Wann sollten 8 Jährige ins Bett

Diskussion im Netz Diese Tabelle verrät, wann Ihr Kind ins Bett muss

Wann muss ein Kind ins Bett gehen, damit es am nächsten Morgen ausgeschlafen ist? Eine Tabelle, die diese Frage beantwortet, erhitzt in den USA gerade die Gemüter von Eltern und Lehrern.

Lautes Gähnen, kleine Augen: Gerade zu Beginn des Schuljahres bekommen viele Kinder zu wenig Schlaf. Sie müssen sich nach den langen Ferien erst wieder ans morgendliche Aufstehen gewöhnen - und auch daran, früher ins Bett zu gehen. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt für Schul- und Kindergartenkinder, um im Land der Träume zu verschwinden? Darüber streiten gerade Eltern, Lehrer und Experten in den USA.

Losgetreten hat die Debatte eine Tabelle, die die Wilson Elementary School aus dem US-Bundesstaat Wisconsin in der letzten Woche auf Facebook teilte - und die sich seitdem im Internet verbreitet. Die Tabelle gibt genau an, wann Kinder verschiedensten Alters abhängig von ihrer Aufstehzeit schlafen gehen müssen. So soll zum Beispiel ein siebenjähriges Kind um 19.30 Uhr ins Bett gehen, wenn es am nächsten Tag um 6.30 Uhr aufstehen soll, ein zehnjähriges Kind, das zur gleichen Zeit geweckt wird, muss hingegen erst eine Stunde später ins Bett.

Die Grundschullehrerin Stacy Karlsen, die im Namen ihrer Schule die Tabelle gepostet hat, hat diese nicht selbst entworfen. Sie sah sie im Internet, fand sie hilfreich und hat sie veröffentlicht, ohne zu ahnen, was danach passiert. Knapp 400.000 Mal wurde ihr Post inzwischen geteilt, über 8.000 Kommentare sind darunter zu lesen. Und die schwanken stark. Viele Eltern finden die Angaben praktisch und sehen sich in ihrer Erziehung bestätigt. Andere hingegen zweifeln an der Umsetzbarkeit solcher Vorschriften. Sie kennen schließlich ihre Kinder.

Schlafbedürfnis ist unterschiedlich

"Diese Lehrerin weiß aber schon, dass das mit der Realität nichts zu tun hat?", schreibt eine Mutter. Gerade wenn die Eltern berufstätig sind oder die Kinder durch Hobbys erst spät nach Hause kommen, sei der Zeitplan nicht einzuhalten, bemängeln viele Eltern. "Wir benutzen keine Tabelle, um unsere Tochter ins Bett zu schicken", schreibt eine andere Mutter. "Wir benutzen etwas viel praktischeres … Es nennt sich gesunder Menschenverstand." Andere zeigen sich sehr irritiert von den Vorgaben und wollen mehr über die Regeln erfahren: "Zählt es auch, wenn die Kinder in der Nacht zweimal aufstehen?", fragt jemand.

Die Angaben in der Tabelle decken sich zwar weitestgehend mit den Empfehlungen von Schlafforschern und Kinderärzten. Vierjährige Kinder sollen im Schnitt elf bis zwölf Stunden schlafen, Grundschulkinder etwa zehn Stunden. Doch wie viel Schlaf ein Kind wirklich braucht, um ausgeschlafen und fit zu sein, kann sich genauso wie bei Erwachsenen stark unterscheiden. Da  wissen die Eltern meist am besten Bescheid. Außerdem steht nicht jedes Kind gerne früh auf, während andere vielleicht ein Problem damit haben, am Abend in den Schlaf zu finden. Das ist mit einer der Gründe, warum in Deutschland regelmäßig über den gängigen Schulstart um acht Uhr oder sogar früher diskutiert wird.

Doch neben der Debatte über die richtige Schlafdauer, treibt die diskutierenden Eltern eine Frage besonders um: "Gibt es da draußen wirklich Fünfjährige, die zwölf Stunden in der Nacht durchschlafen? Meldet euch bei mir, ich bin bereit für euer Geheimnis zu zahlen."

vim

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Schlafbedarf von Kindern

Lesezeit: 4 Minuten

Manche Kinder entwickeln Störungen, wenn man sie zu früh ins Bett steckt. Die Ärztin und Schlafexpertin Martina Hug weiss, wieso.

Mutter liegt mit Kind im
Bett

Manche Kinder brauchen nicht viel mehr Schlaf als Erwachsene.

Manche Kinder entwickeln Störungen, wenn man sie zu früh ins Bett steckt. Die Ärztin und Schlafexpertin Martina Hug weiss, wieso.

Von  Esther Kern
Veröffentlicht am 9. April 2021 - 15:45 Uhr

Beobachter: Frau Hug, in unserer Gesellschaft gilt es als Tugend, wenn Kinder früh schlafen gehen. Wieso eigentlich?
Martina Hug:
Die meisten Kinder sind tatsächlich Morgenmenschen, das heisst, sie sind am Morgen beizeiten wach und am Abend relativ früh müde. Und sie brauchen tatsächlich viel Schlaf. Die Gesellschaft richtet sich eher nach diesen Kindern, weil sie in der Mehrheit sind. Kinder, die wenig Schlaf brauchen und eher Abendmenschen sind, passen nicht so gut in dieses Schema. Für sie ergeben sich mehr Herausforderungen.


Was passiert, wenn man Abendmenschen früh zu Bett schickt?
Die sogenannten Chronotypen sind genetisch bedingt. Morgenmenschen bezeichnet man auch als Lerchen, Abendmenschen als Eulen. Eulen schlafen von Natur aus spät ein, und es ergeben sich möglicherweise Schwierigkeiten, wenn sie jeden Abend zu einer Zeit ins Bett müssen, in der sie noch nicht müde sind.


Wie unterscheidet sich das Schlafbedürfnis bei Kindern?
Die Schlafbedürfnisse sind sehr unterschiedlich. Man kann sagen: Je jünger die Kinder, desto grösser sind die Unterschiede, was die ideale Schlafdauer anbelangt.


Weshalb gibt es diese Unterschiede?
Während des Wachzustands häuft sich eine Art Schlafschuld an, die dann während des Schlafens wieder abgebaut wird. Das sind Prozesse im Rahmen der sogenannten Schlafhomöostase. Bei manchen Menschen laufen diese Prozesse schneller ab als bei anderen. Man geht davon aus, dass sie auch deshalb weniger Schlaf brauchen. Übrigens hat man beobachtet, dass sehr intelligente Kinder oft einen geringeren Schlafbedarf haben. Das ist manchmal ein sehr positiver Hinweis, den wir den Eltern in der Schlafsprechstunde mitgeben können.

«Die Eltern sollten ihr Kind gut beobachten: Wie fühlt es sich? Ist es tagsüber ausgeruht, zufrieden und ausgeglichen? Ist die Konzentrationsfähigkeit da?»

Dr. med. Martina Hug, Oberärztin in der Abteilung Entwicklungspädiatrie am Kinder­spital Zürich

Wie gross ist denn die Bandbreite an Schlafbedarf bei Kindern?
Mit sechs Jahren schlafen 50 Prozent der Kinder 11 Stunden. Es gibt aber Kinder, die fast 13 Stunden brauchen, während sechsjährige Wenigschläfer schon mit 9,5 Stunden zufrieden sind. Bei Zehnjährigen braucht die Hälfte der Kinder 10 Stunden Schlaf, die Vielschläfer brauchen 11 Stunden, die Wenigschläfer jedoch nur knapp 8,5 Stunden.


Ein zehnjähriges Kind könnte also um 22.30 Uhr ins Bett gehen und um 7 Uhr aufwachen und genug schlafen – wenn es ein Wenigschläfer ist. Wie merkt man aber, dass es tatsächlich ein Wenigschläfer ist?
Die Eltern sollten ihr Kind gut beobachten: Wie fühlt es sich? Ist es tagsüber ausgeruht, zufrieden und ausgeglichen? Ist die Konzentrationsfähigkeit da? Die Antworten auf diese Fragen liefern wichtige Anhaltspunkte.


Eltern von Kindern, die wenig schlafen, wären sicher froh um einen Test, der zeigt, wie hoch der Schlafbedarf des Kindes ist. Gibt es das?
Nein, aber ein Schlafprotokoll ist ein wirksames Instrument. Wir empfehlen, es über zwei Wochen zu führen. Mit dieser Aufzeichnung kann man sehr gut einen Mittelwert an Schlafbedarf ausrechnen, denn man sieht einfach mal, wie lange das Kind effektiv schläft. Man kann davon ausgehen, dass der Schlafbedarf so abgedeckt wird. Entsprechend kann man dann den Schlafrhythmus des Kindes anpassen. In der Schlafsprechstunde setzen wir manchmal auch Bewegungsmesser ein, die Hinweise geben, wie tief der Schlaf im Verlauf einer Nacht ist. Diese Erkenntnis kann dann helfen, den Schlaf weiter an den individuellen Bedarf und Rhythmus des Kindes anzupassen.

«Bei sehr kleinen Kindern ist ein Ritual so um eine Dreiviertelstunde ideal, vom Zähneputzen übers Anziehen des Pyjamas bis zum Einschlafen.»

Dr. med. Martina Hug, Oberärztin in der Abteilung Entwicklungspädiatrie am Kinder­spital Zürich

Häufig neigen ja Kinder mit wenig Schlafbedarf zu Einschlafstörungen. Warum ist das so?
Ja, in der Schlafsprechstunde sehen wir viele solche Beispiele. Bei Kindern, die vom Chronotyp Eulen sind und die dazu vielleicht auch noch wenig Schlafbedarf haben, gibt es oft Auseinandersetzungen rund um den Schlaf, die belastend für Eltern und Kinder sind. Als Folge davon kann es zu Einschlafstörungen kommen.


Wie können Eltern Kindern mit Einschlafstörungen helfen?
Meist gilt es, den individuellen Schlafbedarf des Kindes und die elterlichen Erwartungen in Übereinstimmung zu bringen. Oft haben die Kinder eine grosse Angst vor dem Einschlafen, weil sie eben nicht einschlafen können. Manchmal setzen wir auf einen leichten Schlafentzug, wecken die Kinder also früher am Morgen. Das erhöht den Schlafdruck am Abend und erleichtert das Einschlafen. Das macht man beispielsweise über zwei Wochen und auch am Wochenende, bis das Kind die Sicherheit hat, dass es gut einschlafen kann. Für Eltern ist es ausserdem beruhigend, wenn sie von uns hören, dass spätes Schlafengehen nicht unbedingt ungesund ist.


Wie schnell sollte ein Kind einschlafen können ab dem Zeitpunkt des Lichtlöschens?
Ideal ist innerhalb einer Viertelstunde. Bei sehr kleinen Kindern ist ein Ritual so um eine Dreiviertelstunde ideal, vom Zähneputzen übers Anziehen des Pyjamas bis zum Einschlafen. Ein etwas älteres Kind liest vielleicht noch eine halbe Stunde allein.


Ist es wichtig, stets zur gleichen Zeit zu Bett zu gehen?
Für den Organismus ist es sicher gut, wenn wir uns so verhalten, dass wir dem Chronotyp und dem individuellen Schlafbedarf möglichst nahe sind. Um sich darauf einzustellen, empfehlen wir einen Plan mit sehr regelmässigen Zeiten. Sobald die Kinder das Vertrauen wiederhaben, gut einschlafen zu können, ist mehr Flexibilität möglich. Gibt es erneut Einschlafprobleme, muss man sich wieder am gegebenen, individuellen Bedarf orientieren und sich darauf einstellen.


Worauf ist sonst noch zu achten in Sachen Schlafhygiene?
Geräte wie Handy, Tablet oder Computer sollten rund zwei Stunden vor dem Schlafengehen weggelegt werden. Das Licht dieser Geräte wirkt hemmend auf die Ausschüttung von Melatonin, dem Hormon, das Menschen müde macht.

Zur Person

Dr. med. Martina Hug ist Oberärztin in der Abteilung Entwicklungspädiatrie am Kinderspital Zürich und klärt Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten und Entwicklungsstörungen ab.

Schadet der Handybildschirm den Augen?

«Wer zu lange vor dem Bildschirm sitzt, bekommt viereckige Augen.» Was an dieser Aussage dran ist, erklärt Dr. med. Twerenbold.

Quelle: Beobachter Bewegtbild

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Wie lange darf man mit 8 wach bleiben?

Grundschulkinder von sieben bis neun Jahren benötigen 11 Stunden Nachtruhe. Für Eltern heißt das, die Kinder sollten um 20 Uhr bettfertig sein, wenn für sie um 7 Uhr der Wecker klingelt. Zehn- bis elfjährigen Kids reichen 10,5 Stunden Schlaf, um den Tag über fit zu sein.

Wann sollten Schulkinder ins Bett gehen?

Ein Sechsjähriger, der morgens um 7:00 Uhr aufstehen muss um pünktlich in die Schule zu kommen, sollte in der Woche zwischen 19:30 und 20:00 Uhr ins Bett gehen. Ist dein Kind schon 10 Jahre alt, darf es dagegen schon bis ca. 21:00 Uhr aufbleiben.

Wie kann ein 8 jähriges Kind einschlafen?

Schlaf-Tipps für Grundschulkinder.
Pausen zum Auftanken einplanen..
Mediennutzung begrenzen..
Gesundes Abendessen..
Auch große Kinder lieben Rituale..
Sorgen und Ängste ernst nehmen..
Bedürfnisse äußern..
Dunkelheit fördert den Schlaf..
Eigenständigkeit beim Einschlafen üben..

Wann sollte man Kinder ins Bett bringen?

Bei jüngeren Kindern bis 6 Jahren sollten Sie etwa 11,5 Stunden Schlaf einrechnen. Wenn Ihr Nachwuchs also um 7 Uhr aufstehen muss, ist es gegen 19.30 Uhr Zeit, ins Bett zu gehen. Je älter die Kinder werden, desto weniger Nachtruhe benötigen sie.