Wie sieht das erste Telefon aus?

3. April 1973: Als Martin „Marty“ Cooper das erste Mal mit einem Handy telefonierte, in der 6th Avenue in Manhattan, New York, dachten die Passanten, dass er spinnt.

Text: Wolfgang Hofbauer / 4 Min. Lesezeit

Wo einer gerade ist: die Ortsangabe, millionenfach gehört an jedem Tag, in jeder Stadt der Welt, gesprochen in kleine Mobiltelefone, über die sich schon lange keiner mehr wundert – und über den Satz auch nicht. Jeder, der sich über ihn lustig macht, hat ihn selbst schon gesagt.

Auch Martin „Marty“ Cooper. Er war allerdings der erste, der ihn je in ein Handy sprach. Der Apparat wog mehr als ein Kilo und sah auch genauso aus. Die Produktion dieses Prototyps hatte nach heutigem Wert ungefähr 760.000 Euro gekostet. Und Cooper rief natürlich jemanden damit an, es war das allererste Telefonat mit dem ersten echten Mobiltelefon. Die Wahl des Gesprächspartners zeigt jenen feinen Sinn für Humor, der Cooper noch heute aus den Augen blitzt: Der Mann, den er am 3. April vor fast 50 Jahren von der 6th Avenue in Manhattan aus anrief, war nämlich sein Konkurrent – Joel Angel von den berühmten Bell Laboratories in New Jersey. Es muss ein Riesenspaß gewesen sein, als Cooper ihm erzählte, womit er da anruft und von wo. Und vor allem, von wo nicht – nämlich von einer Telefonzelle. Für die Passanten war Cooper auf jeden Fall ein merkwürdiger Anblick, wie er da in diesen großen weißen Plastikziegel hineinsprach. „Die dachten alle, ich spinne“, erinnert er sich. Heute hingegen nennt man ihn ehrfürchtig den Vater des Mobiltelefons. 

Cooper, mittlerweile 92 Jahre alt, arbeitete zu jener Zeit in der Abteilung für mobile Kommunikation beim US-Elektronikkonzern Motorola. Ohne die heutige Selbstverständlichkeit des Handys zu erahnen, war ihm und seinen Kollegen klar, dass sich hier eine wichtige Technologie eröffnete.

Mobiles Telefonieren war im Grunde schon seit den Zwanzigerjahren möglich gewesen – zunächst in Form von Telefondiensten in Zügen. 1947 formulierte D. H. Ring, ein Mitarbeiter der Bell Laboratories, erstmals das technische Prinzip der mobilen Telefonie: das ganze Land ist von einem Netzwerk kleiner „Zellen“ (Sendebereiche – das Wort „cell phone“ kommt davon) überzogen, von denen jede über eine Sendestation verfügt.

Der Haken dabei: eine Technik, die so etwas zuwege brachte, gab es noch nicht. 1948 präsentierten Forscher der Bell Laboratories jenen Transistor, der – allerdings erst 20 Jahre später – die mobile Telefonie revolutionieren sollte. Zu jener Zeit arbeiteten Funktelefone noch mit Vakuumröhren. es waren voluminöse Geräte von großem Gewicht, montiert etwa im Kofferraum eines Autos. Während man sprach, verdunkelten sich die Scheinwerfer, weil das Telefon fast den ganzen Strom aus der Batterie saugte.

Das Autotelefon wurde in der Folge kleiner und praktischer, durch die Installation von funktionierenden Netzen fast flächendeckend einsetzbar und auch billiger – in seinen Heydays kostete es gerade einmal so viel wie ein Mittelklassewagen. In den Sechzigern begann man konkret an der Königsdisziplin der mobilen Telefonie zu arbeiten: dem Handy (das damals freilich noch nicht so hieß). Cooper erzählt von der Motivation, handliche Telefone zu entwickeln: „Wir bei Motorola waren überzeugt davon, dass das Autotelefon keineswegs den Gipfel der Mobilität darstellte. Und wir wollten, dass man Telefonnummern bestimmten Personen zuordnen konnte, nicht nur einer Wohnung oder einem Büro.“ 

Hey Joel! Rat mal, wo ich bin!

Martin Coopers erster Anruf galt 1973 seinem Hauptkonkurrenten Joel Engel von den Bell Labs

Schon 1967 hatte Cooper eine Art Vorläufer des Handys entwickelt. Es war eine Auftragsarbeit für die Polizei von Chicago: Die Cops hatten Funkgeräte in ihren Autos, konnten diese aber nicht mitnehmen. Cooper konstruierte bei Motorola einen kleinen Empfänger mitsamt Mikro, den sie sich über die Schulter hängen konnten. Das neue Polizeifunkgerät wurde ein Erfolg. Und eine Inspiration für den großen Coup.

Innerhalb weniger Monate entwickelten Cooper und sein Team den ersten von fünf Prototypen eines richtigen Handys. Am 17. Oktober 1973 reichte Motorola das Patent Nummer 3.906.166 namens „Radio Telephone System“ ein, Coopers Name steht in der Headline der Patentschrift. Noch fehlten allerdings sowohl die technische als auch die gesetzliche Infrastruktur für einen kommerziellen Handybetrieb. Motorola musste erst die Herren von der Federal Communications Commission (FCC) in Washington davon überzeugen, privaten Unternehmen Frequenzen für ein Funktelefonnetz zuzuweisen.

Die Reise im April nach New York und die Demonstration auf der 6th Avenue waren als PR-Aktion dafür gedacht. Der Gedanke, Joel Engel von der Straße aus anzurufen, kam Cooper spontan auf dem Weg zur Pressekonferenz – auf der sich die Motorola-Leute überzeugt gaben, dass zumindest die New Yorker ab 1976 mit ihrem System mobil telefonieren würden. (Im Pressetext war zu lesen: „Wir erwarten intensive Nutzung durch Geschäftsleute, Journalisten, Ärzte, Hausfrauen, eigentlich durch jeden.“) Doch bis ein kommerziell nutzbares Netz freigegeben wurde, sollte es noch bis 1977 dauern.

Und noch zehn Jahre bis zum ersten verkauften Handy. Es kam abermals von Motorola und aus der Abteilung von Martin Cooper. Das DynaTAC 8000x kam am 6. März 1983 in den Handel. Es wog 800 Gramm und war ein Ungetüm von 33 mal 4,6 mal 8,5 Zentimeter Kantenlänge. Maximale Gesprächszeit: eine halbe Stunde, wobei die Minute, wie Cooper noch sehr genau weiß, auf 50 Cent kam – egal, ob man anrief oder angerufen wurde. Das Gerät kostete damals 3.995 Dollar (das wären heute umgerechnet rund 6.000 Euro), 300.000 Stück wurden in einem Jahr verkauft.

Wir erwarten intensive Nutzung durch Geschäftsleute, Journalisten, Ärzte, Hausfrauen, eigentlich durch jeden.

Aus dem ersten Pressetext der Firma Motorola zum Thema mobiles Telefonieren

Martin Cooper ist heute noch sehr aktiv. Mit seiner Firma Dyna, die er in San Diego, Kalifornien, gemeinsam mit seiner Frau gegründet hat, ist er als Vordenker ebenso wie als Theoretiker tätig. Sogar ein Gesetz ist nach ihm benannt: Cooper’s Law besagt, dass die Menge an Daten, die in einem definierten Funknetz transportiert werden kann, sich alle 30 Monate verdoppelt.

Und wie sieht für ihn das Mobiltelefon der Zukunft aus? Es wird ein „hoch personalisiertes Gerät“ sein, sagt er, das nicht nur das leistet, was moderne Smartphones eben so können. Es würde viel enger an seinen Nutzer gebunden sein, als man es heute gewohnt ist. Und zum Beispiel auch dessen Blutdruck messen. Trotz aller Fähigkeiten muss das Handy von morgen in Coopers Augen noch einfacher werden. „Es ergibt für mich keinen Sinn, wenn eine Bedienungsanleitung 200 Seiten dick ist. Wer soll denn das alles noch lesen?“

Wie sieht das erste Telefon aus?

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Wie sieht das erste Telefon der Welt aus?

Das erste Telefon sieht dem Schnurtelefon, das wir kennen in keinster Weise ähnlich. Es bestand aus einer Dose, die mit Säure gefüllt war. Darin befand sich ein Draht, der an der Verschlussscheibe der Dose befestigt war. Außerhalb der Dose verband ein weiterer Draht das Sender-Telefon mit dem Empfänger.

Wie groß war das erste Telefon?

Mit einem Gewicht von knapp 800 Gramm und einer Höhe von 25 Zentimeter – ohne die schwarze Antenne – war es nicht für die Hosentasche geeignet. Und der stolze Preis von 3995 Dollar schloss eine Ausbreitung im Massenmarkt aus. Dafür bekam man rund eine halbe Stunde Gesprächszeit und einen Speicher für 30 Telefonnummern.

Wie funktioniert das Reis Telefon?

Zur Umwandlung akustischer Schwingungen in Stromimpulse verwendet Reis in seinem Geber eine aus Schweinedarm gefertigte Membran, die von den Schallwellen der Sprache mechanisch erregt wird. Die Membran ist mit einem elektrischen Kontakt gekoppelt, der durch die Schwingungen geschlossen wird.

Wie ist das Telefon aufgebaut?

Ein Telefon besteht aus einem Mikrofon, in das man hineinspricht, und einem kleinen Lautsprecher, mit dem man den anderen hören kann. Das Mikrofon verwandelt Töne in elektrische Signale, die über Kabel oder Funk an das Telefon des anderen Gesprächspartners übermittelt werden.