Was ist mit der Frau von der Tour de France?

Tourreporter

Tour de France der Frauen Wiebes gewinnt den Sprint, eine Wette und Gelb

Stand: 24.07.2022 19:50 Uhr

Die Niederländerin Lorena Wiebes sprintet auf den Champs-Élysées ins erste Gelbe Trikot der Tour de France Femmes. Anschließend löst sie ein Wettversprechen ein.

Da stand sie: die erste Frau im Gelben Trikot der Tour de France Femmes - und hatte ein Baby auf dem Arm. Lorena Wiebes lächelte, das Kind wirkte eher unglücklich. Aber es wird nun immer zu sehen sein, gemeinsam mit dieser 23 Jahre jungen Niederländerin. Festgehalten in einem historischen Augenblick.

Die Neuauflage als Premiere

Offiziell ist es zwar 33 Jahre her, dass es zuletzt eine Tour für die Radsportlerinnen gab. Auch wenn danach andere Etappenrennen für Frauen in Frankreich stattfanden. Die Route de France Féminin, die 2015 zuletzt ausgetragen wurde. Aber nun hat sich die ASO, die Besitzerorganisation der Tour de France, der Sache angenommen. Und deshalb wird diese Tour nun wie eine Premiere gefeiert.

Wiebes ist nun also bei dieser Neuauflage die erste Besitzerin des Maillot Jaune - nach einem fulminanten Sprint auf den Champs-Élysées am Ende der 1. Etappe mit zwölf Runden über den Prachtboulevard in der französischen Hauptstadt. "Es ist toll, ich bin wirklich glücklich", sagt Wiebes. "Das ist für das ganze Team, nach einer bislang schon tollen Saison."

Wiebes wird der Favoritenrolle gerecht

Es war ein Sieg mit Ansage. Denn Wiebes war als absolute Favoritin in diese besondere erste Etappe gegangen, mit dem Gelben Trikot als Hauptpreis. Sie ist unbestritten die derzeit beste Sprinterin im Frauenpeloton. Allein in diesem Jahr hat sie bereits 15 Siege eingefahren. Der Druck lag auf ihren Schultern. "Ich war eigentlich ganz entspannt, erst im Finale bin ich dann ein bisschen nervös geworden", sagte Wiebes.

Es war ein chaotischer erster Sprint dieser Tour de France Femmes. Wohl auch, weil eben so viel auf dem Spiel stand. Die Nervosität war spürbar und führte auch schon zu einem Ausfall. Die Belgierin Alana Castrique musste nach einem Sturz mit dem Krankenwagen abtransportiert werden.

Später war auch die deutsche Starterin, Laura Süßemilch, in einen Sturz verwickelt. Sie kam zwar ins Ziel, klagte dort aber über Kopfschmerzen. An den Sturz, sagte sie, habe sie keine Erinnerung. Ob Süßemilch am Montag zur 2. Etappe starten kann, ist fraglich.

Vos eröffnet den Sprint

Im Finale lief dann ebenfalls einiges durcheinander. "Wir haben das Rennen gut kontrolliert, aber am Ende war es sehr schwer, ein wirkliches Leadout zu machen", sagte die deutsche Meisterin Liane Lippert, die zu Wiebes Team DSM gehört. Schon in der Kurve hinter dem Tunnel unter dem Jardin des Tuileries hatte sich die Mannschaft verloren.

Lediglich Wiebes' Anfahrerin, die Britin Pfeiffer Georgi, war noch bei ihrer Sprinterin, als es über den Place de la Concorde auf die Champs-Élysees ging. "Pfeiffer hat einen Riesenjob gemacht, wie immer", sagte Lippert. "Da musste Lorena nur noch sprinten."

Eröffnet wurde der Sprint von Marianne Vos, 35, der dreimaligen Weltmeisterin. Die Niederländerin hatte 2014 schon einmal auf den Champs-Élsysées einen Sprint gewonnen. Damals feierte "La Course" Premiere. Ein Eintagesrennen, das bis zum vergangenen Jahr immer im Rahmen der Tour de France der Männer stattfand, um den Frauen eine größtmögliche Bühne zu bieten.

Vos trat bereits an der 150-Meter-Marke an, nachdem sie von ihrem Team gut in Position gebracht worden war. Doch Lorena Wiebes war deutlich schneller als ihre zwölf Jahre ältere Landsfrau. "Als ich mich umgedreht habe, habe ich Lorena gesehen und ich wusste: Okay, das wird ein harter Sprint", sagte Vos. "Wir haben keine Fehler gemacht, Lorena ist einfach eine sehr schnelle Sprinterin."

Wiebes Eltern und der Bruder warten im Ziel

Sie habe mit dem frühen Antritt von Vos gerechnet, sagte Wiebes, die es schließlich schaffte, auf der Ziellinie um eine deutliche Radlänge vorne zu sein. Dahinter warteten ihre Eltern auf die erste Gewinnerin der Tour de France Femmes. Und auch ihr Bruder Enrico, von dessen Kokainsucht und Entziehungskur sie 2020 einer Boulevardzeitung erzählt hatte. "Wir haben als Familie Höhen und Tiefen erlebt. Glücklicherweise sind wir jetzt obenauf. Ich bin sehr glücklich, dass er hier ist und mich hier hat gewinnen sehen", sagte Wiebes.

Es wird vermutlich aber nicht ihr einziger Sieg bei dieser Tour bleiben. Auch die 2. Etappe am Montag von Meaux nach Provins wird wohl im Sprint enden. Und nach den Eindrücken aus Paris ist Wiebes derzeit im Finale einer Flachetappe kaum zu bezwingen. "Wir sind bereit für den nächsten Sieg", sagte Wiebes in Paris entsprechend selbstbewusst.

Fremdes Baby auf dem Arm

Dem Baby auf ihrem Arm wird dann aber ein weiterer Auftritt erspart bleiben. Denn es ist gar nicht ihr Kind, das sie in Paris auf dem Podium präsentierte, sondern das einer Freundin. "Wenn es meins wäre, wäre es schwierig, hier Rennen zu fahren", sagte Wiebes. "Ich habe mit meiner Freundin gewettet: Wenn ich hier gewinne, würde ich ihr Baby mit aufs Podium nehmen." Und auch dieser Plan ging auf für Lorena Wiebes, der ersten Siegerin der Tour de France Femmes 2022.

Ist die Tour de France der Frauen beendet?

Die zweite Auflage der wiederbelebten Tour de France der Frauen führt vom 23. bis 30. Juli 2023 über 956 Kilometer.

Wie viel Geld bekommt man wenn man die Tour de France?

Preisgeld bei der Tour de France bis 2022 Im Jahr 2022 beträgt das gesamte Preisgeld bei der Tour de France rund 2,3 Millionen Euro. Der Gesamtsieger erhält wie schon in den Vorjahren rund 500.000 Euro. Die Tour de France 2022 findet im Zeitraum vom 1.

Sind bei der Tour de France Frauen?

Die Tour de France der Frauen wird am Sonntag, 24. Juli 2022, in Paris auf den Champs-Élysées gestartet. Die erste Etappe findet damit am selben Tag wie die Schlussetappe der Tour de France der Männer statt. Anschließend geht es für das Frauen-Peloton über sieben weitere Renntage quer durch Frankreich.

Wie viele Tote gab es bei der Tour de France?

Die Tour zählt offiziell bislang vier tote Radrennfahrer. Einer ist ertrunken am Ruhetag, zwei verunglückten. Der vierte ist der berühmteste: Tom Simpson, tot vom Rad gefallen 1967 bei der Auffahrt zum Gipfel des Mont Ventoux, einem Steinhaufen, in die Todeszone.