Warum gibt es in deutschland kein öl

Hamburg Rohstoff-Reserven

In Deutschland wird wieder nach Öl gebohrt

Veröffentlicht am 01.05.2008 | Lesedauer: 3 Minuten

Warum gibt es in deutschland kein öl
Warum gibt es in deutschland kein öl

In Norddeutschland dürfte die Zahl der Ölförderstellen wieder zunehmen

Quelle: dpa

Eigentlich ist kaum noch was zu holen. Doch die ins Astronomische steigenden Preise für Rohöl machen selbst Deutschland zur Ölquelle. Das meinen zumindest jene Ölkonzerne, die vor allem in Niedersachsen und Schleswig-Holstein wieder nach dem schwarzen Gold suchen.

Die Rekordjagd der Rohölpreise lässt die Ölkonzerne jetzt auch in Norddeutschland wieder nach dem schwarzen Gold suchen. „Es werden wieder Konzessionen für die Suchbohrungen erteilt“, sagt Michael Pasternak vom niedersächsischen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Das war vor kurzem noch anders.

Der Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung (WEG) registrierte im letzten Jahr in ganz Deutschland gleich sechs Aufschlussbohrungen, die jedoch erfolglos blieben. „Die beteiligten Firmen zeigen allesamt großes Engagement“, sagt Hartmut Pick vom Öl- und Ergasverband WEG in Hannover. „Die Bohrzahlen sind im vergangenen Jahr stark angestiegen“. Bohrten sich die Spezialwerkzeuge vor zwei Jahren insgesamt noch 53000 Metern tief in die Erde, waren es im vergangenen Jahr schon 70000 Meter. „Wir rechnen mit weiteren Anträgen, da der hohe Ölpreis die Suche wieder lukrativ werden lässt“, sagt Pasternak.


Auch der Hamburger Ölproduzent RWE Dea hat seine die Suche erheblich ausgeweitet. „Obwohl Deutschland recht gut erkundet ist, rechnen wir vor allem in Niedersachsen und Schleswig-Holstein mit etlichen verbliebenen kleinen Lagerstätten“, sagte Sprecher Derek Mösche. Durch den hohen Rohölpreis lohne sich die technisch aufwendigere und damit teurere Suche und Förderung wieder. Zu Beginn dieser Woche stieg der Preis je Barrel (159 Liter) nahe an die Marke von 120 Dollar.

Derzeit mehr als 160 Milliarden Tonnen Reserven

Und mit dem Ölpreis wachsen auch die verfügbaren Reserven, denn das sind solche Ölvorkommen, die wirtschaftlich gefördert werden können. Diese Reserven werden derzeit auf mehr als 160 Milliarden Tonnen geschätzt. Das reicht nach heutigem weltweiten Verbrauch von vier Milliarden Tonnen für weitere 40 Jahre. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 3,4 Millionen Tonnen Rohöl gefördert – das sind drei Prozent des gesamtdeutschen Ölverbrauchs. Gut ein Drittel wird auf niedersächsischem Gebiet und 62 Prozent in Schleswig-Holstein gefördert.

Hier ist es besonders teuer, das Öl aus der Erde zu bekommen. Deshalb ging die Erdölförderung im ersten Quartal dieses Jahres um zehn Prozent zurück. „Das zeigt, wie wichtig es ist, in Deutschland auch weiterhin neue Reserven und zusätzliche Produktionskapazitäten zu erschließen“, sagt Erdölexperte Pick.

Vorkommen zwischen Celle und Gifhorn

Die größten Hoffnungen hegt RWE Dea für ein Vorkommen in der Nähe von Hahnenhorn in Niedersachsen, zwischen Celle und Gifhorn. In der Region wurde bis in die 90er Jahre Öl gefördert. Mit dem sinkenden Ölpreis, der 1998 nur noch bei rund zehn Dollar lag, war die Förderung nicht mehr attraktiv. Mit einer neuen Bohrtechnik wird nun wieder nach Ölvorkommen auf einer Gesamtfläche von 150 Quadratkilometern gesucht. „Es sieht sehr gut aus“, sagt Mösche. Bis jetzt habe man einen mittleren einstelligen Millionenbetrag in die Exploration investiert. „Natürlich muss der Abbau letztendlich auch wirtschaftlich vertretbar sein.“

„Das deutsche Gebiet ist fast vollständig erschlossen“, so Mösche. „Aber bei den derzeitigen Preisen und der hohen Nachfrage sind wir sehr froh, wenn wir noch irgendwo Öl finden können“. In Kürze soll auch in Preetz, südlich von Kiel, mit den Explorationsbohrungen begonnen werden. Und auf der Bohrinsel Mittelplate im schleswig-holsteinischen Wattenmeer, dem größten deutschen Ölfeld, sind für Ende 2010 gleich fünf Probebohrungen anberaumt. Hier wurden seit 1987 20 Millionen Tonnen Öl gefördert. Trotz eines Vorrats von 100 Millionen Tonnen wäre aus technischen und wirtschaftlichen Gründen bei 40 Millionen gewonnenen Tonnen eigentlich Feierabend. „Sollte der Rohölpreis jedoch auf hohem Niveau bleiben, wovon wir ausgehen, dann lohnen sich auch hier aufwendigere und somit teurere Fördermaßnahmen“, sagt Mösche.

Auch der größte deutsche Erdölproduzent, Wintershall, blickt zufrieden auf die aktuelle Lage: „Unsere längerfristigen Projekte werden natürlich wirtschaftlicher und es ergeben sich Chancen, mehr Öl in Deutschland zu fördern“, sagt Sprecher Stefan Leunig. In Emlichheim an der niederländischen Grenze bohrt der Konzern schon wieder nach Öl.

Warum gibt es in Deutschland kein Öl mehr?

Deutschland hat zu Beginn des Krieges 35 Prozent seines Öls aus Russland importiert, also etwa ein Drittel. Damit war es deutlich abhängiger von russischem Öl als die meisten anderen westlichen Länder. Neun Wochen später, Ende April, kamen nur noch zwölf Prozent des nach Deutschland importierten Öls aus Russland.

Warum haben wir kein Öl mehr?

Grund ist unter anderem, dass russisches Öl durch wahrscheinlich teurere Alternativen aus anderen Ländern ersetzt werden muss. Zudem bedeutet die Umstellung von Raffinerien und Lieferwegen Aufwand und Kosten. Aber wann und wie stark das Tanken oder Heizen teurer werden, wagt kaum jemand vorherzusagen.

Wie viel Erdöl gibt es noch in Deutschland?

Die sicheren und wahrscheinlichen Reserven werden insgesamt auf rund 23 Millionen Tonnen geschätzt. Angaben zur Erdölförderung zufolge wurden im Jahr 2021 hierzulande rund 1,8 Millionen Tonnen Rohöl gefördert, davon 843.000 Tonnen im größten deutschen Ölfeld Mittelplate.

Wird in Deutschland noch Erdöl gefördert?

Die heutige Förderung konzentriert sich vor allem auf die Bundesländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein und deckt etwa 2,5–3 % des deutschen Bedarfs. In Deutschland wurde ein Ölfördermaximum mit 8,2 Millionen Tonnen bereits im Jahr 1968 erreicht. Derzeit werden rund 2,2 Millionen Tonnen pro Jahr gefördert.