Ist mein Kind zu klein Tabelle

In seinem Pass steht „Timm“. Aber alle nennen ihn „Timmi“. Weil’s schon im Kindergarten so war? Auch. Vor allem aber, weil das Niedlichkeits-I als Namens-Anhängsel so gut passt zu seinem runden Bubikopf, den wenig muskulösen Ärmchen und Beinen.

Der 13-jährige ist einen guten Kopf kleiner als die meisten seiner Kumpels, er könnte immer noch im Knabenchor singen und wirkt wie einer, der die Grundschule noch nicht lange hinter sich hat. Klar, dass er darunter leidet, der „Klassen-Knirps“ zu sein. Seine Freunde haben schon röhrende Stimmen, kantige Kinnpartien und breite Schultern.

(Wann) soll man handeln?

Alle paar Wochen stellt Timm sich an die weiße Holzwange seines Bücherregals. In der Hoffnung, dass der daran gezeichnete Bleistiftstrich für seine Körpergröße wenigstens um einen Zentimeter nach oben korrigiert werden muss. Doch meistens passt er noch unter die Linie von vor sechs Monaten.

Wir fragten uns schon vor zwei Jahren, ob Timm möglicherweise viel zu langsam oder schlimmstenfalls gar nicht mehr wächst, wollten mit ihm zum Kinderarzt, damit er untersucht und abschätzt, wie groß unser Sohn wird. Doch Timm lehnte brüsk ab: „Ich geh’ ja auch nicht zum Wahrsager!“

Das kam so bestimmt, dass wir seinen Willen zunächst akzeptierten. Weil wir sahen, wie genervt er ohnehin schon war, wenn er im Restaurant mit Malstiften und im Urlaubs-Flieger mit Spielzeugboxen zwangsbeglückt wurde, aber im Freizeitpark nicht in seine Lieblingskarussells durfte.

Zugegeben, auch wir hatten Bammel, dass Timms und unsere Hoffnung beim Kinderarzt zerstört wird – die auf ein Endmaß irgendwo zwischen 1,78 und 1,83 Metern – der Körperlänge seiner Eltern. Dann aber kamen uns Zweifel: Was, wenn wir durch ängstliches Nichtstun die Chance vergeben, dass ihm geholfen wird?

Nicht bei jedem wächst es sich aus

Also haben wir erst mal ohne Timm Nachhilfe genommen, bei Psychologen und Endokrinologen. Ein solcher Hormonforscher ist Hans-Peter Schwarz, langjähriger Leiter der Pädiatrischen Endokrinologie am Haunerschen Kinderspital München.

Er legte unser verschüttetes Schulbiologie-Wissen wieder frei: „Kinder wachsen vor allem nachts, weil die Hirnanhangdrüse im Schlaf das Wachstumshormon Somatropin ausschüttet. Etwa sechs Zentimeter legen Schulkinder pro Jahr zu.“ Aber Timm krebst schon seit Jahren haarscharf an der Kleinwüchsigkeits-Marke herum, mal drüber, mal drunter. Hätten wir bereits im Grundschulalter nachhelfen müssen, damit er schneller wächst?

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Ja, aber nur wenn genauestens gesichert ist, dass er eine Wachstumsstörung hat. Etwa 24.000 Neugeborene jährlich sind in Deutschland zu klein, doch 90 Prozent von ihnen haben bereits als Kleinkind normale Größe. Daher auch der Klassiker-Satz des Kinderarztes: „Keine Sorge, das wächst sich bestimmt aus.“

Eine riskante Diagnose, bei der möglicherweise die Ursachen von verzögertem Wachstum übersehen werden: „Das kann eine Niere des Kindes sein, die nicht richtig arbeitet oder eine Herzerkrankung, eine Chromosomenstörung oder eben Hormonmangel“, sagt Schwarz.

Frühe Diagnose ist wichtig

Eine Röntgenaufnahme der Hand bringt bereits Klarheit, ob das Alter des Kindes mit dem Skelettalter übereinstimmt und wenn nicht, um wie viele Monate oder Jahre die Knochen beim Wachstum im Rückstand sind. Ob die Hirnanhangdrüse nachts überhaupt Hormone ausschüttet, das können Ärzte tagsüber nicht im Blut nachweisen.

Darum müssen sie nachhelfen, stimulieren beispielsweise mit Insulin die Hormonausschüttung und messen sie mit sieben Blutproben. Wird all dies erst veranlasst, wenn Kinder schon jahrelang in Kindergarten und Grundschule unter Spitznamen wie „Zwerg“, „Gnomi“ oder „Mini“ leiden mussten, dann haben sie möglicherweise nicht nur Minderwertigkeitskomplexe, sondern auch weniger Chancen.

Mit etwa 10 Jahren ist es im Falle einer Wachstumsstörung bereits zu spät, um der Entwicklung mit dem Hormon Somatropin auf die Sprünge zu helfen. Denn in der Pubertät schließen sich die Wachstumsfugen. Das sind Knorpelschichten in den Knochen. Sind sie zu klein oder nicht mehr da, dann ist die endgültige Körpergröße fast erreicht, das Wachstum abgeschlossen.

Hormonbehandlungen und Nebenwirkungen

Beginnen sollte eine als nötig erkannte Hormonbehandlung daher bereits nach der Untersuchung U8, also etwa ab dem vierten Lebensjahr, sofern das Kind kleiner als 95 Zentimeter ist.

Keine Sorge, es muss seine Hormone nicht in kühlen gefliesten Untersuchungsräumen von einem unbekannten Mann im weißen Kittel verabreicht bekommen, sondern kann sich die Hormondosis von seinen Eltern geben lassen oder es später sogar unter elterlicher Aufsicht selbst tun.

„Solche Behandlungen klappten bei weltweit mehr als 100.000 Kindern und sind genauestens dokumentiert in einer Datenbank“, sagt Prof. Schwarz. Nebenwirkungen? Ab und zu Kopfschmerzen zu Beginn, manchmal Hautreizungen an der Einstichstelle. Die Hormonbehandlungen kosten zwischen 10.000 und 20.000 Euro jährlich, werden nach Einzelfallprüfung von manchen Krankenkassen übernommen.

Wenn die Pubertät nicht beginnt

Doch was ist mit Kindern wie Timm, die in der Grundschulzeit normal wachsen, dann aber im Pubertätsalter eine beängstigende Auszeit nehmen, bis zum 13. Geburtstag partout keine Schambehaarung, keine Veränderung an Hoden oder – als Mädchen – keinen wachsenden Busen zeigen?

„60 Prozent dieser Jugendlichen haben eine sogenannte konstitutionelle Entwicklungsverzögerung (KEV)“, sagt Prof. Schwarz. Das heißt, sie sind einfach Spätstarter. Ist es keine KEV, dann können intensiver Leistungssport, Fettleibigkeit oder schwere Erkrankungen die Ursache für Wachstumsstörungen in der Pubertät sein.

Anders als bei Grundschülern sind die psychischen Folgen nun oft gravierender: Spätstarter kommen im Sportunterricht nicht an den Ball und auf dem Schulhof nicht an die Mädchen ran. Sie knutschen lieber mit den großen Jungs. Auch wachstumsverzögerte Mädchen geraten leicht ins Cliquen-Abseits. Jetzt kommt’s besonders auf die Eltern solcher Spätstarter an: Wichtig ist, dass sie ihr Kind altersangemessen behandeln und ihm nicht auch noch das Gefühl geben, klein zu sein.

Nachhelfen bei Jugendlichen riskant

Auch in der Pubertät können Endokrinologen mit Hormonen „nachhelfen“. Aber anders als bei Kindergarten- und Grundschulkindern gilt jetzt nicht mehr „je früher, je besser“, sondern das Motto: „Bitte nicht vor dem 15. Lebensjahr und nicht länger als sechs bis zwölf Monate!“

Der Grund: Die mit Hormonen künstlich in Richtung Pubertät geschubsten Jugendlichen verwandeln sich zwar zügig in Richtung junger Mann. Zeitgleich schließen sich aber – angetrieben durch das Hormon – auch die Wachstumsfugen sehr schnell, so dass der Schuss in die Höhe abrupt enden kann. Dann heißt es: „Kleiner Mann was nun?“ Denn seine mögliche Endgröße ist unerreichbar geworden.

Bei Timm hat sich das Warten und das Setzen auf natürliche Wachstumskräfte gelohnt. Er wurde kürzlich 19, weist seine Eltern begeistert auf „Hochwasser-Hosen“ hin, die zwar erst ein Vierteljahr alt, aber schon wieder zu klein sind. Seinen Opa überragt er nun schon. Und uns auch fast – mit seinen 1,80 Metern. Endlich!

Wie groß wird das Kind?

Die endgültige Körpergröße von Kindern hängt zu 80 bis 90 Prozent von den elterlichen Genen ab, sagt Dr. Hans-Peter Schwarz. Und so lässt sich die erwartbare Größe berechnen: Die Größe des Vaters plus die Größe der Mutter geteilt durch 2. Bei Mädchen dann 6,5 Zentimeter abziehen, bei Jungen 6,5 Zentimeter dazu zählen. Ist also der Vater 1,80 Meter groß und die Mutter 1,70 Meter, wird der Sohn wohl um die 1,83 Meter groß, eine Tochter etwa 1,68 Meter. Das sind allerdings nur Richtwerte. 

Wann ist ein Kind zu klein?

Die endgültige Körpergröße von Kindern hängt zu 80 bis 90 Prozent von den elterlichen Genen ab, sagt Dr. Hans-Peter Schwarz. Und so lässt sich die erwartbare Größe berechnen: Die Größe des Vaters plus die Größe der Mutter geteilt durch 2. Bei Mädchen dann 6,5 Zentimeter abziehen, bei Jungen 6,5 Zentimeter dazu zählen.

Wie groß muss mein Kind sein Tabelle?

Danach werden es eher 7 cm und in den folgenden Jahren etwa 5 cm pro Jahr. ... .

Wie stellt man Kleinwuchs fest?

Bezüglich der Körperlänge werden Kinder unter zwei Jahren im Liegen (Messschale) und Kinder über zwei Jahren im Stehen gemessen. Liegen die Größenwerte konstant unterhalb der 3%ile, besteht ein Kleinwuchs. Zur weiteren Diagnostik kann zunächst die sogenannte „Zielgröße“ des Kindes abgeschätzt werden.

Was regt das Wachstum an?

Wie fördert man das Wachstum? Um Ihr Wachstum zu fördern, sollten Sie auf eine ausgewogene Ernährung achten. Liefern Sie Ihrem Körper alle wichtige Vitamine, besonders Arginin, L-Citrullin und Lebensmitteln mit vielen Peptiden helfen dem Wachsen. Achten Sie zusätzlich auf genügend Schlaf.