Ist der Dativ statt Genitiv erlaubt?

Hat man euch schon einmal korrigiert, wenn ihr die kausale Präposition wegen nicht mit dem Genitiv, sondern mit dem Dativ verwendet habt? Ist derjenige, der andere wegen der vermeintlich falschen Verwendung der Präposition wegen kritisiert, einfach nur kleinlich oder hat er doch irgendwie recht.
Wegen der Frage, ob auf die Präposition wegen neben dem Genitiv auch ein Dativ folgen darf, gibt es auch unter Muttersprachlern des Öfteren Diskussionen.

In diesem Beitrag erfahrt ihr, ob man die Präposition wegen neben dem Genitiv auch mit dem Dativ verwenden darf. Außerdem beschäftigen wir uns mit einem Sonderfall im Plural sowie mit der Frage: „meinetwegen oder wegen mir?“

wegen + Genitiv oder wegen + Dativ

Es geht um folgende Fragen:

Genitiv m./n. vs. Dativ m./n.: wegen des oder wegen dem?
Genitiv Pl. vs. Dativ Pl.: wegen der oder wegen den?

Nur im Femininum kommt diese Frage nicht auf, denn der Artikel ist sowohl im Dativ als auch im Genitiv der.

Die Grammatik gibt eine eindeutige Antwort: Auf die Präposition wegen folgt ein Genitiv.

Das bedeutet allerdings nicht automatisch, dass wegen + Dativ völlig falsch ist, denn wie so oft in der Grammatik einer Sprache gibt es nicht nur richtig und falsch, sondern auch noch etwas dazwischen.
So wird die Verwendung von wegen + Dativ u.a. vom Duden als regional und umgangssprachliche Variante angegeben.

Unsere Empfehlung: wegen + Genitiv

Wir halten uns aber an die offizielle Grammatik und lernen und lehren deshalb wegen + Genitiv.

In der geschriebenen Sprache sollte die Präposition wegen auf jeden Fall mit dem Genitiv verwendet werden, denn das klingt einfach besser.

In der gesprochenen Sprache empfehlen wir ebenfalls den Genitiv. Versucht, euch einfach daran zu gewöhnen, auch wenn ihr von Muttersprachlern manchmal anderes hört. Wenn ihr dann doch mal den Dativ verwendet, ist das auch nicht schlimm, denn wirklich falsch ist es ja auch nicht.

wegen + Genitiv

Alternativen: aufgrund/auf Grund + Genitiv; infolge + Genitiv

wegen / aufgrund / infolge
m. des / eines / dieses / meines …
f. der / einer / dieser / meiner …
n. des / eines / dieses / meines …
Pl. der / dieser / meiner …

Beispiele

  • Wegen eines Unfalls hatte sich ein kilometerlanger Stau gebildet.
  • Wegen der Sportveranstaltung waren einige Straßen im Stadtzentrum gesperrt.
  • Die Veranstaltung musste wegen des schlechten Wetters abgesagt werden.
  • Wegen der anhaltenden Regenfälle kam es zu Überschwemmungen.

In diesen Sätzen könnt ihr die Präposition wegen auch durch die Präpositionen aufgrund oder infolge ersetzen. Auf alle drei Präpositionen folgt ein Genitiv.

wegen + Nomen ohne Artikel/Adjektiv

Was machen wir, wenn wir im Plural ein Nomen ohne Artikel und ohne Adjektiv verwenden?
Dieser Frage widmet sich dieser interessante Artikel der Gesellschaft für deutsche Sprache. Dort lest ihr die Antwort auf die Frage „Kündigung wegen Sachmängel“ oder „Kündigung wegen Sachmängeln“.

Wir wollen die Frage anhand eines anderen Beispiels beantworten:

wegen Regenfälle oder wegen Regenfällen?

Genitiv Plural: Regenfälle
Dativ Plural: Regenfällen

Welche Pluralform ist richtig: „wegen Regenfälle“ oder „wegen Regenfällen“?

  • Wegen Regenfälle musste das Tennisspiel unterbrochen werden.
  • Wegen Regenfällen musste das Tennisspiel unterbrochen werden.

Die standardsprachlich richtige Form ist: wegen Regenfällen

Es handelt sich um eine Ausnahme, da in diesem Beispiel die Genitivform weder durch einen Artikel noch durch ein Adjektiv anzeigt wird.

Sobald jedoch dank eines Artikels oder Adjektivs die Genitivform angezeigt werden kann, verwenden wir den Genitiv.

  • Wegen der Regenfälle musste das Spiel unterbrochen werden.
  • Wegen starker Regenfälle musste das Spiel unterbrochen werden.

wegen Umbaus oder wegen Umbau?

Für den Singular nennt Bastian Sick ein Beispiel für eine Ausnahme. Welche Form ist richtig?

Wegen Umbaus geschlossen (Genitiv) oder Wegen Umbau geschlossen (Dativ)

Steht das Nomen weder mit Artikel noch mit Attribut ist der Dativ erlaubt. Der Satz “Das Geschäft bleibt wegen Umbau drei Wochen geschlossen” ist also richtig.

meinetwegen oder wegen mir?

Die standardsprachlich richtigen Formen sind:

meinetwegen, deinetwegen, seinetwegen, ihretwegen, seinetwegen
unsertwegen / unseretwegen, euretwegen, ihretwegen

Bedeutungen von meinetwegen

1. um meinetwillen; aus Gründen, die mich betreffen

  • Sie hat es meinetwegen getan.
  • Er ist meinetwegen gekommen. Er wollte mich besuchen und nicht dich.

2. von mir aus

  • Meinetwegen können die Kinder den Film heute Abend sehen. Ich habe nichts dagegen.
  • Unsertwegen können wir jetzt auch mit der Arbeit aufhören. Wie seht ihr das? Denkt ihr auch, dass es für heute genug ist?

Die Formen wegen mir, wegen dir… sind umgangssprachlich! Sie sind also nicht falsch.

Noch Fragen?

Kausalsätze

Hier lernt ihr alles zu den Kausalsätzen:

Kausale Konjunktionen, Adverbien und Präpositionen


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Alle Fragen und Antworten aus der Reihe

Gute Frage | Fragen aus dem Deutschunterricht

Kann man Dativ statt Genitiv benutzen?

Wenn das Nomen, das den Besitz bzw. die Zugehörigkeit angibt, im Plural steht und unbestimmt ist, also keinen Begleiter (Artikel oder Adjektiv) hat, kann man es nicht in den Genitiv setzen. Dann muss man stattdessen von + Dativ verwenden. Das sind die Mikrofone der Tonassistenten.

Warum Genitiv statt Dativ?

Der Dativ kommt bei der Präposition statt ausnahmsweise zum Zug, wenn statt mit einem alleinstehenden Nomen im Plural verbunden ist, bei welchem man den Genitiv Plural nicht erkennen kann. Das ist der Fall bei Substantiven, die im Genitiv Plural gleich sind wie im Nominativ Plural oder Akkusativ Plural.

Warum sagt man Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod?

Der Dativ ist des Genitivs Tod Er wird verwendet, um einen konkreten Bezug anzuzeigen, den Besitz. Wenn Sie die Substantive Hund und Mann verwenden, ist nicht klar, wer zu wem in welcher Beziehung steht. Der Zusammenhang kann sein, dass es der Mann des Hunds ist.

Ist der Genitiv abgeschafft?

Die vier Fälle (Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ) werden auf drei reduziert. Der Genitiv, schon lange vielen Deutschen ein Dorn im Auge, wird abgeschafft und durch den Dativ ersetzt. Auch die Deklination der Adjektive wird als überflüssig angesehen und gestrichen.