Was macht der Vollmond mit der Psyche?

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Erstellt: 26.09.2018Aktualisiert: 17.05.2019, 15:19 Uhr

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Was macht der Vollmond mit der Psyche?

Beeinflusst der Mond das Leben des Menschen? Die Wissenschaft kann diese Frage nicht eindeutig beantworten. © dpa / picture alliance / Jochen Lübke

Schlechter schlafen, besser abnehmen: Nimmt der Mond tatsächlich Einfluss auf Menschen, so wie viele glauben? Die Wissenschaft ist sich weiterhin unsicher.

Der Mond. Er hat doch wirklich etwas Mystisches, Geheimnisvolles an sich, finden Sie nicht? In wolkenlosen Nächten, wenn er in seiner vollen, runden Pracht am Firmament steht, erinnert der Erdtrabant den Menschen an das, was er ist: nichts als ein Staubkorn in einer gigantischen Galaxie, ein unbedeutender Punkt inmitten der Unendlichkeit des Weltraums. In solchen Nächten spüren manche Menschen eine große Demut vor der Natur und den Kräften, die darin wirken. 

Leben nach dem Mond 

Manche Menschen lassen sich von der Faszination, die der Mond auf sie ausübt, soweit treiben, dass sie in einen regelrechten Mond-Kult verfallen, der auch ihren Alltag und ihr Handeln bestimmt: Sie leben mit und nach dem Mondkalender, der ihnen sagt, welche Tage des Mondzyklus günstig sind, um sich die Haare schneiden zu lassen oder die Wohnung zu putzen. Die Mondphasen bestimmen, wann sie Pflanzen aussäen oder wann sie mit einer Diät beginnen sollten, um die Kraft des Mondes unterstützend nutzen zu können. Klevere Diät-Schummler werden ihre Fastenzeit in den Mai 2019 legen, in diesem Monat wird es zwei Mal zu einem Vollmond kommen. Astronomen nennen dieses Phänomen "Blue Moon".

Widersprüchliche Mondkalender

So sagen die meisten Mondkalender, dass bei abnehmendem Mond all jene Tätigkeiten besonders gut gelingen, bei denen etwas weggenommen wird, wie etwa beim Nägel oder Haareschneiden. Auch würde es leichter fallen, abzunehmen. Der zunehmende Mond dagegen unterstütze Wachstum und Gedeih – übrigens auch in Form von Speckröllchen an den Hüften. Schaut man sich allerdings einmal zwei oder drei Mondkalender verschiedener Autoren an, fällt eines auf: Jeder Schreiberling hat so seine eigenen Thesen, ob ein bestimmter Tag nun ein guter Tag fürs Epilieren ist oder ein schlechter, um sichdie Augenbrauen zu zupfen. Doch was ist wirklich dran: Hat der Mond nun Einfluss auf den Menschen, oder ist das alles nur esoterischer Hokuspokus?

Vollmondnächte 2018 im Überblick

Vollmond ist im Durchschnitt alle 29,53 Tage:

Dienstag, 26. September 2018, 13.58.24 Uhr
Mittwoch, 24. Oktober 2018, 18:47:34 Uhr
Freitag, 23. November 2018, 06:41:26 Uhr
Samstag, 22. Dezember 2018, 18:50:27 Uhr
Montag, 21. Januar 2019, 06:17:10 Uhr
Dienstag, 19. Februar 2019, 16:53:58 Uhr
Donnerstag, 21. März 2019, 02:43:00 Uhr
Freitag, 19. April 2019, 13:12:18 Uhr
Samstag, 18. Mai 2019, 23:11:36 Uhr
Montag, 17. Juni 2019, 10:31:18 Uhr
Dienstag, 16. Juli 2018, 23:39:31 Uhr
Donnerstag, 15. August 2019, 14:31:17 Uhr
Samstag, 14. September 2019, 06:35:23 Uhr

Mehr Verbrechen und unruhiger Schlaf in Vollmondnächten? 

Tatsache ist, dass unzählige Geschichten über den Mond und seine angebliche Wirkung auf Mensch, Tier und Pflanzenwelt existieren. So wie der Mond durch seine Gravitationskraft für den Wechsel der Gezeiten verantwortlich ist, so meinen viele, dass der Mond auch Einfluss auf alle Lebewesen haben müsse. Viele Menschen behaupten etwa, bei Vollmond schlechter als sonst schlafen zu können oder sogar Schlafzuwandeln

39 Prozent der Befragten einer Studie schlafen bei Vollmond schlechter 

In einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach, bei der 2.044 Personen unterschiedlichen Alters aus ganz Deutschland befragt wurden, gaben immerhin 39 Prozent an, der Mond habe Einfluss auf ihren Schlaf. Lediglich ein Prozent von ihnen will einen positiven Einfluss wahrgenommen haben. Die meisten waren der Überzeugung, durch den Mond, vor allem in den Vollmondphasen, beim Ein- und Durchschlafen gestört zu werden

Werden in Vollmondnächten mehr Verbrechen begangen?

Stark verbreitet ist auch der Glaube, dass es in Vollmondnächten zu mehr Unfällen, mehr Verbrechen und mehr Suiziden kommt. Auch soll der Mond Einfluss auf die Zahl der Geburten haben. Das amerikanische Forschertrio Ivan Kelly, James Rotton und Roger Culver hat zu genau diesen Thesen 37 Studien ausgewertet, mit dem Ergebnis, dass es keinen Zusammenhang zwischen den Mondphasen und menschlichem Verhalten gibt.

Veröffentlicht haben sie ihre Ergebnisse in einem Aufsatz mit dem vielsagenden Titel "The moon was full and nothing happended" ("Es war Vollmond, und nichts geschah"). Der Grund, weshalb Menschen glauben, dass Verbrechen oder Geburtenzahlen vom Mond beeinflusst werden könnten, sei möglicherweise auf ungenügende Physik-Kenntnisse, psychologische Vorbelastungen sowie verzerrte Medienberichte zurückzuführen. 

Laborstudien konnten einen Mond-Einfluss feststellen 

Dennoch gibt es durchaus auch Studien, bei denen angeblich tatsächlich Zusammenhänge zwischen unerklärlichen Phänomenen und den Zyklen des Mondes demonstriert werden konnten. So veröffentlichte der Chronobiologe Christian Cajochen 2013 beispielsweise eine Studie, in der er rückwirkend die Schlafdaten von 33 Personen auswertete. Der Mediziner verglich die Einschlafzeit, die Dauer des Schlafs, mit EEG gemessene Tiefschlafphasen sowie die Melatoninspiegel an Tagen kurz vor, während und kurz nach einem Vollmond mit den Daten, die an anderen Tagen gemessen worden waren.

Was er herausfand, ist verblüffend: An Abenden an und um Vollmond benötigten die Probanden durchschnittlich fünf Minuten länger zum Einschlafen. Auch schliefen sie 20 Minuten weniger, und die Tiefschlafphasen waren um 30 Prozent verkürzt. Außerdem war der Spiegel des „Schlafhormons“ Melatonin niedriger. 

Unterschiedliche Studienergebnisse 

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München fanden 2014 bei einer Studie, an der rund 2000 Personen teilnahmen, hingegen keine Effekte des Mondes auf den Schlaf. Allerdings beobachteten die Forscher die Probanden nicht unter solch kontrollierten Bedingungen. So wurden die Untersuchungen beispielsweise zum Teil gar nicht im Schlaflabor durchgeführt, sondern einige Probanden schliefen auch zu Hause in ihrem eigenen Bett. Licht und Geräusche dürften bei diesen Tests die Ergebnisse verfälscht haben, zumal die Effekte ohnehin minimal sind. 

Studien werden oft unter unterschiedlichen Bedinungen durchgeführt

Darüber hinaus wurden die Probanden in ihrem Tagesrhythmus nicht vorsynchronisiert. So ist es im Rahmen von Studien wohl üblich, die Probanden darum zu bitten, zwei Wochen vor dem Test im Schlaflabor ihren Schlaf-Wach-Rhythmus einzuhalten, regelmäßig acht Stunden zu schlafen, sich keinen extremen Lichtverhältnissen auszusetzen und möglichst wenig Kaffee zu trinken, da Koffein den Schlafrhythmus beeinflusst. In Cajochens Studie wurde sogar elektronisch überwacht, ob sich die Probanden an die Auflagen hielten. Wer es nicht tat, wurde von der Studie ausgeschlossen. 

Die Psyche spielt eine Rolle 

Dass die Ergebnisse der Studien so unterschiedlich ausfallen können, liegt also auch daran, dass sie häufig unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen durchgeführt werden. Nicht zu verachten bei solchen Studien ist auch immer die psychologische Komponente. Wissen die Probanden, welche Fragestellungen hinter einem Test stecken, verhalten sie sich möglicherweise anders als sie es getan hätten, wenn sie nicht gewusst hätten, was das eigentliche Ziel der Studie ist.

So kann es sinnvoll sein, Daten früherer Studien auszuwerten, die ursprünglich unter ganz anderen Gesichtspunkten durchgeführt worden waren. Auch bei der Laborstudie aus dem Jahr 2013 wussten zum Zeitpunkt der Erhebung weder die Wissenschaftler selbst, noch die Probanden, dass die Ergebnisse Jahre später auf Faktoren untersucht werden würden, die zeigen sollten, ob der Mond Einfluss auf den Menschen hat. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2014 an 319 Personen konnte die Ergebnisse bestätigen, dass der Mond die Qualität des Schlafes bei einigen Menschen beeinflussen kann. 

Der Mond und der weibliche Zyklus 

Auffällig ist, dass sich vor allem Frauen mit dem Schlafen bei Vollmond schwertun: Laut der bereits erwähnten Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach glaubt jede zweite, dass die Qualität ihres Schlafes unter dem Einfluss des Vollmonds leide. Bei den Männern sind es nur 27 Prozent. Ist der Glaube an die Macht des Mondes eventuell ein vorwiegend weibliches Phänomen? Tatsächlich sind viele Menschen davon überzeugt, dass der Mond auch Einfluss auf den weiblichen Menstruationszyklus habe.

Wissenschaftlich kann dies allerdings schnell widerlegt werden. Denn Fakt ist zum einen, dass sich wichtige Ereignisse innerhalb eines Menstruationszyklus wie etwa der Eisprung auf alle Mondphasen verteilen. Zum anderen sind die Zyklen bei jeder Frau unterschiedlich lang. Vollmond dagegen ist alle 29.5 Tage. Lediglich Frauen, die abwechselnd einen Zyklus von genau 29 und 30 Tagen haben, können sich theoretisch mit dem Mond synchronisieren

50 Jahre früher fühlten sich weniger Menschen vom Mond gestört

Zu denken geben sollten einem auch Zahlen einer Umfrage, die das Institut für Demoskopie Allensbach ein halbes Jahrhundert zuvor erhoben hatte: Auf die Frage, ob sich der Vollmond ihrer Meinung nach auf Stimmung, Gemüt und Schlaf auswirke, gaben nur 23 Prozent der Frauen und 21 Prozent der Männer an, einen Einfluss des Mondes auf die Qualität ihres Schlafes wahrzunehmen

Wissenschaft weiterhin uneins

Fest steht: Eine eindeutige wissenschaftliche Antwort auf die Frage, ob der Mond den Menschen beeinflusst, gibt es nicht. Wer sich seinen Glauben an die Macht des Mondes bewahren möchte, sollte es tun. Manchmal ist es nicht verkehrt, nicht jedes Phänomen dieser Erde entzaubern zu wollen.

Lesen Sie auch: Hat der Geburtsmonat wirklich Einfluss auf die spätere Krankheitsgeschichte?

Von Franziska Grosswald

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Wie wirkt sich der Vollmond auf die Psyche aus?

Vollmond und seine Auswirkungen auf die Psyche Eine andere Studie beobachtete eine Schlafverkürzung von ca. 20 Minuten, wie auch mehr Zeit zum Einschlafen in Vollmondnächten. Das könnte aus einer niedrigeren Melatoninkonzentration im Blut folgen, die durch die Helligkeit des Vollmonds zustande kommt.

Was löst Vollmond bei Menschen aus?

Der Vollmond soll eine konzentrierende und aufbauende Wirkung auf unseren Körper haben. Er speichert unsere Energie und regeneriert den Körper – dementsprechend ist die körperliche Leistungsfähigkeit zu dieser Zeit im Ruhemodus. Viele Menschen sprechen davon während Vollmondnächten schlechter zu schlafen.

Was sollte man bei Vollmond nicht tun?

Nicht zu Zusatzstoffen greifen Ob Medikamente, Koffein, Tabak, Alkohol oder künstliche Zusatzstoffe: Lasst bei Vollmond besser die Finger davon. Der Grund: Sie nehmen in der Mondphase angeblich auch an Wirkkraft zu. Ob das wirklich so ist, muss wissenschaftlich allerdings erst noch nachgewiesen werden.

Warum schlechte Laune bei Vollmond?

Zum Zeitpunkt des Vollmonds ist es wahrscheinlich, dass man weniger tief schläft, lebhafter träumt und länger braucht, um einzuschlafen. Das alles verstärkt die Emotionen – man fühlt sich im Allgemeinen etwas unruhiger und rastlos.