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Journal

Januar | Februar 2018

Adlershof

Schneller und preiswerter:

Power-Chips für Datenzentren Flüssige Lösung: Plastikflaschen gegen Wassernot Sicher vernetzt? Über Risiken und

Nebenwirkungen im Cyberspace

Trotz Clouds

überwiegend heiter:

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Journal

Adlershof

Adlershof

JAN | FEB 2018

Peter Strunk, promovierter Historiker, ist seit 1999 Bereichsleiter Kommunikation in der WISTA-MANAGEMENT GMBH.

Auf Empfang

Gerade von der Neujahrsparty zurück und schon wieder ein Grund zum Feiern: Das Adlershof Journal wird zehn Jahre alt! Über 600 Geschichten, Porträts, Interviews, sechzig Ausgaben zu „harten“ und „weichen“ Themen. Wie eine Klammer ver- bindet das Journal die Teile der Wissenschaftsstadt – Hightech, Wissenschaft, Universität, Medien, Gewerbe, Wohnen und Kultur. Was vereint besser als die Geschichten über Menschen? Denn die Menschen, die hier arbeiten und forschen sind so einzigartig wie der Standort selbst. Auch im Zeitalter der Digita- lisierung erscheint das Heft weiterhin als gedruckte Ausgabe – nicht weil wir die Zeichen der Zeit verschlafen haben. Selbst- verständlich sind alle Inhalte auch über die verschiedensten Kanäle online abrufbar. Wir wollen Ihnen, liebe Leser und Anrainer des Technologieparks, etwas in die Hand geben, etwas zum Anfassen, etwas Langlebiges, etwas, das Sie auch Ihren Kunden und Geschäftspartnern in die Hand drücken können. Unser Journal soll auch Ausdruck der Wertschätzung Ihnen gegenüber sein.

Die Digitalisierung ist das große Thema unserer Zeit. Sie er-greift mehr und mehr von uns Besitz, dringt tief in unseren Alltag vor. Höchste Zeit, dass wir uns in dieser Ausgabe damit beschäftigen. Es gibt wohl keinen Bereich mehr, wo Digitali-sierung noch nicht Einzug gehalten hat. Ob und wie die digi-tale Transformation in den Adlershofer Unternehmen gelingt, erfahren Sie in unserer Titelgeschichte ab Seite 6. Informati-ker Niels Pinkwart von der Berliner Humboldt-Universität er-klärt, wie die Lehre den Anforderungen der Digitalisierung begegnet (Seite 15), und auch das Thema Datensicherheit kommt im Heft nicht zu kurz.

Einen guten Start ins Jahr 2018 wünscht Ihre

Sylvia Nitschke

Leiterin Adlershof Print

AUS DER REDAKTION

INHALT

Ausführliche Texte und Adlershofer Termine finden Sie unter:

www.adlershof.de/journal

3

ESSAY

Verloren im Netz: Anordnung der Welt mit mathematischer Präzision

4

IM GESPRÄCH MIT

Susann Niemeyer, Leiterin der Adlershofer Technologiezentren für IT und Medien

5

MENSCHEN

Der Süßwassermann: Thomas Pfeiffer entwickelt ein kostengünstiges Entsalzungs- und Bewässerungssystem

6

TITELTHEMA

Analog ist im Technologiepark ein Auslaufmodell: Wie Adlershofer Unternehmer sich auf das Digitalzeitalter einstellen

8

NACHGEFRAGT

Sicher vernetzt: Über Risiken und Nebenwirkungen im Cyberspace

10

UNTERNEHMEN

Die Datenlogistiker: Quibiq verlegt virtuelle Datenautobahnen

12

FORSCHUNG

BESSY-Upgrade: Zwei Zukunftsprojekte am Helmholtz-Zentrum Berlin

14

MEDIEN

Kanzlerduell ist nur alle vier Jahre: Interview mit

Nick Zimmermann und Mike Krüger von Studio Berlin über turbulente Zeiten, die IT-isierung des Geschäfts und Unternehmensgenesung

16

CAMPUS

Lernstoff von morgen: Wie reagiert die Lehre auf das Digitalisierungszeitalter?

17

GRÜNDER

Power-Chips für Datenzentren: Start-up Sicoya hat einen globalen Milliardenmarkt im Visier

18

KURZNACHRICHTEN

14

5

4

ESSAY

zuverlässig oder, um es in der Sprache der Wissenschaft aus- zudrücken, beleg- und damit beweisbar ist. Dies setzt Erfah-rung im kritischen Umgang mit Quellen voraus, was man in der Schule, besser noch auf der Universität lernt. Viele Texte bei „Wikipedia“ mögen von guter Qualität sein. Wer aber sagt mir, dass ich mich auf deren Inhalt verlassen kann? Sind die Aus- sagen mit Quellen hinreichend belegt? Den meisten Netz- nutzern scheint das egal zu sein. Sie nehmen jede Aussage für bare Münze; Hauptsache, sie kostet nichts.

Das Internet ist längst keine soziale Veranstaltung mehr, sondern eine kommerzielle Angelegenheit. Suchmaschinen sind Unternehmen, die Gewinne machen. Nach welchen Kriterien sie Informationen auswerten und auswählen, bleibt ihr Betriebs-geheimnis. Als Nutzer sollte man wissen, dass eine Suchma-schine ihre Ergebnisse nicht neutral auswählt. Heute bestim-men Algorithbestim-men, welche Informationen die Nutzer erreichen. Die Welt wird mit mathematischer Präzision sortiert. Die alles bestimmenden Algorithmen bemessen den Wert einer Nach-richt bevorzugt daran, wie viele andere sie angeklickt haben, denn das erzeugt Datenverkehr („Traffic“), der wiederum für die Werbewirtschaft interessant ist. Sie sucht Kunden. Darum geht es im Netz. Nur darum. Das sollte man wissen, wenn man sich im Netz tummelt.

G

ehe ich ins Internet, muss ich wissen, wo-nach ich suche. Eine Reise ins Internet ist wie eine Fahrt ins Unendliche. Ich steige irgend-wo ein, weiß aber nicht, irgend-woher der Zug kommt und wohin er fährt. Es ergießen sich immer neue Sturzbäche an In-formationen in den Raum. Ich bin verloren, wenn ich ziellos im Netz „surfe“, von Stichwort zu Stichwort mich treiben lasse. Denn im Inter-net kann jeder etwas deponieren, so wie es ihm in den Sinn gekom-men ist. Die Verlockungen des Net-zes machen uns, wie der Internet-publizist Sascha Lobo schreibt, zu disziplinlosen digitalen Streunern. Die Aufforderung zur Dauerkommu-nikation behindert uns bei der Arbeit und hält uns von Kreativität ab.

Die Stärke des Internets ist seine Schnelligkeit.

Sie ist aber auch seine größte Schwäche. Es gibt kein Gestern und Morgen mehr. Uns läuft die Zeit davon, auch wenn wir meinen, mit dem Zeitalter der Beschleunigung mithalten zu können. Das können wir aber nicht. E-Mails versetzen uns in ständige Alarm-bereitschaft; es gibt nur noch ein unerbittliches „jetzt, gleich, so-fort“. Wer allerdings ständig im Alarmzustand lebt, verpasst am Ende den Ernstfall.

Das Internet ist eine Welt am Draht, so angelegt, dass niemand den Stecker ziehen kann, weil ihn niemand mehr findet. Die ur-sprüngliche Idee war es, ein weltweites Kommunikationssystem aufzubauen, das auch noch funktioniert, nachdem ein atomarer Weltenbrand den Globus in Schutt und Asche gelegt hat. Will das Internet aus sich heraus Weisheit zutage fördern, müsste es Mechanismen geben, die dort für Ordnung, Relevanz und Rich-tigkeit dessen sorgen, was aus der Summe der Einträge entsteht. Das Netz müsste übersichtlicher werden. Es müsste sich eine glaubwürdige Instanz durchsetzen, die Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Das Netz müsste „berechenbar“ und damit kontrollierbar werden. Das aber widerspricht dem Grund-gedanken des Netzes.

Der heutige Umgang mit dem Netz setzt voraus, dass man als Nutzer einzuschätzen vermag, ob die gebotene Information

Verloren im Netz

3

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Thomas Pfeiffer entwickelt in Adlershof ein kostengünstiges

Entsalzungs- und Bewässerungssystem.

Der Süßwassermann

Thomas Pfeiffer beim Projektbesuch im Sudan

Tierliebhaberin: Susann Niemeyer

mit ihrem Hund und dem Hund ihrer Tochter

MENSCHEN

INTERVIEW

Seit wann arbeiten Sie in Adlershof?

Die erste Etappe war 1989 am damaligen Institut für Informatik und Rechentech-nik als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Zwei Jahre später wechselte ich zum Standortbetreiber Entwicklungsgesell-schaft Adlershof, heute WISTA. Seitdem be-treue ich dort das Cluster IT und Medien.

Was sind Ihre Aufgaben?

Ich manage die drei Adlershofer Techno-logiezentren für IT und Medien, kurz ZIM. Im Vordergrund stehen die Akquisition neuer Unternehmen, die Firmenbetreu-ung und die Netzwerkarbeit.

Sie sind auch die Datenschutzbeauftrag-te der WISTA. Was verbirgt sich dahinter?

Datenschutzbeauftragte sind in vielen Unternehmen, die personengebundene Daten erfassen und verarbeiten, Pflicht. Fragen sind: Wie, wo und wie lange werden diese Daten gespeichert, wo-für sollen die Daten verwendet werden, wer ist verantwortlich dafür, was ist bei

einer Datenpanne zu tun? All diese Fragen werden für jeden Vorgang beantwortet und in Verfahrensverzeichnissen doku-mentiert.

Ab Mai gilt eine neue Datenschutzgrund-verordnung. Ist die WISTA darauf vorbe-reitet?

Ja, daran arbeiten wir. Neu ist es etwa, elektronische Geräte und Anwendungen datenschutzfreundlich voreinzustellen, eine verstärkte Einbindung des Berliner Datenschutzbeauftragten oder die Stör- fallmeldepflicht. Als Service für die Adlershofer Firmen wird es im ersten Quartal dieses Jahres eine Schulung zur neuen Datenschutzverordnung geben.

Die Digitalisierung ist für Sie Segen oder Fluch?

Sie ist längst schon da. In der Wirtschaft und im Privaten. Ich möchte auf viele Vor-teile nicht verzichten. Insgesamt über-wiegen für mich die positiven Aspekte der Digitalisierung vom schnelleren Zugang

zu Informationen, der automatisierten Übernahme von Routinen, dem Naviga-tor, der Möglichkeit, Behördengänge, Ein- käufe, Schulungen online zu erledigen. Wichtig ist, so viele Menschen wie mög-lich auf diesem Weg mitzunehmen.

Wie oft sind Sie auf Facebook, Twitter & Co unterwegs?

Eher selten.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Mit meinem English Cocker Spaniel gehe ich nicht nur täglich mehrere Kilometer durch Berliner und Brandenburger Natur-schutzgebiete, sondern auch wöchentlich zum Agility-Hundesport. Das ist ein spe-zieller Hindernisparcours. Wassersport liebe ich auch. Seit Jugendtagen war ich aktiv im Segeln. Doch damit ist jetzt erst-mal Schluss. Auch weil wir uns ein Wohn-mobil gekauft haben, mit dem wir durch Europa touren. Das Segelboot haben mein Mann und ich vergangenes Jahr gegen ein Paddelboot eingetauscht. Jetzt sind wir auf vielen kleineren Gewässern unter-wegs. Da ist die Natur viel näher als beim Segeln.

Wann haben Sie zuletzt etwas Neues gemacht?

Das war im vergangenen Jahr der Um-bau der ehemaligen Großkantine in der Rudower Chaussee 17 zu einem Coworking Space. Diese Büroform gab es bisher nicht im Technologiepark Adlershof. Wir haben eine Tour durch die Coworking-Flächen in Berlin gemacht und dann ein Konzept für uns erarbeitet. Ich freue mich, dass inzwischen Mieter wie Tino Jacobi dort neue Ideen entwickeln. Ich kenne Tino aus meiner Jurorentätigkeit bei „Jugend forscht”, wo er schon mehrfach teilge-nommen hat. Jetzt studiert er IT an der Berliner Humboldt-Universität und hat eine Firma, die per 3D-Druck Manschetten und Orthesen für Tiere herstellt.

Wovor haben Sie Angst?

Krankheiten wie Alzheimer und Pflegebe-dürftigkeit.

Haben Sie einen Traum?

Ich habe als Kind in der Jugendkantorei Bohnsdorf Flöte gespielt. Ich würde gern Saxofon spielen lernen.

Im Gespräch mit

Susann Niemeyer

Name: Susann Niemeyer

Beruf: Ingenieurin für Informations- verarbeitung, Wirtschaftsingenieurin Jahrgang: 1964

Wohnort: Berlin-Bohnsdorf

Eigentlich wollte sie Chemikerin werden wie ihr Vater und ihr Großvater. Doch weil sie an der Universität in Greifswald zu DDR-Zeiten dafür keinen Studienplatz ergattern konnte, ist sie in der Informationstechnik gelandet. Seitdem stillt Susann Niemeyer ihren Datenhunger, indem sie IT- und Medienunternehmen nach Adlershof lockt. Sie schaut als Datenschutzbeauftragte des Technologie-parkbetreibers WISTA genau hin, wenn es um sichere Daten geht. Trotz groß- artiger Möglichkeiten rät sie zu einem bewussteren Umgang mit den eigenen Daten. Ganz analog dagegen ist sie täglich mit ihrem Hund in Berliner und Brandenburger Naturschutzgebieten unterwegs.

E

s war ein Zufallstreffer beim Stöbern im Mailfach. „Das wäre doch mal ’ne Idee, wir machen das“, meinte Thomas Pfeiffer zu seinem Geschäftspartner. „Mal gucken, was da rauskommt.“ Im September letztes Jahr war die Ausschreibung aus Adlershof auf seinem Bildschirm aufgepoppt, einen Monat später stand es fest: Pfeiffers junge Firma „Init“ – für „Intelligent Nano Irrigation Technologies“ – zählte zu den fünf Gewinnern im Wettbewerb um einen Platz in der ersten Adlershofer Gründerwerkstatt.

Im neuen Coworking Space „Im.Puls“ in der Rudower Chaussee 17 tüfteln seit November drei junge Mitarbeiter an der sparsamen und kostengünstigen Bewässerungslösung für küstennahe Trockenzonen. Ein Chilene, zwei Inderin-nen, dazu kommen die zwei deutschen Gründer – ein „multikulturelles, multi-linguistisches, multikontinentales Team“ nennt sie Pfeiffer, dessen Geschäftsidee sich auf zwei Befunde stützt: Weltweit nimmt in wasserarmen Landstrichen der Salzgehalt des Grundwassers zu. Und es gibt Risiken und Nebenwirkungen herkömmlicher Bewässerungsmethoden. Wird das Erdreich geflutet, laugt es aus und wächst die Gefahr der Versalzung. Wird es berieselt, bekommen manche Pflanzen zu wenig ab.

Abhilfe schaffen wollen Pfeiffer und sein Partner Volker Korrmann mit einer Acht- Liter-Plastikflasche, die von einheimi- schen Herstellern produziert und zu-nächst mit Trinkwasser auf den Markt gebracht werden soll. Ist der Inhalt ver-braucht, können Bauern sie mit versalze-nem Wasser füllen. In der Hitze auf den Feldern soll die Flüssigkeit verdunsten, an der Innenseite der Flasche konden-sieren, von dort durch ein Netz haar- feiner Leitungen unter der Ackerkrume in

den Boden dringen und ihn gleichmäßig feucht halten. „Das ist der sparsamste Ansatz, den Wasserbedarf zu reduzieren und die Pflanzen optimal zu unterstüt-zen“, sagt Pfeiffer.

Der heute 52-jährige gebürtige Darm-städter hat in seinem Leben Wasser- und andere Nöte in vielen Teilen der Welt kennengelernt. Bereits während des Ma-schinenbaustudiums Ende der Achtziger in seiner Heimatstadt war er als Freiwil-liger für das Technische Hilfswerk (THW) unterwegs. Aufbauhilfe blieb sein Lebens- thema, unter anderem als Chef von 70 THW-Mitarbeitern, die nach 1999 im Kosovo hunderte Häuser errichteten, als Ostasienreferent einer EU-Behörde für

Entwicklungspolitik in Brüssel, als Dele-gationsleiter des Roten Kreuzes im Sudan. In Berlin ließ sich Pfeiffer mit Familie 2011 nieder als freiberuflicher Gutachter mit Schwerpunkt erneuerbare Energien und Hochschuldozent für Wasserkraft: „Was mich besonders begeistert, ist, wie man Wissen unter die Leute bringt bezie-hungsweise wie Technologie aufgenom-men wird.“ Mit dem Bewässerungs- und Entsalzungsprojekt befasst er sich seit Anfang 2017. In diesem Jahr soll die Idee zur Marktreife gedeihen. In Tunesien haben sich Interessenten gefunden: „Die würden uns das aus der Hand reißen.“

(4)

TITELTHEMA

„W

ir haben in der Firma mehr Rechner als Mitarbeiter“, lacht Alexander Schmidt, Geschäftsführer der Chromicent GmbH. Das 15-Mitarbeiter-Unternehmen entwickelt für die Pharmaindus- trie Analytikmethoden, womit das Start-up der Arzneimittelge-setzgebung unterliegt. Das bringt strenge Auflagen mit sich, die mittlerweile ohne Datenverarbeitung nicht zu bewältigen sind. „Der Aufwand ist derart hoch, dass er von kleinen Unternehmen gar nicht zu leisten ist, weswegen wir unsere gesamte IT an einen Dienstleister ausgelagert haben“, berichtet Schmidt. „Alles, was wir machen, wird erfasst und die Daten müssen 30 Jahre rückverfolgbar sein.“

Dass nun aber durch die Digitalisierung weniger Papier die Büros flutet, hat sich leider als Illusion erwiesen: „Wir drucken

Die digitale Transformation macht auch vor Adlershofer Unternehmen nicht halt. Natürlich.

Doch der Wandel vollzieht sich je nach Geschäftsfeld unterschiedlich und bringt nicht nur

Erleichterungen mit sich.

Zusammenarbeit eingefordert, was dann im Idealfall durch gemeinsame (digitale) Schnittstellen für einen schnelleren und fehlerfreieren Datenaustausch stattfindet.“ Außerdem würden durch die Digitalisierung Informationen jederzeit verfügbar. Limmer: „Unternehmen müssen enger zusammenrücken und die Umsetzung gemeinsamer Vorhaben effizienter gestalten.“ Kleine und mittlere Firmen seien aufgrund ihrer Wendigkeit dafür bestens gerüstet. Limmer Laser hat unter anderem eine spezielle Software entwickelt, die die komplette Warenwirt-schaft abbildet und im Bereich Entwicklung, Fertigung und Vertrieb deutlich effizienter funktioniert als Standardlösungen. Generell sollte man vor dem digitalen Wandel „keine Angst haben“, sagt Limmer, „aber die Umsetzung mit der nötigen Intelligenz steuern.“

mehr denn je aus, weil alles Mögliche in Papierform dokumen-tiert werden muss“, erzählt Schmidt. So auch die Beweisführung, dass die 17. Nachkommastelle von Messwerten für das Geschäft von Chromicent nicht relevant ist – denn Excel erlaubt sich da Ungenauigkeiten. Erst wenn das hinreichend validiert ist, darf die Firma Excel-Tabellen verwenden.

„Digitalisierung und die damit verbundene Software sollte stets dem Nutzer assistieren und ihn nicht bei der Arbeit be-hindern“, meint Björn-Frederic Limmer, Managing Director der Limmer Laser GmbH. Die Digitalisierung wirke sich intern, etwa beim teilautomatisierten Bestellwesen, als auch extern in der Zusammenarbeit mit Kunden, Partnern und Lieferanten aus: „So wird beispielsweise von unseren Kunden eine engere

Das ist ein Satz, den Holger Wenschuh unterschreiben kann. Er ist Geschäftsführer des Biotechnologieunternehmens JPT Peptide Technologies GmbH, das sich auf peptidbasierte Dienst-leistungen und Produkte in der biomedizinischen Forschung spezialisiert hat, vor allem in den Bereichen Immuntherapie und Proteomics. „Wir prozessieren rund 3.500 Aufträge für Bio-tech- und Pharmaunternehmen im Jahr. Kein Auftrag ist wie der andere“, berichtet Wenschuh. Auch hier helfen digitale Abläufe: Im Bereich der individualisierten Krebstherapie etwa über- mitteln Pharma- und Biotechkunden elektronisch das exakte Anforderungsprofil an jeden Auftrag.

Wesentlich ist die Qualitätssicherung: „Wir unterhalten hierfür aufwendige digitale Qualitäts- und Labormanagementsysteme, so dass die Aufträge jederzeit bis ins Detail nachverfolgt werden können“, erklärt Wenschuh. Etwa wann welcher Stoff für was verwendet wurde und woher dieser stammt. Dabei kommen schnell riesige Datenmengen zusammen – ohne IT nicht händel- bar. Heißt auch: Ohne schnelle Datenleitungen und sichere Cloudlösungen läuft hier nichts. „Der Kunde muss jederzeit die für ihn und JPT relevanten Daten schnell hochladen können“, betont Wenschuh. Und: Was früher auf Papier ausgedruckt und später auf DVDs gebrannt wurde, wie Rohdaten, Qualitäts- und Analysezertifikate, wird jetzt vorwiegend und künftig aus-schließlich auf Servern zum Download abgelegt.

Die Adlershofer Firma plant, Kunden direkten Zugriff auf das Labormanagementsystem zu gewähren, so dass diese immer und von jedem Ort aus online den Status der Analysen abrufen können. Eigene Systeme zu öffnen, kann riskant sein. Das weiß Wenschuh: „Auch wenn nicht gern darüber gesprochen wird, steigt das Risiko eines Angriffs auf Systeme oder die Gefahr von Industriespionage. Daher ist die IT-Sicherheit für uns enorm wichtig geworden“, sagt der Chef, der für sichere Netzwerke und die Abwehr von Cyber-Angriffen einen externen Dienstleister beschäftigt. Insgesamt überwiegen aber die Vorteile der Digita-lisierung, meint Wenschuh, vor allem, weil sie die Kundenzufrie-denheit erhöht. Nebenbei hat sich die gesamte Kommunikation mit Kunden und Kooperationspartnern gewandelt: „Telefoniert wird kaum noch.“ cl

Analog ist im Technologiepark

ein Auslaufmodell

Björn-Frederic Limmer testet den CO2-Laser UNILAS Touch für

die Dermatologie und Chirurgie

Alexander Schmidt am Chromatografiesystem, mit dem Arzneimittel auf Gehalt und Reinheit untersucht werden

Holger Wenschuh am Syntheseroboter zur chemischen Herstellung von Peptiden

7

Adlershof Journal | Januar_Februar 2018 Adlershof Journal | Januar_Februar 2018

(5)

NACHGEFRAGT

Sicher vernetzt?

Sicherheit im Cyberspace ist für viele

Forscher und Unternehmer noch viel zu

selten ein Thema. Eine Podiumsdiskussion

will am 29. Januar 2018 über Risiken und

Nebenwirkungen der vernetzten Welt

aufklären und praktische Tipps zur Cyber-

sicherheit geben.

G

ut, dass der Faktor Mensch ausgeschaltet ist, dachte sich ein Unternehmer, als er seine Computer mit einem System zum vollautomatischen Backup ausrüstete. Eine rein technische Lösung würde die Sicherheit erhöhen. Was der Mann nicht be- dacht hatte: Alle Geräte waren nun miteinander vernetzt. Und das wurde ihm zum Verhängnis – als er sich per E-Mail eine Schadsoftware einfing. Der Trojaner verschlüsselte sämtliche Daten, auch die Backups, und lieferte die Lösegeldforderung gleich mit.

„Sowohl lokale Geräte als auch Cloud-Laufwerke wie z. B. die Dropbox können dann befallen werden“, erläutert Kriminal- oberkommissar (KOK) Olaf Borries. Er ist beim Landeskrimi-nalamt (LKA) Berlin für die „Zentrale Anlaufstelle Cybercrime für die Wirtschaft“ zuständig. Geschichten wie diese hat er viele im Gepäck, wenn er auf Aufklärungstour ist. Vor der Handelskam-mer, vor Vertretern von Unternehmen, Behörden und Kranken-häusern, in Universitäten und Forschungseinrichtungen. Denn die Gefahr lauert überall. Terroristen, Kriminelle oder Konkur-renten versuchen, wichtige Anlagen zu sabotieren, Geld zu er-pressen oder wertvolle Daten auszuspionieren. Immer wieder erregen solche Fälle weltweites Aufsehen, wie zuletzt im Mai 2017 die Schadsoftware WannaCry. Gerade in einem innovativen Umfeld wie Adlershof, in dem Know-how und Daten ein wichti-ger Erfolgs- und Wirtschaftsfaktor sind, ist Cybersicherheit also ein wichtiges Thema für Forscher und Unternehmer wie auch die WISTA-MANAGEMENT GMBH.

Mit der zunehmenden Digitalisierung aller Lebens- und Arbeits-bereiche, der Vernetzung von Computern und Maschinen aller Art im sogenannten Internet der Dinge (IoT) ist es unerlässlich, Kommunikation sicher zu gestalten und wichtige Daten oder den reibungslosen Ablauf der Produktion zu

sichern. Industrie 4.0, Smart Home, Smart Watch, autonomes Fahren – Schlagworte wie diese treiben KOK Borries Sorgenfal-ten auf die Stirn: „Alles läuft übers Netz und vieles davon wird mehr als grob fahr-lässig gehandhabt, weltweit.“

Mit jeder IP-Kamera, die man installiert, wird man Teil eines Netzwerkes. Perfekt personalisierte E-Mails verbreiten gefähr-liche Anhänge. Eine aktuelle Masche ist das Verschicken von Initiativbewerbungen, die perfekt auf das jeweilige Unterneh-men zugeschnitten sind. Ein Klick, und schon sind die Daten verschlüsselt oder seine IT ist Teil eines Botnetzes. So wird man nicht nur potenzielles Opfer, sondern womöglich sogar Teil von kriminellen Aktivitäten. Firmenserver, die als Speicher z. B. für kriminell erlangte Bankdaten missbraucht werden, seien durch-aus schon mehrfach vorgekommen, berichtet Borries.

Der LKA-Mann will Problembewusstsein schaffen – Schritt eins jeder Sicherheitsagenda. Das LKA sei als Behörde für Gefahren-abwehr und Strafverfolgung zuständig, nicht für Problemlösung, betont er. Insofern kommt er vor allem dann zum Einsatz, wenn der Schaden schon passiert ist. Melden und Anzeigen sei dann das Gebot, appelliert Borries. Nur so könne man die Relevanz des Problems erfassen und über Strategien und Werkzeuge der Täter lernen. „Aktuell gehen wir von einer Dunkelziffer von 90 bis 99 Prozent aus, das muss sich ändern.“

Der Unternehmer aus der Eingangsgeschichte hatte übrigens Glück im Unglück: Zwei Wochen vor der Trojaner-Attacke musste

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er eine „unrund“ laufende Festplatte austauschen. Damit hatte er ein relativ aktuelles Backup aus dem System separiert, auf das er noch zugreifen konnte. Wer sich nicht auf das Glück verlassen will, sollte das Thema Cybersicherheit sehr ernst nehmen und systematisch angehen. Das ist nicht nur die Botschaft von LKA-Mann Borries, sondern auch die der in Adlershof ansässigen Un-ternehmen Rohde & Schwarz Cybersecurity, ESG Elektroniksys-tem- und Logistik-GmbH sowie Phoenix Contact Cyber Security. Sie bieten Dienstleistungen und Produkte zur IT-Sicherheit an. Mit seinen rund 70 Mitarbeitern entwickelt Rohde & Schwarz (R & S) am Standort Adlershof Hard- und Softwareprodukte, die Forschungs- und Entwicklungsstandorte verschlüsselt mit Rechenzentren, Kunden und Partnern verbinden. Web Appli-cation Firewalls verhindern Angriffe auf Homepages und IoT- Server. Messtechnik für IP-Netzwerke ermöglicht es den Kunden, sofort zu erkennen, ob Geräte aus Labor und Produktion auf ungewöhnliche Server zugreifen oder unbekannte Protokolle verwenden. „Beides deutet auf mögliche Angriffe hin und sollte untersucht und behoben werden, bevor Schaden oder Produk- tionsausfall entsteht“, sagt Peter Rost, Director Business Development and Strategy.

Eine Spezialität der 50 Mitarbeiter von Phoenix Contact in Berlin ist das Nach-rüsten von Robotern, Fertigungs- und Prozessanlagen. „Diese Anlagen haben einen Lebenszyklus von bis zu einigen Jahrzehnten, so dass dort großflächig IT eingesetzt wird, die nicht für die Vernetzung konzipiert war“, betont Vorstand Dirk Seewald. Ein konkretes Bedrohungsszenario ist die Fernwartung, die heute mangels Alternativen (Modem, ISDN) per Internetzugriff er-folgt. Hierfür hat Phoenix Contact geeignete Minicomputer im Portfolio, die für Betriebstechniker einfach einsetzbar sind. Die ESG bietet ihren Kunden breite Expertise beim Auf- und Umbau von komplexen, sicherheitsrelevanten IT-Systemen, bei-spielsweise im Rahmen von Industrie 4.0 und IoT, sowie bei der sicheren Beherrschung und zielgerichteten Analyse von großen Datenmengen. Dabei spielt die Cybersicherheit eine zentrale Rolle, etwa in der Auswahl geeigneter Architekturkonzepte, bei der Analyse von Bedrohungs- und Risikoszenarien, der Evaluati-on der Systeme und ihrer sicherheitstechnischen Ertüchtigung, gegebenenfalls inklusive „Information Security Management“- Systemen und Desaster Recovery Planning.

Bei einer Podiumsdiskussion am 29. Januar 2018 werden Ver-treter der drei Unternehmen sowie KOK Borries vom LKA Berlin ausführlich zum Thema Cybersecurity informieren und Hin- weise auf einfache, konkrete Maßnahmen geben. Auch vor dem Hintergrund freier Zugänglichkeit zu Daten, wie sie für einen Wissenschaftsstandort essenziell ist. ud

Alles läuft übers Netz und

vieles davon wird mehr als

grob fahrlässig gehandhabt,

weltweit.

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UNTERNEHMEN

Die Datenlogistiker

Quibiq sorgt dafür, dass in Unternehmen alle Anwender schnellen Zugriff auf benötigte Daten

haben – ganz gleich, ob diese in herkömmlichen Datenbanken oder der Cloud abgelegt sind.

Das zur Jahrtausendwende in Stuttgart gegründete IT-Unternehmen expandiert und baut derzeit

in mehreren deutschen Städten Standorte auf. In Berlin fiel die Wahl auf Adlershof.

B

erlin ist für Leo Martens Heimat. Nach einigen Jahren in Stuttgart kehrte er im Mai 2016 hierher zurück, um einen Stand-ort seines Arbeitgebers Quibiq aufzubauen. „Einerseits wollen wir näher bei unseren Kunden sein“, erklärt der Geschäfts-führer der Quibiq Berlin GmbH, „andererseits geht es darum, dass unsere Mitarbeiter nicht mehr umziehen oder pendeln müssen.“

Darum baut das Stuttgarter IT-Unternehmen weitere Stand- orte in Hamburg, Rostock und Zürich auf. Universitätsstädte, die Informatiker ausbilden. Ihnen kommt Quibiq weit entge-gen. In Berlin fiel die Wahl deshalb auf Adlershof. „Ein expan- dierender Wissenschafts- und Technologiestandort mit Hoch-schulinstituten in direkter Nachbarschaft und lebendiger

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Start-up-Szene, das hat einfach gepasst“, sagt Martens. Auch die Verkehrsanbindung spreche für Adlershof; erst recht, sobald der neue Flughafen in Betrieb geht.

Martens denkt in vielerlei Hinsicht logistisch. Kurze Wege und hohe Verfügbarkeit sind nicht nur mit Blick auf Fachkräfte, Kunden und Reisen wichtig, sondern auch in Datenprozessen. Quibiq ist auf Datenlogistik spezialisiert. Kunden sind Kon-zerne und größere Mittelständler mit zunehmend komplexen IT-Strukturen. Als zertifizierte Microsoft-Partner sorgen die „Logistiker“ dafür, dass die Mitarbeiter ihrer Kunden jederzeit und überall Zugriff auf benötigte Daten haben. Wenn nötig in Echtzeit.

Schwierig ist das, weil die Daten mal vor Ort auf Servern, mal in zentralen Datenbanken, mal in Enterprise-Resource- Planning- (ERP-) und Customer-Relationship-Management- (CRM-)Systemen oder mittlerweile auch immer häufiger in der Cloud abgelegt sind. Im Zuge der Transformation zur In-dustrie 4.0 nimmt die Vielfalt weiter zu: Vernetzte Produk-tionsanlagen, mobile Maschinen oder Tablets von Service-technikern sammeln und senden Daten. Unternehmen und ihre Mitarbeiter erwarten, dass diese unternehmensweit synchronisiert und stets auf den neuesten Stand gebracht werden. Und sie erwarten reibungslosen Datenaustausch aller angeschlossenen Systeme.

Eine Lösung ist der „Enterprise Service Bus“. Eine Daten- BUS-Lösung für Unternehmen, welche die Quibiq-Spezia- listen teils bis tief in die Cloud hinein verlegen. Die Fachwelt spricht von hybriden Integrationsarchitekturen. Sie sind flexibel genug, um historisch gewachsene Geschäfts- abläufe in IT-Architekturen abzubilden und zugleich neue, minutiös durchgeplante Prozesse zu integrieren. Bei Bedarf über Unternehmensgrenzen hinaus: Gerade in Industrien, in denen Hersteller eng mit Zulieferern kooperieren, sind die Übergänge der IT-Systeme und -Prozesse fließend.

„Wir verlegen virtuelle Datenautobahnen in und zwischen Unternehmen und können dabei dank unserer Partner-schaft mit Microsoft sehr kosteneffiziente Lösungen bieten“, erklärt Martens. Die standardisierten Produkte des Welt-konzerns senken die Einstiegskosten. Doch die eigentlichen Kosteneffekte ergeben sich laut Martens in der Anwendung: „Gerade Kunden, die frühzeitig auf Cloud-Prozesse gesetzt haben, realisieren nun enorme Einsparungen“, berichtet er. Etwa durch schlanke Bestellprozesse, die nur noch zehn Prozent der ursprünglichen Ressourcen nutzen. Dank des Angebots einer deutschen Cloud in Kooperation mit der Telekom fassen immer mehr Firmen Vertrauen in die hybriden Architekturen. Martens und seine Kollegen sind

darauf spezialisiert, die Geschäftsprozesse der Kunden in der IT abzubilden. Wie in traditionellen Logistikketten kommt es dabei auf die Schnittstellen an. Ob Diagnosegeräte in Kliniken, ob Hydraulikbagger auf Baustellen oder smarte Fabriken: Gesammelte Daten müssen effizient in die Sys-teme eingespielt und darin reibungslos über alle Schnitt-stellen hinweg verteilt werden. Zu 98 Prozent basieren die Lösungen auf Software. „Spätestens hier sind wir wieder bei den Fachkräften. Wir suchen kreative Softwareentwickler und -architekten“, so Martens. Die Geschäftsräume in der Albert-Einstein-Straße 16 sind daher bewusst auf weiteres Wachstum ausgelegt. Quibiq – so viel ist klar – hat im Zeit- alter der digitalen Revolution noch viel vor. pt

Leo Martens baut den Adlershofer Quibiq-Standort weiter aus Wirtschaftsindex DIGITAL 2016 nach Branchen nach Punkten HOCH DIGITALISIERT Finanz- u. Versicherungsdienstleister Handel Energie- u. Wasserversorgung Maschinenbau Chemie, Pharma Verkehr, Logistik Fahrzeugbau DURCHSCHNITTLICH DIGITALISIERT Informations- u. Kommunikationstechnik Wissensintensive Dienstleister 75 70 61 55 48 46 45 43 40 36 35

Quelle: TNS Infratest, repräsentative Unternehmensbefragung: ,,Digitalisierung in der deutschen Wirtschaft 2016

Index = max. 100

NIEDRIG DIGITALISIERT

Gesundheitswesen

Sonstiges verarbeitendes Gewerbe

11

Adlershof Journal | Januar_Februar 2018 Adlershof Journal | Januar_Februar 2018

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FORSCHUNG

L

ichtstärker und schärfer soll die Photonenquelle BESSY II werden, neuartige Materialien sollen Solarzellen leistungs-fähiger machen. Darauf zielen anspruchsvolle Projekte des Helmholtz-Zentrums Berlin für Materialien und Energie (HZB) in Adlershof. „Wir schaffen mit diesen beiden Zukunftspro-jekten weltweit einmalige Strukturen“, sagt Prof. Bernd Rech, kommissarischer wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZB seit Mai 2017. 2006 kam der Physiker als Leiter des Instituts Silizium-Photovoltaik ans HZB. Er ist zudem Professor der Fakultät Elektrotechnik und Informatik an der Technischen Universität Berlin.

Variable Lichtpulse und eine bessere Nutzung des Sonnenlichts – diese zwei

Zukunftsprojekte des Helmholtz-Zentrums Berlin für Materialien und Energie

machen die Forschungslichtquelle BESSY einzigartig.

Die Synchrotronlichtquelle BESSY II liefert weiche Röntgen-strahlung mit fester Pulslänge von etwa 17 Pikosekunden (Billi- onstel Sekunden) und hohem Photonenfluss. Nur an weni-gen Taweni-gen im Jahr wird auf Pulse von etwa zwei Pikosekunden Dauer umgeschaltet, wobei der gespeicherte Strom und da-her die Lichtstärke sehr stark reduziert werden müssen. Das soll mit dem neuen Konzept BESSY VSR (Variabler Pulslängen- Speicherring) besser werden. Die Experimentatoren an jedem der derzeit 47 Messplätze können frei wählen, ob sie kurze oder lange Lichtpulse bekommen, ohne dass es zu einem Verlust an Intensität kommt.

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BESSY-Upgrade

„Einen solchen Speicherring gibt es bisher nirgendwo auf der Welt“, sagt Rech. Damit werde die Lücke zwischen Synchro-tronstrahlern und Freie-Elektronen-Lasern geschlossen. Letz-tere könnten zwar mit noch kürzeren Zeitpulsen messen, aber kein so breites Analysespektrum abdecken, für Energie- und Materialforschung ebenso wie für Lebenswissenschaften, für Katalyse oder Photosynthese.

Ein Schwerpunkt des HZB ist die Analytik von Dünnschicht-materialien, wie sie auch für Solarzellen benötigt werden. Mit den ultrakurzen Lichtpulsen lassen sich die geometrischen und elektronischen Strukturen der Materialien sowie schnell ablaufende Prozesse, etwa magnetische und optische Schalt-vorgänge an den Grenzflächen, aufklären. Die Ergebnisse können dazu beitragen, Bauelemente zur Energieumwandlung und -speicherung effektiver und kostengünstiger zu machen. Derzeit dominieren Solarzellen aus Silizium, deren Wirkungs-grad maximal 20 Prozent beträgt. Viel Hoffnung setzen die HZB-Forscher nun auf Werkstoffe mit Perowskit-Kristallstruk-tur. „Perowskit-Solarzellen gehören zu den vielversprechends-ten Materialklassen“, sagt Rech. So verspricht die

Kombina-tion von silizium- und perowskithaltigen Schichten zu einer Tandemsolarzelle bessere Nutzung des Sonnenlichts. „Damit wären Wirkungsgrade von über 30 Prozent in Solarmodulen erreichbar“, erklärt der Physiker.

Beim Zukunftsthema Perowskit kooperiert das HZB mit Univer-sitäten in Berlin und Potsdam sowie mit industriellen Partnern. Am HZB werden dazu zusätzliche Labore aufgebaut und drei Nachwuchsgruppen mit jungen, aber international erfahrenen Wissenschaftlern etabliert. Sie interessieren sich nicht zuletzt dafür, wie das polykristalline Material großflächig und mit einfacher Drucktechnik hergestellt werden kann. Spannend ist auch, ob das in geringer Konzentration in den Solarzellen ent-haltene Blei gesundheitsschädlich wirkt. Lässt sich das Schwer-metall eventuell ersetzen? Wie kann man die Lebensdauer des attraktiven Solarzellenmaterials auf 25 Jahre verlängern? Was passiert an der Grenzfläche zwischen Silizium und Perows-kit? Mit solchen Fragen beschäftigt sich auch das im Januar 2017 gegründete Labor HySPRINT (Hybrid Silicon Perovskite Research, Integration & Novel Technologies), eines von sieben in Deutschland geförderten Helmholtz Innovation Labs. pj

Stellt das HZB zukunftsfähig auf:

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von Studio Berlin geglaubt und beschlossen, nicht aufzuspalten. Wir genießen wieder das volle Vertrauen unserer Hamburger Mutter. Das zeigt sich auch darin, dass wir in diesem Genesungs-prozess wieder investieren.

Warum war Berlin in den Verkaufsfokus geraten?

Zimmermann: Während der Finanzkrise war der Verkaufsprozess

von der vorherigen Geschäftsführung angeschoben worden. Der Markt im Bereich Fernsehproduktionen brach stark ein. Werbe-budgets schrumpften, Sender produzierten weniger. Wir hatten eine sehr schlechte Auslastung in Adlershof. Erschwerend dazu kam der Umzug von Sat.1 vom Berliner Standort nach München hinzu.

Ihre Webseite benennt IT-Solutions als eigenen Geschäfts- bereich? Was heißt das konkret?

Krüger: Früher wurden die Programmaufzeichnungen per Band

oder Kassette an die Postproduktion übergeben, heute löst man das file-basiert. IT ist daher für uns ein wichtiges Geschäftsfeld, um Produktionen stärker miteinander zu verknüpfen, denn die Verzahnung von Broadcast- und der IT-Technik wird immer wich-tiger. Dafür braucht man Spezialisten. In Zukunft wird alles von IT beherrscht sein.

Sie investieren viel in neue Technik. Wie sieht für Sie die Zukunft des Fernsehens aus?

Krüger: Der Investitionsdruck ist unglaublich hoch. 4K, UHD und

HDR sind die aktuellen Themen. Investitionszyklen werden im-mer kürzer. Durch die unterschiedlichen Standards muss man genau überlegen, in welche Richtung man sich entwickelt. Es gibt keine Verlässlichkeit mehr, dass eine Investitionsentschei-dung die richtige ist. Letztendlich entscheidet der Markt. Nur durch Glaubwürdigkeit, Qualität, Verlässlichkeit, Kontinuität und Professionalität kann man sich eine Marktposition erarbeiten.

MEDIEN

KANZLERDUELL

ist nur alle vier Jahre

Nick Zimmermann und Mike Krüger von Studio Berlin über turbulente

Zeiten, die IT-isierung des Geschäfts und Unternehmensgenesung

4K (K = 1.000) oder UHD (Ultra High Definition)

bezeichnen beide ein digitales Videoformat mit einer Bildauflösung von 4.096 x 2.160 Bildpunkten (Pixeln). Wenn es um Filmqualität geht, sind UHD beziehungsweise 4K derzeit das Nonplusultra.

HDR – High Dynamic Range

HDR-Bild, „Bild mit hohem Dynamikumfang“ oder Hochkontrastbild ist eine Rastergrafik, die große Helligkeitsunterschiede detailreich wiedergibt.

Wie steht es um den Filmstandort Adlershof?

Zimmermann: Filmprojekte gern, wenn es passt. Wir

wer-ben aber nicht aktiv darum. Wir sind zuallererst technischer Dienstleister. Es geht es um Produktionstiefe, also Vermietung von Studioflächen, Einsatz von Technik und Personal, Büro- flächen und Lichtpakete. Darauf setzen wir unseren Fokus.

Die Medienbranche befindet sich in gewaltigen Verände- rungsprozessen. Wie begegnet Studio Berlin diesen Heraus-forderungen?

Krüger: Überkapazitäten sind ein Thema für alle

Studiobetrei-ber. In den letzten Jahren verschwanden Studios vom Markt und Studioflächen wurden reduziert, weil viel weniger im Studio produziert wird als noch vor Jahren. Produktionen wie der „Bambi“ oder der „Echo“, die „on location“ produziert wer-den, benötigen kein Studio. Es ist nicht nur ein Studio-, sondern auch ein Wettbewerb der Locationanbieter. Umso bedeutender ist es für uns, neueste Technologien und moderne Infrastruktur anzubieten.

Verstärken neue Technologien, neue Medien den Konkurrenzdruck?

Krüger: Sicher. Man kann inzwischen mit dem Smartphone

drehen, also Inhalte sehr preiswert herstellen. Fernsehsender bekommen durch neue Vertriebswege (wie YouTube) Konkur-renz. Der Markt war noch nie so demokratisch. Unsere Stärken liegen aber in der professionellen Herstellung von Inhalten.

Zimmermann: Das zeigt sich z. B. auch beim Thema „Sende-

sicherheit“. Im Livebetrieb ist es zwingend notwendig, einen zweiten und dritten Übertragungsweg – sogenannte Redun-danzen vorzuhalten –, um Sendestörungen auszuschließen. Das wird in der 1:1-Betrachtung gern vergessen.

Studio Berlin ist Teil der Studio Hamburg Gruppe.

Diese hat schwierige Zeiten hinter sich. Wie hat Studio Berlin die Turbulenzen erlebt?

Krüger: Wir waren direkt betroffen, standen wirtschaftlich im

Fokus. Der Standort bzw. Teile von Studio Berlin sollten veräu-ßert werden. Natürlich war das eine harte Zeit. Aber die Diskus-sion führte zur Erkenntnis, sich wieder auf Kernkompetenzen zu konzentrieren, und hat das Unternehmen gesunden lassen. Die neue Hamburger Geschäftsführung hat an das Potenzial

Kanzlerduell, Bundestagswahl – Sie haben ereignisreiche letzte Monate hinter sich? Sind Sie zufrieden mit dem Jahr 2017?

Zimmermann: Wir hatten ein sehr positives, arbeitsreiches Jahr,

in einem schwierigen Marktumfeld.

Krüger: Das Kanzlerduell, die Bundestagswahl und die

zahlrei-chen politiszahlrei-chen Talkshows bringen automatisch eine höhere Auslastung. Unsere Kapazitäten sind dann besonders gefragt. Aber das Kanzlerduell ist nur alle vier Jahre.

Sie sprechen von konstant hoher Auslastung. Was bedeutet das?

Krüger: Dass die 2017 realisierten Produktionen erfolgreich waren

und somit fortgesetzt werden. „The Voice of Germany“ läuft aktuell mit 20 Prozent Marktanteil. Es hat eine hohe Strahlkraft, wenn die Moderatoren auftreten und mit „live aus Berlin“ die Zuschauer begrüßen. „The Voice of Germany“, „The Voice Kids“, „Klein gegen Groß“, „Der Quiz-Champion“ und natürlich „Mario Barth“ sorgen für eine konstante Auslastung der großen Studios. Bei den politischen Talkshows senden wir „Anne Will“ durchgän-gig mit 33 Folgen pro Jahr. „Hart aber fair“ und „Maischberger“ werden wechselseitig in Köln oder Berlin produziert.

Auf welche neuen Formate freuen Sie sich besonders im Jahr 2018?

Krüger: Wir sind ein klassischer Studiobetrieb und

Entertain-mentstandort. Studioproduktionen für Fernsehunterhaltung sind immer eine große Herausforderung, besonders „The Voice of Germany“, weil der Fokus viel stärker auf der Musik liegt als bei anderen Produktionen. Auch neu und spannend ist das E-Gaming, wie die „League of Legends“.

Dann ist Gaming ein Markt für Studio Berlin?

Krüger: Definitiv. Das gesamte Thema Gaming ist unglaublich

interessant. Die ProSiebenSat.1-Gruppe sowie Sport 1 strahlen wöchentlich ein eigenes E-Gaming-Magazin aus, in der Berliner Mercedes Benz Arena gab es ein „League of Legends“-Finale mit 18.000 Leuten. In Asien werden damit Fußballstadien gefüllt. Momentan sind das für uns Einzelevents, für die wir unsere Leistungen und Infrastruktur zur Verfügung stellen. Die Sender sind auf der Suche nach weiteren Geschäftsmodellen. Es gibt viele Technologien, mit denen wir derzeit experimentieren, von 3D bis Virtual Reality und UHD. In all diesen Bereichen ent- wickeln wir uns weiter.

Mike Krüger (l.) und Nick Zimmermann können für das Jahr 2017 eine positive Bilanz ziehen

Live aus Adlershof: „Der Quiz-Champion“ mit den Kandidaten Marcel Reif, Wigald Boning, Katharina Thalbach, Oliver Kalkofe und Dr. Norbert Blüm

Foto: © ZDF, Svea Pietschmann

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Adlershof Journal | Januar_Februar 2018 Adlershof Journal | Januar_Februar 2018

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CAMPUS

Wie die Lehre auf das Digitalisierungszeitalter reagiert?

Am Adlershofer Institut für Informatik der Humboldt-

Universität zu Berlin lernen die IT-Spezialisten von

morgen. Aber auch alle anderen Studierenden müssen

für die Digitalisierung fit gemacht werden. Ständig werden

hier Lehrpläne angepasst, Inhalte verändert und Studien-

fächer erweitert, um mit der schnellen Zeit Schritt

zu halten.

GRÜNDER

LERNSTOFF

VON MORGEN

P

rof. Niels Pinkwart ist Studiendekan der mathematisch-natur-wissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin und hat den Lehrstuhl „Didaktik der Informatik / Informatik und Gesellschaft“ inne. Er erzählt: „Für das fünfte Semester haben wir jetzt ein Teamprojekt mit realistischen Situationen eingerichtet. Hier gibt es einen Auftraggeber, eine Zeitfrist und viel Praxis, wie im richtigen Geschäftsleben. Ein zusätzlicher junger Studiengang ‚INFOMIT‘ bringt Informatik mit Bibliotheks- und Informations-wissenschaft zusammen. Studierende sind hier keine ‚Vollblutin-formatiker‘, sondern sie müssen ganz bestimmte digitale Dinge vermittelt bekommen. Geplant ist ein neues Studienfach ‚Mathe-matik, Informatik und Physik‘, das wahrscheinlich in einem Jahr startet. Wir haben festgestellt, dass viele Studenten noch keine klare Ausrichtung haben, wenn sie zu uns kommen. Da setzen wir an. Dazu kommen viele Kurse für Nicht-Informatik-Studenten. Denn die Digitalisierung macht auch vor ihren Fächern nicht halt. Da gibt es zum Beispiel die Einführung in die Computerprogram-mierung für Studenten aller Fächer oder spezifische Kurse zum Unterrichten mit digitalen Medien für angehende Lehrer – auch wenn sie nicht Informatik unterrichten.“

Kleine Dinge in den Lehrplänen ändern sich dynamisch und ständig. Aber im Bachelor gibt’s einen fixen Standard. Pinkwart: „Natürlich müssen die Informatiker erst einmal lernen, was ein Algorithmus ist, wie ein Computer aufgebaut ist und ähnliches. Ab dem fünften Semester wird’s dann spezifischer und die Wahl-möglichkeiten größer.“ Schlagworte sind Grundlagenforschung, Robotik, digitale Lernsoftware, Fragen der Sicherheit und Privat- sphäre, damit wir nicht zum gläsernen Menschen werden. Immer wieder geht es vor allem um Verfahren, die gewaltigen Datenmengen überhaupt analysieren zu können. In fast allen Forschungsprojekten sind Studenten dabei.

175 reine Informatikstudienplätze gibt es, dazu noch weitere im Lehramt, INFOMIT und anderen Studiengängen. Der moder-ne Hörsaal fasst 300 Zuhörer, aber das reicht schon lange nicht mehr. Pinkwart: „Wir streben jetzt einen größeren Hörsaal für bis zu 800 Studierende an.“

Das Adlershofer IT-Institut steht in den Rankings weit vorn in Deutschland und Europa. Pinkwart selbst betreut als Mentor spannende Start-up-Projekte wie einen „digitalen Concierge“, der Gästen in Hotels später jeden Wunsch erfüllen könnte. Oder sprachbasierte Arbeitszeit-Erfassungssysteme, wo „Kalle von der Baustelle“ beim Gehen ansagt, wer mit wem wie lange gearbei-tet hat. Sekunden später steht alles in einer Excel-Liste für den Chef am Computer.

Eines ist klar: „Wir Informatiker müssen immer die Praxis sehen“, resümiert Pinkwart, „aber die anderen Branchen müssen eben auch ständig die Digitalisierung im Auge behalten.“ Wer denkt „mich interessiert das alles nicht”, der wird abgehängt. kr

POWER-CHIPS

für Datenzentren

Sicoya Mitarbeiter im Reinraumlabor

„I

n unserer Entwicklung stecken acht Jahre Forschung und mittlerweile rund 5,7 Mio. Euro staatliche Fördermittel“, berichtet Torsten Fiegler, Chief Financial Officer (CFO) der Sicoya GmbH. Das Spin-off der Technischen Universität (TU) Berlin hat in den ersten zwei Jahren nach der offiziellen Gründung bereits viele Hürden genommen: Rund sieben Millionen Euro Risikokapital hat das Team eingeworben und rund 40 Mitarbeiter eingestellt.

Entsprechend lebendig geht es in den Firmenräumen im Adlershofer Zentrum für Photonik und Optik zu. Eine bunte Mischung hochgradig spezialisierter Männer und Frauen – über zwei Drittel davon mit Doktortitel – treibt an Com-putern und im Reinraumlabor neuartige Chipdesigns voran. Im Januar 2017 zog Sicoya hierher. „Ein Glücksfall!“, sagen die Gründer. Keine drei Wochen habe es von der Umzugsentscheidung kurz vor Weih-nachten bis zum Einzug gedauert – auch, weil der nötige Reinraum mit antista-tischem Boden schon vorhanden war. Passend zum steilen Wachstumskurs der Firma gibt es auf derselben Etage noch reichlich Erweiterungsfläche.

Auch die ersten vier Kunden sind bereits gefunden. Zwei davon aus Asien, einer aus Europa und einer aus den USA. Das Start-up hat einen globalen Milliardenmarkt im Visier: Datenzentren und deren Infrastruk-tur. Der Datenverkehr im Internet wächst unter anderem durch Streamingdienste

und Cloudcomputing exponentiell. Für lange Strecken ist der optische Daten-transfer in Glasfaserkabeln Stand der Technik. Doch für kurze Strecken innerhalb der Rechenzentren sind bisher aus Kosten-gründen vor allem Kupferkabel im Einsatz. Genau hier setzt Sicoya mit seinen innova-tiven Chips an.

„Wir integrieren optische und elektrische Schaltkreise sowie die Modulatoren, die die elektrischen Datensignale in optische wandeln, auf einen einzigen Siliziumchip“, erläutert Geschäftsführer Sven Otte. Das passiert in Dimensionen, in denen selbst eine Ameise ein Gigant ist: Über 10.000 der besagten Modulatoren passen auf einen Quadratmillimeter. Insgesamt sind die Sicoya-Chips mit ihren Siliziumphoto-nik-Schaltkreisen etwa vier mal drei Mil-limeter klein. Auch das ist wichtig. Denn die Fläche von Siliziumwafern, in die die nanometerfeinen Strukturen direkt ein-gebracht werden, ist kostbar – und die kurzen Signalwege tragen zur Energie- effizienz bei.

„Rund fünf Prozent des Gesamtenergie-bedarfs der USA entfallen auf Daten-zentren“, sagt Otte. Und das, obwohl die größten Betreiber ihre Standorte in küh-le Länder verlagern. Um Energiekosten zu senken und die Umwelt zu entlasten, sucht die Branche daher energieeffiziente Lösungen.

Schon jetzt ist absehbar, dass die Grün-der mit ihrer Siliziumphotonik einen

großen Wurf gelandet haben. Mit heutiger Kupfertechnik liegen die Datenraten bei 40 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s). Die ak-tuelle Chipgeneration von Sicoya erreicht 100 Gbit/s und schon 2018 folgt eine neue, auf 400 Gbit/s ausgelegte Generation. Marktforscher erwarten einen schnellen Durchbruch. Binnen vier Jahren soll das Marktsegment, das die Adlershofer im Visier haben, auf weltweit 2,5 Milliarden US-Dollar wachsen.

Gerade hat das Team einen neuen Chip designt. Die Umsetzung, also die Mikro-strukturierung der Wafer im standardi-sierten BiCMOS-Prozess bei dem Chip-hersteller IHP in Frankfurt/Oder, dauert Monate. „Ehe die Chips zum Kunden gehen, checken wir sie hier im Reinraumlabor weitere vier bis sechs Wochen lang gründ-lich durch“, erläutern die Gründer. Es ist eine lange Prozesskette, die Risiken birgt. Doch gegenüber dem heutigen Stand der Technik fallen bei der Sicoya-Lösung jede Menge Zuliefer- und Aufbauschrit-te weg. „Wir können unsere Chips daher mit einem disruptiven Preismodell anbie-ten“, sagt Fiegler. Die Gründer sind über-zeugt, dass ihr Gesamtpaket die Risiken der Chipproduktion mehr als aufwiegen wird. Denn wann gibt es schon zehnfache Leistung zu stark reduzierten Kosten und deutlich sinkendem Energieverbrauch? Kein Wunder daher, dass Sicoya mit dem Innovationspreis Berlin Brandenburg 2017 ausgezeichnet wurde. pt

Die junge Sicoya GmbH entwickelt

neuartige, höchst effiziente Chips zur

Datenübertragung in Rechenzentren.

Dafür vereint sie optische und

elekt-rische Schaltkreise auf einem

Silizi-umchip. Das ist kosteneffizient, wird

heutige Datenraten von 40 Gbit/s

verzehnfachen und zudem den

Ener-giebedarf in Datenzentren deutlich

senken.

Niels Pinkwart bildet an der HU den IT-Nachwuchs aus

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BEGEHRTER NACHWUCHSWETTBEWERB

Jugend forscht

Am 27. und 28. Februar 2018 heißt es wieder „Jugend forscht“ in der Wissenschaftsstadt Adlershof. Dann findet der Regionalwett-bewerb Berlin Süd statt. 147 Kinder und Jugendliche mit insgesamt 79 Projekten aus den Bereichen Arbeitswelt, Biologie, Chemie, den Geo- und Raumwissenschaf-ten, der Mathematik und Informatik, Physik und Technik waren bereits bis zum Redak-tionsschluss dieser Ausgabe, 15. Dezember 2017 , dafür angemeldet.

www.adlershof.de/jugend-forscht

WELTGRÖSSE BRANCHENMESSE

Adlershofer Firmen auf der

Photonics West

Der Technologiepark Adlershof zählt zu den führenden Standorten für die Erfor-schung und Entwicklung von Lichttechno-logien weltweit. Vom 30. Januar bis zum 1. Februar 2018 präsentieren sich Adlers- hofer Firmen auf der weltweit größten Photonikfachmesse SPIE Photonics West in San Francisco: AdlOptica Optical Systems GmbH, Advanced UV for Life, AEMtec GmbH, eagleyard Photonics GmbH, FemtoFiberTec GmbH, Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz- Institut für Höchstfrequenztechnik, HO-LOEYE Photonics AG, PT Photonic Tools GmbH, sglux GmbH, TEC Microsystems GmbH und UVphotonics NT GmbH.

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HERAUSGEBER WISTA-MANAGEMENT GMBH REDAKTION Sylvia Nitschke (V. i. S. d. P.) REDAKTIONSADRESSE

WISTA-MANAGEMENT GmbH, Bereich Kommunikation Rudower Chaussee 17, 12489 Berlin

Telefon: 030 63 92 - 22 38 , Fax: 030 63 92 - 22 36 E-Mail:

www.adlershof.de/journal

AUTOREN

Dr. Uta Deffke (ud); Dr. Winfried Dolderer (wid); Paul Janositz (pj); Chris Löwer (cl); Sylvia Nitschke (sn); Kathrin Reisinger (kr); Peter Strunk; Peter Trechow (pt)

LAYOUT UND HERSTELLUNG

Medienetage Anke Ziebell

Telefon: 030 609 847 697, Fax: 030 609 847 698 E-Mail:

www.ziebell-medienetage.de

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WISTA-MANAGEMENT GMBH, Bereich Kommunikation Sandra Linde, Telefon: 030 63 92 - 22 47

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Sofern nicht anders gekennzeichnet: Tina Merkau; Titelillustration + S. 3: Dorothee Mahnkopf; S. 2 (o.l.): Jesus Sanz/Shutterstock; S. 2 (u.r.) + S. 5: Thomas Pfeiffer; S. 2 (o.r.): Studio Berlin GmbH; S. 8: akindo/iStockpoto; S. 12: Helmholtz-Zentrum Berlin; S. 15: ZDF/Svea Pietschmann; S. 17: Sicoya GmbH

Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen nicht un-bedingt die Meinung der Redaktion dar. Nachdruck von Beiträgen mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplare erbeten. Das „Adlershof Journal“ erscheint sechs Mal pro Jahr in einer Auflage von jeweils 3.000 Exemplaren.

Die nächste Ausgabe erscheint Anfang März 2018.

IMPRESSUM

Ausführliche Texte und Adlershofer Termine finden Sie unter:

www.adlershof.de/journal

OPTISCHE LICHTBRÜCKE

Der Laser ist zurück

Seit dem 12. Dezember 2017 leuchtet er wieder: der grüne Laserstrahl über den Dächern von Adlershof. Er wurde neu jus-tiert, nachdem er aus bautechnischen Gründen zwei Jahre abgeschaltet war. Jetzt strahlt er vom Innovations- und Gründer-zentrum an der Rudower Chaussee über eine Distanz von 3,82 km bis zum Turm der Best-Sabel-Oberschule an der Köpenicker Lindenstraße. www.adlershof.de/news/ der-laser-ist-zurueck/

MUSIKALISCHER ABEND

Campuskonzert Adlershof

Am 30. Januar 2018 verwandelt sich der Konferenzraum 0‘119 des Erwin Schrödin-ger-Zentrums in einen Kammermusiksaal. Ab 17.00 Uhr musizieren Studierende und Mitarbeiter der Humboldt-Universität zu Berlin und laden zum nächsten Campus-konzert Adlershof ein. Das Repertoire ist im weitesten Sinne klassisch, keine Pop- oder Unterhaltungsmusik. Der Eintritt für das Campuskonzert ist frei.

www2.hu-berlin.de/campuskonzert

VERSTÄNDLICHE WISSENSCHAFT

Dissertationspreis Adlershof

Am 14. Februar 2018 wird der Dissertations-preis Adlershof verliehen. Von acht einge-reichten Dissertationen bekommen drei Nachwuchsforschende die Chance, ihre wissenschaftlichen Arbeiten wirkungsvoll und gut verständlich einem interessierten Publikum und der Jury vorzustellen. Wem dies innerhalb von 15 Minuten am besten gelingt, darf den mit 3.000 Euro dotierten Preis in Empfang nehmen. Das Preisgeld stiften die Humboldt-Universität zu Berlin, IGAFA e. V. und die WISTA-MANAGEMENT GMBH. Die Veranstaltung findet im Erwin Schrödinger-Zentrum statt und beginnt um 16.00 Uhr. www.adlershof.de/dissertationspreis ANZEIGE

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Adlershof Journal | Januar_Februar 2018

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