Wie zuverlässig ist der Opel Crossland?

Muss ein Auto wirklich ein beheizbares Lenkrad haben? Muss es nicht. Aber gerade erfreut dieses kleine Extra mein altes Autofahrerherz. Wohlige Wärme durchströmt meine Hände, ich mag das Lenkrad des Opel Crossland X Turbo gar nicht mehr loslassen.

Zwei Wochen soll ich das SUV aus Rüsselsheim testen. Mit meinen knapp 80 Jahren gehöre ich angeblich zur Zielgruppe dieser Fahrzeugspezies. Der Wagen ist vollgepackt mit Assistenzsystemen und Komfortextras. Mal schauen, ob sie mir wirklich beim Fahren assistieren und ob ich überhaupt mit ihnen zurechtkomme.

Ich hole das Auto in der Hamburger Innenstadt ab. Beim Einsteigen begreife ich, warum diese Automodelle bei älteren Fahrern so beliebt sind. Bei meinem zehn Jahre alten Kleinwagen muss ich beim Einsteigen meine 185 Zentimeter Körperlänge richtig zusammenfalten, sonst komme ich kaum in das Auto hinein. Solche Gymnastik wird mit zunehmenden Alter nicht einfacher. Beim Opel Crossland X muss ich mich nicht verrenken, und die Sitzposition ist angenehm hoch, sodass ich das Verkehrsgeschehen vor mir gut überblicken kann.

Das SUV Crossland X hat bei Opel den Van Meriva ersetzt

Das SUV Crossland X hat bei Opel den Van Meriva ersetzt

Quelle: Daniel Reinhardt

Gewöhnen muss ich mich jedoch an das Automatikgetriebe. Über 50 Jahre lang bin ich fast nur Autos mit Schaltgetriebe gefahren. Auf den ersten Kilometern geht es daher etwas ruckelig voran, ich fühle mich wie ein rollendes Verkehrshindernis und fange auch ärgerliche Blicke und Gesten von den Autofahrern neben und hinter mir ein.

Bald aber klappt es reibungslos mit der Automatik, ich finde sie richtig angenehm und schwimme flott im Großstadtverkehr mit. Das Auto läuft angenehm leise, nur beim Beschleunigen kann der Motor laut werden. Hier hätte ich mir eine bessere Geräuschdämpfung gewünscht.

Ein Blick auf das Armaturenbrett weckt alte Erinnerungen. Mein erster gebrauchter VW Käfer (Baujahr 1959) hatte nur ein Rundinstrument mit dem Tachometer. Die Bedienhebel beschränkten sich auf Blinker, Licht, Hupe und Scheibenwischer, auf- und abgeblendet wurde mit einem Fußschalter. Die Blinker wurden erst nachträglich eingebaut. Vorher zeigte der Fahrer den Richtungswechsel mit einem sogenannten Winker an, der zwischen den Seitenscheiben herausklappte.

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Dieses Teil war bei meinem Käfer sogar noch sichtbar, aber stillgelegt. Über die Qualität des Zubehörs konnte ich mich als Käferfahrer kaum beschweren, es gab nämlich fast nichts. Die Heizung war bei dem 1959er-Modell noch eine Katastrophe. Und ein beheizbares Lenkrad konnte sich damals kein Mensch vorstellen, nicht einmal die teuersten Spitzenmodelle von Mercedes und BMW hatten so etwas zu bieten.

Im Opel Crossland werde ich hingegen mit Komfort geradezu überschüttet. Die vielen Instrumente und Schalter überfordern mich fast. Allein im Lenkrad ist ein Dutzend Mini-Schalter integriert – unter anderem für die Einstellung des Tempomats, der Radiolautstärke und der schon erwähnten Lenkradheizung.

Und dann der Mini-Bildschirm genau vor meiner Nase: Das Head-up-Display zeigt die aktuelle Geschwindigkeit und Tempolimits an, dazu Navigationsinformationen, sofern man das Navi aktiviert hat. Eigentlich sehr praktisch, aber mich nervt es. Kann man das Ding nicht irgendwie herunterklappen? Das schaffe ich erst, nachdem ich in der Betriebsanleitung nachgesehen habe.

Pannenhelfer ist immer an Bord

Die 250 Seiten dicke Anleitung ist auch für altgediente Autofahrer wie mich eine absolute Pflichtlektüre, sonst steht man hilflos vor diesem technischen Wunderwerk. Das Buch ist übersichtlich und verständlich gestaltet, hat aber einen ärgerlichen Fehler: Hin und wieder werden Symbole aufgeführt, die ich nur mit der Lupe erkennen kann. Auch junge Leute dürften damit Schwierigkeiten haben, die Symbole sind einfach zu klein.

An ein Erlebnis in meiner langen Autofahrerkarriere kann ich nur mit Schrecken zurückdenken. Der Nachfolger des Käfers war ein 23 PS „starker“ Renault R4, ein französisch-praktisches und irgendwie fröhliches Auto. Aber mit dem Wagen bin ich eines Nachts auf einer abgelegen Kopfsteinpflasterstraße in der Lüneburger Heide liegen geblieben.

Der Motor tot, kein Funken Strom mehr im Auto. Da half auch die serienmäßig mitgelieferte Handkurbel zum Anwerfen des Motors nicht weiter. Handys gab es lange noch nicht, also musste ich eine Stunde bis ins nächste Dorf laufen.

In einem Haus brannte noch Licht, dort durfte ich den ADAC anrufen. Der Bauer fuhr mich zurück zu meinem kaputten Auto. Bis früh um vier musste ich warten. Es wurde schon hell, da erschien endlich der ADAC-Monteur und machte das Auto wieder flott.

Da die Karosserie des Opel Crossland X recht unübersichtlich ist, ist die Rückfahrkamera ein sehr sinnvolles Extra

Da die Karosserie des Opel Crossland X recht unübersichtlich ist, ist die Rückfahrkamera ein sehr sinnvolles Extra

Quelle: Daniel Reinhardt

So etwas könnte mir mit dem Opel Crossland nicht passieren. Auf der langen Zubehörliste meines Testwagens findet sich nämlich der Telematik-Service OnStar. Sollte man Hilfe brauchen, genügt ein Druck auf einen Schalter über dem Innenspiegel. Ich probiere das einfach einmal aus. Sofort meldet sich eine freundliche Frauenstimme.

Im Fall einer Panne setzt Opel sofort einen Pannen-Hilfsdienst in Marsch, erfahre ich von meiner Gesprächspartnerin. Wurde das Auto gestohlen, kann es geortet werden, hat man sich ausgesperrt, öffnet OnStar den Wagen. Wer ein bestimmtes Restaurant oder ein anderes Ziel sucht, kann sich ebenfalls helfen lassen, das Ziel wird dann auf das Navigationsgerät gesendet.

Muss das alles wirklich sein? Klar, ich kann bei einer Panne selbst den ADAC anrufen oder ein Restaurant suchen. Aber als ein bequemer und manchmal auch fauler Mensch würde ich diesen Service sicher auch nutzen.

Wenn ich den Opel Crossland mit meinem ersten VW Käfer vergleiche, gerate ich ins Grübeln. Der Käfer hatte einen 1,2-Liter-Motor mit 30 PS, er lief maximal 120 km/h, soff dabei bis zu 11 Liter verbleites Benzin auf 100 Kilometer, bei Seitenwind musste man das Lenkrad mit beiden Händen festhalten. Der Opel hat ebenfalls einen 1,2-Liter-Motor, mit dem Turbolader bringt er es auf 110 PS, und er schafft maximal 190 km/h.

Das ständige Piepen kann nerven

Während meiner Testfahrten verbrauchte er 8,5 Liter unverbleites Super, und dabei wurde er viel im Stadt- und Nahverkehr bewegt. Seitenwind kann ihm kaum etwas anhaben. Bei 150 km/h auf der Autobahn, und sogar bei einem norddeutschen Sturm bleibt er eisern in der Spur.

Noch nachdenklicher werde ich beim Thema Sicherheit. Der Käfer hatte nichts, kein ABS, keine Airbags, nicht einmal Gurte. Autofahren war viel gefährlicher als heute. 1963 starben in der Bundesrepublik rund 20.000 Menschen bei Verkehrsunfällen, die Zahlen aus der damaligen DDR nicht einmal mitgerechnet. Aber zwischen dem 1959er-Käfer und dem Opel Crossland liegen fast sechs Jahrzehnte, in der Zeit hat sich doch einiges getan. Die Autos sind sicherer geworden, die Zahl der Verkehrstoten sank 2016 in Deutschland auf 3214.

Das Thema Sicherheit war den Opel-Ingenieuren wohl besonders wichtig. Dieses Auto passt ständig auf mich auf. Schrilles Piepen warnt beim Ein- und Ausparken vor zu viel Nähe zu anderen Fahrzeugen und Hindernissen, nicht nur vorn und hinten, sondern auch seitlich. Dieser Schutz vor Parkremplern gehört inzwischen auch bei kleineren Autos längst zum Standard.

Doch der Crossland X überwacht auch ständig mein Fahrverhalten. Die Frontkamera erkennt die Fahrspurmarkierungen. Wenn ich auch nur ganz geringfügig aus der Spur komme, geht das Gepiepe schon wieder los. Die Frontkamera kann auch Auffahrunfälle verhindern und sogar einem unachtsamen Fußgänger das Leben retten.

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Bei zu schneller Annäherung an ein vorausfahrendes Fahrzeug oder einen Fußgänger wird der Fahrer mit einem Warnton informiert. Wenn er nicht sofort bremst, reagiert das Auto mit einer Notbremsung. Glücklicherweise kam dieses System bei meinem zweiwöchigen Test nicht zum Einsatz.

Ganz im Gegensatz zum Parkassistenten. Bei meiner Fahrprüfung vor über 54 Jahren gehörte das Rückwärtseinparken zu den größten Herausforderungen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Immer noch scheitern viele Prüflinge an dieser Aufgabe und fallen durch. Mit dem Parkassistenten im Opel Crossland ist das Manöver jedoch kinderleicht.

Man fährt die Straße langsam ab und überlässt dem System die Suche nach einer ausreichend großen Parklücke. Wenn sie gefunden ist, wird „ok“ auf dem Touchscreen in der Mittelkonsole angezeigt. Dann muss man sich nicht einmal umdrehen, eine Kamera im Heck zeigt auf dem Monitor die Situation hinter dem Auto an und hilft dem Fahrer mit Führungslinien beim Einparken. Wer dann noch Beulen verursacht, muss sich selten dumm angestellt haben.

Sind die vielen elektronischen Helfer wirklich hilfreich oder eher verwirrend? Das häufige Gepiepe geht mir manchmal auf die Nerven. Trotzdem: Das Geräusch von Blech auf Blech bei einem Parkrempler klingt sehr viel hässlicher.

In zwei Wochen von der SUV-Abneigung geheilt

Die Federung des Crossland X ist straff, aber nicht zu hart. Ich stelle sie auf die Probe und scheuche das Auto mit Tempo 60 über eine Kopfsteinpflasterstrecke. Das Fahrwerk schluckt die Tortur ohne Knarren und Quietschen. Nur das Poltern der Reifen dringt bis zur Fahrgastzelle durch, einige Stöße sind deutlich zu spüren. Aber wo gibt es heute noch Kopfsteinpflaster? Der Härtetest hat daher nur theoretische Bedeutung.

Der Testwagen kostet beim Händler rund 23.500 Euro. Ansonsten liegen die Preise je nach Motor und Ausstattung zwischen 17.000 und 24.000 Euro. Wenn ich so viel übrig hätte, könnte ich mir durchaus vorstellen, das Auto zu kaufen – trotz meiner bisherigen stillen Abneigung gegenüber SUV.

Denn nach zwei Wochen habe ich mich so an das Auto gewöhnt, dass ich es nur schweren Herzens zurückgebe. Nach kurzer Eingewöhnung bin ich mit einem mit Technik gespickten Fahrzeug gut zurechtgekommen. Mit knapp 80 Jahren bin ich also noch nicht zu alt für das Auto von heute.

Welches Auto ist besser Opel Mokka oder Opel Crossland?

Der Crossland X ist das deutlich modernere Auto mit dem saubereren Turbodiesel und den umfangreicheren Sicherheitsassistenten. Der Opel Mokka X ist noch eine GM-Entwicklung, er wurde von 2012 bis 2019 gebaut. Bei beiden Gebrauchtwagen sollte man auf Exemplare mit bequemen Ergonomie-Sitzen achten.

Wann muss der Zahnriemen beim Opel Crossland gewechselt werden?

Diese Motorengeneration setzt auch noch auf Zahnriemen, die beim Crossland alle 175.000 km, oder alle 10 Jahre erneuert werden müssen. Im Rahmen des Zahnriemenwechsels erfolgt auch oft der Austausch der Wasserpumpe.

Was kostet ein Crossland an Steuer?

Die Crossland X 1.2 DI Turbo EcoTec Modelle überzeugen mit einer Leistung von 110 PS und sparsamen 52 Euro Kfz Steuer pro Jahr.

Wo wird der Opel Crossland hergestellt?

Der Opel Crossland X, ab Facelift 2020 Opel Crossland, ist ein Crossover des deutschen Automobilherstellers Opel, das in Spanien in Figueruelas gebaut wird.