Kann man als geimpfter corona übertragen

Eine Aussage der Linken-Fraktionschefin im Bundestag Amira Mohamed Ali am 26.04. früh im Radio bei MDR AKTUELL ließ uns in der Redaktion aufhorchen. Sie sagte:

Da wir inzwischen wissen, dass von geimpften Menschen, zumindest von zweifach geimpften Menschen keinerlei Infektionsgefahren ausgehen, geht es gar nicht anders, als dass Grundrechte da unbeschränkt zurückgegeben werden.

MDR AKTUELL schrieb in einer Meldung:

"Man wisse inzwischen, dass von Menschen, die zweifach gegen das Corona-Virus geimpft worden seien, keinerlei Infektionsgefahr mehr ausgehe.

"Keinerlei Infektionsgefahr" stimmt nicht

Stimmt das aber? Geht von zweifach-geimpften Menschen keinerlei Infektionsgefahr mehr aus? Man hört doch schließlich immer wieder von Menschen, die trotz Impfung an Covid-19 erkranken. Auch steht die Frage im Raum: Wie wirksam sind die Impfungen gegen Mutationen? Die Aussage: Von Menschen, die zweifach geimpft sind, gehe keinerlei Infektionsgefahr mehr aus, ist falsch. Das Problem ist das Wort: "Keinerlei". Die Gefahr das Virus weiterhin zu übertragen, ist zwar reduziert, ganz weg ist sie aber nicht, schreibt das Paul-Ehrlich Institut auf Anfrage von MDR Wissen:

Richtig ist, dass nach bisher vorliegenden Daten, sowohl aus Tierversuchen als auch insbesondere aus Israel, die Viruslast (und damit die Gefahr der Weitergabe von Viren) bei (vollständig) Geimpften zwar geringer ist als bei Ungeimpften. Da aber die Impfung nicht die Infektion verhindert, sondern insbesondere die Erkrankung, ist es möglich, dass vollständig Geimpfte sich infizieren (was durch einen Test nachgewiesen werden könnte), keine Symptome ausbilden und dann möglicherweise das Virus auch weitergeben würden.

Eine Impfung soll vor allem schwere Verläufe verhindern. Dass Menschen trotz Impfung erkranken oder die neuartigen Coronaviren weitergeben, ist aber noch möglich, pflichtet Carlos Alberto Guzmán bei. Er leitet die Abteilung "Vakzinologie und angewandte Mikrobiologie" am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung.

Wir können davon ausgehen, dass wir zu einem bestimmten Grad gegen eine Sars-CoV2-Infektion geschützt sind. Das bedeutet, die Virusmenge, die wir abgeben und auch die Zeit, in der wir möglicherweise Viren verbreiten, werden reduziert sein, aber nicht komplett blockiert.

Restrisiko für Corona-Ansteckung bleibt

Es besteht also ein sogenanntes "Restrisiko". Und wie hoch ist dieses Restrisiko? Also die Gefahr andere trotz Impfung anzustecken? Das ist schwer zu sagen. Aktuell fehlen noch Daten und es kommt auf viele Faktoren an. Zum Beispiel mit welchem Mittel geimpft wurde und wie wirksam dieses Mittel gegen welche Virus-Variante war, erklärt Carlos Alberto Guzmán:

Zum Beispiel hat das Mittel Astrazeneca in unterschiedlichen klinischen Studien eine Wirksamkeit von ungefähr 70 Prozent gegen eine symptomatische Erkrankung gezeigt. In Südafrika dagegen lag die Wirksamkeit nur noch bei 22 Prozent.

Was ist bei den Corona-Mutationen?

Das heißt im Klartext: Die Gefahr trotz Impfung am Virus zu erkranken oder andere anzustecken, war bei der südafrikanischen Variante trotz Impfung auf einmal deutlich höher. Wie es mit der brasilianischen Variante aussieht, ist noch nicht klar. Aber nicht nur Mutationen und unterschiedliche Impfstoffe machen eine Einschätzung schwer, auch die Zeit: Die Impfungen gibt es noch nicht lange. Guzmán geht davon aus, dass die Wirkung nachlassen wird.

Wir haben aktuell noch keine eindeutigen Beweise dafür, wie lange der Schutz der Impfung anhalten wird, aufgrund von Zeitmangel. Wir wissen aktuell, dass die Impfung nach ungefähr sechs Monaten immer noch schützt. Aber die Studien sind noch nicht abgeschlossen. Sie werden erst in eineinhalb Jahren oder zwei beendet sein.

Epidemiologisch spielt das kaum eine Rolle

Aktuell gibt es also noch zu viele Fragezeichen, sagt der Infektionsforscher. Das Robert Koch-Institut wagt dennoch eine Einschätzung. Es kommt zu dem Schluss, dass Geimpfte bei der Verbreitung des neuartigen Coronavirus keine wesentliche Rolle mehr spielen werden.

Aus Public-Health-Sicht erscheint das Risiko einer Virusübertragung durch Impfung in dem Maß reduziert, dass Geimpfte bei der Epidemiologie der Erkrankung keine wesentliche Rolle mehr spielen.

Aber trotzdem: Auch sie müssen sich weiterhin an Abstands- und Hygieneregeln halten. Denn die Gefahr andere anzustecken ist eben doch nicht ganz weg. 

Auch vollständig Geimpfte können sich mit dem Coronavirus infizieren. Allerdings stecken sie weniger Mitmenschen an als ungeimpfte Infizierte.

Bildrechte: Sven Hoppe/dpa/dpa-Bildfunk

Kann man als geimpfter corona übertragen

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Auch vollständig Geimpfte können sich mit dem Coronavirus infizieren. Allerdings stecken sie weniger Mitmenschen an als ungeimpfte Infizierte.

Bildrechte: Sven Hoppe/dpa/dpa-Bildfunk

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Auch vollständig Geimpfte können sich mit dem Coronavirus infizieren. Allerdings stecken sie weniger Mitmenschen an als ungeimpfte Infizierte.

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> Wissen >Coronavirus: Wie ansteckend sind Geimpfte?

Coronavirus: Wie ansteckend sind Geimpfte?

Manche Menschen infizieren sich, obwohl sie vollständig gegen Covid-19 geimpft sind. Sie können sogar ähnlich viel Virus verbreiten wie Infizierte ohne Impfung. Aber trotzdem sind Geimpfte weniger ansteckend.

Von

Kann man als geimpfter corona übertragen
Jan-Claudius Hanika

Die in Deutschland zugelassenen Covid-19-Impfstoffe schützen effektiv gegen eine Infektion und einen schweren Verlauf der Krankheit. Die Wirksamkeit liegt aber nie bei hundert Prozent und sinkt mit der Zeit ab.

  • Zum Überblick "Fragen und Antworten zur Corona-Impfung"

Keine sterile Immunität durch Impfstoffe

Die Impfstoffe erzeugen also keine sogenannte sterile Immunität. Auch Geimpfte können sich anstecken und das Virus weitergeben, allerdings deutlich seltener als Ungeimpfte. "Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person trotz vollständiger Impfung PCR-positiv wird, ist signifikant vermindert. Darüber hinaus ist die Virusausscheidung bei Personen, die trotz Impfung eine SARS-CoV-2-Infektion haben, kürzer als bei ungeimpften Personen mit SARS-CoV-2-Infektion", fasst das Robert Koch-Institut den aktuellen Wissensstand zusammen. Wie stark die Impfung die Übertragung des Virus reduziert, lässt sich derzeit nicht genau in Zahlen messen.

Wissenschaftler haben in Großbritannien untersucht, welchen Einfluss der Impfstatus auf das Übertragungsrisiko und den Verlauf der Viruslast hat. Dafür untersuchten sie 602 Kontaktpersonen von 471 Covid-19-Patienten und sammelten bis zu 20 Tage lang Proben aus deren oberen Atemwegen.

Impfungen reduzieren Infektionsrisiko bei Delta offenbar

Unter Geimpften, die mit einem Covid-19-Erkrankten in einem Haushalt lebten, steckte sich rund ein Viertel an: Die Ansteckungsrate lag bei 25 Prozent. Bei den Ungeimpften steckte sich mehr als ein Drittel, nämlich 38 Prozent. Kaum eine Bedeutung hatte hingegen, ob die Erkrankten selbst geimpft waren oder nicht: Sie gaben das Virus etwa gleich häufig an mindestens eine andere Person aus ihrem Haushalt weiter. Auch ihre Spitzenviruslast unterschied sich weder nach Impfstatus noch nach Virenvariante. Bei Geimpften, die mit der Delta-Variante infizierten waren, ging die Viruslast aber schneller zurück als bei ungeimpften Personen, die sich mit sich dem sogenannten Wildtyp von Sars-CoV-2 infiziert hatten oder mit dessen Alpha- oder Delta-Variante.

Die Forscher ziehen daraus den Schluss, dass die Impfungen das Infektionsrisiko mit der Delta-Variante reduzieren. Vollständig geimpfte Menschen, die sich trotzdem infizieren, können aber eine ähnliche Spitzenviruslast wie Ungeimpfte haben. Auch Geimpfte können also andere Mitglieder ihres Haushalts infizieren, auch wenn diese ebenfalls vollständig geimpft sind. Entscheidend sei der Beginn der Infektion: Dann ist die Viruslast hoch und sorgt für die meisten Infektionen.

Virus greift die Atemwege an

Die hohe Viruslast auch bei Geimpften lässt sich damit erklären, dass das Coronavirus die oberen Atemwege befällt. Dort kann es sich vermehren und andere Menschen anstecken. Das Immunsystem bekämpft den Erreger und verhindert in vielen Fällen, dass sich der Erreger weiter im Körper ausbreitet.

Geimpfte sind hier im Vorteil. Ihr Immunsystem kennt den Erreger schon und kann deshalb schneller auf ihn reagieren. Es bildet in den Atemwegen rasch die passenden Antikörper gegen das Virus. Daher sind Geimpfte, wenn sie sich doch infizieren, deutlich kürzer ansteckend als Ungeimpfte. Eine Studie in den Niederlanden ergab, dass Geimpfte etwa drei Tage eine hohe Viruslast hatten. Bei Ungeimpften waren es sieben Tage.

Trügerische Sicherheit durch Antigen-Tests

Antigen-Tests, entweder an einer Teststelle oder als Selbsttests daheim, können daher auch für Geimpfte eine sinnvolle Kontrolle sein, ob sie infiziert sind oder nicht. Das gilt besonders, wenn sie Krankheitssymptome haben. Allerdings haben diese Tests eine hohe Fehlerquote. "Insbesondere in der Frühphase der Infektion, wenn Menschen besonders ansteckend sind, oftmals noch gar keine Beschwerden haben, kann dieser Test falsch-negativ sein", erklärt Oliver Keppler, Leiter der Virologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. So ein falsch-negativer Test kann dann dazu führen, sich in falscher Sicherheit zu wiegen.

Ein negatives Ergebnis bei einem Antigen-Test ist aber kein Beleg dafür, dass die oder der Betreffende mit Sicherheit nicht infektiös ist. Deshalb sollte auch wer geimpft und getestet ist, die bekannten AHA-Vorsichtsmaßnahmen einhalten, um dem Virus keine Chance zur Weiterverbreitung zu geben. Das gilt besonders beim Kontakt mit Menschen, die zu einer der Risikogruppen gehören.

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Warum stecken sich manche mit Corona an und andere nicht?

Es wurden bereits eine Reihe von Genen gefunden, diemöglicherweise Einfluss auf die Stärke der Immunantwort bei Kontakt mit SARS-CoV-2 haben. Doch wie groß der Einfluss jedes einzelnen Gens ist, bleibt ungewiss. „Es sind einfach zu viele verschiedene Gene beteiligt, übrigens auch an der Immunantwort durch Antikörper.

Wie schnell steckt man sich mit Omikron an?

Das Ansteckungsrisiko ist in der Zeit kurz vor und nach Symptombeginn am größten und wird im Laufe der Erkrankung geringer. Bei milder bis moderater Erkrankung geht die Ansteckungsfähigkeit zehn Tage nach Beginn der Krankheitszeichen deutlich zurück.

Ist man ansteckend wenn man negativ getestet wurde?

Ja, das ist möglich. Es kann sein, dass sich eine Person mit SARS-CoV-2 ansteckt, noch bevor die Kontaktperson (Virusträger) Symptome entwickelt oder die Krankheit bemerkt. Ein relevanter Anteil der Infektionen erfolgt unbemerkt bereits ein bis zwei Tage, bevor eine infizierte Person Krankheitszeichen aufweist.

Wie lange hält sich der Coronavirus in einem Raum?

Die Zahlen lauten hier wie folgt: auf Baumwolle und Kunststoff 3 Tage sowie auf Glas, Stahl und Geldscheinen rund 7 Tage. Sinkt die Temperatur auf 20 Grad ab, hat das Coronavirus auf Baumwolle eine Lebensdauer von etwas weniger als 14 Tage und auf Glas, Stahl und Geldscheinen mindestens 28 Tage.