Sollte man jeden Tag Vitamin D zu sich nehmen?

Im 65. Lebensjahr stürzt jede dritte Person mindestens einmal. In der 9. Lebensdekade haben bereits eine von drei Frauen und einer von sechs Männern einen Hüftbruch erlitten. Vitamin D hat ein belegtes Potential, das Älterwerden ohne Sturz und Bruch zu unterstützen, und dies kostengünstig und in einer einfachen Handhabung.

Die Wirkung von Vitamin D

Vitamin D beeinflusst die Aufnahme von Calzium im Darm und steuert dessen Einbau in den Knochen. Eine erhöhte Vitamin D Zufuhr führt somit zu einer Stärkung der Knochen.

Ausserdem wirkt Vitamin D über einen spezifischen Rezeptor auf die Muskelfaser. Ein ausgeprägter Vitamin D-Mangel führt deshalb zu einer Muskelschwäche. Eine Vitamin D-Supplementierung kann bei Personen mit einem Vitamin D-Mangel zur Muskelkräftigung beitragen und somit das Sturzrisiko reduzieren.

Der kombinierte Effekt auf Muskel und Knochen reduziert bei einer täglichen Einnahme von 800 IE (Internationalen Einheiten) Vitamin D das Sturz- und Hüftbruchrisiko um 30%. Diese Risikoverminderung  für eine wachsende ältere Bevölkerungsgruppe ist angesichts der Häufigkeit und schwerwiegenden Folgen dieser Ereignisse enorm.

Empfehlungen zur Prävention eines Vitamin D-Mangels

Gemäss dem Bundesamt für Gesundheit gelten aktuell folgende Empfehlungen für die Vitamin D-Supplementation:

​ab dem 60. Lebensjahr: ​800 IE pro Tag
​2.-59. Lebensjahr: ​600 IE pro Tag
​1. Lebensjahr: ​400 IE pro Tag

Diese Supplementation ist gut verträglich und stellt in über 97% der Bevölkerung sicher, dass ein Vitamin D-Mangel behoben werden kann. Eine Vitamin D Blutspiegelmessung vor Beginn der Supplementation wird nicht generell empfohlen.

Warum Supplementation von Vitamin D?

  • Vitamin D-Mangel ist bei älteren Erwachsenen weitverbreitet
  • Vitamin D-Supplementation mit 800 IE/Tag reduziert Stürze und Hüftfrakturen evidenz-basiert um etwa 30%
  • Vitamin D-Supplementation mit 800 IE / Tag gleicht Mangel in > 97% älterer Erwachsener aus
  • Kein Screening für Prophylaxe mit 800 IE Vitamin D notwendig

Vitamin D Quellen

Vitamin D ist das einzige Vitamin, welches vom Körper selbst synthetisiert werden kann und erfüllt deshalb streng genommen die Definition eines Vitamins nicht. Man spricht daher zunehmend vom D-Hormon.
Durch das Sonnenlicht (ausschliesslich UVB Strahlung) wird in der Haut Vitamin D produziert. Allerdings wird die Bildung von Vitamin D in der Haut von verschiedenen Faktoren beeinflusst und ist hierzulande meist unzureichend (siehe unten).

Sollte man jeden Tag Vitamin D zu sich nehmen?

Nahrungsmittel als Quelle für die Vitamin D Zufuhr sind begrenzt. Grössere Mengen des fettlöslichen Vitamins sind vor allem in fettem Fisch (z.B. Lachs, Sardinen oder Makrelen) enthalten. Um eine ausreichende Zufuhr von Vitamin D über die Nahrung zu erreichen, müssten täglich 2 Portionen fetten Fisch eingenommen werden.

Wie kommt es zu Vitamin D-Mangel?

Ein Vitamin D-Mangel bei älteren Menschen ist sehr verbreitet. Aber auch jüngere Erwachsene sowie Kinder sind davon betroffen. Die Gründe dafür sind:

  • Im Winter (November bis Mai) reicht die Sonnenintensität in ganz Europa nicht aus um genug Vitamin D in der Haut zu produzieren.
  • Durchschnittlich setzen Menschen nur 5% ihrer Haut der Sonne aus. Ausserdem tragen viele Menschen konsequent Sonnenschutz (wichtig zur Prävention von Hautkrebs), was jedoch einen Grossteil der Vitamin D Produktion in der Haut verhindert.
  • Bei älteren Menschen, die sich der Sonne aussetzen, produziert die Haut viermal weniger Vitamin D als im Vergleich zu jüngeren Menschen.
  • Ältere Menschen tendieren zusätzlich dazu, direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden.
  • Ältere Menschen nehmen hierzulande generell wenig Fisch zu sich.
  • In der heutigen Gesellschaft tendieren Kinder dazu, weniger im Freien zu spielen. Die Mehrheit der Erwachsenen arbeitet in Gebäuden, beispielsweise in Büros, Geschäften oder Fabriken.
  • Altersunabhängige Risikofaktoren für einen Vitamin D-Mangel sind ausserdem dunkler Hautton, Adipositas (Übergewicht) und Malabsorption (schlechte Nährstoffaufnahme im Darm).

Was sind die Auswirkungen von Vitamin D-Mangel?

Für die Bestimmung der Vitamin D Versorgung wird der Blutwert 25-Hydroxyvitamin D (25(OH)D) bestimmt. Folgende Tabelle zeigt die klinischen Auswirkungen abhängig vom gemessenen Blut-Spiegel.

Beschreibung

Auswirkung

Schwerer Vitamin D-Mangel

(< 25nmol/l, < 10ng/ml)

Erhöhtes Risiko für Rachitis, Osteomalazie, sekundärer Hyperparathyreoidismus, Vitamin D-Mangel-Myopathie, Stürze, Frakturen

Vitamin D-Mangel

(25-50nmol/l, 10-20ng/ml)

Erhöhtes Risiko für Knochenabbau, sekundärer Hyperparathyreoidismus, Stürze, Frakturen

Adäquater Vitamin D Spiegel

(>50nmol/l, >20ng/ml)

Niedriges Risiko für Knochenabbau, neutrale Wirkung Stürze und Frakturen

Wünschenswerter Zielwert optimale Frakturprävention

(75nmol/l, 30ng/ml)

Optimale Verminderung Knochenabbau, Suppression Parathormon,  Verminderung Stürze und Frakturen

Wie oft sollte man Vitamin D zu sich nehmen?

Experten empfehlen dann die Einnahme von 1.000 IE (Internationale Einheiten) Vitamin D pro Tag, das entspricht 25 Mikrogramm. Sie werden in Form von Tabletten oder Tropfen einmal täglich eingenommen.

Was ist besser Vitamin D täglich oder wöchentlich?

Man muss Vitamin D immer auf einer täglichen Basis einnehmen – das ist der einzige Weg, um wirklich keinen Vitamin-D-Mangel zu haben.

Warum Vitamin D nur einmal wöchentlich?

Anstelle der täglichen Supplementierung von Vitamin D kann auch einmal wöchentlich oder einmal monatlich die Dosierung für die ganze Woche bzw. für den ganzen Monat eingenommen werden. Die einmal wöchentliche oder monatliche Einnahme ist für viele Patienten einfacher und fördert die Compliance.

Wie viel Vitamin D am Tag ist schädlich?

Anders sieht es aus, wenn jemand hochdosiert Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente mit Vitamin D einnimmt und/oder große Mengen an Lebensmitteln verzehrt, die mit Vitamin D angereichert wurden: Wer so jeden Tag mehr als 100 Mikrogramm Vitamin D zu sich nimmt, riskiert Nebenwirkungen wie Nierensteine.