Pubertät wenn eltern komisch werden

oder wenn Mädchen sich nur noch für ihr Äußeres interessieren und Jungen sich ständig schubsen und treten. Im Biologieunterricht sollte sich die 6d mit den Stereotypen bei Jungen und Mädchen beschäftigen. Dazu wurden sich in Gruppen Rollenspiele ausgedacht, in denen die Jungen die Mädchenrolle übernehmen sollten und andersherum. Nach jeder Gruppe wurde analysiert, ob die extra übertrieben dargestellten Verhaltensweisen denn wirklich typisch Mädchen oder typisch Jungen sind.

Mädchen scheinen sich in der 6d gar nicht immer für Schminke zu interessieren und machen auch nicht ständig Selfies, Jungen denken nicht nur an Fußball und sind nicht absichtlich faul in der Schule, nur um cool zu wirken. Aber dennoch zeigt sich in den Diskussionen, dass es anscheinend typische Verhaltensweisen gibt, die wir z.T. auch aus unserer Entwicklung als Säugetiere mitgebracht haben. Säugetierjunge balgen sich viel, um ihre Rolle in der Gruppe zu finden und auch um für später zu üben. Was macht man da als, meist männliches – Säugetier, wenn man doch eigentlich nur üben möchte? Magnus konstatiert, dass es „gesellschaftlich nicht erwünscht sei, sich zu kloppen“. Als alternative Möglichkeit haben wir uns auf Sport mit festen Regeln geeinigt.

Kein Mädchen der 6d möchte z.Zt. lange Fingernägel haben, die meisten glauben aber, dass spätestens ab der 9. Klasse ein Teil der Klasse dennoch welche haben werde, obwohl man jetzt noch der Meinung sei, dass sie unpraktisch sind. Wir werden das im Auge behalten.

Allerdings gab es auch schöne Zitate aus den Gesprächen, die zum Schmunzeln anregen. So konnten alle den „Lebensweisheiten“ teilhaben, dass „Jungen nicht nur schlecht in der Schule seien“ und dass man nur „in der Schule gut sein müsse, dann bekomme man später einen guten Job und dann würde es auch mit den Mädchen klappen“. Man sieht, ganz frei von Vorurteilen sind wir alle nicht, wenn es um das andere Geschlecht geht.

Noch darf das Kuscheltier beim Schlafen nicht fehlen. Bald schon haben die Kleinen und ihre Eltern ganz andere Probleme. Gut gemeinte Ratgeber geben viele Tipps zur Pubertät zum Besten. Aber wenn es hart auf hart kommt, ist jeder auf sich gestellt.

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Sie fällt nicht mit der Tür ins Elternhaus, sie schleicht sich in der Nacht auf Zehenspitzen an. Keiner ahnt etwas Böses. Eines schönen Morgens wird sie am Frühstückstisch hocken und die feine Vater-Mutter-Kind-Idylle zerstören. Wenn die Stimme bricht und die Laune schwankt, dann ist sie da: die Pubertät.

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Das mal so putzige Kind wird dann zu einem Popanz mutiert sein und anstatt ein vergnügtes „Guten Morgen“ in die Familienrunde zu werfen, nur noch „Ham wir keine Nutella mehr?“ grunzen. Man muss sich rechtzeitig rüsten, sich umhören, sich gründlich auf die Pubertät vorbereiten. Unsere Autorin Susanne Kaloff hat sich schon mal mit den einschlägigen Ratgebern beschäftigt. Auch wenn ihr Sohn erst zehn ist.

Hilfe für akute Fälle gibt es in der Bibliothek

Es gibt eine Reihe anscheinend humorvoller Ratgeber, die beispielsweise heißen: „Homo Pubertensis – Tipps zum störungsfreien Umgang mit Heranwachsenden“ oder „Pubertät – eine Gebrauchsanweisung“. Amüsant finde ich auch den Titel „Pubertät ist, wenn die Eltern komisch werden“.

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Ich streife durch die Buchhandlung und entdecke das Buch „Grenzerfahrung Pubertät“. Und frage mich ängstlich: Grenzerfahrung – für wen jetzt genau? Dann lese ich den Untertitel: „Neues Überlebenstraining für Eltern“, und begebe mich umgehend zur Kasse. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, unser Sohn ist jetzt zehn Jahre alt, ich muss vorbeugen, verhindern, dass der Kleine in zwei, drei Jahren mit einer Alcopopsvergiftung auf der Fußmatte liegt.

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Wordle – das Kultspiel jetzt jeden Tag bei uns

Im Moment trinkt er noch Mezzo-Mix, wenn er rebellisch sein will. Im Moment ist er noch redselig, wenn ihn etwas bedrückt. Im Moment trägt er ja auch noch geringelte, aufgeraute Petit-Bateau-Schlafanzüge. Aber immer öfter schleicht sich etwas Fremdes, etwas Unheilvolles in sein Wesen. Neuerdings verändert er seine Stimme, er spricht manchmal so gequält lang gezogen, wenn andere Menschen dabei sind. Er sagt immer öfter „Derbe heftig“. Und er schämt sich, einen Fahrradhelm aufzusetzen.

Innere und äußere Veränderungen kommen früher als uns lieb ist

Die Hirnforschung hat herausgefunden, dass der präfrontale Kortex (der Gehirnbereich direkt hinter der Stirn) für die merkwürdigen Veränderungen im Jugendlichen verantwortlich ist.

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Nicht nur hinter, auch auf der Stirn tut sich was. Vergangene Woche habe ich zwei kleine schwarze Punkte hinter seinem langen Max-Buskohl-Pony entdeckt. Ja, es waren nur zwei kleine Pickel, aber ich verstand die Signale sofort: Vorboten einer Katastrophe. Eine andere Mutter bestätigte meine Vermutung der bevorstehenden Akne vulgaris, sie reagierte umgehend heftig über und schickte ihren zehnjährigen Jungen zur Gesichtsreinigung mit Vapozon-Dampf bei einer Fachkosmetikerin.

Gestern rochen sie doch noch nach Bübchencreme. Zum Kindergeburtstag eines Elfjährigen bringen die kleinen Gäste neuerdings nicht mehr Lego Technik mit, sondern Adidas Active Showergel und das passende Deo dazu. Ist das normal? Ein Antiperspirant für einen Viertklässler?

Unser Sohn benutzt jetzt Haarwachs, und ich darf auf keinen Fall mehr in der Öffentlichkeit durch sein Haar fahren. Er gebärdet sich wie Tony Manero in „Saturday Night Fever“. Es sind nicht nur die körperlichen Veränderungen, die zu denken geben. Was ist mit all den seelischen Tälern, durch die wir bald erschöpft und hilflos schreiten werden? Auf was alles muss ich mich einstellen?

Eltern müssen loslassen und trotzdem zur Vefügung stehen

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Seit ein paar Wochen sitzt er manchmal vorn neben mir auf dem Beifahrersitz. Seine Beine hängen immer noch ein bisschen in der Luft, aber beim Sprechen sind wir langsam auf Augenhöhe. Er erzählt mir von sich und von dem, was ihn bewegt. Wenn wir dann so durch die Stadt fahren, laut Radio hören und er so voll ist von seinem kleinen Leben, mir aufgeregt Geschichten erzählt, kann ich mir nicht vorstellen, dass das bald aufhören wird. Dass er schon bald neben mir schweigen wird. Es wird so still sein. Mein Ratgeber erinnert daran, dass die Grundlage für die Eltern-Kind-Beziehung vor der Pubertät gelegt wird.

Aber was, wenn all die Bemühungen in der Erziehung doch umsonst gewesen sind? Was, wenn er mit den falschen Teenagern rumhängt und mit seinem Skateboard in kriminelle Abgründe schlittert? „Lehnen Sie sich entspannt zurück, genießen Sie den besonderen Zauber der Pubertät, und freuen Sie sich an und mit ihm. Feiern und gestalten Sie die Pubertät mit Ihrem Nachwuchs, statt sie nur zu erleiden“, rät der Ratgeber. Mitfeiern – das klingt gut! Da kommt doch die große Sommerdisco in der Aula der Oberstufe nächste Woche sehr gelegen. Eine gute Gelegenheit um das entspannt zurücklehen zu üben. Er wolle mit Eric und Philipp hingehen, teilte er mir mit, und ich solle ihn gegen 20 Uhr wieder vor der Schule einsammeln. Die Mädchen kämen auch alle.

Die Mädchen in seiner Klasse haben schon Brüste. Ich lehne mich zurück, ich entspanne mich, und aus meinem Unterbewusstsein taucht der Ratschlag auf: „Drängen Sie sich nicht auf, aber stehen Sie zur Verfügung. Lassen Sie sich nie an Orten blicken, die Jugendliche für sich reserviert haben (Treffpunkte, Discos).“

Pubertät ist, wenn der Mathelehrer zum Psychologen wird

Aber das alles ist ja erst der Anfang. Meine arme Schwester steckt gerade mittendrin im Pubertäts-Schlamassel. Ihr Sohn ist sechzehn. Er wird vermutlich in diesem Jahr sitzen bleiben. Er liebt ein Mädchen namens Romy. Er schläft bis mittags um eins. Er hat kaninchenrote Augen. Sein Mathelehrer fragte meine Schwester nun unvermittelt bei einem Elterngespräch: „Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, ob der Kalle vielleicht depressiv ist?“ Er betonte die erste Silbe von de-pressiv, und meine Schwester, die arme, verlor die Contenance. Bevor sie den Lehrkörper beschimpfte, gab dieser ihr allerdings noch den Ratschlag mit auf den Weg, mal beim Sigmund-Freud-Institut mit dem launenhaften Pubertierenden vorzusprechen. Oder direkt bei einem Internat.

Seit wann weiß ein Mathematiklehrer etwas über Depressionen? Und hören die neunmalklugen Kommentare selbst dann nicht auf, wenn das Kind fast das Abitur in der Tasche hat? Wenn meine Schwester mir dann noch erzählt, wie sie wieder mal wach lag, weil mein Neffe um zwei Uhr morgens noch nicht in der Poofe war, wird mir immer ganz übel. Das werde ich nicht ertragen.

Rückzug ist die falsche Taktik

Ich spiele mit dem Gedanken, noch dieses Jahr ins Ausland zu gehen. Weit weg. Vielleicht in einen Ashram nach Rishikesh,

und erst wieder zur Abifeier unseres Sohnes aus einer tiefen Meditation aufzutauchen. Aber man darf seine Kinder nicht aufgeben, man muss in Kontakt bleiben, sagt die Fachliteratur, man muss ihnen helfen, relativ unbeschadet durch diese Phase des Lebens zu kommen. In der Pubertät brauchten Jugendliche die Erwachsenen, die sie an die Hand nehmen, auch dann, wenn es ganz anders aussieht, auch dann, wenn sie uns undankbar anblöken.

Meine einzige Hoffnung ist, dass sich meine Stimme in seinem Hinterkopf eingenistet hat und es schafft, durch die pubertären Stirnlappen hindurch, in der Not zu ihm vorzudringen. Und ich hoffe inständig, dass diese Stimme dann etwas Bedeutenderes sagt als: „Hier sieht es ja aus wie im Saustall!“