Was macht der Notarzt bei hohem Fieber?

Trotzdem empfehlen viele Ärztinnen und Ärzte, das Fieber ab einer bestimmten Temperatur zu senken… 

Bei dem Thema sind viele Fragen noch offen. Es ist inzwischen wissenschaftlicher Konsens, dass es bei infektbedingtem Fieber keine bestimmte Temperatur gibt, ab der man Fieber mit Medikamenten senken sollte. Man sollte sich nach dem Allgemeinbefinden der Kinder richten.

Sie raten bei Fieber zunächst einmal, die Betroffenen zu wärmen – das klingt paradox. Warum soll das helfen?

Am Anfang des Fiebers schwitzt der Körper nicht. Im Gegenteil: Hände und Füße sind kalt, obwohl die zentrale Temperatur steigt. Man friert und bekommt Schüttelfrost. Das wird vom Wärmezentrum im Gehirn gesteuert. Dieses veranlasst auch, dass die Durchblutung an der Oberfläche des Körpers, inklusive Hände und Füße, gedrosselt wird, damit die Wärme im Blut und den Organen bleibt und nicht an die Umgebung abgegeben wird. Deshalb bekommen wir kalte Hände und Füße, obwohl die Körperkerntemperatur vielleicht schon bei 39 Grad ist. 

Durch das Schütteln bei Schüttelfrost erzeugen wir noch mehr Wärme. Dann packen wir uns in Decken ein, holen uns vielleicht eine Wärmflasche. Das sind die natürlichen Reflexe. Und diese Reflexe haben wir auch gegenüber unseren Kindern. Wenn sie zittern, geben wir ihnen Wärme. Sowohl körperliche Wärme als auch seelische Wärme. Das ist der richtige Umgang mit Fieber. So muss das Kind nicht mehr ein Gefühl des Frierens aushalten und fühlt sich gleich besser, obwohl die Temperatur ansteigt. 
Spätestens wenn die Hände und Füße warm sind, sollten wir schauen, dass der oder die Kranke auch möglichst warme Flüssigkeit bekommt. Kommt der Patient ins Schwitzen, kann man ihn leicht abdecken.

Wenn das Fieber nun trotz allem nicht sinkt – wird es dann nicht irgendwann gefährlich? Wann sollte ich selbst oder mit einem fiebernden Kind zum Arzt gehen?

Das ist eine wichtige Frage. Auch wenn das Fieber selbst nicht gefährlich ist, kann die Grunderkrankung gefährlich sein. Deshalb ist es wichtig, dass die pflegende Person sensibel ist für bestimmte Warnzeichen, die anzeigen, dass der Patient mit dem Infekt nicht zurechtkommt. 

Warnzeichen sind zum Beispiel Nackensteifigkeit oder ein einblutender Ausschlag: Wenn ich bei einem normalen Ausschlag mit meinen Fingern auf die Haut drücke, dann wird die Haut unmittelbar nach Abziehen des Fingers blasser. Wenn ich aber meine Finger auf den Ausschlag lege und der Ausschlag bleibt dunkelrot, dann sind die Gefäße unter der Haut betroffen. Das ist ein absolutes Warnzeichen - für eine Meningitis beispielsweise. 

Gibt es weitere Anzeichen für eine ernstzunehmende Erkrankung?

Ein weiteres Warnzeichen ist, wenn der Mensch nicht normal reagiert, komplett apathisch ist, nicht mehr ansprechbar oder gar in eine Art Koma verfällt. Diesen Zustand muss man aber unterscheiden von den Fieberträumen, die bei Kindern immer wieder vorkommen. 

Ernst nehmen muss man auch die Austrocknung, wenn der Körper nicht mehr genug Flüssigkeit hat. Wenn der Mund ganz trocken und die Haut schlaff ist, wenn das Kind apathisch und kraftlos im Bett liegt, dann sind das Zeichen für zu wenig Flüssigkeit im Körper und man sollte mit dem Kind zum Arzt gehen. 

Wenn das Kind jünger als 6 Monate ist, sollte man allerdings schon am ersten Fiebertag einen Arzt aufsuchen. Sehr junge Kinder bekommen normalerweise nicht so leicht hohe Temperaturen. Und wenn sie diese bekommen, ist das ein Zeichen, dass sie sich mit etwas Ernstzunehmenden auseinandersetzen. 

Eltern können sich hier aber auch auf ihr Gefühl verlassen. Es hat sich interessanterweise in unserer Forschung gezeigt: Wenn die Eltern selbst ein ganz schlechtes Gefühl oder sogar ein Panikgefühl haben oder denken, hier stimmt etwas überhaupt nicht – dann sollen sie zum Arzt gehen. Und: Spätestens am dritten Fiebertag sollte man Kontakt zum Arzt aufnehmen, auch wenn keine weiteren Warnzeichen vorliegen.

Manche Kinder, vor allem kleine Kinder, bekommen einen Fieberkrampf wenn die Temperatur schnell steigt. Lassen sich Fieberkrämpfe durch fiebersenkende Mittel verhindern?

Fieberkrämpfe sind schrecklich anzusehen. Wenn das Kind die Augen verdreht, blaue Lippen bekommt oder gar das Bewusstsein verliert, bekommen viele Eltern große Angst. Deshalb verstehe ich den Wunsch, Fieberkrämpfe so schnell wie möglich zu unterdrücken oder sogar im Voraus zu verhindern. Verschiedene Studien haben aber gezeigt, dass fiebersenkende Mittel wie Paracetamol oder Ibuprofen Krämpfen nicht vorbeugen können. Das heißt, wir haben bisher keine nachweislich wirksamen Mittel gegen Fieberkrämpfe.

Die gute Nachricht ist: Die sogenannten „einfachen Fieberkrämpfe“ sind ungefährlich. Eltern sollten wissen, dass das vorkommen kann. Oft ist die Veranlagung erblich. Wenn es dann passiert, sollten die Eltern bei dem Kind bleiben, Ruhe bewahren und das Kind so hinlegen, dass es sich nicht verletzen kann. Trotzdem sollte man beim ersten Fieberkrampf den Notarzt rufen, um sicher zu sein, dass es ein Fieberkrampf ist und nicht etwas Anderes dahintersteckt. 

Kinder, die zu Fieberkrämpfen neigen, bekommen vom Kinderarzt oder von der Kinderärztin das Medikament Diazepam verschrieben, das bei einem erneuten Krampf gegeben werden kann. Das muss nicht sofort gegeben werden – Eltern können ruhig erst einmal fünf Minuten abwarten. Diazepam hat eine muskelentspannende, krampflösende Wirkung, führt aber dazu, dass die Kinder für ein oder zwei Tage schlapp und durch den Wind sind. 

Was macht der Arzt bei hohem Fieber?

Insbesondere bei Fieber unbekannter Ursache (FUO) lässt der Arzt Blut abnehmen und untersuchen (u.a. Blutbild, BSG, CRP, Leber- und Nierenwerte, Eiweiß, Elektrolyte, Eisen, Gerinnungswerte, Antikörper gegen Viren und Bakterien, Rheumafaktor).

Wann mit Fieber zum Notarzt?

Wann ist Fieber gefährlich? Fieber über 40 °C ist ein Notfall (Rufen Sie den Arzt oder einen Notarzt, Notruf: 112). Eine der Gefahren bei hohem oder anhaltendem Fieber ist Austrocknung durch Flüssigkeitsmangel – vor allem die ganz Kleinen und ältere Menschen sind vermehrt dafür gefährdet.

Was passiert wenn man über 40 Grad Fieber hat?

Steigt die Körpertemperatur über 39°C an, sollte man mit fiebersenkenden Hausmitteln oder Medikamenten gegensteuern. Denn ab 40°C wird Fieber kritisch für den Körper: Organe und Gewebe können geschädigt werden und der Kreislauf versagen. Sehr hohes Fieber kann dann tödlich enden.

Wie gefährlich ist 39 Grad Fieber?

Von Fieber spricht man erst, wenn das Fieberthermometer 38 Grad Celsius anzeigt, und zwar nach dem Messen im Po (After). Ab 39 Grad Celsius hat ein Kind hohes Fieber. Lebensgefährlich kann es ab einer Temperatur über 41,5 Grad Celsius werden, denn dann werden die körpereigenen Eiweiße zerstört.