Was passiert wenn ich die nebenkostenabrechnung nicht bezahlt

Der Herbst könnte für viele Mieterinnen und Mieter zur großen Herausforderung werden. Die Nebenkosten schießen wegen den stark gestiegenen Energiekosten in die Höhe. Teilweise müssen Single-Haushalte mit einer dreistelligen Nachzahlung rechnen. FOCUS Online sagt, wie Sie reagieren müssen, wenn Sie die Nebenkosten nicht bezahlen können.

Im Supermarkt, an der Tankstelle, an der Tankstelleund in der Eisdiele macht sich die gestiegene Inflation bereits bemerkbar. Die Preise steigen. Ganz anders bei den wichtigen Heizkosten.

Hier droht vielen Mieterinnen und Mietern erst im Herbst das große Drama. Spätestens dann, wenn die Nebenkostenabrechnung ins Haus flattert. Weil die Heizkosten bereits im Vorjahr leicht angestiegen waren, müssen viele Haushalte mit deutlich höheren Nachzahlungen rechnen.

Selbst dann, wenn sie im Winter deutlich weniger geheizt haben. Doch der große Hammer folgt mit der Abrechnung im Herbst 2023. Dann sorgt der Ukraine-Krieg für einen Nebenkosten-Hammer. Experten warnen von Nachzahlungen, die viele Mieterinnen und Mieter in finanzielle Nöte bringen können.

Nachzahlung könnte diesen Herbst für Mieter vierstellig ausfallen

Sobald die Nebenkostenabrechnung ankommt, müssen Single- und Familienhaushalten binnen weniger Tage eine hohe Summe aufbringen,   um die Nachzahlung stemmen zu können. Je nach Warmwasser-, Heizungs- und Gasverbrauch könnte für 2021 im schlimmsten Fall eine Nachzahlung von gut 1000 Euro drohen.  Experten – darunter der Deutsche Mieterbund - raten, sich jetzt schon auf solche Schock-Rechnungen einzustellen.

Laut dem Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) stieg beispielsweise der Gaspreis für Haushalte zum Jahresbeginn um 83 Prozent, von vormals 6,47 Cent pro Kilowattstunde auf 11,84 Cent pro Kilowattstunde.

Auch die Kosten für Heizöl stiegen laut dem Vergleichsportal Verivox deutlich an: In der vergangenen Heizperiode von September bis April legten sie im Vorjahresvergleich um 75 Prozent zu.

Was passiert, wenn ich die Nachzahlung nicht aufbringen kann?

Allgemein gilt zur Zahlung der Nebenkostenabrechnung eine Frist von 30 Tagen. Mieter sollten die Rechnung in jedem Fall prüfen und etwaige Einwände frühstmöglich mit dem Vermieter besprechen.

Zeichnet sich ab, dass finanzielle Schwierigkeiten drohen, rät der Mieterbund zu einem frühzeitigen Gespräch mit dem Vermieter.

Möglich ist es beispielsweise, eine Ratenzahlung zu vereinbaren, um den Betrag der Nebenkostenabrechnung abzuzahlen. Zudem sollten sich Mieterinnen und Mieter über staatliche Unterstützungsgebote informieren, auch hier bietet der Mieterverein Unterstützung an. 

Überschätzt sich ein Mieter und kann die höheren Vorauszahlungen wider Erwarten nicht zahlen, droht im Extremfall eine Kündigung. Es gibt mittlerweile bereits Urteile, in denen in diese Richtung entschieden wurde.

Was kann ich tun, um die Nebenkosten-Nachzahlung zu stemmen?

Mieter sollten in jedem Fall Geld zurücklegen, die Vorauszahlungen erhöhen oder bei finanziellen Schwierigkeiten das Gespräch mit dem Vermieter suchen.

Was gilt bei der Vorauszahlung?

Um eine hohe Nachzahlung zu verhindern, können Mieter auch höhere Vorauszahlungen leisten. Diese wird in der Regel monatlich zur Kaltmiete hinzugefügt und ergibt den monatlichen Mietpreis.

In einigen Fällen kann es für den Vermietenden umständlich sein, die Mehrzahlung genau zu ermitteln. FOCUS Online rät: Haben Sie sich mit dem Vermieter über eine Anhebung der monatlichen Vorauszahlung geeinigt, überweisen Sie die Summe getrennt von der bisherigen Miete. Entweder per Überweisung oder Dauerauftrag. Achten Sie darauf, diese Mehrzahlung klar zu kennzeichnen zum Beispiel über den „Verwendungs­zweck“.

Wieviel Geld sollte ich monatlich zurücklegen?

Mieterinnen und Mieter sollten sich dabei an die Nebenkostenabrechnung aus dem Vorjahr orientieren und bei den Heizkosten etwa 30 Prozent aufschlagen. Von dieser Summe sollten Mieterinnen und Mieter nun zehn Prozent monatlich auf die Seite legen.

  • Fallbeispiel: Eine Familie, die im Vorjahr 1.000 Liter Heizöl verheizt hatte, zahlte Anfang 2021 noch knapp 55 Cent für jeden Liter. Im Oktober waren es knapp 91 Cent und mittlerweile liegt der Preis über einem Euro. Bei 1.000 Litern liegt der Preisunterschied bei 360 Euro. Wer im Herbst 2021 250 Euro an Heizkosten draufgezahlt hat, muss 2022 mit Nachzahlungen von bis zu 600 Euro rechnen. Jetzt gilt: Mieterinnen und Mieter sollten 10 Prozent dieser Summe (etwa 60 Euro) zur Seite legen. Folgt die Nebenkostenabrechnung im November, hätte die Familie aus dem Fallbeispiel etwa 360 Euro angespart. Am Ende müsste die Familie im Idealfall noch zusätzlich 240 Euro an den Vermieter überweisen. Das ist grundsätzlich machbar.

Was muss ich beim Gespräch mit dem Vermieter beachten?

Bevor Sie das Gespräch suchen, sollten Sie sich Hilfe vom örtlichen Mieterverein holen. Mögliche Unterstützungsangebote gibt es vom Sozialamt oder dem Jobcenter.

Worauf muss ich auf der Nebenkostenabrechnung achten?

Wie der Deutsche Mieterbund erklärt, sind fehlerbehaftete Kostenpunkte   ein wichtiger Streitpunkt. Betroffene sollten zum Beispiel die Position „Hausmeister“ genau untersuchen.

Gartenpflege oder Treppenhausreinigung gehören zu den typischen Hausmeisterarbeiten. Werden diese Kostenarten aber einzeln abgerechnet, obwohl es einen Hausmeister gibt, sollen Sie reagieren und nochmal nachhaken. Sonst besteht die Gefahr der Doppelzahlung.

Weiterhin werden oft Verwaltungskosten umgelegt, wie Ausgaben für die Hausverwaltung, Bankgebühren, Porto, Zinsen oder Telefon. Verwaltungskosten sind aber nie Betriebskosten, der Mieter muss sie also nicht zahlen - egal, was im Mietvertrag steht.

Ebenso wenig muss der Mieter Reparaturkosten zahlen. Diese sind immer Sache des Vermieters und nie Betriebskosten. In vielen Abrechnungen finden sich dennoch zu Unrecht umgelegte Reparaturkosten.

Auch auf das Abrechnungs- und Ausstellungsdatum sollten Sie achten.

Der Vermieter muss die Abrechnung spätestens zwölf Monate nach Ende des Abrechnungszeitraumes vorlegen.

Die Abrechnung für das Jahr 2021 muss dem Mieter bis spätestens Silvesternachmittag 2022 zugehen. Erhält der Mieter die Abrechnung erst Anfang Januar 2023 für das Jahr 2021, ist sie in der Regel verfristet und der Vermieter kann daraus keine Nachzahlung mehr vom Mieter verlangen.

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Wie lange habe ich Zeit um die Nebenkostenabrechnung zu bezahlen?

Gemäß § 286 Abs. 3 BGB sind offene Forderungen aus der Nebenkostenabrechnung innerhalb von 30 Tagen nach Erhalt der Abrechnung zu begleichen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie eine Rückzahlung erhalten oder eine Nachforderung zahlen müssen – die Frist ist sowohl vom Mieter als auch vom Vermieter einzuhalten.

Kann Nebenkostenabrechnung nicht zahlen?

Auch wenn Sie Ihre Nebenkosten oder die Nebenkosten-Nachzahlung nicht leisten, kann der Vermieter den Mietvertrag kündigen. Daher ist es sinnvoll, bei absehbar höheren Kosten entweder die Vorauszahlung zu erhöhen oder aber Geld für die Nachzahlung im kommenden Jahr auf Seite zu legen.

Kann Vermieter wegen Nebenkosten kündigen?

Betriebskosten – Verzug mit Nachzahlung kann Vermieter zur Kündigung berechtigen. Bei Verzug mit der Zahlung von 2 Monatsmieten kann der Vermieter das Mietverhältnis außerordentlich und fristlos kündigen (§ 543 Abs. 2 Nr. 3 BGB).

Was wenn ich die Nachzahlung nicht zahlen kann?

Wenn die Nachzahlung so hoch ist, dass Sie sie aus Ihrem Einkommen nicht zahlen können, sollten Sie sich an das örtliche Jobcenter (oder, wenn sie nicht erwerbsfähig sind, an das Sozialamt) wenden. Auch mit einem geringen Einkommen können Sie einen Antrag auf Leistungen von Jobcenter oder Sozialamt stellen.