Was machen wenn das kind nicht zum vater will

Die Trennung oder die Scheidung der Eltern tut Kindern sehr weh. Es schmerzt, wenn ein Elternteil die Wohnung verlässt, denn auf einmal ist alles anders. In vielen Fällen zieht der Vater aus, damit die Kinder in ihrer vertrauten Umgebung (bei der Mutter) bleiben können. Ca. 90% der Alleinerziehenden sind übrigens weiblich. In der Trennungsituation ist es für Kinder ganz wichtig, dass sie einen regelmäßigen Kontakt zu dem getrennt wohnenden Elternteil haben und sich die Eltern um eine faire Umgangsregelung bemühen. Doch manchmal will das Kind gar nicht zum Vater. Das kann unterschiedliche Gründe haben.

Warum Kinder nicht zum Vater wollen

Wenn ein Kind den Umgang mit dem Vater verweigert, kann es im schlimmsten Fall sein, dass das Kind dort körperliche oder psychische Gewalt erlebt hat. Manchmal wird der Vater aber auch als böser Typ dargestellt und das Kind möchte sich einer möglichen Gefahr erst gar nicht aussetzen. Das Kind hat Angst vor dem Vater. Manchmal hat das Kind auch Angst vor der Mutter. Konkret fürchten viele Kinder, die Liebe der Mutter zu verlieren wenn sie am Wochenende beim Papa sind. Besonders schlimm ist die Situation auch für Kinder, die unter PAS, dem elterlichen Entfremdungssyndrom, leiden. Auf sie wurde so massiv von einem Elternteil eingewirkt, dass sie den anderen Elternteil von Grund auf ablehnen. Trennungskinder befinden sich sowieso oft in einem Loyalitätskonflikt und schlagen sich dann auf die Seite der Mutter, die sich hauptsächlich um sie kümmert. Aber auch wenn der Vater bei den letzten Besuchswochenenden über die Mutter schlecht geredet hat, möchte das Kind den Loyalitätskonflikt vielleicht lösen, indem es sich von der Mama nicht trennt. Manche Kinder sind aber auch einfach noch nicht so weit, sich von der Mutter zu lösen. Das kann auch daran liegen, dass ein Kind (noch) keine sichere Bindung zum Vater entwickelt hat und es sich alleine in seiner Nähe nicht wohlfühlt. Manchmal fühlt sich ein Kind beim Papa auch unwohl weil es sich mit dessen neuer Partnerin oder mit deren Kindern nicht versteht. Viele Kinder fühlen sich daheim auch wohler wenn sie kränkeln. Manchmal hat das Kind aber einfach keine Lust, den Vater zu besuchen weil zuhause interessanter Besuch erwartet wird, spannende Aktivitäten geplant sind, die Katze Junge erwartet, die Ritterburg fertig gebaut werden muss oder die beste Freundin zur Pyjamaparty geladen hat. Dann können Eltern mit ihrem Kind bereden, was wichtiger ist und was sich verschieben lässt.

Den Kontakt zum Vater verbessern

Wenn die Eltern die Gründe kennen, können sie mit ihrem Kind darüber sprechen und gemeinsam eine neue Umgangsregelung finden. Hat das Kind beim Vater Gewalt erlebt, muss diesem klargemacht werden, dass das gar nicht geht! Befindet sich das Kind in einem Loyalitätskonflikt, so müssen die Eltern ihrem Kind zu verstehen geben, dass es völlig okay ist, Spaß mit dem anderen Elternteil zu haben und dass es dadurch niemanden verletzt. Das Kind muss auch wissen, dass die Mama es immer liebt und die Liebe nicht einfach vergehen kann wenn das Kind beim Vater ist. Es ist grundsätzlich wichtig, dass die Eltern ehrlich und fair miteinander umgehen und nicht schlecht über den anderen Elternteil sprechen. Das beeinträchtigt die Beziehung der Ex-Partner und die Beziehung zum Kind. Wenn der Vater keine sichere Bindung zum Kind hat, muss er daran unbedingt arbeiten. Das gilt auch für die Beziehungen zur neuen Partnerin und deren Kindern. Kein Kind sollte gezwungen werden, unter Tränen zum Vater zu gehen. Vielmehr kann es helfen, wenn ein Kind zunächst Zeit mit dem Vater in der gewohnten Umgebung verbringt, sich mal zu einem Besuch der nächstgelegenen Eisdiele überreden lässt und irgendwann den Vater in seiner Wohnung besuchen möchte. Das Kind kann sich so behutsam und in seinem Tempo in die neue Situation einfinden.

In den letzten Wochen habe ich über drei klassische Situationen gesprochen, in denen wir Mütter das Umgangswochenende zum Teufel wünschen, weil wir es nicht wollen und es uns persönlich tief schmerzt.

Was aber tun, wenn das Kind selbst nicht zum Papa will?

Wir selbst können ja noch heldinnenhaft über uns hinauswachsen, indem wir uns klar analysieren und zur Not externe Hilfe suchen oder uns ablenken, aber wenn das Kind mit dem Wochenende ein Problem hat, gehen sämtliche Mütter-Schutzinstinkte in die Alarmstufe-Rot-Position.

Und so sollte es auch sein.

Eine klare Einschätzung wird allerdings umso schwieriger, je kleiner das Kind zu dem Zeitpunkt ist.

Es stimmt, dass Kinder die Stimmungen ihrer Eltern mit ihren seismographischen Antennen sehr feinfühlig aufnehmen und sich mit uns solidarisieren, wenn sie spüren, was für ein Problem wir als Mütter mit dem Umgangswochenende haben.

Wenn du hingegen tapfer versuchst, dein Leben in den Griff zu bekommen und deine freien Wochenenden zu planen, ist es nicht doll, wenn dein Kind dir am Freitag erklärt, es bleibt heute lieber bei dir. Adé, schöner Konzertabend!

Wie wir ja bereits zur Genüge wissen: Umgang muss sein. Der konstante Kontakt zum Vater ist wichtig.

Deshalb machen wir uns ja auch so oft zum Suppenkaspar, verstecken unsere Gefühle und gaukeln dem Kind fröhliche Gelassenheit vor. Oder?

Mancher Pädagoge unkt dagegen bisweilen, dass Kinder sehr schnell rausbekommen, wie sie uns nach ihrer Pfeife tanzen lassen können.

Trotzdem sollten wir uns davor hüten, pauschal unsere Kinder in eine Schublade zu packen. Denn wenn wir es tatsächlich versäumen, sie mit ihren Sorgen und Ängsten wahrzunehmen, dann richten wir mehr Schaden an als uns lieb sein kann.

Lass uns mal zwei Szenarien näher anschauen.

Szenario 1) Dein Grundschulkind bekommt unerklärliches Bauchweh, kurz bevor es abgeholt werden soll. Auf Rückfrage erklärt es dir, dass es lieber auf deiner Couch liegen und eine Wärmflasche haben will.

Check a): Hast du selbst gerade Ärger mit dem Ex oder Angst vor dem Wochenende allein?

Check b): Hast du eigene Pläne (Mädelsabend, Date, Weiterbildung etc), auf die du dich schon sehr freust?

Wenn Du a) mit Nein und b) mit Ja beantwortest, kann es schon mal nicht an dir liegen.

In dem Fall sage das Umgangswochenende eher ab und / oder biete dem Vater an, das Kind am nächsten Tag selbst zu bringen, wenn es ihm wieder besser geht.

Wenn die Bauchschmerzen gleich nach der Absage auf wundersame Weise wieder verschwunden sind, ist das ein Indiz, dem du nachgehen kannst.

Machen wir uns aber nichts vor: Du kannst ganz schön Gegenwind bekommen, je nachdem, wie dein Ex so drauf ist. Falls es ein Machtgefälle zwischen Euch gibt, kann das sogar äußerst unangenehm für dich werden.

Mach dir in dem Fall bitte genaue Notizen, was er sagt oder hebe dir seine Emails gut auf.

Natürlich wird ein Vater auch sehr enttäuscht sein, wenn er sich schon lange auf sein Kind gefreut hat, keine Frage. Aber eine gesunde Enttäuschung zu zeigen oder dich heftig verbal dafür anzugreifen, als ob du die Bauchschmerzen erfunden hättest, sind zwei vollkommen unterschiedliche Paar Stiefel.

Eine solche Situation muss stets im Gesamtzusammenhang gesehen werden. Sollte der Vater nur alle zwei oder drei Monate sein Kind sehen, weil er zu weit weg wohnt, ist das natürlich nochmal ein ganz anderes Frustrationslevel, was ihm da abverlangt wird, als dem klassischen Jedes-2.-Wochenende-Umgang-und-dazwischen-noch-ein-Nachmittag-in-der-Woche-Papa.

Kleiner Tipp am Rande, falls Ihr noch reden könnt oder gerade den Umgang gerichtlich zu regeln versucht: Sprecht auch solch eine Situation prophylaktisch mal durch, wie Ihr die handhaben werdet, damit du ungefähr weißt, woran du dich orientieren kannst.

Klar wirst du mit deinem Kind im Anschluss an die wundersame Genesung sprechen. Sag, dass du das Gefühl hättest, da wäre noch was anderes als das Bauchweh gewesen, weshalb es nicht zum Papa wollte.

Je nachdem, was es dir dann sagt, kannst du die nächsten Schritte ableiten:

  • Mit dem Vater darüber reden;
  • Mit einem Kinderpsychologen sprechen;
  • Mit dem Jugendamt oder dem Kinderschutzbund Kontakt aufnehmen.

Wenn Ihr gerade im Clinch bezüglich eines regelmäßigen Umgangs seid, kann es dir vor Gericht äußerst negativ ausgelegt werden, wenn du einseitig den Umgang für eine Weile komplett aussetzt.

Sichere dich deshalb weitgehend vorher ab.

Mache dir Notizen, damit du alles dokumentieren kannst, falls er richtig gemein zu dir wird.

 

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Szenario 2) Dein 4jähriges Kind versteckt sich bei der Abholung hinter dir oder rennt in sein Zimmer, weg vom Papa. Auf Nachfrage erzählt es irgendeine wirre Begründung.

Willst du meine ganz ehrliche, politisch unkorrekte Meinung hören?

Sag das Umgangswochenende ab und gib das Kind nicht zum Vater bis zur Klärung des Sachverhalts.

Geh auch sofort zum Kinderpsychologen, wenn du merkst, dass es dein Kind wirklich sehr bedrückt.

Eine Mutter erzählte mir von dieser Situation und blieb trotzdem standhaft, dass das Kind mitgehen sollte. Und bereut es heute zutiefst. Erst viele Jahre später wurde ihr klar, in welcher eigentlichen Zwickmühle sie war.

Sie hatte die Reaktion damals vollkommen überrascht und hatte nicht damit gerechnet. Das Kind ging bis dahin immer sehr gern zum Vater. Der Sohn erzählte bei dieser denkwürdigen Abholung, dass die Decke so dunkel gestrichen sei – obwohl der Vater nicht gestrichen hatte – und er deshalb nicht hinwollte.

Sie war sich immer sicher gewesen, dass ihr Ex den Sohn nicht geschlagen hat oder sonstwie physisch gewalttätig wurde. Und so war ihr erster Gedanke, dass der Sohn seine Grenzen auszuloten versuchte, weil er nun mal lieber jetzt (!) Lego spielen wollte.

Heute weiß sie, dass sie wohl auch Angst vor der Reaktion des Ex hatte. Die Elternbeziehung war damals extrem angespannt, es gab äußerst hässliche Szenen auch in der Öffentlichkeit, und sie war deshalb ganz besonders beflissen, entgegenkommend und neutral die Umgangswochenenden zu ermöglichen.

Sie war überzeugt, er wäre zumindest verbal explodiert, hätte sie ihn ohne Kind wieder nach Hause geschickt.

Der Junge weinte übrigens auch nicht zum Gotterbarmen, sondern lief „nur“ weg oder versteckte sich hinter ihr.

Heute weiß sie, dass ihr Verhalten damals nicht richtig war.

Wie sich nämlich ein Jahr später herausstellte, gab es im Haus des Ex zu der Zeit großen Ärger mit der Stiefmutter, die mit dem Halbgeschwisterchen schwanger gewesen war. Das Kind war wohl eine Art Blitzableiter für Probleme zwischen dem Paar.

Das ging so ungefähr 3 – 4 Wochen, danach stellte sich die Freude auf die Papazeit beim Kind wieder ein.

 

Ach komm – das passt dir doch gut in den Kram, wenn das Kind nicht will!

Man mag vielleicht denken, dass es eine Mutter insgeheim freut, wenn das Kind sich weigert, zum Ex zu gehen, mit dem sie gerade Stress hat. So wie: „Ällerbätsch! Das Kind ist lieber bei miiihiiir!“

Ich kann nur für mich sprechen, aber ich denke, es geht vielen Müttern so: Ich bin immer heilfroh gewesen, dass unser Kind extrem selten krank gewesen ist, und dass ich deswegen nie den Umgang aussetzen musste. Das Kind ging stets gern zum Papa, und dafür war ich sehr dankbar.

Nicht nur, dass ich mit der Zeit mehr und mehr eigene Interessen und Aktivitäten entwickelte, daher mein kindfreies Wochenende gern verplante und auch genoss. Aber mein Ex hätte mir die Hölle auf Erden bereitet, wenn ich kurz vorher den Umgang wegen Krankheit des Kindes ausgesetzt hätte.

Also, ich war froh, dass dieser Kelch in der Regel an mir vorbeizog.

Aber wenn du merkst, dass es deinem Kind wirklich nicht gut tut, dann möchte ich dich ermutigen, deine Löwenmama-Bärinnenpower zu aktivieren, die in dir steckt!

Fazit

Die Zwickmühle, in der du dich befindest, ist größer und schwieriger zu lösen je kleiner das Kind noch ist – und je mehr Stress du mit dem Ex hast.

Es wird aber immer leichter für dich, je größer das Kind wird und je besser es sich und seine Wünsche artikulieren kann.

Wenn das Kind in die Pubertät kommt und so richtig in die Verweigerung geht, dann ist dein Ex bestimmt auch eher erleichtert, dass ihm ein stressiges und mies gelauntes Wochenende erspart bleibt.

Wenn sich kleine Kinder aber noch nicht richtig ausdrücken können geschweige denn klar realisieren, was da mit ihnen passiert; wenn ein Kind einfach das Bedürfnis nach Wärme und Kuscheln und nicht nach Action hat, aber an dem Papa-Wochenende nun mal Action geplant ist – dann muss es auch mit diesem Bedürfnis wahrgenommen werden dürfen.

Ohne dass du als Mutter per se den schwarzen Peter zugeschoben bekommst.

Deinem Bauchgefühl solltest du jedenfalls nachgehen, mit allen Mitteln, die dir als Mutter zur Verfügung stehen.

Wenn du hingegen selbst verunsichert bist und keinen Ex-Partner hast, mit dem du gemeinsam beratschlagen kannst, wie jetzt die beste Vorgehensweise aussieht, weil der sich nur übervorteilt fühlt, dann solltest du dich an die Behörden und an den Kinderschutzbund wenden dürfen, ohne dass dir von dort auch noch Gegenwind entgegenbläst!

Welche Lösung hast du selbst gefunden? Ich freue mich über deinen Kommentar weiter unten!

 

P.S.: Kennst du das eBook von Carola Fuchs „Mama zwischen Sorge und Recht“? Das ist in diesem Zusammenhang sehr zu empfehlen.

Ist es normal wenn die Kinder nicht zum Papa wollen?

Sie erklärt: "Wenn Kinder nicht zu einem Elternteil wollen, gibt es dafür nicht immer einen konkreten Grund. Die Kinder haben in solchen Situationen oft einen Loyalitätskonflikt und meinen zu spüren, dass es beispielsweise von der Mutter nicht gewünscht ist, wenn sie zum Vater gehen.

Wann kann ein Kind selbst entscheiden ob es zum Vater will?

Kinder ab 12 Jahren dürfen selbst darüber entscheiden, ob sie Umgang mit dem anderen Elternteil haben möchten oder nicht.

Was passiert wenn ein Kind nicht zum Vater will?

Verweigert die Mutter dem Vater das ihm zustehende Umgangsrecht, kann er sein Umgangsrecht einklagen. Das Gericht hat in diesen Fällen die Befugnis, den Umgang des Kindes zu regeln und Anordnungen hierzu zu treffen (§ 1684 Abs. 3 BGB).

Kann ein Kind zum Umgang mit dem Vater gezwungen werden?

Muss ein Kind gegen seinen Willen zum Vater? Man darf ein Kind nicht zum Umgang zwingen, wenn es diesem ablehnend entgegensteht. Dies stellt eine Missachtung des Kindeswillens dar und bedeutet letztendlich eine Kindeswohlgefährdung.