Ich packe meinen Koffer für Erwachsene

„Ich packe meinen Koffer und nehme mit…“ – Den Klassiker unter den Merkspielen gibt es jetzt im praktischen Mitnahmeformat mit niedlichen Illustrationen von Monika Suska. Was nehmen Kinder denn wohl gerne mit auf Reisen? Die Schwimmflossen, die Kamera und ein T-Shirt? Hier kann es auch schon mal passieren, dass plötzlich ein Einhorn oder ein Piratenschiff im Koffer landet. Wer sich den Inhalt am besten merken kann, wird zum besten Kofferpacker gekürt. Dank des praktischen Mitnahmeformats in der Metalldose ist das Spiel perfekt für unterwegs und verkürzt lange Reisezeiten im Auto, im Flugzeug oder im Zug.

So wird’s gespielt:
- Die Spieler nehmen reihum eine Karte aus der Mitte.
- Sie ergänzen die Packliste immer um den Gegenstand, der auf der Karte zu sehen ist.
- Doch Vorsicht: Zuerst müssen alle Gegenstände in der richtigen Reihenfolge wiederholt werden.
- Wer einen Fehler macht, scheidet aus dem Spiel aus.
- Es gewinnt, wer bis zum Schluss alle Gegenstände aufzählen kann.

Inhalt
+ 39 Karten
+ 1 Spielanleitung

Am Abend vor dem ersten Schultag kam Renate uns besuchen. Meine Frau hatte Kokoskuchen gebacken, und wir brühten arabischen Kaffee auf. Der Geruch entfaltete sich in der Wohnung, und wir horchten auf die Einfahrt, um Renate an der Haustür zu empfangen. Meine Frau servierte den Kuchen, Renate fragte nach dem Rezept, gemeinsam wälzten wir das Wörterbuch und malten Bilder, um die Zutaten zu beschreiben.

Dann saßen wir auf dem Sofa, und sie schlug vor, ein Spiel zu spielen, um Vokabeln zu lernen. Ich verzog mich auf den Sessel am Fenster. “Ich packe meinen Koffer und nehme mit: Eine Hose”, sagte sie. Meine kleine Tochter wiederholte ihren Satz und ergänzte: “Und eine Teddybär”. „Einen“, korrigierte Renate. „Ich packe meinen Koffer und nehme mit: Eine Hose und einen Teddybär und mein Schmuckkästchen“, sagte meine große Tochter. Meine Frau wiederholte das Gesagte und ergänzte: „Und meine Fotoalben“.

Ich merkte, wie meine Hände anfingen zu zittern. Mit einem Schlag war alles wieder da.

Es war nicht lange her, dass wir unsere Koffer gepackt hatten. Was nicht hineinpasste, mussten wir zurücklassen. Meine Frau hatte gesagt: “Ich packe die Fotoalben ein, die müssen wir mitnehmen”. „Die Fotos sind Luxus“,  rief ich. „Eine Flucht ist kein Umzug“. „Diese Fotoalben sind meine Erinnerungen, ich kann sie nicht hierlassen“, sagte sie fest entschlossen. „Wir fliehen in ein fremdes Land”, schrie ich und war wütend, “wir wissen nicht, was kommt. Wir brauchen Kleidung und Schuhe, Erste-Hilfe-Material, Medikamente. Wir fahren nicht in den Urlaub, wir gehen weg, für immer.“ Ich war wütend auf meine Frau und auf den Krieg und auf das Kofferpacken, einfach auf alles.

“Lass uns die Fotos in den Koffer packen”, sagte meine Frau ganz ruhig, “ganz sicher werden sie uns helfen da drüben. Kleidung und Schuhe gibt es auch dort, aber unsere Erinnerungen können wir nicht wiederholen. Mir platzte fast der Kopf. Die Kinder wollten Kuscheltiere, Barbies, Kissen, Spiele, Lego Figuren und Bausteine, Sonnencreme und ihren MP3 Player mitnehmen, meine Frau holte Schmerztabletten und ihr Tagebuch. Die Kleinste wollte unbedingt die Katze mitnehmen, die Älteste ihr Schmuckkästchen, das sie zu ihrem sechzehnten Geburtstag von ihrer Großmutter als Geschenk bekommen hatte. Ich kenne es seit meiner Kindheit, es ist aus schwarzem Leder und das Innenfutter ist aus weichem rotem Samt.

Ein geblümtes Halstuch, Mäntel, Jacken, Röcke, Blusen legte meine Frau hin, hängte sie wieder auf, warf sie sich über.

Alles, was vorher normal war, wurde plötzlich wertvoll.

Die Bilder an der Wand, die man schon gar nicht mehr gesehen hatte, offenbarten wieder ihre Geschichten. Das Gemälde im Schlafzimmer hatten wir in unseren Flitterwochen gekauft. Das Gemälde im Wohnzimmer kam vom verstorbenen Vater. Die Vorhänge hatte  meine Mutter genäht und bestickt. Sie hatte viele Nächte an ihrer Nähmaschine verbracht.

25 Jahre lang haben wir unser Haus Stück für Stück möbliert. Sessel, Sofa, Tisch und Vorhang. Bücherregal, Betten, Teppiche und Schränke. Stehlampe, Schreibtisch, Esstisch, Stühle und Waschmaschine. Herd und Geschirr und Teemaschine, Mikrowelle und Spülmaschine. Jedes Stück trägt eine Erinnerung. Ich brauchte fünf Jahre, um die Raten für die Waschmaschine zu bezahlen. Ich habe ein Jahr lang Überstunden gemacht, um den Herd und den Kühlschrank kaufen zu können.

In Syrien folgt der Kauf eines Möbelstücks einem langen Plan. Alles wird erhalten und an die Kinder und Enkelkinder weitergegeben. Paare erhalten zu ihrer Heirat Möbel und Küchengeräte. Jedes Geschenk trägt eine Erinnerung. Wenn ich die Karottenpresse benutze, fällt mir sofort ein, wer sie uns gegeben hat.
Wie schwer, all das in einen Koffer zu packen.

Wie schwer, ein ganzes Leben auf einen Koffer zu reduzieren. Doch wir packten unsere Koffer.

Ich ließ den Schreibtisch zurück, der mich viele Jahre begleitet hatte. Noch nach Wochen hörte ich nachts mein Fenster sagen: “Warum hast du mich zurückgelassen und bist weggegangen?” In der Dunkelheit sah das Fenster mich an, und ich sah auf die zwei alten Eukalyptusbäume am Straßenrand, die ich an heißen Sommertagen gegossen hatte, und sah auf das vertraute Nachbarhaus von Abo Marwa und Om Marwa. Wie gerne würde ich Ihnen noch einmal dabei zusehen, wie sie in der Küche das Essen vorbereiten, wie sie zusammen lachen oder unserer Katze heimlich ein Leckerli geben.

Ich hatte meinen Koffer gepackt und in ein fremdes Land mitgenommen, hatte den Koffer dort ausgepackt und alles an seinen Platz gestellt. Ich hatte ein paar der Fotos aufgestellt, auf denen im Hintergrund auch die Gemälde aus dem Wohnzimmer zu sehen sind. Ein Foto vom Blick aus dem Fenster gab es nicht.
Lange hatten wir versucht, den Duft in den Hemden zu konservieren. Wir schlossen die Knöpfe fest, damit der Geruch der Hemden nicht verflog. Wir schlossen abends den Schrank und wussten, dass der Geruch immer noch in den Kleidern war. Die erste Wäsche der Kleidung fiel uns unendlich schwer. Wir hatten mit den Dingen auch den Geruch von ihnen in den Koffer gepackt. Sein Gewicht wurde auf der Waage am Flughafen nicht berechnet.

Ich saß auf meinem Sessel in der Zimmerecke und tat, als wäre ich mit dem Handy beschäftigt, während sie ihr Spiel spielten. Ich packe meinen Koffer und nehme mit: Eine Hose, einen Teddybär, mein Schmuckkästchen, meine Fotoalben. „Kuscheltiere, Kissen, Spiele, MP3 Player, meine Lego Bausteine, Lego Figuren, die Katze, den Großvater, die Großmutter …“, hastig hatte mein Sohn gesprochen, und dann versagte ihm die Stimme.

Ich stand auf und setzte mich zu ihnen. Ich wiederholte all das Gesagte, wunderte mich, dass mein Sohn schon so viele deutsche Wörter gelernt hatte, vergaß keines der Dinge, die sie genannt hatten, denn ich kannte sie alle, und ergänzte: „Und mein Fenster im Arbeitszimmer mit dem Blick auf das Nachbarhaus und die Eukalyptusbäume “. Ich legte meinem Sohn den Arm um die Schulter. „Und jetzt schaue ich jeden Morgen aus meinem Fenster zu unseren neuen Nachbarn Rudolf und Annelie rüber. Übrigens, sie haben uns für morgen zum ersten Schultag zum Kaffee eingeladen.“

Mehr zu Integration als Perspektive für Geflüchtete

Wir freuen uns, wenn Sie Anmerkungen oder Feedback zu unseren Blogbeiträgen hinterlassen. Um eine faire und sachliche Diskussionskultur zu gewährleisten und sicherzustellen, dass die Kommentare unseren Communitystandards entsprechen, werden die Beiträge nach einer kurzen Überprüfung freigegeben.

Was fördert Ich packe meinen Koffer?

Kofferpacken zu spielen macht nicht nur Spaß, sondern fördert auch das Gedächtnis. Im Spiel geht es darum aufzuzählen, was die Mitspieler:innen in ihren Koffer packen wollen. Die erste Person beginnt und sagt: „Ich packe meinen Koffer und nehme mit:“ und fügt dann einen Gegenstand an.

Wie ich meinen Koffer packe?

Und los geht's:.
Packt euren Koffer in der richtigen Reihenfolge. Schwere Gegenstände wie Bücher oder Schuhe gehören für die Reise immer ganz nach unten in den Koffer, leichte Kleider oder Blusen nach oben. ... .
Kleidung rollen statt falten. ... .
Schuhe mit Socken auspolstern. ... .
Kosmetik sicher und gut verstauen. ... .
Nicht ans Limit gehen..