Was ihr nicht wollt was man euch tut?

Dieses Wort Jesu wird oft die Goldene Regel genannt. Selbst die Großen der Philosophiegeschichte wie Sokrates und Aristoteles, die Bedeutenden anderer Lehren wie Konfuzius und genauso die Berühmten der jüdischen Geschichte wie Rabbi Hillel, sie alle kennen diesen markanten Gedanken Jesu. - Und doch gibt es einen offensichtlichen Unterschied: Konfuzius sagt: „Was du nicht willst, dass man dir tun soll, füge auch keinem anderen zu.“ Und Rabbi Hillel: „Was dir verhasst ist, tu auch anderen nicht an.“ Diese beiden fordern auf, etwas zu unterlassen. Jesus fasst in dieser Goldenen Regel etwas in den Blick, das es zu tun gilt. Aktivität ist gefragt. Aufs Handeln kommt es an. Es genügt nicht, die Hände in den Schoß zu legen und abzuwarten. Statt dessen gilt: Denke und handle! Dieser Unterschied ist bedeutsam. Wenn es in der deutschen Straßenverkehrsordnung heißt: „Jeder habe sich so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird“, bedeutet dies noch lange nicht, dass man dem anderen bei einer Panne hilft oder einen Tramper bei Regen mitnimmt. Jemandem nichts Böses zu tun, ist relativ leicht. Ihm Gutes zu tun, umfasst mehr.

Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, tut ihnen auch. - Was dir gefällt, wird auch anderen zusagen. Denn du bist ein Mensch und der andere ist aus demselben Holz geschnitzt.
• Wenn ich also erwarte, dass ein anderer für mich eintritt, wenn ich in Abwesenheit verurteilt und verleumdet werde, kann ich selbst damit beginnen, für andere ein gutes Wort einzulegen.
• Wenn ich hoffe, dass mir vergeben wird, wo ich schuldig geworden bin, kann ich selbst damit starten – ganz gleich, ob der andere mich schon um Vergebung gebeten hat oder nicht.
• Wenn ich allein zu Hause bin und mich im Grunde darüber ärgere, dass mich keiner besucht, kann ich mich selbst auf den Weg machen, um einen anderen aufzusuchen.
• Und wenn es mir recht wäre, dass andere für mich beteten, kann ich selbst ein Gebet für andere sprechen.

Vertrauen, Verlässlichkeit, Verantwortungsbewusstsein. – Was ich mir wünsche, bringt mich nach diesem Wort Jesu an den Start: Tu`s, sagt er. Warte nicht. Überlege nicht zu lange. Frage nicht, ob es sich lohnt! Sinne nicht erst darüber nach, ob der andere es merken wird, wie toll du mit ihm umgehst. Und der Hintergedanke „Ich gebe, damit du mir gibst“, bleibt völlig außen vor. Denn nach Apostelgeschichte 20,35 gilt: „Geben ist seliger als nehmen.“ Wenn mir Achtung und Verständnis, Geduld und Freundlichkeit wichtig sind, ist es ein guter Anfang, sie selbst zu üben.

„Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, tut ihnen auch.“ Was würde dieses Wort, von allen beherzigt und umgesetzt, auf dieser Welt verändern? Würde diese Welt immer lichter und heller werden, friedlicher und freundlicher? Ist gar das Paradies auf Erden zu erwarten? Die bisherige Geschichte dieser Welt weist in eine andere Richtung. Auch der Frömmste, wenn es ihn denn gibt, wird dieser Bitte Jesu keineswegs stets und in eigener Kraft entsprechen können. Trotzdem lohnt es sich, diesem Wort Jesu zu folgen. Was er uns rät, dient uns und fördert das Miteinander. Zu tun, was Jesus will, kann uns erst gelingen, wenn unser Herz mit seiner Liebe gefüllt wird. Wer von uns mit ihm lebt und zu ihm gehört, wird befähigt, diesem Wort zu folgen.

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Matthias Dreßler

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Eines der bekanntesten Sprichwörter, das wir gern unseren Kindern sagen, wenn sie in ihrem kleinen Lebensbereich das erstemal völlig entsetzt erfahren mussten, dass die von ihnen ausgesäte Gewalt oder Bosheit plötzlich zurückschlägt.

Anders ausgedrückt: Jemand, den unser Kind geärgert oder genervt hat, setzt sich plötzlich zur Wehr und entpuppt sich dabei noch als der Stärkere. Vielleicht hatte jener dann die Geduld verloren und nun seinerseits einen Gegenangriff gegen den Störenfried gestartet. Oftmals ist die Gegenattacke so heftig, dass sich unser Kind nun selbst als Opfer von Gewalt erfährt und sich hilfesuchend z. B. an seine Eltern wendet, in der Hoffnung, dass diese ihm nun beistehen und vermeintlichen Bösewicht bestrafen. Es gibt hin und wieder Eltern, die auf diesen Trick ihrer Kinder hereinfallen, manchmal, weil sie sich gar nicht vorstellen können, dass ausgerechnet ihr sonst so wohlerzogenes Kind zu so einer Bosheit fähig sei. Kluge Eltern und Erzieher wissen dagegen, dass äußerste Vorsicht angeraten ist, wenn sich zum Beispiel ein Kind immer als Opfer darzustellen versucht, wenn immer andere an jeden Streit und jeder Krisensituation schuld sind, nur nicht es selbst. Wenn sie zusammen mit ihrem Kind versuchen, die wahren Ursachen seines Verhaltens zu entschlüsseln, kann solch eine Regel (wie oben) in Zukunft auch für ihr Kind eine Hilfe sein, weil sie in einer sehr kurzen und prägnanten Form zum Ausdruck bringt: Wer Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und Brüderlichkeit von anderen erwartet, darf zunächst erst einmal anderen die Freiheit nicht rauben, muss selber mit anderen friedfertig umgehen, sollte nicht ausschließlich seinen eigenen Vorteil suchen und immer auch akzeptieren, dass das eigenen Wohlergehen nicht als Last auf dem Rücken eines anderen aufgebaut sein darf.

Diese Regel: Was du nicht willst, dass man dir tut..., ist im Leben so vielseitig anwendbar, dass man sie auch als die "Goldene Regel" bezeichnet. In der Bibel begegnet uns diese Regel mehrmals. Eine der ältesten Zeugnisse finden wir im Buch Tobit, da lautet sie fantastisch kurz (im 4. Kapitel Vers 16): Was du verabscheust, tu keinem anderen an!" - Diese Goldenen Regel ist für jeden leicht zu begreifen und anzunehmen, weil sie unsere ureigensten Hoffnungen und Wünsche ganz ernst nimmt: und diese für das Allgemeinwohl zum Maßstab setzt, um schlechte oder böse Taten zu verhindern.

Überraschend geht Jesus sogar noch einen Schritt weiter, wenn er diese Goldene Regel (in Lk 6,31) folgendermaßen umformuliert: Wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut auch ihnen!" - Bei Jesus spüren wir bei dieser Formulierung, dass es ihm nicht nur darauf ankommt, das Schlimmste zu vermeiden, sondern dass er Hilfestellung geben will, damit wir unsere Beziehungen zu anderen Menschen positiv und vorallem aktiv gestalten und voranbringen. - Handeln nach diesen Regeln erfordert Mut und die Überwindung des eigenen Egoismus. Wir sagen: Für so etwas braucht man viel Idealismus. Wir bewundern ihn bei denjenigen, die sich in besonderer Weise für Menschen in jeglicher Not einsetzen.

Für mich heißt das: Mein Handeln orientiert sich an einem hohen Ideal, dem ich in der Praxis nie ganz gerecht werden kann und muss, das mir aber ein guter Wegweiser für mein Denken und Handeln sein kann. Zum Schluss noch eine Frage: Sind Sie auch schon einmal über jene häufig gebrauchte Verhaltensregel gestolpert: "Du musst immer positiv denken!" - und haben Sie sich auch schon einmal gefragt, was das eigentlich sein soll und wie das geht? Wenn sie ein Beispiel für positives Denken suchen, dann sollten Sie sich noch einmal die Goldene Regel Jesu zu Gemüte führen.

Wie lautet die Goldene Regel Mt 7 12?

Du willst das Recht haben, dein Heiligstes zu wahren: billige es auch ihm zu. Du willst, um das Höchste zu nennen, von ihm Liebe empfangen: gib auch du sie ihm. Kurz, alles was du für dich als recht, gut und schön empfindest: gib es auch dem Andern. Dann wirst du nie fehlgehen.

Was ihr wollt dass euch die Leute tun sollen?

„Dies ist das Gesetz des Evangeliums: Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch; und das Gesetz aller Menschen: Quod tibi fieri non vis, alteri ne feceris. “ Thomas Hobbes (1651): Leviathan.

Was steht in Matthäus 7 Vers 12?

Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, tut ihnen auch. - Was dir gefällt, wird auch anderen zusagen. Denn du bist ein Mensch und der andere ist aus demselben Holz geschnitzt.

Was ist die Goldene Regel in der Bibel?

In der Bibel, dem wichtigsten Buch des Christentums, klingt die Goldene Regel so: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihr ihnen ebenso. “ (Das könnt ihr nach lesen in der Bibel, im Neuen Testament, Matthäus, 7, 12).