Was passiert wenn ein arzt krank wird

Macht der eigene Arzt Ferien, bekommt man Folgekrankschreibungen bei dessen Vertretungsarzt. Das ist besonders wichtig für Empfänger von Krankengeld. Sie müssen ohne Lücken krankgeschrieben sein – sonst kann die Kasse die Zahlung verweigern.

Sven B. steht unter Zeitdruck. Er bekommt Krankengeld und seine Krankschreibung lief gestern aus. Als er seine neue Bescheinigung abholen möchte, steht er vor verschlossener Tür. Ein Aushang informiert ihn, dass die Praxis wegen Urlaubs nicht besetzt ist und wer die Vertretung übernommen hat. Aber um dort heute noch den Arzt zu erreichen, muss er sich beeilen. Denn dessen Sprechzeiten sind andere als die bei seinem Hausarzt.

Lücken bei der Krankschreibung vermeiden

Deshalb der Hinweis: Jeder Arzt kann die Bescheinigung ausstellen, selbst wenn er nicht mit der Krankenkasse abrechnen darf und deshalb nur Privatpatienten behandelt. Eine lückenlose Krankschreibung ist besonders wichtig, wenn Sie Krankengeld erhalten. Das gilt erst recht dann, wenn Sie nicht mehr beschäftigt und nur wegen der Krankengeldzahlung bei der Krankenkasse versichert sind.

Damit die Krankenkasse ohne Unterbrechung Krankengeld zahlt, müssen Sie sich spätestens am ersten Werktag nach Ende der Krankschreibung eine Folgebescheinigung abholen. Endet die Bescheinigung an einem Freitag, genügt es, sich am darauffolgenden Montag eine Folgebescheinigung zu besorgen. Voraussetzung dafür ist aber, dass Sie wegen derselben Krankheit arbeitsunfähig geschrieben sind.

Sich krank zu melden ist in Deutschland das gute Recht eines jeden Arbeitnehmers – vorausgesetzt, man ist auch wirklich arbeitsunfähig. Doch was geschieht, wenn der Arzt die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung verweigert? Darf er das überhaupt? Wir klären auf.

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Angesichts der angespannten Corona-Lage bleiben Krankschreibungen wegen leichter Erkältungsbeschwerden bis Jahresende auch telefonisch und ohne Besuch einer Arztpraxis möglich. Dies solle wegen der leichter übertragbaren Delta-Virusvariante und langsam voranschreitender Impfungen weiterhin helfen, Kontakte zu vermeiden und Infektionsrisiken zu minimieren, heißt es beim Gemeinsamen Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken.

Telefonische Krankschreibungen sind bis zu sieben Tage möglich und können ebenfalls telefonisch für weitere sieben Kalendertage verlängert werden. Ärztinnen und Ärzte müssen sich dafür durch „eingehende telefonische Befragung“ persönlich vom gesundheitlichen Zustand überzeugen.

Immer mehr Krankschreibungen in Deutschland

Die ärztliche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) wird in Deutschland jährlich millionenfach ausgestellt, wobei sich die Zahlen in den vergangenen Jahren stark erhöht haben. Dies hängt mit dem höheren Krankenstand von Arbeitnehmern in Deutschland zusammen. 2019 waren Arbeitnehmer in Deutschland durchschnittlich 10,9 Arbeitstage krank gemeldet. Im Jahr 2007 lag sie bei 8,1 Tagen.

Arzt verweigert Krankschreibung: Darf er das?

Kann ein Arzt die Bitte eines Patienten um Krankschreibung ablehnen? Die Antwort lautet: ja. Ein Arzt hält sich bei der Ausübung seiner Tätigkeit an das ärztliche Berufsrecht. Dieses verpflichtet ihn, alle Maßnahmen auf Grund begründeter Einschätzungen und Fakten zu treffen. Eine Krankschreibung gilt als eine solche medizinische Maßnahme.

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Was passiert wenn ein arzt krank wird

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So ist es möglich, dass ein Arzt zu dem Schluss kommt, ein Patient sei zwar krank, dadurch jedoch nicht arbeitsunfähig. In solchen Fällen verweigert er die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung aus rechtlichen Gründen.

Was kann ein Patient tun?

Schreibt ein Arzt seinen Patienten ohne nachvollziehbaren Grund krank, können ihn der Arbeitgeber und die Krankenversicherung des Patienten später auf Schadenersatz verklagen. Darüber hinaus drohen dem Arzt wegen des unärztlichen Verhaltens Probleme mit der Ärztekammer.

Es ist allerdings das gute Recht eines jeden Patienten, einen anderen Arzt aufzusuchen und sich erneut untersuchen zu lassen. Dem betreffenden Arzt dürfte dann ein Patient verloren gegangen sein.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Arbeitnehmer in Baden-Württemberg – Viel weniger Krankmeldungen durch Corona

Kranke Ärzte sind im Gesundheitssystem nicht vorgesehen. Streiken Körper und Psyche, verweigern Mediziner sich oft das, was sie ihren Patienten empfehlen. Ein hörenswertes Radio-Feature lässt Betroffene zu Wort kommen - und fragt, warum das Problem tabuisiert wird.

Was passiert wenn ein arzt krank wird
Von Florian Staeck
Veröffentlicht: 20.12.2013, 11:41 Uhr

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NEU-ISENBURG. Ist der Krankenversicherte krank, geht er zum Arzt. Ist der Arzt krank - wohin geht er dann? Im Zweifelsfall zu keinem Arzt, sondern er oder sie arbeitet weiter, bis es nicht mehr geht. "Heilen macht krank oder der Arzt als Patient", hieß ein Radiofeature im "Deutschlandfunk" am Dienstagabend.

Beeindruckend war das 45-minütige Feature besonders in den Passagen, in denen betroffene Ärztinnen und Ärzte anonym zu Wort kamen. Da ist der Hausarzt, der morgens bis spätabends in seiner Praxis wie ein Besessener arbeitete.

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Alarmsignale des Körpers wurden mit Alkohol betäubt, die Fahne mit Pfefferminzbonbons und Kaugummi vertuscht. Bis er an seinem Schreibtisch zusammenbrach.

Ärzte, so berichtet die Autorin Dorothea Brummerloh, leiden häufiger an Depressionen und Suchterkrankungen als Angehörige anderer Berufe, die Suizidrate ist doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Bevölkerung. Sie zitiert Studien, denen zufolge ein Drittel aller Assistenzärzte im ersten Berufsjahr an depressiven Störungen leidet.

"Jeder Arzt braucht einen Arzt"

Es gebe eine "goldene Regel", sagt der Chefarzt der Oberbergklinik Weserbergland, Dr. Hermann Paulus: "Jeder Arzt braucht einen Arzt". Er schlage die Hände über dem Kopf zusammen, "wenn ich sehe, in welchem Zustand Kollegen noch Patienten behandelt haben". Die Klinik hat sich auf die Behandlung von Ärzten mit Abhängigkeitserkrankungen spezialisiert.

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Das ist der Fall eins 35-jährigen Anästhesisten, der mit Elan in einer Klinik der Maximalversorgung seine Karriere startete. Tilidin, ein schmerzstillendes Opiat, half ihm, nach Bereitschaftsdiensten in der Nacht "herunterzufahren". Das Betäubungsmittel zweigte er bei Operationen ab, hinzu kamen Kokain, Cannabis und "Unmengen Alkohol".

Er habe nicht gesehen, "dass ich ein so großes Problem habe", wird er zitiert. Der Chefarzt Paulus skizziert den Mechanismus: Wer Burn-out hat, bekommt soziales Mitleid, wer von sich sagt, er habe Depressionen, der wird behandelt, "als wenn das ansteckend wäre", so Paulus.

Das Feature verdeutlicht in vielen Einspielungen von betroffenen Ärzten, dass die hohe Prävalenz von Depressionen und Suchterkrankungen sich nicht allein aus berufsspezifischer Sozialisation oder übersteigertem Karrieredrang erklären lässt, sondern dass vielmehr im System etwas faul ist.

Hat niemand in der Klinik die stecknadelkopfgroßen Pupillen des Anästhesisten bemerkt, fragt die Autorin. Gab es keine Fürsorgepflicht der Vorgesetzten?

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Anpassung, bis es nicht mehr geht

Klinikärzte versuchten sich in Zeiten steigender Arbeitsbelastung ständig anzupassen und lebten dabei vom Prinzip Hoffnung, sagt Dr. Günther Jonitz, Präsident der Berliner Ärztekammer. Man gehe zehn oder zwölf Jahre "durch die Mühlen", um schließlich Oberarzt oder Chefarzt zu werden: "Diese Hoffnung hält viele aufrecht."

Nach einer mehr als 20 Jahre dauernden Phase der "Kommerzialisierung brauchen wir jetzt eine Phase der Humanisierung des Gesundheitswesens: Es sind nämlich Menschen im System und beileibe nicht nur auf der Seite der Patienten", so Jonitz.

Ob in Klinik oder Praxis: Sollen Ärzte langfristig gesund bleiben, dann müssen, so die Autorin, "Arbeitsaufwand und Bezahlung, Zeit für die Patienten und Verwaltungsaufwand ins Gleichgewicht gebracht werden".

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Hoffnung auf Besserung sieht Rudolf Henke, Vorsitzender des Marburger Bundes, bei der jungen Ärztegeneration, gerne als "Generation Y" bezeichnet. Diese jungen Mediziner schauten sich die (schlechten) Arbeitsverhältnisse in Kliniken nur ein halbes Jahr lang an und wechselten dann den Job. Klinikträger, die diese Entwicklung nicht zur Kenntnis nähmen, "werden im Wettbewerb zwischen Krankenhäusern erbarmungslos abgestraft", so Henke.

Das Radio-Feature ist auf der Webseite des Deutschlandfunks noch einige Tage abrufbar, ebenso eine pdf-Datei mit dem Textmanuskript: http://tinyurl.com/op4n2lh

Wer schreibt Ärzte krank?

Macht der eigene Arzt Ferien, bekommt man Folgekrankschreibungen bei dessen Vertretungsarzt. Das ist besonders wichtig für Empfänger von Krankengeld. Sie müssen ohne Lücken krankgeschrieben sein – sonst kann die Kasse die Zahlung verweigern.

Wann zahlt Praxisausfallversicherung?

Die Praxisausfallversicherung ist eine Schadensversicherung Die Versicherung zahlt, sobald Sie von einem Arzt aufgrund eines Unfalls oder einer Erkrankung krankgeschrieben werden. Die Versicherung zahlt, sobald Sie von einem Arzt krankgeschrieben werden. Die Betriebskostenversicherung sieht ebenfalls Karenztage vor.