Der himmel geht über allen auf liedtext

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Heute fühlen sich Deutschlands Narren im siebten Himmel. Endlich verrückt sein, die Wahrheit sagen, feiern, den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Dadurch zeichnet sich Karneval, Fassenacht, Fasnet aus: Es gibt keine Unterschiede. Jeder darf mitmachen, jeder darf so sein, wie er will. Die fünfte Jahreszeit bringt eine große Vision ins Bild: Dass Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft, ja, das Religion keine Rolle spielen. Dass jeder Mensch Mensch sein darf. Das ist wie der Himmel auf Erden. 

Der Himmel geht über allen auf / auf alle über / über allen auf 

Der Text des Kanons Der Himmel geht über allen auf stammt von Wilhelm Willms (1930-2002), einem der ganz großen religiösen Dichter unserer Zeit. Er bringt die Sehnsucht nach dem Himmel, die Sehnsucht nach Gott, die Sehnsucht nach einem Zustand, in dem alles himmlisch ist, in knappste Form. Mit einem raffinierten Sprachspiel. Willms spricht von dem Himmel, der über allen aufgeht, und dem Himmel, der auf alle übergeht. Der Himmel geht über allen auf, das heißt: Himmel ist für alle da, erstreckt sich über alle. Der Himmel geht auf alle über, das heißt: Himmel ist etwas, das sich verbreitet, das niemanden auslässt, das wie ein Funke überspringt. 

Der Himmel geht über allen auf / auf alle über / über allen auf 

Der Himmel geht auf – das zeichnet der Komponist Peter Janssens (1934-1998) mit seiner einfachen Melodie nach. Denn die Notenlinie beschreibt einen großen Bogen. Tief setzt die Melodie ein, ganz unten, beim C und arbeitet sich dann über viele kleine Sprünge, über einzelne Auf- und Abschwünge bis zum hohen D vor. Genau in der Mitte des Lieds liegt dieser melodische Höhepunkt. Danach geht es wieder in ähnlichen Sprüngen und Melodielinien bis ganz nach unten zum tiefen C. Ganz einfach gesagt: Da spannt die Melodie einen großen Bogen, spannt den Himmel über all denen auf, die singen. 

Der Himmel geht über allen auf / auf alle über / über allen auf 

Der Himmel geht über allen auf, das ist eine zentrale Glaubensaussage: Der Himmel geht eben nicht nur über den Gerechten auf, nicht nur über den Frommen, nicht nur über denen, die glauben. Der Himmel, als Bild für Gottes Gegenwart, geht über allen Menschen auf. Der Himmel geht über allen auf, das hört sich wie eine Tatsache an. Es ist aber vor allem eine Verheißung. Eine Hoffnung. Die Hoffnung, dass tatsächlich der Himmel über allen aufgeht. Dass der Himmel kommt. Auch für die, die keinen Himmel sehen, die leiden, die traurig sind. Der Himmel geht über allen auf, das sehe ich deshalb auch als Aufforderung. Das Lied fordert mich auf, dafür zu kämpfen, dass wirklich über allen der Himmel aufgehen kann. Nicht nur an Karneval. Nicht nur für ein paar närrische Tage. Sondern für immer. 

Der Himmel geht über allen auf / auf alle über / über allen auf 

Der Himmel geht über allen auf

Text: Wilhelm Willms 1974

Musik: Peter Janssens 1974

© Peter Janssens Musik Verlag, Telgte

Das Gesangsorchester Peter Janssens

In: Meine Lieder. Peter Janssens

LC 4679 / CD1074 / Track 03 (2:16) 

Weitere Aufnahme:

SWR 2; Chor Karlsruhe

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21399

Der Himmel geht über allen auf

Der Himmel geht über allen auf

Der Himmel geht über allen auf,

auf alle über, über allen auf.

Der Himmel geht über allen auf,

auf alle über, über allen auf.

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Der himmel geht über allen auf liedtext
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Der himmel geht über allen auf liedtext
SaintMark am 2018-09-12 eingetragen

In meiner Heimatgemeinde gab es eine Tradition am Ostermorgen, die nannte sich: „Spaziergang der Sonne entgegen“. Hierfür trafen sich jedes Jahr ein paar tapfere Frühaufsteher- darunter meine Familie und ich- in aller Herrgottsfrühe vor dem Gemeindehaus. Ziel unseres Spaziergangs war ein kleiner Hügel mitten im Nirgendwo, von dem aus wir die Sonne aufgehen sehen wollten.        
Mit diesem Spaziergang wandelten wir sozusagen auf den Spuren der Frauen, die sich im Morgengrauen zu Jesu Grab aufgemacht haben, um ihn zu salben.
Jedes Jahr bestiegen wir diesen Hügel, den Blick gen Osten und sangen:       

Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf

Und während wir dieses Lied immer wieder im Kanon sangen, schob sich die Sonne, ein riesig großer roter Feuerball, hinter den Bäumen hervor und tauchte alles in ihr goldenes Licht.
Bei meinem ersten Osterspaziergang, ich war um die sechs Jahre alt, schaute ich voller Staunen in den rotgelb-gefärbten Himmel. Da oben auf dem Hügel, da habe ich mich Gott ganz nah gefühlt. Als würden sich Himmel und Erde in diesem Augenblick berühren. Ich habe an den Engel gedacht, der vor dem leeren Grab Jesu stand und den Frauen sagte: „Fürchtet euch nicht! Jesus von Nazareth werdet ihr hier nicht finden, er ist auferstanden!“ Und ich spürte, dass diese Botschaft wahr ist.       

Auch heute, wenn ich mich eingeengt und bedrückt fühle, tut es mir gut, hinaus zu gehen und nach oben in den Himmel zu schauen. Unter Gottes weitem Himmel fühle ich mich frei und geborgen zugleich. Ich weiß dann: Dort oben im Himmel ist auch er, der Auferstandene. Über uns allen und zugleich hier bei uns - für alle Menschen da. Wie die Strahlen der Morgensonne kommt dann zu uns, was wir hier auf der Erde so dringend brauchen: Liebe, Vergebung von Schuld, Frieden, Gemeinschaft mit Gott über den Tod hinaus....

Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf

In diesem Sinne wünsche ich allen ein gesegnetes Osterfest, an dem der Himmel über Ihnen/Euch aufgeht und Gott Ihnen/Euch nahe kommt.

                                                                    Ihre/Eure Jana Wagner

© Jana Wagner


 Dieser Text ist Teil der Reihe „Seelenfutter“: Die geistlichen Gedanken in stürmischen Zeiten der Pastoren der Paul-Gerhardt-Gemeinde.
Website der Paul-Gerhardt-Gemeinde