Wie viel Liter Milch gibt eine Bio Kuh am Tag

Die allermeiste Milch in Deutschland wird von Kühen gewonnen. Nur einige wenige Bauernhöfe in Deutschland halten Schafe und Ziegen für die Milchgewinnung. Diese wird aber nur selten getrunken. Wir Deutschen verwenden Schafs- und Ziegenmilch in erster Linie zur Herstellung von Käse.

Wie viel Milch Schafe und Ziegen geben, hängt vor allem von der Rasse ab und kann sehr unterschiedlich sein. Zur Schafmilcherzeugung wird in Deutschland hauptsächlich das Ostfriesische Milchschaf gehalten, das bis zu 600 Liter Milch im Jahr gibt. Das entspricht einer täglichen Milchleistung von zwei bis vier Litern (Schafe werden 190 bis max. 260 Tage im Jahr gemolken).

Bei den Ziegen sind es überwiegend Tiere der Rasse Bunte Deutsche Edelziege, die für die Milcherzeugung gehalten werden. Diese Ziegen geben zwischen 850 und 1.200 Liter Ziegenmilch pro Jahr. Das entspricht einer Tagesleistung von drei bis vier Litern (Ziegen werden rund 250 Tage im Jahr gemolken).

Sie tauchen ihre feuchten Schnuten in eine Welt aus Kleegras und Wiesenkräutern, rupfen bündelweise Halme und zerreiben das Futter genüsslich in ihren Mäulern. Den meisten ihrer rund 4,3 Millionen Artgenossinnen in Deutschland ist so ein Genuss leider nicht vergönnt. Denn sie müssen ihr Leben im Stall verbringen, Fertigfutter fressen und dann auch noch massenhaft Milch produzieren, die zu Dumping-Preisen verschleudert wird. Doch diese Kühe haben Glück. Die Weide, auf der sie stehen, ist ein Fünf-Sterne-Restaurant für Wiederkäuer. Und die Milch, die sie geben, hat einen hohen Wert. Von der Milchkrise jedenfalls ist hier, auf Haus Bollheim, einem Bio-Hof rund 50 Kilometer südlich von Köln, nichts zu spüren.

„Kommt, kommt“, ruft Sivert Joerges über die Weide der Herde zu. Der 56-jährige Milchbauer ist der Kuhflüsterer von Haus Bollheim. Er schiebt die Schirmmütze aus dem Gesicht und rückt die Jacke, die er über einem grauen Arbeitsanzug trägt, zurecht. Dann breitet er seine Arme wie zwei Flügel aus und treibt die gehörnten Tiere in ihren Stall zurück. Die Kühe gehorchen, doch eilig haben sie es nicht. Gleichmütig trotten sie los. Sie lassen sich auch nicht von dem Regen scheuchen, der aus dem wolkenverhangenen Himmel tröpfelt. Es ist Nachmittag, gleich 16 Uhr. „Zeit, zu melken“, sagt Joerges und stapft in seinen Gummistiefeln der Herde hinterher.

Zweimal am Tag nimmt Joerges den Kühen ihre Milch ab. Das erste Mal führt er sie morgens 6 Uhr in den Melkstand – das Herz eines jeden Milchviehbetriebs. Dort legt er Mütze und Jacke ab, zieht Handschuhe und eine Schürze aus Gummi über. Vor dem Eingang zu dem gekachelten Raum, der kaum größer als eine Garage ist, drängeln sich die Kühe. Dann dürfen sie herein, eine nach der anderen. Die ersten vier gehen nach links, die nächsten nach rechts. Hinter jeder Kuh senkt sich ein kleines Gatter. So, eingeparkt zwischen Eisenstangen, warten sie darauf, dass Bauer Joerges sie um ihre Milch erleichtert.

Der gelernte Landwirt ist ein erfahrener Milchbauer. Er hat schon in mehreren Kuhställen gemolken. Was er bei den konventionellen Betrieben sah, hat ihm nicht gefallen. „Das war nicht gut für die Kühe“, sagt er. Vor sechs Jahren kam er nach Bollheim, einem Betrieb, der nach den Richtlinien des Bio-Verbandes Demeter wirtschaftet.

Milch von Kühen, die auf der Weide grasen und frisches Grün verspeisen, ist gesünder. Sie enthält zum Beispiel 50 Prozent mehr Omega-3-Fettsäuren. Zu dieser Erkenntnis kamen Anfang dieses Jahres britische Wissenschaftler, die mehr als 190 internationale Milchstudien ausgewertet haben. Bei Kühen, die jedoch fast nur Silage vorgesetzt bekommen, ist der Anteil der für den Blutkreislauf und das Nervensystem des Menschen wichtigen Fettsäuren geringer. In der Analyse der Wissenschaftler schnitt Bio- im Vergleich zu herkömmlicher Milch auch bei anderen Stoffen, die die Gesundheit fördern, wie Linolsäure, Eisen und Vitamin E, besser ab.

Das Futter auf Haus Bollheim besteht zum allergrößten Teil aus Gras und Heu. Im Winter liegen zusätzlich Ackerrüben in den Futtertrögen. Außerdem bekommen die Kühe das ganze Jahr über ein Spezialfutter. Dabei handelt es sich um eine kleine Energie- und Eiweißbombe, die ihre Milchleistung nach oben befördert. „Ohne dieses Kraftfutter würden unsere Kühe jährlich weniger als 5.000 Liter geben“, rechnet Hans von Hagenow vor, einer von vier Landwirten, die den Demeter-Hof heute betreiben. Der 58-Jährige führt die Geschäfte. Kühe mit geringerer Milchleistung würden die finanzielle Bilanz erheblich schmälern. Der Betrieb ließe sich nicht mehr wirtschaftlich führen und auch der Bedarf an qualitativ hochwertiger Milch wäre nicht zu decken, stellt Bollheim-Chef von Hagenow klar.

Die Rezeptur für Kraftfutter variiert von Anbieter zu Anbieter und von Hof zu Hof. Auf Haus Bollheim etwa ist Soja unerwünscht. Hier fressen die Kühe regional. Als Eiweißträger stehen Ackerbohnen, Luzerne und Lupinen auf dem Speiseplan. Für den nötigen Energieschub gibt es Mais und Weizenkleie sowie Überreste aus der Herstellung von Raps-, Sonnenblumen- und Leinöl. „Das sind Abfallprodukte der Getreidemühlen und der Ölpressen“, sagt Joerges, während er im Melkstand zu einem Schlauch greift. Bevor er seine Kühe Isabel, Berta, Umbria und Hanna an die Melkmaschine anschließt, spritzt er sie noch mit warmem Wasser ab. Anschließend reibt er ihre Euter mit Papier von der Küchenrolle trocken. Zuletzt schmiert er die Zitzen mit einem Desinfektionsmittel ein.

Jetzt, wo die Kühe sauber sind, kann die Milch kommen. Sie fließt durch ein System von Schläuchen und Rohren direkt in die benachbarte Käserei. Die Rohmilch, die im eigenen Hofladen verkauft wird, macht nur einen winzigen Teil im großen Ganzen aus. Käse ist das Kerngeschäft. Dazu kommen ein bisschen Quark und Joghurt. Außerdem gibt es auf Haus Bollheim Felder mit Kartoffeln, Getreide und Erdbeeren, Tomaten in Gewächshäusern und Hühner in mobilen Ställen. Haus Bollheim liefert die Produkte direkt an Bio-Läden im Bonner und Kölner Raum. So zieht die Milchkrise vorbei, ohne Spuren zu hinterlassen. Ungeachtet dessen sagt von Hagenow: „Für die Preise, die die Molkereien bezahlen, könnten wir nicht produzieren.“ Für Milch aus Intensivtierhaltung stürzte der Preis zwischenzeitlich auf unter 20 Cent pro Liter. Bio ist den Molkereien zwar mehr als doppelt so viel Geld wert. Doch der Abwärtssog droht auch hier, die Preise nach unten zu ziehen.

Ruhig und routiniert arbeitet sich Sivert Joerges durch seine Milchkuh-Herde. Jetzt steht Gundula vor ihm, eine stolze Rotbunte. Das Band, das die Kuh um ihr linkes Hinterbein trägt, verrät ihm, dass ihre Milch nicht weiterverarbeitet werden darf. „Sie hat vor knapp zwei Wochen gekalbt“, begründet BioBauer Joerges. Es befänden sich noch immer sehr viele Körperzellen in ihrer Milch, mehr als sonst. Das zeigten die Ergebnisse der Laboruntersuchung. Und das mindere die Qualität. Dreimal wöchentlich schickt der Milchbauer Proben in ein amtliches Labor, wo die Milch unter anderem auf Körperzellen, Medikamente, Wasser-, Fett- und Eiweißgehalt getestet wird. „Einmal im Monat kommt der Milchkontrolleur auch zu uns“, so Joerges weiter.

Bei den Tieren, die krank sind oder waren, verläuft es ähnlich. Um ihre Klauen schließt sich ebenfalls ein Bändchen. Auch ihre Milch ist damit für die Weiterverarbeitung tabu. Erst recht, wenn Antibiotika oder andere Medikamente im Spiel sind. „Nach der letzten Medikamentengabe müssen wir immer eine bestimmte Zeit abwarten, bis wir die Milch wieder verarbeiten dürfen“, erklärt Sivert Joerges. In der konventionellen Haltung dauert diese Auszeit zwei bis zehn Tage an, im Bio-Bereich doppelt so lang.

Die Milch von Gundula, der frischgebackenen Mutterkuh, zapft Sivert Joerges gesondert ab und schüttet sie in einen Eimer. Er zieht damit die Kälber auf. Die Jungtiere leben abgeschottet vom Rest der Herde. Auf Haus Bollheim bleiben Muttertier und Kalb zehn Tage zusammen, dann werden sie getrennt. Andere trennen direkt nach der Geburt. „Die Trennung ist immer schwierig“, berichtet von Hagenow. Das laute Wehklagen der Muttertiere sei über den ganzen Hof zu hören. Für viele Menschen mag diese Vorstellung schwer zu ertragen sein. Bollheim-Chef von Hagenow und sein Milchbauer Joerges gehen pragmatisch damit um. „Eine Kuh ist kein Hamster. Sie ist ein Nutztier“, sagt Hans von Hagenow.

Wie viele Liter Milch gibt eine Kuh pro Tag?

Während eine Mutterkuh auf natürliche Weise rund vier Liter Milch pro Tag produzieren würde, erzeugt eine auf Milchleistung gezüchtete Kuh in einem Zeitraum von zehn Monaten ca. 28 Liter Milch pro Tag.

Wie viel ist eine Kuh am Tag?

Antwort: Eine Kuh frisst am Tag durchschnittlich 51,5 kg Futter und trinkt dazu etwa 80 Liter Wasser.

Welche Kuh gibt am meisten Milch?

Das Holstein-Rind hat mit etwa 7.800 kg die höchste Milchleistung, Shorthorns bzw. Ayrshire-Rinder und Brown Swiss liegen bei 6.700 bzw. etwa 6.200 kg, Guernsey und Jersey erzielen 5.500 bzw. 5.000 kg.

Wie viel Liter Milch braucht man für 1 kg Käse?

Für 1 kg Käse benötigt man demnach zwischen 4 Liter (zB Frischkäse) und 13 Liter (zB Hartkäse) pasteurisierte Milch oder Rohmilch. (Für einen Laib Emmentaler ca. 75–80 kg benötigt man rund 1.000 Liter frische, silofreie Rohmilch.)