Schule am Meer - Frischer Wind Kritik

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Laue Brise - "Schule am Meer - Frischer Wind"

Schule am Meer - Frischer Wind Kritik

Katharina (Anja Kling) und Erik (Oliver Mommsen) in einer Szene der Folge "Frischer Wind".

Foto: dpa

Neben einer "Praxis mit Meerblick" gibt es nun auch eine "Schule am Meer". Der Film dazu ist als Auftakt zu einer neuen TV-Reihe geplant.

Berlin. Er kehrt zurück in die norddeutsche Heimat, nach vielen Jahren als Weltenbummler und Foodblogger: Erik Olsen (Oliver Mommsen) wird kurzerhand als Gastdozent verpflichtet. Und zwar an eben der Berufsschule in Flensburg, die er einst geschmissen hat. Das ist der Ausgangspunkt für den Familienfilm "Schule am Meer - Frischer Wind", der an diesem Freitag um 20.15 Uhr im Ersten läuft.

Die skeptische Direktorin Katharina Henriks (Anja Kling) kennt Erik von früher als eingebildeten Mitschüler, doch bei der Gastronomieklasse kommt er gleich bestens an. Zu Katharinas Leidwesen stärkt Erik die Abenteuerlust seines 18-jährigen Schülers Jonas (sehr gut: Junis Marlon), der ins Ausland abhauen möchte. Seine Freundin Cathleen (Andrea Guo) ist gar nicht auf seiner Schule. Und doch geht es fortan hauptsächlich um sie, denn sie will nichts mehr von ihrer überbesorgten Mutter wissen und endlich eigenständig leben.

Regisseur Wolfgang Eißler (50, "Löwenzahn") kann auf spielfreudige Schauspieler setzen. Anja Kling (52, "Das Quartett") spielt ihre Rolle als pflicht- und selbstbewusste Direktorin einer Schule (mit immerhin 2000 Schülern und 100 Lehrern) gewohnt gut und sympathisch.

Unerfindlich bleibt, warum das Lehrerzimmer wie ein Zeltlager aussieht und ausgerechnet die Chefin sich hier in das Leben eines jungen, sogar erwachsenen Pärchens einmischt, was doch vermutlich eher Aufgabe eines Lehrers wäre, wenn es nicht sogar Privatsache ist. So wirkt das Ganze seltsam aus der heutigen Zeit gefallen.

Auf Vorabend-Niveau

Die Drehbuchautoren Uwe Kossmann und Markus Hoffmann haben mehrere Skripts zur ARD-Reihe "Der Bulle und das Landei" verfasst und setzen auch hier auf zwei völlig unterschiedliche Charaktere. Leider bleiben Handlung und Dialoge überwiegend auf Vorabend-Niveau, was auch für die oft unpassend eingesetzten Musikstücke gilt. Schüler und Zuschauer lernen immerhin, dass der wichtigste Partner für einen kreativen Koch nicht der Taschenrechner, sondern die Zunge ist. Das wird vom neuen Dozenten eindrucksvoll dargebracht, den Oliver Mommsen mit Herzblut und Engagement ("Mal gucken, mal machen") verkörpert.

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Der Schauspieler sagt im ARD-Interview zu seinen Kochkünsten: "Ich lese mit riesigem Vergnügen Kochbücher, aber für die Flut an Büchern, die mittlerweile ein kleines Regal füllen, koche ich lächerlich wenig. Es entspannt mich total, in den Büchern zu schmökern und es inspiriert enorm, aber ich kann nicht sagen, dass ich tatsächlich richtig kochen würde." Vermutlich bleibt ihm reichlich Gelegenheit das nachzuholen, denn weitere Folgen sind bereits in Vorbereitung - möge die laue Brise dann zu einem wirklich frischen Wind werden.

© dpa-infocom, dpa:220518-99-339199/3

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( dpa )

Weil die TV-Sender schon seit geraumer Zeit kein Zutrauen mehr zum eigenen Gespür haben, warten sie bei potenziellen Reihen erst mal ab, wie gut ein Film beim Publikum ankommt. Sind die Zahlen zufriedenstellend, wird eine Fortsetzung in Auftrag gegeben. Bei "Schule am Meer" ist das anders: Die ARD-Tochter Degeto spricht noch vor der Ausstrahlung von einer "neuen Reihe", ein zweites Drehbuch wird bereits entwickelt.

Die Prognose, dass der Auftaktfilm ein Erfolg wird, ist ohnehin nicht allzu gewagt, und auch das Potenzial für weitere Geschichten ist offenkundig. Dafür stehen nicht nur Anja Kling und Oliver Mommsen, auch der Rahmen ist interessant: Handlungsort ist eine Flensburger Berufsschule. Das ist zum einen mal was Anderes und ermöglicht zum anderen Ausflüge in die Welt außerhalb der Lehranstalt, denn dank des dualen Ausbildungskonzepts sind die Azubis bereits in Betrieben beschäftigt; anstelle der Elterngespräche in einer klassischen Schulserie muss sich Direktorin Katharina Henriks (Kling) hier mit Chef:innen auseinandersetzen. Somit bieten sich gleich mehrere Beziehungsebenen an, denn das Kollegium spielt natürlich auch eine Rolle, vom Privatleben ganz zu schweigen.

Unterm Strich bleibt daher als einziges originelles Element die Schule, ansonsten orientiert sich das Erzählschema am Konzept von Freitagsreihen wie "Die Eifelpraxis" oder "Praxis mit Meerblick"; und das nicht nur, weil Katharina selbstredend rund um die Uhr für ihre Schutzbefohlenen zu sprechen ist. Abgesehen von lästigen Details wie etwa einer defekten Kaffeemaschine hat sie ihren Laden im Griff; bis ein neuer Gastdozent auftaucht.

Erik Olsen (Mommsen) ist ein YouTube-Star, dessen Auftritte eine Mischung aus Koch-Video und Abenteuer sind. Unter normalen Umständen würde sich so jemand kaum in eine Kleinstadt verirren, aber Stadtratmitglied Bernd Olsen (Oliver Sauer) hofft, von der Prominenz seines Bruders im Wahlkampf zu profitieren.

Selbstverständlich ist Katharina alles andere als begeistert über den Neuzugang, den sie schon zu gemeinsamen Schulzeiten für eingebildet hielt. Das Kollegium bereitet ihm gleichfalls einen kühlen Empfang, weil die Damen und Herren vermutlich ahnen, was auch prompt eintritt: Erik, der nie eine pädagogische Ausbildung genossen hat, bringt die gewohnten Abläufe durcheinander. Es wäre geradezu fahrlässig vom Drehbuch-Duo Uwe Kossmann und Markus Hoffmann gewesen, wenn sich der Gastdozent nicht durch höchst unkonventionelle Lehrmethoden auszeichnen würde; die Herzen seiner Kochklasse gewinnt er dagegen im Sturm.

Mommsen und Kling wirken wie eine naheliegende Besetzungskonstellation, dabei war das vor allem darstellerisch interessante Sat.1-Drama "Aus Haut und Knochen" (2020) ihr erster gemeinsamer Film: er als Vater, der die Probleme der magersüchtigen Tochter runterspielt, sie als Mutter, die die Schuld bei sich sucht. Diesem Entwurf entsprechen zumindest im Ansatz auch Erik und Katharina: Er lebt sein Leben nach der Devise "erst ma' gucken", sie hat die Dinge gern unter Kontrolle.

Dass die beiden ständig aneinandergeraten, liegt in der Natur der Sache, doch die Hoffnung auf eine romantische Komödie bleibt zunächst unerfüllt: Katharina ist verheiratet. Der dänische Gatte (Carsten Bjørnlund) übersieht zwar, dass sie eine neue Frisur hat, aber sonst deutet nichts daraufhin, dass die Ehe kriseln könnte. Potenzial hat auch der familiäre Hintergrund Eriks: Der Abenteurer ist einst im Streit von seinen Eltern geschieden; das Wiedersehen nach vielen Jahren beschert Monika Lennartz einen zwar winzigen, aber sehr berührenden Gastauftritt.

Während sich Kossmann und Hoffmann, die gemeinsam unter anderem mehrere Episoden für die SWR-Krimikomödien "Der Bulle und das Landei" geschrieben haben, die weitere Entwicklung der Beziehung offen halten, ist die Episoden-Herausforderung bis hin zum Detail einer erwartbaren Ohrfeige vorhersehbar: Die Chefin (Johanna Gastdorf) von Kochschüler Jonas (Junis Marlon) will das Ausbildungsverhältnis beenden, weil ihre aus Thailand stammende Adoptivtochter Cathleen (Andrea Guo) den Kontakt abgebrochen hat, seit sie zu Jonas gezogen ist. Zumindest die Krimifans im Publikum werden früh ahnen, was wirklich hinter Cathleens angeblicher Persönlichkeitsstörung steckt.

Obwohl gerade Junis Marlon seine Sache gut macht, ist dieser Teil des Films längst nicht so fesselnd wie die regelmäßigen Auseinandersetzungen zwischen Schulleiterin und Gastdozent, zumal die beiden selbstverständlich auch beim Umgang mit Jonas unterschiedlicher Meinung sind.

Wenig überraschend ist auch die Umsetzung durch Wolfgang Eißler, der für sein ARD-Märchen "Die kluge Bauerntochter" (2010) immerhin mit dem Robert-Geisendörfer-Preis ausgezeichnet worden ist; für die Degeto hat er bereits eine Episode der stets sehenswerten Freitagsreihe "Praxis mit Meerblick ("Familienbande", 2020) und zuvor das sympathische Gesangsmärchen "Wenn's um Liebe geht" (2019) gedreht. Gegen seine Arbeit mit dem Ensemble ist nichts einzuwenden, auch wenn Victoria Fleer das Klischee der Assistentin, Sekretärin oder Praxishilfe mit auffälligem Erscheinungsbild erfüllt, aber die Bildgestaltung entspricht bis hin zu den malerischen Aufnahmen der Flensburger Förde der üblichen Optik solcher Filme.  
 

Wo spielt Schule am Meer frischer Wind?

Katharina Henriks liebt ihren Job als Direktorin einer Berufsschule an der Flensburger Förde. Mit Humor und Empathie trägt sie die Verantwortung für 2000 Schüler und ein 100-köpfiges Lehrerkollegium.

Wer singt Sound of Silence in Schule am Meer?

The Sound of Silence (englisch für „Der Klang der Stille“), auch The Sounds of Silence ‚Die Klänge der Stille', ist ein Folk-Rock-Song des US-amerikanischen Duos Simon & Garfunkel.

Wo wurde der Film Schule am Meer gedreht?

Gedreht wurde in Flensburg, Hamburg und Umgebung seit 9. September 2021. Zum Inhalt: Die Berufsschuldirektorin Katharina (Anja Kling) liebt ihren anspruchsvollen und fordernden Job, den sie mit Humor und Empathie angeht.

Wer spielt Jonas in Schule am Meer?

Schule am Meer – Frischer Wind.