Muss man Krankmeldung an Krankenkasse schicken

Wer krank ist, sollte sich auskurieren und gesund werden können. An Arbeiten ist während einer Erkältung oder einer anderen Erkrankung meist nicht zu denken. So weit, so gut. Arbeitnehmer können sich deshalb beim Arbeitgeber krank melden. Spätestens ab dem dritten Krankheitstag brauchen sie für die Krankmeldung eine sogenannte Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU).

Krankmeldung: AU für Arbeitgeber und Krankenkasse

In der Regel suchen Kranke eine Arztpraxis auf. Ein Arzt untersucht den erkrankten Patienten nicht nur, sondern kann auch die Arbeitsunfähigkeit bescheinigen. Bislang stellte er dazu den "gelben Schein" in Papierform aus. Kranke Arbeitnehmer schickten die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) dann mit jeweils einem Expemplar an den Arbeitgeber und an die Krankenkasse. 

Neu ab 01. Oktober: Künftig übermitteln die Arztpraxen die AU digital an die Krankenkassen. Dadurch sparen sich Arbeitnehmer einen Schritt der Krankmeldung: Sie müssen die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung nicht mehr selbst an ihre Krankenkasse schicken.

Neu: digitale AU für die Krankenkassen

Der Vorteil an der neuen digitalen Krankmeldung bei den Krankenkassen, auch elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) genannt: Bislang bestand das Risiko, dass der Krankengeldanspruch für gesetzlich Versicherte möglicherweise erlischt, wenn sie ihre Krankenkasse zu spät über ihre Krankmeldung informieren.

Da die Arztpraxis die AU nun direkt elektronisch an die Krankenkasse schickt, fällt das Risiko für die Patienten weg.

Tipp: Da die Änderung bei der Krankmeldung noch ganz neu ist, sollten Patienten zur Sicherheit in ihrer Praxis nachfragen, ob diese die AU auch direkt der Krankenkasse meldet. Es kann durchaus sein, dass noch nicht jede Arztpraxis über die technischen Voraussetzungen zur digitalen Übertragung verfügt.

Was noch bestehen bleibt, ist das schriftliche Exemplar, das krankgemeldete Arbeitnehmer weiterhin an ihren Arbeitgeber schicken oder dort abliefern müssen. Erst ab Juli 2022 sollen Unternehmen an das elektronische Verfahren zum Abruf der eAU angeschlossen werden, wie die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen mitteilt.

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29. Juni 2022, 9:30 Uhr

Eigentlich möchtest du dir nur die Decke über den Kopf ziehen und dich in Ruhe auskurieren. Doch als Arbeitnehmer musst du dich im Krankheitsfall auch um einige Formalitäten kümmern. Dazu gehört auch, dass die Krankenkasse rechtzeitig von deiner Krankmeldung erfährt. Ansonsten kann es später Stress beim Krankengeld geben.

Muss man Krankmeldung an Krankenkasse schicken

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Wozu braucht die Kran­ken­kas­se eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung?

Zugegeben: Der ganze bürokratische Aufwand, der mit einer Krankschreibung verbunden ist, kann ganz schön nerven. Dass der Arbeitgeber zeitnah eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) sehen will, ist für die meisten Angestellten noch nachvollziehbar, schließlich muss er das Gehalt weiter zahlen. Aber warum auch noch eine Krankmeldung an die Krankenkasse schicken?

Der Grund ist ein ganz ähnlicher – es geht ums Geld. Genauer gesagt ums Krankengeld. Wenn du so lange arbeitsunfähig bist, dass die Gehaltsfortzahlung des Arbeitgebers endet und du ins Krankengeld rutschst, musst die bisherige Arbeitsunfähigkeit fristgerecht und lückenlos bei der Krankenkasse gemeldet worden sein. Ansonsten kann das Auswirkungen auf deinen Krankengeldanspruch haben. Im schlechtesten Fall kann das Krankengeld sogar vollständig ausgesetzt werden, solltest du die Krankmeldung bei der Krankenkasse vergessen.

Gemäß § 49 Absatz 1 Nr. 5 Sozialgesetzbuch Fünftes Buch (SGB V) waren Arbeitnehmer bisher grundsätzlich verpflichtet, spätestens eine Woche nach Beginn der Arbeitsunfähigkeit eine Bescheinigung darüber bei ihrer Krankenkasse einzureichen.

Wie läuft es mit der elek­tro­ni­schen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung?

Diese Pflicht zur Krankmeldung bei der Kasse soll für Arbeitnehmer jedoch künftig entfallen. Dafür sorgt – eigentlich – die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU). Theoretisch sollen Ärzte bereits jetzt (Stand: Juni 2022) Krankschreibungen direkt auf digitalem Weg an die Krankenkassen übermitteln. Allerdings sind noch nicht alle Arztpraxen technisch entsprechend ausgerüstet. Deshalb dürfen sie übergangsweise noch den alten „gelben Schein” ausstellen, den du dann selbst bei deiner Krankenkasse einreichen musst.

Das kann für Verunsicherung sorgen – etwa, wenn sich Patienten darauf verlassen, dass die Arztpraxis ihre Krankmeldung bei der Krankenkasse einreicht, dies aber nicht oder zu spät geschieht. In einem solchen Fall klagte eine Arbeitnehmerin, der aus diesem Grund das Krankengeld verzögert ausgezahlt worden war, und erhielt im Januar 2022 vor dem Sozialgericht Dresden Recht (AZ S 45 KR 575/21). Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig.

Du solltest dich also vorerst noch nicht darauf verlassen, dass die Krankenkasse die Krankmeldung automatisch erhält. Wenn du krankgeschrieben wirst, frage sicherheitshalber beim Arzt nach, ob die Praxis die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung digital übermittelt. Ist sie dazu noch nicht in der Lage, bist du als Versicherter nämlich nach wie vor in der Pflicht.

Kran­ken­kas­sen akzep­tie­ren papier­lo­se „gelbe Scheine”

Selbst wenn du dich noch selbst darum kümmern musst, dass die Krankmeldung rechtzeitig an die Krankenkasse geht, kannst du dir den Weg zur Post oft sparen. Die meisten Krankenkassen bestehen nicht mehr darauf, den gelben Schein im Original zu erhalten. Oft reicht es aus, ein leserliches Foto davon zu machen und per Mail zu schicken oder auf der Website oder in der App der Krankenkasse hochzuladen.

FAZIT

  • Theo­re­tisch liegt die Pflicht zur Über­mitt­lung der Arbeits­un­fä­hig­keit an die Kran­ken­kas­se mit der Umstel­lung auf die eAU mitt­ler­wei­le beim Arzt.
  • Wenn der Arzt­pra­xis die tech­ni­schen Vor­aus­set­zun­gen für die elek­tro­ni­sche AU noch fehlen, müssen Arbeit­neh­mer die Krank­mel­dung innerhalb einer Woche ab Aus­stel­lung selbst an die Kran­ken­kas­se schicken.
  • Vielen Kran­ken­kas­sen reicht ein leser­li­ches Foto des gelben Scheins in digitaler Form aus.

Bitte lesen Sie zu dem Inhalt auch unsere Rechtshinweise.

Was passiert wenn man eine Krankmeldung nicht an die Krankenkasse schickt?

Haben Sie die Krankmeldung nicht an die Krankenkasse geschickt, verlieren Sie damit den Anspruch auf die Zahlung des Krankengelds. Sie müssen dieses im Übrigen nicht gesondert beantragen. Die Krankenkasse prüft beim Eingang der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung Ihr Anrecht auf diese Auszahlung automatisch.

Werden Krankmeldungen automatisch an die Krankenkasse geschickt?

Am 1. Oktober 2021 startete das elektronische Verfahren zur Übermittlung der Arbeitsunfähigkeitsdaten an die Krankenkassen. Seit dem 1. Januar 2022 senden alle Vertragsärztinnen und -ärzte die eAU an uns, wenn die technischen Voraussetzungen in den Praxen vorliegen.

Wer muss die Krankmeldung an die Krankenkasse schicken?

Beschäftigte, die vom Arzt oder der Ärztin krankgeschrieben werden, müssen das ihrer Krankenkasse und ihrem Arbeitgeber melden. Dafür stellen Arztpraxen je eine Bescheinigung der Arbeitsunfähigkeit (AU) aus, oft auch «gelber Schein» genannt.

Wann muss man die Krankmeldung bei der Krankenkasse abgeben?

Die Frist bei der Krankenkasse für das Vorlegen der Krankmeldung beträgt genau eine Woche. Gesetzlich ist das Ganze im Sozialgesetzbuch (SGB) Fünftes Buch (V) § 49 SGB geregelt.