Volksmund ist nur wer macht

Nicht nur in der Kunst, Kultur und Wirtschaft – auch in Sprichwörtern und Redewendungen findet Gold seit Menschengedenken Eingang: Vor allem große Denker und Dichter, Theologen und Philosophen waren es, die das edle Metall für die Nachwelt in ihren Aussagen und Niederschriften festhielten – von William Shakespeare über Martin Luther bis Johann Gottfried Herder. Dabei haben viele der heute noch gängigen Redewendungen oftmals einen wahren Kern oder entspringen einer historischen Begebenheit. Und in manchen Fällen ist es schlicht und einfach der Volksmund, der eine „güldene“ Weisheit über Jahrhunderte hinweg bewahrt hat.


Es ist nicht alles Gold, was glänzt.

Jene Weisheit, die verdeutlicht, dass der erste Augenschein mitunter trügen kann, findet sich im Werk eines der größten Dramatikers der Theatergeschichte wieder: William Shakespeare. In „Der Kaufmann von Venedig“, entstanden zwischen 1596 und 1598, müssen die Verehrer der reichen Portia aus drei verschiedenen Schatullen wählen – einer goldenen, einer silbernen und einer bleiernen. Nur wer die richtige Schatulle wählt, so hat es Portias verstorbener Vater verfügt, darf seine Tochter zur Frau nehmen. Der Prinz von Marokko wählt die goldene Schatulle, auf deren Deckel „Wer mich wählt, wird gewinnen, was viele begehren“ geschrieben steht. In der Schatulle befinden sich jedoch nur ein paar Goldmünzen, ein Schädel sowie eine Schriftrolle mit der Botschaft: „Nicht alles, was glänzt, ist Gold (All that glisters is not gold). Oft hast du das sagen hören: Manch einer hat sein Leben verkauft, nur mein Äußeres zu sehen. Vergoldete Gräber umschließen Würmer. Wärst du so weise wie kühn gewesen, jung in den Gliedern, alt im Urteil, so wäre deine Antwort nicht aufgeschrieben gewesen – leb wohl, deine Werbung ist kalt.“


Den goldenen Mittelweg wählen.

Das betonte dereinst der römische Dichter Horaz, der von 65 bis 8 vor Christus lebte und wirkte. Für ihn ist die goldene Mitte, lateinisch „aurea mediocritas“, der Maßstab aller Dinge. In einer Ode hält er fest: "Zeige bei trübseliger Zeit dich tapfer und von unerschüttertem Mut; doch lerne auch, schwellt ein allzu günstiger Wind dein Segel, klüglich es einzuziehn."

Aristoteles sieht den Mittelweg in der Ethik zwischen zwei Extremen, sogenannten Untugenden, wie Überfluss oder Mangel, angesiedelt. In der „goldenen Mitte“ befinden sich die Tugenden, die durchaus ein breites Spektrum innerhalb der beiden Extremen abbilden können:  Zwischen Feigheit und Leichtsinn können beispielsweise Tugenden von Vorsicht bis Mut angesiedelt sein.


Jedes Wort auf die Goldwaage legen.

Bei diesem Sprichwort – für Menschen, die übertrieben genau auf die Bedeutung von Worten achten – liegt der Bezug auf der Hand: Es bezieht sich auf das Wiegen des wertvollen Goldes mit Goldwaagen, besonders empfindlichen Messinstrumenten. Das wusste auch schon Martin Luther, als er im 16. Jahrhundert unter anderem die Bibel ins Deutsche übersetzte, sie damit für das einfache Volk zugänglich machte und den Menschen zugleich auch wertvolle philosophische Denkanstöße mit auf den Weg gab. So heißt es in einer Passage aus dem Buch Jesus Sirach, einer Spätschrift des Alten Testaments: „Du wägest dein Gold und Silber ein“, Luther übersetzte, „warum wägest du nicht auch deine Worte auf die Goldwaage?“


Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.

Eine der wohl bekanntesten Redewendungen, in denen Gold eine Rolle spielt, stammt, das wird zumindest vermutet, aus der frühen Antike. Wer genau der Urheber ist, konnten Historiker bislang allerdings nicht eruieren. Klar ist jedoch, dass hierbei zwei Edelmetalle und ihr Wert miteinander verglichen werden – und dem Gold und dem damit verbundenen Schweigen der größere Wert beigemessen wird. So heißt es etwa im jüdischen Talmud: „Ist ein Wort ein Sela wert, ist Schweigen zwei Sela wert.“ Und in der Bibel wird in Psalm 12.7 kundgetan: „Die Rede des Herrn ist lauter, wie durchläutertes Silber.“

Als derjenige, der das Sprichwort in der deutschen Sprache verewigte, wird Johann Gottfried Herder angeführt. In seinen „Zerstreuten Blättern“ übersetzte der deutsche Theologe, Dichter und Philosoph den Spruch 1792 ins Deutsche und merkte an: „Dem Silber gleichet die Rede, aber zu rechter Zeit schweigen, ist lauteres Gold.“


Sich eine goldene Nase verdienen.

Weder ein antiker Philosoph noch ein großer Dramatiker sind die Väter dieser alten Weisheit – sie entstammt dem Volksmund. Wird die Aussage „Der/Die hat sich eine goldene Nase verdient“ heutzutage meist abschätzig gemeint und mit jemandem in Verbindung gebracht, der ohne großes Zutun zu Geld gekommen ist, war sie einst mit der ebenfalls bekannten Weisheit „Den richtigen Riecher haben“ verbunden. Und auf jemanden bezogen, der einen guten Geschäftssinn hatte und sich in Folge einen goldenen Riecher, oder vornehmer eine goldene Nase verdient hatte.


Mit einem goldenen Löffel im Mund geboren sein.

Wer von Geburt an und ohne große Bemühungen reich ist, wird seit Jahrhunderten mit jener abfälligen Redewendung bedacht, die einen historischen Ursprung hat. Der Hochadel zeigte seinen Reichtum neben prunkvollen Schlössern und dem Kauf opulenter Kunstwerke auch gerne in seinem Geschirr. So war goldenes Besteck ein ganz besonderes und extrem kostspieliges Statussymbol, das bei besonderen Anlässen den Reichtum der Gastgeber veranschaulichen sollte. Aus purem Gold waren selbst die Löffel von einst nur selten, die meisten waren aus Silber gefertigt und wurden anschließend mit einer feinen Goldschicht überzogen. Auch für den Verzehr von schwefelreichen Lebensmitteln, wie gekochten Eiern aber auch Kaviar, wurden Löffel gerne vergoldet, da sich so der Geschmack der Lebensmittel – anders als bei Silberlöffeln – nicht veränderte und das Edelmetall nicht angreifen konnte.


Morgenstund hat Gold im Mund.

Dieses Sprichwort hat seinen Ursprung im Lateinischen und ist die Übersetzung des Lehrbuchsatzes “Aurora habet aurum in ore”. Er bezieht sich auf Aurora, die römische Göttin der Morgenröte, die traditionellerweise mit Gold in Mund und Haar dargestellt wird. Die eigentliche Bedeutung des Sprichwortes lässt sich aber eher von der lateinischen Redewendung "Aurora musis amica" (die Morgenstunde ist die Freundin der Musen) ableiten. Demnach lohne es sich, früh aufzustehen, weil das Arbeiten dann am leichtesten fiele.


Viel Gold – viel Zukunft.

So lautet das Lieblingszitat von philoro-Geschäftsführer Rudolf Brenner in Zusammenhang mit Gold. Denn der Edelmetallsparplan macht eine goldene Zukunft für alle sparbereiten Menschen möglich!


Sie möchten mehrere Artikel wie diesen lesen?

Jetzt kostenloses Au79 Magazin-Abo bestellen!

Woher kommt die Redewendung?

Herkunft: Diese umgangssprachliche Redensart geht wohl auf die Zeit zurück, als Karl V., ein Spanier, die deutsche Kaiserkrone trug. Die Deutschen lernten erstmals spanische Mode, spanische Sitten und Bräuche kennen und diese kamen ihnen naturgemäß fremdartig und seltsam vor.

Was ist die Bedeutung von dem Sprichwort?

Sprichwörter (auch Proverben genannt) sind einprägsame, meist sehr kurze Sätze, die eine lehrreiche Botschaft oder Lebensweisheit enthalten. Sie basieren auf wiederkehrenden Erfahrungen und sind als bekannter Satz fest in den Sprachgebrauch übernommen worden.

Wie lautet ein deutsches Sprichwort?

"Alte Leute, alte Ränke - junge Füchse, neue Schwänke." "Alte Liebe rostet nicht." "Alter geht vor Schönheit." "Alte Liebe welket nicht, auch wenn es dir das Herzen bricht."

Was sind die bekanntesten Sprichwörter?

abends werden die Faulen fleißig..
ach du heilige Makrele..
alle Flüsse fließen ins Meer..
alle Morgen Branntewein macht den großen Taler klein..
alle Tage ist nicht Sonntag..
alle Wege führen nach Rom..
allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann..
aller Anfang ist schwer..