Welche Ursachen führen bei jungenfahrern häufig zu sogenannten Disco

Vor dem Hintergrund des schwerwiegenden Verkehrsunfalls, den unlängst ein 18-jähriger Fahranfänger aus dem südlichen Siegerland mit einem Kleinwagen auf der Kreisstraße 15 verursachte, weist die Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein erneut eindringlich auf die Risikogruppe der sogenannten "jungen Fahrer" hin.
Auf der Stirn des Leiters der Führungsstelle der Direktion Verkehr, zeichnen sich deutliche Sorgenfalten ab, wenn er auf das Thema "Junge Fahrer" zu sprechen kommt. " Diese jungen Menschen sind gerade volljährig geworden, und ihr Führerschein ist noch druckfrisch. Sie stecken voller Tatendrang und ihr Verlangen, endlich zur PS-Gesellschaft der "Großen" zu gehören, kennt kaum Grenzen. Sie sind "heiß" aufs Fahren - die jungen Fahrer. Doch der "PS-Lust" der jungen Fahrer steht oft die Angst der Eltern gegenüber, die um Leben und Gesundheit ihrer Sprösslinge bangen; und dies nicht zu Unrecht, wie die Verkehrsunfallstatistiken der Vergangenheit belegen. Denn der Führerschein allein macht noch lange keinen sicheren und gefahrenbewussten Kraftfahrer!"

Den jungen Menschen daher Hilfestellung zu leisten bei ihrem Hineinwachsen in die Welt der Kraftfahrer - selbst wenn sie der Überzeugung sind, dass dies nicht notwendig sei - ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und kann von der Polizei trotz all ihrer Anstrengungen in diesem Bereich nicht alleine bewerkstelligt werden.

Bei dem o.a. Unfall des 18-jährigen Fahranfängers befanden sich noch vier weitere Jugendliche in dem Kleinwagen. In einem Kurvenbereich verlor der noch unerfahrene Siegerländer auf der diesem Zeitpunkt glatten Fahrbahn die Kontrolle über den Kleinwagen und kollidierte dann frontal mit einem Baum. Bei dem Verkehrsunfall wurden alle fünf Insassen verletzt (darunter eine Person sogar sehr schwer) und mussten mit Rettungswagen in umliegende Krankenhäuser transportiert werden. Der Kleinwagen wurde durch die enorme Wucht des Aufpralls völlig beschädigt. Im Laufe der polizeilichen Ermittlungen ergaben sich zudem Anhaltspunkte dafür, dass der 18-Jährige zum Unfallzeitpunkt unter Alkoholeinfluss stand.

Das Erreichen der Volljährigkeit und die neu erworbene Fahrerlaubnis bedeuten mehr Freiraum und Mobilität im Leben vieler junger Menschen. Mit der aktiven Teilnahme am Straßenverkehr als Pkw- bzw. Motorradfahrer steigt allerdings auch das Unfallrisiko sprunghaft an. Geringe Erfahrungen am Steuer verbunden mit einer Überschätzung des eigenen Könnens sind häufig genug - auch in unserer Region - Ursache für schwere Unfälle der 18-bis 24-Jährigen. Die Straßenverkehrsunfallstatistik zeigt hier jährlich eine traurige Bilanz!

In keiner anderen Altersgruppe ist das Risiko, im Straßenverkehr zu verunglücken, derart hoch wie bei den 18-24-Jährigen. Junge Männer sind dabei im Übrigen erheblich gefährdeter als junge Frauen. " 18- bis 24-Jährige verunglücken - zum Teil mit schwerwiegenden bzw. dramatischen Folgen - häufiger in den Abend- und Nachtstunden als andere Altersgruppen. Viele der tödlichen Unfälle junger Erwachsener ereignen sich - insbesondere am Wochenende - in der Zeit zwischen 19 Uhr abends und 5 Uhr morgens. Viele dieser nächtlichen Unfälle von jungen Erwachsenen dürften so genannte "Disco-Unfälle" sein."

Gut ein Drittel aller Unfälle mit Personenschaden, die junge Pkw-Fahrer verursachen, entstehen dadurch, dass der Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug verliert. Diese Unfälle sind meist besonders schwer und dramatisch. Häufigste polizeilich ermittelte Unfallursache ist bei den 18- bis 24-Jährigen "nicht angepasste Geschwindigkeit.
Überhöhte Geschwindigkeit ist nach wie vor der Killer Nr. 1 auf unseren Straßen. Aber auch "Alkohol am Steuer" ist bei den jungen Fahrern ein wesentlicher Problemfaktor. Man schätzt, dass jeder dritte Autounfall unter Alkoholeinfluss von einem 18- bis 24-Jährigen verursacht wird.

Während junge Fahrer aber nur 7,8 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, ist ihr Anteil bei den getöteten Autofahrern mit rund 32 Prozent erschreckend hoch und das, obwohl Führerscheinneulinge unterdurchschnittlich mobil sind. Das heißt: Junge Fahrer fahren verhältnismäßig wenig Kilometer, verunglücken dabei jedoch häufiger und schwerer! Die hohe Risikobereitschaft, die Selbstüberschätzung, die Vorstellung von "Freiheit und Abenteuer", Imponiergehabe und fehlende Erfahrung bilden vielfach ein fatales Bedingungsgefüge für den jungen Menschen. Anfängerrisiko und das jugendspezifische Risikoverhalten vermischen sich zu einer gefährlichen Ausgangsbasis."

Versucht man also den typischen tödlichen Autounfall bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu beschreiben, handelt es sich dabei um einen schweren Alleinunfall durch Kontrollverlust, der sich auf einer Freizeitfahrt mit Freunden unter Alkoholeinfluss bei hoher Geschwindigkeit am Wochenende in der Nacht ereignet. (Quelle: Prof. Dr. Maria Limbourg "Jugendliche im Straßenverkehr" 2000)

Die Verkehrsunfallstatistiken der letzten Jahre weisen allesamt aus, dass die Unfallursachen bei Verkehrsunfällen unter Beteiligung "Junger Fahrer" hauptsächlich in den Bereichen Fahrgeschwindigkeit, Abstandsverhalten, Alkohol-/Drogenbeeinflussung, Überholfehler und beim Umgang mit motorisierten Zweirädern zu finden sind. Nochmals der Leiter der Siegener Führungsstelle: "Harte und bittere Realität ist: Der Verkehrsunfall stellt die häufigste Todesursache im Jugendalter dar! Und junge Männer sind dabei wesentlich stärker betroffen als junge Frauen." Im Rahmen gezielter öffentlichkeitswirksamer Maßnahmen ist die Kreispolizeibehörde bereits seit Jahren intensiv bemüht, bei den jungen Erwachsenen - und Ihren Familienangehörigen - ein entsprechendes Problembewusstsein zu entwickeln.

Verkehrserzieherische Maßnahmen werden von Spezialisten des Siegener Verkehrsdienstes angeboten und durchgeführt, Fahrsicherheitstrainings speziell für junge Fahrer wurden von der Kreispolizeibehörde zu allen möglichen Gelegenheiten angeboten (Verschenken Sie Sicherheit") etc.

Mit den im Jahr 2011 begonnenen Veranstaltungen in Sachen "Crash Kurs NRW - Realität erfahren -Echt hart!" an den weiterführenden Schulen geht die Polizei nun sogar ganz neue Wege: Kreisweit konnten bereits mehrere tausend junge Menschen mit dem neuartigen Landeskonzept auf einer bisher vollkommen ungewohnten Ebene - nämlich der der Emotionen ! - erreicht werden.

Gleichwohl dürfen wir nicht verkennen, dass die wirksamste Prävention aus polizeilicher Sicht (leider) immer noch die Repression ist. Der Griff des Staates in die eigene Geldbörse, ein Fahrverbot oder gar eine Entziehung der Fahrerlaubnis werden auch den/die "Junge(n) Fahrer(in)" wahrscheinlich nachhaltig beeindrucken, der/die sich von rein präventiven Aktionen nicht überzeugen lässt. Deshalb führen wir auf unseren Straßen regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen und Alkohol- und Drogenkontrollen durch.

An die jungen Fahranfänger appelliert die Kreispolizeibehörde erneut zu bedächtiger und vorausschauender Fahrweise.

Wir als Polizei erleben es in unserem Berufsalltag immer wieder, wie schnell aufgrund eines einzigen kleinen Fehlers im Straßenverkehr ganze Leben und Schicksale junger Menschen unwiederbringlich zerbrechen. Und das ist hart - echt hart...

Eltern und Erziehungsberechtigte bittet die Polizei, mit ihren Sprösslingen entsprechend aufklärerische Gespräche zu führen.

Für Fragen steht die Führungsstelle der Direktion Verkehr unter der Rufnummer 0271-7099-0 gerne zur Verfügung.