Warum sehen alle mädchen gleich aus

Jeder weiß, wie es in einem Spielwarengeschäft aussieht. In der Ecke für die Mädchen stapeln sich die Barbies und Prinzessinnen-Schlösser, in der Ecke für die Jungs gibt es Autos und Actionfiguren. Könnte man die Welt nur in Schwarzweiß sehen, würde man das auf den ersten Blick gar nicht so leicht erkennen. Denn welche Ecke wem „gehört“, das sieht man vor allem an den Farben der Spielsachen und Verpackungen in den Regalen. Die Barbies sind meist pink oder rosa verpackt, die Actionfiguren gibt es vor allem in blauen oder anderen dunkelfarbigen Kartons.

Warum sehen alle mädchen gleich aus

„Das ist doch klar“, kann man jetzt denken. Blau ist eben für Jungs, Rosa eben für Mädchen. Es gibt nicht nur die Spielsachen in den jeweiligen Farben. Auch in Kleiderläden ist die Auswahl ähnlich, das ist schon bei Babys so. Für Jungs gibt es blaue Strampler, für Mädchen rosafarbene. Wenn man schon ein bisschen älter ist, gilt das gleiche für die Oberteile. Pinkes Glitzer findet man nur auf Mädchenpullis, Bagger und Roboter nur auf Sweatshirts für Jungs. Bücher, Schulranzen, Bettwäsche, Geschirr, alles gibt es einmal für Jungs und einmal für Mädchen. Aber warum ist das eigentlich so?

Immer wieder gibt es Erwachsene, die behaupten, dass diese Aufteilung der Farben ganz natürlich sei. Dass das so nicht stimmt, wird deutlich, wenn man in der Geschichte zurückblickt. Vor mehr als hundert Jahren – das ist solange her, da gab es noch keine Barbies oder Actionfiguren – war das mit den Farben sogar umgekehrt. Die Farbe Rot galt als königlich und stark, man verband damit Männlichkeit, Kampfgeist, Blut und Krieg. Weil Jungs noch keine ausgewachsenen Männer sind, trugen sie damals die Farbe rosa, als eine Verniedlichung der stattlichen roten Farbe. Die schwangere belgische Prinzessin Astrid soll im Jahr 1927 zum Beispiel die Wiege für ihr Kind rosa geschmückt haben, weil sie davon ausgegangen ist, dass sie einen Sohn bekommen wird. Für Mädchen war es dagegen üblich, blau zu tragen. Das kam aus dem christlichen Glauben und orientierte sich am blauen Gewand der Jungfrau Maria.

Wieso ist das jetzt, ein Jahrhundert später, andersherum? Es ist nicht so, dass Mädchen und Jungs sich auf einmal abgesprochen haben, die jeweils andere Farbe zu mögen. Oder dass sie einfach ihre Meinung geändert haben und ihnen jetzt die andere Farbe viel besser gefällt. Tatsächlich, das sagen Forscher, ist es eher Zufall. Die gesamte Gesellschaft hat sich im vergangenen Jahrhundert ziemlich geändert – und damit auch unsere Wahrnehmung, was für Mädchen und Jungs „richtig“ ist. In den vierziger Jahren kam zum Beispiel die Jeanshose, die wir heute alle tragen, aus den Vereinigten Staaten nach Europa. Sie war zunächst vor allem eine gängige Arbeitshose für Handwerker – und Handwerker waren meisten Männer. Auch die Uniformen von Matrosen, die meist männlich waren, waren blau. So kam es, dass Blau immer mehr als Farbe für Jungs gesehen wurde. Rosa für Mädchen wurde spätestens dann beliebt, als die Barbiepuppe erfunden wurde. Die Hersteller verkauften die Barbie in den fünfziger Jahren in pinken Verpackungen – und ein Trend war geboren.

Das alles ist schon ziemlich lange her. Forscher sind aber davon überzeugt, dass uns solche Entwicklungen bis heute prägen. Vor allem, weil die Werbung im Fernsehen und die Verpackungen uns immer wieder zeigen: Rosa ist für Mädchen, Blau für Jungs. Wir alle sind so daran gewöhnt, dass wir das gar nicht mehr infrage stellen – und viele Menschen diese Farbzuordnung als ganz natürlich betrachten. Die Unternehmen, die uns Klamotten und Spielsachen verkaufen, stört das nicht, im Gegenteil.

In der nächsten Woche habe ich meine erste Ultraschalluntersuchung. Kann ich dabei das Geschlecht meines Kindes erfahren?

Viele Eltern interessiert es brennend, das Geschlecht ihres Kindes schon vor der Geburt zu erfahren. Die beste Zeit ist dafür bei Ihrem zweiten regulären Ultraschall, der ungefähr in Schwangerschaftswoche 20 ansteht. Dann ist es ziemlich einfach, das Geschlecht zu bestimmen, wenn sich Ihr Baby dem Gynäkologen/ der Gynäkologin im Ultraschall gut präsentiert. Der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen ist in diesem Stadium ziemlich offensichtlich. Wenn Ihre Schwangerschaft fortschreitet, wird der Unterschied noch deutlicher und, vorausgesetzt, dass Ihr Baby von reichlich Fruchtwasser umgeben wird und es seine Füße nicht zwischen seinen Beinen eingezogen hat, kann auch die Ultraschalluntersuchung im letzten Drittel das Geschlecht deutlich zeigen.

In den ersten Wochen ist es jedoch nicht so leicht. Das Geschlecht eines Kindes wird zwar schon genetisch bei der Zeugung bestimmt. Aber im frühen Entwicklungsstadium sehen alle Embryos gleich aus.

Alle Embryos haben eine Art Knospe, die man als Wölbung oder auch Protuberanz bezeichnen kann. Bekommen Sie einen Jungen, beginnt Ihr Körper ungefähr in der achten Schwangerschaftswoche mit der Produktion von Testosteron. Dadurch wird die kleine Wölbung angeregt zu wachsen und entwickelt sich zu einem Penis und einem Hodensack. Bei einem Mädchen wird sie zur Klitoris und zu Schamlippen.

Dies ist ein allmählicher Prozess und erst ab ungefähr Woche 11 wird es möglich, überhaupt einen Unterschied zwischen den Geschlechtern zu erkennen. In diesem Stadium ragt bei allen Babys etwas hervor. Bei Jungen besteht die Tendenz, dass es in einem Winkel von mehr als 30 Grad zur Wirbelsäule nach oben zeigt. Bei Mädchen ist es waagerechter und in einem Winkel von weniger als 30 Grad. Das Baby muss auf dem Rücken liegen, damit dies beim Ultraschall gesehen werden kann.

Die beiden Aufnahmen, die Sie im Folgenden sehen, zeigen zwei Babys in der 13. Woche der Schwangerschaft (SSW 12 plus einige Tage). Hier können Sie die verschiedenen kleinen Vorwölbungen gut erkennen.

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BabyCenter Community

Das Baby oben hat einen kleinen Zipfel, der im Winkel von mehr als 30 Grad steht, deshalb ist es wahrscheinlich ein Junge. Er beginnt bereits einem Penis und dem Hodensack zu ähneln.

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Das Baby unten hat eine Wölbung, die eher horizontal zum Körper des Babys und parallel zur Wirbelsäule ist, deshalb ist es wahrscheinlich ein Mädchen.

Der Unterschied zwischen den beiden Babys ist sehr deutlich. Aber er ist nicht immer so klar.

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Das Bild von dem Baby hier rechts wurde zwischen Schwangerschaftswoche 11 und 13 gemacht. Die Wölbung scheint in einer Lage zu sein, die horizontal ist, parallel zur Wirbelsäule und deshalb weiblich, aber die Form sieht mehr nach einem Jungen aus. Gar nicht so einfach, oder?

Tatsächlich ergeben Untersuchungen, dass Prognosen zu diesem Zeitpunkt eine ziemlich unsichere Sache sind. Ältere Studien zeigten, dass selbst bei Babys, die in einer günstigen Position lagen, sehr erfahrene Sonographie-Spezialisten mit den besten Ultraschallgeräten das Geschlecht in Schwangerschaftswoche 11 nur in 70 Prozent der Fälle richtig bestimmt haben. In Schwangerschaftswoche 12 war die Trefferquote etwas besser als 9 von 10 Fällen.

In einer neueren Studie konnten Sonographie-Experten das Geschlecht in Schwangerschaftswoche 12 nur bei 46 Prozent aller Babys richtig bestimmen. In Woche 13 waren es 80 Prozent richtige Vorhersagen.

Es ist deshalb unwahrscheinlich, dass Sie das Geschlecht bei einer routinemäßigen ersten Ultraschalluntersuchung erfahren. Die meisten Ultraschallgeräte sind technologisch für so genaue Widergabe nicht ausgerüstet. Und der Sonographie-Spezialist wird nicht darauf warten können, dass sich Ihr Baby in eine optimale Position dreht. In Schwangerschaftswoche 13 kann sich Ihr Baby zusammenrollen oder herumturnen, deshalb kann es sehr schwierig sein, den richtigen Winkel zu erwischen.

Wenn Sie also keine „Falschmeldung“ bekommen möchten, sollten Sie sich lieber in Geduld üben. Es kann frustrierend sein, wenn einem das Geschlecht mitgeteilt wird und man muss später feststellen, dass das falsch war. Wenn es nicht unbedingt erforderlich ist, dass Sie das Geschlecht erfahren, weil Sie in Ihrer Familiengeschichte geschlechtsgebundene genetische Probleme haben, dann warten Sie bis zu Ihrem detaillierten Ultraschall in der Mitte der Schwangerschaft. Die Chance, das Geschlecht richtig zu erkennen, ist dann viel größer.

Quellen

Chigbu C.O., Odugu B., Okezie O.. 2008. Implications of incorrect determination of fetal sex by ultrasound. Int J Gynaecol Obstet 100(3):287-90

Efrat Z., Akinfenwa O.O., Nicolaides K.H.. 1999. First trimester determination of fetal gender by ultrasound. Ultrasound Obstet Gynecol 13(5):305-7

Zampieri N., Zamboni C., Ghidini A. et al. 2008. Prenatal sonographic evaluation of male genitalia development. Minerva Ginecol 60(4):317-21