Nathan der Weise 1 Aufzug 6 Auftritt Analyse

Nathan der Weise – Übersicht

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(00:15)

Das Drama „Nathan der Weise“ handelt vom jüdischen Geschäftsmann Nathan und seiner Großzügigkeit. Er hilft seinen Mitmenschen nicht nur durch finanzielle Unterstützung, sondern zeigt seine Güte auch durch Toleranz und Akzeptanz.

  • Veröffentlichung: 1779
  • Autor: Gotthold Ephraim Lessing
  • Gattung: Drama (Ideendrama)
  • Epoche: Aufklärung
  • Hauptfiguren: Nathan, Recha, Saladin, Curd von Stauffen (Tempelherr)
  • Gut zu wissen: In einem Ideendrama geht es um eine philosophische Idee. Bei „Nathan der Weise“ ist es die Idee der Toleranz und Gleichheit der Religionen. 

Nathan der Weise – Inhaltsangabe

Der jüdische Kaufmann Nathan lebt mit seiner Adoptivtochter Recha und ihrer Erzieherin Daja in Jerusalem. Bei einem Brand rettet ein christlicher Tempelritter namens Curd von Stauffen Recha aus den Flammen. Er verliebt sich in sie und möchte sie heiraten.

Der muslimische Sultan Saladin will währenddessen von Nathan wissen, welche der drei großen Religionen die wahre ist. Nathan vermittelt ihm mit Hilfe eines Märchens, dass alle Religionen gleich viel wert sind. Recha und Curd finden anschließend heraus, dass sie Geschwister sind und ebenfalls mit der Familie des Sultans verwandt sind. Am Ende ist allen Charakteren die Zusammengehörigkeit als Familie wichtiger als die unterschiedlichen Religionen

Nathan der Weise – Figurenkonstellation

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(00:37)

Hier siehst du alle wichtigen Figuren des Dramas und welche Beziehung sie zueinander haben.

Nathan der Weise 1 Aufzug 6 Auftritt Analyse

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Nathan der Weise – Figurenkonstellation

Nathan

  • reicher jüdischer Kaufmann
  • tolerant, offen und großzügig
  • bewegt seine Mitmenschen zum Nachdenken (z. B. Saladin durch die Ringparabel)
  • vernünftig und realitätsnah
  • ahnt, dass Curd und Recha Geschwister sind

Recha

  • 18 Jahre alt
  • Nathans Adoptivtochter
  • verträumt und schwärmerisch
  • liebt ihren Vater über alles

Curd von Stauffen

  • christlicher Tempelherr
  • wurde von Saladin begnadigt
  • hitzköpfig und impulsiv
  • legt seine Vorurteile gegenüber Juden ab 

Saladin

  • muslimischer Herrscher
  • in finanzieller Notlage
  • zunächst intolerant und feindlich gegenüber anderen Religionen
  • wird durch Nathan auf seine Intoleranz aufmerksam und zeigt Reue

Weitere christliche Charaktere

  • Daja: Rechas christliche Erzieherin
  • Klosterbruder: arbeitet für den Patriarchen
  • Patriarch: christlicher Herrscher, der den anderen Religionen feindlich gegenübersteht 

Nathan der Weise – Zusammenfassung

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(01:40)

Das Drama spielt während eines Waffenstillstands in Jerusalem zur Zeit des Dritten Kreuzzugs, also irgendwann zwischen 1189 und 1192. Unter den Kreuzzügen verstehst du eine Reihe von Kriegen, die zwischen Christen und Menschen anderer Religionen stattfanden. Die Kämpfer der katholischen Kirche nennst du Kreuzritter, Tempelritter oder Tempelherrn. Die Kirche versuchte, so viele Leute wie möglich zum christlichen Glauben zu bekehren. Das ging sogar so weit, dass die Kreuzritter Menschen töteten, die ihrem eigenen Glauben treu bleiben wollten. 

1. Aufzug: Nathan der Weise – Zusammenfassung

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(01:55)

Nathan kehrt von einer Geschäftsreise zurück und erfährt, dass es in seinem Haus in Jerusalem einen Brand gegeben hat. Seine Tochter Recha wurde von dem Tempelherrn Curd von Stauffen aus dem brennenden Haus gerettet und auch Rechas Erzieherin Daja ist wohlauf. Curd wurde zuvor von Sultan Saladin begnadigt und konnte seiner Todesstrafe entkommen. Das ist aber nur der Fall, weil der Tempelherr den Sultan an seinen verstorbenen Bruder erinnert. Recha ist der Meinung, ein Engel habe sie gerettet, doch ihr Vater kann sie überzeugen, dass es sich bei Curd um einen Menschen handelt. 

Als Recha den Tempelherrn wieder einmal in der Nähe ihres Hauses sieht, möchte Nathan ihn zu sich einladen. Er will sich für die Rettung seiner Tochter bedanken. Daja soll zu Curd gehen und ihm Nathans Einladung übermitteln. Sie beobachtet, wie sich der Tempelherr mit einem Klosterbruder, also einem christlichen Mönch unterhält. Der Mönch hat einen Auftrag vom Patriarchen erhalten, das heißt von einem christlichen Bischof. Er soll Curd als Spion anwerben und ihn dazu bringen, den Sultan Saladin auszuspionieren. Der Tempelherr lehnt ab, denn er möchte Saladin nicht hintergehen. Schließlich hat der Sultan ihn begnadigt. Nachdem der Mönch fort ist, geht Daja auf Curd zu und erzählt ihm von der Einladung. Der Tempelherr geht jedoch nicht auf die Einladung ein, da er sich nicht mit Juden wie Nathan unterhalten möchte.

2. Aufzug: Nathan der Weise – Zusammenfassung

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(02:36)

Sultan Saladin erfährt in einem Gespräch mit seinem Schatzmeister, dass er pleite ist. Seit längerer Zeit bezahlt Saladins Schwester schon alle seine Ausgaben. Er überlegt sich, wie er Nathan dazu bekommen könnte, ihm Geld zu leihen. Denn Nathan ist in ganz Jerusalem bekannt, sowohl für seinen Reichtum, als auch für seine Großzügigkeit.

Währenddessen spricht Nathan selbst den Tempelherren an und lädt ihn zu sich ein. Curd ist anfangs skeptisch, doch schon bald finden sich Nathan und der Tempelherr sympathisch. Sie teilen die gleichen Ansichten über Glaube und Religion. Beide lehnen es ab, anderen mit Gewalt einen bestimmen Glauben aufzuzwingen. Außerdem sehen sie sich selbst und ihre Mitmenschen in erster Linie als Menschen und nicht als Anhänger einer bestimmten Religion. Während sich Nathan und der Tempelherr unterhalten, kommt Daja hinzu. Sie teilt Nathan mit, der Sultan möchte ihn sprechen. Nathan macht sich sofort auf den Weg zu Saladin und beschließt, sich erkenntlich zu zeigen. Schließlich hat der Sultan den Retter von Nathans Tochter begnadigt.

3. Aufzug: Nathan der Weise – Zusammenfassung

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(03:18)

Statt ihn um Geld zu bitten, fragt der Sultan Nathan, welche Religion die wahre sei. Nach kurzer Bedenkzeit erzählt Nathan ein Märchen, die sogenannte Ringparabel. Das ist die wichtigste Stelle des ganzen Dramas — du musst sie also gut kennen. Daher haben wir hier ein ausführliches Video zur Ringparabel vorbereitet.

In der Ringparabel geht es um einen Mann, der drei Söhne hat und sie alle gleichermaßen liebt, keiner ist also besser oder schlechter als der andere. Das kannst du als Metapher , also einen bildhaften Vergleich, für die Religionen ansehen. Nathan möchte damit sagen, dass das Judentum, das Christentum und der Islam alle gleich viel wert sind und es keine wahre oder richtige Religion gibt. Der Sultan ist beeindruckt von Nathans Weisheit und bietet ihm seine Freundschaft an. Nathan nimmt sie an und leiht Saladin unaufgefordert Geld.

Der Tempelherr Curd hat sich inzwischen in Recha verliebt. Er bittet Nathan schließlich darum, Recha heiraten zu dürfen, doch Nathan zögert. Er fragt Curd stattdessen über seine Familie aus. Als Daja sich später ebenfalls mit dem Tempelherrn unterhält, offenbart sie ihm ein Geheimnis. Recha ist nämlich gar nicht Nathans leibliche Tochter, sondern wurde adoptiert — und zwar aus einer christlichen Familie. Sie ist also Christin, genau wie Curd. Daja ist sich sicher, dass Nathan aus diesem Grund die Hochzeit eigentlich erlauben müsse.

4. Aufzug: Nathan der Weise – Zusammenfassung

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(00:22)

Curd will sich eine zweite Meinung dazu einholen und sucht Rat beim Patriarchen. Der Tempelherr erzählt von einem Juden, der eine Christin als seine Adoptivtochter aufgenommen hat, nennt jedoch keine Namen. Der Patriarch zeigt sich feindlich gegenüber dem Judentum. Er ist der Meinung, ein Jude müsse zur Strafe verbrannt werden, wenn er eine Christin adoptiert. Außerdem hat er bereits eine Ahnung, dass es sich bei dem Juden um Nathan handelt. Curd ist entsetzt darüber und verlässt den Patriarchen.

Nathan, der Tempelherr, Daja und Recha treffen sich in Saladins Palast. Der Tempelherr hat beschlossen, er möchte für den Sultan arbeiten und ihm somit seinen Dank erweisen, dass Saladin ihn nicht hingerichtet hat. Nathan weigert sich immer noch, Curd seine Adoptivtochter zur Frau zu geben und sagt, er müsse zuvor noch ein paar Dinge über Curds Herkunft herausfinden. Auf dem Weg zu Saladin erfährt Recha von Daja, dass sie eigentlich eine getaufte Christin ist.

5. Aufzug: Nathan der Weise – Zusammenfassung

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(01:00)

Curd erzählt Nathan, dass er ihn beim Patriarchen verpetzt hat und entschuldigt sich dafür. Der Tempelherr möchte Recha nun endlich heiraten, unter anderem auch, damit sie und Nathan dem Urteil des Patriarchen entgehen können. Saladin möchte die Verlobung sofort in Gang setzen, aber Nathan hält ihn zurück.

Nathan erzählt schließlich, dass er der Hochzeit nicht zustimmt, da er etwas herausgefunden hat: Curd und Recha sind in Wirklichkeit Geschwister. Der leibliche Vater der beiden ist Saladins verstorbener Bruder, an den Curd den Sultan schon die ganze Zeit erinnert hat. Recha ist also noch nicht nur die Pflegetochter eines jüdischen Kaufmanns, sondern auch noch die Nichte eines muslimischen Herrschers. Somit sind in ihrer Familie alle drei Religionen vertreten: das Judentum, das Christentum und der Islam. Nathan verspricht, auch für Curd als Vater da zu sein. Alle freuen sich über ihre neu gewonnene Familie und ihre Zusammengehörigkeit ist ihnen letztendlich viel wichtiger, als die unterschiedlichen Religionen, denen sie angehören.

Nathan der Weise – Analyse einer Szene

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(01:38)

In der Mitte des 2. Aufzugs, genauer gesagt im 5. Auftritt, zeigt sich, wie wichtig Toleranz und Gleichberechtigung für Nathan sind. Curd und Nathan sprechen in dieser Szene miteinander und der Tempelherr erkennt, dass er zu Unrecht Vorurteile gegenüber dem Judentum und gegenüber Nathan hatte. Wie sich Curds Einstellung zu Nathan im Laufe des Gesprächs ändert, kannst du sowohl am Inhalt als auch an der Sprache der Szene festmachen.

Zu Beginn des Gesprächs ist die Stimmung zwischen den beiden angespannt. Curd verhält sich Nathan gegenüber abweisend und ist unhöflich. Der Tempelherr sieht Rechts Rettung aus dem brennenden Haus nur als seine Pflicht an. Nathan will sich bei Curd bedanken und bietet ihm zunächst Geld an, was Curd aber schroff ablehnt. Je länger sich die zwei aber unterhalten, desto offener wird der Tempelherr. Zwar versucht er anfangs noch, seine Haltung zu wahren, allerdings ist er beeindruckt von Nathans Toleranz. Nathan gelingt es schließlich, Curd davon zu überzeugen, dass alle Religionen gleich viel wert sind und die beiden freunden sich an. 

Auch sprachlich zeigt sich die Veränderung Curds. Für den Tempelherrn ist Nathan kein ebenbürtiger Gesprächspartner und er spricht ihn auch nicht mit Namen, sondern immer nur nur mit „Jude“ (V. 1200) an. Als Nathan sich für die Rettung seiner Tochter erkenntlich zeigen will, nennt ihn Curd das erste Mal beim Namen („Aber Jude, ihr heißet Nathan?“; V. 1259 f.) und ist beeindruckt, wie wortgewandt Nathan ist („Ihr setzt eure Worte […] sehr gut“; V. 1260). Durch mehrere rhetorische Fragen bringt Nathan den Tempelherrn schließlich zum Umdenken.

Nathan der Weise – Zeitgeschichtliche Einordnung

„Nathan der Weise“ kannst du in die Literaturepoche der Aufklärung einordnen, die geprägt war von neuen Ideen und Denkanstößen. Die Menschen in Europa hinterfragten die Zwänge der Ständegesellschaft sowie den Machanspruch von Königen, aber auch der katholischen Kirche. Die Unzufriedenheit mit dem Absolutismus, also der Alleinherrschaft eines Königs oder Kaisers, gipfelte schließlich in der Französischen Revolution .

Der Mensch wurde stärker als einzelnes, selbständig denkendes Wesen betrachtet. Für die Aufklärung war nicht mehr der Mensch als Teil eines gesellschaftlichen Standes am wichtigsten, sondern als eigenständige Person mit eigenen Ideen und Werten. Vor allem die Vernunft, Toleranz und Gleichheit standen im Mittelpunkt der Aufklärung. Diese Themen kannst du auch in „Nathan der Weise“ finden. Nathan ist eine sehr typische Figur für die Aufklärung, da er immer vernünftig und überdacht handelt. Außerdem ist ihm die Gleichheit der Religionen sehr wichtig und er setzt sich für die Toleranz gegenüber Andersgläubiger ein. 

Szenenanalyse

Jetzt weißt du, worum es in „Nathan der Weise“ geht und kennst dich mit den Figuren sowie dem historischen Hintergrund aus. Um eine vollständige Szenenanalyse für das Werk schreiben zu können, schaust du dir am besten direkt unser Video  dazu an.

Nathan der Weise 1 Aufzug 6 Auftritt Analyse

Zum Video: Nathan der Weise – Szenenanalyse

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In welchem Aufzug ist die Ringparabel?

Hinweis: Die sogenannte Ringparabel findet sich im siebenten Auftritt des dritten Aktes des Dramas Nathan der Weise.

Was passiert im ersten Aufzug von Nathan der Weise?

1. Aufzug: Als der reiche Jude Nathan von einer Geschäftsreise nach Jerusalem zurückkehrt, erfährt er von der christlichen Gesellschafterin seiner Tochter Recha, dass diese beinahe bei einem Brand in seinem Haus ums Leben gekommen ist.

Wie erklärt Recha ihre Rettung?

Nathan will Recha davon überzeugen, dass ihr Retter ein Mensch war, und so die "Engelschwärmerin“ heilen. Daja versucht nun, Rechas wankenden Glauben an einen Engel mit dem Argument zu stützen, dass es nicht schade, an einen Engel zu glauben, und dass man sich so der göttlichen Ursache dieser Rettung näher fühle (vgl.

Wie viele Aufzüge und Auftritte hat Nathan der Weise?

Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise. Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen.