So viel ist sicher: Vor Einsamkeit ist niemand gefeit. Doch warum fühlen sich immer mehr Menschen einsam und was hilft dagegen? Show
Einsam ist nicht nur die alte Seniorin von nebenan, deren Mann vor Kurzem gestorben ist oder der zurückgezogene Außenseiter in der Schule, der scheinbar keine Freunde finden kann – Einsamkeit folgt keinen bestimmten Mustern, sondern hat viele Gesichter. Und: Sie kann jeden von uns treffen. Studien zufolge gibt sogar jeder zehnte Deutsche an, sich einsam zu fühlen. In Großbritannien kümmert sich mittlerweile ein Ministerium um das Problem. Doch woran liegt es, dass sich immer mehr Menschen einsam und allein fühlen? Was ist Einsamkeit, woher kommt sie und was kann man gegen sie machen? Gründe für Einsamkeit und was dagegen hilft:
Der Unterschied: Einsamkeit und AlleinseinDie Schlussfolgerung, man könne sich nur einsam fühlen, wenn man auch alleine ist, ist nicht zwangsläufig die Richtige. Manche Menschen fühlen sich einsam, obwohl sie einen festen Partner und viele Freunde haben. Andere wiederum sind häufig alleine und verspüren trotzdem keine Einsamkeit. Sprich: Allein zu sein, heißt also noch lange nicht, dass man sich einsam fühlen muss und umgekehrt. EinsamkeitSchlägt man das Wort Einsamkeit bei Wikipedia nach, erhält man folgende Definition: „Einsamkeit bezeichnet meist die Empfindung, von anderen Menschen getrennt und abgeschieden zu sein (…).“ Vor allem ein Wort in dieser Erläuterung ist wichtig: nämlich Empfindung. Einsamkeit ist ein Gefühl, sie beschreibt das innere Befinden. Dabei unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Arten der Einsamkeit:
AlleinseinAlleinsein kann ein Grund für das Empfinden von Einsamkeit sein, muss es aber nicht. Im Prinzip ist es erstmal nichts weiter als ein Zustand. Jemand ist alleine – das ist zunächst völlig wertneutral, aber kann im Gegensatz zur Einsamkeit auch etwas Positives bedeuten. Denn Alleinsein ist oftmals selbstgewählt und kann sehr heilsam sein. Viele Menschen gehen ohne einen festen Partner oder Familie durchs Leben und fühlen sich nicht einsam oder unglücklich. Zurück zur Übersicht Warum fühle ich mich einsam?Die Frage nach dem Warum ist – wie so oft – eigentlich nicht zu beantworten: Denn Einsamkeit ist ein inneres, subjektives Empfinden, das einfach auftreten kann, ohne dass es Gründe dafür geben muss. Es gibt nicht „die eine“ Ursache dafür, dass ein Mensch sich einsam fühlt. Bestimmte Lebensstile – oder Situationen können jedoch dazu führen, dass das Risiko von Einsamkeit verstärkt wird. Einschneidende Veränderungen zum Beispiel, wie die Trennung von einem langjährigen Partner, Wohnort- oder Jobwechsel oder der Verlust eines Freundes oder Familienmitglieds können dazu führen, dass man sich einsam fühlt. Hinter Einsamkeit stecken häufig Angst, ein mangelndes Selbstbewusstsein und auch das Gefühl, nicht verstanden oder gebraucht zu werden. Deswegen ist Selbstreflexion ein wichtiger Schritt, um den Ursachen der eigenen Einsamkeit auf den Grund zu gehen. Häufig ist aber auch der falsche Umgang mit dem Gefühl von Einsamkeit Anlass dafür, dass man sich noch einsamer fühlt. Obwohl immer wieder über Vereinsamung gesprochen wird, ist es immer noch ein Tabuthema, über das nicht offen und ehrlich gesprochen wird. Die Konfrontation mit Einsamkeit macht uns Angst – die typische Reaktion darauf: dem Ganzen ausweichen. Die Folge: Einsamkeit und Angst werden nicht aus der Welt geschaffen, sondern bekommen Zeit und Raum, noch mächtiger zu werden. Zurück zur Übersicht Folgen von EinsamkeitEinsamkeit ist vielleicht keine Krankheit, sie kann sich aber durchaus negativ auf unsere Gesundheit auswirken. Neben seelischen Erkrankungen, wie Depressionen oder Angststörungen, kann chronisch empfundene Einsamkeit durchaus dazu führen, dass das Stresslevel ansteigt. Die Folge: Unser Immunsystem wird geschwächt, der Blutdruck steigt, Schlafprobleme kommen auf. Das Ganze raubt dem Körper Energie. Das Krankheitsrisiko steigt. Außerdem: Um die Einsamkeit zu kompensieren, führen Betroffene oft einen wenig gesunden Lebensstil und greifen zu Alkohol, Süßigkeiten oder Zigaretten. Amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass das Risiko an Altersdemenz zu erkranken, bei einsamen Menschen doppelt so hoch ist. Damit das Thema Einsamkeit nicht weiter unter den Teppich gekehrt, sondern ernst genommen wird, hat England sogar ein Ministerium für Einsamkeit bekommen. Ziel: Menschen zu helfen, der Einsamkeitsfalle und der sozialen Isolation zu entkommen. Zurück zur Übersicht Einsamkeit und Social MediaNie waren wir besser vernetzt, nie kommunizierten wir mehr. Und doch geben immer mehr Menschen an, sich einsam und isoliert zu fühlen. Woran liegt das? Social Media und andere Smartphone Apps begünstigen zwar den permanenten Austausch mit anderen Menschen, doch erlebt wird diese Kommunikation nicht face to face, sondern allein. Hinterm Bildschirm. Vor allem bei jüngeren Menschen kann (!) die zunehmende Digitalisierung dazu führen, dass sie mehr „chatten“, als richtig zu kommunizieren. Die Folge: Sie ziehen sich zurück, sitzen nur noch hinter ihren Smartphones und wissen am Ende nicht mehr, wie man auf andere zugeht und ein normales Gespräch beginnt. Doch wie so oft gibt es immer zwei Seiten einer Medaille: Denn Social Media kann zwar Einsamkeit bestärken, sie kann sie aber auch mindern. Vor allem schüchterne, introvertierte Personen bekommen beispielsweise durch Internetforen die Möglichkeit, mit anderen ins Gespräch zu kommen und ihre sozialen Kompetenzen aufzufrischen. Zurück zur Übersicht Digitale Technik gegen EinsamkeitDoch nicht immer haben wir die Wahl. Manchmal ist der persönliche, soziale Kontakt aus den verschiedensten Gründen einfach nicht möglich. Dann sind unsere digitalen Errungenschaften mehr Segen als Fluch. Denn sie ermöglichen uns, unsere Lieben zu sehen und zu hören, ohne dass man sich physisch am selben Ort befinden muss. Wir können um die ganze Welt reisen und trotzdem dauerhaft in Kontakt mit der Familie und den Freunden daheim stehen. In Zeiten von Pandemien (Corona olé!) hilft uns das Internet mit Funktionen wie Skype, Facetime, Google Hangouts und Co. mit unseren Freunden so zu kommunizieren, als würde man sich verabreden. Wenn man sich nicht nur hört, sondern auch sieht, wird ein weiterer Sinn beansprucht und es hilft so noch mehr gegen das Gefühl von Vereinsamung als ein bloßes Telefonat. Eine gute Möglichkeit ist es also, sich einfach mal mit seinen Freunden zum Frühstücken oder zum Dinner via Skype zu verabreden. Moderne Technik kann uns also helfen eine gewisse Normalität aufrecht zu halten, obwohl alles um uns herum alles andere als normal erscheint. Neben Videoanrufen bieten Online-Yogakurse, Podcasts oder Streaming ebenfalls gute Möglichkeiten, um sich abzulenken und weniger allein zu fühlen. Zurück zur Übersicht Einsamkeit bei KindernUnd weil – wie gesagt – keiner so richtig vor Einsamkeit gefeit ist, gibt es noch eine weitere Gruppe, für die diese zu einem großen Problem werden kann: nämlich Kinder. Hier sind Einsamkeit und Alleinsein enger miteinander verwoben als bei Erwachsenen. Denn Kinder leiden, wenn sie sich alleine fühlen. Gemeint sind damit vor allem diejenigen, die keine Freunde haben, oder sogar bewusst ausgeschlossen werden und nicht die introvertierten Kinder, die sogar gerne alleine sind und weniger Bedürfnis nach sozialen Kontakten haben. Wenn ein Kind zum Außenseiter gemacht wird, sich immer mehr zurückzieht, still wird und offensichtlich unter Einsamkeit leidet, sollten Eltern hellhörig werden und handeln. Denn einsame Kinder sind anfälliger für Depressionen oder selbstverletzendes Verhalten. Was tun, wenn das Kind einsam ist? Tipps für Eltern:Die Aufforderung „Verabrede dich doch mal!“ ist zwar motivierend und lieb gemeint, sollte aber dennoch vermieden werden. Denn: Solche Aussagen können das Kind noch zusätzlich unter Druck setzen und im schlimmsten Fall auch noch Versagensgefühle auslösen. Stattdessen sollten Eltern versuchen, das Kind zu unterstützen und ihre Hilfe anbieten. Helfen kann beispielsweise der Vorschlag, einen Sportverein zu besuchen oder andere Aktivitäten auszuprobieren, bei denen das Kind neue Kontakte knüpfen kann. Das Schöne: Nicht nur das Wir-Gefühl wird in Sportclubs gefördert, sondern auch der Selbstwert. Entwickelt das Kind Spaß bei der neuen Aktivität und feiert im besten Fall auch Erfolge, steigert dies gleichzeitig auch das Selbstbewusstsein. Und das kann den positiven Nebeneffekt haben, dass das Kind besser auf andere zugehen kann und sich wohler in Gesellschaft fühlt. Zurück zur Übersicht Tipps gegen EinsamkeitJeder ist mal allein und jeder fühlt sich mal einsam. Das ist normal und auch gut so, denn eine vorübergehende, kurze Einsamkeit ist meistens eine Reaktion auf einen äußeren Zustand und hilft uns, uns auf Veränderungen einzustellen und Krisen zu bewältigen. Schwierig wird es allerdings, wenn Einsamkeit chronisch wird. Dann steckt sie bereits tief in uns drinnen, wird quasi zum Dauerbegleiter. Und das tut weh. Manchmal sogar mehr als körperliche Krankheiten. Wir ziehen uns immer mehr zurück. Versteinern. Doch da hilft nur: Aufstehen! Nicht die Flinte ins Korn werfen. Einsamkeit kann überwunden werden! „Einsamkeit ist eine Gefängniszelle, die sich nur von innen öffnen lässt.” Alfredo Le Mont Tipp 1: Selbstwert steigernEinsam zu sein, bedeutet nicht, dass irgendetwas mit einem nicht stimmt oder man weniger liebenswert ist. Vielmehr entstehen diese Gedanken tief im Inneren und führen dazu, dass man sich selbst nichts mehr zutraut und sich somit quasi automatisch von anderen abkapselt. Wenn man sich selbst nicht mag, ist es schwierig, andere davon zu überzeugen, einen zu mögen. Wenn man selbst nicht an sich glaubt, ist es schwierig, auf andere zuzugehen. Also – first of all: Versuche dir selbst etwas Gutes zu tun und einen Schritt auf dich selbst zuzugehen. Sei dir selbst ein Freund. Belohne dich mit einem guten Essen, einem neuen Kleidungsstück oder einem entspannten Bad. Gönn dir, was auch immer du brauchst. Nutze die Einsamkeit, um in dich reinzuhorchen und dich zu fragen:
Sobald du dir die Zeit nimmst, dich mit dir selbst zu beschäftigen und dich mit deinen Zielen und Träumen auseinanderzusetzen, kannst du dir auch Gedanken um die Lösung machen. Tipp 2: Selbstreflexion und EigeninitiativeZugegeben, dieser Tipp geht Hand in Hand mit dem ersten Ratschlag. Dennoch: Selbstreflexion ist noch eine tiefere Analyse dessen, was einen genau einsam macht. Vor allem diejenigen, die nicht alleine sind, aber sich trotzdem einsam fühlen, sollten versuchen zu hinterfragen, woher die Einsamkeit kommen mag. Warum fühlst du dich von deinem Partner/deiner Familie/deinen Freunden missverstanden? Unbeachtet? Nicht wert geschätzt? Und dann heißt es handeln: Einsamkeit ist nur durch Eigeninitiative zu entkommen. Wenn du weißt, was dich stört und warum du dich trotz Gesellschaft einsam fühlst, dann versuche beispielsweise auf deinen Partner zuzugehen und das Gespräch zu suchen. Vielleicht hat er oder sie schon bemerkt, dass du dich zurückziehst und freut sich über Klärung. Nicht umsonst gibt es schließlich die Redensart: „Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden.“ Und gemeinsam arbeitet es sich zudem meistens auch viel einfacher an einem Lösungsweg. Tipp 3: Rausgehen, aktiv werdenEiner der vielen negativen Nebeneffekte von Einsamkeit ist: Rückzug. Doch ohne, dass du von selbst aktiv etwas veränderst, wird sich deine Situation nicht verbessern. Wichtig ist, dass man sich selbst nicht in eine Opferrolle begibt und darauf wartet, von anderen aus dem isolierten Zustand herausgeholt zu werden. Versuch die Einsamkeit als Motivation zu nutzen, um selbst Verantwortung zu übernehmen. Fühlst du dich einsam, weil du viel alleine bist? Dann ergreif die Initiative und lade zu dir ein. Du weißt nicht, wen du einladen sollst? Dann versuche erst einmal jemanden kennenzulernen, der bestenfalls ähnliche Interessen wie du hat. Natürlich trifft man selten einfach so zufällig seinen Seelenverwandten oder besten Freund. Internetseiten wie beispielsweise nebenan.de können eine gute Möglichkeit sein, um genau so jemanden zu finden. Tipp 4: Hobbys und andere BeschäftigungenAktiv werden, ist ein guter Vorsatz: Was wolltest du schon immer mal machen? Mit einem neuen Hobby findest du nicht nur eine sinnvolle Beschäftigung, ein neues Projekt und einen Sinn, sondern triffst oftmals auch jede Menge Menschen, die sich wahrscheinlich sogar für die gleichen Dinge wie du interessieren. Noch eine gute Möglichkeit, um aus seinem Schneckenhaus herauszukommen, ist es, sich ehrenamtlich zu engagieren. Toller Nebeneffekt: Ganz nebenbei tust du nicht nur dir selbst etwas gutes, sondern machst die Welt auch ein klein bisschen besser. Tipp 5: Alleinsein lernenOb in einer Partnerschaft oder als Single – oftmals fühlt man sich einsam, weil man das Alleinsein nur schwer aushalten kann. Dabei ist es unglaublich wichtig zu erkennen, dass man auch alleine glücklich sein kann und nicht unbedingt andere Menschen braucht, um selbst zufrieden zu sein. Im alleine zu sein, stecken außerdem viele Chancen, die genutzt werden können. Momentan Single? Das bedeutet nicht nur, dass du alleine bist, sondern auch, dass du dich genau so verhalten kannst, wie du möchtest, ohne immer Rücksicht nehmen zu müssen. Es ermöglicht den ganz eigenen Rhythmus zu finden. Du kannst dich komplett auf dich und deine Bedürfnisse fokussieren – ohne Einflüsse von außen. Nutze diese Kraft! Vielleicht probierst du es mal mit Yoga oder vielleicht mit Meditation? Genau solche Achtsamkeitsübungen helfen und unterstützen auch die Selbstreflexion und helfen so dem Einsamkeits-Teufelskreis zu entkommen. Zurück zur Übersicht FazitWir Menschen sind soziale Wesen und brauchen den physischen und emotionalen Kontakt zu anderen. Manche zwar mehr und manche weniger, aber: Wenn wir uns einsam fühlen, belastet dieses Gefühl uns stark. Da kann guter Rat teuer sein, denn Einsamkeit ist schmerzhaft und erscheint Betroffenen oft unüberwindbar. Doch gleichzeitig ist es auch eine Chance, denn wer sich mit seiner Einsamkeit auseinandersetzt, befasst sich intensiv mit der eigenen Person und Gefühlswelt. Das ermöglicht uns, uns selbst besser kennenzulernen, daraus zu lernen und auch eine positive Beziehung zu uns selbst aufzubauen. Wer sein Gefühl von Vereinsamung richtig angeht, kann es sehr zuverlässig überwinden. Was tun wenn man sich alleine und einsam fühlt?Folgende Tipps können gegen Einsamkeit helfen.. Ein neues Hobby suchen. ... . Ein Ehrenamt übernehmen. ... . Auf den Hund kommen. ... . Alte Kontakte auffrischen. ... . Die Möglichkeiten des Internets nutzen. ... . Nachbarschaftliche Beziehungen pflegen.. Was ist seelische Einsamkeit?Dass Einsamkeit seelischen Stress auslöst, ist lange bekannt. Dabei entsteht häufig ein Teufelskreis: Betroffene schämen sich für ihre fehlenden sozialen Kontakte und ziehen sich noch mehr von anderen Menschen zurück. Das führt zu einem hohen Leidensdruck und wirkt sich negativ auf die Lebensqualität aus.
Warum fühle ich mich einsam obwohl ich nicht alleine bin?Hinter Einsamkeit stecken häufig Angst, ein mangelndes Selbstbewusstsein und auch das Gefühl, nicht verstanden oder gebraucht zu werden. Deswegen ist Selbstreflexion ein wichtiger Schritt, um den Ursachen der eigenen Einsamkeit auf den Grund zu gehen.
Warum fühle ich mich so verloren?Wenn wir das Gefühl haben, uns selbst verloren zu haben, liegt es meist daran, dass wir zu viel im Außen aktiv sind. Wir sind permanent beschäftigt, mit den Gedanken bei der Arbeit oder bei anderen Menschen – und entfernen uns so von uns selbst.
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