Faust. Eine Trag�die. von Goethe. T�bingen. in der J. G. Cotta�schen Buchhandlung. 1808. [2] WS: Bibliotheksstempel und Signatur [3]Zueignung. [4] [5]Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten! 5 Ihr dr�ngt euch zu! nun gut, so m�gt ihr walten, Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt; Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage, 10 Und manche liebe Schatten steigen auf; Gleich einer alten, halbverklungnen Sage, 15 Und nennt die Guten, die, um sch�ne Stunden Vom Gl�ck get�uscht, vor mir hinweggeschwunden. [6]Sie h�ren nicht die folgenden Ges�nge, 20 Verklungen ach! der erste Wiederklang. Mein
Lied[1] ert�nt der unbekannten Menge, 25 Und mich ergreift ein l�ngst entw�hntes Sehnen Nach jenem stillen, ernsten Geisterreich, 30 Das strenge Herz es f�hlt sich mild und weich; Was ich besitze seh� ich wie im weiten, Vorspiel auf dem Theater. [8] [9]Director, Theaterdichter, lustige Person. Director. 35 Sagt was ihr wohl, in deutschen Landen, Von unsrer Unternehmung hofft? 40 Und jedermann erwartet sich ein Fest. Sie sitzen schon, mit hohen Augenbraunen, 45 Zwar sind sie an das Beste nicht gew�hnt, Allein sie haben schrecklich viel gelesen. 50 Wenn sich der Strom nach unsrer Bude dr�ngt, Und mit gewaltig wiederholten Wehen, 55 Und, wie in Hungersnoth um Brot an Beckerth�ren, Um ein Billet sich fast die H�lse bricht. Dichter. 60 Bey deren Anblick uns der Geist entflieht. Verh�lle mir das wogende Gedr�nge, 65 Wo Lieb� und Freundschaft unsres Herzens Segen Mit G�tterhand erschaffen und erpflegen. Ach! was in tiefer Brust uns da entsprungen, 70 Verschlingt des wilden Augenblicks Gewalt. Oft wenn es erst durch Jahre durchgedrungen Lustige Person. 75 Wenn ich nur nichts von Nachwelt h�ren sollte. Gesetzt da� ich von Nachwelt reden wollte, 80 Ist, d�cht� ich, immer auch schon was. Wer sich behaglich mitzutheilen wei�, 85 Drum seyd nur brav und zeigt euch musterhaft, La�t Phantasie, mit allen ihren Ch�ren, Vernunft, Verstand, Empfindung,
Leidenschaft, Director. 90 Man kommt zu schaun, man will am liebsten sehn. Wird vieles vor den Augen abgesponnen, 95 Die Masse k�nnt ihr nur durch Masse zwingen, Ein jeder sucht sich
endlich selbst was aus. 100 Solch ein Ragout es mu� euch gl�cken; Leicht ist es vorgelegt, so leicht als ausgedacht. Dichter. 105 Wie wenig das den �chten K�nstler zieme! Der saubern Herren Pfuscherey Director. 110 Mu� auf das beste Werkzeug halten. Bedenkt, ihr habet weiches Holz zu spalten, 115 Und, was das allerschlimmste bleibt, Gar mancher kommt vom Lesen der Journale. 120 Und spielen ohne Gage mit. Was tr�umet ihr auf eurer Dichter-H�he? 125 Der, nach dem Schauspiel, hofft ein Kartenspiel, Der eine wilde Nacht an einer Dirne Busen. Was plagt ihr armen Thoren viel, 130 So k�nnt ihr euch vom Ziele nie verirren, Sucht nur die Menschen zu verwirren, Dichter. 135 Der Dichter sollte wohl das h�chste Recht, Das Menschenrecht, das ihm Natur verg�nnt, 140 Ist es der Einklang nicht? der aus dem Busen dringt, Und in sein Herz die
Welt zur�cke schlingt. 145 Verdrie�lich durch einander klingt; Wer theilt die flie�end immer gleiche Reihe Wer ruft das Einzelne zur allgemeinen Weihe? 150 Wer l��t den Sturm zu Leidenschaften w�then? Das Abendroth im ernsten Sinne gl�hn? 155 Zum Ehrenkranz Verdiensten jeder Art? Wer sichert den Olymp? vereinet G�tter? Lustige Person. 160 Wie man ein Liebesabenteuer treibt. Zuf�llig naht man sich, man f�hlt, man bleibt 165 Und eh man sich�s versieht ist�s eben ein Roman. La�t uns auch so ein Schauspiel geben!
Und wo ihr�s packt, da ist�s interessant. 170 In bunten Bildern wenig Klarheit, Viel Irrthum und ein F�nkchen Wahrheit, 175 Vor eurem Spiel und lauscht der Offenbarung, Dann sauget jedes z�rtliche Gem�the 180 Noch sind sie gleich bereit zu weinen und zu lachen, Sie ehren noch den Schwung, erfreuen sich am Schein; Dichter. 185 Da ich noch selbst im Werden war, Da sich ein Quell gedr�ngter Lieder 190 Da ich die tausend Blumen brach, Die alle Th�ler reichlich f�llten. 195 Das tiefe schmerzenvolle Gl�ck, Des Hasses Kraft, die Macht der Liebe, Lustige Person. 200 Wenn mit Gewalt an deinen Hals Sich allerliebste M�dchen h�ngen, 205 Die N�chte schmausend man vertrinket. Doch ins bekannte Saitenspiel 210 Das, alte Herrn, ist eure Pflicht, Und wir verehren euch darum nicht minder. Director. 215 La�t mich auch endlich Thaten sehn; Inde� ihr Complimente
drechselt, 220 Gebt ihr euch einmal f�r Poeten, So kommandirt die Poesie. 225 Was heute nicht geschieht, ist Morgen nicht gethan, Und keinen Tag soll man verpassen, 230 Und wirket weiter, weil er mu�. [19] Ihr wi�t, auf unsern deutschen B�hnen 235 Gebraucht das groߒ und kleine Himmelslicht, Die Sterne d�rfet ihr verschwenden; 240 Den ganzen Kreis der Sch�pfung aus, Und wandelt, mit bed�chtger Schnelle, [20] [21]Prolog im Himmel. [22] [23]Der Herr, die himmlischen Heerscharen, nachher Mephistopheles. Die drey Erzengel treten vor. Raphael. 245 Und ihre vorgeschriebne Reise Vollendet sie mit Donnergang. 250 Sind herrlich wie am ersten Tag.
Dreht sich umher der Erde Pracht; 255 Es sch�umt das Meer in breiten Fl�ssen Am tiefen Grund der Felsen auf, Michael. 260 Vom Meer aufs Land vom Land aufs Meer, Und bilden w�thend eine Kette 265 Doch deine Boten, Herr, verehren Das sanfte Wandeln deines Tags. Zu Drey. 270 Sind herrlich wie am ersten Tag. [25]Mephistopheles. 275 Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen, Und wenn mich auch der ganze Kreis verh�hnt; 280 Ich sehe nur wie sich die Menschen plagen. Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag, 285 Er nennts Vernunft und braucht�s allein Nur thierischer als jedes Thier zu seyn. 290 Und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt; Und l�g� er nur noch immer in dem Grase! Der Herr. 295 Ist auf der Erde ewig dir nichts recht? Mephistopheles. Der Herr. Mephistopheles. Der Herr. Mephistopheles. 300 F�rwahr! er dient euch auf besondre Weise. Nicht irdisch ist des Thoren Trank noch Speise. 305 Und von der Erde jede h�chste Lust, Und alle N�h� und alle Ferne Der Herr. 310 Wei� doch der G�rtner, wenn das B�umchen gr�nt, Da� Bl�t� und Frucht die k�nft�gen Jahre zieren. Mephistopheles. Der Herr. 315 So lang� er auf der Erde lebt, So lange sey dir�s nicht verboten. Mephistopheles. 320 Am[2] meisten lieb� ich mir die vollen frischen Wangen. F�r einen Leichnam bin ich nicht zu Haus; Der Herr. 325 Und f�hr� ihn, kannst du ihn erfassen, Auf deinem Wege mit herab, Mephistopheles. 330 Schon gut! nur dauert es nicht lange. Mir ist f�r meine Wette gar nicht bange. 335 Wie meine Muhme, die ber�hmte Schlange.
340 Des Menschen Th�tigkeit kann allzu leicht erschlaffen, Er liebt sich bald die unbedingte Ruh; Drum geb� ich gern ihm den Gesellen zu, 345 Erfreut euch der lebendig reichen Sch�ne! Das Werdende, das ewig wirkt und lebt, Der Himmel schlie�t, die Erzengel vertheilen sich, Mephistopheles allein. 350 Von Zeit zu Zeit seh� ich den Alten gern, Und h�te mich mit ihm zu brechen. [30] [31]Der Trag�die Erster Theil. [32] [33]Nacht. In einem hochgew�lbten, engen, gothischen Zimmer Faust unruhig auf seinem Sessel am Pulte. Faust. 355 Juristerey und Medicin, Und leider auch Theologie! 360 Hei�e Magister, hei�e Doctor gar, Und ziehe schon an die zehen Jahr, Und sehe, da� wir nichts wissen k�nnen! 365 Das will mir schier das Herz verbrennen. Zwar bin ich gescheidter als alle die Laffen, 370 Daf�r ist mir auch alle Freud� entrissen, Bilde mir nicht ein was rechts zu wissen, 375 Noch Ehr� und Herrlichkeit der Welt. Es m�chte kein Hund so l�nger leben! 380 Da� ich nicht mehr mit sauerm Schwei�, Zu sagen brauche, was ich nicht wei�; 385 Und thu� nicht mehr in Worten kramen. [35] O s�hst du, voller Mondenschein, 390 Dann �ber B�chern und Papier, Tr�bsel�ger Freund, erschienst du
mir! 395 Auf Wiesen in deinem D�mmer weben, Von allem Wissensqualm entladen, Weh! steck� ich in dem Kerker noch? 400 Wo selbst das liebe Himmelslicht Tr�b� durch gemahlte Scheiben
bricht. 405 Ein angeraucht Papier umsteckt; Mit Gl�sern, B�chsen rings umstellt, Mit Instrumenten vollgepfropft, 410 Und fragst du noch, warum dein Herz Sich bang� in
deinem Busen klemmt? 415 Da Gott die Menschen schuf hinein, Umgiebt in Rauch und Moder nur Flieh! auf! hinaus ins weite Land! 420 Von Nostradamus eigner Hand, Ist dir es nicht Geleit genug? 425 Wie spricht ein Geist zum andern Geist. Umsonst, da� trocknes Sinnen hier Die heil�gen Zeichen dir erkl�rt, Er schl�gt das Buch auf und erblickt das Zeichen des Makrokosmus. 430 Ha! welche Wonne flie�t in diesem Blick Auf einmal mir durch alle meine Sinnen! 435 Die mir das innre Toben stillen, Das arme Herz mit Freude f�llen, 440 Ich schau� in diesen reinen Z�gen Die wirkende Natur vor meiner Seele liegen. 445 Auf bade, Sch�ler, unverdrossen, Die ird�sche Brust im Morgenroth!� Er beschaut das Zeichen. Wie alles sich zum Ganzen webt, 450 Und sich die goldnen Eimer reichen! Mit segenduftenden Schwingen Welch Schauspiel! aber ach! ein Schauspiel nur! 455 Wo faߒ ich dich, unendliche Natur? Euch Br�ste, wo? Ihr Quellen alles Lebens, Er schl�gt unwillig das Buch um, und erblickt das Zeichen des Erdgeistes. 460 Wie anders wirkt die� Zeichen auf mich ein! Du, Geist der Erde, bist mir n�her; 465 Der Erde Weh, der Erde Gl�ck zu tragen, Mit St�rmen mich herumzuschlagen, Und in des Schiffbruchs Knirschen nicht zu zagen, 470 Die Lampe schwindet! Es dampft! � Es zucken rothe Strahlen 475 Ich f�hl�s, du schwebst um mich, erflehter Geist. Enth�lle dich! 480 Ich f�hle ganz mein Herz dir hingegeben! Du mu�t! du mu�t! und kostet� es mein Leben! Er fa�t das Buch und spricht das Zeichen des Geistes geheimni�voll aus. Es zuckt eine r�thliche Flamme, der Geist erscheint in der Flamme. Geist. Faust abgewendet. Geist. 485 Und nun � Faust. Geist. 490 Fa�t Uebermenschen dich! Wo ist der Seele Ruf? Wo ist die Brust? die eine Welt in sich erschuf, 495 Der sich an mich mit allen Kr�ften drang? Bist Du es? der, von meinem
Hauch umwittert, Faust. 500 Ich bin�s, bin Faust, bin deines gleichen! [41]Geist. In Lebensfluthen, im Thatensturm 505 Ein ewiges Meer, Ein wechselnd Weben, Faust. 510 Der du die weite Welt umschweifst, Gesch�ftiger Geist, wie nah f�hl� ich mich dir! Geist. Nicht mir! Verschwindet. Faust zusammenst�rzend. 515 Wem denn? Ich Ebenbild der Gottheit! [42] Es klopft. O Tod! ich kenn�s � das ist mein Famulus � 520 Da� diese F�lle der Gesichte Der trockne Schleicher st�ren mu�! Wagner im Schlafrocke und der Nachtm�tze, eine Lampe in der Hand. Faust wendet sich unwillig. Wagner. 525 Denn heut zu Tage wirkt das viel. Ich hab� es �fters r�hmen h�ren, Faust. Wagner. 530 Ach! wenn man so in sein Museum gebannt ist, Und sieht die Welt kaum einen Feyertag, Faust. 535 Wenn es nicht aus der Seele dringt, Und mit urkr�ftigem Behagen 540 Und blas�t die k�mmerlichen Flammen Aus eurem Aschenh�ufchen �raus! 545 Wenn es euch nicht von Herzen geht. Wagner. Faust. 550 Es tr�gt Verstand und rechter Sinn Mit wenig Kunst sich selber vor; Ist�s n�thig Worten nachzujagen? 555 In denen ihr der Menschheit Schnitzel kr�uselt, Sind unerquicklich wie der Nebelwind, Wagner. 560 Mir wird, bey meinem kritischen Bestreben, Doch oft um Kopf und Busen bang�. 565 Mu� wohl ein armer Teufel sterben. Faust. Wagner. 570 Verzeiht! es ist ein gro� Ergetzen, Sich in den Geist der Zeiten zu versetzen; Zu schauen, wie vor uns ein weiser Mann gedacht, Und wie wir�s dann zuletzt so herrlich weit gebracht. Faust. 575 Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit Sind uns ein Buch
mit sieben Siegeln. 580 Da ist�s dann wahrlich oft ein Jammer! Man l�uft euch bey dem ersten Blick davon. 585 Wie sie den Puppen wohl im Munde ziemen! Wagner. Faust. 590 Die wenigen, die was davon erkannt, Die th�richt g�nug ihr volles Herz nicht wahrten, Dem P�bel ihr Gef�hl, ihr Schauen offenbarten, 595 Wir m�ssen�s die�mal unterbrechen.
600 Mit Eifer hab� ich mich der Studien beflissen, ab. Faust allein. 605 Und froh ist, wenn er Regenw�rmer findet!
Dem �rmlichsten von allen Erdens�hnen. 610 Du rissest mich von der Verzweiflung los, Die mir die Sinne schon zerst�ren wollte. Ich, Ebenbild der Gottheit, das sich schon 615 Ganz nah ged�nkt dem Spiegel ew�ger Wahrheit, Sein selbst geno�, in Himmelsglanz und Klarheit, 620 Und, schaffend, G�tterleben zu genie�en Sich ahndungsvoll verma�, wie mu� ich�s b��en! Nicht darf ich dir zu gleichen mich vermessen. 625 So hatt� ich dich zu halten keine Kraft. In jenem sel�gen Augenblicke Du stie�est grausam mich zur�cke, Ins ungewisse Menschenloos. 630 Wer lehret mich? was soll ich meiden? Soll ich gehorchen jenem Drang? Dem herrlichsten, was auch der Geist empfangen, 635 Dr�ngt immer fremd und fremder Stoff sich an; Wenn wir zum Guten dieser Welt
gelangen, 640 Wenn Phantasie sich sonst, mit k�hnem Flug, Und hoffnungsvoll zum Ewigen erweitert, 645 Dort wirket sie geheime Schmerzen, Unruhig wiegt sie sich und st�ret Lust und Ruh; Sie mag als Haus und Hof, als Weib und Kind erscheinen, Als Feuer, Wasser, Dolch und Gift; 650 Du bebst vor allem was nicht trifft, Und was du nie verlierst das mu�t du stets beweinen. Den G�ttern gleich� ich nicht! zu tief ist es gef�hlt; 655 Des Wandrers Tritt vernichtet und begr�bt.
660 Hier soll ich finden was mir fehlt? Soll ich vielleicht in tausend B�chern lesen, 665 Als da� dein Hirn, wie meines, einst verwirret, Den leichten Tag gesucht und in der D�mmrung schwer, Ihr Instrumente freylich, spottet mein, Mit Rad und K�mmen, Walz� und B�gel. 670 Ich stand am Thor, ihr solltet Schl�ssel seyn; Zwar euer Bart ist kraus, doch hebt ihr nicht die Riegel. 675 Das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben. Du alt Ger�the das ich nicht gebraucht, 680 Weit besser h�tt� ich doch mein weniges verpra�t, Als mit dem wenigen belastet hier zu schwitzen! 685 Nur was der Augenblick erschafft, das kann er n�tzen.
Als wenn im n�cht�gen Wald uns Mondenglanz umweht. 690 Ich gr��e dich, du einzige Phiole! Die ich mit Andacht nun herunterhole, 695 Erweise deinem Meister deine Gunst! Ich sehe dich, es wird der Schmerz gelindert, 700 Die Spiegelfluth ergl�nzt zu meinen F��en, Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag. Ein Feuerwagen schwebt, auf leichten Schwingen, 705 Zu neuen Sph�ren reiner Th�tigkeit. Die� hohe Leben, diese G�tterwonne! 710 Vermesse dich die Pforten aufzurei�en, Vor denen jeder gern vor�ber schleicht. Hier ist es Zeit durch Thaten zu beweisen, 715 In der sich Phantasie zu eigner Quaal verdammt, Nach jenem Durchgang hinzustreben, 720 Nun komm herab, krystallne reine Schaale! Hervor aus deinem alten Futterale, 725 Wenn einer dich dem andern zugebracht. Der vielen Bilder k�nstlich reiche Pracht, 730 Ich werde jetzt dich keinem Nachbar reichen, Hier ist ein Saft, der eilig trunken macht. Mit brauner Flut erf�llt er deine H�hle. 735 Der letzte Trunk sey nun, mit ganzer Seele, Er setzt die Schaale an den Mund. Glockenklang und Chorgesang. Chor der Engel. Christ ist erstanden! 740 Schleichenden, erblichen
M�ngel umwanden. Faust. 745 Des Osterfestes erste Feyerstunde? Ihr Ch�re singt ihr schon den tr�stlichen Gesang? Gewi�heit einem neuen Bunde. [54]Chor der Weiber. Mit Spezereyen 750 Hatten wir ihn gepflegt, Wir
seine Treuen 755 Ach! und wir finden
Christ nicht mehr hier. Chor
der Engel. 760 Heilsam� und �bende
Pr�fung bestanden. Faust. 765 Die Botschaft h�r� ich wohl, allein mir fehlt der Glaube Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind. Zu jenen Sph�ren wag� ich nicht zu streben, Woher die holde Nachricht t�nt; Und doch, an diesen Klang von Jugend auf gew�hnt, 770 Ruft er auch jetzt zur�ck mich in das Leben. Sonst st�rzte sich der Himmels-Liebe Ku� 775 Ein unbegreiflich holdes Sehnen Trieb mich durch Wald und Wiesen hinzugehn, 780 Der Fr�hlingsfeyer freyes Gl�ck; Erinnrung h�lt mich nun, mit kindlichem Gef�hle, Chor der J�nger. 785 Hat der Begrabene Schon sich nach oben, Herrlich erhoben;
Ist er in Werdelust 790 Schaffender Freude nah; Ach! an der Erde Brust, 795 Ach! wir beweinen
Meister dein Gl�ck! Chor der Engel. 800 Freudig euch los! Th�tig ihn preisenden, 805 Wonne verhei�enden Euch ist der Meister nah�, Euch ist er da! [57]Vor dem Thor. Spazierg�nger aller Art ziehen hinaus. Einige Handwerksbursche. Andre. Die Ersten. 810 Wir aber wollen nach der M�hle wandern. Ein
Handwerksbursch. Zweyter. Die Zweyten. Ein Dritter. Vierter. 815 Die sch�nsten M�dchen und das beste Bier, Und H�ndel von der ersten Sorte. F�nfter. Dienstm�dchen. 820 Nein, nein! ich gehe nach der Stadt zur�ck. Andre.
Erste. 825 Was gehn mich deine Freuden an! [59]Andre.
Sch�ler. 830 Ein starkes Bier, ein beizender Toback, Und eine Magd im Putz das ist nun mein Geschmack. B�rgerm�dchen. 835 Und laufen diesen M�gden nach!
840 Sie gehen ihren stillen Schritt Und nehmen uns doch auch am Ende mit. Erster. Geschwind! da� wir das Wildpret nicht verlieren. Die Hand, die Samstags ihren
Besen f�hrt, 845 Wird Sontags dich am besten caressiren.
850 Gehorchen soll man mehr als immer, Und zahlen mehr als je vorher. Bettler singt. 855 Und seht und mildert meine Noth! La�t hier mich nicht vergebens leyern! Andrer B�rger. 860 Nichts bessers wei� ich mir an Sonn- und Feyertagen, Wenn hinten, weit, in der T�rkey, Die V�lker auf einander schlagen. 865 Und sieht den Flu� hinab die bunten Schiffe gleiten; Dann kehrt man Abends froh nach Haus, Dritter B�rger. 870 Mag alles durch einander gehn; Doch nur zu Hause bleib�s beym Alten. Alte zu den B�rgerm�dchen. 875 Und was ihr w�nscht das w��t� ich wohl zu schaffen.
Den k�nftgen Liebsten leiblich sehen. [62]Die Andre. 880 Mir zeigte sie ihn im Krystall, Soldatenhaft, mit mehreren Verwegnen; Soldaten. 885 Mauern und Zinnen, M�dchen mit stolzen 890 Herrlich der Lohn!
895 Das ist ein St�rmen! Das ist ein Leben! M�ssen sich geben.
K�hn ist das M�hen, 900 Herrlich der Lohn!
Und die Soldaten Faust und Wagner. Faust. 905 Im Thale gr�net Hoffnungs-Gl�ck; Der alte Winter, in seiner Schw�che, 910 In Streifen �ber die gr�nende Flur; Aber die Sonne duldet kein Wei�es, 915 Sie nimmt geputzte Menschen daf�r. Kehre dich um, von diesen H�hen Nach der Stadt zur�ck zu sehen. Aus dem hohlen finstren Thor Dringt
ein buntes Gewimmel hervor. 920 Jeder sonnt sich heute so gern. Sie feyern die Auferstehung des Herrn, 925 Aus dem Druck von Giebeln und D�chern, Aus der Stra�en quetschender Enge, 930 Durch die G�rten und Felder zerschl�gt, Wie der Flu�, in Breit� und L�nge, 935 Selbst von des Berges fernen Pfaden Blinken uns farbige Kleider an. Hier ist des Volkes wahrer Himmel, Zufrieden jauchzet gro� und klein: 940 Hier bin ich Mensch, hier darf ich�s seyn.
945 Das Fiedeln, Schreien, Kegelschieben, Ist mir ein gar verha�ter Klang; Bauern unter der Linde. Tanz und Gesang. Der Sch�fer putzte sich zum Tanz, 950 Mit bunter Jacke, Band und Kranz, Schmuck war er angezogen. 955 Juchheisa! Heisa! He! So ging der Fiedelbogen. Er dr�ckte hastig sich heran, 960 Die frische Dirne kehrt sich um Und sagte: nun das find� ich dumm 965 Doch hurtig in dem Kreise ging�s, Sie tanzten rechts sie tanzten links 970 Juchhe! Juchhe!
Juchheisa! Heisa! He! Und thu mir doch nicht so vertraut! Wie mancher hat nicht seine Braut 975 Belogen und betrogen! Er schmeichelte sie doch bey Seit� 980 Geschrei und Fiedelbogen.
985 So nehmet auch den sch�nsten Krug, Den wir mit frischem Trunk gef�llt, 990 Sey euren Tagen zugelegt. Faust. Das Volk sammelt sich im Kreis umher. [68]Alter Bauer. F�rwahr es ist sehr wohl gethan, 995 Habt ihr es vormals doch mit uns An b�sen Tagen gut gemeynt! 1000 Als er der Seuche Ziel gesetzt. Auch damals ihr, ein junger Mann, 1005 Bestandet manche harte Proben; Dem Helfer half der Helfer droben. Alle.
Faust. 1010 Der helfen lehrt und H�lfe schickt. Er geht mit Wagnern weiter. [69]Wagner. Welch ein Gef�hl mu�t du, o gro�er Mann! 1015 Der Vater zeigt dich seinem Knaben, Ein jeder fragt und dr�ngt und eilt, 1020 Und wenig fehlt, so beugten sich die Knie, Als k�m� das Venerabile. Faust. 1025 Und qu�lte mich mit Beten und mit Fasten. An Hoffnung reich, im Glauben fest, 1030 Der Menge Beyfall t�nt mir nun wie Hohn. O k�nntest du in meinem Innern lesen, Wie wenig Vater und Sohn 1035 Der �ber die Natur und ihre heilgen Kreise, In Redlichkeit, jedoch auf seine Weise, 1040 Und, nach unendlichen Recepten, Das Widrige zusammengo�. 1045 Aus einem Brautgemach ins andere gequ�lt. Erschien darauf, mit bunten Farben, 1050 So haben wir, mit h�llischen Latwergen, In diesen Th�lern, diesen Bergen, Weit schlimmer als die Pest getobt. Ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben, Sie welkten hin, ich mu� erleben 1055 Da� man die frechen M�rder lobt.
1060 Wenn du, als J�ngling, deinen Vater ehrst, So wirst du gern von ihm empfangen; Faust. 1065 Aus diesem Meer des Irrthums aufzutauchen. Was man nicht wei� das eben brauchte man, 1070 Betrachte wie, in Abendsonne-Glut, Die gr�numgebnen H�tten
schimmern. Sie r�ckt und weicht, der Tag ist �berlebt, Dort eilt sie hin und f�rdert neues Leben. O! da� kein Fl�gel mich vom Boden hebt, 1075 Ihr nach und immer nach zu streben. Ich s�h� im ewigen Abendstrahl 1080 Nicht hemmte dann den g�ttergleichen Lauf Der wilde Berg mit allen seinen Schluchten; 1085 Allein der neue Trieb erwacht, Ich eile fort ihr ew�ges Licht zu trinken, 1090 Ach! zu des Geistes Fl�geln wird so leicht Kein k�rperlicher Fl�gel sich gesellen. Wenn �ber uns, im blauen Raum verloren, 1095 Ihr schmetternd Lied die Lerche singt; Wenn �ber schroffen Fichtenh�hen Wagner. 1100 Ich hatte selbst oft grillenhafte Stunden, Doch solchen Trieb hab� ich noch nie empfunden. 1105 Von Buch zu Buch, von Blatt zu Blatt! Da werden Wintern�chte hold und sch�n, Faust. 1110 Du bist dir nur des einen Triebs bewu�t, O lerne nie den andern kennen! Die eine h�lt, in derber Liebeslust, 1115 Sich an die Welt, mit klammernden Organen; Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust, 1120 So steiget nieder aus dem goldnen Duft Und f�hrt mich weg, zu neuem buntem Leben! 1125 Nicht feil um einen K�nigsmantel seyn.
1130 Von Norden dringt der scharfe Geisterzahn Auf dich herbey, mit pfeilgespitzten Zungen; 1135 Die Glut auf Glut um deinen Scheitel h�ufen, So bringt der West den Schwarm, der erst erquickt, Um dich und Feld und Aue zu ers�ufen. 1140 Sie stellen wie vom Himmel sich gesandt, Und lispeln englisch, wenn sie l�gen. 1145 Was stehst du so und blickst erstaunt hinaus? Was kann dich in der D�mmrung so ergreifen? Faust. Wagner. Faust. Wagner. 1150 F�r einen Pudel, der auf seine Weise Sich auf der Spur des Herren plagt. Faust. Bemerkst du, wie in weitem Schneckenkreise Er um uns her und immer n�her jagt? Und irr� ich nicht, so zieht ein Feuerstrudel 1155 Auf seinen Pfaden hinterdrein. Wagner. Faust. Wagner. 1160 Ich seh� ihn ungewi� und furchtsam uns umspringen, Weil er, statt seines Herrn, zwey Unbekannte sieht. Faust. Wagner. 1165 Er wedelt. Alles Hunde Brauch. Faust. Wagner. Es ist ein pudeln�rrisch Thier. Du stehest still, er wartet auf; Du sprichst ihn an, er strebt an dir hinauf; 1170 Verliere was, er wird es bringen, Nach deinem Stock ins Wasser springen. Faust. Wagner. 1175 Wird selbst ein weiser Mann gewogen. Ja, deine Gunst verdient er ganz und gar Er, der Studenten trefflicher Scolar. Sie gehen in das Stadt-Thor. [78]Studirzimmer. Faust mit dem Pudel hereintretend. Verlassen
hab� ich Feld und Auen, 1180 Mit ahndungsvollem heil�gem Grauen In uns die bessre Seele weckt. 1185 Die Liebe Gottes regt sich nun.
1190 Wie du drau�en auf dem bergigen Wege, Durch Rennen und Springen, ergetzt uns hast, Ach wenn in unsrer engen Zelle 1195 Die Lampe freundlich wieder brennt, Dann wird�s in unserm Busen helle, 1200 Man sehnt sich nach des Lebens B�chen,
Ach! nach des Lebens Quelle hin. Knurre nicht Pudel! Zu den heiligen T�nen, 1205 Wir sind gewohnt, da� die Menschen verh�hnen, Was sie nicht verstehn, Will es der Hund, wie sie, beknurren [80]1210 Aber ach! schon f�hl� ich, bey dem besten Willen, Befriedigung nicht mehr aus dem Busen quillen. 1215 Doch dieser Mangel l��t sich ersetzen, Wir lernen das Ueberirdische sch�tzen, 1220 Mich dr�ngt�s den Grundtext aufzuschlagen, Mit redlichem Gef�hl einmal Er schl�gt ein Volum auf und schickt sich an. Geschrieben steht: �im Anfang war das Wort!� 1225 Hier stock� ich schon! Wer hilft mir weiter fort? Ich kann das Wort so hoch unm�glich sch�tzen, 1230 Bedenke wohl die erste Zeile, Da� deine Feder sich nicht �bereile! 1235 Schon warnt mich was, da� ich dabey nicht bleibe. Mir hilft der Geist! auf einmal seh ich Rath Soll ich mit dir das Zimmer theilen, 1240 So la� das Bellen! Solch einen st�renden Gesellen 1245 Ungern heb ich das Gastrecht auf, Die Th�r� ist offen, hast freyen Lauf. 1250 Wie wird mein Pudel lang und breit! Er hebt sich mit Gewalt, Das ist nicht eines Hundes Gestalt! 1255 Mit feurigen Augen, schrecklichem Gebi�. O! du bist mir gewi�! Geister auf dem Gange. 1260 Bleibet hau�en, folg� ihm keiner! Wie im Eisen der Fuchs, 1265 Auf und nieder, Und er hat sich losgemacht. 1270 Schon viel zu Gefallen. [83]Faust. 1275 Silphe verschwinden,
Kobold sich m�hen. Wer sie nicht kennte 1280 Und Eigenschaft, W�re kein Meister Verschwind� in Flammen 1285 Rauschend flie�e zusammen Undene! 1290 Incubus! incubus!
Tritt hervor und mache den Schlu�. Keines der Viere 1295 Ich hab� ihm noch nicht weh gethan. Du sollst mich h�ren Bist du, Geselle 1300 So sieh dies Zeichen!
Dem sie sich beugen Schon schwillt es auf mit borstigen Haaren. Verworfnes Wesen! 1305 Kannst du ihn lesen? Den nie entsprossnen, 1310 Hinter den Ofen gebannt Schwillt es wie ein Elephant, 1315 Lege dich zu des Meisters F��en! Du siehst da� ich nicht vergebens drohe. 1320 Erwarte nicht Die st�rkste von meinen K�nsten! Mephistopheles tritt, indem der Nebel f�llt, gekleidet wie ein fahrender Scholastikus, hinter dem Ofen hervor. Wozu der L�rm? was steht dem Herrn zu Diensten? Faust. Mephistopheles. 1325 Ich salutire den gelehrten Herrn! Ihr habt mich weidlich schwitzen machen. [86]Faust. Mephistopheles. 1330 Nur in der Wesen Tiefe trachtet.
1335 Nun gut wer bist du denn? Mephistopheles. Faust. Mephistopheles. 1340 Ist werth da� es zu Grunde geht; Drum besser w�r�s da� nichts entst�nde. Faust. 1345 Du nennst dich einen Theil, und stehst doch ganz vor mir?
1350 Ein Theil der Finsterni�, die sich das Licht gebar, Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht 1355 Von K�rpern str�mt�s, die K�rper macht es sch�n, Ein K�rper hemmt�s auf seinem Gange, Faust. 1360 Du kannst im Gro�en nichts vernichten Und f�ngst es nun im Kleinen an. Mephistopheles. 1365 So viel als ich schon unternommen Ich wu�te nicht ihr beyzukommen, 1370 Dem ist nun gar nichts anzuhaben, Wie
viele hab� ich schon begraben! 1375 Entwinden tausend Keime sich, Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten! Faust. 1380 Der heilsam schaffenden Gewalt Die kalte Teufelsfaust entgegen, Mephistopheles. 1385 Wir wollen wirklich uns besinnen, Die n�chstenmale mehr davon! Faust. 1390 Besuche nun mich wie du magst. Hier ist das Fenster, hier die Th�re, Mephistopheles. 1395 Der Drudenfu� auf eurer Schwelle �
Wenn das dich bannt, wie kamst du denn herein? Mephistopheles. 1400 Beschaut es recht! es ist nicht gut gezogen; Der eine Winkel, der nach au�en zu, Faust. 1405 Das ist von ohngef�hr gelungen! Mephistopheles. Faust. Mephistopheles. 1410 �s ist ein Gesetz der Teufel und Gespenster: Wo sie hereingeschl�pft, da m�ssen sie hinaus. Faust. Das find� ich gut, da lie�e sich ein Packt, 1415 Und sicher wohl, mit euch, ihr Herren, schlie�en?
1420 Doch jetzo bitt� ich, hoch und h�chst, F�r diesesmal mich zu entlassen. Faust. Mephistopheles. 1425 Dann magst du nach Belieben fragen. Faust. Mephistopheles. 1430 Wenn dir�s beliebt, so bin ich auch bereit Dir zur Gesellschaft hier
zu bleiben; Faust. 1435 Nur da� die Kunst gef�llig sey!
1440 Die sch�nen Bilder die sie bringen, Sind
nicht ein leeres Zauberspiel. 1445 Bereitung braucht es nicht voran, Beysammen sind wir, fanget an! Geister. 1450 Freundlich, der blaue Aether herein! 1455 Mildere Sonnen Scheinen darein. 1460 Schwebet vor�ber. Sehnende Neigung 1465 Decken die L�nder,
Decken die Laube, 1470 Laube bey Laube! Sprossende Ranken! Lastende Traube 1475 St�rzen in B�chen Sch�umende Weine, 1480 Hinter sich liegen, Breiten zu Seen 1485 Schl�rfet sich Wonne, Flieget der Sonne, 1490 Gauklend bewegen; Wo wir in Ch�ren Tanzende schauen, 1495 Die sich im Freyen Alle zerstreuen. 1500 Ueber die Seen, Andere schweben; 1505 Seliger Huld.
1510 Umgaukelt ihn mit s��en Traumgestalten, Versenkt ihn in ein Meer des Wahns; Nicht lange brauch� ich zu beschw�ren, 1515 Schon raschelt eine hier und wird sogleich mich h�ren.
1520 So wie er sie mit Oel betupft � Da kommst du schon hervorgehupft! 1525 Nun Fauste tr�ume fort, bis wir uns wiedersehn.
Studirzimmer. Faust. Mephistopheles. Faust. 1530 Es klopft? Herein! Wer will mich wieder plagen? Mephistopheles. Faust. Mephistopheles. Faust. Mephistopheles. Wir werden, hoff� ich, uns vertragen; 1535 Bin ich, als edler Junker, hier, In rothem goldverbr�mtem Kleide, 1540 Und rathe nun dir, kurz und gut, Dergleichen gleichfalls anzulegen; Faust. 1545 Des engen Erdelebens f�hlen. Ich bin zu alt, um nur zu spielen, 1550 Das ist der ewige Gesang, Der jedem an die Ohren klingt, Nur mit Entsetzen wach� ich Morgens auf, 1555 Ich m�chte bittre Thr�nen weinen, Den Tag zu sehn, der mir in seinem Lauf 1560 Die Sch�pfung meiner regen Brust Mit tausend Lebensfratzen hindert. 1565 Mich werden wilde Tr�ume schrecken. Der Gott, der mir im Busen wohnt, 1570 Und so ist mir das Daseyn eine Last, Der Tod erw�nscht, das Leben mir verha�t. Mephistopheles. Faust. Die blut�gen Lorbeern um die Schl�fe windet, 1575 Den er, nach rasch durchras�tem Tanze, In eines M�dchens Armen findet. Mephistopheles. 1580 In jener Nacht, nicht ausgetrunken. Faust.
Mephistopheles. Faust. 1585 Den Rest von kindlichem Gef�hle Mit Anklang froher Zeit betrog; 1590 Mit Blend- und Schmeichelkr�ften bannt! Verflucht voraus die hohe Meinung, Womit der Geist sich selbst umf�ngt! 1595 Verflucht was uns in Tr�umen heuchelt, Des Ruhms, der Namensdauer Trug! 1600 Er uns zu k�hnen Thaten regt, Wenn er zu
m��igem Ergetzen 1605 Fluch sey der Hoffnung! Fluch dem Glauben, Und Fluch vor allen der Geduld! Geisterchor unsichtbar. 1610 Mit m�chtiger Faust, Sie st�rzt, sie zerf�llt! Wir tragen 1615 Und klagen Ueber die verlorne Sch�ne. 1620 Baue sie wieder, In deinem Busen baue sie auf! 1625 Und neue Lieder
T�nen darauf! Mephistopheles. 1630 Altklug sie rathen! In die Welt weit,
Wo Sinnen und S�fte stocken, 1635 H�r� auf, mit deinem Gram zu spielen, Der, wie ein Geyer, dir am Leben fri�t; 1640 Dich unter das Pack zu sto�en. Ich bin keiner von den Gro�en; 1645 Dein zu seyn, auf der Stelle. Ich bin dein Geselle Faust. Mephistopheles. 1650 Dazu hast du noch eine lange Frist. [104]Faust. 1655 Ein solcher Diener bringt Gefahr ins Haus. Mephistopheles. Faust. 1660 Das Dr�ben kann mich wenig k�mmern, Schl�gst du erst diese Welt zu Tr�mmern, 1665 Kann ich mich erst von ihnen scheiden, Dann mag was will und kann geschehn. Und ob es auch in jenen Sph�ren 1670 Ein Oben oder Unten giebt. Mephistopheles. Faust. 1675 Was willst du armer Teufel geben? Ward eines Menschen Geist, in seinem hohen Streben, 1680 Quecksilber gleich, dir in der Hand zerrinnt, Ein Spiel, bey dem man nie gewinnt, 1685 Die, wie ein Meteor, verschwindet. Zeig mir die Frucht die fault, eh� man sie bricht, Mephistopheles. 1690 Doch, guter Freund, die Zeit kommt auch heran Wo wir was Gut�s in Ruhe schmausen m�gen. Faust. 1695 Da� ich mir selbst gefallen mag, Kannst du mich mit Genu� betr�gen; Mephistopheles.
Faust. 1700 Verweile doch! du bist so sch�n! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, Dann bist du deines Dienstes frey, 1705 Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen, Es sey die Zeit f�r mich vorbey!
Mephistopheles. Faust. 1710 Wie ich beharre bin ich Knecht, Ob dein, was frag� ich, oder wessen. Mephistopheles. 1715 Bitt� ich mir ein paar Zeilen aus.
1720 Ras�t nicht die Welt in allen Str�men fort, Und mich soll ein Versprechen halten? Doch dieser Wahn ist uns ins Herz gelegt, 1725 Kein Opfer wird ihn je gereuen! Allein ein Pergament, beschrieben und bepr�gt, 1730 Was willst du b�ser Geist von mir? Erz, Marmor, Pergament, Papier? Mephistopheles. 1735 Nur gleich so hitzig �bertreiben? Ist doch ein jedes Bl�ttchen gut. Faust. Mephistopheles. 1740 Blut ist ein ganz besondrer Saft. [109]Faust. 1745 In deinen Rang geh�r� ich nur. Der gro�e Geist hat mich verschm�ht, 1750 La� in den Tiefen der Sinnlichkeit Uns gl�hende Leidenschaften stillen! 1755 In�s Rollen der Begebenheit! Da mag denn Schmerz und Genu�, Mephistopheles. 1760 Euch ist kein Ma� und Ziel gesetzt. Beliebt�s euch �berall zu naschen, Faust. 1765 Du h�rest ja, von Freud� ist nicht die Rede. Dem Taumel weih� ich mich, dem schmerzlichsten Genu�, 1770 Und was der ganzen Menschheit zugetheilt ist, Will ich in meinem innern Selbst genie�en, 1775 Und, wie sie selbst, am End� auch ich zerscheitern.
1780 Glaub� unser einem, dieses Ganze Ist nur f�r einen Gott gemacht! Faust. 1785 Allein ich will!
1790 La�t den Herrn in Gedanken schweifen, Und alle edlen Qualit�ten 1795 Des Itali�ners feurig Blut, Des Nordens Dau�rbarkeit. 1800 Nach einem Plane, zu verlieben. M�chte selbst solch einen Herren kennen, Faust. 1805 Nach der sich alle Sinne dringen. Mephistopheles. Faust. 1810 Ich f�hl�s, vergebens hab� ich alle Sch�tze Des Menschengeist�s auf mich herbeygerafft, 1815 Bin dem Unendlichen nicht n�her.
Wir m�ssen das gescheidter machen, 1820 Was Henker! freylich H�nd� und F��e Und Kopf und H �
�[3] die sind dein; 1825 Sind ihre Kr�fte nicht die meine? Ich renne zu und bin ein rechter Mann, 1830 Ich sag� es dir: ein Kerl der speculirt, Ist wie ein Thier, auf d�rrer Heide Faust. Mephistopheles. 1835 Was ist das f�r ein Marterort? Was hei�t das f�r ein Leben f�hren, Sich
und die Jungens ennuyiren? 1840 Das beste, was du wissen kannst, Darfst du den Buben doch nicht sagen. Faust. Mephistopheles. 1845 Der darf nicht ungetr�stet gehn. Komm, gib
mir deinen Rock und M�tze; Er kleidet sich um. Nun �berla� es meinem Witze! 1850 Indessen mache dich zur sch�nen Fahrt bereit! Faust ab. Mephistopheles in Faust�s langem Kleide. Verachte nur Vernunft und Wissenschaft, La� nur in Blend- und
Zauberwerken 1855 So hab� ich dich schon unbedingt � Ihm hat das Schicksal einen Geist gegeben, 1860 Den schlepp� ich durch das wilde Leben, Durch flache Unbedeutenheit, 1865 Er wird Erquickung sich umsonst erflehn, Und h�tt� er sich auch nicht dem Teufel �bergeben, Ein Sch�ler tritt auf. Sch�ler. 1870 Einen Mann zu sprechen und zu kennen, Den alle mir mit Ehrfucht nennen. [116]Mephistopheles. Sch�ler. 1875 Ich bitt� euch, nehmt euch meiner an! Ich komme mit allem guten Muth, Mephistopheles. 1880 Da seyd ihr eben recht am Ort.
1885 Man sieht nichts Gr�nes, keinen Baum, Und in den S�len, auf
den B�nken, Mephistopheles. So nimmt ein Kind der Mutter Brust 1890 Nicht gleich im Anfang willig an, Doch bald ern�hrt es sich mit Lust. Sch�ler. 1895 Doch sagt mir nur, wie kann ich hingelangen? Mephistopheles. Sch�ler. 1900 Und in dem Himmel ist, erfassen, Die Wissenschaft und die Natur. Mephistopheles.
Sch�ler. 1905 Doch freylich w�rde mir behagen Ein wenig Freyheit und Zeitvertreib, Mephistopheles. 1910 Mein theurer Freund, ich rath� euch drum Zuerst Collegium Logicum. 1915 Hinschleiche die Gedankenbahn, Und nicht etwa, die Kreuz� und Quer, 1920 Getrieben, wie Essen und Trinken frey, Eins! Zwey! Drey! dazu n�thig sey. 1925 Die Schifflein her�ber hin�ber schie�en, Die F�den ungesehen flie�en, Ein Schlag tausend Verbindungen schl�gt: 1930 Das Erst� w�r� so, das Zweyte so, Und drum das Dritt� und Vierte so; 1935 Sind aber keine Weber geworden. Wer will was lebendig�s erkennen und beschreiben, 1940 Encheiresin naturaenennt�s die Chimie, Spottet ihrer selbst und wei� nicht wie. Sch�ler. Mephistopheles. 1945 Und geh�rig klassificiren. Sch�ler. Mephistopheles. 1950 Da seht, da� ihr tiefsinnig fa�t, Was in des Menschen Hirn nicht pa�t; 1955 Nehmt ja der besten Ordnung wahr. F�nf Stunden habt ihr jeden Tag; 1960 Damit ihr nachher besser seht, Da� er nichts sagt, als was im Buche steht; Sch�ler. 1965 Ich denke mir wie viel es n�tzt; Denn, was man schwarz auf wei� besitzt, Mephistopheles. Sch�ler. Mephistopheles. 1970 Ich kann es euch so sehr nicht �bel nehmen, Ich wei� wie es um diese Lehre steht. 1975 Und r�cken sacht von Ort zu Ort. Vernunft wird Unsinn, Wohlthat Plage; Sch�ler. 1980 Mein Abscheu wird durch euch vermehrt. O gl�cklich der! den ihr belehrt! Mephistopheles. 1985 Es ist so schwer den falschen Weg zu meiden, Es liegt in ihr so viel verborgnes Gift, 1990 Im Ganzen � haltet euch an Worte! Dann geht ihr durch die sichre Pforte Sch�ler. Mephistopheles. 1995 Denn eben wo Begriffe fehlen, Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein. 2000 Von einem Wort l��t sich kein Jota rauben. [123]Sch�ler. 2005 Drey Jahr� ist eine kurze Zeit, Und, Gott! das Feld ist gar zu weit. Mephistopheles f�r sich. 2010 Mu� wieder recht den Teufel spielen. Laut. Der Geist der Medicin ist
leicht zu fassen; 2015 Vergebens da� ihr ringsum wissenschaftlich schweift, Ein jeder lernt nur was er lernen kann; 2020 An K�hnheit wird�s euch auch nicht fehlen, Und wenn ihr euch nur selbst
vertraut, 2025 So tausendfach Aus Einem Puncte zu curiren, 2030 Da� Eure Kunst viel K�nste �bersteigt; Zum Willkomm� tappt ihr dann nach allen Siebensachen, 2035 Wohl um die schlanke H�fte frey, Zu seh�n, wie fest geschn�rt sie sey. Sch�ler. Mephistopheles. Sch�ler. 2040 Ich schw�r euch zu, mir ist�s als wie ein Traum. D�rft� ich euch wohl ein andermal beschweren, Mephistopheles. Sch�ler. 2045 Ich mu� euch noch mein Stammbuch �berreichen, G�nn� Eure Gunst mir dieses Zeichen! Mephistopheles. Er schreibt und giebt�s. Sch�ler lies�t. Macht�s ehrerbietig zu und empfiehlt sich. Mephistopheles. 2050 Dir wird gewi� einmal bey deiner Gott�hnlichkeit bange! Faust tritt auf. Faust. Mephistopheles. Faust. 2055 Allein bey meinem langen Bart Fehlt mir die leichte Lebensart. 2060 Ich werde stets verlegen seyn. Mephistopheles. Faust. Mephistopheles. 2065 Wir breiten nur den Mantel aus, Der soll uns durch die L�fte tragen. Nur keinen gro�en B�ndel mit. 2070 Hebt uns behend von dieser Erde. Und
sind wir leicht, so geht es schnell hinauf; Auerbachs Keller in Leipzig. Zeche lustiger Gesellen. Frosch. 2075 Ihr seyd ja heut wie nasses Stroh, Und brennt sonst immer lichterloh. Brander. Frosch. gie�t ihm ein Glas Wein �ber den Kopf. Da hast du beydes! [129]Brander. Frosch. 2080 Ihr wollt� es ja, man soll es seyn! Siebel. Altmayer. Siebel. 2085 Wenn das Gew�lbe wiederschallt, F�hlt man erst recht des Basses Grundgewalt. Frosch. Altmayer. Frosch. Singt. 2090 Das liebe, heil�ge R�m�sche Reich,
Wie h�lt�s nur noch zusammen? Brander. 2095 Ich halt� es wenigstens f�r reichlichen Gewinn, Da� ich nicht Kaiser oder Kanzler bin. 2100 Den Ausschlag giebt, den Mann erh�ht. Frosch. singt. Siebel. Frosch. Dem Liebchen Gru� und Ku�! du wirst mir�s nicht verwehren! Singt. 2105 Riegel auf! in stiller Nacht.
Riegel
auf! der Liebste wacht. Siebel. 2110 Sie hat mich angef�hrt, dir wird sie�s auch so machen. Zum Liebsten sey ein Kobold ihr bescheert! 2115 Ein braver Kerl von echtem Fleisch und Blut Ist f�r die Dirne viel zu gut. Brander auf den Tisch schlagend. 2120 Ihr Herrn gesteht, ich wei� zu leben, Verliebte Leute sitzen hier, 2125 Und singt den Rundreim kr�ftig mit! [132] Er singt Es war eine Ratt� im Kellernest, 2130 Die K�chin hatt� ihr Gift gestellt;
Da ward�s so eng� ihr in der Welt, Chorus jauchzend. Brander. 2135 Und soff aus allen Pf�tzen, Zernagt�, zerkratzt� das ganze Haus, 2140 Als h�tt� es Lieb� im Leibe. Chorus. Brander. Der K�che zugelaufen, 2145 Und th�t erb�rmlich schnaufen.
Da lachte die
Vergifterinn noch: Chorus. Siebel. 2150 Wie sich die platten Bursche freuen! Es ist mir eine rechte Kunst, Brander.
Altmayer. 2155 Das Ungl�ck macht ihn zahm und mild; Er sieht in der geschwollnen Ratte Faust und Mephistopheles. Mephistopheles. In lustige Gesellschaft bringen, 2160 Damit du siehst, wie leicht sich�s leben l��t. Dem
Volke hier wird jeder Tag ein Fest. 2165 Wenn sie nicht �ber Kopfweh klagen, So lang� der Wirth nur weiter borgt, Brander. 2170 Sie sind nicht eine Stunde hier.
Frosch. Siebel. Frosch. 2175 Zieh� ich, wie einen Kinderzahn, Den Burschen leicht die W�rmer aus der Nase. Sie scheinen mir aus einem edlen Haus,
Brander. Altmayer. 2180 Vielleicht. Frosch. Mephistopheles zu Faust. Faust. Siebel. Leise, Mephistopheles von der Seite ansehend. Was hinkt der Kerl auf Einem Fu�? Mephistopheles. 2185 Ist es erlaubt, uns auch zu euch zu setzen? Statt eines guten Trunks, den man nicht haben kann, Altmayer. Frosch. 2190 Habt ihr mit Herren Hans noch erst zu Nacht gespeis�t?
Er neigt sich gegen Frosch. Altmayer leise. 2195 Da hast du�s! der versteht�s! Siebel. Frosch. Mephistopheles. 2200 Von dieser W�lbung wiederklingen! [137]Frosch. Mephistopheles. Altmayer. Mephistopheles. Siebel. Mephistopheles. 2205 Wir kommen erst aus Spanien zur�ck, Dem sch�nen Land des Weins und der Ges�nge. Singt.
Es war einmal ein K�nig, Frosch. 2210 Ein Floh ist mir ein saub�rer Gast.
Den liebt� er gar nicht wenig, 2215 Da rief er seinen Schneider,
Der Schneider kam heran. Brander. 2220 Da� er mir auf�s genauste mi�t, Und da�, so lieb sein Kopf ihm ist, Mephistopheles. 2225 Hatte B�nder auf dem Kleide, Hatt�
auch ein Kreuz daran, 2230 Bey Hof auch gro�e Herrn.
Die K�niginn und
die Zofe 2235 Und durften sie nicht knicken,
Und weg sie jucken nicht. Chorus jauchzend. 2240 Doch gleich wenn einer sticht. Frosch. Siebel. Brander. Altmayer. Mephistopheles. 2245 Ich tr�nke gern ein Glas, die Freyheit hoch zu ehren, Wenn eure Weine nur ein Bi�chen besser w�ren.
Siebel. Mephistopheles. 2250 Aus unserm Keller was zum Besten. Siebel. Frosch. 2255 Verlang� ich auch das Maul recht voll. Altmayer leise. Mephistopheles. Brander. Altmayer. Mephistopheles. nimmt den Bohrer. zu Frosch 2260 Nun sagt, was w�nschet ihr zu schmecken? Frosch. Mephistopheles. Altmayer zu Frosch. Frosch. 2265 Das Vaterland verleiht die allerbesten Gaben.
indem er an dem Platz, wo Frosch sitzt, ein Loch in den Tischrand bohrt. Verschafft ein wenig Wachs, die Pfropfen gleich zu machen! Altmayer. Mephistopheles. zu Brander.
Brander. Mephistopheles bohrt, einer hat indessen die Wachspfropfen gemacht und verstopft. Brander. 2270 Man kann nicht stets das Fremde meiden, Das Gute liegt uns oft so fern. Siebel. indem sich Mephistopheles seinem Platze n�hert. Ich mu� gestehn, den sauren mag ich nicht, 2275 Gebt mir ein Glas vom echten s��en! Mephistopheles bohrt. Altmayer. Mephistopheles. 2280 W�r� es ein Bi�chen viel gewagt. Geschwind! Nur grad� heraus gesagt! Altmayer. Nachdem die L�cher alle gebohrt und verstopft sind, Mephistopheles. mit seltsamen Geberden. 2285 H�rner der Ziegenbock; Der Wein ist saftig, Holz die Reben, 2290 Nun zieht die Pfropfen und genie�t!
indem sie die Pfropfen ziehen, und jedem der verlangte Wein in�s Glas l�uft. O sch�ner Brunnen, der uns flie�t! Mephistopheles. Sie trinken wiederholt. Alle singen. Mephistopheles. 2295 Das Volk ist frey, seht an, wie wohl�s ihm geht! Faust.
Mephistopheles. Siebel. trinkt unvorsichtig, der Wein flie�t auf die Erde, und wird zur Flamme. Helft! Feuer! helft! die H�lle brennt! Mephistopheles die Flamme besprechend. 2300 Sey ruhig, freundlich Element! zu dem Gesellen. F�r die�mal war es nur ein Tropfen Fegefeuer. Siebel. Frosch. Altmayer. 2305 Ich d�cht�, wir hie�en ihn ganz sachte seitw�rts gehn. [145]
Siebel. Mephistopheles. Siebel. Brander. 2310 Wart nur! es sollen Schl�ge regnen.
zieht einen Pfropf aus dem Tisch, es springt ihm Feuer entgegen. Ich brenne! ich brenne! Siebel. Sie ziehen die Messer und gehn auf Mephistopheles los. Mephistopheles mit ernsthafter Geberde. 2315 Seyd hier und dort! Sie stehn erstaunt und sehn einander an. [146]Altmayer. Frosch. Siebel. Brander. Er fa�t Siebeln bey der Nase. Die andern thun es wechselseitig und heben die Messer. Mephistopheles wie oben. 2320 Irrthum, la� los der Augen Band! Und merkt euch, wie der Teufel spa�e. Er verschwindet mit Faust, die Gesellen fahren aus einander. Siebel. Altmayer. Frosch. Brander zu Siebel. Altmayer. 2325 Schafft einen Stuhl, ich sinke nieder! Frosch. Frosch. Altmayer. 2330 Auf einem Fasse reiten sehn � � Es liegt mir bleyschwer in den F��en. Sich nach dem Tische wendend. Mein! Sollte wohl der Wein noch flie�en? Siebel. Frosch. Brander. 2335 Aber wie war es mit den Trauben?
Hexenk�che. Auf einem niedrigen Herde steht ein gro�er Kessel �ber dem Feuer. In dem Dampfe, der davon in die H�he steigt, zeigen sich verschiedene Gestalten. Eine Meerkatze sitzt bey dem Kessel und sch�umt ihn, und sorgt da� er nicht �berl�uft. Der Meerkater mit den Jungen sitzt darneben und w�rmt sich. W�nde und Decke sind mit dem seltsamsten Hexenhausrath ausgeschm�ckt. Faust. Mephistopheles. Faust. 2340 Verlang� ich Rath von einem alten Weibe? Und schafft die Sudelk�cherey Wohl drey�ig Jahre mir vom Leibe? 2345 Hat die Natur und hat ein edler Geist Nicht irgend einen Balsam ausgefunden? Mephistopheles. 2350 Und ist ein wunderlich Capitel. Faust. Mephistopheles. 2355 Erhalte dich und deinen Sinn In einem ganz beschr�nkten Kreise, 2360 Das ist das beste Mittel, glaub�, Auf achtzig Jahr dich zu verj�ngen! Faust. Mephistopheles. 2365 So mu� denn doch die Hexe dran. Faust. Mephistopheles. 2370 Nicht Kunst und Wissenschaft allein, Geduld will bey dem Werke seyn. 2375 Es sind gar wunderbare Sachen! Der Teufel hat sie�s zwar gelehrt; [151] Die Thiere erblickend. Zu den Thieren. 2380 Es scheint, die Frau ist nicht zu Hause? Die Thiere. Mephistopheles. Die Thiere. 2385 So lange wir uns die Pfoten w�rmen. Mephistopheles. zu Faust. Faust. Mephistopheles. Zu den Thieren. 2390 So sagt mir doch, verfluchte Puppen! Was quirlt ihr in dem Brey herum? Thiere. Mephistopheles. Der Kater macht sich herbey und schmeichelt dem Mephistopheles. O w�rfle nur gleich, 2395 Und mache mich reich, Und la� mich gewinnen! Mephistopheles. 2400 Wie gl�cklich w�rde sich der Affe sch�tzen, K�nnt� er nur auch in�s Lotto setzen! Indessen haben die jungen Meerk�tzchen mit einer gro�en Kugel gespielt und rollen sie hervor. Der Kater. Und rollt best�ndig; 2405 Sie klingt wie Glas; Wie bald bricht das! 2410 Ich bin lebendig! Mein lieber Sohn, 2415 Es giebt Scherben. Mephistopheles. Der Kater holt es herunter. Er l�uft zur K�tzinn und l��t sie durchsehen. Sieh durch das Sieb! 2420 Erkennst du den Dieb, Und darfst ihn nicht nennen? [154]Mephistopheles sich dem Feuer n�hernd. Kater und K�tzinn. 2425 Er kennt nicht den Kessel! Mephistopheles. Der Kater. Er n�thigt den Mephistopheles zu sitzen. Faust welcher diese Zeit �ber vor einem Spiegel gestanden, sich ihm bald gen�hert, bald sich von ihm entfernt hat. Was seh� ich? Welch ein himmlisch Bild 2430 Zeigt sich in diesem Zauberspiegel! O Liebe, leihe mir den schnellsten deiner Fl�gel, 2435 Kann ich sie nur als wie im Nebel sehn! � Das sch�nste Bild von einem Weibe! 2440 So etwas findet sich auf Erden?
2445 Ich wei� dir so ein Sch�tzchen auszusp�ren, Und selig wer das gute Schicksal hat, Faust sieht immerfort in den Spiegel. Mephistopheles, sich in dem Sessel dehnend und mit dem Wedel spielend, f�hrt fort zu sprechen. Hier sitz� ich wie der K�nig auf dem Throne, Die Thiere. welche bisher allerley wunderliche Bewegungen durch einander gemacht haben, bringen dem Mephistopheles eine Krone mit gro�em Geschrey. 2450 O sey doch so gut, Mit Schwei� und mit Blut [156] Sie gehn ungeschickt mit der Krone um und zerbrechen sie in zwey St�cke, mit welchen sie herumspringen. 2455 Wir h�ren und reimen; Faust gegen den Spiegel.
Mephistopheles auf die Thiere deutend. Die Thiere. 2460 So sind es Gedanken! Faust wie oben. Mephistopheles in obiger Stellung. Der Kessel, welchen die K�tzinn bisher ausser Acht gelassen, f�ngt an �berzulaufen; es entsteht eine grosse Flamme, welche zum Schornstein hinaus schl�gt. Die Hexe kommt durch die Flamme mit entsetzlichem Geschrey herunter gefahren. [157]Die
Hexe. 2465 Au! Au! Au! Au! Verdammtes Thier! verfluchte Sau! Faust und Mephistopheles erblickend. Was ist das hier? 2470 Wer seyd ihr hier? Was wollt ihr da? Sie f�hrt mit dem Schauml�ffel in den Kessel und spritzt Flammen nach Faust, Mephistopheles und den Thieren. Die Thiere winseln. Mephistopheles welcher den Wedel, den er in der Hand h�lt, umkehrt, und unter die Gl�ser und T�pfe schl�gt. 2475 Entzwey! entzwey! Da liegt der Brey! 2480 Zu deiner Melodey. [158] Indem die Hexe voll Grimm und Entsetzen zur�cktritt. 2485 Hast du vor�m rothen Wamms nicht mehr Respect? Kannst du die Hahnenfeder nicht
erkennen? Die Hexe. 2490 Sah� ich doch keinen Pferdefu�. Wo sind denn eure beyden Raben? Mephistopheles. 2495 Auch die Cultur, die alle Welt beleckt, Hat auf
den Teufel sich erstreckt; 2500 Der w�rde mir bey Leuten schaden; Darum bedien� ich mich, wie mancher junge Mann, Die Hexe tanzend. Mephistopheles. 2505 Den Nahmen, Weib, verbitt� ich mir! Die Hexe. Mephistopheles. 2510 Du nennst mich Herr Baron, so ist die Sache gut; Ich bin ein Cavalier, wie andre Cavaliere. Er macht eine unanst�ndige Geberde. Die Hexe lacht unm��ig. 2515 Ihr seyd ein Schelm, wie ihr nur immer war�t! [160]
Mephistopheles zu Faust. Die Hexe. Mephistopheles. 2520 Doch mu� ich euch um�s �lt�ste bitten; Die Jahre doppeln seine Kraft. Die Hexe. 2525 Ich will euch gern ein Gl�schen geben. Leise. Doch wenn es dieser Mann unvorbereitet trinkt, Mephistopheles. 2530 Zieh deinen Kreis, sprich deine Spr�che, Und gieb ihm eine Tasse voll! [161]Die Hexe mit seltsamen Geberden, zieht einen Kreis und stellt wunderbare Sachen hinein; indessen fangen die Gl�ser an zu klingen, die Kessel zu t�nen, und machen Musik. Zuletzt bringt sie ein gro�es Buch, stellt die Meerkatzen in den Kreis, die ihr zum Pult dienen und die Fackel halten m�ssen. Sie winkt Fausten, zu ihr zu treten. Faust zu Mephistopheles. 2535 Sind mir bekannt, verha�t genug.
Er n�thigt Fausten, in den Kreis zu treten. Die Hexe mit gro�er Emphase f�ngt an aus dem Buche zu declamiren. 2540 Du mu�t verstehn! Aus Eins mach� Zehn, So bist du reich. 2545 Verlier� die Vier! Aus F�nf und Sechs, 2550 Und Neun ist Eins, Und Zehn ist keins. Faust. Mephistopheles. 2555 Ich kenn� es wohl, so klingt das ganze Buch; Ich habe manche Zeit damit verloren, 2560 Es war die Art zu allen Zeiten, Durch Drey und Eins, und Eins und Drey Wer will sich mit den Narr�n befassen? 2565 Gew�hnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte h�rt, Es m�sse sich dabey doch auch was denken lassen. Die Hexe f�hrt
fort. 2570 Und wer nicht denkt,
Dem wird sie geschenkt, Faust. 2575 Mich d�nkt, ich h�r� ein ganzes Chor Von hundert tausend Narren sprechen. Mephistopheles. 2580 Denn meinem Freund wird dieser Trunk nicht schaden: Er
ist ein Mann von vielen Graden, Die Hexe. mit vielen Ceremonien, schenkt den Trank in eine Schale; wie sie Faust an den Mund bringt, entsteht eine leichte Flamme. Mephistopheles. 2585 Bist mit dem Teufel du und du, Und willst dich vor der Flamme scheuen? Die Hexe l�st den Kreis. Faust tritt heraus. Mephistopheles. Die Hexe. Mephistopheles zur Hexe. 2590 So darfst du mir�s nur auf Walpurgis sagen. Die Hexe. Mephistopheles zu Faust. Du mu�t nothwendig transpiriren, 2595 Damit die Kraft durch inn- und �u�res dringt. Den edlen M��iggang lehr� ich hernach dich
sch�tzen, Faust. 2600 Das Frauenbild war gar zu sch�n!
Leise. Du siehst, mit diesem Trank im Leibe, Stra�e. Faust. Margarete vor�ber gehend. Faust. 2605 Mein sch�nes Fr�ulein, darf ich wagen, Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen? Margarete. Sie macht sich los und ab. Faust. 2610 So etwas hab� ich nie gesehn. Sie ist so sitt- und tugendreich, Der Lippe Roth, der Wange Licht, 2615 Wie sie die Augen niederschl�gt, Hat tief sich in mein Herz
gepr�gt; Mephistopheles tritt auf. Faust. Mephistopheles. 2620 Nun, welche? Faust. Mephistopheles. 2625 Das eben f�r nichts zur Beichte ging; Ueber die hab� ich keine Gewalt! Faust. Mephistopheles. 2630 Und d�nkelt ihm, es w�r� kein� Ehr� Und Gunst, die nicht zu pfl�cken w�r�; Faust. 2635 Und das sag� ich ihm kurz und gut, Wenn nicht das s��e junge Blut Mephistopheles. 2640 Ich brauche wenigstens vierzehn Tag� Nur die Gelegenheit auszusp�ren. Faust. Mephistopheles. 2645 Ihr sprecht schon fast wie ein Franzos; Doch bitt� ich, la�t�s euch nicht verdrie�en: 2650 Durch allerley Brimborium, Das P�ppchen geknetet und zugericht�t Faust. Mephistopheles. 2655 Ich sag� euch, mit dem sch�nen Kind Geht�s ein- f�r allemal nicht geschwind. Faust. 2660 F�hr� mich an ihren Ruheplatz! Schaff� mir ein Halstuch von ihrer Brust, Mephistopheles. 2665 Wollen wir keinen Augenblick verlieren, Will euch noch heut� in ihr Zimmer f�hren. Faust. Mephistopheles. 2670 An aller Hoffnung k�nft�ger Freuden In ihrem Dunstkreis satt euch weiden. Faust. Mephistopheles. Faust. ab.
2675 Ich kenne manchen sch�nen Platz Und manchen alt vergrabnen Schatz, ab. [172]Abend. Ein kleines reinliches Zimmer. ihre Z�pfe flechtend und aufbindend. Ich g�b� was drum, wenn ich nur
w��t�, 2680 Er sah gewi� recht wacker aus, Und ist aus einem edlen Haus; ab. Mephistopheles. Faust. Mephistopheles. Faust nach einigem Stillschweigen. 2685 Ich bitte dich, la� mich allein!
ab. Faust rings aufschauend. 2690 Die du vom Thau der Hoffnung schmachtend lebst. Wie athmet rings Gef�hl der Stille, Er wirft sich auf den ledernen Sessel am Bette. 2695 O nimm mich auf! der du die Vorwelt schon Bey
Freud� und Schmerz in offnen Arm empfangen! 2700 Mein Liebchen hier, mit vollen Kinderwangen, Dem Ahnherrn fromm die welke Hand gek��t. Ich f�hl�, o M�dchen, deinen Geist 2705 Den Teppich auf den Tisch dich reinlich breiten hei�t, Sogar den Sand zu deinen F��en kr�useln. Er hebt einen Bettvorhang auf. Was fa�t mich f�r ein Wonnegraus! 2710 Hier m�cht� ich volle Stunden s�umen. Natur! hier bildetest in leichten Tr�umen 2715 Und hier mit heilig reinem Weben Entwirkte sich das G�tterbild! Und du! Was hat dich hergef�hrt? 2720 Armsel�ger Faust! ich kenne dich nicht mehr. [175]
Umgiebt mich hier ein Zauberduft? 2725 Und tr�te sie den Augenblick herein, Wie w�rdest du f�r
deinen Frevel b��en! Mephistopheles. Faust. 2730 Fort! Fort! Ich kehre nimmermehr!
2735 Ich that euch S�chelchen hinein, Um eine andre zu gewinnen. Faust. Mephistopheles. 2740 Dann rath� ich eurer L�sternheit Die liebe sch�ne Tageszeit, Er stellt das K�stchen in den Schrein und dr�ckt das Schlo� wieder zu. 2745 Nur fort! geschwind! Um euch das s��e junge Kind 2750 Als st�nd� leibhaftig vor euch da Physik und Metaphysika! ab. Margarete mit einer Lampe. [177] Sie macht das Fenster auf. Und ist doch eben so warm
nicht drauߒ. 2755 Es wird mir so, ich weiߒ nicht wie � Ich wollt�, die Mutter k�m� nach Haus. Sie f�ngt an zu singen, indem sie sich auszieht. Es war ein K�nig in Thule 2760 Gar treu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle Es ging ihm nichts dar�ber, 2765 Die Augen gingen ihm �ber,
So oft er trank daraus. Und als er kam zu sterben, 2770 Den Becher nicht zugleich. [178]
Er sa� beym K�nigsmahle, 2775 Dort stand der alte Zecher,
Trank letzte Lebensgluth, Er sah ihn st�rzen, trinken 2780 Und sinken tief ins Meer, Die Augen th�ten ihm sinken, Sie er�ffnet den Schrein, ihre Kleider einzur�umen, und erblickt das Schmuckk�stchen. Wie kommt das sch�ne K�stchen hier herein? 2785 Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne seyn? Vielleicht bracht�s jemand als ein Pfand, Ich denke wohl, ich mach� es auf! 2790 Was ist das? Gott im Himmel! schau, So was hab� ich mein� Tage nicht gesehn! 2795 Wem mag die Herrlichkeit geh�ren? Sie putzt sich damit auf und tritt vor den Spiegel. Wenn nur die Ohrring� meine w�ren! 2800 Allein man l��t�s auch alles seyn; Man lobt euch halb mit Erbarmen. Spazirgang. Faust in Gedanken auf und ab gehend. Zu ihm Mephistopheles. Mephistopheles. 2805 Bey aller verschm�hten Liebe! Beym h�llischen Elemente! Ich wollt�, ich w��te �was �rgers, da� ich�s fluchen k�nnte! Faust. Mephistopheles. 2810 Wenn ich nur selbst kein Teufel w�r�!
Mephistopheles. 2815 Die Mutter kriegt das Ding zu schauen, Gleich f�ngt�s ihr heimlich an zu grauen: 2820 Ob das Ding heilig ist oder profan; Und an dem Schmuck da sp�rt sie�s klar, 2825 Wollen�s der Mutter Gottes weihen, Wird uns mit Himmels-Manna erfreuen! 2830 Der ihn so fein gebracht hierher. Die Mutter lie� einen Pfaffen kommen; Er sprach: So ist man recht gesinnt! 2835 Wer �berwindet der gewinnt. Die Kirche hat einen guten Magen, 2840 Kann ungerechtes Gut verdauen. Faust. Mephistopheles. 2845 Dankt� nicht weniger und nicht mehr, Als ob�s ein Korb voll N�sse
w�r�, Faust. Mephistopheles. 2850 Wei� weder was sie will noch soll, Denkt an�s Geschmeide Tag und Nacht, Faust. 2855 Am ersten war ja so nicht viel. Mephistopheles. Faust. 2860 Und schaff� einen neuen Schmuck herbey!
Faust ab. Mephistopheles. ab. [184]Der Nachbarinn Haus. Marthe allein. 2865 Gott verzeih�s meinem lieben Mann, Er hat an mir nicht wohl gethan! 2870 Th�t� ihn, wei� Gott, recht herzlich lieben. Sie weint. Vielleicht ist er gar todt! � O Pein! � � Margarete kommt. Margarete. Marthe. Margarete. 2875 Da find� ich so ein K�stchen wieder In meinem Schrein, von Ebenholz,
Marthe. 2880 Th�t�s wieder gleich zur Beichte tragen. Margarete. Marthe putzt sie auf. Margarete. Marthe. 2885 Komm du nur oft zu mir her�ber, Und leg� den
Schmuck hier heimlich an; Wir haben unsre Freude dran; 2890 Wo man�s so nach und nach den Leuten sehen l��t. Ein Kettchen erst, die Perle dann in�s Ohr; Margarete. Es klopft. Margarete. 2895 Ach Gott! mag das meine Mutter seyn? Marthe durchs Vorh�ngel guckend. Mephistopheles tritt auf.
Tritt ehrerbietig vor Margareten zur�ck. Wollte nach Frau Marthe Schwerdlein fragen! Marthe. 2900 Ich bin�s, was hat der Herr zu sagen? [187]Mephistopheles leise zu ihr. Marthe laut. 2905 Denk�, Kind, um alles in der Welt! Der Herr dich f�r ein Fr�ulein h�lt. Margarete. Mephistopheles. 2910 Ach, es ist nicht der Schmuck allein; Sie hat ein Wesen, einen
Blick so scharf! Marthe. Mephistopheles. 2915 Ich hoffe, Sie l��t mich�s drum nicht b��en: Ihr Mann ist todt und l��t Sie gr��en. [188]Marthe. Margarete. Mephistopheles. 2920 So h�rt die traurige Geschicht�! Margarete. Mephistopheles. Marthe. Mephistopheles. 2925 Er liegt in Padua begraben Bey�m heiligen Antonius, Marthe. Mephistopheles. 2930 Ja, eine Bitte, gro� und schwer; La� Sie doch ja f�r ihn dreyhundert Messen singen! Marthe. 2935 Zum Angedenken aufbewahrt, Und lieber hungert lieber bettelt! Mephistopheles. 2940 Ja, und bejammerte sein Ungl�ck noch viel mehr. Margarete.
Mephistopheles. Margarete. 2945 Ach nein, das geht jetzt noch nicht an. [190]Mephistopheles. Margarete. Mephistopheles. 2950 Brauch oder nicht! es gibt sich auch. Marthe. Mephistopheles. 2955 Wie, rief er, mu� ich mich von Grund aus hassen, So mein Gewerb, mein Weib so zu verlassen! Marthe weinend. Mephistopheles. 2960 Allein, wei� Gott! sie war mehr Schuld als ich. Marthe. Mephistopheles. 2965 Erst Kinder, und dann Brot f�r sie zu schaffen, Und Brot im allerweit�sten Sinn, Marthe. Mephistopheles. 2970 Nicht doch, er hat euch herzlich dran gedacht. Er sprach: Als ich nun weg von Malta ging, 2975 Das einen Schatz des gro�en Sultans f�hrte. Da ward der Tapferkeit ihr Lohn, Und ich empfing denn auch, wie sich�s geb�hrte, Marthe. Mephistopheles. 2980 Wer wei�, wo nun es die vier Winde haben. Ein sch�nes Fr�ulein nahm sich seiner an, Marthe. 2985 Der Schelm! der Dieb an seinen Kindern! Auch alles Elend, alle Noth Mephistopheles. 2990 Betraurt� ich ihn ein z�chtig Jahr, Visirte dann unterweil� nach einem neuen Schatze. Marthe. Es konnte kaum ein herziger N�rrchen seyn. 2995 Er liebte nur das allzuviele Wandern, Und fremde Weiber, und fremden Wein, Mephistopheles. 3000 Von seiner Seite nachgesehen. Ich schw�r� euch zu, mit dem Beding Marthe. Mephistopheles f�r sich. 3005 Die hielte wohl den Teufel selbst beym Wort. Zu Gretchen. Wie steht es denn mit Ihrem Herzen? Margarete. Mephistopheles f�r sich. Laut.
Margarete. Marthe. 3010 Wo, wie und wann mein Schatz gestorben und begraben. Ich bin von je der Ordnung Freund gewesen, Mephistopheles. 3015 Habe noch gar einen feinen Gesellen, Den will ich euch vor den Richter stellen. Marthe. Mephistopheles. 3020 Fr�uleins alle H�flichkeit erweis�t.
Mephistopheles. Marthe. Stra�e. Faust. Mephistopheles. Faust. 3025 Wie ist�s? Will�s f�rdern? Will�s bald gehn?
3030 Zum Kuppler- und Zigeunerwesen! Faust. Mephistopheles. Faust.
Mephistopheles. 3035 In Padua an heil�ger St�tte ruhn. Faust. Mephistopheles. Sancta Simplicitas!darum ist�s nicht zu thun; Faust. Mephistopheles. 3040 O heil�ger Mann! Da w�r�t ihr�s nun! Ist es das erstemal in eurem Leben, 3045 Definitionen nicht mit gro�er Kraft gegeben? Mit frecher Stirne, k�hner Brust? Habt ihr davon,
ihr m��t es g�rad� gestehen, Faust. 3050 Du bist und bleibst ein L�gner, ein Sophiste. Mephistopheles. Faust. 3055 Und zwar von Herzen. Mephistopheles. Faust. 3060 F�r das Gef�hl, f�r das Gew�hl Nach Namen suche, keinen finde, Und diese Gluth, von der ich brenne, 3065 Unendlich, ewig, ewig nenne, Ist das ein teuflisch L�genspiel? Mephistopheles. Faust. 3070 Beh�lt�s gewi�. Und komm�, ich hab� des Schw�tzens Ueberdru�, Garten. Margarete an Faustens Arm, Marthe mit Mephistopheles auf und ab spazirend. Margarete. 3075 Ein Reisender ist so gewohnt Aus G�tigkeit f�rlieb zu nehmen, Faust. 3080 Als alle Weisheit dieser Welt. Er k��t ihre Hand. [201]Margarete. Gehn vor�ber. Marthe. 3085 Und ihr, mein Herr, ihr reis�t so immer fort? Mephistopheles. Marthe. 3090 So um und um frey durch die Welt zu streifen; Doch k�mmt die b�se Zeit heran, Mephistopheles. Marthe. 3095 Drum, werther Herr, berathet euch in Zeiten. Gehn vor�ber. Margarete. Faust. 3100 O Beste! glaube, was man so verst�ndig nennt, Ist oft mehr Eitelkeit und Kurzsinn. Margarete. Faust. 3105 Der liebevoll austheilenden Natur �
Faust. Margarete. 3110 Und doch will sie versehen seyn. Wir haben keine Magd; mu� kochen, fegen, stricken 3115 Nicht da� sie just so sehr sich einzuschr�nken hat; Wir k�nnten uns weit eh�r als andre regen: 3120 Mein Bruder ist Soldat, Mein Schwesterchen ist todt. Faust. Margarete. 3125 Ich zog es auf, und herzlich liebt� es mich. Es war nach meines Vaters Tod geboren. 3130 Da konnte sie nun nicht d�ran denken Das arme W�rmchen selbst zu tr�nken, 3135 War�s freundlich, zappelte, ward gro�. Faust. Margarete. 3140 War ich erwacht; Bald mu�t� ich�s tr�nken, bald es zu mir legen, Und fr�h am Tage schon am Waschtrog stehn; 3145 Dann auf dem Markt und an dem Herde sorgen, Und immer fort wie heut so morgen. Gehn vor�ber. Marthe. 3150 Ein Hagestolz ist schwerlich zu bekehren. Mephistopheles. Marthe. Mephistopheles. 3155 Das Sprichwort sagt: Ein eigner Herd, Ein braves Weib, sind Gold und Perlen werth. Marthe. Mephistopheles. Marthe. Mephistopheles. 3160 Mit Frauen soll man sich nie unterstehn zu scherzen. Marthe. Mephistopheles. Gehn vor�ber. Faust. Margarete. 3165 Saht ihr es nicht? ich schlug die Augen nieder. Faust. Margarete. 3170 Es konnte niemand von mir �bels sagen. Ach, dacht� ich, hat er in deinem Betragen 3175 Gesteh� ich�s doch! Ich wu�te nicht was sich Zu eurem Vortheil hier zu regen gleich
begonnte; Faust. Margarete. Sie pfl�ckt eine Sternblume und zupft die Bl�tter ab, eins nach dem andern. Faust. Margarete. 3180 Nein, es soll nur ein Spiel. Faust. Margarete. Sie rupft und murmelt. [208]Faust. Margarete halb laut. Faust. Margarete f�hrt fort. Das letzte Blatt ausrupfend, mit holder Freude. Er liebt mich! Faust. 3185 Dir G�tter-Ausspruch seyn. Er liebt dich! Verstehst du, was das hei�t? Er liebt dich! Er fa�t ihre beyden H�nde. Margarete. Faust. 3190 Was unaussprechlich ist: Sich hinzugeben ganz und eine Wonne Zu f�hlen, die ewig seyn mu�! Margarete dr�ckt ihm die H�nde, macht sich los und l�uft weg. Er steht einen Augenblick in Gedanken, dann folgt er ihr. Marthe kommend. 3195 Die Nacht bricht an. Mephistopheles. Marthe. 3200 Als auf des Nachbarn Schritt und Tritt zu gaffen, Und man kommt in�s Gered�, wie
man sich immer stellt. Mephistopheles. Marthe. Mephistopheles. Ein Gartenh�uschen. Margarete. 3205 Er kommt! Faust kommt. Ach,
Schelm, so neckst du mich! Er k��t sie. Margarete. ihn fassend und den Ku� zur�ck gebend. Bester Mann! von Herzen lieb� ich dich! Mephistopheles klopft an. [212]Faust stampfend.
Mephistopheles. Faust. Mephistopheles. Marthe kommt. Faust. Margarete. Faust. 3210 Lebt wohl! Marthe. Margarete. Faust und Mephistopheles ab. [213]Margarete. 3215 Bin doch ein arm unwissend Kind, Begreife nicht was er an mir find�t. ab. [214]Wald und H�hle.
3220 Gabst mir die herrliche Natur zum K�nigreich, Kraft, sie zu f�hlen, zu genie�en. Nicht 3225 Du f�hrst die Reihe der Lebendigen Vor mir vorbey, und lehrst mich meine Br�der 3230 Und Nachbarst�mme, quetschend, nieder streift, Und ihrem Fall dumpf hohl der H�gel donnert; 3235 Und steigt vor meinem Blick der reine Mond Bes�nftigend
her�ber; schweben mir 3240 O da� dem Menschen nichts Vollkomm�nes wird, Empfind� ich nun. Du gabst zu dieser Wonne, 3245 Mich vor mir selbst erniedrigt, und zu Nichts, Mit einem Worthauch, deine Gaben wandelt. So tauml� ich von Begierde zu Genu�, 3250 Und im Genu� verschmacht� ich nach Begierde. Mephistopheles tritt auf. Mephistopheles. Faust. 3255 Ich wollt�, du h�ttest mehr zu thun, Als mich am guten Tag zu plagen. Mephistopheles. 3260 Ist wahrlich wenig zu verlieren. Den ganzen Tag hat man die
H�nde voll! Faust. 3265 Er will noch Dank, da� er mich enn�yirt.
3270 Und w�r� ich nicht, so w�r�st du schon Von diesem Erdball abspazirt. 3275 Wie eine Kr�te, Nahrung ein? Ein sch�ner, s��er
Zeitvertreib! Faust. 3280 Ja, w�rdest du es ahnden k�nnen, Du w�rest Teufel g�nug mein Gl�ck mir nicht zu g�nnen. [218]Mephistopheles. 3285 Zu einer Gottheit sich aufschwellen lassen, Der Erde Mark mit Ahndungsdrang durchw�hlen, 3290 Verschwunden ganz der Erdensohn, Und dann die hohe Intuition � Mit einer Geberde. Ich darf nicht sagen, wie � zu schlie�en. Faust. Mephistopheles. 3295 Man darf das nicht vor keuschen Ohren nennen, Was keusche Herzen nicht entbehren k�nnen. Doch lange h�lt Er das nicht aus. 3300 Du bist schon wieder abgetrieben, Und, w�hrt es l�nger, aufgerieben 3305 Du kommst ihr gar nicht aus dem Sinne, Sie hat dich �berm�chtig lieb. 3310 Nun ist dein B�chlein wieder seicht. Mich d�nkt, anstatt in W�ldern zu thronen, 3315 Die Zeit wird ihr erb�rmlich lang; Sie steht am Fenster, sieht die Wolken ziehn 3320 Einmal ist sie munter, meist betr�bt, Einmal recht ausgeweint, Faust. Mephistopheles f�r sich. 3325 Gelt! da� ich dich fange! Faust. Mephistopheles. 3330 Was soll es denn? Sie meint, du seyst entfloh�n, Und halb und halb bist du es schon. Faust. 3335 Wenn ihre Lippen ihn inde� ber�hren. [221]Mephistopheles. Faust. Mephistopheles. 3340 Erkannte gleich den edelsten Beruf, Auch selbst Gelegenheit zu machen. Faust. 3345 Was ist die Himmelsfreud� in ihren Armen? La� mich an ihrer Brust erwarmen! 3350 Der wie ein Wassersturz von Fels zu Felsen braus�te, Begierig w�thend nach dem Abgrund zu. Im H�ttchen auf dem kleinen Alpenfeld, 3355 Umfangen in der kleinen Welt. Und ich, der Gottverha�te, hatte nicht genug, 3360 Sie, ihren Frieden mu�t� ich untergraben! Du, H�lle, mu�test dieses Opfer haben! 3365 Und sie mit mir zu Grunde gehn!
3370 Es lebe, wer sich tapfer h�lt! Du bist doch sonst so ziemlich eingeteufelt. Gretchens Stube. Gretchen am Spinnrade allein.
Meine Ruh� ist hin, 3375 Mein Herz ist schwer;
Ich finde sie nimmer Wo
ich ihn nicht hab� 3380 Die ganze Welt Ist mir verg�llt. [224] Mein
armer Kopf 3385 Ist mir zerst�ckt.
Meine Ruh� ist hin, 3390 Nach ihm nur schau� ich
Zum Fenster hinaus, Sein hoher Gang, 3395 Sein� edle Gestalt,
Seines Mundes L�cheln,
Und seiner Rede 3400 Sein H�ndedruck, Und ach sein Ku�! [225] Meine Ruh� ist hin, 3405 Und nimmermehr.
3410 Und k�ssen ihn So wie ich wollt�, Marthens Garten. Margarete. Faust. Margarete. Faust. Margarete. 3415 Nun sag�, wie hast du�s mit der Religion? Du bist ein herzlich guter Mann, Faust. 3420 Will niemand sein Gef�hl und seine Kirche rauben. [227]Margarete. Faust. Margarete. Faust. Margarete. 3425 Zur Messe, zur Beichte bist du lange nicht gegangen. Glaubst du an Gott? Faust. 3430 Ueber den Frager zu seyn.
Faust. 3435 Wer empfinden? Und sich unterwinden 3440 Fa�t und erh�lt er nicht Dich, mich, sich selbst? 3445 Ewige Sterne nicht herauf? Schau� ich nicht Aug� in Auge dir, 3450 Unsichtbar sichtbar neben dir? Erf�ll� davon dein Herz, so gro� es ist, Und wenn du ganz in dem Gef�hle selig bist, 3455 Ich habe keinen Nahmen Daf�r! Gef�hl ist alles; Margarete. 3460 Ungef�hr sagt das der Pfarrer auch, Nur mit ein Bi�chen andern Worten. Faust. 3465 Warum nicht ich in der meinen? Margarete. Faust. Margarete. 3470 Da� ich dich in der Gesellschaft seh�. Faust. Margarete. 3475 Als des Menschen widrig Gesicht. Faust. Margarete. 3480 Hab� ich vor dem Menschen ein heimlich Grauen, Und halt� ihn f�r einen Schelm dazu! Faust. Margarete. 3485 Kommt er einmal zur Th�r herein, Sieht er immer so sp�ttisch drein, 3490 Da� er nicht mag eine Seele lieben. Mir wird�s so wohl in deinem Arm, Faust. Margarete. 3495 Das �bermannt mich so sehr, Da�, wo er nur mag zu uns treten, 3500 Dir, Heinrich, mu� es auch so seyn.
Margarete.
Faust. Margarete. 3505 Ach wenn ich nur alleine schlief! Ich lie� dir gern heut nacht den Riegel offen; Faust. 3510 Du Engel, das hat keine Noth. Hier ist ein Fl�schchen! Drey Tropfen nur Margarete. 3515 Es wird ihr hoffentlich nicht schaden!
Margarete. 3520 Da� mir zu thun fast nichts mehr �brigbleibt. ab. Mephistopheles tritt auf. Mephistopheles. Faust. Mephistopheles. 3525 Die M�dels sind doch sehr interessirt, Ob einer fromm und schlicht nach altem Brauch. Faust. 3530 Von ihrem Glauben voll, Der ganz allein Mephistopheles. 3535 Ein M�gdelein nasf�hret dich. Faust. Mephistopheles. 3540 Sie f�hlt, da� ich ganz sicher ein Genie, Vielleicht wohl gar der Teufel bin. Faust. Mephistopheles. Am Brunnen. Gretchen und Lieschen. mit Kr�gen. Lieschen. Gretchen. 3545 Kein Wort. Ich komm� gar wenig unter Leute. Lieschen. Gretchen. Lieschen. Gretchen. 3550 Ach!
3555 Mu�t� �berall die erste seyn, Curtesirt� ihr immer mit Pastetchen und Wein; 3560 War ein Gekos� und ein Geschleck�; Da ist denn auch das Bl�mchen weg! Gretchen. Lieschen. Uns Nachts die Mutter nicht hinunterlie�, 3565 Stand sie bey ihrem Buhlen s��, Auf der Th�rbank und im dunkeln Gang Gretchen. 3570 Er nimmt sie gewi� zu seiner Frau. Lieschen. Gretchen. Lieschen. 3575 Das Kr�nzel rei�en die Buben ihr, Und H�ckerling streuen wir vor die Th�r! ab. Gretchen. nach Hause gehend. Wie konnt� ich sonst so tapfer schm�hlen, Sah ich ein armes M�gdlein fehlen! 3580 Nicht Worte g�nug der Zunge finden! Wie schien mir�s schwarz, und schw�rzt�s noch gar, 3585 Doch � alles, was dazu mich trieb, Gott! war so gut! ach war so lieb! [239]Zwinger. In der Mauerh�hle ein Andachtsbild der Mater dolorosa, Blumenkr�ge davor. Gretchen. steckt frische Blumen in die Kr�ge. Ach
neige, 3590 Das Schwert im Herzen, Mit tausend Schmerzen Zum Vater blickst du, 3595 Hinauf um sein� und deine Noth. [240]Wer f�hlet, 3600 Was es zittert, was verlanget, Wei�t nur du, nur du allein! Wohin ich immer gehe, 3605 Ich bin ach kaum alleine, Ich wein�, ich wein�, ich weine, Die Scherben vor meinem Fenster 3610 Als ich am fr�hen Morgen Dir diese Blumen brach. Schien hell in meine Kammer 3615 In meinem Bett� schon auf. [241]Hilf! rette mich von Schmach und Tod! Nacht. Stra�e vor Gretchens Th�re.
3620 Wenn ich sa� bey einem Gelag, Wo mancher sich ber�hmen mag, 3625 Den Ellenbogen aufgestemmt; Sa� ich in meiner sichern Ruh 3630 Und sage: alles nach seiner Art! Aber ist eine im ganzen Land, Die meiner trauten Gretel gleicht, 3635 Die einen schrieen: er hat Recht, Sie ist die Zier vom ganzen Geschlecht! 3640 Mit Stichelreden, Naser�mpfen Soll jeder Schurke mich beschimpfen! 3645 K�nnt� ich sie doch nicht L�gner hei�en.
Was kommt heran? Was schleicht herbey? Faust. Mephistopheles.
3650 Wie von dem Fenster dort der Sakristey Aufw�rts der Schein des ewigen L�mpchens fl�mmert Mephistopheles. 3655 Und mir ist�s wie dem K�tzlein schm�chtig, Das an den Feuerleitern schleicht, 3660 So spukt mir schon durch alle Glieder Die herrliche Walpurgisnacht. Faust. 3665 Den ich dorthinten flimmern seh�.
Faust. 3670 Nicht ein Geschmeide? Nicht ein Ring?
Meine liebe Buhle damit zu zieren? Mephistopheles. Faust. 3675 Wenn ich ohne Geschenke zu ihr geh�.
3680 Ich sing� ihr ein moralisch Lied, Um sie gewisser zu beth�ren. Singt zur Zither. Was machst du mir 3685 Bey fr�hem Tagesblicke? La�, la� es seyn!
Er l��t dich ein 3690 Nehmt euch in Acht! Ist
es vollbracht, 3695 Thut keinem Dieb
Nur nichts zu Lieb�, Valentin. tritt vor. 3700 Zum Teufel erst das Instrument! Zum Teufel hinter drein den S�nger! Mephistopheles. Valentin.. Mephistopheles zu Faust. 3705 Hart an mich an, wie ich euch f�hre. Heraus mit eurem Flederwisch! Valentin. Mephistopheles. Valentin. Mephistopheles. Valentin. 3710 Was ist denn das? Schon wird die Hand mir lahm. Mephistopheles zu Faust. Valentin f�llt. Mephistopheles. Nun aber fort! Wir m�ssen gleich verschwinden: 3715 Doch mit dem Blutbann schlecht mich abzufinden. Marthe am Fenster. Gretchen am Fenster. Marthe wie oben.
Volk. Marthe heraustretend. Gretchen heraustretend. 3720 Wer liegt hier? Volk. Gretchen. Valentin. 3725 Kommt her und h�rt mich an! Alle treten um ihn. Mein Gretchen, sieh! du bist noch jung, 3730 Du bist doch nun einmal eine Hur�; So sey�s auch eben recht! Gretchen. Valentin. 3735 Und wie es gehn kann, so wird�s gehn. Du fingst mit Einem heimlich an, 3740 Wenn erst die Schande wird geboren, Wird sie heimlich zur Welt gebracht, 3745 W�chst sie aber und macht sich gro�, Dann geht sie auch bey Tage blo�, 3750 Ich seh� wahrhaftig schon die Zeit, Da� alle brave B�rgersleut� 3755 Wenn sie dir in die Augen sehn. Sollst keine goldne Kette mehr tragen! 3760 In eine finstre Jammerecken Unter Bettler und Kr�pel dich verstecken, Marthe. 3765 Wollt ihr noch L�strung auf euch laden? Valentin. Gretchen. 3770 Mein Bruder! Welche H�llenpein!
3775 Zu Gott ein als Soldat und brav. stirbt. [252]Dom. Amt, Orgel und Gesang. Gretchen unter vielem Volke. B�ser Geist hinter Gretchen. B�ser Geist. 3780 Gebete lalltest, Halb Kinderspiele, 3785 In deinem Herzen, Welche Missethat? 3790 � Und unter deinem Herzen Regt sich�s nicht quillend schon, Gretchen. 3795 W�r� ich der Gedanken los, Die mir her�ber und hin�ber gehen Chor. Dies irae, dies illaSolvet saeclum in favilla. Orgelton. B�ser Geist. 3800 Grimm fa�t dich! Die Posaune t�nt! Und dein Herz, 3805 Zu Flammenqualen Wieder aufgeschaffen, Gretchen. 3810 Den Athem versetzte, Gesang mein Herz Chor. Judex ergo cum sedebit,Quidquid latet adparebit, 3815 Nil inultum remanebit.
3820 Dr�ngt mich! � Luft! [255]B�ser Geist. Chor. 3825 Quid sum miser tunc dicturus? Quem patronum rogaturus? B�ser Geist. 3830 Die H�nde dir zu reichen, Schauert�s den Reinen. Chor. Quid sum miser tunc dicturus? Gretchen. Sie f�llt in Ohnmacht. [256]Walpurgisnacht. Harzgebirg. Gegend von Schirke und Elend. Faust. Mephistopheles. Mephistopheles. 3835 Verlangst du nicht nach einem Besenstiele? Ich w�nschte mir den
allerderbsten Bock. Faust. 3840 Was hilft�s da� man den Weg verk�rzt! � Im Labyrinth der Th�ler hinzuschleichen, Von dem der Quell sich ewig sprudelnd st�rzt, 3845 Der Fr�hling webt schon in den Birken, Und selbst die Fichte f�hlt ihn schon; Mephistopheles. 3850 Ich w�nschte Schnee und Frost auf meiner Bahn. Wie traurig steigt die unvollkommne Scheibe 3855 Erlaub� da� ich ein Irrlicht bitte! Dort seh� ich eins, das eben lustig brennt. Irrlicht. 3860 Aus Ehrfurcht, hoff� ich, soll es mir gelingen Mein leichtes Naturell zu zwingen; Mephistopheles. 3865 Sonst blas� ich ihm sein Flacker-Leben aus.
3870 So m��t ihr�s so genau nicht nehmen. Faust, Mephistopheles, Irrlicht im Wechselgesang. 3875 In den weiten, �den R�umen!
3880 Wie sie schnarchen, wie sie blasen! [259] Durch die Steine, durch den
Rasen 3885 Stimmen jener Himmelstage? Was wir hoffen, was wir lieben! Uhu! Schuhu! t�nt es n�her, 3890 Kauz und Kiebitz und der H�her, Sind sie alle wach geblieben? 3895 Winden sich aus Fels und Sande; Strecken wunderliche Bande, 3900 Nach dem Wandrer. Und die M�use Tausendf�rbig, schaarenweise, Durch das Moos und durch die Heide! 3905 Zum verwirrenden Geleite.
3910 Schneiden, und die irren Lichter, Die sich mehren, die sich bl�hen. Mephistopheles. 3915 Wie im Berg der Mammon gl�ht.
3920 Da steigt ein Dampf, dort ziehen Schwaden, Hier leuchtet Glut aus Dunst und Flor, 3925 Mit hundert Adern, sich durchs Thal, Und hier in der gedr�ngten Ecke 3930 Doch schau! in ihrer ganzen H�he Entz�ndet sich die Felsenwand. Mephistopheles. 3935 Ich sp�re schon die ungest�men G�ste. Faust. Mephistopheles. 3940 Ein Nebel verdichtet die Nacht. H�re wie�s durch die W�lder kracht! 3945 Girren und Brechen der Aeste Der St�mme m�chtiges Dr�hnen! 3950 Und durch die �bertr�mmerten Kl�fte Zischen und heulen die L�fte. 3955 Str�mt ein w�thender Zaubergesang.
3960 So geht es �ber Stein und Stock,
Es f � t[4] die Hexe, es st � t[5] der Bock. Stimme. Chor. 3965 Frau Baubo vor! und angef�hrt!
Ein t�chtig Schwein und Mutter drauf, Stimme. Stimme. 3970 Die macht ein Paar Augen! Stimme. Stimme. Hexen Chor. 3975 Was ist das f�r ein toller Drang?
Die Gabel sticht, der Besen kratzt, Hexenmeister. Halbes Chor. 3980 Denn, geht es zu des B�sen Haus,
Das Weib hat tausend Schritt voraus. Andre H�lfte. 3985 Mit Einem Sprunge macht�s der Mann. Stimme oben. Stimmen von unten. Beyde Ch�re. 3990 Es schweigt der Wind, es flieht der Stern, Der tr�be Mond verbirgt sich gern. Stimme von unten. Stimme von oben. 3995 Wer ruft da aus der Felsenspalte? Stimme unten. Beyde Ch�re. 4000 Es tr�gt der Besen, tr�gt der Stock,
Die Gabel tr�gt, es tr�gt der Bock, Halbhexe unten. 4005 Wie sind die andern schon so weit!
Ich hab� zu Hause keine Ruh, Chor der Hexen. 4010 Ein gutes Schiff ist jeder Trog,
Der flieget nie, der heut nicht flog. Beyde Ch�re. 4015 Mit eurem Schwarm der Hexenheit. Sie lassen sich nieder. Mephistopheles. 4020 Nur fest an mir! sonst sind wir gleich getrennt. Wo bist du? Faust in der Ferne.
Mephistopheles. 4025 La� uns aus dem Gedr�ng� entweichen; Es ist zu toll, sogar f�r meines gleichen. Faust. 4030 Du Geist des Widerspruchs! Nur zu! du magst mich f�hren. Ich denke doch das war recht klug gemacht. Mephistopheles. 4035 Es ist ein muntrer Klub beysammen. Im Kleinen ist man nicht allein. Faust. Dort str�mt die Menge zu dem B�sen; 4040 Da mu� sich manches R�thsel l�sen.
4045 Da� in der gro�en Welt man kleine Welten macht. Da
seh� ich junge Hexchen nackt und blos, 4050 Ich h�re was von Instrumenten t�nen! Verflucht Geschnarr! Man mu� sich dran gew�hnen. 4055 Was sagst du, Freund? das ist kein kleiner Raum. Da sieh nur hin! du siehst das Ende kaum. Faust. 4060 Willst du dich nun, um uns hier einzuf�hren, Als Zaub�rer oder Teufel produziren? Mephistopheles. 4065 Doch ist der Pferdefu� hier ehrenvoll zu Haus. Siehst du die Schnecke da? sie kommt herangekrochen; 4070 Komm nur! von Feuer gehen wir zu Feuer, Ich bin der Werber und du bist der Freyer. zu einigen, die um verglimmende Kohlen sitzen. Ihr alten Herrn, was macht ihr hier am Ende? 4075 Genug allein ist jeder ja zu Haus.
Denn bey dem Volk, wie bey den Frauen, Minister. 4080 Jetzt ist man von dem Rechten allzuweit, Ich lobe mir die guten Alten; Parven�. 4085 Und thaten oft, was wir nicht sollten; Doch jetzo kehrt sich alles um und um, Autor. 4090 Und was das liebe junge Volk betrifft, Das ist noch nie so naseweis gewesen. Mephistopheles. auf einmal sehr alt erscheint. Zum j�ngsten Tag f�hl� ich das Volk gereift; Und, weil mein F��chen tr�be l�uft; 4095 So ist die Welt auch auf der Neige.
4100 Und doch ist nichts in meinem Laden, Dem keiner auf der Erde gleicht, 4105 Kein Kelch, aus dem sich nicht, in ganz gesunden Leib, Verzehrend hei�es Gift ergossen. Mephistopheles. 4110 Frau Muhme! Sie versteht mir schlecht die Zeiten. Gethan geschehn! Geschehn gethan! Faust. 4115 Heiߒ ich mir das doch eine Messe! Mephistopheles. Faust. Mephistopheles. Faust. Mephistopheles. 4120 Nimm dich in Acht vor ihren sch�nen Haaren, Vor diesem Schmuck, mit dem sie einzig prangt. Faust. 4125 Die haben schon was rechts gesprungen! [273]Mephistopheles. Faust mit der jungen tanzend. 4130 Zwey sch�ne Aepfel gl�nzten dran, Sie reizten mich, ich stieg hinan. Die Sch�ne. 4135 Da� auch mein Garten solche tr�gt. Mephistopheles mit der Alten. Die Alte. 4140 Ich biete meinen besten Gru� Dem Ritter mit dem Pferdefu�! Halt� er einen �
�[8] bereit, Brocktophantasmist. 4145 Hat man euch lange nicht bewiesen? Ein Geist steht nie auf ordentlichen F��en; Die Sch�ne tanzend. Faust tanzend. 4150 Was andre tanzen mu� er sch�tzen. Kann er nicht jeden Schritt beschw�tzen; 4155 Wie er�s in seiner alten M�hle thut, Das hie� er allenfalls noch gut; Brocktophantasmist. 4160 Das Teufelspack es fragt nach keiner Regel. Wir sind so klug und
dennoch spukt�s in Tegel. Die Sch�ne. Brocktophantasmist. 4165 Ich sag�s euch Geistern in�s Gesicht, Den Geistesdespotismus leid� ich nicht; es wird fortgetanzt. Heut, seh� ich, will mir nichts gelingen, 4170 Und hoffe noch, vor meinem letzten Schritt, Die Teufel und die Dichter zu bezwingen. Mephistopheles. 4175 Ist er von Geistern und von Geist kurirt. zu Faust der aus dem Tanz getreten ist. Was l�ssest du das sch�ne M�dchen fahren? Faust. Mephistopheles. 4180 Das ist was rechts! das nimmt man nicht genau. Genug die Maus war doch nicht grau. Faust. Mephistopheles. Faust. 4185 Sie schiebt sich langsam nur vom Ort, Sie scheint mit geschlo�nen F��en zu gehen. Mephistopheles. 4190 Es ist ein Zauberbild, ist leblos, ein Idol. Ihm zu begegnen, ist nicht gut, Faust. 4195 F�rwahr es sind die Augen einer Todten, Die eine liebende Hand nicht schlo�. Mephistopheles. 4200 Denn jedem kommt sie wie sein Liebchen vor.
4205 Nicht breiter als ein Messerr�cken!
Denn Perseus hat�s ihr abgeschlagen. 4210 Komm doch das H�gelchen heran, Hier ist�s so lustig wie im Prater; Servibilis. 4215 Ein neues St�ck, das letzte St�ck von sieben, Soviel zu
geben ist allhier der Brauch. 4220 Mich dilettirt�s den Vorhang aufzuziehn.
Walpurgisnachtstraum oder Oberon�s und Titania�s goldne Hochzeit. Intermezzo. . [280] [281]Theatermeister. Heute ruhen wir einmal, 4225 Alter Berg und feuchtes Thal,
Das ist die ganze Scene! Herold. 4230 Das golden ist mir lieber. Oberon. Puck. 4235 Kommt der Puck und dreht sich queer
Und schleift den Fu� im Reihen,
Hundert kommen hinterher,
Ariel. 4240 In himmlisch reinen T�nen,
Viele Fratzen lockt sein Klang, Oberon. 4245 Wenn sich zweye lieben sollen,
Braucht man sie nur zu scheiden. Titania. 4250 Und Ihn an Nordens Ende. Orchester Tutti Fortissimo. Fliegenschnauz� und M�ckennas�,
Frosch im Laub� und Grill� im Gras�,
Das sind die Musikanten! Solo. 4255 Seht da kommt der Dudelsack!
Es ist die Seifenblase, Geist der sich erst bildet. 4260 Und Fl�gelchen dem Wichtchen!
Zwar ein Thierchen giebt es nicht, Ein
P�rchen. 4265 Zwar du trippelst mir genung,
Doch geht�s nicht in die L�fte. Neugieriger Reisender. 4270 Auch heute hier zu schauen! [284]Orthodox.
Keine Klauen, keinen Schwanz! Nordischer K�nstler. 4275 Was ich ergreife das ist heut
F�rwahr nur skizzenweise; Purist. 4280 Wie wird nicht hier geludert!
Und von dem ganzen Hexenheer Junge Hexe. 4285 Drum sitz� ich nackt auf meinem Bock
Und zeig� ein derbes Leibchen. Matrone. Wir haben zu viel Lebensart
Um hier mit euch zu maulen; Doch
hoff� ich, sollt ihr jung und zart, 4290 So wie ihr seyd verfaulen. Capellmeister. Windfahne nach der einen Seite. 4295 Gesellschaft wie man w�nschen kann.
Wahrhaftig lauter Br�ute! Windfahne nach der andern Seite.
Und thut sich nicht der Boden auf 4300 Sie alle zu verschlingen,
So will ich mit behendem Lauf Xenien. Als Insekten sind wir da,
Mit kleinen scharfen Scheren, 4305 Satan unsern Herrn Papa,
Nach W�rden zu verehren. Hennings. 4310 Sie h�tten gute Herzen. Musaget. Ci-devant Genius der Zeit. 4315 Mit rechten Leuten wird man was.
Komm fasse meinen Zipfel! Neugieriger Reisender. 4320 Er geht mit stolzen Schritten.
Er schnopert was er schnopern kann.
�Er sp�rt nach Jesuiten.� Kranich. 4325 Darum seht ihr den frommen Herrn
Sich auch mit Teufeln mischen. Weltkind. 4330 Gar manches Conventikel. T�nzer. Dogmatiker. 4345 Der Teufel mu� doch etwas seyn; Idealist. Die Phantasie in meinem Sinn 4350 So bin ich heute n�rrisch. Realist. Supernaturalist. 4355 Mit viel Vergn�gen bin ich da
Und freue mich mit diesen; Skeptiker. 4360 Und glaub�n sich nah dem Schatze.
Auf Teufel reimt der Zweifel nur, Capellmeister. Frosch im Laub� und Grill� im Gras�
Verfluchte Dilettanten! 4365 Fliegenschnauz� und M�ckennas�
Ihr seyd doch Musikanten! Die Gewandten. 4370 Drum gehn wir auf den K�pfen. Die Unbeh�lflichen. Irrlichter. 4375 Von dem Sumpfe kommen wir,
Woraus wir erst entstanden; Sternschnuppe. 4380 Im Stern- und Feuerscheine,
Wer hilft mir auf die Beine?
4385 Geister kommen, Geister auch
Sie haben plumpe Glieder. Puck. 4390 Sey Puck der derbe selber. Ariel. Orchester. pianissimo. 4395 Wolkenzug und Nebelflor Erhellen sich von oben. Und alles ist zerstoben. [291]Tr�ber Tag. Feld. Faust. Mephistopheles. Faust. Im Elend! Verzweifelnd! Erb�rmlich auf der Erde lange verirrt und nun gefangen! Als Misseth�terinn im Kerker zu entsetzlichen Qualen eingesperrt das holde unselige Gesch�pf! Bis dahin! dahin! � Verr�thrischer, nichtsw�rdiger Geist, und das hast du mir verheimlicht! � Steh nur, steh! w�lze die teuflischen Augen ingrimmend im Kopf herum! Steh und trutze mir durch deine unertr�gliche Gegenwart! Gefangen! Im unwiederbringlichen Elend! B�sen Geistern �bergeben und der richtenden gef�hllosen Menschheit! [292] Und mich wiegst du inde� in abgeschmackten Zerstreuungen, verbirgst mir ihren wachsenden Jammer und l�ssest sie h�lflos verderben! Hund! abscheuliches Unthier! � Wandle ihn, du unendlicher Geist! wandle den Wurm wieder in seine Hundsgestalt, wie er sich oft n�chtlicher Weise gefiel vor mir herzutrotten, dem harmlosen Wandrer vor die F��e zu kollern und sich dem niederst�rzenden auf die Schultern zu h�ngen. Wandl� ihn wieder in seine Lieblingsbildung, da� er vor mir im Sand auf dem Bauch krieche, ich ihn mit F��en trete, den Verworfnen! � die erste nicht! � Jammer! Jammer! von keiner Menschenseele zu fassen, da� mehr als ein Gesch�pf in die Tiefe dieses Elendes versank, da� nicht das erste genugthat f�r die Schuld aller �brigen in seiner windenden Todesnoth vor den Augen des ewig Verzeihenden! Mir w�hlt es Mark und Leben durch das Elend dieser einzigen, du grinsest gelassen �ber das Schicksal von Tausenden hin. Mephistopheles. Nun sind wir schon wieder an der Grenze unsres Witzes, [293] da, wo euch Menschen der Sinn �berschnappt. Warum machst du Gemeinschaft mit uns, wenn du sie nicht durchf�hren kannst? Willst fliegen und bist vorm Schwindel nicht sicher? Drangen wir uns dir auf, oder du dich uns? Faust. Fletsche deine gefr��igen Z�hne mir nicht so entgegen! Mir ekelt�s! � Gro�er, herrlicher Geist, der du mir zu erscheinen w�rdigtest, der du mein Herz kennest und meine Seele, warum an den Schandgesellen mich schmieden? der sich am Schaden weidet und am Verderben sich letzt? Mephistopheles. Endigst du? Faust. Rette sie! oder weh dir! den gr��lichsten Fluch �ber dich auf Jahrtausende! Mephistopheles. Ich kann die Bande des R�chers nicht l�sen, seine Riegel nicht �ffnen. � Rette sie! � Wer war�s, der sie ins Verderben st�rzte? Ich oder du? Faust blickt wild umher. Mephistopheles. Greifst du nach dem Donner? Wohl, da� er euch elenden [294] Sterblichen nicht gegeben ward! Den unschuldig entgegnenden zu zerschmettern, das ist so Tyrannen-Art, sich in Verlegenheiten Luft zu machen. Faust.
Mephistopheles. Faust. Mephistopheles. Faust. N a c h t , o f f e n F e l d . Faust. Mephistopheles auf schwarzen Pferden daher brausend. Faust. Mephistopheles. 4400 Wei� nicht was sie kochen und schaffen. Faust. Mephistopheles. Faust. Mephistopheles.
Kerker. Faust, mit einem Bund Schl�ssel und einer Lampe, vor einem eisernen Th�rchen. 4405 Mich fa�t ein l�ngst entwohnter Schauer, Der Menschheit ganzer Jammer fa�t mich an. 4410 Du f�rchtest, sie wieder zu sehen! er ergreift das Schlo�. Es singt inwendig.
Meine Mutter, die Hur, Die mich umgebracht hat! Mein Vater, der Schelm, 4415 Der mich gessen hat! Mein Schwesterlein klein 4420 Fliege fort, fliege fort!
Die Ketten klirren h�rt, das Stroh, das rauscht. er tritt ein. Margarete sich auf dem Lager verbergend. Weh! Weh! Sie kommen. Bittrer Tod! Faust leise. Margarete sich vor ihn hinw�lzend. 4425 Bist du ein Mensch, so f�hle meine Noth.
Du wirst die W�chter aus dem Schlafe schreyen! er fa�t die Ketten, sie aufzuschlie�en. Margarete auf den Knieen. Wer hat dir Henker diese Macht Ueber mich gegeben! Du holst mich schon um Mitternacht. 4430 Erbarme dich und la� mich leben! sie steht auf.
Bin ich doch noch so jung, so jung! 4435 Nah war der Freund, nun ist er weit, Zerrissen liegt der Kranz, die Blumen zerstreut. 4440 Hab� ich dich doch mein� Tage nicht gesehen! Faust. Margarete. 4445 Sie nahmen mir�s um mich zu kr�nken Und sagen nun, ich h�tt� es umgebracht. Und niemals werd� ich wieder froh. Sie singen Lieder auf mich! Es ist b�s von den Leuten! Ein altes M�hrchen endigt so, 4450 Wer hei�t sie�s deuten? Faust wirft sich nieder. Margarete wirft sich zu ihm. 4455 Unter der Schwelle Siedet die H�lle! Faust laut. 4460 Gretchen! Gretchen!
Das war des Freundes Stimme! Sie springt auf. Die Ketten fallen ab. Wo ist er? ich hab� ihn rufen h�ren. An seinen Hals will ich fliegen, 4465 An seinem Busen liegen! Er rief Gretchen! Er stand auf der Schwelle. Faust. 4470 Ich bin�s!
ihn fassend. Er ist�s! Er ist�s! Wohin ist alle Qual? Wohin die Angst des Kerkers? der Ketten? 4475 Schon ist die Stra�e wieder da, Auf der ich dich zum erstenmale sah. Faust fortstrebend. Komm mit! Komm mit! [301]Margarete. O weile 4480 Weil� ich doch so gern wo du weilest. liebkosend. Faust.
Eile! Margarete. 4485 Mein Freund, so kurz von mir entfernt, Und hast�s K�ssen verlernt? 4490 Und du mich k��test als wolltest du mich ersticken. K�sse mich! Sonst k�ss� ich dich! Sie umfa�t ihn. O weh! deine Lippen sind kalt, Sind stumm. 4495 Wo ist dein Lieben Geblieben? sie wendet sich von ihm. Faust. Komm! Folge mir! Liebchen fasse Muth! 4500 Nur folge mir! Ich bitte dich nur die�! Margarete zu
ihm gewendet. Faust. Margarete. 4505 Und wei�t du denn, mein Freund, wen du befreyst? Faust. Margarete. War es nicht dir und mir geschenkt? 4510 Dir auch � Du bist�s! ich glaub� es kaum. Gieb deine Hand! Es ist kein Traum! 4515 Ach Gott! was hast du gethan! Stecke den Degen ein, Faust. Margarete. 4520 Nein, du mu�t �brig bleiben! Ich will dir die Gr�ber beschreiben, 4525 Meinen Bruder sogleich darneben, Mich ein wenig bey Seit�, Niemand wird sonst bey mir liegen! � 4530 Mich an deine Seite zu schmiegen Das war ein s��es, ein holdes Gl�ck! 4535 Und doch bist du�s und blickst so gut, so fromm. Faust. Margarete. Faust.
Margarete. 4540 Von hier in�s ewige Ruhebett Und weiter keinen Schritt � Faust. Margarete . Ich darf nicht fort; f�r mich ist nichts zu hoffen. 4545 Was hilft es fliehn? sie lauern doch mir auf. Es ist so elend betteln zu m�ssen, Faust. 4550 Ich bleibe bey dir.
4555 Ueber den Steg, In den Wald hinein, 4560 Es will sich heben, Es zappelt noch, Rette! rette! [306]Faust. Besinne dich doch! Margarete. 4565 W�ren wir nur den Berg vorbey! Da sitzt meine Mutter auf einem Stein, 4570 Sie winkt nicht, sie nickt nicht, der Kopf ist ihr schwer, Sie schlief so lange, sie wacht nicht mehr. Faust. 4575 So wag� ich�s dich hinweg zu tragen. Margarete. Faust. Der Tag graut! Liebchen! Liebchen! [307]Margarete. 4580 Tag! Ja es wird Tag! der letzte Tag dringt herein; Mein Hochzeittag sollt� es seyn! 4585 Wir werden uns wiedersehn; Aber nicht beym Tanze. 4590 Die Glocke ruft, das St�bchen bricht. Wie
sie mich binden und packen! 4595 Stumm liegt die Welt wie das Grab! Faust. Mephistopheles erscheint drau�en. Auf! oder ihr seyd verloren. Unn�tzes Zagen! Zaudern und Plaudern! Meine Pferde schaudern, 4600 Der Morgen d�mmert auf. Margarete. Faust. Margarete. 4605 Gericht Gottes! dir hab� ich mich �bergeben! Mephistopheles zu Faust. Margarete. 4610 Heinrich! Mir graut�s vor dir.
Sie ist gerichtet! [309]Stimme von oben. Mephistopheles zu Faust. Stimme von innen, verhallend. |