Wie kam es zur Machtergreifung der Nationalsozialisten Zusammenfassung?

Machtübertragung – HINDENBURG ernennt HITLER zum Reichskanzler

Am 30. Januar 1933 ernennt Reichspräsident VON HINDENBURG HITLER zum Reichskanzler.
Folgendes ging dem voraus:
Der im Kabinett PAPEN wirkende Wehr- und Innenminister KURT VON SCHLEICHER war der Strippenzieher für ein „Kabinett der nationalen Konzentration“. Er hatte sich bereits am 8. Mai 1932 mit HITLER getroffen, um dessen Unterstützung für das neue Kabinett zu erreichen. HITLER forderte die Auflösung des Reichstages, Neuwahlen und die Aufhebung des SA-Verbots. SCHLEICHER stimmte diesen Forderungen zu.
Dem PAPEN-Kabinett gehörten ein Graf, vier Freiherren, zwei weitere Adlige und nur drei Bürgerliche an. Der Sozialdemokrat JULIUS LEBER äußerte resigniert:

„Die altpreußische Adelsclique ist wieder da.“

Dem HITLER-Kabinett gehörten drei Nationalsozialisten (HITLER, GÖRING, FRICK) sowie acht bürgerliche nationalistische Politiker, darunter HUGENBERG, an. Noch bestand das Kabinett daher als konservativer Block, denn HITLER konnte nur auf 247 Abgeordnete von 583 zählen. Sein Sinn war es nicht, Verhandlungen mit den Zentrum-Politikern zu führen, er zog deshalb Neuwahlen vor. Bereits am 3. Februar wurden für den 5. März 1933 Neuwahlen ausgeschrieben. KPD-Wahlveranstaltungen wurden verboten, die der SPD meist kurzfristig untersagt oder durch die SA terrorisiert.
Von Anfang an gingen die Nationalsozialisten, unterstützt von den vom Reichspräsidenten erlassenen Notverordnungen, brutal gegen Andersdenkende, vor allem gegen Kommunisten, vor. Jene spürten den Hass der neuen Machthaber am schärfsten. Am 24. Februar ließ GÖRING eine Polizeirazzia in der kommunistischen Parteizentrale, im Karl-Liebknecht-Haus, durchführen, mit dem Befehl, alle Funktionäre zu verhaften und die Aushänge zu entfernen. Es konnte jedoch nur Propagandamaterial gefunden werden – kein einziger Funktionär war mehr da.
Als am Abend des 27. Februar der Reichstag in Flammen aufging, waren es GOEBBELS und GÖRING, die darin den Beginn eines Kommunistischen Aufstandes sahen und von HINDENBURG weitere Verordnungen zur Einschränkung der Grundrechte einforderten. 4 000 kommunistische, sozialdemokratische und liberale Funktionäre wurden verhaftet.
Trotz Terror und Unterdrückung waren die Wahlen am 5. März für die NSDAP enttäuschend, hofften sie doch die absolute Mehrheit zu erringen. Mit der DNVP hätte eine Koalitionsregierung gebildet werden müssen. Um den Anschein der Legalität zu wahren, um den Schritt aus dem parlamentarischen System zur Diktatur endgültig gehen zu können, benötigten die Nationalsozialisten im Reichstag eine Zweidrittel-Mehrheit für eine Verfassungsänderung.
Diese Mehrheit war nur möglich, wenn sozialdemokratische und kommunistische Abgeordnete gehindert werden im Reichstag zu erscheinen. Kommunisten waren bereits ausgeschlossen. Am 23. März fand in der Berliner Kroll-Oper der Reichstag statt. Dem „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“ – dem Ermächtigungsgesetz, das zur Abschaffung von Demokratie und Rechtsstaat diente – stimmten 441 Abgeordnete zu, dagegen waren 81 – alles Sozialdemokraten. Der SPD-Fraktionsvorsitzende OTTO WELS ergriff als Einziger gegen dieses Gesetz das Wort. Die Kommunisten waren im Reichstag ja nicht mehr vertreten, sie waren seit dem 28. Februar verboten, verhaftet, im Untergrund oder außer Landes.
Das Ermächtigungsgesetz brachte nach der Machtübertragung der NSDAP die endgültige „Machtergreifung“ und Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur.

Am 30. Januar 1933 Jahren ist Adolf Hitler zum Reichskanzler berufen worden. Aufnahmen dokumentieren den Beginn der nationalsozialistischen Tyrannei, die in Krieg und Völkermord endete.

Aus dem Archiv von SZ Photo.

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1933 Jahren ist Adolf Hitler zum Reichskanzler berufen worden. SZ.de dokumentiert die Zeitenwende mit Aufnahmen aus dem Archiv von SZ Photo.

Jahrelang haben Adolf Hitler und seine Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) auf die Machtübernahme im Reich hingearbeitet. Nachdem der Putschversuch der Rechtsextremen 1923 in München kläglich scheiterte, forcierten der Österreicher und seine Helfer den Weg über eine demokratische Legitimierung. Dazu suchte und fand Hitler die Unterstützung von Industriellen und anderen mächtigen Kreisen. Vor allem aber setzte sich Hitler lautstark in Szene, hetzte gegen Juden, Linke, Liberale und das Ausland. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise erzeugten in Deutschland Unmut über die fragile Weimarer Republik, den Hitler gekonnt nutzte.

Im Bild: Hitler im Jahre 1930 bei einer Kundgebung im Berliner Sportpalast.

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1932 schien der Stern der NSDAP zu sinken. Interne Flügelkämpfe schwächten Hitlers Partei. Erreichten die Nazis bei der ersten Reichstagswahl des Jahres noch 37,3 Prozent, stimmten bei der Neuwahl nur noch 33 Prozent für Hitler.

Mehrere Präsidialkabinette ohne parlamentarische Mehrheit wechselten in kurzer Folge. Anfang 1933 glaubten Nationalkonservative sich Hitler zunutze machen zu können, indem sie ihn in die Regierung holten - und gleichzeitig instrumentalisieren und kleinhalten wollten. Den Januar über verhandelten sie im Geheimen mit dem Ober-Nazi - und sprachen dann beim greisen, ebenfalls im vordemokratischen Denken verwurzelten Reichspräsidenten Paul von Hindenburg vor.

Im Bild: Reichspräsident Hindenburg 1930 in der Uniform der Kaiserlichen Armee samt Pickelhaube.

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Am 30. Januar 1933 war es soweit: Hindenburg ernannte Hitler zum Reichskanzler. Die Machtergreifung der bekennenden Demokratiefeinde war vollbracht.

Im Bild: Berliner jubeln Hitler nach seiner Ernennung während der Fahrt durch die Wilhelmstraße zu.

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Die Nationalkonservativen waren im Kabinett Hitler deutlich in der Überzahl, neben dem Kanzler stellten die Nazis mit Innenminister Wilhelm Frick und Hermann Göring als Minister ohne Geschäftsbereich. Doch schon wenige Monate später sollte Hitler seine Steigbügelhalter aus der Regierung gedrängt haben.

Im Bild: Das Kabinett Hitler nach der Regierungsbildung, v.li.: Hermann Göring, Adolf Hitler, Franz von Papen; Stehend v.li.: Franz Seldte, Hans Heinrich Lammers, Dr. Gerike, Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk, Wilhelm Frick, Werner von Blomberg und Alfred Hugenberg.

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Am Abend des 30. Januar 1933 trat Hitler als neuer Regierungschef an ein Fenster der Reichskanzlei und ließ sich von den Berlinern feiern.

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Durch die Berliner Innenstadt zogen die Männer von Hitlers Schlägertruppe SA mit Fackeln und zelebrierten den Beginn von Hitlers Schreckensherrschaft.

Im Bild: Blick auf den Fackelzug zur Machtergreifung der Nationalsozialisten durch die Wilhelmstraße in Berlin, hier am Wilhelm-Platz.

Quelle: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo

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Zunächst gab sich Hitler gemäßigt und als Friedenspolitiker. Im Hintergrund ließ er den Staat gleichschalten.

Im Bild: Hitler bei seiner ersten Rundfunkansprache an das Deutsche Volk als Reichskanzler am 1. Februar 1933 nach der Machtergreifung.

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Die Machtergreifung Hitlers wurde von breiten Teilen der Bevölkerung begrüßt. Überall im Reich gab es entsprechende Kundgebungen.

Im Bild: Menschenmenge auf dem Marienplatz in München am frühen Abend des 9. März 1933, als auf dem Rathausturm die Hakenkreuzfahne als Symobol der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten gehisst wurde.

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Geschickt banden die Nazis die alten kaiserlichen Eliten und andere wichtigen Kreise an sich. Während die Nazis vor der Machtergreifung oft genug gegen die Macht der Kirchen gewettert hatten und stattdessen mitunter einen vorchristlichen Germanan-Kult vertraten, fraßen sie zunächst Kreide.

Im Bild: Nazi-Größen beim Verlassen des Berliner Doms, wo am 20. April 1933 ein Festgottesdienst anlässlich Hitlers Geburtstag abgehalten worden war. An der Spitze in der Mitte Reichsminister Joseph Goebbels (in Zivil), rechts neben ihm SA-Gruppenführer und Kaiser-Sohn Prinz August Wilhelm von Preußen, kurz Auwi genannt, links SA-Gruppenführer Karl Ernst.

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Auch die katholische Kirche, die sich bis zur Machtergreifung gegen die Nazis gestemmt hatte, erkannte die Hitler-Bewegung an. Der Vatikan verhalf mit dem Reichskonkordat dem neuen Regime zum ersten außenpolitischen Coup - und damit zu Renomée in der Welt.

Im Bild: Im Amtsblatt für die Erzdiözese Freiburg gab die Erzdiözese den grundsätzlichen Widerstand gegen die NSDAP auf und forderte die Gläubigen auf, die rechtmäßige weltliche Regierung anzuerkennen.

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Hitler kamen die verbesserten Wirtschaftsbedingungen nach der Großen Depression zupass. Sein Nimbus, er habe die vielen Arbeitslosen wieder in Arbeit gebracht und Autobahnen gebaut, beruht auf dem Wirken der demokratischen Vorgängerregierungen: Sie erreichten einen Schuldenerlass für Deutschland, die Pläne für den Autobahnbau lagen längst in der Schublade.

Im Bild: Hitler inmitten von SS-Männern beim ersten Spatenstich für die Reichsautobahn Main-Neckar in Frankfurt am Main.

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Verzweifelt versuchte die demokratische Opposition - allen voran die Sozialdemokraten - in den Wochen nach der Machtergreifung das Blatt zu wenden. Durch von Hitler initiierte und von Hindenburg abgezeichnete Notverordnungen wurden mehr und mehr bürgerliche Freiheiten eingeschränkt. Im März fanden die letzten freien Reichstagssitzungen statt, bei der sich allein die SPD gegen das Ermächtigungsgesetz - die Selbstkastration des Parlaments - verweigerte. Kommunistische Abgeordnete waren längst ausgeschlossen. Die übrigen demokratischen Mandatsträger, darunter auch der spätere Bundespräsident Theodor Heuß, stimmten zu.

Im Bild: Eine Menschenmenge beim Protest im Februar 1933 gegen die Regierungsbeteiligung der Nationalsozialisten. Auf dem Transparent der Slogan "Berlin bleibt rot!".

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Nach und nach begann das Regime den Staat umzukrempeln und politische Gegner auszuschalten. Manche ließ Hitler durch Mordkommandos umbringen, andere gingen ins Exil oder wurden in eine neue Form von Gefängnis gesteckt: Konzentrationslager.

Im Bild: Appell im KZ Oranienburg bei Berlin im Jahre 1933.

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Wie in ihrem Parteiprogramm, in unzähligen Reden und Hetzartikeln angekündigt, gingen die Nationalsozialisten sofort gegen die jüdischen Deutschen vor. Es kam zu Verhaftungen und Übergriffen, bald folgten Entrechtung, Enteignung, schließlich Massenmord.

Im Bild: SA-Mann im April 1933 mit einem Schild, das zum Boykott jüdischer Geschäfte in Berlin aufrief.

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Im Ausland formierte sich mancherorts Protest gegen die neuen Machthaber in Deutschland. Allerdings blieb er wirkungslos. Die Nazis mühten sich, als friedensliebende Bewegung wahrgenommen zu werden. Höhepunkt der Täuschung waren die Olympischen Spiele 1936 in Berlin und Garmisch-Partenkirchen. Wenige Jahre später zeigte Hitler der Welt, was er intern schon kurz nach der Machtergreifung erklärte: Seinen festen Willen, Krieg zu führen.

Im Bild: Eine Protestveranstaltung gegen die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Madison Square Garden in New York 1933.

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Innerhalb weniger Monate hatte Hitler nach seinem Amtsantritt jeden Widerstand im Reich gebrochen und eine funktionierende Diktatur implementiert. Nun arbeitete er mit Hochdruck auf seinen Traum hin, Deutschland zu einer Weltmacht zu führen. Dies wollte er mittels eines brutalen Vernichtungskriegs durchsetzen.

Im Bild: Reichskanzler Adolf Hitler bei seiner Rede zu Berliner SA-Mitgliedern im Sportpalast im Frühjahr 1933. Hinter ihm ist SA-Stabschef Ernst Röhm zu sehen, sein Weggefährte und Rivale. Ein Jahr später ließ Hitler ihn erschießen.

Wie kam es zur Machtergreifung?

1932 versuchten Reichspräsident Hindenburg und Reichskanzler von Papen Hitler für ihre Ziele einzubinden – jedoch ohne Erfolg. Hindenburg wurde letztlich zu Hitlers Steigbügelhalter auf dem Weg zur Macht. Am 30. Januar 1933 ernannte er ihn zum Reichskanzler.

Wann kam es zur Machtergreifung?

Mit Machtergreifung (auch Machtübernahme oder Machtübergabe) oder Machtergreifung der Nationalsozialisten wird die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg am 30. Januar 1933 bezeichnet.

Wie war die Machtergreifung Hitlers?

Die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler durch Reichspräsident Paul von Hindenburg am 30. Januar 1933 markierte das Ende der parlamentarischen Demokratie. Der Regierung gehörten neben Hitler zunächst nur zwei weitere NSDAPMitglieder sowie acht Politiker aus dem konservativen Lager an.

Was versteht man unter Machtergreifung?

Eine Machtergreifung ist das gezielte Erlangen der Kontrolle unabhängig von der Legalität des Prozesses und vom Willen der Menschen, über die die Kontrolle ausgeübt wird. Gegebenenfalls geschieht die Machtergreifung durch die Anwendung von Gewalt.