauszieht  und 
wieder  hineinleitet.  Ein  zweites  Fragment  desselben  Elearchos 
ohne  Angabe  der  Schrift,  der  es  entlehnt  ist,  aber  wohl 
sicher  auch  aus  der  nsgl  vtcvov,  giebt  Morus  ebenfalls  aus 
Proklos'  Commentar  zu  Plat.  Rep.  lib.  X  ebenda  p.  19  sq. 
(ad  loannem  11,  39),  wo  von  der  Erweckung  eines  Schein- 
todten  die  Rede  ist.*) 

avati^riai]  Aenderung  von  Dindorf  für  Ttagatid'Eig 
Flor,  aus  Euseb.;  ^ascribit'  Int.,  und  das  Partie,  ist  in  der 
That  nach  dem  vorausgegangenen  re  ganz  unstatthaft.  Allein 
so  falsch  TCagartd-sig  auch  ist,  avatid-riöir  ist  ohne  alle  Gewähr, 
da  Eusfibios  hier  nur  paraphrasirt.  Paläographisch  sehr  viel 
näher  liegt  nsQLti^öi,  „er  legt  bei*^ 

§  177.  fjLaxQov  civ  eUti]  So  ist  vulg.  corrigirt,  und  so 
liest  Eusebios,  fiaxgbv  etvi  Flor. 

xmv  ixslvov]  So  ist  vulg.  corrigirt,  und  so  liest  Euse- 
bios; X71V  ixsivov  Flor. 

S'avfiaöioxfitd  tiva  xal  iptXo6oq>iav]  Wohl  als  ein 
Hendiadyoin  anzusehen  für  d'av^aöwv  tiva  q)tXo6oipiav.  Den 
Sinn  hat  also  El.  mit  seiner  unnützen  Aenderung  d-ocv^aöKö- 
xaxriv  xiva  q)LXoöoq>iav  richtig  getroffen.  Das  Wort  ^av^a- 
Cvoxrig  gebraucht  Aristo t.  Top.  IV,  5  p.  126^,  15  Bekk. 

ofto^cDff]  Für  o^ioicog  hat  Int.  corrupt  *occidi',  worin  ein 
*hoc  inde*  stecken  wird.  —  Also  über  andere  Dinge  als  die 

*)  [Die  beiden  Stellen  stehen  jetzt  in  der  Ausgabe  des  Proklos 
von  Pitra  in  dessen  Analecta  sacra  spicilegio  Solesmensi  parata  V,  2 
p.  21  und  p.  17.    F.  E.] 

37* 


.  580         •  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS*  BÜECHER 

d'av(ia6i,6zrig  xal  (piXo6oq>ia  des  Juden  war  schon  geredet 
worden;  es  muss  das  irgend  etwas  gewesen  sein,  wodurch 
Aristoteles  und  seine  Freunde  zuerst  auf  den  Juden  auf- 
merksam geworden  waren,  vermuthlich  die  ycokXri  xal  %'av- 
^a6Log  xa(ftSQia  xov  'lovdaiov  avdgog  iv  rg  dtaity  xal  öa- 
tpQoövvyy  von  der  E^earchos  nach  Josephos  ebenfalls  geredet 
hatte,  d.  i.  die  strenge  Beobachtung  der  Ritual-,  namentlich 
der  Speisegesetze. 

ov  xstQov]  So  Eus.  und  vulg.,  wohl  geändert  aus  des 
Int.  ^operae  pretium  est';  ovxsvQov  Flor.,  also  überliefert. 
Ueber  die  Redensart  duXd'etv  —  ov  ;^£r(»oi/  vgl.  Heindorf  zu 
Plat.  Phaedon  p.  105  A.  Piaton  gebraucht  dabei  die  Copula 
Aristoteles  lässt  sie  weg,  Eth.  Nicomach.  IV,  13  p.  1127*,  14 
ov  x^tQOv  dl  xal  tag  xoiavtag  iicsXd'hlv^  PolitVI,  1  p.  1316^  38 
icsqI  ix6ivG)v  et  xl  XotTCov,  ov  x^^QOv  imöx^ipaad'ai'y  und  so 
auch  die  Späteren,  Sextus  Empiricus  und  Lukian. 

6aq>c5g]  Mit  Unrecht  stehen  bei  Bekker  vor  öaq>äg  An- 
führungszeichen, als  beginne  erst  hier  die  Rede  des  Aristo- 
teles. Auch  die  vorhergehenden  Worte  sind  ihm,  nicht  dem 
Schriftsteller  zu  geben.  Für  Zwischenbemerkungen  Kiearchs 
ist  überhaupt  kein  Raum,  da  die  ganze  Schrift  ein  Dialog  war, 
bei  welcher  Eanstform  nur  die  Interlocutoren  das  Wort^  haben. 

0ag)äg  d'  töd't,  slnsv]  So  Eusebios,  was  Dindorf  auf- 
genommen hat;  6aq>mg  6i  6oi  ainsZv  Flor.,  G)g  6aq>äg  Si  0ov 
eiTcev  vulg.  Den  vermuthlich  corrupt  vorgefundenen  Satz 
hat  Ini  als  ihm  unverständlich  weggelassen.  Die  Lesart  des 
Eusebios  ist  aber  nicht  recht  passend  und  sieht  wie  Zurechtr 
machung  aus;  man  verlangt  nicht  den  Begriff  „wisse  es  wohP^, 
sondern  „ich  weiss  es  wohl'^,  und  dieser  ist  mit  einer  sehr 
gelinden  Aenderung  herzustellen:  öaqxüg  dh  olö'  slxsv. 

ovsigotg}  d'av^aöxov  ovaigoig  Flor.  Euseb.  ^avfuicxov 
XI  ovsiQoig  vulg.  Der  ganze  Satz  fehlt  Int.  Das  Wort  d'av- 
(laatov  fehlt,  wohl  durch  blosses  Druckversehen,  bei  Dindorf*), 
und  in  Folge  davon  natürlich  auch  bei  Bekker.  Allerdings 
ist  eine  kleine  Aenderung  nöthig.  Man  streiche  die  Endung 
-ov   als   irrthümliche  Wiederholung    aus   dem  Anfange  des 

*)  [Nach  Niese  auch  im  Parisinua  466  des  Eusebios.  F.  it.] 


GEGEN  APION.  581 

folgenden  ovsiQovs,  denn  der  Singular  ^av^aötov  passt  nicht 
zu  dem  folgenden  £0a.  Die  Worte  klingen  entschieden 
rhythmisch  an  und  lassen  sich  durch  Umstellung  von  tea 
(das  die  attischen  Dichter  stets  mit  kurzem  l  gehrauchen) 
in  einen  richtigen  jambischen  Trimeter  verwandeln. 

Bavfidötj  ovsigotg  Coi  86^m  Xiyatv  l6a. 
Yermuthlich  liegt   ein  Citat   aus    einem   Komiker  oder  aus 
Euripides  vor. 

^T^sQO%lSrig'\  Derselbe  Name  wie  *T7CBQS%C6riq^  wie  ein 
Athener^  Vater  des  EalliaS;  Schwiegervaters  des  Hippias, 
bei  Thukyd.  VI,  55  heisst.  Auch  der  Interlocutor  ist  wohl 
ein  Athener  und  der  Dialog  während  Aristoteles'  Anwesen- 
heit in  Athen  (335—323)  gehalten  fingirt. 

svXaßoviksvog]  Werecunde',  wie  es  sich  für  einen 
Schüler  des  Aristoteles  passt.  Ein  bei  Aristoteles  sehr  häu- 
figes Wort;  vgl.  die  Beispiele  bei  Bonitz,  Index  Aristotelicus 
p.  297. 

BvXaßoviLBvoq^  Sl  avto  yäg^  ^9>V9  tovto  xa(] 
*venerantur  (schreib  veneranter),  inquit'  Int.,  der  den  Rest 
unübersetzt  lässt,  vermuthlich  also  di/,  a-vro  für  dt*  avro  las 
und  den  Ausdruck  kürzen  zu  können  meinte. 

§178.  räv  QT^roQixmv]  Die  Vorschrift,  die  panegy- 
rische Rede  mit  dem  Preise  des  Geschlechts  des  Einzelnen 
oder  des  Volkes,  dem  dieselbe  gilt,  zu  beginnen,  ist  in  allen 
uns  erhaltenen  festgehalten;  vgL  Isokr.  Euagor.  12  p.  191: 
ÄpcSrov  ovv  nsgl  tijg  (pvöEog  rijg  EvayoQov,  xal  tivfov  rjv 
^anoyovogj  sl  xal  ^oAAol  ngoanUftavtai  ^  Soxal  (loi  itgiitsiv 
xafi^  täv  akXav  evsxa  dtsXd'stv  nsgl  avtSv. 

ixayys^Kov]  Ebenso  Int.,  der  *praeceptorum*  übersetzt; 
aber  anayyeXiäv  Eus.  Hier  verlangt  man  den  Begriff  ^nar- 
ratio'.  Angeblich  soll  inayysXlav  in  diesem  Sinne  bei  Jos. 
B.  J.  I  prooem.  5  stehen,  wo  Havercamps  Text  und  cod.  M 
bei  Oardwell  so  lesen;  aber  Lips.  und  Gall.  bei  Havercamp 
und  die  besten  Handschriften  bei  Gardwell  haben  dort  aicay- 
yBlCavj  was  der  Letztere  hergestellt  hat;  auch  Josephos  hat 
anderswo  oTcayyBXla  in  der  Bedeutung  ^narratio*,  vgl  A.  J. 
IV,  6,  5  xoiovxiov  anayyBUav  Xöymv.    Dies  ist  auch  hier  von 


582  VORLESUNGEN  UEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

Hudson  hergestellt  worden.  So  gebraucht  es  Plat.  Rep.  III,  7 
p.  394  C:  ort  z'^g  TCOiijöEcis  ts  xal  ^vd'oloyiag  ^  (liv  dicc 
fLi^7]6£(og  olri  iöTLV  . . .  tQayadia  xe  xal  xoiipdia^  17  dh  äc^ 
anayysklag  avtov  tov  noiritov'  Bvgoig  d'  av  avtriv  (uiXi6tcc 
7C0V  iv  dc^vQäfißoig'  ^  d'  av  61  a(iq>otiQ(Ov  sv  t£  xjj  täv  ixäv 
noLT^ösL,  noXkajpv  6%  xal  aXXo^i,  Arisi  Poet.  5  p.  1449^,  11: 
^  liikv  ovv  inonoUa  tri  tgaymdia  inixQi  fiovov  (lixQov  iista 
koyov  (i^itfiöcg  elvai  öTCOvSaCcav  fjixoXovd^tiöev  np  da  %o  fts- 
xQov  anXovv  i%Biv  xal  anayyekCav  slvai^  xavrtj  Suxq>iQ0v6iv. 
6  p.  1449^,  26:  iöxiv  ow  XQayfpdCa  (li^rjüLg  nga^ecsg  6itov- 
daiag  xal  xsXsCag^  yi^iy £%og  ixovörjg,  iidvöfidvp  Xoyp,  x^Q^ 
BxaCxov  xdv  sldäv  iv  xotg  ^OQLOtg^  ÖQcivxfov  xal  ov  dt'  äicay- 
ysXXiagy  öl  iXiov  xal  q)6ßov  ütSQaivovöa  xfjv  xäv  xoiovxiov 
yta^ij^Lcixatv  xdd'aQöiv,  Vgl.  Schäfer  zu  Dionys.  Hai.  de  comp, 
verb.  p.  11.  181. 

ort  00t  doxet]  So  vulg.,  wahrscheinlich  durch  richtige 
Conjectur,  sC  xi  öov  doxst  Flor,  ovxatg  el  äoxst  Euseb.  *ita 
si  placet'  Int.  Die  Lesart  des  Euseb.  und  Int.  ist  ebenso  gut, 
doch  wird  an  der  des  griechischen  Textes  (mit  jener  Emen- 
dation)  festzuhalten  sein. 

§  179.  xaxBtvog]  So  Flor,  'ille'  Int.  ««ri/og  Eus.,  der 
wohl  xal  xstvog  las  und  das  xal  wegliess.  Dieses  Ttaxetvog 
bezeichnet  nicht  die  Person  des  andern  Interlocutors,  sondern 
ist  richtig  mit  dem  Folgenden  verbunden  worden,  da  xolvw 
erst  bei  Späteren  den  Satz  beginnt. 

xf^g  KoCXrig  ZJvQcag]  d.i.  das  Libanongebiet,  Palästina 
und  das  phönicisch-philistäische  Küstenland,  bald  mit,  bald« 
ohne  Phönicien.    Es  ist  dies  wohl  eines   der  frühesten  Bei- 
spiele des  Vorkommens  des  Namens ;  vgl.  über  diesen  Nöldeke 
in  Schenkels  Bibel-Lexikon  I  S.  545  f. 

aTtoyovov  xäv  iv'Ivöotg  g)LXoö6g)Ov]  Eine  ähnliche 
Stelle  des  Elearchos,  in  der  dieselbe  Anschauung  mit  dem- 
selben Ausdrucke  vorkommt,  steht  bei  Diog.  Laert  prooem. 
§  6:  KXiaQ%og  6  SoXevg  iv  xä  jibqI  naidaCag  xal  xovg 
rviivo6og)L6xag  anoyovovg  elvat  xäv  fidyGiv  qyqöLV  iviot  S\ 
xal  xovg  ^lovSaCovg  ix  xovxcov  slvat.  Dies  allein  genügt^ 
die  thörichten  Zweifel   an  der  Aechtheit    unserer  Stelle  zu 


GEGEN  APION.  583 

beseitigen,  üeber  die  Vergleichung  der  Juden  mit  den  Brah- 
manen  vgl.  Bohlen^  Altes  Indien  I  S.  289.  Den  Anlass  gab 
wohl  die  beiden  gemeinsame  Lehre  von  der  Fortdauer  nach 
dem  Tode  und  die  strenge  Beobachtung  zahlreicher  Ritual- 
vorschriften. Auf  die  Brahmanen  war  man  kurz  yor  Elearch 
zuerst  durch  das  Buch  des  philosophische  Interessen  habenden 
Onesikritos  aufmerksam  geworden;  der  Vergleich  lag  daher 
nahe.  Für  recht  wohl  möglich  halte  ich  eS;  dass  den  Grie- 
chen bei  ihrer  ersten  Bekanntschaft  mit  den  Juden  etwas 
davoU;  dass  der  Stammvater  Abraham  von  Osten  her  einge- 
wandert ist,  zu  Ohren  kam,  und  die  Namensähnlichkeit  von 
Abraham  und  Brahma  mit  hineingespielt  hat. 

Kakavoi]  So  ist  aus  Eus.  hergestellt,  ^Oalani'  Int., 
KdkkccvoL  Flor.  Als  Name  der  Brahmanen  überhaupt  findet 
sich  derselbe  sonst  nur  noch  bei  Suidas  v.  KdXavog,  ^Ivdbg 
in  %Av  BQax(Mivc3v'  ovta  äe  ndvta  6og>6v  oC  'Iväol  TcgoCa- 
yogevovöLv.  Da  an  derselben  Stelle  erwähnt  wird,  dass  Ale- 
xander dem  bekannten  Ealanos  (der  nicht,  wie  es  dort  heisst. 
in  Indien  starb,  sondern  den  Alexander  nach  Babylon  be- 
gleitete und  sich  da  selbst  verbrannte)  Leichenspiele  halten 
liess  und  dattei  äxQatoTtoxag  a^iXXrid^vac  ütaQSöxevatJs^  dia 
tr^v  nag*  ^IvSotg  ^ilovviav^  so  scheint  die  Nachricht  auf 
Chares  von  Mytilene  zurückzugehen,  der  eben  dies  fr.  15  (ap 
Müller,  Script  rerum  Alex.  M.  p.  117  f.)  berichtet.  Die  Ety- 
mologie des  Namens  giebt  Plut.  Alex.  65:  ixaXstto  d^  Ikpi- 
vr^g'  insl  de  xar'  'Ivdvxiiv  ykärrav  rä  xaXs  XQOöayoQsvmv 
dvxl  xov  xaiQBLv  xovg  ivxvyxavovxag  i^öTtd^sto^  KaXavog  tmo 
täv  'EXlrjvmv  (ovo^ö^tj,  Ealjäna  ist,  wie  Lassen,  Indische 
Alterthumskunde  II  S.  696  [S.  701  der  2.  Aufl.]  bemerkt,  das 
gewöhnliche  Begrüssungswort  im  Sanskrit.  Hiemach  scheint 
KdXlavoL  noch  correcter  zu  sein  als  KaKavoC^  und  wird 
wiederherzustellen  sein. 

*Iov8alov\  „Wenn  man  mit  Elearchos'  Worten  „die 
Philosophen  hiessen  bei  den  Indem  Ealaner,  bei  den  Syrern 
Judäer^'  die  Art  zusammenhält  wie  Theophrastos  einerseits 
die   Judäer    als   Abtheilung    der   Syrer*),    andererseits    den 

1)  Bei  Porphyr,  de  absÜD.  II,  26:  2vQmv  filv  'lovdaioi. 


584  VORLESUNGEN  ÜEBEE  JOSEPHOS'  BÜECHER 

ganzen  judäischen  Stamm  als  einen  philosophischen^)  be- 
zeichnet^ so  erkennt  man,  dass  in  den  peripatetischen  Kreisen 
sich  der  Glaube  festgesetzt  hatte,  die  Juden  seien  die  gelehrte 
und  priesterliche  Kaste  der  Syrer,  wie  die  Brahmanen  es 
bei  den  Indem  sind."  Bernays,  Theophrastos'  Schrift  über 
Frömmigkeit  S.  111.  Dieser  ethnologische  Irrthum  ist  aber 
nicht  auf  die  peripatetischen  Kreise  zu  beschränken,  sondern 
ist  ein  auch  von  anderen  jüngeren  Zeitgenossen  Alexanders 
getheilter;  vgl.  Megasthenes  ap.  Clem.  Strom.  1, 15  p.  132  Sylb.: 
tpavsi^citata  dh  Msyaöd'dvrig  6  6vyyQag)£vg  b  Ueksvocm  ra 
NixdtOQi  (fvfißsßtoixmg  iv  trj  tQizrj  täv  '/i/tftxcor  (ods  ygcupei* 
^anavta  ^ivtov  tä  xsqI  qyuffsmg  EiQtjfiiva  naga  rotg  uQxaCoiq 
XiyBtai  TcaX  naga  xolg  ^|cd  xrig  ^EXkaSog  q>i,ko6oq>ov6i^  ta  ik\v 
nag^  ^Ivdotg  imi.  täv  Bgaxf/'dvGJv  ^  xa  d%  iv  xf^  Ijvgla  tmb 
x(DV  xakovfiivmv  ^lovdaCiov.^  Dass  Josephos  sich  dieses  Zeug- 
niss  hat  entgehen  lassen,  ist  ein  weiterer  Beweis  dafür,  dass 
er  die  Schrift  des  Megasthenes  nicht  direct  benutzt  hat. 

^lovdaCtt]  Ebenso  Eus.,  aber  Vuda'  Int.,  eine  sehr  be- 
achtenswerthe  Variante. 

^lBQOvCaXriiiL\  So  ist  aus  Eus.  hergestellt;  ^Hierosoly- 
mam'  Int.,  ^l£Qov6aki^(iijv  Flor.  Nichts  ist  klarer,  als  dass 
sowohl  ^l6Q06oXv(i7iv  als  ^IsQOvöaX'qfjL  Interpolationen  sind, 
die  den  späteren  Sprachgebrauch  dem  Klearch  aufnothigen: 
weder  ist  bei  diesem  ein  Indeclinabile  vorauszusetzen,  wie 
es  den  Juden  und  Christen  von  der  LXX  her  geläufig  war, 
noch  ist  in  der  später  üblichen  Gräcisirung  ^hgoöoXvfiri  eine 
besondere  öxoXtoxi^g  wahrnehmbar.  In  ^legovöaXi^firiv  ist 
sicher  die  ächte  Lesart  Klearchs  erhalten. 

§  180.  iTt^^evovi^svog  TCoXXotg]  „mit  Vielen  bekannt 
werdend"  (Medium);  eigentlich  „von  Vielen  als  Gastfreund 
aufgenommen  werdend".  Ebenso  Demosth.  c.  Polyclem  56 
p.  1224:  Slcc  yag  xo  Ilaaiawog  slvai  xal  ixatvov  iTCB^Bväffd^at 
nokXotg  xal  möxsv^rivai  iv  xjj  'EXXaSi..  Aristot.  Polii  VII,  6 
p.  1327*,  13:  x6  xe  yccg  iTti^evovö^ai  xivag  iv  &XXois  xb- 
d'Qaiifidvovg  vofioig  a6vfig)OQov  alvaC  q>a0v. 


1)  Ibid.:  axB  tpiXoGOtpoi  %o  ysvog  owsg. 


t 

s 


GEGEN  APION.  585 

ijtid'aXarriovg]  So  ist  aus  Euseb.  hergestellt  ^aXar- 
tiovg  Flor.;  ^marina'  Int.  Die  Aendemng  ist  gemacht,  da 
^alattios  ,,in  oder  auf  dem  Meere  befindlich^'  zu  bedeuten 
pflegte.  Aber  Aristoteles;  dessen  Sprachgebrauch  hier  mass- 
gebend ist;  gebraucht  oi  d^tt^,drti,oc  von  einer  viel  auf  der 
See  verkehrenden  Bevölkerung  Hist.  anim.  VI,  13  p.  568*,  9; 
und  noch  entscheidender  Problem.  III;  32  p.  876^,  37:  Sia 
xC  oC  olvoipXoysg  xal  oC  tzcqI  xriv  d'dXattav  xaiQOvövv  fiXim; 
• . .  of  dl  d'akdtttoi,  äia  to  iel  iv  vygä  slvac  xovxo  7toiov6iv, 
Hiernach  ist  ^akatxlovg  beizubehalten;  wofür  int^akatxiovg 
nur  Oorrectur  des  Easebios  sein  wird. 

vjcoxaxaßaCvmv]  Diese  Lesart  steht  fest;  auch  Int 
wird  nichts  Anderes  vorgefunden  haben;  obgleich  er  mit 
^descendens'  einen  Anstoss  beseitigt.  Sie  kann  aber  nicht 
richtig  sein:  der  Begriff  des  ;;allmählich  Herabsteigens^';  der 
in  dem  vxoxaxaßaivstv  liegt,  ist  hier  ganz  verkehrt;  es  hätte 
wenigstens  anowxxaßaCvmv  heissen  müssen:  die  Participien 
sollen  den  Grund  der  Hellenisirung  des  Juden  gebeu;  dies 
thut  zwar  iitil^BvoviiLBvog  xs  noXXotg,  aber  nicht  vxoxcctaßai- 
v(av  (auch  abgesehen  von  dem  vno-)]  es  hätte  wenigstens 
xaxaßsßrjxdg  oder  etwas  AehnlicheS;  was  seine  erfolgte  Ueber- 
siedelung  in  griechische  Gegenden  ausgedrückt  hätte,  stehen 
müssen;  während  das  Partie.  Präs.  darauf  hinweist,  dass  er 
nur  besuchsweise  dorthin  kam.  Hier  fehlt  also  ein  vermitteln- 
der Begriff.  Man  erhält  ihu;  wenn  man  schreibt  avyxaxaßai- 
vcov,  wozu  aus  dem  Vorigen  xokXotg  zu  ergänzen  ist:  ;;und 
zusammen  herabreisend'^  YTTO  und  CYf  konnten  in  Uncial- 
schriffc  leicht  vertauscht  werden. 

'EkXrjvLXig]  So  auch  Eus.;  ^gratissimus'  des  Int.  ist  nur 
Schreibfehler  für  ^Graecissimus'. 

§  181.  xsqI  xi]v  'A6iav]  Also  erfolgte  die  Begegnung 
des  Juden  mit  Aristoteles,  während  dieser  sich  in  Atameus 
beim  Hermeas  aufhielt,  zwischen  348  und  345.  Aus  dem 
Particip.  Präs.  ffvyxaxaßaCvmv  ergiebt  sich,  dass  die  av(o 
xoxoij  wo  der  eigentliche  Wohnsitz  des  Juden  war  und  von 
denen  er  wiederholt  an  das  Meer  herabreiste,  nicht  in  Judäa, 
sondern  mehr  in  der  Nähe  zu  suchen  sind;  im  Innern  des 


586  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BÜECHEB 

kleinasiatischen  Küstenlandes^  etwa  in  Pergamos,  wo  später 
viele  Juden  lebten.  Daraus  einen  Grund  zur  Yerdäclitigung 
des  Fragments  herzunehmen^  ist  haltlos;  wir  haben  vielmehr 
in  demselben  ein  werthvolles  Zeugniss  für  die  alte  Verbrei- 
tung der  Juden  über  Sepharad  (^parda,  die  Satrapie  Lydien)^ 
das  nächstälteste  nach  ObadjaY.20,  und  für  ihre  frühe  Helle- 
nisiruDg,  die  sie  mit  den  eingeborenen  Volkern  Eleinasieos, 
namentlich  den  Karern  und  Lydern,  theilen. 

fhg  dl  noXXotg  täv  iv  naidaCcf  cvvanceloro]  So 
ist  aus  Eusebios  hergestellt  von  Hudson;  läg  Si  nokkol  xäv 
iv  nacSeia  övvfpKsimvto  Flor,  und  ebenso  Int.  ^cumque  multi 
conditorum  congregarentur'.  Als  Grund  der  Aenderung  wird 
von  Vigerus  angeführt:  ^Vulgata  autem  losephi  longe  aliam 
sententiam  efficiunt;  quasi  eo  libeniius  sua  cum  aliis  com- 
municaret,  quo  plures  eruditione  praestantes  convenirent'. 
Da  das  „mit  Jemandem  vertraut  werden^'  auf  Gegenseitigkeit 
beruht^  so  vermag  ich  zwischen  beiden  Lesarten  keinen 
Sinnesunterschied  zu  entdecken  und  meine,  dass  an  der  über- 
lieferten festzuhalten  ist. 

xagsöCSov  xl  ^akXov  mv  slx^v]  Ebenso  Eusebioa. 
Hradebat  potius  aliquid  habebat  (schreibe  aliquid  quod  ha- 
bebat)' Int.  MaXXovy  nämlich  im  Gegensatz  zu  dem  früheren 
nsLQci^svog  avtäv  tijg  6oq>Cagy  dem  Aufdieprobestellen  ihrer 
Weisheit  durch  Fragen:  jetzt  gab  er  vielmehr  von  dem,  was 
er  hatte,  zum  Besten.  Es  ist  nicht  zu  übersetzen:  „er  gab 
in  gewisser  Hinsicht  mehr  zum  Besten  als  er  empfing^',  aus 
welcher  falschen  Auffassung  Havet  p.  68  ein  Motiv  zur  Ver- 
dächtigung der  Stelle  hergeleitet  hat. 

§  182.  HaQXEQi(i\  „Enthaltsamkeit'^,  so  für  xaQxiQTjöig 
bei  Piaton  u.  a.  Attikem ;  vgl.  Aristot.  Eth.  Nicomach.  VII,  8 
p.  1150^,32:  avxixetxat  dh  xS  filv  äxQaxet  6  iyxQaxi^g,  xa 
öh  (lakaxä  6  xa^eQvxcg'  tb  ^Iv  yäg  xagxcQStv  iöxiv  iv  xp 
ivti%Biv^  il  d'  iyxQaxeia  iv  xä  XQaxstv^  exsgov  dh  x6  avxi- 
%Bi,v  xal  xgaxBlv^  Söjcsq  xal  x6  ^^  fixxäö&at  xov  vLXoiv  öib 
xal  alQsxdxBQov  iyx(fäxsta  xagtagiag  iöxiv.  Magna  Moral. 
II,  6  p.  1202^,  29 :  noxagov  8%  xal  fj  eyxQcixBia  xal  17  xtZQxs- 
(fia   xavxov  iöxiVy    ^   ov;    fj  iilv   yaQ    iyxQaxaid   icxv  %bqI 


GEGEN  APION.  587 

"^dovccg  xttl  6  iyKQaxiig  6  xgatäv  xäv  fidovmv,  fj  d)  xa^egia 
xsqI  Xv3tag'  6  yag  xaqitaQmv  xal  vnofUvmv  tag  Xvnag,  ovtog 
xa^aQi^xög  iötiv.  Klearchos  selbst  gebraucht  das  Wort  xag- 
tSQixbg  ßCog  von  den  Kjnikern  bei  Ath.  XIII  p.  611 B. 

rot;  ^lovdaiov  avdgog  iv  ty  diaitjj  xal  6(OipQO' 
övvrj  Sis^Lciv]  ^ludaei  vero  in  cibis  et  castitate  narrani' 
Int.  (wo  *vero'  in  *viri',  ^narrant'  in  ^narrans'  zu  verbessern 
ist).  Nicht  Siaity  und  öcoipQoövvy  sind  Gorrelata,  sondern 
xaftBQucv  und  6(oq>Q0övvriv.  Dieses  ist  also  trotz  des  Int. 
sicher  herzustellen. 

Ivsöti]  drückt  die  objective^  physische  Möglichkeit  aus 
(es  ist  möglich),  i^aötc  die  subjective  (nicht  erlaubt),  iöti 
ist  die  absolute,  steht  zwischen  beiden  in  der  Mitte. 

i^  avtov  .  •  .  rot;  ßißXiov]  Ein  ziemlich  deutlicher 
Hinweis,  dass  Josephos  das  Buch  wirklich  direct  benutzt  hat. 

tä  nlelao  xäv  txav&v]  Unter  den  von  Josephos  über- 
gangenen Dingen  war  die  xaQXBgla  und  öompQoCvvri  des 
Juden,  die  aber  nach  dem  früher  Bemerkten  wohl  vielmehr 
am  Eingange  der  ganzen  Erzählung  beschrieben  war.  Nach 
den  Worten  oöa  d'  i%£i  xäv  ixeCvov  d'aviiaöioxrixä  xiva  xal 
ifUoöoipiav  und  naqadCäov  xb  iiäXXov  ov  bixbv  muss  Aristo- 
teles im  weiteren  Verlauf  etwas  von  den  Lehren  der  Juden 
mitgetheilt  haben.  Es  muss  dies  sehr  Auffalliges  gewesen 
sein,  da  es  vorher  mit  den  überschwänglichen  Worten  d'av- 
iuiöx\  ovaCgoig  loa  öoc  do^ca  Xiyeiv  angekündigt  worden  war. 
Um  so  auffälliger  ist  es,  dass  Josephos  gerade  hier  sein 
Excerpt  abbricht,  nachdem  er  die  theils  Nebensächliches, 
theils  Falsches  enthaltende  Einleitung  wortgetreu  mitgetheilt 
hatte.  Der  Verdacht  liegt  also  nahe,  dass  weitere  Mitthei- 
lungen dem  apologetischen  Zwecke  seines  Buches  Eintrag 
gethan  haben  würden.  In  diesem  Zusammenhang  erhält  nun 
die  Vermuthung  Havets  Gewicht,  dass  der  in  dem  zweiten 
von  Proklos  bei  Morus  1.  c.  p.  24*)  erhaltenen  Fragment 
der  Klearchischen  Schrift  jisqI  vnvov  erwähnte  Wundermann, 
der  in  Gegenwart  des  Aristoteles  mit  einem  Stabe  aus  dem 


*)  [Pitra,  Analecta  sacra  V,  2  p.  21.    F.  R.] 


588  VORLESUNGEN  ÜEBER  JOSEPHOS'  BÜECHER 

Mande  eipes  schlafenden  Knaben  die  Seele  heraus-  und  wieder 
hineinleitet,  eben  unser  Jude  ist  (Memoire  p.  67).  Der  Er- 
fahrungssatz^  dass  die  Citate  aus  selteneren  Büchern  oft  gerade 
aus  denselben  Abschnitten  genommen  sind,  theils  weil  es  solche 
waren,  die  am  Anfange  des  Buches  standen,  theils  solche, 
die  aus  irgend  welcBem  Grunde  eine  gewisse  traditionelle 
Berühmtheit  erlangt  hatten,  gewährt  jener  Yermuthung  eine 
gewisse  äussere  Stütze.  Dazu  kommt,  dass  die  Art,  wie  der 
Magnetiseur  beim  Elearch  die  Seele  mit  dem  Stabe  aus  dem. 
Munde  leitet,  eine  grosse  Aehnlichkeit  mit  der  von  Jos.  A.  J. 
VIII,  2,  5  beschriebenen  Manipulation  des  jüdischen  Teufel- 
austreibers hat,  der  mit  dem  Ringe,  in  dessen  Ringstein  sich 
eine  von  Salomo  entdeckte  zauberkräftige  Wurzel  befindet, 
den  bösen  Geist  dem  Kranken  aus  der  Nase  zieht,  der  darauf 
besinnungslos  hinfallt,  während  der  Geist  angehalten  wird, 
einen  Wasserbecher  umzustossen.  Und  eine  besondere  jüdische 
Schule  der  Magie  kennt  Plinius  N.  H.  XXX  §  11:  *est  et  alia 
magicis  factio  a  Mose  et  lanne  et  Lotape  (schreib  lotape) 
ac  ludaeis  pendens,  sed  multis  milibus  annorum  post  Zoro- 
astrem'.  Es  steht  also  Nichts  im  Wege,  dass  es  ein  Jude 
war,  der  bei  Klearch  durch  jenes  magnetische  Kunststück 
den  praktischen  Beweis  lieferte,  dass  die  Seele  ^)  vom  Leibe 
trennbar  sei,  und  dass  Klearch  in  dem  von  Josephos  unter- 
drückten Schlüsse  des  Berichts  von  dem  ünsterblichkeits- 
glauben  der  (nachexilischen)  Juden  gehandelt  und  bei  dieser 
Gelegenheit  jenes  Zauberstückchen  mitgetheilt  hatte.  Freilich 
verstösst  es  arg  gegen  die  Vorschrift  Levit.  19,  26  (cf.  Deu- 
teron. 18,  10):  „Ihr  sollt  nicht  Zauberei  noch  Wahrsagerei 
treiben'',  und  es  begreift  sich  ToUkommen,  dass  Josephos 
möglichst  wenig  Aufhebens  von  der  anstossigen  Episode 
machen  wollte  und  den  Rest  der  Stelle  des  Klearch,  nach- 
dem er  den  apologetischen  Honig  herausgezogen,  lieber  dem 
Leser  selbst  nachzulesen  überliess. 

§  183.    tavr    sIqyixbv  (xo    yag   TtQOTisl^Bvov  avrp 


1)   Oder,  wie  Bemays,  Aristoteles  €ber  Wirkung  der  Tragödie 
S.  191  berichtig^  der  Geist  (vovg). 


GEGEN  APION.  589 

• 

^v  £tBQOv)y  ovtiog  ififiäv  iivtifLovsvöag]  Diese  schlechte 
CoDJectur  von  Lowth  steht  seit  Hudson  in  unseren  Texten. 
Ueberliefert  ist  r.  eCg.  ro  yäg  XQOxeifisvov  r^v  avx^  xad' 
hsQOv^  ovxmg  rjfiäv  fLvtniovsvöUL;  Int.  hat:  ^cum  aliud  pro- 
positum  haberet^  nostri  generis  ita  meminit'^  woraus  schwer- 
lich zu  folgern  ist,  dass  er  anders  als  Yulg.  gelesen  hat, 
sondern  nur,  dass  er  sich  diese  Lesart,  so  gut  es  ging,  zu- 
recht  gemacht  hat  Jedenfalls  erhält  durch  den  Int.  die  un- 
erträgliche Tautologie  taik^  atftpuv  —  ovt&g  tifiäv  fivrifLO' 
vsvöag  in  unseren  Texten  keinerlei  Rechtfertigung.  Wenig 
besser  sind  die  von  Hudson  angeführten  Aenderungsvorschläge 
xai^  ot;  te  yag  TtgoTCsiiisvov  r^v  avz^j  ovrag  ri(iciv  ^^i/ijfto- 
VSV06V  oder  xal  yag  nQoxsifisvov  fiv  avxä  xa^'  hsQov  xov 
flfiäv  ^vri^ovevöat.  Letzterer  empfiehlt  sich  paläographisch 
nicht  besonders,  triffk  aber  wenigstens  den  richtigen  Sinu. 
Es  liegt  auf  der  Hand,  dass  etwas  gesagt  gewesen  sein  muss, 
wie,  dass  Elearch  „nicht  die  Absicht  gehabt  habe,  unsere 
Leute  zu  erwähnen^';  das  erreicht  man  durch  die  ganz  leichte 
Aenderung  von  ovt(og  in  o^  ro.  Femer  ist  xad'*  ateQov  sicher 
falsch,  und  bxbqov  mit  Recht  hergestellt  worden;  man  wird 
das  überflüssige  xad'  verwenden  und  in  xaC  verwandeln,  und 
nun  die  ganze  Stelle  so  herstellen  dürfen:  xain  Bt(yqxBv'  xo 
yccQ  tiqokbC^bvov  r^v  avxä  etsgov  xal  ov  x6  rj(i(3v  fii^i^fto- 
vevöai. 


XV. 

Die  Heidelberger  Handschrift  der  Paradoxographen 

(Pal.  Gr.  398).*) 

227  Die  Handschrift  war  im  vierzehnten  oder  fünfzehnten 
Jahrhundert  auf  dem  Athos,  zu  welcher  Zeit  dort  der  Codex 
Mus.  Brii  Add.  19,391  aus  ihr  abgeschrieben  worden  ist 
(vgl.  den  Nachweis  bei  C.  Müller,  Fragmenta  bist.  Graec.  V,  1 
p.  XYI  sqq.).  Von  da  kam  sie  nach  Heidelberg,  wurde  mit 
der  übrigen  Bibliothek  1623  nach  Rom  entführt,  von  da 
1797  nach  Paris,  und  befindet  sich  seit  1815  wieder  in  der 
Heidelberger  Universitätsbibliothek.  Die  griechischen  Para- 
doxographen  sind  daraus  zuerst  von  Xjlander,  Basel  1558,  8. 
herausgegeben  worden.  Eine  neue  Vergleichung  der  Hand- 
schrift gab  F.  J.  Bast,  Epistola  critica  ad  J.  F.  Boissonade 

*)  [Dieser  Aufsatz  wurde  zuerst  von  E.  Zangemeister  in  den 
Neuen  Heidelberger  Jahrbüchern,  Jahrgang  I  (1891)  S.  227-287  veröffent- 
licht. Zangemeister  fügte  dabei  folgende  Bemerkung  hinzu:  „Diese 
Arbeit  des  am  2.  März  1887  allzufrüh  der  Wissenschaft  entrissenen 
Gelehrten  ist  mir  im  October  1881  von  demselben  zur  Verfügung  ge- 
stellt worden.  Bei  einem  Besuche,  den  ich  Gutschmid  im  genannten 
Jahre  in  Tübingen  abstattete,  batte  ich  Gelegenheit,  mich  mit  ihm 
u.  A.  auch  über  den  Paradoxographen-Codez  zu  unterhalten,  welcher 
zu  den  werthvollsten  unserer  Eeimelia  gehört.  Es  stellte  sich  hierbei 
heraus,  dass  Gutschmid  bereits  eine  Arbeit  über  diese  Handschrift 
vorbereitet  hatte,  und  nach  wenigen  Monaten  setzte  er  mich  in  den 
Besitz  derselben.  Eine  Veröffentlichung  an  anderer  Stelle  unterblieb 
aus  hier  nicht  näher  zu  erörternden  Gründen.  So  erscheint  denn  dieser 
interessante  Aufsatz  jetzt  in  unserer  neubegründeten  Zeitschrift,  wobei 
das  horazische  ^nonum  prematur  in  annum'  dem  Werthe  desselben 
nicht  geschadet  haben  dürfte.    K.  Zangemeister.  **    F.  R.] 


DIE  HEIDELBERGER  HANDSCHR.  D.  PARADOXOGBAPHEN.  591 

super  Antonino  Liberali;  Parthenio  et  Aristaeneto.  Cum 
auctoris  emendationibus  et  additamentis  manuscriptis  e  liiigua228 
Gallica  in  Latinam  versa  a  C.  A.  Wiedeburg.  Lipsiae  1809,  8. 
(Die  Paradoxograpben  betreffen  pp.  59 — 95.)  Appendix  ad 
F.  J.  Bastii  epistolam  criticam.  edid.  6.  H.  Schaefer.  Lipsiae 
1809;  8.  (pp.  26—37.)  Basis  Angaben  sind  aber  auffallig 
incorrect:  die  positivsten  Aussagen  über  das,  was  in  der 
Handschrift  stehen  soll;  werden  nicht  selten  durch  den 
Augenschein  in  einer  Weise  widerlegt;  dass  es  schwer  ist; 
sich  den  Ursprung  des  Irrthums  zu  erklären;  so  giebt  er 
z.  B.  p.  85  App.  p.  32  als  Lesart  des   Antigonos  (p.  69;  12 

Sv 

ed.  Westermann.)  au:  ^ini^akaxtloig,   Sjllaba  6l  superscripta 

est';  während  die  Handschrift  einfach  intd^akattioigy  und  von 
der  übergeschriebenen  Sylbe  keine  Spur  noch  auch  irgend- 
welche Correctur  oder  Rasur  aufweist.  Es  ist  eine  Perga- 
menthandschrift;  in  Kleinquart;  die  Folien  25  Gentimeter 
hoch;  17  Gentimeter  breit.  Keine  Abtheilung  der  Folien  in 
Columnen  findet  statt.  Die  Zahl  der  Folien  beträgt  jetzt 
321;  während  zu  Xjlanders  Zeit  noch  324  vorhanden  waren; 
die  Hand;  welche  sie  durchgehend  mit  Bleistift  numerirt  hat; 
zählt  331;  indem  unzweckmässiger  weise  zehn  vorgeheftetC; 
theils  Inhaltsangaben  enthaltende;  theils  leergelassene  Blätter 
mitgezählt  sind:  eine  älterC;  richtigere  Bezifferung  mit  Tinte 
ist  nicht  über  Fol.  26  fortgeführt.  Auf  jeder  Seite  sind 
33  Zeilen.  Die  Zeilen  sind  mit  einem  Lineal  vorher  einge- 
drückt oder  eingekratzt  worden;  die  Buchstaben  stehen  nicht 
auf  der  Zeile,  sondern  hängen  unter  der  Zeile.  Die  Hand- 
schrift ist  nach  Bast  (p.  2)  saec.  X  ineuntis.  Die  Tinte  ist 
braun,  von  verschiedener  Färbung  in  den  verschiedenen 
Theilen  der  Handschrift.  Diese  ist  von  Anfang  bis  zu  Ende 
von  Einer  Hand  geschrieben;  wenn  auch  allem  Anscheine 
nach  in  Absätzen  und  zu  verschiedenen  Zeiten;  es  ist  eine 
schöne,  gleichmässige  Schrift  Rasuren  sind  nicht  selten; 
sind  aber  geschickt  ausgeführt;  so  dass  sie  den  sauberen 
Eindruck  des  Ganzen  nicht  beeinträchtigen:  durch  Rasur 
entstandene  leere  Stellen  im  Texte  sind  durch  das  Zeichen  -r- 


592  DIE  HEIDELBERGER  HANDSCHRIFT 

ausgefüllt.  Die  Schrift  ist  grosse  Minuskel;  Proben  giebt 
das  bei  Bast  eingelegte  Blatt  Die  Worttheilung  ist  nur 
unvollkommen  durchgeführt;  die  Abtheilung  innerhalb  des 
Wortes  am  Zeilenschluss  ist  aber  consequent  und  streng 
nach  den  euphonischen  Regeln  vorgenommen  worden,  wie 
auch  die  gerade  hier  sehr  häufigen  Rasuren  des  Schreibers 
lehren.  Bestimmte  Buchstaben  sind  mit  den  vorhergehenden 
oder  folgenden  verbunden,  andere  nie:  hier  findet  kein 
Schwanken  statt,  es  bilden  sich  so  Buchstabengruppen,  bei 
denen  auf  die  Worttrennung  keine  Rücksicht  genommen 
229  wird.  Gewisse  Buchstaben  gehen  mit  dem  folgenden  eine 
Ligatur  ein,  z.  B.  ei^f  sg^  av\  bemerkenswerth  ist  auch  die 
Form  IT  für  rr.  Die  Yocale  i  und  v  sind  am  Anfang  der 
Worte  und  dann,  wenn  sie  nach  anderen  Yocalen  stehen, 
ohne  einen  Diphthong  zu  bilden,  mit  zwei  Punkten  versehen. 
Eigentliche  Abkürzungen  finden  sich  nicht,  nur  ein  Strich 
oberhalb  für  v  am  Zeilenschluss,  und  mitunter  auch  in  der 
Zeile  8  für  ov.  Die  Orthographie  ist  äusserst  correci  Die 
Handschrift  hat  das  Iota  adscriptum',  nicht  subscriptum;  es 
steht  isolirt,  während  jedes  andere  i  mit  den  vorhergehenden 
Buchstaben  verbunden  wird.  Sehr  oft  ist  es  nachgetragen, 
in  kleinerem  Format  oder  etwas  über  der  Zeile,  auch  sind 
hierbei  besonders  oft  Spuren  von  Correctur  und  Rasur  wahr- 
nehmbar; es  fehlt  aber  nie.  Das  v  ig)slxv6ux6v  steht  be- 
liebig auch  vor  Gonsonanten.  Bei  zusammengesetzten  Wor- 
tern, deren  ersten  Bestandtheil  ein  Substantiv  oder  Adjectiv 
bildet,  nicht  aber  bei  solchen,  wo  es  eine  Präposition  ist, 
wird  die  Composition  durch  ein  w  unter  der  Zeile  angedeutet. 
Ebenso  sorgfaltig  wie  die  Orthographie  ist  die  Accentuation 
behandelt.  Beim  Zusammentreffen  zweier  Yocale  stehen 
Spiritus  und  Accent  über  dem  ersteren.  Die  Enklisis  ist 
nach  einem  andern  Principe  als  dem  jetzt  üblichen  behandelt; 
das  Princip  ist  aber  consequent  durchgeführt.  Nicht  minder 
sorgfältig  ist  die  Interpunktion  behandelt;  verwendet  werden 
Eomma,  Kolon  und  Punkt:  der  Letztere  wird  durch  das 
Zeichen  •  und  ausserdem  durch  einen  Strich  vor  dem  Anfang 
der  betreffenden  Zeile  ausgedrückt.     Am  Schlüsse  grSsserer 


DER  PARADOXOGRAPHEN.  593 

Abschnitte  steht  das  Zeichen  :  und  vor  dem  Anfang  der 
Zeile  3*.  Bei  Eeden  und  Versen  steht  am  Anfang  jeder 
Zeile  X  oder  ein  ähnliches  Anführungszeichen.  Yerse  sind 
nicht  abgetheilt;  vereinzelt  wird  dabei  die  Quantität  einzelner 
Worte  angegeben.  Von  Fehlern  der  Aussprache  und  gram- 
matischen Fehlern  ist  die  Handschrift  gänzlich  frei;  nament- 
lich fiindit  sich  keine  Spur  von  Itacismus:  wohl  aber  ist  in 
Fällen,  wo  es  sich  um  sc  und  i  handelt^  sehr  häufig  Aende- 
rung  des  nachbessernden  Schreibers  oder  Rasur  zu  bemerken, 
desgleichen  bei  a  und  l,  o  und  unbetontem  o,  betontem  o 
und  (d;  femer  ist  nach  ozav  zwar  stets  der  Conjunctiv  ge- 
setzt, sehr  oft  aber  das  conjunctivische  (o  erst  durch  Rasur 
aus  indicativischem  ov  gemacht.  Der  Text  ist,  wie  schon 
erwähnt,  in  grosser  Minuskel  geschrieben,  bei  den  Interlinear- 
und  Marginalbemerkungen  sind  aber  subsidiarisch  noch  andere 
Schriftarten  verwendet  worden.  Varianten  sind  mitunter 
über  die  Zeile  geschrieben;  sind  es  ausgelassene  Textestheile, 
so  steht  an  der  Stelle,  wo  sie  ausgelassen  worden  sind^  im 
Texte  ein  Punkt  und  vor  den  einzufügenden  Buchstaben  ein 
anderer  Punkt.  Grossere  ausgefallene  Stellen  sind  durch  s. 
über  der  Zeile  bezeichnet  und  unter  demselben  Zeichen  am2dO 
Rande  in  der  grossen  Minuskelschrift  des  Textes  nachgetragen. 
Ab  und  zu  sind  abweichende  Lesarten  unter  Vorausschickung 
eines  rF  in  der  grossen  Minuskelschrift  des  Textes  am  Rande 
beigeschrieben,  offenbar  solche,  die  schon  in  der  Urhand- 
schrift  standen.  Kleine  Majuskelschrift  findet  sich  sporadisch 
im  Texte  selbst  in  einzelnen  Buchstabenformen,  namentlich 
wo  Gorrecturen  vorliegen,  und  in  den  übergeschriebenen 
.Varianten;  femer  imm^r  in  den  Zahlbuchstaben  (welche 
übrigens  fast  nur  in  Buchcitaten  angewendet  sind).  Regel- 
mässig sind  in  kleiner  Majuskelschrift  geschrieben  die  Ueber- 
schriffcen  und  Unterschriften;  jene  stehen  am  oberen  Rande 
vor  dem  Anfang  der  zur  Aufnahme  des  Textes  bestimmten 
Zeilen.   Am  Rande  stehen  Inhaltsangaben  in  kleiner  Majuskel, 

ab  und  zu  durch  ein  vorausgeschicktes  (j!  eingeleitet;    das- 
selbe Zeichen   steht   auch   sehr  oft  allein,   um  auf  das  im 

V.  UuTBCHJfiD,  Kleine  Sohriflen.    IV.  38 


\ 


594  DIE  HEIDELBERGER  HANDSCHRIFT 

Texte  Erzählte  aufmerksam  zu  machen.  Längere  Scholien 
stehen  am  unteren  Rande,  kürzere  auch  wohl  am  Seiten- 
rande,  in  kleiner  Majuskelschrift  mit  zahlreichen  Abkürzungen 
(die  durchaus  auf  diese  Scholien  beschränkt  sind);  voraus- 
geschickt sind  die  Zeichen  o—  oder  ^^^^^  und  dieselben  kehren 
an  der  entsprechenden  Stelle  des  Textes  wieder.  Eine  ge- 
wisse Kategorie  von  Varianten  steht  am  Rande  in  Cursiv- 
Schrift;  es  sind  Lesarten,  die  der  Schreiber  vorgefunden  und 
im  Texte  berichtigt  hat.  Wenn  im  Texte  über  einen  Buch- 
staben ein  Punkt  gesetzt  ist^  so  bedeutet  dies,  dass  der  Buch- 
stabe getilgt  werden  soll;  mitunter  scheint  aber  ein  solcher 
Punkt  auch  die  Athetese  des  ganzen  Wortes  zu  bedeuten. 
Worte  ohne  Spiritus  und  Accente  sind  ein  Bin  weis,  dass 
der  Schreiber  sie  für  verdorben  gehalten  und  genau  so 
wiedergegeben  hat,  wie  er  sie  in  seiner  Vorlage  vorfand. 
Auf  vorhandene  Textesverderbnisse  hat  der  Schreiber  über- 
dies durch  einen  Obelos  i  am  Rande  aufmerksam  gemacht 
Mit  verschwindenden  Ausnahmen  rühren  sämmtliche  Correc- 
turen  und  Rasuren  von  der  Hand  des  ersten  Schreibers  her, 
dem  auch  die  Mehrzahl  der  Marginalbemerkungen  angehört; 
diese  Correcturen  und  Rasuren  sind  wohl  meistentheils  Be- 
richtigungen von  Schreibfehlern,  die  der  Schreiber  selbst 
begangen  hatte,  oder  höchstens  von  orthographischen  Li- 
correctheiten,  verdienen  also  im  Allgemeinen  mehr  Glauben 
als  die  manchmal  noch  durchschimmernde  erste  Schrift 
Die  Rasuren,  wo  die  AusspracJ^Le  von  si  und  t,  i}  und  £,  o 
und  (D  ins  Spiel  kommt,  beim  Conjunctiv  statt  des  Indicativs 
noch  oxavy  die  häufigen  Correcturen  und  Rasuren  beim  Iota 
adscriptum^  die  unvollkommene  Worttheilung,  das  Fehlen 
aller  Spiritus  und  Accente  bei  verdorben  vorgefundenen 
28iStellen,  die  Anwendung  von  Majuskelschrift  in  den  Ueber- 
und  Unterschriften,  in  den  Zahlbuchstaben,  namentlich  aber 
ihre  vereinzelte  bei  Correcturen,  alle  diese  Wahrnehmungen 
führen  darauf,  dass  die  Vorlage  des  Schreibers  (wenigstens 
in  den  genauer  untersuchten  Paradoxographen)  eine  ohne 
Worttheilung  und  ohne  Spiritus  und  Accente  geschriebene 
Majuskelhandschrift  war,  die  in  Bezug  auf  Orthographie  alle 


DER  PARADOXOGRAPHEN.  595 

die  Fehler  hatte;  mit  denen  unsere  alten  griechischen  Bibel- 
handschrifteu  behaftet  sind.  Ferner  ergiebt  sich  ans  allem 
bisher  Bemerkten ^  dass  der  Schreiber  die  Abschrift  mit 
ebenso  grosser  Gewissenhaftigkeit  als  Sachkenntniss  ausge- 
führt hat  und  nothwendig  ein  Gelehrter  von  Fach  gewesen 
sein  muss.  Ausser  der  Hand  des  ersten  Schreibers  sind  noch 
verschiedene  spätere  Hände  thätig  gewesen,  zum  Glück  jedoch 
so  gut  wie  ausschliesslich  am  Rande^  nicht  im  Texte  der 
Handschrift.  In  den  Paradoxographen  sind  deren  (von 
modernen  Gelehrtenhänden  abgesehen)  drei  nachweisbar: 
man.  2,  Minuskel^  mit  einigen  Abbreviaturen^  mit  schwarzer 
Tinte  geschrieben^  fol.  217  v.  erscheinend:  man.  3^  Minuskel; 
etwa  derselben  Zeit  angehörig;  von  Abkürzungen  und  Liga- 
turen wimmelnd;  schmierig  mit  gelblich  brauner,  blasser 
Tinte  geschrieben;  schwer  zu  lesen ;  fol.  241  v.  auftretend; 
man.  4;  CursiV;  die  Schrift  mit  ihren  Abkürzungen  und  Liga- 
turen völlig  der  der  ältesten  Drucke  entsprechend;  deutlich 
mit  grünlich  brauner  Tinte  geschrieben;  fol.  249  v.  Die  beiden 
letzten  Hände  sind  auch  in  anderen  Partien  der  Handschrift 
vielfach  thätig  gewesen.  Von  den  Paradoxographen  sind 
Antigonos  und  Apollonios  in  Capitel  geteilt;  Phlegon  nicht; 
dafür  sind  grossere  Abschnitte,  bei  diesem  dadurch  ausge- 
zeichnet; dass  die  nächste  Zeile  mit  einem  grossen  Anfangs- 
buchstaben beginnt;  der  vor  den  Ainfang  der  Zeile  gerückt 
ist:  eine  Abtheilung;  die;  wie  die  regelmässig  wiederkehrenden 
Rasuren  zeigen;  vom  Schreiber  erst  nachträglieh  vorgenommen 
worden  ist;  möglicherweise  zu  einer  Zeit;  als  der  Anfang  der 
Schrift  bereits  verloren  gegangen  war.  Die  Quatemionen 
der  Haiidschrift  sind  durch  Zahlen  in  Majuskel;  die  oben 
rechts  in  der  Ecke  stehen;  bezeichnet;  es  waren  ursprünglich 
48  QuatemioneU;  jetzt  ist  vorn  und  in  der  Mitte  Mebreres 
verloren  gegangen.  Den  jetzigen  Stand  giebt  eine  neue 
Numerirung  mit  arabischen  Ziffern  am  unteren  Rande  wieder, 
die  jedoch  nur  bis  Bogen  8  (=  IF)  forigeführt  ist.  Die 
Blätterzahl  der  Quaternionen  ist  ungleich  massig,  wie  folgende 
Uebersicht  darthut. 


38 


596  DIE  HE:IDELBEBGER  HANDSCHRIFT 

.Uiot^ nc^U^  Quat.  A—E,  welche  die  im  Codex  Mus,  Brit  Add.  19,391 

bei  Müller,  Fragm.  bist.  Gr.  V,  1  p.  XVII  verzeich- 
232  neten  vier  Schriften  und  den  Anfang  des  Pseudo- 

Arrianischen  üeQixXovg  Ev^sivov  novxov  enthielten, 
sind  verloren  gegangen. 

Quat  6 — lA  von  je  8  Folien. 

Quat.  IB  von  1  +  x  Folien. 

Lücke  (es  fehlt  der  Schluss  des  Philon  von  Byzanz). 


J  V  cJl'< 


Quat.  ir—KF  von  je  8  Folien. 
Quat.  K^  von  9  Folien. 


))vHtl^Yc*.^l;       Quat.  KE—KH  von  je  8  Folien. 

Quat  K&  von   10  Folien   (von   denen   das   fünfte   und 
sechste  jetzt  fehlen). 

Quat.  ji  von  8  Folien. 

Quat.  AA  von  5  Folien  (von  denen  das  dritte  jetzt  fehlt). 

U.o.lv..:^  Quat-  -^  von  7  Folien. 


cv  aoVr/  n  ,u/l  Ä     Quat  Ar,  welcher  den  Anfang  des  Phlegon  enthielt,  ist 

verloren  gegangen. 

Quat.  Ajd — AH  von  je  8  Folien. 

Quat.  A0  von  6  +  x  Folien. 

Lücke  (es  fehlt  der  Schluss  des  Antigonos). 


I    I 


Quat.  M—MA  von  je  8  Folien  (jetzt  von  9  +  7,  weil 

fol.  MA,  8.  verheftet  ist). 
Quat  MB  von  6  Folien  (von  denen  das  dritte  jetzt  fehlt). 


r 


;  i 


Quat  MF— MS  von  je  8  Folien. 
Quat  MZ  von  9  Folien. 
Quat  MU  von  8  Folien. 


DER  PARADOXOGRAPHEN.  597 

Inhalt  der  Handschrift: 
5,  1.  fol.  11  r.  beginnt  abrupt  lin.  1.  —  tffiov  re  ndd'og.  Endigt 

fol.  16  T.  lin.  26.    Atfti/i^ff  ZTA  ß  MI  jÄZ. 

%  7.  fol.  17  r.  xov  [aQQtavov  in  Rasur]  xvvriyezLXOv 
xBipaXaca.*^)  beg.  col.  1.  lin.  1.  A»  nQOolyi^iov.  iv  cot. 
end.  fol.  17  v.  col.  2.  lin.  16.   r^t  tävde  iistaxsLQiöSi. 

—  f,  8.  fol.  18  r.  [aQQtavov]  (in  Rasur,  über  welche  die238 
vierte  Hand  mit  rother  Tinte  geschrieben  hat:  ievoipäv- 
rog  a^vaCov  xov  dsvtiQOv)  xvvriysxixog.  beg.  lin.  1. 

A^  l^svotpmvxt  tä  yQvXov.  end.  fol.  30  r.  lin.  16.  vixij 
JtoXifiov  äxQod'ivta.  xl'^Qi^g  b  [aQQtavoij]  (in  Rasur, 
darüber  von  der  vierten  Hand  levoq>civtog  äd'rjvaiov 
tov  dsvtiQOv)  xvvr^ystixog, 

Hy  4.  fol.  30v.  aQQtavov  isttötoXii  TtQog  tQatavbv  iv 
^i  xal  jtBQixlovg  ev^eivov  xovtov,  beg.  lin.  1. 
avvoxQcitOQt'  xaiöaQt'  tQalavm.  end.  fol.  40  r.  lin.  5. 
xal  noXiv  ßv^dvttov:  aQQtavov  intözokri  itQog 
xQalavov*  iv  i^t  xal  xsQixXovg  ev^sivov  novxovi 

—  dtwQ^mxat    ov  iiQog    öTCOvdatov    avxiyQaq>ov. 

®5  6.  fol.  40v.  aQQtavov  neQtnXovg  xf^g  iQvd-Q&g  d-a- 
Idööi^g:  beg.  lin.  1.  xäv  dnodedetyfidvaiv  oQiian/,  end. 
foL  54  V.  lin.  15.  d'sciv^  avBQBvvrjfcd  iöxtv.  aQQtavov 
TCBQtxlovg  xijg  iQvd'Qag  d'aXdöörig  —  StciQ^axat 
ov  itQog  üTtovdalov  dvxCyQatpov, 

lAy  5.  fol.  55 r.  avvmvog  xaQ%7idovC(QV  ßaötXi&g  neQt- 
nXovg^  xäv  vtc^q  xäg  '^QaxXdovg  öxr^Xag  Xtßvxäv 
XTJg  yr^g  fiSQäv  ov  xal  dvi^rixsv  iv  xmt  xov  xqo- 
vov  xsfiivety  dfiXovvxa  xdds:  beg.  lin.  1.  iSo^sv 
xaQxfiSoviotgj  avvcova.  end.  fol.  56  r.  lin.  31.  öixov  r^fläg 
ijctXtTCovxayv, 

lAy  6.  fol.  56  V.  iftXavog  ßv^avxiov  jcbqI  xäv  ixxd 
{yca^dxmv.    beg.  lin.  1.    xäv   ixxd   d'Baiidx&v,     endigt 

*)  [Das  hier  und  im  Folgenden  gesperrt  Gedruckte  steht  in  der 
Handschrift  in  Majuskeln.     K.  Zangemeister.] 


598  DIE  HEIDELBEßQEE  HANDSCHRIFl^ 

abrupt  IBj  1.  fol.  59  v.  lin.  33.    fietsagoipavlg  xal  naQi- 
(darunter  von  vierter  Hand:  XBiiiBi  ipvXXa  tiva). 


Mit  abweichender  Schrift  und  Tinte  geschrieben  folgt: 

IF,  1.  fol.  60 r.    6vv  %B&i  XQrjöroficid'BtttL^  ix  täv  ötga- 

ßcovog  yBaygafpixmv  ßtßXCmv.*)   beg.  lin.  1.    A,   ort 

/^y  oiirjQog  TtQätog.    end.  KJ^  9.   fol.  15ö(r.    lin.  33:    xatic 

^ijxos   naQcckXriXog:    ötQcißcjvog   yBG}yQaq>Lxijg   zgr^- 
ötOfLa^siag   ßlßXoc  IZ, 

Fol.  156  V.  ist  leer  gelassen. 


Mit  ganz  abweichender  Schrift  und  Tinte  geschrieben  folgt: 

KEy  1.  fol.  157  r.  nXovtdffxov  xbqI  xoraiiäv  xal  offäv 
ixavvfiiag'  xal  täv  iv  avtotg  BVQiöxoiiivav. 
beg.  lin.  1.  A,  vöaönvig:'  xifvöinnrj'  St^ä,  Auf  fol.  166r. 
schliesst  der  Text  lin.  1.  mit  den  Worten  Si  alxCav 
234  zoiavtriv  (p.  68,  lin.  8.  ed.  Hercher.),  der  ganze  Rest 
der  Seite  ist  leer  geblieben,  und  der  Text  beginnt  fol. 
166  V.  lin.  1  von  Neuem  mit  den  Worten:  /5.  VBlXog^ 
xotttiiog  iöu  (p.  68.  lin.  19.  ed.  Hercher.).  endigt  foL 
173 r.  lin.  29:  iv  ^  %Bql  Tcota^äv:  nXovxaQ%ov  nsgl 
notayLÜv  xal  offäv  ixcow^iag'  xal  xäv  iv  avtolg 
svQ^6xoiiiv(ov: 

KZ,  1.  fol.  173 V.  naQ%'Bvlov  %bqI  iffmxixäv  aad-rmd- 
xcov.  beg.  lin.  1.  xavxa  iv  xäids  rcot  övyyQayi^iiaxi 
xeQLSxsxai.   col.  1.  lin.  4.   A,  xbqI  Xvqxov,  end.  col.  3 

lin.  14.  AS.  xbqI  aQyad'civrig.  —  Beg.  lin.  18:  xag- 
^iviog  xoQVfiXiiot  yaXXfoi,^  %aCQBi,v,  (idXi^xä  6oi 
doxäv.  end.  fol.  188  v.  lin.  22.  i^  dvd'Qdjiav  &7CfjXXdyfj: 
jtagd'Bviov   vixaicog   itB^l   igcDxixäv  xa^rjiidxmv. 


*)  [So  schreibt  Gutschmid.  Wie  ich  mich  indessen  bei  einer  mit 
R.  Scholl  vorgenommenen  Nachprüfung  überzeugt  habe,  steht  im  Codex: 
ßißXl  \  A\  A  oti  %,  T.  X.,  d.  h.  ßtßUov  Ä.    E.  Zangemeister.] 


DER  PARADOXOGRAPHEN.  599 

K®,  1.  fol.  189r.  avtmvCvov  Xi^ßeQaXvg  ^arafioQqxoöecov. 
övvay&yi^.  beg.  col.  1.  lin.  1.  j4.  TceXetas*  end.  col.  2. 
lin.  30. _0.  äexaXaßog.  —  beg.  K®,  1,  fol.  189  v.  col.  1. 
\\n,l.  A,7ctiqövXXtt^  slgneXiada,  end. fol.  190  r.  col.  2. 
lin.  21:  xvcov,  elg  Xid'ovg,  —  beg.  ÜT©,  2.  fol.  190 v. 
lin.  1.  A.  xtrjövkXtty  iyiveto  xeia.  fol.  192  y.  schliesst 
abrupt  mit  rifidvSQriv  6  al-  (Mythographi  ed.  Wester- 
mann.  p.  206,  5.)  und  fol.  193  r.  beginnt  ebenso  abrupt 
mit  'XakCa  övßaQiv  Ixtcöav  (p.  209, 15.  ed.  Westermann): 
es  fehlen  2  Folien.  Dann  schliesst  fol.  206  v.  abrupt 
mit  ijcsl  Sl  naQaysvo^B-  (p.  233,  25.  ed.  Westerm.)  und 
fol.  207  r.  beginnt  ebenso  abrupt  mit  -öxa  dooQa  xifiTlfccg 
(p.  235,  12.  ed.  Westerm.):  es  fehlt  ein  Folium  (nicht 
zwei,  wie  Bast,  Epist.  crit.  p.  197  angiebt).  endigt  fol. 
208  V.  lin.  18:  inoCriösv  a^tpor^QOvg  Xid'ovg:  avtßjvivov 
XißdgaXig  ^6taiiOQq)(66sc3v  övvaytoyri'. 

Mit  ganz  abweichender  Schrift  und  Tinte  geschrieben  folgt: 


AB^  1.  fol.  209  r.  ndtgia  xcovötavxcvovjeoXscDg  xaxa 
ii6v%iov  IXkovöxQLOv.  beg.  lin.  1.  ovo  xal  i^i^xovxa, 
end,  ylBy  7.  fol.  215  r.  lin.  30:  xa&^  fifuig  xQovtxiv. 

Fol.  215  V.  ist  leer  gelassen. 

Mit  abweichender  Schrift  und  Tinte  geschrieben  folgt: 

/l^^  1,  fol.  216  r.  beg.  abrupt  lin.  1.  elg  xov  i^sväva.  end. 
fol.  234  V.  lin.  24:  vnav%iviov  t,vyov  ei^ei:  q>kByovxog 
XQakXiavov  aTCsXevd'iQOV  xaiöaQog  tcsqI  d'avfia- 
öicov  xal  iiaxQoßicjv, 

AS^  3.  fol.  2JJ4v.  lin.  30.    (pXiyovxog  ccjcsXsvd'iQov  aSQLCc-236 
vov  xaiöUQog    negl    x&v   oXv^LitCtov.    beg.  lin.  32: 
doTCBt   iioL    xQfjvai.    end.  fol.  236  r.  lin.  33:    6lv(i7tcddv 
oxädiov  ivixa: 

/iS,  5.  fol.  236  y.  anoXlcoviov  CöxoQiai  d'avfidöiai,  beg. 
lin.  1.  A.  ßciXov  iTa^iavlSrig^  6.  end.  fol.  243  r.  lin.  16. 
xov  yiyvo^dvov  ajtoSidovaix  aitokXiovCov  löxogCai 
d'avfiaöiai. 


600  DIE  HEIDELBERGER  HANDSCHRIFT 


AZf  4.  fol.  243y.  avtiyovov  l6tOQtäv  Ttagado^mv 
övvaymyr^.  beg.  lin.  1.  Ä,  tifjLacog  6  tag.  endigt  abrapt 
2®,  6,  fol.  261  Y.  lin.  33:  ovv  ro  Ttlrj- 


Mit  ganz  abweichender  Schrift  und  Tinte  geschrieben  folgt: 

M,  1.  fol.  262  r.  [xxoxQccrovg  irjtgov  xdiov  aöxXri- 
^tädam^  iitLötoXal  8iäq)0Q0t.  beg.  lin.  1.  A,  ßa^i- 
Xevg  ßaöiXdcav  fidyag  agta^dif^rigy  nitmt  xalgetv. 
vov6og  TtffoösxeXaösv  fj.  Fol.  270  ist  verheftet,  die 
richtige  Folge  ist:  fol.  269.  271—277.  270.  278.  Fol. 
279  y.  schliesst  abrupt  mit  alXä  6%s8ov  a7Co8o%rig 
(Magni  Hippocratis  opera  omnia  ed.  Kühn.  vol.  III 
p.  819^  lin.  1);  und  fol.  280  r.  beginnt  ebenso  abrupt  mit 
-Atr^  tstffi^lifidvp'  ^v^^iöystai.  (III  p.  821,  lin.  16  ed. 
Kühn.):  es  fehlt  ein  Folium.  end.'  MB,  6.  fol.  282  r. 
lin.  32:  äiateletg  avovöog  idv:  ^ritritsov  rö  kelicov 
xrig   iTCiöroXfjgj   xal   t^v   nQog   JtroXefLatov^   olo- 

xXfjQOV. 

Fol.  282  V.  ist  von  der  ersten  Hand  leer  gelassen 
(eine  spätere  hat  auf  den  ersten  7  Zeilen  eine  Genea- 
logie der  Patriarchen  von  Adam  bis  Jacob  verzeichnet). 


Mit    nicht    viel    abweichender    Schrift    und    Tinte    ge- 
schrieben folgt: 

MFy  1.  fol.  283  r.  ^6(iL6toxldovg  ixi^ötoXai'  A,  ^b^li- 
öroxXijg  al6%vX(oi,  beg.  lin.  1.  anegxofisvoL  (liv  eig. 
end.  fol.  302  r.  lin.  34.  ijtißijöag  öxäfpsr  €qq(o6o:  d'ß- 
licötoxkdovg  BTtiötoXaL 

ME,  4.  fol.  302  V.  ÖLoyivovg  iniötoXaC'  A,  dioyivrjg 
(iBkriöiTCJtcot  %aCQ6iv,  beg.  lin.  1.  ^xovov  6s  Iwtij- 
d'ijvai.  end.  fol.  321  v.  lin.  8.  avd'Qcijiov  xardyofiev  Tifietg. 
dioyivovg  ijtiötoXaC 

MZ,  8.  fol.  322  r.  (Schrift  und  Tinte  sind  auf  fol.  322, 
welches  die  Vorrede  enthält,  von  der  der  vorhergehenden 
und   auch  der   folgenden  Folien   verschieden.)    ftt'&^t- 


DER  PARADOXOGRAPHEN.  601 

ddtov  räv  ßgovtov  ixLötoXciv  övvayayi^'  iitd'Qi- 
ddrrig*  ßaöiXat  fiid'ifidcitrii  tä  avs^ftä  xaifstv, 
beg.  lin.  1.  ticg  ßffovtov  id'uviucöa.  end.  fol.322y.  lin.  22.286 
^adia  elvai  xafa^soQstöd'ai,  —  MZy  9.  fol.  323  r.  ßgov- 
irov  QüOfiaiav  vnatov  ijtiötoXai,  A.  ßffoijtog 
TCSQyafifivotg.  beg.  lin.  1.  axovcD  vfiäg,  dokaßikXai, 
end.  MH^  8.  fol.  331  r.  lin.  22.   ixeivcov  ^adi^ov  texfiai- 

Fol.  331  V.  ist  leer  gelassen. 

Mehrere  äussere  Kennzeichen  führen  auf  eine  Scheidnng 
der  sieben  durch  Striche  getrennten  Gruppen:  1)  Die  ver- 
schiedene iPärbung  der  Tinte  und  der  bald  grössere  und 
gröbere^  bald  kleinere  und  feinere  Stil  der  Buchstaben:  auf 
den  ersten  Blick  erkennt  z.  B.  Jeder,  dass  die  Chrestomathie 
aus  Strabon  und  der  Hesychius  lUustris  sammt  dem  Blatte, 
auf  welchem  die  Vorrede  zu  den  Briefen  des  Brutus  steht, 
in  Einem  Zuge  geschrieben  worden  sein  müssen,  und  ebenso 
wenig  kann  dem  aufmerksamen  Beobachter  die  Gleichheit 
von  Tinte  und  Schrift  in  den  Mythographen  und  in  den 
kleineren  Geographen  (namentlich  auf  den  ersten  Quater- 
nionen)  entgehen;  der  Schriftstil  der  Paradoxographen  hebt 
diese  nicht  minder  von  ihren  heutigen  Umgebungen  ab. 
2)  Die  Einleitungsformel  Ijvv  @ۊ  vor  der  Strabonischen 
Chrestomathie  steht  ganz  vereinzelt  da,  ist  in  dem  Zusammen- 
hange unserer  Sammlung,  wo  eine  ganze  Reihe  anderer 
Schriften  ohne  diese  Formel  vorausgegangen  sind,  so  un- 
passend wie  möglich  und  weist  darauf  hin,  dass  dieses  Werk 
ursprünglich  am  Anfange  einer  Handschrift  stand  oder  eine 
Handschrift  för  sich  bildete.  3)  Dass  ein  neues  Stück  mit 
dem  ersten  Blatte  eines  neuen  Quaternio  anhebt,  kann  ein 
einzelnes  Mal  Zufall  sein  (so  mag  es  sich  im  Falle  des  Anto- 
ninus  Liberalis  verhalten,  dessen  Schrift  und  Tinte  völlig 
gleich  sind  mit  der  Schrift  und  Tinte  des  Parthenios),  die 
vielen  Fälle  aber,  wo  dieser  Umstand  mit  anderen  Merkmalen 
zusammentrifft,  nöthigen  zu  der  Annahme,  dass  diese  Stücke 
ursprünglich  den  Anfang  kleinerer  Sammlungen  bildeten  oder 


602  DIE  HEIDELBERGER  HANDSCHRIFT 

ganz  för  sich  standen.  4)  Viermal  ist  die  Rückseite  des 
Blattes^  auf  dessen  Vorderseite  eine  Schrift  endigt^  leer  ge- 
lassen: da  dies  sonst  keineswegs  in  unserer  Handschrift  der 
Fall  ist,  so  beweist  es,  dass  diese  Schriften  ursprünglich  den 
Schluss  von  kleineren  Handschriften  gebildet  haben  müssen. 
Einmal  endigt  die  Schrift  erst  auf  der  Rückseite,  so  dass 
eine  Folgerung  nicht  gemacht  werden  kann.  Zweimal  sind 
beides,  Anfang  und  Schluss  einer  Schriftengruppe  (nämlich 
der  kleinen  Geographen  und  derParadoxographen),  verstümmelt, 
was  nicht  wohl  Zufall  sein  kann,  sondern  beweist,  dass 
dieselben  längere  Zeit,  ehe  sie  mit  anderen  in  unserer  Samm- 
lung vereinigt  worden,  für  sich  bestanden  und  dass  der  Ver- 
237lust  der  Anfangs-  und  Schlussblätter  schon  während  ihrer 
Sonderezistenz  eingetreten  ist  5)  Nun  erklärt  sich  auch  die 
auffäl^ge  Ungleichheit  der  Folienzahl  der  Quaternionen  von 
selbst:  vier  Mal  sind  die  Quaternionen  von  mehr  oder  (ge- 
wohnlich) weniger  als  acht  Folien  die  Schlussquaternionen  von 
solchen  Schriften,  die  aus  anderen  Gründen  ursprünglich  am 
Ende  kleinerer  handschriftlicher  Sammlungen  gestanden  oder 
Handschriften  für  sich  gebildet  haben  müssen.  Nur  zwei 
Fälle  bleiben  noch  zu  erklären  übrig.  Der  47.  Quaternio  hat 
9  Folien;  auf  ihm  steht  u.  A.  die  Vorrede  zu  den  Briefen 
des  Brutus:  das  Blatt,  welches  dieselbe  enthält,  ist  aber  mit 
anderer  Schrift  und  Tinte  geschrieben  als  die  Briefe  selbst 
und  zwar  in  derselben  Weise,  wie  die  Strabonische  Chresto- 
mathie und  Hesychius,  ist  also  offenbar  erst  nachträglich 
eingefügt  worden.  Es  bleiben  nur  noch  die  zehn  Folien  des 
29.  Quaternio  zu  erklären  übrig,  mit  denen  der  Antoninus 
Liberalis  anfängt:  wahrscheinlich  waren  diesem  von  Anfang 
an  zwei  Folien  über  die  Normalzahl  gegeben  worden,  auf 
welchen  die  beiden  Inhaltsverzeichnisse  Platz  finden  sollten. 
Aus  den  vorstehenden  Erörterungen  ergiebt  sich,  dass  man 
zwar  mit  Sicherheit  behaupten  kann,  dass  die  ersten  40  Blätter 
der  kleinen  Geographen  und  die  ersten  acht  Blätter  des 
Phlegon  verloren  gegangen  sind,  dass  es  dagegen  ^eit  weniger 
sicher  ist,  ob  am  Schlüsse  des  Philon  von  Byzanz  gerade 
sieben  und  am  Schlüsse  des  Antigonos  gerade  zwei  Blätter 


DER  PARADOXOGRAPHEN.  603 

fehlen.  Nach  der  Färbung  der  Tinte  und  dem  Charakter  der 
Schrift  ist  es  nicht  unwahrscheinlich^  dass  die  einzelnen 
Theile  der  Handschrift  zu  verschiedenen  Zeiten  in  folgender 
Ordnung  geschrieben  worden  sind:  1)  die  Mythographen, 
2)  die  kleinen  Geographen^  3)  die  kleinen  Epistolographen^ 
4)  die  Briefe  des  Hippokrates^  5)  die  Paradoxographen,  6)  die 
Strabonische  Chrestomathie,  7)  Hesychius  lUustris.  Die 
Reihenfolge,  welche  unsere  Sammelhandschrift  den  einzelnen 
Tractaten  giebt,  ist  eine  sachliche  und  höchst  intelligent 
angeordnet.^  Sind  diese  unsere  Auseinandersetzungen  be> 
gründet,  so  ist,  da  trotz  der  verschiedenen  NQancirungen  der 
Schrift  ihr  Herrühren  von  einer  einzigen  Hand  nicht  füglich 
in  Zweifel  gezogen  werden  kann,  ohne  Weiteres  arich  er- 
wiesen, dass  der  gelehrte  Schreiber  und  der  intelligente  Zu- 
sammensteller der  Handschrift  Eine  Person  sind.  Die  Zeit, 
in  welcher  der  Cod.  Palat.  398  geschrieben  ist,  macht  es  mir 
wahrscheinlich,  dass  er  unter  den  Gelehrten  zu  suchen  ist, 
die  der  Kaiser  Constantinus  Porphyrogennetus  zur  Anlegung 
einer  Reihe  von  ähnlichen  Sammelwerken  verwendet  hat. 


♦♦» 


Eegister,*) 


A ahm  es  436.  444. 

Aat-a  432. 

A  b  a n  t  e  n  200 ;  ihre  Haartracht  675. 

"AßßaQO^  548. 

Abdagases  121. 

Abdäos  547f. 

AbdastartoB  480. 

Abdemonos  469.  479. 

Abel,  0.    33.   36.   41.  46.  54.  58; 

über  die  Herkunft  der  Makedo- 

Dier  59.  67. 
AbfaBSungsseit    von    Schriften 

375. 


AbgarVm.  119. 
Abiba  al  471. 


Abraham  583. 

AbydenoB  523.  524.  527.  530;  be- 
nutzt Alezander  Polyhistor  527. 
529. 

Achasbyerosh  403. 

'Axif^rjS  447. 

aSemg  456. 

AdramyteB  311. 

Adramyttien  127. 

Ae  vgl.  Ai. 

AegimioB  61. 

Aegypten,  Name  457;  asByrisch 
496;  von  den  Ghaldäem  ange- 
griffen 496 ff.;  im  Gegensatz  zu 
Alexandrien  422 ;  Jaden  in  Aegyp- 
ten 417  f. 

Aegypter,  werden  den  Ghriechen 
bekannt   415;    Beinamen    ihrer 


Könige  115;  ihre  Dynastie  zur 
Zeit  des  Einbruchs  der  Hyksos 
421.  422 f.;  XHI.  Dynastie  422  f.; 
XIV.  Dynastie  421.  422;  XV.  Dy- 
nastie 429.  433;  XVI.  Dynastie 
483;  XVn.  Dynastie  429.  433; 
XVni.  Dynastie  435  f.;  ihre  Anna- 
len  456;  ihr  Oberpriester  456. 

Aegyptische  Mythologie  367. 

Aegyptische  Sprache  430. 

Aegyptos  457. 

Aelianos  von  Präneste^  Quellen 
seiner  Thiergeschichte  521.  522; 
über  Apion  365. 

Aelianos,  Taktiker  219. 

Aelios  Harpokration,  b.  Har- 
pokration. 

Aeneas, Taktiker,  sein  Werk 219. 
221;  seine  Persönlichkeit  221; 
seine  Zeit  219;  seine  Quellen 
220;  seine  Chifieschrift  219. 220. 

Aeoler  in  £uböa  200. 

Aera  der  Griechen  48. 

Apropos  I.,  König  von  Makedo- 
nien 40. 

A  (^  r  0  p  0  8  IT.,  Vormund  des  Orestes 
38;  vgl.  Archelaos  II. 

A  g  r  0 p  0  B ,  König  von  Lynkos  46. 69. 

Agropos,  Bruder  Perdikkas'  I. 

Aeschylos,  Dichter,  benutzt  He- 
katäos  298. 

Aeschylos,  König  2.  4. 

Aesopos  308.  315. 


*)  Die  griechischen  Vocabeln,  zu  denen  Gutschmid  lediglich 
grammatische  Bemerkungen  gemacht  hat,  sind  ohne  Bücksicht  auf 
den  Spiritus  eingeordnet  worden.  So  steht  z.  B.  vnoxataßalvsiv 
unter  T,  dagegen  stehen  alle  Appellativa,  über  die  sachlich  gehandelt 
wird,  wenn  sie  mit  einem  Spiritus  asper  versehen  sind,  unter  H,  z.  B. 
JSri^ofios  und  ^Ioxo^Ct], 


REGISTER. 


605 


Aethiopier,  afrikanische ,  be- 
schnittea  666;  aBiatische,  ihre 
Tracht  676. 

AfricanuB,  Julius,  über  die  Athe- 
niflchen  Könige  2  f.  10;  über  Mo- 
ses nnd  Ogyges  3;  über  Troias 
Fall  10 f.;  über  Apion  868;  seine 
XVn.  ägyptische  Dynastie  433. 

Agadas  bei  Josephos  348. 

'Ayatog  68. 

Agamemnon  81. 

Agathias,  benutzt  das  Khodäi 
Nämeh  287. 

Agathokleia  von  Ariana  118. 

Agathokles  von  Ariana  117. 121. 

Agelaos  69. 

Agesilaos  I.  21  f.  26 f. 

Agias  394. 

Agrippa  I.  116.  119. 

Agrippa  II.  339.  346.  361;  sein 
Verkehr  mit  Josephos  410;  sein 
Tod  349.  364  f. 

Ai  vergl.  Ae. 

Aianes  46. 

Alyal^  Name  62;  Gründmig  66. 
68.  62. 

AlysiaCy  siehe  Alycd, 

Aithalides  306. 

Akencheres  447. 

'A%y,ri  316. 

Aknsilaos  143.  296.  391.  392.  393. 

Alatyros  338. 

Alberti  669. 

Albracht,  F.  207. 

Aletes  12  f.  14  f. 

Alexander  I.  von  Makedonien  87. 
39.  63;  lässt  die  makedonische 
Königsliste  aufstellen  63.  67. 

Alezander  I.  Theopator  Euerge- 
tes  von  Syrien  101.  109.  194. 

Alezander  IL  von  Syrien  194. 

Alezander  III.,  d.  Gr.,  falsche 
Chronologie  48;  besetst  Arme- 
nien 632. 

Alezander,  König  bei  Babrios  1 94. 

Alezander  von  Aphrodisias,  über 
Kritias  826. 

Alezander  Polyhistor,  von 
Tatian  benutzt  470;  von  Jose- 
phos 470.  488. 492.  496.  627 ;  von 
Abydenos  627.  629;  über  Phöni- 
Gien  629;  »b^I  Svqüxq  629. 

Alexandrien,  Juden  daselbst 
369  f.  417;  im  Gegensatz  zu 
Aegypten    422. 


Alezandriner,  im  Streit  mit 
den  Juden  369.  371.  417. 

Alkamenes  23.  28. 

Alketas  I.  40. 

Alketas  IL  33  f. 

Alkibiades,  zweiter  34. 

AI  km  an,  Köni^  von  Sparta  23  f. 

Alkmeon,  Kömg  2. 

afitt^iJT^  422.  466. 

Amazonen  664. 

Ambrosius  378. 

Am  ele  sage  ras,  s.  Melesagoras. 

Amenephthes  449. 

Amenophis  436.  444.  449. 

Amenophthis  449. 

Amenses,  s.  Amesses. 

Amen-tut-anch  448. 

Amesses  444 f. 

Ammianus  Marcellinns,  be- 
nutzt nicht  Cölius  214. 

ytffiog,  s.  Amosis. 

Amosis  362.  363.  436.  443  f. 

Amphiktyon  3  f. 

Amuhean  519. 

'AnvXzig  618f. 

Amyntas  von  Baktrien  111. 

Amyntas  I.  von  Makedonien  39f ; 
erobert  Elimeia  61. 

Amyntas  IL,  Sohn  d.  Archelaos  36. 

Amyntas  III.  34.  36. 

Anchises  126. 

Andren  von  Ephesos  311. 

'Av^nritog  111. 

'Avayqatpal  292  fiP.  389.  396;  wie 
angefertigt  17  f.  42. 

avdXriy,y,a  618. 

An  an,  s.  Jannas. 

Ananos  340. 

dvttvt£f(ritos  566. 

dvaatfintt  616. 

Androklos  368. 

dvSQSvetv  476. 

Annales  mazimi  282  f. 

Annalisten,  römische,  lügen  105. 

Annas,  s.  Jannas. 

dvxalqBiV  466. 

Anteros  367. 

Antigoniden  41. 

Antigenes,  Paradozograph  695. 
699.  602. 

Antimachos  I.  108.  121. 

Antimachos  IL  111. 

Antimachos,   Dichter  299.  306. 

Antiochos,  Orestenkönig  61. 

Antiochos  L  von  Syrien  108. 


606 


REGISTER. 


Antiochos  II.  108. 

AntiochoB  III.   118. 

Autiochos  IV.  von  Kommagene 
108.  111.  112.  119. 

AntiochoslV.  vonSyrieDl08.111. 

Antiochos  VI.  von  Kommagene 
113. 

Antiochos  VI.  vonSyrienlOS.  194. 

Antiochos  VII.  110. 

Antiochos  IX.  114. 

Antiochos  X.  114.  117. 

Antiochos  XI.  108.  114f. 

Antiochos  XII.  114. 

Antiochos  XIII.  111.  114. 

Antiochos,  Alexandriner  300 f. 

Antiochos  von  Syrakus,  von 
Thukjdides  benutzt  213. 

dvxmvsCv  422. 

Antoninns  Liberalis  698  f. 

Antonius,  M.  121. 

Antonios  Julianus  346.  572. 

d'Anyille  426. 

'Anaxvdg  427  f. 

dnayysX^a  581  f. 

Apepi  428. 

d(psidms  456. 

*'A(p€9q)ig,  s.  "Antafpig. 

Aphrodisias  131. 

Aphrodite,  in  Troas  126. 

ApiciuB  867f.  * 

Apion,  Beinamen  356 f.;  Herkunft 
357;  Leben  357  ff.;  persönliche 
Beziehungen  357;  Gesandter  an 
Gajus  359;  Persönlichkeit  360 f.; 
Krateteer  358  f. ;  Ruhm  357.  358. 
363;  Schriftstellerei  361f.;  über 
Apicius  357  f.;  Aegyptisüca  358. 
361  ff. ;  Lobschrift  auf  Alezander 
360;  über  Homer  358  f.;  tatoQia 
Hat'  id'vog  368;  Schrift  gegen 
die  Juden  368  ff.;  Quellen  der- 
selben 371;  Polemik  des  Jose- 
phoB  dagegen362;  naturgeschicht- 
liche Werke  360.  367  f. ;  Ordnung 
der  Fragmente  360;  Fragmente 
bei  Plinius  364;  seine  RehgiCsi- 
tät367f.;  als  Forscher  363;  seine 
Geschichtskeantniss  367;  Glaub- 
würdigkeit 365;  Stil  362;  über 
Moses  362 ;  benutzt  Manetho  363. 
368;  von  Tacitus  benutzt  367; 
typisch  als  Judenfeind  371. 

dnoyt^YVoiayisiv  437. 

dnoi%£a  505. 

Apollodoros,  seine  Spartanische 


Königsliste  29;  benutzt  die  lako- 
nischen dvayifaipai  293;  über 
Lykurgos  26 f.;  über  die  Prokli- 
den  27 f.;  über Hippotes  15;  über 
Homer  26  f. ;  über  die  Söhne  des 
Temenos  58  f.;  über  die  Tgmixd 
461;  über  die  Solymer  573;  be- 
nutzt XanthoB  309;  Hellanikos 
324;  Quelle  des  Diodor  18.  20; 
von  Cicero  benutzt  28. 

Apollodotos,  König  von  Ariana 
113.  121. 

Apollonios,  Sohn  des  Archibios 
357.  359. 

Apollonios  6  MoXmvog  370. 

Apollonios,  Paradozograph  595. 

"Anontg  428. 

''Ana}q>ig  428. 

dnozvyknavCiiiv  537. 

Araber,  ihre Gbschichtschreibang 
286  f.;  angeblich  Hyksos  431; 
ihre  Haartracht  572. 

Aramäisch,  Verbreitung  344. 

d^X^ta  398. 

ArchelaYs  112. 

Archelaos,  Sohn  des  Temenos 
54.  58  f. 

Archelaos  I.  von  Makedonien, 
sein  Todesjahr  34   74. 

Archelaos  IL  38.    Vgl.  Apropos. 

Archelaos  von  Kappadokien  112. 
116. 

Archelaos,  Julias,  s.  Julius. 

Archilochos,  seine  Zeit  310. 

Are  honten  in  Athen,  ihre  Wahl 
209  f.;  Verzeichnisse  293. 

Are  285. 

Aretas  HL  116. 

Aretas  IV.  116  f. 

Argäos,  Sohn  des  Temenos  58. 

ArgäoB  H.  36. 

Argeaden,  s.  Makedonische  Kö- 
nige. 

Arginusen,  Schlacht  218. 

Argos,  orestisches  54. 

Argos,  peloponnesisches ,  Hera- 
priettterinnen  292;  Lokalhistori- 
ker 394. 

Ariana,  griechische  Colonisten 
daselbst  118. 

Arianische  Könige,  ihre  Bei- 
namen 117. 

Ariarathes  IV.  117. 

Ariarathes  V.  117. 


REGISTER. 


607 


Ariarathes  VI.  109. 
Ariarathes  VIII.  109. 
Ariarathes  IX.  Il5. 
Ariarathes  X.  117. 
Ariarathes  Epiphanes   109. 
Ariobarzanes  I.  116. 
Ariobarzanes  IL  115. 
Ariobarzanes  IIL  116.  116.  117. 
Aristäos  360. 

Aristeas  von  Prokonnesos  291. 
Aristobulos  I.  116. 
Aristodamos  von  Korinth  14. 15. 
Aristodikos  99. 
Aristokrates,  Quelle  Plutarchs 

207. 
Aristomedes  14. 
Aristoteles  99;  über  die  Abanten 

200;  TTS^l  ^avyLaaCmv  aKovaiLdtoav 

132;  bei  Klearcbos  579.  685. 
Arkader  396. 
Arlenins  381. 
Arm  als,  s.  Harma'iB. 
Armenien,  von  Alexander  besetzt 

532. 
Armenier,  ihr  Reich  120  f.;  ihre 

Geschieh  tschreibuDg    286 ;      im 

Kriege  mit  Seti  I.  466. 
Armesses  Miafifiov,  s.  Ramesses 

Miaftovv, 
ArrianoB,    sein    Periplus    des 

schwarzen  Meeres  596.  597;  des 

rothen  Meeres  597 ;  Eynegetikos 

697. 
Arsakeia  112. 

Arsakes  Philadelphos  115 
Arsakiden,  ihre  Beinamen  117. 

119 f.;  ihr  Reich  120. 
ArsinoS  Philadelphos  112. 
ArtabanoB  II.  111.  117. 
Artawazd  120  f. 
Artemidoros  416. 
Artemis,  bei  den  Lelegern  81. 
Artemon  809.  311. 
Arura  435. 
'AasQVfjbog  482. 
AsSth,  s.  "Aaaig. 
Asinins  Quadratus  622. 
Asios  von  Samos  290. 
*Aa(palxitig  571. 
Assarhaddon  496. 
"Aööig  428 f. 
As  Syrer,  bei  Manetho  424.  438  f. 

464 f.;    Ursprang    ihres    Reichs 

424.  439. 
Astartos  482. 


Asteropos  32. 

Astharymos  482. 

äatv  467. 

Athen,  Königsverzeichnisse  1  ff.; 

Ursprung  derselben  6;  bei  Syn- 

kellos  7;  Archonten verzeich  niss 

293. 
Athenäos,   benutzt    Philochoros 

49;  polemisirt  gegen  Piaton  49; 

über  die  Schlacht  bei  den  Argi- 

nusen  218. 
A&Tjvaiatv  nolttB £a,  Verfasser 

211.  327;  Zeit  211. 
Athen ais  von  Eappadokien  115. 
"A&mQig  447. 
Atlas  126. 
AttaloB  IL  115. 
Atthidographen  394. 
Attika,  Sagengeschichte  288  f.  305. 

Vgl.  Athen. 
Aträ  120. 
Auaris  426 f.  435. 
Aucher  376. 
avxt^€ilBog  569. 
Avto%(fdt(OQ  111. 
Automedus  22. 
Automenes  17.  22. 
avtog  512. 
Avienus  127  ff.;    Umfang    seiner 

Periegese  127;  Quellen  127  ff. 

Ba  al  Helb  548. 

Ba*al  Shamaim  468. 

Ba  alshil^kh  647. 

BabrioB,  seine  Zeit  194  f. 

Babylon,  Bauten  Nebukadnezars 
506  ff.  624;  sein  Palast  513;  Neu- 
stadt 508;  hängende  Gärten  513. 
518.  524;  Belostempel  514.  515; 
Befestigungen  508f.;  Thore  612f. ; 
Flussmauern  539  f. ;  von  Sanherib 
erobert  509. 

Babylonier  494. 

BaSiiwQogy  s.  Balezoros. 

Bahr,  J.  C.  P.   665. 

Bakchiaden,  ihre  Chronologie 
12.  17;  ihre  Verbindung  mit  den 
makedonischen  Königen  45. 

Baktrianer,  durch  Osymandyas 
unterworfen  631. 

Balatoros  549  f. 

BalbazeroB  480. 

Baicia  137. 

Baleazeros  480. 

Balezoros  484. 


608 


REGISTER. 


Bavovg  338. 

ßuQSia   dvvafiig  602. 

ßarhebräas  286. 

ßarlov  578. 

Baruch,  Bach  404. 

Bärwald  839. 

Basilech  547. 

Baailsvoav  121. 

Bacilevg  BaaiXitov  119f. 

Baailsvg  Miyag  119. 

Basilia  134. 

Baaairix  547. 

BacXrixog  547. 

Bast,  F.  J.   590 f. 

B&tis,  seine  Mündungen  181. 

Bebenan  427. 

Beinamen  der  hellenistisoben 
Könige  107  ff.;  der  agyptisohen 
115. 

Bekker,  I.,  seine  Ausgabe  des 
Josephos  282 ;  Emendationen  387. 
896.  406.  418.  428.  424.  440.  454. 
456.  478  f.  552.  558.  565.  580. 

Bri<ov  427. 

Berenike,  Tocbter  Agrippas  I. 
119.  855. 

Bernard,  E.  879.  881.  425. 

Bernays,  J.  192.  211.  345.  561. 
579.  583  f.  588. 

Bernhardy,  G.  196. 

Bernstein  134f.  136. 

B  er  OSO  8,  Name  490;  Xal8aX%a 
418.  491.  495;  astronomischeB 
Werk  491 ;  philosophische  Lehren 
491 ;  Ueberiieferung  seiner  Frag- 
mente 383.  533;  sein  Griechisch 
499.  504  f.  507.  509.  519.  533; 
polemisirt  gegen  die  Griechen 
521  ff.;  kennt  E[leitarchos  516; 
von  Josephos  indirect  benutzt 
492;  direct  495. 524 f.;  über  Semi- 
ramis  524;  über  Nebnkadnezar 
495.  524;  über  die  Mauern  Ton 
Babylon  510;  über  die  Juden 
501;  über  den  Jerusalemer  Tem- 
pel 582. 

Berton  467. 

Beschneidung,  Herodot darüber 
561  ff.;  bei  den  Kolchem  565; 
bei  den  Aethiopiern  565;  bei 
den  Philistäem  565  ff.;  bei  den 
Phöniciern  566. 

Bessell  137. 

Bibel,  s.  Testament. 

pißXog  386. 


Bigot,  E.  375. 

Bileam  569. 

Blau  84. 

BvmVy  s.  Briiov. 

Bochart  126.  465.  561.  573. 

Boeckh,  A.,  zur  Parischen  Chro- 
nik 6  f.;  über  die  Zeit  Homers 
25;  zu  Manetbo  453.  459;  über 
G.  I.  G.  n.  353    504. 

Bohlen  583. 

Bör^ip  542. 

Borsippa,  Name  541. 

Bos,  L.  411.  493.  669. 

Bos]^oraniBche  Könige,  ihre 
Beinamen  117.  121. 

Brahmanen,  mit  den  Juden  ver- 
glichen 583;  ihr  Name  bei  den 
Griechen  583. 

BranchoB  194f. 

B  r  a  n  d  i  s ,  J.,'De  temporum  Graeco- 
rum  antiquissimorum  rationi- 
bus'  If.;  über  die  Könige  von 
Athen  Iff.;  über  die  Könige  von 
Korinth  12 ff.;  von  Sparta  21  ff.; 
über  die  makedonischen  33  ff. 

Brettspiel,  Ithakesisches  358. 

Bruce  136. 

Brugsch,  H.  426.  427.  430. 

Brutus,  M.,  Briefe  600  f. 

Bryger  65. 

Büchereintheilungen  405. 

Budäus  413. 

Bnlarchos  310. 

Bunsen,  Chr.  K.  J.  369. 

Bursia  541. 

Bursian,  C,  'Quaestiones  Euboi- 
cae'  197  ff.;  über  die  Korinthi- 
schen Könige  12  f. ;  über  Stesim- 
brotos  93. 

Busalossoros  493. 

ßvßlog  886. 


g,  vgl.  S. 

Oapellus,  J.  553. 

Cardwell  382. 

Cartare  131. 

Casaubonus  221.  571. 

Cassiodorius,  über  Josephos  379. 

Cebenna  132. 

Cendrata,  L.  380. 

Ch,  vgl.  Kh. 

Chabas  482. 

XaßovX6v   465. 

Chaeremon  371. 


REGISTEB. 


609 


Chald&er  418.  494;   greifen  Ae- 
gypten  an  496  f.;  ihre  Priester  603. 
Ghalkis  200  f. 
C  ha  res  von  Mitylene  583. 
Charinos  209. 
Gheilon  28 f.  32. 
Chelbes  547 f. 
Xsvxiffrjg  447. 

Cheta  454. 

Chiffreschrift   des  Aeneas  219. 

220. 
Chionis  78. 
Ghora  422. 
Chor  11 08  667 ff.;  über  die  Solymer 

671  ff.;  Benutzung  durch  Josephos 

677  f. 
Christus,  s.  Jesus. 
XQOvoyQatpstov  ovvro fio vfiher 

die   attischen   Könige  10;   über 

die  makedonischen  47. 
Chronographen,    ihre   Art    zu 

rechnen  564. 
Cicero,  folgt  ApoUodor  27 ;  Quelle 

des  VeUeius  49;  über  Xenophon 

334. 
Citate  688. 
Ciavier  396. 
Clemens  von  AI  ex  and  rien  660; 

über  Klearchos  578. 
ClementinischeHomilien360. 

868.  371. 
Clinton,  über  die  Korinthischen 

Könige  18;    über   die  Spartani- 
schen 21.  27  f. 
Clüver  136. 
CluveriuB,  s.  Clüver. 
Cluvius  Rufus  351. 
Cobet  189.  192. 
Coelius  Antipater,  QueUe  des 

Livius  214;   nicht  von  Ammian, 

Eutrop  und  Orosius  benutzt  214. 
Cornelius    Nepos,    Quelle    des 

SolinuB  25. 
Cotelerius  561. 

parda  584. 
iredner  403. 
Cremonis  iugum  214. 
Creuzer  288.  294.  296;  als  Mytho- 

log  305;  über  Xanthos  308.  309; 

über  Xenophon  329.  832. 
Crotus,  J.  376. 
Cunaeus   573. 
Cunningham  113. 
Curtius,E.,üb.dieIonier87ff.l97. 

V.  GuTSGUMiD,  Kleine  ächrifteo.    IV. 


i\ 


CurtiuB,  G.  294. 

Curtius,  Q.,  über  die  Mauern 
von  Babylon  510;  über  die 
hängenden  Gärten  518f. ;  benutzt 
Rleitarchos  510.  624. 

Dahimann,  F.  C.  311.  321. 

Jaißalog  67  f. 

Danaos  448.  457  f.  460. 

Dareios  I.  542. 

StLCiLoloysiv  423. 

Deabolis  67. 

Debolia  67. 

Deimling,  seine  „Leleger'*  80  ff. 

Deinias  394. 

dsivoxrig  397. 

Delaiastartos  480.  482. 

Demeter,  gleich  Isis  108;  als 
Beiname  108. 

Demetrios  IL  von  Syrien  111. 

Demetrios  III.  von  Syrien  114. 

Demetrios  von  Phaleron  293. 

Demon,  Atthidograph  6. 

Derembourg  338.  404. 

DerkyloB  394. 

Des  Yignoles  485. 

Ddvahada  118. 

Devol  67.  68. 

dianifivEiv  469. 

Std^saig  620. 

Dido  487. 

.Didymaea,  Schwester  des  Seleu- 
kos  I.  194. 

Didymos,  überAletes  12.  14;  sein 
YerhältniBS  zu  Apion  367. 

Diefenbach,  L.  86 f. 

Diels,  H.  816.  319. 

dieX^^eCv  V1CBQ  tivog  516. 

Dieuchidas  317. 

Dikäarchos,  über  Troias  Fall  4; 
über  das  Alter  orientalischer 
Cultur  389;  über  Sesonchosis  454; 
von  Josephos  benutzt  389.  415. 

dimaiog   117. 

Dindorf,  W.  377.  378;  seine  Aus- 
gabe des  Josephos  382;  Emen- 
dationen  387.  390.  392.  397.  400. 
444.  460.  470.  499.  604.  507.  679. 
580;  zu  Chörilos  568;  über  Zv- 
QOi  663. 

Diodoros,  über  die  Korinthischen 
Könige  12  f. ;  über  die  Spartani- 
schen 20;  seine  makedonische 
Königsliste  36  f.  42  f.;  über  Ka- 
ranos  56;  über  den  Ostrakismos 

39 


610 


REGISTER. 


206;  über  Sesostris  461.  468; 
über  Babylon  610  ff.  524;  ver- 
nachlässigt die  innere  Geschichte 
206;  seine  Chronologie  209;  vtj- 
anozmij  ßißXog  134;  Erforschang 
seiner  Quellen  208;  benatzt 
Apollodoros  18;  Poseidonios  134; 
Eleitaichos  499.  610.  613.  618. 
624;  Hieronymos  616.  621 ;  Epho- 
ro8  621;  Etesias  624;  Dionjsios 
von  Mitylene  31;  Quellen  von 
V,  21—23    134. 

Diodotos  IL  108  f.  121. 

Dionysios  Ton  Halikarnass,  über 
Xenophon  836;  über  Thnkydides 
894  f. 

Dionysios  von  Milet   143.  311. 

Dionysios  von  Mitylene,  von 
Diodor  benutzt  31;  angeblich 
Fälscher  des  Xanthos  212.  309. 

Dionysios  Periegetes  196. 

Dionysios  Skytobrachion,  s. 
Dionysios  von  Mitylene. 

Dionysos,  Beiname  108. 

Dios  463.  466.  488.  546;  üeber- 
eiustimmnng  mit  Menander  472. 

d £ip  lOs  669. 

Diskos  des  Iphitos  292. 

Dodwell  218.  843. 

Domitia,  Kaiserin  843. 

DomitianuB  342.  843. 

Dorier,  erobern  Megara  16;  ihr 
Verhältniss  zu  den  Makedoniern 
58.  61. 

dmQOv  d'sov  661. 

Dositheos,  Feldherr  369. 

Drakon  316. 

Dryoper  201  f. 

Duncker^  M.  496.  610.  613. 

SvvacTSvsiv  551. 

Ebers,  G.  432. 

iz^ig  387. 

Edessa    in    OsroSne,    Beinamen 

der  Könige  116. 
"Edeaaa  in  Phrygien,  Name  68. 
iyBqaig  474.  477. 
Egesippns  378. 
Ehen,  zwischen  Geschwistern  36; 

der  jüdischen  Priester  399. 
Eid,  bei  Tyriem  und  Juden  661. 
El&mßaXog^  s.  Ithobal. 
EÜQOifiogj  8.  £f(^fDfioff. 
in  nXe^öTov  667. 
'Enloy-q  tczoQimv  376f. 


'ExvißaXog  647. 

Elaiastartos  482. 

Elatos  29. 

Elimeia,  Gründung  46;  Fürsten 
41.  61. 

Elimioten  59.  71. 

Elloper  201. 

Elymais  111. 

Elymioten  60. 

ifinaQoiveCv  408. 

i(i(paiveiv  637. 

iveati  687. 

Eordäer  67.  64. 

'EoQda'CTiog  68. 

inayysXCa  581. 

Epaphroditos  343.347.  366.386. 

Epeiroten,  ihre  Stammsage  69. 

Ephialtes  99. 

Ephorat,  Zeit  seiner  Einsetzung 
16.  29. 

E p  h  o  r 0  8 ,  über  die  Korinthischen 
Könige  18;  über  die  lakedämo- 
nische Hegemonie  27;  über  das 
6.  Jahrhundert  208;  über  Spa- 
nien 416 ;  über  Xanthos  309. 31 1 ; 
über  Hellanikos  826.  393;  be- 
nutzt Herodot  103;  Hellanikos 
220;  von  Diodor  benutzt  621; 
von  Josephos677f.;  Timäos  über 
ihn  393;  Artemidoros  416;  Po- 
lybios  416. 

^nti^aiQoxaxog  425. 

'EnnpavT^g  108  f. 

Epiphanius  Scholasticus  379. 

inlaraaig  539. 

i7ttczQaz8vsiv  476. 

intavazaaig  629. 

iniQ'aXazziog  686. 

inizifonog  464. 

^TCt^Bvova^ai  684. 

Eratosthenes,  seine  Erdmessung 
132;  seine  Chronologie  293;  über 
Lykurgos  26;  über  Pherekydes 
299;  über  die  Solymer  573;  be- 
nutzt Xanthos  309. 

Erdbeben,  in  Sparta  207. 

Erfindungen,  Schriftsteller  da- 
rüber 324. 

Erigone  41. 

Ernesti  38^. 

Erytheia  131. 

Esra,  Buch  544. 

Essäer  338. 

Esther,  Bach  403.  404. 

Ethba  al,  s.  Ithobal. 


REGISTER. 


611 


k'ti  nai  456. 

Euböa  197  f.  200.  202  f. 

EvxdgtöTog  110. 

EvsQyszTig  ^^^' 

Engammon  66.  289. 

EvCnnri  69.  76. 

EukratideB,  sein  Mörder  113; 
seine  Beinamen  119. 

Euktemon,  bei  A^ienus  128. 

EameloB  von  Eorintli  290. 

EameloB,  Prosaiker  290.  296. 

Enmenes  II.  von  Asia  108. 

Eunnchen  Sil. 

EvndzaQ  115. 

Eupborion,  über  Earanos  55.  66. 

Bvnqaylai  465. 

Enripides,  sein  Archelaos  54  f. 
58;  seine  Temeniden  68  f.  66. 

Enrybiadas,  makedonischer  Kö- 
nig 68. 

Enrystheniden  15  f. 

Evfffi/J^S  117. 

Ensebios,  Ausgaben  seiner  Chro- 
nik 376 ;  Ersatz  des  griechischen 
Textes  376 f.;  syrische  Bearbei- 
tung 48;  Stücke  des  Josephos 
dann  376;  Fraeparatio  evange- 
lica,  Handschriften  377;  Stücke 
aus  Josephos  darin  877 ;  Eirchen- 
geschichte  377 ;  sein  Manethotext 
445;  sein  Verhältniss  zum  Mar- 
mor Parinm  206;  seine  XV.  ägyp- 
tische Dynastie  483;  über  die 
attischen  Könige  8  f.;  über  die 
Korinthischen  18 ;  über  die  Spar- 
tanischen 20 f.;  über  Lykurgos 
27;  über  die  Ephoren  29;  seine 
makedonische  Königsliste  37.  42; 
in  der  Series  regum  47;  sein 
Ansatz  von  ßeichsgründungen  30. 

Eustathios  von  Epiphaneia  348. 

Euthydemos  von  Ariaaa  121. 

Eutropius,  benutzt  nicht  Colins 
214. 

Evzv%rig  118. 

Evilmerodach  533 f. 

Ewald,  H.  495.  496. 

iiaCqsiv  429  f. 

^£«92:^5  499. 

ExcerptaLatinO'barbara,  über 
die  Könige  von  Athen  1  ff. ;  von 
Sparta 23 f.;  von  Makedonien  47. 

^g£<FT(  587. 

Exodus,  Chronologie  400.  402  f. 


437;    ägyptische    Tradition  da- 
rüber 417. 

fvXaßoviksvog  581. 

Ezechiel,  s.  Hesekiel. 

Pell,  J.  376. 
Fluthsage  388. 
Friede;de8  Kallias  209. 
Friedländer,  L.  357. 

Gades,  von  den  Karthagern  er- 
stürmt 128;  bei  Avienus  131. 

Gallischer  Brand,  seinEinfluss 
auf  die  Geschichtsüberlieferung 
282. 

Gauanes  46. 

yiyoitB  205. 

Gelenius  381. 

Gellius,  über  Apion  363. 

ysvB€c£^  ihre  Dauer  5. 8. 12. 51. 52  f. 

ysvealoyoi  294. 

Geographie,  ihre  Anfänge  415; 
mythische  806. 

Geographische  Nomenclatur 
von  Yorderasien  454  f.  530  f. 

Georgios  Kedrenos,  über  die 
Athenischen  Könige  3;  über  die 
makedonischen  48. 

Georgios  Synkellos,  seine 
Athenische  Königsliste  7.  11  f.; 
Korinthische  15;  makedonische 
36 f.;  44;  über  Karanos  55 f.; 
Stücke  aus  Josephos  bei  ihm 
377;  interpolirt  die  Sothis  423; 
Handschriften  377. 

Gerastartos  548. 

Gerastratos  548. 

Gerlach,  H.  354. 

Germanicus  370. 

Gerostratos  0f8. 

Geryoneus  126 

Geschichtschreibung,  Princi- 
pien  bei  ihrer  Beurtheilung  2 79  ff.; 
griechische ,  ihre  Begrenzung 
281;  ihr  Charakter  283;  Josephos 
darüber  396;  ihre  Anfänge  288  f. 
294;  altorientalische  281  f.  472; 
römische  282 ff.;  mittelalterliche 
284;  byzantinische  281.  285  f.; 
altnordische  284 f.;  im  christ- 
lichen Orient  285;  syrische  286; 
armenische  286;  arabische  286 f.; 
neupersische  287  f. 

Gessius  Florus  338. 

Geten  560. 

39* 


612 


REGISTER. 


Gibbon,  E.  364. 

yiyvea&ai  449. 

Göller  213. 

Gondophares  109.  121. 

Götter,  griechische  im  Abend- 
lande 133;  als  Stammväter  296. 

Göttling  569. 

Gradmessungen  132. 

Gramm,  J.  375. 

yQdq>eiv  pißllov  466. 

Griechen,  ihre  Stämme  197 f.; 
Ursprung  ihrer  Bekanntschaft 
mit  Aegypten  415;  ihre  Unbe- 
kanntschaft mit  römischer  Ge- 
schichte 416;  ihre  Geschicht- 
schreibnng  281  ff. 

Grote,  G.  209. 

Grotius,  H.  372.  571. 

Gntonen  134. 

Gyges  811.  314. 

Gymnosophisten  582. 

Haacke  218. 

Haartracht,  der  Solymer  572 f.; 

der  Araber  672 ;  der  Jaden  672  f. ; 

derAbanten  575;  derMyser  675. 
Hak  430.  432. 
Hak-an-res  448. 
Halikarnassos,  Poseidonpriester 

293. 
VtfXi<F9Qayfioi;^offiß,s.Misph  rag- 

mutosis. 
Hamdnllah  Mnstaafi  288. 
Ha-nar  426. 
Hannibal  214. 
Hanno,  sein  Periplus  697. 
Har-mal'  454. 
Harma^LS  448.  464.  457  f. 
Harmane  664. 
Harpokrationf'^elioB  394. 
Hasmonäer,  Ueberlieferong über 

sie  851. 
Hausrath  840.  841. 
Havercamp,  seine  Ausgabe  des 

JosephoB  376.  376.  382. 
Hayet,  E.,  über  Elearchos  578  f. 

586.  587  f. 
Hedion,  C.  383. 
Hegesippos,  s.  Egesippus. 
EtQiOiios  464. 472. 550 ;  Vgl.  Hiram. 
Hekatäos  von  Abdera  398. 
Hekatäos  von Milet, Abstammung 

296;    Vorläufer   des   Euhemeros 

297;  als  Politiker  298;  von  Ae- 

Bchylos  benutzt  298. 


'    ~i 


Heldensage,  griechische  288 ff. ; 
vgl.  Sa^en. 

Helikonios  367. 

Heliokles  118. 

Hellanikos,    Grammatiker   819. 

Hellanikos  von  Lesbos,  Schrift- 
stellerei  816  ff.;  schriftstelleri- 
scher Charakter  322 ff.;  AloXL%a 
816  f.;  Tpflol'xa  816.  817;  Asg- 
ßia%d  8 1 6  f . ;  ^sv  Kalitovia  817; 
SstzaXiHaSn;  'AöoanLg  318;  ^o- 
ifcavig  318;  'AgyalMoi  318;  Boko- 
T£xa318;  KvnQiaitd  318;  'AzXcev' 
zidg  319;  *Az^iq  319  f.;  Ka^v^o- 
vi:%at  290  f.  321;  ilcptfixa  820. 
324;  Herapnesterinnen  320  f.; 
Ktiaetg  821  f.;  seine  Stoffsamm- 
lung 328;  Etymologien  323;  my- 
thische Chronologie  292.  323; 
Stil  324:  Ruhm  324;  Werth324f.; 
Benutzung  324 f.;  von  Aeneas 
und  Ephoros  benutzt  220;  über 
Lydien  317;  über  Chios  817; 
über  Lykurgos  826;  Handschrif- 
ten 825. 

Hengstenberg  423.  649. 

Herakleides  von  Eyme  106. 

Herakleides  von  Mylasa,  Sohn 
des  Ibanolis  140  f. 

Herakleopolis  parva  426. 

Herakles,  Tyrischer  468. 

Heraklidenwanderung ,  ihre 
Zeit  19. 

Herapriesterinnen  in  Argos 
292.  820  f. 

Hermann,  G.  437. 

HermippoB  667;  über  Pythago- 
ras  667  f.  669. 

'Hq6  426. 

Herodes  ^iXo%Xctvdiog  von  Cbal- 
kis  116. 

Herodes   6  asiLVotatog  346.  410. 

Herodikos  61. 

Herodoros  369. 

Herodotos,  Oekonomie  seines 
Werkes  183 ff.;  Uebersicht  über 
seine  Quellen  146  ff. ;  berücksich- 
tigt seine  Vorgänger  142;  ob  er 
Xanthos  benutzt  309.  311;  be- 
nutzt i)ionysio8  von  Milet  811; 
benutzt  nicht  Hellanikos  324 f.; 
Urtheile  der  Alten  über  ihn  893  f.; 
von  Ephoros  benutzt  108;  von 
Aeneas  220;  von  Josephos  562; 
von    Manetho    angegriffen  398. 


REGISTER. 


613 


420;  von  ihm  berücksichtigt  464. 
455.  457 ;  über  den  ürsprimg  der 
Makedonier  54.  56  ff.;  über  The- 
mistokles  102  f.;  über  Sesostris 
451.  454.  458;  über  Babylon  508. 
510 f.;  über  die  Beschneidung 
561  f.;  über  die  Solymer  578; 
über  das  Heer  des  Xerxes  575; 
sein  Text  bei  Josephos  563. 

Heroen,  griechische,  im  Abend- 
lande 138. 

Herzfeld  403. 

Hesekiel,  über  die  Belagerung 
von  Tyros  553. 

Hesiodos  289;  Aiylniog  289; 
'Horai  290;  über  die  Leleger  80; 
ob  TOD  Aknsilaos  benutzt  392  f. 

Hesselmeyer,  E.  280. 

Hestiäa  201. 

Hestiäer  201. 

Hesychios  Illustrios  599. 

Heth,  Transcription  im  Griechi- 
schen 472. 

EvQT^iiata  324. 

Hieronymos  von  Kardia,  über 
römische  Geschichte  416;  von 
Diodor  benutzt  516. 

Hieronymos  von  Rhodos  34. 

Hieronymus,  über  die  Spartani- 
schen Könige  28 ;  über  die  Bücher 
des  alten  Testaments  404 f.;  ist 
nicht  Uebersetzer  des  Josephos 
379. 

Himilko,  sein  Periplus  128. 

Hieb,  Buch  405. 

Hippokrates,  Briefe  600.  ■ 

Hippostratos  119. 

Uippotes  14.  15. 

Hir&m  I.  464  f.  466  ff. 

Hiräm  H.  550.  554. 

Hiröm  464. 

^iatoffCri  296. 

Historiographie,  s.  Geschicht- 
schreibung. 

Holzapfel,  L.,  „Untersuchungen 
üb.  die  griech.  Geschichte**  205  ff. 

Homercommentar  des  Herodo- 
ros  und  Apion  359. 

Homer  08,  Ansätze  für  ihn  21.  25. 
26  f.;  über  die  Karer  82;  über 
die  Unterwelt  126;  über  Jerusa- 
lem 570  f.;  über  die  Solymer  573 ; 
Josephos  über  ihn  390  f. 

Homonymien  84. 

Hoplomachen  220. 


Horographen  211.  294. 

Hudson,  seine  Ausgabe  des  Jose- 
phos 375.  376.  379  381  f.;  Noten 
dazu  392.  397.  398.  401.  402.  409. 
413.  430.  433.  456.  459.  460.  473. 
500.  548.  581  f.  586. 

Hug,A.,  „Aeneas  von  Stymphalos** 
218  ff.  • 

Hutchinson  521. 

Hyksos  422  ff.;  Name  430.  432; 
Chronologie  424.  459.  461 ;  Her- 
kunft 431.  439;  sind  nicht  die 
Israeliten  439  f. ;  ihre  Könige 
427  ff.  433;  Vertreibung  436  ff. 

Hylleer  46. 

Hyllos  31. 

Hyperochides  581. 

Hyrkanos,  Sohn  des  Josephos  343. 

Jakob  IV.,  Katholikos  378. 

Jakob  von  Königshoven  284. 

Jakobos  6  ddeltpo^-sos  352. 

'lavCaq^  s.  Jannas. 

Jannas  428. 

Ibanolis  140f. 

Iberer  530 ff. 

Ibn  Khaldün  287. 

Ihn  Muqaffa'  288. 

*Ibr&n  531. 

i'diog  557. 

Idomeneus  von  Lampsakos  95. 

Jebus  439. 

Jebusiter  439. 

tsQd  420. 

J  e  r  e  m  i  a  s,  über  Nebukadnezar  497 . 

16QBVBIV  476. 

tsgonQBTcmg  512. 

Jerusalem,  Name  571  f.  484; 
Gründung  nach  Manetho  438. 
439 f.;  bei  Homer  520 f.;  erster 
Tempelbau  463  ff.  488  f. ;  zweiter 
543 ff.;  Belagerung  durch  Titus 
342.  345. 

Jesus,  bei  Josephos  352  ff. 

Iktis  137. 

'Iliand,  s.  TQtolnd, 

Illyrier,  verdrängen  die  Makedo- 
nier 68. 

tva  487. 

Inachos  460.  461. 

Inschriften,  älteste  griechische 
294;  imAlterthum  gefälschte  294. 

Joannes  vonAntiocbien,  über  die 
Athenischen  Könige  3;  über  Ale- 
xander d.  G.  48. 


614 


REGISTER. 


Joannes  HyrkanoB  400. 

Joannes  Malala,  s.  Malala. 

Johannes  von  Gischala  839.840. 

Johannes  der  Täufer  852. 

Ion  von  Chios  97.  100.  298. 

Jonathan,  dennncirt  Josephos 
842  f. 

lonier,  ihre  Heknath  87 f.  198; 
ihr  Charakter  296;  Zeit  ihrer 
Wanderung  6.  7;  ihr  Aufstand 
gegen  die  Perser  140  f. 

Jonsius  578. 

Joseph,  Patriarch  der  Israeliten 
411  f. 

Josephos^  Name 336  f.  884;  Her- 
kunft 837.  411;  Jugend  387;  in 
Rom  888;  in  Galiläa  889 ff.;  ge- 
fangen 841 ;  Beziehungen  zu  Ves- 
pasianus  341 ;  befreit  341  f. ;  vor 
Jerusalem  842;  nach  Rom  842; 
Stellung  daselbst  342  f.  346 ;  Be- 
sitzungen 842 ;  Frauen  343 ;  Söhne 
348;  verkehr  mit  Agrippa  II. 
410;  seine  Eitelkeit  410;  Werke 
348  ff.;  Jüdischer  Krieg  343  ff.; 
erscheint  im  Selbstverlag  410; 
Abfassungszeit  344;  Tendenz  345. 
346.  410;  syrischer  Text  342; 
Archäologie  347  ff.;  Quellen  848. 
350 ff;  Tendenz  348 f.;  benutzt 
Cluvius  Rufus  351;  Diacrete  für 
die  Juden  851  f.;  Benutzung  348. 
350;  Werth  350;  Auszug  daraus 
348;  Vita  354 f.;  Polemik  gegen 
Justus  von  Tiberias  849.  354. 
407;  Bücher  gegen  Apion  855  ff.; 
Titel  355  f.  884  f.;  Abfassungs- 
zeit 356;  Polemik  gegen  Apion 
362.  869  ff.;  Gommentar  384  ff.; 
Archetypus  450;  Zahlen  im  Ar- 
chetypus 552 ;  Handschriften 
375  ff.;  Florentinus  375;  Notae 
Bigotianae  375;  Hafniensis  375; 
Hennebergensis  875  f.;  'Regius 
876;  Eliensis  376;  von  den  Kir- 
chenvätern benutzt  376  ff. ;  arme- 
nische Uebersetzungen  378;  la- 
teinische 378  ff. ;  Werth  der 
Ueberlieferung  450. 476.  478. 484 ; 
Stammbaum  derselben  485  f. ; 
Ausgaben  380  ff. ;  moderne  Ueber- 
setzungen 882 f.;  Erläuterungs- 
schriften 883;  Elg  Moc%%ocßa£ovg 
372;  TTß^l  tov  navtoq  372;  ver- 
lorene   Schriften  372 f.;    Schrift 


über  Daniel  373;  beabsichtigte 
Schriften  373 ff.;  Stil  347.  416. 
486;  Sprach  kenntnisse  344.  347; 
Ruhm  346  ff. ;  benutzt  Schreiber 
847  f.  383.  440;  Glaubwürdigkeit 
seiner  Auszüge  440.  533.  565; 
Doubletten  vonFragmenten  S83f.; 
Randverbesserungen  441.  449 f.; 
seine  Chronologie  348.  387.  400. 
401f.  437;  Chronologie  der  Hyksos 
459.  461 ;  Chronologie  des  Exils 
543 f.;  sein  Kalender  840;  Yer- 
hältniss  zu  Philon  374;  polemi- 
sirt  gegen  Schriftsteller  über  den 
jüdischen  Krieg  407  f.  412;  sein 
Manethotezt  443;  benutzt  einen 
Auszug  aus  Manetho  435.  487. 
440.  450;  benutzt  Manetho  in- 
direct  562 ;  benutzt  ein  Sammel- 
werk über  ägyptische  Geschichte 
431 ;  benutzt  Berosos  direct  495. 
524  f. ;  indirect  492 ;  ob  er  Me- 
nander  direct  benutzt  470.  471. 
488.  546;  benutzt  Philostratos 
indirect  526.  529;  desgleichen 
Megasthenes  526  f.  529.  589;  und 
Chörilos  577  f. ;  benutzt  Alexander 
Polyhistor  470.  488.  493. 527.  529; 
Dikäarchos  415;  Ephoros  577 f.; 
seinHerodottext562;  seine  Kennt- 
niss  des  Esra  544;  über  das  alte 
Testament  402  ff. ;  über  den  zwei- 
ten Tempel  543  ff.;  über  das 
Christenthum  352;  Mischna  bei 
ihm  348. 

Jotapata  340  f. 

Jotape  von  Kommagene  112. 

Iphitos  292. 

Iris  564. 

Irländer  86. 

Isis,  gleich  Demeter  108. 

Island,  Geschichtschreibung  285. 

Israeliten,  sind  nicht  die  l^ksos 
439;  sind  Nomaden  441;  in  Ae- 
gypten  417  f.;  ihr  Exodus  400. 
402  f.  417.  437;  bei  Berosos  601; 
ihr  Exil  543  f.    Vgl.  Juden. 

Isthmische  Spiele  19f. 

Istros,  Kallimacheer  393. 

Ithaka,  Brettspiel  daselbst  358. 

Ithobal  I.  483  f. 

Ithobal  U.  546  f. 

Juden,  ihr  Gebiet  413;  Lebens- 
weise 413;  Ge8etzgebung413;  Ge- 
'  Schichtsbücher  898;  Geschlechts- 


REGISTER. 


615 


register  398 f.;  Räubereien  und 
Eroberungskriege  414  f. ;  Verhält- 
niss  zu  ihren  Nachbarn  418; 
Priester  899 f.;  Eide  bei  ihnen 
561;  Haartracht  572 f.;  Magie 
588;  helleni8irt586;  Sekten  337; 
in  Alexandrien  859.  369  f.;  De- 
crete  zu  ihren  Gunsten  351  f.; 
ihr  Aufstand  gegen  Gessius  Flo- 
rus  338  fiP.;  Schriften  darüber 
346;  Fabeln  über  sie  370f.  887; 
ChöriloBÜber  sie  571  ff.;  bei  den 
Peripatetikern  583  f. ;  Theophrast 
über  sie  561;  Apion  367;  mit 
den  Brahmanen  verglichen  583. 
Vgl.  Israeliten. 

Judeuhass  415.  417  f. 

Jüdischer  Krieg,  Werke  darüber 
407  f.  412. 

Julius  Africanus,  s.  Africanus. 

Julius  Archelaos  345.  410. 

JuniuB,  8.  Brutus. 

Junius,  H.  571. 

lunkoB  469. 

Justinus,  8.  Pompeius  Trogus. 

Just  US  von  Tiberias,  sein  Jüdi- 
scher Krieg  839.  345  f.  354.  407 ; 
seine  Chronik  349  f. 

Kadmos  Ton  Milet  143.  295.  391. 

392. 
Katvsvs  61.  62. 
Kotlavol  583. 
Kalanos  583. 
Kalender,  bei  Josephos  340;  Ty- 

rischer  478. 
Kaljäna  583. 
KalXavoC,  s.  KaXavoC, 
Kallias  von  Athen,  sein  Friede 

209. 
Kallias  von  Syrakus  394. 
KalX{vi%0£  111. 
Kallinikos  von  Kommagene  111. 
Kalliphon  von  Kroton  558. 
Kallisthenes,  der  falsche,  über 

die  Regierungsdauer  Alezanders 

48. 
Kambletas  314. 
Kamnaskires  111. 
Kanaanäer  414.  439. 
Kandaules,  König  310. 
Kandaules,  Vater   des  Xanthos 

307  f. 
KatpriQ^vq  203. 
Kappadoker  563. 


Kar  81. 

Kagavoa  62. 

KaQavog,  Name  62. 

nuQavos,  Titel  62 f. 

KaranoB,  König  von  Makedonien 

37.  45.  50  f. ;  Sage  über  ihn  54  ff. 

61  f.  73  f.;  sein  Stammbaum  66; 

bei  Marsyas  von  Pella  70. 
Karanos,  Sohn  Philipps  II.   74. 
Karchemish,  Schlacht  496.  497. 
Kar  er,  ihre  Nationalität  81  f.  88. 

198  f. ;  ihre  Herkunft  88  f. ;  früh 

gräcisirt  140 ;  ihr  Verhältniss  zu 

den  Lelegern  81;  bei  Homer  82. 
KaQvsovitiai  321. 
naQXSQ^a  586 f. 

Karthager,  erstürmen Gades  128. 
Karthago,    Gründung   488.    489. 

554;  Inschriften  397. 
Kassiteriden  136  f. 
Kastor  von  Phanagoria  116. 
Kastor  von  Rhodos  10  f. 
Ttataiioattsiv  540. 
HaTaaiisväistv  xivu  50. 
%azdaza0ig  412. 
%atad'a^QsCv  422. 
xarotxta  505. 
Katutu  497. 
Kedrenos,  s.  Georgios. 
KeisBOS  57.  66. 
Kekrops  3. 
Keller,  0.  194. 
Kellner,  W.  383. 
Kelten,  früheste  Kunde  von  ihnen 

131  f. 
KrJQtmg  434. 
Krjxsioi  454. 
Kh,  vgl.  Ch. 
Khodäi  Nämeh  287  f. 
Kiepert,  H.  67.  81  f.  131. 
Kiliker  84.  202. 
Kilikien,  Name  202. 
Klfiy^svov  ogog  132. 
Kimmerier  291. 
Kimon  96  f. 

Kirchhoff,  A.  191.  192. 
Kisses,  Thraker  57. 
Kissens,  Name  54.  57. 
Kissens,  König  54 f.  57.  64. 
Kissens,  Phryger  57. 
Kithäer  479. 
Kittier  479. 
KlearchoB   578;    bei  Josephos 

578 ff.;    bei   Clemens    578;   nsgl 

vnvov  578  ff. 


616 


REGISTER. 


Eleidikos  4  f. 

Eleinasien,   Ethnographie  82  f. 

198  f. 
Eleitarcho8  281;  war  in  Babylon 

513;  von  Berossos  gekannt  616; 

von  Diodor  benutzt  499.  610.  513. 

524.  568;  von  Cartius  610.  513. 

524;  über  Amyitis  519  f. 
Kleodäos  68. 
KleonymoB  132. 
Kleopatra  II.  von  Aegypten369f. 
Eleopatra  III.  von  Aegypten  108. 

113. 
Eleopatra  von  Syrien  108. 
Eleophron  von  Eroton  558. 
Enopie  70.  72. 
Eöchly,  H.  219. 
EodroB  15. 

Kona  trig  Evßo£ag  203. 
Kotvog,  makedonischer  Heros  61. 

62.  69  f. 
Eoinos,  Feldherr  Alezanders  74. 
Eolcher  562.  565. 
Eölesyrien,  Begrifif  582;    Name 

582;  assyrisch  496.  601.  602. 
Eommagene,  wird  römisch  378. 
Eönigsjahre,  wie  berechnet  564. 
Eönigslisten,  wie  fingirt  17. 
Eonon,  über  Aletes  14. 
nogßav  561. 
Eorinth,  Eönigäliste  12 ff.;  wann 

abgefasst    18.    20.  293;    Anfang 

der  Prytanen  15.16;  Bakchiaden 

12.  17.  45;  Eypseliden  17. 
EoronoB,  Lapithenkönig  61. 
KoQos,  Flnss,  s.  Eyros. 
E  0  8  m  a  s  Indikoplenstes  377  f. 
Eranaos,  Eönig  von  Athen  2. 
EranaOB,  Eönig  von  Makedonien 

47. 
Erates  von  Mallos  368  f. 
Eritias  326  fiP. ;  in  Thessalien  327 ; 

Politien  326  ff. ;  iccqI  noirjzmv  328 ; 

neues  Fragment  327. 
Eritz  17. 
KQoiöTiQ  68. 
Eroisos,  sein  Sturz  18;  auf  dem 

Scheiterhaufen  311. 
Kgovaig  68. 
Erüger,  E.  W.  334.  565. 
Etesias,  über  Hellanikos  325; über 

Herodot  893;  über  Assyrien  424; 

über   die  Mauern  von  Babylon 

610;   von   Diodor   benutzt  624; 

von  Manetho  424.  439. 


Kxiaxrig   112. 

Eühner  521. 

Eureten  200. 

Eykliker  288. 

Eyknossage  126. 

Eyme  auf  Euböa  200  f. 

Eypseliden  17. 

EypseloB  19. 

Eyros,  Eönig,  Accent  des  Wort.« 
550;  Re^erungsantritt  550. 555 ; 
bricht  die  Mauern  von  Babylon 
510;  im  *01ä,m  Rabba  282. 

Eyros,  Fluss  550. 

Aaßaaootkgao^og  537. 

AaßovoaoaQdoxog  537. 

Laoorosoarchodos  536. 

AaßoöoSaQxog  536. 

AaßgoaoSaxog  536. 

AaßvvTjtog  638. 

Xaßvtog  637. 

Lachares,  Sohn  desTemenos  59. 
66.  67. 

Lachmann,  E.  857. 

Laetos  397. 

Lakedämonier,  ihre  Hegemonie 
27.    Vgl.  Sparta. 

Laonikos    Chalkokondylas  286. 

IdtpvQov  502. 

Lassen,  Chr.  82.  84.  121;  über 
die  kleinasiatischen  Sprachen 
198 f.;  über  Ealanos  583. 

Leake  67. 

Lebäa  64  f. 

Isym  dn  387  f. 

Xiyfio  ds  388. 

Lehrs,  E.,  über  Apion  356  ff. 

Le leger,  Bedeutuofi^  des  Namens 
80;  ihre  Nationalität  81.  199 f.; 
ihre  Heimath  87;  ihr  Verhältniss 
zu  den  Earern  81.  199 f.;  ihr 
Artemisdienst  81 ;  Deimling  über 
sie  80 ff.;  Eiepert  über  sie  81  f. 

Lepsius  426.  436.  457.  459. 

Letronne   132.  357. 

Leukosyrer  564. 

Leunclavius  192. 

Lewitz  383. 

Libyphönicier  127. 

Ligurer,  bei  Avienus  128. 

Ligyer  126. 

lifLvrj  576. 

Livius  283;  seine  Quellen  im  21. 
Buche  213  ff. 

Lob  eck,  als  Mytholog  405;   über 


j 


REGISTER. 


617 


tgox6%ovQig  570;  über  Elearchos 

579. 
Logographen,  ihre  Schriftstelle- 

rei  142.  294  ff.;  ihre  sociale  Stel- 
lung 296;  ihr  Pragmatismns  296  f ; 

ihr  StU  297. 
Logographie,   Anfänge  288; 

Name    294;     Richtung    295  ff.; 

Quellen  295  f. 
loyoygdtpog  294  ff. 
Xoyonoiog  294  f. 
loyog  iezl  457. 
loinöv,  t6  423. 
Loosung  in  Athen  209  f.  . 
Lowth  461.  543.  589. 
Lndius  455. 
Lyder  197;  Einflnss  der  Griechen 

auf  sie  307 f.;    ihr  Einflnss  auf 

die  Griechen  314;  ihre  Colonien 

312. 
Lykier,  nicht  doppelte  84;    sind 

nicht  Semiten  84.  199. 
Lykos  Yon  Rhegion  132. 
Lykurgo 8,  Chronologie  25 ff.;  von 

Helbmikos  nicht  erwähnt  325. 
Lynkesten,  ihre  Könige  45.  71; 

ihr  Verhältniss  zu  den  Makedo- 

niern  69.  71. 
Lynkos  46.  64 f. 
Lysimachos,  Historiker  4. 

Mädai  523. 

Magie,  bei  den  Juden  587. 

Magier,  in  Lydien  315. 

Maharba*al  550. 

Makedon  ier,  ihre  Stammsage 
45  f.  56  ff.  63  f.;  ihre  Heimath 
54.  59;  ihre  Ursprünge  59  ff.; 
ihre  Wanderungen  64;  ihre  Ur- 
geschichte 67  f.;  ihre  drei  Staaten 
46;  ihr  Verhältniss  zu  den  Do- 
riem  58.  61. 

Makedonische  Könige,  ihre 
Abstammung  45.  54.  63 f.;  ihr 
Stammbaum  66  ff.  73  f. 

Makedonische  Königsliste, 
ihre  üeberlieferung  32  f. ;  seit 
wann  historisch  33  f. ;  hergestellt 
38  f.  53 ;  ungeschichtlicher  Theil 
derselben  39  f.;  älteste  Form  43; 
Ursprung  der  schlechteren  Liste 
51 ;  Abfassungszeit  der  älteren 
Liste  53. 

Makkabäer,  Bilcher  der  282;  bei 
Josephos  350;  viertes  372. 


Makronen  564 f. 

Malala,  schriftstellerischer  Cha- 
rakter 281 ;  über  die  Athenischen 
Könige  2 f.;  über  die  Spartani- 
schen 16.  22 f.;  über  die  make- 
donischen 47. 

Malcolm  288. 

Mandane  86. 

Manetho,  Name  419;  Persönlich- 
keit 419.  456;  Werke  362.  368; 
AlyvntiayLd  419  f.  421 ;  Anord- 
nung derselben  443;  priester- 
licher Charakter  456;  Stil  419. 
435;  patriotisch  423;  verschie- 
dene Ilecensionen  457  f. ;  aXko 
dvtiygatpov  431.  435.  440.  449  f.; 
Text  bei  Josephos  443;  benutzt 
Herodot  454.  455.  457 ;  über  He- 
rodot  393.  420;  von  Ktesias  ab- 
hängig 424.  439;  von  Josephos 
indirect  benutzt  562;  missdeutet 
geographische  Namen  454  f. ; 
seine  aIÜ.  und  XIV.  Djrnastie 
421.  422  f.;  über  die  Hyksos  424. 
431;  über  ihre  Nationalität  439; 
Chronologie  der  Hyksos  424. 459. 
461 ;  über  Sesostris  455  f. ;  über 
die  Assyrer  424. 438 f.  454 f.;  sein 
Datum  für  den  Exodus  402  f.; 
über  Jerusalem  438 f.;  über  die 
Cheta  454;  wird  viel  gelesen  419. 

Ma  nü  n.  108. 

Ma  nü  YIIL  108.  116. 

Ma'nü  IX.  119. 

Mäoner  198. 

Marmor  Parium,  über  die  Athe- 
nischen Könige  6  f. ;  sein  Ver- 
hältniss zu  Eusebios  205. 

Marsyas  von  Pella,  über  Kara- 
nos  70. 

Martorelli  201. 

Mas'üdi  287. 

Mattän  548. 

lyiattenos  484  f. 

Matthias  6  IltpXiov  337. 

Matthias,  Vater  des  Josephos 
337.  340. 

Matthias,  Bruder  des  Josephos 
337. 

Mazocchi  378. 

Mrjdsia  520 ff. 

Mriös^ag  xstx^S  521.  533. 

MridU  520 ff'. 

Medien,  griechischer  Name  520  ff. 

Mijdot  bei  Manetho  455. 


618 


REGISTER. 


M  e  g  a  r  a ,  von  d .  Doriern  erobert  1 6. 

Megarisches   Psephisma  209. 

Msyag,  Titel  118. 

Megasthenes,  Oekonomie  seines 
Werks  627  f. ;  von  Josephos  be- 
natzt 626  f.  629.  684;  über  Ne- 
bukadnezar  498.  626. 629  fP.;  über 
die  Jnden  684. 

Meiners  678. 

Melesagoras  320. 

Melkarth  468.   . 

fiilXstv  429. 

Memnonssäule  866. 

Menander  von  Ephe808  463.  470; 
seine  Zeit  478  f.;  Inhalt  seines 
Werks  471;  ob  direct  von  Jose- 
phos benutzt  470.  471.  488.  646; 
stimmt  mit  Dios  überein  472; 
seine  Tyrische  EOnigsliste  480  ff. 
646  f. 

Menander  von  Pergamon,  s.  Me- 
nander von  Ephesos. 

Mena-u  432. 

Menelaos  21  ff.;  bei  den  Sido- 
niern  677. 

Mendelssohn,  L.  222  f. 

Menephtah  449. 

Menestheas  8. 

Menippos  808. 

Mri<paiiovd'(ocigy  s.  Mephratma- 
tosis. 

Mephratmutosis  446. 

MrjtpQTig  446. 

Merbal  660. 

MsQxeQTjg  447. 

ilf  9}  <r  (p  ^  a  ^  o  t;  ^  fi  (D  <r  1 9 , 8.  Mephrat- 
mntosis. 

MTiatpQfjg^  s.  Mi^(pQrjg. 

Messenische  Kriege  78  f. 

fiBTa^v  649. 

fistEX&eCv  462. 

Metten  OS,  s.  Mattenos. 

Miafifiovv  448. 

Midaeion  817. 

Midas  66. 

MigdÖl  497. 

Milye  673. 

Milyer,  ihre  Tracht  676. 

Mischna,  bei  Josephos  848. 

Misphragmutosis  484.  486. 

fiici'OtpoQCa  427. 

Mithra  111. 

Mithradates  I.  von  Parthien  108. 
116.  119  f. 

Mithradates  ll.vonBo&poro8ll7. 


Mithradates  II.  vonEommagene 
116. 

MithradateslII.  von  Parthien  112. 

Mithradates  VI.  109.  110. 

Mithradates  VII.  Eupator  116. 
118. 

Mithrines  682. 

Mittun  US  648. 

Mnaseas  809.  492. 

Mox^og  867. 

Molon  871. 

M  0  m  m s  e n ,  Th.,  über  Velleius  16  f. 

More,  J.  876. 

Morolt  470. 

Morus,  A.  679.  687. 

Moser  199. 

Moses,  Israelit,  bei  Apion  362; 
Chronologie  388.  390.  460. 

Moses  von  Ehoren  286. 

M  0  V  e  r  s,  über  phOnicische  Kolonien 
126.  126 f.;  überHiram  466.467. 
468;  über  Menander  471;  über 
Tyrische  Bauten  468.  478;  über 
den  Tyrischen  Kalender  478; 
über  Balbazeros  480;  über  phö- 
nicische  Namen  482  f.  484.  486. 
486.  647.  660;  über  den  Jerusa- 
lemer  Tempelbau  488;  über  Nc- 
bukadnezar  608.  624.  630.  647. 
668;  über  Alexander  Polyhistor 
629;  über  Balatoros  649. 

Müllen  hoff,  K.,  „Deutsche  Alter- 
thumskunde**  123  ff.;  über  A  vienus 
127  ff. 

Müller,  Emil  86;  „De  Xenophon- 
tis  historia  Graeca"  216  ff. 

Müller,  J.  G.  882. 

Müller,  E.,  über  die  makedoni- 
sche Zeitrechnung  33 ;  über  Sky- 
lax  139;  überXanthos  311;  über 
Hellanikos  316.  318.  824.  *326; 
über  Apion  361.  362;  über  Me- 
gasthenes  627f.;  über  Hermippos 
667. 

Müller,  K.  0.  68;  über  die  Thra- 
ker 83;  über  Lykurgos  326. 

Muratori,  L.  A.  379. 

Musa  von  Parthien  108. 

Mutto,  s.  Mattenos. 

Mylasa  141  f. 

MySer  199;  ihre  Haartracht  676. 

Mythographus  Vaticanus  485. 

Mvxxovog  648. 

Mvtxovvog  648, 


REGISTER. 


619 


Naß6vvT)dog  5S8f.  642. 

NabopalaBsar  492f.  500 f. 

Nabubalatirib  539. 

Nabn-intuk  588. 

Nabuk'udra6ara  539. 

Nabün&hid  538. 

Nabunita  538. 

Nabn-pal-U9Qr  493. 

NabuchodonoBOT,  s.  Nebukad- 
nezar. 

NabukodroBoroB,  s.  Nebakad- 
nezar. 

NabupalsaroB  498.  510.  511. 

Nahr-el-Kelb  665 f. 

Näke,  A.  567.  568.  669.  570.  571. 
577. 

Namen,  griechlBche  204;  erfun- 
dene 105;  doppelte  822. 

Namengebung,  bei  den  Indoger- 
manen  70. 

NamenBwechsel,  bei  den  Seleu- 
kiden  194. 

Naupaktien  289. 

Nia  'Itfifi  108. 

NeantheB  207. 

Nebakadnezar,  Name  497  f.; 
Charakter  seiner  Inschrifken  624; 
seine  East  India  House  Inschrift 
505 f.  509.  511.  512.  518  f.  517  f.; 
seine  Bauten  605  ff.  524  f.  583; 
sein  Palast  513  f.;  seine  Eanal- 
bauten  523 f.;  seine  Eriegszüge 
494  ff.  501  ff. ;  belagert  TyroB 
626.  547.  552  f.;  sein  Zug  nach 
Afrika  und  Europa  529  f. ;  Me- 
gastheneB  über  inn  498.  526  f. 
529  ff. 

Necho  496 f. 

Niog  Jtövvöog  'Eni(pccvrjg  108. 

Niog  Tiyffuvrjg  108. 

NepoB,  8.  ComeliuB. 

NerigasBolaBBaroB  535. 

NerigliBsooroB  534  ff. 

Ndrgal  Shar-E9er  535. 

Nestle,  W.  280. 

Neuperser,  ihre  Geschichtschrei- 
bung  287. 

Niebuhr,  B.  G.,  über  die  Pelasger 
83;  über  Skylax  139;  über  die 
lonier  197;  über Thukydides  213; 
über  Xenophons  Hellenika  216; 
über  Apion  369. 

Niebuhr,  M.  495. 

Niese,  B.  386. 

NikandroB,  König  30. 


NL%dta)Q  109  f. 
Ni'Kriq>6Qog  111. 
Nikephoros  Kallistoa  348. 
Nikolaos  von  Damaskos,  benutzt 
.    XanthOB    212.    308.    310  f.    814; 

Andron  311;    über  Lydien  311; 

von  JosephoB  benutzt  857. 
Nikomedea  n.  108.  110. 
Nirgal8aru9ur  635. 
Nitokris  508. 
Naxog  492. 

Nöldeke,  Th.  403.  541  f.  563.  566. 
Nosten  289. 

0  %olC  453. 

Oasis  859. 

Oberpriester,  ägryptiBcber  456. 

Oberthür  382. 

oSotnoQStv  438. 

Odrysen  560. 

OdysseuB,  Sagen  von  ihm  124; 

Stammvater  der  thesprotischen 

Könige  66.  69. 
Oestrymnidische  Inseln   137. 
*01&m  Rabba  282. 
Olba  574. 
OliatOB  88. 
oXtyoarog  503. 
oXonXriQog  504. 
OlshauBeu,  J.   125. 
Olympioniken  78  f.  292. 
Onesikritos  583. 
Onias  369. 
onrj  487. 
onid'sv  568. 
<Dq>il  eta  502  f. 
onov  437. 
onov  ye  394. 
Oppert,  J.  505  f.  513. 
OreoB  201. 
Oresten  69 f.  65. 
'ÖQfütig  59  f.  61. 
Origenes  557  f. 
Orodes  I.  119  f. 

Orosius,  benutzt  nicht  Colins  214. 
a>g  Ott  411. 
Osroene,  s.  Edessa. 
OstrakiBmOB  206. 
Osymandyas  531. 
6&vBiog  422. 
Otto  von  Freising  284. 
6v  xbCqov  580. 

Palästina,  bei  Herodot  565  f. 
Pamphyler  199. 
Panegyriken  681. 


620 


REGISTER. 


Panodoros  486. 

navoiKsi  438. 

navotuBoCa  437  f. 

7tavoi%C  437  f. 

naQa^aXlBiv  408. 

nctgaßaciq  401. 

Paraaoxographen,  Heidelber- 
ger HandBChrifb  690  ff. ;  des  Bri- 
tish Museums  690.  696. 

nu^anLiXBiniv  668. 

naQd%ovc\La  408. 

nttqaxatxsiv   499. 

Parauäer  60. 

nagixeiv  ykUQtvQias  462.  666; 
itlativ  418. 

Parische  Marmorchronik,  s. 
Marmor  Parium. 

Parthenios,  Romannchrif tsteller 
698. 

Partbenios,  Fluss  664. 

Partbien,  s.  Arsakiden. 

Pases  369. 

naxQiiiOi  604. 

naxQ&oq  604. 

PausaniaSfüber  Earano8  46;  über 
die  messeniscben  Kriege  78. 

Peisistratos,  seine  Tbätigkeit 
für  Homer  891. 

Pelagonen  69.  60. 

Pelasger,  sind  nicht  Semiten  8  If. 

Pellegrino  201. 

Pelusion  424.  426. 

Perdikkas  I.  43.  46  f.  60  f.  62; 
Sage  über  ihn  66  f.  66. 

Perdikkas  II.  33 f.  37  f.;  sein 
Tod  49. 

Perdikkas,  Reichsverweser  61. 

Periandros  18  f. 

Perikles  93  ff. 

Peripatetiker,  über  die  Juden 
683  f. 

Periplus,  Anfang  der  Geographie 
316. 

P  e  r  i  p  1  u  s ,  alter,  bei  Avienns  127  ff. 

ÜBgCnXovg  iqvd'gäg  d'aXdxxrjg 
697. 

ÜSQ^nXovg  Ev^s£vov  novxov, 
8.  Arrianos. 

Peritios  478. 

Perizonius  424.  497. 

Perser,  s.  Neuperser, 

PetalismoB  206. 

Petermann,  H.  876. 

Petitus,  S.    669.  671. 

Phanias  207. 


Pharisäer  337f. 

Pharnakes  121. 

(paal  391.  468. 

(paalv  ^vioi  391. 

Pheidon,  als  Bruder  desEaranos 
66.  76;  seine  Zeit  77. 

Phelles  482 f. 

qiiQB  417. 

Pherekles  7. 

Pherekydes  von  Athen,  Logo- 
graph, s.  Pherekydes  von  Leros. 

Pherekydes  von  Athen,  ans  ale- 
xandrinischer  Zeit  300  f. 

Pherekydes  von  Leros,  Herkunft 

299.  301;  Zeit  299;  genealogi- 
sches Werk  300.  302  f ;  7axoQtai 
300;    SsoXoyia    300;     Ssoyovia 

300.  301;  Jlvx6x9'0vsg  300 f.;  9so- 
xgaaCa  301  f.;  über  Leros  303; 
neues  Fragment  299;  schrift- 
ßtellerischer  Charakter  303  f. ; 
Behandlung  der  Sagen  304  ff.; 
mythische  Geographie  306;  Rei- 
sen 304.  309;  Stil  307;  benutzt 
Antimachos  006;  über  Dareios 
297.  806. 

Pherekydes  vonSyros  296. 298 f. 

301.  391.  392. 
^tXddsXtpog  112.  114f. 
^iXsXXriv  116  f. 

Philippos  I.  von  Makedonien  40. 

Philippos  I.  von  Syrien  114. 

Philippos  IL  von  Makedonien, 
seine  Chronologie  34  f. 

Philippos  II.  von  Syrien  114. 

Philippos  von  Theangela  199. 

Philistäer,  ob  beschnitten  666 ff. 

Philistos  394. 

Philochoros  394;  Quelle  des 
Athenäos  49. 

^iXonaiaag  116. 

(piXoTiaXsiv  414. 

^tXoyiXavStog  116. 

^iXofirix€DQ  112.  114. 

Philon  von  Alexandrien  369.374. 

Philon  von  Byzanz  697  f.  602. 

q)LX6vBi%og  666. 

^iXonaxnog  112. 

^tXo7tdx(OQ  112  ff. 

^iX67tttXQig  116. 

^iXogdfiatog  116.  116. 

Philostratos,  phönicischer  Hi- 
storiker 626  f.  629.  646.  646. 

(piXoxifisi:üd'aL  407. 

(piXoxi(kag  606. 


REGISTEE. 


621 


Philostorgios  349. 

^iloatOQyog  112.  115. 

Phlegon  595.  599.  602. 

Phlegyer  201. 

Phönicien,  Name  414. 

PhOnicier,  Name  414.  4d9.  577; 
ihre  Ansiedlimgen  in  Griechen- 
land 125 f.;  machen  den  Griechen 
Aegypten  bekannt  415;  am  ery- 
thräischen  Meer  577;  ihre  Schitt'e 
127;  ihre  Eanfleute  414;  ob  be- 
schnitten 566;  ihre  Annalen  397 ; 
Werke  über  ihre  Geschichte  470. 

PhoroneuB  460. 

Phraates  I.  115. 

Phraates  II.  109.  111.  112. 

Phraates  III.   108. 

Phriapatios  115. 

Phryger,  in  Makedonien  54.  64 f. 

Phut  451. 

0vYfiaX£aiv,  s.  Pygmalion. 

PindaroB,  über  die  Solymer  573. 

Tclütiv  nagix^tv  418. 

Plagiate  im  Altertbnm  290. 

Platen,  A.  211. 

Piaton,  2.  Alkibiades  34;  Ana- 
chronismen bei  ihm  34.  49 ;  Briefe 
212. 

nXaTvg  568  f. 

Plehn  205. 

Pleistonikes  356. 

Plinins  d.  Ae.  359;  über  Apion 
366;  benutzt  Apion  364.366. 367f. 

Plutarchos,  seine  Citirmethode 
95.  98  f.;  Erforschnng  seiner 
Quellen  208;  seine  Quellen  im 
Themistokles,  Aristeides,  Kimon 
und  Perikl^s  99  €f .  102  £P.  206  ff. ; 
benutzt  Aristokrates  207;  über 
Stesimbrotos  94 f.;  nsgl  noza- 
[ioiv  598. 

üoidv^rig  66.  68. 

JJoiag  66.  68. 

nointv  vno  xivi  500. 

TtoieiüG'ctL  vq>*  iavxov  und  vq)' 
iccvxm  500. 

Polemon  1.  117. 

Polemon  yon  Ilion  393. 

noXig  487. 

PolybiOB,  von  Livius  benutzt 
213  f.;   über  Timäos  393. 

PolykritoB  133. 

Pompeius,  Cn.  118. 

Pompeius  TroguB,  Quelle  des 
Solinus   87;    des    vaticanischen 


Mythographen  485;  benutzt  Ti- 
mäos 132;  über  die  Dauer  des 
makedonischen  Reichs  37;  über 
die  Zahl  der  makedonischen  Kö- 
nige 41. 

Pontische  Könige,  ihre  Bei- 
namen 116. 

Poppäa  338. 

Porphyrios  373. 

Poseidonios,  benutztTimäos  134; 
Quelle  des  Diodor  134;  über  die 
Juden  370. 

Poseidonpriester  von  Halikar- 
nass  293. 

ngayiiattnog  541. 

sr^axrtxoff  541. 

Preller,  L.,  über  Hellanikos  816. 
318.324. 326;  überHermippos  557. 

iCQOHazapdXXeiv   396. 

Prokliden  27  f. 

Proklos  579. 

Pronektos  125. 

ngociivaL  405  f. 

ngoCKataxag^^eiv  506. 

ngocmicov  570. 

Psephisma,  Megarisches  209 ; 
des  Charinos  209. 

Ptolemäer,  ihre  Herkunft  40; 
ihre  Beinamen  115. 

Ptolemäos  I.  108. 

Ptolemäos  II.   112. 

Ptolemäos  III.  109. 

Ptolemäos  IV.  113. 

Ptolemäos  V.  108.  109.  110. 

Ptolemäos  VIII.    Physkon  369. 

Ptolemäos  XI.  113. 

Ptolemäos  XIV.  113. 

Punt  452. 

Pygmalion  486  f. 

Pylämenes  von  Paphlagonien 
110. 

Pyrrhos,  sein  Arzt  105. 

Pythagoras  392.  557  ff. 

Pythagoreische  Symbole  559. 

Pytheas  132.  134 ff.;  von  Timäos 
benutzt  132. 

Qeniba'al  547. 

Quadratus,  s.  Asinius. 

Quellenforschung,  auf  dem 
Gebiete  der  alten  Geschichte 
101  f.  206. 207;  bei  Plutarch  und 
Diodor  208;  Beobachtong  des 
Sprachgebrauchs  dabei  212  f.  215. 

QuintiliuB  Varus,  s.  Varus. 


622 


REGISTER. 


Ramesses  446.  448.  451.  462. 

Ramesaes  Miafiovv  448.  458. 

Ramessu  U.  Miamxin  448  f. 

Rampe 68  449. 

Raseqenen  Taon-a'a-qan  434. 

'Pd^axig  447." 

Rawlinson,  G.  564. 

Regina  regum  121. 

Remenen  454. 

Renan,  £.  467. 

QjjTms  432. 

Renas  404. 

Rhodanaaia  128. 

Ritter,  C.  336. 

Rohde,  E.  336.  557. 

Römer,  ihre  Geschieh tschreibung 
282  ff. ;  Unbekanntschaft  der  Grie- 
chen mit  ihrer  Geschichte  416. 

Roquette,  A.  280. 

Röscher,  W.  211. 

Rose,  V.  132. 

Ross,  L.  200. 

Roth,  Johannes  284. 

Routen  455. 

Ronth  2. 

Rufinns  von  Aquileja  375  f. 

Rühl,  F.   93.  208. 

Rnth,  Bnch  404. 

s,  ygi.  g. 

Sadducäer  337.  338. 

Saga  285. 

Sagen,  griechische,  ausgeglichen 

297.  305;  Localisirnng  126.  Vgl. 

Heldensage. 
Sainjore,  s.  Simon,  R. 
ZatzTig,  8.  Salatis. 
Zatxrjs  voitog  425. 
Salatis  423. 
Sdltttg,  s.  Salatis. 
Sallier  876. 
Sallustius  283. 
Salmasius  571. 
Salomo,  Name  463;  Verkehr  mit 

üiram  464  f. 
Salofimv  468. 
Salomon  und  Morolt  470. 
Sames  117. 

Samothrake,  Mysterien  125. 
Sanherib  509. 
Sappho,  Schöne  über  sie  203  ff.; 

ihr  Vater  204. 
Satyros,  über  Philipp  II.  35. 
Sauromates  I.  116. 
Scaliger,  J.,  über  Periandros  18; 


über  Cheilon  28;  über  die  Soly- 
mer  573;  über  Josephos  350.  383. 
492.  499.  501.  503.  506;  über 
Menander  von  Ephesos  471.  487. 

Seh,  vgl.  Sh. 

Schäfer,  A.  93;  „Quellenkunde*' 
210  ff. 

Schmidt,  A.,  „Perikleisches  Zeit- 
alter" 92 ff.;  ,,Quellen  des  Zona- 
ras"  98. 

Schneider,  J.  G.  192.  561. 

Scholl,  R.  598. 

Schöne,  A.,  „Leben  der  Sappho" 
203  ff. 

Schöning  136. 

Schrader,  E.  493    498.  538. 

Schrader,  H.  132. 

Schrift,  Anfänge  ihres  Gebrauchs 
in  Griechenland  294.  389  f. 

Schriftgelehrte  337. 

Segobrigii  132. 

Segoreii  132. 

Seilenos  214. 

S  e  1  e  u  k  i  d  e  n ,  ändern  bei  der  Thron- 
besteigung die  Namen  195. 

Seleukos  I.,  Beiname  111;  Sohn 
des  ApoUon  194;  seine  Bezie- 
hungen zu  den  Branchiden  194  f. 

Seleukos  II.  111. 

Seleukos  III.  194. 

Seleukos  IV.  113. 

Semiramis  524. 

Semiten,  ihre  Ansiedlungen  in 
Griechenland  125. 

Sepharad  586. 

Sepphoris  339.  340. 

Sesonchosis  454. 

Sesoösis  458. 

Sesostris  351.  454.  455 f.  456  f. 
458;  unterwirft  die  Skythen  531 ; 
Denkmäler  am  Nahr-el-Kelb  565f. 

Set  425. 

Sethos  452.  457. 

Sethosis  450  ff. 

Sethrog  426. 

Zad'QtottTig  vofiog  425. 

Seti  I.  452.  453.  454. 

Sevennen,  ihr  Name  132. 

Shasu  430.  454. 

Shös  430. 

Sibyllinische  Bücher  222  ff. 

Sicanus,  Fluss  129. 

Zidrivri  312. 

Sidonier,  am  Okeanos  577. 

Sikyon,  Anagraphe  292  f. 


BEGISTEB. 


623 


Simon,  Vater  der  Sappho  204  f. 

Simon,  R.  348.  364. 

Sinatrukes  111. 

SiQOiftog  660. 

aitofistQfiv  427. 

Skamon  319.  324. 

ü%iXXBiv  670. 

Skylax,  Name  144. 

Skylax,  yerschiedene  Träger  die- 
ses Namens  139  £  143. 

Skylax,  erhaltene  Periegese  139. 

Skylax  von  Halikamassos  144. 

Skylax  vonEaryanda  141;  schreibt 
über  Herakleides  141  f.;  Reisen 
142;  Periplus  142.  143  f.;  seine 
Zeit  143. 

Skythen,  von  Sesostris  unter- 
worfen 631;  greifen  die  Treren 
an  86. 

Sokrates  328. 

Solinus,  schöpft  ans  Nepos  26; 
aus  Trogns  37. 

2olo(idv,  Name  463.  468. 

26lvfia  671  f. 

£6lvfitt  OQTi  670 f.  673.  676. 

Solymer  199.  671  ff. 

Solymos,  Heros  673.  674. 

SonnenfinsternisB  deBTbale886. 

Sophokles,  sein  EvifvaXog  68  f. 
76  f. 

Sosibios  31  f. 

Sosikrates,  über  Periandros  18. 

£axJQ  108  f. 

SmzriQ  ykiyag  109. 

Sothis,  von  Synkellos  interpolirt 
423. 

Spanheim  661. 

Sparta,  Anagraphai  298;  EOnigs- 
liste  20  f.;  wann  entstanden  32; 
ihr  Werth  32;  Erdbeben  unter 
Archidamos  207. 

Spermos  481. 

Stämme,  der  Griechen  197  f. 

Stein,  H.  666. 

Stephan  OS  von  Byzanz,  benutzt 
QaadratuB  622. 

Stephanus  der  Pole  378. 

Stesimbrotos,  Aechtheit  seines 
historischen  Werkes  93;  schrift- 
stellerischer Charakter  93  ff  208; 
Zeit  97;  nicht  Qnelle  Plntarchs 
für  Themistokles*  Ausgang  206  f. ; 
sein  Parteistandpunkt  209. 

Stichle  211. 

Strabon  135;  Epitome  598;  Ge- 


schichtswerk 373;  über  die  Bak- 
chiaden  12  f. ;  über  die  Solymer 
673;  über  Herodot  393 f.;  über 
Hellanikos  326 f.;  über  Pytheas 
136. 

Strassen  von  Aegypten  nach  Ba- 
bylon 603. 

Straten  von  Ariana  118.  121. 

Straten  Epiphanes  108. 

Stratonike,  Tochter  Alexanders  1. 
39. 

Sturleson,  Snorri  286. 

Sühngebräuche, griechische  314. 

Suidas,  über  Sappho  204;  über 
Pherekydes  298.  300.  301. 

Sulla,  8.  Sylla. 

Sulpicius  Severus  346. 

Sutech  426. 

Sylburg  300. 

Sylla  118. 

Synkellos,  s.  Georgios. 

Syrer,  ihre  Geschichtschreibung 
286. 

£vQioi  663.  * 

ZvQOi  663 f. 

cv^^Tiyvvvcn  434. 

Tabari  287. 

Tacitus  284;  über  den  jüdischen 
Krieg  346.  346;  über  die  Juden 
412.  672;  benutzt  Apion  367. 

Talcamenes  23. 

z&finaXiv  466. 

Tanis  426. 

Tartessier  127. 

Tatianos,  über  Apion  366;  über 
das  Alter  des  Moses  und  Homer 
390;  über  die  phünicischen  Hi- 
storiker 470;  benutzt  Alexander 
Polyhistor  470. 

Telegonie  289. 

Telephos  von  Ariana  109. 

Telestes  13. 

Temenos,  seine  Söhne  68  f.;  als 
Stammvater  der  makedonischen 
Könige  67. 

Termessos  674. 

^aXäztiog  586. 

Thaies  892;  seine  Sonnenfinster- 
nisB 86. 

Thallos  412. 

d'aifaaXiog  466. 

Thasos,  phönicische  Colonie  126. 

^avfiaatotrig  679. 

9eä  EvsTTiQla  108. 


624 


REGISTER. 


Ssä  Ev^svia  108. 

Ssä  Nstotiga  108. 

0eä  OvQuvU  108. 

Theagenes  von  Rhegion  295. 

Theline  129. 

Themistokles  94.99. 102 f.;  sein 
Archontat  209;  in  Asien  104  ff. 
206  f.;  seine  Briefe  600. 

Thenius  497. 

Theodotos  470. 

Ssol  'Adsl(pot  112. 

^eonguaia  801  t. 

d'soXoyU  426. 

Theon  367. 

SeondtonQ  115. 

Theophilos  yon  Antiochien,  Bü- 
cher an  Autolykos  876. 

Theophrastos,  Fragmentsamm- 
longen  561 ;  neues  Fragment  561 ; 
Nofioi  561;  über  römische  Gre- 
schichte  416;  über  die  Juden 
561.  568  f. 

Theophyla^tos  Simokatta  280. 

Theopomp  OB,  über  die  makedo- 
nische Eönigsliste  76  f. ;  über  die 
Demagogen  208. 

0B6g^  als  Beiname  108. 

0s6g  'Enttpavi^g  108. 

BeoaBßT^S  117. 

QeoxQonog  118. 

^SifSia  426. 

Thermodon  564. 

Thersippos,  König  4. 

Testament,  altes  401  ff.;  Einthei- 
lung  403  ff.;  Textüberiieferung 
406. 

Slimatg  446. 

Thraker,  angeblich  doppelt  83. 
85  ff.;  weise  560. 

Thukydides,  als  Historiker  100. 
281;  benutzt  Antiochos  213;  von 
Aeneas  benutzt  220;  Josephos 
über  ihn  394 f.;  Handschriften 
215;  über  Themistokles  103  f. 

Thule  134. 

Qovd'iiaaig  435 f.  446. 

Gov^fimatg,  s.  Qovd'fiaatg. 

Tigranes  IL  108.  118. 

Tigranes  V.  108. 

Tiyqdvrig^  viog  lOö. 

T  i  m  ä  0  s ,  benutzt  Py theas  132;  die 
Athenische  Archontenliste  293; 
Polemik  gegen  ihn  393;  Quelle 
von  Aristoteles  n^Qi  Q'avfMcloiv 
axov(F|LittT(»yl32;  von  Poseidonios 


benutzt  134;  über  Ephoros  393; 
über  Philistos  und  Kallias  394; 
über  römische  Geschichte  416. 

Tlftaiog^  Aegypterkönig,  s.  Tov- 
xCyLaiog. 

Timarchos,  König  von  Babylon 
119. 

Timarchos  von  Milet  108. 

Timon,  Sillograph  335. 

Tiräos  108  f.  110. 

Titus,  Kaiser  340.  341  f.  345. 

Tobiaskinder  350. 

x6{tog  420. 

ToQvXXag  69. 

toxB  476. 

Tracht,  der  Aethiopen  575;  der 
Milyer  575. 

Trad&ta  109. 

Treren  86. 

xqo%6%ovQi,g  569.  572.  * 

Trogus,  s.  Pompeius  Trogus. 

Troia,  Zeit  der  Zerstörung  4.  7. 
10 f.;  Müllenhoff  über  die  Zer- 
störung 124 f. ;  Tag  derselben  323. 

T^fflKx«  460f. 

Tryphon  111. 

xavfinaltv  456. 

Turdetanien  416. 

TovxCiiaiog  421  f. 

Tutmes  436 f. 

Typhon  425. 

xvQuvvsiv  468.  ' 

xvQavvog  141. 

Tyrier,  Eide  bei  ihnen  561. 

Tyros,  Bauten  Hirams  466 ff.; 
Zeustempel  468.  483 ;  Tempel 
des  Herakles  468;  Eurychoron 
472;  Annalen  463.  466.  472.  475  f.; 
Königsliste  480  ff.  545  f.  554  ; 
von  Nebukadnezar  belagert  526. 
547.  552  f.;  Könige  und  Ober- 
beamte seit  Nebukadnezar  545. 
551  f.;  Richter  546.  549;  Erzprie- 
ster 548;  Kalender  476. 

TvQ^filiag  68  f.  76. 

ünger,  G.  F.  461. 
ütica  479. 
Unterwelt  126  f. 
Osher,  J.  350. 

U  s  u  r  p  a  1 0  r  e  n ,  in  den  Königslisten 
unterdrückt  481. 

Väl  108. 

Valckenaer  311. 
VaruB  399. 


REGISTER. 


625 


VaterBnameDfin  der  griechischen 
Literaturgeschichte  204. 

Velleius  Patercnlas,  seine  rö- 
mische Chronologie  16 f.;  Zahlen- 
ändemngen  bei  ihm  17  j  benatzt 
Cicero  49;  über  Aletes  16;  über 
Earanos  50  f.;  über  die  Grün- 
dung von  Karthago  49. 

Verraert  579. 

Vespasianns,  sein  Verhältniss 
zu  Josephos  336  f.  341  ff.  344; 
kämpft  gegen  die  Juden  340  f. ; 
wird  Kaiser  341 ;  Memoiren  346. 
411. 

Vigerus  433.  586. 

Vignoles,  Des,  s.  Des  Vignoles. 

Vogel,  F.  378. 

Vol.kmann,  D.  204. 

Voss,  J.H.,  seine  Behandlung  der 
Sagen  305. 

Vossius  298. 

Vrch  531. 

Wasser,  brakiges,  verboten  559. 
Weissenborn,  H.  77. 
Welcker,    G.  F.,   über   Xanthos 

212.  307  ff. 
Wendelin  376. 
Wernsdorf  127. 
Wilamowitz-MOllendorff,   U. 

V.  103. 
Wilkinson  565. 
Wimmer  561. 
Wolf,  F.  A.  890  f. 
Wölfflin,   „Antiochos  von  Syra- 

kus"  212  ff. 

Xanthes,    Herr  des  Aesopos,  s. 

Xanthos  v.  Samos. 
Xanthippos,  Sohn  des  Perikles 

93. 


Xanthos  der  Lyder  307  ff'.;  sein 
Vater  307  f.;  Zeit  308;  Reisen 
315;  sein  WQ;rk  308;  Oekonomie 
desselben  312 f.;  nicht  getischt 
212.  309ff.;  Stil  313;  Werth  314; 
Quellen  314  f.;  Benatzung  308. 
309;  ob  von  Herodot  benutzt 
309.311;  MayiTid  308.315;  über 
Empedokles  309  f. 

Xanthos  von  Samos  308.  316. 

Xaver  ins,  Hieronymus  350. 

Xenophilos  308. 

Xenophon  217;  Charakteristik 
328  ff.;  Lakonist  327.  381;  So- 
kratiker  328.  330;  Religiosität 
217.  330;  Wahrheitsliebe  331; 
Darstellung  831  ff.;  Reden  332; 
Stil  333  f. ;  WorUchatz  334  f. ; 
Hellenika  3*29  f.  381;  Theile  der- 
selben 216  ff.;  benutzt  Thukydi- 
deisches  Material  217;  Interpo- 
lationen 217;  Lücken  218;  Ky- 
rupädie221;  Anabasis  334;  über 
Kritias  327. 

Xei  xes,  zerstört  den  Belostempel 
515;  sein  Heer  575  ff. 

Xisuthros  492. 

Xoiten  421.  422  f. 

VTCBQßdXlead'at  509. 
vnoxBiQiov  Xafißdvs IV   455. 
vxoygdtpsiv  442. 
vn6üt»aig  386. 
v7to9r,Kcci   403. 

Zamolxis  560. 
Zangemeister,  K.  590. 
Zeus,  Olympischer,  in  Tyros  468. 
Ziege,  ihr  kretischer  Name  62. 
Zinet-nl-Tawartch  288. 
Zinn  136. 
Zipser,  M.  383. 


Y.  GuTBCHMiD,  Kleino  Schriften.    IV. 


40 


^     I 


Verzeiclmiss 

der  *  kritisch,  und  exegetisch,  behandelten 

und  **  emendirten  Stellen. 

~  Seite 

Aeneas  Taktikos  31,  31 219 

Agathemeros  I,  1 321  f. 

«Aristoielea  Politic.  V,  9,  22 18f. 

♦         „                „      V,  10  (8,  11, 36 

♦♦Athenaeos  V  p.  217 49 

„  .   XII  p.  615  D 308  f.  311 

AvienuB  Ora  maritima  108 130 

132 129 

142ff- 128 

174ff. 131 

313f.      131 

**       n           „           n           318 131 

.           „           .           *74ff. 129 

680 129 

Biblia 

I.  (III.)  Regum  16,  31 483 

Jeremiaa  39,  3.  18 635 

'^XQovo'yQa(pB£ov  avvxoiiov  p.  87  Schöne 10 

♦Cicero  de  republica  11,  23,  43 49 

Clemens Alexandrinns  Strom.  1, 15,68  p.  355  Pott,  (p.  130  Sylb.)  560 

«*                            ^^                   „        I,  21,  189  p.  402  Pott.     ...  8  f. 

**Diodoros  II,  8 ^8 

II,  10 524 

**       ,,          VU,  9,  4  Dind. 14 

**       '„          XI,  77 69 

♦Diogenes  Laertios  I,  3,  1 28f. 

„        I,  95 18 

Dionysios  von  Halikarnass  Arch.  Rom.  I,  28 312 

„     I,  72 321 

Dionysios  Periegetes  355 1^6 

1007 614 


n  n 


VERZEICHNISS  DER  BEHANDELTEN  STELLEN.  627 

Seit« 

Excerpta  Latina  barbari  fol.  40^ 8 

**                                           fol   41»  4 

♦♦EusebioB  Chronikon  I  p.  45  Ancher 534 

**       „                  ,.          I  p.  60  Aucher 534 

**       „                  „         I  p.  319  Aucher 28 

**       „                  „          I  p.  369  Aucher 412 

,,                  ,,          II  n.  1221 27 

*  „          Praep.  ev.  IX,  40 499  f. 

♦Hellanikos  fr.  3 820 

**          „           fr.  4 318 

*  „           fr.  80 319 

**          „           fr.  82 324 

Herodotoa   I,  173 573 

„           r,  185 508 

„           II,  45 468.  473 

„           II,  104 561  f. 

„           II,  159 496  f. 

•„           Vir,  88 560 

*♦         „           VII,  189 158 

Hesychios  v.  iymovQctdfs 570 

Homeros  Odyss.'  f ,  283 570  f. 

**HyginuB  fab.  219 54 

Inschriften : 

C.  L  A.  III  n.  10 504 

C.  I.  G.  I  n.  353 604 

*  „         II  n.  2374 6 

„         II  n.  2656 ^.    .    .  293 

**            „         III  n.  4671 108 

III  n.  4742^ 357.  364  f. 

C.  I.  L.  Vm  n.  16 547 

♦Marmor  Parinm  ep.  28 6 

**Jo8epho8  Ant.  Jud.  VII,  3,  2 570  f.  572 

„      vm,  10,  3 562 

**       »             1,        „      IX,  14,  2 479 

**       „             „        „      X,  1,  4 440 

**        „             „        „      X,  11,  1 499.    506.  525f. 

„        n      XVI,  7,  3 344 


** 


51 


I» 


„        „      XVIII,  3,  3 351  f. 

c.  Apion.  I,  8*) 326 


*)  Diejenigen  Stellen  der  Bücher  gegen  Apion,  welche  im  Com- 
mentar  an  ihrem  Ort  behandelt  worden  sind,  werden  hier  nicht  auf- 
geführt. 

40* 


1) 


628  VERZEICHNISS  DER  BEHANDELTEN  STELLEN. 

Seite 

♦♦JosephoB  c.  Apion.  I,  26  §  287 426 

BeU.  Jud.  I  Prooem.  6 581 

„        BelL  Jud.  I,  24,  6 344 

Jußtinus  IV,  1 132f. 

„         XII,  18,  4 541 

*  „         XVIII,  4,  8 485.  648 

*  „         XLIII,  3,  8 132 

Livius  XLV,  9 41 

Lukianos  Macrob.  22 299 

**Malala8  p.  62  Bonn 3 

♦♦Marsyas  von  Pella  fr.  3 _.    .    .    70f.  72 

Nikolaos  von  Damaskos  UI  p.  381  Müll.    .    .    .   ' 314  f. 

*0ra<5nla  Sibyllina  III,  342  fF. 230 

**       „                „        III,  393 281 

**       „                 „        m,  610f. 238 

**       „                 „         IV,  20.    .    ; 236 

**       „                 „         IV,  142 238 

**       n                 ,,         V,  9 -239 

**       .                 ,>         V,  32 .-   .  240 

*♦       „                  „         V,  40 240 

**       „                 „         V,  128 • 241 

♦*       „                 „         V,  136 241 

**       „                 „         V,  180  ff. 242 

**       „                 „         V,  196  f. 242 

**       ,,                 „         V,  200 242 

**       „                 „         V,  210 243 

♦*       „              .  „         V,  268 243 

**       „                 „         V,  309 244 

♦*       „                 „         V,  439 245 

**       „                 „         VII,  38 247 

**       „                 „         VII,  52 248 

♦*       „                 „         Vn,  62  ff. 248 

**       „                 „         VII,  140 249 

**       ,,                 „         VII,  160 249 

*♦       „                  „         Vm,  28 250 

'*       „                 „         vm,  133 251 

**       V                 n         XI,  15 253 

**       „                 „         XI,  42  ff. 254 

**       „                 „         XI,  49ff. 264 

**       »                  »         XI,  66 254 

**       „                 „         XI,  72  ff. 264f. 

**       „                 „         XI,  93  f. 255 

**       „                 „         XI,  102 256 

*•       „                  „         XI,  105 265 


VERZEICHNISS  DER  BEHANDELTEN  STELLEN.         629 

Seite 

♦♦Oracula  SibyUina  XI,  261 268 

**  „  „  XI,  267 258 

*  „  „  XI,  272f. 268 

**  „  „  XI,  279 268 

**  „  "  „  XI,  294ff. 269 

*♦  „  „  XII,  12f. 269 

♦*  „  „  XII,  64f. 260 

„  XII,  60 260 

**  „  „  Xn,  63 261 

♦♦  „  „  XII,  185ff. 262 

**  „  „  XII,  166 262f. 

**  „  „  XII,  194 263 

**  „  „  XII,  209 263 

♦♦  „  „  XII,  219 264 

♦*  „  „  XII,  234  f. 264 

♦*  „  „  XII,  269 264 

**  „  „  XII,  268 266 

**  „  „  xn,  271 265 

♦*  „  „  XIII,  18 266 

**  „  „  XIII,  46 266 

**  „  „  XIII,  56 267 

**  „  „  XIII,  68 267 

**  „  „  XIU,  87  ff. 267f. 

**  „  „  Xm,  112 268 

**  „  „  Xin,  130  f. 268 

**  „  „  XIII,  136 269 

♦♦  „  „  XIII,  146 269  . 

**  „  „  XIII,  167 269 

*  „  „  XIII,  169 269 

**  „  „  XIII,  173 270 

**  „  „  XIV,  31 270 

*♦  „  „  XIV,  40 270 

**  „  „  XTV,  66 271 

♦♦  n  «  XIV,  74 271 

**  „  „  XIV,  102 272 

**  „  „  XIV,  116 272 

**  „  „  XIV,  138  ff. 272 

♦*  „  „  XIV,  153 273 

**  „  „  XIV,  164 273 

♦*  „  „  XIV,  172  ff. 273 

♦♦  „  „  XIV,  183 273 

**  „  „  XIV,  188 273f. 

•♦  .„  .,  XIV,  194 274 

''*  n  n  XIV,  204f. 274 


630  VERZEICHNISS  DER  BEHANDELTEN  STELLEN. 

Seite 
**Oracala  Sibyllina  XIV,  215  ff. 274 


**       „  „         XIV,  248 275 


„         XIV,  262 275 

**       „  „         XIV,  269 275 

**       „  „         XIV,  282  f. 275 

**       „  „         XIV,  289  ff. 275  f. 

*♦       „  „        XIV,  295 276 

**       „  „         XIV,  297 276 

**       „  „         XIV,  308 276 

**       „  „         XrV,  318    .... 276 

**       „  „         XIV,  816  ff.   ...   '. 276  f. 

**       „  „         XIV,  323 277 

**       „  „         XIV,  327 277 

**       „  „         XIV,  329  f. 277 

**       „  „         XIV,  333 277 

**       „  „         XIV,  335  ff. 277 

•*       „  „         XIV,  854 278 

**       „  „         XIV,  358  f. 278 

•*       „  „         XIV,  361 278 

Origenes  c.  Gels.  I,  15  p.  13 557  f. 

♦Pausanias  II,  4,  4 14  f. 

»Pherekydes  fr.  5 307 

*  „  fr.  83 802 

*  „  fr.  99 299 

**  „  fr.  102^b 303 

*  „  fr.  113 299 

*  „  fr.  119 300 

Philo8trato8  Vita  ApoUon.  I,  25,  1 520 

Piaton  Gorgias  c.  26.  58 34 

Plinius  N.  H.  VJI,  88 310 

**     „         „     „    XXX,  11 588 

„         „    „    XXXVII,  35 134 

Plutarchos  Kimon  16—17 100 

„  Themist.  c.  1 102 

u        c.  6.  7 102f. 

n         c.  19 103 

„  „         c.  26.  28—31 104f. 

Proklos  ad  Platonem  de  rep.  X  p.  17  Pitra 529 

„  „  „       „     X  p.  21  Pitra 579.  587  f. 

**Ptolemä08  Geogr.  V,  20,  6 571 

**Satyro8  fr.  21 40f. 

*Schol.  Plat.  de  rep.  X  p.  599  D 25  f. 

Seneca  Epist.  88 358 

**Serviu8  ad  Aen.  I,  642 485 


VERZEICHNISS  DER  BEHANDELTEN  STELLEN.  631 

Seite 

Sosikrates  fr.  14 18 

**Stephan08  von  Byzanz  v.  BoQamna 541 

**         „  „         „        T,'OXß^a 574- 

**Strabon  VIII  p.  378 13 

„        XV  p.  687 627 

♦♦Suidas  V.  'An^mv 368 

*  „        V.  ndarig 359 

*  „        V.  ZnvXa^ 139  f. 

*  „        V.  <^Xsya)v 349 

♦SynkellOB  p.  416  Bonn 500 

**         „         p.  501  Bonn 41 

*Tatiano8  Or.  adv.  GraecoB  c.  37 470 

Thukydides  I,  138 103  f. 

Velleius  Paterculus  I,  6,  5 41 

*  „  „  I,  12,  6 17 

1,  13,  1 16f. 

♦♦Vita  Euripidis  p.  133,  18  Westerm 319 

♦•XanthoB  fr.  5» 310 

**        „         fr.  23 310 

fr.  27 310 

„         fr.  29 309 

Xenophon  Anabasis  III,  4,  11 520 

**    „    'A»rivai(ov  noXizBia   1,  2 188 

*  n       n       „    1,  3 188 

**    M       »       n    1,  6 189 

**    „       „     -   ,.    1,  6 189 

*♦    n       ,,       M    1,  13 189f 

*♦    n       ,1       «    1»  20 190 

„    2,  4 190 

♦*    »       „       „    2,  6 190 

**    n       „       „    2,  9 191f. 

**    „       „       „    2,  11 188f. 

**     n         n         M     2,  17 191 

„    2,  19 192.  211f. 

*♦    „       „       ,.    3,  2 192 

*♦    n       n       „    3,3 192 

♦*    „       n       „    3,  4 192 

**    u  „       »    3,  6 192 

**    „       n       „    3,  7 193