Schwarze Punkte vor den Augen durch Stress

Retinopathia centralis serosa, kurz RCS - so lautet der Fachbegriff für das, was Augenärzte gerne als Managerkrankheit bezeichnen. Denn der typische Patient ist männlich, mit 20 bis 50 Jahren relativ jung, beruflich sehr engagiert und oft in einer verantwortungsvollen Position, berichtet Prof. Johann Roider, Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. Blickt der Arzt dann ins Innere des Auges, sieht er typische Veränderungen an der Retina, der Netzhaut des Auges.

"Was bei dem Krankheitsbild auftritt ist, dass hier Flüssigkeit aus tieferen Schichten des Auges, aus der Aderhaut unter die Netzhaut eintritt. Dadurch wölbt sich die Netzhaut etwas hervor und das Krankheitsbild selber tritt immer im Zentrum auf, meistens in der Nähe des schärfsten Sehens."

Graue Punkte und verzerrte Linien

Deshalb sehen die Patienten plötzlich schlechter, vor allem beim Lesen oder Arbeiten am Computer. Oft bemerken sie einen grauen Punkt in der Mitte oder verzerrte Linien.

Normalerweise verhindert eine Sperrschicht zwischen der Netzhaut und der Aderhaut, dass Flüssigkeit austritt. Doch offensichtlich gehen genau in dieser Schicht Zellverbindungen kaputt. Stress gilt als ein wichtiger Auslöser, so Roider:
"Also natürlich weiß man, dass beispielsweise Stress auch Cortisol freisetzt und dass das Veränderungen an Gefäßen macht. So erklärt man sich das einfach mechanistisch.

Man sieht beispielsweise mit Spezialuntersuchungen, dass die Gefäße in der Aderhaut erweitert sind, man sieht diese Schrankenstörungen. Aber das Krankheitsbild ist immer noch ungeklärt, warum es genauso ist."

Auch genetische Ursachen oder strukturelle Veränderungen der Augenschichten werden diskutiert. In der Regel heilt die RCS innerhalb von drei bis sechs Monaten von alleine. Allerdings tritt sie bei vielen Patienten nach einer gewissen Zeit erneut auf, bei einigen verläuft die Krankheit sogar chronisch. Vor allem bei ihnen muss der Faktor Stress vielschichtig betrachtet werden.

"Es sind oftmals auch Patienten, die haben eine extreme andere psychische Belastung - beispielsweise, dass gerade er in Scheidung lebt, gleichzeitig noch ein Haus hat, wo Schulden sind, dass er Probleme im Betrieb hat, wo er Verantwortung hat, sodass hier viele zusätzliche Punkte hinzukommen, sodass man auch fragen muss, ob nicht beispielsweise die Art und Weise, wie Stress verarbeitet wird eine gewisse Rolle spielt."

Genau an diesem Punkt setzt auch Dr. Gabriele Emmerich an. Sie ist Augenärztin und Psychotherapeutin in Darmstadt und leitet den Arbeitskreis Psychosomatik im Berufsverband der Augenärzte.

"Für diese Patienten ist es wichtig zu erkennen, dass diese Erkrankung zusammenhängt mit ihrem vegetativen Nervensystem, welches ich, wenn ich es kenne, wenn ich es beobachten kann, wenn ich das erspüre, auch beeinflussen kann durch Veränderungen, durch eine besondere Lebensgestaltung."

Mehr auf sich achten

Nicht jeder Patient braucht deshalb eine jahrelange Psychotherapie. Vielen hilft eine kurze psychosomatische Beratung. Der Patient soll sich und seinen Körper besser kennenlernen und verstehen, wann er wie reagiert. So kann er lernen, Stresssituationen anders zu bewerten und für sich eine gesunde Balance im Leben zu finden. Was genau das heißt, ist für jeden unterschiedlich. Doch Emmerich räumt auch ein:

"Was wir nie sagen würden und dürfen ist, dass durch die Psychotherapie alleine Heilung stattfindet. Aber sie ist verbessernd und helfend und sehr gut ergänzend.

In der akuten Phase braucht es natürlich auch den schulmedizinischen Arzt. Da muss man schon darauf hinweisen, dass das alleine nicht ausreichend ist."

Denn in einigen Fällen heilt RCS nicht von alleine – dann können Laserverfahren helfen. Die Augenärzte dichten so den Quellpunkt, aus dem die Flüssigkeit austritt, ab. Diese Verfahren sind mittlerweile durch kürzere Laserzeiten schonender geworden. Vor allem für die sehr jungen Patienten ist das wichtig – schließlich sollen keine bleibenden Schäden durch die Therapie entstehen.

Entscheidend ist also die Kombination aus der Behandlung in der akuten Phase, die das Sehen schnell verbessern kann, und einer Lebensumstellung, die langfristig ihre Effekte zeigt.

Stress ist ein unterschätzter Auslöser für Sehstörungen. Er schadet langfristig dem Körper und der Gesundheit. Doch wie hängen Stress und Augen eigentlich zusammen? Und was kann man tun, um die Beschwerden zu lindern? Hier lesen Sie mehr.

Wie äußern sich Augenprobleme durch Stress?

Stress betrifft den gesamten Körper und daher auch die Augen. Oft klagen Betroffene über ein Augenflimmern, immer wieder auftretendes Lidzucken oder auch eine verschwommene Sicht – die Symptome sind individuell und unterscheiden sich sowohl in ihren Verlaufsformen als auch in den Schweregraden. Weitere Symptome sind:

  • Trockene Augen
  • Müde Augen
  • Doppelbilder
  • Tränende Augen
  • Gesichtsfeldstörungen
  • Blinzelticks

Gestresste Augen: Die Sehstörung RCS und ihre Hintergründe

Stellt sich eine Sehstörung durch Stress ein, handelt es sich oft um RCS – Retinopathia centralis serosa. Umgangssprachlich wird sie auch als „Managerkrankheit“ bezeichnet, da sie besonders häufig bei Menschen auftritt, die hohem beruflichem Stress stark ausgesetzt sind. Klassische Symptome dieser Sehstörung sind graue Flecken im Gesichtsfeld, ein verändertes Farbsehen sowie unscharfes und verzerrtes Sehen. Interessant ist, dass meist Männer zwischen 20 und 50 Jahren betroffen sind, die besonders ehrgeizig, dynamisch und ungeduldig sind. Diese Persönlichkeitseigenschaften gehen häufig mit einem erhöhten Cortisol-Spiegel einher. Cortisol ist ein Stresshormon, das an etlichen Stoffwechselvorgängen beteiligt ist. Cortisol ist ein lebenswichtiges Hormon, das dem Körper in einer gefährlichen Situation schnell ausreichend Energie bereitstellt. Doch ist eine Person ständig im Stress, kann Cortisol auch negative Auswirkungen auf den Körper haben – so entstehen dann zum Beispiel Sehstörungen wie RCS.

Typisch für diese Form der gestressten Augen sind kleine Flüssigkeitsansammlungen unter der Retina (Netzhaut), welche folglich leicht angehoben ist. Nimmt die Sehstörung einen schweren Verlauf, kann es sogar zu mikroskopisch kleinen Rissen kommen, die dazu führen, dass Flüssigkeit in den Augapfel gelangt. Eine weitere Folge ist die Weitsichtigkeit: Der Betroffene benötigt eine Brille zum scharfen Sehen. Im schlimmsten Fall kann RCS zu einem dauerhaften Sehkraftverlust führen. Meist entstehen jedoch keine bleibenden Schäden. Wenn Sie eine Sehstörung und Stress haben, suchen Sie in jedem Fall einen Augenarzt auf – denn eine genaue Diagnose ist entscheidend für den Heilungsprozess.

Wie hängen Sehstörungen und Stress zusammen?

Die Ursachen der RCS-Sehstörung sind noch nicht abschließend erforscht – nach allen Ergebnissen und Studien, die bisher vorliegen, gilt Stress jedoch als der entscheidendste Auslöser. Ein über längere Zeit zu hoher Cortisol-Spiegel kann die Blutgefäße schädigen: Im Fall von RCS werden die Gefäße in der Aderhaut brüchig und porös, wodurch Flüssigkeit austreten und unter die Netzhaut gelangen kann.

Natürlich entwickelt nicht jeder eine Sehstörung durch Stress. Auch andere Faktoren spielen eine Rolle, zum Beispiel genetische Disposition oder die Anfälligkeit für Durchblutungsstörungen.

Viele Sehstörungen durch Stress werden durch eine Überbeanspruchung und Überlastung der Nerven und Muskeln hervorgerufen – zum Beispiel das Augenlidzucken, Augenschmerzen sowie müde und tränende Augen. Besonders eine lange und intensive Bildschirmarbeit kann die Symptome hervorrufen.

In manchen Fällen findet der Augenarzt jedoch keine organische Ursache für die Beschwerden – in diesem Fall sprechen Experten von psychosomatischen Störungen. Die Psychosomatik bildet eine Schnittstelle zwischen seelischer Belastung und körperlichen Symptomen. Besonders oft sind Menschen mit Angst- und Panikstörungen betroffen. Die Patienten suchen immer wieder Ärzte auf, weil sie überzeugt sind, organische Probleme zu haben. Doch die Tests und Untersuchungen bleiben ohne Befunde. Dies bedeutet nicht, dass sich die Betroffenen die Symptome lediglich einbilden würden. Es bedeutet stattdessen, dass die Beschwerden, in diesem Fall eine Sehstörungen, die durch Stress bedingt ist, keine körperlichen, sondern psychische Ursachen haben – verschwindet die Stresssituation, bessern sich auch die Symptome.

Sehprobleme durch Stress: Was hilft dagegen?

Handelt es sich bei Ihren Augenproblemen durch Stress um RCS, so kann es durchaus sein, dass die Symptome von alleine wieder weggehen. Oft kommt es zu mehreren Schüben, die jedoch wieder nachlassen. Bei schwereren Verlaufsformen wird die Sehstörung mithilfe einer Lasertherapie behandelt: In diesem Fall werden die undichten Stellen in der Aderhaut verödet, damit keine Flüssigkeit mehr unter die Netzhaut gelangt. Die Laserbehandlung ist jedoch nur möglich, wenn die porösen Stellen nicht in unmittelbarer Nähe der Makula auftreten, dem Punkt des schärfsten Sehens. Denn im Zuge der Lasertherapie kann es passieren, dass Sehzellen zerstört werden. Eine Schädigung der Sehzellen im Bereich des schärfsten Sehens würde die Sehkraft noch stärker beeinträchtigen, als die Symptome bei RCS dies tun.

Alternativ kann die RCS-Sehstörung durch Stress auch mit der Photodynamischen Therapie behandelt werden. Den Patienten wird der Wirkstoff Verteporfin über die Armvene verabreicht. Mithilfe eines Kalt-Lasers wird das Medikament im Auge aktiviert. Auf diese Weise können die beschädigten Blutgefäße wieder verschlossen werden.

Die wichtigste Behandlung von Sehstörungen durch Stress ist jedoch die Reduktion von psychischen Belastungen. Denn nur, wenn Sie Stress meiden beziehungsweise lernen, besser damit umzugehen, können Sie in Zukunft gestressten Augen vorbeugen. Vielen Patienten gelingt dies zum Beispiel durch eine Psychotherapie. Auch entspannungsfördernde Techniken oder Sportarten wie Progressive Muskelentspannung oder Yoga können Stress nachhaltig minimieren. Sprechen Sie dies am besten mit Ihrem Hausarzt ab.

Warum sehe ich plötzlich schwarze Punkte?

Mouches volantes, auch Glaskörpertrübung, ist eine Folge des natürlichen Alterungsprozesses des Auges. Der schrumpfende Glaskörper verliert den Kontakt zur Netzhaut, wodurch die Struktur gebenden Kollagenfasern als Schatten („fliegende Mücken“) sichtbar werden. Die Glaskörpertrübung bedarf keiner Behandlung.

Was ist wenn man schwarze Punkte vor den Augen sieht?

Die Punkte im Auge werden auch als fliegende Mücken bezeichnet. Woher kommen sie? Die Trübungen bestehen aus Kollagenfasern, die sich mit den Jahren verdichten und dann als Fusseln oder „Fliegen“ wahrgenommen werden. Es handelt sich dabei um eine normale, altersbedingte Schrumpfung des Glaskörpers.

Kann die Psyche auf die Augen schlagen?

Psychische Belastungen können die Sehkraft verschlechtern und gar zur Erblindung führen. Forscher kritisieren ein mangelndes Bewusstsein bei Ärzten. Anhaltender Stress kann zu einer stetigen Verschlechterung der Sehkraft beitragen.

Was tun bei schwarze Fäden vor den Augen?

Nur gelegentlich und vereinzelt auftretende fliegende schwarze Punkte sind in der Regel harmlos und beeinträchtigen nicht die Sehschärfe der Patienten. Oft werden sie im Lauf der Zeit sogar weniger wahrgenommen, da sich die Verdichtungen allmählich nach vorn bewegen und von der Netzhaut entfernen.