Wie lange dauert es bis der Blutzucker sinkt?

Stand: 16.01.2022 12:42 Uhr

Diabetes Typ 2 beginnt schleichend und führt unbehandelt zu schweren Folgeerkrankungen. Doch durch richtige Ernährung und Bewegung lassen sich die Blutzuckerwerte deutlich verbessern.

Der Diabetes mellitus zählt in den Industrieländern zu den meistverbreiteten Volkskrankheiten. Allein in Deutschland behandeln Ärztinnen und Ärzte rund acht Millionen "Zuckerkranke". Unterschieden wird zwischen Typ 1 und Typ 2, wobei vor allem Letzterer als Wohlstandskrankheit gilt - über 90 Prozent aller Diabetikerinnen und Diabetiker leiden daran. Vom Typ-1-Diabetes sind deutlich weniger aller "Zuckerkranken" betroffen. Während dieser Typus häufig schon im Kinder- und Jugendalter auftritt, sind es vor allem Erwachsene ab 40 Jahren, bei denen Ärztinnen und Ärzte den Typ-2-Diabetes diagnostiziert.

Typ-2-Diabetes entsteht schleichend

Nach Schätzungen aus dem Jahr 2012 haben in Deutschland 7,2 Prozent der Bevölkerung einen bekannten Diabetes und zusätzlich 2,1 Prozent einen unentdeckten. Ein Typ-2-Diabetes entsteht meist schleichend und kann über Jahre unbemerkt bleiben. Genau das ist das Heimtückische: Der Körper merkt sich jede einzelne Überzuckerung ("Zuckergedächtnis") und präsentiert Jahre später die Folgen, etwa Nervenschäden oder Durchblutungsstörungen besonders an Unterschenkeln und Füßen. Eine gefürchtete Spätfolge ist der diabetische Fuß mit Geschwüren und nicht mehr heilenden Wunden.

Ursache: Bauchspeicheldrüse überlastet durch zu viele Kohlenhydrate

Die Neigung zu Typ-2-Diabetes ist erblich. Doch nicht jeder mit der Veranlagung zu dieser Kohlenhydrat-Stoffwechselstörung erkrankt auch tatsächlich daran. Ausschlaggebend für den Ausbruch der Krankheit ist das sogenannte Wohlstandssyndrom: Zu viel Essen, gepaart mit zu wenig Bewegung, fördert die Insulinresistenz.

Insulinresistenz

Insulin ist ein lebenswichtiges Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Es vermittelt die Aufnahme des Energielieferanten Glukose (Zucker) aus dem Blut in die Körperzellen und senkt dadurch den Blutzuckerspiegel. Wenn die Zellen weniger empfindlich für Insulin werden (resistent), benötigt der Stoffwechsel immer mehr Insulin. Die Forschung geht heute davon aus, dass die Insulinresistenz vererbt werden kann. Ein Diabetes entsteht aber trotz erblicher Veranlagung nur dann, wenn ein inaktiver Lebensstil und unpassende Ernährung hinzukommen.

Wer seinen Körper mit vielen Portionen leicht verwertbarer Kohlenhydrate versorgt, hält die Bauchspeicheldrüse im Dauerbetrieb. Insulinresistente Menschen haben mehr Insulin im Blut als gesunde, trotzdem kann der Körper das Überangebot an Zucker nicht mehr im Gewebe unterbringen. Der ständig erhöhte Insulinspiegel wirkt sich an anderer Stelle aus: Der Körper lagert mehr Fett ein - das führt zu Übergewicht, häufige Vorstufe beziehungsweise Begleiterkrankung von Diabetes ist außerdem eine Fettleber. In den Gefäßen bilden sich gefährliche Ablagerungen. Kommt Bewegungsmangel hinzu, wird also kaum Blutzucker von den Muskeln als Energie verbraucht, dann kann die Insulinresistenz besonders schnell voranschreiten.

Schlimmstenfalls versagt die Bauchspeicheldrüse irgendwann ganz ihren Dienst.

Symptome zuerst unspezifisch

Allgemeines Unwohlsein und Abgeschlagenheit sind erste Anzeichen dafür, dass die aufgenommene Nahrungsenergie (Kohlenhydrate/Zucker) wegen einer Insulinresistenz nicht in den Körperzellen ankommt. Doch wer sucht deshalb gleich einen Arzt oder eine Ärztin auf? Dabei sind die Chancen auf Heilung in diesem Stadium (Prädiabetes) noch ausgezeichnet. Wenn die Diagnose "Typ-2-Diabetes" gestellt wird, bestehen oft schon Folgeschäden am Herz-Kreislauf-System.

Der Volksmund nennt Diabetes auch Zuckerkrankheit und benennt damit schon das Leitsymptom: Nachweis von Zucker im Urin. Ist die Blutzucker-Konzentration deutlich zu hoch, scheidet der Körper Zucker über den Harn aus. Weitere Anzeichen von fortgeschrittenem Typ-2-Diabetes:

  • Durst
  • häufiges Wasserlassen
  • Wachstumsstörung, Bettnässen, Gewichtsabnahme (bei Kindern)
  • Müdigkeit, Schwäche, Schwindel
  • Sehverschlechterung, wechselnde Sehstärke
  • trockene Haut, Juckreiz
  • abwechselnd Appetitlosigkeit und Hungerattacken
  • Potenzstörungen/Libidoverlust
  • Muskelkrämpfe
  • Nervenerkrankungen
  • schlecht heilende Wunden, besonders an den Füßen
  • Übelkeit, Bauchschmerzen
  • Harnwegsinfekte
  • Menstruationsstörungen, verminderte Fruchtbarkeit bei Frauen
  • Psychische Veränderungen wie aggressives Verhalten

Diagnose durch Blutzucker-Tests

Zunächst wird in der Arztpraxis der Blutzucker bestimmt. Man unterscheidet zwischen Nüchternblutzucker und Gelegenheitsblutzucker. Der normale Nüchternblutzucker beträgt höchstens 100 Milligramm pro Deziliter. Bei Nüchternblutzucker-Werten bis zu 125 Milligramm pro Deziliter kann Prädiabetes vorliegen. Bei noch höheren Werten besteht der Verdacht auf Diabetes mellitus. Zusätzlich werden ein Glukose-Toleranztest durchgeführt und der sogenannte Langzeit-Blutzucker bestimmt: Das Glyko-Hämoglobin (sozusagen "verzuckerter" Blutfarbstoff) gibt Auskunft über die durchschnittliche Blutzucker-Konzentration der vergangenen acht bis zwölf Wochen.

Wird Diabetes mellitus festgestellt, müssen Augenhintergrund, Urin, Blutdruck, Nerven und Füße untersucht und die Blutfett- und Nierenwerte bestimmt werden.

Therapie: Bewegung und Ernährungsumstellung am wichtigsten

Wer rechtzeitig den Lebensstil umstellt, kann große Mengen an Medikamenten vermeiden und die Insulinresistenz sogar wieder umkehren. Folgeerkrankungen muss er dann nicht befürchten.

Etwa die Hälfte aller Typ-2-Diabetikerinnen und Diabetiker könnten ihre Krankheit allein schon durch gezielte Bewegung und eine bewusste Ernährung zurückdrängen. Übergewichtige Menschen sind dabei sogar im Vorteil, denn oft reicht ihr Insulin schon wieder aus, wenn sie einige Kilo abgenommen haben. Vor allem das Bauchfett muss weg - es produziert entzündungsfördernde Signalstoffe und fördert die Insulinresistenz. In schwierigeren Fällen kann eine ärztlich begleitete Formula-Diät beim Einstieg ins Abnehmen helfen.

Ernährungstherapie: Regelmäßig essen, nicht snacken

  • Setzen Sie bei Ihren Hauptmahlzeiten auf eine sättigende, ballaststoffreiche Kost mit richtig dosiertem Eiweiß (Hülsenfrüchte, Fisch, Fleisch, Milchprodukte) und besonders viel Gemüse.
  • Achtsam essen - genießen Sie jeden Bissen.
  • Essen Sie regelmäßig - mit mehrstündigen Esspausen dazwischen. Nur in diesen kleinen Fastenintervallen kann der Körper auf Fettverbrennung schalten. Vermeiden Sie Zwischenmahlzeiten und Snacks. Dazu gehören auch kalorienhaltige Getränke wie Latte Macchiato und Co.
  • Kohlenhydrate sollten generell in der komplexen Variante auf den Tisch kommen: also Vollkornbrot, Vollkornnudeln, ungezuckerte Getreideflocken. Besonders im Hafer steckt ein Ballaststoff, der den Blutzuckerspiegel zu senken hilft. Hafertage als Kurzkur machen die Körperzellen nachweislich wieder empfindlicher für Insulin. Vermeiden Sie dagegen Weißmehl und Zucker: Sie lassen den Blutzucker steil ansteigen!
  • Fast Food und Fertigprodukte enthalten oft große Mengen an versteckten Zuckern und ungesunden Fetten, sie sollten daher höchstens einmal pro Woche auf den Tisch kommen.
  • Rauchen sollte ebenso tabu sein wie übermäßiger Alkoholkonsum: Alkohol ist eine große Kalorienfalle und er hemmt die Fettverbrennung.

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Bewegungstherapie: Bewegung verbraucht Zucker

Bewegung hilft unmittelbar, weil Muskeln Glukose brauchen: Sie entnehmen ihre Energie dem Blutzucker. Die Gleichung ist schlicht: Je mehr Muskeln aufgebaut werden, desto eher und schneller sinkt der Blutzuckerspiegel. Muskeln haben selbst im Ruhezustand - wenn sie gar nicht benutzt werden - einen höheren Energieverbrauch (Grundumsatz) als das Fettgewebe.

Diabetikerinnen und Diabetiker sollten deshalb durch gezielte Kraftübungen Muskulatur aufbauen. Daneben brauchen Betroffene regelmäßiges Ausdauertraining, das kann dauerhaft den Blutzuckerspiegel senken. Am besten viermal die Woche - dann hält der Effekt dauerhaft an: Denn bis zu 48 Stunden nach einer Trainingseinheit zieht die Muskulatur immer noch Blutzucker aus dem Blut.

Medikamentöse Therapie: Nicht zu früh Insulin

Tabletten können die Ernährungsumstellung unterstützen. Metformin und einige andere Substanzen (wie zum Beispiel Glinide, Glitazone, α-Glucosidase-Hemmer ) fördern sogar die Gewichtsreduktion. Bei Übergewicht kontraindiziert sind dagegen Sulfonylharnstoffe.

Der Einsatz von Insulin sollte gut abgewogen werden, da ein Teufelskreis aus Gewichtszunahme und Insulin-Dosissteigerung droht. Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes müssen allerdings notfalls Insulin nehmen, da die Tabletten dem ungeborenen Kind schaden könnten.

Der Erfolg der Therapie lässt sich am Langzeitblutzucker-Wert (HbA1c) ablesen.

Dieses Thema im Programm:

Die Ernährungs-Docs | 17.01.2022 | 21:00 Uhr

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Wie lange dauert es bis Blutzucker sinkt?

Bei stoffwechselgesunden Menschen, die das Glück haben eine funktionierende Bauchspeicheldrüse zu besitzen, landet der Blutzucker 1-2 Stunden postprandial nach dem Essen wieder im Normalbereich.

Wie kann man schnell den Blutzucker senken?

Greifen Sie vor allem zu frischen, möglichst wenig verarbeiteten Lebensmitteln, wie Obst und Gemüse. Bevorzugen Sie zudem Nahrungsmittel, die ungesättigte Fette enthalten, etwa Olivenöl, Fisch und Nüsse. Das kann helfen, den Blutzucker zu senken.

Was passiert wenn der Blutzuckerspiegel zu schnell sinkt?

Ein Abfall der Blutglukose verursacht Symptome wie Hunger, Schwitzen, Zittern, Müdigkeit, Schwäche und fehlendes klares Denkvermögen, während eine schwere Unterzuckerung Symptome wie Verwirrtheit, Krampfanfälle und Koma verursacht.

Warum sinkt der Blutzucker nach dem Essen?

Bei der Verdauung werden Kohlenhydrate in Zucker aufgespalten und ins Blut abgegeben – der Blutzuckerspiegel steigt. Von hier gelangt Zucker mittels Insulin (körpereigen oder gespritzt) in die Zellen und wird dort in Energie umgewandelt – der Blutzuckerspiegel sinkt wieder.