Warum schreiben Araber von rechts nach links

Im Gegensatz zur deutschen und zu den meisten anderen Sprachen, die Sie kennen, wird im Arabischen nicht von links nach rechts geschrieben (und gelesen), sondern von rechts nach links. Das bedeutet, dass Sie am rechten Seitenrand zu lesen beginnen und Buchstabe für Buchstabe und Wort für Wort nach links wandern. Schauen Sie sich hier das folgende Beispiel an:

Schreib-/Leserichtung
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Schreib-/Leserichtung
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إِنِّي مَسْرُوْرٌ بِالتَّعَرُّفِ عَلَيْكَ

Deutsch: Es freut mich, Sie kennen zu lernen.Umschrift:ʾ innī masrūrun bi-t-taʿarrufi ʿalayka

In der rechten Spalte sehen Sie zusätzlich zur deutschen Übersetzung die Umschrift der arabischen Schriftzeichen in lateinische. Um Ihnen das Lesen der Umschrift zu erleichtern, wird diese in Ihrer Grammatik immer von links nach rechts erfolgen, also so wie Sie es gewohnt sind die lateinischen Buchstaben zu lesen.

Wie Sie am obigen Beispiel sehen können, ist sowohl die deutsche Übersetzung als auch der transkribierte Text linksbündig, sie stehen also am linken Rand der Spalte, während der arabische Satz rechtsbündig ist.

Da die Schreibrichtung von rechts nach links verläuft, wird nicht nur die einzelne Seite von rechts nach links gelesen, sondern auch – nach unserem Leseverständnis – ein Buch von „hinten“ nach „vorn“ gelesen.

Aufpassen müssen Sie allerdings bei Zahlen. Diese werden von links nach rechts geschrieben – also genau so, wie Sie das aus dem Deutschen kennen. Allerdings werden für die Zahlen andere (höchstwahrscheinlich aus Indien stammende) Zeichen verwendet, z.B. 345 wird im Arabischen

٣٤٥ dargestellt (٣ = 3, ٤ = 4 und ٥ = 5 ).

Schauen Sie sich hierzu auch das Kapitel zu den arabischen Kardinalzahlen an.

Eine weitere Besonderheit des Arabischen ist es, dass in dieser Sprache immer in „Schreibschrift“ geschrieben wird. Das heißt, dass es nur geringe Unterschiede zwischen handschriftlichen Aufzeichnungen und der Druckschrift (beispielsweise in Zeitungen) gibt. Deutliche Formunterschiede, wie Sie es aus dem Deutschen zwischen Druck- und Schreibbuchstaben kennen, finden Sie im Arabischen nicht.

Zu beachten ist dabei, dass die meisten Buchstaben sich in ihrer Form verändern, je nachdem, ob sie am Wortanfang oder –ende, im Wort selbst oder ob sie alleine stehen. Schauen Sie sich hierzu bitte das Kapitel über das arabische Alphabet an. In diesem zeigen wir Ihnen die verschiedenen Schreibweisen der einzelnen Buchstaben in der jeweiligen Wortstellung.

Gerade wenn Sie die arabische Sprache ohne Vorkenntnisse erlernen, werden Sie anfangs Schwierigkeiten haben, das Schriftbild zu lesen. Wir empfehlen Ihnen daher, sich – bevor Sie mit dieser Grammatik zu arbeiten beginnen – das Kapitel über das Alphabet auszudrucken, um stets nachschauen zu können, welche Buchstaben in den Wörtern und Texten verwendet werden. (Klicken Sie einfach auf den folgenden Link, um sich die .pdf-Datei auszudrucken)

Wenn Sie eine Reise durch die arabische Welt machen, werden Ihnen verschiedene Schriftarten und –typen auffallen. Am deutlichsten unterscheiden sich dabei die eckige kufische Schrift (die hauptsächlich in steinernen Inschriften zu finden ist) und die runden, kursiven Schriftarten (Nasḫi-Schrift, auf ihr basieren die Schreibstile aller modernen regionalen Varianten des heutigen Arabischen).

Neben der regulären arabischen Standardschrift, wie Sie sie in diesem Sprachkurs sehen können, finden Sie jedoch oft auch kunstvolle Kalligraphien („Schön-Schriften“), in denen die Zeichen der Nasḫi-Schriften um eine Vielzahl von Zusatzzeichen und Schnörkeln ergänzt werden. Dies gilt insbesondere für Koranschriften. Durch das Bilderverbot des Islam finden sich in den heiligen Schriften keine abbildenden Darstellungen, stattdessen wird großer Wert auf eine besonders kunstvolle und ausgeschmückte Schrift gelegt.

Für den ungeübten Leser mag dies anfangs Schwierigkeiten bereiten, mit etwas Übung und Geduld werden aber auch Sie in der Lage sein, solche Kalligraphien lesen zu können.

Hallo

Araber und Juden schreiben von rechts nach links. Haben die dann nicht
dasselbe Problem wie Linkshänder bei uns, daß sie das Geschriebene (so
es Tinte ist) mit ihrer Schreibhand verschmieren? Oder werden sie in der
Schule konsequent zu Linkshändern ausgebildet?

Danke, Thomas

Genaues weiß ich da auch nicht, aber Schriften gibt es jedenfalls länger als die klassischen antiken, also grob ab der griechischen. Dass die arabische Schrift älter ist, wäre mir neu. Aber rein gefühlsmäßig, wenn ich einen Holzstab in weichen Ton drücke, ist der Aufsetzpunkt, der rechten Führhand näher, und wohl präziser als das weiche SchriftStiftende.

Es war ja auch nur eine Anregung oder ein Denkanstoss, der nicht von mir kommt, sondern den ich mal irgendwo gehört oder gelesen habe. Ich bin nicht wirklich gewillt, wochenlange Unterschungen dazu zu starten, aber das könnte durchaus interessant werden.

Man darf auch nicht vergessen, dass es zwar heutzutage zu jedem Schiss millionen Seiten im Internet gibt, aber die kreisen großteils umeinander. Dinge, die vor 30 Jahren mal in einem Buch standen, einer Zeitschrift, oder im Fernsehen zu sehen waren, fehlen da einfach oft, und wenn sie einfließen, dann tausenfach.

Jeder mag aus meinem Beitrag machen, was er will, glauben, widersprechen, Informationen suchen oder einen Erdebeerjoghurt essen, Zoelomat

Hallo Mohamed,

keine Ahnung, aber für mich logisch: Ich bin Rechtshänder,
warum soll ich den weiten Weg nach links machen, um mit
irgendetwas zu beginnen?

damit deutest du an, dass es unlogisch ist, von links nach rechts zu schreiben.

Also steigst du auch von rechts auf’s Pferd und auf’s Fahrrad und Motorrad!

Und Engländer, Japaner und Schweden sind auch unlogisch, weil sie links fahren oder fuhren?

Logik ist halt in historischen Fragestellungen selten eine Richtschnur, und je älter man wird, und um so mehr scheinbar unzusammenhängendes man über die Geschichte mitbekommt, nur „Annekdötchen“, so mehr beginnt man, ein Gefühl für Zusammenhänge und Entwicklungen zu entwickeln, also erst mal nur eine Ahnung, dass alles zusammenhängt, und das Aufsaugen von Informationen.

Für mich als Deutschen war es also erst mal ein Schock, mir bewusst zu machen, dass der 30jährige Krieg grob 100 bis 150 Jahre nach der Entdeckung Amerikas stattfand.

Auch die arabische Sprache hat ebenso sehr wie die Schrift und Kultur ihre Geschichte, und die begann lange Zeit vor vor der heutigen Schrift.

Für den Fall, dass dein Beitrag nicht nur Quatsch war, Zoelomat

[unangemessener Kommentar von MOD entfernt]

P.P.S. Die rechte Hand ist rechts, aber sie macht nicht von rechts. Die rechte Hand ist nicht mal überlegen, nur anders. Wenn du Gitarre spielst, weißt du, dass die Aufgabe der linken Hand mindestens genau so anspruchsvoll ist. Haltend vs. bewegend, das ist eher der Unterschied, nicht aktiv vs. passiv oder überlegen vs. unterlegen. Und wenn du ein Blatt Papier links mit der linken Hand hältst, und dann mit der rechten von rechts nach links schreibst, dann verstehen zumindest die Empfänger, dass Schreiben eine seeehr praktische Sache ist.

Genaues weiß ich da auch nicht, aber Schriften gibt es
jedenfalls länger als die klassischen antiken, also grob ab
der griechischen.

Nein, viel viel viel früher. Schrift gibt es auf der Erde etwa seit 3500 v.Chr., vermutlich noch etwas früher. Die Sumerer waren mit ihrer Keilschrift (die damals aber noch keine war) die ersten. Ägyptische Hieroglyphen und ähnliche Schriften entstanden dann etwas später, und aus einer dieser Hieroglyphenschrift entstanden dann unsere „Alphabete“, inkl. dem Lateinischen, Griechischen, viel später dem Kyrillischen, sowie auch das Hebräische und das Arabische. Der Ursprung ist der gleiche, auch wenn man das nicht mehr sehen kann.

Dass die arabische Schrift älter ist, wäre
mir neu. Aber rein gefühlsmäßig, wenn ich einen Holzstab in
weichen Ton drücke, ist der Aufsetzpunkt, der rechten Führhand
näher, und wohl präziser als das weiche SchriftStiftende.

Wenn ich als Rechtshänder mit einem Stäbchen einen Keil in Ton drücke, ist der Aufsetzpunkt (also der Keil) auf der von meiner rechten Hand abgewandten Seite (von Führhand kann man hier nicht sprechen, da die Hand nicht aufliegt sondern in der Luft schwebt) und die dünne Linie zeigt zu meiner rechten Hand, jedenfalls beim horizontalen Keil. Beim vertikalen Keil ist der Keil oben und die dünne Spitze unten. Einige Keilarten zeigen aber auch in die andere Richtung. Der Horizontale Keil sieht dann etwa so aus, von der Form her: |>–
Sumerisch und Akkadisch (ich denke, alle Keilschriften) wurden von links nach rechts geschrieben und gelesen.

Aber die arabische Schrift hat sich ja auch nicht aus der Keilschrift entwickelt, von daher ist der Vergleich nicht weiter wichtig. Ich wollte dich nicht böse kritisieren, sondern nur zeigen, dass die Idee mit den Tontafeln keine Erklärung für die Schreibrichtung des Arabischen ist. Sie ist auch keine Erklärung für die Schreibrichtung des Sumerischen, da wie gesagt die Hand nicht auf dem Ton aufliegt sondern in der Luft „hängt“, über dem Geschriebenen, genau wie bei PDAs mit Stift.

Viele Grüße,

  • André

Hallo, bin noch neu, aber wenn ich so die Artikel lese, dann
denke ich, dass es für eine Schreibrichtung keinen wirklich
logischen oder gar anatomischen (linke und rechte
Gehirnhälften z. B.) Grund gibt.

Ich denke auch, dass es da keinen logischen oder anatomischen Grund gibt. Aus ähnlichen Gründen wie du. Also zumindest ist das „Verschmieren“ sicher kein Grund dafür.

Tinte kann man auch
verschmieren wenn man, wie wir es kennen, von links nach
rechts schreibt, aber Linkshänder ist, eine Sache die sehr
stark zunimmt, seit man es den Kindern nicht mehr abgewöhnen
will.

Ja, und das ist auch gut so. Es klang bei dir grad, als fändest du es besser, linkshändigen Kindern das Mit-Links-Schreiben wieder abzugewöhnen.

Nimmt man noch Koreanisch, Chinesich und Japanisch hinzu, die
alle verschiedene Schreibrichtungen haben (von oben nach
unten, von links nach rechts und umgekehrt…),

Eigentlisch schreibt man diese drei Sprachen alle in die gleichen zwei Richtungen: entweder von oben nach unten (traditionelle Richtung), oder von links nach rechts (eher modern). An der Schreibrichtung kannst du nicht ablesen, um welche Sprache es sich hierbei handelt.

dann kann ich
mir nur einen Grund vorstellen, warum was wie und in welcher
Richtung geschrieben wird:
Es ist ein Ausdruck reicher historischer Entwicklungen, je
nach Region, Religion, Geographie und Tradition.

Ja, ich denke, da sind wir uns alle einig: Die Schreibrichtung geht auf die Tradition und Geschichte der Schrift zurück. Es ist allerdings nicht selten passiert, dass eine Schrift ihre Richtung geändert hat. Chinesisch, Japanisch und Koreanisch haben von senkrecht auf waagerecht umgestellt, aus einer alten syrischen Schrift (rechts-nach-links) wurde irgendwann die klassische mongolische Schrift (von oben nach unten); ägyptische Hieroglyphen schrieb man von links nach rechts, von rechts nach links und auch von oben nach unten. In vorrömischer Zeit hat sich die Schreibrichtung unserer lateinischen Schrift auch von rechts-nach-links auf die heutige Richtung umgestellt. Ich glaube, Etruskisch – obwohl die Schrift den lateinischen Buchstaben stark ähnelt – wurde noch von rechts nach links geschrieben.

Vielleicht ist das ein bisschen wie mit dem Straßenverkehrt: nicht in allen Ländern fährt man auf der rechten Straßenseite (siehe England, Thailand, Japan, Australien usw.)…

Wie rum liest man Arabisch?

Einige Sprachen können in mehr als einer Schrift geschrieben werden. Aserbaidschanisch bspw. kann in lateinischer, kyrillischer oder arabischer Schrift geschrieben werden. In lateinischer und kyrillischer Schrift wird Aserbaidschanisch von links nach rechts geschrieben, in arabischer Schrift von rechts nach links.

Wie ist die arabische Schrift entstanden?

Die arabische Schrift hat ihren Ursprung in der Byblos-Schrift und der phönizischen Schrift. Die Form der Buchstaben und die Grundlagen für die weitere Schriftentwicklung wurden in der aramäischen Schrift gelegt.

Wie werden arabische Bücher gelesen?

Doch die arabischen Kinder machen das genau andersherum: Bei ihnen hört ein Buch da auf, wo unsere Bücher beginnen. Sie schlagen ein Buch nämlich von der anderen Seite her auf und lesen von hinten nach vorne und von rechts nach links. Auf Arabisch ist das "richtig" herum!

Wie nennt man die Schrift der Araber?

Das arabische Alphabet (arabisch الأبجدية العربية , DMG al-abǧadiyya al-ʿarabiyya) ist u. a. das Alphabet der arabischen Sprache und besteht aus 28 Buchstaben.