Was bedeutet es wenn der Ölpreis steigt?

Die Organisation erdölexportierender Länder und ihre Verbündeten (OPEC plus) steigern ihre Ölförderung nicht über das geplante Maß hinaus. Das wurde gestern nach einem Treffen der Ölländer bekannt. Demnach will die Organisation die Förderung weiterhin jeden Monat um 400.000 Barrel (Fass zu 159 Liter) am Tag erhöhen, um so die Wiederöffnung der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie Rechnung zu tragen – aber nicht stärker. Man werde die weitere Entwicklung jedoch genau beobachten. Der Ölpreis stieg zeitweise um 3 Prozent auf ein Dreijahreshoch von 82 Dollar je Barrel für die Nordseesorte Brent, bevor es eine gewisse Gegenbewegung gab.

Was bedeutet es wenn der Ölpreis steigt?

Es geht um ein wichtiges Thema: An den Märkten war spekuliert worden, ob die Ölstaaten den Ölhahn stärker aufdrehen, um globale Engpässe zu vermeiden – nachdem der Ölpreis in sechs Wochen um rund 20 Prozent gestiegen war und auch Erdgas teurer und teurer wurde. Jake Sullivan, der sicherheitspolitische Berater des amerikanischen Präsidenten Joe Biden, hatte die Ölstaaten aufgefordert, die Ölförderung stärker zu erhöhen, um die Inflation zu begrenzen. Auch in Deutschland hatte der hohe Ölpreis einen wesentlichen Beitrag dazu geleitet, dass die Inflationsrate im September auf 4,1 Prozent gestiegen war, in der Eurozone auf 3,4 Prozent.

Neue Preis-Rekorde

Am Montag meldete das Internetportal Check 24, die Preise für Öl und Gas zum Heizen hätten sich gegenüber dem Vorjahr so stark erhöht, dass Verbraucher im September sowohl mit Öl- als auch mit Gasheizung mehr ausgeben mussten als im Vorjahresmonat, obwohl die Witterung deutlich milder war. Der Heizölpreis habe sich gegenüber dem (günstigen) Vorjahresmonat fast verdoppelt, der Erdgaspreis habe einen Rekordstand erreicht. Ein Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 2000 Litern Heizöl zahle jetzt 1476 Euro, für 20.000 Kilowattstunden Gas zahle man 1516 Euro.

Derweil berichtet der Handelsverband HDE, wegen der gestiegenen Preise trübe sich die Verbraucherstimmung ein: Der entsprechende Index, für den 1600 Personen befragt werden, sei im Oktober das dritte Mal in Folge gesunken.

Ein Hauch von Stagflation

Der künftige Einfluss des Rohölpreises auf die Inflation werde ein „Auf und Ab“ sein, sagte Holger Schmieding, der Chefvolkswirt des Hamburger Bankhauses Berenberg in einer Onlinekonferenz. Allerdings werde die sinnvolle und notwendige Politik zum Klimaschutz zusätzlich einen Beitrag zur Inflation leisten, den er auf rund 0,2 Prozentpunkte im Jahr schätzt.

Der Ökonom rechnet damit, dass die Inflation in den nächsten Monaten hoch bleiben wird, bedingt durch Corona-Sonderfaktoren, dann im nächsten Jahr wieder etwas sinkt, wenn die Sonderfaktoren rausfallen, aber mittelfristig höher bleibt, als die Notenbanken im Augenblick noch annehmen. Die EZB unterschätze den Inflationsdruck. „In den nächsten Monaten werden wir einen Hauch von Stagflation haben“, sagte der Ökonom: Bei recht hoher Inflation dürften Lieferengpässe zu einem vorübergehenden Dämpfer in der Wirtschaftsentwicklung führen. Allerdings sei die Nachfrage hoch, weil Unternehmen Nachholbedarf hätten und die Haushalte auf Ersparnissen aus der Lockdown-Zeit säßen.

Welche Aktien profitieren?

Je länger die hohen Inflationsraten anhielten, desto stärker aber dürften die Arbeitnehmer auch höhere Löhne fordern. EZB-Vizepräsident Luis de Guindos hatte gesagt, man sehe noch keine Lohn-Preis-Spirale in der Eurozone, müsse das aber genau beobachten. Schmieding führte aus, er rechne damit, dass man schon im kommenden Jahr neue Tarifabschlüsse bei 3 Prozent sehen werde: „Ich rechne mit einer kleinen Lohn-Preis-Spirale, aber nicht mit Inflationsraten wie in den 70er Jahren.“

Die Fondsgesellschaft HQ Trust hat sich unterdessen mit der Frage beschäftigt, welche Branchen und Aktien von hohen Ölpreisen profitieren und dazu Statistiken ausgewertet. Das Ergebnis: Bei hohen Ölpreisen schlugen wenig konjunktursensitive Aktien aus den Sektoren Gesundheit, Nahrungsmittel sowie Körperpflege den Markt am deutlichsten. Die meisten Sektoren entwickelten sich bei fallenden Ölpreisen besser als bei steigenden; Ausnahme waren die Versorger. Bei fallenden Ölpreisen schnitten die Titel aus Technologie, Medien und Telekommunikation in der relativen Betrachtung mit am schlechtesten ab.

Der Energiepreisanstieg geht weiter, mit Folgen auch für die Verbraucher in Deutschland. Am Freitag erreichte der Preis der amerikanischen Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) den höchsten Stand seit immerhin Herbst 2014. Die Nordseeölsorte Brent notierte knapp unter ihrem langjährigen Höchststand. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) Brent 91,39 Dollar. Das waren 28 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass WTI stieg um 43 Cent auf 90,70 Dollar.

Was bedeutet es wenn der Ölpreis steigt?

„Auslöser für den jüngsten Preisanstieg ist ein Kälteeinbruch in Texas, der Sorgen vor Produktionsausfällen im größten amerikanischen Schieferölvorkommen Permian Basin schürt“, schreiben die Analysten der Commerzbank.

Das teurere Öl beflügelt auch den globalen Energiepreisanstieg, der im Januar die Inflation auch in Deutschland und der Eurozone maßgeblich hatte steigen lassen und das Leben der Verbraucher erheblich verteuert. EZB-Präsidentin Christine Lagarde bezifferte den Anteil des Energiepreisschocks an den hohen Inflationsraten auf etwa 50 Prozent.

Getrieben werden die Ölpreise derzeit durch mehrere Entwicklungen. Für grundsätzliche Unterstützung sorgen ein knappes Angebot und die trotz Omikron-Welle solide Nachfrage. Hinzu kommt der zuletzt schwächere Dollar, der das in Dollar gehandelte Erdöl für viele Anleger rechnerisch günstiger macht und deren Nachfrage anregt.

Die Spannungen zwischen der Ukraine und Russland kommen als politischer Faktor hinzu. Da Russland ein großer Rohölproduzent ist, kalkulieren Erdölhändler derzeit mit einem Risikoaufschlag für den Fall einer Eskalation des Konflikts. Zahlreiche Bankanalysten haben zuletzt ihre Prognosen für die Ölpreisentwicklung angehoben und erwarten für dieses Jahr Preise von teils über 100 Dollar je Barrel. Am Ölmarkt ist von einem „Risikoaufschlag“ auf den Preis wegen der Ukraine-Krise die Rede.

Historische Höchstpreise für Kraftstoff

Der höhere Ölpreis treibt auch in Deutschland alle möglichen Energiepreise weiter in die Höhe. Etwa auch für Brennstoffe: 100 Liter Heizöl kosteten am Freitag bei der Abnahme von 3000 Litern 93,35 Euro, wie das Internetportal Heizoel24 berichtet, an das 500 Ölhändler ihre Preise melden. Das war der höchste Preis seit knapp zehn Jahren.

Auch an den Tankstellen spürt man den starken Energiepreisanstieg. Superbenzin hatte bereits am Dienstag und dann nochmal am Mittwoch neue historische Höchstpreise erreicht, zuletzt kostete ein Liter durchschnittlich 1,724 Euro. Diesel kostete am Mittwoch im Schnitt 1,649 Euro je Liter, auch das war der höchste Durchschnittspreis aller Zeiten.

Auch der Strompreis für Verbraucher in Deutschland erreichte im Januar ein neues Allzeithoch. Wie das Internetportal Check24 mitteilte, zahlte ein Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden im Schnitt für diese Menge 2130 Euro. Das entspricht einem durchschnittlichen Preis von 42,6 Cent je Kilowattstunde.

Wie geht es weiter?

„Wir rechnen mit weiter steigenden Energiepreisen“, sagte Jan Hatzius, der Chefvolkswirt von Goldman Sachs, der F.A.Z.: „Da gibt es durchaus noch Aufwärtspotential.“ Das Rohstoffteam von Goldman um Jeff Currie prognostiziere einen Ölpreis für die Nordseesorte Brent von 105 Dollar zum Jahresende. „Das würde Energie weiter verteuern“, sagte Hatzius. Allerdings sei die Auswirkung auf die Inflationsrate ist nicht mehr ganz so signifikant, wenn der Ölpreis von knapp 90 auf 105 Dollar steige, als wenn er von um die Null auf 90 Dollar klettere, wie das in den letzten beiden Jahren der Fall gewesen sei.

Bei einer Eskalation des Ukraine-Konflikts hält die DZ Bank auch Ölpreise von 120 Dollar je Barrel für möglich, schreiben Analysten der Bank in einer aktuellen Studie. „In unserem Hauptszenario werden die diplomatischen Verhandlungen erfolgreich sein, der Prozess wird sich aber länger hinziehen“, schreibt die Bank. Damit bleibe der Ölpreis vorerst hoch.

Auch die Commerzbank sieht sich jetzt genötigt, ihre Ölpreisprognose hochzusetzen. „Für das laufende Quartal erwarten wir einen Brentölpreis von 90 statt 80 Dollar je Barrel“, schreiben die Analysten. „Grund ist die wegen des Russland-Ukraine-Konflikts kräftig gestiegene Risikoprämie, die sich nur langsam zurückbilden dürfte.“ Aus diesem Grund sehe die Bank auch im zweiten Quartal den Ölpreis noch deutlich erhöht bei 85 statt 75 Dollar. Die schrumpfenden freien Förderkapazitäten seien ein Grund, weshalb die Bank den Brentölpreis auch im 2. Halbjahr etwas höher sehe als zuvor, nämlich bei 80 statt 75 Dollar.

Was passiert wenn der Ölpreis steigt?

Ölpreisänderungen, vor allem überraschende Anstie- ge, können bei den Wirtschaftsakteuren Unsicherheit verursachen, in deren Folge beispielsweise Investitionen und die Käufe von langlebigen Konsumgütern (insbeson- dere Fahrzeuge, aber auch z.B. Bauinvestitionen) ver- schoben bzw. verändert werden.

Was sagt der Ölpreis aus?

Der Ölpreis bezeichnet ein auf einem Markt festgestelltes Austauschverhältnis für eine bestimmte Menge einer Ölsorte.

Warum steigt der Ölpreis weiter?

Die aktuellen Ölpreise entstehen durch Angebot und Nachfrage. Der Heizölpreis und Preise für Benzin und Diesel spiegeln die Tendenz der Ölpreisentwicklung wider. Außer den Fördermengen und den Finanzmarktfaktoren haben politische Krisen, Kriege und Naturkatastrophen erheblichen Einfluss auf die Ölpreise.

Wie hoch steigt der Ölpreis 2022?

Im letzten Quartal des Jahres 2022 soll der Ölpreis dann bei durchschnittlich 95 US-Dollar (zuvor 100 US-Dollar) je Barrel liegen.