Wie wird eine vergrößerte Prostata behandelt

Synonym: benigne Prostatahyperplasie (BPH), benignes Prostatasyndrom (BPS)

Etwa die Hälfte aller Männer über 50 Jahren hat eine vergrösserte Prostata. Von 100 Männern über 60 Jahren sind 70 bis 80 betroffen. Bei etwa der Hälfte davon führt die Vergrösserung zu einer Verengung der Harnröhre mit Harnabflussstörungen und deutlichen Beschwerden beim Wasserlassen (Miktion). Nur wenn eine solche Miktionsstörung vorliegt, ist die Prostatavergrösserung eine behandlungsbedürftige Krankheit. Um sie klar vom Prostatakrebs zu unterscheiden, bezeichnet man diese häufige Form der Prostatavergrösserung als gutartig (benigne). Sie ist die häufigste gutartige Tumorerkrankung bei Männern. Die medizinisch korrekte Bezeichnung für die mikroskopischen Auffälligkeiten des Prostatagewebes bei gutartiger Prostatavergrösserung ist benigne Prostatahyperplasie (BPH). Die eventuell daraus folgenden Symptome und Beschwerden bezeichnet man als benignes Prostatasyndrom (BPS).

Haben Sie beim Urinieren das Gefühl, dass Sie Ihre Blase nicht vollständig entleert bekommen und deshalb stärker pressen müssen als früher?

Ist der Harnstrahl schwächer geworden, bricht immer wieder ab und mündet am Ende in ein längeres Nachträufeln?

Müssen Sie wegen Harndrang nachts mehrmals zur Toilette?

Wenn Sie über 50 Jahre alt sind, diese Beschwerden erst in dieser Lebensphase aufgetreten sind und nur langsam zunehmen, beruhen sie wahrscheinlich auf einer vergrösserten Prostata.

Weitere Zeichen, die sowohl auf eine gutartige Prostatavergrösserung als auch auf eine andere Erkrankung der Harnwege oder Geschlechtsorgane hindeuten können:

  • Häufiges Lösen von nur kleinen Mengen Urin
  • Danach in kurzer Zeit erneuter Harndrang
  • Plötzlicher starker Harndrang
  • Unwillkürlicher Harnverlust, Einnässen (Dranginkontinenz)
  • Brennen oder andere Missempfindungen beim Wasserlösen
  • Schmerzen im Unterbauch
  • Mehrfache Blasenentzündungen
  • Brennen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Ejakulations- oder Erektionsstörungen sowie vermindertes sexuelles Verlangen (Libido)

Um herauszufinden, ob hinter solchen Beschwerden eine gutartige Prostatavergrösserung oder eine andere Erkrankung steckt, reichen in der Regel einige einfache Untersuchungen. Der Arzt kann Ihre Prostata ertasten, nachdem er seinen Finger vorsichtig in Ihren Darmausgang eingeführt hat (rektale Untersuchung). Auch bestimmte Laboruntersuchungen von Blut und Urin oder eine Ultraschalluntersuchung von Harnblase und Prostata können bei der diagnostischen Beurteilung weiterhelfen. Gelegentlich sind spezielle Untersuchungen beim Urologen notwendig, etwa eine Uroflowmetrie, bei welcher der Patient einfach in den Trichter einer Messapparatur uriniert. Ob und wie behandelt werden muss, hängt unter anderem von der Menge des Restharns ab, der nach dem Wasserlassen in der Blase zurückbleibt. 20 bis 30% aller Patienten, die wegen einer gutartigen Prostatavergrösserung unter Beschwerden beim Wasserlösen leiden, erfahren ohne Behandlung eine nachhaltige Besserung. Bei anderen nimmt mit der wachsenden Prostata die Harnabflussstörung langsam zu. Dann ist die regelmässige Überwachung beim Urologen wichtig, um durch rechtzeitiges therapeutisches Eingreifen Komplikationen wie Harnverhalt und Nierenfunktionsstörungen zu verhindern. Die Schwere der Symptome lässt keine Rückschlüsse auf die Schwere der Harnabflussstörung zu und umgekehrt.

Wann zum Arzt?

Selten kann es durch eine ausgeprägte Prostatavergrösserung zu einem akuten Harnverhalt kommen. Der Betroffene hat dabei eine schmerzhaft prall gefüllte Blase und verspürt starken Harndrang; er kann aber kein Wasser lassen. Dann ist es notwendig, unverzüglich einen Arzt zu rufen, der mithilfe eines Urinkatheters für Entlastung sorgt. Der Harnstau könnte sonst, wenn er nicht rechtzeitig behoben wird, zu Infektionen und Schädigungen der Nieren führen.

Ein Patient mit gutartiger Prostatavergrösserung, der keine oder nur leichte Beschwerden hat und bei dem nach dem Wasserlösen kein Restharn in der Blase zurückbleibt, braucht zunächst keine Behandlung. Es ist in jedem Fall ratsam, den Restharn in regelmässigen Abständen vom Arzt kontrollieren zu lassen und das Trink- und Toilettenverhalten wie folgt anzupassen.

Was Sie selbst tun können

Sie können selbst zur Linderung Ihrer Harnwegsbeschwerden beitragen, indem Sie einige einfache Empfehlungen beachten und die eine oder andere Gewohnheit ändern. In der Frühphase der Erkrankung kann das sogar als alleinige Herangehensweise ausreichen, und auch in fortgeschrittenen Stadien bleibt es ein wichtiger Baustein der Behandlung.

  • Nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel trinken: etwa 1,5 Liter in 24 Stunden, je nach Klima und körperlicher Aktivität etwas mehr oder weniger: Ein Bauarbeiter im Hochsommer braucht natürlich mehr Flüssigkeit als ein Büroangestellter in klimatisierten Räumen.
  • Verteilen Sie die Flüssigkeitszufuhr gleichmässig über den Tag, beispielsweise indem Sie sechsmal täglich 2,5 Deziliter zu sich nehmen. Bedenken Sie dabei, dass auch viele Nahrungsmittel einen hohen Wassergehalt haben, beispielsweise Suppen, Obst, Gemüse.
  • Vermeiden Sie grosse Trinkmengen vor allem abends vor dem Zubettgehen und vor Aktivitäten, während deren ein Toilettengang unpassend oder eine Toilette schwer zu erreichen wäre, z.B. vor der Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, einer Konferenz, einem Konzert- oder Kinobesuch.
  • Kaffee, Tee einschliesslich vieler Kräutertees, Alkohol und scharfe Gewürze wirken harntreibend und können, vor allem in grösseren Mengen, zu einer Reizung der Blasenschleimhaut und somit zu einer Verstärkung der Beschwerden führen.
  • Auch gewisse Medikamente einschliesslich mancher Pflanzenpräparate wirken harntreibend. Klären Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker, ob Sie die Einnahme vom Abend auf tagsüber legen oder auf andere Medikamente umstellen können.
  • Gelassen Wasser lassen: Urinieren Sie entspannt, mit möglichst wenig Bauchpresse, und atmen Sie dabei normal. Lieber ein zweites Mal ansetzen als mit zu viel Druck.
  • Um ein starkes Nachträufeln von Harn zu vermeiden, können Sie die Harnröhre nach dem Wasserlassen von hinten nach vorn über die gesamte Länge des Damms und des Penis ausstreichen.
  • Sie können das Fassungsvolumen Ihrer Blase durch Training vergrössern. Steigern Sie nach und nach die Dauer vom Einsetzen des Harndrangs bis zum Wasserlösen. Um am Ball zu bleiben und den Trainingseffekt zu messen, können Sie Urinmengen, Toilettenzeiten und evtl. die Trinkmenge in einer Tabelle vermerken. Ein solches Miktionstagebuch liefert auch Ihrem Arzt wertvolle Informationen über die Funktionsfähigkeit Ihrer harnableitenden Organe.
  • Das Zurückhalten des Urins trotz starkem Harndrang fällt mit einer gut trainierten Beckenbodenmuskulatur leichter. Damit können Sie unfreiwilligen Harnverlust verhindern und Ihre Blasenkapazität steigern. Regelmässiges Beckenbodentraining kann möglicherweise auch zu einer besseren Erektionsfunktion beitragen. Üben kann man immer wieder nebenher – beim Telefonieren, Lesen, auf dem Weg zur Arbeit. Weitere Informationen zu Trainingsmöglichkeiten bei Harnwegsbeschwerden finden Sie im Krankheitsbild «Überaktive Blase».
  • Stress und psychische Anspannung können organisch bedingte Harnwegsbeschwerden und sexuelle Funktionsstörungen erheblich verstärken. Gegebenenfalls kommen Entspannungsverfahren, Yoga, Biofeedback oder auch psychotherapeutische Gespräche als Bestandteil der Behandlung infrage. Näheres zu solchen stressreduzierenden Herangehensweisen im Krankheitsbild «Burn-out».

Nachweislich wirksame Medikamente

Bei mittelschweren Harnwegsbeschwerden und nicht allzu grossen Restharnmengen (unter 150 ml) genügt in der Regel eine konservative Behandlung, das heisst eine medikamentöse Behandlung in Kombination mit den beschriebenen Verhaltensänderungen und mit regelmässigen ärztlichen Kontrollen des Restharns. Medikamente können Harnwegsbeschwerden lindern und das Risiko eines akuten Harnverhalts reduzieren. Sie haben jedoch keinen oder nur einen begrenzten Effekt auf die Grösse und das Wachstum der Prostata sowie auf die Harnabflussstörung. Sexuelle Funktionsstörungen können sich, je nach Medikament, verbessern oder verschlechtern. Folgende Medikamentengruppen kommen infrage, einzeln und unter Umständen auch in Kombination:

  • Alphablocker (z.B. Alfuzosin, Silodosin) wirken entspannend auf die glatten Muskelzellen des Harntrakts und können somit Harnwegsbeschwerden lindern. Die Wirkung tritt bereits innerhalb einer Woche ein. Diese Medikamente haben nur einen geringen Effekt auf die Harnabflussstörung und keine Wirkung auf die Prostatagrösse. Auch das längerfristige Risiko eines Harnverhalts oder die Notwendigkeit einer Operation an der Prostata bleiben unbeeinflusst. Verschiedene Alphablocker sind vergleichbar wirksam, haben aber unterschiedliche Nebenwirkungsprofile. Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderem Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerz, Durchfall, Schwellung der Nasenschleimhaut, Symptome eines grippalen Infekts, retrograde Ejakulation und Blutdruckabfall mit kurzer Bewusstlosigkeit (Synkope), besonders bei Kombination mit anderen blutdrucksenkenden Mitteln.
  • 5α-Reduktasehemmer (z.B. Finasterid, Dutasterid) hemmen die Umwandlung des männlichen Sexualhormons Testosteron in die aktive Form Dihydrotestosteron. Damit wird das weitere Wachstum der Prostata verlangsamt. 5α-Reduktasehemmer können Harnwegsbeschwerden lindern. Die Wirkung setzt erst nach mehreren Monaten ein. Diese Medikamente haben nur einen geringen Einfluss auf die bestehende Harnabflussstörung, vermindern aber das Risiko eines Harnverhalts. Bei Männern haben sie einen gewissen Effekt auf den erblich bedingten Haarausfall. Mögliche Nebenwirkungen sind Erektions- und Ejakulationsstörungen, Nachlassen des sexuellen Verlangens und eine Verweiblichung der Brust (Gynäkomastie). Mehreren Studien zufolge scheint die Einnahme von 5α-Reduktasehemmern mit einem niedrigeren Prostatakrebs-Risiko einherzugehen als ohne Medikament. Ob 5α-Reduktasehemmer einen direkten Einfluss auf die Krebsentstehung haben, bleibt ungeklärt. Auf die Zahl tödlicher Krebserkrankungen hatten sie jedenfalls keinen Einfluss.
  • Parasympatholytika, auch Muskarinrezeptorantagonisten genannt, (z.B. Darifenacin, Fesoterodin) hemmen die Aktivität eines Teils des vegetativen Nervensystems (Parasympathikus). Dadurch wird der parasympathische Einfluss auf die Steuerung der Harnentleerung reduziert, verstärkter und häufiger Harndrang sowie Dranginkontinenz werden dadurch gelindert. Auf andere Harnwegsbeschwerden wie häufigen nächtlichen Harndrang scheinen diese Medikamente keinen Einfluss zu haben. Auch Prostatavergrösserung und Harnabflussstörung bleiben unbeeinflusst. Von den möglichen Nebenwirkungen spielt vor allem die Mundtrockenheit eine Rolle.
  • Flavoxat, ein Spasmolytikum, wirkt über einen anderen Wirkmechanismus auf die glatte Muskulatur des Harntrakts als die Parasympatholytika, lindert aber ebenfalls verstärkten Harndrang und Dranginkontinenz. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen allergische Reaktionen, Schwindel, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Verwirrtheit, Sehstörungen, erhöhter Augeninnendruck, Herzrhythmusstörungen, Mundtrockenheit und Verdauungsbeschwerden.
  • Phosphodiesterase-5-Hemmer (z.B. Sildenafil, Tadalafil) wurden ursprünglich zur Behandlung von Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion) entwickelt und zugelassen. Diese Medikamente können aber auch die Harnwegsbeschwerden von Männern mit Prostatavergrösserung lindern. Auf den objektiven Harnabfluss haben sie aber keinen Effekt. Näheres zu Wirkweise und Nebenwirkungen dieser Medikamente im Krankheitsbild «Erektile Dysfunktion».

Pflanzliche Präparate

Auch manche Pflanzenpräparate scheinen Harnwegssymptome zu lindern. Die Vermutung allerdings, dass dieser Effekt stärker ist als bei einem Scheinmedikament (Placebo), wurde für Präparate aus Früchten der Sägepalme widerlegt; bei anderen gibt es vielversprechende Hinweise aus Studien, die aber bislang nie ausreichend geprüft wurden. Folgende weitere Heilpflanzen werden in der Behandlung der gutartigen Prostatavergrösserung besonders häufig eingesetzt:

  • Südafrikanisches Sternengras
  • Phytosterole, meist aus Pinien- oder Kiefernwurzel (z.B. β-Sitosterin)
  • Brennnesselwurzel
  • Kürbiskerne
  • Pollenextrakte (z.B. aus Roggenpollen)
  • Rinde des Afrikanischen Pflaumenbaums
  • Weidenröschentee

Da pflanzliche Präparate meist gut verträglich sind, steht einem Behandlungsversuch in der Regel nichts im Weg. Wenn jemand bereits gute Erfahrungen mit einem pflanzlichen Präparat gemacht hat, spricht nichts dagegen, es weiter zu nehmen. Bei Allergikern ist allerdings Vorsicht geboten, besonders sollten Pollenextrakte bei bekannter Pollenallergie nicht eingenommen werden. Manche pflanzliche Arzneidrogen wie Brennnesselwurzel und Weidenröschen wirken harntreibend, was besonders dann unerwünscht sein kann, wenn starker Harndrang oder Dranginkontinenz vorliegen.

Operationen

Eine operative Behandlung der vergrösserten Prostata kommt in folgenden Situationen infrage:

  • Beschwerden beim Wasserlassen, die trotz medikamentöser Behandlung nicht zurückgehen
  • Grössere Restharnmengen (über 150 ml)
  • Wiederholte Harnwegsinfekte
  • Mehrmaliger Harnverhalt
  • Blasensteine
  • Harnrückstau in das harnableitende System oberhalb der Blase

Ziel der Operation ist es, den krankheitsbedingt verengten Teil der Harnröhre, der durch die Prostata läuft, wieder durchlässig zu machen. Standardverfahren ist die transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P), ein minimal invasiver, risikoarmer Eingriff. Dabei wird unter Narkose ein Instrument von der Harnröhrenöffnung in der Eichel bis zur Prostata eingeführt. Über dieses Instrument wird die Prostata mithilfe einer kleinen mit Hochfrequenzstrom erhitzten Drahtschlinge von innen abgetragen. Bei den meisten Patienten bessern sich danach Harnabfluss und Beschwerden nachhaltig. Die Komplikationsrate des Eingriffs ist niedrig, gelegentlich kann es durch Vernarbungen zu erneuten Harnwegsproblemen kommen. 2 bis 4% aller Patienten müssen nach einem Jahr erneut operiert werden, nach acht Jahren sind es 12 bis 16%. Bei fast allen Patienten kommt es nach einer TUR-P zu retrograder Ejakulation, selten zu Dranginkontinenz oder Erektionsstörungen.

Besonders bei jüngeren Patienten mit moderater Prostatavergrösserung kann die transurethrale Inzision der Prostata (TUI-P) eine schonende Alternative zur TUR-P darstellen. Dabei wird kein Prostatagewebe entfernt, sondern das Organ von der Harnröhre aus am Blasenausgang mit einem winzigen Messer eingeritzt und damit der Harnabfluss erleichtert.

Weitere Eingriffe, die je nach Krankheitsschwere und Situation des Patienten als Alternative zum Standardverfahren infrage kommen:

  • Offene Operation zur Entfernung der Prostata
  • Verschiedene Laserverfahren
  • Lokale Hitzeanwendungen, z.B. Mikrowellen-Thermotherapie, transurethrale Nadelablation

Retrograde Ejakulation

Bei der Mehrzahl der Patienten, bei denen die Prostata durch TUR-P oder offene Operation entfernt wird, ändert sich der Ablauf der Ejakulation. Man spricht dabei von einer retrograden, das heisst rückwärtsgewandten Ejakulation. Dabei wird das Sperma nicht in Richtung Penis gepumpt und tritt aus der Harnröhrenöffnung aus, sondern in die Gegenrichtung, das heisst in die Harnblase. Der Betroffene erlebt einen Orgasmus mit einem sehr kleinen (unter 1 ml) oder komplett fehlenden Samenerguss. Erhebliche Nachteile bringt das nur für Männer, die noch ein Kind zeugen wollen. Bei etwa einem Drittel aller Betroffenen kann die normale Ejakulationsfunktion dann durch eine medikamentöse Behandlung wiederhergestellt werden. Wichtig: Ejakuliert ein Mann beim Geschlechtsverkehr retrograd, dann schützt das die Partnerin nicht sicher vor Schwangerschaften oder der Übertragung von Geschlechtskrankheiten.

Die gutartige Prostatavergrösserung schreitet meist nur langsam voran. Laut Statistik nimmt das Prostatavolumen um durchschnittlich etwa 2% pro Jahr zu; das entspricht einer Verdopplung der Prostatagrösse in 35 Jahren. Da es sich – anders als beim Prostatakrebs – um eine gutartige Erkrankung handelt, befällt sie weder benachbarte Organe, noch breitet sie sich über Blut- oder Lymphgefässe in entfernte Organe aus.

Bei etwa der Hälfte der Männer mit Prostatavergrösserung nehmen die Harnabflussstörung und die damit verbundenen Beschwerden mit dem Alter langsam zu. Bei vielen schwanken die Beschwerden; mal wird es besser, dann wieder schlechter. Bei 30% bleiben die Beschwerden unverändert, bei 20% bessern sie sich ohne Behandlung. Die Erkrankung scheint umso schneller voranzuschreiten, je älter der Patient, je grösser die Prostata sowie die Menge des Restharns und je schwerer die Harnabflussstörung ist. Die Stärke der Harnwegsbeschwerden lässt dennoch beim einzelnen Patienten keine direkten Rückschlüsse auf die Schwere der Harnabflussstörung sowie die Prostatavergrösserung zu und umgekehrt.

Komplikationen

Das Risiko eines Harnverhalts steigt mit zunehmendem Lebensalter, mit der Grösse der Prostata und Stärke der Harnwegsbeschwerden. In Studien wurde bei 4 bis 18 von 1000 Männern mit gutartiger Prostatavergrösserung innerhalb eines Jahres ein Harnverhalt beobachtet. Weitere mögliche Komplikationen der unbehandelten Prostatavergrösserung mit Restharnbildung:

  • Blasensteine
  • Schädigungen der Harnblasenwand
  • Harnwegsinfektionen
  • Nierenschäden

Die Prostata oder Vorsteherdrüse ist ein etwa walnussgrosses Organ. Darin wird eine Flüssigkeit produziert, die zusammen mit den Sekreten aus weiteren Drüsen und aus den Samenblasen das Sperma bildet. Von ihrem Austritt aus der Harnblase bis zu ihrer Öffnung an der Eichel durchläuft die Harnröhre tunnelartig zunächst die Prostata, danach die Muskulatur des Beckenbodens und schliesslich den zentralen Schwellkörper des Penis. Innerhalb der Prostata münden die Samengänge in die Harnröhre.

Bei der gutartigen Prostatavergrösserung kommt es durch wucherndes Prostatagewebe zu einer Verengung der Harnröhre. Die Harnblase kann das im Frühstadium der Erkrankung ausgleichen, indem sie sich beim Wasserlösen stärker zusammenzieht, um einen höheren Druck aufzubauen. Das genügt anfangs noch, um die Engstelle innerhalb der Prostata zu überwinden. Schreitet die Erkrankung fort, bleibt nach jedem Wasserlassen Restharn in der Blase zurück. In immer kürzeren Abständen verspürt der Betroffene Harndrang, und da die urinierten Harnmengen immer kleiner werden, muss er immer häufiger zur Toilette. Im fortgeschrittenen Stadium kann es schliesslich zur Dranginkontinenz kommen.

Was lässt die Prostata wuchern?

Wie es zum überschiessenden Wachstum der Prostata kommt, ist nicht vollständig geklärt. Die altersbedingte hormonelle Umstellung scheint dabei eine Rolle zu spielen. Mit zunehmendem Alter wird weniger Testosteron gebildet, und das Verhältnis zwischen Testosteron- und Östrogenkonzentration verschiebt sich zugunsten des Östrogens. Weil auch das Fettgewebe Östrogen bildet, haben übergewichtige Männer ein höheres Risiko von Prostatavergrösserung als schlanke. Auch Diabetes mellitus, zu viel Alkohol und Bewegungsmangel erhöhen das Risiko.

Volkskrankheit Prostatavergrösserung

Eine gutartige Prostatavergrösserung findet man bei etwa 10% der 40-jährigen, 50% der 50-jährigen und 70 bis 80% der über 60-jährigen Männer. Zu moderaten bis starken Harnwegsbeschwerden führt das bei etwa einem Fünftel der 50- bis 60-Jährigen und bei zwei Fünfteln der über 70-Jährigen. Etwa jeder vierte Mann, der aufgrund einer gutartigen Prostatavergrösserung Beschwerden hat, benötigt eine Behandlung zur Verbesserung des Harnabflusses.

Lebensstilfaktoren, die möglicherweise vor einer Prostatavergrösserung schützen könnten, sind bislang nur wenig erforscht. Vieles spricht dafür, dass die Vermeidung von Übergewicht und regelmässige körperliche Aktivität das Risiko senken. Auch die Ernährung scheint einen Einfluss auf das Erkrankungsrisiko zu haben: Reichlich Gemüse sowie Alkohol in moderaten Mengen scheinen das Risiko zu senken. Unter einer fettreichen Ernährung und durch den Konsum von rotem Fleisch scheint es zuzunehmen.

Viele Medikamente – einschliesslich Heilkräuterzubereitungen wie Tees – wirken harntreibend und können den Harndrang verstärken. Bei manchen ist es sinnvoll, sie durch andere, besser verträgliche Präparate zu ersetzen. Auch wenn man die Einnahmezeiten etwas anpasst, sie beispielsweise von abends auf nachmittags verlegt, kann man die lästigen nächtlichen Toilettengänge eventuell reduzieren. Fragen Sie Ihren Gesundheits-Coach, wie viel Variationsspielraum bei Ihrer derzeitigen Medikation vorhanden ist.

Prostatavergrösserung – Tipps vom Gesundheits-Coach

Dr. Stefan Fritz von der TopPharm Rathaus Apotheke in Bern weiss, wie Sie Probleme mit der Prostata erkennen können und kennt einen Tipp um das Wachstum der Prostata zu verlangsamen.

Kann sich eine vergrößerte Prostata wieder verkleinern?

Gegen eine starke Vergrößerung der Prostata helfen 5-Alpha-Reduktase-Hemmer, durch die das Volumen der Prostata verkleinert werden kann. Ihre Wirkung beruht auf einer Verminderung der Hormonwirkung an der Prostata. Sie können gut mit den Mitteln zur Entspannung kombiniert werden.

Wann muss man sich an der Prostata operieren lassen?

Gutartige Prostatavergrösserungen werden operiert, wenn das Wasserlassen infolge Einengung der Harnröhre zu beschwerlich wird. Eine Operation bei Prostatakrebs ist angezeigt, wenn sich der Krebs aggressiv verhält, in das umgebende Gewebe einzuwachsen droht oder Ableger bildet.

Welches Medikament lässt die Prostata schrumpfen?

Zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung sind zwei Mittel zugelassen: Finasterid. Dutasterid.

Wie lange muss man nach einer Prostata OP im Krankenhaus bleiben?

Nach dem erfolgten Eingriff muss der Patient einige Tage lang einen Blasenkatheter tragen und einen Krankenhausaufenthalt von zwei bis sieben Tagen einplanen.