Wie verhält sich ein hund der gleich beißt

Das kann soweit führen, dass schon ein entgegenkommender Fußgänger, ein vorbeifahrendes Fahrrad oder ein unerwarteter Schritt in seine Richtung als Bedrohung interpretiert wird, die eine abwehrende Drohgebärde nach sich zieht. Entsprechend sind diese Hunde beinahe ständig gestresst – ihre Besitzer:innen aber auch, denn schließlich sind sie ständig in Sorge, ihr Hund könne jemanden beißen – oder auch sich selbst.

Deshalb ist es wichtig, bei Angstbeißern schnell zu reagieren und ihnen ein adäquates Handlungsrepertoire anzutrainieren. Das fordert zwar viel Zeit und Engagement und manchmal auch die Hilfe eines Profis, aber letztlich profitieren sowohl Hund als auch Halter davon, weil beide ihr Zusammenleben entspannter genießen können.

Unsichere Hunde und aggressive Hunde – eine Unterscheidung

Wie verhält sich ein hund der gleich beißt
Manch einer mag vielleicht sagen: „Ist doch egal, ob der Hund ängstlich oder aggressiv ist – Biss ist schließlich Biss!“ – So stimmt das allerdings nicht. Denn während ein aggressiver Hund angreift, um seine Dominanz zu unterstreichen, versucht ein ängstlicher Hund lediglich, sich aus einer vermeintlich bedrohlichen Situation zu befreien. Deshalb verursachen Angstbeißer normalerweise nur leichte Bisswunden, kneifen oft sogar nur, weil das oftmals ausreichend ist, um sich den gewünschten Freiraum für die Flucht zu sichern.

Aggressive Hunde hingegen beißen zu, um ihren Gegner zu vertreiben, zu verletzen, ihre höhere Stellung im Rudel anzuzeigen oder im extremsten Fall gar, weil sie ein kleines Kind als Beute identifizieren. Entsprechend haben diese Bisse oft viel fataler Folgen, Attacken können hier sogar tödlich enden.

Auch die Vorzeichen eines Bisses sind unterschiedlich: Während Angstbeißer zunächst versuchen auszuweichen, mit eingezogener Rute und geduckter Haltung drohen, machen sich aggressive Hunde groß. Sie fixieren ihren Gegner mit starrem Blick, das Fell sträubt sich, die Haltung ist breit, nach vorne gerichtet und selbstsicher.

So können Angstbisse vermieden werden

Wie verhält sich ein hund der gleich beißt
Da Angstbeißer wie bereits erwähnt aus vermeintlichen Bedrohungssituationen heraus zubeißen, sollte man meinen, Bisse können vermieden werden, indem bedrohliche Situationen gemieden werden. Leider ist das nicht so einfach, denn was Angstbeißer als bedrohlich empfinden, ist nicht immer von außen nachvollziehbar. Auch hat sich die Unsicherheit und Ängstlichkeit oft schon so im Verhalten des Tieres verfestigt, so dass es beinahe unmöglich ist, einen Raum ohne vermeintliche Bedrohungen zu schaffen. Das heißt aber noch lange nicht, nichts unternehmen zu können. Zuerst einmal muss der Gedanke, die ständige Angst vor einem Angstbiss, weichen, um die Arbeit am Hund angehen zu können. Denn der Hund spürt die Besorgnis. Unsicherer Hund + unsichere:r Halter:in = Keine Problemlösung, sondern es potenziert sich im schlimmsten Fall das Problem.

Damit das Zusammentreffen von einem ängstlichen und unsicheren Hund mit einem anderen Hund oder Menschen gut und ohne Zwischenfall funktioniert, muss zuerst sein Verhalten sehr genau beobachtet werden. Körperhaltung und räumlicher Rückzug sind oft eindeutige Zeichen, ob der Vierbeiner sich bedroht fühlt.

Damit ein unsicherer Hund entspannt sein und bleiben kann, ist es hilfreich, wenn folgende Punkte beachtet werden:

  • Einem unsicheren Hund niemals von hinten annähern, sondern immer so, dass er alles im Blickfeld hat.
  • Weicht der Hund zurück, sollte vermieden werden, ihn zu bedrängen oder ihm nachzugehen.
  • Laute Geräusche und ausholende Gesten vermeiden, die den Hund erschrecken könnten.
  • Direkter Blickkontakt ist bei Hunden ein Zeichen von Dominanz – deshalb, einem unsicheren Hund nicht direkt in die Augen starren, er könnte es als Bedrohung auffassen.
  • Ein ängstlicher Hund benötigt immer ausreichend Raum, um sich zurückzuziehen. Denn Rückzug wird für einen unsicheren Hund immer die erste Wahl noch vor der Aggression sein.

Angstbeißer umerziehen

Wie verhält sich ein hund der gleich beißt
Besitzer eines unsicheren Hundes, der aus Angst aggressiv reagiert, haben allerdings noch eine weitere Möglichkeit, Angstbisse in Zukunft zu vermeiden: Nämlich indem der Angstbeißer umerzogen wird.

Denn wie bereits erwähnt, geht abwehrende Aggression oft auf unzureichende Sozialisation zurück. Der Hund lernt von klein auf andere Hunde und auch Menschen kennen. Dabei werden bestimmte Verhaltensweisen gelernt und eingeübt. Dieses allmähliche Anpassen an Regeln bezeichnet man als „Sozialisation“. Folgendes Beispiel: Der Chihuahua von Frau Müller wird von Klein auf mit Samthandschuhen angefasst, er ist ja so klein und verletzlich. Hier dominiert der menschliche Verstand. Der Chihuahua weiß doch überhaupt nicht das er klein ist. Andere Hunde sind meist zu groß, “böse” und wild und da bleibt die kleine Fellnase besser zu Hause – Welpenschule, Training usw. findet sehr oft nicht statt – ist doch nur ein kleines Hundchen, das mag er doch bestimmt überhaupt nicht. Und wenn der kleine Hund misstrauisch dem Nachbarn gegenüber ist (der kleine Hund hat bestimmt Angst vor dem großen Nachbarn), wird er selbstverständlich in Schutz genommen, gehätschelt und getätschelt usw. Der Hund verbindet damit ab nun eine Belohnungssituation.

Der Umgang mit anderen Hunden fehlt oft vollständig und der Mensch agiert mit menschlichen Reaktionen auf tierisches Verhalten (lieb gemeint, aber meist falsch). Lernerfahrung = Null. Es macht sich Unsicherheit breit. Weder hat ihn ein gut sozialisierter Rudelkollege mal zurechtgestutzt, noch in Schutz genommen und Mensch hat menschlich, aber nicht tierisch reagiert. Und dabei braucht der kleine Hund doch nur Sicherheit, Sicherheit in Bezug auf: Ich weiß ganz genau wie ich mich jetzt zu verhalten habe, denn diese Situation kenne ich. Fehlt das alles, ist das Resultat recht oft: Unsicherer Hund, Kläffer, Beißer. Das ist aber nur ein kurzes Beispiel von vielen. Bei Tierschutzhunden kommen meist noch viele negative Erfahrungen (meist mit Menschen) hinzu. Aber ob kleiner oder großer Hund, ohne ausreichende Sozialisation, entwickeln sich unerwünschte Verhaltensmuster und die sind oft hausgemacht.

Allerdings kann auch der schwierigste Hund mit ausreichend Zeit, Engagement und Sachverstand resozialisiert werden. Da Angstbeißer normalerweise besonders unsichere Tiere sind, spielt bei ihrer Sozialisation vor allem Sicherheit eine große Rolle. Der Hund muss lernen zur Ruhe zu kommen, auf jeden Fall sollte einem unsicheren und ängstlichen Hund ein eigener Ruheraum zugewiesen werden, an den er sich in Stresssituationen ungestört zurückziehen kann.

Extrem wichtig ist hier die Rolle, die der/die Hundehalter:inn spielt: Sicherheit und Selbstbewusstsein zieht ein unsicherer Hund auch aus der Beziehung. Auch ein stabiles Sozialsystem im heimischen „Rudel“ (also in seiner Familie) hilft einem ängstlichen Hund Sicherheit zu finden – denn wer weiß, wo sein Platz ist, muss nicht ständig bangen und schwanken. Gleichbleibende Tagesabläufe und Rituale erleichtern die Orientierung im Alltag, ein Herrchen oder Frauchen, dass auch in Stresssituationen ruhig bleibt, verleiht Sicherheit, aber ebenso wenn klare Regeln gelten. Der Hund darf z.B. nicht in die Küche. Ok, dann aber immer, ohne Ausnahme. Hund weiß bescheid, ist auch keinem deswegen Böse, sondern er weiß nun wo er hingehört – eben nicht in die Küche. Für den Hund vollkommen ok.

Auch positiver Kontakt mit anderen, gut sozialisierten Hunden kann einem unsicheren Vierbeiner helfen, entspannter zu werden und weniger abwehrend auf bestimmte Situationen reagieren. Manchmal ist es auch lohnend, einem unsicheren Hund einen gelassenen Zweithund zur Seite zu stellen – ein Allheilmittel ist das allerdings nicht.

Ist die Abwehraggression bereits ausgeprägt, ist es oft klüger, sich gezielt Hilfe eines Hundetrainers zu holen, als lange selbst zu versuchen, während sich die Situation weiter verfestigt. Scheue nicht davor zurück, Hilfe vom Fachmann/frau zu holen – eine Bewältigung der Problematik wird sich auf jeden Fall positiv auf das Verhältnis zwischen Hundehalter und Hund auswirken!

Schon vor dem ersten Biss reagieren

Wie verhält sich ein hund der gleich beißt
Ist der Hund noch kein Angstbeißer, sondern noch ein unsicherer Welpe, ist die Intervention natürlich einfacher, denn hier haben sich noch keine destruktiven Verhaltensweisen verfestigt.

Allerdings machen wohlmeinende Besitzer unsicheren Welpen und Junghunde oft den immer gleichen Fehler: Treten beängstigende Situationen auf, wird der Welpe direkt aus der Situation entfernt und mit reichlich Streicheln und Zuwendung über den Schreck hinweg getröstet. Die Folge: Der Welpe verknüpft seine Angst mit einer Belohnungssituation. Besser ist es allemal, dem Welpen die Möglichkeit zu geben, sich auch beängstigenden Situationen zu stellen und als Halter selbst so ruhig zu bleiben, dass der Welpe sich diese Ruhe „abschauen“ kann.

Arbeit mit dem Hund lohnt sich

Wie verhält sich ein hund der gleich beißt
Einen Angstbeißer zu resozialisieren mag viel Arbeit machen und Zeit und Engagement fordern – einen Angstbeißer zu halten und ständig zu bangen, ob es nicht doch einmal zu schlimmeren Verletzungen kommt, ist allerdings bei weitem anstrengender. Die Mühe, die in die Resozialisierung des Hundes gesteckt wird, lohnt sich allemal: Ein entspanntes Zusammenleben mit einem glücklichen Hund ist die verdiente Belohnung.

Übrigens, Vitamine der B-Gruppe sind gut für das ständig angespannte Nervenkostüm eines Angstbeißers. B-Vitamine übernehmen wichtige Aufgaben im Energiestoffwechsel, sind beteiligt an der Reizweiterleitung der Nerven und sind an der Bildung wichtiger Botenstoffe im Gehirn (u.a. von Serotonin) beteiligt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Gabe von B-Vitaminen ängstlichen und angespannten Hunden sehr gut tut. Hier findest Du meine Vitamin-B Produktempfehlung.

Wenn weitere Unterstützung erforderlich ist, um einem unsicheren Hund mehr Lebensqualität zu schaffen, finden sich auf der Seite des BvdH (Berufsverband der Hundepsychologen) entsprechende Informationen. Ebenfalls kann ich die Martin Rütter DOGs Hundeschulen sehr empfehlen, top ausgebildete Hundetrainer:innen, die Mensch und Hund erziehen 🙂

Was bedeutet es wenn mein Hund mich leicht beißt?

Beißen ist oft eine instinktive Reaktion auf etwas, das sie in diesem Moment als inakzeptabel empfinden. Die Gründe hierfür können sein, dass wir in ihren Raum eindringen oder ihre Sachen zu einem Zeitpunkt anfassen, an dem sie nicht geneigt sind, sie mit uns zu teilen, oder ganz einfach weil sie Angst haben.

Soll man dazwischen gehen wenn Hunde sich Beißen?

Rasch handeln, bei kämpfenden Hunden Trennen versuchen, ehe schlimmere Verletzungen entstehen? Dazwischen zu gehen ist dabei allerdings nicht ratsam, wenn man nicht selbst (dann unabsichtlich) gebissen werden möchte. Wichtig: Hysterisches Schreien sollte unbedingt vermieden werden, das heizt die Hunde nur noch mehr an.

Warum beißt mein Hund ohne Vorwarnung?

Oft beißen Hunde aus Unsicherheit und Angst. Direkter Augenkontakt in Form von Fixieren und Anstarren bedeutet für Hunde Bedrohung. Auch wenn Sie sich zu schnell annähern, den Hund unvermittelt berühren oder sich von oben nähern, kann das zu Aggressionen führen.

Würde mein Hund Beißen?

"Häufig beißt ein Hund aus Angst, weil er sich bedroht fühlt", erklärt sie. Das Beißen sei dann ein Abwehrmechanismus. "Allerdings setzt der Hund das erst ein, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht, zum Beispiel weil der Mensch andere Anzeichen wie das Knurren nicht als Warnung erkannt hat."