Was ist der Unterschied zwischen germanische und keltische Götter

Religionen der Kelten, Germanen und Römer

Was ist der Unterschied zwischen germanische und keltische Götter
Tongern

Seit dem 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung berichten antike Schriftsteller über die Kelten, die von Osten kommend weite Teile Europas besiedelten und gemeinsam mit der Urbevölkerung in kleinen Ansiedlungen lebten. Den Frauen sicherte die keltische Kultur umfassende Rechte; Frauen waren den Männern gleichgestellt. Oberhaupt der Großfamilie konnte sowohl eine Frau als ein Mann sein. Mehrere Familien bildeten eine Sippe mit eigener Rechtssprechung und mit eigenen Gottheiten.

Von der Religion der Kelten wissen wir nur wenig, da diese nichts darüber niedergeschrieben haben, obwohl sie sich in Staats- und Privatgeschäften der griechischen Schrift bedienten. Druiden (Priester, Philosophen, Dichter, Politiker und Richter) betrachteten es als Vergehen, ihre Lehre schriftlich niederzulegen. Der Nachwuchs musste in 20-jähriger Lehrzeit Religionspraktiken und Verse in großer Zahl auswendig lernen. Diese mündliche Übermittlung verhinderte Stagnation, so dass die keltische Religion stets lebendig und wandelfähig blieb. Außerdem schützte sie vor unerwünschter Übernahme durch fremde Völker.
Aus spärlichen Siedlungs- und Gräberfunden, aus Darstellungen auf Münzen und aus keltischen Sagen lassen sich zumindest einige Schlüsse auf das geistige Leben der Kelten ziehen. So wird deutlich, dass ihr Glaube an die unsichtbare Welt sich zunächst ausschließlich in der Natur manifestierte, aus deren große Allmacht erst nach und nach zahlreiche Gottheiten erwuchsen, welche die einzelnen Seiten und Züge der Allgottheit verkörperten.
Durch Beobachtungen erkannten die Kelten die heilige Offenbarung im Wachsen und Vergehen der Natur. Dadurch, dass ihnen die Gesetzmäßigkeit auf Erden und am Himmel klar wurde, waren auch menschliches Leben und Sterben eingefügt in eine natürliche Ordnung. Erkannte man das Wesen der Natur, so wurde diese Wesenheit schließlich zu Teilen der göttlichen Allmacht. Die Gestirne des Himmels waren das Licht der Götter, das Wasser war die Mutter des Lebens und die Bäume fungierten als Sitz der Gottheiten. Da die Kelten mit offenen Augen und wachen Sinnen den Wandel der Jahreszeiten beobachteten, war die Grundlage für Kulte und Verehrungsriten zu bestimmten Tagen und Nächten nur eine logisch Folge.
Das Bauernjahr begann am 1. Mai (Beltane) und endete am 1. November (Samhain). Halbiert wurde die Sommerzeit durch das Schnitterfest am 1. August (Lugnasad). Das Winterhalbjahr wurde am 1. Februar durch ein Vorbereitungsfest auf den Frühling (Imbolc) abgeschlossen. Die Sonnenfeste sind identisch mit unseren Jahreszeitenfesten von Frühling-, Sommer-, Herbst- und Winteranfang. Besonders die zwölf Nächte nach der Wintersonnenwende waren für die Kelten eine magische Zeit.

Weibliche und männliche Gottheiten hielten sich bei den Kelten die Waage. In Britannien war Brigid die große Erd- und Himmelsgöttin, die bei den Kontinentalkelten als Rosmerta ihren Platz fand. Bekannt waren aber auch die Eulengöttin Rigani, die Fruchtbarkeits- und Unterweltgöttin Nantosuelta, die Pferdegöttin Epona, die Waldgöttin Nemetona, die Himmelsgöttin Sirona, die Schwarzwaldgöttin Abnoda, die Bärengöttin Artio und die Beschützerin von Ardennen und Eifel Arduinna. Männliche Gottheiten waren u.a. Cernunos, Lug, Esus, Sucellus, Teutates, Taranis und Taranucnus.

Die Kontinentalkelten westlich des Rheins wurden Gallier genannt. Zwischen Rhein und Maas, in den Bördenlandschaften bis hin zur Eifel lebte der Stamm der Eburonen. Über diesen Stamm wissen wir aus dem Kriegsbericht De bello gallico von Gaius Julius Cäsar. Bei der Eroberung Galliens hatte Cäsar die Eburonen als gefährliche Gegner kennen gelernt. Im Jahr 55/54 v. Chr. überwinterte der römische Feldherr mit anderthalb Legionen in einem Lager in Aduatuca „mitten im Eburonengebiet“. Dieser Heeresteil wurde unter Führung der Eburonenfürsten Ambiorix und Catuvolcus durch eine List vernichtet. Cäsar konnte diese Schmach nicht ungesühnt lassen. So kehrte er nach Aduatuca zurück und vernichtete in einem brutalen Racheakt die Eburonen. Nur wenige überlebten das Gemetzel und flüchteten in die Eifelwälder. Der Stamm als solcher war erloschen. Auch Ambiorix konnte fliehen, sein älterer Mitstreiter Catuvolcus zog jedoch den Tod vor und vergiftete sich mit dem Saft der Eibe (neue Forschungen siehe

Urreligionen und die Große Göttin Die göttliche Dreiheit

Danke schon mal für die Antworten, habt mir doch schon ein wenig weitergeholfen. Aber waren Loki, Odin, Thor, Tyr, usw. auch Götter der Kelten, oder kann man diesbezüglich die 2 Völker (Kelten, Germanen) strikt trennen? Was ist mit den Weltansichten, glaubten die Kelten auch an Ähnliches wie die Weltesche Yggdrasil, Zwerge, Drachen oder Asen? Mit freundlichen Grüßen, Patrice

Ob es nun Germanische oder Nordische (bisweilen auch: nordgermanische) Mythologie heißen müsse, ist ein Streitpunkt, der nicht einfach zu entscheiden ist. Die Frage hört sich zunächst zwar einfach an, sie enthält jedoch einige komplexe Implikationen, bei denen auch historische und ideologische Aspekte eine Rolle spielen. Überdies stoßen hierbei unterschiedliche Wissenschaftstraditionen aufeinander. So ist die Bezeichnung Germanische Mythologie im deutschsprachigen Raum bis heute am weitesten geläufig. Hingegen wird im angelsächsischen Raum in der Regel von (Old) Norse Mythology, bisweilen auch von Nordic Mythology gesprochen, die Mythologie also als nordisch verortet.

Was ist der Unterschied zwischen germanische und keltische Götter
© Georg Schuppener

Die Wurzeln der Bezeichnung Germanische Mythologie im deutschen Sprachraum reichen bis weit ins 19. Jahrhundert zurück. Nicht zuletzt unter dem Eindruck der Ereignisse der Französischen Revolution und der nachfolgenden Napoleonischen Kriege entwickelte sich ab der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert in Deutschland und andernorts in Europa ein neues Konzept der Nation. Dieses wirkt in unterschiedlichen Formen bis heute fort. Stark beeinflusst von den Ideen der Romantik suchte man in den Anfängen des 19. Jahrhunderts die Konstituenten der Nation in Sprache, Kultur, Sitten, Bräuchen und Traditionen. Mit dem Nationsgedanken untrennbar verbunden war die Suche nach einer nationalen Identität, die sich fast notwendigerweise aus der Geschichte und der Kultur speisen musste. Die deutsche Geschichte wurde dabei nicht nur bis ins Mittelalter zurückverfolgt, sondern auch in die Zeit davor.

Unter starker Vereinfachung der Geschichte stellte man dabei eine Traditionslinie zu den Germanen her, berief man sich doch insbesondere auf den fränkischen Herrscher Karl den Großen als den ersten Kaiser quasi als Ahnherren der deutschen Geschichte. (Dass auch die Franzosen – wie schon der Namen zeigt – nicht nur die Franken, sondern auch Karl den Großen als Charlemagne in ihre Geschichte maßgeblich einbinden, focht die damaligen Protagonisten wenig an.) Auch die Berufung auf andere germanische Stämme aus der Völkerwanderungszeit, seien es die Sueben (Schwaben), Alamannen (Alemannen), Burgunden, Goten, Cherusker, Teutonen oder Sachsen, wurde in jener Zeit stark propagiert. Namen von in jener Zeit gegründeten Studentenverbindungen und Vereinen, die z.T. heute noch existieren, spiegeln dies deutlich wider. So trugen beispielsweise viele der im 19. Jahrhundert gegründeten Burschenschaften Beinamen wie Alemannia, Arminia, Cheruscia, Teutonia etc.

Zwar gab es damals noch nicht die Erkenntnis der modernen historischen Forschung, dass der überkommene Germanenbegriff durchaus problematisch ist, doch dass manche dieser Stämme – schon allein aus geografischen Gründen – nur schwer in eine Linie mit der deutschen Geschichte gebracht werden können, hätte man damals ebenso wahrnehmen können wie die Tatsache, dass antike Autoren (z.B. Caesar) große Schwierigkeiten hatten, zwischen germanischen und keltischen Stämmen zu unterscheiden. Vor allem aber ignorierte eine solche Fokussierung auf die Germanen die Vielfalt der ethnischen und kulturellen Einflüsse, die auf das Territorium des damaligen (aber auch des heutigen) deutschsprachigen Raumes einwirkten. Denn neben germanischen Stämmen haben auch Kelten, Römer und Slawen Spuren hinterlassen, von vorindogermanischer Besiedelung oder auch den nur temporären Vorstößen von Hunnen und Mongolen ganz zu schweigen. All dies wurde – sofern es damals bekannt war – zugunsten einer klaren und einfachen Aneignung des Germanentums ausgeblendet.

Vor allem auch bei der Rückverfolgung der sprachlichen Wurzeln des Deutschen ging man bis ins Germanische (Urgermanische) zurück. Die neu entstandene Wissenschaft der Germanistik, die man heute im Wesentlichen in Sprach- und Literaturwissenschaft des Deutschen teilt, verstand sich in ihren Anfängen im 19. Jahrhundert hingegen noch als umfassende Kulturwissenschaft alles Germanischen. So fundierte man nicht nur politisch, sondern auch wissenschaftlich die historischen Ursprünge des Deutschtums (was auch immer genauer darunter zu verstehen sein mag) in der Geschichte und Kultur der germanischen Stämme.

Dies fand Eingang in viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens: Die Literatur griff Stoffe aus der germanischen Geschichte und der germanischen literarischen Überlieferung, speziell auch mit mythologischem Hintergrund, auf. In der Musik, am prominentesten wohl in den Opern von Richard Wagner, wurden gleichfalls derartige Stoffe verarbeitet. Die darstellende Kunst zeigte Szenen und Gestalten der germanischen und deutschen Geschichte wie Arminius, auch als Hermann der Cherusker bezeichnet, sowie allegorische Figuren wie die Germania. Maler wie Alfred Rethel oder Moritz von Schwind stellten im 19. Jahrhundert einer romanischen Tradition eine germanische gegenüber. Monumentale Denkmäler entstanden – unzählige Germania-Denkmäler, u.a. das bekannte Niederwald-Denkmal bei Rüdesheim am Rhein (https://www.niederwalddenkmal.de/), das Arminius-Denkmal im Teutoburger Wald oder auch das Widukind-Denkmal in Herford. Skandinavische (nordische) Vornamen wurden im 19. Jahrhundert erstmals im größeren Umfang im deutschsprachigen Raum vergeben. Die Beschäftigung mit der Geschichte der germanischen Stämme wurde in der Geschichtswissenschaft populär, fand aber auch verstärkte Berücksichtigung in der Lehre an Schulen und Universitäten. In der Archäologie suchte man verstärkt nach Zeugnissen der germanischen Frühzeit.

Im Kontext dieser Suche nach den Wurzeln der Nation, die als solche natürlich ein Konstrukt darstellt, sind auch die Bemühungen zahlreicher Germanisten zu sehen, sich mit der Mythologie, der deutschen (und germanischen) Rechtsgeschichte, der Geschichte der deutschen Sprache und Literatur oder auch mit der Volksüberlieferung, insbesondere in Form von Märchen, Sagen, Liedern und Brauchtum, zu befassen. Die bekanntesten Vertreter waren unzweifelhaft die Gebrüder Wilhelm und Jacob Grimm.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts nahm die Germanen-Begeisterung immer mehr zu. Das zeigte sich auch in der Konzipierung der Mythologie. Noch bei Jacob Grimm hieß die 1835 erschienene Darstellung „Deutsche Mythologie“, die im Umfang immer weiter zunahm von einem Band bis auf drei Bände in der vierten Auflage (1875-78). Karl Simrocks wegweisendes Werk trug den Titel „Handbuch der deutschen Mythologie mit Einschluß der nordischen“ (1853-55). Doch schon wenige Jahre später setzte sich die Bezeichnung Germanische Mythologie durch, womit – zumindest nominell – die Traditionslinie noch weiter in die Vergangenheit fortgeführt werden konnte. Am Ende des 19. Jahrhunderts/Anfang des 20. Jahrhunderts war diese Bezeichnung bereits etabliert, wovon Wolfgang Golthers „Handbuch der germanischen Mythologie“ (1895), Elard Hugo Meyers „Germanische Mythologie“ (1891) oder auch Richard M. Meyers „Altgermanische Religionsgeschichte“ (1910) zeugen.

Wesentliches Problem bei der Bestimmung und Beschreibung einer germanischen Mythologie war und ist jedoch die Tatsache, dass die Überlieferungslage geografisch sehr einseitig ist. Die Belege zu den Mythen sind keineswegs über die gesamte Germania gleich verteilt. Vielmehr stammt der Großteil der Überlieferung aus der nordischen (skandinavischen) Traditionund auch dort aus einer durchaus überschaubaren Zahl an Werken, primär der Lieder-Edda und der Prosa-Edda (auch Snorra-Edda nach ihrem Verfasser Snorri Sturluson), der Sagaliteratur, der Skaldendichtung und einigen anderen Quellen. Dass nahezu alles davon aus christlicher Zeit stammt, sei hier nur am Rande erwähnt.

Von den meisten Germanenstämmen wie den Goten, Vandalen, Cheruskern, Burgunden, Sueben usw. ist hingegen so gut wie nichts überliefert, was irgendeinen Aufschluss über deren Glaubenswelt/Mythologie böte. Ursächlich ist hierfür vor allem die fehlende Schriftlichkeit bei den germanischen Stämmen vor ihrer Christianisierung. Insbesondere aus Mitteleuropa ist die Überlieferung marginal. Zu den wichtigsten und bekanntesten Quellen gehört dabei noch die „Germania“ des römischen Geschichtsschreibers Publius Cornelius Tacitus, der in seinem Werk neben Beschreibungen von Lebensweisen, Sitten und Bräuchen der germanischen Stämme einige wenige Ausführungen über deren Götterwelt und Glauben machte, allerdings stark orientiert an römischer Mythologie. Auch in dessen „Historien“ und „Annalen“, aber auch in Werken anderer antiker Autoren wie beispielsweise Plutarch finden sich mehr oder minder marginale Details zur Glaubenswelt und ‑praxis germanischer Stämme. Genannt werden können ferner aus dem frühen Mittelalter die so genannten Merseburger Zaubersprüche, Spuren mythischer Vorstellungen in Segens- und Abschwörungsformeln oder beispielsweise auch später im Nibelungenlied. Archäologische Befunde kommen hinzu. Doch insgesamt ist all dieses viel zu wenig, um auch nur ansatzweise eine komplexe Mythologie oder dezidiert die pagane Glaubenspraxis rekonstruieren zu können. Insgesamt liegt also der Schwerpunkt der mythologischen Überlieferung im nordischen/skandinavischen Raum.

Die Mythen aus dem nordgermanischen Bereich standen dabei wohl in wechselseitig beeinflussendem Kontakt mit denen der Finnen und Samen (Lappen). Insofern sind die uns vornehmlich aus der Edda überlieferten Mythen auch Ergebnis eines gesamt-skandinavischen bzw. nordischen Kulturkontaktes.

Damit scheint insgesamt zunächst einiges dafür zu sprechen, die Bezeichnung Nordische Mythologie zu verwenden. Allerdings gibt es durchaus einige gewichtige Gegenargumente. Nicht gänzlich zu unterschätzen ist die Tatsache, dass die Bezeichnung Germanische Mythologie im deutschsprachigen Raum inzwischen etabliert ist. Gegen eine solche Bezeichnungstradition spricht nicht unbedingt, dass sie evtl. nicht den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand widerspiegelt. In vielen Wissenschaften, wie beispielsweise in der Biologie, gibt es zahlreiche Bezeichnungen, die nicht dem heutigen wissenschaftlichen Stand entsprechen (genannt sei nur der etablierte Name Hainbuche, obgleich der betreffende Baum zu den Birkengewächsen gehört); und auch im Alltag gebrauchen wir vielfach Begriffe oder Phrasen, die überkommen, jedoch wissenschaftlich problematisch sind (man denke nur an: Die Sonne geht auf.). Solche eingeführten Bezeichnungen aus vorwissenschaftlicher Zeit oder einem früheren Stadium der Wissenschaft lassen sich nur sehr schwer substituieren. Auch das bisweilen latent zu verspürende Bestreben, durch die Verwendung des Adjektivs nordisch statt germanisch einen (vermeintlichen oder tatsächlichen) ideologischen Schatten des Wortes germanisch (im Nachgang des Nationalismus des 19. Jahrhunderts bzw. durch die Vereinnahmung im Nationalsozialismus) auf die Mythologie zu vermeiden, erscheint wenig plausibel, wurde doch im Dritten Reich auch der Begriff des Nordischen ideologisch passend ausgedeutet und vereinnahmt (Vgl. z.B. Schmitz-Berning, S. 429ff.).

Neben diesen sprachlichen finden sich aber auch historisch-sachliche Argumente: So gibt es durchaus Indizien dafür, dass es auch bei germanischen Stämmen außerhalb Skandinaviens zumindest ähnliche mythologische Vorstellungen gab. Eine weite Verbreitung von literarischen Motiven und Stoffen – und hierzu gehört die Überlieferung der Mythen ja auch – ist dokumentierbar. Die Stoffe der Heldenlieder/Heldenepen wie Hildebrandslied, Kudrunlied, Nibelungenlied usw. geben hier wichtige Anhaltspunkte. Die Merseburger Zaubersprüche, die mythologischen Versatzstücke aus Tacitus‘ „Germania“ oder auch der angelsächsische Neunkräutersegen („Nine Herbs Charm“) belegen, dass mythologische Elemente, speziell die Gottheiten, auch außerhalb des nordischen Raums analog präsent waren. Schließlich geben – eine entsprechende Ausdeutung vorausgesetzt – archäologische Befunde, insbesondere Brakteaten (einseitig geprägte Münzen aus dünnem Metallblech) aus der Völkerwanderungszeit Hinweise darauf, dass die Mythologie, die primär aus der Edda und anderen nordischen Quellen überliefert ist, auch andernorts rezipiert wurde, wenngleich unklar bleibt, in welchem Maße eine Übereinstimmung vorlag. Allerdings muss man sich ohnehin von der noch im 19. und frühen 20. Jahrhundert verbreiteten Vorstellung verabschieden, es habe jemals eine einheitliche und kanonisierte Mythologie (sei sie nun als nordisch oder germanisch bezeichnet) gegeben. Vielmehr existierte wohl parallel eine Vielfalt an unterschiedlichen Ausformungen und Überlieferungen, von denen uns die erhaltenen Quellen nur ein Schlaglicht vermitteln, sodass der Versuch, ein einheitliches und in sich konsistentes System zu rekonstruieren, nicht nur vergeblich, sondern auch ahistorisch ist.

Man kann jedoch festhalten, dass die mythologischen Vorstellungen und Erzählungen, die uns heute vor allem aus dem nordischen Raum überliefert sind, nicht dort isoliert entwickelt wurden und verblieben sind. Insofern ist die Annahme einer größeren, d.h. germanischen Mythentradition nicht gänzlich abwegig. Eine klare Entscheidung zwischen den Bezeichnungen Nordische bzw. Germanische Mythologie ist demnach nur schwer möglich und kaum widerspruchsfrei zu motivieren. Dementsprechend haben sich heute manche Wissenschaftler für einen Mittelweg/Kompromiss entschieden und sprechen von nordisch-germanischer Mythologie.

Ein Beitrag Prof. Georg Schuppener


Georg Schuppener ist Sprachwissenschaftler, Naturwissenschaftshistoriker und promovierter Mathematiker. Er lehrt an Universitäten in Deutschland, Tschechien, Russland und der Slowakei. Seit 2011 ist er Professor in Ústí nad Labem. 2002 erhielt er den Theodor-Frings-Preis der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Zu seinen interdisziplinären Forschungsschwerpunkten zählen Sprachgeschichte (Sprachwandel und Sprachvariationen), Soziolinguistik, mythologische Literatur sowie die Geschichte der Mathematik und Volkskunde.


Literaturhinweise:

Grimm, Jacob: Deutsche Mythologie. Göttingen 1835 (Dieterich)

Grimm, Jacob: Deutsche Mythologie. 4. Auflage. 3 Bde. Berlin 1875-78 (Dümmler)

Golther, Wolfgang: Handbuch der germanischen Mythologie. Leipzig 1895 (Hirzel)

Meyer, Elard Hugo: Germanische Mythologie. Berlin 1891 (Mayer & Müller)

Meyer, Richard M.: Altgermanische Religionsgeschichte. Leipzig 1910 (Quelle & Meyer)

Schmitz-Berning, Cornelia: Vokabular des Nationalsozialismus. 2. Auflage. Berlin/New York 2007 (de Gruyter)

Was ist der Unterschied zwischen Kelten und Germanen?

Sicher gab es eine große Ähnlichkeiten, aber eben auch Unterschiede. Die keltische Welt, die Latènekultur, vor allem die Spätlatènekultur, ist bereits eine Kultur mit Städten, wir nennen sie Oppida; Cäsar beschreibt die ja auch so. Dagegen ist im germanischen Raum dieses Phänomen nicht zu Hause.

Waren die Germanen auch Kelten?

Die Germanen waren sehr lange ein ebenso stammesorientierter, kleinstrukturierter Haufen wie die Kelten, die ebenso wie sie nur von außen, von den Griechen und Römern, die in ihren eigenen großen Staatsstrukturen dachten, in einen Topf geworfen wurden.

Hatten Germanen und Wikinger die gleichen Götter?

In der nordischen Mythologie verehrten die Wikinger, Germanen und Kelten eine ganze Menge nordische Götter. Die hatten verschiedene Aufgaben. Die bekanntesten nordischen Götter waren der Göttervater Odin, der Donnergott Thor und der Gestaltenwandler Loki. Sie gehören dem Göttergeschlecht der Asen an.

Wer sind die germanischen Götter?

Edda: Aurvandill, Balder, Bragi, Eggthér, Fjölnir, Fjörgyn, Forseti, Freya, Freyr, Frigg, Fulla, Gautr, Gefjon, Gerda, Gna, Heimdall, Hel, Hermodr, Hödur, Hönir, Idun, Jörd, Lofn, Loki, Magni und Modi, Mani, Mimir, Nanna, Njörd, Nótt, Odin, Rán, Rindr, Sif, Sigyn, Skadi, Snotra, Sol, Surt, Tyr, Thor, Uller, Urd, Wali, ...