Wo kann man in Europa frei stehen?

Solltest Du bereits stolze/r Besitzer/in eines Campers sein, dann kennst Du sicher das Bedürfnis, möglichst viel Freiheit ausleben zu wollen: Auf Campingplätze verzichten und stattdessen auf einsamen Plätzen das Nachtlager aufschlagen – direkt am Strand, in kleineren Gebirgen, im Wald und auf Wiesen. Das ist nicht nur romantischer, sondern spart oft auch Kosten. Doch das ist alles nicht immer so einfach. Wir haben auf unseren Reisen mit unserem VW T5 durch Italien, Slowenien, Kroatien, Schweden, Frankreich, Schweiz und Österreich einige Erfahrungen sammeln können und möchten Dir diese in diesem Beitrag präsentieren. Viel Spaß beim lesen :-).

Wo ist das Wildcampen erlaubt?

Skandinavien

Es gibt einige Länder, in denen das Freistehen erlaubt bzw. geduldet wird. In den skandinavischen Ländern (Schweden, Norwegen, Finnland) gilt beispielsweise das Allemannsrecht (Jedermannsrecht), das Reisenden im Wohnmobil oder mit Zelt erlaubt an vielen Stellen “Rast” zu machen und meist bis zu zwei Nächte an einer Stelle zu campen.

Wir konnten während unserer Schwedenreise im März/April 2018 bereits in den Genuss dieses Rechts kommen.

Das “Jedermannsrecht” ist natürlich kein Freifahrtschein für rücksichtsloses Campen. Alle die dieses Recht in Anspruch nehmen, haben die Verantwortung die Umwelt zu schonen und die Plätze so zu verlassen, wie sie vorgefunden wurden. Das heißt:

Müll wieder mitnehmen. Das ist gut für die Natur und für’s Karma ;-) Schlagt euer Lager nicht zu nah an Siedlungen oder Höfen auf, damit sich die Anwohner nicht gestört oder beobachtet fühlen Halte Dich an die Nachtruhe Achtet die Regeln der Nationalparks Feuer nur an Stellen anzünden die dies zulassen. Weitere Infos zum Wildcampen in Skandinavien findet ihr hier.

Baltische Länder

In Ländern wie Estland, Lettland und Litauen ist das Wildcampen generell auch erlaubt, solange Du Dich nicht in einem Nationalpark, Naturschutzgebiet oder auf einem Privatgrundstück befindest. Hier gelten natürlich sonst auch dieselben Regeln wie in den Skandinavischen Ländern: Lärm vermeiden sowie Mensch und Tier in Frieden leben lassen.

Schottland

Schottland ist das einzige Land in Großbritannien in dem das Wildcampen mit Zelt wirklich erlaubt ist. Der “Scottish outdoor access code” ist eine Art Verhaltenskodex, der alle Regeln dazu aufstellt. Für eine Nacht darfst Du in Schottland an vielen Plätzen campen. In Naturschutzgebieten, Nationalparks oder auf privaten Grundstücken gelten allerdings andere Regeln.

Mit einem Camper bzw. Wohnmobil sieht die Sache etwas anders aus. Das Freistehen ist zwar auch erlaubt. Allerdings darfst Du damit nur maximal 15 Yards, was umgerechnet ca. 14 Meter sind, von der Straße entfernt parken.

Leider konnten wir in Schottland noch keine Erfahrungen sammeln. Das steht allerdings auf unserer Liste :).

Ausnahmen

Es gibt natürlich auch Plätze, an denen Du nicht nächtigen darfst. Diese sind mit ausdrücklichen Schildern (Durchgestrichenes Zelt, durchgestrichener Wohnwagen oder durchgestrichenes Wohnmobil). Achtet unbedingt auf diese Schilder, sonst kann es Dir passieren, dass Du am nächsten Morgen unangenehm geweckt wirst.

Mit einem kleinen Camper bist Du natürlich immer unauffälliger als mit einem Wohnmobil oder mit Zelt.

Länder in denen das Wildcampen eigentlich verboten ist, aber…

Deutschland

Die Regelungen in Deutschland sind leider nicht ganz so klar. Mit dem Zelt ist das Nächtigen in der freien Natur strikt verboten. Das Übernachten in Wohnwagen oder -mobil ist auf Raststätten an Bundesstraßen oder Autobahnen grundsätzlich für eine Nacht erlaubt. Die Romantik lässt an diesen Orten natürlich zu wünschen übrig. Wer hier etwas “freier” stehen möchte, der sollte einige Dinge beachten. Studiere alle Schilder (Parkzeiten, Verbote, etc.), meide landwirtschaftliche Flächen, stelle Dich so auf, dass sich niemand durch Dich gestört fühlt - das heißt: breite Dich nicht aus (Markise und Campinggarnitur bleiben im Bus ;-) . Am besten funktioniert das außerhalb von Ortschaften oder auf abgelegenen Wanderparkplätzen. Da fällst Du am wenigsten auf.

So haben wir z.B. diesen wunderschönen Platz entdeckt:

Eine Garantie, dass Du nicht weggeschickt wirst, ist das aber nicht. Die Regelungen können von Bundesland zu Bundesland abweichen, ja sogar innerhalb von Kommunen können Sonderregeln aufgestellt werden. Wenn Du auf Nummer sicher gehen willst, informiere Dich vor Deiner Reise über die genauen Vorschriften in den jeweiligen Regionen. Eine Straftat begehst Du dabei aber nicht. Allerhöchstens eine Ordnungswidrigkeit. Dementsprechend gering fällt auch das Bußgeld aus, solltest Du tatsächlich mal erwischt werden.

Südeuropa

Da es zu oft vorgekommen ist, dass Camper Müll hinterlassen haben oder Mensch und Natur belästigt wurden, sieht es in südlichen Ländern, wie Frankreich, Spanien und Italien, nicht so gut aus. Hier ist das Wildcampen mit Zelt ausdrücklich verboten - vor allem in Touristengegenden solltest Du das vermeiden. Hier können Strafen in Höhe von bis 1.500€ in Frankreich, bis zu 5.000€ in Spanien oder zwischen 100€ und 500€ in Italien auf Dich warten. In ländlichen Gegenden wird nicht so stark kontrolliert. Am besten ist es, wenn Du die Einheimischen vorher um Erlaubnis fragst, bevor Du Dich aufstellst. Auf Privatgrundstücken ist das Campen nämlich erlaubt, wenn die Besitzer einwilligen.

Mit einem Campervan solltest Du hier etwas weniger Probleme haben.

Spanien

In Spanien darfst Du im Bus übernachten, wenn an diesem Ort das Parken erlaubt ist. Auffahrkeile zu nutzen, Tisch und Stühle aufzubauen oder eine Satellitenschüssel auszufahren ist nicht erlaubt. Das würde unter “Campen” fallen.

Frankreich

Das Freistehen mit dem Wohnmobil ist in Frankreich ebenfalls verboten. Aber es gibt immer mehr ausgezeichnete Wohnmobil-Stellplätze, auf denen Du kostenlos stehen kannst. Achte einfach auf die Beschilderungen. Hier gibt es tolle Tipps für Stellplätze an der französischen Atlantikküste.

Italien

Auch in Italien ist das Campen mit dem Wohnmobil an den meisten Plätzen nicht erlaubt. Ausnahmen sind private Parkplätze. Hier kannst Du manchmal gegen eine kleine Gebühr über Nacht bleiben. Als weitere Alternative stellen manche Bauernhöfe Stellplätze auf deren Grund zur Verfügung (Agricampeggio). Du kannst natürlich auch sonst bei Landbesitzern freundlich nachfragen. Gardensharing ist ein Portal, auf dem Privatleute ihre Gärten zur Verfügung stellen. Haben wir selbst noch nicht ausprobiert. Wollen wir beim nächsten Italientrip aber definitiv tun. Im Anschluss gibt es dazu Erfahrungsberichte.

Tipps zur Stellplatzsuche:

  • Informiere Dich vor Deiner Reise genau über die Bestimmungen an Deinen Zielorten
  • Beginnt bei Tageslicht mit der Suche nach einem Stellplatz. In der Dunkelheit übersieht man oft Schilder oder geeignete Parkbuchten.
  • Wenn Du Dir unsicher bist, ob Du an einem bestimmten Platz stehen bleiben darfst, frag lieber nochmal nach
  • Erkunde mit Google Maps im Satellitenmodus Deine Umgebung und findet so abgelegene Stellplätze
  • Nutze Apps zum Auffinden von anderen Campern empfohlener Stellplätze, z.B.
    1. Campercontact
    2. park4night
    3. womo-stellplatz.eu

Wo kann man am besten Wildcampen?

Finnland, Norwegen, Schweden. Skandinavien (minus Dänemark, siehe unten) und Finnland sind wahrscheinlich das Paradies für Wildcamper. Durch das Jedermannsrecht ist dort das Biwakieren und Zelten erlaubt. Dies gilt in der Regel auch für Privatgrund, jedoch nicht für landwirtschaftlich genutzte Flächen.

In welchen Ländern kann man mit dem Wohnmobil frei stehen?

In Schweden, Norwegen und Finnland gilt das sogenannte Jedermannsrecht, das allen Menschen die Nutzung von unkultiviertem Land zum Übernachten zugesteht, selbst wenn es sich um Privateigentum handelt.

Wo gibt es das Jedermannsrecht?

In Schweden, Finnland und Norwegen macht es das sogenannte Jedermannsrecht Naturliebhabern besonders leicht. Dieses Gewohnheitsrecht gilt in ähnlicher Form aber auch in der Schweiz und in Schottland. Es erlaubt das Betreten von Land zu Fuß, auf Skiern oder mit dem Fahrrad.

Ist frei stehen in Frankreich erlaubt?

Mit dem Camper oder Wohnmobil frei Stehen in Frankreich Du darfst zwar auf Parkplätzen oder am Straßenrand parken, aber nicht campen. Die StVO besagt, dass du überall dort, wo reguläres Parken erlaubt ist, auch mit deinem Camper stehen darfst, und zwar bis zu sieben Tage.