Bremsweg bei 100 km/h 1 sekunde reaktionszeit

12. August 2022 | Nicole Hery-Moßmann

Bremsweg bei 100 km/h 1 sekunde reaktionszeit

zorabcde / Getty ImagesDen Bremsweg geht mit einer Formel kinderleicht.

Wie lange brauchen Sie bei einer Vollbremsung, bis Ihr Auto zum Stillstand kommt? Den Bremsweg können Sie mit dieser Faustformel ganz leicht berechnen. Wir sagen wie und zeigen, was der Unterschied zwischen Bremsweg, Reaktionsweg und Anhalteweg ist. 

Formel für Bremsweg und Reaktionsweg

Der Bremsweg beschreibt die Strecke, die ein Fahrzeug bis zum Stillstand zurücklegt, sobald der Fahrer auf das Bremspedal tritt. Dabei wird zwischen einer normalen Bremsung und einer Bremsung in einer Gefahrensituation unterschieden. Jeder Autofahrer weiß, dass hier ein Unterschied besteht: Bei Gefahr kommt es zu einer Vollbremsung. Beide Strecken lassen sich mit einfachen Formeln berechnen.

Für die Berechnung des Bremswegs ist nur eine Größe relevant: Die Geschwindigkeit. Sie bestimmt, wie lange es dauert, das Fahrzeug zum Stehen zu bringen und somit die Strecke, die es in dieser Zeit noch zurücklegt. Möchten Sie den normalen Bremsweg berechnen, teilen Sie die zuerst gefahrene Geschwindigkeit durch zehn. Diesen Wert multiplizieren Sie mit sich selbst. Für die Mathematik-Begeisterten unter unseren Lesern: Der Wert wird mit dem Exponent 2 potenziert. Die Formel sieht wie folgt aus:

(Geschwindigkeit ÷ 10) x (Geschwindigkeit ÷ 10) = normaler Bremsweg in Metern

Bei einer Vollbremsung, also einem Bremsen in einer Gefahrensituation tritt der Fahrer die Bremse voll durch. Dadurch verkürzt sich der Bremsweg etwa um die Hälfte. Auch dieser Gefahren-Bremsweg kann mit einer einfachen Formel berechnet werden: Sie berechnen zuerst den normalen Bremsweg nach der genannten Formel und teilen das Ergebnis anschließend durch zwei. Dementsprechend ergibt sich folgende Formel für die Berechnung des Gefahren-Bremswegs:

[(Geschwindigkeit ÷ 10) x (Geschwindigkeit ÷ 10)] ÷ 2 = Gefahren-Bremsweg in Metern

Bisher haben wir lediglich den reinen Bremsweg berechnet. Vor dem Bremsen gibt es aber auch die Zeit, die der Fahrer braucht, um auf eine Situation zu reagieren – um dann auf die Bremse zu treten. Diese Zeit heißt Reaktionszeit. Sie geht dem Bremsvorgang voraus. Bis Sie auf eine Situation reagieren und der Fuß das Bremspedal tritt, legt das Fahrzeug eine bestimmte Strecke zurück. Diese Wegstrecke wird Reaktionsweg genannt. Relevant für die Berechnung des Reaktionswegs sind Geschwindigkeit und Reaktionszeit. Letztere ist von Mensch zu Mensch verschieden. Für die Formel wird eine Reaktionszeit von einer Sekunde zugrunde gelegt. Hieraus ergibt sich folgende Formel zur Berechnung der Wegstrecke, die das Fahrzeug innerhalb dieser einer Sekunde zurücklegt:

(Geschwindigkeit ÷ 10) x 3 = Reaktionsweg in Metern

Wie gesagt, beschreibt diese Formel die Strecke, die das Auto bei einer bestimmten Geschwindigkeit in einer Sekunde zurücklegt. Dementsprechend kann der Reaktionsweg auch bei einer längeren Reaktionszeit einfach berechnet werden. Liegt eine Reaktionszeit von zwei Sekunden vor, verdoppelt sich der Wert einfach, bei drei Sekunden Reaktionszeit würde er sich verdreifachen.

Beispiele für Bremsweg und Reaktionsweg

Nach so viel Theorie veranschaulichen wir Bremsweg und Reaktionsweg anhand von realen Zahlen, also Beispielen aus dem Alltag. Sind Sie in der Stadt mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h unterwegs und Sie fahren beispielsweise auf eine Ampel zu, die rot ist, können Sie den Bremsweg leicht berechnen. Es gilt die Formel für den normalen Bremsweg, also (Geschwindigkeit ÷ 10) x (Geschwindigkeit ÷ 10) = normaler Bremsweg in Metern.

In unserem Beispiel ergibt sich (50 ÷ 10) x (50 ÷ 10) = 5 x 5 = 25 Meter 

Wird in der Stadt bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h eine Vollbremsung nötig, etwa weil ein Kind auf die Straße läuft, gilt die Formel [(Geschwindigkeit ÷ 10) x (Geschwindigkeit ÷ 10)] ÷ 2 = Gefahren-Bremsweg in Metern.

In unserem Beispiel ergibt sich [(50 ÷ 10) x (50 ÷ 10)] ÷ 2 = 25 ÷ 2 = 12,5 Meter

Vor der Bremsung steht wie erklärt die Reaktionszeit. Die Formel (Geschwindigkeit ÷ 10) x 3 ergibt den Reaktionsweg.

Auf unser Beispiel umgelegt ergibt sich also (50 ÷ 10) x 3 = 5 x 3 = 15 Meter

Bremsweg bei 100 km/h 1 sekunde reaktionszeit

(Bild: Pixabay/MichaelGaida)Bremsweg, Reaktionsweg und Anhalteweg mit einfachen Formeln berechnen

Formel für den Anhalteweg

Neben dem Bremsweg und dem Reaktionsweg gibt es noch einen weiteren Begriff, den sogenannten Anhalteweg. Er beschreibt, welche Wegstrecke das Fahrzeug tatsächlich zurücklegt, bis es aus voller Fahrt zum Stehen kommt. Der Anhalteweg setzt sich aus dem Reaktionsweg und dem Bremsweg zusammen. Dementsprechend einfach ist die dazugehörige Formel:

Bremsweg + Reaktionsweg = Anhalteweg

Zur Veranschaulichung nehmen wir wieder unser Beispiel eine Stadtfahrt mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h.

Der Bremsweg bei einer normalen Bremsung beträgt nach der Formel: (50 ÷ 10) x (50 ÷ 10) = 5 x 5 = 25 Meter. Der Reaktionsweg beträgt nach der Formel bei einer Reaktionszeit von einer Sekunde (50÷ 10) x 3 = 5 x 3 = 15 Meter. Der Anhalteweg bei diesem Szenario wäre Bremsweg plus Reaktionsweg, also 25 Meter + 15 Meter, also 40 Meter.

Bei einer Vollbremsung bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h verändert sich der Anhalteweg. Der Bremsweg wäre in diesem Fall [(50 ÷ 10) x (50 ÷ 10)] ÷ 2 = 25 ÷ 2, also 12,5 Meter. Der Reaktionsweg bleibt unverändert bei 15 Metern, er ändert sich in einer Gefahrensituation nicht. Daraus ergibt sich ein Anhalteweg bei einer Gefahrensituation von 12,5 Metern + 15 Metern. Das Fahrzeug kommt also nach 27,5 Metern zum Stehen.

Sind Sie auf der Autobahn mit einer Geschwindigkeit von 120 km/h unterwegs, ergeben sich längere Brems- und Reaktionswege und somit auch ein längerer Anhalteweg.

Der errechnete Reaktionsweg beträgt (100 ÷ 10) x 3 = 10 x 3 = 30 Meter. Bei einer normalen Bremsung beträgt der Bremsweg (100 ÷ 10) x (100 ÷ 10) = 10 x 10 = 100 Meter. Bei einer Vollbremsung verringert sich der Bremsweg nach der Formel [(100 ÷ 10) x (100 ÷ 10)] ÷ 2 = (10 x 10) ÷ 2 = 100 ÷ 2 = 50 Meter.

Daraus ergibt sich bei einer normalen Bremsung mit 100 Metern Bremsweg zuzüglich 30 Metern Reaktionsweg ein Anhalteweg von 130 Metern. Erst nach dieser Strecke kommt das Fahrzeug zum Stillstand.

Bei einer Vollbremsung setzt sich der Anhalteweg aus dem Reaktionsweg von 30 Metern und dem Bremsweg von 50 Metern zusammen. Machen Sie mit 120 km/h auf der Autobahn eine Vollbremsung, fährt das Auto noch ganze 108 Meter weit, bis es steht.

Tipps zu mehr Sicherheit 

Die wichtigste Regel kennen wir alle: Genügend Abstand zum vorderen Wagen einhalten. Es bringt jedoch nichts, einen Abstand in der Größe des Anhaltewegs einzuhalten, da auch das vordere Auto nicht plötzlich stehenbleibt, sondern ebenfalls einen Anhalteweg hat. Außerdem nutzen andere Autofahrer diese Lücken, um sich einzureihen und der Abstand ist damit futsch. Es gibt jedoch Faustregeln, die Autofahrern eine Orientierung bieten. Im Stadtverkehr sollten circa drei Autolängen - also um die 15 Meter - und auf Autobahnen und Landstraßen einen "halben Tachowert" Abstand eingehalten werden. Bei 120 km/h auf der Autobahn also am besten 60 m hinter dem Vordermann oder der Vorderfrau bleiben, bei 180 km/h 90 m. Bei schlechten Straßenverhältnissen, Regen oder eingeschränkter Sicht sollte der Abstand verdoppelt werden. 

Ein zweiter wichtiger Faktor ist die Reaktionszeit. Deine Reaktionszeit kann im Ernstfall über Leben oder Tod entscheiden. Reagierst du beispielsweise eine Sekunde langsamer, weil du zum Beispiel gerade kurz auf dein Handy geschaut hast oder versucht hast, den Radiosender einzustellen und den Knopf nicht findest, liegt bei einer Gewschwindigkeit von 50 km/h dein Anhalteweg nach einer Vollbremsung nicht bei 27,5 Metern, sondern bei 42,5 Metern. Das sind 3 Autolängen mehr. Du kannst dir also selbst vorstellen, was das im Stadtverkehr bedeuten kann. Frag also lieber deinen Beifahrer, ob er dir behilflich sein kann.

Wie lang ist der Bremsweg bei Nässe, Schnee und Eis?

Es gibt noch weitere Faktoren, die den Bremsweg beeinflussen. Ein körniger Untergrund oder auch Nässe verlängern den Bremsweg oder bringen das Fahrzeug auch mal ins Rutschen. Auch  die Profiltiefe, der Fahrzeugtyp und das Gewicht des Fahrzeuges beeinflussen den Bremsweg. Ein LKW braucht natürlich länger, um zum Stehen zu kommen, als ein normaler PKW.  Auch der Zustand der Bremsanlage spielt eine Rolle. 

Bei Nässe verlängert sich ein Bremsweg bei Tempo 50 von ursprünglichen 12 Metern auf knapp 20 Meter, bei Schnee sind es dann schon 48 Metern und bei Eis sogar rund 96 Metern - gute Bremsen und eine ordentliche Profiltiefe der Reifen vorausgesetzt. Bei Tempo 80 sind es dann schon statt der 30 Meter bei trockener Fahrbahn 49 Meter (Nässe), 124 Meter (Schnee) und sogar 247 Meter bei Eis. 

Auch Müdigkeit und Alkohol verlängern die Reaktionszeit. Deshalb sind diese beiden Einflussfaktoren auch so gefährlich. Hier hilft nur: Aufmerksam und konsequent sein, nicht nach Alkoholkonsum Auto fahren und genug schlafen. Bei langen Fahrten sollten Sie oft genug Pausen einlegen und einen oder mehrere Fahrerwechsel machen. 

Zusammenfassung und Fazit

Der Anhalteweg ist eine wichtige Größe, wenn es um Vermeidung von Unfällen geht. Der Bremsweg allein ist nicht ausreichend, um die zurückgelegte Strecke darzustellen. Bis ein Fahrer eine Situation verarbeitet hat und darauf reagieren kann, vergeht eine Zeit, wenn auch nur eine geringe. In dieser Zeit legt das Fahrzeug jedoch je nach Geschwindigkeit eine beachtliche Wegstrecke zurück. Deshalb muss die Reaktionszeit berücksichtigt werden, wenn berechnet werden soll, wie lange es dauert, bis ein Auto tatsächlich anhält. Dies kann sich durch Müdigkeit oder Alkohol verlängern.

Geschwindig-keit  Normaler Bremsweg Gefahren-Bremsweg  Reaktions-weg Anhalteweg Normale Bremsung Anhalteweg Vollbremsung
30 km/h 9 m 4,5 m 9 m 18 m 13,5 m
50 km/h 25 m 12,5 m 15 m 40 m 27,5 m
70 km/h 49 m 24,5 m 21 m 70 m 45,5 m
100 km/h  100 m 50 m 30 m 130 m 80 m

Es lohnt sich auf jeden Fall, sich den Anhalteweg vor Augen zu führen und für bestimmte Geschwindigkeiten exemplarisch zu berechnen. Dann bekommen Sie ein Gefühl dafür, dass es im Falle eines Falles sehr lange dauern kann, bis das Auto steht, wenn Sie bremsen müssen. Je höher die Geschwindigkeit, umso länger der Anhalteweg. Deshalb ist es unter anderem wichtig, nicht nur die Geschwindigkeit den Umständen anzupassen, sondern auch ausreichend Abstand zu Vordermann oder Vorderfrau zu halten. So lassen sich Auffahrunfälle vermeiden.

Wie berechne ich den Anhalteweg mit 1 Sekunde Reaktionszeit?

Formel für den Anhalteweg Der Reaktionsweg beträgt nach der Formel bei einer Reaktionszeit von einer Sekunde (50÷ 10) x 3 = 5 x 3 = 15 Meter. Der Anhalteweg bei diesem Szenario wäre Bremsweg plus Reaktionsweg, also 25 Meter + 15 Meter, also 40 Meter.

Wie rechnet man 1 Sekunde Reaktionszeit?

Wie lang ist der Reaktionsweg nach der Faustformel? Die Fausformel für den Reaktionsweg lautet: (Geschwindigkeit : 10) x 3 Also hier: 100 km/h : 10 x 3 = 30 m Reaktionsweg.

Wie lange ist der Bremsweg bei 100 km?

2 Tabelle Geschwindigkeit/Bremsweg.

Was ist 1 Sekunde Reaktionszeit?

Im Durchschnitt braucht ein Mensch eine Reaktionszeit von 1 Sekunde, um auf ein Hindernis bzw. eine Gefahr zu reagieren. In dieser Zeit fährt das Auto ungehindert weiter, bis du reagieren kannst. Bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h beträgt der sogenannte Reaktionsweg dann bereits 15 m.