Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor - zuerst als Redakteurin und seit 2012 als freie Autorin. Show
Kribbeln, Brennen und Taubheitsgefühle im Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger sind typische Merkmale für das Karpaltunnelsyndrom. Dabei ist ein wichtiger Nerv des Handgelenks eingeklemmt. Beim Karpaltunnelsyndrom können vor allem am Daumen auch Schmerzen und Missempfindungen auftreten, die sich wie schwache elektrische Schläge anfühlen und bis in den Arm ausstrahlen können. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium kann es zu einer Atrophie kommen, einem Abbau der Muskulatur des Daumenballens. Ursachen erkennenDie Ursache der Beschwerden liegt in einer Verengung des Karpaltunnels, einer knöchernen Rinne an der Innenseite des Handgelenks. Dort verläuft der Medianusnerv in Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger. Er ist für das Gefühl zuständig und für die Steuerung der Muskeln. Ausgelöst wird die Verengung zum Beispiel durch:
Karpaltunnelsyndrom: Einfache TestsOft kann der Arzt schon mit einfachen Tests erkennen, ob es sich um ein Karpaltunnelsyndrom handelt:
Diagnose mit Strom und UltraschallZur Diagnose eines Karpaltunnelsyndroms misst der Arzt die Leitfähigkeit der Nerven und untersucht den Bereich per Ultraschall. Zur Messung der Nervenleitfähigkeit (Elektroneurografie) schickt ein Neurologe über Elektroden schwache Stromimpulse durch den Arm. Ein Impuls auf der einen Seite des Karpaltunnels muss zu einer Muskelreaktion auf der anderen Seite führen. Ist die Leitfähigkeit gestört, spricht das für ein Karpaltunnelsyndrom. Zeigt die Untersuchung einen normalen Befund, liegt kein Karpaltunnelsyndrom vor. Eine hochauflösende Ultraschalluntersuchung des Nervs kann nützlich sein, wenn die Elektroneurografie keine klare Aussage bringt, oder wenn die Operation eines Karpaltunnelsyndroms nicht den gewünschten Erfolg bringt. Andere Auslöser für Beschwerden ausschließenZeigt die Ultraschalluntersuchung keine Einengung und Schwellung des Nervs, müssen die Symptome eine andere Ursache haben:
Muskelengpass-Syndrom als AuslöserKann der Arzt schmerzhafte Triggerpunkte ertasten, deutet das auf ein sogenanntes Muskelengpass-Syndrom hin:
Beide Syndrome führen zu Missempfindungen in der Hand und teilweise auch im Arm. Ein solches Muskelengpasssyndrom ist leicht zu behandeln durch eine bessere Körperhaltung und viel Dehnung von Brust- und Halsmuskulatur. Karpaltunnelsyndrom behandelnWenn die Beschwerden zunehmen, deutet das darauf hin, dass der Medianusnerv unter Druck steht. Eine Behandlung ist wichtig, weil sonst die Gefahr besteht, dass Nervenfasern unwiederbringlich absterben. Zu Beginn des Karpaltunnelsyndroms lassen sich die Beschwerden in der Regel konservativ behandeln - mit Vitamin B6, Kortison-Spritzen, manueller Therapie und einer speziell angepassten, nur nachts getragenen Armschiene. Operation sollte nur bei eindeutiger Diagnose erfolgenSchlägt die Behandlung nicht an, muss operiert werden. Vorher sollte allerdings die elektrophysiologische Diagnostik ein Karpaltunnelsyndrom eindeutig bestätigt haben. Immer wieder wird laut Experten operiert, obwohl die eindeutige Diagnose fehlt. Zwei verschiedene OP-VerfahrenBeim klassischen offenen Verfahren durchtrennt der Chirurg das Karpalband am Handgelenk und das einengende Bindegewebe, um den Nerv zu befreien. Der Eingriff dauert 10 bis 15 Minuten. Probleme durch das fehlende Karpalband sind nicht zu erwarten. Im Anschluss an die Operation muss die Hand kurzfristig ruhiggestellt werden. Beim minimalinvasiven Verfahren wird ein Endoskop durch einen kleinen Schnitt am Ende des Unterarms eingeführt und in den Karpaltunnel vorgeschoben. Dort spaltet der Chirurg mit einem ausfahrbaren Messer von unten das Dach des Karpaltunnels. Operation nicht ohne RisikenNach dem Eingriff ist bei Betroffenen durchaus Geduld gefragt: Manchmal dauert die Rückbildung der Beschwerden drei bis vier Monate. Falls die Beschwerden zunehmen, sollte nach zwei Monaten nochmals eine elektrophysiologische Diagnostik oder gegebenenfalls eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile: Bei der offenen Operation wird die Haut an einer Stelle durchtrennt, an der bei einigen Menschen feine Hautnerven verlaufen. Die Narbe kann dadurch sehr empfindlich sein. Nach einer minimalinvasiven Operation können Erkrankte ihre Hand schneller wieder benutzen, allerdings hat auch dieses Verfahren Risiken: Werden Nerven und Blutgefäße verletzt, kann das zu dauerhaften Schäden und Schmerzen führen. Wenn die OP erfolglos bleibtIn einigen Fällen bleibt die Operation beim Karpaltunnelsyndrom erfolglos, zum Beispiel, wenn der Medianusnerv nicht am Handgelenk, sondern am Ellenbogen oder in der Halswirbelsäule eingeklemmt ist. Eine andere Krankheit, die ähnliche Symptome wie das Karpaltunnelsyndrom hervorruft, ist das Wartenberg-Syndrom. Dabei ist der Radialnerv am Unterarm eingeklemmt. Tipps: Karpaltunnelsyndrom vorbeugen
Experte zum ThemaDr. Christian Sturm, Oberarzt
Weitere Informationen Ist Kribbeln in den Händen gefährlich?Kribbeln in den Händen und anderen Körperstellen kann ein Warnsignal deines Körpers sein und als Symptom einer schwereren Erkrankung auftreten. Sollte das Kribbeln in den Händen länger anhalten als gewöhnlich oder sehr häufig und ohne erkennbaren Grund auftreten, kann ein Arztbesuch ratsam sein.
Wann ist Kribbeln gefährlich?Der Mediziner empfiehlt, bei dauerhaftem Kribbeln unbedingt einen Facharzt aufzusuchen. Dieser misst nicht nur die Leitgeschwindigkeit der Nervenbahnen, sondern entnimmt gegebenenfalls auch eine Nervenwasser-Probe. „Eine Nervenentzündung erkennt man nicht im Blut“ , betont er.
Welcher Arzt Bei Hände Kribbeln?Handchirurgen sind erste Ansprechpartner. Das sogenannte Karpaltunnelsyndrom ist eine der häufigsten Gründe für einen handchirurgischen Eingriff. Immerhin ist etwa jeder sechste Erwachsene von dieser Form der Nervenkompression betroffen. In der Regel verstärken sich die Symptome schleichend.
Woher kommt Kribbeln in Händen und Füßen?Gelegentlich stehen Kribbeln oder Ameisenlaufen an Füssen und Händen im Zusammenhang mit der Einnahme von Medikamenten oder auch dem Mangel an bestimmten Vitaminen. Die genannten Missempfindungen können ebenso durch Erkrankungen aus dem Bereich der Rheumatologie, Gastroenterologie oder Kardiologie verursacht werden.
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