Wenn herpes juckt heilt es

Vom 14. Oktober 2019 Aktualisiert am: 12. Dezember 2019

Gefahrenzone Lippe: Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung tragen das Herpes simplex-Virus Typ 1 (HSV1) in sich. Eingenistet in den Nervenzellen des Rückenmarks, bricht es im Falle einer Aktivierung aus – und zwar immer zum unpassendsten Zeitpunkt. Dann heißt es: Küssen verboten.

Sonne, Stress und Ekel

Ein Herpesausbruch kann unterschiedliche Ursachen haben. In den meisten Fällen ist jedoch eine Störung des Immunsystems der Auslöser. Beispielsweise wenn Fieber, eine Erkältung oder eine Infektionskrankheit auftritt. Kämpft das Immunsystem gegen andere Erreger, hat das Herpesvirus leichtes Spiel. Aber auch Stress kann das Immunsystem schwächen. Außerdem kann Sonneneinstrahlung das Virus reaktivieren. Wer im Ski- oder Strandurlaub auf einen Sonnenschutz für die Lippen verzichtet, riskiert in Folge einer Störung der Immunzellen der Haut eine HSV1-Infektion. Auch Ekel wird mit einem Ausbruch des Virus in Verbindung gebracht.

Übertragen wird das Virus durch eine Schmierinfektion, denn das Virus befindet sich zum einen an der infizierten Stelle selbst in der Flüssigkeit der Bläschen sowie im Speichel. Die größte Ansteckungsquelle ist jedoch der Speichel. Ist das Virus aktiv, ist Küssen verboten. Nach der Erstinfektion, die mit den typischen Symptomen einhergeht, und wenn sich das Virus vermehrt, nistet es sich in den Nervenzellen des Rückenmarks ein und verbleibt ein Leben lang im Körper. Auch beim Niesen oder Husten kann das Virus per Tröpfcheninfektion den Wirt wechseln.

Herpes in fünf Phasen

Ein Ausbruch verläuft in fünf Phasen. Vorboten sind Spannungsgefühl, Brennen, Kribbeln und Jucken. Wer diese Symptome bemerkt, befindet sich bereits in der ersten Phase – der Prodromal- oder Vorläuferphase. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt mit der Behandlung zu beginnen, denn die Zahl der Viren ist noch gering und das Virus kann in Schach gehalten werden. In den ersten 48 Stunden findet hauptsächlich die Vermehrung statt. Unbehandelt dauert ein Ausbruch zwischen sieben und zehn Tagen.

Die Bläschen bilden sich in Phase zwei, gefolgt von der offenen Wundphase. Das vierte Stadium in von Verkrustung gekennzeichnet, gefolgt von Phase fünf, der Abheilungsphase. Wichtig ist es trotz Kribbeln und Juckreiz die Finger von den Bläschen zu lassen. Werden diese aufgekratzt kann sich die infektiöse Flüssigkeit verteilen. Außerdem können pathogene Keime in die Wunde gelangen.

Cremen, kleben, Hitze

Cremes:

Zur Wahl stehen unter anderem antivirale Wirkstoffe und seit kurzem auch die Kombination aus Aciclovir und Hydrocortison.

Aciclovir verursacht einen Kettenabbruch. Denn der Arzneistoff wird von der Virus-DNA-Polymerase in die Virus-DNA eingebaut. Aciclovir soll fünfmal täglich im Abstand von vier Stunden aufgetragen werden.

Aciclovir/Hydrocortison bekämpft zum einen die Virusvermehrung und zum anderen die Entzündung. Schon bei frühzeitiger Anwendung kann die Bläschenbildung verhindert werden. Außerdem wird die Heilungszeit verkürzt und die Gesamtfläche von Bläschen, Krusten und Wunden reduziert. Die Creme soll fünfmal täglich im Abstand von der bis vier Stunden über einen Zeitraum von fünf Tagen aufgetragen werden.

Penciclovir ist auch in der Papel- und Bläschenphase wirksam und hemmt die Replikation der Virus-DNA. Die Virusvermehrung wird gestoppt, der Heilungsprozess vorangetrieben und Schmerzen gemindert. Aufgetragen wird die Creme im Abstand von zwei Stunden – mindestens sechsmal täglich.

Docosanol kann ebenfalls bei den ersten Anzeichen wie Kribbeln, Schmerzen oder Rötung fünfmal täglich aufgetragen werden. Der langkettige gesättigte Alkohol ist wie sein Hauptmetabolit Docosansäure Bestandteil menschlicher Zellmembranen. In vitro verhinderte der Wirkstoff eine Fusion zwischen lipidumhüllten Viren wie den Herpesviren und der Plasmamembran. Somit können die Virusaufnahme in die Zellen und dessen Replikation verhindert werden.

Wenn herpes juckt heilt es

Zinksulfat/Heparin soll drei bis sechsmal täglich beim ersten Kribbeln aufgetragen werden. Zinksulfat kann das Austrocknen der Bläschen unterstützen.

Melissenextrakt soll die Hautzellen vor dem Eindringen des Virus schützen und diesen unschädlich machen. Die Wirkung wird auf die enthaltene Rosmarinsäure zurückgeführt.

Die Cremes sollten am besten mit einem Wattestäbchen aufgetragen werden. Wer die bloßen Finger bevorzugt, sollte vor und nach der Behandlung die Hände gründlich waschen und desinfizieren.

No go

Hausmittel wie Alkohol und Essig sollten besser im Schrank bleiben. Sie trocknen die Haut nur aus und können den Heilungsprozess verzögern. Auch ein Aufstechen der Bläschen ist ebenfalls tabu.

Pflaster

Herpes-Patches sind die wirkstofffreie Alternative zur Creme. Die Hydrokolloid-Pflaster decken den infizierten Bereich ab und können so die Übertragung und Ausbreitung der Viren eindämmen. Das Pflaster nimmt zudem das Bläschensekret und sorgt für ein ideales feuchtes Wundheilungsmilieu. Die Wunde heilt schneller ab und die Krustenbildung ist vermindert.

Hitze

Herpotherm ist ein Stift mit einer keramischen Kontaktfläche, an der ein kurzer konzentrierter Wärmeimplus von etwa 51 Grad erzeugt wird. Die Temperatur wird für etwa drei Sekunden aufrechterhalten – solange sollte auch Kontakt mit der Lippe bestehen.

Lysin – diätetische Behandlung von innen

Lysinhaltige Nahrungsergänzungsmittel sollen im Falle einer HSV1-Infektion Linderung verschaffen. Die Aminosäure soll die Argininverwertung der Viren reduzieren und so die Virusvermehrung stoppen. Lysin verdrängt Arginin im Körper und entzieht dem Virus so die Lebensgrundlage.

Wann zum Arzt? Schwangere und Stillende sowie Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder oder Personen mit einer Immunschwäche sollten an einen Arzt verwiesen werden. Dauern die Ausbrüche länger als zehn Tage oder treten mehr als sechsmal pro Jahr auf, ist ebenfalls ein Arzt zu Rate zu ziehen.


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Nadine

Nadine Tröbitscher ist PTA. Nach Jahren in der Apotheke und einem Abstecher in den Außendienst hat sie Offizin und Rezeptur gegen die Redaktion getauscht und gehört seit 2016 zum Team von APOTHEKE ADHOC. Von dort wechselte Nadine 2019 zur Redaktion von PTA IN LOVE und ist seit 2020 Chefredakteurin. Der Apotheke hat sie nie ganz den Rücken gekehrt und steht noch immer im Handverkauf.


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