Synonym: benigne Prostatahyperplasie (BPH), benignes Prostatasyndrom (BPS) Show
Etwa die Hälfte aller Männer über 50 Jahren hat eine vergrösserte Prostata. Von 100 Männern über 60 Jahren sind 70 bis 80 betroffen. Bei etwa der Hälfte davon führt die Vergrösserung zu einer Verengung der Harnröhre mit Harnabflussstörungen und deutlichen Beschwerden beim Wasserlassen (Miktion). Nur wenn eine solche Miktionsstörung vorliegt, ist die Prostatavergrösserung eine behandlungsbedürftige Krankheit. Um sie klar vom Prostatakrebs zu unterscheiden, bezeichnet man diese häufige Form der Prostatavergrösserung als gutartig (benigne). Sie ist die häufigste gutartige Tumorerkrankung bei Männern. Die medizinisch korrekte Bezeichnung für die mikroskopischen Auffälligkeiten des Prostatagewebes bei gutartiger Prostatavergrösserung ist benigne Prostatahyperplasie (BPH). Die eventuell daraus folgenden Symptome und Beschwerden bezeichnet man als benignes Prostatasyndrom (BPS). Haben Sie beim Urinieren das Gefühl, dass Sie Ihre Blase nicht vollständig entleert bekommen und deshalb stärker pressen müssen als früher? Ist der Harnstrahl schwächer geworden, bricht immer wieder ab und mündet am Ende in ein längeres Nachträufeln? Müssen Sie wegen Harndrang nachts mehrmals zur Toilette? Wenn Sie über 50 Jahre alt sind, diese Beschwerden erst in dieser Lebensphase aufgetreten sind und nur langsam zunehmen, beruhen sie wahrscheinlich auf einer vergrösserten Prostata. Weitere Zeichen, die sowohl auf eine gutartige Prostatavergrösserung als auch auf eine andere Erkrankung der Harnwege oder Geschlechtsorgane hindeuten können:
Um herauszufinden, ob hinter solchen Beschwerden eine gutartige Prostatavergrösserung oder eine andere Erkrankung steckt, reichen in der Regel einige einfache Untersuchungen. Der Arzt kann Ihre Prostata ertasten, nachdem er seinen Finger vorsichtig in Ihren Darmausgang eingeführt hat (rektale Untersuchung). Auch bestimmte Laboruntersuchungen von Blut und Urin oder eine Ultraschalluntersuchung von Harnblase und Prostata können bei der diagnostischen Beurteilung weiterhelfen. Gelegentlich sind spezielle Untersuchungen beim Urologen notwendig, etwa eine Uroflowmetrie, bei welcher der Patient einfach in den Trichter einer Messapparatur uriniert. Ob und wie behandelt werden muss, hängt unter anderem von der Menge des Restharns ab, der nach dem Wasserlassen in der Blase zurückbleibt. 20 bis 30% aller Patienten, die wegen einer gutartigen Prostatavergrösserung unter Beschwerden beim Wasserlösen leiden, erfahren ohne Behandlung eine nachhaltige Besserung. Bei anderen nimmt mit der wachsenden Prostata die Harnabflussstörung langsam zu. Dann ist die regelmässige Überwachung beim Urologen wichtig, um durch rechtzeitiges therapeutisches Eingreifen Komplikationen wie Harnverhalt und Nierenfunktionsstörungen zu verhindern. Die Schwere der Symptome lässt keine Rückschlüsse auf die Schwere der Harnabflussstörung zu und umgekehrt. Wann zum Arzt?Selten kann es durch eine ausgeprägte Prostatavergrösserung zu einem akuten Harnverhalt kommen. Der Betroffene hat dabei eine schmerzhaft prall gefüllte Blase und verspürt starken Harndrang; er kann aber kein Wasser lassen. Dann ist es notwendig, unverzüglich einen Arzt zu rufen, der mithilfe eines Urinkatheters für Entlastung sorgt. Der Harnstau könnte sonst, wenn er nicht rechtzeitig behoben wird, zu Infektionen und Schädigungen der Nieren führen. Ein Patient mit gutartiger Prostatavergrösserung, der keine oder nur leichte Beschwerden hat und bei dem nach dem Wasserlösen kein Restharn in der Blase zurückbleibt, braucht zunächst keine Behandlung. Es ist in jedem Fall ratsam, den Restharn in regelmässigen Abständen vom Arzt kontrollieren zu lassen und das Trink- und Toilettenverhalten wie folgt anzupassen. Was Sie selbst tun könnenSie können selbst zur Linderung Ihrer Harnwegsbeschwerden beitragen, indem Sie einige einfache Empfehlungen beachten und die eine oder andere Gewohnheit ändern. In der Frühphase der Erkrankung kann das sogar als alleinige Herangehensweise ausreichen, und auch in fortgeschrittenen Stadien bleibt es ein wichtiger Baustein der Behandlung.
Nachweislich wirksame MedikamenteBei mittelschweren Harnwegsbeschwerden und nicht allzu grossen Restharnmengen (unter 150 ml) genügt in der Regel eine konservative Behandlung, das heisst eine medikamentöse Behandlung in Kombination mit den beschriebenen Verhaltensänderungen und mit regelmässigen ärztlichen Kontrollen des Restharns. Medikamente können Harnwegsbeschwerden lindern und das Risiko eines akuten Harnverhalts reduzieren. Sie haben jedoch keinen oder nur einen begrenzten Effekt auf die Grösse und das Wachstum der Prostata sowie auf die Harnabflussstörung. Sexuelle Funktionsstörungen können sich, je nach Medikament, verbessern oder verschlechtern. Folgende Medikamentengruppen kommen infrage, einzeln und unter Umständen auch in Kombination:
Pflanzliche PräparateAuch manche Pflanzenpräparate scheinen Harnwegssymptome zu lindern. Die Vermutung allerdings, dass dieser Effekt stärker ist als bei einem Scheinmedikament (Placebo), wurde für Präparate aus Früchten der Sägepalme widerlegt; bei anderen gibt es vielversprechende Hinweise aus Studien, die aber bislang nie ausreichend geprüft wurden. Folgende weitere Heilpflanzen werden in der Behandlung der gutartigen Prostatavergrösserung besonders häufig eingesetzt:
Da pflanzliche Präparate meist gut verträglich sind, steht einem Behandlungsversuch in der Regel nichts im Weg. Wenn jemand bereits gute Erfahrungen mit einem pflanzlichen Präparat gemacht hat, spricht nichts dagegen, es weiter zu nehmen. Bei Allergikern ist allerdings Vorsicht geboten, besonders sollten Pollenextrakte bei bekannter Pollenallergie nicht eingenommen werden. Manche pflanzliche Arzneidrogen wie Brennnesselwurzel und Weidenröschen wirken harntreibend, was besonders dann unerwünscht sein kann, wenn starker Harndrang oder Dranginkontinenz vorliegen. OperationenEine operative Behandlung der vergrösserten Prostata kommt in folgenden Situationen infrage:
Ziel der Operation ist es, den krankheitsbedingt verengten Teil der Harnröhre, der durch die Prostata läuft, wieder durchlässig zu machen. Standardverfahren ist die transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P), ein minimal invasiver, risikoarmer Eingriff. Dabei wird unter Narkose ein Instrument von der Harnröhrenöffnung in der Eichel bis zur Prostata eingeführt. Über dieses Instrument wird die Prostata mithilfe einer kleinen mit Hochfrequenzstrom erhitzten Drahtschlinge von innen abgetragen. Bei den meisten Patienten bessern sich danach Harnabfluss und Beschwerden nachhaltig. Die Komplikationsrate des Eingriffs ist niedrig, gelegentlich kann es durch Vernarbungen zu erneuten Harnwegsproblemen kommen. 2 bis 4% aller Patienten müssen nach einem Jahr erneut operiert werden, nach acht Jahren sind es 12 bis 16%. Bei fast allen Patienten kommt es nach einer TUR-P zu retrograder Ejakulation, selten zu Dranginkontinenz oder Erektionsstörungen. Besonders bei jüngeren Patienten mit moderater Prostatavergrösserung kann die transurethrale Inzision der Prostata (TUI-P) eine schonende Alternative zur TUR-P darstellen. Dabei wird kein Prostatagewebe entfernt, sondern das Organ von der Harnröhre aus am Blasenausgang mit einem winzigen Messer eingeritzt und damit der Harnabfluss erleichtert. Weitere Eingriffe, die je nach Krankheitsschwere und Situation des Patienten als Alternative zum Standardverfahren infrage kommen:
Retrograde EjakulationBei der Mehrzahl der Patienten, bei denen die Prostata durch TUR-P oder offene Operation entfernt wird, ändert sich der Ablauf der Ejakulation. Man spricht dabei von einer retrograden, das heisst rückwärtsgewandten Ejakulation. Dabei wird das Sperma nicht in Richtung Penis gepumpt und tritt aus der Harnröhrenöffnung aus, sondern in die Gegenrichtung, das heisst in die Harnblase. Der Betroffene erlebt einen Orgasmus mit einem sehr kleinen (unter 1 ml) oder komplett fehlenden Samenerguss. Erhebliche Nachteile bringt das nur für Männer, die noch ein Kind zeugen wollen. Bei etwa einem Drittel aller Betroffenen kann die normale Ejakulationsfunktion dann durch eine medikamentöse Behandlung wiederhergestellt werden. Wichtig: Ejakuliert ein Mann beim Geschlechtsverkehr retrograd, dann schützt das die Partnerin nicht sicher vor Schwangerschaften oder der Übertragung von Geschlechtskrankheiten. Die gutartige Prostatavergrösserung schreitet meist nur langsam voran. Laut Statistik nimmt das Prostatavolumen um durchschnittlich etwa 2% pro Jahr zu; das entspricht einer Verdopplung der Prostatagrösse in 35 Jahren. Da es sich – anders als beim Prostatakrebs – um eine gutartige Erkrankung handelt, befällt sie weder benachbarte Organe, noch breitet sie sich über Blut- oder Lymphgefässe in entfernte Organe aus. Bei etwa der Hälfte der Männer mit Prostatavergrösserung nehmen die Harnabflussstörung und die damit verbundenen Beschwerden mit dem Alter langsam zu. Bei vielen schwanken die Beschwerden; mal wird es besser, dann wieder schlechter. Bei 30% bleiben die Beschwerden unverändert, bei 20% bessern sie sich ohne Behandlung. Die Erkrankung scheint umso schneller voranzuschreiten, je älter der Patient, je grösser die Prostata sowie die Menge des Restharns und je schwerer die Harnabflussstörung ist. Die Stärke der Harnwegsbeschwerden lässt dennoch beim einzelnen Patienten keine direkten Rückschlüsse auf die Schwere der Harnabflussstörung sowie die Prostatavergrösserung zu und umgekehrt. KomplikationenDas Risiko eines Harnverhalts steigt mit zunehmendem Lebensalter, mit der Grösse der Prostata und Stärke der Harnwegsbeschwerden. In Studien wurde bei 4 bis 18 von 1000 Männern mit gutartiger Prostatavergrösserung innerhalb eines Jahres ein Harnverhalt beobachtet. Weitere mögliche Komplikationen der unbehandelten Prostatavergrösserung mit Restharnbildung:
Die Prostata oder Vorsteherdrüse ist ein etwa walnussgrosses Organ. Darin wird eine Flüssigkeit produziert, die zusammen mit den Sekreten aus weiteren Drüsen und aus den Samenblasen das Sperma bildet. Von ihrem Austritt aus der Harnblase bis zu ihrer Öffnung an der Eichel durchläuft die Harnröhre tunnelartig zunächst die Prostata, danach die Muskulatur des Beckenbodens und schliesslich den zentralen Schwellkörper des Penis. Innerhalb der Prostata münden die Samengänge in die Harnröhre. Bei der gutartigen Prostatavergrösserung kommt es durch wucherndes Prostatagewebe zu einer Verengung der Harnröhre. Die Harnblase kann das im Frühstadium der Erkrankung ausgleichen, indem sie sich beim Wasserlösen stärker zusammenzieht, um einen höheren Druck aufzubauen. Das genügt anfangs noch, um die Engstelle innerhalb der Prostata zu überwinden. Schreitet die Erkrankung fort, bleibt nach jedem Wasserlassen Restharn in der Blase zurück. In immer kürzeren Abständen verspürt der Betroffene Harndrang, und da die urinierten Harnmengen immer kleiner werden, muss er immer häufiger zur Toilette. Im fortgeschrittenen Stadium kann es schliesslich zur Dranginkontinenz kommen. Was lässt die Prostata wuchern?Wie es zum überschiessenden Wachstum der Prostata kommt, ist nicht vollständig geklärt. Die altersbedingte hormonelle Umstellung scheint dabei eine Rolle zu spielen. Mit zunehmendem Alter wird weniger Testosteron gebildet, und das Verhältnis zwischen Testosteron- und Östrogenkonzentration verschiebt sich zugunsten des Östrogens. Weil auch das Fettgewebe Östrogen bildet, haben übergewichtige Männer ein höheres Risiko von Prostatavergrösserung als schlanke. Auch Diabetes mellitus, zu viel Alkohol und Bewegungsmangel erhöhen das Risiko. Volkskrankheit ProstatavergrösserungEine gutartige Prostatavergrösserung findet man bei etwa 10% der 40-jährigen, 50% der 50-jährigen und 70 bis 80% der über 60-jährigen Männer. Zu moderaten bis starken Harnwegsbeschwerden führt das bei etwa einem Fünftel der 50- bis 60-Jährigen und bei zwei Fünfteln der über 70-Jährigen. Etwa jeder vierte Mann, der aufgrund einer gutartigen Prostatavergrösserung Beschwerden hat, benötigt eine Behandlung zur Verbesserung des Harnabflusses. Lebensstilfaktoren, die möglicherweise vor einer Prostatavergrösserung schützen könnten, sind bislang nur wenig erforscht. Vieles spricht dafür, dass die Vermeidung von Übergewicht und regelmässige körperliche Aktivität das Risiko senken. Auch die Ernährung scheint einen Einfluss auf das Erkrankungsrisiko zu haben: Reichlich Gemüse sowie Alkohol in moderaten Mengen scheinen das Risiko zu senken. Unter einer fettreichen Ernährung und durch den Konsum von rotem Fleisch scheint es zuzunehmen. Viele Medikamente – einschliesslich Heilkräuterzubereitungen wie Tees – wirken harntreibend und können den Harndrang verstärken. Bei manchen ist es sinnvoll, sie durch andere, besser verträgliche Präparate zu ersetzen. Auch wenn man die Einnahmezeiten etwas anpasst, sie beispielsweise von abends auf nachmittags verlegt, kann man die lästigen nächtlichen Toilettengänge eventuell reduzieren. Fragen Sie Ihren Gesundheits-Coach, wie viel Variationsspielraum bei Ihrer derzeitigen Medikation vorhanden ist. Prostatavergrösserung – Tipps vom Gesundheits-Coach Dr. Stefan Fritz von der TopPharm Rathaus Apotheke in Bern weiss, wie Sie Probleme mit der Prostata erkennen können und kennt einen Tipp um das Wachstum der Prostata zu verlangsamen.
Kann sich eine vergrößerte Prostata wieder verkleinern?Gegen eine starke Vergrößerung der Prostata helfen 5-Alpha-Reduktase-Hemmer, durch die das Volumen der Prostata verkleinert werden kann. Ihre Wirkung beruht auf einer Verminderung der Hormonwirkung an der Prostata. Sie können gut mit den Mitteln zur Entspannung kombiniert werden.
Wann muss man sich an der Prostata operieren lassen?Gutartige Prostatavergrösserungen werden operiert, wenn das Wasserlassen infolge Einengung der Harnröhre zu beschwerlich wird. Eine Operation bei Prostatakrebs ist angezeigt, wenn sich der Krebs aggressiv verhält, in das umgebende Gewebe einzuwachsen droht oder Ableger bildet.
Welches Medikament lässt die Prostata schrumpfen?Zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung sind zwei Mittel zugelassen: Finasterid. Dutasterid.
Wie lange muss man nach einer Prostata OP im Krankenhaus bleiben?Nach dem erfolgten Eingriff muss der Patient einige Tage lang einen Blasenkatheter tragen und einen Krankenhausaufenthalt von zwei bis sieben Tagen einplanen.
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