Unter Abiturientinnen und Abiturienten ist ein Studium der Rechtswissenschaften sehr beliebt. Sie wollen Juristin oder Jurist werden. Im Jahr 2016 gab es in Deutschland 114.003 Studierende im Fach Jura, das somit sowohl zu den beliebtesten als auch zu den anspruchsvollsten gehört. Schon vor der Immatrikulation sollte deshalb klar sein, was einen im Jurastudium erwartet. Das Anwaltsblatt erklärt alles Wichtige. Show Das sind die Inhalte des JurastudiumsDie Studierenden lernen im Studium der Rechtswissenschaften, wie das deutsche Rechtssystem und seine Rechtsprechung funktionieren. Es bereitet sie auf ihre Aufgabe als Richter oder Rechtsanwalt vor. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Interpretation der verschiedenen Gesetzestexte. Da sie einer bestimmten juristischen Logik folgen, sind sie für Laien schwer verständlich. Studierende lernen, sie im Kontext zu betrachten und anzuwenden. Rechtsgebiet für Rechtsgebiet arbeiten die Studierenden während ihres Studiums durch. Sie lernen die Eigenheiten der Gesetze kennen. Welchen Abschluss erlangt man im Jurastudium?Wer in Deutschland Rechtswissenschaften studiert, kann zwischen zwei verschiedenen Abschlüssen wählen. Im klassischen Jurastudium absolvieren die Studierenden das erste und zweite juristische Staatsexamen. Wer beide Examen besteht, darf sich Volljurist oder Volljuristin nennen. Seit der Bologna-Hochschulreform bieten Universitäten und Hochschulen vermehrt Bachelor-Studiengänge der Rechtswissenschaften an. Sie haben in der Regel einen Schwerpunkt. Beispielsweise Wirtschaftsrecht. Die Absolventen von Bachelor-Studiengängen tragen den Titel „Bachelor of Laws“ (LL.B.). Wer den Bachelor in der Tasche hat, kann noch ein Masterstudium absolvieren. Sind Studierende auch hier erfolgreich, erhalten sie den Titel „Master of Laws“ (LL.M.). Bachelor oder Staatsexamen: Welche Berufe sind möglich?Jurastudium: Staatsexamen oder Bachelor? Welche Abschlüsse könnt ihr wählen? Die Art des Abschlusses entscheidet über die möglichen Berufe: Arbeitgeber in der freien Wirtschaft bevorzugen Bewerberinnen und Bewerber, die im Studium einen ökonomischen Schwerpunkt hatten. Entsprechende Bachelor- oder Master-Abschlüsse mit wirtschaftlichem Schwerpunkt sind da im Vorteil. Der Haken: Wer Bachelor oder Master ist, wird weder Richter noch Rechtsanwalt. Gleiches gilt für den Beruf des Notars. Absolventinnen und Absolventen der Bachelor-Studiengänge arbeiten vielmehr als Unternehmensberater, Wirtschaftsprüfer oder Insolvenzverwalter. Einige Kanzleien stellen Bewerber mit Bachelor- oder Master-Abschluss für die Arbeit abseits der Gerichtsverfahren ein. Diese dürfen sich aber nicht Anwalt oder Anwältin nennen. Studierende der klassischen Jura-Studiengänge können als Volljuristen theoretisch Richter oder Richterin werden. Es ist meist ein Prädikatsexamen nötig, um Teil der Richterschaft oder der Staatsanwaltschaft zu werden. Das bedeutet: Die Absolventen und Absolventinnen müssen ihre Staatsexamina mit mindesten 9 von 18 Punkten abschließen. Auch internationale Kanzleien verlangen für freie Stellen meist ein Prädikatsexamen. Die Stellen sind begehrt, bieten sie doch internationale Kunden und attraktive Einstiegsgehälter. Ein Master of Laws mit wirtschaftlichem Schwerpunkt und ein sehr gutes Englisch verbessern die Chancen zusätzlich.
Welche formalen Voraussetzungen muss ich für ein Jurastudium erfüllen?Um Jura studieren zu können, ist die allgemeine Hochschulreife nötig. Schülerinnen und Schüler erhalten diese mit dem Abitur oder einem gleichwertigen Abschluss. Die Wahl bestimmter Schulfächer beeinflusst die Einschreibung hingegen nicht. Jedoch ist es im Studium ein Vorteil, lateinische Grundbegriffe zu kennen: Zwar ist das Latinum keine Pflicht, ein angehender Jurist versteht Gesetze aber leichter, wenn die vielen lateinischen Fachbegriffe der Rechtswissenschaften bereits bekannt sind. Wie hoch ist der NC für Jura?Der Numerus Clausus, kurz NC, bezeichnet die Zulassungsbeschränkung eines Studiengangs. Klingt kompliziert, ist aber einfach. Der NC ergibt sich aus der Abiturnote der letzten Person, die die Uni für das jeweilige Fach zulässt. Liegt der NC für ein Fach bei 2,0, bedeutet das, dass nur Bewerberinnen und Bewerber mit den Noten 1,0 bis einschließlich 2,0 zugelassen wurden. Das heißt: Je mehr Menschen sich bewerben, desto niedriger ist in der Regel der NC. Es ist also generell ein Vorteil, gute Noten vorweisen zu können. Gibt es mehr Studienplätze als Bewerbungen, entfällt der NC. Ein guter Notenschnitt im Abitur ist zudem notwendig, um Jura in einer Großstadt wie Hamburg, Berlin oder München zu studieren. Dort gibt es eine große Nachfrage nach Studienplätzen. In Berlin beispielsweise lag der Numerus Clausus (NC) an der Freien Universität zum Wintersemester 2018 bei 1,6. Die Bewerber sollten also einen Notenschnitt von 1,6 oder besser haben, damit sie hier einen Platz bekommen. Aber gute Noten im Abitur sind keine zwingende Voraussetzung für das Studium der Rechtswissenschaften. Es gibt in Deutschland Universitäten, die regelmäßig alle Bewerberinnen und Bewerber zum Studium zulassen. Ein Beispiel dafür ist die Uni Bayreuth. Dort ist es möglich, Jura ohne Zulassungsbeschränkung zu studieren. Neben formalen Voraussetzungen sind auch persönliche Voraussetzungen relevant. Menschen mit einem Talent für das analytische und logische Denken haben gute Aussichten auf ein erfolgreiches Jurastudium. Ein ausgeprägtes Gefühl für Sprache und Freude am Aufbau einer Argumentationsstruktur helfen den Studentinnen und Studenten der Rechtswissenschaften ebenfalls. Wie ist das Jurastudium aufgebaut?Grundstudium, Hauptstudium, Staatsexamen und Referendariat - Das Jurastudium folgt einem bestimmten Aufbau. Im klassischen Jurastudium absolvieren die Studierenden zuerst das Grundstudium. Während dieser Zeit belegen die Studentinnen und Studenten die Pflichtfächer Zivilrecht, Strafrecht und Öffentliches Recht. Das Zivilrecht regelt Streitigkeiten unter Bürgern, zum Beispiel den Anspruch auf Unterhalt. Wenn der Staat hingegen einen Bürger eines Verbrechens beschuldigt, fällt das Verfahren unter das Strafrecht. Im Öffentlichen Recht sind alle Regelungen zwischen Staat und Bürgern festgeschrieben. Dazu gehören auch die Grundrechte. Um das Grundstudium abzuschließen, legen die Studierenden eine Zwischenprüfung ab. Darauf folgt das Hauptstudium, das einerseits dazu dient, das Wissen aus dem Grundstudium zu vertiefen. Andererseits wählen die Studentinnen und Studenten Schwerpunktfächer und spezialisieren sich so. Je nach Uni gibt es unterschiedliche Möglichkeiten zur Spezialisierung. Während des Hauptstudiums machen Studierende außerdem Praktika. Das Hauptstudium endet mit dem ersten juristischen Staatsexamen. Nach dem ersten Staatsexamen dürfen sich die Absolventinnen und Absolventen Juristin oder Jurist nennen. Um sich als Volljuristen zu qualifizieren, treten sie ein Rechtsreferendariat an. Als Referendarinnen und Referendare arbeiten sie auf verschiedenen Positionen, um praktische Erfahrung zu sammeln. Mit dem Ende des Referendariats schreiben sie das zweite Staatsexamen und beenden so ihre Ausbildung. Im Gegensatz zum ersten Staatsexamen gibt es in einigen Bundesländern im zweiten Staatsexamen keinen selbstgewählten Schwerpunktbereich. Auch die Zahl der Klausuren ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich: Sie schwankt je nach Ort zwischen sieben und elf Klausuren. In fast allen Bundesländern gehört ein zehnminütiger Aktenvortrag zur mündlichen Prüfung. Für den Vortrag haben die Studierenden in der Regel eine Stunde Zeit, sich vorzubereiten. Wie lange dauert das Jurastudium?Für alle Studiengänge gibt es eine Regelstudienzeit, die festlegt, wie lange die Studentinnen und Studenten bis zu ihrem Abschluss brauchen. Dies basiert auf dem Arbeitsaufwand, den die Studierenden im Studium haben. Die Regelstudienzeit für Jura variiert beim Bachelor und Master je nach Universität. Meist liegt sie aber bei zehn Semestern. Sechs Semester dauert der Bachelor. Der Master nimmt anschließend normalerweise vier Semester in Anspruch. Examensstudiengänge sind anders aufgeteilt. Die ersten vier Semester gehören zum Grundstudium, darauf folgen in der Regel sechs Semester Hauptstudium. Allerdings nehmen sich viele Studentinnen und Studenten ein bis zwei Semester Zeit, um das erste Staatsexamen vorzubereiten. In dieser Zeit absolvieren sie ein sogenanntes Repetitorium. Die durchschnittliche Studienzeit liegt deshalb bei elf Semestern, also bei etwa fünfeinhalb Jahren. Auch für das zweite Staatsexamen nutzen viele Jurastudentinnen und Jurastudenten ein Semester für die Vorbereitung. Weitere Prüfungsanläufe wegen einer nicht bestandenen Prüfung verlängern das Studium zusätzlich. An welchen Unis kann man Jura studieren?In Deutschland gibt es viele Unis, die einen Jurastudiengang anbieten. Hochschulrankings können helfen, das große Angebot zu überschauen. Das CHE Hochschulranking ist eines der bekanntesten Rankings. Es ermöglicht einen fachbezogenen Vergleich zwischen Universitäten. So können Bewerberinnen und Bewerber erkennen, welche juristische Fakultät am besten abschneidet. Allerdings sollten die Bewerberinnen und Bewerber darauf achten, welche Bewertungskriterien herangezogen werden. Diese können sie damit abgleichen, was ihnen an einer Uni oder Hochschule besonders wichtig ist. Erst durch das Verständnis der Methodik ist es möglich, das Ergebnis richtig zu interpretieren. Neben Rankings sind die Schwerpunktbereiche der Universitäten ein entscheidender Faktor bei der Auswahl. Denn die juristischen Fakultäten bieten selten exakt dieselben Möglichkeiten der Vertiefung an. Um die Auswahl zu erleichtern, hat die Anwaltsblatt-Redaktion die wichtigsten Unis und deren Schwerpunkte zusammengefasst. Jura an der Eberhard Karls Universität Tübingen
Jura an der Universität Bonn
Jura an der Universität Augsburg
Jura an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Jura an der Freien Universität Berlin
Jura an der Humboldt Universität zu Berlin
Jura an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Jura an der Universität Hamburg
Jura an der Universität zu Köln
Jura an der Goethe Universität Frankfurt
Jura an der Universität Leipzig
Noch nicht überzeugt?
Was ist der Unterschied zwischen Rechtswissenschaften und Jura?Re: Rechtswissenschaften oder Jura? Es gibt keinen Unterschied. Jura ist halt "Umgangssprache". Offiziell heißt es Studium der Rechtswissenschaften.
Was zählt zu den Rechtswissenschaften?Die Studierenden beschäftigen sich mit den unterschiedlichen Rechtsgebieten wie Bürgerliches Recht, Strafrecht, Öffentliches Recht und Verfahrensrecht.
Wie nennt man Jura noch?Das Studium der Rechtswissenschaft wird in Deutschland umgangssprachlich als Jurastudium bezeichnet. Wer ein Studium der Rechtswissenschaft absolviert hat und mit einer „ersten Prüfung“ (bzw. bis 2003 mit dem „Ersten Staatsexamen“) abgeschlossen hat, wird heute als Jurist bezeichnet.
Was statt Jura studieren?Falls Ihr Euch generell für Recht und die Arbeit der Verwaltung interessiert, aber eine praxisnahe, breit gefächerte Ausbildung sucht, könnte dies eine gute Alternative zum Jurastudium sein. Dasselbe gilt übrigens für die Finanzverwaltung, Rechtspflege oder die Studiengänge der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit.
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