Wie setzt sich der spritpreis zusammen

Nachdem die Senkung der Energiesteuer, der sogenannte Tankrabatt Ende August ausgelaufen ist, haben wir es in Deutschland wieder mit enorm hohen Benzinpreisen zu tun. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine mussten Autofahrer in Deutschland zeitweise mehr als 2 Euro pro Liter Super oder Diesel hinblättern.

Doch was sind – neben dem russischen Krieg und dem Wegfall des Tankrabatts – die Ursachen für die hohen Benzinpreise? Und wie kannst Du erkennen, ob und wann die Spritpreise runtergehen? Das klären wir in diesem Artikel.

So setzt sich der Benzinpreis zusammen

Um zu verstehen, was die Benzinpreise auf- und absteigen lässt, lohnt sich ein Blick darauf, wie sich der Preis zusammensetzt: Ungefähr die Hälfte des Spritpreises machen Steuern aus, ein weiterer Teil wird durch den Rohölpreis bestimmt. Hinzu kommen Kosten und Gewinn der Mineralölkonzerne.

In Europa gehört Deutschland zu den Ländern mit den höchsten Benzinpreisen. Nur in einigen skandinavischen Ländern sowie in Griechenland und den Niederlanden sind Kraftstoffe noch teurer. Die Grafik unten zeigt die Preise im April 2022, also noch vor Einführung des Tankrabatts in Deutschland.

Wie setzt sich der spritpreis zusammen

Gehen wir die einzelnen Bestandteile des Benzinpreises in Deutschland durch und prüfen, was für die aktuell hohen Benzinpreise verantwortlich ist.

1. Energiesteuer: Tankrabatt stärker angekommen, als zunächst gedacht

Die Energiesteuer beträgt regulär gut 65 Cent je Liter Benzin bzw. 47 Cent je Liter Diesel. Die Energiesteuer löste 2006 die Mineralölsteuer ab. Energie- bzw. Mineralölsteuer wurden noch niemals erhöht – seit 2003. 

Im Gegenteil: Für Juni, Juli und August 2022 senkte die Bundesregierung die Energiesteuer vorübergehend auf das europarechtliche Mindestmaß. Mit dem sogenannten Tankrabatt sollen Autofahrer von den hohen Spritpreisen entlastet werden. Dazu entfiel jeweils noch die Mehrwertsteuer auf den abgesenkten Teil der Energiesteuer, sodass die Steuersenkung insgesamt noch höher ausgefallen ist: gut 35 Cent pro Liter für Benzin und knapp 17 Cent für Diesel.

Niedrigere Spritpreise durch Absenkung der Energiesteuer

Der ADAC verzeichnete nach Einführung des Tankrabatts bei Super-Benzin einen Rückgang von nur 20,3 Cent im Vergleich zur Vorwoche. Damit blieb die Preissenkung rund 15 Cent hinter den Möglichkeiten der Steuersenkung zurück. Der Dieselpreis war im Vergleich zur Vorwoche um lediglich 5,2 Cent zurückgegangen. Käme die Steuersenkung eins zu eins beim Verbraucher an, hätten weitere 12 Cent abgezogen werden müssen, teilte der Autoclub im Juni mit.

Neuere Untersuchungen zum Tankrabatt besagen hingegen, dass die Senkung der Energiesteuer stärker an die Kunden weitergegeben wurde, als zunächst gedacht. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (Ifo-Institut) kommt zu dem Ergebnis, dass der Tankrabatt auf Benzin zu 85 Prozent an den Zapfsäulen ankam, beim Diesel sogar vollständig. Die Fern-Universität Hagen teilte mit, dass die Spritpreisreduktion „fast zu 100 Prozent“ ankommen würde.

Wie setzt sich der spritpreis zusammen
Autoschlange vor dem Ende des Tankrabatts am 29. August vor einer HEM-Tankstelle in Berlin (Foto: Daniel Pöhler)

Da die Energiesteuer auf den Liter berechnet wird und nicht auf den Benzinpreis, nimmt der Staat nicht mehr Energiesteuer ein, wenn die Spritpreise steigen. Je höher der Benzinpreis ist, desto weniger macht die Energiesteuer prozentual vom Benzinpreis aus.

Fazit: Die hohen Benzinpreise 2022 haben nichts mit der Energiesteuer zu tun. Im Gegenteil: Durch die vorübergehend gesenkte Energiesteuer sanken die Spritpreise zeitweise.

2. CO2-Preis: Neu seit 2021

Um den Klimawandel zu bekämpfen, hat noch die alte Regierung im September 2019 den CO2-Preis beschlossen. Dabei handelt es sich praktisch um eine weitere Steuer. Die Abgabe fällt auf Produkte an, die Kohlenstoffdioxid freisetzen, also zum Beispiel Benzin und Diesel. Denn das Treibhausgas ist eine der Hauptursachen für die globale Erderwärmung. 

2021 betrug der CO2-Preis 25 Euro pro Tonne Kohlenstoffdioxid, 2022 ist die Abgabe auf 30 Euro pro Tonne CO2 gestiegen. Bis 2025 geht es auf 50 Euro je Tonne rauf. Eine Übergangsfrist mit Preisen von 55 bis 65 Euro gilt 2026 und 2027. Danach soll sich der Preis frei am Markt bilden über die Versteigerung von Emissionszertifikaten.

Die Einführung des CO2-Preises im Jahr 2021 hat Benzin rund 7 Cent und Diesel knapp 8 Cent je Liter verteuert – brutto an der Tankstelle, also inklusive Mehrwertsteuer. Die Erhöhung der CO2-Steuer über den Jahreswechsel 2021/2022 hat die Kraftstoffe um weitere rund 1,5 Cent pro Liter teurer gemacht.

Die CO2-Steuer berechnet sich praktisch pro Liter Kraftstoff. Denn jeder Liter hat eine bestimmte Menge Kohlenstoffdioxid gebunden, die bei der Verbrennung freigesetzt wird. Bei einem Benzinpreis von beispielsweise 2 Euro macht die CO2-Abgabe gut 4% vom Gesamtpreis aus. 

Fazit: Der CO2-Preis macht den Sprit definitiv etwas teurer, aber der ganz große Preistreiber ist er (noch) nicht.

Wie setzt sich der spritpreis zusammen

3. Mehrwertsteuer: Der Staat verdient mit an hohen Spritpreisen

Wie auf fast alle Produkte für Endverbraucher fällt auch auf Kraftstoffe Mehrwertsteuer an. Die Mehrwertsteuer, die juristisch meist Umsatzsteuer genannt wird, beträgt bekanntermaßen 19 Prozent (regulärer Satz) und wurde im Laufe der Jahre einige Male erhöht. Das letzte Mal allerdings bereits 2007 (von 16 auf 19 Prozent). 2020 galt wegen der Coronapandemie zur Entlastung der Bürger vorübergehend wieder der alte Satz von 16 Prozent.

Da sich die Mehrwertsteuer prozentual vom Warenpreis plus CO2-Abgabe und Energiesteuer berechnet, nimmt der Staat mit höheren Spritpreisen mehr Geld pro Liter Kraftstoff ein. In dem Fall profitiert der Staat sozusagen von steigenden Benzinpreisen.

Die aktuelle Mehrwertsteuer mit einem Satz von 19 Prozent macht rund 16 Prozent vom gesamten Benzinpreis aus. Das kann etwas verwirrend sein, weil das dem alten Mehrwertsteuersatz entspricht.

Falls Dich die Mathematik dahinter interessiert, lies den folgenden Absatz, sonst überspringe ihn einfach: Der Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent wird vom Nettopreis ausgehend aufgeschlagen (zum Beispiel 1,68 € Nettopreis plus 19% = 2,00 € Spritpreis an der Tankstelle). Will man nun den Anteil der Mehrwertsteuer am Gesamtpreis berechnen, geht man vom Bruttopreis aus – und kommt auf nur 16 Prozent (0,32 € Mehrwertsteuer von 2,00 Euro sind 16%).

Fazit: Die Mehrwertsteuer ist nicht direkt die Ursache für die hohen Benzinpreise 2022. Sie verstärkt aber jede Preiserhöhung an der Tankstelle.

4. Einkaufspreis für Rohöl: Zwischenzeitlich auf Rekordhöhe

Neben zahlreichen anderen Komponenten ist Rohöl ein wichtiger Bestandteil für die Produktion von Benzin und Diesel. Den Preis, den die Mineralölkonzerne für das Rohöl zahlen, rechnen sie in den Spritpreis ein. Steigende Rohölpreise führen somit (nach kurzer Verzögerung) zu steigenden Benzinpreisen. Umgekehrt machen sich sinkende Rohölpreise (mit einiger Verzögerung) durch niedrigere Spritpreise an der Tankstelle bemerkbar.

Wenige Tage nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar ist der Rohölpreis von rund 99 US-Dollar auf gut 129 US-Dollar hochgeschossen (für ein Fass Nordseeöl Brent Crude). Daraufhin explodierten auch die Spritpreise hierzulande. Aber: Bereits Mitte März war der Rohölpreis zeitweise wieder auf Vorkriegsniveau abgesunken. Die Benzinpreise an den Tankstellen blieben hingegen noch viel länger oben. Das legt den Verdacht nahe, dass die Mineralölkonzerne den Krieg gegen die Ukraine als Vorwand nutzten, um die Spritpreise hochzuhalten – und kräftig Gewinn machten.

Seitdem pendelt der Rohölpreis relativ stark auf einem insgesamt leicht erhöhten Niveau. Seit Anfang September lag er allerdings konstant unter 100 US-Dollar und damit nicht mehr über dem Niveau von vor der russischen Invasion der Ukraine.

Fazit: Der Rohölpreis hatte zwischenzeitlich Rekordhöhen erreicht und ist damit zu einem beträchtlichen Teil für die hohen Benzinpreise verantwortlich. Allerdings erklärt der Einkaufspreis für Rohöl die Mondpreise an den Tankstellen nicht vollständig. Womit wir bei einem weiteren Preisbestandteil angekommen sind.

Wie setzt sich der spritpreis zusammen

5. Deckungsbeitrag: Mineralölkonzerne machen Profit mit dem Krieg

Der Preisbestandteil Deckungsbeitrag enthält bestimmte Kosten der Mineralölkonzerne sowie deren Gewinne. Die Kosten dürften durchaus gestiegen sein, etwa durch höhere Strom- und Gaspreise und durch die Bemühungen der Konzerne, woanders als in Russland Öl aufzutreiben. 

Doch die Mineralölkonzerne haben offenbar auch die Gelegenheit genutzt, die eigenen Gewinne zu erhöhen. „Gemessen am Rohölkurs ist Tanken zu teuer“, hieß es bereits im April vom ADAC. An der grundsätzlichen Einschätzung hat sich bis heute nicht viel geändert.

Eine Analyse der Umweltschutzorganisation Greenpeace von Anfang April besagt: Die Ölkonzerne haben seit Kriegsbeginn drei Milliarden Euro zusätzlichen Profit aus den hohen Spritpreisen für sich herausgeschlagen. Das Bundeskartellamt hat eine Untersuchung eingeleitet.

Fazit: Tanken müsste nicht so teuer sein, wie es 2022 ist. Die Mineralölkonzerne nutzten offenbar den Krieg gegen die Ukraine, um den eigenen Profit zu erhöhen – auf Kosten der Autofahrer. 

📉 Benzinpreis-Prognose: Wann sinken die Benzinpreise? 📉

Die Benzinpreise folgen wie gezeigt mit Verzögerung ungefähr der Entwicklung der Rohölpreise – plus einem Gewinnaufschlag für die Mineralölkonzerne. Seit dem Hoch am 8. März mit über 129 US-Dollar pro Barrel ist der Ölpreis von einem starken Auf und Ab geprägt: Er schwankt deutlich stärker als vor dem Krieg.

Anfang Juli sahen wir beim Rohöl mit 104 bis 111 US-Dollar bereits eine gewisse Entspannung. Und seit Anfang September hat der Rohölpreis über mehrere Wochen wieder das Niveau vor dem russischen Krieg gegen die Ukraine erreicht: klar unter 100 US-Dollar pro Fass der Nordsee-Sorte Brent. Rechnet man das Auf und Ab heraus, ist weiterhin eine leicht sinkende Tendenz zu erkennen.

Wenn man den Rohölpreis zugrunde legt, müssten die Benzinpreise an den Zapfsäulen in den nächsten Wochen im September und Oktober weiter sinken – falls die Mineralölkonzerne nicht erneut die Gunst der Stunde nutzen und die eigenen Gewinne steigern.

Günstige Benzinpreise in der Nähe finden

Beim Kraftstoff kannst Du sparen, wenn Du zur richtigen Zeit am richtigen Ort tankst: Falls möglich am Abend ab zirka 18 Uhr und bei kleineren Tankstellen-Marken statt den großen Konzernen.

Die günstigste Tankstelle in Deinem Umkreis findest Du mit Tank-Apps wie „Mehr tanken“, „Clever tanken“ oder „ADAC Spritpreise“. Weitere Tipps im Ratgeber Günstig Tanken. 

Fährst Du einen Benziner, lohnt es sich außerdem meist, die Sorte Super E10 statt des klassischen Super (E5) zu tanken.

Wie setzt sich der Spritpreis aktuell zusammen?

Ein großer Teil des Spritpreises sind Steuern und Abgaben. Im Gegensatz zu anderen Steuerarten wird die Energiesteuer mit einem festen Anteil und nicht prozentual erhoben. Die Steuer auf Benzin beträgt 65,45 Cent pro Liter, auf Diesel 47,04 Cent pro Liter. Hinzu kommt die Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent.

Wie viel Steuern sind auf 1 Liter Benzin?

In Deutschland zahlt man auf einen Liter Benzin nicht nur 19 % Mehrwertsteuer, sondern auch 0,6545 € Energiesteuer auf den Nettoverkaufspreis. Hinzu kommen außerdem die CO2-Bepreisung und die Erdölbevorratungsabgabe.

Was kostet 1 Liter Benzin in der Herstellung?

Das Mineralölunternehmen macht also inklusive der Bereiche Förderung und Raffinerie etwa 2,3 bis 4,1 Cent Gewinn pro Liter, wenn man die Statistik für 2009 bis 2011 zu Grunde legt. Zum Vergleich: Die Provision des Tankstellenpächters kann sich nach Branchenangaben auf etwa 0,5 bis rund 2 Cent je Liter Benzin belaufen.

Warum sind Spritpreise so hoch 2022?

Die Erhöhung der CO2-Steuer über den Jahreswechsel 2021/2022 hat die Kraftstoffe um weitere rund 1,5 Cent pro Liter teurer gemacht. Die CO2-Steuer berechnet sich praktisch pro Liter Kraftstoff. Denn jeder Liter hat eine bestimmte Menge Kohlenstoffdioxid gebunden, die bei der Verbrennung freigesetzt wird.