Was haben die katholische und die evangelische Kirche gemeinsam?

08.12.2021

Evangelisch, katholisch oder zusammen christlich?

Bereits im Schuljahr 2023/2024 könnte der konfessionelle Religionsunterricht in Niedersachsen abgelöst werden durch den von beiden großen Kirchen gemeinsam verantworteten christlichen Religionsunterricht. Das dazu vorgelegte Positionspapier wird zurzeit  kontrovers diskutiert.

Was haben die katholische und die evangelische Kirche gemeinsam?
Kerstin Gäfken-Track ist die Bevollmächtigte
der Konföderation der evangelischen Kirchen
in Niedersachsen.

In einem gemeinsamen Interview haben Jörg-Dieter Wächter (Leiter der Hauptabteilung Bildung des Bistums Hildesheim) und Kerstin Gäfken-Track (Bevollmächtigte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen) klargestellt, warum aus ihrer Sicht der christliche Religionsunterricht unausweichlich ist.

Beide betonen, dass es in Niedersachsen zwar noch keine Not für diesen Schritt der Zusammenlegung der beiden ordentlichen Schulfächer katholische und evangelische Religion gibt. Man wolle mit diesem Schritt aber vorbereitet sein auf „eine gesellschaftliche und demografische Entwicklung, die uns schon Sorgen bereitet“, begründet Wächter die Zusammenlegung. Er sieht darin gleichzeitig die Chance, „religiöse Bildung zukunftsfest“ zu machen. Nach dem konfessionell-kooperativen Religionsunterricht in den Grundschulen biete der christliche Religionsunterricht die Möglichkeit, beide Konfessionen kennenzulernen, denn auch bei ungetauften Schülerinnen und Schülern gebe es ein „ungebrochenes Interesse am Religionsunterricht“. Es könne auch immer weniger plausibel gemacht werden, „warum es unterschiedliche Konfessionen gibt, wo wir uns doch alle zu dem einen Christus-Zeugnis bekennen“, meint Kerstin Gäfken-Track.
 

Was haben die katholische und die evangelische Kirche gemeinsam?
Jörg-Dieter Wächter leitet die Hauptabteilung Bildung
im Bischöflichen Generalvikariat des Bistums Hildesheim.

Bei dieser neuen Form des Religionsunterrichtes setze man auf die guten Erfahrungen der überkonfessionellen Zusammenarbeit. Wie Wächter betont, habe man die großen Fragen nach den „ekklesiologischen Grundlagen“ in der konkreten Zusammenarbeit „genau so wenig thematisiert, wie das unsere Gemeinden machen, wenn sie gemeinsam einen sozia­len Mittagstisch anbieten oder sich in Projekten für benachteilig­te Familien engagieren“. Es gehe um die praktische Organisation „unseres christlichen Zeugnisses und nicht um die großen kirchenpolitischen Fragen“.

Man blende diese Fragen jedoch nicht aus, so Gäfken-Track, sondern beiden Konfessionen liege es am Herzen, den christlichen Glauben weiterzusagen und entsprechend zu handeln. „Da sind die Gemeinsamkeiten wirklich größer als das Trennende.“

Ob denn die Lehrkräfte auch befähigt seien, die Inhalte der jeweils anderen Konfession verständlich zu lehren? Dazu meint Gäfken-Track: „Ich würde von jeder Religionslehrkraft erwarten, dass sie das, was kirchliche Lehre der jeweiligen Konfession ist, angemessen darstellt. Erst dann kann und soll sie sich dazu persönlich verhalten und beispielsweise sagen, das Papstamt sehe ich, so wie ich die Bibel verstehe, nicht als zwingend notwendig an.“

Neben den staatlichen Qualifikationen – Hochschulabschluss und Referendariat – benötigen evangelische Lehrerinnen und Lehrer bisher eine sogenannte „Vocation“, eine Unterrichtsbestätigung der evangelischen Kirche, katholische Lehrkräfte die „Missio canonica“, die Unterrichtserlaubnis der katholischen Kirche. Hier müssten die Rahmenbedingungen geändert werden, stellt Wächter fest: „Über die Vokation und die Missio canonica gibt es unterschiedliche Zugangsbedingungen. Diese sollen für evangelische und katholische Religionslehrkräfte harmonisiert werden. Wir wollen die bisher mit der Missio canonica verbundenen relativ hohen Hürden, die formal immer noch gelten, modifizieren. Da sind wir im Gespräch, übrigens auch mit Rückendeckung der Bischöfe.“ (ed)

Das ganze Interview mit den Fragen von Lothar Veit und das Positionspapier zum christlichen Religionsunterricht finden Sie unter:

www.religionsunterricht-in-niedersachsen.de/christlicherRU

Evangelische und katholische Gemeinden sollen zusammen feiern

Die beiden großen Kirchen rufen evangelische und katholische Gemeinden dazu auf, zum Reformationstag gemeinsame Gottesdienste zu feiern.

So könnten sie "das historische Zusammentreffen" zwischen Papst Franziskus und dem Lutherischem Weltbund am 31. Oktober 2016 im schwedischen Lund aufnehmen und das "internationale Reformationsgedenken" mitfeiern, teilte das Projekt "2017 gemeinsam unterwegs" am Donnerstag mit.

Das ökumenische Projekt hat die komplette Version sowie Bausteine der Liturgie auf seine Internetseite gestellt, der auch der Gottesdienst in Lund folgen wird. Die Liturgie steht unter dem Motto "Vom Konflikt zur Gemeinschaft".

Mit den Bausteinen auf www.2017gemeinsam.de könne jede Gemeinde "ohne großen Aufwand das weltgeschichtliche Ereignis von Lund in einem Gottesdienst aufgreifen", erklärte Oliver Schuegraf vom Deutschen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes. Das gelte für klassische evangelische oder katholische Gottesdienste ebenso wie für einen gemeinsam gefeierten Gottesdienst.

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Die evangelische Kirche feiert im kommenden Jahr 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.

Die Jubiläumsfeiern beginnen offiziell am 31. Oktober 2016. In den kommenden Monaten planen Protestanten und Katholiken zahlreiche gemeinsame Veranstaltungen, in denen an die gegenseitig zugefügten Verletzungen erinnert und die Gemeinsamkeiten hervorgehoben werden sollen.

    Was haben alle christlichen Kirchen gemeinsam?

    Die weitaus meisten Christen glauben an einen Gott (Monotheismus) als eine Trinität, das heißt eine Wesenseinheit aus Vater, Sohn und Heiligem Geist. Daneben existieren innerhalb des Christentums kleinere antitrinitarische Gruppierungen.

    Was ist der Unterschied zwischen katholisch und evangelischen Kirche?

    Für Evangelische ist seit Luther klar: "Sola Skriptura" - die Bibel ist die einzige Quelle für das Wort Gottes. Katholiken hingegen glauben, das die Bibel allein nicht ausreichend ist, sondern dass neben der Heiligen Schrift auch die römisch-katholische Tradition für Christen bindend ist.

    Was sind die drei wichtigsten Merkmale der evangelischen Kirche?

    Sola gratia – allein durch die Gnade Gottes wird der Mensch errettet, nicht durch eigenes Tun. Solus Christus – allein Christus, nicht die Kirche, hat Autorität über Gläubige. Sola scriptura – allein die (Heilige) Schrift ist die Grundlage des christlichen Glaubens, nicht die Tradition der Kirche.

    Wann trennte sich die evangelische Kirche von der katholischen?

    Die Reformation ging im frühen 16. Jahrhundert von den beiden Zentren Wittenberg und Zürich aus. Ihr Beginn wird traditionell auf 1517 datiert, als Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen haben soll.