Mein schönes fräulein darf ich wagen meinen arm und geleit ihr anzutragen

Stra�e.

[84] Faust. Margarete vor�bergehend.

FAUST.

Mein sch�nes Fr�ulein, darf ich wagen,

Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?

MARGARETE.

Bin weder Fr�ulein, weder sch�n,

Kann ungeleitet nach Hause gehn.

Sie macht sich los und ab.

FAUST.

Beim Himmel, dieses Kind ist sch�n!

So etwas hab' ich nie gesehn.

Sie ist so sitt- und tugendreich,

Und etwas schnippisch doch zugleich.

Der Lippe Rot, der Wange Licht,

Die Tage der Welt vergess' ich's nicht!

Wie sie die Augen niederschl�gt,

Hat tief sich in mein Herz gepr�gt;

Wie sie kurz angebunden war,

Das ist nun zum Entz�cken gar!

Mephistopheles tritt auf.

FAUST.

H�r, du mu�t mir die Dirne schaffen!

MEPHISTOPHELES.

Nun, welche?

FAUST.

Sie ging just vorbei.

MEPHISTOPHELES.

Da die? Sie kam von ihrem Pfaffen,

Der sprach sie aller S�nden frei;

Ich schlich mich hart am Stuhl vorbei.

Es ist ein gar unschuldig Ding,

Das eben f�r nichts zur Beichte ging;

�ber die hab' ich keine Gewalt![84]

FAUST.

Ist �ber vierzehn Jahr doch alt.

MEPHISTOPHELES.

Du sprichst ja wie Hans Liederlich,

Der begehrt jede liebe Blum' f�r sich,

Und d�nkelt ihm, es w�r' kein' Ehr'

Und Gunst, die nicht zu pfl�cken w�r';

Geht aber doch nicht immer an.

FAUST.

Mein Herr Magister Lobesan,

Lass' Er mich mit dem Gesetz in Frieden!

Und das sag' ich Ihm kurz und gut:

Wenn nicht das s��e junge Blut

Heut nacht in meinen Armen ruht,

So sind wir um Mitternacht geschieden.

MEPHISTOPHELES.

Bedenkt, was gehn und stehen mag!

Ich brauche wenigstens vierzehn Tag',

Nur die Gelegenheit auszusp�ren.

FAUST.

H�tt' ich nur sieben Stunden Ruh',

Brauchte den Teufel nicht dazu,

So ein Gesch�pfchen zu verf�hren.

MEPHISTOPHELES.

Ihr sprecht schon fast wie ein Franzos;

Doch bitt' ich, la�t's Euch nicht verdrie�en:

Was hilft's, nur grade zu genie�en?

Die Freud' ist lange nicht so gro�,

Als wenn Ihr erst herauf, herum,

Durch allerlei Brimborium,

Das P�ppchen geknetet und zugericht't,

Wie's lehret manche welsche Geschicht'.

FAUST.

Hab' Appetit auch ohne das.

MEPHISTOPHELES.

Jetzt ohne Schimpf und ohne Spa�.

Ich sag' Euch: mit dem sch�nen Kind

Geht's ein- f�r allemal nicht geschwind.

Mit Sturm ist da nichts einzunehmen;

Wir m�ssen uns zur List bequemen.

FAUST.

Schaff mir etwas vom Engelsschatz!

F�hr mich an ihren Ruheplatz!

Schaff mir ein Halstuch von ihrer Brust,

Ein Strumpfband meiner Liebeslust![85]

MEPHISTOPHELES.

Damit Ihr seht, da� ich Eurer Pein

Will f�rderlich und dienstlich sein,

Wollen wir keinen Augenblick verlieren,

Will Euch noch heut in ihr Zimmer f�hren.

FAUST.

Und soll sie sehn? sie haben?

MEPHISTOPHELES.

Nein!

Sie wird bei einer Nachbarin sein.

Indessen k�nnt Ihr ganz allein

An aller Hoffnung k�nft'ger Freuden

In ihrem Dunstkreis satt Euch weiden.

FAUST.

K�nnen wir hin?

MEPHISTOPHELES.

Es ist noch zu fr�h.

FAUST.

Sorg du mir f�r ein Geschenk f�r sie!

Ab.

MEPHISTOPHELES.

Gleich schenken? Das ist brav! Da wird er re�ssieren!

Ich kenne manchen sch�nen Platz

Und manchen altvergrabner Schatz;

Ich mu� ein bi�chen revidieren.

Ab.


Mein sch�nes Fr�ulein, darf ich wagen,
meinen Arm und geleit ihr anzutragen?
Bin weder Fr�ulein, weder sch�n,
ungeleitet nach Hause gehen.
My fair lady, may I venture,
to offer my arm and escort you?
I'm neither a lady, nor pretty,
and can go home unescorted.

Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,
Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?

Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832) war ein deutscher Dichter und Geheimrat (hoher Beamter). Mehr Johann Wolfgang von Goethe Zitate

Goethe; Faust I, Vers 2605 f.; Faust

Siehe weitere Zitate über: Frauen

Zitate können in vielen Situationen des Lebens hilfreich sein – und im richtigen Augenblick angewandt nicht nur Eindruck schinden, sondern auch die Stimmung aufhellen.

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Bin weder Fräulein, weder schön, Kann ungeleitet nach ...     Johann Wolfgang von Goethe

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Grau, teurer Freund, ist alle Theorie. Und grün des ...     Johann Wolfgang von Goethe

Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,

Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?

Bin weder Fräulein, weder schön,

Kann ungeleitet nach Hause gehn.

(Sie macht sich los und ab.)

Beim Himmel, dieses Kind ist schön!

So etwas hab ich nie gesehn.

Sie ist so sitt- und tugendreich,

Und etwas schnippisch doch zugleich.

Der Lippe Rot, der Wange Licht,

Die Tage der Welt vergeß ich’s nicht!

Wie sie die Augen niederschlägt,

Hat tief sich in mein Herz geprägt;

Wie sie kurz angebunden war,

Das ist nun zum Entzücken gar!

Mephistopheles tritt auf.

Hör, du mußt mir die Dirne schaffen!

Da die? Sie kam von ihrem Pfaffen,

Der sprach sie aller Sünden frei

Ich schlich mich hart am Stuhl vorbei,

Es ist ein gar unschuldig Ding,

Das eben für nichts zur Beichte ging;

Über die hab ich keine Gewalt!

Ist über vierzehn Jahr doch alt.

Du sprichst ja wie Hans Liederlich,

Der begehrt jede liebe Blum für sich,

Und dünkelt ihm, es wär kein Ehr

Und Gunst, die nicht zu pflücken wär;

Geht aber doch nicht immer an.

Mein Herr Magister Lobesan,

Laß Er mich mit dem Gesetz in Frieden!

Und das sag ich Ihm kurz und gut:

Wenn nicht das süße junge Blut

Heut Nacht in meinen Armen ruht,

So sind wir um Mitternacht geschieden.

Bedenkt, was gehn und stehen mag!

Ich brauche wenigstens vierzehn Tag,

Nur die Gelegenheit auszuspüren.

Hätt ich nur sieben Stunden Ruh,

Brauchte den Teufel nicht dazu

So ein Geschöpfchen zu verführen.

Ihr sprecht schon fast wie ein Franzos;

Doch bitt ich, laßt’s Euch nicht verdrießen:

Was hilft’s, nur grade zu genießen?

Die Freud ist lange nicht so groß,

Als wenn Ihr erst herauf, herum

Durch allerlei Brimborium,

Das Püppchen geknetet und zugericht’t

Wie’s lehret manche welsche Geschicht.

Hab Appetit auch ohne das.

Jetzt ohne Schimpf und ohne Spaß:

Ich sag Euch, mit dem schönen Kind

Geht’s ein für allemal nicht geschwind.

Mit Sturm ist da nichts einzunehmen;

Wir müssen uns zur List bequemen.

Schaff mir etwas vom Engelsschatz!

Führ mich an ihren Ruheplatz!

Schaff mir ein Halstuch von ihrer Brust,

Ein Strumpfband meiner Liebeslust!

Damit Ihr seht, daß ich Eurer Pein

Will förderlich und dienstlich sein’

Wollen wir keinen Augenblick verlieren,

Will Euch noch heut in ihr Zimmer führen.

Und soll sie sehn? sie haben?

Nein! Sie wird bei einer Nachbarin sein.

Indessen könnt Ihr ganz allein

An aller Hoffnung künft’ger Freuden

In ihrem Dunstkreis satt Euch weiden.

Sorg du mir für ein Geschenk für sie!

Gleich schenken? Das ist brav! Da wird er reüssieren!

Ich kenne manchen schönen Platz

Und manchen altvergrabnen Schatz;

Ich muß ein bißchen revidieren.

Wem bietet Faust Arm und Geleit an?

Faust. Mein schönes Fräulein, darf ich wagen, Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen? Margarethe.

Bin weder Fräulein weder schön kann Ungeleitet nach Hause gehn Vers?

Bin weder Fräulein, weder schön, Kann ungeleitet nach Hause gehn. Sie macht sich los und ab. Faust.

Bin weder Fräulein noch Bin ich schön?

Margarete: Bin weder Fräulein, weder schön, Kann ungeleitet nach Hause gehn. (Sie macht sich los und ab.)

Ist über 14 Jahr doch alt?

Faust: Ist über vierzehn Jahr doch alt. Und Gunst, die nicht zu pflücken wär; Geht aber doch nicht immer an.