Im Handel sind viele Fleischpackungen mit der Haltungsform der Tiere gekennzeichnet. Der Vorstoß des
Handels sorgt zwar für mehr Orientierung. Er ist aber kein Ersatz für ein ambitioniertes staatliches Tierwohlkennzeichen. Das Wichtigste in Kürze: On Tierschutz steht hoch im Kurs. Immer mehr Verbraucher:innen wollen, dass Tiere gut leben, bevor sie geschlachtet werden. Der Handel reagiert darauf seit Jahren mit immer neuen Marken und Labeln. Im April 2018 hatte zunächst Lidl einen "Haltungskompass" für unterschiedliche Tierhaltungsformen eingeführt. Kurz darauf zogen andere Handelsunternehmen mit eigenen Haltungskennzeichnungen nach. Doch die unterschiedlichen Systeme waren für Verbraucher:innen verwirrend. Daher einigten sich die Händler:innen auf die einheitliche "Haltungsform"-Kennzeichnung, die im April 2019 startete. Mit diesem 4-stufigen Label wird hauptsächlich Fleisch von Schweinen. Rindern, Hühnern und Puten gekennzeichnet, das
Achtung: Das System der Haltungsform-Label ist genau umgekehrt im Vergleich zur Eierkennzeichnung. Während die Eierkennzeichnung dem Schulnotensystem folgt - die beste Note 1 gibt es für die Freilandhaltung - steht bei der Haltungsform-Kennzeichnung von Fleisch die Stufe 1 nur für die Stallhaltung nach gesetzlichem Mindeststandard. Über Haltungsform 2, 3 und 4 werden die Haltungsbedingungen der Tiere dann immer weiter verbessert. Die Verbraucherzentralen haben von Anfang an kritisiert, dass der Handel mit seiner Haltungskennzeichnung nicht der von Eiern bekannten Systematik gefolgt ist. Welche Standards die jeweiligen Produkte erfüllen, zeigt die Stufe auf dem Label:
Fleisch der höheren Stufen gibt es kaum zu kaufenUm Verbrauchern wirklich Wahlfreiheit zu bieten, braucht es ein ausreichendes Angebot von Fleisch aller Tierarten aus allen vier Haltungsformen - und daran hapert es immer noch gewaltig. Im Sommer 2019 hatten wir in unserem bundesweiten Marktcheck festgestellt, dass das Angebot überwiegend aus der Haltungsform 1 stammt. Die erneute Überprüfung im Herbst 2020 zeigte nur unwesentliche Verbesserungen:
Auch ein weiteres Jahr später hat sich das Angebot von Fleisch aus den Haltungsformen 3 und 4 nicht verbessert, wie Greenpeace in einer Händlerbefragung im September 2021 feststellte:
Fazit: Damit haben Verbraucher:innen nur sehr eingeschränkte Wahlmöglichkeiten bei Fleisch aus deutlich verbesserter Tierhaltung. Der Anteil von Fleischprodukten in den Haltungsform-Stufen 3 und 4 muss darum deutlich erhöht werden. Das Label "Haltungsform" ist kein TierwohllabelDie Haltungskennzeichnung des Handels ist ein guter Ansatz für mehr Transparenz im Fleischangebot. Sie garantiert aber nicht, dass es den Tieren wirklich gut gegangen ist. Denn mehr Platz und Beschäftigungsmaterial im Stall bedeuten nicht automatisch mehr Tierwohl. Für verlässliche Aussagen zum Tierwohl müssen verhaltens- und gesundheitsbezogene Kriterien wie Lahmen, Verletzungen, Organbefunde usw. in der Tierhaltung und am Schlachthof systematisch erhoben und ausgewertet werden - und bei Auffälligkeiten die Tierhaltung nachgebessert werden. Staatliche Tierwohlkennzeichnung muss schnellstmöglich eingeführt werdenEntscheidend ist aus unserer Sicht, dass die seit Jahren angekündigte staatliche Tierwohlkennzeichnung nun zügig eingeführt wird, die
Die Anforderungen dieses staatlichen Zeichens müssen deutlich über dem gesetzlichen Mindeststandard liegen. Nach Erarbeitung von Kriterien für Schweinefleisch müssen rasch die weiteren Tierarten ausgeweitet werden. Doch auch die nationale Kennzeichnung ist nur als Übergangslösung geeignet, denn sie lässt die importierten Produkte außen vor. Mittelfristig ist daher eine verbindliche europäische Kennzeichnung erforderlich, die Transparenz über das gesamte Angebot - einschließlich des gesetzlichen Mindeststandards - herstellt. Was steht auf der Verpackung?Auf Verpackungen von Lebensmitteln informieren die Hersteller über das Produkt. Was auf einer Verpackung stehen muss, ist gesetzlich geregelt. Die Verkehrsbezeichnung muss das Produkt eindeutig und sachlich beschreiben, so dass jeder versteht, um welches Lebensmittel es sich handelt.
Woher weiß ich woher mein Fleisch kommt?Wer die Herkunft des im Supermarkt gekauften Fleisches herausfinden möchte, sollte sich an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wenden. Auf der Website des BVL können Sie über die Schnellsuche Bundesland, Name des Betriebes und die Zulassungsnummer eingeben.
Wo wurde mein Produkt hergestellt?Für bestimmte Nahrungsmittel besteht innerhalb der EU eine gesetzliche Pflicht zur Angabe der Herkunft. Auf der Verpackung oder auf Schildern, die sich unmittelbar am Lebensmittel befinden, können Sie dann ablesen, aus welchem Land oder aus welcher Region das Produkt stammt.
Wie finde ich heraus wo etwas produziert wird?Tatsächlich bietet aber nur das „g.U.“-Siegel eine verlässliche und klare Information zur Produktherkunft. Es wird nur für Lebensmittel vergeben, die in einem bestimmten geografischen Gebiet erzeugt, hergestellt und verarbeitet wurden. Auch die verwendeten Rohstoffe müssen aus dem betreffenden Gebiet stammen.
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